Quatsch oder Aufklärung?
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Die heute show in der ersten Jahreshälfte 2016<br />
3 Die heute show in der ersten Jahreshälfte 2016 –<br />
eine Analyse en gros und en detail<br />
Ein halbes Jahr heute show – das waren im Zeitraum<br />
vom 22. Januar bis zum 3. Juni 2016 insgesamt<br />
18 Sendungen. 11 Eine Sendung (25.3.)<br />
fiel wegen Ostern aus, eine fiel am 5. Februar<br />
2016 der Karnevalssendung „Mainz bleibt<br />
Mainz“ zum Opfer. Die Sendungen am 29. Januar<br />
(wegen der Handball-Weltmeisterschaft), am<br />
18. März (wegen einer Sondersendung zum Tod<br />
des ehemaligen FDP-Vorsitzenden und Bundesaußenministers<br />
Guido Westerwelle) und am<br />
1. April (wegen einer Sondersendung zum Tod<br />
des ehemaligen FDP-Vorsitzenden und Bundesaußenministers<br />
Hans-Dietrich Genscher)<br />
begannen später als üblich.<br />
3.1 Themen<br />
Aufbau und Inhalt dieser 18 Sendungen folgen<br />
immer dem obersten Ziel der heute show: die<br />
Zuschauer zu unterhalten, sie zum lauten Lachen<br />
<strong>oder</strong> leisen Schmunzeln zu bringen. Mit<br />
welchen Themen aber geschieht dies?<br />
Für jede einzelne Sendung sind zumeist<br />
vier, gelegentlich auch fünf <strong>oder</strong> gar sechs<br />
(z. B. am 12.2.) Themen auszumachen. Bisweilen<br />
gibt es noch eine „Außen reportage“ zu einem<br />
weiteren kleinen Thema: Am 29. Januar<br />
zu Karnevalskostümen, am 27. Mai und 3. Juni<br />
zum „Brexit“. Manchmal gibt es am Ende der<br />
Sendung einen zusätzlichen kleinen Gag: einen<br />
mutigen Reporter in Tschernobyl (29.4.)<br />
<strong>oder</strong> einen Wettermann, der vergeblich versucht,<br />
ein Wurfzelt aufzustellen (20.5.).<br />
Wie Tabelle 4 (siehe Anhang) zu entnehmen<br />
ist, bearbeitet die heute show im Laufe des<br />
ersten Halbjahres 2016 insgesamt 80 Themen<br />
ausführlicher. Bemerkenswert ist an der Themenwahl:<br />
79 von 80 Themen, also 98,75 Prozent,<br />
sind mittelbar <strong>oder</strong> unmittelbar politische<br />
Themen. 12 Allenfalls die am 13. Mai behandelte<br />
„Sicherheitsprüfung für ältere Autofahrer“<br />
kann da ausgenommen werden.<br />
Nun muss es nicht das entscheidende<br />
Qualitätsmerkmal einer Satiresendung sein,<br />
vorwiegend <strong>oder</strong> ausschließlich politische<br />
Themen zu bearbeiten. Auch reiner Blödsinn<br />
kann herrlich <strong>oder</strong> sogar erhellend sein, aber<br />
die Themenwahl der heute show zeigt, dass sie<br />
sich strikt an die Profilvorgabe hält, die Parodie<br />
einer Nachrichtensendung zu sein.<br />
Dies erklärt auch den sehr hohen Anteil<br />
ganz unmittelbar politischer, ja parteipolitischer<br />
Themen, die in Talk- und Magazin-Redaktionen<br />
gerne als „Berliner Themen“ beschrieben<br />
werden. Zwanzigmal – das heißt zu<br />
einem Viertel – geht es um CDU und CSU, die<br />
Lage in der Großen Koalition (von der heute<br />
show nur „GroKo“ genannt), um Landtagswahlkämpfe<br />
<strong>oder</strong> um einzelne Parteien. Viermal ist<br />
dabei die AfD explizit Thema, dreimal die SPD.<br />
Linkspartei und FDP werden jeweils einmal aus<br />
Anlass ihres Parteitags gründlicher aufs Korn<br />
11 Auf Sendedaten der heute show im ersten Halbjahr 2016 wird im Folgenden mit Kurznennung von Tag und Monat in<br />
Klammern verwiesen.<br />
12 Das ist ein viel größerer Anteil als z. B. in den Politik-Magazinen des Fernsehens, die immer auch reine Servicethemen<br />
bearbeiten (vgl. Gäbler 2015: 49 f.).<br />
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