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Quatsch oder Aufklärung?

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<strong>Quatsch</strong> <strong>oder</strong> <strong>Aufklärung</strong>?<br />

„Missbrauch muss<br />

deutsch bleiben!“<br />

dann ein erster männlicher „Ilmtaler Feministenstammtisch“,<br />

an dem Michael Mittermaier<br />

als katholischer Pfarrer teilnimmt und den<br />

Unterschied zum Islam so erläutert: „Wir von<br />

der katholischen Kirche wissen, wie man die<br />

Verantwortung für Sex umgeht.“ Der „Neger“<br />

(Bier mit Cola), den sie früher am Stammtisch<br />

bestellt hätten, heiße jetzt „Weizen mit Migrationshintergrund“.<br />

Thomas Reis spricht Kölsch<br />

und zählt als „quasi Betroffener“ die sexuellen<br />

Übergriffe auf. Es zeigt sich, er redet gar nicht<br />

von der Silvesternacht, sondern vom Karneval.<br />

Am Ende gipfelt alles im gemeinsamen Bekenntnis:<br />

„Missbrauch muss deutsch bleiben!“<br />

In einem Solo geht es Thomas Reis in<br />

verschiedenen Aspekten um die Rettung des<br />

Abendlandes. Er schreckt nicht vor Kalauern<br />

zurück. So werbe die Metzger-Innung mit dem<br />

Slogan: „Iss Schwein statt Iss-Lamm“. Er karikiert<br />

bierselige rechtsradikale Ossis und endet<br />

mit der Idee, nur die deutsche Bürokratie könne<br />

im Nahen Osten Frieden schaffen – mit einem<br />

„Entführerschein“, TÜV-geprüften Sprengstoffgürteln<br />

und einer „Köpfpauschale“.<br />

Ein Sketch spielt im Bett. Es geht um<br />

„Grapschen“ („Die Grapscher waren extrem<br />

integriert“) und Lücken im deutschen Sexualstrafrecht.<br />

Max Uthoff ruft in seinem Solo<br />

noch einmal die Weltlage in Erinnerung: dass<br />

Deutschland, Frankreich und England viel Geld<br />

verdienten durch Waffenlieferungen an „die<br />

Kriegstreiber in Saudi-Arabien“ und wie sehr<br />

die Türkei als „Türsteher“ hofiert werde. Als<br />

„Gegenleistung“ für das Aufhalten der Flüchtlinge<br />

dürfe Erdogan nun im Osten seines Landes<br />

„die Kurden massakrieren“. Er greift Thomas<br />

de Maizière an und verliest einen Brief<br />

des Cumhurryiet-Chefredakteurs aus dem<br />

Gefängnis.<br />

Michael Mittermaier spricht in seinem Solo<br />

über Angst und Nazi-Postings. Einen habe er<br />

entlarvt: Wenn er den Holocaust leugne, sei<br />

er kein richtiger Nazi. Anschließend versuchen<br />

von Wagner als Journalist im „Ilmtaler Tagblatt“<br />

und Uthoff als sein Chefredakteur alles<br />

richtig zu machen im Umgang beim Benennen<br />

<strong>oder</strong> Ausklammern ethnischer Bezeichnungen<br />

für Täter. Das Resultat: „Tausend christliche<br />

Urlauber deutscher Herkunft missbrauchen<br />

thailändische Frauen.“<br />

Nessi Tausendschön reflektiert in ihrem<br />

Solo über Helikoptereltern und das Leben als<br />

Wettbewerb. Dann kommt die anfangs gezogene<br />

Grenze wieder ins Spiel – Deutscher und<br />

Flüchtling stehen sich gegenüber. In einer<br />

schwelgerischen Vision malt von Wagner das<br />

Bild einer hilfsbereiten, investierenden Gesellschaft,<br />

die nicht über Obergrenzen für Flüchtlinge<br />

streitet, sondern um Mindeststandards<br />

des Humanen – bis der Arzt kommt, um ihn<br />

von dem „moralischen Abszess“ und der ansteckenden<br />

„Empathie im Endstadium“ zu heilen.<br />

In der Sendung vom 5. April 2016 geht es<br />

monothematisch nur um Armut und Reichtum.<br />

Zum Ensemble gehören Lisa Fitz, Abdelkarim<br />

und Nils Heinrich. Wir erleben eine Art szenisches<br />

Spiel mit hübschen Kostümen und teilweise<br />

gereimten Dialogen rund um das Robin-<br />

Hood-Motiv. Es geht vor allem um Umverteilung,<br />

die Schere zwischen Arm und Reich, die<br />

fehlende Vermögens- und Erbschaftssteuer,<br />

Stiftungen als Steuersparmodell und die so-<br />

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