DMG-informiert 6/2016
Spannende und bewegende Missionsberichte aus aller Welt. Unsere Mitarbeiter sind rund um den Globus im Einsatz, damit Menschen Gott begegnen. Thema dieser Ausgabe: Andere lehren – Mission ist Bildung
Spannende und bewegende Missionsberichte aus aller Welt. Unsere Mitarbeiter sind rund um den Globus im Einsatz, damit Menschen Gott begegnen. Thema dieser Ausgabe: Andere lehren – Mission ist Bildung
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THEMA<br />
ANDERE LEHREN –<br />
Mission ist Bildung<br />
Was ist der Unterschied zwischen<br />
christlicher Mission und Bildung?<br />
Haben beide Bereiche überhaupt<br />
etwas miteinander zu tun? In den Medien<br />
kommt Mission ja oft sehr schlecht weg,<br />
Bildung dagegen gilt grundsätzlich als gut.<br />
Sie ist ein kulturelles Menschenrecht. Einige<br />
würden vielleicht sogar sagen: „Bildung<br />
fördert Kultur, Mission zerstört sie.“<br />
Okay, so simpel ist die Realität jedoch<br />
nicht …<br />
Schon in Deutschland ist man sich nicht<br />
darüber einig, was Bildung überhaupt<br />
darstellt. Und je weiter wir über die<br />
Grenzen der westlichen Welt hinausschauen,<br />
desto unklarer wird der Begriff.<br />
Das geht bis ins Extrem: Die islamische<br />
Terrorgruppe Boko Haram beispielsweise<br />
– ihr Name bedeutet „Bücher sind<br />
Sünde“ – wendet sich gegen jede Form<br />
westlicher Bildung. Sie glauben, dass<br />
unsere Formen von Schule und Lehre die<br />
islamische Kultur zerstören. Wer hat nun<br />
Recht – die Mehrheit, der gesunde Menschenverstand,<br />
wir Christen? Warum?<br />
„… und<br />
macht zu Jüngern<br />
alle Völker … und lehrt<br />
sie halten alles, was ich<br />
euch befohlen habe.“<br />
Matthäus 28,19+20<br />
Der Missionsauftrag ist ein Bildungsauftrag<br />
Schauen wir auf den Anfang der weltweiten<br />
Mission: Jesus Christus selbst gibt<br />
in Matthäus 28,18–20 den Startschuss<br />
dafür. Sein Auftrag hat nicht nur Bekehrung<br />
und Gemeindegründung zum Ziel.<br />
Sondern: „… macht zu Jüngern alle Völker.“<br />
Das ist ein Aufruf zu einem weltweiten<br />
Ausbildungs- und Trainingsprogramm.<br />
Drei Jahre lang hat Jesus selbst die ersten<br />
Jünger intensiv geschult. Danach sendet<br />
er sie in alle Welt hinaus, damit sie ihrerseits<br />
andere nach seinem Vorbild schulen:<br />
„… und lehrt sie halten alles, was ich euch<br />
befohlen habe.“<br />
Hier geht es um große Fragen: Wer<br />
ist Gott? Was ist der Mensch? Wie kann<br />
man Gott erkennen? Wie soll die Beziehung<br />
von Mensch zu Mensch und von<br />
Mensch zu Gott aussehen? Viele Antworten,<br />
die die Bibel darauf gibt, prägen<br />
noch heute unsere Gesellschaft. Manche<br />
finden sich sogar in unseren Schulgesetzen<br />
verankert: „Über die Vermittlung von<br />
Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten hinaus<br />
ist die Schule insbesondere gehalten,<br />
die Schüler in Verantwortung vor Gott,<br />
im Geiste christlicher Nächstenliebe,<br />
zur Menschlichkeit und Friedensliebe […]<br />
zu erziehen und in der Entfaltung ihrer<br />
Persönlichkeit und Begabung zu fördern“<br />
(§ 1 Abs. 2 SchG Baden-Württemberg).<br />
Christliche Werte als Bildungsauftrag<br />
in staatlichen Schulen? Wie ist es<br />
dazu gekommen? Die säkularisierte<br />
Gesellschaft verdrängt gerne, dass<br />
es vor allem Christen waren, die<br />
Bildung in unserem Land überhaupt<br />
erst eingeführt haben.<br />
Denken wir an die Klöster<br />
im frühen Mittelalter; und an<br />
Reformator Johann Amos Comenius<br />
(1592–1670), dessen umfassende, aus<br />
der Bibel inspirierte Bildungsinitiative<br />
während und nach der Reformation Maßstäbe<br />
für ganz Europa gesetzt hat. Darauf<br />
bauten Pietisten wie Philip Jacob Spener<br />
(1635–1705) und Johann Julius Hecker<br />
(1707–1768) auf; diese inspirierten die<br />
preußischen Könige zum Schuledikt und<br />
Grundschulreglement, aufgrund dessen<br />
heute jedes Kind in Deutschland eine ordentliche<br />
Schule besuchen kann. An der<br />
Geschichte Europas wird ganz offensichtlich,<br />
dass das Evangelium zu Volksbildung<br />
geführt hat, die wiederum den Glauben<br />
stärkte: zum Ebenbild Gottes geschaffen,<br />
hat jeder Mensch unendliches Potential,<br />
soll die Bibel selbst lesen und über Gott<br />
nachdenken. Darum Bildung für alle!<br />
In vielen anderen Religionen wird der<br />
einzelne Gläubige bewusst unwissend gehalten.<br />
Das religiöse Wissen bleibt beim<br />
Schamanen; ein geheimes Mantra, einer<br />
kleinen Kaste von Glaubensprofis vorbehalten.<br />
Das hält den Laien in ständiger<br />
Abhängigkeit. Das Evangelium dagegen<br />
setzt von Anfang an auf die Mündigkeit<br />
und Befähigung des Einzelnen. Jeder<br />
Gläubige ist mit Gottes Geist ausgestattet;<br />
er/sie soll verstehen, was Gott uns in<br />
der Bibel sagt, soll ermutigt und geschult<br />
werden, seine Begabungen für Gott und<br />
Menschen einzusetzen. Seit Luther sprechen<br />
wir vom „Priestertum aller Gläubigen“<br />
– das schließt Bildung zwingend mit<br />
ein. Deshalb wurde aus der Reformation<br />
direkt auch eine Bildungsbewegung.<br />
Weg von Abhängigkeiten, hin zur Mündigkeit<br />
– das ist eines meiner Basisziele<br />
an unserer theologischen Ausbildungsstätte<br />
hier auf der Karibikinsel Haiti. Vor<br />
2 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 6 | <strong>2016</strong>