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Sprachförderkonzept

Für das Kinderhaus St. Josef - Buckenhofen

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<strong>Sprachförderkonzept</strong><br />

Für das Kinderhaus St. Josef - Buckenhofen<br />

„ Die Sprache verursacht jene Veränderung der Welt, die wir als Zivilisation<br />

bezeichnen. Das Instrument, das ein gegenseitiges Verstehen ermöglicht, ist die<br />

Sprache – Mittel gemeinsamen Denkens.“ ( Maria Montessori)


Inhaltsverzeichnis:<br />

1. Einleitung<br />

2. Beschreibung der Ausgangssituation<br />

3. Ziele für den Bildungsbereich Sprache/Sprachförderung<br />

3.1. Motivation und Fähigkeit, sich sprachlich mitzuteilen und mit anderen auszutauschen<br />

3.2. Literacy-bezogene Interessen und Kompetenzen<br />

3.3. Zwei- und Mehrsprachigkeit<br />

4. Aufgabe und Rolle der pädagogischen Fachkräfte in der Sprachförderung<br />

5. Maßnahmen<br />

5.1. Ganzheitliche Sprachförderung in der Kindertagesstätte<br />

5.2. Sprachförderung im kindlichen Spiel<br />

5.3. Sprachförderung durch eine anregende Umgebung<br />

6. Beobachtung und Dokumentation<br />

7. Zusammenarbeit mit Eltern<br />

8. Kooperation mit anderen Institutionen<br />

9. Qualitätssicherung und Weiterentwicklung<br />

10. Literaturverzeichnis<br />

Kinderhaus St. Josef<br />

St. Josefstr. 22<br />

91301 Forchheim<br />

Tel. 09191/4743<br />

Fax. 09191/6156894<br />

Email: st-josef.buckenhofen@kita.erzbistum-bamberg.de<br />

Leitung: Kerstin Neubauer<br />

Stand Februar 2011


1. Einleitung<br />

Sprache ist das grundlegende Verständigungsmittel zwischen den Menschen. Sprache ist<br />

die Brücke in den zwischenmenschlichen Beziehungen und wichtigstes Medium, um mit<br />

anderen Menschen Kontakt aufzunehmen, Gefühle auszudrücken, Wünsche und<br />

Erwartungen zu formulieren, Erlebnisse zu verarbeiten und Erfahrungen auszutauschen.<br />

Wer sich sprachlich gut ausdrücken kann, wird gehört und kann leichter seinen Platz in<br />

der Gesellschaft finden.<br />

In einer Sprache zuhause zu sein, sich gut auszukennen ist für jeden Menschen das<br />

entscheidende Fundament, auf dem Selbstbewusstsein, Anerkennung, Kompetenz, soziale<br />

und schulische Entwicklungschancen stehen.<br />

Die Entwicklung der Sprache ist ein zentraler Motor in der Gesamtentwicklung der<br />

kindlichen Persönlichkeit. Kinder durchlaufen von Anfang an entscheidende Schritte in<br />

ihrer Sprachentwicklung. Wesentliche Voraussetzungen für die Entwicklung der Sprache<br />

bestehen sowohl in einer guten Bindung zu Bezugspersonen als auch in der Entfaltung der<br />

Sinne und dem Zusammenspiel von Sinneswahrnehmung und Motorik. Das Erlernen einer<br />

Sprache steht immer in Handlungszusammenhängen. Jeder Fortschritt in der<br />

Sprachkompetenz ist ein Schritt zu mehr Selbstständigkeit und hilft dem Kind, sich in<br />

einer komplexen Welt zurechtzufinden. Außerdem zeigt sich soziale Intelligenz u. a. in<br />

der ‚Sprachkompetenz, etwa wenn es darum geht, sich mit Worten, anstatt mit‚ Fäusten<br />

verteidigen zu können. Sprachkompetenz ist also viel mehr als die Fähigkeit,<br />

Lautverbindungen richtig artikulieren zu können, über einen Wortschatz zu verfügen und<br />

Sätze bilden zu können. Sprachkompetenz zeigt sich in der Art, wie Kinder mit der Welt<br />

in Kommunikation stehen und mit sich zurechtkommen.<br />

2. Beschreibung der Ausgangssituation<br />

Sprachliches Lernen orientiert sich an der Lebenswelt des Kindes sowie an seinen<br />

Bedürfnissen und Interessen.<br />

Da Kinder in sehr unterschiedlichen Verhältnissen leben, ist es notwendig, jedes Kind<br />

zunächst individuell kennen zu lernen. Diese Beobachtungen können dann als Grundlage<br />

für das weitere Lernen dienen. Einheimische Kinder, die ausschließlich Dialekt sprechen,<br />

treffen auf zugezogene, die keinen Dialekt verstehen. Der Anteil ausländischer Kinder ist<br />

relativ gering, wobei in unserer Einrichtung Kinder mit der Muttersprache türkisch,<br />

italienisch, dänisch, russisch, serbisch, griechisch, polnisch, weisrussisch und englisch<br />

sind. Kinder aus Akademikerfamilien treffen auf Kinder aus Handwerkerfamilien, so dass<br />

das sprachliche Spektrum sehr vielfältig ist. Die Kinder erleben diese Vielfalt als<br />

Bereicherung und fühlen sich durch die Annahme von Kindern und Erzieherinnen in ihrer<br />

Individualität wertgeschätzt. Ausgehend vom Entwicklungsstand der Kinder, bei dessen<br />

Feststellung der Sismik- und Seldak- Beobachtungsbogen als Orientierung dienen, sowie<br />

die Interessen der Kinder, wird der Alltag gestaltet und die Angebote angemessen<br />

ausgerichtet.


3. Ziele für den Bildungsbereich Sprache/Sprachförderung<br />

(entnommen aus dem bayrischen Bildungs- und Erziehungsplan)<br />

3.1. Motivation und Fähigkeit, sich sprachlich mitzuteilen und mit andern auszutauschen<br />

- Entwicklung und Ausdifferenzierung vielfältiger non-verbaler Ausdrucksformen (z.B.<br />

Körpersprache, Mimik, Intonation)<br />

- Sprechfreude<br />

- Fähigkeit und Motivation, Gefühle und Bedürfnisse auch sprachlich auszudrücken<br />

- Aktiv zuhören können<br />

- Interesse am Dialog, Dialogfähig<br />

- Sprachbezogene Verhandlungs- und Konfliktlösungsstrategien entwickeln<br />

3.2.Literacy-bezogene Interessen und Kompetenzen<br />

- Verständnis und Gebrauch von nicht-situativ gebundener Sprache ( Kinder erzählen<br />

Erlebnisse<br />

- Sprachliche Abstraktionsfähigkeit entwickeln (Begriffsbildung)<br />

- Textverständnis entwickeln<br />

- Zusammenhänge und Abfolgen mittels Sprache herstellen<br />

- Freude entwickeln am Geschichten erzählen<br />

- Interesse an Büchern wecken<br />

- Freude an Laut- und Wortspielen, Reimen<br />

- Kennen lernen verschiedener Sprachstile und Textsorten<br />

3.3.Zwei- und Mehrsprachigkeit<br />

- Neugierde auf fremde Sprachen entwickeln<br />

- Entwicklung einer sprachlich-kulturellen Identität<br />

4. Aufgabe und Rolle der pädagogischen Fachkraft in der Sprachförderung<br />

Für die pädagogische Fachkraft stellt sich die Aufgabe, den Alltag in der Tageseinrichtung<br />

„sprachfreundlich“ und „sprachanregend“ zu gestalten und die vielfältigen Möglichkeiten,<br />

die sich in der Arbeit bieten, bewusst zu nutzen, um die Sprachkenntnisse der Kinder, in<br />

lebendige Handlungszusammenhänge eingebettet, in spielerischer Form, aber inhaltlich<br />

gezielt zu erweitern.<br />

5. Maßnahmen<br />

5.1 Ganzheitliche Sprachförderung in der Kindertagesstätte<br />

Sprachförderung ist Spracherziehung und Teil der alltäglichen Arbeit der Erzieherinnen und<br />

somit auch Teil der Konzeption unserer Kindertageseinrichtung. Im BayKiBig wird<br />

Sprachförderung nicht als isoliertes Sprachtraining verstanden, sondern als gezielte<br />

Erweiterung der Sprachkompetenz durch in den Alltag integrierte Angebote gesehen.


Dies zeichnet sich aus durch eine offene und anregende Gestaltung der sprachlichen<br />

Atmosphäre in der Einrichtung. Eine zentrale Rolle spielt die sichere und vertrauensvolle<br />

Beziehung zwischen Kind und Bezugsperson, sowie die Sprechfreude des Kindes und der<br />

Erzieherin.<br />

Dadurch wird die Motivation gestärkt, sich verbal und nonverbal zum Ausdruck bringen zu<br />

können. Sprachförderung geschieht nicht nur auf der kognitiven Ebene, sondern ganzheitliche<br />

Sprachförderung braucht die emotionale und soziale Beziehungsebene. Ganzheitliches Lernen<br />

ist demnach ein Lernen mit allen Sinnen.<br />

Die verschiedenen Ebenen von Sprache und Kommunikation werden bei der Sprachförderung<br />

beachtet, wie Sprachverständnis, Artikulation, Wortschatz, ‚Grammatik und Satzbau, die<br />

rhythmische-melodische Ebene und die Gestik, Mimik, und Körpersprache. In der<br />

Sprachförderung werden vielfältige Entwicklungsbereiche angesprochen: sowohl emotionale,<br />

kognitive und motorische Bereiche als auch die sinnliche Wahrnehmung. Die<br />

Versprachlichung der kindlichen Welterfahrung und des kindlichen Alltags sind grundlegende<br />

Bausteine einer ganzheitlichen Sprachförderung.<br />

Sprachförderung im Alltag bedeutet weniger, eine weitere Extraaufgabe bewältigen zu<br />

müssen. Vielmehr geht es darum, sensibel zu sein, wann welche Kinder in ihrer<br />

Sprachentwicklung unterstützt werden wollen und dementsprechend ist das alltägliche<br />

Arbeiten darauf auszurichten. Mit diesem Verständnis zieht sich die Sprachförderung wie ein<br />

roter Faden durch den Alltag unseres Kinderhauses hindurch und wird nicht als ein separater<br />

Baustein empfunden.<br />

5.2 Sprachförderung im kindlichen Spiel<br />

Das Kind benötigt vielfältige sprachliche Anregung und Spaß am Sprechen, wie sie z.B. bei<br />

Bilderbuchbetrachtungen, Spielliedern, Rollenspielen, Reimen, Rätseln und vielen anderen<br />

Spielen ermöglicht werden.<br />

Kinder lernen Sprache am besten, wenn sie ihre Sprache, ihren Wortschatz in Alltagsbezügen<br />

erweitern und wenn sie die Möglichkeit erhalten, dass Handlungen ihrerseits durch Sprache<br />

begleitet werden.<br />

Sprachentwicklung vollzieht sich im Alltag, d.h. in einer vertrauten Umgebung, mit vertrauten<br />

Personen, über Beziehungen zu Kindern und Erwachsenen, durch Zuhören, Ausprobieren,<br />

Nachahmen, Ausprobieren und Handeln.<br />

5.3 Sprachförderung durch eine anregende Umgebung<br />

Im Alltag werden die sprachlichen und kommunikativen Kompetenzen der Kinder unterstützt<br />

und gefördert. Damit dies gelingen kann, müssen der Alltag und die Umgebung so beschaffen<br />

und gestaltet sein, dass das Kind genügend Möglichkeiten hat seine sprachlichen Fähigkeiten<br />

auszuprobieren, weiterzuentwickeln und neue Impulse zu bekommen.<br />

- Die Kinder haben genügend Zeit um ihre Spiele, Erfahrungen und Entdeckungen in<br />

ihrem eigenen Tempo machen zu können<br />

- Kinder erhalten im Freispiel und in gezielten Angeboten Sprechanlässe<br />

- Durch Bilderbücher, Spiele, Regeln, Gespräche im Alltag werden Sprachanreize<br />

geschaffen<br />

- Die Kinder werden dazu ermutigt, Geschichten selbst zu erzählen und erfinden.


- Die Kinder lernen verschiedenen literarische Formen kennen<br />

- Die Kinder haben Raum und Zeit eigene Erlebnisse erzählen zu können.<br />

- Das sprachliche Angebot ist auf den Entwicklungsstand des Kindes abgestimmt.<br />

- Die Kinder werden beim Sprechen durch aktives Zuhören ermuntert und unterstützt<br />

- Die Kinder werden dazu angeregt, nachzufragen, ihre Meinung zu äußern, anderen<br />

zuzuhören und ihre Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken<br />

- Die Kinder haben Zugang zu altersgemäßer Literatur. Gemütliche Leseecken,<br />

Bücherkisten aus der Bücherei, Lesestunden mit Oma`s oder Eltern wecken die Lust<br />

am Buch.<br />

6. Beobachtung und Dokumentation<br />

Sprachförderung basiert auf der kontinuierlichen Beobachtung der Entwicklungs- und<br />

Lernprozesse jedes einzelnen Kindes. Manche Kinder benötigen aufgrund ihrer individuellen<br />

Bedingungen eine gezielte sprachliche Förderung durch Logopäden bzw. Sprachtherapeuten.<br />

Eine systematische Beobachtung und deren Dokumentation sowie Entwicklungsgespräche mit<br />

den Eltern bilden hierfür die Grundlage.<br />

Beobachtungsinstrumente<br />

- Seldak – Sprachentwicklung und Literacy<br />

- Sismik – Sprachverhalten und Interesse an Sprache bei Migrantenkindern<br />

- BEK – Beobachtungsbogen zur Erfassung von Entwicklungsrückständen<br />

- Kuno Bellers Entwicklungstabelle<br />

- Kiphard – Sensomotorisches Entwicklungsgitter von 0 – 4 Jahren<br />

7. Zusammenarbeit mit den Eltern<br />

Die Eltern sind als Partner im Erziehungsprozess unentbehrlich. Für die Sprachentwicklung<br />

eines Kindes bedeutet das Einbeziehen der Eltern in die Sprachlernprozesse ihrer Kinder eine<br />

wesentliche Unterstützung. Die Eltern werden ermuntert und bestärkt, die sprachliche<br />

Entwicklung ihres Kindes zu unterstützen. Der Spracherwerb und die Sprachförderung ist<br />

eine gemeinsame, partnerschaftliche Aufgabe der Tageseinrichtung und der Familie. Mit<br />

partnerschaftlich meiner wir, dass die Familie nicht nur informiert wird, sondern zur Mitarbeit<br />

und Mitgestaltung eingeladen und ermuntert wird. Um eine gute Förderung zu gewährleisten<br />

braucht es einen guten und regelmäßigen Kontakt und Austausch zwischen dem<br />

pädagogischen Personal und den Eltern.<br />

- Entwicklungsgespräche mit den Eltern<br />

- Tür- und Angelgespräche nach Bedarf


- Informationen zu Liedern, Geschichten, Gedichten für die Eltern an den Pinwänden<br />

und in der Kinderhauspost sowie auf Anfrage<br />

- Eltern kommen als Lesemama/papa in das Kinderhaus<br />

- Elternveranstaltungen zum Thema Sprache<br />

- Hospitationen<br />

8. Kooperation mit anderen Institutionen<br />

Auf Grund unseres Fachwissens und der systematischen Beobachtungen erkennen unsere<br />

pädagogischen Fachkräfte, wenn bei einem Kind erhöhter Förderbedarf notwendig ist. Die<br />

Erzieher/-innen führen in diesem Fall Elterngespräche, in denen das weitere Vorgehen<br />

besprochen wird. Je nach Problematik ist z. B. der Kinderarzt oder die Frühförderstelle der<br />

nächste Ansprechpartner.<br />

Außerdem findet ein regelmäßiger Austausch mit der Förderlehrerin statt, die den Vorkurs in<br />

der Grundschule Buckenhofen durchführt.<br />

Förderung durch die „Mobile sonderpädagogische Hilfe“ des Förderzentrums, die regelmäßig<br />

ins Haus kommt.<br />

9. Qualitätssicherung und Weiterentwicklung<br />

Sprachförderung setzt ein fundiertes Wissen der pädagogischen Fachkräfte voraus. Dieses<br />

wird sichergestellt durch Fachtagungen, Fortbildungen und Lektüre aktueller<br />

Veröffentlichungen. In Teamgesprächen wird die pädagogische Arbeit reflektiert und sich<br />

über Beobachtungen ausgetauscht.<br />

Außerdem nimmt das gesamte Team am Sprachförderprogramm des Staatsinstitutes für<br />

Frühpädagogik, in Kooperation mit dem Caritasverband Bamberg, teil. (Start Juni 2010 –<br />

Dezember 2011)<br />

10. Literaturverzeichnis<br />

Der bayerische Bildungs und Erziehungsplan<br />

Sprache und Spiel im Kindergarten, Belt-Verlag<br />

Sprache haben – sprechen können, Herder-Verlag<br />

Sprach- und sprechauffällige Kinder im Kindergarten, Katholischer Kiga aktuell 12<br />

Sismik, Seldak, Beller – Beobachtungsbögen<br />

Maria Montessori, 1972

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