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Asadi November 2016

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gut behandelt haben. Das Leben<br />

hat hier Wert, es war nicht<br />

mal in unserem eigenen Land so<br />

und in Russland auch nicht, dort<br />

durfte unsere Kinder nicht mal<br />

die Schule besuchen.“<br />

Sofa und Noro besuchen in<br />

Eckernförde die 6. und 7. Klasse.<br />

Sie sprechen schon gut<br />

Deutsch, folgen dem Beispiel<br />

des Vaters und versuchen alle<br />

Angebote wahrzunehmen, um<br />

die Kultur zu verstehen, um<br />

Deutsch zu lernen und um sich<br />

zu integrieren. Sofa lernt Gitarre<br />

und besucht ein Tanzkurs. Noro<br />

besucht die Boxschule „Box<br />

Club 78“.<br />

Die Familie besucht einmal in<br />

der Woche das Willkommens-<br />

Café, um neue Kontakt zu knüpfen<br />

und Deutsch zu lernen. Sie<br />

mussten fliehen, weil Artyom<br />

in Armenien politisch tätig war<br />

und gegen die Regierung demonstriert<br />

hat. Sie wurden deswegen<br />

verfolgt, überwacht und<br />

bedroht. Artyom wurde zusammen<br />

geschlagen und festgenommen,<br />

er musste eine Weile in<br />

Gefängnis bleiben.<br />

Um nicht zu sterben, ist er nach<br />

Russland geflohen, wo er viele<br />

Jahre versucht hat sein Leben in<br />

Griff zu kriegen, auch dort war<br />

es nicht so einfach, die Kinder<br />

durften die Schule nicht besuchen,<br />

sie waren nicht willkommen<br />

und wurden unterdrückt.<br />

Er musste wieder fliehen. Diesmal<br />

nach Deutschland. Hier<br />

versucht er sehr fleißig ein<br />

Leben aufzubauen. Aber für<br />

Flüchtlinge aus Armenien stehen<br />

die Chancen nicht so gut.<br />

Er hat nach 17 Monaten hier in<br />

Deutschland immer noch Gestattung<br />

und immer noch nicht<br />

mal die Anhörung gehabt.<br />

Sie haben aber viele Pläne, falls<br />

sie hier bleiben dürften. Aidul<br />

möchte gesund werden und<br />

eine Ausbildung als Buchhalterin<br />

oder Verkäuferin beginnen.<br />

Artyom möchte auch eine<br />

Ausbildung als Tischler oder<br />

Schweißer machen und arbeiten.<br />

„Deutschland soll mir sagen<br />

was sie von mir brauchen, ich<br />

bin bereit alles zu machen, weil<br />

ich sehr dankbar bin für alles<br />

was sie schon bis jetzt für mich<br />

und meine Familie gemacht haben.<br />

Hier hätte ich sogar Recht<br />

auf Urlaubzeit, wenn ich ein Job<br />

habe. In Armenien ist dies nicht<br />

so. Wenn ich einen Monat nicht<br />

arbeite, dann habe ich einen<br />

Monat kein Geld. Ich möchte<br />

mich auch bei Herr Mehl, meinem<br />

Integrationspaten und Betreuer,<br />

bedanken. Er gehört zu<br />

unsere Familie und ist der Opa<br />

meiner Kinder. Er bringt uns<br />

Deutsch bei und hilft uns bei<br />

alle Fragen. Ohne ihn hätten wir<br />

nicht so viel geschafft wie bis<br />

jetzt. Er ist ein sehr guter Freund<br />

und wir haben sehr viel Respekt<br />

für ihn!“, sagt Artyom.<br />

Sofa möchte Tanzlehrerin werden<br />

und Noro ist überfordert mit<br />

allen Möglichkeiten, die er zur<br />

Verfügung hätte. In seinem Land<br />

hätte er keine gute Perspektive<br />

für die Zukunft. Er würde wahrscheinlich<br />

einfach die erstbeste<br />

Möglichkeit annehmen. Dass er<br />

hier werden kann, was er möchte,<br />

ist neu. „Wir wurden so liebevoll<br />

in der Schule empfangen,<br />

ich habe dort viele Freunde, die<br />

Mehrheit Deutsche. Sie helfen<br />

uns und nehmen uns wie<br />

wir sind. Einmal ist etwas Lustiges<br />

passiert, ich wollte etwas<br />

essen und ein Junge sagte<br />

mir, du darfst das nicht essen.<br />

Das ist Schwein. Er dachte ich<br />

wäre Muslim. Ich bin es nicht.<br />

Aber das war nett oder?“, sagte<br />

Sofa über die ersten Tage in der<br />

Schule.<br />

Die Familie ist nach so wenig<br />

Zeit angekommen. Sie sind<br />

glücklich und bemühen sich alles<br />

richtig zu machen. Sie haben<br />

Träume, etwas das sie in der<br />

Heimat sich nicht leisten könnten<br />

und sie streben danach. Wir<br />

wünschen uns und ihnen, dass<br />

sie eine Chance bekommen und<br />

die Bemühungen berücksichtig<br />

werden.<br />

Hut ab für<br />

Familie Shmavonyam.<br />

Hut ab für<br />

den Integrationspaten Herrn Mehl.<br />

Rosana Trautrims<br />

Übersetzung: Lina Brandes<br />

Erzählen. Zuhören.Verstehen.<br />

6

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