17.11.2016 Aufrufe

BR-Magazin 24/2016

Das hauseigene Magazin des Bayerischen Rundfunks informiert vierzehntägig über die Höhepunkte im Programm. Hier finden Sie Hintergründe zu neuen Produktionen und Veranstaltungen. Außerdem gibt es eine ausführliche Programmübersicht.

Das hauseigene Magazin des Bayerischen Rundfunks informiert vierzehntägig über die Höhepunkte im Programm. Hier finden Sie Hintergründe zu neuen Produktionen und Veranstaltungen. Außerdem gibt es eine ausführliche Programmübersicht.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

TITELTHEMA<br />

Von oben: Gustl Bayrhammer in<br />

„Die Tochter des Bombardon“ (1982),<br />

„Der Zigeunersimmerl“ (1961),<br />

„Göttinnen weißblau“ (<strong>2016</strong>) mit Dieter<br />

Fischer, Andreas Bittl, Corinna Binzer<br />

und Winfried „Waggi“ Hübner<br />

Fotos: <strong>BR</strong>/Foto Sessner (2), <strong>BR</strong>/Ralf Wilschewski (2)<br />

Mit dem Hauffa auf Tournee gehen,<br />

des stell i mir lustig vor.“<br />

Dieter Fischer sitzt in der Garderobe<br />

im Festspielhaus Füssen und<br />

schmunzelt. In knapp zwei Stunden muss<br />

er auf die Bühne: „Göttinnen weißblau“,<br />

die neueste Komödienstadelproduktion,<br />

wird aufgezeichnet. Seit einer Woche<br />

probt das Ensemble schon in Füssen und<br />

eine Art Klassenfahrtstimmung macht<br />

sich breit. „Mir treffn uns ins der Regel<br />

um hoibe neine zum Frühstück und des is<br />

ein Event, eine Riesengaudi. Morgen wird<br />

wahrscheinlich der Hotelchef ofanga,<br />

dass er sagt ‚Jetzt misst’s amoi a Ruah<br />

gem, wir ham andere Gäst aa no.‘ Da<br />

geht’s in der Friah scho zua, des is sehr<br />

lustig. Der Waggi Hübner is Spezialist für<br />

Kalauer und dann sagn mir immer, er<br />

muss sich woanders hinsetzen, weil die in<br />

der Friah no ned erträglich san.“ Die letzten<br />

Tage haben das Ensemble zusammengeschweißt.<br />

Wenn hinter den Kulissen<br />

die Stimmung schon so gut ist, kann<br />

auf der Bühne eigentlich nichts mehr<br />

schiefgehen. Bisher wurde der „Komödienstadel“<br />

im Fernsehstudio in München<br />

Unterföhring aufgezeichnet, vor geladenen<br />

Gästen. Jetzt, vor zahlendem Publikum,<br />

in einem öffentlichen Theater ist die<br />

Nervosität natürlich groß. Am Vortag war<br />

die Premiere und im Frühjahr 2018 geht<br />

es dann, passend zum neuen Konzept,<br />

endlich auf Tournee durch Bayern.<br />

Männer ohne Nerven<br />

„Es war ein Superpublikum gestern,“<br />

schwärmen Johanna Bittenbinder und<br />

Corinna Binzer. „Die Pointe war noch gar<br />

ned gspuit, da hat des Publikum scho<br />

gwusst, jetzt passiert glei was Lustigs.<br />

Die ham des grocha! Und dann is abganga,<br />

des Publikum, und des war echt<br />

schee, des war wirklich richtig schee.“<br />

Was natürlich auch am Stück von Cornelia<br />

Willinger liegt. In „Göttinnen weißblau“<br />

geht es um die drei Schwestern<br />

Traudl, Wilma und Vroni (Johanna Bittenbinder,<br />

Heide Ackermann und Corinna<br />

Binzer), für die es im Leben nichts Wichtigeres<br />

gibt, als ihren Berggasthof „Schwanenwirt“.<br />

Für die Männer im Haus (Dieter<br />

Fischer, Winfried Hübner, Andreas Bittl)<br />

bleibt da wenig Zeit. Zu wenig, finden sie.<br />

Und so hecken die Betrübten einen gemeinen<br />

Racheplan für die große Silvesterfeier<br />

aus, bei dem nicht nur eine Toilette<br />

explodiert … „Es is schon ein sehr gelungenes<br />

und freches Stück“, meint Johanna<br />

Bittenbinder. „Mir hat’s sehr großen Spaß<br />

gmacht, des zum spuin,“ sagt Corinna<br />

Binzer. „Es gibt die Frauenlacher und die<br />

Männerlacher und des passt ganz guad,<br />

weil’s ja um Beziehungen geht.“<br />

„Dialekt geht sofort ins Herz“<br />

Die meisten Stadelschauspieler haben<br />

schon in ihrer Jugend den „Komödienstadel“<br />

im Fernsehen gesehen. Unvergessen<br />

die Auftritte von Michl Lang, Ludwig<br />

Schmid-Wildy, Erni Singerl oder Gustl<br />

Bayrhammer. Dass sie selbst mal bei einer<br />

Produktion mitspielen würden, hätten<br />

sie sich nicht träumen lassen. „I bin<br />

bei meiner Omi aufgwachsn und der ‚Komödienstadel‘,<br />

des war bei uns wirklich<br />

Familienfernsehen,“ erzählt Corinna Binzer.<br />

„I hob des immer total schee gfundn,<br />

dass meine Großeltern so vui glacht ham.“<br />

Auch Johanna Bittenbinder kommt aus<br />

dem Schwärmen gar nicht mehr heraus:<br />

„Ich bin mit diesen Volksschauspielern<br />

aufgwachsn. Da geht einem das Herz auf.<br />

Und dass ma da ein Teil davon sein darf,<br />

is einfach was Schönes. Ich finde, es is<br />

eine Auszeichnung, wenn man für die<br />

Leute spielt.“ Verfechter der Hochkultur<br />

rümpfen ja gern mal die Nase über das<br />

Volkstheater. Aber der Dialekt hat eben<br />

auch seine Stärken. „Dialekt geht sofort<br />

ins Herz,“ findet Heide Ackermann. Und<br />

auch die tiefe Verbundenheit von Machern<br />

und Zuschauern, die den „Komödienstadel“<br />

auszeichnet, dürfte in der modernen Medienlandschaft<br />

sonst kaum zu finden sein.<br />

„I hob an Stadl gspuit und drei, vier Monate<br />

später is die Aufzeichnung glaffa.<br />

I geh spaziern bei mir im Landkreis, hoit<br />

a Bauer o mit einem Riesenteil von Güllefass<br />

und sogt: ‚Am Sonntag hod’s ma<br />

gfoin.‘ Mehr hod a eigentlich ned gsagt.<br />

Und dann sog i: Ziel erreicht“, erzählt<br />

Dieter Fischer. Sonntag ist Stadeltag in<br />

<strong>BR</strong> Fernsehen. Und wie man in Füssen<br />

am Publikum sieht, sitzen wohl auch<br />

heute noch Erwachsene, Kinder, junge<br />

Leute und Großeltern zuhause vor den<br />

TV-Geräten. Olga-Louise Dommel<br />

– <strong>BR</strong> Fernsehen<br />

Sonntag, 20.11.<strong>2016</strong>, 20.15 Uhr<br />

Der Komödienstadel: Göttinnen<br />

weißblau, D <strong>2016</strong>, 90 Min.<br />

br-fernsehen.de<br />

Mehr Informationen unter:<br />

br.de<br />

<strong>BR</strong>-<strong>Magazin</strong> – 5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!