19.11.2016 Aufrufe

Quatsch oder Aufklärung?

AH88_Gaebler_WEB

AH88_Gaebler_WEB

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die heute show<br />

dienfrust“ bedienten. Oliver Welke ätze gegen<br />

Politiker, Bosse und Journalistenkollegen, rufe<br />

immerfort Skandal, aber seine Pointen seien<br />

„stets destruktiv“ (ebd.).<br />

Deutlich differenzierter sah zwei Jahre zuvor<br />

noch Tina Hildebrandt aus der Berliner Redaktion<br />

derselben Wochenzeitung die Vor- und<br />

Nachteile der heute show. Die Politik-Redakteurin<br />

durfte sogar ein wenig hinter die Kulissen<br />

schauen (Hildebrandt 2013). „Erst kommt<br />

der Gag, dann die Haltung“, stellt sie fest und<br />

moniert, dass die Redaktion nach dem Prinzip<br />

„verbrannte Erde“ arbeite, was sich seriöse<br />

Journalisten gar nicht leisten könnten. Außerdem<br />

dürften echte Nachrichten „niemals“ ganz<br />

simpel einen Bösen haben, zitiert sie den ZDF-<br />

Anchorman Claus Kleber. Das Publikum – glaubt<br />

Hildebrandt – halte Oliver Welke „für einen echten<br />

Nachrichtensprecher. Und seine Schauspieler<br />

für echte Reporter“ (ebd.). Allerdings räumt<br />

sie ein, dass es in dem Satireformat durchaus<br />

erhellende Momente geben könne <strong>oder</strong> Fragen,<br />

die auch seriöser Journalismus stellen dürfe.<br />

Anders als die meisten Kabarettisten habe<br />

die Sendung kein Anliegen, kritisiert der konservative<br />

Publizist, ehemalige Herausgeber<br />

der FAZ und Kolumnist der BILD-Zeitung Hugo<br />

Müller-Vogg im Debattenorgan Cicero (Müller-<br />

Vogg 2012). Auf die Palme bringt ihn, dass diese<br />

Sendung als „vorbildlich und modellhaft“<br />

für den Grimme-Preis nominiert wurde. Da<br />

steigert er sich fast in Rage wie Gernot Hassknecht.<br />

„Welke und den Seinen geht es allein<br />

darum, die Politikerkaste insgesamt als eine<br />

Ansammlung von Volltrotteln darzustellen“,<br />

und sie bediene „bestens die gängigen Vorurteile<br />

gegen die Politik“. „Wer nicht mehr von<br />

Politik weiß als das, was auf eine Smartphone-<br />

Seite passt, der fühlt sich bestens unterhalten.“<br />

Mit einem Wort: die heute show fördere<br />

„Politikverdruss und Politikerverachtung“<br />

(sämtliche Zitate: ebd.). An dieser Wertung<br />

hält er auch bei nochmaliger Befragung eisern<br />

fest: „Die Linie ist eindeutig: Alle Politiker sind<br />

doof, reden Unsinn und machen den Leuten ein<br />

X für ein U vor“, antwortet er im Fragebogen<br />

für diese Studie (siehe Interview Müller-Vogg<br />

im Anhang) und verschärft dort sogar noch die<br />

Kritik am ZDF: „Die heute show ist der Beitrag<br />

des ZDF zur Förderung von Politikverdrossenheit<br />

– finanziert mit der ‚Demokratieabgabe‘.<br />

Ganz wichtig für die Einschaltquote: Man muss<br />

von Politik nichts verstehen, um mitlachen zu<br />

können.“<br />

Kritik von Liberalen<br />

und Konservativen<br />

25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!