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Durstlöscher

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<strong>Durstlöscher</strong><br />

edition<br />

<strong>Durstlöscher</strong><br />

MEDIEN<br />

Trinkhallen<br />

Gegen Durst und<br />

Heimweh. Im Revier<br />

spielt sich immer noch<br />

das Leben in ihnen ab<br />

Die besten Bars<br />

und Kneipen<br />

Wohin, wenn der<br />

Durst kommt?<br />

Einige Vorschläge<br />

Bier: 500 Jahre Reinheitsgebot<br />

Rund um das Bier im Ruhrgebiet: Über das alte Gebot und viele junge Brauer. Über eine<br />

neue Brauerei in Dortmund. Und über die Erfindung des Willy-Bechers in Essen-Karnap


Stauseebogen 39<br />

45259 Essen-Heisingen<br />

Fon: 0201 - 507 66 041<br />

www.see-bar.com<br />

Öffnungszeiten: Di.-Sa.12.00 – 21.00 Uhr (Küche) ∙ So. 12.00 – 20.00 Uhr (Küche)<br />

*Mo. 12.00 - 20.00 Uhr (Küche)<br />

*Bei Dauerregen Ruhetag.<br />

Maritime Köstlichkeiten, ein stilvolles Ambiente und ein herrlicher Blick auf den Baldeney-See:<br />

Im Restaurant See-Bar lässt sich das Leben genießen. Neben frischem Fisch hat sich die Küche<br />

auch auf mediterrane Kreationen, saftige Schnitzel und Steaks sowie knackige Salatgerichte<br />

spezialisiert. Dazu finden hier regelmäßig Events und Shows statt, und natürlich ist die Location mit<br />

Terrasse auch für Veranstaltungen wie Hochzeiten, Geburtstage, und Firmenfeiern sehr beliebt.<br />

Kornelia Ksoll und ihr Team freut sich auf viele Gäste.<br />

Auch bei schlechtem Wetter ein Genuss!


EDITORIAL<br />

Prosit – Möge es nutzen!<br />

Rein sprachlich geht unser schönes „Prost!“ auf die Wunschform des<br />

lateinischen Wortes Nützlichkeit zurück. Das Getränk möge also bitte<br />

seinen Zweck erfüllen. Und der ist vielfältig. Zuvorderst den Durst zu<br />

löschen, aber auch den Körper zu erfrischen, zu wecken oder zu stärken,<br />

den Geist zu beleben und die Sinne zu befeuern oder womöglich<br />

auch den Rausch zum Genuss erheben.<br />

Für all das gibt es Getränke. Rund um die Uhr trinken wir, Wasser, Kaffee,<br />

Tee, Saft, Bier, Wein und Spirituosen. Bevor Sie jetzt protestieren:<br />

Nein, nicht jeder jeden Tag alles. Für gewisse Getränke gibt es gewisse<br />

Stunden. Festtage.<br />

Dieses Magazin stellt die regionale Getränkevielfalt vor. Im Ruhrgebiet<br />

hatte die Flüssigkeitszufuhr immer einen hohen Stellenwert. Wo hart<br />

gearbeitet wurde, floss der Schweiß, das Trinken war wichtig. Eine<br />

Hochburg für Wasser und Bier. So entstanden etwa die heute noch<br />

wunderbar wichtigen Trinkhallen. Eine Fotostrecke von Brigitte Krämer<br />

führt in die Welt des Buden-Zaubers.<br />

Wir berichten über Mineralwasserquellen im Ruhrgebiet, über neue<br />

Kaffeeröstereien, neue Brüh- und Röst-Methoden und alteingesessene<br />

Cafés, über junge wilde Bierbrauer und das alte Reinheitsgebot, zeigen<br />

die Weinhändler der Region in all ihrer Urbanität, berichten über den<br />

Apfelsaftkönig von Recklinghausen und das Bier-Denkmal von Bottrop.<br />

Über Essen: Heimatstadt von Fanta und Willy-Becher.<br />

Auch in neue Bereiche stößt die Region vor: Whisky-Brennen in Sprockhövel,<br />

eine Weltmetropolen-Bar in Hagen. Dort aber wird auch ein<br />

uralter Wacholder-Schnaps wieder zum Star unter den Szene-Gins.<br />

Viele Geschichten also. Das Ruhrgebiet hat viel zu erzählen. Wir haben<br />

zugehört, fotografiert und viel aufgeschrieben. Und manchmal, wirklich<br />

nur manchmal, auch was getrunken. Halten Sie es doch auch so.<br />

Viel Spaß und hoch die Tassen,<br />

Ihr<br />

Tom Thelen<br />

3


Das offizielle Bier<br />

der Sommelier-Union<br />

Deutschland e.V.<br />

www.hoevels-original.de<br />

DLG-prämierte Spitzenqualität<br />

ität<br />

DLG-prämierte Spitzenqualität<br />

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DLG-prämierte Spitzenqualität<br />

ität<br />

Eine kleine Zeitreise<br />

Buden im<br />

Ruhrgebiet<br />

Duisburg-Mitte, 2007<br />

Sie sind keine 100 Meter voneinander entfernt.<br />

Ihre Gäste lieben sie.<br />

Sie lieben die Kundschaft, Kaffee und Kuchen.<br />

Zwei Orte, die dem Genuss verschrieben sind,<br />

zwei Herangehensweisen an ein Genussmittel,<br />

eine Leidenschaft.<br />

Eine kleine Zeitreise,<br />

eine fotografische Betrachtung über Mode und Wandel,<br />

gleichzeitig über Dauer und Wertigkeit.<br />

Und die ewige Lust auf Kaffee.<br />

In Bochum.<br />

Im Café Zur Altstadt<br />

und in der Kaffeerösterei<br />

Röst.Art<br />

14<br />

Dortmund-Nord, 2007<br />

Sie sind so viel mehr als<br />

nur Einkaufsmöglichkeiten.<br />

Die Trinkhallen und<br />

Kioske im Pott sind Versorger.<br />

Sie haben nicht<br />

nur Kippen, Bier, Brötchen<br />

und Zeitschriften,<br />

sondern auch Rat und<br />

Die perfekte Komposition<br />

aus vier Edelmalzen<br />

und bestem Hopfen.<br />

Tat und warme Worte.<br />

Den Budenzauber<br />

macht die große<br />

Hövels verführt<br />

Fotografin<br />

Brigitte Krämer<br />

die Sinne.<br />

sichtbar.<br />

30<br />

Von Inga Pöting<br />

Kännchen gegen Barista<br />

Die coole szenige Rösterei und das altehrwürdige Kaffeekränchen<br />

im Vergleich: Kaffeetrinken im Ruhrgebiet.<br />

Eine Foto-Zeitreise - mitten in der Gegenwart.<br />

31<br />

44<br />

12<br />

Unternehmensgeschichte Stiftsquelle:<br />

EIN BRUNNEN ZIEHT UM<br />

22<br />

Vom Multivitaminsaft<br />

zum Smoothie<br />

Professor Julius Koch war eine Legende.<br />

Als Leiter des Instituts für Gemüse-<br />

und Früchteverwertung an der<br />

berühmten Wein-Hochschule in Geisenheim<br />

erwarb der 1912 geborene<br />

Önologe sich schon unmittelbar nach Erfunden wurde der Konzept, nicht rechtlich geschützt übrigens, das<br />

dem Zweiten Weltkrieg große Verdienste<br />

bei der Modernisierung des Fruchtsafthersteller hof wegzudenken ist. Noch ist das Fußballstadion<br />

Multivitaminsaft vom längst aus keinem Supermarkt und keinem Bahn-<br />

Bereichs der Gemüse- und Früchteverwertung<br />

und vor allem der Frucht-<br />

60er Jahre mit Koch im versammlungsort. Vermutlich aber nicht mehr<br />

Eckes, der Ende der vermutlich der einzige Smoothie-freie-Massensafttechnologie.<br />

So verwundert es hauseigenen Institut lange.<br />

nicht, dass Koch im Rahmen seiner für Getränkeforschung<br />

späteren Tätigkeit in der Fruchtsaftindustrie<br />

vor allem als der Schöpfer von teln ließ. So kam 1979 mäßig“, „cremig“) ist eine Bezeichnung für kalte<br />

an neuen Safttypen tüf-<br />

Smoothies (von smooth, englisch, „fein“, „gleich-<br />

„Hohes C“ (erster konzentrierter und als erster „Frucht-Multi-Vitaminsaft“<br />

der Dr. ten, die frisch zubereitet oder als Fertigprodukte<br />

Mixgetränke aus Obst und auch Milchproduk-<br />

haltbarer Orangensaft in Flaschen)<br />

oder „Dr. Koch‘s Trink 10“ (erster Multivitaminsaft)<br />

in Erinnerung bleibt. Markt, benannt eben lichen Fruchtsäften wird bei den Smoothies die<br />

Koch’s Trink 10 auf den angeboten werden. Im Gegensatz zu herkömm-<br />

nach dem Institutsleiter<br />

Julius Koch. Er wurde damals als Mix aus „10 die Schale und Kerne verarbei-<br />

ganze Frucht, ja teilweise auch<br />

wohlschmeckenden Früchten“ und „10 lebenswichtigen<br />

Vitaminen“ angepriesen. Seitdem hat len Smoothie-Produkten das<br />

tet. Entsprechend gilt bei vie-<br />

sich Multivitaminsaft etabliert. Obwohl der Vielvitaminsaft<br />

mit seinem sämig-undifferenzierten Gepüree<br />

als Basis. Dieses wird je<br />

Fruchtmark oder ein Fruchtschmacksbild<br />

nicht überall in der Welt geschätzt nach Rezept mit Säften, Wasser,<br />

Milch, Milchprodukten<br />

wird, wurde er doch einst zum drittbeliebteste<br />

Fruchtsaft der Deutschen – nach Orangen- und oder Kokosmilch gemischt wird, um<br />

Apfelsaft.<br />

eine cremige und sämige Konsistenz zu erhalten.<br />

Damit ist es dem Multivitaminsaft recht nahe.<br />

Heute ist die Welt der Säfte eine vollkommen andere.<br />

Der Konsument hat gelernt zu unterscheiden,<br />

welche Qualitätsstufen und Sorten es bei den mit der amerikanischen Gegenkultur. Auch<br />

Die Smoothie-Historie in den USA ist eng verbun-<br />

Orangen- und Apfel-Säften gibt, die Kombinatorik hier wurde frisch gepresster Obstsaft in den 60ern<br />

mit vielen neu verfügbaren Südfrüchten ist schier zum Trendgetränk bewusst lebender Vegetarier in<br />

unendlich, alte Obstsorten feiern ein Comeback, den Saftbars Kaliforniens. Ein Hippie-Saft-Traum.<br />

genauso wie immer wildere Kreationen mit Gemüse<br />

ihren Weg machen. Der Trend zu vegan und findet es sich eher als „das trinkbare gute Gewis-<br />

Seit der Trend in Deutschland angekommen ist,<br />

vegetarisch breitet den Säften ebenfalls einen sen“ überall wieder. Denn er wird gelegentlich<br />

schönen Teppich aus, sind sie doch gleichermaßen<br />

nahrhaft und gesund, wie auch offensichtlich vielleicht die Vorstellung, statt mühsam Obst zu<br />

vermarktet als Ersatz für frisches Obst. Verlockend<br />

„natürlich“. Allein die Frage nach dem Zucker steht besorgen, es zu schälen und zuzubereiten, einfach<br />

dann noch im Raume.<br />

kurz in den Kühlschrank zu greifen und die Tagesration<br />

„Gesundheit“ zu kippen. Doch dabei sollte<br />

Ein moderner Vertreter – quasi der legitime Nachfolger<br />

des Multivitaminsaftes – ist der Smoothie. tet zumeist ungefähr so viel wie 2 Kilo Äpfel. Das<br />

der Konsument gut überlegen: ein Smoothie kos-<br />

Ein amerikanischer Name für ein amerikanisches hat Doktor Koch vermutlich nie geahnt.<br />

30<br />

Aus der Region-für die Region<br />

Feinste Säfte<br />

DLG-prämierte Spitzenqualität<br />

ität<br />

moeller-obstsaefte.de<br />

Aus der Region-für die Region<br />

Aus der Region-für die Region<br />

Aus der Region-für die Region<br />

Feinste Säfte<br />

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46<br />

Saftkönig<br />

von der Ruhr<br />

In recklinghausen produziert<br />

Möller Apfelsäfte. Wir<br />

haben die Produktion besucht<br />

und mit dem Chef gesprochen.<br />

22<br />

Mitten im Ruhrgebiet, in Essen-Stoppenberg, hat 1894<br />

ein Getränkevertrieb die Arbeit aufgenommen. Johann<br />

Spielmann hieß der Mann, der unter anderem Bierfässer<br />

aus Dortmunder Brauereien holte, um sie in Stoppenberg<br />

in Flaschen abzufüllen und zu verkaufen. Unweit Mit der Stiftsquelle war ein<br />

der Zeche Zollverein wuchs ein echtes mittelständiges<br />

Traditionsunternehmen heran. Nach dem Zweiten ralwasser, das amtlich an-<br />

neues Produkt da: Mine-<br />

Weltkrieg wurde hier sogar die bekannte Limo-Marke erkannt ist und direkt am<br />

Sinalco abgefüllt. 1959 war dann das Jahr, in dem für Gewinnungsort abgefüllt<br />

die, nun schon, Johann Spielmann GmbH eine neue Ära werden muss. Die Marke<br />

anbrach: Bei Bohrungen für einen neuen Brunnen, um Stiftsquelle wurde geschaffen.<br />

Der Name bezieht sich<br />

die Kosten für Wasser zu reduzieren, stieß das Unternehmen<br />

auf erstklassiges Mineralwasser – die Geburtsstunde<br />

der Stiftsquelle.<br />

rum Stoppenbergs, in deren<br />

auf die Stiftskirche im Zent-<br />

Sichtweite sich diese erste<br />

Quelle befand. In den nächsten mehr als 50 Jahren<br />

entwickelte sich die Stiftsquelle zu einem der<br />

führenden familiengeführten Mineralbrunnen im<br />

Ruhrgebiet, das sich zunächst ausschließlich auf die<br />

Produktion von hochwertigen Mineralwasserprodukten<br />

spezialisiert hat. Mit steigender Nachfrage<br />

wurde es aber im 21. Jahrhundert am Standort in<br />

Essen immer enger. Daneben hatte die Stiftsquelle<br />

dort mit weiteren Wettbewerbsnachteilen zu kämpfen.<br />

So durfte aufgrund der Lage in einem echten<br />

Wohngebiet vor sechs Uhr am Morgen keine LKW<br />

fahren. Quasi undenkbar für einen florierenden und<br />

funktionierenden Getränkelieferanten, der sein Pro-<br />

Stiftsquelle.<br />

Der Umzug<br />

Das Traditionsunternehmen<br />

aus Stoppenberg musste aus<br />

Platzgründen umziehen. In<br />

Dorsten fand es Platz und<br />

neues frisches Mineralwasser.<br />

Jetzt sogar in Bio.<br />

44<br />

Multivitamin<br />

vs. Smoothie<br />

23<br />

Gutes Gewissen zum Trinken.<br />

Die schnelle Dosis Vitamine<br />

zum kippen. Aus einem Mischmasch<br />

von Säften wurde<br />

ein bunter Trink-Kult für Bewusste.<br />

Saft ist nicht gleich<br />

Saft.<br />

45<br />

Möller-Säfte aus Recklinghausen<br />

Aus der Region in<br />

die Flasche<br />

von Stefan Moutty (text und Foto)<br />

„Der Apfe<br />

– Josef M<br />

wehrend<br />

schlag fü<br />

Artikel hö<br />

bin doch<br />

ter“, kor<br />

des Rec<br />

„Möller O<br />

wäre er<br />

wahrhaft<br />

der Äpfe<br />

nicht wei<br />

nimmt M<br />

ihn mit kö<br />

46<br />

4


Abwarten und T-Bone-Tea trinken<br />

Steak-Tee. Ja, nee, ist klar. Irgendwann musste ja mal wer darauf<br />

kommen. „Nach jahrelanger Entwicklung sind wir nun vollkommen<br />

glücklich über unsere Innovation T-Bone Tea. Sie besetzt eine<br />

Marktlücke und ist für Steak- und Teeliebhaber gleichermaßen<br />

eine willkommene Abwechslung“, findet Geschäftsführer Burkhard<br />

Schulte von gourmetfleisch.de. Ob es wirklich stimmt, dass Kuh gegen<br />

Kater hilft, kann hier jeder selbst herausfinden. Neue Kunden<br />

sollen außerdem durch ein Sample-Mailing begeistert werden, bei<br />

dem T-Bone Tea in einer Teebox im Stil einer Feinkost-Fleischerei<br />

verschickt wird. Besonderer Clou: Die Teebeutel hängen an kleinen<br />

Fleischerhaken, mit denen man sie auch gleich am Tassenrand<br />

einhaken kann. T-Bone Tea ist schon ein Hingucker im Büro, fett<br />

riechender Begleiter beim Brunch, Aufsehen erregender Appetizer<br />

zum Barbecue, Aufreger für Vegetarier und ein perfekte Geschenk<br />

für Männer, die schon alles haben. www.gourmetfleisch.de<br />

Yu-Jin hat besten Gin<br />

Dem Gin des Lebens kann der Kenner ganz gut<br />

an der Rü nachjagen. Der ewige Spirituosen-Klassiker,<br />

der immer noch neue Blüten hervorbringt,<br />

steht im Gin & Jagger in Essen-Rüttenscheid natürlich<br />

stets im Fokus. Yu-Jin Chung betreibt ihr<br />

„Cafe, Bar, Brasserie“ mit „internationalem Crossover“<br />

in einem tollen Ambiente. Dunkel, stylish,<br />

urban. Große Wandtapeten in Magazin-Collagen-Optik.<br />

Popkultur trifft Design-Klassik trifft<br />

Style-Ideen. Wunderbar: Eine lange Theke wartet<br />

auf die Bar-Flies. Der Freisitz Richtung Rüttenscheider<br />

Straße ist klein genug für Exklusivität,<br />

und auch der Service macht was her mit den<br />

schwarzen Hosenträgern über der weißen Bluse.<br />

Hinten heraus ist es etwas anders, da erwartet<br />

den Gast der eher gemütliche Biergarten, freilich<br />

Stauder feiert 150 Jahre – und sucht Bilder<br />

mit dem schönen Essens- und Getränke-Angebot<br />

des Ladens. Kulinarisch setzt man auf das,<br />

was überall so gerne als „Soulfood“, tolle Burger,Currys,<br />

schicke Steaks und saisonale Salate,<br />

Currywurst wie Ratatouille. Oder auch mal ein<br />

„Yellowfin Tuna Steak“ (Vorspeise, 9, 50), das<br />

den Thunfisch in sensibel angegrillten Würfeln<br />

als Halb-Sushi-Variante auf den Tisch bringt,<br />

dazu einen Glasnudelsalat, wiederum toll ergänzt<br />

mit Erdnüssen, Limette, Koriander und<br />

Minze. Und der Gin? Da gibt es immer etwas zu<br />

entdecken: der fruchtige MOM Gin, Friedrichs<br />

Dry Gin aus Westfalen, der Siegfried aus dem<br />

Rheinland oder auch Ferdinand’s Saar Dry Gin<br />

Gold Cap, High End aus dem Saarland. Fabelhafte<br />

Auswahl. www.gin-jagger.de<br />

Bei der Privatbrauerei Jacob Stauder<br />

laufen die Vorbereitungen auf das Jahr<br />

2017 auf Hochtouren. Anlass: In diesem<br />

Jahr begeht das Essener Familien-Unternehmen<br />

seinen 150. Geburtstag.<br />

Und bei diesen Vorbereitungen können<br />

Stauder-Fans mithelfen: Und zwar<br />

mit historischen Fotos, Dias und Filmen<br />

zum Thema „Stauder“. „Natürlich haben<br />

wir ein auch ein entsprechendes<br />

Archiv“, sagt Brauereichef Thomas Stauder.<br />

„Trotzdem schlummert bestimmt<br />

das ein oder andere spannende Foto,<br />

Dia oder vielleicht auch Filmmaterial<br />

irgendwo in Schubladen oder Alben.“<br />

Über genau diese historischen „Stauder-Schnappschüsse“<br />

würde sich die<br />

Brauerei sehr freuen. Das Material kann<br />

entweder (wenn digitalisiert) per Mail<br />

direkt an info@stauder.de geschickt<br />

werden. Alternativ funktioniert natürlich<br />

auch der Postweg (Privatbrauerei<br />

Jacob Stauder, Abteilung Marketing,<br />

Stauderstr. 88, 45326 Essen). Bild- und<br />

Filmmaterial wird nach Sichtung und<br />

ggf. erfolgter Digitalisierung natürlich<br />

zurückgesandt. www.stauder.de<br />

7


MIXED NEWS<br />

Korn, Bier, Schnaps, Wein NEUIGKEITEN Tee, Kaffee und mehr<br />

Die Entdeckung der Langsamkeit – jetzt auch beim Bier. Slow Brewing<br />

gilt als das konsequenteste Gütesiegel am internationalen Biermarkt. Angetreten<br />

mit dem Claim „Leidenschaft für das Gute“ genießt das Siegel<br />

hohes Ansehen, weil es Herstellung, Bier und Brauerei umfassend und<br />

mit hoher Frequenz prüft. Dabei geht es nicht nur um hochwertige Rohstoffe<br />

und behutsame Herstellungsverfahren, wie kalte Gärung und lange<br />

Lagerung, sondern auch um Unternehmenskultur und regionale Verwurzelung.<br />

Als eine der ersten Brauereien in Deutschland schloss sich die<br />

Privatbrauerei Moritz Fiege aus Bochum der Vereinigung Slow Brewing<br />

an. Mittlerweile gehören 25 unabhängige Brauereien aus Deutschland,<br />

Österreich, Italien und der Schweiz der „Slow Brewing“-Vereinigung an.<br />

Im Ruhrgebiet ist Fiege das einzige Mitglied. Seit 2013 trägt die Privatbrauerei<br />

bereits das Siegel. Es ist auf dem Rückenetikett zu finden. Die<br />

Qualitätsprüfungen erfolgen auf Grundlage wissenschaftlicher Checklisten.<br />

Qualität und Geschmack der Biere werden einmal monatlich<br />

von unabhängigen Experten des Forschungszentrums für Brau- und<br />

Lebensmittelqualität Weihenstephan an der TU München untersucht.<br />

Brauerei-Inhaber Jürgen Fiege zum Vorteil des langsamen Brauens im<br />

Vergleich zur beschleunigten industriellen Produktion: „Das langsame<br />

Brauen mit kalter Gärung, langer Lagerung und Reifung<br />

des Bieres hat positiven Einfluss auf die<br />

Bekömmlichkeit der Biere. Die Zeit<br />

ist der Schlüssel für die Entfaltung<br />

des ausgewogenen Geschmacks.<br />

www.moritzfiege.de<br />

Korn kann mehr<br />

Korn kann mehr. Unter diesem<br />

Motto sind vor wenigen Jahren<br />

die Geschwister Theres und Georg<br />

Glitz-Ehringhausen angetreten, einen<br />

schlecht beleumundeten Schnaps<br />

von seinem schlechten Ruf zu erretten.<br />

Schnelle eroberten sich die<br />

herrlichen Kornbrände von der Lippe<br />

eine treue Fan-Gemeinde in den<br />

besseren Bar- und Restaurant-Orten<br />

des Ruhrgebietes. Ein Korn, der nicht<br />

unbedingt nur zum Bier gestürzt werden<br />

will. Mit der Reihe „Der kleine<br />

Lord“, benannt nach dem Spitznamen<br />

des Ururgroßvaters haben die<br />

Destillate eine neue Qualität erreicht.<br />

Mit dem Dry Gin Jos. Garden (ein<br />

Westfalen-Wacholder mit Noten<br />

von Himbeere, Zitrone, Schlehe und<br />

Pappelknospe, wie auch Koriander,<br />

Zimt, Pfeffer und Pommeränzchen)<br />

und Dingen wie Orangenmarmelade<br />

stoßen sie neue Türen auf. Bald dürften<br />

auch die ersten Whiskys soweit<br />

sein. Wir blicken gespannt nach<br />

Ehringhausen.<br />

www.brennerei-ehringhausen.de<br />

Bier braucht Zeit<br />

– Slow Brewing<br />

6


Abwarten und T-Bone-Tea trinken<br />

Steak-Tee. Ja, nee, ist klar. Irgendwann musste ja mal wer darauf<br />

kommen. „Nach jahrelanger Entwicklung sind wir nun vollkommen<br />

glücklich über unsere Innovation T-Bone Tea. Sie besetzt eine<br />

Marktlücke und ist für Steak- und Teeliebhaber gleichermaßen<br />

eine willkommene Abwechslung“, findet Geschäftsführer Burkhard<br />

Schulte von gourmetfleisch.de. Ob es wirklich stimmt, dass Kuh gegen<br />

Kater hilft, kann hier jeder selbst herausfinden. Neue Kunden<br />

sollen außerdem durch ein Sample-Mailing begeistert werden, bei<br />

dem T-Bone Tea in einer Teebox im Stil einer Feinkost-Fleischerei<br />

verschickt wird. Besonderer Clou: Die Teebeutel hängen an kleinen<br />

Fleischerhaken, mit denen man sie auch gleich am Tassenrand<br />

einhaken kann. T-Bone Tea ist schon ein Hingucker im Büro, fett<br />

riechender Begleiter beim Brunch, Aufsehen erregender Appetizer<br />

zum Barbecue, Aufreger für Vegetarier und ein perfekte Geschenk<br />

für Männer, die schon alles haben. www.gourmetfleisch.de<br />

Yu-Jin hat besten Gin<br />

Dem Gin des Lebens kann der Kenner ganz gut<br />

an der Rü nachjagen. Der ewige Spirituosen-Klassiker,<br />

der immer noch neue Blüten hervorbringt,<br />

steht im Gin & Jagger in Essen-Rüttenscheid natürlich<br />

stets im Fokus. Yu-Jin Chung betreibt ihr<br />

„Cafe, Bar, Brasserie“ mit „internationalem Crossover“<br />

in einem tollen Ambiente. Dunkel, stylish,<br />

urban. Große Wandtapeten in Magazin-Collagen-Optik.<br />

Popkultur trifft Design-Klassik trifft<br />

Style-Ideen. Wunderbar: Eine lange Theke wartet<br />

auf die Bar-Flies. Der Freisitz Richtung Rüttenscheider<br />

Straße ist klein genug für Exklusivität,<br />

und auch der Service macht was her mit den<br />

schwarzen Hosenträgern über der weißen Bluse.<br />

Hinten heraus ist es etwas anders, da erwartet<br />

den Gast der eher gemütliche Biergarten, freilich<br />

Stauder feiert 150 Jahre – und sucht Bilder<br />

mit dem schönen Essens- und Getränke-Angebot<br />

des Ladens. Kulinarisch setzt man auf das,<br />

was überall so gerne als „Soulfood“, tolle Burger,Currys,<br />

schicke Steaks und saisonale Salate,<br />

Currywurst wie Ratatouille. Oder auch mal ein<br />

„Yellowfin Tuna Steak“ (Vorspeise, 9, 50), das<br />

den Thunfisch in sensibel angegrillten Würfeln<br />

als Halb-Sushi-Variante auf den Tisch bringt,<br />

dazu einen Glasnudelsalat, wiederum toll ergänzt<br />

mit Erdnüssen, Limette, Koriander und<br />

Minze. Und der Gin? Da gibt es immer etwas zu<br />

entdecken: der fruchtige MOM Gin, Friedrichs<br />

Dry Gin aus Westfalen, der Siegfried aus dem<br />

Rheinland oder auch Ferdinand’s Saar Dry Gin<br />

Gold Cap, High End aus dem Saarland. Fabelhafte<br />

Auswahl. www.gin-jagger.de<br />

Bei der Privatbrauerei Jacob Stauder<br />

laufen die Vorbereitungen auf das Jahr<br />

2017 auf Hochtouren. Anlass: In diesem<br />

Jahr begeht das Essener Familien-Unternehmen<br />

seinen 150. Geburtstag.<br />

Und bei diesen Vorbereitungen können<br />

Stauder-Fans mithelfen: Und zwar<br />

mit historischen Fotos, Dias und Filmen<br />

zum Thema „Stauder“. „Natürlich haben<br />

wir ein auch ein entsprechendes<br />

Archiv“, sagt Brauereichef Thomas Stauder.<br />

„Trotzdem schlummert bestimmt<br />

das ein oder andere spannende Foto,<br />

Dia oder vielleicht auch Filmmaterial<br />

irgendwo in Schubladen oder Alben.“<br />

Über genau diese historischen „Stauder-Schnappschüsse“<br />

würde sich die<br />

Brauerei sehr freuen. Das Material kann<br />

entweder (wenn digitalisiert) per Mail<br />

direkt an info@stauder.de geschickt<br />

werden. Alternativ funktioniert natürlich<br />

auch der Postweg (Privatbrauerei<br />

Jacob Stauder, Abteilung Marketing,<br />

Stauderstr. 88, 45326 Essen). Bild- und<br />

Filmmaterial wird nach Sichtung und<br />

ggf. erfolgter Digitalisierung natürlich<br />

zurückgesandt. www.stauder.de<br />

7


Was<br />

Wasser<br />

8


ser<br />

9


ES SPRUDELT UNTER<br />

DEM RUHRGEBIET<br />

2015 veröffentlichte das Bundesamt für Verbraucherschutz<br />

und Lebensmittelsicherheit eine Grafik, die Orte<br />

zeigte, an denen Mineralwasser abgefüllt wird. Diese<br />

Deutschlandkarte zeigt, dass NRW und speziell das Ruhrgebiet<br />

zu den wichtigsten Förderern des Wassers gehört.<br />

Deutschlandweit ist ausgerechnet Bochum dabei die<br />

drittplatzierte(!) Stadt, was die Abfüllung von Mineralwasser<br />

angeht. Ganze 22 Orte wurden hier statistisch erfasst.<br />

Insgesamt gibt es erstaunliche 11. 000 Quellen in<br />

NRW, gut 140 davon Mineralquellen (bundesweit sind es<br />

das nur insgesamt 800).<br />

Doch was ist überhaupt Mineralwasser?<br />

Es entsteht, wenn Regen oder<br />

Schnee versickert und als Wasser<br />

seinem langen Weg nimmt durch<br />

verschiedene Gesteinsschichten.<br />

Dabei nimmt es Mineralstoffe und<br />

Spurenelemente auf, wird derweil<br />

aber auch gefiltert und gereinigt. Dieser Versickerungsprozess<br />

dauert manchmal Jahre, mal Jahrzehnte, womöglich auch länger.<br />

So entstehen hochwertige Naturprodukte – mal reich an Calcium,<br />

Magnesium oder Fluor, mal mit natürlicher Kohlensäure, auch<br />

schon mal temperiert. Irgendwann wird dann das in einem „Reservoir“<br />

entdeckte „fertige“ Mineralwasser per Mineralbrunnen<br />

wieder an die Oberfläche gefördert, dort distributiert. Das heißt,<br />

dass meist kommerzielle Unternehmen es unter Umständen mit<br />

10


(zusätzlicher) Kohlensäure versetzen und in Flaschen abfüllen.<br />

In sogenannten artesischen Quellen gelangt das Wasser<br />

durch Überdruck allerdings von ganz allein an die Oberfläche.<br />

Die rechtlichen Vorgaben für derlei Produkt sind in der<br />

Mineral- und Tafelwasserverordnung geregelt. „Natürliches<br />

Mineralwasser“ bedeutet hier: Dieses Wasser erfüllt die<br />

strengen Anforderungen in geologischer, chemischer und<br />

mikrobiologischer Hinsicht. Das heißt, es stammt aus einem<br />

unterirdischen Wasservorkommen, das vor Verunreinigungen<br />

geschützt ist. Es ist von Natur aus rein, besitzt eine beständige<br />

Mineralisation im Rahmen natürlicher Schwankungen<br />

und beinhaltet natürlich keine gesundheitsschädlichen<br />

Inhaltsstoffe. Mineralwasser darf, laut Gesetzgeber, in seiner<br />

natürlichen Beschaffenheit nicht verändert werden. Nur der<br />

Zusatz von Kohlensäure ist erlaubt. Eine Ausnahme ist auch<br />

der Entzug von Kohlensäure, Eisen und Schwefel. Um seine<br />

Qualität zu wahren, muss es am Quellort abgefüllt werden.<br />

In NRW liegt die durchschnittliche Brunnentiefe laut Geologischem<br />

Dienst NRW bei 120 Metern. Anders als das Mineralwasser<br />

entstammt das Trinkwasser, das „Kraneberger“,<br />

das aus dem Hahn kommt, in der Regel aus Reservoirs an<br />

der Oberfläche (Flüsse und Seen, Talsperren) und Grundwasservorkommen.<br />

Es wird mit Wasseraufbereitungsverfahren<br />

gereinigt und entkeimt.<br />

Neuster Clou ist übrigens Bio-Mineralwasser. Das irritiert:<br />

Sind Mineralwasser nicht immer bio, weil sie natürlich rein<br />

sein müssen? Das ist richtig. Die Differenz liegt dann tatsächlich<br />

nicht mehr im Produkt selber, sondern darin, dass<br />

mehr Tests vorgenommen werden, um Belastungen und Pestizid-Rückstände<br />

zu vermeiden. Das Bio-Siegel ist also eher<br />

symbolischer Natur und beschreibt weniger das Produkt als<br />

vielmehr einen Mehrwert an Verantwortung.<br />

11


DIE BUDE<br />

Fotografien von Brigitte Kraemer<br />

Trinkhallen sind ein Stück Ruhrgebiet.<br />

Geschätzt gibt es 15.000 davon, wobei<br />

schwer zu unterscheiden ist zwischen<br />

klassischen Kiosken und allgemeinen Verkaufsgeschäften.<br />

Brigitte Krämer hat sie<br />

für das längst vergriffene Fotobuch „Die<br />

Bude“ dokumentiert. Die vielfach ausgezeichnete<br />

Fotografin folgt dabei den<br />

großen Spuren des Moment-Fotografen<br />

Henri Cartier-Bressson, wie auch jenen<br />

der Dokumentaristen wie Walker Evans<br />

und Robert Frank. Ihr gelingen wunderbare<br />

Porträts der Kultur der Büdchen, der<br />

Buden, der Kioske und Seltersbuden, die<br />

für Betreiber wie Kunden eine ganz eigene<br />

Welt bedeuten. Nicht umsonst wurde<br />

der Tag der Trinkhallen 2016 zu einem<br />

riesigen Erfolg.<br />

12


Herne-Röhlinghausen, 2008<br />

13


14<br />

Dortmund-Nord, 2007


Duisburg-Mitte, 2007<br />

Die perfekte Komposition<br />

aus vier Edelmalzen<br />

und bestem Hopfen.<br />

Das offizielle Bier<br />

der Sommelier-Union<br />

Deutschland e.V.<br />

Hövels verführt die Sinne.<br />

www.hoevels-original.de


16<br />

Herne-Röhlinghausen, Zeche Pluto 2006


Bochum-Wattenscheid, 2007<br />

17


ohlen<br />

ohlen<br />

edium<br />

PERLENDE FREUDE:<br />

edium<br />

SPRUDEL – MEDIUM - STILL<br />

Mineralwasser ist ein Trend: 10,8 Milliarden Liter Mineralwasser<br />

wurden in Deutschland 2014 laut Verband Deutscher<br />

Mineralbrunnen abgesetzt. Pro Kopf rund 143,6 Liter.<br />

Im Jahr 2000 waren es noch rund 100 Liter. Anfang der Achtziger<br />

Jahre lag der Wert unter 40 Litern pro Person und 1970<br />

sogar nur bei 12,5 Litern. Seit dem hat sich der Mineralwasserabsatz<br />

also mehr als verzehnfacht.<br />

Die populärsten Darreichungsformen des Mineralwassers,<br />

verbunden mit der Frage „Mit oder ohne?“ waren Sprudel<br />

und Still. Im letzten Jahrzehnt ist eindeutig das Produkt Medium“<br />

dazu gekommen. Der Kohlensäuregehalt, der Mineralstoffanteil<br />

und auch die Herkunft bestimmen den Geschmack<br />

eines Wassers. Dabei gilt die Grundregel: Je mehr Kohlensäure<br />

das Wasser enthält, desto härter wirkt es im Mund.<br />

Dazu gilt auch: je mehr Mineralien (vor allem Natrium,<br />

Kalzium und Magnesium) darin gelöst sind, desto<br />

kräftiger „schmeckt“ es. Stilles Wasser wirkt<br />

deshalb weich und neutral, weil es quasi<br />

keine Kohlensäure enthält und oft<br />

mit einem relativ geringen Mineraliengehalt<br />

angeboten<br />

wird. Für Weintrinker bedeutet<br />

dies, dass weiches<br />

18


säure<br />

Still<br />

säure<br />

Still<br />

Wasser den Wein flach machen kann, da es ihm die<br />

Säure nimmt. Stark kohlensäurehaltiges Wasser intensiviert<br />

dagegen die Säure oder die Tannine eines<br />

Weins.<br />

Die Grundregeln hier lauten deshalb:<br />

Ein ausgewogen mineralisiertes Wasser mit mittlerem<br />

Kohlensäuregehalt, zumeist unter dem Label „medium“<br />

zu bekommen, harmoniert für gewöhnlich sehr<br />

gut mit trockenen Weißweinen, da dadurch deren<br />

Säure noch deutlich mehr an Jugendlichkeit und Frische<br />

gewinnt.<br />

Tanninbetonte, schwere Barrique-Rotweine dagegen<br />

vertragen sich weitaus am besten mit stillem Wasser.<br />

Denn die Kohlensäure eines sprudelnden Wassers<br />

würde den eher bitteren Geschmackseindruck der<br />

Tannine verstärken.<br />

Solche Mineralwässer mit viel Kohlensäure<br />

sind die idealen Begleiter<br />

zu lieblichen Weinen. Die kräftige<br />

Frische puffert die Süße und unterstreicht<br />

zugleich die Säure auf<br />

angenehme Weise.<br />

19


Nobelwasser<br />

Wasser kommt aus dem Hahn. Oder<br />

hierzulande gerne auch aus dem<br />

Kran. Kraneberger. Aber längst ist<br />

Wasser nicht mehr nur Wasser, es<br />

gibt Luxuswasser, Premium-Wasser,<br />

Edel-Wasser mit teils haarsträubenden<br />

Hintergrundgeschichten.<br />

Es stammt aus Gletschern, aus Eisbergen,<br />

sprudelt fernab aller Zivilisation<br />

aus dem Boden, regnet auf<br />

unberührte Inseln herab. Auch die<br />

Flasche darf mal mit Diamanten<br />

besetzt sein, um den Literpreis in<br />

den zwei- bis dreistelligen Bereich<br />

zu hieven.<br />

Und tatsächlich:<br />

Ausländisches<br />

Wasser<br />

erfreut sich<br />

nicht nur in<br />

Deutschland<br />

immer größerer<br />

Beliebtheit.<br />

Auch bei<br />

europäischen<br />

Nachbarn, vor<br />

allem aber in<br />

Asien und den<br />

USA sind die so genannte „Premium<br />

Wasser“ fast schon Pflicht in<br />

den besseren Restaurants. Aber<br />

was ist denn nun wirklich drin<br />

und dran am hochpreisigen Import-Wasser?<br />

Ob „Voss“ aus der norwegischen<br />

Wildnis, „Ty Nant“ aus Wales oder<br />

„Fiji“ aus der Südsee. Die Preisspanne<br />

reicht von unter zehn bis<br />

um die 100 Euro. Und: Lange schon<br />

gibt es sogar speziell ausgebildete<br />

Wasser-Sommelières. Ihr Gebiet<br />

ist ein wachsender Wahnsinn mit<br />

Methode. Die Wässerchen heißen<br />

Bling h2o, Püro, OGO, Cape<br />

Grim, Veen, Lauquen, Cloud Juice,<br />

10 Thausend BC, Cape Karoo, 420<br />

Below. Klar ist, dass Wasser nicht<br />

gleich Wasser ist. Tatsächlich ist es<br />

ganz wissenschaftlich nachzuweisen,<br />

dass die Individualität der Getränke<br />

durchaus vorhanden ist, abhängig<br />

logischerweise von gelösten<br />

Stoffen, Mineralien, Wasserhärte,<br />

Kohlensäuregehalt.<br />

Das Edel-Wasser „Voss“ aus Norwegen<br />

ist vermutlich am populärsten.<br />

Man kennt es von der Getränkekarte<br />

vieler Luxushotels und aus der<br />

gehobenen Gastronomie. Auch die<br />

Geschichte, dass Popstar Madonna<br />

einst ein Hotel fluchtartig verließ,<br />

weil sie dort kein Voss-Wasser bekam,<br />

tat dem Pop-Status des Produktes<br />

natürlich keinen Abbruch.<br />

Die coole Flasche, von Neil Kraft,<br />

dem ehemaligen Chefdesigner von<br />

Calvin Klein gestaltet, ist schon ein<br />

Design-Klassiker, sie enthält Wasser,<br />

das aus einem Gletscher entspringt.<br />

Doch irgendwann musste<br />

auch diese an Nachhaltigkeit und<br />

Umweltschutz arbeitende Marke<br />

eine Krise meistern. Gerüchte<br />

machten die Runde – von einem<br />

angeblichen Videobeweis begleitet<br />

– dass das Wasser aus der einfachen<br />

Leitung käme. Einige Kilometer<br />

weg vom nächsten Gletscher.<br />

Das ist bei aller Unseriösität der<br />

Meldung natürlich genau der<br />

Punkt. Wie ist das Verhältnis zwischen<br />

Wasser aus der Leitung, dem<br />

sehr billigen aus dem Discounter,<br />

den Klassikern aus dem Supermarkt<br />

und den Edel-Wässern? Ist<br />

der Unterschied schmeckbar, ist<br />

die Differenz ihr Geld wert? Schwer<br />

zu beantworten. Klar ist lediglich,<br />

dass sich einige H2O-Getränke besser<br />

oder schlechter mit gewissen<br />

Weinen vertragen. Alles andere ist<br />

vermutlich Geschmackssache und<br />

kontextabhängig. Nach dem Sport<br />

bevorzugen Menschen etwa eine<br />

andere Erfrischung als zum Einschlafen.<br />

Eines scheint aber festzustehen.<br />

Hiesige Mineralwässer werden oft<br />

nicht gut vermarktet. Fragt man<br />

die Verbraucher nach bekannt<br />

„guten“ Mineralwassernamen und<br />

-firmen, dann hören sie meist französische<br />

Namen, wie Evian, Vittel<br />

oder Volvic. Hier muss an einem<br />

Bewusstseinswandel gearbeitet<br />

werden, denn ein Hin zu mehr Regionalität<br />

als Gegenbewegung zur<br />

Globalisierung würde auch den Mineralwassern<br />

nützen. Gutes Wasser<br />

muss sauber und gesund sein,<br />

frisch schmecken und verträglich<br />

sein. Dafür braucht es keine Gletscher<br />

und keine Diamanten.<br />

20


– was ist dran?<br />

21


für einen florierenden und funktionierenden Getränkelieferanten,<br />

der sein Produkt schließlich frühmorgens an den<br />

durfte aufgrund der Lage in einem echten Wohngebiet vor<br />

sechs Uhr am Morgen keine LKW fahren. Quasi undenkbar<br />

ort in Essen immer enger. Daneben hatte die Stiftsquelle<br />

dort mit weiteren Wettbewerbsnachteilen zu kämpfen. So<br />

Unternehmensgeschichte Stiftsquelle:<br />

EIN BRUNNEN ZIEHT UM<br />

Mitten im Ruhrgebiet, in Essen-Stoppenberg, hat 1894<br />

ein Getränkevertrieb die Arbeit aufgenommen. Johann<br />

Spielmann hieß der Mann, der unter anderem Bierfässer<br />

aus Dortmunder Brauereien holte, um sie in Stoppenberg<br />

in Flaschen abzufüllen und zu verkaufen. Unweit Mit der Stiftsquelle war ein neues<br />

der Zeche Zollverein wuchs ein echtes mittelständiges<br />

Traditionsunternehmen heran. Nach dem Zweiten lich anerkannt ist und direkt am Ge-<br />

Produkt da: Mineralwasser, das amt-<br />

Weltkrieg wurde hier sogar die bekannte Limo-Marke winnungsort abgefüllt werden muss.<br />

Sinalco abgefüllt. 1959 war dann das Jahr, in dem für Die Marke Stiftsquelle wurde geschaffen.<br />

Der Name bezieht sich auf<br />

die, nun schon, Johann Spielmann GmbH eine neue Ära<br />

anbrach: Bei Bohrungen für einen neuen Brunnen, um die Stiftskirche im Zentrum Stoppenbergs,<br />

in deren Sichtweite sich diese<br />

die Kosten für Wasser zu reduzieren, stieß das Unternehmen<br />

auf erstklassiges Mineralwasser – die Geburtsstunde<br />

der Stiftsquelle.<br />

mehr als 50 Jahren entwickelte sich<br />

erste Quelle befand. In den nächsten<br />

die Stiftsquelle zu einem der führenden<br />

familiengeführten Mineralbrunnen im Ruhrgebiet, das<br />

sich zunächst ausschließlich auf die Produktion von hochwertigen<br />

Mineralwasserprodukten spezialisiert hat. Mit<br />

steigender Nachfrage wurde es aber im 21. Jahrhundert am<br />

Standort in Essen immer enger. Daneben hatte die Stiftsquelle<br />

dort mit weiteren Wettbewerbsnachteilen zu kämpfen. So<br />

durfte aufgrund der Lage in einem echten Wohngebiet vor<br />

sechs Uhr am Morgen keine LKW fahren. Quasi undenkbar<br />

für einen florierenden und funktionierenden Getränkelieferanten,<br />

der sein Produkt schließlich frühmorgens an den<br />

22


23


Paletten Vollgut passen in die Lagerhallen, Leergut lässt<br />

sich haushoch auf dem Hof stapeln. Das Mineralwasser<br />

armem Mineralwasser zu finden, die den qualitativen<br />

Vorgaben entsprachen. Im März 2013 zog das Unternehmen<br />

um. Das neue Firmengelände bietet jetzt viel<br />

Platz. 40.000 Quadratmeter stehen zur Verfügung, 3000<br />

mit Landpark neben unserem Traditionsprodukt Stiftsquelle<br />

extra eine neue Bio-Marke einführen.“<br />

neralwasser-Siegel belegt die ausgezeichnete Qualität<br />

unseres Mineralwassers und unsere nachhaltige Unternehmensführung.<br />

Das Thema Wasserschutz ist uns so<br />

wichtig, dass wir als mittelständisches Unternehmen<br />

Händler zu liefern hat. Trotz der gewachsenen Verbundenheit<br />

zum Stadtteil Stoppenberg entschloss man sich,<br />

das Wohnquartier zu verlassen. 2013 verließ die Stiftsquelle<br />

den Schatten der Stiftskirche.<br />

Einen neuen Standort zu finden, war nicht einfach:<br />

Mehr als ein Jahr suchte der jetzige Geschäftsführer Michael<br />

Brodmann nach einem geeigneten Ort. Probebohrungen<br />

im gesamten Ruhrgebiet wurden gemacht, auch<br />

neben möglichen Quellen sollte genug Platz sein für<br />

Abfüllung und Vertrieb. Schließlich gelang es in Dorsten<br />

große unterirdische Vorkommen von streng kochsalzarmem<br />

Mineralwasser zu finden, die den qualitativen<br />

Vorgaben entsprachen. Im März 2013 zog das Unternehmen<br />

um. Das neue Firmengelände bietet jetzt viel<br />

Platz. 40.000 Quadratmeter stehen zur Verfügung, 3000<br />

Paletten Vollgut passen in die Lagerhallen, Leergut lässt<br />

sich haushoch auf dem Hof stapeln. Das Mineralwasser<br />

stammt aus sieben neuen Brunnen, die bis zu 180 Meter<br />

in die Tiefe reichen.<br />

Die Stiftsquelle ist sich als „Hersteller“ eines natürlichen<br />

Produkts ihrer Rolle für die Förderung von Nachhaltigkeit<br />

sehr bewusst. Das Engagement im Bereich des Umweltschutzes<br />

führte schon zu diversen Umwelt-Preisen<br />

und Zertifikaten. Das letzte ist aus 2016 und steht für die<br />

Kontinuität des Engagements: für ein neu in den Markt<br />

eingeführte Wasser „Landpark“ gab es das Bio-Mineralwassersiegel<br />

der „Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser<br />

e.V.. Der Geschäftsführer dazu: „Das Bio-Mineralwasser-Siegel<br />

belegt die ausgezeichnete Qualität<br />

unseres Mineralwassers und unsere nachhaltige Unternehmensführung.<br />

Das Thema Wasserschutz ist uns so<br />

wichtig, dass wir als mittelständisches Unternehmen<br />

mit Landpark neben unserem Traditionsprodukt Stiftsquelle<br />

extra eine neue Bio-Marke einführen.“<br />

24


Ruhrgebeef 2<br />

erscheint am 7. Februar 2017<br />

edition<br />

RUHRGEBEEFMEDIEN<br />

GRILLEN AUSGABE 2<br />

Im Mittelpunkt:<br />

Beef, Burger und BBQ<br />

MEDIEN<br />

25


affee<br />

Kaffee<br />

26


27


Der Kaffee und die Wellen<br />

Der Trend erinnert an viele Entwicklungen in der<br />

Weinszene. Kaffee wird inszeniert, der perfekte<br />

Genuss bedarf perfekter Technik und gehobenen<br />

Wissens. Dazu gehören auch schon einmal<br />

Kaffeemaschinen zum Preis eines Kleinwagens<br />

und Kaffeebohnen, die mit der Apothekerwaage Den echten Kaffee-Aficinados lieben die Inszenierung, die<br />

abgewogen werden. Kaffee im Edelsegment bedeutet<br />

cooles Wissen und szenige Umgebung. Kaffees und die feinporig-sämige Crema auf dem Signa-<br />

chromblitzenden Maschinen, den Duft frisch gemahlenen<br />

Die Kleinrösterei ist dabei die individuelle Genussmanufaktur<br />

schlechthin.<br />

Anbieter in der Fußgängerzone der 80er und 90er. Längst ist<br />

ture-Espresso. Vorbei die Pappbecher bei einem der beiden<br />

Kaffee auch Wissenschaft und der Kenner weiß sich flott zu<br />

bewegen zwischen Vokabeln wie Third-Wave-Coffee und Robusta, zwischen Flat White<br />

und Americano. Third Wave, die dritte Welle, ist übrigens eine amerikanische Einteilung<br />

der Kaffee-Genuss-Historie. In der „ersten Welle“ ging es nicht um Kaffee als<br />

Genussmittel, sondern eher als verfertigte Droge von vor 150 Jahren, das Kaffeehaus<br />

selbst war wichtiger als der Kaffee. Die „weite Welle“ war der Boom an Kaffeehäusern<br />

in den 1990er-Jahren (Stichwort: Starbucks), und die „dritte Welle“ ist die aktuelle Revolution.<br />

Kaffee wird hier mit der gleichen Leidenschaft und Ernsthaftigkeit behandelt<br />

wie der Wein. Diese dritte Welle ist in den Metropolen der Welt zuerst gesichtet worden,<br />

längst aber auch im Ruhrgebiet angelangt. Auch hier haben meist junge Kreative<br />

dieses weite Feld für sich entdeckt und betreiben Röstereien und angeschlossene Cafés,<br />

die etwas komplett anderes sind als Kaffee-Orte der Vergangenheit.<br />

28


NEUES SCHWARZ<br />

In Dortmund ist seit kurzem „Neues Schwarz“<br />

der Platzhirsch unter den Röstern. Der Laden<br />

ist ein Traum: an der Theke wird es brühwarm<br />

aufgegossen, heißes Wasser läuft durch weiße<br />

Papierfilter, in denen sich dunkles Pulver<br />

aus gerösteten, zermahlenen Kaffeebohnen<br />

befindet. Die Filtervorrichtung aus Glas und<br />

Kupferrohren hat etwas industrielles, ebenso<br />

die klare, minimalistische Einrichtung des<br />

Lokals, das durch Holz und Metall Akzente<br />

setzt. Dabei ist das, was letztlich in kleine Karaffen<br />

tropft, weit entfernt von Industriekaffee.<br />

„Groß-Röster produzieren überwiegend qualitativ<br />

schlechten Kaffee, der sehr dunkel geröstet<br />

und dadurch bitter wird. Durch sehr heiße<br />

und gleichzeitig kurze Röstung kommen Säure<br />

und Bitterstoffe ins Getränk“, berichtet Benedikt<br />

Heitmann, der seinen Job als Raumplaner<br />

aufgab, um Kaffeeröster nzu werden. „Aber<br />

bitter gehört für mich nicht in den Kaffee. Wir<br />

wollen zeigen, dass Kaffee auch ohne Milch<br />

und Zucker genießbar ist.“ Und fährt fort. „Jeder<br />

Röster hat seinen eigenen Stil. Hier in der<br />

weiteren Umgebung gibt es sonst niemanden,<br />

der sich nur den hellen Röstungen der Arabica-Bohne<br />

in all ihren Arten widmet. Für mich<br />

ist hell besser“, erklärt er überzeugt. „Weniger<br />

bitter, dafür mehr klare Aromen.“<br />

RÖST.ART<br />

Eine der ersten und erfolgreichsten Kleinröstereien<br />

betreiben Claudia Schiwek und Richard Miklas<br />

in Bochum. Röst.Art heißt seit 2006 für sie eine<br />

Rösterei, ein Café und ein Online-Shop. Im Café<br />

dreht sich quasi alles um die imposante Sonderanfertigung<br />

des Kaffee-Cadillacs von Kees van der<br />

Weesten. Das chromblitzende Monster mit den<br />

vielen Düsen und Schläuchen sorgt für Perfektion<br />

in der Genussproduktion. „Bei uns können sich<br />

unsere Gäste einmal durch die Kaffeewelt probieren<br />

und verschiedenste Kaffeesorten aus aller<br />

Welt in einem Wohnzimmerambiente kennenlernen”,<br />

sagt Claudia stolz. „Wir bieten Spezialitätenkaffees<br />

an, die geschmacklich überzeugen,<br />

aber bei denen auch der soziale und ökonomische<br />

Aspekt stimmt“. Die Kaffeebohnen kommen<br />

von verschiedensten Importeuren aus aller Welt,<br />

die selbst vor Ort seien und die Plantagen beobachteten.<br />

„Am liebsten beziehe ich Kaffeebohnen,<br />

die in irgendeiner Form mit einem Projekt<br />

verbunden sind”, meint Claudia. „Aber unabhängig<br />

von großen Organisationen”.<br />

29


Eine kleine Zeitreise<br />

Sie sind keine 100 Meter voneinander entfernt.<br />

Ihre Gäste lieben sie.<br />

Sie lieben die Kundschaft, Kaffee und Kuchen.<br />

Zwei Orte, die dem Genuss verschrieben sind,<br />

zwei Herangehensweisen an ein Genussmittel,<br />

eine Leidenschaft.<br />

Eine kleine Zeitreise,<br />

eine fotografische Betrachtung über Mode und Wandel,<br />

gleichzeitig über Dauer und Wertigkeit.<br />

Und die ewige Lust auf Kaffee.<br />

In Bochum.<br />

Im Café Zur Altstadt<br />

30


und in der Kaffeerösterei<br />

Röst.Art<br />

Von Inga Pöting<br />

31


Automat trifft<br />

Hipster-Maschine.<br />

Wer das Muster nicht im<br />

Schaum hat, hats dafür<br />

im Deckchen.<br />

32


Zweimal zweites<br />

Wohnzimmer.<br />

Koffein im Kontext.<br />

33


Zum Kaffee gehört<br />

Schokolade - Form egal.<br />

Nichts geht ohne<br />

Handarbeit.<br />

34


Zeitlose Lieblingsfarben<br />

für Deko: weiß und gold.<br />

Auf dem Silbertablett<br />

serviert - hier mit Spitze,<br />

da mit Schokobohne.<br />

35


Weltneuheit aus Bochum:<br />

Infusion Coffee<br />

Kaffee ist nicht gleich Kaffee.<br />

Kaffee ist komplex. So<br />

komplex, dass es viele kleine<br />

Dinge sind, die sich zu einem<br />

Gesamtgeschmack zusammensetzen.<br />

In Bochum wird<br />

an einer Kaffee-Weltneuheit<br />

geforscht. Simon Hass,<br />

bekannt als Baristoteles,<br />

experimentiert und forscht<br />

an einer Weltneuheit. Infusion<br />

Coffee nennt er seinen<br />

Versuch, den besten Kaffee<br />

der Welt zu machen.<br />

Infusion Coffee<br />

Als solcher gilt nämlich der<br />

Kopi Luwak. Diese Spezialität<br />

entsteht dadurch, dass eine<br />

Schleichkatzenart Rohkaffeebohnen<br />

frisst und wieder<br />

ausscheidet. Im Tierdarm<br />

sind diese Kaffeebohnen einer<br />

Nassfermentation durch Enzyme<br />

ausgesetzt. Der Kaffee<br />

aus diesen Bohnen bekommt<br />

einen erdigen, gehaltvollen<br />

Geschmack. Durch die Enzyme<br />

werden Proteine zum Teil komplett<br />

abgebaut, zum Teil aber auch<br />

in kleinere Moleküle zerlegt. Hierdurch<br />

wird das Aroma beim Rösten mitbestimmt.<br />

Simon Hass, Besitzer zweier<br />

Cafés in Bochum, studierter Wirtschafts-<br />

36


wissenschaftler, leidenschaftlicher Surfer<br />

und Kaffeemaschinenhändler, hat sich<br />

die Tiere und den Kaffee in Asien genau<br />

angeschaut. Seine Idee war nun, den<br />

tierischen Vorgang, der für die ausführenden<br />

Kreaturen nicht unbedingt nur<br />

gesund ist, tierfrei nachzubauen. Der Baristoteles<br />

(der Name verbindet den Barista<br />

mit dem griechischen Philosophen)<br />

will nun die Kaffeebohnen - analog zur im<br />

Tier stattfindenden mageninternen Enzymzufuhr<br />

- mit einer Infusion versehen,<br />

sie ebenso extern veredeln. Vor allem<br />

Wein kam ihm da als Geschmacksträger<br />

und Katalysator in den Sinn. Zu diesem<br />

Zweck fand er einen kenntnisreichen<br />

Partner. Der kongeniale Genussforscher<br />

war Udo Strauch, ein manischer Reisender<br />

durch alle Geschmackswelten, zuständig<br />

für alle Formen des kulinarischen<br />

Konsums beim Software-Mittelständler<br />

GData („Kaffee ist das wichtigste Lebensmittel<br />

überhaut. Unsere Entwickler und<br />

Programmierer brauchen den besten<br />

Kaffee. Sonst sind sie nach einem Jahr<br />

mit Gala-Kaffee hinüber.“) Gemeinsam<br />

wurden Versuchsreihen gestartet. Die<br />

Bohnen wurden eingelegt in Pinot Noir,<br />

in Portwein, in Rumgemische. Bis zur Sättigung<br />

teilweise, das wäre dann die totale<br />

Infusion, dann wieder getrocknet. Nun<br />

hatten sie aber eine grundandere Konsistenz<br />

als die herkömmlichen Produkte,<br />

waren folglich schwerer zu rösten als andere,<br />

nicht-infusionierte Kaffee-Bohnen.<br />

Oder auch schon das Mahlen. Steinhart,<br />

buchstäblich, das schaffte das Mahlwerk<br />

nicht. Doch nach langen Jahren des Probierens<br />

und Testens, nach konventionellen<br />

Trommelröstungen und Versuchen<br />

im Konvektomaten (das ist ein spezieller<br />

Heißluftofen, der mit strömenden Fluiden<br />

arbeitet), gelangen schließlich Erfolge.<br />

Das fertige Produkt wird inzwischen<br />

angeboten, dürfte aber bisher nur einen<br />

Nischenmarkt von Genussprofis befriedigen,<br />

ist doch das Kilo für ca. 80 Euro zu<br />

haben, die Tasse im Café für 4,70 Euro.<br />

Derweil wird weiter geforscht, probiert,<br />

experimentiert. Woanders in der Welt<br />

versucht sich die Kaffeewelt übrigens an<br />

neuen Tieren: jetzt sind es Elefanten, die<br />

Kaffeebohnen verspeisen und veredeln<br />

sollen.<br />

37


Tradition im Zeichen<br />

der Kogge<br />

Die Kaffee-Großrösterei „Schirmer Kaffee“ blickt<br />

auf über 160 Jahre Tradition zurück. Das Unternehmen,<br />

das seit 1965 in Dortmund ansässig<br />

ist, ist heute eine hochqualifizierte Produktionsund<br />

Handelsgesellschaft und liefert internationale<br />

Kaffee-Spezialitäten an den Lebensmittelhandel,<br />

die Gastronomie und in alle Welt. Eine einst zum Symbol der Hanse, die bekanntlich eine<br />

Die Kogge als wichtiges Handelsschiff avancierte<br />

stilisierte Kogge, darunter das Gründungsjahr Vereinigung norddeutscher Kaufleute war und die<br />

und dazu der Firmenname – so schaut das Firmenzeichen<br />

der Schirmer Kaffee GmbH aus. Schiff als Symbol der Firma Schirmer Kaffee auf-<br />

Kogge für regen Handel nutze. Ab wann genau das<br />

taucht, ist nicht exakt überliefert. Die im Jahr 1854<br />

in Leipzig gegründete Firma Schirmer sollte aber schon bald zu einer erfolgreichen<br />

und in Deutschland größten Handelsmarken-Kaffeeröstereien mit weltweiten Handelbeziehungen<br />

aufsteigen. Mit einem Kolonialwarengeschäft legte Hermann Schirmer<br />

den Grundstein für eine nunmehr 160 Jahre andauernde Geschichte in Sachen<br />

Kaffee, die das Unternehmen Schirmer aus Sachsen über Bamberg und Bochum bis<br />

nach Dortmund führte.<br />

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Golfclub Royal Saint Barbara‘s produziert Schirmer<br />

Kaffee in dem im Jahr 2002 komplett neu gebauten Stammhaus und ebenfalls<br />

völlig neuer Produktionsstätte jährlich rund 15.000 Tonnen Röstkaffee. Als Mahlkaffee,<br />

Kaffee-Pads und ganze Bohnen gelangt der Kaffee nicht nur deutschlandweit an<br />

Großverbraucher, Handel und Gastronomiebetriebe. Die Dortmunder Kaffee-Großrösterei<br />

exportiert ihre Qualitätsprodukte weltweit und beliefert damit Unternehmen<br />

in über 30 Ländern. Die ausschließlich auf hochwertigen Rohkaffee ausgerichteten<br />

Einkaufsaktivitäten sind ebenfalls international und weltweit organisiert. Für<br />

die besten Kaffeesorten sind die Spezialisten von Schirmer Kaffee auf allen Plantagen<br />

38


Me ped quo bla vendae nonet, quam eaquatus<br />

de intis reiuritam, corumqu idundit<br />

Me ped quo bla vendae nonet, quam eaquatus<br />

de intis reiuritam, corumqu idundit<br />

rund um den Erdball unterwegs. Der Rohkaffee für die<br />

Weiterverarbeitung stammt aus ausgesuchten Anbaugebieten<br />

vornehmlich in Ostafrika, Asien sowie Zentral- und<br />

Südamerika. Strenge Auswahlverfahren bei Anbau, Ernte<br />

und Weiterverarbeitung stellen sicher, dass die ausgewählten<br />

Rohkaffees höchsten Qualitätsanforderungen<br />

entsprechen. Seit über 20 Jahren unterstützt Schirmer<br />

Kaffee benachteiligte Herstellerfamilien und den fairen<br />

Kaffeeanbau. Seit 1992 ist Schirmer Kaffee als erster Kaffeeröster<br />

in Deutschland als förderaktiver Fairtrade-Partner<br />

zertifiziert. Dazu sagt Markus Zombek, geschäftsführender<br />

Gesellschafter der Schirmer Kaffee GmbH: „Auch<br />

damit engagieren wir uns nachhaltig für ein faires Miteinander<br />

auf allen Ebenen. Nur so können wir soziale und<br />

auch ökologische Belange langfristig mit beeinflussen und<br />

einen Zugewinn an Lebensqualität fördern.“ Außerdem<br />

besitzt Schirmer Kaffee das Bio-Zertifikat, ist zudem in<br />

der globalen „Rainforest Alliance“ aktiv und trägt als UTZ<br />

zertifiziertes Unternehmen mit der Vermarktung rückverfolgbarer<br />

Produkte nachweislich zum Schutz der Umwelt<br />

bei. Rund 100 Beschäftige, darunter zahlreiche erfahrene<br />

Kaffee-Experten, sowie modernste Technologien und das<br />

umfassende langjährige Knowhow haben Schirmer Kaffee<br />

zu einem heute attraktiven und gefragten Unternehmen<br />

gemacht, das auch mit eigenen Marken im Lebensmittelhandel<br />

präsent ist. So entstehen nach Originalrezeptur<br />

aus dem Jahr 1854 und im schonenden Heißluftverfahren<br />

zahlreiche Kaffeespezialitäten. Zum Sortiment gehören<br />

eine Vielzahl klassischer Kaffeemischungen, ebenso Espresso-Variationen<br />

sowie Café Crema, Schümli Kaffee und<br />

100 Prozent-Arabica-Kaffee.<br />

„Die ganze Welt in einer Tasse“ – unter diesem Motto bietet<br />

die Dortmunder Traditionsmarke Schirmer Kaffee echte<br />

Lebensqualität und Kaffee-Genuss in großer Vielfalt an.<br />

10 Uhr bis 14 Uhr geöffnet. Mit dem Kauf der Schirmer<br />

Kaffee Produkte unterstützt man jedenfalls ein Unternehmen,<br />

das sich seit Jahrzehnten klar zum Wirtschaftsstandort<br />

Dortmund bekennt. Weitere Infos über Schirmer Kaffee<br />

findet man im Internet unter www.schirmer-kaffee.de<br />

39


Kaffee Glossar<br />

ANBAUGEBIETE<br />

Kaffee wird vor allem in Reichweite des<br />

Äquators in etwa 80 tropischen und subtropischen<br />

Ländern rund um den Globus<br />

angebaut. Nur dort, in Süd- und Mittelamerika,<br />

Afrika, Asien und Nordaustralien,<br />

sind die Klima-Bedingungen so, dass<br />

den Kaffeesträuchern das Gedeihen möglich<br />

ist. Brasilien ist noch Hauptexporteur<br />

von Kaffee, gefolgt von Vietnam. Äthiopien<br />

gilt als Mutterland des Kaffees, genauer<br />

gesagt, des Arabicastrauches. Die<br />

Robustabohne wurde später in Westafrika<br />

entdeckt.<br />

ARABICA<br />

Eine der beiden genießbaren Bohnensorten<br />

des Kaffeestrauches. Die Arabicabohne<br />

(mit zahlreichen Untergattungen) wird<br />

in höheren Lagen angebaut, ist pflegeintensiv<br />

und wächst langsam. Im Vergleich<br />

zur Robustabohne ist sie größer und ovaler,<br />

hat einen feineren Geschmack und<br />

einen geringeren Koffeinanteil.<br />

AROMASTOFFE<br />

Kaffee enthält eine Vielzahl von Inhaltsstoffen,<br />

also chemische Substanzen, die<br />

für den typischen Duft und Geschmack<br />

sorgen. Eine einzige Kaffeebohne enthält<br />

dabei rund 800 wasserlösliche Aromastoffe.<br />

Längst nicht alle sind identifiziert.<br />

AUFBEREITUNG<br />

Die gepflückte, reife Kaffeekirsche besteht<br />

zu 50 bis 60 Prozent aus Wasser und<br />

muss rasch verarbeitet werden. Bei der<br />

Aufbereitung wird die Bohne von ihrem<br />

Fruchtfleisch (Pulpe), der Pergamenthülle<br />

und dem Silberhäutchen befreit.<br />

Anschließend wird sie trocken oder nass<br />

aufbereitet.<br />

BLEND<br />

Das englische Wort für Mischung wird in<br />

Zusammenhang mit Kaffee häufig verwendet.<br />

Wenn unterschiedliche Kaffeesorten<br />

gemischt werden (blending), entsteht<br />

daraus ein Blend.<br />

BODY<br />

Bezeichnet die Vollmundigkeit des Kaffees.<br />

Insbesondere beim Espresso kann<br />

man aufgrund des Bodys die geschmackliche<br />

Eigenart einer Bohne beurteilen.<br />

BRÜHKAFFEE<br />

Alles, was nicht mit dem für Espresso<br />

nötigen hohen Druck produziert wurde,<br />

kann als Brühkaffee oder wässrige Lösung<br />

bezeichnet werden. Neben Filtermaschinen<br />

produziert auch die italienische<br />

Herdkanne - oft fälschlicherweise als Espressokanne<br />

bezeichnet - Brühkaffee,<br />

ebenso wie Stempelkannen („Bodumkanne“)<br />

und die Mehrheit der Vollautomaten.<br />

Ein Brühkaffee besticht durch feine<br />

Geschmacksnuancen und Säuren. Auch<br />

bei einem Brühkaffee sollten keine Bitterstoffe<br />

auftauchen.<br />

CREMA<br />

So nennt man die gewünschte und viel<br />

diskutierte Schaumkrone, die durch den<br />

heftigen Druck bei der Espressozubereitung<br />

entsteht. Sie ist Geschmacksträger<br />

und Qualitätsmerkmal eines guten<br />

Espressos. Bei einem gut zubereiteten<br />

Espresso ist ihre Farbe haselnußbraun<br />

mit dunklen Streifen (Tigerstreifen). Der<br />

Schaum ist feinporig und gleichmäßig<br />

dicht. Er sollte zwei bis drei Minuten halten,<br />

bevor er aufbricht.<br />

EINZELRÖSTUNG<br />

Zur optimalen Entfaltung von Geschmack<br />

und Aroma benötigen verschiedene Rohkaffee-Sorten<br />

unterschiedliche Röstungen.<br />

Deshalb werden sie getrennt voneinander<br />

geröstet und erst danach zu<br />

Kaffeekompositionen vermischt.<br />

ENTKOFFEINIERTER<br />

KAFFEE<br />

Kaffee enthält Koffein. Das ist ein Alkaloid,<br />

das anregend wirkt. Um diese Wirkung zu<br />

reduzieren, wurden Verfahren zur Entkoffeinierung<br />

von Kaffee entwickelt. Dabei<br />

wird das Koffein dem Rohkaffee bereits<br />

vor der Röstung entzogen. Man befeuchtet<br />

den Rohkaffee mit Wasser und Wasserdampf,<br />

bis er einen Feuchtigkeitsgehalt<br />

von 28 Prozent hat. Danach kann<br />

das Koffein mit Lösungsmitteln herausgewaschen<br />

werden. Zum Schluss werden<br />

die Lösungsmittelreste mit Wasserdampf<br />

ausgetrieben.<br />

ESPRESSO<br />

Dickflüssige Emulsion aus Ölen und Kolloide.<br />

Genauer betrachtet ist es dickes<br />

Gemisch aus verschiedenen Stoffen wie<br />

Wasser, Ölen, Fetten, Zuckern und verschiedensten<br />

Aromastoffen. Zur Herstellung<br />

wird Wasser mit einem Druck von<br />

neun Bar durch Kaffeemehl hindurch gepresst.<br />

Ein guter Espresso benötigt gut 30<br />

Sekunden. Die chemische Zusammensetzung<br />

unterscheidet sich wesentlich vom<br />

Brühkaffee, der keine Emulsion ist, sondern<br />

eine wässrige Lösung.<br />

GESCHICHTE<br />

Furore machte der Kaffee ab dem 16.<br />

Jahrhundert. Mitte des 17. Jahrhunderts<br />

gelang dann der Bruch des arabischen<br />

Kaffeemonopols und der Kaffee konnte<br />

seinen Siegeszug um die Welt antreten.<br />

Um die Entdeckung ranken sich Legenden<br />

und Mythen. Erste Hinweise auf<br />

Kaffeegenuss stammen schon aus einer<br />

Zeit vor 1450. Als Ritualgetränk breitete<br />

sich Kaffee von Abessinien (Äthiopien) in<br />

den Jemen aus. Europäer brachten im 16.<br />

Jahrhundert den Kaffee nach Europa. Im<br />

17. Jahrhundert entstanden die ersten<br />

europäischen Kaffeehäuser.<br />

KAFFEESTEUER<br />

Deutschland ist eines der wenigen Länder<br />

in der Europäischen Union, das eine Kaffeesteuer<br />

erhebt. Der Steuersatz liegt bei<br />

2,19 Euro pro Kilo gerösteten Kaffees und<br />

bei 4,78 Euro für löslichen Kaffee.<br />

KOFFEIN<br />

Ist ein Alkaloid und spielt eine wichtige<br />

Rolle in der Erfolgsgeschichte des Getränks.<br />

Neben seiner Funktion als Wachmacher<br />

hat der Kaffee dabei immer mal<br />

wieder auch als Ursache von Krankheiten<br />

herhalten müssen.<br />

40


MILCH<br />

Vor allem das in ihr enthaltene Fett ist als<br />

Geschmacksträger für viele Zubereitungen<br />

wichtig. Der Eiweißgehalt der Milch<br />

bestimmt zudem ihre Schäum-Eigenschaft.<br />

Ein kompakter, cremiger und richtig<br />

temperierter Milchschaum schmeckt<br />

toll und bekommt durch das Karamellisieren<br />

der Kohlenhydrate in der Milch einen<br />

leicht süßlichen Geschmack.<br />

MÜHLE<br />

Ein ebenso unterschätzter wie ausschlaggebender<br />

Qualitätsfaktor. Kegelmahlwerke<br />

haben gegenüber Scheibenmahlwerken<br />

den Vorteil, mit weniger Drehzahlen<br />

mahlen zu können, wodurch weniger<br />

Reibungswärme entsteht, die sich negativ<br />

auf das Aroma auswirken könnte. Der<br />

Mahlgrad ist für jede Bohne und jede Zubereitungsart<br />

ein anderer. Darum muss<br />

etwa für einen Filterkaffee die Mahlung<br />

wesentlich gröber sein, als für die italienische<br />

Herdkanne.<br />

PICKING<br />

Ein Ernte-Verfahren, bei dem die Kirschen<br />

von Hand gepflückt werden. Weil dabei<br />

nur reife Bohnen vom Baum „gepickt“<br />

werden, während unreife und überreife<br />

Früchte hängen bleiben sollen, erfordert<br />

diese Methode viel Geschick und Erfahrung.<br />

Das Picking garantiert Spitzenqualität,<br />

ist aber teuer.<br />

PULPE<br />

Das Fruchtfleisch der Kaffeekirsche wird<br />

auch Pulpe genannt.<br />

ROBUSTA<br />

Sie ist die günstigere und lange Jahre eher<br />

minderwertigere Variante des Kaffees.<br />

Leichter in der Pflege diente sie dazu, den<br />

Kaffee-Preis niedrig zu halten. Inzwischen<br />

gibt es aber auch qualitativ hochwertige<br />

Robusta-Züchtungen, die es geschmacklich<br />

mit Arabicas aufnehmen können. Die<br />

Robustabohne ist allgemein kräftiger im<br />

Geschmack, hat mehr Koffein und garantiert<br />

eine gute Crema.<br />

ROHKAFFEE<br />

Noch nicht gerösteter Kaffee. Die Ernte<br />

von etwa 100 Arabica-Pflanzen füllt einen<br />

Sack mit 60 Kilogramm Rohkaffee.<br />

RÖSTGRADE<br />

Neue Verbindungen und Aromen entstehen<br />

durch das langsame Zuführen großer<br />

Hitze. Je dunkler die Röstung, desto<br />

geringer der Säuregrad. Für Brühkaffee<br />

wird säurebetonter, also heller geröstet.<br />

Im Espresso muss ein deutlich dunklerer<br />

Röstgrad erreicht sein, um ihn genießbar<br />

zu machen.<br />

RÖSTKAFFEE<br />

Kaffeebohnen werden unter atmosphärischem<br />

Druck erhitzt. Durch chemische<br />

und physikalische Prozesse werden dabei<br />

Farb-, Geschmacks- und Aromastoffe gebildet.<br />

Nach dem Rösten hat die Bohne<br />

deshalb ein doppelt so großes Volumen.<br />

Zudem hat sich die Textur der Bohne verändert.<br />

Aus der zäh-elastischen wird eine<br />

harte und spröde Bohne, die sich dadurch<br />

leicht mahlen lässt.<br />

SACK<br />

Der Sack ist das international übliche Maß<br />

für Kaffeebohnen. Sein Füll-Standardgewicht<br />

liegt bei 60 Kilogramm. Ausnahme:<br />

Kolumbien. Hier werden 70-Kilo-Säcke<br />

verwendet. Heute erfolgt die Verschiffung<br />

allerdings hauptsächlich (zu etwa 80<br />

Prozent) als loses Schüttgut im Container<br />

(Bulkware).<br />

SÄURE<br />

Ein Qualitätsmerkmal von Brühkaffee.<br />

Beim Espresso eher unerwünscht, zeichnet<br />

sie für geschmackliche Nuancen eines<br />

guten Brühkaffees verantwortlich.<br />

SCHEINBARE EIWEISSE<br />

Rohkaffee besteht zu ca. zehn Prozent<br />

aus Eiweißstoffen. Durch Hitzeeinwirkung<br />

beim Rösten werden sie abgebaut.<br />

SCHEINBARE<br />

KOHLENHYDRATE<br />

Bei den Kohlenhydraten in der Kaffeebohne<br />

handelt es sich meist um Polysaccharide.<br />

Zucker wie Saccharose und<br />

Glucose kommen nur in geringen Mengen<br />

vor. Die nicht löslichen Polysaccharide<br />

aus den Zellwänden der Kaffeebohne<br />

bilden den Kaffeesatz, der beim Aufguss<br />

zurückbleibt.<br />

SCHONKAFFEE<br />

Für die Herstellung von Schonkaffee wird<br />

den Bohnen ein Großteil an Bitterstoffen,<br />

Säuren, Ölen und Reizstoffen schon vor<br />

der Röstung entzogen. Sie sind es, die bei<br />

Menschen mit empfindlichem Magen Beschwerden<br />

verursachen können.<br />

VERPACKUNG<br />

Kaffee ist äußerst empfindlich gegenüber<br />

Sauerstoff und Feuchtigkeit. Um ihn vor<br />

diesen Einflüssen zu schützen, wird er<br />

meist in aluminiumkaschierte oder -bedampfte<br />

Kunststofffolien verpackt.<br />

WASSER<br />

Ist mit soliden 98 Prozent tatsächlich<br />

der Hauptbestandteil einer Tasse Kaffee.<br />

Deshalb ist der Geschmack eines Kaffees<br />

stets abhängig von Temperatur, Druck<br />

und Härtegrad des Wassers.<br />

ZERTIFIKATE<br />

Werden von diversen Fair-Trade-Organisationen<br />

für den nachhaltigen Anbau von<br />

Kaffee vergeben. Farmer und Produzenten,<br />

die ihre Produkte unter Berücksichtigung<br />

von Umweltschutz, Nachhaltigkeit<br />

und fairen Arbeitsbedingungen herstellen,<br />

können ausgezeichnet werden.<br />

ZUCKER<br />

Wird benutzt, um Süße über den Kaffeegeschmack<br />

zu legen. Es gibt raffinierten<br />

und unraffinierten Zucker, wobei das Maß<br />

der Raffination entscheidend ist. Je weniger<br />

ein Zucker raffiniert ist, desto mehr<br />

bleiben natürliche Inhaltsstoffe erhalten<br />

und geben dem Zucker seinen eigenen<br />

charakteristischen Geschmack.<br />

41


Softd<br />

Softdrinks<br />

42


inks<br />

43


Vom Multivitaminsaft<br />

zum Smoothie<br />

Professor Julius Koch war eine Legende.<br />

Als Leiter des Instituts für Gemüse-<br />

und Früchteverwertung an der<br />

berühmten Wein-Hochschule in Geisenheim<br />

erwarb der 1912 geborene<br />

Önologe sich schon unmittelbar nach Erfunden wurde der<br />

dem Zweiten Weltkrieg große Verdienste<br />

Multivitaminsaft vom<br />

bei der Modernisierung des<br />

Bereichs der Gemüse- und Früchteverwertung<br />

und vor allem der Fruchtsafttechnologie.<br />

Fruchtsafthersteller<br />

Eckes, der Ende der<br />

60er Jahre mit Koch im<br />

So verwundert es hauseigenen Institut<br />

nicht, dass Koch im Rahmen seiner<br />

späteren Tätigkeit in der Fruchtsaftindustrie<br />

vor allem als der Schöpfer von<br />

„Hohes C“ (erster konzentrierter und<br />

haltbarer Orangensaft in Flaschen)<br />

oder „Dr. Koch‘s Trink 10“ (erster Multivitaminsaft)<br />

in Erinnerung bleibt.<br />

für Getränkeforschung<br />

an neuen Safttypen tüfteln<br />

ließ. So kam 1979<br />

als erster „Frucht-Multi-Vitaminsaft“<br />

der Dr.<br />

Koch’s Trink 10 auf den<br />

Markt, benannt eben<br />

nach dem Institutsleiter<br />

Julius Koch. Er wurde damals als Mix aus „10<br />

wohlschmeckenden Früchten“ und „10 lebenswichtigen<br />

Vitaminen“ angepriesen. Seitdem hat<br />

sich Multivitaminsaft etabliert. Obwohl der Vielvitaminsaft<br />

mit seinem sämig-undifferenzierten Geschmacksbild<br />

nicht überall in der Welt geschätzt<br />

wird, wurde er doch einst zum drittbeliebteste<br />

Fruchtsaft der Deutschen – nach Orangen- und<br />

Apfelsaft.<br />

Heute ist die Welt der Säfte eine vollkommen andere.<br />

Der Konsument hat gelernt zu unterscheiden,<br />

welche Qualitätsstufen und Sorten es bei<br />

Orangen- und Apfel-Säften gibt, die Kombinatorik<br />

mit vielen neu verfügbaren Südfrüchten ist schier<br />

unendlich, alte Obstsorten feiern ein Comeback,<br />

genauso wie immer wildere Kreationen mit Gemüse<br />

ihren Weg machen. Der Trend zu vegan und<br />

vegetarisch breitet den Säften ebenfalls einen<br />

schönen Teppich aus, sind sie doch gleichermaßen<br />

nahrhaft und gesund, wie auch offensichtlich<br />

„natürlich“. Allein die Frage nach dem Zucker steht<br />

dann noch im Raume.<br />

Ein moderner Vertreter – quasi der legitime Nachfolger<br />

des Multivitaminsaftes – ist der Smoothie.<br />

Ein amerikanischer Name für ein amerikanisches<br />

Konzept, nicht rechtlich geschützt übrigens, das<br />

längst aus keinem Supermarkt und keinem Bahnhof<br />

wegzudenken ist. Noch ist das Fußballstadion<br />

vermutlich der einzige Smoothie-freie-Massenversammlungsort.<br />

Vermutlich aber nicht mehr<br />

lange.<br />

Smoothies (von smooth, englisch, „fein“, „gleichmäßig“,<br />

„cremig“) ist eine Bezeichnung für kalte<br />

Mixgetränke aus Obst und auch Milchprodukten,<br />

die frisch zubereitet oder als Fertigprodukte<br />

angeboten werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen<br />

Fruchtsäften wird bei den Smoothies die<br />

ganze Frucht, ja teilweise auch<br />

die Schale und Kerne verarbeitet.<br />

Entsprechend gilt bei vielen<br />

Smoothie-Produkten das<br />

Fruchtmark oder ein Fruchtpüree<br />

als Basis. Dieses wird je<br />

nach Rezept mit Säften, Wasser,<br />

Milch, Milchprodukten<br />

oder Kokosmilch gemischt wird, um<br />

eine cremige und sämige Konsistenz zu erhalten.<br />

Damit ist es dem Multivitaminsaft recht nahe.<br />

Die Smoothie-Historie in den USA ist eng verbunden<br />

mit der amerikanischen Gegenkultur. Auch<br />

hier wurde frisch gepresster Obstsaft in den 60ern<br />

zum Trendgetränk bewusst lebender Vegetarier in<br />

den Saftbars Kaliforniens. Ein Hippie-Saft-Traum.<br />

Seit der Trend in Deutschland angekommen ist,<br />

findet es sich eher als „das trinkbare gute Gewissen“<br />

überall wieder. Denn er wird gelegentlich<br />

vermarktet als Ersatz für frisches Obst. Verlockend<br />

vielleicht die Vorstellung, statt mühsam Obst zu<br />

besorgen, es zu schälen und zuzubereiten, einfach<br />

kurz in den Kühlschrank zu greifen und die Tagesration<br />

„Gesundheit“ zu kippen. Doch dabei sollte<br />

der Konsument gut überlegen: ein Smoothie kostet<br />

zumeist ungefähr so viel wie 2 Kilo Äpfel. Das<br />

hat Doktor Koch vermutlich nie geahnt.<br />

44


Aus der Region-für die Region<br />

Feinste Säfte<br />

DLG-prämierte Spitzenqualität<br />

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Möller-Säfte aus Recklinghausen<br />

Aus der Region in<br />

die Flasche<br />

von Stefan Moutty (text und Foto)<br />

46


„Der Apfelsaftkönig des Ruhrgebiets“<br />

– Josef Möller jr. lacht und hebt abwehrend<br />

die Hände, als er den Vorschlag<br />

für eine Überschrift zu diesem<br />

Artikel hört. „Um Gottes Willen, ich<br />

bin doch nur ein kleiner Süßmoster“,<br />

korrigiert der Geschäftsführer Lohnmosterei nennt sich<br />

des Recklinghäuser Unternehmens diese sinnige Einrichtung,<br />

„Möller Obstsäfte“ bescheiden. Doch die Vorteile für beide Seiten<br />

hat für beide Seiten hat<br />

wäre er ein solcher König, dann ein<br />

wahrhaft volksnaher: Denn jeder, und noch heute das Herzstück<br />

eines modern ge-<br />

der Äpfel hat in seinem Garten und<br />

nicht weiß, wohin mit der Ernte, dem führten Unternehmens ist.<br />

nimmt Möller seine Last und belohnt 40 Flaschen Saft bekommt,<br />

ihn mit köstlichem Saft.<br />

wer einen Zentner Äpfel<br />

bringt. Dazu fällt pro Flasche<br />

eine Verarbeitungsgebühr an, deren Höhe<br />

je nach Art des gewählten Safts variiert. Für gelieferte<br />

Äpfel kann man nämlich auch Pfirsichoder<br />

Bananen-Nektar mit nach Hause nehmen.<br />

Die stellt man bei Möller – neben vielen anderen<br />

Sorten – ebenfalls her, allerdings nicht aus Früchten<br />

der Region. Logisch. Die Lohnmosterei lohnt<br />

selbst bei den heimischen Kirschen nicht, einzig<br />

im Falle von Äpfeln. Und da kommt ganz schön<br />

was zusammen: 1400 Tonnen des Kernobstes<br />

verarbeitet man in Recklinghausen-Stuckenbusch<br />

pro Jahr, allesamt stammen sie von Privatleuten<br />

und Kleinbauern der Region.


Durch eine kurzzeitige Erhitzung auf rund 80 Grad werden Mikroorganismen<br />

abgetötet, danach kommt der Saft luftdicht in die Flasche – fertig!<br />

10 Millionen Flaschen verlassen pro Jahr das Firmengelände<br />

in Stuckenbusch, über 30 verschiedene<br />

Saftsorten werden hier produziert<br />

Die Äpfel wachsen überwiegend<br />

auf Streuobstwiesen und sind zu<br />

99,9 % nicht gespritzt - frag Rex!<br />

48


Gesammelt wird nicht nur vor<br />

Ort in der Kelterei, sondern an<br />

über 30 Annahmestellen von<br />

Rheine im Norden bis Attendorn<br />

im Süden.<br />

In die Flasche kommen somit<br />

nur regionale Rohstoffe und<br />

nicht etwa, wie Josef Möller jr.<br />

betont, Saftkonzentrate aus Asien,<br />

wie sie anderswo im großen<br />

Stil verarbeitet würden. „Unsere<br />

Äpfel wachsen überwiegend auf<br />

Streuobstwiesen und sind zu<br />

99,9 % nicht gespritzt“, erklärt<br />

der Firmenchef. „Der Vorteil des<br />

Lohnmostgeschäfts ist, dass wir<br />

vor allem alte Apfelsorten verarbeiten,<br />

die mehr Aroma haben.“<br />

Auf industriellen Plantagen seien<br />

diese Sorten nicht zu finden,<br />

da sie keine gleichmäßig gute<br />

Ernte garantierten: „Die tragen ein Jahr gut und<br />

das nächste Jahr schlecht.“<br />

Bis Ende Oktober läuft die Ernte, werden die Äpfel<br />

auf Hängern von den Sammelstellen nach Stuckenbusch<br />

geliefert. Vom Schreibtisch in seinem<br />

Büro sieht Josef Möller jr. in der Saison täglich<br />

wie das gelbrote Gold entladen wird. Wendet er<br />

seinen Blick vom Fenster ein wenig nach rechts,<br />

fällt sein Blick auf ein Bild, das dokumentiert, wie<br />

alles begonnen hat: Die Schwarz-Weiß-Fotografie<br />

zeigt – eine Aufschrift in Fraktur erläutert es – die<br />

„Teilnehmer am Süßmost-Kursus vom 17. bis 29.<br />

August 1936 in Ober-Erlenbach bei Frankfurt am<br />

Main“. Der dritte von links in der untersten Reihe<br />

ist Josef Möller sen., Gründer der Obstsaftkelterei<br />

Möller und Großvater des aktuellen Firmenchefs.<br />

„Was er damals in zwei Wochen gelernt hat, dafür<br />

habe ich drei Jahre gebraucht“, lacht der Junior.<br />

Jener „Süßmost-Kursus“ vermittelte seinen Teilnehmern<br />

Kenntnisse in damals modernster Lebensmitteltechnologie,<br />

denn unsere haltbaren<br />

Fruchtsäfte von heute waren vor Beginn des 20.<br />

Jahrhunderts noch unbekannt. Mit durchaus berauschenden<br />

Folgen: Aus Trauben und Äpfeln wurden,<br />

wollte man sie konservieren, Wein und Apfelwein.<br />

Zu Löschung des täglichen Durstes trank<br />

man über Jahrhunderte stets Alkoholisches – im<br />

Ruhrgebiet freilich mehr Bier als Wein. Was manchem<br />

romantisierend wie das Paradies erscheinen<br />

mag, war der Abstinenzbewegung ein Dorn<br />

im Auge. Auch Josef Möller sen. war Mitglied im<br />

„Verein gegen Alkoholismus“ – genau wie Josef<br />

Baumann, der aus solch gleichermaßen hehren<br />

wie nüchternen Gründen in Ober-Erlenbach die<br />

„gärungslose Früchteverwertung“ entwickelte<br />

und darin wissbegierige Schüler aus Nah und Fern<br />

unterwies.<br />

Das auf der von Louis Pasteur entwickelten Pasteurisierung<br />

basierende Know-how zur Konservierung<br />

frisch gepresster Fruchtsäfte brachte Großvater<br />

Möller nach Recklinghausen. Wo es im Prinzip<br />

noch heute angewendet wird: Durch eine kurzzeitige<br />

Erhitzung auf rund 80 Grad werden Mikroorganismen<br />

abgetötet, danach kommt der Saft luftdicht<br />

in die Flasche – fertig! 10 Millionen Flaschen<br />

verlassen pro Jahr das Firmengelände in Stuckenbusch,<br />

über 30 verschiedene Saftsorten werden<br />

hier produziert. Längst gehören zum Portfolio<br />

der Josef Möller Obstsaftkelterei, die der Enkel<br />

des Gründers 1989 von Vater Edmund übernahm,<br />

auch Gesundheitssäfte, das Sportdrink-Konzentrat<br />

„FreshPower“ oder sogar Pflanzenrohstoffe für die<br />

Pharmaindustrie. Dennoch hat es natürlich einen<br />

Grund, warum das Unternehmen in der Region<br />

nach wie vor als „Apfel-Möller“ bekannt ist. Mit<br />

Äpfeln hat man damals angefangen, und die Superfrucht<br />

mit 30 Vitaminen und Spurenelementen<br />

stellt auch heute noch den Löwenanteil der bei<br />

Möller verarbeiteten Rohstoffe: 55 % des hier gepressten<br />

Obstes sind Äpfel.<br />

Und die sind in diesem Jahr besonders gut. „Mit einem<br />

Wort: fantastisch“, antwortet Josef Möller jr.<br />

auf die alljährlich wichtigste Frage überhaupt: Wie<br />

ist die Ernte ausgefallen? „Der verregnete Juli hat<br />

uns nicht so gestört, die Qualität der Frucht entsteht<br />

im September und Oktober – und da hatten<br />

wir Sonne satt.“ Merke: Mag der Sommer noch so<br />

durchwachsen sein, mit einem sonnigen Endspurt,<br />

wie 2016, holt er alles wieder raus. Für die Äpfel –<br />

und für Möllers Apfelsaft aus Recklinghausen.<br />

49


Öl in den Saft gießen!<br />

„Industrielle Produkte aus der bunten<br />

Limonadenwelt werden Sie bei uns nicht<br />

finden.“ So verkündet es selbstbewusst<br />

das Restaurant Am Kamin in Mülheim.<br />

Unter Küchenchef Sven Erik Noethel hat<br />

Vorbei sind die Zeiten, als sich<br />

Autofahrer und andere zur alkoholischen<br />

das schöne Traditionsrestaurant 2015<br />

Abstinenz genötigte<br />

den ersten Michelin-Stern errungen. Hier<br />

gibt es natürlich erstklassige Weine zum<br />

Essen – vom Edel-Bordeaux bis zum angesagten<br />

Gourmets an Wasser oder gar an<br />

die Cola zu halten hatten. Selbst<br />

entwickelte Säfte, teilweise aus<br />

georgischen Amphoren-Wein, alten Obstsorten, Infusionen,<br />

aber längst auch schon niveauvolle Ersatzbegleiter<br />

hausgemachte Limonaden, Essenzen,<br />

zum Top-Essen. Spezialist<br />

des Hauses ist Patisserie-Chef Tobias<br />

Weyers. Er serviert auch schon mal einen<br />

Mangosaft mit Austernwasser.<br />

Molken und Tees offeriert<br />

das Haus. Abgestimmt auf das<br />

Essen natürlich und von erstaunlicher<br />

Geschmacksvielfalt. Tobias<br />

Weyers ist im Hause für die Patisserie<br />

zuständig. Er entwickelt fantastische Kreationen,<br />

die in einer noch recht jungen Tradition<br />

in der Top-Gastronomie stehen.<br />

Im Acht-Gang-Degustations-Menü wird etwa<br />

erstaunliches serviert. Kommt aus der Küche<br />

der „Hummer mit Schwarzwurzel, Welschrieslingtrauben,<br />

Pumpernickel und Hefe“, so tischt<br />

Weyers Weizengras mit Salz-Zitronen auf, mit<br />

einer Infusion von Apfel und Eichenlaub in Pulverform.<br />

Ist der Gang „Aal mit Schweinebauch,<br />

Fenchel , Pflaume und Klettwurzel“ an der<br />

Reihe und der Sommelier bleibt weiterhin arbeitslos,<br />

so bekommt der auf die alkoholfreie<br />

Begleitung abonnierte Genießer eine Infusion<br />

von Pflaume, Apfel und Schwarztee serviert.<br />

Spannend sind die Öl-Infusionen. Da Weyers<br />

und das Am-Kamin-Team festgestellt haben,<br />

dass ihnen Säfte gelegentlich zu wässrig vorkommen<br />

neben den fantastischen Aromenkreationen,<br />

experimentieren sie mit Öl-Infusionen.<br />

Eine Technik, die Weyers zuerst bei Ferran<br />

Adria gesehen hat, dem legendäreren Erneuerer<br />

der (Molekular)Küche im ehemaligen El<br />

Bulli bei Barcelona. Hier in Mülheim ist es etwa<br />

ein reiner Selleriesaft, der mit Haselnussöl<br />

aufgegossen wird und den „Sauerbraten vom<br />

US-Schaufelstück mit Sellerie, Preisselbeeren,<br />

Spargoli und Buchenpilze“ eskortiert oder ein .<br />

Wohlgemerkt ist nicht jede der Kreationen von<br />

Weyers auch als Stand-Alone-Drink geeignet.<br />

Nicht als Pausenhof-<strong>Durstlöscher</strong> taugt etwa<br />

der Mangosaft mit Austernwasser, der zu „Muscheln<br />

mit Soja, Alge, Safran und Herbst-Trompeten“<br />

getrunken werden darf.<br />

Im Dezember 2014 hat das Restaurant begonnen,<br />

die Menüs mit einer kompletten alkoholfreien<br />

Begleitung zu konzipieren. Seither<br />

entwickelt Weyers direkt zu den Gerichten<br />

spektakuläre Kreationen. So entstanden auch<br />

ein seither immer wieder verwendeter alkoholfreier<br />

Whisky und alkoholfreie Craft- und<br />

Kürbisbiere. Und der Sommer gehört der<br />

hausgemachten Minzlimo, die den Output des<br />

Kräutergartens in ein frisches Sommergetränk<br />

verwandelt. Eigentlich ist es unglaublich, dass<br />

es ohne Alkohol so lange kaum kreative Essensbegleiter<br />

gab. Für viele Restaurants (auf<br />

allen Niveaus) herrscht hier deutlicher Nachholbedarf.<br />

50


Spaß und Geschmack aus Essen<br />

Fanta ist eine Weltmarke. Fanta wird weltweit<br />

in mehr als 200 Ländern und in über Denn die erste Fanta wurde<br />

70 Geschmacksrichtungen vertrieben. 1940 getrunken, während des<br />

Und wo kommt sie her? Der süße Spaßmacher<br />

hat eine ungewöhnliche Geschichte. für ihre Erfindung: Damals wur-<br />

Zweiten Weltkriegs. Der Grund<br />

Und die begann in einer düsteren Zeit mitten<br />

im Ruhrgebiet. In Essen, inmitten von fe zur Herstellung von Coca-Cola<br />

den in Deutschland die Rohstof-<br />

Krieg und Totalitarismus. Eine neue Brause knapp. Diese war seinerzeit auch<br />

zum Weltenbrand.<br />

im Deutschen Reich schon sehr<br />

beliebt. Das trinkbare Wahrzeichen des American<br />

Way of Life lief auch in Zeiten des deutschtümelnden<br />

Wahnsinns glänzend. Zwischen 1933<br />

und 1939 stieg der Absatz von 100.000 auf 4,5<br />

Millionen Kisten. Die Firma war offizieller Sponsor<br />

der Olympischen Spiele 1936 in Berlin, und<br />

bei Kriegsbeginn gab es 50 Produktionsstätten<br />

in Deutschland. Doch mit Kriegsbeginn<br />

wurde es knapp für die braune<br />

Brühe – wie dann bald auch für die<br />

deutschen Braunen.<br />

Max Keith, Geschäftsführer der<br />

Coca-Cola GmbH in Essen, bat jedenfalls<br />

Anfang der 40er Jahre seinen<br />

Chef-Chemiker Dr. Wolfgang<br />

Scheteling, eine Alternative für<br />

die Cola zu entwickeln. Der sollte<br />

dafür auf Rohstoffe zurückgreifen,<br />

die auch zu Kriegszeiten<br />

vorrätig waren. Nun denn: Not<br />

macht erfinderisch. Das Getränk<br />

bestand hauptsächlich<br />

aus Molke und Apfelfruchtfleisch.<br />

Geschmacklich hatte<br />

es vermutlich nicht viel<br />

mit der Fanta zu tun, die<br />

wir heute kennen. Aber<br />

die Menschen liebten es.<br />

Selbst der Name stammt<br />

aus Essen. Max Keith hatte<br />

einen Namenswettbewerb<br />

unter seinen Mitarbeitern<br />

ausgerufen. Weil die das<br />

neue Getränk „fantastisch“<br />

und „fantasievoll“ fanden,<br />

einigte man sich auf Fanta.<br />

Ein Name, der sich im Land<br />

schnell verbreitete. Max<br />

Keith war übrigens kein<br />

Nazi, verweigerte nach einigen<br />

Quellen sogar den<br />

Parteieintritt. Er hielt den<br />

Betrieb aufrecht, obwohl<br />

er über mehrere Jahre keinerlei<br />

Kontakt zur Firmenzentrale<br />

in Atlanta hatte.<br />

Entgegen vieler Gerüchte,<br />

ist Fanta also keine Erfindung<br />

der Nazis.<br />

Und Fanta blieb erfolgreich: Mit dem Wiederaufbau<br />

der Fabrik in Essen nach dem Krieg und<br />

der Wiederbelebung des Vertriebsnetzwerks<br />

etablierte sich die Fanta neben der großen<br />

Coca-Cola. Es wird kolportiert, dass sogar der<br />

Bundeskanzler Konrad Adenauer täglich vor<br />

dem Bonner Bundeshaus an einem Handwagen<br />

Fanta konsumierte, der dort Politik und<br />

Journaille versorgte. Weiterhin etablierte<br />

sich das Getränk bei vielen Groß- und<br />

Sportveranstaltungen. Doch ist Fanta<br />

nicht eigentlich eine Orangenlimno? Tatsächlich<br />

begann das erst 1955 in Italien.<br />

Ein Abfüller in Neapel wollte unter dem<br />

Dach von Coca-Cola ein Erfrischungsgetränk<br />

mit Orangengeschmack auf den Markt<br />

bringen. Gesagt, getan. 1959 kam dieses<br />

unter dem Namen „Fanta klar“ nach<br />

Deutschland. Ebenfalls 1959 wurde „Fanta<br />

Klare Zitrone“ erfunden. In Amerika<br />

wurde daraus ein anderes Getränk unter<br />

neuem Namen: Sprite war geboren. Die<br />

Fanta, wie wir sie heute kennen kam erst<br />

1964 in den Handel, da wurde sie schon<br />

getrunken aus den Flaschen, die der<br />

französische Stardesigner Raymond<br />

Loewy Ende der 50er entworfen hatte:<br />

die Glasflasche mit den griffigen<br />

horizontalen Ringen. Um die Inhaltsstoffe<br />

vor Licht zu schützen, nahm<br />

man braunes Glas.<br />

Die Essener Marke blieb stets<br />

erfolgreich. Im Jahr 1975 wurde<br />

der Slogan „Weil‘s Spaß macht<br />

und schmeckt“ eingeführt, der<br />

über 25 Jahre in den Köpfen der<br />

Leute blieb, eigentlich bis heute.<br />

Die Fanta, in Österreich übrigens<br />

„das Fanta“ hat einfach ein<br />

Spaß-Image. Anlässlich des 75.<br />

Geburtstages wurde im Februar<br />

2015 Fanta Klassik auf den<br />

Markt geworfen. Sie soll an die<br />

Limonade von damals erinnern:<br />

weniger süß im Geschmack und<br />

mit Zutaten wie Molkenerzeugnis<br />

(30 Prozent) und Apfelextrakt.<br />

Wer kann schon sagen,<br />

ob sie dem Essener Produkt<br />

von 1940 nahe kommt. Längst<br />

schmeckt Fanta weltweit sehr<br />

unterschiedlich, da versucht<br />

wird, sie dem Geschmack der<br />

jeweiligen Menschen anzupassen.<br />

Sie hat eine weite Reise<br />

hinter sich, die Not-Limo aus<br />

dem Ruhrpott.<br />

51


Gourmet-Getränk<br />

verbindet Genuss-Klassiker<br />

Die SFC Superfood Club GmbH & Co.<br />

KG sitzt hoch oben im Exzenterhaus Bochum.<br />

Mit seiner eindrucksvollen und<br />

unverwechselbaren Architektur, entworfen<br />

vom Berliner Architekten Gerhard<br />

Spangenberg ist es zu einem neuen<br />

Wahrzeichen der Stadt geworden. perfood GmbH ist<br />

Projektleiter der Su-<br />

Jörg Haupt, ein Unternehmensberater,<br />

der vor gut zwei Jahren damit<br />

begonnen hat, ein neues zeitgemäßes Getränk zu<br />

kreieren. „In der Tradition hausgemachter Tees<br />

und Limonaden“ – so sollte es sein und so wurde<br />

es: Alkoholfrei, zuckerfrei, ohne Farb- und Konservierungsstoffe<br />

und Geschmacksverstärker. Ein gesundes<br />

Gourmet-Getränk.<br />

Für die Gloria-Macher ist allein der Standort ein<br />

Versprechen. Die Niederlassung im Exzenterhaus<br />

ist für ein Bekenntnis zum Standort Bochum und<br />

ein Symbol für unternehmerischen Aufbruch. Der<br />

soll nun geschehen mit dem neuen Produkt. Gloria<br />

nennt sich Limotee, wird vollständig aus besten<br />

Bio-Zutaten produziert. Sowohl das Unternehmen<br />

als auch alle Zulieferer sind Bio-zertifiziert. Limotee<br />

bedeutet die Verbindung des besten aus zwei<br />

Welten. Es vereint Elemente von Limonaden und<br />

Eistee. Limotee will somit zurückgehen zur Tradition<br />

hausgemachter Limonaden und Eistees.<br />

Gleichzeitig zielt es vorwärts in Richtung einer einzigartigen<br />

Geschmackskomposition.<br />

Historisch hatte der Eistee im Jahre 1904 auf der<br />

Weltausstellung in St. Louis seinen kulinarischen<br />

Durchbruch. Engländer Richard Blechynden popularisiert.<br />

Dieser war auf der Weltausstellung in St.<br />

Louis für den Tee zuständig und sollte die Amerikaner<br />

vom Schwarztee überzeugen, die bis dahin<br />

nur Grüntee kannten. Der Engländer Richard<br />

Blechynden, ein Botschafter für den Schwarztee,<br />

sah sich dort mit dem Problem konfrontiert, dass<br />

heißer Tee im Rekordsommer 1904 keinen Anklang<br />

finden würde, so kam er auf die Idee, den<br />

Tee mittels eiskalter Blei-Rohre abzukühlen. Seither<br />

ist das aromenreiche Erfrischungsgetränk<br />

fast weltweit ein Renner. Für Gloria wurden nun<br />

traditionelle Eistee- und hausgemachte Limonadenrezepte<br />

weiter veredelt, weitergedacht. Und<br />

so entstanden „Noble Herbs“ mit Wasser, Honig,<br />

Limettensaft und Teeauszug von Minze, Salbei<br />

und Moringa, „Spicy Ginger“ mit Ingwer und Basilikum,<br />

„Fruity Hibiscus“ mit Hibiskusblüten sowie<br />

„Cool Mint“ mit Minze. Allesamt biologisch. Die<br />

zugehörige Werbebotschaft verkündet verheißungsvoll:<br />

„You make me feel good, you make me<br />

feel alright“. Und weil Gloria aus Bochum kommt,<br />

wird hier auch eifrig damit experimentiert. Bochums<br />

beste Bar, Pearlz, hat sich bemüht, erste<br />

Cocktails mit Glorias zu kreieren. Einer der besten<br />

heißt natürlich: „Bochumer“.<br />

52


BOCHUMER<br />

Die ersten Gehversuche machte das Getränk in<br />

der Teeküche des Büros im Exzenterhaus. Folglich<br />

musste der mit Serkar Barzani von der Pearl’z<br />

Bar entwickelte Cocktail Bochumer heißen. Hier<br />

ist er:<br />

Zubereitung:<br />

Die Kumquats halbieren, in den Shaker geben<br />

und mit einem Stößel andrücken. Drei bis vier<br />

Salbei-Blätter mit den restlichen Zutaten (ohne<br />

Gloria noble herbs) hinzugeben. Shaken, mit einfachem<br />

Strain in einem Longdrink-Glas auf Eis<br />

abseihen und mit Gloria „noble herbs“ auffüllen.<br />

Zutaten:<br />

Vodka: 5 cl<br />

Cranberrysaft: 5 cl<br />

Zitronensaft: 2 cl (frisch gepresst)<br />

Vanillesirup: 2 cl<br />

Kumquats (Zwergorangen): 2 Stück<br />

Frische Salbei-Blätter<br />

Gloria noble herbs<br />

Was wird gebraucht?<br />

Shaker, Strain (Abseiher), Longdrink-Glas,<br />

Strohhalm<br />

Garnierung:<br />

Mit der Schale der Kumquats garnieren.<br />

53


Bier<br />

54


55


REINHEITSGEBOT<br />

Welt-Idee oder Ideologie?<br />

Vor genau 500 Jahren erließen<br />

zwei bayrische Herzöge eine<br />

Landesordnung, die heute jeder<br />

Biergenießer auf dem Flaschenetikett<br />

seines Lieblingsgetränkes<br />

schon einmal gelesen hat: Das<br />

Reinheitsgebot. Doch hat dieses<br />

Gebot in Zeiten von Craft Beer,<br />

Mikrobrauerei und Importmarkt<br />

noch Sinn?<br />

Im Brauerei-Museum in der<br />

Dortmunder Nordstadt widmet<br />

man aktuell dem Reinheitsgebot<br />

eine Sonderschau.<br />

Dort erfährt man von der bewegten<br />

Brauereigeschichte<br />

Deutschlands, sieht dank Exponaten<br />

wie Pflanzen und Gewürzen,<br />

was eigentlich im Bier<br />

drin ist und lernt kuriose Fakten<br />

über das viertliebste Getränk der Deutschen.<br />

Tatsächlich trinkt der Durchschnittsbürger<br />

rund 107 Liter Bier pro Jahr, während<br />

er ganze 120 Liter Erfrischungsgetränke, 148<br />

Liter Wasser und 162 Liter Kaffee vertilgt.<br />

Das Brauerei-Museum aber belehrt, warum<br />

Bier mehr als Wasser, Kaffee oder Cola kann,<br />

so informiert etwa eine Tafel in der Sonderausstellung<br />

darüber, dass sich am Hopfen<br />

kleine, gelbe Harzkügelchen befinden, die<br />

den Stoff Lupulin enthalten. Der sorgt für<br />

eine antibakterielle Wirkung. Die macht<br />

das Bier länger haltbar – und bekräftigt den<br />

Volksglauben, dass so ein Bierchen die beste<br />

Medizin gegen ein aufkommendes Hüsterchen<br />

sein mag. Zwischen großen Maschinen,<br />

die komplexe Prozesse des Bierbrauens<br />

sichtbar machen und zahllosen Bier-Memorabilia<br />

klärt das Brauerei-Museum aber<br />

auch über besagtes Reinheitsgebot auf. Zum<br />

Beispiel darüber, dass es die bayrischen Herzöge<br />

Wilhelm und Ludwig waren, die in Ingolstadt<br />

im Jahre 1516 die Landesordnung<br />

verabschiedeten, die bestimmte, dass fortan<br />

nur Gerste, Hopfen und Wasser ins Bier gehören.<br />

Entstanden aus etlichen Vorläufern<br />

städtischer Brauordnungen und umdefiniert<br />

durch immer neue Trends und Entwicklungen<br />

wurde daraus im Laufe der Jahrhunderte<br />

das Reinheitsgebot, das wir heute kennen.<br />

Jenes nennt Hopfen, Malz, Hefe und Wasser<br />

als einzig legitime Zutaten für ein nach<br />

deutschem Reinheitsgebot gebrautes Bier.<br />

Gesetzlich ist es seit 1906 im Biersteuergesetz<br />

verankert, bildet aber keine Vorschrift.<br />

Seit den 80ern schmückt der Verweis auf das<br />

Reinheitsgebot die Flaschenetiketten nationaler<br />

Biere und verleiht so dem Gut „Deutsches<br />

Bier“ eine einzigartige Qualität. Dr.<br />

Heinrich Tappe, Leiter des Brauerei-Museums<br />

in Dortmund, weiß: „Deutsches Bier hat<br />

im Ausland einen guten Ruf, schon seit dem<br />

19. Jahrhundert gelten wir als Bierland.“ Dies<br />

verdanke Deutschland vor allem starken Exporten<br />

und emigrierten Brauern, die etwa in<br />

den USA oder Dänemark Brauereien gründeten.<br />

„Diese und auch viele andere Bierbrauereien<br />

schreiben sich aufs Etikett, nach deutschem<br />

Reinheitsgebot zu brauen – das ist ein<br />

Qualitätssiegel!“<br />

56


DIE GROSSE BESCHRÄNKUNG?<br />

So gut das deutsche Reinheitsgebot als Marketinginstrument<br />

funktionieren mag, so beschränkend<br />

wirkt es auf eine aufstrebende<br />

Bewegung in der Brauereiszene: Die Mikrobrauer.<br />

Darunter versteht man von privaten<br />

Hobbybrauern handwerklich gebraute Biere,<br />

die mit Hang zum Experiment gerne auch<br />

mal das Reinheitsgebot umschiffen, um neue<br />

Gewürze oder Zutaten einzubringen und auszutesten.<br />

Davon wird ein Bier nicht unrein<br />

oder ungenießbar, es entspricht halt nur nicht<br />

mehr dem deutschen Reinheitsgebot. Da dieses<br />

aber kein Gesetz, sondern viel mehr ein<br />

gemachter, ein konstruierter Begriff ist, wird<br />

er heutzuatge mehr denn je diskutiert. Überwiegt<br />

der Nutzen oder die Beschränkung?<br />

„Ich sehe das Reinheitsgebot als überarbeitungswürdig<br />

an“, sagt etwa Ferdinand Laudage<br />

von der Bieragentur Dortmund. Der gelernte<br />

Biersomelier, Selberbrauer, Berater für Craft<br />

Beer und Organisator von Bierverkostungen<br />

ist ein Experte auf dem Gebiet des güldenen<br />

Hopfensaftes. „Im Grunde genommen ist das<br />

Reinheitsgebot schon eine wichtige Sache,<br />

so wird etwa verhindert, dass Süßstoff zum<br />

Nachsüßen ins Bier kommt.“ Das könne bei<br />

exportierten Bieren aus zum Beispiel Belgien<br />

durchaus passieren. „Trotzdem werden in der<br />

deutschen Bierproduktion ja nicht nur die vier<br />

Grundzutaten verwendet. Zum Klären wird in<br />

der Industrie oft der Kunststoff PVPP, kurz für<br />

Polyvinylpolypyrrolidon, verwendet. Ob der<br />

zu 100% aus dem Endprodukt hausgefiltert<br />

werden kann, ist fraglich.“ Das sei letztendlich<br />

gar nicht so schlimm, es würde niemand<br />

300 Biersorten<br />

1 Kneipe<br />

Das<br />

stärkste Bier<br />

der Welt<br />

mit 67,5% gibt´s<br />

im Finkenkrug<br />

5 Minuten von<br />

der Uni entfernt.<br />

Die Studentenkneipe<br />

mit dem größten<br />

Bierangebot in<br />

Deutschland.<br />

Sternbuschweg 71, Duisburg<br />

finkenkrug.de<br />

facebook.com/FinkenkrugDU<br />

57


daran sterben, meint Laudage. Anstoß<br />

nimmt er aber an dem Fakt, dass der unnatürliche<br />

Stoff nicht kennzeichnungspflichtig<br />

ist. „„Wenn möglicherweise<br />

Kunststoffrückstände im Bier enthalten<br />

sind, warum sind dann natürliche Rohstoffe<br />

wie Kirschen oder Erdbeeren untersagt?“<br />

Damit spielt der Bierexperte<br />

auf die Lage von kleinen, kreativen Craft<br />

Beer-Brauern in Deutschland an, die<br />

zum Brauen von Bieren, die etwa solche<br />

Extrazutaten beinhalten, Sondergenehmigungen<br />

erwirken müssen. Das mache<br />

das Bierbrauen unnötig kompliziert und<br />

schränke die Vielfalt der deutschen Bierlandschaft<br />

ein. „Das Schöne am Craft<br />

Beer ist doch, dass immer ein Brauer mit<br />

Leidenschaft und Ideen dahintersteht.<br />

Bier aus der Industrie hat natürlich auch<br />

Qualität, aber durch Craft Beer kommen<br />

einfach noch andere, neue Noten dazu.<br />

Warum sollte man die beschränken?“<br />

Darum fordert Laudage: „Das Reinheitsgebot<br />

sollte bedeuten, dass nur rein<br />

natürliche Rohstoffe verwendet werden<br />

dürfen. Das würde das Getränk an sich<br />

aufwerten und die deutsche Bierlandschaft<br />

bunter machen.“<br />

Ganz unproblematisch sei die junge Craft<br />

Beer-Bewegung aber nicht, weiß auch Biersomelier<br />

Ferdinand Laudage. „Mit der Craft<br />

Beer-Welle kommen auch einige qualitativ weniger<br />

hochwertige Produkte auf den Markt. Da<br />

will dann einfach jemand schnelles Geld machen.“<br />

Ist das Reinheitsgebot also doch mehr<br />

Schutz als Schranke?<br />

58


MEHR SCHUTZ ALS SCHRANKE?<br />

Dr. Heinrich Tappe vom Brauerei-Museum<br />

ist sich sicher: „Der Vorteil ist doch,<br />

wenn ich ein deutsches Bier kaufe, muss<br />

ich nicht aufs Etikett gucken, um zu sehen,<br />

was drin ist. Ich muss nicht prüfen, welche<br />

Konservierungsstoffe oder Zusätze enthalten<br />

sind – es sind schlichtweg keine drin!“<br />

Der Stoff PVPP, so Tappe, sei im Endprodukt<br />

Bier nicht mehr enthalten. „Deshalb<br />

liegt Bier beim aktuellen Trend hin zu natürlichen<br />

Lebensmitteln ganz weit vorne.“<br />

Tappe sieht das Gebot als Schutz für den<br />

Verbraucher, der beim Bierflaschenetikett<br />

nicht aufs Kleingedruckte schauen muss.<br />

Dennoch sieht er auch eine Lockerung<br />

des Reinheitsgebots nicht als Schaden für<br />

die Marke „Deutsches Bier“. „Man könnte<br />

durchaus andere Getreidesorten, Gewürze<br />

und natürliche Zusätze in Erwägung<br />

ziehen. Dazu müsste man aber das Biersteuergesetz<br />

ändern. Da traut sich offensichtlich<br />

niemand dran.“ Tappe verstehe<br />

zwar die Craft Beer Brauer und ihr Anliegen<br />

für mehr Offenheit beim Brauen, weiß<br />

aber auch, dass dieser zwar wachsende<br />

Trend immer noch nur eine kleine Nische<br />

von Konsumenten bespielt. „Da ist der öffentliche<br />

Druck einfach nicht groß genug,<br />

als das jemand ein Gesetz umformuliert.“<br />

Schließlich aber ist für Dr. Heinrich Tappe<br />

wie für Ferdinand Laudage eine Vielfalt der<br />

deutschen Bierkultur erstrebenswert. Das<br />

Reinheitsgebotes sei Qualitätsmerkmal<br />

und sorge für guten Ruf, bei einem generell<br />

sinkenden Verbrauch im Land selber,<br />

müsse man aber verstärkt auf Export setzen.<br />

Eine Kombination aus Qualitätssiegel<br />

und neuer Vielfalt scheint also das Ziel.<br />

59


IM REICH DES GAMBRINUS<br />

Bottrop hat dem König des Bieres ein Denkmal gesetzt<br />

von Stefan Moutty<br />

Wer beim Thema Bier an Bottrop denkt,<br />

dem mag als erstes Jürgen von Mangers<br />

Trinklied aus dem Jahr 1977 in den Sinn<br />

kommen, das beide Begriffe einst so lyrisch<br />

zusammenschweißte: „Bottroper<br />

Bier“, gesungen auf die Melodie von<br />

„Griechischer Wein“ und im unnachahmlichen<br />

Ruhridiom „Adolf Tegtmeiers“,<br />

verdankt seinen Titel gleichwohl einzig<br />

der Freude des Liedtexters an der Alliteration.<br />

Denn ein echtes Bottroper Bier<br />

gab es 1977, als von Manger selbiges als<br />

„Saft für’t Leben“ pries, gar nicht mehr.<br />

Just ein Jahr zuvor nämlich verschwand<br />

die Westfalia Brauerei, die ein Jahrhundert<br />

lang den Durst der Bottroper löschte,<br />

endgültig aus den Registern. Gebraut<br />

hatte man schon länger nicht mehr – als<br />

Folge der Übernahme durch die Duisburger<br />

KöPi-Produzenten Ende der 60er<br />

Jahre. 1978 wichen schließlich die letzten<br />

Gebäude der Westfalia-Brauerei einem<br />

Einkaufszentrum.<br />

Bier und Bottrop, das war also lange Zeit<br />

– nachdem auch die Tegtmeier-Weise bei<br />

nachwachsenden Zecher-Generationen<br />

allmählich in Vergessenheit geriet – nicht<br />

mehr als die banale Beziehung zwischen<br />

Produkt und Konsument. Bier wurde<br />

eben getrunken in Bottrop. Gerade so<br />

wie in all den anderen Kommunen des<br />

Reviers, die nicht gerade stolze Bierstadt<br />

waren wie Dortmund oder Duisburg.<br />

Bis zum 9. Mai 2015. Jenem Tag, als<br />

Bottrop seine Biertrinker wieder stolz<br />

machte – und dem „König des Bieres“ ein<br />

Denkmal setzte. Da mag Dortmund sein<br />

„U“ haben und Duisburg die Nation mit<br />

KöPi laben – Gambrinus, der sagenhafte<br />

Erfinder des Bierbrauens und Namenspatron<br />

zahlloser Wirtschaften, Kneipen und<br />

Schnitzelstuben, er stemmt seinen Krug<br />

ruhrgebietsweit nur in Bottrop gen Himmel.<br />

Fünf Meter hoch über dem Pflaster<br />

der Gladbecker Straße thront er seit<br />

seiner Enthüllung und prostet von dort<br />

jovial den Passanten zu. Sowie – bei entsprechender<br />

Witterung – den Gästen der<br />

umliegenden Außengastronomie. Denn<br />

dies war der Wille jener couragierten<br />

Bottroper Bürger, die dem Gambrinus auf<br />

den Sockel halfen: Er solle dort den Becher<br />

heben, wo man dem Biere zuspricht.<br />

Und da bot sich im heutigen Bottrop – in<br />

Ermangelung einer echten Kneipenmeile<br />

– eben nur jener fußläufige Abschnitt<br />

der Gladbecker Straße an, der unter den<br />

gütigen Augen des Gambrinus zukünftig<br />

denn auch weiter an gastronomischem<br />

Profil gewinnen soll.<br />

Schließlich war es um Letzteres einst<br />

weit besser bestellt, Bottrops Kneipendichte<br />

beachtlich – als Folge der vielen<br />

Viehmärkte und ihrer durstigen auswärtigen<br />

Besucher. Damals bereits mit dabei:<br />

Gambrinus! Seine Aufstellung im Mai<br />

vergangenen Jahres war ein glanzvolles<br />

Comeback, denn schon einmal wachte er<br />

über Bottrops Zecher. Damals als Giebelfigur<br />

der legendären Kneipe „Zum Gambrinus“<br />

– älteren Bottropern bis heute<br />

ein Begriff –, die in den 1970er Jahren<br />

abgerissen wurde. Fast 40 Jahre war der<br />

Bierkönig danach verschwunden, mussten<br />

die Bottroper Biertrinker ohne ihren<br />

royalen Patron Pilstulpe und Willibecher<br />

zum Munde führen.<br />

Doch dann kam der umtriebige Lokalhistoriker<br />

Wilfried Krix dem Gerstensaft-Regenten<br />

auf die Spur. Als Verfasser einer<br />

umfänglichen Abhandlung zur Alt-Bottroper<br />

Kneipenlandschaft war er tief in die<br />

Gastronomie-Geschichte seiner Heimatstadt<br />

eingetaucht und hatte dabei den<br />

einst vor der Abrissbirne geretteten Gambrinus<br />

aufgespürt.<br />

Der gefallene Giebelstolz war allerdings<br />

in erbarmungswürdigem Zustand und<br />

musste ordentlich aufgepäppelt werden.<br />

Genau genommen entstand unter der<br />

Hand des Restaurators eine Replik des<br />

ursprünglich über Bottrops Dächern thronenden<br />

Gambrinus. Ein (kosten)aufwändiges<br />

Unterfangen, das samt Aufstellung<br />

vom Mülheimer Restaurator Uwe Kühn<br />

und den Bottroper Unternehmern Oliver<br />

Helmke und Karl Reckmann gestemmt<br />

wurde.<br />

60


So reckt nun seit gut einem Jahr eine Kopie des originalen<br />

Bottroper Bier-Monarchen den Humpen zeptergleich<br />

gen Himmel. Doch was ist am Gambrinus schon<br />

original? Das Attribut „sagenhaft“ verschleiert ja euphemistisch<br />

eine gelinde gesagt nebulöse Herkunft.<br />

Und wer ihr auf den Grund geht, bemerkt bald: Einen<br />

wahren Gambrinus hat es so wenig gegeben wie Siegfried,<br />

den Drachentöter, König Artus oder Krusty, den<br />

Clown.<br />

Schon sein Name: das Resultat eines Abschreibfehlers!<br />

Denn das 1574 erstmals belegte „Gambrinus“<br />

geht auf den germanischen König „Gambrivius“<br />

zurück. Den wiederum hatte sich der<br />

Dominikaner-Mönch Annius von Viterbo<br />

schlicht und einfach ausgedacht.<br />

Abgeleitet vom bei Tacitus<br />

erwähnten Stamm der<br />

„Gambrivii“ – frech! Doch<br />

ist so ein Name erst in der<br />

Welt, wird darum rasch<br />

allerlei sagenhaftes Garn<br />

gesponnen – auch wenn<br />

es in diesem Fall nicht<br />

seemännisch ist. Und<br />

mancher verleibt sich<br />

diesen Sagenkönig gleich<br />

ganz ein – wir sprechen<br />

hier immerhin vom Erfinder<br />

der Braukunst. So<br />

kam es, dass man in den<br />

Niederlanden bald den<br />

Brabanter Herzog Jan<br />

I. als Gambrinus identifizieren<br />

zu können<br />

vermeinte. Aufgrund<br />

der klanglichen Ähnlichkeit<br />

der Namen Jan<br />

Primus (lat.: Jan, der<br />

Erste) und Gambrinus.<br />

So weit dazu …<br />

Was kann man daraus lernen?<br />

Vielleicht: Gambrinus ist für alle<br />

da! Zumindest für alle Biertrinker.<br />

Nur in Bottrop jedoch animiert<br />

er seine Untertanen ganz<br />

plastisch und weithin sichtbar,<br />

es seinem Vorbild nachzutun.<br />

Prost!<br />

61


BERGMANN BIER BOOMT<br />

1796 gegründet, war die Bergmann Brauerei<br />

einstmals Teil der deutschen Bierhauptstadt.<br />

1966 hatte sie 109 Mitarbeiter und produzierte<br />

96.000 Hektoliter Bier. Sie stand bis 1972 für<br />

Qualität. Dann war – wie für so viele der kleineren<br />

Brauereien – Schicht im Schacht. Doch anders<br />

als bei den unzähligen anderen Traditionsbrauereien<br />

im Pott gelang ein Comeback. Seit<br />

2010 brauen einige Dortmunder wieder Bergmann<br />

- mit dem gleichen Anspruch wie damals.<br />

Sowohl in Bezug auf die Rohstoffe und Zutaten,<br />

die weiter verarbeitet werden, wie auch auf das<br />

Brauwasser und die Brautechnik. Formuliert in<br />

einem starken Claim: „Harte Arbeit. Ehrlicher<br />

Lohn.“ Die Dortmunder lieben das.<br />

Bergmann-Macher Dr. Thomas Raphael erinnert<br />

sich noch an Zeiten, als es in Dortmund<br />

acht unabhängige Brauereien gab. Als Witz<br />

hatte er zunächst 2005 die<br />

Markenrechte für 300 Euro<br />

gekauft, doch dann wurde<br />

es plötzlich Ernst: der<br />

selbstständige Mikrobiologe<br />

ließ 2006, um die Rechte<br />

am Leben zu erhalten, einen<br />

Hagener Brauer 6000 Liter<br />

Export im Stil der 70er Jahre<br />

produzieren. Eine Firma<br />

wurde gegründet, Raphael<br />

quasi Freizeit-Brauereidirektor,<br />

Vertriebsstellen gefunden,<br />

darunter ein echter<br />

Clou: Von der Stadt gab es<br />

das Angebot, günstig einen<br />

heruntergekommenen Kiosk in bester Lage<br />

zu mieten. Seither ein Kult-Ort der Stadt.<br />

2009 kam eine erste eigene Brauerei in Lagerhalle<br />

im Dortmunder Hafen hinzu. Das<br />

Kapital stammt von Investoren, an die Genussscheine<br />

ausgegeben wurden. Doch inzwischen<br />

ist auch dieser Ort zu klein, längst<br />

sind sieben Biere in der Produktion. Deshalb<br />

ziehe man wieder um, sagt Raphael. Vom Hafen<br />

ins neue Gewerbe- und Industriegebiet<br />

Phoenix-West. Bis zu 5000 Hektoliter sollen<br />

ab 2017 jährlich dort gebraut werden. Insgesamt<br />

2200 Quadratmeter groß soll die Multifunktionshalle<br />

werden, in der dann Bergmann<br />

Bier gebraut wird. Zwei Millionen Euro<br />

werden investiert. Eine ganze Stange Geld für<br />

ein Hobby. Mit Hilfe der Vertriebspartner soll<br />

das Bergmann-Bier weiter Dortmund und<br />

den umliegenden Städten Schwerte, Lünen<br />

und Bochum vertrieben werden. Bergmann<br />

boomt. Und zur Brauerei entsteht wohl auch<br />

noch eine Gastronomie. Aber wer Bier und<br />

Kiosk kann, kann auch Brauerei und Gastronomie.<br />

Und die Dortmunder freuen sich,<br />

dass es ein cooles, eigenes Bier gibt.<br />

62


63


64


POLNISCHES BIER<br />

im Ruhrgebiet<br />

Als frühe Arbeitsimmigranten kamen<br />

schon um 1900 viele Polen ins Ruhrgebiet<br />

und beeinflussten wesentlich die<br />

Küche im Pott. Doch anders als bei den<br />

späteren Einwanderern aus südlichen,<br />

mediterranen Ländern war deren kulinarische<br />

Wirkung nicht so unmittelbar<br />

zu spüren, wie bei jenen. Denn<br />

die schlesische Küche ist genauso mit<br />

ihrer preußisch-österreichischen Basis<br />

mitteleuropäisch zu nennen wie die an<br />

Rhein und Ruhr vorherrschende Küchenkultur.<br />

Unterschiedliche Einflüsse<br />

sind am ehesten auszumachen, wenn<br />

baltische und russische, aber auch jüdische<br />

Akzente den Weg auf den Teller<br />

finden. Und somit sind polnische Restaurants<br />

selbst im Ruhrgebiet Exoten,<br />

wenn man bedenkt, dass es sogar einen<br />

Begriff für diese Einwanderer gibt:<br />

Als „Ruhrpolen“ sind Menschen und<br />

deren Nachfahren gemeint, die gegen<br />

Ende des 19. Jahrhunderts mit ihren<br />

Familien aus dem früheren Königreich<br />

Polen, aus Masuren, der Kaschubei<br />

und auch aus Oberschlesien ins Ruhrgebiet<br />

eingewandert sind und dort<br />

meist als Bergleute gearbeitet haben.<br />

So wurden von ihnen beispielsweise<br />

in Bochum komplett eigenständige<br />

Strukturen geschaffen - wie die einflussreiche<br />

polnische Gewerkschaft<br />

Zjednoczenie Zawodowe Polskie, die<br />

Arbeiterzeitung Wiarus Polski und die<br />

Polnische Arbeiterbank. Und als der FC<br />

Schalke 04 1934 erstmals Deutscher<br />

Meister wurde, spielten dort neben<br />

Ernst Kalwitzki, Ernst Kuzorra oder<br />

Fritz Szepan einige weitere polnischstämmige<br />

Spieler.<br />

Das präsenteste polnische Bier im<br />

Ruhrgebiet ist das Tyskie. In vielen<br />

Getränkemärkten ist es zu haben, die<br />

Tyskie-Sommerfeste – besonders in<br />

Köln – erfreuen sich großer Beliebtheit.<br />

Im Ruhrgebiet gibt es das Bier<br />

aber nicht nur als Flaschengetränk,<br />

sondern auch vom Fass: Im wichtigsten<br />

polnischen Restaurant im Ruhrgebiet<br />

etwa, dem herrlichen „Gdanska“<br />

in Oberhausen. Sehr repräsentativ<br />

am Altmarkt gelegen, ist es als Treffpunkt<br />

der polnischen Community, als<br />

schicke Szene-Kneipe, als Jazz-Club<br />

mit Helge-Schneider-Fame, als polnisches<br />

Spezialitäten-Restaurant mit<br />

hervorstechender Deftigkeit ein wahres<br />

Aushängeschild der nicht überall<br />

so qualitativ besetzten Oberhausener<br />

Gastronomie. Plakate, Szeneblätter-Stapel<br />

im Eingangsbereich, hier<br />

fühlt man sich in die zwanglose Studentenkneipen-Atmosphäre<br />

der 80er<br />

Jahre versetzt. Ein prima Einstieg ist<br />

immer der „Polnische Probierteller“:<br />

Piroggen (polnische Maultaschen),<br />

gefüllte Klöße, Bigos (Sauerkrautgericht<br />

mit Wurst und Fleisch) und Krakauer<br />

(grobe Brühwurst) mit Brötchen<br />

kosten nicht viel, reichen für zwei bis<br />

drei Menschen und schmecken ausgezeichnet<br />

zum Tyskie. Die Tyskie<br />

Brauerei in Tychy ist übrigens eine der<br />

ältesten Brauereien in Europa. Tychy<br />

wiederum ist als Ankerpunkt der Route<br />

der Industriekultur direkt an das<br />

Ruhrgebiet angebunden. Bier und Arbeit,<br />

das verbindet.<br />

65


Glas für Glas<br />

„Das Frisch und Voll eingeschenckte Bier-Glaß. In allerhand Fürfallenden Begebenheiten denen Curiosen Gemüthern zu Sonderbahrer Ergötzligkeit/<br />

Nebst einem Anhang Die Verderbte Jugend genant/ Wie nehmlich dieselbe durch übele Auferziehung/ Aufsicht und Nachsehen/ auch<br />

verführische Gesellschafft/ endlich ein übel Ende nim[m]t / Einem jeden zur Warnung vorgestellet“ nannte ein gewisser Michael Kautzschen<br />

ein kleines Druckwerk, das 1685 in Merseburg erschien. Schon damals war es also wichtig frisch und voll ins richtige Glas einzuschenken.<br />

Heute ist die Rechtschreibung anders und die Technologie der Biergläser auch.<br />

PILSGLAS<br />

PILSTULPE<br />

BIERKELCH<br />

BIERSCHWENKER<br />

BIERKUGEL<br />

BIERFLÖTE<br />

Kleine Glas-Kunde<br />

Bier - zumal das nach dem Reinheitsgebot hergestellte - besteht<br />

zwar immer aus Hopfen, Malz, Hefe und Wasser, doch jede der<br />

geschätzt knapp 5000 Sorten in Deutschland hat eine eigene Rezeptur<br />

und ein eigenes Herstellungsverfahren. Eine schier enorme<br />

Geschmacksvielfalt. Doch nicht nur Rezeptur, Temperatur,<br />

Kohlensäure und Durst beeinflussen den Geschmack, sondern<br />

auch das Glas. Zunächst sollte man dabei zwischen untergärigen<br />

und obergärigen Bieren unterscheiden. Untergärige Biere, wie<br />

das Pils, haben etwas weniger Kohlensäure.<br />

Für die meisten<br />

Biere sollten<br />

grundsätzlich Gläser<br />

verwendet<br />

werden, die oben<br />

nicht zu breit werden.<br />

Ansonsten droht der Schaum zu zerfließen,<br />

für viele ein nicht unwesentlicher Teil des<br />

Genusses, geschmacklich, optisch und sensuell.<br />

Das klassische Pilsglas oder auch die Pilstulpe<br />

sind traditionell dünnwandig, konzentrieren die<br />

Aromen nach oben zur Öffnung und verlängern<br />

durch ihre Form den Schaumerhalt. Die Dünnwandigkeit<br />

ist auch historisch darin begründet,<br />

dass derartige Gläser nach dem Spülvorgang<br />

schneller wieder auskühlen und so dem Zapfenden<br />

schneller wieder zur Befüllung mit kühlem<br />

Nass zur Verfügung stehen. Der Bierkelch, ein<br />

Glas für edle Biere und den modernen Biersommelier,<br />

besitzt ein breiteres und kürzeres Oberteil<br />

auf einem längeren Stiel. Das Nosing-Glas<br />

bekannt auch als Bierschwenker mit seiner großen<br />

breiten Schale auf einem kurzen Stiel wird<br />

besonders für dunkle (also malzige) und andere<br />

Spezialbiere sowie viele Formen der Craft Biere<br />

eingesetzt. Die Bierkugel besitzt auf einem<br />

Stielfuß einen (unten) kugelförmigen Teil, der<br />

sich nach oben öffnet, und ist gleichfalls zum<br />

Schwenken geeignet. Die dem Sektglas ähnliche<br />

Bierflöte hat eine schmale, lange obere Schale<br />

auf einem Stielfuß und wird für wird für kleinere<br />

Maße oder edlere Biere genutzt, wodurch dennoch<br />

ein volles Glas angeboten wird.<br />

Das Weizenbierglas ist hoch, mit einer breiten<br />

Öffnung oben und fasst in der üblichen Größe<br />

0,5 Liter. Das gilt nicht für jene Exemplare, die<br />

dazu dienen Fußballprofessionelle nach Gewinn<br />

irgendwelcher Titel werbewirksam mit größeren<br />

66


zum Genuss<br />

WEIZENBIERGLAS<br />

BIERKRUG<br />

MASSKRUG<br />

WILLYBECHER<br />

ALTBIERBECHER<br />

KÖLSCHSTANGE<br />

Mengen Bieres zu übergießen. Da das Weißbier beim<br />

Einschenken stark zu schäumen pflegt, sollte der<br />

Eingießende das Glas stark geneigt halten und erst,<br />

wenn es nahezu voll ist, langsam aufrichten.<br />

Der klassische Bierkrug heißt dagegen Seidel. Ihn<br />

gibt es in allerhand regional verschiedenen Größen,<br />

seine Formmerkmale sind ein leicht gebauchter Körper<br />

und ein Henkel. Durch das eher dicke Glas eignet<br />

sich auch besonders gut zum Anstoßen. Bayerische<br />

Maßkrüge, die man vor allem vom Münchner Oktoberfest<br />

kennt, fassen einen ganzen Liter und haben<br />

ein beachtliches Leergewicht. Daraus trinkt man<br />

entweder das speziell gebraute Wies’n-Bier oder in<br />

Biergärten ein Helles. Der Willybecher ist ein Allrounder,<br />

über den der Leser alles auf der nächsten<br />

Seite erfährt.<br />

Für Altbier gibt es den zylindrischen Altbierbecher<br />

und für Kölsch die schmale Kölschstange, die nur 0,2<br />

Liter fasst.<br />

Generell sollte der Bierfreund stets ein zu schnelles<br />

Einschenken vermeiden. Faustregel: Beim Einschenken<br />

das Glas leicht schräg halten, ein Drittel des Bieres<br />

eingießen, absetzen lassen, so dass der Schaum<br />

eine kompakte Form annehmen kann. Dann vollschenken<br />

und den Schaumring als Haube daraufsetzen.<br />

Die richtige Trinktemperatur ist wichtig. Je nach<br />

Biersorte sind Temperaturen zwischen 5 und 12 Grad<br />

Celsius ideal.<br />

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67


WILLY SCHREIBT<br />

GESCHICHTE<br />

Design-Klassiker aus Karnap<br />

68


eines Design-Autodidakten, hat wahre<br />

Biergeschichte geschrieben.<br />

goldenen Schnitt nicht sehr verbergend,<br />

geboren in Essen-Karnap unter der Regie<br />

Suhrkamp-Verlags prägte. Das Glas ohne<br />

Henkel, aber kein Weizenbierglas, den<br />

Kreationen verglichen, die ein anderer<br />

Willy zur gleichen Zeit schuf: Willy Fleckhaus,<br />

legendärer Grafiker, der mit seiner<br />

Bauhaus-Ästhetik etwa die Bücher des<br />

– und auch anderen - wurde die schlichte,<br />

klare und schöne Gestaltung mit jenen<br />

auf Stilgefühl im Volke schließen lässt,<br />

den Willybecher durchzusetzen.“ Von ihm<br />

in Gaststätten, die ich öfters besuche, mit<br />

Beharrlichkeit und gutem Beistand, der<br />

heit und die Schönheit, es stehe im funkelnden<br />

Gegensatz zu „Edeldesignertulpen<br />

und anderem röhrichten Firlefanz“.<br />

Er schreibt: „Bei Biergläsern versuche ich<br />

Kapielski bescheinigte dem Trinkgefäß<br />

einst in einer Kolumne über die Schlicht-<br />

Nach seinem Erfinder Willy Steinmeier<br />

benannt ist der doppelkonige, nach<br />

oben leicht bäuchig werdende Willybecher<br />

oder auch Willibecher. Ein absoluter<br />

Design-Klassiker. Erfunden von einem<br />

Nicht-Designer in Essen-Karnap. Er ist seither<br />

das deutsche Standardglas für den üblichen<br />

Restaurant- und Kneipenausschank<br />

und den Hausgebrauch. Laut Schätzung<br />

wurde das Glas über Jahrzehnte hinweg<br />

stets 10 Millionen Mal pro Jahr verkauft.<br />

Speziell im Restaurantbetrieb haben die<br />

Gläser den Vorteil, dass sie bei geeigneter<br />

Stand- und Formfestigkeit nach dem warmen<br />

Spülbad schnell auskühlen, um das<br />

frische Bier aufzunehmen.<br />

Es war 1954. Elvis Presley und Bill Haley<br />

brachten den Rock’n’Roll nach Deutschland,<br />

dorthin wo die „Caprifischer“ noch<br />

die Schlagerwelt beherrschten, Picasso<br />

malte „Sylvette“, Federico Fellini „La Strada“<br />

in die Kinos und J.R.R: Tolkien den<br />

„Herrn der Ringe“ in die Buchläden. Am<br />

4. Juli wird Deutschland in Bern Fußballweltmeister.<br />

Der Siegestorschütze Helmut<br />

Rahn spielt damals bei Verein Rot-Weiss-<br />

Essen und genau dort in Essen, bei der<br />

Glasmanufaktur Ruhrglas AG in Karnap,<br />

wird in diesem Jahr durch Willy Steinmeier,<br />

den Vertriebsdirektor und nicht etwa<br />

Chef-Designer, der Willybecher kreiert. Er<br />

wird in den Größen 0,2 , 0,25 , 0,3 , 0,4<br />

und 0,5 Liter hergestellt.<br />

Der Biertrinker und Schriftsteller Thomas<br />

Kapielski bescheinigte dem Trinkgefäß<br />

einst in einer Kolumne über die Schlichtheit<br />

und die Schönheit, es stehe im funkelnden<br />

Gegensatz zu „Edeldesignertulpen<br />

und anderem röhrichten Firlefanz“.<br />

Er schreibt: „Bei Biergläsern versuche ich<br />

in Gaststätten, die ich öfters besuche, mit<br />

Beharrlichkeit und gutem Beistand, der<br />

auf Stilgefühl im Volke schließen lässt,<br />

den Willybecher durchzusetzen.“ Von ihm<br />

– und auch anderen - wurde die schlichte,<br />

klare und schöne Gestaltung mit jenen<br />

Kreationen verglichen, die ein anderer<br />

Willy zur gleichen Zeit schuf: Willy Fleckhaus,<br />

legendärer Grafiker, der mit seiner<br />

Bauhaus-Ästhetik etwa die Bücher des<br />

Suhrkamp-Verlags prägte. Das Glas ohne<br />

Henkel, aber kein Weizenbierglas, den<br />

goldenen Schnitt nicht sehr verbergend,<br />

geboren in Essen-Karnap unter der Regie<br />

eines Design-Autodidakten, hat wahre<br />

Biergeschichte geschrieben.<br />

69


DIE WILDE BRAUKUNST<br />

von Max Florian Kühlem<br />

Als Gerd Ruhmann vor 30 Jahren beruflich in Brüssel zu<br />

tun hatte und ein Feierabendbier in der Kneipe bestellen Als Gerd Ruhmann vor 30 Jahren beruflich<br />

wollte, war das nicht so einfach. „Ein Bier?“, fragte der in Brüssel zu tun hatte und ein Feierabendbier<br />

in der Kneipe bestellen wollte, war<br />

Kellner verwundert: „Wir haben 17 Sorten aus dem Hahn<br />

und 85 in der Flasche.“ Er brachte dem ratlosen Gast erstmal<br />

eine Bierkarte – wie man sie heute in Bier-Bars wie Kellner verwundert: „Wir haben 17 Sorten<br />

das nicht so einfach. „Ein Bier?“, fragte der<br />

der Trinkhalle an der Herner Straße in Bochum findet. Sie aus dem Hahn und 85 in der Flasche.“ Er<br />

gilt als zentraler Ort der neuen alternativen Bierlust im brachte dem ratlosen Gast erstmal eine<br />

Ruhrgebiet. Hier treffen wir einige der Protagonisten des Bierkarte – wie man sie heute in Bier-Bars<br />

Trends zum handgemachten Bier.<br />

wie der Trinkhalle an der Herner Straße in<br />

Bochum findet. Sie gilt als zentraler Ort der<br />

neuen alternativen Bierlust im Ruhrgebiet. Hier treffen wir einige der<br />

Protagonisten des Trends zum handgemachten Bier.<br />

Nach einigen misslungenen Brau-Versuchen im heimischen Keller braut<br />

Gerd Ruhmann mittlerweile in einer kleinen Hausbrauerei erfolgreich<br />

das Lindenbier. Er belebt damit eine Sorte neu, die die Lindenbrauerei<br />

Unna bis zu ihrer Einstellung 1979 hergestellt hat. Das Brauerei-Sterben<br />

war damals weit verbreitet. Auf dem Bier-Markt fand in den Siebzigerjahren<br />

eine Zentralisierung und Vereinheitlichung statt, mit der<br />

auch Dortmund seine Brauerei-Vielfalt und den Ruf als Hauptstadt des<br />

Bieres einbüßte. „Das Ruhrgebiet wurde zur Pils-Diaspora“, erinnert<br />

sich Gerd Ruhmann und meint damit, dass man in den meisten Kneipen<br />

bloß noch eine Sorte Pils bekam. Für den Gast stellte sich nur die<br />

Frage: Groß oder klein?<br />

70


Zuletzt war ein gegenläufiger Trend zu beobachten.<br />

Der hatte nur in Berlin, sondern auch im Ruhrgebiet<br />

in Orten wie dem Duisburger Finkenkrug<br />

manifestiert, wo man aus unzähligen Biersorten<br />

wählen kann, deren Brauer oft genüsslich mit dem<br />

Deutschen Reinheitsgebot brechen.<br />

„Craft Beer“, dieser englische Ausdruck hat sich als<br />

Oberbegriff für die unabhängigen Brauereien und<br />

oft handwerklich hergestellten Biere durchgesetzt.<br />

„Auch wir haben uns jetzt zu diesem Begriff durchgerungen,<br />

weil er das Bier und seinen Hintergrund<br />

einfach am besten beschreibt“, sagt dazu Oliver<br />

Mühlmann von der Dortmunder Bergmann-Brauerei.<br />

Auch er ist in die Trinkhalle an der gekommen,<br />

um über den Craft-Beer-Trend zu sprechen.<br />

Hier findet man Kühlschränke und Flaschenbier<br />

wie in einer der vielen traditionellen Trinkhallen<br />

des Ruhrgebiets. Der entscheidende Unterschied<br />

liegt in der Befüllung: belgische Trappisten-Biere,<br />

die Hopfen betonten Pale Ales oder India Pale Ales<br />

englischer und amerikanischer Prägung, cremige<br />

Stouts, malzige Lager, helle Weißbiere, Starkbiere<br />

aller Art. Wie vielfältig die Welt des Bieres sein<br />

kann, zeigen ganz in der Nähe die Aktivisten des<br />

Bochumer Sozialen Zentrums. Hier wird eine Gär-<br />

Kaffeegenuss<br />

aus DortmunD<br />

ffeegenuss aus Dortmund<br />

Die Traditionsmarke<br />

aus Dortmund<br />

www.schirmer-kaffee.de<br />

Schirmer Kaffee GmbH, Heßlingsweg 28, 44309 Dortmund<br />

71


Bar betrieben. „Wir haben schon vor zehn Jahren<br />

Partys geschmissen, auf denen es nicht nur ein Bier<br />

für die Gäste gab, sondern eine Dramaturgie mit<br />

fünf oder mehr Sorten“, erinnert sich Ralf Bindel.<br />

Er hat die Gär-Bar ins Leben gerufen, bei der regelmäßig<br />

Biere mit entsprechender Erklärung angeboten<br />

werden. „Ein paar Dauerbrenner sind immer<br />

dabei“, sagt der Genusstrinker, „wie das Rodenbach<br />

Grand Cru, ein dunkelrotes flämisches Ale, das<br />

Lambic oder das Atlantik Ale.“<br />

Welches Bier man mag, ist gerade zu Beginn der<br />

Entdeckungsreise durch die Craft-Beer-Vielfalt<br />

nur durch Probieren herauszukriegen. Damit die<br />

nicht wie ein undurchschaubarer Dschungel wirkt,<br />

versucht Trinkhallen-Thekenmann Thomas Maas<br />

gern zu beraten. Deshalb wird er hier von einigen<br />

„Bier-Sommelier“ genannt. „Man muss die Geschmacks-Profile<br />

der Biere kennen“, sagt er, „und<br />

sich vorsichtig an die Geschmacksvorlieben der<br />

Gäste herantasten.“ Oft haben die noch keine Worte<br />

für das, was sie mögen. Wenn sie sagen: „Ich<br />

mag es herb“, dann sind sie überrascht, wenn die<br />

Rückfrage kommt: „Sauer oder bitter?“.<br />

Oliver Mühlmann schenkt derweil eine Sorte seines<br />

Arbeitgebers aus, bei der sich diese Frage<br />

nicht stellt: Das Adambier ist eine Legende aus<br />

dem Mittelalter. Es hat eine dunkle Färbung und<br />

einen leicht süßlichen, malzbetonten, vollen und<br />

runden Geschmack. Mit 7,5 Prozent Alkohol und<br />

einer Stammwürze von 18 Grad Plato zählt es zu<br />

den Starkbieren – obwohl es nicht stark schmeckt,<br />

sondern süffig ist. „Wir profitieren vom Lokalkolorit<br />

und von der neuen Offenheit“, so erklärt sich Vertriebler<br />

Mühlmann den Erfolg des zurück gekehrten<br />

Bergmann Bieres. Mit Projekten wie diesem<br />

scheint das Ruhrgebiet auf einem guten Weg zu<br />

sein. Craft-Bier El Dorado USA: In der 140 000-Einwohner-Stadt<br />

Fort Collins in Colorado findet man<br />

17 Brauereien, die oft nur für die eigene Kneipe<br />

brauen – nicht eine Sorte, sondern über das Jahr<br />

verteilt zehn oder mehr. Weil der Trend zum handwerklich<br />

gebrauten Bier in den USA schon so lange<br />

so stark ist, hat Phil Pecek sich nächtelang durch<br />

amerikanische Internet-Foren gelesen, bevor er<br />

sein erstes Bier in der WG-Küche braute. „Mit Reinigung<br />

der Geräte dauert das neun Stunden, dann<br />

folgt der etwa zweiwöchige Gär-Prozess und dann<br />

geht es ab in die Flasche“, sagt er. Und weil seine<br />

Hybride - wie eine Mischung aus einem Weizenbier<br />

und einem belgischen Trappistenbier - im Freundes-<br />

und Bekanntenkreis so gut ankamen, ist Phil<br />

Pecek gerade auf dem Sprung vom Hobby- zum Semi-Profi-Craft-Beer-Brauer.<br />

Einer seiner Auftraggeber,<br />

der Bochumer Software-Entwickler GData, will<br />

ihm eine Brauerei im Unternehmenskeller einrichten,<br />

wo er für Mitarbeiterfeste brauen soll.<br />

72


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73


BIER TRIFFT WESTFÄLISCHE<br />

KÜCHE IN DO-CITY<br />

Zum Bier passt die Westfälische Küche natürlich perfekt.<br />

Dafür gibt es ganz wunderbare Orte. Zwei davon finden<br />

sich in der Dortmunder City, beide zeichnet aus, dass es So wenig der gemeine Dortmunder Sachen<br />

ganz eigene Bierspezialitäten gibt. Im Hövels Brauhaus sagen würde wie „Kommt, lasst uns in der Signal<br />

Iduna Arena vergnüglich ein Fußballspiel<br />

gibt es das ganz eigene Brauhausgefühl, bei Wenkers am<br />

Markt gibt es viel Ruhrgebietskultur zwischen Bierkrug- betrachten“, so wenig wird er sprechen von<br />

und Trikotsammlung.<br />

„Wir sind übermorgen in Hövels Hausbrauerei<br />

mit den van der Zars aus den Niederlanden<br />

verabredet“. Nein, sagen wird jeder Dortmunder, ja jeder Ruhrgebietler:<br />

„Wir gehen mit unser‘n holländischen Kumpels ins Hövels“. Das macht<br />

man natürlich sehr gerne, denn hier am Wall in Theater- und Opern-Nähe<br />

wird eine Küche serviert, die es nicht mehr ganz selbstverständlich überall<br />

gibt. Betriebsleiter Manuel Chlinch und Florian Quenter kommt die schöne<br />

Aufgabe zu, eines der 40 besten deutschen Bierlokale (laut Feinschmecker<br />

von Winter 2015) kulinarisch zu bespielen. Darin sind sie ebenso einfallsreich<br />

wie souverän. Die Karte offeriert vom „Ruhrpott-Sushi“ (das ist<br />

Mett), über die Pfefferwurst Hansestadt und den Hoerder Burger bis hin<br />

zur Brauhaus-Pfanne (ja, das ist die mit der dicken, groben Hövels Bratwurst,<br />

Kölner Blutwurst, Spanferkelrollbraten gebratenem Fleischkäse,<br />

Fass-Sauerkraut, Röstkartoffeln und Hövels-Biersoße) alles was das Herz<br />

eines hungrigen Biertrinkers begehrt. Das Duo schreckt auch nicht vor Anleihen<br />

bei bayrischen Brauhaus-Klassikern zurück, behält aber dennoch<br />

stets das westfälische im Auge. Zum Klassiker hat es auch schon gereicht,<br />

ist doch „Die große, krosse“, die Schweinshaxe des Hauses, schon eine<br />

74


Manuel Chlinch und Florian Quenter<br />

Berühmtheit, die weithin empfohlen wird. Das Teil kommt<br />

mit frischem Fass-Sauerkraut, Kartoffelklößen und original<br />

Schwerter Hövels-Biersenf. Gelegentlich wird am Wall<br />

aber auch experimentiert: Bier und Schokolade treffen<br />

sich dabei, wenn in den kühleren Monaten die Biercreme<br />

Praline zu haben ist. Die halbrunde Schokoladenpraline<br />

birgt ein süßes und überraschendes Geheimnis in sich: Die<br />

Füllung besteht aus einer Trüffelmasse mit einer schmeckbaren<br />

Note Hövels Original. Eine gutbürgerliche Küche,<br />

die so gut und feierlich gamacht ist, dass sie dem Hausmann,<br />

der Hausfrau, der/die sich einer leichten, modernen<br />

Küche verschrieben haben, zu aufwändig erscheinen<br />

mag. Fleischverzichtern, Salatfreunden, Schnitzeljägern<br />

und Burgerbürgern hält die schön-aber nicht – zu-rustikale<br />

Restauration mit extraschönem Biergarten ebenfalls eine<br />

sauber und nicht zu breitbeinig aufgestellte Palette bereit.<br />

Kleine Grundlagen sind Bodenständigkeiten wie hausgemachter<br />

Obazda oder Pfefferwurst. Gedacht an kleine<br />

Menschen wird auch. Süße beklatschen „Annas Traum“<br />

von Himbeergrütze auf Vanille-Panna Cotta oder den Lady-Kracher<br />

aus marinierten Amaretto-Kirschen mit Mandel-Krokant,<br />

wieder – wie alle Desserts – mit Vanille-Panna<br />

Cotta (beide 5,50 Euro). Getrunken wird natürlich eine,<br />

zwei, drei . . . viele von den diversen Hövels-Bierkreationen.<br />

Das Haus zur ehrlichen Haut.<br />

Über die Einkaufsstraße kommt man in 15 Minuten vom<br />

Hövels zum Wenkers. Hier am Alten Markt genießt man –<br />

das sind Dortmunder jeden Alters, gerne Fußballfans, viele<br />

Grüppchen - das obergärig hausgebraute Wenkers Urtrüb<br />

oder eben die schnörkellose Küche des Hauses. Neben<br />

saisonalen Speisen und einem preiswerten, stets aktualisierten<br />

Mittagstisch wird hier sehr bodenständig und<br />

jederzeit auch westfälisch gebrutzelt. Herzhaftes für den<br />

kleinen Hunger zwischendurch kommt etwa in Form von<br />

Currywurst mit Pommes (immer wieder für einen guten<br />

Spruch gut ist die Speisekarte: „Ruhrpottgulasch“). Auch<br />

Schmalz mit Treberbrot oder Bratkartoffeln mit Spiegelei,<br />

Speck und Salat sind solch‘ Traditions-Snacks nach Art der<br />

Region. Gut gemacht, nicht teuer und sehr passend zum<br />

Bier. An BVB-Spieltagen auch mit Eventcharakter. Weitere<br />

regionale Gerichte wie Panhas, geschnetzelte Butterleber<br />

vom Schwein mit Bratkartoffeln, die riesige Bratwurstschnecke<br />

oder der würzige Hackbraten mit Wirsing<br />

und Speckkartoffeln sind auch auf der Karte zu finden.<br />

Aktuell dem Burger-Trend folgt<br />

man mit: „Bierkutscher Salzkuchen-Cheeseburger“.<br />

Das ist<br />

beeindruckend: 200 Gramm gegrilltes<br />

Beef in einem XXL-Kümmelsalzkuchen,<br />

belegt mit Schmorzwiebeln,<br />

Gewürzgurke,<br />

Jalapeños, Käse, Tomaten, knackigem<br />

Salat, Chili- und Knoblauchsauce.<br />

Die Adressen:<br />

www.hoevels-hausbrauerei.de,<br />

44137 Dortmund,<br />

Hoher Wall 5-7, 02 31. 91 45 470,<br />

So-Do 11-24, Fr & Sa 11-1 Uhr<br />

www.wenkers.de,<br />

44137 Dortmund,<br />

Betenstraße 1, 02 31. 52 75 48,<br />

So-Do 11-24 Uhr, Fr, Sa 11-1 Uhr.<br />

75


Bier Glossar<br />

ALKOHOL<br />

In der Regel versteht man darunter Äthylalkohol<br />

(Ethanol): C2H5OH. Normale Vollbiere<br />

weisen einen Alkoholgehalt von 4,5<br />

bis 5 Volumen-Prozent auf, Leichtbiere<br />

von 2,5 bis 3 Prozent, alkoholfreie Biere<br />

von maximal 0,5 Prozent. Bockbiere bringen<br />

es oft auf über 7 Prozent.<br />

ALKOHOLFREIE BIERE<br />

Der maximal zulässige Alkoholgehalt liegt<br />

bei 0,5 Vol.-Prozent, eine Größenordnung.<br />

Alkoholfreies Bier entsteht aus Vollbier,<br />

welches durch Alkoholentzug mittels Osmose,<br />

Dialyse, Vakuumdestillation oder<br />

Dünnschichtverdampfung behandelt. Es<br />

ist gut geeignet als Sportlergetränk.<br />

ALTBIER<br />

Obergärige Bierspezialität aus dem Raum<br />

Düsseldorf. Eingebraut wird es mit dunklen<br />

Gerstenmalzen, in der Regel stärker<br />

gehopft, vergoren mit speziellen obergärigen<br />

Hefestämmen.<br />

BIER<br />

Fertiges Bier besteht in erster Linie aus<br />

Wasser (880 bis 960 g/kg). Neben dem<br />

Alkohol enthält es Kohlenhydrate, Aminosäuren,<br />

Mineralstoffe (1100 bis 2100 mg/<br />

kg), Vitamine, organische Säuren, Ballaststoffe,<br />

phenolische Verbindungen und<br />

Hopfenbitterstoffe in größeren Mengen.<br />

Auf 40 g Alkohol pro Liter kommen 40 g<br />

nichtalkoholische Bestandteile pro Liter.<br />

BOCKBIER<br />

Bier mit einem Stammwürzegehalt von<br />

mindestens 16 Prozent. Der Alkoholgehalt<br />

liegt bei über 7 Vol.-Prozent.<br />

DOPPELBOCK<br />

Besonders starkes Starkbier mit mindestens<br />

18 Prozent Stammwürze und damit<br />

rund 8 Volumen-Prozent Alkohol.<br />

DÜNNBIER<br />

Vor allem in Kriegs- und Notzeiten hergestelltes<br />

Bier mit geringem Stammwürzeund<br />

Alkoholgehalt.<br />

DUNKLE BIERE<br />

Eingebraut unter Verwendung von Malzen<br />

mit dunklerer Farbe bzw. von Röstmalzextrakten.<br />

Zeichnen sich durch einen<br />

kernigeren, malzbetonteren Geschmack<br />

aus.<br />

EXPORT<br />

Exportbier liegt im Stammwürzegehalt<br />

über 12,5 Prozent und ist in der Regel weniger<br />

gehopft, also etwas milder und süßlicher<br />

im Trunk.<br />

HEFE<br />

Grundsätzlich unterscheidet man untergärige<br />

(Saccharomyces carlsbergensis)<br />

und obergärige Hefe (Saccharomyces cerevisiae).<br />

Die untergärige Hefe setzt sich<br />

am Ende der Gärung, die bei Temperaturen<br />

von bis zu 15 °C abläuft, am Boden ab,<br />

die obergärige steigt während der Gärung<br />

an die Oberfläche.<br />

HOPFEN<br />

eine Kletterpflanze aus der Familie der<br />

hanfartigen Gewächse. Für die Bierbereitung<br />

werden nur die weiblichen Hopfenpflanzen<br />

verwendet. Man unterscheidet<br />

in Aroma- und Bitterhopfen. Rund 150<br />

Einzelsubstanzen bringt der Hopfen ins<br />

Bier ein (ätherische Hopfenöle, Hopfenbitterstoffe,<br />

Hopfenaromasubstanzen).<br />

KELLERBIER<br />

Bierspezialität aus dem fränkischen Raum.<br />

Dabei handelt es sich um helle oder dunklere<br />

Märzenbiere.<br />

KRISTALLWEIZEN<br />

Blank filtriertes Weizenbier, früher: Champagner-Weizen.<br />

KÖLSCH<br />

Helles obergäriges Bier aus Gerstenmalz,<br />

das nur in und mit wenigen Ausnahmen<br />

um Köln herum gebraut werden darf, von<br />

Brauereien, die der Kölsch-Konvention<br />

angehören.<br />

LAGER<br />

Aus dem Englischen übernommener Begriff<br />

für helle untergärige Vollbiere.<br />

Leichtbier/Light-Bier: Biere mit einem um<br />

mindestens 40 Prozent geringeren Alkohol-<br />

und Kaloriengehalt.<br />

MÄRZEN<br />

Ein Exportbier, das früher, als es noch keine<br />

künstliche Kühlung gab, kurz vor Ende<br />

der Brauperiode im März stärker eingebraut<br />

wurde, um eine bessere Lagerfähigkeit<br />

und Haltbarkeit zu erzielen.<br />

MALZ<br />

Für die untergärigen Biere darf in Deutschland<br />

laut Reinheitsgebot nur Gerstenmalz<br />

verwendet werden.<br />

OBERGÄRIGE BIERE<br />

Zu den obergärigen Bieren, gebraut mit<br />

obergärigen Hefen (Saccharomyces cerevisiae),<br />

zählen die Weizenbiere, die Altund<br />

die Kölschbiere.<br />

PILS<br />

Helles, untergäriges Vollbier, stärker gehopft,<br />

mit betonter Bitterkeit. Das in<br />

Deutschland mit Abstand beliebteste Bier.<br />

PORTER<br />

Nahrhaftes, dunkles, obergäriges, stark<br />

gehopftes und stark eingebrautes Bier.<br />

Der Name leitet sich aus dem Englischen<br />

ab. Porters waren schwer schuftende Lastenträger,<br />

die dieses Bier bevorzugten.<br />

76


RAUCHBIER<br />

eine Spezialität aus Oberfranken. Dabei<br />

wird das Malz über offenem Buchenholzfeuer<br />

getrocknet. Dieses Rauchmalz gibt<br />

sein Raucharoma an das Bier ab.<br />

SCHANKBIER<br />

Bier mit einem Stammwürzegehalt von<br />

mindestens 7 Prozent und weniger als 11<br />

Prozent.<br />

SCHWARZBIER<br />

Sehr dunkles Bier mit ausgeprägtem Röstmalzcharakter,<br />

manchmal auch unter Verwendung<br />

von Zucker eingebraut.<br />

STARKBIER<br />

Biere mit einem Stammwürzegehalt von<br />

über 16 Prozent werden als Starkbier bezeichnet.<br />

STOUT<br />

Obergäriger, röstmalzorientierter Dunkelbiertyp<br />

aus Großbritannien.<br />

TRAPPISTENBIER<br />

Belgische Spezialität. Sie darf nur in besonderen<br />

Klosterbrauereien gebraut werden.<br />

Reift manchmal ähnlich wie Champagner<br />

in Flaschen.<br />

UNTERGÄRIGES BIER<br />

Mit untergäriger Hefe vergorene Biere<br />

wie z. B. Pils, Export, Märzen.<br />

WEIZENBIER ODER<br />

WEISSBIER<br />

Obergärige Biersorte, deren Malzanteil zu<br />

über 50 Prozent aus Weizenmalz bestehen<br />

muss. Meist auf der Flasche gereift,<br />

zeichnen sich diese Biere aus durch ein<br />

fruchtiges Aroma (Banane oder auch Pfirsich)<br />

aus.<br />

ZWICKELBIER<br />

In der Regel untergäriges Bier, das ohne<br />

Filtration direkt vom Lagertank auf die<br />

Flasche gezogen wird. Kräftiger und aromatischer<br />

als das filtrierte Pendant.<br />

77


Wein<br />

ein<br />

78


79


WEINHÄNDLER IM METROPOLENDICKICHT<br />

CHRISTOPH HEITKÄMPER<br />

Der Chef der WeinGalerie am Schloss wartet mit einer Magnum-Flasche eines berühmten Veroneser<br />

Weines auf den Bus. Ein Amarone della Valpolicella von der Tenuta Sant‘Antonio Selezione 2012.<br />

80


KARL RICHTER<br />

Wenn Not am Mann ist, hilft Karl Richter von der Weinzeche Bonifacius in Essen gerne. Etwa mit dem<br />

großen Saarwein „Rotschiefer 2014“ - Riesling Kabinett - vom Kult-Weingut Van Volxem.<br />

81


LILIAN FEUERSTEIN<br />

Bevor Frau Feuerstein im Parkhauszugang auf dem Bochumer Boulevard auf den roten<br />

Knopf drückt, soll es noch ein Probierschlückchen sein: Saga Pauillac, 2009, aus der Barons<br />

de Rothschild collection (Lafite). Boulevard - Bochum - Bordeaux, eine schöne Verbindung.<br />

82


MATTHIAS HILGERING<br />

Zum Jubiläum gab es einen eigenen Partnerwein von alten Freunden: Château Gros<br />

Caillou Grand Cru aus Saint-Èmilion. Der beeindruckt auch neben historischen Telekommunikations-Artefakten<br />

am lässigen Dortmunder Westenhellweg.<br />

83


INGE WISBAR-THIEL<br />

Die Campuslinie U35 ist Lebensader der Stadt Bochum. Puls und Takt. Gut für das Temperament ist<br />

auch der Champagner von Michel Gonet, den die Chefin der Weinhandlung „Der Franzose“ gern mag.<br />

84


ARND D. SCHULZ<br />

„Cigarettes and Beer“ werden besungen. Kein Problem für den Macher von Cabernet & Co im Dortmunder<br />

Kreuzviertel. Die Alternative: ein 2015 Lehmener Lay Riesling der Damen Materne & Schmitt.<br />

85


INGO PROFF<br />

Der Kiosk an der Gußstahlstraße in Bochum hat schon bessere Tage gesehen. Für solche taugt auch<br />

diese Magnum-Flasche Rotwein aus Ribera del Duero: Casa Rojo: Alexander vs The Ham Factory.<br />

86


ANITA & JÜRGEN GOLDBECK<br />

Anita und Jürgen Goldbeck betreiben die Sonnenblume in Recklinghausen.<br />

Nicht nur Fassade sind die Bio-Weine von Albet i Noya und von Marc Kreydenweiss.<br />

87


Es liest sich wie ein Avantgarde-Manifest:<br />

„Wir wollen ein Weine vor Freude ist ein<br />

zeitgemäßes Verständnis für Großprojekt der Agentur<br />

Go Between aus Bo-<br />

Wein! Wir wollen eine moderne<br />

Weinkultur! Es ist Zeit für eine chum. Ihre Idee war es<br />

schon 2013, den Wein im<br />

Revolution! Es ist Zeit für Freude!<br />

Weine vor Freude!“<br />

machen und vor allem an<br />

Ruhrgebiet populärer zu<br />

eine junge Zielgruppe anzuschließen.<br />

Abseits der etwas behäbigen Innenstadt-Weinfeste<br />

mit den immergleichen Händlern<br />

und der selig schunkelnden Kundschaft.<br />

Und so suchten sich die Macher spannende<br />

urbane Locations und Winzer, die sich nicht abschrecken<br />

lassen von aufgelassenem Mauerwerk<br />

und Street-Food-Verkostungen. Die Weinmesse<br />

„Weine vor Glück“ war erfunden. Angeschlossen<br />

an DJ-Kultur, Live-Musik und Event-Orte. Regelmäßig<br />

findet auch der Wine-Thursday statt: An<br />

den unterschiedlichsten Orten, mal in einer privaten<br />

WG, mal im Café „Villa Wahnsinn“ von<br />

„Baristoteles“ Simon Hass oder in der guten<br />

alten Rotunde. Mal ist dabei ein interessanter<br />

Winzer zu Gast, mal wird ein Weingut thematisiert,<br />

mal auch nur probiert. Meist wird dazu gemeinsam<br />

Suppe gekocht, es gibt ein paar leckere<br />

Häppchen und einige nette Menschen. Der Wine<br />

Thursday wird zum neuen Freitag! 2016 gelang<br />

es dem Festival und den Machern, eine neue Stufe<br />

zu erreichen. Es gab die Idee für eigene Weine:<br />

„Glück auf Küwee“ sollten sie heißen. Diese<br />

Weine zusammen mit den Partner-Winzern (Jürgen<br />

Graf, Christian Peth, Henrik Schweder und<br />

Daniel Schmitt) eigens zusammengestellt. Dabei<br />

sollte der Geschmack des Ruhrgebiets getroffen<br />

werden. Das gelang mit etwas höherem Restzuckeranteil<br />

im Wein, um den säureempfindlichen<br />

Gaumen des Ruhrgebietstrinkers nicht zu verschrecken.<br />

Finanziert wurde das Küwee-Projekt<br />

mit einer Crowfunding-Kampagne, die nur 48<br />

Stunden brauchte, um das Finanzierungsziel von<br />

3000 Euro zu erreichen. Und somit hatte der Pott<br />

eigene Weine: einen weißen, einen roten, einen<br />

Rosé und einen perlenden. Der Weißwein aus<br />

den Rebsorten Müller-Thurgau und Silvaner wurde<br />

von Jürgen Graf vom Weingut Graf von Weyher<br />

in der Pfalz kreiert, der Rosé aus Portugieser<br />

und Spätburgunder kam von Daniel Schmitt vom<br />

Weingut Schmitt in Rheinhessen, der Rotwein<br />

aus Portugieser und Spätburgunder stammt<br />

vom Weingut Peth-Wetz in Rheinhessen und<br />

der Secco aus Weißburgunder und Kerner trägt<br />

die Signatur des Winzers Henrik Schweder vom<br />

Weingut Schweder in der Pfalz. Sie wurden gut<br />

aufgenommen und tragen die neue Weinbegeisterung<br />

rund um Bermudadreieck und Ruhr-Uni<br />

weiter. Wird Bochum noch zu einer Weinstadt?<br />

88


Ungewöhnliche Räume gehören zum Konzept.<br />

Der alte Katholikentagsbahnhof.<br />

Oliver Sopalla, links mit Glas und Sonnenbrille,<br />

erlätert vor der Rotunde seine Idee.<br />

Das Agentur-Team freut sich über<br />

die gelungen Weinkreation. Prost.<br />

89


„ICH WÜRDE NIE EINEN<br />

SOMMELIER EINSTELLEN“<br />

Die Weinbar Emma 2 in<br />

Essen-Rüttenscheid hat<br />

931 Weine im Angebot.<br />

Stand Spätsommer 2016.<br />

Dazu serviert Inhaber<br />

Rainer Podzuck Köstlichkeiten<br />

aus der kalten Küche<br />

– von bretonischen<br />

Sardinen bis zu Tiroler<br />

Bergkäse. Jedes Detail im<br />

Lokal ist handverlesen.<br />

Von Fachvorträgen über<br />

Wein hält Podzuck allerdings<br />

nichts.<br />

Emma 2 in Rüttenscheid<br />

ist ein Ort<br />

der Details. Man<br />

muss Inhaber Rainer<br />

Podzuck nur<br />

ein Stichwort geben,<br />

dann sprudelt<br />

es aus ihm heraus.<br />

Die lange Tafel im<br />

Thekenraum? Ist<br />

eine hundert Jahre<br />

alte Werkbank aus<br />

London und betont<br />

den geselligen<br />

Charakter der Weinbar. Hier sitzen auch Gäste<br />

zusammen, die sich nicht kennen. Die mächtige<br />

Fleischschneidemaschine auf der Theke?<br />

Funktioniert rein mechanisch, ein Motor würde<br />

den Geschmack der Lebensmittel verändern.<br />

Die Küche? Podzuck serviert ausschließlich<br />

kalte Speisen zum Wein und lässt sich von<br />

kleinen europäischen Erzeugern beliefern. Besonderes<br />

Fleisch und Käse kann er oft nur in<br />

kleinen Mengen erwerben.<br />

Die Hauptsache jedoch ist und bleibt der Wein.<br />

Podzuck bestellt bei Winzern in Deutschland,<br />

Österreich, Italien und Frankreich – oder bringt<br />

Neuentdeckungen von Reisen mit. Ein Glas<br />

Wein bei Emma 2 kostet zwischen fünf und 60<br />

Euro. Wer eine Flasche kaufen und zu Hause<br />

genießen will, findet im Laden Angebote für<br />

zehn, 70 und 150 Euro.<br />

Obwohl Rainer Podzuck in seinem Lokal an<br />

der Emmastraße 2 eine Vielzahl feiner Tropfen<br />

anbietet – auch solche, die im weiten Umkreis<br />

sonst nirgendwo zu haben sind – hält er nichts<br />

von Fachvorträgen: „Ich würde nie einen Sommelier<br />

einstellen!“ Da hätte er Bedenken,<br />

meint er, dass zugunsten einiger Lieblingswinzer<br />

die Neugier zu kurz komme. Außerdem<br />

solle der Weingenuss nie belehrenden Charakter<br />

annehmen. Mit seiner einzigen Mitarbeiterin,<br />

der Weinberaterin Bettina Hess, hat er<br />

eine Expertin gefunden, die sich hervorragend<br />

auskennt und sich gemeinsam mit den Gästen<br />

gerne an den passenden Wein herantastet.<br />

„Wenn Kunden sagen, was sie suchen, ist das<br />

häufigste Wort ‚lecker‘!“, lacht Hess. Und das<br />

sei auch völlig in Ordnung.<br />

Weinbar<br />

Emma 2<br />

von Inga Pöting (Text und Fotos)<br />

90


91


Nahe der Rü, aber nicht mitten darauf<br />

Als Podzuck sein Lokal 2013 eröffnete,<br />

wollte er etwas erfinden, „was es so noch<br />

nicht gibt“. Die große Zahl verschiedener<br />

Weine, dazu die ausschließlich kalten<br />

Speisen – beides war neu in Rüttenscheid.<br />

Begonnen hat Podzuck mit 800<br />

verschiedenen Weinen, inzwischen sind<br />

es genau 931. Gut 200 sind im Lokal zu<br />

haben, 70 bis 80 davon offen. Die restlichen<br />

warten in einem nahegelegenen Lager.<br />

In manchen Fällen wird es noch fünf<br />

oder mehr Jahre dauern, bis Podzuck den<br />

Korken zieht. „Das Geschmackspotenzial<br />

braucht manchmal eben länger. Das Gastronomen<br />

Weine so lange liegen lassen,<br />

ist aber selten geworden.“<br />

Mit seinem ersten eigenen Lokal machte<br />

Podzuck ein Hobby zum Beruf, denn<br />

er besaß bereits eine umfangreiche Privatsammlung<br />

besonderer Weine. Nach<br />

jahrelanger Berufstätigkeit als internationaler<br />

Vertriebler für ein großes Unternehmen<br />

für Haarpflegeprodukte mochte<br />

er sich noch nicht zur Ruhe setzen. „Ich<br />

wollte nicht einfach ins Nichts fallen...<br />

oder am Ende ins Golf spielen!“, erklärt<br />

der Wahl-Essener mit einem Grinsen. Die<br />

Arbeit im Emma 2 sei beinahe ein Vollzeit-Job,<br />

komme ihm nach Jahren mit Geschäften<br />

in ganz Europa aber eher vor wie<br />

eine Halbtagsstelle.<br />

Alle Ideen erfüllt<br />

Das Ladenlokal an der Emmastraße bekam<br />

Podzuck durch einen guten Zufall.<br />

Früher beherbergten die Räume ein<br />

Schneiderstübchen. Podzuck renovierte<br />

fast zwei Jahre in Eigenregie, bis er alles<br />

perfekt fand. Optimal sei auch die Lage:<br />

Nah an der Rü, aber nicht mitten darauf.<br />

Im vorderen Raum von Emma 2 ist zwischen<br />

Theke und Weinregal Platz für zehn<br />

Personen. Ein zweiter Raum mit kleinen<br />

Tischen dagegen hat „loungigen Charakter“.<br />

Nach hinten raus warten weitere<br />

Tische in einem kleinen Innenhof. Bei<br />

warmem Wetter sitzt man hier zwischen<br />

heller Hauswand und grünen Büschen.<br />

Bei der gesamten Einrichtung stellte sich<br />

Podzuck viele Detailfragen. Wie muss sich<br />

die Spülmaschine öffnen, damit das Geschirr<br />

auf den Regalen nicht beschlägt?<br />

Wie groß dürfen die Teller sein, damit sie<br />

perfekt auf die Tische passen? Wie müssen<br />

Möbel, Küche und Weine gewählt<br />

sein, damit ein Besuch bei Emma 2 Erlebnischarakter<br />

gewinnt?<br />

Podzuck tüftelte, probierte aus, was bei<br />

den Gästen gut ankommt – und leistete<br />

in manchen Punkten auch Überzeugungsarbeit.<br />

Immer mal wieder erklären<br />

muss er zum Beispiel, dass auch mit Geld<br />

nicht alles möglich ist. Podzuck arbeitet<br />

mit vielen kleinen Metzgereien und Bergbauern<br />

aus Süddeutschland, Frankreich<br />

und Italien zusammen, deren Erzeugnisse<br />

begrenzt sind. Diese „authentischen<br />

Produkte“ aus traditioneller Herstellung<br />

entstehen abhängig von Region und Jahreszeit.<br />

Das ist für Podzuck der Inbegriff<br />

von „Slow Food“: „Wer die Lebensmittel<br />

macht, der verteilt sie auch zu seinen<br />

Bedingungen. Da geht es um Qualität, es<br />

gibt praktisch keine Rabatte. Das ergibt<br />

dann eben auch ein anderes Preisgefüge.“<br />

Eine besondere Tomatensorte etwa<br />

bekommt Podzuck von einer kleinen italienischen<br />

Farm, die drei Frauen betreiben,<br />

nur ein einziges Mal im Jahr. Die in<br />

Wasser und Öl eingelegten Tomaten sind<br />

besonders geschmacksintensiv. „Wenn<br />

die alle sind, sind sie alle.“<br />

Podzucks Plan ist aufgegangen, die Gäste<br />

wissen sein Konzept zu schätzen. Nur<br />

dreieinhalb Jahre nach der Eröffnung hat<br />

Podzuck sich „alle Ideen erfüllt“. Ganz<br />

oben, das sagt er immer wieder, stehe<br />

der Anspruch, dass man sich bei Emma<br />

2 wohlfühlt. Neue Gäste werden persönlich<br />

begrüßt und verabschieden sich nicht<br />

selten mit Handschlag. Wer nicht genau<br />

weiß, was er will, gibt ein Budget vor und<br />

lässt sich überraschen.<br />

Eine typische kulinarische Dramaturgie<br />

bei Emma 2 könnte etwa so aussehen:<br />

Der Abend beginnt mit Fisch, beispielsweise<br />

mit Jahrgangssardinen aus der Bretagne,<br />

serviert mit Brot und Butter. Als<br />

zweite Speise könnte dünn geschnittene<br />

Bresaola mit Olivenöl und Parmesan,<br />

als dritte individuell zubereitetes kaltes<br />

Schweinefleisch folgen. Eine Spezialität<br />

ist hier „Tonno in Chianti“ – das ist Fleisch,<br />

92


das in Geschmack und Optik an Thunfisch<br />

erinnert. Zum Abschluss süße Apfeltörtchen<br />

oder etwas Schokoladiges.<br />

Mit jeder Speise wechseln auf Wunsch<br />

die passenden Weine. Auch gibt es täglich<br />

zehn bis zwölf Käsesorten zur Auswahl.<br />

Wein aus dem Hause Einaudi<br />

Wer am Wochenende ohne Reservierung<br />

kommt, muss sich unter Umständen<br />

in eine Tischgemeinschaft integrieren.<br />

Das würden die meisten Gäste<br />

gerne mitspielen, erklärt Podzuck – denn<br />

bei Emma 2 hat man Lust auf Gemeinschaft.<br />

Wem das nicht gefällt, der ist im<br />

Weinlokal womöglich falsch. „Es kommt<br />

selten vor, aber manchmal beißen Leute<br />

sich an ihren Wünschen fest. Dann sage<br />

ich auch schon mal: Hör zu, das wird hier<br />

kein schöner Abend für dich.“<br />

Im Großen und Ganzen, sagt Podzuck,<br />

sei Emma 2 das Ergebnis guter Zufälle.<br />

Auch, dass die Weinauswahl immer<br />

noch weiter wachse, ergebe sich eher<br />

von selbst. Ein Neuzugang im Sortiment<br />

ist beispielsweise ein italienischer Wein,<br />

den der Neffe des Pianisten Ludovico Einaudi<br />

in Italien anbaut. Ein Anruf beim<br />

Winzer führte zunächst zu nichts: „Es<br />

hieß, man liefere nicht.“ Doch damit gab<br />

sich Podzuck nicht zufrieden. Er kaufte<br />

Karten für ein Einaudi-Konzert in der<br />

Essener Philharmonie, ging mit seiner<br />

Frau hin und brachte einen Wein als Geschenk<br />

mit. Eine kleine Audienz beim<br />

Künstler, und schon war der Fall geregelt<br />

– der Wein aus dem Hause Einaudi steht<br />

jetzt bei Emma 2 im Regal.<br />

Bei 931 verschiedenen Weinen habe er<br />

zwar manchmal Ehrgeiz, die Tausendergrenze<br />

zu knacken, gibt Podzuck zu. Aber<br />

genauso schnell rudert er zurück und<br />

gibt sich bescheiden: „Emma 2 will einfach<br />

‘ne schöne Weinbude sein!“ Dass<br />

das funktioniert, zeigen neuerdings auch<br />

zwei Auszeichnungen: Jüngst wurde das<br />

Lokal zu einem der offiziellen „Gerolsteiner<br />

WeinPlaces“ ernannt. Diesen Titel<br />

verleiht der Mineralwasser-Hersteller an<br />

„gastronomische Orte in Deutschland,<br />

an denen Wein als Ausdruck eines Lebensgefühls<br />

im Mittelpunkt steht“. Parallel<br />

nahm das Gourmet-Magazin „Der<br />

Feinschmecker“ Emma 2 in seine Top<br />

40 der besten Weinbars in Deutschland<br />

auf. Darüber freut sich Podzuck, aber er<br />

bleibt auch gelassen: „Ich wünsche mir,<br />

dass es den Laden in 40 oder 50 Jahren<br />

noch genau so gibt – und sich hier nicht<br />

viel verändert.“<br />

93


UNSERE WEINHÄNDLER<br />

Sie verkaufen Wein im Ruhrgebiet. Genusshändler. Mal mit mehr, mal mit weniger<br />

Tradition, aber alle mit Engagement und Begeisterung für den Trinkgenuss.<br />

Die Weinhändler der Fotostrecke und ihre Läden im Kurzporträt.<br />

Feines bei Feuerstein<br />

Die Schützenbahn zählt immer noch zu den besseren Adressen des<br />

Bochumer Einzelhandels. Dass die größte Fensterfront hier einem<br />

Feinkostladenlokal gehört stimmt positiv. Hier verkauft Lilian Feuerstein<br />

Feinkost aller Art, ein fantastisches Reservoir an Präsenten<br />

und Prestige-Lebensmitteln. Kakaoleckereien zwischen Pharisäer<br />

Trüffel und Himalaya-Salz-Schoki, eine kleine, doch bestens bestückte<br />

Theke mit Wurst-, Schinken- und Käsespezialitäten aus<br />

ganz Europa, viele abzufüllende Öle und Essige, tollste Konserven<br />

und angesagte Spirituosen – vor allem eine erlesene Auswahl von<br />

Destillaten aus Britannien ist hier zu finden - haben hier auch ein<br />

temporäres Zuhause. Die Gewürze von Ingo Holland sind in großer<br />

Sortimentsbreite vorhanden, wunderbare Schokoladen genauso. Die<br />

Weinauswahl ist exquisit, bereit liegen immer auch ein paar „große“<br />

Franzosen, ansonsten verlässt man sich hier auf den eigenen<br />

guten Geschmack, für den die Kundschaft schon seit Jahren weite<br />

Wege auf sich nimmt. Im Geschäft finden sehr regelmäßig beliebte<br />

Degustationen statt, Themen sind Whisky, Gin und Rum, natürlich<br />

stets auf Basis des dahingehend ausgesprochen breiten Sortiments.<br />

www.feinesbeifeuerstein.de,<br />

44787 Bochum-City.<br />

Schützenbahn 11-13, 02 34.6 40 81 62,<br />

Mo-Fr 10-19, Sa10-18 Uhr<br />

Sonnenblume<br />

Anita und Jürgen Goldbeck haben mit ihrem<br />

Bio-Laden seit 1978 weithin Pionierarbeit geleistet.<br />

Seit 2012 ist wieder Pionierarbeit angesagt,<br />

denn nach dem Abbrennen des alten Geschäfts<br />

und der Wiederaufnahme des Betriebes mit viel<br />

mehr Platz ist eine reine Bio-Winzerei dazu gekommen.<br />

Ausschließlich Bio-Weine führen die<br />

Goldbecks auf 160 Quadratmetern, 400 Weine<br />

finden Platz. Die in dieser Nische unglaubliche<br />

Sortimentstiefe wird durch Edelspirituosen und<br />

Feinkost ergänzt. Zu den ausgewählten Winzern<br />

gehören das Weingut Gebrüder Dr. Becker, Alfons<br />

Stoffels von der Mosel, Albet y Noya aus Spanien<br />

oder der Weltklasse-Mann Marc Kreydenweiss<br />

aus dem Elsass. Die wunderbare Bio-Vinothek ist<br />

wuselig und vollgestellt, doch altes Mobiliar und<br />

hübsch aufbereitete Produktinformationen sorgen<br />

für ein Wohlfühlambiente. Besser wird das noch<br />

bei den Veranstaltungen, bei denen sich etwa<br />

Bio-Winzer vorstellen, oder auch ganze Regionen.<br />

Dazu gibt es Häppchen. Pionierarbeit zum Genießen.<br />

Bioladen & BioWinzerWeine,<br />

45665 Recklinghausen, Dortmunder Straße 1,<br />

0 23 61. 1 39 27,<br />

94


Ausgabe Februar 2006<br />

Meyerhof<br />

www.meyerhof.de,<br />

44787 Bochum-City, Westring 33,<br />

02 34. 96 12 10,<br />

Mo-Fr 10-19, Sa 10-16 Uhr<br />

1908 – Wie sah es da in Bochum aus? Sicher ist, dass damals die Tradition des Weinhauses<br />

Meyerhof begann, das heute in vierter Generation von Ingo Proff betrieben wird.<br />

Direkt am Ring in Rathausnähe findet sich ein überwältigend sortiertes Angebot von Weinen,<br />

Whisky, Champagner und Spirituosen. Der interessierte Weinfreund kann hier alles<br />

finden: frisch angesagte und altbewährte prominente Provenienzen in so ziemlich allen<br />

Preislagen. Internationalität, Klasse und eine eigene Handschrift bei der Auswahl gehören<br />

einfach zusammen, in einer Art und Weise, die typisch ist für ein seit mehreren Generationen<br />

arbeitendes Familienunternehmen. Und Meyerhof hat etwas sehr besonderes auf<br />

Lager: Bochumer Spirituosen und Liköre: Vom Kräuterlikör „Bergmanns Heil“ über den<br />

Rotwein „Pott Pourri“, vom Likörchen „Bochumer Parkgeflüster“ über den Alten Williams<br />

„Bochumer Kumpel“ bis zum wenig wässrigen Obstler „Ruhr Wasser“. Tolle Etiketten veredeln<br />

diese feinen Geschenkideen. Fantastische Flaschen als engagierte Hommage an die<br />

Bochumer Geschichte.<br />

Falls Empfänger verzogen, nachsenden.<br />

Anschriftenberechtigungskarte mit neuer Anschrift.<br />

WeinGalerie<br />

Falls unzustellbar, zurück an:<br />

am Schloss, 45134 Essen, Renteilichtung 2<br />

Ausgabe Februar 2006<br />

Klassiker und Entdeckungen<br />

aus den besten<br />

Weingärten der Welt<br />

Persönliche Beratung<br />

und Verkostung<br />

Weinmessen<br />

Eventlocation<br />

Präsent-Service<br />

WeinGalerie<br />

Renteilichtung 2 · 45134 Essen · Telefon: 02 01 - 4 30 88 20<br />

E-Mail: info@weingalerie-essen.de · www.weingalerie.de<br />

Öffnungszeiten: Mo – Do 14 – 19 Uhr · Fr 12 – 19 Uhr · Sa 10 – 15 Uhr<br />

95


Der Franzose<br />

Ein Stück frankophiler Lebensart in Bochum. Gelernt<br />

hat Madame la Patronne, Inge Wisbar-Thiel, eigentlich<br />

die Wissenschaft von der Literatur. Dass sie immer<br />

noch ein Herz für Texte hat, beweisen regelmäßige Lese-Abende<br />

- etwa mit Thomas „Cash“ Anzenhofer - im<br />

Ladenlokal in Weitmar, die Literatur verbinden mit dem<br />

geistigen Rebengetränk, das hier schon seit 1995 im<br />

Mittelpunkt steht. Eventcharakter haben genauso die<br />

Austern-Verkostungen, Champagner-Tastings und die<br />

Winzer-Abende, die regelmäßig viele Interessenten ziehen.<br />

Am Anfang – schon damals dabei übrigens: Mitarbeiter<br />

Heinrich „der Urfranzose“ Holtgreve – stand<br />

dabei vor allem das von Wisbar-Thiel ausgiebig bereiste<br />

und erlebte Weinland Frankreich im Mittelpunkt, doch<br />

über die Jahre nahm das freundlich-charismatische<br />

Team auch Tropfen ins Sortiment auf, die abseits der<br />

Grande Nation produziert worden waren. Nichtsdestotrotz<br />

bleibt „Der Franzose“ immer noch der beste Ort,<br />

um französische Terroirweine der Extraklasse zu erwerben.<br />

Auch stets ansehenswert: die individuell und<br />

kenntnisreich zusammengestellten Präsentboxen.<br />

www.derfranzose.com, 44799 Bochum,<br />

Wiemelhauser Str. 214 / Ecke Wasserstraße,<br />

02 34. 33 66 83,<br />

Mo, Di 15-19, Mi-Fr- 12-19, Sa 10-15 Uhr<br />

Cabernet & Co<br />

Im Kreuzviertel ist Arnd D. Schulz eine echte Instanz für tolle Weine. Gegenüber seines<br />

Ladens residiert das typische Szenecafé „Kieztörtchen“, Parkplätze sind ein rares Gut, die<br />

Gegend ist halt beliebt. Hier steht der Wein auf einer Stufe mit dem Bier, das ist für die Menschen<br />

hier keine Grundsatzentscheidung. Entsprechend lässig und unkompliziert kommt<br />

Schulz‘ Laden daher. Er mag regional-typische Weine besonders, weshalb er größtenteils<br />

direkt bezieht, mit Vorliebe von kleinen Betrieben, die er lange kennt. Auf Lager sind 300-<br />

350 Posten, davon knapp die Hälfte aus Deutschland, die andere aus ganz Europa. Zu<br />

seinen regelmäßigen Winzerabenden kommt viel Publikum, auch ein Gutteil jüngeres, was<br />

ein gutes Zeichen und nicht selbstverständlich ist. Sie finden im netten Ladenlokal statt,<br />

das in den 50ern schon mal Pizzeria, dann Kneipe war. Feinkost rundet das Sortiment ab,<br />

tolle Brände, wie etwa die Williams Christ Birne von Hubertus Vallendar mit den Früchten<br />

aus dem französischen Rhônetal, sowie Prosecco und Port runden das Angebot ab.<br />

www.cabernet-und-co.de<br />

44139 Dortmund-Kreuzviertel, Essener Straße 13,<br />

02 31.1 20 64 20, Mo-Fr 11-20,Sa 10-16 Uhr<br />

Weinhaus Hilgering<br />

Es wurde ausgiebig gefeiert in 2016: 125 Jahre alt ist das älteste Weinhaus der Stadt,<br />

das derzeit von Matthias Hilgering in der vierten Generation geleitet wird. Über 750 verschiedene<br />

Weine aus allen Anbaugebieten Europas, Champagner, Prosecco und Sekte<br />

finden sich neben feinem Hochprozentigem wie Grappa, Obstbränden, Kräuterlikören und<br />

allerhand lokalen Dortmunder Spezialitäten. Der Laden am Westenhellweg ist stets gut<br />

besucht, ein Einkaufs-Klassiker für Genießer. Zum Geburtstag entstanden tolle exklusive<br />

Jubiläums-Partnerweine mit langjährigen Winzerfreunden, die einmal mehr zeigen, wie gut<br />

Hilgering in der Welt der Weine vernetzt ist. Seit einigen Jahren ist vor allem der Whiskey ein<br />

wichtiges Alleinstellungsmerkmal. Die Sammlung ist beachtlich, meist sind es schottische,<br />

darunter Raritäten von klingenden Namen wie Port Ellen, Ben Wyvis, Littlemill und Ardbeg.<br />

www.weinhaus-hilgering.de,<br />

44137 Dortmund-Innenstadt, Westenhellweg 114,<br />

02 31.14 90 27,<br />

Mo-Fr 10-19, Sa 10-17 Uhr<br />

96


WeinGalerie am Schloss<br />

Weinzeche<br />

Im Ruhrgebiet wird auf alten Zechen allerhand veranstaltet.<br />

Gerockt, getanzt, Theater gespielt, Kunst gezeigt, warum dann<br />

auch nicht mal was mit Wein? Die Turbinenhalle der Zeche Bonifacius<br />

in Essen-Kray beherbergt denn nun auch tatsächlich<br />

mehr als 1000 verschiedene Weine in Karl Richters Fachwelt.<br />

Richter legt besonderen Wert darauf, dass familienbetriebene<br />

Weingüter im Sortiment bevorzugt werden. Wer hier durch die<br />

Hochregale streift und die Augen offen hält, entdeckt immer<br />

wieder besonderes. Auch die Kisten und Schütten bergen tolle<br />

Überraschungen und feine Entdeckungen. Eine Location, die<br />

Supermarkt-Einfachheit mit Edel-Shopping gut verbindet. Ein<br />

modernes Einkaufs-Erlebnis. Weitere tolle Angebote finden sich<br />

stets zu den Themen Champagner, Feinkost und Spirituosen.<br />

Der Online-Shop gilt als absolut vorbildlich, genau wie die äußerst<br />

entspannte Parkplatzsituation.<br />

www.weinzeche.de,<br />

45309 Essen,<br />

Rotthauser Straße 44,<br />

02 01. 55 00 24,<br />

Mo-Fr 10-18 Uhr,<br />

Sa 10-15 Uhr<br />

www.weingalerie-essen.de, 45134 Essen, Renteilichtung 2,<br />

02 01. 4 30 88 20, Mo-Do 14-19, Fr 12-19 Uhr, Sa 10-14 Uhr<br />

Ein herrliches Ambiente neben dem Schloss<br />

Schellenberg. Umgeben von viel Grün verfügen<br />

die Macher Christoph Heitkämper und<br />

Dr. Johannes Brauckmann-Berger in Essen<br />

(wie gleichzeitig auch in Datteln) berühmte<br />

Weine aus den renommierten Weinregionen<br />

der Weinwelt und (noch) unbekannte große<br />

Gewächse aus Europa und der „Neuen Welt“.<br />

Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr<br />

1995. Derzeit sind entsprechend gut 500 verschiedene<br />

Gewächse auf Lager im herrlichen<br />

hohen Raum. Ein stimmungsvoller Aufbewahrungsort.<br />

Gut besucht werden die Veranstaltungen<br />

im tollen Ambiente der ehemaligen<br />

Scheune des Schlosses. Außerordentlich<br />

beliebt etwa die Hausmessen im Frühjahr<br />

und Herbst, dann sind so tolle Erzeuger wie<br />

das Weingut Aldinger aus Württemberg, das<br />

Weingut Zilliken von der Mosel, Château Condamine<br />

Bertrand aus dem Languedoc, Langlois-Chateau<br />

von der Loire, Antica Masseria<br />

Jorche aus Apulien oder auch Bodegas Solabal<br />

aus der Rioja zu Besuch. Was für eine Freude.<br />

Unsere prämierten Spezialitäten,<br />

frisch vom Fass<br />

Jetzt 2x in<br />

Bochum!<br />

Bochum Ruhr Park<br />

Am Einkaufszentrum<br />

0234 - 61 06 59 96<br />

Bochum-City<br />

Hellweg 4<br />

0234 - 89 36 13 80<br />

So sehen Sieger aus!<br />

Unsere ausgezeichneten Spezialitäten!<br />

Amrita. Indian Single Malt Whisky, Maracuja Balsam-Essig, Blended<br />

Malt Scotch Whisky „Cragabus“, Honig Balsam-Essig, Highland Blended<br />

Malt Scotch Whisky, 8 Jahre,„The Great Glen“, Maletti Bianco,<br />

Weinbergspfirsichlikör, Caipirinha-Limettenlikör, Apfel Balsam-Essig,<br />

Irish Malt Likör, Wildmango Balsam-Star, Swiss Highland Single Malt<br />

Whisky „Classic“, Heidelbeer Balsam-Star, Irish Single Malt Moonshine<br />

97


Spiri<br />

Spirituosen<br />

98


tuosen<br />

99


Habbels Highlands<br />

im südlichen Ruhrgebiet<br />

von Max Florian Kühlem<br />

100


Im Schatten von drei Autobahnen und<br />

hinter einem tristen Industriegebiet<br />

liegen die Highlands des südlichen<br />

Ruhrgebiets: Hier in Sprockhövel, an<br />

einer kleinen Straße, die mehr einem<br />

Waldweg gleicht, hat die Destillerie<br />

und Brennerei Heinrich Habbel ihren<br />

Sitz. Seit 1878 ist das schmucke Gebäudeensemble<br />

mit Backstein-Schornstein<br />

in Familienbesitz. In seinem Angebot<br />

Die ehemalige Kornbrennerei mit<br />

findet sich nicht nur der älteste angeschlossener Landwirtschaft,<br />

deutsche Whisky (der tatsächlich mit<br />

„Uralter Whisky“ etikettiert ist), sondern<br />

auch einer der besten aktuellen<br />

Single Malts aus deutschen Landen:<br />

„Hillock 6½ / 14“.<br />

die heute die größte Obstbrennerei<br />

in der Region ist, ist mit ihren Whiskys<br />

nicht bloß auf einen aktuellen<br />

Trend aufgesprungen. Hinter dem<br />

Geschäft, das heute zusammen mit<br />

dem Verkauf von Whisky-Likören<br />

maximal 18 bis 20 Prozent des Gesamtumsatzes ausmacht,<br />

steckt echte Leidenschaft.<br />

„Es muss in den 1970er-Jahren gewesen sein, als mir<br />

ein schottischer Single Malt in die Hände fiel“, erinnert<br />

sich Inhaber Michael Habbel, der die Brennerei in den<br />

1960er-Jahren von seinem Vater erbte. Damals habe<br />

man, wenn überhaupt, nur Blended Whisky aus Schottland<br />

getrunken – Shivas Regal oder Dimples zum Beispiel.<br />

Dem Korn-Brenner wurde allerdings ein Tormore<br />

angeboten: Er hatte die klassische goldene Färbung, die<br />

die Lagerung im Holzfass mit sich bringt – und er war<br />

trüb. „Wer füllt denn so was ab?“, fragte sich Michael<br />

Habbel. Geschmacklich war er dann allerdings sofort<br />

überzeugt: So was wollte er auch haben.<br />

Das Branntwein-Monopolgesetz erlaubte es ihm damals<br />

allerdings nicht, einen Schnaps ohne hohen heimischen<br />

Korn-Anteil zu brennen. Sein „Uralter Whisky“<br />

von 1977 ist deshalb ein Rye mit 85-prozentigem Anteil<br />

von entweder Roggen oder Weizen. Die restlichen 15<br />

Prozent macht die für schottischen Whisky typische gemälzte<br />

Gerste aus. Trotzdem schmeckt der Uralte, der<br />

bis zu 14 Jahre im Holzfass lagerte, schon ganz hervorragend,<br />

erinnert an guten amerikanischen Bourbon und<br />

sticht aus der Masse der deutschen Whiskys eindeutig<br />

hervor.<br />

Vor 14 Jahren, noch vor der Aussetzung des Branntweinmonopolgesetzes<br />

für kleine Brennereien im Jahr<br />

2010, entdeckte die Familienbrennerei Habbel ein<br />

Schlupfloch für die „echte“ Whisky-Produktion: Die<br />

Brennerei im Freilichtmuseum Hagen war nicht an die<br />

üblichen Vorschriften gebunden. Dort destillierte Mi-<br />

101


Fast wie ein historisches Getränkemuseum mutet das<br />

Foyer des Shops bei Habbels an. Unten kauft man ein.<br />

chael Habbel einen Single Malt, den er heute mit dem sechseinhalbjährigen<br />

verschneidet und als „Hillock 6½ / 14“ verkauft.<br />

Gereift sind die Destillate in Ex-Bourbon-, Ex-Islay- und Ex-Cognac-Fässern.<br />

Die Geschmacksvielfalt, die das mit sich bringt,<br />

fügt sich sehr harmonisch zu einem Ganzen. Besonders auffällig:<br />

Die feine Rauchnote, die man in deutschen Whiskys sonst eher<br />

selten findet. Sie ist fein ausbalanciert mit den süßen Aromen.<br />

Die Rauchnote hat mit einem neuen Gesicht im Familienunternehmen<br />

zu tun: Michaela Habbel, die Tochter des Inhabers, ist<br />

seit 2011 an Bord. Der heutige Vertriebsleiter hat sie schon als<br />

Baby auf dem Arm durch den Betrieb getragen. „Und ich habe<br />

schon mit sechs Jahren gesagt, dass ich die Brennerei irgendwann<br />

übernehmen will“, erzählt sie. Damals durfte sie einen<br />

eigenen Tannenzapfen-Brand aufsetzen – am fertigen Produkt<br />

aber natürlich nur riechen. Im Laufe der Jahre änderten sich<br />

ihre Pläne jedoch: Michaela Habbel studierte erst Jura bis zum<br />

ersten Staatsexamen und machte dann einen Abschluss in Betriebswirtschaft.<br />

Die Entscheidung, im väterlichen Betrieb nicht nur anzufangen,<br />

sondern auch weiterzumachen, hat ihr die Whisky-Produktion<br />

enorm erleichtert: „Als ich eingestiegen bin, war ich zuerst auf<br />

der Messe InterWhisky in Frankfurt und merkte: Das ist ein Thema,<br />

das verbindet“, erinnert sie sich. Die Whisky-Produzenten<br />

und –Fans seien wie eine große Familie, die man immer wieder<br />

treffe, mit denen man abends beim Essen zusammensitze. „Das<br />

Thema ist ein Melting Pot“, sagt Michaela Habbel, „es interessiert<br />

die unterschiedlichsten Menschen von jung bis alt. Von<br />

Männern, die wie bunte Paradiesvögel rumlaufen, bis zu Zigarre<br />

rauchenden Frauen.“<br />

Der Liebling der Vertreterin der vierten Generation Habbel ist<br />

ein Bowmore, also ein getorfter Islay-Malt. Um selbst weiter am<br />

feinen Gersten-Wasser des Lebens arbeiten zu können, bauten<br />

die Habbels 2013 eine weitere Brennerei im Hof der alten: Die<br />

Hillock Park Distillery, die nach einem Namen aus dem Familien-Stammbaum<br />

benannt ist, hat innovative Technik aufzubieten<br />

und eine prachtvolle Pot Still Destillierblase mit eigens<br />

dafür konzipiertem Schnelldampferzeuger. Michael Habbel hat<br />

die typische Helmform nach schottischem Vorbild gewählt. Die<br />

Füllmenge von 1500 Litern ist so dimensioniert, dass zugleich<br />

große Mengen bewältigt werden können, ohne dabei industriell<br />

zu werden.<br />

102


Utemporrum fugitae rrumet ipsapid moloria<br />

Das cum Team alignam, ist stolz quo auf mi, die technisch sequi consequae. hochwertigen Nam neuen<br />

Anlagen zur Whisky-Produktion.<br />

Der Hillock ist also ein klassisch handwerklicher Spirit<br />

– und im nächsten Jahr soll der erste aus der neuen<br />

Brennerei abgefüllt werden, ein vierjähriger Single<br />

Malt. Für die kommenden Jahre denkt Michaela<br />

Habbel über viele Spezial-Brände und -Abfüllungen<br />

nach. Whiskys auf der Basis von getorftem Malz oder<br />

Wiener Malz, zum Beispiel – oder eine Spezial-Abfüllung<br />

vom Tag der (partiellen) Sonnenfinsternis 2015.<br />

Die Familienunternehmerin hofft, dass das Thema<br />

deutscher Whisky auch durch ihre Produkte bald<br />

einen besseren Ruf bekommt und man es den Fachbesuchern<br />

auf Messen nicht mehr hinterher tragen<br />

muss. Um dieses Ziel zu verfolgen, hat sich auch der<br />

Verband deutscher Whisky-Brenner gegründet, dessen<br />

Vize-Präsidentin Michaela Habbel ist. „Wir wollen<br />

die Qualität verbessern und uns von schwarzen<br />

Schafen abgrenzen, die nur Fässer aus Schottland<br />

kaufen und dann als deutschen Whisky abfüllen“,<br />

sagt sie. Die Habbels – so viel ist sicher – gehören<br />

nicht dazu.<br />

Familienbande: Vater Michael und Tochter<br />

Michaela Habbel leben ihren Beruf.<br />

103


104


SCHNAPS BLEIBT SCHNAPS<br />

Zwischen Jagdstolz und Artilleriefeuer<br />

Greift der Deutsche im Getränkeregal zu<br />

Hochprozentigem, wählt er – statistisch<br />

gesehen – wahrscheinlich eine Flasche<br />

mit farbiger, meist bräunlicher Flüssigkeit:<br />

Die in Deutschland am häufigsten Seine Markt beherrschende<br />

konsumierte Spirituose ist und bleibt der Ausnahmestellung illustrieren<br />

die Namen jener zahl-<br />

Kräuterlikör. Und unter diesen wiederum<br />

konkurrenzlos: der Jägermeister.<br />

losen Imitate, die im Revier<br />

des Platzhirsches zu wildern<br />

versuchen: „Jagdstolz“, „Jagdtrost“, „Hubertus Tropen“<br />

– der würzig-süße Geschmack des Kräuterlikörs<br />

scheint in Supermärkten und Discountern unlöslich<br />

mit waidmännischem Vokabular verknüpft.<br />

Dass der Name des 1935 eingeführten Marktführers<br />

und sogar in den USA populären Exportschlagers<br />

auf „Reichsjägermeister“ Hermann Göring zurückgehen<br />

soll, hat dem Erfolg dabei zu keiner Zeit<br />

Abbruch getan.<br />

Die Vorherrschaft eines durch cleveres Marketing<br />

ans Volk gebrachten Likörschlagers bedeutet allerdings<br />

nicht, es herrsche eine gleichgeschaltete Monokultur<br />

in deutschen Schnapspinnchen. Das Gegenteil<br />

ist der Fall. Im Schatten des übermächtigen<br />

„Gehörnten“ hat sich vielmehr eine alkoholische<br />

Vielfalt entwickelt, die weltweit ihresgleichen sucht.<br />

Offenbar stimulieren allein die endlosen Variationsmöglichkeiten<br />

des heimischen Kräutervorkommens<br />

die Kreativität kleiner und kleinster Spirituosenproduzenten<br />

in allen Regionen Deutschlands. Zudem<br />

braucht es für die Likörherstellung keine Brennerei.<br />

Lediglich Alkohol und genügend (Invert-)Zucker –<br />

denn letzterer muss im Likör per definitionem mit<br />

mindestens 100 g pro Liter vertreten sein.<br />

105


Kommt zum Likör nun noch das Lokalkolorit dazu, dann<br />

hat am Tresen die Globalisierung schnell das Nachsehen<br />

– und Jägermeister oder Ramazzotti (Nummer zwei<br />

beim Kräuterlikörumsatz) können nach Hause gehen. Mit<br />

anderen Worten: Wer etwa je in einer emsländischen<br />

Scheune mit den Einheimischen zechte, weiß: Wenn’s gesellig<br />

zugeht, kommt hier „HKT“ ins Pinnchen – im weiten<br />

Kreis um Haselünne, dem Sitz der Kornbrennerei Heydt,<br />

schwört man auf deren „Herzhafte Kräutertropfen“. So<br />

hat jede Region sein Festtags-Elixier. Natürlich auch das<br />

Ruhrgebiet – hier jedoch präsentiert sich die lokale Spirituosensituation<br />

noch weit differenzierter.<br />

In der vermeintlichen „Metropole Ruhr“ pflegt man –<br />

genau wie in der Politik – auch in Spirituosenfragen das<br />

Kirchturmdenken. Hier hat nicht nur jede Stadt, sondern<br />

mitunter jeder Stadtteil sein eigenes Likörchen. Wer eintauchen<br />

möchte in diese vielfältige Welt, dem sei ein<br />

Besuch bei Banneke in Essen empfohlen. Der alteingesessene<br />

Fachhändler für Spirituosen und Weine (Eigenwerbung:<br />

„Feinkost flüssig“) hat neben einer großen<br />

Auswahl nationaler und internationaler Liköre (mit und<br />

ohne Kräuter) auch diverse lokale Spezialitäten im Angebot<br />

– natürlich nicht zuletzt aus Essen selbst. Und die<br />

Stadt, die sich namentlich doch scheint‘s der festen Nahrung<br />

verschrieben hat, ist ein perfektes Beispiel für Likör<br />

gewordene Verbundenheit zum eigenen Stadtteil. Denn<br />

wer würde in Essen-Steele wohl zum Borbecker Schlosstropfen<br />

greifen, den die Borbecker liebevoll „Kaseldrop“<br />

nennen, wo man mit dem „Steeler Krieger“ doch sein eigenes<br />

Traditionströpfchen hat. Die Tatsache, dass Letzterer<br />

längst nicht mehr in der einstigen Likörfabrik Bömer<br />

in Steele selbst, sondern in Goch produziert wird, vermag<br />

daran nichts zu ändern.<br />

Was bei keinem Steeler oder Borbecker Stadtteilfest fehlen<br />

darf und in ganz Essen zumindest ein Begriff ist, davon<br />

mag etwa in Bochum noch nie jemand gehört haben.<br />

„Wieso auch?“, sagt man sich dort bei Vorberg – schließlich<br />

versorgt man als traditionsreiche Spirituosen-Manufaktur<br />

die eigene Stadt doch selbst seit 1923 mit hochprozentigen<br />

Kräuterdestillaten. Und mag die Produktion<br />

zwischenzeitlich auch geruht haben – inzwischen gibt es<br />

ihn wieder, den „Alt Bochumer“, einen „Halbbitter nach<br />

(logisch) altem Rezept“. Wer es etwas milder mag, dem<br />

schenkt man bei Vorberg gern die „Langendreer Kaisertropfen“<br />

ein. Die haben mit 30% Alkohol 5% weniger als<br />

der „Alt Bochumer“, dafür aber fünf Kräuter mehr in der<br />

Rezeptur, nämlich 33. Hier kann sich der Konsument also<br />

entscheiden, worauf er den Schwerpunkt legen möchte.<br />

106


BRENNEREI EHRINGHAUSEN EST. 1962<br />

No fancy story, just good gin.<br />

www.Brennerei-Ehringhausen.de<br />

In Dortmund versorgt bereits seit über 150 Jahren die<br />

Brennerei und Likörfabrik Krämer die Bevölkerung mit<br />

Hochprozentigem – und noch heute wird in vierter Generation<br />

Dortmunder Korn gebrannt. Zum Kultgetränk<br />

hat es aber vor allem „August mit dem Schlips“ gebracht.<br />

Den herzhaften Magenlikör verkaufte Firmengründer August<br />

Krämer den Dortmundern einst als „Medizinal-Bitter“<br />

mit Rezeptfahne und der Aufschrift: „Alle zwei Stunden<br />

einen Esslöffel voll nehmen“. Die hochprozentige<br />

Medizin wurde zum Hit und ging, wegen des Rezepts am<br />

Flaschenhals, als „August mit dem Schlips“ in den Volksmund<br />

ein. Beliebt ist er bis heute – inzwischen trinkt man<br />

ihn allerdings nicht mehr wie Hustensaft, sondern auch<br />

schon mal als Longdrink auf Eis.<br />

Bis weit über die Grenzen Dortmunds hinaus hat es eine<br />

weitere Dortmunder Likörspezialität zu Popularität gebracht:<br />

„Bachmann“ entstammt der 1884 gegründeten<br />

Dortmunder Likörfabrik der Familie Hageböck und verdankt<br />

seinen Namen einem Dortmunder Ordnungshüter.<br />

Der Legende nach ließ sich jener Wachtmeister Bachmann<br />

vor über 100 Jahren in den Hageböck’schen Probierstuben<br />

eine besondere Mixtur zusammenstellen, die<br />

bald in Serie ging. Das Besondere an diesem Kräuterlikör<br />

ist seine Dosis Jamaika Rum und eine leichte Kaffeenote,<br />

die ihm trotz handfester 36 % Alkohol einen mildsüßen<br />

Charakter verleihen. Weshalb die Händlerschaft dem<br />

Bachmann im kaufmännischen Werbesprech völlig zu<br />

Recht eine „hohe spontane Geschmacks-Akzeptanz“ bescheinigt.<br />

Das wiederum kann man von einem sehr speziellen Likör<br />

aus Oberhausen so pauschal nicht unbedingt behaupten:<br />

Das „Artilleriefeuer“ der Firma Wollberg polarisiert gelegentlich<br />

mit seinem martialischen Namen und geht auch<br />

geschmacklich nicht gleich bei jedem so geschmeidig<br />

den Rachen runter wie Peter Alexander ins Ohr. Fruchtige<br />

Süße von Kirschen und die Schärfe von 40 % Alkohol<br />

treffen sich in dem roten Tropfen, der vor über 120<br />

Jahren in den „Chemischen Fabriken“ Krebber in Lirich<br />

erfunden worden sein soll. „Artilleriefeuer“ ist in der Likörlandschaft<br />

fraglos einzigartig und hat (nicht nur bei<br />

der Bundeswehr) zahlreiche Fans. Gleichwohl verhält es<br />

sich bei ihm und allen anderen erwähnten lokalen Likören<br />

genau wie mit der anderen großen Geschmacksfrage<br />

im Ruhrgebiet: Welche Stadt oder welcher Stadtteil den<br />

besten Likör zu bieten hat, wird so ungeklärt bleiben, wie<br />

die Frage, wo es die beste Currywurst gibt. Auf jeden Fall<br />

macht man nichts verkehrt, wenn man sie alle mal probiert.<br />

107


108<br />

Christoph und Peter Eversbusch<br />

mit ihrem Lieblingsprodukt.


WACHOLDER & DIE GIN-FRAGE<br />

Berlin, 21. März 2015. 28 Gins werden<br />

von einer Fach-Jury einer Blindverkostung<br />

unterzogen. Es geht um die Craft Spirits<br />

Awards von „Destille Berlin“. Im Rennen<br />

Er wird mit einer Sil-<br />

sind viele der schicken handwerklich ber-Medaille ausge-<br />

hergestellten Gins aus kleinen Destillerien<br />

und Familienbetrieben. Der Trend<br />

der Stunde. Die mit den Designer-Etiketten,<br />

den tollen frischen Namen und den<br />

schönen Flaschen. Doch darunter eine<br />

Ausnahme. Eine hochaufgeschossene,<br />

braune Tonflasche. Der Inhalt: Doppelwacholder<br />

46 %, aus Hagen-Haspe.<br />

zeichnet. Ein glänzend<br />

beleumundeter Gin wie<br />

der Elephant aus London<br />

kriegt nur Bronze. Eine<br />

Sensation? Ein Jahr später.<br />

Selber Wettbewerb.<br />

Mit dem Korn Anisette<br />

nimmt nun ein zweites<br />

Traditionsprodukt aus<br />

der Wacholdermanufaktur teil. Beide Produkte<br />

erhalten goldene Medaillen. Anwesende<br />

Bartender der Kölner und Münchner Cocktail-Bar-Szene<br />

schufen dann auch direkt das<br />

Pendant zum „Eversbusch-Tonic“ – den „Anisette-Cola“<br />

mit Zitronenscheibe.<br />

Eine Genugtuung für die Tradition? Eine Rehabilitierung?<br />

Für Peter Eversbusch schon. Er<br />

betreibt mit seinem Bruder Christoph quasi<br />

im Geschwister-Alleingang das Traditionsunternehmen<br />

Eversbusch in Hagen. Das letzte<br />

Mal, dass ihr Produkt in Berlin an einem<br />

Wettbewerb teilgenommen hatte, war im<br />

Mai 1905 bei der „Ausstellung gewerblicher<br />

Erzeugnisse“. Das 110 Jahre alte „Diplom zur<br />

goldenen Medaille“ hängt noch in der Brennerei.<br />

Das neue jetzt direkt daneben. Beide<br />

Erfolge wurden errungen mit der gleichen unveränderten<br />

Originalrezeptur ihres Ur-Ur-Urgroßvaters,<br />

der mit derselben Destille gearbeitet<br />

hat. Ein über 200 Jahre altes Rezept<br />

eines Schnapses, eines Doppelwacholder,<br />

der im Volksmund auch schon mal „Hasper<br />

Maggi“ genannt wurde. Kann also konkurrieren<br />

mit den Hipster-Produkten schlechthin?<br />

Vom Preis muss man wohl gar nicht erst sprechen.<br />

Und dann eben doch, denn in Berlins<br />

angesagtem Szene-Restaurant „Nobelhart &<br />

Schmutzig“ kostete der Eversbuscher kürzlich<br />

unfassbare 8 Euro pro 0,02 Liter. Die Brüder<br />

Die Grundsubstanz vieler alkoholischer<br />

Genussmittel: getrocknete Wacholderbeeeren.<br />

109


Eversbusch grinsen ehrfürchtig. Da kriegt man<br />

fast eine halbe Flasche für. Vielleicht sollte man<br />

mal mit einem Kofferraum voller Flaschen in die<br />

Hauptstadt?! Tatsächlich aber haben Wacholderschnäpse<br />

in den Kneipen des Ruhrgebietes<br />

seit einigen Jahrzehnten keinen besonders guten<br />

Ruf mehr. Die Altvorderen tranken derlei.<br />

Gegen Beschwerden: „Wenn Dich des Harnes<br />

Säure plagt / Das Zipperlein Dich peiniget / hilft<br />

‚Eversbusch=Wacholder‘ Dir / Ein deutscher<br />

Trank, der reinigt“ bewarb etwa ein Ur-Flyer<br />

den Stoff als quasi-seriöses Gicht-Medikament.<br />

Vorbei auch die Zeiten, da Silvia, Königin<br />

von Schweden, die Stadt Hagen besuchte und<br />

als Geschenk eine Drei-Liter-Flasche Doppelwacholder<br />

mit nach Göteborg nehmen durfte.<br />

Was aus dieser Flasche wohl geworden ist?<br />

Dennoch lebt das Unternehmen Eversbusch.<br />

Die Brüder machen auch nach sechs Generationen<br />

weiter, selbst die Wachholderbeeren<br />

werden seit über drei Generationen vom selben<br />

Importeur aus der Toskana bezogen. Man<br />

entschloss sich immerhin, 1991 die Produktion<br />

in Glasflaschen einzustellen und die gesamte<br />

Produktpalette wieder in<br />

den traditionellen Steinzeugkrügen<br />

abzufüllen.<br />

Die Folge damals: Anrufe<br />

von wütenden Hausfrauen,<br />

die sich beschwerten,<br />

dass der Füllstand fortan nicht mehr so einfach<br />

zu kontrollieren sei… Wie kam der Wacholder<br />

nach Hagen? 1780 brannte Johann Christoph<br />

Eversbusch Korn, jedoch noch keinen<br />

Wacholderbranntwein. Sein Sohn verfeinerte<br />

die Brennkunst durch eine Ausbildung in der<br />

Harkort’schen Brennerei. Dessen Sohn, Peter<br />

Christoph Eversbusch lernte dann in den Feldzügen<br />

gegen Napoleon Bonaparte, in denen er<br />

zweimal unter General Gebhard Leberecht von<br />

Blücher als freiwilliger preußischer Jäger ins<br />

Feld zog, in Holland die Rezepturen vom Doppelwachholder,<br />

einem Wacholderbranntwein<br />

kennen. So entstand „Eversbusch - bester Westfälischer<br />

Doppelwachholder mit 46 % Alkoholgehalt“,<br />

ein Brand aus Korn, Malz und Wacholderbeeren.<br />

Die Schreibweise mit dem zweiten<br />

„h“ ist kein Druckfehler, sondern hat auf dem<br />

Etikett alle Rechtschreibreformen überdauert.<br />

Noch heute ereifern sich Lehrer bei der Brennereibesichtigung.<br />

Im Endeffekt sind die Wacholderschnäpse und<br />

der ach so hippe Gin ein und dasselbe Produkt.<br />

Einige Menschen haben das schon bemerkt.<br />

Gutes Handwerk zahlt sich aus.<br />

EVERSBUSCH, 58135 HAGEN, BERLINER STRASSE 90, 0 23 31. 4 10 33,<br />

BARVERKAUF: MO-FR 8-12 & 13-16 UHR,<br />

BESICHTIGUNGEN (7,50 EURO P.P.) NACH VEREINBARUNG (AB 16 UHR)<br />

Der Traditionsschnaps wird in Hagen-Haspe gebrannt, abgefüllt und auch<br />

verkauft. Natürlich in den berühmten schweren Steinzeugkrügen.<br />

110


Eine einstmals moderne automatische Füllstraße veränderte den<br />

Geschmack des Eversbuscher Doppelwachholders auch nicht.<br />

111


Die coolste<br />

Cocktail Bar<br />

Mit Fug und Recht darf man wohl behaupten, dass die Barszene im erweiterten Ruhrgebiet 2016 auf ein neues Level gehoben<br />

wurde. Wer das nicht glaubt, begebe sich nach Hagen. Schauplatz: ein historisches Kesselhaus auf dem denkmalgeschützten Elbershallen-Industriegelände.<br />

Hier in einer alten Stofffabrik eröffnete im Sommer der dritte Standort der Steakrestaurantmarke<br />

Hohoffs 800° aus Dortmund. „Golden Cage“ heißt das Ehrfurcht einflößende Restaurant und das alleine ist ein wahrlich grandioser<br />

architektonischer und innendesignerischer Hingucker mit gehobenem kulinarischen Anspruch - und es verfügt mit der „Grand Central<br />

Bar“ über eine imposante Cocktailbar der Superlative.<br />

Erdacht und erzählt ist sie eine sehr detailgenaue Hommage an<br />

New Yorks Grand Central Station und ihren berühmten gastronomischen<br />

Klassiker, die Oyster Bar. Zwar kann sie nicht mit dem<br />

frischesten Seefood der Welt und 30 verschiedenen Austern auf<br />

der Tageskarte aufwarten wie der Klassiker im Big Apple, jedoch<br />

wird sie dem Anspruch durchaus gerecht, den schimmernden<br />

und luxuriösen American Way Of Life zu Zeiten des Art Déco der<br />

20er und 30er Jahre abzubilden. In New York - und auf gewisse<br />

Weise nun auch auch in Hagen - gemischt mit eben jener rustikalen<br />

und beschwerlichen Geschäftigkeit des dortigen „Meatpacking<br />

Districts“. Harte Arbeit und deftiger Genuss, ganz eng<br />

beieinander. Gutes Essen und edle Drinks genauso.<br />

Und so ergeht sich Bar-Chef Jörg Kalinke geradezu vorbildlich in<br />

einer Neuinterpretation eines Bar-Klassikers: ausgefallene Cocktails,<br />

spezielle Gin- und Brandy-Arten und viele weitere Drinks<br />

finden sich auf einer der spannendsten Barkarten der letzten<br />

Zeit. Die interessante Besonderheit: Mit gut 100 Halbliterflaschen<br />

ohne Etiketten greift der Barchef eine echte New Yorker<br />

Tradition auf. Weil sich damals dort die Barkeeper bekriegten,<br />

hielten sie oft ihre Erfolgs-Mixturen geheim. Nur einige farbige<br />

Markierungen am Flaschenhals verrieten Zutaten. In der Bar<br />

finden gut 45 Gäste Platz, neben der Auswahl an Drinks und<br />

Cocktails gibt es auch legeres Bar-Food, auch dann noch, wenn<br />

das Restaurant seine Küche schließt. Der Clou dabei ist das in<br />

die Bar integrierte Restaurant Track 61. Dessen Name beruft<br />

sich auf das geheime Gleis 61, das in früherer Zeit dem US-Präsidenten<br />

Franklin D. Roosevelt und anderen hochrangigen vorbehalten<br />

war. Durch ein Notausgang-Schild wurde über diesen<br />

112


ABSOLUT „IN“<br />

Bochums erste Adresse!<br />

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in einem schönen Ambiente<br />

mit einem Glas Wein, köstlicher Antipasti<br />

oder einem Cappuccino ausklingen.<br />

Wir freuen uns auf Sie!<br />

Bahnsteig ein direkter Zugang zum Waldorf-Astoria-Hotel verschafft.<br />

Nun ist es auch der Name der feinen, kleine Eatery mit gut 30 Plätzen.<br />

Serviert wird hier eine Crossover-Küche nach dem Motto „Choose and<br />

Share“. Nicht nur vom 800°-Grill kommen hier die Snacks, auch ein Robata-Grill<br />

aus Japan ergänzt das Angebot. Dieser Luxus-Kohle-Grill gilt<br />

als Nonplusultra des Barbecues. Zu haben sind entsprechend spannend<br />

zubereitete Häppchen wie gegrillter wilder Brokkoli, Tuna Tataki, gegrillter<br />

Hummer, hauchdünne Wagyu-Tranchen oder Tenderloinstreifen<br />

vom Robatal, asiatisch aromatisiert. Als kulinarische Reminiszenz an das<br />

New Yorker Vorbild dürfen auch die Austern nicht fehlen.<br />

Michael und Stefanie Hohoff lieben es ganz offenbar, mit ihren Restaurants<br />

Geschichten zu erzählen. Die Gäste werden eingeladen, Zeitreisen<br />

zu machen, sich in neue, alte Welten zu begeben. Wer etwa Joseph<br />

Mitchells New-York-Reportagen aus dem „New Yorker“ über das Hafenviertel<br />

kennt, wird sich im Golden Cage sehr wohl fühlen. Architektur-Geschichte<br />

und Gastronomie-Geschichte in modernes Storytelling<br />

übersetzt, ein herausragendes Konzept. Die Keimzelle der hohoffschen<br />

Visionen war übrigens die Familienkonditorei in Waltrop. 2011 eröffnete<br />

Michael Hohoff mit dem rustikalen Farmhaus in Dortmund sein erstes<br />

Steak-Restaurant, 2015 folgte in Hamm das Fährhaus. Mit Golden Cage<br />

und Central Bar hat er ein neues Level erreicht.<br />

Feines bei Feuerstein<br />

Schützenbahn 11-13 44787 Bochum<br />

Tel.: 0234-64 08 16 2<br />

mail@feinesbeifeuerstein.de<br />

113<br />

www.feinesbeifeuerstein.de


IMPRESSUM<br />

Herausgeber und Verlag:<br />

Überblick Medien GmbH & Co. KG<br />

Geschäftsführung:<br />

Josef Jasper<br />

josef.jasper@ueberblick.de<br />

Tel. +49 (234) 93737–11<br />

Christoph Sandmann<br />

Chefredakteur:<br />

Tom Thelen (tt),<br />

tom.thelen@ueberblick.de<br />

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Irmine Estermann<br />

Reportagen:<br />

Stefan Moutty, Max Florian Kühlem<br />

Fotos:<br />

Brigitte Krämer (S.12-17), Inga Pöting<br />

(S.34-37, S.90-93), Sebastian Drolshagen<br />

(S.46-49), Stefan Moutty (S.60, 61,<br />

106-107), Peter Gurack (S.72-75), Dennis<br />

Häntzschel (S.80-87), Jörg Meier,<br />

(S.100-103, S108,109), Peter Korte (S.<br />

6), AdobeStock (S. 3, 8, 10, 11, 18, 19,<br />

27, 30, 31 32, 33, 34, 35, 28, 30, 32, 34,<br />

38, 42, 45, 50, 55, 66, 67, 68, 78, 98,<br />

104), Hersteller (S. 20, 21) sowie Prom<br />

(mit herzlichem Dank!)<br />

Gestaltung:<br />

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114


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Mit den<br />

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Mülheimer<br />

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Der kulinarische<br />

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2017<br />

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