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Diözesanzeitung evang@bgld Evangelische Diözese Burgenland

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Reformationsjubiläum<br />

Reformationsjubiläum<br />

Gottesdienste quer durch die Jahrhunderte<br />

von Mareen Osterloh<br />

Warum sind unsere Gottesdienste so, wie sie<br />

heute sind? Warum wollte Martin Luther die ihm<br />

vertraute Messe verändern? Und was hat sich seit<br />

Martin Luther in unseren Gottesdiensten entwickelt?<br />

Auf diese Fragen möchte die Reihe „Gottesdienste<br />

quer durch die Jahrhunderte“ Antworten<br />

geben. Tauchen Sie ein in eine bestimmte Zeit und<br />

erleben Sie einen Gottesdienst, der einer anderen<br />

Epoche entsprungen sein könnte.<br />

Die Pfarrer und Pfarrerinnen versuchen möglichst<br />

originale Texte aus der Zeit zu verwenden<br />

und ein Thema zur Predigt zu finden, das einer damaligen<br />

theologischen Strömung entspricht. Die<br />

Musik wird der entsprechenden Epoche angepasst<br />

und zum Teil sogar auf Originalinstrumenten gespielt<br />

werden.<br />

Und wenn möglich, dann findet der Gottesdienst<br />

in einer Kirche statt, die in der entsprechenden<br />

Zeit gebaut wurde.<br />

Weitere Gottesdienste quer durch die Jahrhunderte:<br />

Die ersten Gottesdienste aus dieser Reihe fanden<br />

am 5. November unter dem Motto „Gottesdienst<br />

zur Zeit Luthers“ mit Pfarrer Mag. Stefan<br />

Grauwald, Elzbieta Sajka (Fiedel) und Hermann<br />

Platzer (Laute) in der evangelischen Kirche Neuhaus/Klb<br />

und einen Tag später in Mörbisch am See<br />

statt.<br />

O<br />

• 21.1.2017: „Gottesdienst in unsicherer Zeit“ (mit Seniorin Mag. Evelyn Bürbaumer und Ensemble) 18.00<br />

Uhr, evang. Kirche Deutsch Kaltenbrunn<br />

• 22.1.2017: „Gottesdienst in unsicherer Zeit“ 10.00 Uhr, evang. Kirche Weppersdorf<br />

• 11.3.2017: „Gottesdienst in barocker Form“ (mit Pfarrer Mag. Carsten Marx, Diözesanchor Klangfarben,<br />

Kirchenchor Großpetersdorf, Barbara Fink, Mareen Osterloh, Instrumentalensemble) 18.30 Uhr, evang.<br />

Kirche Großpetersdorf<br />

• 12.3.2017 „Gottesdienst in barocker Form“ 9.00 Uhr, evang. Kirche Kobersdorf<br />

• 6.5.2017: „Gottesdienst zur Zeit der Aufklärung“ (mit Pfarrer Mag. Frank Lissy-Honegger und Ensemble)<br />

19.00 Uhr, evang. Kirche Oberschützen<br />

• 7.5.2017: „Gottesdienst zur Zeit der Aufklärung“ 10.15 Uhr, evang. Kirche Nickelsdorf<br />

• 1.7.2017: „Gottesdienst in der Romantik“ (mit Pfarrerin Mag. Sieglinde Pfänder, Elisabeth Bundschuh,<br />

conSenso) 18.00 Uhr, evang. Kirche Zurndorf<br />

• 2.7.2017: „Gottesdienst in der Romantik“ 9.30 Uhr, evang. Kirche Pinkafeld<br />

• 16.9.2017: „Gottesdienst mit Band“ (mit Pfarrerin Mag. Iris Haidvogel, Band) 19.00 Uhr, evang. Kirche<br />

Pinkafeld<br />

• 17.9.2017: „Gottesdienst mit Band“ 9.00 Uhr, evang. Kirche Gols<br />

• 11.11.2017: „Mehrsprachiger Gottesdienst mit anderen Kulturen“ (mit Pfarrer Mag. Jakob Kruse, Mareen<br />

Osterloh u.a.) 19.00 Uhr, evang. Kirche A.B. Oberwart<br />

• 12.11.2017: „Mehrsprachiger Gottesdienst mit anderen Kulturen“ 9.30 Uhr, evang. Kirche Loipersbach<br />

Foto: Ernst Ruck<br />

„... davon ich singen und sagen will“<br />

Luther und die Musik<br />

von Mareen Osterloh<br />

Dr. Martin Luther las im Römerbrief<br />

und stellte fest, dass in<br />

erster Linie nicht unsere Taten<br />

uns selig machen, sondern allein<br />

unser Glaube. Darauf basierend<br />

veränderte sich auch sein<br />

Verständnis vom Gottesdienst:<br />

wenn allein unser Glaube zählt,<br />

dann sollen alle, die glauben, am<br />

Gottesdienst aktiv teilnehmen<br />

können. Darum wollte er eine<br />

Messe in deutscher Sprache,<br />

damit alle sie verstehen können.<br />

Darum wollte er deutsche<br />

Gesänge, damit die Gemeinde<br />

durch das Singen Trägerin der<br />

Liturgie werden kann. Und darum<br />

wollte er ein Abendmahl in<br />

beiderlei Gestalt für alle, weil<br />

er darin kein Opfer sondern ein<br />

Geschenk Gottes an uns gesehen<br />

hat.<br />

War so Weihnachten bei Martin<br />

Luther ?<br />

Es ist kalt, der Schnee liegt<br />

auf den Straßen und es geht ein<br />

leichter Wind, der einige Flocken<br />

wieder aufwirbeln lässt.<br />

Die Dämmerung bricht herein<br />

und Dr. Martin Luther, seine Frau<br />

Katharina und deren Kinder gehen<br />

nach der Messe gemeinsam<br />

nach Hause. Die Kinder spielen<br />

Fangen. Zuhause angekommen<br />

entzündet Katharina die Kerzen,<br />

es wird gegessen und es<br />

herrscht eine ausgelassene und<br />

glückliche Atmosphäre. Nach<br />

dem Essen steht der 8-jährige<br />

Hans auf und fängt an zu singen:<br />

„Vom Himmel hoch, da komm<br />

ich her, ich bring euch gute<br />

neue Mär; der guten Mär bring<br />

ich so viel, davon ich singen und<br />

sagen will“. Hans weiß, dass diese<br />

Strophe dem Vater besonders<br />

am Herzen liegt: da kommt jemand,<br />

der die gute Botschaft,<br />

das Evangelium weitererzählen<br />

will. Fröhlich singt Hans auch<br />

Druck von 1567<br />

noch die zweite, dritte, vierte<br />

und fünfte Strophe des Liedes.<br />

Er will seinem Vater eine Freude<br />

machen. Und er ist auch stolz,<br />

dass er die Botschaft des Engels<br />

komplett vortragen kann:<br />

heute ist das Kind geboren, das<br />

später unsere Sünden auf sich<br />

nehmen wird. Kaum ist Hans<br />

mit der fünften Strophe fertig,<br />

da drängeln seine Geschwister<br />

Magdalena, Martin und Paul sich<br />

zum Vater: „Des lasst uns alle<br />

fröhlich sein…“. Sie wollen mitspielen.<br />

Wenn ihr großer Bruder<br />

schon den Engel spielt, dann<br />

wollen sie wenigstens als Hirten<br />

mit ins Spiel aufgenommen werden.<br />

Kurzerhand wird der Säugling<br />

Margareta, der zufrieden in<br />

den Armen der Mutter schläft,<br />

als Christkind auserkoren. Die<br />

Geschwister wandern durch die<br />

Küche zur ihrer Schwester und<br />

knien vor dem „Christkind“ nieder<br />

– ganz so, wie die Hirten an<br />

der Krippe. Abwechselnd spielt<br />

und singt die Familie die Weihnachtsgeschichte.<br />

Und am Ende<br />

fallen alle in die letzte Strophe<br />

ein: „Lob, Ehr sei Gott im höchsten<br />

Thron, der uns schenkt seinen<br />

ein’gen Sohn. Des freuet<br />

sich der Engel Schar und singet<br />

uns solch neues Jahr.“<br />

Martin Luther hat uns viele<br />

Lieder hinterlassen – das Kinderlied<br />

„Vom Himmel hoch“<br />

genauso wie Lieder zu den<br />

Psalmen („Ein feste Burg“) und<br />

zum Katechismus. In diversen<br />

Quellen wird heute gesagt, dass<br />

sich die Ideen der Reformation<br />

beim Volk wahrscheinlich über<br />

das Singen ausgebreitet haben.<br />

Luther war Meister darin, die<br />

Medien seiner Zeit zu nutzen:<br />

durch die Möglichkeit des Buchdruckes<br />

konnten seine Schriften<br />

genauso verbreitet werden wie<br />

seine Lehre. Dazu bediente er<br />

sich gerne allgemein bekannter<br />

Melodien, die gar nicht unbedingt<br />

etwas mit Kirche zu<br />

tun haben mussten. Er dichtete<br />

einfach einen neuen Text dazu.<br />

O<br />

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