Mallorca de luxe - Palmapix

José L. Bonet, Manager des
Castillo Son Vida, bietet seinen
Gästen Suiten inklusive Maserati
Mallorca de luxe
Immer schicker, immer teurer, immer extravaganter –
Mallorca avanciert zur Luxusdestination Nummer eins in
Europa. Ein Bericht zur Lage in der Bastion der Reichen
TEXT GERALD PASCHEN; FOTOS M. SOEDER/WHITE STAR

Golfen
Traumjob im Paradies: Kristoff Both ist Direktor von Golf
Alcanada, einer der schönsten Spielwiesen der Insel. Über 20
Plätze gibt es auf Mallorca, etwa 10 kommen wohl noch hinzu
Yachting
Falsche Bescheidenheit ist nicht
die Sache von Matthias Kühn.
Über den Immobilienunternehmer
wurde vor 15 Jahren ungläubig
geschmunzelt, als er von der
Vision sprach, dass Mallorca sich zu
einer europäischen Spitzendestination
entwickeln werde, die in einem Atemzug
mit Monaco, Cannes und Marbella genannt
werden könne. Damals war Kühn
mit seinen Geschäften für viele Deutsche
noch eher der „Immobilienkönig der
Putzfraueninsel“. Schließlich hatte Mallorca
spätestens seit den sechziger Jahren
voll auf Massentourismus gesetzt. 20
Jahre lang wurden Betonsilos für den
Die Boote werden immer größer, so die Yachthändlerin
Ruth Boogaard – obwohl ein Liegeplatz für ein 18-
Meter-Schiff in Port Portals 50.000 Euro im Jahr kostet
Billigurlaub aus dem Boden gestampft.
Mallorca war lange ein Synonym für Sonne,
Suff und Sex. Das Hochhaus-Ghetto
Magaluf wurde von Spaniens Presse angesichts
trunkener Horden von Engländern
regelmäßig zum schrecklichsten
Ferienort des Landes gekürt. Und auf der
anderen Seite der Bucht von Palma feierte
alemannischer Frohsinn an der Platja
de Palma fröhliche Urständ.
Sicher, auch heute amüsieren sich
Ballermänner und Briten noch an ihren
jeweiligen Biertränken. Doch spätestens
in den neunziger Jahren merkten Tourismusmanager,
Privatinvestoren und Hotelketten,
dass viel mehr Potential in
MALLORCA DE LUXE SPANIEN
Mallorca steckt. Die gute Erreichbarkeit,
mediterrane Naturlandschaften, fast 600
Kilometer Küste, eine gute Infrastruktur
und last but not least die Sicherheit – all
das sind Standortvorteile, die vor allem
von einer wohlhabenden Klientel geschätzt
werden. Plötzlich war Mallorca
en vogue – und der Urlaubsflirt wandelte
sich für viele zu einer innigen Beziehung.
Ein beispielloser Immobilienboom
war losgetreten worden, zunächst (bis
etwa zum Jahr 2000) dominiert von deutschen
Käufern, danach vor allem von
anderen Europäern, an der Spitze die
Engländer. Die bekannte Folge: Mallorcas
Immobilienpreise explodieren,
NOVEMBER 2006 BELLEVUE 65
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Architektur
Alte Baumaterialien als Details für neue
Paläste: Der Architekt Amador Calafat
durchstöbert das Angebot in Son Ferriol
und immer mehr Geld fließt auf die
Insel. Allein zwischen 1999 und 2005
sind die Preise für Häuser und Apartments
um mehr als 200 Prozent gestiegen.
Ein frei stehendes Haus von vernünftiger
Qualität kostet mindestens
700.000 Euro, für Villen und Fincas in
der High-End-Kategorie sind mehrere
Millionen Euro zu veranschlagen. Bei
solchen Preisen können meist nur Medienstars,
Unternehmer, die Vorstände der
DAX-Aktiengesellschaften und gut verdienende
Manager und Selbständige
mithalten. Kein Wunder also, dass einem
im Mallorca des Jahres 2006 der
Trend zu immer mehr Exklusivität auf
Schritt und Tritt begegnet.
Etwa wenn sich Hans-Peter Porsche
aus der berühmten Autobauer-Dynastie
mit dem Bau eines eigenen Golfplatzes
einen Traum erfüllt. Sein in einem Naturschutzgebiet
gelegener und ohne
Wohnimmobilien gebauter Kurs La Alcanada
gehört zu den besten der Insel.
„Von 17 der 18 Löcher aus und auch von
der Terrasse des Clubhouse genießt man
hier einen hervorragenden Meerblick“,
sagt Kristoff Both, Direktor dieses Payand-Play-Platzes
bei Alcúdia. Golf gehört
zweifelsohne zu den Grundpfeilern der
Luxusdestination Mallorca, wobei allerdings
die durchschnittliche Greenfee auf
Mallorca – rund 70 Euro – auch für Otto
Normalgolfer erschwinglich ist. Zu den
bislang vorhandenen 19 Plätzen kommen
mit Puntiró, Maoris, Son Gual und
Son Quint bis zum Frühsommer 2007
vier neue hinzu. Und weitere sind in
Planung. Jorge Pando, Golf-Insider und
Leiter des Golfclubs Bendinat, erwartet,
dass es in einigen Jahren etwa 30 Plätze
auf Mallorca geben wird. „Gepusht wird
die Qualität der Golfplätze und auch die
Nachfrage vor allem durch die großen
Hotelketten“, erklärt Alcanada-Chef Both.
Denn auf Mallorca boomt in diesem
Jahr nicht nur der Pauschaltourismus,
sondern auch die Luxushotellerie. Die
Zahl der Fünf-Sterne-Herbergen hat sich
in den letzten fünf Jahren auf 22 erhöht
und somit fast verdoppelt. Nächstes Jahr
will auch die Hilton-Gruppe in einem
historischen Besitz ihr erstes Hotel auf
Mallorca eröffnen. Die Konzernerbin
Paris Hilton musste bei ihrem diesjährigen
Mallorca-Besuch noch bei der Konkurrenz
nächtigen: im Fünf-Sterne-
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Luxusautos
Butlerservice
Wellness
Hobby Rolls Royce – Felipe Heuser, bekannt
als Organisator und Caterer für exklusive
Privatevents, sammelt alte Luxuskarossen
Lassen Sie sich verwöhnen – im gerade
renovierten Luxushotel Castillo Son Vida
lassen sich Suiten samt Butler buchen
Stolz ist Toni Ferrer, Generaldirektor des
Fünf-Sterne-Hotels Valparaíso in Palma, auf
den größten Spa-Bereich der Insel
NOVEMBER 2006 BELLEVUE 67

SPANIEN MALLORCA DE LUXE
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Housekeeping
Klassiker Castillo Hotel Son Vida. Sicher
auch keine schlechte Wahl, denn das
Haus inmitten des Golf- und Villengebiets
von Son Vida hat immerhin die
höchste spanische Auszeichnung „Gran
Lujo“ erhalten. Erst im letzten Februar
ist das Schlosshotel mit der legendären
Terrasse, die einen einzigartigen Blick
über die Bucht von Palma gewährt, nach
einjähriger Renovierungszeit wiedereröffnet
worden. Stolze 27 Millionen Euro
hat sich die bayerische Schörghuber-
BELLEVUE NOVEMBER 2006
Servicefirmen boomen: Jutta von Hülse
managt für Hausbesitzer alles – von der
Poolreinigung bis zu Behördengängen
Gruppe das Facelifting ihrer Grande
Dame kosten lassen. Das Angebot dort ist
vom Feinsten: Autobegeisterte können
sich im Rolls Royce vom Flughafen abholen
lassen oder das „Maserati-Package“
buchen, um mit dem hoteleigenen 390-
PS-Sportwagen über die Insel zu düsen.
Exklusivität der obersten Kategorie heißt
hier auch, dass Suiten mit persönlichem
Butlerservice zur Verfügung stehen.
Durch die vielen Edelhotels ist Mallorca
längst auch zu einem Wellness-
paradies geworden. Über 2.400 Quadratmeter
erstreckt sich beispielsweise der
Spa-Bereich des Hotels Valparaíso in
Palma. Rund sechs Millionen Euro hat
die mallorqinische Kette Grupotel im
Jahr 2005 in das größte Indoor-Spa
Mallorcas investiert. Von diversen Saunas
über Massagen und Meditationszonen
bis hin zum sogenannten Aquadom,
einer Dusche, die mit Platzregen, Blitz
und Donner ein Gewitter simuliert,
reicht das Angebot.
Dass Mallorca außerdem ausgezeichnete
Shopping-Möglichkeiten bietet, hat
auch die bereits erwähnte Miss Hilton
feststellen können. Die exaltierte US-
Blondine, immerhin Bond-Street- und
Fifth-Avenue-erprobt, orderte gleich
mehrere Paare High Heels bei der lokalen
Schuhladenkette Top As, die in den
Luxushäfen Port Portals und Port
d’Andratx vertreten ist.
Um meist mehr als ein paar hundert
Euro, die für bestes Schuhwerk ausgegeben
werden, geht es in der Diamond
Factory an Palmas Passeig Marítim. Der
Eigentümer bietet dort nicht das Sammelsurium
diverser Schmuckartikel eines
klassischen Juweliers an, sondern er
kreiert selbst Unikate wie Ringe, Colliers
und Armbänder – einzig aus Diamanten.
Sogar ein mit Brillanten besetztes
Hundehalsband ist für einen Mallorca-Residenten
schon angefertigt worden.
Gewicht (Karat), Reinheit, Farbe und
Schliff entscheiden bei Diamanten leicht
über Hunderttausende von Euro. Solch
ein Geschäft würde man wohl eher in
einer der großen Metropolen wie Paris
oder New York vermuten. Aber auf
Mallorca gibt es eben einen Markt für
Leute, die ihre Liebste (oder ihren Hund)
schon mal mit Brillanten im Wert einer
Luxusimmobilie beglücken können.
Genug Geld, um sich in der Diamond
Factory mit adäquaten Schmuckstücken
auszustatten, haben auf jeden Fall die
Besitzer der Superyachten, die gleich gegenüber
im Hafenbecken von Palma liegen.
„Theoretisch können hier zehn
Schiffe mit mehr als 70 Metern Länge
ankern“, sagt der Szenekenner Jürgen
Koch von Yachtunternehmen Merrill-
Stevens. Im September 2006 sahen wir
Megayachten aus Saudi-Arabien und
vom Emir von Qatar an der Mole. Vor
dem Luxushotel Mardavall ankerte in
diesem Sommer der russische Milliardär
Roman Abramowitsch mit seiner 108 Meter
langen „Le Grand Bleu“. Und einen
Balearentrip unternahm auch die „Prinz
Abdul Aziz“ des saudischen Prinzen.
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Edelküchen
Diamanten
Gastronomie
Gut im Geschäft ist Hans-Heinrich Müller.
Durchschnittlich 50.000 Euro lassen sich
seine Kunden eine Luxusküche kosten
Einmalig in Spanien: Ganz auf die Kreation
von Diamantschmuck ist die Diamond Factory
an Palmas Passeig Marítim spezialisiert
Understatement regiert im Südosten: Im
Viena von Rainer Fichel speisen die Reichen
vom „Hamburger Hügel“ ganz leger
NOVEMBER 2006 BELLEVUE 69

ALCÚDIA Herrschaftliche Villa der Superlative in Traumlage,
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Mit 147 Metern Länge gehört sie zu den
größten Privatyachten der Welt. Im
Winter dominiert meist die 105 Meter
lange „Lady Moura“ des saudischen Ölmagnaten
Al Rashid-Fayad das Hafenpanorama
von Palma. Bei vollem Betrieb
hat das Schiff über 50 Mann Besatzung,
und für eine Tankfüllung muss Al
Rashid-Fayad rund 500.000 Euro hinblättern.
„In dieser Liga“, so Jürgen
Koch, „spielen die Deutschen nicht mit.“
Bei den Skippern aus Alemania liegt das
Limit für Yachten meist bei 45 Metern.
Der Spezialist für den Bau und den
Verkauf von Yachten in diesem Segment
ist die Bremer Firma Drettmann, die seit
1994 auf Mallorca vertreten ist. Die
Chefin, die Gründertochter Ruth Boogaard,
empfängt uns auf einer 18 Meter
langen „Elegance“. Von diesem Typ hat
Drettmann bislang 150 Boote gebaut.
Gefertigt werden sie in Taiwan. „Für den
Kauf der 18-Meter-Ausführung muss
man rund zwei Millionen Euro veranschlagen.
42 Meter kosten rund 16 Millionen“,
sagt Boogaard. Für die Unterhaltskosten
gilt die Faustregel, dass pro
Jahr zehn Prozent des Anschaffungspreises
aufgewendet werden müssen. Allein
der Liegeplatz in Port Portals, dem teuersten
Sporthafen Mallorcas, schlägt mit
50.000 Euro pro Jahr für ein 18-Meter-
Boot zu Buche. Dafür genießt man dann
aber auch den Luxus, dass sich Restaurants,
Boutiquen, Kneipen und Nachtlokale
entlang des Hafenbeckens aneinanderreihen,
darunter auch Mallorcas
bestes Restaurant, das mit zwei Michelin-Sternen
ausgezeichnete Tristan.
Obwohl es sich schon auf den Yachten
in der Regel gut leben lässt, haben viele
Bootsbesitzer auch noch ein Haus. Und
die opulentesten Feiern finden meist
nicht in öffentlichen Lokalen statt, sondern
in Privatvillen. Der Spezialist für
die Organisation solcher Privat-Events
ist auf Mallorca seit 25 Jahren Felipe
Heuser. Er sorgt nicht nur für das Catering
und die Sterne-Köche, sondern auch
für ein stilvolles Ambiente mit Kris-
ALLEIN „Interkulturelles AUF MALLORCA LEBEN ETWA Fachwissen“
70.000 BIS 80.000
Interview mit Fritz Strotkamp, Leiter der Repräsentanz
der Raiffeisenbank Kleinwalsertal auf Mallorca
MALLORCA DE LUXE SPANIEN
70 BELLEVUE NOVEMBER 2006
NOVEMBER 2006 BELLEVUE 71
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INTERVIEW
BELLEVUE: Warum eröffnet eine Raiffgreifende Lösungen. Die Raiffeisen-
DEUTSCHE, DIE BEI DER VERMÖGENSVERWALTUNG AUF UNTERSCHIEDLICHE
eisenbank aus Österreichs Kleinwalbank Kleinwalsertal betreut gemein-
STEUER- sertal eine UND Repräsentanz GESETZESBESTIMMUNGEN auf Mallorca? ACHTEN sam mit MÜSSEN. ihrer Tochter, der Raiffeisen
Bank (Liechtenstein) AG, seit knapp
30 Jahren Kunden aus dem gesamten
deutschsprachigen Raum.
Fritz Strotkamp: Immer mehr Deutsche
leben auch über lange Zeiträume
im Ausland. Unterschiedliche rechtliche
und steuerliche Bestimmungen
im Herkunfts- und im Gastland erfordern
bei komplexem Vermögen kompetentes,
grenzüberschreitendes Vermögensmanagement.Das
ist nur gewährleistet,
wenn interkulturelles Fachwissen
vor Ort zur Verfügung steht.
Banken aus dem Kleinwalsertal genießen
den Ruf, dass bei ihnen noch
alles sehr vertraulich zugeht.
Nicht nur vertraulich und persönlich,
sondern auch sehr kompetent.
Bei der Raiffeisenbank Kleinwalsertal
ist Ihr Vermögen in sicheren
Händen: geschützt durch das österreichische
Bankgeheimnis und bewahrt
durch unsere vielfach ausgezeichnete
Anlageberatung.
Wie groß, schätzen Sie, ist Ihr Kundenpotential
auf Mallorca?
Allein auf Mallorca leben etwa
70.000 bis 80.000 Deutsche, die bei
der Vermögensverwaltung auf unterschiedliche
Steuer- und Gesetzesbestimmungen
achten müssen. Durch
die Gründung einer Repräsentanz
auf Mallorca erreichen wir die nötige
räumliche Nähe, was den Kunden
auch wegen ihres meist knappen
Zeitbudgets entgegenkommt.
Was unterscheidet Ihren Service von
dem anderer Banken?
Problematisch für viele Betroffene
ist, dass die Beratungsleistung der
Bank meist an der Grenze endet. Die
jeweiligen Banken des Heimatlandes
und des Gastlandes kennen nur
die für ihren Markt spezifische
Situation. Wir bieten länderüber-
Seit Juni leiten Sie die Mallorca-
Repräsentanz. Sie residieren in einem
Büro in Palmas Altstadt, es gibt
keine Schalterhalle. Wie sollen die
Kunden Sie finden?
Private Banking ist ein Metier, das
zuallererst Vertrauen erfordert. Eine
persönliche Empfehlung oder das
Kennenlernen auf einer Veranstaltung
ist oft der Auslöser für ein erstes
Beratungsgespräch mit potentiellen
Kunden. Wir haben hier auf
Mallorca keinen herkömmlichen
Bankbetrieb, sondern eine beratende
Funktion. Unsere Bank möchte
keine Kunden von Girokonten gewinnen.
Unser Anspruch ist es, Privatanlegern
in jedem Bereich die
beste auf dem Markt verfügbare
Leistung anzubieten, seien es Produkte,
Beratungsservices oder einfach
nur wichtige Standortkontakte.
Ab welchem Betrag kann man denn
Privatkunde der Raiffeisenbank Kleinwalsertal
werden?
Vor allem beim Vermögensaufbau
geht es zunächst um kleinere Anlagebeträge.
Im Gegensatz zu vielen
anderen Private-Banking-Spezialisten
bieten wir professionelles Vermögensmanagement
schon für
unter 250.000 Euro. Damit wird der
Einstieg ins Private Banking noch
einfacher.
Kontakt:
Raiffeisenbank Kleinwalsertal AG,
Calle Sant Sebastià 3,1
07001 Palma, Spanien
Telefon: +34 971 49 55 22,
E-Mail: f.strotkamp@raiffeisen-kwt.at
FOTOS: Anbieter (5), C.-P. Haller (1)

SPANIEN MALLORCA DE LUXE
72
INTERVIEW
„Immer elitärer“
Engel & Völkers-Mitarbeiter Claudia
Lohoff-Dubois und James von Enden
über aktuelle Immobilientrends
BELLEVUE: Wie sieht die ideale Mallorca-Immobilie
aus? Was verkauft sich
derzeit am besten?
Claudia Lohoff-Dubois: Die Entscheidungen
sind weniger emotional,
sie sind viel rationaler geworden: Es
geht den Käufern vor allem um Lage,
Lage, Lage. So dicht wie möglich am
Wasser, ein schöner Blick, auch Golfplatznähe
ist gefragt; architektonisch
sind der mediterrane und der Finca-
Style nach wie vor beliebt.
Welche Käufertrends gibt es?
Claudia Lohoff-Dubois: Erstens: Die
Deutschen sind zurück – und
machen schon wieder 50% der
Käuferschicht aus. Zweitens: Die
Klientel wird immer internationaler,
steigendes Interesse wird besonders
aus Russland verzeichnet.
Beginnt ein neuer Boom?
James von Enden: Vielleicht aus
deutscher Perspektive. Als die Deutschen
sich vor ein paar Jahren zurückzogen,
kamen verstärkt Festlandsspanier,
Engländer und Iren.
Mallorca wird auch immer mehr
zum Erstwohnsitz international tätiger
Geschäftsleute. Die ganzjährig
gute Fluganbindung an ganz Europa,
dazu das Internet und die gute
Infrastruktur – wer lokal ungebunden
ist, kann sein Geschäft problemlos
von Mallorca aus betreiben.
Haben Sie aktuelle Zahlen über das
derzeitige Angebot?
James von Enden: Im Moment sind
rund 1.600 Mallorca-Objekte bei uns
zum Verkauf gelistet. Das hört sich
zunächst viel an, relativiert sich aber,
wenn man bedenkt, dass die
Immobilien alle drei bis vier Jahre
den Besitzer wechseln.
Für Makler sind das doch paradiesische
Voraussetzungen!
BELLEVUE NOVEMBER 2006
Claudia Lohoff-Dubois: Schön wär’s.
Der Konkurrenzkampf ist hart, und
die meisten Verkäufer erteilen dem
Makler keine exklusiven Vermarktungsrechte.
Das ist oft nicht förderlich
für den Verkauf des Objektes. Sie
wissen doch, was passiert, wenn zu
viele Köche …
Wo liegt der derzeitige Durchschnittspreis?
James von Enden: Unsere jüngsten
Untersuchungen verzeichnen einen
durchschnittlich erzielten Verkaufspreis
von 953.000 Euro.
Werden die Preise weiter steigen?
James von Enden: Wir erwarten auch
für die nächsten Jahre jährliche
Wertsteigerungen von vier bis sechs
Prozent.
Dann liegt im nächsten Jahr der
Durchschnittspreis einer mallorquinischen
Immobilie bei rund einer
Million Euro. Wohin soll das führen?
Claudia Lohoff-Dubois: Mallorca ist
eine Insel. Keine kleine zwar, aber es
gibt natürliche Grenzen. Grundstücke
werden immer knapper, immer
gefragter, immer teurer. Ein gutes
Klima, landschaftliche Schönheit, ein
hoher Freizeitwert, beste Erreichbarkeit,
eine hervorragende medizinische
Versorgung, politische und persönliche
Sicherheit – diese Kombination
ist unschlagbar. Wo finden Sie
etwas Vergleichbares? Warum sollten
die Preise runtergehen? Im Gegenteil:
Wir haben jetzt Objekte für über
15 Millionen Euro im Portfolio.
Wie sehen Sie Mallorca 2016?
Claudia Lohoff-Dubois: Als einen der
absoluten Topstandorte Europas. Was
Sylt für Deutschland oder die Hamptons
für die USA, das ist Mallorca für
ganz Europa. Die Insel wird immer
luxuriöser und elitärer.
FOTO: C.-P. Haller (1)
tallleuchtern und Antiquitäten. „Wir
haben in einem Privathaus auch schon
für einen einzigen Abend ein Casino aufgebaut“,
sagt Heuser. Und es gibt Leute,
die sich die Feier eines runden Geburtstages
bis zu 40.000 Euro kosten lassen.
Den Gewinn steckt Heuser übrigens
vor allem in sein Hobby: Oldtimer. Allein
drei Rolls Royce nennt er sein Eigen.
Luxus hat auf Mallorca viele Facetten
und muss nicht immer mit Protzerei einhergehen.
Für Understatement steht
zum Beispiel das Hügelgebiet zwischen
Santanyí und Felanitx mit seinen millionenteuren
Fincas. Hier residiert versteckt
der Geldadel aus Hamburg – Reeder,
Kaufhausbesitzer und Finanzchefs.
Klar ist aber, dass Mallorcas Immobilienbesitzer
nicht jeden Euro umdrehen
müssen. Das lässt sich auch an der Einrichtung
ablesen. Bis zu 120.000 Euro investieren
etwa die Kunden des luxuriösen
Küchenstudios Birgit Müller für ihren
Koch- und Essbereich. „Es gibt Leute, die
sogar zwei Küchen im Haus haben, eine
zum Repräsentieren, eine weitere zum
Arbeiten“, sagt Hans-Heinrich Müller.
Neben der klassischen Landhaus- und
Finca-Stil-Linie gibt es auf Mallorca einen
deutlichen Trend zur modernen und minimalistischen
Einrichtungsphilosophie.
Modern präsentieren sich auch die
neuen Immobilienprojekte im Luxusbereich.
So baut das Unternehmen Bendinat,
dessen Urbanisationen bei Palma zu
den teuersten Wohnanlagen an Spaniens
Küsten zählen, jetzt an der Cala Llamp
entsprechende Luxusapartments. Dazu
passt der Trend, dass an der Preisschraube
weiter gedreht wird. So bietet der
Makler Matthias Kühn jetzt erstmals ein
Objekt für nicht weniger als 50 Millionen
Euro an (siehe „Millionenvillen“). Sollte
die Supervilla für diesen Preis verkauft
werden, wäre das ein weiteres Signal
dafür, dass Mallorca die Côte d’Azur und
die Costa del Sol als Luxusdestination
überholt. Zumal der Insel-Standort den
Reichen wohl auch mehr Sicherheit bietet
als Cannes, Nizza oder Marbella. ■