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Quatsch oder Aufklärung?

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Journalismus und Satire – Blick in die Zukunft<br />

<strong>oder</strong> vielleicht etwas freiwilliger zu interessieren“<br />

(Beavers 2011: 415-419; Übers. B. G.). Darüber<br />

hinaus sei es so möglich, die Lernenden<br />

zu einem kritischen Umgang mit den medial<br />

dargebotenen Inhalten zu erziehen, statt sie in<br />

ihrer Haltung als passive Medienkonsumenten<br />

zu bestärken.<br />

In den USA gibt es also eine weiterführende<br />

Kommunikation im Anschluss an Satire formate<br />

in Gestalt von Studien ebenso wie von Unterrichtserfahrungen.<br />

Dies mag aus der Not heraus<br />

geboren sein, denn der Unwille gerade<br />

jüngerer Menschen gegenüber dem eta blierten<br />

Betrieb von Politik und Medien ist viel stärker<br />

ausgeprägt als bei uns. Ob es auch bei uns<br />

dazu kommen wird, dass immer mehr Menschen<br />

Satire -Shows als Ersatz für Nachrichten<br />

nehmen, ist noch offen. Außer Frage aber<br />

steht, dass es auch bei uns lohnend wäre, an<br />

die heute show, Die Anstalt <strong>oder</strong> extra 3 Unterrichtseinheiten,<br />

Diskussionen, Medienvergleiche<br />

<strong>oder</strong> Rechercheübungen in Schulen und<br />

Hochschulen anzuschließen.<br />

6.5 Abschließende Wertung<br />

Satire ersetzt nicht die politische Berichterstattung.<br />

So weit ist es in Deutschland noch nicht.<br />

Aber Satire boomt, und die heute show hat im<br />

Zuschauerzuspruch das heute journal längst<br />

überflügelt.<br />

Die konkrete Untersuchung hat gezeigt,<br />

dass sowohl in der heute show wie in den anderen<br />

en detail analysierten Formaten Die Anstalt<br />

und extra 3 politische Themen in großer Dichte<br />

vorkommen.<br />

Die heute show ist mit Abstand die populärste<br />

Sendung. Sie ist eine Gag-Maschine,<br />

bietet eine hohe Schlagzahl von Pointen und<br />

Witzen. Sie hat TV-Traditionen der Comedy aufgenommen,<br />

fernsehgerecht weiterverarbeitet<br />

und sich stärker vom klassischen Kabarett entfernt<br />

als die beiden anderen Sendungen. Sie ist<br />

laut und schnell.<br />

Sie bietet Witze und Pointen, die für ein<br />

Publikum mit sehr unterschiedlicher politischer<br />

Vorbildung anschlussfähig sind. Es gibt<br />

Kalauer, simple Schenkelklopfer, aber auch<br />

viele prägnante Bemerkungen zur aktuellen<br />

Politik, zugespitzte Urteile, verblüffende Zusammenhänge,<br />

Medienkritik und ins Absurde<br />

gesteigerte Ironie. Ihr <strong>Quatsch</strong> ist nicht per se<br />

<strong>Aufklärung</strong>, aber die heute show hat großes<br />

aufklärerisches Potenzial. Zum Teil verlangt<br />

sie Vorkenntnisse, will man mehr wahrnehmen<br />

als den Gag. Zum Teil könnte ihr Potenzial<br />

durch Anschlusskommunikation noch besser<br />

erschlossen werden.<br />

Alle drei untersuchten Formate sind – auch<br />

in ihren Unterschieden – eine Bereicherung der<br />

deutschen Fernsehlandschaft. Ihre Highlights<br />

verbreiten sich auch über andere mediale Kanäle<br />

schnell weiter. Sie sind zukunftsfähig.<br />

Jedes Lachen kann ein Ventil sein, das nur<br />

der momentanen Entlastung dient. Von solchem<br />

Spaß aber unterscheiden sich alle drei<br />

Formate. Sie wollen nicht in erster Linie dem<br />

satten TV-Konsumenten ein Vergnügen bereiten,<br />

sondern appellieren immer auch an den<br />

kritischen Verstand der mündigen Bürger.<br />

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