09.12.2012 Aufrufe

Als PDF downloaden - Haufe.de

Als PDF downloaden - Haufe.de

Als PDF downloaden - Haufe.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Mat.-Nr. 06051-5092<br />

Deutschland 6,40 €<br />

Das Magazin für <strong>de</strong>n innovativen Unternehmer<br />

Frauen<br />

führen an<strong>de</strong>rs<br />

Männer auch ...<br />

Den „kleinen Unterschied“ im Führungsverhalten<br />

gibt es wirklich: Frauen hören besser zu, sie entschei<strong>de</strong>n<br />

vorsichtiger und zeigen mehr diplomatisches<br />

Geschick. Aber vieles machen sie auch nicht an<strong>de</strong>rs als<br />

ihre männlichen Kollegen.<br />

Ab Seite 24<br />

VORSICHT, HAFTUNGSFALLE<br />

GmbH-Geschäftsführer müssen<br />

ihren Jahresabschluss kompetent<br />

beurteilen können. Seite 54<br />

RISIKO USB-STICK<br />

Verloren, gestohlen, virenverseucht:<br />

Die kleinen Speicher<br />

gefähr<strong>de</strong>n die Firma. Seite 74<br />

DEZEMBER 2010<br />

www.profi rma.<strong>de</strong><br />

Tobias Baumann kommt, wenn<br />

irgendwo etwas ganz schiefgegangen<br />

ist. Der Chef <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Tochter von<br />

Rainbow International in Aalen ist einer<br />

<strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Sanierer von Brand- und<br />

Wasserschä<strong>de</strong>n. Seite 12


Jetzt sauber tauschen!<br />

Steigen Sie um auf eine E-Klasse mit BlueEFFICIENCY – jetzt zu beson<strong>de</strong>rs<br />

günstigen Leasingkonditionen.<br />

Machen Sie ein gutes Geschäft: Entschei<strong>de</strong>n Sie sich für die neue E-Klasse mit BlueEFFICIENCY. Der E 350 BlueTEC¹<br />

zum Beispiel erfüllt schon heute die ab 2014 gelten<strong>de</strong> Abgasnorm EU6. Noch günstiger wird es für Sie mit<br />

Business-Leasing plus. Damit kombinieren Sie Mobilität und Versicherungsschutz in einer bequemen Rate. Zu<strong>de</strong>m<br />

erhalten Sie als Geschäftskun<strong>de</strong> jetzt beson<strong>de</strong>rs günstige Leasingkonditionen. Vereinbaren Sie eine Probefahrt<br />

bei Ihrem Merce<strong>de</strong>s-Benz Partner o<strong>de</strong>r informieren Sie sich auf www.merce<strong>de</strong>s-benz.<strong>de</strong><br />

¹ Kraftstoffverbrauch innerorts/außerorts/kombiniert: 9,7–10,0/5,2–5,6/6,8–7,2l/100 km; CO₂-Emission kombiniert:180–188 g/km.


Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser, unserer Titelgeschichte sind in <strong>de</strong>r Redaktion lange<br />

Diskussionen vorausgegangen: Hat <strong>de</strong>r „kleine Unterschied“ einen so prominenten<br />

Platz verdient? Ist er, 50 Jahre nach <strong>de</strong>n Emanzipationsbewegungen in<br />

Deutschland, überhaupt noch ein Thema? Stehen die Frauen in <strong>de</strong>n kleinen und<br />

großen Unternehmen nicht längst „ihren Mann“? Und kann eine Geschichte<br />

über das Führungsverhalten von Unternehmerinnen für unsere vielen männlichen<br />

Leser überhaupt spannend sein? Abgesehen davon, dass wir letztlich alle<br />

Fragen mit „Ja“ beantworteten, überzeugten uns von <strong>de</strong>r Titeltauglichkeit <strong>de</strong>s<br />

Themas schließlich die überraschen<strong>de</strong>n Zahlen, die wir fan<strong>de</strong>n. So wird nur<br />

je<strong>de</strong>s dritte Unternehmen in Deutschland von einer Frau gegrün<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r Anteil<br />

frauengeführter Familienbetriebe liegt sogar nur bei 20 Prozent. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Seite scheinen gera<strong>de</strong> von weiblicher Hand geleitete Firmen insgesamt und auf<br />

längere Sicht betrachtet erfolgreicher zu sein als die patriarchalisch geführten<br />

Unternehmen. Dieser Diskrepanz wollten wir nachspüren.<br />

Was also machen Frauen an<strong>de</strong>rs? Son<strong>de</strong>rbare Erfahrungen machte im Verlauf<br />

<strong>de</strong>r Recherche unsere Autorin, wenn sie Unternehmerinnenverbän<strong>de</strong>n und<br />

Firmenchefi nnen diese Frage stellte. Zunächst erhielt sie häufi g die schnelle<br />

Antwort: „Da gibt es gar keine Unterschie<strong>de</strong> mehr!“ Beim Weiterbohren kam<br />

dann aber doch vieles zutage, das auch Männer interessieren wird: Demnach<br />

hören Frauen (wirklich) besser zu, sie verhan<strong>de</strong>ln klüger und diplomatischer,<br />

und sie sind insgesamt vorsichtiger und mehr auf Nachhaltigkeit bedacht als<br />

die Mehrzahl <strong>de</strong>r Männer. Die können offenbar immer noch besser „verkün<strong>de</strong>n<br />

statt begrün<strong>de</strong>n“.<br />

ProFirma 12 2010<br />

Chefredakteur Dieter Römer<br />

Kleine feine Unterschie<strong>de</strong><br />

Eine anregen<strong>de</strong> Lektüre wünscht Ihnen<br />

dieter.roemer@profi rma.<strong>de</strong><br />

ProFirma PROFESSIONAL<br />

Wissen und Werkzeuge für Unternehmer.<br />

Wirtschaftsmagazin, Themenportal und<br />

Unternehmer-Cockpit.<br />

Infos unter: www.profi rma.<strong>de</strong><br />

3<br />

• Effi zienz bauen<br />

• Motivation bauen<br />

• Image bauen<br />

DAS BAUEN DER<br />

ZUKUNFT<br />

• Umsetzung Ihres Unternehmenserscheinungsbil<strong>de</strong>s<br />

in <strong>de</strong>r Architektur.<br />

• „Eingebaute“ Effizienzsteigerung durch<br />

perfekte Abstimmung auf Ihre Bedürfnisse.<br />

•Energieoptimiert bis Passivhaus-Standard.<br />

• Günstiger Festpreis und Fixtermin durch intelligente<br />

Planung und Ausführung. Schlüsselfertiges<br />

Bauen mit Holz aus einer Hand.<br />

•Umfassen<strong>de</strong> Informationen bei unserer<br />

Fachtagung „Erfolgsfaktor Business-<br />

Gebäu<strong>de</strong>: So bauen Unternehmen<br />

ihre Zukunft“. For<strong>de</strong>rn Sie Ihre persönliche<br />

Einladung an.<br />

Beim Bauen nichts verschenken:<br />

www.regnauer.<strong>de</strong><br />

mit Budget-Planungshilfe o<strong>de</strong>r<br />

einfach +49 8667 72-236 anrufen.<br />

REGNAUER FERTIGBAU• Pullacher Straße 11<br />

D-83358 Seebruck/Chiemsee• Tel. +49 86 67 72-236<br />

Fax +49 86 67 72-265• mail@regnauer.<strong>de</strong>


Inhalt 12.2010<br />

Titelthema:<br />

Frauen führen an<strong>de</strong>rs<br />

Weibliche Führungskräfte hören besser<br />

zu, entschei<strong>de</strong>n vorsichtiger und zeigen<br />

mehr Fingerspitzengefühl. Aber ganz an<strong>de</strong>rs<br />

als ihre männlichen Kollegen agieren sie<br />

auch nicht.<br />

28 Interview „Männer sind eher eindimensional“,<br />

sagt Roland Kopp-<br />

Wichmann, Psychologe und Führungskräftetrainer.<br />

08<br />

Auszeichnung Willi Bruckbauer erhielt<br />

für seinen neuen Küchendampfabzug <strong>de</strong>n<br />

Deutschen Grün<strong>de</strong>rpreis.<br />

36<br />

Verhaltensregel: Bei <strong>de</strong>r Begrüßung geht<br />

Hierarchie vor Alter o<strong>de</strong>r Geschlecht.<br />

.<br />

24<br />

08 Wir Unternehmer<br />

08 Innovator <strong>de</strong>s Monats Der neue Küchendampfabzug <strong>de</strong>s<br />

Schreinermeisters Willi Bruckbauer.<br />

10 Debatte Viele Unternehmer wollen wie<strong>de</strong>r mehr investieren.<br />

12 Unternehmerporträt Tobias Baumann hat die <strong>de</strong>utsche Tochter<br />

<strong>de</strong>r US-Firma Rainbow International zu einem <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Sanierer<br />

von Brand- und Wasserschä<strong>de</strong>n gemacht.<br />

16 Mittelstand 2.0 Das Shopping-Portal „Klick-Germany“ bietet<br />

Erlebniseinkauf mit <strong>de</strong>utschen Produkten.<br />

18 Auszeit Das Baumhotel im österreichischen Sauwald.<br />

20 Wirtschaft & Politik ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke<br />

warnt vor neuen Belastungen für die Betriebe durch die Reform <strong>de</strong>r<br />

Rundfunkgebühren.<br />

24 Unternehmensführung<br />

24 Titelthema Frauen in <strong>de</strong>r Chefetage Den „kleinen Unterschied“<br />

im Führungsverhalten gibt es. Aber nicht alle Unternehmerinnen<br />

glauben daran.<br />

32 Marketing Bewegte Bil<strong>de</strong>r sind ein i<strong>de</strong>ales Instrument <strong>de</strong>r Kommunikation.<br />

Den Betrieben fehlt es aber an <strong>de</strong>r richtigen Strategie.<br />

36 Business-Knigge Gute Umgangsformen und Kenntnisse lan<strong>de</strong>stypischer<br />

Gepfl ogenheiten helfen beim erfolgreichen Vertragsabschluss.<br />

39 Quer<strong>de</strong>nker Den Deutschen könnte mehr Selbstbewusstsein beim Umgang<br />

mit <strong>de</strong>r eigenen Sprache nicht scha<strong>de</strong>n, meint Prof. Martin Beck<br />

40 Recht Die Novelle <strong>de</strong>s Beschäftigtendatenschutzgesetzes enthält<br />

viele neue Pfl ichtaufgaben für Betriebe.<br />

4 ProFirma 12 2010


42 Finanzen & Steuern<br />

42 Trends Familienunternehmen strotzen vor Selbstbewusstsein.<br />

44 Private Finanzen Fischen im eigenen Teich –<br />

<strong>de</strong>r Mittelstand bietet attraktive Anlagemöglichkeiten.<br />

48 Finanzierung Bei Investitionen in erneuerbare Energien nutzen<br />

immer mehr Mittelständler Leasing statt Kredit.<br />

52 Interview Commerzbank-Vorstand Markus Beumer will mit einer<br />

starken Präsenz vor Ort im Mittelstandsgeschäft expandieren.<br />

54 GmbH-Chef Der Geschäftsführer muss alles wissen.<br />

55 Soll & haben Eine Gewerbesteuer für Freiberufl er löst die Finanzprobleme<br />

<strong>de</strong>r Kommunen nicht, meint Steuerexperte Andreas Munk.<br />

56 Steuertrends Fallen beim Investitionsabzugsbetrag.<br />

57 Steuertipp Klare Regeln für geringwertige Wirtschaftsgüter.<br />

58 Werbung Nicht alle Aufwendungen sind Betriebsausgaben.<br />

60 IT & Investition<br />

www.profi rma.<strong>de</strong><br />

ProFirma 12 2010<br />

Special IT & Kommunikation<br />

60 Software as a Service ERP-Anbieter werben mit geringen<br />

Investitionskosten und kurzen Einführungszeiten.<br />

64 Social Media Dialog statt Kampagne mit Facebook und Twitter.<br />

68 Markenschutz Hilfsmittel für die Piratenjagd im Netz.<br />

71 Cole‘s Corner Die Wucht digitaler Lawinen.<br />

72 E-Post Hoffen auf ein neues Geschäftsfeld.<br />

74 USB-Sticks Das unterschätzte Risiko <strong>de</strong>r kleinen Speicher.<br />

76 Business English<br />

Lektion 11 Auf Englisch telefonieren:<br />

Die wichtigsten Formulierungshilfen<br />

für <strong>de</strong>n erfolgreichen<br />

Kontakt mit englischsprachigen<br />

Geschäftspartnern.<br />

Das Portal für <strong>de</strong>n innovativen Unternehmer<br />

Rubriken<br />

03 Editorial<br />

06 ProFirma Professional<br />

80 Rückschau, Termine<br />

81 Vorschau, Impressum<br />

82 Schluss mit lustig (30)<br />

Diese vier ausgewählten Arbeitshilfen aus <strong>de</strong>m umfangreichen Angebot von<br />

ProFirma Professional haben wir in diesem Monat für Sie kostenlos freigeschaltet:<br />

■ Marketingplan Excel-Tool zur Erfassung aller Marketingaktivitäten.<br />

■ Finanzierung Excel-Tool Leasing und Kredit im Vergleich.<br />

■ Rechtsformen Der Gesellschaftsvertrag <strong>de</strong>r GmbH.<br />

■ Social Media Fachbeitrag „Twitter – Einführung und Tools.“<br />

Gratis-<br />

Downloads<br />

Die vier<br />

<strong>de</strong>s Monats<br />

Zukunft<br />

im Kopf.<br />

Das neue Programm für<br />

Fach- und Führungskräfte.<br />

Gleich anfor<strong>de</strong>rn unter:<br />

Telefon 0761 898-4422<br />

www.haufe-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong>


ProFirma Professional<br />

DAS UNTERNEHMER-COCKPIT: LÖSUNGEN FÜR ENTSCHEIDER<br />

Von welchem Zeitpunkt an rechnet sich die Produktion für mich? Welche Unterlagen<br />

brauche ich für das Bankgespräch? Darf das Finanzamt mir Einnahmen einfach unterstellen?<br />

<strong>Als</strong> Chef müssen Sie je<strong>de</strong>n Tag Entscheidungen fällen und Strategien festlegen. ProFirma Professional<br />

unterstützt Sie in <strong>de</strong>r täglichen Arbeit mit praktischen Rechnern, Checklisten, Mustertexten und Fachbeiträgen<br />

zu <strong>de</strong>n Themen Unternehmensführung, Marketing, Vertrieb, Personal, Steuern und Finanzen.<br />

DAS TOP-THEMA DES MONATS<br />

Mit <strong>de</strong>m Top-Thema <strong>de</strong>s Monats bietet ProFirma Professional seinen<br />

Abonnenten eine Zusammenstellung von Fachbeiträgen und Arbeitshilfen<br />

zu einem aktuellen Thema.<br />

Vertriebsplanung 2011<br />

Gute und richtige Vertriebsplanung setzt Strategien wirkungsvoll<br />

in operative Resultate um. Erfahren Sie mehr über die zentralen<br />

Unterschie<strong>de</strong> von Absatzprognose und Planung und die erfolgreiche<br />

Einbindung <strong>de</strong>r Vertriebsplanung in Ihre Produkt-Markt-<br />

Strategien. <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2366145<br />

Keine Zukunft ohne langfristige Planung <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 729792<br />

Planung mit IT-Unterstützung <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2167304<br />

Businessplan-Tool <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 567644<br />

NEU IM PROFESSIONAL<br />

Eine kleine Auswahl von neuen Dokumenten und Arbeitshilfen auf<br />

ProFirma Professional.<br />

■ Suchmaschinenmarketing <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2365862<br />

Im Fachbeitrag wer<strong>de</strong>n die wichtigsten Parameter für organische<br />

Treffer sowie die Kostenstrukturen für gekaufte Treffer erläutert.<br />

■ Auswirkungen <strong>de</strong>s BilMoG <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2280708<br />

Aktualisierte Darstellung <strong>de</strong>s Bilanzrechtsmo<strong>de</strong>rnisierungsesetzes<br />

zugeschnitten auf die Än<strong>de</strong>rungen für KMU.<br />

■ Sozialversicherungswerte 2011 <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2390605<br />

Übersicht aller im Versicherungs- und Beitragsrecht <strong>de</strong>r Sozialversicherung,<br />

insbeson<strong>de</strong>re im Krankenversicherungs- und Pfl egeversicherungsbereich,<br />

für 2011 relevanten Bezugs- und Rechengrößen.<br />

■ Probearbeitszeitvertrag <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 435664<br />

Vertragsmuster mit Urlaubsklausel, welche die EuGH- und BAG-Rechtsprechung<br />

zum Urlaubsanspruch bei längerer Krankheit berücksichtigt.<br />

THEMEN IM DEZEMBER<br />

ONLINE-SEMINARE<br />

ProFirma Professional bietet Abonnenten regelmäßig kostenfreie<br />

Online-Seminare zu aktuellen Themen o<strong>de</strong>r Fragen an.<br />

Informieren Sie sich bequem und vom eigenen Schreibtisch aus<br />

über neueste Entwicklungen.<br />

Nächste Themen:<br />

Banner, Adwords, SEM: Online-Marketing für KMU<br />

Dienstag, 30. November, 11 Uhr, Dauer zirka 60 Minuten,<br />

die Teilnahmegebühr ist in Ihrem Abo enthalten.<br />

Umfassen<strong>de</strong>s Marketing ist heute crossmedial, Printkampagnen<br />

und Anzeigen müssen mit Werbeaktionen im Internet verknüpft<br />

wer<strong>de</strong>n. Unser Experte Harald R. Fortmann, Inhaber <strong>de</strong>r Agentur<br />

Yellow Tomato, Hamburg, zeigt, was Werbung im Internet erfolgreich<br />

macht und wie KMU Suchmaschinenmarketing, Banner und<br />

Google Adwords erfolgreich einsetzen.<br />

Erfolgreiche Einwandbehandlung<br />

Freitag, 10. Dezember, 11 Uhr, Dauer zirka 60 Minuten,<br />

die Teilnahmegebühr ist in Ihrem Abo enthalten.<br />

Die Kunst, mit Einwän<strong>de</strong>n und Gegenargumenten partnerschaftlich<br />

umzugehen und im richtigen Moment <strong>de</strong>n Geschäftsabschluss<br />

zu suchen, gehört zum wichtigsten Erfolgsrepertoire<br />

eines Verkäufers – nicht nur in Krisenzeiten. Der Trainer und<br />

Vertriebsexperte Markus Euler gibt Ihnen wichtige Tipps für die<br />

erfolgreiche Einwandbehandlung am Telefon und im persönlichen<br />

Verkaufsgespräch.<br />

■ Die aktuellen Themen <strong>de</strong>r Online-Seminare und die Anmeldung<br />

fi n<strong>de</strong>n Sie auf Ihrer Startseite unter Services/Online-Seminare<br />

ONLINE-PRODUKTSCHULUNG<br />

ProFirma Professional effi zient einsetzen<br />

Damit Sie Ihre Software bei Ihrer täglichen Arbeit optimal einsetzen,<br />

haben wir in einem 60-minütigen Vi<strong>de</strong>o alle wichtigen Funktionen<br />

<strong>de</strong>r Software ausführlich erklärt.<br />

■ Das Vi<strong>de</strong>o fi n<strong>de</strong>n Sie über Ihre Startseite unter<br />

Services/Online-Produktschulung<br />

Testen Sie ProFirma Professional drei Monate lang zum<br />

exklusiven Preis von nur 38,60 Euro. Sie sparen dabei<br />

35 % zum regulären Preis und erhalten eine Prämie,<br />

<strong>de</strong>n <strong>Haufe</strong> Taschengui<strong>de</strong> „Re<strong>de</strong>n Trainer“. Mehr unter<br />

www.profi rma.<strong>de</strong>/abonnement<br />

6 ProFirma 12 2010<br />

3 Monate<br />

für nur<br />

38,60<br />

Euro


Wir Unternehmer – Innovator <strong>de</strong>s Monats<br />

Bruckbauers neuartiger Dunstabzug schlürft <strong>de</strong>n Kochdampf einfach nach unten weg. Das hat aber seinen Preis.<br />

Willi Bruckbauer<br />

Hokus Pokus - Dampfverschwindibus<br />

Der bayerische Schreinermeister hat einen neuartigen Küchendampfabzug kreiert,<br />

für <strong>de</strong>n er mit <strong>de</strong>m Deutschen Grün<strong>de</strong>rpreis ausgezeichnet wur<strong>de</strong>. VON MICHAEL BAHNERTH<br />

Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Gesprächs ist Radrennsport das Thema. Willi<br />

Bruckbauer kennt sich damit aus, war fünf Mal Bayerischer<br />

Meister auf <strong>de</strong>r Bahn und fuhr Sechs-Tage-Rennen. Das war<br />

bevor <strong>de</strong>r Schreinermeister anfi ng, Küchen zu entwerfen und<br />

zu bauen, bevor er vor drei Jahren eine funktionieren<strong>de</strong> Dunstabzugstechnik<br />

entwickelte, die <strong>de</strong>n fettigen Dampf beim Kochen<br />

nach unten abzieht, sodass Mensch und Raum nach <strong>de</strong>m<br />

Kochen immer noch so riechen wie vor <strong>de</strong>m Kochen. „Prima<br />

Klima in <strong>de</strong>r Küche“, nennt er das auf <strong>de</strong>r Homepage seiner<br />

Firma, <strong>de</strong>r Bora Lüftungstechnik GmbH in Raubing.<br />

„Ich habe nichts neu erfun<strong>de</strong>n“, sagt <strong>de</strong>r 44-Jährige mit Beschei<strong>de</strong>nheit,<br />

„aber ich habe etwas Bestehen<strong>de</strong>s entwickelt,<br />

sodass es funktioniert.“ Heißer, fetthaltiger Dampf steigt mit<br />

einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekun<strong>de</strong>. Bruckbauers<br />

Kochfeldabzug erzeugt einen Sog von vier Metern<br />

pro Sekun<strong>de</strong>. Die dadurch entstehen<strong>de</strong> Querströmung zieht<br />

<strong>de</strong>n Dampf nach unten und lässt ihn durch eine schlitzartige<br />

Öffnung zwischen <strong>de</strong>n Kochfel<strong>de</strong>rn sozusagen verschwin<strong>de</strong>n,<br />

wo er an einem E<strong>de</strong>lstahl-Fettfi lter hängen bleibt. Weil<br />

es sich um ein geschlossenes System han<strong>de</strong>lt, hat <strong>de</strong>r Dampf<br />

keine Chance. Drei Jahre hat Bruckbauer die herkömmlichen<br />

Dunstabzugssysteme analysiert, bis er zum Schluss kam, dass<br />

das Problem daran liegt, dass <strong>de</strong>r Dunst sich beim Abziehen<br />

verwirbelt und so nicht effi zient abgesogen wird. Mithilfe<br />

eines Spoilers löste Bruckbauer das Problem. „Strömungsoptimierte<br />

Geometrie“ nennt er das. Und weil Motor und Dunstabzug<br />

voneinan<strong>de</strong>r getrennt sind, <strong>de</strong>r Motor etwa an einer<br />

Außenwand o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Dach angebracht wer<strong>de</strong>n kann,<br />

hört man <strong>de</strong>n Abzug nicht. Auf höchster Stufe bringt er es auf<br />

54 Dezibel (A). Ein Steak in <strong>de</strong>r Pfanne kommt auf 70.<br />

Drei Jahre lang gibt’s die Revolution in <strong>de</strong>r Dunstabzugstechnik<br />

schon. Die Entwicklungskosten waren hoch. „Ein Haus in<br />

Oberbayern hätte ich mir dafür kaufen können.“ Ein Bruckbauer-Kochfeldabzug<br />

kostet 2.500 Euro. Aber erst jetzt ist<br />

richtig Dampf im Geschäft. „Die Küchenbranche ist konservativ“,<br />

erklärt Bruckbauer, „da hieß es einfach, ein Küchenabzug<br />

ist oben. Basta.“ Das sei mittlerweile besser gewor<strong>de</strong>n, erzählt<br />

er, die Branche habe die neue Abzugskultur inzwischen angenommen.<br />

Geholfen hat ihm dabei, dass er dieses Jahr <strong>de</strong>n<br />

Deutschen Grün<strong>de</strong>rpreis gewonnen hat. Seither expandiert<br />

seine Firma. „Ja“, sagt Bruckbauer, „ich habe gera<strong>de</strong> Rückenwind,<br />

das ist für einen ehemaligen Radrennfahrer natürlich<br />

sehr angenehm.“ Das war <strong>de</strong>r Moment, in <strong>de</strong>m Radsport das<br />

Thema wur<strong>de</strong>. Und jetzt tritt Bruckbauer in die Pedale, was<br />

geht. Wer weiß schon, wie lange <strong>de</strong>r Wind von hinten kommt<br />

auf dieser Fahrt, die keine Ziellinie hat. www.boragmbh.com<br />

8 ProFirma 12 2010<br />

Foto: Bora GmbH


nur<br />

199,90 ¤<br />

„ Löhne und Gehälter per<br />

Knopfdruck abrechnen.<br />

Lexware hat mich überzeugt –<br />

typisch Marktführer!“<br />

Alles in Ordnung<br />

Lexware lohn+gehalt führt Sie Schritt für Schritt fehlerfrei durch die gesamte<br />

Lohn- und Gehaltsabrechnung. Dank ELSTER und dakota verschicken Sie alle<br />

wichtigen Dokumente ans Finanzamt o<strong>de</strong>r die Krankenkasse mühelos.<br />

Jetzt kostenlos 4 Wochen testen. www.lexware.<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r per Telefon: 0180 5398011*<br />

* 0,14 ¤/Min., max. 0,42 ¤/Min. mobil. Ein Service von dtms.


Wir Unternehmer – Debatte<br />

Jetzt investieren?<br />

Unternehmer wer<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r mutiger<br />

Industriebauspezialist Peter F. Rieland beobachtet bei Investitionen in<br />

Gewerbeimmobilien einen klaren Trend nach oben. VON MONIKA HOFMANN<br />

Wenn nicht jetzt – wann dann? Natürlich<br />

muss je<strong>de</strong>r selbst entschei<strong>de</strong>n, ob<br />

sein Unternehmen <strong>de</strong>rzeit eine Investition<br />

verkraftet, aber die Bedingungen<br />

sind so günstig wie schon lange nicht<br />

mehr: Die Zinsen bewegen sich auf<br />

niedrigem Niveau, die Banken halten<br />

sich bei <strong>de</strong>r Kreditvergabe nicht mehr<br />

so stark zurück wie die Jahre zuvor, die<br />

Konjunktur erholt sich. Ebenso weisen<br />

die Wirtschaftsprognosen für Gewerbeimmobilien<br />

wie<strong>de</strong>r klar nach oben.<br />

Diesen Trend können wir bestätigen:<br />

Unsere Anfragen für Industriebauten<br />

nehmen zu und wer<strong>de</strong>n konkreter. So<br />

Jetzt kraftvoll durchstarten<br />

Marc Ostmann hat sich mit Anhängern eine Marktnische<br />

erobert. Er investiert in eine neue Halle, um bald mit<br />

mehr Mitarbeitern mehr Aufträge stemmen zu können.<br />

Es wur<strong>de</strong> höchste Zeit: In wenigen Monaten ist unsere neue Halle<br />

fertig, wir ziehen endlich um. Denn unsere alten Räume boten<br />

zu wenig Platz, um dort alle Aufträge zu bewältigen. Zu<strong>de</strong>m<br />

verfügt unser neuer Standort über eine bessere Verkehrsanbindung<br />

und repräsentativere Räume. Zwei neue Mitarbeiter sollen<br />

bald das Team ergänzen. Mit unserer kleinen Marktnische<br />

haben wir die Krise gut überstan<strong>de</strong>n – und können jetzt, nach<br />

<strong>de</strong>r Investition, durchstarten. Unsere patentierte Innovation,<br />

ein luftgefe<strong>de</strong>rter Anhänger, <strong>de</strong>r sich bis zum Bo<strong>de</strong>n absenken<br />

lässt und so das Verla<strong>de</strong>n erleichtert, hat uns bun<strong>de</strong>s- und europaweit<br />

Kun<strong>de</strong>n beschert. Zumal sich <strong>de</strong>r Anhänger nicht nur<br />

für <strong>de</strong>n Transport von edlen Fahrzeugen eignet, son<strong>de</strong>rn auch<br />

für Kleinunternehmer, die dann keinen eigenen<br />

Lkw brauchen. Ebenso fertigen wir<br />

individuell zusammengestellte Anhänger.<br />

Diese Standbeine erlauben es uns, weiter<br />

auf Wachstumskurs zu bleiben.<br />

Marc Ostmann führt die Ostmann Fahrzeugbau<br />

GmbH in Bissendorf, die sieben<br />

Mitarbeiter beschäftigt.<br />

planen viele Unternehmer Investitionen<br />

in Industrie- und Bürobauten, die<br />

bereits im Jahr 2011 umgesetzt wer<strong>de</strong>n<br />

sollen.<br />

Wir begleiten unsere Kun<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r<br />

ersten I<strong>de</strong>e bis hin zur Fertigstellung –<br />

dieser Rundumservice ist unsere Spezialität.<br />

Für das zunehmen<strong>de</strong> operative Geschäft<br />

sind wir bestens gerüstet. Denn<br />

wir haben während <strong>de</strong>r Krise alle Mitarbeiter<br />

an Bord behalten, uns um die<br />

Aus- und Weiterbildung gekümmert,<br />

sodass wir jetzt sogar gestärkt aus <strong>de</strong>r<br />

Krise hervorgehen. Der Aufschwung<br />

kann kommen.<br />

Peter F. Rieland ist Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Freyler Industriebau GmbH in<br />

Kenzingen. Das Unternehmen beschäftigt<br />

320 Mitarbeiter.<br />

Rechtzeitig die Weichen stellen<br />

Michael Regnauer ist überzeugt: Wer <strong>de</strong>n beginnen<strong>de</strong>n<br />

Aufschwung für nachhaltige Investitionen nutzt, punktet<br />

künftig im Wettbewerb.<br />

Wir spüren <strong>de</strong>n Aufschwung: Die Anfragen nach Gewerbebauten<br />

nehmen zu. Unser Fokus liegt auf ökologischen, energieeffi<br />

zienten Fertigbauten aus Holz. Viele Unternehmer wollen<br />

jetzt investieren. Der Zeitpunkt ist gut gewählt. Denn wer<br />

zu Beginn <strong>de</strong>s Aufschwungs investiert, stellt die Weichen für<br />

die Zukunft. Wichtig ist, frühzeitig mit solchen Projekten zu<br />

starten, da sie einen längeren Vorlauf haben. Aber auch das<br />

wachsen<strong>de</strong> operative Geschäft lässt sich später nur dann reibungslos<br />

bewältigen, wenn rechtzeitig gebaut wur<strong>de</strong>. Zu<strong>de</strong>m<br />

geht es immer stärker darum, sich als Unternehmen zu positionieren,<br />

das auf ökologische Aspekte setzt. Energieeffi ziente<br />

Bauten sparen dabei Kosten, schonen die Umwelt und sorgen<br />

für ein angenehmes Arbeitsumfeld. Darauf<br />

achten qualifi zierte Fachkräfte zunehmend.<br />

Firmen mit guter Klimabilanz<br />

haben daher künftig auch im Wettbewerb<br />

um gute Mitarbeiter die Nase vorn.<br />

Michael Regnauer leitet als Geschäftsführer die<br />

Regnauer Fertigbau GmbH & Co. KG in Seebruck<br />

am Chiemsee und beschäftigt 200 Mitarbeiter.<br />

10 ProFirma 12 2010<br />

Fotos: privat


Wir Unternehmer – Porträt<br />

Tobias Baumann<br />

Der Mann für danach<br />

Tobias Baumann hat die <strong>de</strong>utsche Tochter <strong>de</strong>r US-Firma Rainbow International zu<br />

einem <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Sanierer von Brand- und Wasserschä<strong>de</strong>n gemacht. Seine Franchise-<br />

Partner, wie Björn Richter in Heilbronn, haben gut zu tun. VON HANS-WALTER NEUNZIG<br />

Eigentlich möchte man Björn Richter lieber nicht kennenlernen.<br />

Zumin<strong>de</strong>st nicht berufl ich. Dabei ist er ein richtig netter<br />

Kerl: Kurzes Haar, blaue Augen, gewinnen<strong>de</strong>s Lächeln und<br />

ein zupacken<strong>de</strong>r Hän<strong>de</strong>druck. Ein Mann, <strong>de</strong>r Kompetenz und<br />

Sachverstand ausstrahlt. Aber wenn man Richter von Berufs<br />

wegen kennenlernt, ist vorher irgen<strong>de</strong>twas gründlich schiefgegangen.<br />

Er ist nämlich <strong>de</strong>r Chef <strong>de</strong>r Rainbow-International-<br />

Nie<strong>de</strong>rlassung in Heilbronn. Dies ist nicht <strong>de</strong>r örtliche Ableger<br />

von Greenpeace o<strong>de</strong>r Robin Wood, wie <strong>de</strong>r Name glauben<br />

machen könnte, son<strong>de</strong>rn eine Spezialfi rma für die Komplettsanierung<br />

von Brand- o<strong>de</strong>r Wasserschä<strong>de</strong>n.<br />

In dieser Eigenschaft steht Björn Richter im Dachgeschoss<br />

eines ehemals schmucken Einfamilienhauses am Hang im<br />

idyllisch gelegenen Örtchen Weinsberg knöcheltief in Schutt<br />

und Asche. Verkohlte Dachsparren ragen in <strong>de</strong>n grau verhangenen<br />

Himmel; was von <strong>de</strong>r Einrichtung übrig geblieben<br />

ist, starrt vor Ruß, das Löschwasser ist durch zwei Etagen<br />

bis in <strong>de</strong>n Keller gedrungen. „Bei uns auf <strong>de</strong>m Land geht die<br />

Feuerwehr eben auf Sicherheit“, kommentiert Richter die<br />

Wasserschä<strong>de</strong>n mit einer resignierten Gebär<strong>de</strong>. „Scha<strong>de</strong>nursache:<br />

Vermutlich Fettbrand“, heißt es lakonisch im Einsatzbericht<br />

<strong>de</strong>s Kreisfeuerwehrverbands. Die Scha<strong>de</strong>nhöhe? Rund<br />

150.000 Euro, meint Richter, so haben es seine Projektleiter<br />

akribisch aufgenommen. Während er sich an <strong>de</strong>r Brandstelle<br />

umsieht, schaufeln zwei seiner Männer Schutt in bereitstehen<strong>de</strong><br />

Container. Zwei weitere <strong>de</strong>montieren heil gebliebene Möbelstücke,<br />

um sie zur Firmenzentrale in einem Gewerbegebiet<br />

im nahe gelegenen Heilbronn zu transportieren. Dort wer<strong>de</strong>n<br />

sie gereinigt und gelagert, bis <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>n behoben ist.<br />

„Bei Rainbow International Deutschland bin ich so etwas<br />

wie ein Urgestein“, erzählt Björn Richter, als er <strong>de</strong>n Bus mit<br />

<strong>de</strong>m blau-rot-weißen Logo vor <strong>de</strong>r Firmenzentrale parkt. Im<br />

Jahr 2003 hatte <strong>de</strong>r Schreinermeister mit einem Mitarbeiter<br />

als Franchise-Partner von Rainbow International begonnen.<br />

Das Konzept hatte ihn überzeugt, ein eigenes Häuschen als Sicherheit<br />

für <strong>de</strong>n Gründungskredit war vorhan<strong>de</strong>n. Zu Beginn<br />

musste er selbst mit anpacken. Heute beschäftigt seine Firma<br />

34 Mitarbeiter, 27 Fahrzeuge laufen mit <strong>de</strong>m Rainbow-International-Logo,<br />

im vorigen Jahr hat Richter rund zwei Millionen<br />

Euro umgesetzt. Und mittlerweile kommt er selbst kaum<br />

noch vom Schreibtisch weg. Das sieht er mit einem lachen<strong>de</strong>n<br />

und einem weinen<strong>de</strong>n Auge. Aber davon später mehr.<br />

Eine krisensichere Branche<br />

Rund 130 Kilometer entfernt, in <strong>de</strong>r Systemzentrale im schwäbischen<br />

Städtchen Aalen, lehnt sich Rainbow-International<br />

Deutschland-Chef Tobias Baumann in seinem Sessel zurück.<br />

Er setzt sein jungenhaftes Hab-ich’s-nicht-gesagt-Lächeln auf,<br />

breitet wie entschuldigend die Arme aus und sagt: „Wir haben<br />

ein äußerst krisensicheres Geschäft. Ob städtisches o<strong>de</strong>r<br />

ländliches Gebiet? Egal. Die Kaufkraft <strong>de</strong>r Region? Spielt keine<br />

Rolle. Die konjunkturelle Lage? Nicht entschei<strong>de</strong>nd. Wir<br />

haben auch keine saisonalen Schwankungen, sieht man mal<br />

von Elementarschä<strong>de</strong>n wie Hochwasser o<strong>de</strong>r Starkregen ab.<br />

Entschei<strong>de</strong>nd ist nur, sich ein entsprechen<strong>de</strong>s Stück vom Kuchen<br />

<strong>de</strong>r Brand- und Wasserscha<strong>de</strong>nsanierung zu sichern.“<br />

Es ist tatsächlich ein bemerkenswert krisensicheres Geschäft,<br />

wenn man <strong>de</strong>n Statistiken <strong>de</strong>s Gesamtverbands <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Versicherungswirtschaft glaubt. Rund drei Milliar<strong>de</strong>n Euro beträgt<br />

seit Jahren mehr o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>r kontinuierlich die Scha<strong>de</strong>nsumme<br />

für Brand-, Wasser o<strong>de</strong>r Elementarschä<strong>de</strong>n, die Versicherungen<br />

regulieren. Allein durch Leitungswasser entstehen<br />

in privaten und gewerblichen Gebäu<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>s Jahr Schä<strong>de</strong>n<br />

für 1,7 Milliar<strong>de</strong>n Euro. „Es gibt nichts Garantierteres in<br />

Deutschland als einen Leitungswasserscha<strong>de</strong>n“, sagt Rainbow-<br />

International-Chef Baumann. „Was ein Franchise-Partner in<br />

seinem Gebiet an Potenzial bei Wasserschä<strong>de</strong>n hat, lässt sich<br />

leicht anhand <strong>de</strong>r Kilometer Leitungslänge und <strong>de</strong>r Anzahl<br />

<strong>de</strong>r Haushalte hochrechnen. Deswegen haben die exklusiven<br />

Franchise-Gebiete zwischen 200.000 und 400.000 Einwohner,<br />

<strong>de</strong>nn damit ist, sofern die Akquise stimmt, ein Potenzial von<br />

12 ProFirma 12 2010


zwei bis drei Millionen Euro zu realisieren. „Entschei<strong>de</strong>nd ist,<br />

wie gut unsere örtlichen Partner vernetzt sind und wie effektiv<br />

sie unseren Servicegedanken rüberbringen“, sagt Baumann.<br />

Und <strong>de</strong>r heißt: Alle Dienstleistungen, von <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>saufnahme<br />

und -dokumentation über die Handwerkerarbeiten bis zur<br />

Abrechnung mit <strong>de</strong>r Versicherung, aus einer Hand.<br />

Wenn Tobias Baumann über sein Unternehmen, <strong>de</strong>n Master-<br />

Franchise-Partner <strong>de</strong>r amerikanischen Rainbow International,<br />

spricht, gibt es manchmal kein Halten mehr. Dann tackert er<br />

Sätze wie ein Maschinengewehr. So wie: „Clevere Unternehmer<br />

arbeiten heute konsequent an ihrem Unternehmen und<br />

nicht in ihrem Unternehmen.“ Das darf er heute sagen. Angefangen<br />

hat es allerdings an<strong>de</strong>rs. Und dafür muss man ein paar<br />

Jahre zurückgehen, genau bis zum 25. September 1991. Da<br />

saß er mit seiner Frau Martina in einem Flugzeug in die USA,<br />

Tobias Baumann (r.) hat Rainbow International<br />

Deutschland zu einem Management-Franchise-System<br />

umgebaut. In <strong>de</strong>r Systemzentrale in Aalen wer<strong>de</strong>n<br />

auch die Servicetechniker (oben) geschult.<br />

auf <strong>de</strong>m Weg ins texanische Waco. Dort wollte Baumann, <strong>de</strong>r<br />

bis dahin in Nürnberg BWL studiert hatte, bei <strong>de</strong>r dortigen<br />

Dwyer-Group, einem Franchise-Spezialisten, sein Praxissemester<br />

absolvieren. 80 Bewerbungen hatte Baumann zuvor an<br />

amerikanische Franchise-Geber versandt. Unter <strong>de</strong>n wenigen,<br />

die antworteten, war die Dwyer-Group. Denn Franchise sollte<br />

es unbedingt sein, da war sich <strong>de</strong>r damals 21-Jährige schon<br />

früh sicher. Denn er hatte schon einen Plan in <strong>de</strong>r Tasche. <strong>Als</strong><br />

ältester Sohn war er als Nachfolger für <strong>de</strong>n elterlichen Betrieb<br />

auserkoren, die Baumann Creative GmbH.<br />

ProFirma 12 2010<br />

Mit <strong>de</strong>r Dwyer-Group hatte er sich einen Branchenriesen ausgesucht.<br />

Heute setzt die amerikanische Gruppe mit sieben<br />

verschie<strong>de</strong>nen Franchise-Systemen rund eine Milliar<strong>de</strong> Dollar<br />

im Jahr um. Praktikant Baumann schlug sich in <strong>de</strong>r Unternehmensgruppe<br />

zunächst mit <strong>de</strong>m Franchise-System für Ba<strong>de</strong>wannenbeschichtungen<br />

herum, bevor er zu Rainbow International<br />

wechselte, einem Dienstleister für Teppichbo<strong>de</strong>n- und<br />

Polstermöbelreinigung. Auf einer Weihnachtsfeier lernte Tobias<br />

Baumann aus „good old germany“ <strong>de</strong>n charismatischen<br />

Grün<strong>de</strong>r Don Dwyer kennen. Weil er schon damals davon<br />

überzeugt war, auch die <strong>de</strong>utschen Hausfrauen von Gründlichkeit<br />

und Hygiene à la Rainbow International überzeugen<br />

zu können, fasste er Mut und sprach Dwyer an. „Wenn Sie<br />

mal in Deutschland etwas unternehmen wollen, dann kontaktieren<br />

Sie mich.“ Don Dwyer fackelte nicht lange. „Komm‘<br />

morgen früh um acht in mein Büro und stell mir <strong>de</strong>in Konzept<br />

vor“, beschied er <strong>de</strong>m vorwitzigen Novizen. Der verbrachte<br />

eine schlafl ose Nacht, schlug sich am an<strong>de</strong>ren Morgen wacker<br />

und erhielt von Dwyer die Zusage für weitere Gespräche über<br />

Rainbow International in Deutschland.<br />

Ähnlich hurtig ging es bei <strong>de</strong>n Baumanns auch in <strong>de</strong>r nächsten<br />

Zeit zu: Im März 1992 kehrten sie ins schwäbische Aalen<br />

zurück, bereits im Mai eröffneten sie <strong>de</strong>n ersten Rainbow-International-Betrieb<br />

in Deutschland. Wie<strong>de</strong>rum ein Jahr später<br />

wur<strong>de</strong> Bru<strong>de</strong>r Daniel, <strong>de</strong>r heute das elterliche Unternehmen<br />

leitet, <strong>de</strong>r erste Franchise-Nehmer. Während sich <strong>de</strong>r frischgebackene<br />

Rainbow-International-Grün<strong>de</strong>r im Spagat zwischen<br />

Studienbeendigung, Auftrags-Akquise und operativem<br />

Geschäft versuchte, schmiss seine Frau die Büroorganisation.<br />

„Das Reinigungsgeschäft war in <strong>de</strong>n 90er-Jahren ein hart umkämpfter<br />

Markt“, erzählt Baumann heute. „In <strong>de</strong>n USA<br />

13


Wir Unternehmer – Porträt<br />

sind es die Hausfrauen es gewöhnt, dass einmal im Jahr <strong>de</strong>r<br />

Polsterreiniger kommt. Man muss dann nur noch Folgetermine<br />

ausmachen. In Deutschland war das nicht so einfach.“<br />

Turnaround nach britischem Vorbild<br />

Unter<strong>de</strong>ssen hatte sich die britische Rainbow-International-<br />

Dependance neu erfun<strong>de</strong>n und auf die Sanierung von Brand-<br />

und Wasserschä<strong>de</strong>n spezialisiert – eine Dienstleistung, in<br />

<strong>de</strong>r Tobias Baumann schnell einen krisensicheren Markt erkannte.<br />

„Die Branche <strong>de</strong>r Brand- und Wasserscha<strong>de</strong>nsanierer<br />

wur<strong>de</strong> traditionell von lokalen Handwerksbetrieben dominiert“,<br />

erklärt Baumann. „Die Top drei <strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>sweit aktiven<br />

Komplettsanierer haben zusammen weniger als zehn Prozent<br />

Marktanteil. Aber die Handwerker können kaum einen Service<br />

aus einer Hand bieten, wie wir es tun. Das schätzen die<br />

Versicherungen. Für die Scha<strong>de</strong>naufnahme, Sanierung und<br />

Dokumentation gibt es nur einen Ansprechpartner.“<br />

Björn Richter in Heilbronn bestätigt diesen Vorteil. „Wir haben<br />

gute Kontakte aufgebaut. Oft schicken die Versicherer<br />

nicht einmal eigene Regulierer zum Scha<strong>de</strong>nort. Das spart<br />

richtig Geld. Unsere Dokumentationen und Scha<strong>de</strong>naufnahmen<br />

sind so <strong>de</strong>tailliert, dass sie getrost am Schreibtisch sitzen<br />

bleiben können“, sagt Richter. Das gilt aber mittlerweile auch<br />

„Unsere Dokumentationen sind so<br />

<strong>de</strong>tailliert, dass die Regulierer <strong>de</strong>r Versicherungen<br />

daheimbleiben können.“<br />

BJÖRN RICHTER, HEILBRONN<br />

für ihn. Was er, wie bereits erwähnt, mit einem lachen<strong>de</strong>n und<br />

einem weinen<strong>de</strong>n Auge sieht. Rund 1.000 Schä<strong>de</strong>n hat seine<br />

Firma im Jahr 2009 abgewickelt. Die meisten hat er nur auf<br />

Fotos am Computer gesehen. Das ist auch seine erste „Amtshandlung“<br />

an einem Arbeitstag: Computer hochfahren, die<br />

Seite <strong>de</strong>s Kreis-Feuerwehrverbands aufrufen und nach neuen<br />

Scha<strong>de</strong>nmeldungen sehen. Anschließend blickt er auf <strong>de</strong>n<br />

Nie<strong>de</strong>rschlagsradar <strong>de</strong>r ba<strong>de</strong>n-württembergischen Unwetterzentrale.<br />

„Man will ja wissen, was auf einen zukommt.“<br />

Dabei kann man dann auch gleich zwei Dinge von ihm lernen.<br />

Erstens: Elementarschä<strong>de</strong>n wie Hochwasser, Starkregen<br />

und Hagel haben zwischen Mai und Juli Saison. Und zweitens:<br />

„Raten Sie mal, was die häufi gste Brandursache in Privathaushalten<br />

ist.“ „Ääh ... Küchenbrän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r vielleicht brennen<strong>de</strong><br />

Christbäume?“ Der kräftige Schreinermeister grinst übers<br />

ganze Gesicht. „Wäschetrockner“, sagt er befriedigt über <strong>de</strong>n<br />

Ahnungslosen. „Das sind regelrechte Zeitbomben. Textilien,<br />

Flusen, Hitze, Rotation und Elektrik – das alles zusammen ist<br />

gefährlich. Wer einen Wäschetrockner unbeaufsichtigt lässt,<br />

spielt mit seinem Leben.“<br />

In <strong>de</strong>r im Jahr 2006 bezogenen Systemzentrale nahe Aalen<br />

sticht Tobias Baumann im Sauseschritt durch das dreistöckige<br />

Gebäu<strong>de</strong>. Plastikplanen, Stän<strong>de</strong>rwän<strong>de</strong>, gegossener Estrich<br />

hinter einer Stahltür: „Hier, unser Trainingszentrum für Wasserschä<strong>de</strong>n.<br />

Leckageortung, Thermografi ekameras, Feuchtigkeitsmesser,<br />

Trocknungsgeräte.“ Und dort: „Schulungsräume<br />

für Servicetechniker. Die sind am Schluss ihrer vierwöchigen<br />

Erstschulung.“ Da drüben: „Unser Call-Center: Noch während<br />

ein Franchise-Partner seine Erstschulung absolviert, machen<br />

die Mitarbeiter dort schon die ersten Geschäftstermine für ihn<br />

aus.“ Und auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite: „Die zentrale Finanzbuchhaltung<br />

für sämtliche Partner, inklusive Lohnbuchhaltung. Das<br />

hält unseren Partnern <strong>de</strong>n Rücken frei, und wir können im<br />

Vergleich aller Nie<strong>de</strong>rlassungen schon im Ansatz erkennen,<br />

wenn etwas aus <strong>de</strong>m Ru<strong>de</strong>r läuft.“<br />

Die Entscheidung für <strong>de</strong>n Turnaround nach britischem Vorbild<br />

hatte für Baumanns Geschäftsmo<strong>de</strong>ll weitreichen<strong>de</strong> Konsequenzen.<br />

„Wir mussten aus <strong>de</strong>n One-Man-Betrieben mit<br />

Ehefrau-Unterstützung ein Management-Franchise-Konzept<br />

machen“, erzählt er. „Wir haben einige Zeit gebraucht, bis alle<br />

Standards stan<strong>de</strong>n, alle Handbücher übersetzt waren und wir<br />

eigene Strategien entwickelt hatten.“ Seit<strong>de</strong>m steht nicht mehr<br />

die handwerkliche Dienstleistung im Vor<strong>de</strong>rgrund, son<strong>de</strong>rn<br />

das Management und die Koordination <strong>de</strong>s Scha<strong>de</strong>nfalls. Ein<br />

Rainbow-International-Franchise-Partner<br />

kommt heute nicht mehr zwingend<br />

aus <strong>de</strong>r Baubranche. Dafür muss er über<br />

Managementerfahrung verfügen. Denn<br />

mittlerweile startet ein neuer Rainbow-<br />

International Unternehmer in seinem<br />

Gebiet mit fünf Vollzeitangestellten: In<br />

<strong>de</strong>r Regel mit einem Hochbautechniker<br />

o<strong>de</strong>r Ingenieur als Projektleiter, einer<br />

Sekretärin, zwei handwerklichen Mitarbeitern<br />

und einem Teamleiter, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Bereich Reinigung koordiniert. Das hat auch Folgen für die<br />

Gründungsinvestitionen: 125.000 Euro wer<strong>de</strong>n für die Lizenz<br />

inklusive Geräte- und IT-Ausstattung fällig, weitere 125.000<br />

Euro für Betriebsmittel und <strong>de</strong>n Kontokorrentrahmen. „Das<br />

ist eine gewollte Einstiegshür<strong>de</strong>“, sagt Baumann. Und das<br />

Konzept funktioniert: Der Umsatz wuchs von 6,6 Millionen<br />

Euro in 2005 auf 26 Millionen Euro im vorigen Jahr. Es gibt<br />

nun 32 Franchise-Partner, vorwiegend in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg,<br />

Hessen und Bayern, mit rund 500 Mitarbeitern. Strategie:<br />

Organisches Wachstum mit Flächenab<strong>de</strong>ckung pro Bun<strong>de</strong>sland.<br />

Ziel mittelfristig: Rund 40 neue Franchise-Partner bis<br />

zum Jahr 2012. Ziel langfristig: Bun<strong>de</strong>sweite Ab<strong>de</strong>ckung mit<br />

250 bis 300 Rainbow-International-Partnern.<br />

Da ist es die pure Nostalgie, wenn Rainbow International<br />

Chef Björn Richter an <strong>de</strong>r eifrig telefonieren<strong>de</strong>n Schar seiner<br />

Projektleiter vorbeigeht und seufzt: „Heute mache ich kein<br />

Tagesgeschäft mehr. Und mittlerweile gibt es bei uns sogar<br />

Hierarchien.“ Er muss nun, wie Tobias Baumann es for<strong>de</strong>rt,<br />

an seinem Unternehmen anstatt in seinem Geschäft arbeiten.<br />

Das ist, sagen wir einmal, ein Luxusproblem.<br />

14 ProFirma 12 2010<br />

Fotos: Rainbow International


Hier ist die Uhrzeit gleich … … wie hier.<br />

Wir beliefern als<br />

einziges internationales<br />

Logistikunternehmen<br />

das „Dach <strong>de</strong>r Welt“.<br />

In dieser Einbahnstraße ist es üblich,<br />

auch gegen die Richtung zu fahren.<br />

Schutzhelme hoch im<br />

Kurs. 80% aller Kräne<br />

<strong>de</strong>r Welt stehen hier.<br />

IN GANZ CHINA ZU HAUSE – DHL EXPRESS.<br />

Für pünktliche Lieferungen sind gute Ortskenntnisse unabdingbar. <strong>Als</strong> Pioniere <strong>de</strong>s internationalen Express-Service und als die Ersten<br />

auf <strong>de</strong>m chinesischen Markt verfügen wir neben einem einmaligen Netzwerk über umfassen<strong>de</strong>s Wissen in <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn und in <strong>de</strong>r<br />

Zollabwicklung. Darum können wir auch überall in China schnell und zuverlässig liefern. Und das zu fairen Preisen.<br />

Nutzen Sie unsere Son<strong>de</strong>rkonditionen für <strong>de</strong>n internationalen<br />

Express-Versand und sparen Sie bis zu 50%*.<br />

simplydhl.com/germany<br />

Tagsüber Fischmarkt –<br />

nachts Abkürzung.<br />

*Son<strong>de</strong>rkonditionen gelten bei Abschluss <strong>de</strong>r Vereinbarung bis 31.12.2010. Das Angebot gilt für die Produkte DHL EXPRESS 9:00, 12:00, WORLDWIDE sowie DHL EXPRESS ENVELOPE. Die Preisersparnis bezieht sich auf <strong>de</strong>n jeweils aktuellen Listenpreis und ist abhängig von Produkt,<br />

Bestimmungsland und Sendungsaufkommen. Weitere Informationen fin<strong>de</strong>n Sie unter simplydhl.com/germany.


Wir Unternehmer – Mittelstand 2.0<br />

Einkaufsportal „Klick-Germany“<br />

Das Wahre hinter <strong>de</strong>r Ware<br />

Mit einem Konzept für Erlebniseinkauf realisierten eine ost<strong>de</strong>utsche Journalistin und<br />

ein west<strong>de</strong>utscher Fotograf ein Shopping-Portal mit <strong>de</strong>utschen Produkten. VON JÜRGEN CHRIST<br />

Je<strong>de</strong>n Dienstag um 10.10 Uhr kommt<br />

ein neuer Hersteller hinzu, verspricht<br />

die Startseite <strong>de</strong>s Einkaufsportals<br />

„Klick-Germany“. Doch bevor ein<br />

„Neuling“ ins Angebot aufgenommen<br />

wird, prüfen Jana Schütze und Andreas<br />

Krone das Unternehmen. Dazu steigen<br />

sie sogar in ihr rollen<strong>de</strong>s Büro – das<br />

Wohnmobil „Old Bessi“ – und touren<br />

durch Deutschland. „Wir besuchen die<br />

Werkstatt und sind neugierig auf die<br />

Geschichten hinter <strong>de</strong>m Produkt“, erklärt<br />

Jana Schütze, „Voraussetzung ist,<br />

dass <strong>de</strong>r Unternehmer von seinen I<strong>de</strong>en<br />

leben kann. Für Hobbyisten existieren<br />

an<strong>de</strong>re Portale im Web.“ Und so fi n<strong>de</strong>t<br />

<strong>de</strong>r Käufer auf Klick-Germany nicht nur<br />

Produktbeschreibungen, son<strong>de</strong>rn auch<br />

Fabrikantenporträts und Fotos.<br />

„Wir stellen die Menschen hinter <strong>de</strong>n<br />

Waren vor.“ Journalistin Schütze und<br />

Fotograf Krone arbeiten seit mehreren<br />

Jahren zusammen, überwiegend für<br />

Frauenzeitschriften. „Wir haben viele<br />

Storys über Frauen produziert, die sich<br />

mit einer I<strong>de</strong>e selbstständig gemacht<br />

haben.“ Frauen wie Kerstin Drechsel, die<br />

nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> arbeitslos wur<strong>de</strong>. <strong>Als</strong>o<br />

begann die Erzgebirglerin, in ihrem<br />

Wohnzimmer Engel, Nikoläuse und<br />

Weihnachtsmänner zu produzieren –<br />

winzig kleine Figuren. „Heute beschäftigt<br />

Kerstin Drechsel zwölf Mitarbeiter“,<br />

berichtet Jana Schütze. „Wir waren begeistert<br />

vom Mut solcher Frauen. Aber<br />

uns hat furchtbar genervt, dass <strong>de</strong>ren<br />

Produkte nicht am Wert <strong>de</strong>r Arbeit gemessen<br />

wur<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn ausschließlich<br />

am Preis“, so die 47-Jährige. <strong>Als</strong>o starteten<br />

Schütze und Krone im Jahr 2007<br />

ihr Internet-Portal mit 35 Herstellern<br />

und 300 Produkten. „Die Masse an Produkten<br />

in riesigen Warenhäusern hat<br />

uns vergessen lassen, dass hinter je<strong>de</strong>m<br />

Artikel, <strong>de</strong>n wir in die Hand nehmen,<br />

Menschen stecken. Die Waren sind<br />

anonyme Sachen gewor<strong>de</strong>n“, erklärt<br />

Jana Schütze, „Es gibt aber Kun<strong>de</strong>n, die<br />

wissen möchten, wo die Produkte hergestellt<br />

wer<strong>de</strong>n, welches Material ver-<br />

wen<strong>de</strong>t wird – und wer sie produziert.<br />

Solches Wissen schafft Vertrauen.“<br />

Heute stehen fast 300 Manufakturen in<br />

<strong>de</strong>r Online-Datenbank. Bereiche wie<br />

„Baby und Kind“, „Essen und Trinken“<br />

o<strong>de</strong>r „Mo<strong>de</strong> und Schmuck“ verzeichnen<br />

mehr als 3.000 Produkte „Ma<strong>de</strong> in Germany“.<br />

Und „Ma<strong>de</strong> in Germany“ <strong>de</strong>fi nieren<br />

die bei<strong>de</strong>n Macher so: „Bezogen auf<br />

das jeweilige Produkt müssen mehr als<br />

50 Prozent <strong>de</strong>r Wertschöpfung durch<br />

Arbeitskräfte hier in Deutschland erfolgt<br />

sein. Dabei reicht es nicht aus, <strong>de</strong>m<br />

Produkt lediglich eine Etikettierung zu<br />

geben, son<strong>de</strong>rn Fertigstellung, Montage<br />

o<strong>de</strong>r Vere<strong>de</strong>lung müssen hier stattfi n<strong>de</strong>n.“<br />

Aufgrund <strong>de</strong>s enormen Ansturms<br />

fi n<strong>de</strong>n die Online-Grün<strong>de</strong>r inzwischen<br />

nur noch wenig Zeit, alle Hersteller persönlich<br />

zu besuchen. Dafür können die<br />

bei<strong>de</strong>n Kommunikationsfachleute fast<br />

von <strong>de</strong>n Einnahmen ihres Einkaufsportals<br />

Jana Schütze und Andreas Krone mit <strong>de</strong>m Wohnmobil „Old Bessi“ auf Tour.<br />

leben. Und das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll ist simpel:<br />

Die Datenbank von Klick-Germany<br />

speichert alle Produktinformationen in<br />

Sparten, angereichert mit spannen<strong>de</strong>n<br />

Geschichten plus Bil<strong>de</strong>rn zu <strong>de</strong>n Menschen,<br />

die dahinterstehen. Bestellungen<br />

lan<strong>de</strong>n direkt beim Hersteller, Klick-Germany<br />

erhält eine Provision. „Die Kun<strong>de</strong>n<br />

können die Hersteller direkt kontaktieren,<br />

Produkte beeinfl ussen – zum<br />

Beispiel Farbe o<strong>de</strong>r Muster“, so Schütze,<br />

„Auf unserem Marktplatz halten Kun<strong>de</strong><br />

und Hersteller ein Schwätzchen.“<br />

16 ProFirma 12 2010<br />

Foto: Klick-Germany


Fin<strong>de</strong>n Sie Ihre Dateien schneller.<br />

Mit einem Server von Dell.<br />

Verbringen Sie eine nicht unerhebliche Zeit allein mit <strong>de</strong>r Dateisuche<br />

auf verschie<strong>de</strong>nen PCs? Die Dell PowerEdge Server mit Intel ® Xeon ®<br />

Prozessoren und Windows Server ® 2008 R2 Foundation ermöglichen<br />

die bequeme Speicherung und Sicherung von Daten an einem zentralen<br />

Speicherort. Und dabei kosten die installations- und wartungsfreundlichen<br />

PowerEdge Server nicht einmal unbedingt mehr als ein Desktop. Fin<strong>de</strong>n<br />

Sie jetzt Ihre Daten einfach, anstatt stun<strong>de</strong>nlang danach zu suchen.<br />

8 Grün<strong>de</strong> für ein Upgra<strong>de</strong><br />

www.<strong>de</strong>ll.<strong>de</strong>/FIRSTSERVER<br />

Sparen Sie 216 €<br />

PowerEdge T110<br />

Ihr i<strong>de</strong>aler erster Server<br />

719 € 855 €<br />

zzgl. MwSt.<br />

inkl. MwSt.<br />

Gratis Versand<br />

E-VALUE co<strong>de</strong>: NP11-PE4T110RFS<br />

Angebot gültig bis zum 28.01.2011<br />

Angebot gültig bis zum 28.01.2011<br />

Rufen Sie uns an für ein Server-Angebot: 0800 192 33 55<br />

• Intel ® Core i3-540 Prozessor (3.06 GHz,<br />

4 MB Cache)<br />

• Windows Server 2008 R2 Foundation Edition<br />

• 2GB RAM (2x1GB), 1066MHz<br />

• 500GB 7.2K rpm SATA HDD Festplatte<br />

• 3 Jahre ProSupport für Endbenutzer<br />

Celeron, Celeron Insi<strong>de</strong>, Centrino, Centrino Insi<strong>de</strong>, Core Insi<strong>de</strong>, Intel, Intel Logo, Intel Atom, Intel Atom Insi<strong>de</strong>, Intel Core, Intel Insi<strong>de</strong>, Intel Insi<strong>de</strong> Logo, Intel<br />

vPro, Itanium, Itanium Insi<strong>de</strong>, Pentium, Pentium Insi<strong>de</strong>, vPro Insi<strong>de</strong>, Xeon, und Xeon Insi<strong>de</strong> sind Marken <strong>de</strong>r Intel Corporation in <strong>de</strong>n USA und an<strong>de</strong>ren<br />

Län<strong>de</strong>rn. Weitere in diesem Dokument verwen<strong>de</strong>te Marken und Han<strong>de</strong>lsnamen beziehen sich auf die jeweiligen Eigentümer o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Produkte. Dell<br />

Datenschutz: Wenn Sie Fragen o<strong>de</strong>r Anmerkungen zum Datenschutz Ihrer Daten haben, kontaktieren Sie uns bitte unter <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Adresse: Dell<br />

Datenschutz-Beauftragter, Dell, Postfach 2044, 36243 Nie<strong>de</strong>raula, Germany o<strong>de</strong>r per E mail <strong>de</strong>llprivacy<strong>de</strong>@dawleys.com. Diese werblichen Inhalte gelten<br />

nur für Geschäftskun<strong>de</strong>n. Preise sind nicht rabattierfähig nach Rahmenverträgen und nicht mit an<strong>de</strong>ren Angeboten kombinierbar. Es gelten die allgemeinen<br />

Geschäftsbedingungen <strong>de</strong>r Dell GmbH. Än<strong>de</strong>rungen, Druckfehler und Irrtümer vorbehalten. Kun<strong>de</strong>ndaten unterliegen <strong>de</strong>r elektronischen Datenverarbeitung.<br />

Produkte können von Abbildungen abweichen. Preise inklusive Mehrwertsteuer sind auf volle Euro aufgerun<strong>de</strong>t Dell GmbH, Unterschweinstiege 10, 60549<br />

Frankfurt am Main. Geschäftsführer: Mark Möbius, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Aufsichtsrates: Michael J. Kenney Eingetragen beim AG Frankfurt am Main unter HRB<br />

75453, USt.-ID: 113 541 138, WEEE-Reg.-Nr.: DE 49515708.


Wir Unternehmer<br />

Baumhotel im österreichischen Sauwald<br />

Völlig abgehoben<br />

In <strong>de</strong>r österreichischen Marktgemein<strong>de</strong><br />

Kopfi ng auf <strong>de</strong>r Südseite <strong>de</strong>s Sauwalds,<br />

20 Kilometer östlich von Passau, stehen<br />

640 Gebäu<strong>de</strong>, darin leben genau 1.981<br />

Menschen, mehr Männer als Frauen, 43<br />

von ihnen sind Auslän<strong>de</strong>r. Die Straßen<br />

haben Namen wie Johann Nepomuk<br />

Hauser-Straße o<strong>de</strong>r Pfarrer Hufnagel-<br />

Straße. Schwer zu sagen, ob die sechs<br />

Baumhäuser von Johann Schopf ein<br />

paar Kilometer außerhalb <strong>de</strong>r Ortschaft<br />

in <strong>de</strong>n 640 Gebäu<strong>de</strong>n enthalten sind.<br />

Es ist eine kleine Welt für sich, zehn<br />

Meter über <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n, auf Höhe <strong>de</strong>r<br />

Baumkronen, zumeist jener <strong>de</strong>r Gemeinen<br />

Fichte, Picea abies, <strong>de</strong>m Platzhirsch<br />

unter <strong>de</strong>n Bäumen <strong>de</strong>s Sauwalds. Seit<br />

<strong>de</strong>m Jahr 2005 führen Schopf und ein<br />

Trägerverein dieses Kleinod zwischen<br />

Himmel und Er<strong>de</strong>, zu <strong>de</strong>m ein 2,5 Kilometer<br />

langer Baumkronenweg mit<br />

30 Stationen gehört. Eine Million Euro<br />

hat dieses Naturspektakel gekostet, und<br />

fast eine halbe Million Besucher hat es<br />

inzwischen angelockt. Die mit üppiger<br />

Einfachheit ausgestatteten Baumhäuser<br />

sind meist ausgebucht.<br />

„Ma<strong>de</strong> in Germany“ einmal an<strong>de</strong>rs: Die Taschen<br />

kosten je nach Größe zwischen 39 und 79 Euro.<br />

AUSZEIT<br />

Faulenzen und<br />

Schlafen in luftiger<br />

Höhe bietet das<br />

österreichische<br />

Baumhotel.<br />

Nicht mehr lange und <strong>de</strong>r erste Schnee<br />

liegt auf <strong>de</strong>n Dächern <strong>de</strong>s Baumhotels.<br />

Mit ein bisschen Glück scheint die Sonne<br />

und lässt die Schneekristalle glitzern,<br />

man ist weit weg von allem und steht<br />

gera<strong>de</strong> so hoch genug über <strong>de</strong>n Dingen,<br />

dass sie einen nicht mehr wirklich erreichen<br />

können. Die Betreiber bieten vier<br />

verschie<strong>de</strong>ne Winter-Erlebnispakete an,<br />

drei davon mit jeweils zwei Übernachtungen.<br />

„Winterliche Kuscheltage“,<br />

„Wintertraum“ und „Winterzauber“<br />

heißen sie. Sie sind eine Mischung aus<br />

Nichtstun und ein bisschen Bewegung,<br />

zwischen <strong>de</strong>n Winter angucken,<br />

schwitzen in <strong>de</strong>r hoteleigenen Sauna<br />

und Nachtwan<strong>de</strong>rungen mit Fackeln<br />

und Schneeschuhen. Wem die Einsamkeit<br />

eines Wintertags zu sehr auf<br />

die Seele schlägt, hat immer noch <strong>de</strong>n<br />

integrierten Gasthof „Oachkatzl“, also<br />

auf gut Deutsch Eichhörnchen. Es gibt<br />

einen Liter Veltliner für 14 Euro, ein<br />

Wiener Schnitzel für 7,50 Euro, und<br />

draußen gibt es eine Winterlandschaft<br />

und einen Nachhauseweg auf <strong>de</strong>n brückenähnlichen<br />

Pfa<strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>n<br />

Baumwipfeln. (mib)<br />

Erlebnispakete für zwei Personen<br />

ab 272 Euro, www.baumkronenweg.at<br />

Das schöne Ding<br />

Natürlich bleibt eine Tasche letztlich immer eine Tasche. Das ist auch bei „Jailers“<br />

nicht an<strong>de</strong>rs. Nur – „Jailers“-Taschen kommen aus <strong>de</strong>m Knast, hergestellt<br />

von Häftlingen in <strong>de</strong>r Schuhmacherei <strong>de</strong>r Justizvollzugsanstalt Heilbronn. Sinnigerweise<br />

besteht <strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>r Verschluss <strong>de</strong>r von Hand hergestellten Taschen<br />

aus Lkw-Planen o<strong>de</strong>r Le<strong>de</strong>r aus einer Handschelle. Und das Ganze ist ein Projekt<br />

mit Hintergrund. Kun<strong>de</strong>n erhalten Informationen über die Produzenten, geben<br />

ein Feedback, das wie<strong>de</strong>rum die Produzenten motivieren soll. Fünf Prozent <strong>de</strong>s<br />

Verkaufspreises gehen in Resozialisierungsmaßnahmen. www.jailers.<strong>de</strong><br />

18 ProFirma 12 2010<br />

Fotos: Baumkronenweg/Jailers/Kunstmuseum Stuttgart


„Eat Art“ in Stuttgart<br />

Sterneköche <strong>de</strong>r Kunstküche<br />

Ein paar Jahre vor seinem Tod stellte <strong>de</strong>r Schweizer Künstler<br />

Dieter Roth anlässlich <strong>de</strong>r Art Basel eines seiner Eat-Art-Werke<br />

aus, eine Schokola<strong>de</strong>nskulptur. Sie stand da auf einem Tisch,<br />

stank entsetzlich und wur<strong>de</strong> je<strong>de</strong>n Tag ein klein wenig weniger.<br />

Irgen<strong>de</strong>in Sammler bezahlte schließlich 30.000 Franken<br />

für das Teil. „Eat Art. Vom Essen in <strong>de</strong>r Kunst“ nennt sich eine<br />

Ausstellung im Kunstmuseum Stuttgart, die sich <strong>de</strong>r „Schnittstelle<br />

zwischen Kunst und Leben“, so <strong>de</strong>r Prospekt, annimmt.<br />

Sie zeigt die Haltbarkeit und die Vergänglichkeit von Kunst<br />

und Leben. 100 Arbeiten in Form von Objekten, Installationen<br />

und Filmen von diversen sehr bekannten und weniger<br />

bekannten Künstlern zeugen auf 1.200 Quadratmetern vom<br />

Material Lebensmittel in <strong>de</strong>r Kunst von En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 60er-Jahre<br />

bis heute. Großen Raum nehmen Dieter Roth und Daniel Spoerri<br />

ein, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Begriff „Eat Art“ ins Leben rief und mit seinen<br />

„Fallenbil<strong>de</strong>rn“, in <strong>de</strong>nen er Mahlzeitreste auf einem Träger<br />

fi xierte und wie ein Gemäl<strong>de</strong> an die Wand hängte, und so unter<br />

die Sterneköche in <strong>de</strong>r Kunstküche einging (noch bis zum<br />

9. Januar 2011). www.kunstmuseum-stuttgart.<strong>de</strong><br />

geschäftstüchtich<br />

Kostenlose Kontoführung<br />

0,00 Euro *<br />

Business Giro<br />

Klasse, wie meine Bank<br />

ihr Geschäft versteht …<br />

und auch meines!<br />

Bis zu<br />

1,5 % p.a. **<br />

Business SparCard<br />

· www.postbank.<strong>de</strong>/<br />

geschaeftskun<strong>de</strong>n<br />

· Postbank Business-Center,<br />

0180 4440400***<br />

· Postbank Finanzcenter,<br />

www.postbank.<strong>de</strong>/filial-suche<br />

*Ab 10.000 € durchschnittlichem Habensaldo im Monat. **Ab 50.000 €, Zinssatz variabel.<br />

***Mo.–Sa. 8–21 Uhr: 20 Cent/Anruf aus <strong>de</strong>m dt. Festnetz; Mobilfunktarif max. 42 Cent/Minute.<br />

Für <strong>de</strong>n<br />

TERMIN-<br />

KALENDER


Wir Unternehmer<br />

WIRTSCHAFT & POLITIK<br />

Interview<br />

„Die Betriebe wer<strong>de</strong>n<br />

erheblich belastet“<br />

Holger Schwannecke, Generalsekretär<br />

<strong>de</strong>s Zentralverbands <strong>de</strong>s Deutschen Handwerks,<br />

zur geplanten Reform <strong>de</strong>r Rund-<br />

funkgebühren. DAS INTERVIEW FÜHRTE PAUL LAUER<br />

Herr Schwannecke, die Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r haben sich auf ein neues<br />

Mo<strong>de</strong>ll für die Rundfunkfi nanzierung verständigt. Was stört<br />

die Handwerker daran?<br />

Schwannecke: Die Überlegung <strong>de</strong>r Medienpolitiker, die gerätebezogene<br />

Rundfunkgebühr auf eine Haushaltsabgabe<br />

umzustellen, ist im Grundsatz richtig. Das entspricht <strong>de</strong>n<br />

enormen technischen Umwälzungen in diesem Bereich. Wogegen<br />

wir uns jetzt mit allem Nachdruck wehren, ist, dass die<br />

Betriebe in diesem Zug von 2013 an wesentlich mehr zahlen<br />

sollen. Das lassen wir nicht zu. Dabei wer<strong>de</strong>n die zusätzlichen<br />

fi nanziellen Belastungen für einzelne Branchen extrem. Denn<br />

die Höhe <strong>de</strong>s Beitrags richtet sich künftig nach <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r<br />

Beschäftigten und <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Dienstfahrzeuge. Verschärft<br />

wird die Lage dadurch, dass auch für je<strong>de</strong> einzelne Betriebsstätte<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens extra gezahlt wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Welche Branchen wären beson<strong>de</strong>rs betroffen?<br />

Schwannecke: Alle serviceorientiert arbeiten<strong>de</strong>n Handwerksbetriebe<br />

mit vielen Fahrzeugen und Filialen wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utlich höhere Beiträge zahlen müssen sowie alle personalintensiven<br />

Unternehmen. Denn die Beitragshöhe wird gestaffelt<br />

und bemisst sich an <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Beschäftigten. Dabei soll es<br />

keine Rolle spielen, ob ein Angestellter Vollzeit arbeitet o<strong>de</strong>r<br />

nur ein paar Stun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Woche. Auf Bäcker o<strong>de</strong>r eine Gebäu<strong>de</strong>reinigungsfi<br />

rma, die viele Teilzeitkräfte beschäftigen,<br />

kommen durch diese Regelung viel zu hohe Beiträge zu.<br />

Lässt sich die Belastung quantifi zieren?<br />

Schwannecke: Nehmen Sie einen mittelgroßen Betrieb mit<br />

rund 20 Beschäftigten und 15 Fahrzeugen. Diese Konstellation<br />

ist realistisch. Denn Maler, Elektriker o<strong>de</strong>r Heizungsbauer<br />

müssen nun mal zum Kun<strong>de</strong>n fahren. Für diesen Betrieb wer<strong>de</strong>n<br />

zusätzlich zu <strong>de</strong>n zwei vollen Rundfunkbeiträgen für die<br />

Beschäftigten jeweils Drittelbeiträge für 14 <strong>de</strong>r 15 Fahrzeuge<br />

fällig. Im Ergebnis zahlt <strong>de</strong>r Betrieb künftig 1.438,44 Euro pro<br />

Jahr. Heute zahlt <strong>de</strong>r gleiche Betrieb – wenn er bewusst auf<br />

Radios verzichtet – vielleicht nur etwa 70 Euro im Jahr für einen<br />

PC. Selbst wenn er zehn Radios nutzen wür<strong>de</strong>, käme er<br />

nur auf eine Belastung von 716 Euro. Auch bei Betrieben, die<br />

heute schon Radios nutzen, gibt es erhebliche Steigerungen:<br />

Eine mittelgroße Tischlerei mit 20 Beschäftigten, die nur einen<br />

Standort und drei Fahrzeuge hat, zahlt für ein Radio in<br />

<strong>de</strong>r Werkstatt und die Radios in <strong>de</strong>n Fahrzeugen rund 276<br />

Euro im Jahr. Im neuen System müsste das Unternehmen<br />

zwei volle Rundfunkbeiträge für die Beschäftigten und zwei<br />

Drittelbeiträge für die Fahrzeuge entrichten. Das entspricht<br />

575 Euro im Jahr, eine Steigerung um mehr als das Doppelte!<br />

Die Wirtschaft schlägt ein einfaches unternehmensbezogenes<br />

Mo<strong>de</strong>ll vor. Was wären die Vorteile?<br />

Schwannecke: Wir schlagen vor, dass je<strong>de</strong>s Unternehmen einen<br />

Beitrag zahlt, <strong>de</strong>r sich nach <strong>de</strong>r Summe <strong>de</strong>r Beschäftigten<br />

richtet, die Beitragsstaffelung muss mittelstandsgerecht ausgestaltet<br />

sein. Teilzeitkräfte wer<strong>de</strong>n dabei in Vollzeitäquivalente<br />

umgerechnet, Fahrzeuge und Einzelfi lialen nicht mehr<br />

berücksichtigt. Das wür<strong>de</strong> sehr viel Bürokratie sparen – <strong>de</strong>n<br />

Unternehmen und <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n. Schließlich wird nur eine<br />

Zahl und nicht ein ganzes Zahlenwerk gemel<strong>de</strong>t.<br />

Wie realistisch ist die Umsetzung?<br />

Schwannecke: Die Län<strong>de</strong>r unterzeichnen <strong>de</strong>n Vertrag am 15.<br />

Dezember. Es gibt also noch Spielraum für Verän<strong>de</strong>rungen.<br />

Wir wer<strong>de</strong>n die Abgeordneten in <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn informieren<br />

und hoffen, dass die für das Handwerk überharten Regelungen<br />

noch verbessert wer<strong>de</strong>n – etwa durch die Umrechnung von<br />

Teilzeitkräften in Vollzeitäquivalente.<br />

20 ProFirma 12 2010<br />

Fotos: ZDH


www.citroen-nutzfahrzeuge.<strong>de</strong><br />

VIEL MEHR MÖGLICHKEITEN,<br />

ALS VIELE FÜR MÖGLICH HALTEN.<br />

DIE CITROËN NUTZFAHRZEUGE<br />

Mehr individueller Spielraum, mehr Um- und Ausbaumöglichkeiten und <strong>de</strong>shalb mehr maßgeschnei<strong>de</strong>rte<br />

Lösungen für Sie. Je nach Fahrzeug können Sie wählen zwischen <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>ll Kastenwagen, geschlossen<br />

o<strong>de</strong>r verglast, Pritschenwagen o<strong>de</strong>r Kombi, kurzer o<strong>de</strong>r langer Radstand und einem Fahrerhaus mit<br />

2 o<strong>de</strong>r 3 Sitzplätzen. Beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r CITROËN JUMPER ist ein wahrer Verwandlungskünstler wenn es<br />

darum geht Ihren Wünschen gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Natürlich mit <strong>de</strong>n gewohnt hohen Ansprüchen an<br />

Sicherheit, Komfort und Wirtschaftlichkeit.


Mit <strong>Haufe</strong> beschleunigen Sie Ihr<br />

Wissensmanagement. Versprochen.<br />

Sind Sie sicher, dass Ihren Mitarbeitern alle rechtssicheren Informationen und Arbeitshilfen<br />

„just in time” zur Verfügung stehen? Haben Sie schon einmal über ein optimiertes Wissensmanagement<br />

nachgedacht? Dann steigen Sie ein in die <strong>Haufe</strong> Business Line. Die neuen,<br />

wegweisen<strong>de</strong>n Lösungen steigern maßgeblich die Effizienz im Betrieb und reduzieren so<br />

<strong>de</strong>utlich Ihre Kosten – und das in Rekordzeit. Mit an<strong>de</strong>ren Worten: Sie beschleunigen Ihr<br />

Unternehmen. Versprochen.<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/businessline<br />

Speed up<br />

your Business


Unternehmensführung – Titelthema<br />

Birgit Werner-Walz,<br />

geschäftsführen<strong>de</strong> Gesellschafterin<br />

<strong>de</strong>r Benseler Firmengruppe,<br />

Markgröningen,<br />

www.benseler.<strong>de</strong><br />

Der „kleine Unterschied“<br />

Während die hol<strong>de</strong> Weiblichkeit mit zwei X-Chromosomen ausgestattet ist,<br />

besitzen Männer ein XY-Paar. Wissenschaftler erforschen, ob ein „Beinchen“<br />

mehr o<strong>de</strong>r weniger auch das unternehmerische Geschick beeinfl usst.<br />

DIE EMPATHISCHE:<br />

„Den Faktor Mensch betonen“<br />

„Unser Unternehmen wur<strong>de</strong> durch meinen Vater eher patriarchalisch geführt. Da die Welt immer schneller<br />

und komplexer wird, ist es meiner Ansicht nach wichtig, möglichst viele verschie<strong>de</strong>ne Perspektiven in Entscheidungen<br />

mit einzubeziehen. <strong>Als</strong> Nachfolgerin habe ich die Teamarbeit verstärkt und verlange das auch von<br />

meinen Geschäftsführern. In einem Betrieb mit technischen Produkten und Verfahren habe ich bewusst <strong>de</strong>n<br />

Faktor Mensch betont. Die Berücksichtigung <strong>de</strong>r Individualität und das För<strong>de</strong>rn persönlicher Fähigkeiten sind mir<br />

wichtig, dazu eine vertrauensvolle und respektvolle Gesprächskultur, um möglichst viele Meinungen zu hören<br />

und I<strong>de</strong>en zu bekommen.<br />

In einem Unternehmen macht es die Mischung. Zuhören können, zwischen <strong>de</strong>n Zeilen lesen, differenziert abwägen<br />

und sich Schnellschüsse verkneifen, das sind Dinge, die Frauen besser liegen. Typisch weibliche Fähigkeiten<br />

wie Empathie o<strong>de</strong>r soziale Kompetenz sind heute wichtiger gewor<strong>de</strong>n. Das ist eine Chance für die Frauen! Lei<strong>de</strong>r<br />

sind wir manchmal zu zurückhaltend, hier könnten wir mehr von <strong>de</strong>n Männern und <strong>de</strong>ren oft wohltuen<strong>de</strong>r<br />

Geradlinigkeit lernen.“<br />

24 ProFirma 12 2010


Fotos: privat<br />

Führungsverhalten<br />

Was Frauen an<strong>de</strong>rs machen<br />

Den „kleinen Unterschied“ im Führungsverhalten zwischen Frauen und Männern gibt<br />

es, auch wenn sogar manche Unternehmerinnen das bestreiten. Größere Vorsicht,<br />

diplomatisches Geschick und Kritikfähigkeit sind ihre Trümpfe. VON DR. ULRIKE FELGER<br />

Frauen liegen im Trend – zumin<strong>de</strong>st könnte dieser Eindruck<br />

entstehen: Unternehmerinnenverbän<strong>de</strong> machen sich stark,<br />

Studien beschäftigen sich mit <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>r Frau in <strong>de</strong>r Wirtschaft,<br />

Kongressveranstalter suchen bei ihren Vortragsrednern<br />

bewusst nach einem Gleichgewicht zwischen <strong>de</strong>n Geschlechtern.<br />

Wer einen Blick auf nüchterne Zahlen wirft, wird<br />

eines Besseren belehrt: Der Anteil von Frauen in Spitzenpositionen<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaft steht noch immer in keinem Verhältnis<br />

zum Anteil an <strong>de</strong>r Bevölkerung.<br />

Von 4,2 Millionen Selbstständigen im Jahr 2009 waren laut<br />

<strong>de</strong>m Institut für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn nur<br />

1,3 Millionen Frauen. In Verbän<strong>de</strong>n und Kammern sind Unternehmerinnen<br />

hoffnungslos unterrepräsentiert. Petra Le<strong>de</strong>n<strong>de</strong>cker,<br />

Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Verbands <strong>de</strong>utscher Unternehmerinnen<br />

(VdU) in Berlin, glaubt zu wissen, warum, gibt sie<br />

doch zu be<strong>de</strong>nken, dass Männer über Jahrhun<strong>de</strong>rte hinweg die<br />

Wirtschaft patriarchalisch geprägt haben. Aber die Möbelherstellerin<br />

sieht Licht am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tunnels: „Wir haben heute<br />

DIE BESCHEIDENE:<br />

„Sich selbst nicht so wichtig nehmen“<br />

„Meine Mitarbeiterinnen sind mein größtes Gut, und das meine ich auch so. Ich schaffe eine Arbeitsatmosphäre,<br />

in <strong>de</strong>r alle ihr Bestes geben. Manchmal <strong>de</strong>nke ich, ich führe, ohne dass es jemand merkt. Wir sind<br />

ein Team, und alle sind mit <strong>de</strong>m Herzen bei <strong>de</strong>r Firma. Mein Unternehmen ist für die Mitarbeiter ein Stück<br />

Heimat – in fünf Jahren gab es noch keinen Knatsch.<br />

Ich halte meine Leute an mitzu<strong>de</strong>nken, eigene I<strong>de</strong>en zu entwickeln, die Kosten zu sehen – was zählt, ist das<br />

Ergebnis. Deshalb nehme ich zum Beispiel immer eine Kollegin mit zu Messen. Ich bin nicht das Maß <strong>de</strong>r<br />

Dinge, was mir gefällt, können an<strong>de</strong>re scheußlich fi n<strong>de</strong>n – und umgekehrt.<br />

Was Unternehmerinnen an<strong>de</strong>rs als Unternehmer machen? Sie sind beschei<strong>de</strong>ner, auch mit ihren geschäftlichen<br />

Erfolgen. Meine Person steht im Hintergrund, es geht um die Firma, meinen Web-Shop. Wie ich<br />

diesen am Laufen halte, sagen mir meine Erfahrung und meine Intuition. Übrigens ist mir schon allein die<br />

Bezeichnung ‚Chefi n’ zuwi<strong>de</strong>r. Ich setze die Eckpunkte und arbeite mit wie je<strong>de</strong> an<strong>de</strong>re auch, es ist gut,<br />

sich nicht so wichtig zu nehmen.“<br />

ProFirma 12 2010<br />

ProFirma<br />

Titelthema<br />

die am besten ausgebil<strong>de</strong>te Frauengeneration überhaupt, das<br />

wirkt sich auf die Existenzgründungen aus. Seit Jahren steigt<br />

die Anzahl <strong>de</strong>r Neugründungen durch Frauen kontinuierlich<br />

an.“ Laut einer aktuellen KfW-Studie grün<strong>de</strong>n Frauen beson<strong>de</strong>rs<br />

häufi g im Dienstleistungssektor, dagegen sind größere,<br />

technologielastige und kapitalintensive Gründungen in erster<br />

Linie eine Männerdomäne. An<strong>de</strong>rerseits grün<strong>de</strong>n Frauen<br />

risikobewusster und legen ihre Unternehmen seltener auf<br />

schnelles Wachstum aus. Die Chancen ihrer Unternehmen,<br />

langfristig zu überleben, sind damit größer.<br />

„Ich glaube, dass Frauen vorsichtiger agieren, kritikfähiger<br />

sind und damit ihren Kurs öfters hinterfragen, was vielleicht<br />

manchmal größere Schä<strong>de</strong>n verhin<strong>de</strong>rt“, sagt Dagmar Fritz-<br />

Kramer, Inhaberin und Geschäftsführerin <strong>de</strong>r Allgäuer Ökohaus-Firma<br />

Bau-Fritz. Die Unternehmerin fi n<strong>de</strong>t die Unterscheidung<br />

von „männlichen“ und „weiblichen“ Talenten eher<br />

irreführend. Teamfähigkeit, Motivationsgeist, strategisches<br />

Denken und etwas Feingefühl seien für je<strong>de</strong> Karriere un-<br />

Susanne Ruoff,<br />

IBK GmbH & Co. KG, Wal<strong>de</strong>nbuch,<br />

www.ichbinklein.<strong>de</strong><br />

25


Unternehmensführung – Titelthema<br />

verzichtbar. Trotz<strong>de</strong>m sieht sie das Management in <strong>de</strong>r Wirtschaft<br />

stark auf Männer zugeschnitten: Gera<strong>de</strong> Preisverhandlungen<br />

spiegelten dieses „männliche“ Führungsverhalten<br />

wi<strong>de</strong>r, so Fritz-Kramer, sie selbst habe die gelten<strong>de</strong>n Regeln<br />

erst einmal lernen müssen.<br />

Qualitätsbewusstsein steht im Weg<br />

„Frauen fühlen sich oft unzulänglich“, berichtet Dr. Cornelia<br />

Topf aus Augsburg, die als Coach seit vielen Jahren Frauen<br />

in Spitzenpositionen begleitet. Der Instinkt, sich zu zeigen,<br />

die richtigen Kontakte zu knüpfen, sei bei Frauen noch zu<br />

wenig entwickelt: „För<strong>de</strong>rer und Mentoren sind auch für Unternehmerinnen<br />

unverzichtbar.“ Im Wege stehe <strong>de</strong>n Frauen<br />

nicht zuletzt ihr eigenes, teilweise enorm großes Qualitätsbewusstsein.<br />

Abhilfe könnten geschlechtsinterne Benchmarks<br />

schaffen, doch häufi g fehlten mögliche Partnerinnen in vergleichbaren<br />

Positionen. Auch im geschäftlichen Alltag treffen<br />

Frauen, so Dr. Topf, auf Hin<strong>de</strong>rnisse, die auf <strong>de</strong>n ersten Blick<br />

als solche nicht erkennbar sind: Wo treffen sich Unternehmerinnen?<br />

Wo machen sie Geschäfte? „Das Bier an <strong>de</strong>r Bar,<br />

das Geplänkel über Fußball o<strong>de</strong>r Autos ist ein Klischee – und<br />

trotz<strong>de</strong>m nach wie vor so alltäglich, dass es gar nicht auffällt.“<br />

Mischt eine Frau in diesen Gesprächen mit, nimmt sie automatisch<br />

eine Außenseiterrolle ein.<br />

Wer im Internet über Frauen in Top-Positionen nachschlägt,<br />

steht einer Flut von Informationen gegenüber – die häufi g wi<strong>de</strong>rsprüchlich<br />

sind. Insbeson<strong>de</strong>re erhitzen sich die Gemüter<br />

an <strong>de</strong>r Frage, ob und was <strong>de</strong>nn im Führungsverhalten von<br />

Männern und Frauen an<strong>de</strong>rs sei. Die Anfor<strong>de</strong>rungen, die in <strong>de</strong>r<br />

Wirtschaft an erfolgreiches Unternehmertum gestellt wer<strong>de</strong>n,<br />

sind schließlich geschlechtsneutral. Wer schlecht wirtschaftet,<br />

geht pleite. Die Illustration <strong>de</strong>r Unternehmerinnen-Welt<br />

in Schwarz-Weiß wird <strong>de</strong>r komplexen Thematik ganz sicher<br />

nicht gerecht.<br />

„Ich bin keine Anhängerin <strong>de</strong>r Differenzierung von weiblichen<br />

und männlichen Talenten“, sagt Prof. Dr. Ulrike Detmers,<br />

Mitglied <strong>de</strong>r Geschäftsleitung und Gesellschafterin <strong>de</strong>r<br />

Prof. Dr. Ulrike Detmers,<br />

Mestemacher-Gruppe, Gütersloh,<br />

www.mestemacher.<strong>de</strong><br />

Mestemacher-Gruppe in Gütersloh. Für sie stehen Faktoren<br />

wie Persönlichkeit, Qualifi kation, Sozialisation o<strong>de</strong>r Elternhaus<br />

im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Erfolgsbetrachtung unternehmerischen<br />

Han<strong>de</strong>lns. Trotz<strong>de</strong>m vermerkt auch ihr Blick auf die<br />

Praxis Verhaltenszüge, die <strong>de</strong>n Geschlechtern zuzuordnen<br />

sind: „Frauen tun <strong>de</strong>r Wirtschaft gut – ich kenne keine Frau,<br />

die alles auf eine Karte setzt o<strong>de</strong>r einen Kamikaze-Kurs einschlägt“,<br />

so die Erfahrung <strong>de</strong>r Professorin für Betriebswirtschaftslehre.<br />

Hybris und Nemesis seien Geschwister, auch<br />

wenn das viele Männer im Feuer <strong>de</strong>s Testosterons noch nicht<br />

verinnerlicht hätten.<br />

Was Mentalitäten bewirken<br />

ANTEIL DER<br />

FRAUENUNTERNEHMEN<br />

Von allen Familienunternehmen in Deutschland wer<strong>de</strong>n<br />

nur knapp 20 Prozent von Frauen geführt.<br />

Anteil <strong>de</strong>r Frauenunternehmen<br />

Quelle: Statistisches Bun<strong>de</strong>samt, 2006<br />

Unternehmen<br />

Für Christiane Vöpel-Weber, geschäftsführen<strong>de</strong> Gesellschafterin<br />

<strong>de</strong>s Camping Centers Vöpel in Gustavsburg, sind im täglichen<br />

Zusammenspiel mit ihrem Bru<strong>de</strong>r die großen „kleinen<br />

Unterschie<strong>de</strong>“ sehr präsent: „Ich will, dass ein einigermaßen<br />

gutes Arbeitsklima herrscht“, umschreibt die Caravan-Händlerin<br />

ihr Harmoniebedürfnis. Schießt <strong>de</strong>r Bru<strong>de</strong>r in seiner forschen<br />

Art bisweilen über das Ziel hinaus, kümmert sie sich<br />

im Hintergrund darum, dass die Stimmung nicht lei<strong>de</strong>t. Eher<br />

leise Töne schlägt Vöpel-Weber auch bei ihrer Selbstdarstellung<br />

an: „Männer müssen immer zeigen, wie toll sie sind – mir<br />

reicht es zu sagen, dass es ganz gut läuft, auch wenn das eigentlich<br />

Tiefstapelei ist.“<br />

DIE SACHLICHE:<br />

„Auf typisches Alpha-Tier-Gerangel verzichten“<br />

„In meiner langjährigen Tätigkeit im Management kann ich die Zuschreibung von männlichen und weiblichen<br />

Fähigkeiten nicht bestätigen. Frauen, die sich nach oben kämpfen, sind genauso wenig zimperlich wie Männer.<br />

Wo ich am ehesten weibliche Talente verwirklicht sehe, ist bei <strong>de</strong>n organisatorischen Fähigkeiten von Frauen:<br />

Unternehmerinnen und Handwerksfrauen haben von jeher Beruf und Familie unter einen Hut gebracht. Das funktioniert<br />

nur mit ernormen Organisationsfähigkeiten, die auch für ein Unternehmen sehr nützlich sind. Frauen sind<br />

zielorientierter, sie vergeu<strong>de</strong>n, vor allem in Meetings, weniger Zeit und sind von Anfang an gewillt, <strong>de</strong>n Weg zum<br />

Ziel möglichst effektiv zu gestalten. Auf typisches Alpha-Tier-Gerangel verzichten Spitzenfrauen im Allgemeinen.<br />

Ich führe sehr straff, übernehme sofort <strong>de</strong>n Vorsitz und gehe mit einer Tagesordnung in Gespräche. Strukturiert,<br />

geradlinig und auf <strong>de</strong>n Punkt. Zusammenarbeit muss sachlich-konstruktiv sein – individuelle Interessen gehören in<br />

<strong>de</strong>n Hintergrund. <strong>Als</strong> Chefi n erwarte ich, dass mein Führungskreis das ebenso handhabt.“<br />

26 ProFirma 12 2010<br />

Umsatz<br />

Beschäftigte<br />

19,5%<br />

12,8%<br />

16,1%<br />

Foto: privat


da ist auch mein Geschäft drin<br />

da ist ganz Deutschland drin<br />

Schon<br />

drin?<br />

Regional erfolgreich im Internet!<br />

Jetzt auf meinestadt.<strong>de</strong><br />

prüfen und Gratis-Profil anlegen.<br />

Online präsentieren – ohne eigene Homepage.<br />

Regional werben und zielgenau Kun<strong>de</strong>n gewinnen.<br />

Mit Unternehmensprofil auf meinestadt.<strong>de</strong> punkten.<br />

Je<strong>de</strong>rzeit aktuelle Angebote einstellen.<br />

In Stadt und Region gefun<strong>de</strong>n und empfohlen wer<strong>de</strong>n.<br />

Von 18 Mio. meinestadt.<strong>de</strong>-Besuchen im Monat profitieren! (IVW)<br />

Zusätzlich mit regionaler Online-Werbung maximale Reichweite erzielen.<br />

Fragen? Ihr Mediaberater ist für Sie da!<br />

fon: 02241 92 53 - 50 | turmcenter | am turm 40 | 53721 siegburg


Unternehmensführung – Titelthema<br />

INTERVIEW I<br />

„Männer sind eher eindimensional“<br />

Roland Kopp-Wichmann, Psychologe und Führungskräftetrainer,<br />

über weibliches und männliches Führungsverhalten.<br />

Herr Kopp-Wichmann, im Mittelstand<br />

dominieren nach wie vor Männer die<br />

Unternehmensspitzen. Führen Männer<br />

und Frauen eigentlich unterschiedlich?<br />

Kopp-Wichmann: Auf je<strong>de</strong>n Fall! Frauen<br />

kommunizieren mehr und besser mit ihrem<br />

Umfeld – und sie hören besser zu.<br />

Die Fragetechniken von Frauen sind unschlagbar.<br />

Schon in ihrer Kindheit haben<br />

sie gelernt: In Mädchen-Spielen muss<br />

man re<strong>de</strong>n, bei Jungs-Spielen dagegen<br />

stört ein verbaler Austausch. Jungs erkämpfen<br />

sich beim Spielen ihren Platz,<br />

sie üben ihre Wettbewerbsorientierung.<br />

In <strong>de</strong>n Rollenspielen <strong>de</strong>r Mädchen geht<br />

es um Beziehungen, nicht um Ziele. Man<br />

muss nicht dauernd gewinnen. Diese<br />

Spiele sind offen, sie haben kein En<strong>de</strong>,<br />

es geht immer weiter. Das alles ist tief<br />

in die Psyche eingeprägt.<br />

Welche typisch weiblichen Talente sind<br />

bei <strong>de</strong>r Unternehmensführung hilfreich?<br />

Kopp-Wichmann: Frauen sprechen<br />

Spannungen eher an, sie sind sich ihrer<br />

Konfl iktfähigkeit sicher. Eine weibliche<br />

Führungsqualität ist das Gespür für Beziehungen<br />

und die Antizipation von Störungen.<br />

Nach meiner Erfahrung eskalie-<br />

Catrin Graf,<br />

Graf Dichtungen, München,<br />

www.graf-dichtungen.<strong>de</strong><br />

ren die Dinge weniger leicht, wenn Frauen<br />

ein Thema ansprechen. Sie erkennen leichter<br />

die Vielschichtigkeit <strong>de</strong>r Situation und<br />

können sie handhaben. Männer sind eher<br />

eindimensional und in <strong>de</strong>n Kategorien<br />

richtig/falsch o<strong>de</strong>r Recht/Unrecht gefangen<br />

– für die Lösung <strong>de</strong>r meisten Probleme<br />

ist das ungeeignet. Zu<strong>de</strong>m haben Frauen<br />

mehr Erfahrung, Ambivalenzen auszuhalten<br />

und Wi<strong>de</strong>rsprüche stehen zu lassen.<br />

Oft wird erfolgreichen Unternehmerinnen<br />

unterstellt, sie entwickelten männliche<br />

Verhaltensmuster. Was sagen Sie dazu?<br />

Kopp-Wichmann: Manchmal ist das eine<br />

gute Strategie, aber Verhalten muss authentisch<br />

sein, sonst verliert es seine Wirksamkeit.<br />

Männer ernten für dominantes<br />

Auftreten in <strong>de</strong>r Regel Beifall, Frauen wer<strong>de</strong>n<br />

meistens dafür abgestraft. Auch hier<br />

muss man zurückschauen, was wir als Kin<strong>de</strong>r<br />

gelernt haben: Für Männer ist es völlig<br />

okay, wenn sich jemand an die Spitze stellt<br />

– sie ordnen sich unter. Bei Frauen wer<strong>de</strong>n<br />

diejenigen, die Ambitionen auf die Anführerschaft<br />

erkennen lassen, ten<strong>de</strong>nziell ausgegrenzt.<br />

Das ist für viele Mädchen eine<br />

bittere Lektion, die sie bis ins Erwachsenenleben<br />

hinein begleitet.<br />

Wie kommt es, dass es trotz<strong>de</strong>m eine Menge<br />

Unternehmerinnen gibt?<br />

Kopp-Wichmann: Viele Frauen an <strong>de</strong>r<br />

Spitze von Firmen sind in Unternehmerhaushalten<br />

aufgewachsen. Sie haben von<br />

Anfang an mitbekommen, wie man eine<br />

Firma leitet. Unternehmerkin<strong>de</strong>r bekommen<br />

eine entsprechen<strong>de</strong> För<strong>de</strong>rung, aktiv<br />

und auch nebenbei. <strong>Als</strong> Chefi n kommen<br />

ihnen diese innere Stimmigkeit und Unverkrampftheit<br />

zugute. Diese Frauen sind für<br />

unsere Kin<strong>de</strong>r, Mädchen wie Jungen, wichtige<br />

Vorbil<strong>de</strong>r.<br />

Sie coachen Führungsfrauen und Unternehmerinnen.<br />

Worum benei<strong>de</strong>n diese ihre<br />

männlichen Kollegen manchmal?<br />

Kopp-Wichmann: Großen Eindruck macht<br />

immer wie<strong>de</strong>r die Chuzpe von Männern.<br />

Sie haben zwar häufi g wenig Ahnung,<br />

quasseln aber wild draufl os und verkaufen<br />

eine mittelprächtige I<strong>de</strong>e als Wahnsinnsprojekt.<br />

Dieses Selbstbewusstsein nach<br />

<strong>de</strong>m Motto „Verkün<strong>de</strong>n statt begrün<strong>de</strong>n“<br />

beeindruckt. Frauen sind sehr selbstkritisch,<br />

was ihre eigene Leistung angeht. Im<br />

Kontakt mit solchen Männern wer<strong>de</strong>n sie<br />

eher unsicher, statt das Verhalten zu hinterfragen<br />

o<strong>de</strong>r zu entlarven.<br />

DIE KOKETTE:<br />

„Männer <strong>de</strong>n Hel<strong>de</strong>n spielen lassen“<br />

„Für mich ist Geduld typisch weiblich – gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rerziehung lernt man, ab und zu tief durchzuatmen. Ich bin<br />

ungern auf Hilfe angewiesen und benei<strong>de</strong> die Männer <strong>de</strong>shalb manchmal um ihre körperliche Kraft. Bei mir geht es<br />

oft darum, Ware durch die Gegend zu schleppen. An<strong>de</strong>rerseits genieße ich es, Frau zu sein – ich weiß, es klingt zynisch,<br />

aber in <strong>de</strong>r Regel macht es Männer doch glücklich, <strong>de</strong>r Held sein zu dürfen und mir beispielsweise meine schweren<br />

Sachen zu tragen.<br />

In meiner Branche, <strong>de</strong>m Groß- und Einzelhan<strong>de</strong>l und <strong>de</strong>r Herstellung von Dichtungen, müssen Frauen von vornherein<br />

mehr können und dies ständig unter Beweis stellen. Das ist ungerecht und sehr anstrengend. Die Momente am Telefon,<br />

wenn mein Gesprächspartner verbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n will, um eine technische Auskunft zu bekommen, hasse ich. Meine<br />

Mutter hat früher manchmal einen Kuchen mit zum Kun<strong>de</strong>n gebracht und mit <strong>de</strong>n Hausmeistern einen Schnaps getrunken<br />

– das war wahres weibliches Guerilla-Marketing!<br />

Übrigens: Wir Frauen arbeiten immer mit einem Plan B – und es gibt noch Plan C, wenn gar nichts klappt.“<br />

28 ProFirma 12 2010<br />

Fotos: privat


ProFirma 12 2010<br />

INTERVIEW II<br />

„Frauen sind weniger impulsiv“<br />

Graziella Parise hat als Geschäftsführerin <strong>de</strong>r SP Gebäu<strong>de</strong>reinigung<br />

in Stuttgart ihren eigenen Stil entwickelt.<br />

Frau Parise, welche Talente sind Ihnen<br />

bei <strong>de</strong>r Unternehmensführung hilfreich?<br />

Parise: Meine diplomatische Seite hilft<br />

mir im Alltagsgeschäft sehr, gera<strong>de</strong> in<br />

unserer Branche, wo es häufi g Konfl iktstoff<br />

o<strong>de</strong>r kritische Terminfragen gibt.<br />

Ich gebe zu, ich spreche sehr gerne: Der<br />

Verkauf, das Erklären und Wie<strong>de</strong>rgeben<br />

unserer Leistungen sind meine Sache.<br />

Der Umgang mit Menschen ist mein<br />

Ding, unsere Akquisition ist zu 99 Prozent<br />

meine Aufgabe. Auch mit unseren<br />

Reinigungskräften wird bei uns übrigens<br />

viel gesprochen, die meisten können<br />

sehr gut Deutsch, das ist gera<strong>de</strong> für die<br />

regelmäßigen Monatsbesprechungen<br />

wichtig.<br />

Welche weiteren Punkte bringen Sie bei<br />

Ihrer Arbeit mit Ihrem Geschlecht in Verbindung?<br />

Parise: In meinem Metier nenne ich<br />

das „mein Auge“. Ich bin auf Optisches,<br />

Schönes, Ästhetisches fokussiert, da<br />

sehe ich ganz an<strong>de</strong>rs hin als zum Beispiel<br />

mein Mann, mit <strong>de</strong>m zusammen<br />

ich das Geschäft führe. Wir sind ein<br />

Premiumanbieter, das muss gleich rüberkommen.<br />

Mein Äußeres ist sehr ge-<br />

Dr. Katarzyna Mol,<br />

Herausgeberin Magazin „Emotion“,<br />

www.emotion.<strong>de</strong><br />

pfl egt, auf <strong>de</strong>n Baustellen höre ich schon<br />

auch mal ‚da kommt die schicke Frau Parise’.<br />

Wenn ich dann fachlich wer<strong>de</strong>, sind<br />

viele Männer von meiner Kompetenz und<br />

Durchsetzungsstärke überrascht. Gut so –<br />

dieses Ass spiele ich an bestimmten Stellen<br />

gezielt aus. Einen gewissen Stil habe<br />

ich eben, da kann ich mich nicht verstellen.<br />

Charme gehört im Leben dazu, auch und<br />

gera<strong>de</strong> im Geschäft.<br />

Wie beschreiben Sie Ihren eigenen Führungsstil?<br />

Was ist Ihnen als Chefi n wichtig?<br />

Parise: Meine Mitarbeiter sollen selbstständig<br />

arbeiten, das ist bei uns in <strong>de</strong>r<br />

Branche gar nicht so selbstverständlich.<br />

Man muss <strong>de</strong>n Leuten Ellenbogenfreiheit<br />

lassen, dann arbeiten sie auch gut. Vorarbeiter<br />

gibt es bei uns vergleichbar wenige,<br />

hier tragen die Mitarbeiter selbst die<br />

Verantwortung, und ich sehe, dass sie ganz<br />

an<strong>de</strong>rs arbeiten. Die I<strong>de</strong>e von Dauer-Kontrolleuren<br />

fi n<strong>de</strong> ich absurd, das geht auf<br />

die Kosten und die Stimmung. Wir haben<br />

eine tolle Truppe – ich kann mich auf meine<br />

Leute verlassen und meine Leute auf<br />

mich.<br />

Sie geben Ihren Mitarbeitern relativ viel<br />

Freiraum. Ist das typisch weiblich?<br />

Parise: Na ja, Männer haben schon mehr<br />

ein Thema mit <strong>de</strong>r Macht – sie wür<strong>de</strong>n<br />

weniger aus <strong>de</strong>r Hand geben, davon bin<br />

ich überzeugt. <strong>Als</strong> Frau bin ich auch als<br />

erfolgreiche Unternehmerin mit bei<strong>de</strong>n<br />

Füßen auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> geblieben, Starallüren<br />

sind mir fremd – in unserer Branche ist das<br />

wichtig, <strong>de</strong>nn es geht doch oft ziemlich<br />

robust zu. Ich arbeite lieber und gerne im<br />

Team, schließlich kann man im Leben nur<br />

dazulernen. Das geht zusammen mit an<strong>de</strong>ren<br />

am besten.<br />

Der Volksmund sagt, Frauen könnten mit<br />

Geld nicht umgehen. Was sagen Sie dazu?<br />

Parise: Das ist doch Quatsch. Genau genommen<br />

ist es umgekehrt: Das Kaufmännische,<br />

die Zahlen, habe ich fest im<br />

Blick. Bei uns manage ich schon immer<br />

die Finanzen, das hat sich sehr bewährt.<br />

Mein Mann möchte sich gar nicht einmischen,<br />

ich glaube, er weiß selbst, dass wir<br />

immer schlecht dastün<strong>de</strong>n, wenn er das<br />

Geld managen wür<strong>de</strong>. Beim Thema Risiko<br />

bin ich allerdings eher zurückhaltend, ein<br />

echter Stier eben. Ich will Sicherheit, Beständigkeit,<br />

gehe Dinge langsam an und<br />

erprobe eine Sache gründlich, bevor ich sie<br />

einführe.<br />

DIE ERMUTIGENDE:<br />

„Frauen müssen Frauen för<strong>de</strong>rn“<br />

„In Männerrun<strong>de</strong>n ist es beson<strong>de</strong>rs wichtig, eine I<strong>de</strong>e zu verkaufen – ein Aspekt, <strong>de</strong>n viele Frauen im Geschäftsleben<br />

sträfl ich unterschätzen. Frauen sind da eher von ihrer Vision geleitet, sie liefert einen starken Antriebsfaktor.<br />

I<strong>de</strong>al sind gemischte Teams, da kann man viel voneinan<strong>de</strong>r lernen: Männer trauen sich oft mehr zu, während Frauen<br />

stärker zweifeln und sich hinterfragen. Das hat oft einen Zug von Selbstzerfl eischung. Zu 120 Prozent <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

genügen zu wollen, ist typisch weiblich – mit allen Vor- und Nachteilen. Männer nehmen Dinge nicht so persönlich,<br />

sie konzentrieren sich auf <strong>de</strong>n Job. Frauen ticken da oft an<strong>de</strong>rs und laufen so Gefahr, in einer Rechtfertigungsspirale<br />

zu lan<strong>de</strong>n. Dabei ist Kritik ein wertvoller Wachstumsimpuls.<br />

Mir ist das Thema soziales Unternehmertum wichtig. Was wäre ich ohne meine Mitarbeiter? Ein Unternehmer muss<br />

auf seine Mitarbeiter achten, ihnen vertrauen. Gera<strong>de</strong> Frauen müssen Frauen unterstützen und för<strong>de</strong>rn! Wir versuchen<br />

hier, unser Bestes zu geben. Auch in Bezug auf die Ermöglichung von Teilzeitbeschäftigung von Müttern. Doch je kleiner<br />

das Team, umso herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r ist es, diese Überzeugung in die Tat umzusetzen.“<br />

29


Unternehmensführung – Titelthema<br />

INTERVIEW III<br />

„Frauen for<strong>de</strong>rn zu wenig“<br />

Petra Le<strong>de</strong>n<strong>de</strong>cker, Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Verbands <strong>de</strong>utscher Unternehmerinnen (VdU), über das Defi zit von<br />

weiblichen Führungskräften, sich selbstbewusst zu präsentieren. DIE GESPRÄCHE FÜHRTE DR. ULRIKE FELGER.<br />

Frau Le<strong>de</strong>n<strong>de</strong>cker, in welchen Momenten<br />

benei<strong>de</strong>n Unternehmerinnen<br />

ihre männlichen Kollegen – und wo gehen<br />

sie lieber ihren eigenen Weg?<br />

Le<strong>de</strong>n<strong>de</strong>cker: Wir sind froh, Unternehmerinnen<br />

zu sein, und müssen nieman<strong>de</strong>m<br />

nacheifern. Frauen wer<strong>de</strong>n<br />

weiterhin ihre Entscheidungen klug abschätzen<br />

und nicht nur <strong>de</strong>n kurzfristigen<br />

Effekt o<strong>de</strong>r Gewinn sehen. Ich habe die<br />

Erfahrung gemacht, dass Männer ihre<br />

Ansprüche häufi g besser geltend machen<br />

als Frauen, und dafür ihre Netzwerke<br />

nutzen. Frauen sind im Allgemeinen<br />

zu wenig for<strong>de</strong>rnd. Sie haben keine<br />

schlechteren Geschäftsi<strong>de</strong>en als Männer,<br />

nur haben sie es oftmals nicht gelernt,<br />

sich selbstbewusst zu präsentieren. Der<br />

VdU bietet zum Beispiel eine Plattform,<br />

um dies zu än<strong>de</strong>rn und sich gegenseitig<br />

zu vernetzen.<br />

Welche Rolle spielt für Unternehmerinnen<br />

die Kultur ihres Unternehmens?<br />

Während ihr Bru<strong>de</strong>r eher spontan Dinge angeht, beschäftigt<br />

sie sich in <strong>de</strong>r Tiefe mit einer Sache und <strong>de</strong>nkt gründlich über<br />

Nebeneffekte und Auswirkungen nach. O<strong>de</strong>r, wie Vöpel-Weber<br />

es auf <strong>de</strong>n Punkt bringt: „Ich lese erst die Gebrauchsanweisung,<br />

bevor ich anfange, etwas zusammenzubauen.“ Der<br />

Preis dieser Besonnenheit ist offenbar zuweilen eine Sprachlosigkeit,<br />

die die Unternehmerinnen im ersten Moment vor<br />

einer Entscheidung befällt – und die dann <strong>de</strong>n Wunsch aufkommen<br />

lässt, in männlicher Manier Dinge einfach forsch<br />

anzugehen.<br />

Dr. Barbara Stiegler, Leiterin <strong>de</strong>s Arbeitsbereichs Frauen-<br />

und Geschlechterforschung bei <strong>de</strong>r Friedrich-Ebert-Stiftung<br />

in Bonn, sieht die <strong>de</strong>utsche Gesellschaft mit Männern und<br />

Frauen häufi g unterschiedlich umgehen. Pauschalaussagen<br />

zum Wesen <strong>de</strong>r Unternehmerin empfi n<strong>de</strong>t sie daher als kritisch:<br />

„Die Frage nach <strong>de</strong>n Unterschie<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Geschlechter<br />

stereotypisiert Männer ebenso wie Frauen, das wird keinem<br />

gerecht und verfestigt das, worunter viele Unternehmerinnen<br />

lei<strong>de</strong>n, nämlich ihre primäre Wahrnehmung als Frau.“<br />

Auch Prof. Sonja Bischoff, Professorin für Betriebswirtschaft<br />

an <strong>de</strong>r Universität Hamburg, die sich seit vielen Jahren mit<br />

Le<strong>de</strong>n<strong>de</strong>cker: Eine gute Firmenkultur –<br />

und damit <strong>de</strong>r Austausch mit seinen Beschäftigten<br />

– sowie die Corporate Social<br />

Responsibility sind Unternehmerinnen<br />

wichtig. Kommunikation spielt dabei eine<br />

große Rolle, das „offene Ohr“ für die Belange<br />

und Probleme, aber auch für neue<br />

I<strong>de</strong>en und effi zientere Lösungen. Das<br />

heißt, die Leistung muss erbracht wer<strong>de</strong>n,<br />

aber es muss auch das Miteinan<strong>de</strong>r<br />

stimmen. Die grundsätzlichen Werte eines<br />

Betriebs gelten für Unternehmerinnen wie<br />

Unternehmer. Ohne Zuverlässigkeit und gegenseitiges<br />

Vertrauen, aber auch Pfl ichtbewusstsein<br />

und Teamfähigkeit, funktioniert<br />

keine Firma.<br />

Wäre die jüngste Wirtschaftskrise mit mehr<br />

Frauen an <strong>de</strong>n Spitzen von Banken und Unternehmen<br />

glimpfl icher abgegangen?<br />

Le<strong>de</strong>n<strong>de</strong>cker: Davon bin ich zutiefst überzeugt.<br />

Sie hätten <strong>de</strong>m entfesselten männlichen<br />

Spiel- und Risikotrieb Einhalt gebieten<br />

können. Das Zockerunwesen in <strong>de</strong>r<br />

Finanzbranche hätte kaum diese Ausmaße<br />

angenommen. Untersuchungen aus <strong>de</strong>n<br />

USA belegen einen Zusammenhang zwischen<br />

<strong>de</strong>r Besetzung von Managementposten<br />

durch Frauen und <strong>de</strong>r fi nanziellen<br />

sowie organisatorischen Leistungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens. So erzielten die Firmen<br />

mit <strong>de</strong>n meisten Frauen im Vorstand eine<br />

um bis zu 53 Prozent höhere Eigenkapitalrendite.<br />

<strong>de</strong>m Thema Führung unter geschlechtsspezifi schen Aspekten<br />

befasst, fi n<strong>de</strong>t es für Frauen nicht nützlich, Unterschie<strong>de</strong> so herauszustellen.<br />

Ihr Argument: „Die Stereotypen in <strong>de</strong>n Köpfen<br />

lassen die Wirklichkeit entstehen, weil Frauen intuitiv dazu<br />

neigen, unausgesprochene Rollenerwartungen zu erfüllen.“<br />

Immerhin: Laut Gen<strong>de</strong>r-Forscherin Stiegler haben Spitzenfrauen<br />

vielleicht einen Vorteil gegenüber vielen Männern: „Ihnen<br />

stehen Führungsweisen und Haltungen zur Verfügung,<br />

die mit <strong>de</strong>m traditionellen Frauenbild übereinstimmen, aber<br />

auch solche, die mit <strong>de</strong>m traditionellen Männerbild verbun<strong>de</strong>n<br />

sind, <strong>de</strong>nn sie sind als Frau in einer eher für Männer typischen<br />

Position.“<br />

Geht es um das Thema Kommunikation, räumen sogar strikte<br />

Gegner einer geschlechtsspezifi schen Unterscheidung von<br />

Führungsverhalten gewisse Muster ein. „Im Innovationsprozess<br />

ist Kommunikation ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Thema, da haben<br />

Frauen eher einen Vorteil, <strong>de</strong>nn gera<strong>de</strong> in technischen<br />

Bereichen bekommen Männer die Zähne nicht auseinan<strong>de</strong>r“,<br />

sagt Beraterin Anja Förster aus Hei<strong>de</strong>lberg, die Innovationsgeschehen<br />

grundsätzlich losgelöst von einer Geschlechterdiskussion<br />

sehen will. Förster beobachtet, dass in sehr etablierten<br />

30 ProFirma 12 2010<br />

Foto: privat


Strukturen Frauen weniger in Status<strong>de</strong>nken verhaftet sind<br />

und leichter zu Kreativitätstechniken greifen: „Männer haben<br />

eher Sorge, das Gesicht zu verlieren, wenn sie etwas Ungewöhnliches,<br />

Neues ausprobieren.“ Zu<strong>de</strong>m schafften Frauen<br />

an<strong>de</strong>re Rahmenbedingen für neue I<strong>de</strong>en, da sie eher Freiraum<br />

und Vertrauen zuließen, so Förster.<br />

Susanne Bührer-Topcu vom Fraunhofer ISI in Karlsruhe sieht<br />

Frauen im Bereich Forschung und Entwicklung sogar in einer<br />

beson<strong>de</strong>ren Rolle: „Frauen haben Mut, und sie spüren die Notwendigkeit,<br />

sich mit Rand- und Schnittstellenthemen zu beschäftigen,<br />

die risikoreich und auf <strong>de</strong>n ersten Blick wenig lukrativ<br />

sind“, so ihre Beobachtung. Gera<strong>de</strong> in diesem Segment<br />

seien Frauen überaus erfolgreich.<br />

Netzwerke geben Rücken<strong>de</strong>ckung<br />

Die Selbstzweifel, <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen von Umfeld und Gesellschaft<br />

nicht zu genügen, das ständige Hinterfragen <strong>de</strong>r<br />

eigenen Fähigkeiten, gehört für viele Unternehmerinnen zum<br />

Alltag. Doch für Schwäche ist in <strong>de</strong>r Regel keine Zeit. An dieser<br />

Stelle geben Frauennetzwerke und Unternehmerinnenvereinigungen<br />

wertvolle Rücken<strong>de</strong>ckung. „Der Austausch mit<br />

Gleichgesinnten, die Suche nach Inspiration und nicht zuletzt<br />

ein gemeinsames Verständnis im Thema Vereinbarkeit ist das,<br />

was die Frauen bei uns suchen“, sagt Doris Leddin, Chefi n einer<br />

Werbeagentur in Sin<strong>de</strong>lfi ngen und Geschäftsführerin <strong>de</strong>s<br />

Netzwerks „Genial im Südwesten“ im Raum Stuttgart. Die<br />

Frauen wünschten sich Kontakt und Austausch auf Augenhöhe<br />

ohne die gängigen Konkurrenzrituale <strong>de</strong>r Männer. Die<br />

Möglichkeit, sich auch einmal schwach zu zeigen, zeichneten<br />

die genialen Frauen in ihrer Run<strong>de</strong> aus, so die erfahrene<br />

Netzwerkerin. „Frauen müssen manchmal einfach unter sich<br />

sein“, sagt Leddin und ergänzt augenzwinkernd, „selbst wenn<br />

es nur darum geht, über die Männer in Leben und Beruf abzulästern.“<br />

Bettina Deininger, Grün<strong>de</strong>rin <strong>de</strong>s Austernbank Verlags in<br />

München, hat ihren eigenen Weg gefun<strong>de</strong>n. Sie setzt <strong>de</strong>n allgegenwärtigen<br />

Irritationen über berufl iche Richtungswechsel<br />

eine tiefe innere Überzeugung entgegen: „Für mich sind<br />

berufl iche Schwenks kein Scheitern, son<strong>de</strong>rn das Einstellen<br />

auf eine neue Situation.“ Den eigenen Zickzack-Kurs positiv<br />

zu bewerten, zeige situative Flexibilität und Pragmatismus –<br />

und sei damit eine zutiefst weibliche Tugend. Dass auf diese<br />

Weise viele erfolgreiche Frauenunternehmen entstehen, ist<br />

ein bemerkenswerter Nebeneffekt dieser weitreichen<strong>de</strong>n Erkenntnis.<br />

„Männer haben Sorge, ihr Gesicht zu verlieren,<br />

wenn sie etwas Neues ausprobieren.“<br />

ANJA FÖRSTER, UNTERNEHMENSBERATERIN, HEIDELBERG<br />

ProFirma 12 2010<br />

MACHEN SIE DOCH MAL<br />

BUSINESS-URLAUB<br />

Wenn auf Ihren Geschäftsreisen die Reise mehr Arbeit<br />

macht als das Geschäft, dann wird es Zeit für CWT. Seit<br />

über 140 Jahren leisten wir unseren Beitrag, damit unsere<br />

Kun<strong>de</strong>n ihre geschäftlichen Ziele erreichen. Entspannt,<br />

sicher, pünktlich und kosteneffizient. Damit <strong>de</strong>r aufregen<strong>de</strong><br />

Teil Ihrer Geschäftsreise das Geschäft bleibt, nicht die<br />

Reise.<br />

Ihre nächste Geschäftsreise ist für uns immer die<br />

wichtigste von allen.<br />

31<br />

www.carlsonwagonlit.<strong>de</strong>


Unternehmensführung – Kommunikation<br />

Firmenfi lme<br />

Der Mensch, das Augentier<br />

Die meisten <strong>de</strong>utschen Unternehmen haben keine Strategie für die Herstellung von<br />

Image- und Werbefi lmen. Ein Blick ins Ausland hilft, die Möglichkeiten zu erkennen,<br />

sich mit bewegten Bil<strong>de</strong>rn von <strong>de</strong>r Konkurrenz abzuheben. VON PROF. MATTHIAS MICHAEL<br />

In einem Unternehmen wird ein Jubilar<br />

geehrt, es gibt Häppchen, Orangensaft<br />

und Prosecco. Der Chef hält eine hölzerne<br />

Re<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Jubilar sitzt etwas verloren<br />

daneben und nimmt Blumen und<br />

einen Präsentkorb entgegen. Solche angespannten,<br />

mitunter peinlichen Veranstaltungen<br />

sind Alltag in <strong>de</strong>utschen<br />

Firmen.<br />

Porsche macht es an<strong>de</strong>rs: Beson<strong>de</strong>rs<br />

verdiente Jubilare wer<strong>de</strong>n in Filmen<br />

porträtiert. Darin erzählt <strong>de</strong>r Geehrte<br />

an seinem Arbeitsplatz, zu Hause und<br />

bei seinem Hobby über sich, sein Leben<br />

und seine Firma. Der Film ist mal lustig,<br />

mal nach<strong>de</strong>nklich, die Zuschauer lernen<br />

einen Menschen kennen. Hier steht <strong>de</strong>r<br />

Jubilar wirklich im Vor<strong>de</strong>rgrund. Das<br />

ist für alle Beteiligten erfreulich, motivierend<br />

und för<strong>de</strong>rt die Loyalität <strong>de</strong>r Beschäftigten<br />

– und es ist ein Beispiel für<br />

<strong>de</strong>n taktischen Einsatz von Bewegtbildkommunikation.<br />

Dieser Begriff fasst alle fi lmischen Aktivitäten<br />

einer Organisation zusammen:<br />

Ereignis-, Produkt-, Image- und Werbefi<br />

lme, Übertragungen o<strong>de</strong>r Zusammenschnitte<br />

von Firmenveranstaltungen<br />

wie Pressekonferenzen. Die Filme<br />

wer<strong>de</strong>n i<strong>de</strong>alerweise gezielt für ihren<br />

späteren Zweck hergestellt: Für Messen,<br />

Firmenführungen und -veranstaltungen,<br />

potenzielle neue Kun<strong>de</strong>n, die<br />

eigene Website o<strong>de</strong>r Vi<strong>de</strong>oplattformen<br />

wie Myvi<strong>de</strong>o, Vimeo und Youtube.<br />

Filme symbolisieren Mo<strong>de</strong>rnität<br />

Verbraucher, Medienleute und an<strong>de</strong>re<br />

Anspruchsgruppen erwarten heute von<br />

einem zukunftsfähigen Unternehmen,<br />

dass es seine Produkte und Dienstleistungen<br />

auch in bewegten Bil<strong>de</strong>rn präsentiert.<br />

Solche Filme symbolisieren<br />

Mo<strong>de</strong>rnität, Professionalität, Qualität<br />

und Selbstbewusstsein; sie sind leichter<br />

konsumierbar als Texte, unterhaltsam<br />

und erreichen ein Publikum, das keine<br />

längeren Erklärungen liest. Botschaften<br />

wahrhaftiger Menschen stiften Vertrauen,<br />

geben ihrem Unternehmen ein<br />

Gesicht. Es wird <strong>de</strong>utlich, dass ein sympathisches,<br />

kompetentes und integeres<br />

Team hinter <strong>de</strong>n Produkten, Marken<br />

und Dienstleistungen steht.<br />

Die Öffentlichkeitsarbeit <strong>de</strong>utscher Unternehmen<br />

ist aber noch sehr auf Texte<br />

konzentriert. Dabei wirkt das Lesen weniger<br />

stark, weniger direkt und weniger<br />

emotional auf unser Gehirn als <strong>de</strong>r Tonfi<br />

lm. Bil<strong>de</strong>r stimulieren das Gehirn stärker<br />

als Texte; sie setzen sich besser im<br />

Langzeitgedächtnis fest, wirken direkter<br />

und emotionaler. Denn Sehen be<strong>de</strong>utet<br />

Erleben. Der Mensch ist ein Augentier.<br />

Vor allem Jugendliche kaprizieren sich<br />

zunehmend auf die visuellen Medien.<br />

Fachleute diagnostizieren einen Wan<strong>de</strong>l<br />

weg von <strong>de</strong>r Leitkultur <strong>de</strong>r Schrift hin<br />

zur Kultur <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s. Kulturpessimistisch<br />

lässt sich das mit einem Rückfall<br />

in die Zeit vor Gutenberg beschreiben.<br />

Man mag die Entwertung <strong>de</strong>r Schrift<br />

bedauern, aber Organisationen sollten<br />

darauf reagieren: Mit einem wirkungsvollen<br />

audio-visuellen Einsatz können<br />

sie sich von ihrer Konkurrenz abheben.<br />

Beispiele für sinnvolle Filmaktivitäten<br />

aus mittelständischen <strong>de</strong>utschen Firmen<br />

sind noch rar. Gelungen wirkt<br />

etwa, wie die Baumarktkette Hornbach<br />

das Internet nutzt, um Heimwerkern<br />

mit Filmen häufi ge Do-it-yourself-Projekte<br />

zu präsentieren: Wie renoviert<br />

man ein Bad? Wie baut man ein Dach<br />

aus? Wie verlegt man Holzfußbo<strong>de</strong>n?<br />

Welches Material braucht man, und<br />

was kostet das Ganze? Alles wird fl ott<br />

Unternehmen<br />

und bekömmlich in Filmen erläutert<br />

<strong>de</strong>r<br />

nach <strong>de</strong>r Devise: Mit unserer Hilfe und<br />

Filmen<br />

etwas Geschick kann das je<strong>de</strong>r.<br />

<strong>de</strong>n<br />

Inspiration kommt ansonsten vor allem<br />

Aus<br />

aus <strong>de</strong>m englischsprachigen Ausland. Fotos:<br />

32 ProFirma 12 2010


Die Brü<strong>de</strong>r Mast, zwei New Yorker Chocolatiers, sind echte Originale. Mit einem Augenzwinkern erzählen sie in ihrem Imagefi lm<br />

die Geschichte ihres Unternehmens, die – vielleicht – damit begann, dass eine Flaschenpost mit Kakaobohnen am Strand angespült wur<strong>de</strong>.<br />

Der Film ist im Internet zu sehen unter vimeo.com/13664547<br />

Einen pfi ffi gen, kleinen Film zeigt die<br />

New Yorker Agentur Smart Design im<br />

Netz: Das Unternehmen stellt sich auf<br />

lockere, unterhaltsame Art vor; <strong>de</strong>r Zuschauer<br />

ist beeindruckt von <strong>de</strong>r Arbeitsatmosphäre,<br />

<strong>de</strong>r Kommunikationskultur,<br />

<strong>de</strong>m gelassenen Miteinan<strong>de</strong>r,<br />

<strong>de</strong>n Räumen, <strong>de</strong>n Produkten und <strong>de</strong>n<br />

kreativen Köpfen. Ein solcher Film ist<br />

in drei Drehtagen für rund 13.000 Euro<br />

Produktionskosten realisierbar. Er zeigt<br />

eine gleichermaßen sympathische und<br />

kompetente Firma, obwohl nicht einmal<br />

Kun<strong>de</strong>n, Partner o<strong>de</strong>r Lieferanten<br />

vorkommen, son<strong>de</strong>rn ausschließlich<br />

Mitarbeiter und dazu einige Passanten,<br />

die sich kurioserweise über öffentliche<br />

Toiletten äußern – ein Designauftrag<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Einer <strong>de</strong>r Stars <strong>de</strong>r Vi<strong>de</strong>oplattform<br />

Vimeo ist John Nese, Besitzer von<br />

Galco’s Soda Pop Stop in Los Angeles.<br />

Sein Film ist in etwa das Billigste, was<br />

man produzieren kann. Der Streifen<br />

kommt <strong>de</strong>shalb so gut an, weil <strong>de</strong>r Mann<br />

ein Original ist, wun<strong>de</strong>rbar offenherzig<br />

erzählt und augenscheinlich zu je<strong>de</strong>m<br />

seiner unzähligen Sodas eine Geschichte<br />

parat hat. Da sitzt er in kurzen Hosen<br />

auf seinen Wasserkisten, schwadroniert<br />

und philosophiert und gibt <strong>de</strong>n Märchenonkel<br />

über die Welt <strong>de</strong>s Sodas.<br />

ProFirma 12 2010<br />

DIE WICHTIGSTEN TIPPS<br />

Filme für Unternehmen<br />

Beantworten Sie vor <strong>de</strong>r Auftragsvergabe<br />

folgen<strong>de</strong> Fragen: Welchem<br />

Zweck soll <strong>de</strong>r Film dienen? Wer soll<br />

erreicht wer<strong>de</strong>n? Verbraucher, Kooperationspartner<br />

und Initiativgruppen verlangen<br />

authentisch und dokumentarisch<br />

wirken<strong>de</strong> Aufnahmen. Soll <strong>de</strong>r Film auf<br />

<strong>de</strong>r Website <strong>de</strong>s Unternehmens o<strong>de</strong>r auf<br />

Messen gezeigt wer<strong>de</strong>n? Soll er Politiker<br />

überzeugen? Soll er bei einer Betriebsversammlung<br />

gezeigt wer<strong>de</strong>n? O<strong>de</strong>r soll<br />

er die Medien und die Nachbarschaft<br />

<strong>de</strong>r Produktionsstätten beruhigen?<br />

Ein Film o<strong>de</strong>r mehrere? Ein 30-minütiger<br />

Film über die Produkte <strong>de</strong>r Firma<br />

kann interessant sein für Besuchergruppen<br />

– für Messen und <strong>de</strong>n Internet-<br />

Auftritt ist er viel zu lang. Hier eignen<br />

sich mehrere kurze Filme über unterschiedliche<br />

Themen wie Qualität, Nachhaltigkeit,<br />

Ausbildung o<strong>de</strong>r Service.<br />

Die Beiträge müssen Vertrauen erzeugen;<br />

Verständlichkeit ist das oberste<br />

Gebot.<br />

Kosten, Zeit und Produktionsmittel:<br />

Wer auf 35-Millimeter-Film drehen lässt,<br />

muss sich über enorme Produktionskosten<br />

nicht wun<strong>de</strong>rn. Heute wer<strong>de</strong>n Unternehmensfi<br />

lme meist mit HD-Kameras im<br />

Format 16:9 produziert. Eine Minute sollte<br />

mit rund 2.500 Euro veranschlagt wer<strong>de</strong>n.<br />

Animationen und weitere Tricks verteuern<br />

die Produktion.<br />

Ein prominenter Sprecher für die Vertonung<br />

kostet zusätzlich Geld. Auch die<br />

Komposition und Aufnahme von Musik<br />

kann höhere vierstellige Summen kosten.<br />

Wer produziert? Der Autor sollte schon<br />

Fernsehbeiträge, Image-, Produkt- o<strong>de</strong>r<br />

Veranstaltungsfi lme hergestellt haben.<br />

Er sollte sich auf die Wünsche und Bedürfnisse<br />

<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n einlassen, aber das<br />

Unternehmen professionell beraten, was<br />

möglich und sinnvoll für die Zielerreichung<br />

ist. Er sollte an Beispielen zeigen,<br />

was er meint, um spätere Unstimmigkeiten<br />

auszuschließen.<br />

33


Unternehmensführung – Kommunikation<br />

„Will it blend?“ lautet stets die Eingangsfrage in <strong>de</strong>n Vi<strong>de</strong>os von<br />

Blendtec-Grün<strong>de</strong>r Tom Dickson. Der seriöse Hersteller von Mixgeräten<br />

schred<strong>de</strong>rt alles, was ihm vor die Messer kommt, auch ein iPhone.<br />

Auf www.youtube.<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Suche „Will it blend?” eingeben<br />

So erwirbt man Kultstatus – nur durch<br />

einen Film für ein paar Hun<strong>de</strong>rt Euro.<br />

Einen schönen Imagefi lm haben auch<br />

zwei New Yorker Chocolatiers produzieren<br />

lassen, die Brü<strong>de</strong>r Mast. Ein<br />

solches Stück mit einfachsten Mitteln<br />

kostet einen Drehtag, eine o<strong>de</strong>r zwei<br />

Schnittschichten und viel Liebe zum<br />

Detail. Für 5.000 Euro haben die bei<strong>de</strong>n<br />

etwas zum Vorzeigen, das sie jahrelang<br />

benutzen können und neugierig macht<br />

auf ihre Schokolei<strong>de</strong>nschaft. So ein<br />

Film, richtig eingesetzt, hilft, <strong>de</strong>n Umsatz<br />

zu vervielfachen.<br />

Filme für je<strong>de</strong> Zielgruppe<br />

Diese Unternehmen holen ihre Zielgruppen<br />

ab – mal die Mitarbeiter, mal<br />

die Analysten und Wirtschaftsjournalisten,<br />

mal die Kun<strong>de</strong>n. Deutsche mittel-<br />

GRATISTOOL <strong>de</strong>s Monats<br />

ProFirma PROFESSIONAL<br />

Ein kostenloses Excel-Tool zum Thema aus<br />

<strong>de</strong>m Angebot von ProFirma Professional<br />

fi n<strong>de</strong>n Sie auf www.profi rma.<strong>de</strong><br />

Marketingplan Mit diesem Excel-Tool können<br />

Sie Ihre Marketingaktivitäten systematisch<br />

erfassen und strukturieren.<br />

ständische Unternehmen haben jedoch<br />

offenbar noch wenig Sinn für eine professionelle<br />

fi lmische Selbstdarstellung.<br />

Der Deutsche Wirtschaftsfi lmpreis<br />

wäre ein Instrument, um das Jammertal<br />

zu verlassen. Allerdings spricht die<br />

Selbstdarstellung <strong>de</strong>s Preises im Internet<br />

schon Bän<strong>de</strong>: Im Jahr 2009 hat die<br />

Jury, <strong>de</strong>r ein Unterabteilungsleiter eines<br />

Ministeriums vorsitzt, einen Film über<br />

die Fuhrlän<strong>de</strong>r AG als besten <strong>de</strong>utschen<br />

„Film über die Wirtschaft“ prämiert. Das<br />

mehr als 14 Minuten lange Stück über<br />

<strong>de</strong>n Hersteller von Windkraftanlagen<br />

aus <strong>de</strong>m Westerwald ist dramaturgisch<br />

so gebaut: Standbil<strong>de</strong>r, O-Ton Joachim<br />

Fuhrlän<strong>de</strong>r, Standbil<strong>de</strong>r, O-Ton Fuhrlän<strong>de</strong>r,<br />

Standbil<strong>de</strong>r, O-Ton Fuhrlän<strong>de</strong>r,<br />

<strong>de</strong>r immer komisch hingestellt wirkt.<br />

Darunter läuft mal Kaufhausmusik, mal<br />

das nervige Geträller „Was wollen wir<br />

trinken, sieben Tage lang?“ Fuhrlän<strong>de</strong>r<br />

darf pseudo-sinnige Sätze sagen: „Mich<br />

treibt an, dass ich lebe und dass ich will,<br />

dass an<strong>de</strong>re auch leben.“ Und die Kommentarsprecherin<br />

vermerkt be<strong>de</strong>utungsvoll:<br />

„Der Mann, das spürt man,<br />

ist ein Überzeugungstäter.“<br />

Kurzum: Die allermeisten Filme <strong>de</strong>utscher<br />

Unternehmen sind unprofessionell,<br />

langweilig, mitunter sogar kontraproduktiv.<br />

Wer soll sich zehn Minuten<br />

lang die Produktion von – sagen wir:<br />

John Nese, <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>r von Galco‘s Soda Pop Stop in Los Angeles,<br />

kann zu je<strong>de</strong>r seiner Limona<strong>de</strong>n eine Geschichte erzählen. Solche Filme<br />

sind schnell produziert, preisgünstig und erreichen <strong>de</strong>nnoch Kultstatus.<br />

Auf www.youtube.com Galco’s Soda Pop Stop eingeben<br />

Schrauben ansehen? Oftmals sprechen<br />

Geschäftsführer in die Kamera, als wären<br />

sie ein Regierungschef bei <strong>de</strong>r Neujahrsansprache.<br />

Versuchen Unternehmenslenker<br />

in ihren Filmen in Wür<strong>de</strong><br />

zu dilettieren, blamieren sie nicht nur<br />

sich selbst, son<strong>de</strong>rn auch alle Marken,<br />

Produkte und Dienstleistungen ihrer<br />

Firma. Denn Imagetransfer wirkt positiv<br />

wie negativ. Und wenn ein Manager<br />

im Film für <strong>de</strong>n Kameramann sichtlich<br />

steif und ziellos durch sein Büro o<strong>de</strong>r<br />

die Werkshalle stiefelt, spüren die Zuschauer:<br />

Hier fühlt sich einer unwohl,<br />

aber er lässt sich benutzen und erkennt<br />

nicht, dass er nicht authentisch wirkt.<br />

Zwar wird er am En<strong>de</strong> unzufrie<strong>de</strong>n sein,<br />

er wird aber nicht wissen, was schiefgelaufen<br />

ist o<strong>de</strong>r wie er an<strong>de</strong>rs hätte reagieren<br />

sollen.<br />

Die Atmosphäre beim Dreh und die Lockerheit<br />

<strong>de</strong>r Dargestellten ist originäre<br />

Aufgabe <strong>de</strong>s Filmemachers. Er sollte das<br />

Unternehmen, <strong>de</strong>ssen Kultur und die Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

kennen, die es im Film herauszuarbeiten<br />

gilt. Und er sollte seinen<br />

Auftraggeber beraten – abhängig von<br />

<strong>de</strong>n Zielgruppen und <strong>de</strong>r erwünschten<br />

Wirkung. Zu oft sehen die Filme lieblos<br />

aus, ohne Pfi ff, ohne Beson<strong>de</strong>rheiten,<br />

Unternehmen<br />

ohne Herzblut und Charme.<br />

<strong>de</strong>r<br />

Um Veranstaltungs-, Produkt- und Er-<br />

Filme<br />

klärfi lme herzustellen, genügt in <strong>de</strong>r Fotos:<br />

34 ProFirma 12 2010


Regel eine einfache Fernsehausrüstung: HD-<br />

Kamera, Stativ, Handmikrofon, Lichtkoffer,<br />

Monitor. Die Produktionskosten hängen<br />

ab von <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Dreh- und Schnitttage,<br />

<strong>de</strong>n Reisen, <strong>de</strong>n Personalkosten, <strong>de</strong>r Requisite<br />

und <strong>de</strong>m technischen Aufwand. Wenn<br />

Schauspieler vorkommen, Kran und Steadycam<br />

gebraucht wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r dreidimensionale<br />

Animationen, kann sich ein Film<br />

erheblich verteuern. Sofern aber ein Kamerateam<br />

nur eine fernsehtaugliche Reportage<br />

o<strong>de</strong>r einen sogenannten gebauten Beitrag<br />

anfertigt, bleiben die Aufwendungen<br />

überschaubar. Manche Branchenverbän<strong>de</strong><br />

geben als Maßzahl für die Kosten dieser<br />

Filme 2.500 Euro je Sen<strong>de</strong>minute an. Das ist<br />

bei einfachem Equipment und vor allem bei<br />

Einheit von Drehort und -handlung realistisch.<br />

2.500 Euro je Sen<strong>de</strong>minute<br />

Der Aufwand lohnt sich, <strong>de</strong>nn gut gemachte<br />

Filme mit klarer Aussage und professioneller<br />

Umsetzung können die Absatzzahlen<br />

explodieren lassen. So geschehen bei<br />

Blendtec, einem amerikanischen Hersteller<br />

von Haushaltsmixern. Unter <strong>de</strong>r Titelfrage<br />

„Will it blend?“ kommt <strong>de</strong>r grauhaarige,<br />

freundliche Unternehmensgrün<strong>de</strong>r und<br />

Geschäftsführer Tom Dickson mit weißem<br />

Kittel in ein 70er-Jahre-Studio<strong>de</strong>sign, dazu<br />

läuft poppige Instrumentalmusik. Dickson<br />

setzt eine Schutzbrille und ein breites Grinsen<br />

auf, wirft seinen Total Blen<strong>de</strong>r an, <strong>de</strong>r<br />

angeblich drei PS hat, zeigt ein iPhone vor<br />

und häckselt es binnen Sekun<strong>de</strong>n zu Staub<br />

und Asche. Mit trockenem Humor zerstört<br />

<strong>de</strong>r seriöse Herr, was ihm in <strong>de</strong>n Mixer<br />

kommt: Glasmurmeln, Golfbälle, Coladosen<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Holzstil eines Gartengeräts.<br />

Diese wirklich komischen Vi<strong>de</strong>os wer<strong>de</strong>n<br />

millionenfach angesehen, nach Angaben<br />

<strong>de</strong>r Plattform Exciting Commerce hat sich<br />

<strong>de</strong>r Mixerumsatz von Blendtec seit Vorführung<br />

<strong>de</strong>r Vi<strong>de</strong>os versiebenfacht.<br />

Der Autor: Prof. Dr. Matthias Michael<br />

lehrt an Hochschulen und arbeitet als Unternehmensberater.<br />

Der frühere Zeitungs- und<br />

Fernsehjournalist verantwortet Filme aller Art<br />

und entwickelt mit Unternehmen Strategien<br />

für <strong>de</strong>n Einsatz von Bil<strong>de</strong>rn und Vi<strong>de</strong>os.<br />

ProFirma 12 2010<br />

Die Baumarktkette Hornbach zeigt auf ihrer Internet-Seite www.hornbach.<strong>de</strong> eine<br />

Fülle von fi lmischen Anleitungen für viele Eventualitäten <strong>de</strong>s Heimwerker-Daseins.<br />

Die Filme sind recht professionell gemacht und erreichen in ihrer Anschaulichkeit das<br />

gewünschte Ziel, <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n zu signalisieren: Das kannst Du auch!<br />

Nicht lange suchen –<br />

einfach buchen:<br />

OBT – Online Business Travel.<br />

OBT– das Mobilitätsportal für Geschäftsreisen<strong>de</strong>.<br />

Ob Bahnfahrt, Flug, Hotel o<strong>de</strong>r Mietwagen: Buchen Sie Ihre<br />

Geschäftsreisen einfach und bequem aus einer Hand über ein<br />

Portal – zu beson<strong>de</strong>rs attraktiven Konditionen.<br />

Das spart Ihnen nicht nur Zeit, son<strong>de</strong>rn auch Geld. Informationen<br />

und Buchungen auf www.obt.<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r mit persönlicher Beratung<br />

durch unsere erfahrenen Reiseexperten unter 0180 5 11 3000*.<br />

*14 ct/Min. aus <strong>de</strong>m Festnetz via Vodafone, Tarif bei Mobilfunk max. 42 ct/Min.<br />

...und viele mehr!


Unternehmensführung – Verhandlungsführung<br />

Business-Knigge<br />

Mit Stil zum Abschluss<br />

Gute Umgangsformen und die Kenntnis lan<strong>de</strong>stypischer Gepfl ogenheiten<br />

verbessern die Beziehungen zu <strong>de</strong>n Verhandlungspartnern und damit die Chancen<br />

auf profi table Geschäfte. VON IRENE WINTER<br />

Es wird selten darüber gesprochen, aber<br />

solche Dinge passieren: Ein <strong>de</strong>utscher<br />

Unternehmer scheitert in Moskau, weil<br />

er einen Anzug von <strong>de</strong>r Stange trägt und<br />

in einem preiswerten Hotel übernachtet.<br />

Sein russischer Verhandlungspartner<br />

folgert, es müsse um die Finanzen<br />

<strong>de</strong>s Besuchers schlecht bestellt sein, und<br />

lässt die Gespräche platzen. In Saudi-<br />

Arabien lehnt ein <strong>de</strong>utscher Geschäftsführer<br />

beim Lunch eine überbackene<br />

Honigbanane ab, die ihm ein saudischer<br />

Firmenchef anbietet – das Geschäft<br />

kommt nicht zustan<strong>de</strong>: Diese Geste <strong>de</strong>r<br />

Ablehnung wird in arabischen Län<strong>de</strong>rn<br />

als Beleidigung aufgefasst.<br />

Aber nicht nur im Ausland, auch in<br />

Deutschland scha<strong>de</strong>t die mangeln<strong>de</strong><br />

Kenntnis allgemeiner Gepfl ogenheiten.<br />

Denn Erfolg hat nicht nur mit Fachkenntnissen<br />

zu tun. „Viele Geschäftsleute<br />

glauben, dass Verhandlungen nur<br />

auf <strong>de</strong>r sachlichen Ebene ablaufen, und<br />

negieren die emotionale Komponente“,<br />

sagt Inge Wolff aus Bielefeld, Vorsitzen<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Arbeitskreises „Umgangsformen<br />

International“ und Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>r „Umgangsformen<br />

Aka<strong>de</strong>mie Deutschlands“:<br />

„Dabei spielt sich gera<strong>de</strong> im Geschäftsleben<br />

vieles unterschwellig ab.“ Wer mit<br />

seinem Unternehmen auf <strong>de</strong>m Business-<br />

Parkett bestehen möchte, glänzt daher<br />

nicht nur mit Verkaufszahlen, son<strong>de</strong>rn<br />

auch mit Stil und Etikette.<br />

Die Kommunikationsfähigkeit von Unternehmern<br />

und ihr Vermögen, Sympa-<br />

Bei <strong>de</strong>r Reihenfolge <strong>de</strong>r Begrüßung sind<br />

nicht mehr Alter o<strong>de</strong>r Geschlecht entschei<strong>de</strong>nd,<br />

son<strong>de</strong>rn die Hierarchie.<br />

thie zu erzeugen, wird immer mehr zum<br />

Erfolgsschlüssel. Das haben inzwischen<br />

auch viele Mittelständler erkannt und<br />

lassen sich in Kursen auf <strong>de</strong>n neuesten<br />

Stand <strong>de</strong>s „Business-Knigge“ bringen.<br />

Fettnäpfchen lauern schließlich überall:<br />

Bei <strong>de</strong>r Begrüßung, bei Vorstellungsritualen,<br />

beim Essen, beim Small Talk,<br />

beim Meeting, bei <strong>de</strong>r Klei<strong>de</strong>rwahl und<br />

beim Umgang mit neuen Medien.<br />

Gelten<strong>de</strong> Regeln sind im Prinzip einfach<br />

zu beherzigen: Es geht immer nur<br />

darum, <strong>de</strong>m Gegenüber echte Wertschätzung<br />

und Hilfsbereitschaft zu signalisieren<br />

– egal ob es sich um in <strong>de</strong>r<br />

Hierarchie höher gestellte Persönlichkeiten<br />

han<strong>de</strong>lt, um eigene Mitarbeiter<br />

o<strong>de</strong>r Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>, Geschäftspartner<br />

o<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n. „Es gibt lei<strong>de</strong>r jedoch immer<br />

noch je<strong>de</strong> Menge Vorgesetzte, die<br />

bewusst die Grenzen ihrer Mitarbeiter<br />

überschreiten o<strong>de</strong>r ihre eigene Wichtigkeit<br />

dadurch unterstreichen wollen,<br />

dass sie eine Geschäftspartnerin o<strong>de</strong>r einen<br />

Kun<strong>de</strong>n warten lassen“, sagt Wolff.<br />

Zu einem seriösen und souveränen Auftreten<br />

gehört für die Beraterin neben<br />

korrekter Kleidung und guten Tischmanieren<br />

vor allem die Fähigkeit, an<strong>de</strong>ren<br />

Menschen höfl ich und respektvoll zu<br />

36 ProFirma 12 2010


www.volkswagen.<strong>de</strong>/grosskun<strong>de</strong>n<br />

IHRE FIRMA IST VOLLER IDEEN.<br />

WARUM NICHT AUCH IHR FIRMENWAGEN?<br />

Mehr als eine I<strong>de</strong>e voraus.<br />

Der neue Passat Variant.<br />

Um in <strong>de</strong>r Geschäftswelt bestehen zu können, muss man innovativ sein und<br />

dabei trotz<strong>de</strong>m ökonomisch <strong>de</strong>nken. Genauso wie <strong>de</strong>r neue Passat. Seine<br />

Müdigkeitserkennung1) o<strong>de</strong>r die dynamische Fernlichtregulierung „Dynamic<br />

Light Assist“ 2) sind Technologien, die sich zum ersten Mal in einem Auto<br />

seiner Klasse fin<strong>de</strong>n. Und auch sein geringer Verbrauch von durchschnittlich nur<br />

4,4 Litern auf 100 Kilometer 3) wird sowohl die Fahrer als auch die Controller<br />

überraschen. Mehr Informationen unter www.volkswagen.<strong>de</strong>/grosskun<strong>de</strong>n.<br />

1) Aufgeführte Innovationen sind optional. 2) Ist zu einem späteren Zeitpunkt optional erhältlich. Ihr Volkswagen<br />

Händler informiert Sie gern. 3) Passat Variant, 1,6-l-TDI BlueMotion Technology, 77 kW (105 PS), Dieselpartikelfilter,<br />

Kraftstoffverbrauch, l/100 km, innerorts 5,3/außerorts 4,0/kombiniert 4,4; CO2-Emission, kombiniert 116 g/km. Gemäß<br />

RL 1999/100/EG, abhängig von Fahrweise, Straßen- und Verkehrsverhältnissen. Abbildung zeigt Son<strong>de</strong>rausstattung<br />

gegen Mehrpreis.


Unternehmensführung – Verhandlungsführung<br />

begegnen, ohne dabei übertrieben o<strong>de</strong>r<br />

aufgesetzt zu wirken.<br />

Erste Probleme können schon zu Beginn<br />

einer Geschäftsbeziehung auftreten. Allein<br />

eine verpatzte Begrüßung be<strong>de</strong>utet<br />

manchmal <strong>de</strong>n Anfang vom En<strong>de</strong>. <strong>Als</strong><br />

Leitlinie gilt: Die Ranghöheren wer<strong>de</strong>n<br />

zuerst begrüßt. Der Grundsatz „Ladies<br />

fi rst“ ist überholt, da Frauen berufl ich<br />

<strong>de</strong>n Männern gleichgestellt sind. „Wenn<br />

jemand Geschäftsgäste in seinem Büro<br />

empfängt, sollte er sie zuerst begrüßen<br />

und ihnen <strong>de</strong>n Handschlag anbieten“,<br />

empfi ehlt Wolff: „Je weiter er <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren<br />

auf <strong>de</strong>m Weg entgegenkommt, <strong>de</strong>sto<br />

mehr Wertschätzung signalisiert er.<br />

Üblich ist dabei min<strong>de</strong>stens die Hälfte<br />

<strong>de</strong>s Wegs. Bei beson<strong>de</strong>rs wichtigen Besuchern<br />

wird das Geleit erweitert, etwa<br />

bis zum Bahnhof o<strong>de</strong>r zum Flughafen.“<br />

Bei ausländischen Gästen befürwortet<br />

<strong>de</strong>r Arbeitskreis „Umgangsformen International“<br />

eine Begrüßung nach <strong>de</strong>r<br />

Lan<strong>de</strong>ssitte – am besten auch in Lan<strong>de</strong>ssprache.<br />

Auch bei <strong>de</strong>r Vorstellung hat die berufliche<br />

Rangordnung die höchste Priorität:<br />

Stellt man <strong>de</strong>m neuen Geschäftspartner<br />

seine Mitarbeiter vor, dann in<br />

<strong>de</strong>r hierarchischen Abfolge und ohne<br />

Rücksicht auf Geschlecht und Alter:<br />

„Viele Menschen reagieren sehr empfi<br />

ndlich, wenn dabei ihre Titel und aka<strong>de</strong>mischen<br />

Gra<strong>de</strong> weggelassen wer<strong>de</strong>n“,<br />

sagt Wolff: „Sich selbst mit Titel vorzustellen,<br />

gilt aber als unangebracht.“<br />

Visitenkarte ist Teil <strong>de</strong>s Egos<br />

Weitere Fehler kann man unbewusst<br />

beim Visitenkartentausch machen: Wer<br />

die gera<strong>de</strong> empfangene Visitenkarte<br />

eines potenziellen Zulieferers gleich<br />

wegsteckt, ohne sie einige Sekun<strong>de</strong>n zu<br />

betrachten, zeigt Desinteresse. Beson-<br />

Verhaltenstipps fürs Ausland<br />

> Von Deutschen erwartet man Pünktlichkeit.<br />

> Die wichtigsten Höfl ichkeitswörter <strong>de</strong>r<br />

Lan<strong>de</strong>ssprache sollte man kennen.<br />

> In Nor<strong>de</strong>uropa: Keine Geschäftstermine<br />

am Wochenen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r nach 16 Uhr.<br />

> In Osteuropa: Gastgeschenke „Ma<strong>de</strong><br />

in Germany“ sind willkommen, auch<br />

Blumen und Spezialitäten.<br />

> In Japan: Es gilt als sehr unhöfl ich,<br />

Verhandlungspartnern Schuhsohlen zu<br />

zeigen. Absolutes Tabu: Naseputzen<br />

bzw. Schnäuzen in ein Taschentuch.<br />

> In islamischen Län<strong>de</strong>rn: Frauen und<br />

Männer begrüßen sich nicht mit<br />

Handschlag.<br />

> In Italien ist es üblich, beim Geschäftsessen<br />

und beim Small Talk von <strong>de</strong>r<br />

Familie zu erzählen.<br />

> In Finnland sollte man eine Einladung<br />

in die Sauna nicht ausschlagen.<br />

> In Spanien: Einzelrechnungen sind<br />

inakzeptabel, Gegeneinladungen<br />

dagegen wichtig. Kun<strong>de</strong>n am Telefon<br />

haben Vorrang.<br />

> Frauen wer<strong>de</strong>n in Polen nach alter<br />

Schule hofi ert: Man rückt ihnen <strong>de</strong>n<br />

Stuhl zurecht, hilft ihnen in <strong>de</strong>n Mantel,<br />

hält die Tür auf.<br />

> In Großbritannien sollte man im<br />

Business keine braunen Anzüge<br />

tragen.<br />

> In Asien wird Missstimmung nicht<br />

offen zugegeben: Ein „Ja“ be<strong>de</strong>utet<br />

nicht immer „Ja“ – erst bei Unterzeichnung<br />

ist die Verhandlung<br />

abgeschlossen. Kritik gilt als Gesichtsverlust.<br />

<strong>de</strong>rs unfeine Signale sen<strong>de</strong>n Geschäftsleute<br />

aus, die Visitenkarten in <strong>de</strong>r Gesäßtasche<br />

verschwin<strong>de</strong>n lassen o<strong>de</strong>r<br />

sich darauf Notizen machen. „Asiatische<br />

Geschäftspartner überreichen<br />

mit ihrer Visitenkarte sozusagen einen<br />

Teil ihres Egos. Erweisen Sie <strong>de</strong>r Karte<br />

<strong>de</strong>s Gegenübers also eine angemessene<br />

Wertschätzung“, rät Soft-Skill-Trainer<br />

und Buchautor Horst Hanisch aus<br />

Bonn. Man übergibt sie und nimmt sie<br />

mit bei<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n und einer leichten<br />

Verbeugung.<br />

Knigges Königsdisziplin ist jedoch <strong>de</strong>r<br />

Business-Lunch. Hier gibt es Wolffs<br />

30-jähriger Erfahrung zufolge beson<strong>de</strong>rs<br />

viele Unsicherheiten. Die erste<br />

Hür<strong>de</strong> ist die Wahl <strong>de</strong>r richtigen Lokalität.<br />

Sie sollte <strong>de</strong>m Anlass angemessen<br />

sein, <strong>de</strong>nn das sagt etwas darüber aus,<br />

was <strong>de</strong>r Verhandlungspartner <strong>de</strong>m<br />

Gastgeber wert ist. Auch die Frage <strong>de</strong>r<br />

Bezahlung ist im I<strong>de</strong>alfall schon vorab<br />

unmissverständlich auch mit <strong>de</strong>m<br />

Kellner geklärt. Isst man zu zweit, so<br />

sitzt man sich gegenüber. Sind weitere<br />

Mitarbeiter beim Geschäftsessen anwesend,<br />

wird <strong>de</strong>r Gastgeber <strong>de</strong>m ranghöchsten<br />

Geschäftspartner <strong>de</strong>n Platz<br />

rechts neben sich anbieten.<br />

Die Auswahl <strong>de</strong>s Gerichts kann heikel<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>r Preisbereich unklar<br />

bleibt. „Einen Preisrahmen können<br />

Gastgeben<strong>de</strong> vorgeben, in<strong>de</strong>m sie eine<br />

Empfehlung aussprechen und beispielsweise<br />

das Mittagsmenü vorschlagen“,<br />

sagt Wolff. Es ist die Aufgabe <strong>de</strong>s Gastgebers,<br />

dann das Essen mit einem erhobenen<br />

Glas und einem Dank für die Annahme<br />

<strong>de</strong>r Einladung zu eröffnen (nicht<br />

mit „Guten Appetit“ o<strong>de</strong>r „Mahlzeit!“)<br />

und für Getränke (beim Business-Essen<br />

kein Alkohol) zu sorgen.<br />

„Zum Geschäftlichen kommen Sie am<br />

besten erst nach <strong>de</strong>m Dessert“, empfi ehlt<br />

Inge Wolff: „Vorher ist die i<strong>de</strong>ale Gelegenheit,<br />

die Atmosphäre durch Small<br />

Talk zu entspannen und das Eis zu<br />

brechen.“ Schließlich gilt es, die Beziehungsebene<br />

zum Gegenüber aufzubauen.<br />

Beliebte Small-Talk-Themen sind<br />

mögliche o<strong>de</strong>r bekannte Gemeinsamkeiten.<br />

Negatives kommt beim Plau<strong>de</strong>rn<br />

schlecht an. Tabuthemen beim<br />

Business-Small-Talk sind Politik, Religion,<br />

Krankheiten und Geldprobleme.<br />

Doch nicht auf die sklavische Befolgung<br />

<strong>de</strong>r Regeln kommt es an: „Wer<br />

die Regeln kennt, kann sie auch mal<br />

brechen“, ist das Motto von Inge Wolff:<br />

„Schließlich sind das nur Empfehlungen<br />

und kein starres Benimmkonstrukt.“<br />

Jedoch sollte <strong>de</strong>r Regelbruch ebenfalls<br />

stilvoll geschehen. Eine höfl iche Entschuldigung<br />

mit einer Erklärung, warum<br />

man sich gera<strong>de</strong> über die Regeln<br />

hinwegsetzt, wird kaum jeman<strong>de</strong>n verprellen.<br />

38 ProFirma 12 2010


Wir haben gelernt, dass Sprachen <strong>de</strong>r Schlüssel zum internationalen<br />

Geschäftserfolg sind. Deutschland gehört zu <strong>de</strong>n Spitzenreitern<br />

im Fremdsprachengebrauch, nur noch übertroffen<br />

durch ein paar kleinere Län<strong>de</strong>r wie die Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>, Tschechien<br />

o<strong>de</strong>r Finnland, die schon <strong>de</strong>shalb auf frem<strong>de</strong> Sprachen<br />

angewiesen sind, weil in keinem weiteren Land auf <strong>de</strong>r Welt<br />

ihre Muttersprache gesprochen wird. Heute geht praktisch<br />

kein junger Mensch mehr durch Deutschland (eine halbwegs<br />

geordnete Schulkarriere vorausgesetzt), <strong>de</strong>r nicht zumin<strong>de</strong>st<br />

rudimentäre Kenntnisse <strong>de</strong>r englischen Sprache besitzt.<br />

Darauf sind wir so stolz, dass wir eine bemerkenswerte Serviceleistung<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Bahn, nämlich in allen wichtigen<br />

Fernzügen auch fremdsprachliche Ansagen zu machen, mit<br />

Spott und Hohn übergießen. Sogar Leute, die kaum wissen,<br />

wie <strong>de</strong>r feine Englän<strong>de</strong>r Zunge und Mund spitzt, um das „th“<br />

stilgerecht zu erzeugen, beteiligen sich an diesem Spott. Der<br />

Deutsche scheint doch einen schweren Hang zur Selbstkasteiung<br />

zu haben – und er lebt ihn auch noch öffentlich aus. Keine<br />

Spur von Stolz o<strong>de</strong>r Selbstbewusstsein, nur Spott und Hohn.<br />

Noch eine Disziplin, in <strong>de</strong>r wir ganz vorne mitmischen.<br />

Merkwürdig eigentlich. Dabei klingt es allerliebst, wenn die<br />

französische Zugchefi n im ICE von Saarbrücken nach München<br />

ihre <strong>de</strong>utschsprachigen Ansagen macht und ihr <strong>de</strong>utscher<br />

Kollege auf <strong>de</strong>r gleichen Strecke im TGV französisch<br />

parliert. Und auch das stark nie<strong>de</strong>rländisch gefärbte Deutsch<br />

<strong>de</strong>s holländischen Zugführers im internationalen ICE von<br />

Amsterdam nach Basel hat für unsere Ohren amüsante Züge<br />

und erinnert uns an vergangene Showgrößen nie<strong>de</strong>rländischer<br />

Sprache – aber es ist gut verständlich, es liefert die<br />

notwendigen Informationen, und mehr braucht <strong>de</strong>r Reisen<strong>de</strong><br />

nicht. Es gibt Län<strong>de</strong>r, die stolz und frei sind, und die einfach<br />

erwarten, dass die Besucher und die Geschäftspartner ihr<br />

elegantes Französisch o<strong>de</strong>r ihr gebil<strong>de</strong>tes Englisch sprechen.<br />

ProFirma 12 2010<br />

Quer<strong>de</strong>nker<br />

Sprachen und Erfolg<br />

Von Professor Martin Beck<br />

Martin Beck Der Unternehmensberater<br />

ist Großhan<strong>de</strong>lskaufmann, Diplom-<br />

Betriebswirt (FH) und Honorarprofessor<br />

an <strong>de</strong>r Hochschule Nürtingen.<br />

www.prof-beck.net<br />

Dabei spricht nur eine kleine Min<strong>de</strong>rheit <strong>de</strong>r englischsprachigen<br />

Weltbevölkerung das, was wir in <strong>de</strong>r Schule gelernt<br />

haben. Der Schotte, <strong>de</strong>r Ire, <strong>de</strong>r Texaner, <strong>de</strong>r Südafrikaner,<br />

<strong>de</strong>r Australier, von all <strong>de</strong>n afrikanischen Englischsprechern<br />

ganz abgesehen – sie alle sprechen ungeniert und kreativ in<br />

ihrer Heimatsprache, die jeweils <strong>de</strong>utliche Unterschie<strong>de</strong> zum<br />

Oxford-Englisch zeigt.<br />

Der Autor hat neulich ein südamerikanisches Land besucht, in<br />

<strong>de</strong>m erkennbar gute wirtschaftliche Verhältnisse herrschen,<br />

in <strong>de</strong>m Export und Import funktionieren – und in <strong>de</strong>m noch<br />

nicht einmal die Rezeptionisten von 4-Sterne-Hotels mehr<br />

als ein Dutzend englischer Wörter beherrschten, geschweige<br />

<strong>de</strong>nn zu einer alltagstauglichen Unterhaltung in <strong>de</strong>r Lage waren.<br />

Nicht nur in einem Hotel, nein gleich in mehreren dieser<br />

Klasse. Auch die Verkäuferin im Zigarrenshop am Hauptstadtfl<br />

ughafen, <strong>de</strong>r Taxifahrer in <strong>de</strong>r Millionenstadt – kaum<br />

jemand sprach etwas an<strong>de</strong>res als Spanisch. Nun ist das Spanische<br />

durchaus eine Weltsprache und wird von einigen Hun<strong>de</strong>rt<br />

Millionen Menschen auf <strong>de</strong>r Welt beherrscht, während<br />

das Deutsche, großzügig aufgerun<strong>de</strong>t und durch Deutschschweizer,<br />

Österreicher, Elsässer und Südtiroler ergänzt, auf<br />

nicht viel mehr als 100 Millionen Sprecher kommt.<br />

Ein Vorbild? Nein, aber ein nach<strong>de</strong>nklicher Anstoß. Die <strong>de</strong>utsche<br />

Wirtschaft hat von <strong>de</strong>r Fremdsprachenbereitschaft <strong>de</strong>r<br />

hiesigen Bevölkerung profi tiert und wird es weiterhin tun.<br />

Das ist gut so. Aber vielleicht sollten wir es mit <strong>de</strong>r Anpassung<br />

an alle möglichen Kulturen und Sprachen doch nicht<br />

übertreiben. Schließlich gehört zur Integration nicht nur die<br />

Kenntnis an<strong>de</strong>rer Kulturen und Sprachen, son<strong>de</strong>rn vor allem<br />

<strong>de</strong>r selbstverständliche Umgang mit <strong>de</strong>r eigenen Sprache. Ein<br />

bisschen Selbstbewusstsein könnte manchmal helfen. Und<br />

sei es <strong>de</strong>rgestalt, dass wir das „Thank you for travelling with<br />

Deutsche Bahn“ mit einem Augenzwinkern quittieren.<br />

Kolumne<br />

39


Unternehmensführung<br />

Arbeitnehmerdatenschutz<br />

Die Erhebung und Verarbeitung von Bewerberdaten<br />

wird in <strong>de</strong>r Novelle auf <strong>de</strong>n<br />

Inhalt beschränkt, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

bisher im Bewerbungsgespräch abfragen<br />

durfte. Der Arbeitgeber soll alle<br />

Daten vom Bewerber direkt erheben.<br />

Will <strong>de</strong>r Arbeitgeber Informationen<br />

von an<strong>de</strong>ren als <strong>de</strong>m Bewerber selbst<br />

erheben, muss er dies vorab offenlegen.<br />

Die Recherche bei sozialen Netzwerken,<br />

die keinen berufl ichen Bezug haben,<br />

beipielsweise Facebook, StudiVZ<br />

und Stayfriends, ist künftig untersagt.<br />

Die Nutzung frei abrufbarer Daten<br />

(Google) bleibt zulässig. Der Arbeitgeber<br />

darf aber nur Daten nutzen, die für<br />

die Eignungsbeurteilung <strong>de</strong>s Bewerbers<br />

erfor<strong>de</strong>rlich sind. Weitere, auch freiwillig<br />

mitgeteilte Daten, darf <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

nicht berücksichtigen. Es liegt auf<br />

<strong>de</strong>r Hand, dass diese Bestimmung in <strong>de</strong>r<br />

Praxis kaum zu realisieren ist.<br />

RECHT<br />

Viele neue Berichtspfl ichten<br />

Seit <strong>de</strong>r Verschärfung <strong>de</strong>s Beschäftigtendatenschutzgesetzes (BDSG) wird auch die<br />

papierene Personalakte vom Gesetz erfasst. Der aktuelle Entwurf <strong>de</strong>s BDSG ergänzt<br />

das Gesetz um weitere 13 neue Vorschriften. VON BERND WELLER<br />

Im Arbeitsverhältnis: Auch während<br />

<strong>de</strong>s Beschäftigungsverhältnisses ist die<br />

Erhebung von Daten an das Kriterium<br />

<strong>de</strong>r Erfor<strong>de</strong>rlichkeit – bezogen auf die<br />

Durchführung <strong>de</strong>s Beschäftigungsverhältnisses<br />

– beschränkt. Die Verarbeitung<br />

und Nutzung <strong>de</strong>r Daten ist zusätzlich<br />

am Verhältnismäßigkeitsgrundsatz<br />

zu überprüfen.<br />

Neu ist die ausdrückliche Genehmigung<br />

für automatisierte Datenabgleiche (anonymisiert<br />

o<strong>de</strong>r pseudonymisiert) zur<br />

Auf<strong>de</strong>ckung von Pfl ichtverletzungen<br />

und Straftaten. Sofern sich beim Datenabgleich<br />

ein Verdacht ergibt, dürfen<br />

die Daten dann personalisiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Voraussetzung ist eine Dokumentation<br />

<strong>de</strong>r Umstän<strong>de</strong>, die <strong>de</strong>n Arbeitgeber zum<br />

Datenabgleich veranlasst haben. Ferner<br />

sind die Beschäftigten nach <strong>de</strong>m Datenabgleich<br />

über <strong>de</strong>ssen Inhalt, Umfang<br />

und Zweck zu unterrichten. Heimliche<br />

Datenerhebung soll künftig nur beim<br />

Vorliegen konkreter Verdachtsmomente<br />

im Hinblick auf eine schwerwiegen<strong>de</strong>n,<br />

Pfl ichtverletzung o<strong>de</strong>r Straftat<br />

zulässig sein, wenn sie im konkreten<br />

Umfang erfor<strong>de</strong>rlich sowie verhältnismäßig<br />

ist und die im Gesetz im Einzelnen<br />

<strong>de</strong>taillierten Grenzen nicht überschreitet.<br />

Dem technischen Fortschritt<br />

geschul<strong>de</strong>t sieht <strong>de</strong>r Gesetzentwurf<br />

Son<strong>de</strong>rregeln für Vi<strong>de</strong>oüberwachung,<br />

biometrische Verfahren, Ortungssysteme<br />

sowie die Nutzung von Telekommunikationsdiensten<br />

vor.<br />

Heimliche Vi<strong>de</strong>oüberwachung: Bei <strong>de</strong>r<br />

Vi<strong>de</strong>oüberwachung wird weiterhin<br />

zwischen <strong>de</strong>r Überwachung in öffentlich<br />

zugänglichen (§ 6b) und nicht öffentlich<br />

zugänglichen Betriebsstätten<br />

(§ 32f) unterschie<strong>de</strong>n. Zur Wahrung<br />

wichtiger betrieblicher Interessen ist<br />

die offene Vi<strong>de</strong>oüberwachung, die <strong>de</strong>n<br />

Mitarbeitern mitgeteilt wird, grundsätzlich<br />

zulässig. Die Vi<strong>de</strong>oüberwachung<br />

von „privaten“ Räumen, wie Umklei<strong>de</strong>-,<br />

Schlaf-, Pausen- und Sanitärräumen, ist<br />

grundsätzlich unzulässig. Im Übrigen ist<br />

die bisher vom Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht in<br />

Grenzen erlaubte heimliche Vi<strong>de</strong>oüberwachung<br />

nach <strong>de</strong>m Gesetzesentwurf<br />

künftig generell unzulässig – eine <strong>de</strong>utliche<br />

Verschlechterung <strong>de</strong>r Rechtslage.<br />

Ortungssysteme dürfen nur eingesetzt<br />

40 ProFirma 12 2010


wer<strong>de</strong>n, wenn dies aus betrieblichen<br />

Grün<strong>de</strong>n zur Sicherheit <strong>de</strong>r Beschäftigten<br />

o<strong>de</strong>r zur Koordinierung <strong>de</strong>s Einsatzes<br />

<strong>de</strong>s Beschäftigten erfor<strong>de</strong>rlich ist.<br />

Dabei ist die Überwachung auf die Arbeitszeit<br />

beschränkt und muss für <strong>de</strong>n<br />

Arbeitnehmer erkennbar sein. Biometrische<br />

Verfahren dürfen nur eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn dies aus betrieblichen<br />

Grün<strong>de</strong>n zur Autorisierung und I<strong>de</strong>ntifi<br />

zierung erfor<strong>de</strong>rlich ist.<br />

Nutzung von E-Mail: Ganz neu sind die<br />

Regelungen zur Nutzung von Telekommunikationseinrichtungen<br />

(§ 32i). Lei<strong>de</strong>r<br />

regelt das Gesetz Fälle <strong>de</strong>r erlaubten<br />

Privatnutzung von Telekommunikationsdiensten<br />

durch <strong>de</strong>n Arbeitnehmer<br />

überhaupt nicht. Insoweit bleibt es<br />

bei <strong>de</strong>r bisherigen Unsicherheit. Nach<br />

wohl überwiegen<strong>de</strong>r Meinung darf in<br />

<strong>de</strong>n Übertragungsvorgang vom Arbeitgeber<br />

überhaupt nicht eingegriffen<br />

wer<strong>de</strong>n, während er nach Abschluss<br />

<strong>de</strong>s Übertragungsvorgangs Zugriff auf<br />

Zahltag<br />

Am En<strong>de</strong> zählt, was rauskommt – <strong>de</strong>shalb bAV<br />

mit Standard Life:<br />

• Starke Renditechancen durch ausgezeichnete<br />

Investmentkompetenz<br />

• Steuerliche Vorteile durch staatliche För<strong>de</strong>rung<br />

• Bequeme Einrichtung durch persönlichen Service<br />

Standard Life – ausgezeichnetes Investment und fast<br />

200 Jahre Erfahrung für Ihren Vermögensaufbau.<br />

Daten nehmen darf. Für die ausschließlich<br />

dienstliche Nutzung von E-Mail<br />

und Internet darf <strong>de</strong>r Arbeitgeber die<br />

Verbindungsdaten nur in engen Grenzen<br />

erheben, verarbeiten und nutzen.<br />

Nach Abschluss <strong>de</strong>s Telekommunikationsvorgangs<br />

sollen die allgemeinen<br />

Regeln für Erhebung, Verarbeitung und<br />

Nutzung von Daten gelten, also sind<br />

<strong>de</strong>r Erfor<strong>de</strong>rlichkeits- und <strong>de</strong>r Verhältnismäßigkeitsgrundsatz<br />

zu beachten.<br />

Bei Telefondiensten ist die Erhebung<br />

von Telefondaten von <strong>de</strong>r vorherigen<br />

Information <strong>de</strong>s Beschäftigten und <strong>de</strong>r<br />

Einwilligung <strong>de</strong>s Kommunikationspartners<br />

abhängig.<br />

Eine beson<strong>de</strong>rs gravieren<strong>de</strong> Beschränkung<br />

<strong>de</strong>r Datenerhebung sieht § 32l vor,<br />

<strong>de</strong>r faktisch dazu führt, dass ein Arbeitnehmer<br />

keine wirksame Einwilligung<br />

in die Verarbeitung <strong>de</strong>r eigenen Daten<br />

mehr geben kann. Ferner wird <strong>de</strong>m Arbeitgeber<br />

die bislang genutzte Möglichkeit<br />

zur Regelung von Erhebung, Verar-<br />

beitung und Nutzung von Daten mittels<br />

Tarifvertrag o<strong>de</strong>r Betriebsvereinbarung<br />

aus <strong>de</strong>r Hand geschlagen. Dies wird es<br />

erfor<strong>de</strong>rlich machen, dass in <strong>de</strong>n allermeisten<br />

Betrieben bereits abgeschlossene<br />

EDV-Betriebsvereinbarungen neu<br />

verhan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Fazit: Der Gesetzentwurf enthält gute<br />

Ansätze, aber auch unnötige gravieren<strong>de</strong><br />

Schwächen. Es ist nicht einzusehen,<br />

warum die Privatnutzung von<br />

E-Mail und Internet nicht geregelt ist<br />

und Betriebsvereinbarungen als Regelungsinstrument<br />

abqualifi ziert wer<strong>de</strong>n.<br />

Der steigen<strong>de</strong> Bürokratieaufwand<br />

durch die Fülle neuer Berichtspfl ichten<br />

<strong>de</strong>s Arbeitgebers ist im Vergleich dazu<br />

nur ärgerlich.<br />

Der Autor: Bernd Weller<br />

ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />

in <strong>de</strong>r Kanzlei Heuking Kühn Lüer<br />

Wojtek, Frankfurt am Main.<br />

Jetzt gratis die neue<br />

bAV-Entschei<strong>de</strong>rstudie bestellen:<br />

www.standardlife.<strong>de</strong>/bav-studie<br />

Auf uns können Sie zählen. Jetzt kostenfrei<br />

informieren unter 0800 2234872 www.standardlife.<strong>de</strong>


Finanzen & Steuern<br />

Familienunternehmen auf Wachstum programmiert<br />

Deutsche Familienunternehmen strotzen<br />

vor Selbstbewusstsein. Dies ist das<br />

Ergebnis <strong>de</strong>r Studie „Familienunternehmen<br />

2010“ <strong>de</strong>r internationalen Beratungsgesellschaft<br />

PwC in Frankfurt. Im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Erhebung befragten die Berater<br />

weltweit 1.606 Betriebe, darunter<br />

108 aus Deutschland. „Die <strong>de</strong>utschen<br />

Firmen haben die Krise offenbar besser<br />

Wie wettbewerbsfähig ist Ihr<br />

Unternehmen?<br />

FINANZTRENDS<br />

sehr<br />

einigermaßen<br />

nicht beson<strong>de</strong>rs<br />

gar nicht<br />

76%<br />

52%<br />

20%<br />

43%<br />

2%<br />

3%<br />

0%<br />

1%<br />

ZAHL DES MONATS<br />

178<br />

Pfl ichtfel<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n bilanzieren<strong>de</strong> Unternehmen ausfüllen müssen,<br />

wenn sie zukünftig ihre Bilanz elektronisch ans Finanzamt<br />

schicken müssen. Darauf weist <strong>de</strong>r Deutsche Industrie- und Han<strong>de</strong>lskammertag<br />

(DIHK) nach Auswertung <strong>de</strong>s Entwurfs eines BMF-<br />

Schreibens zur Einführung <strong>de</strong>r E-Bilanz hin. Von 2011 an sollen<br />

die neuen Regeln gelten. Für kleine Kapitalgesellschaften mit bis<br />

zu 50 Beschäftigten soll die Zahl <strong>de</strong>r Pfl ichtangaben von 23 auf<br />

178 steigen, für mittlere und größere Firmen ermittelte <strong>de</strong>r DIHK<br />

einen Zuwachs von 62 auf 178 Pfl ichtfel<strong>de</strong>r. Damit verbun<strong>de</strong>n sei<br />

ein Milliar<strong>de</strong>naufwand bei <strong>de</strong>r Umstellung <strong>de</strong>r Software und <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiterausbildung.<br />

überstan<strong>de</strong>n als vergleichbare Betriebe<br />

in vielen an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn“, fasste PwC-<br />

Vorstand Peter Bartels die Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r Studie zusammen. So verfolgen die<br />

befragten <strong>de</strong>utschen Unternehmen im<br />

internationalen Vergleich überdurchschnittlich<br />

häufi g eine Wachstumsstrategie:<br />

78 Prozent nannten Wachstum<br />

als wichtigstes Ziel, weltweit sind es<br />

Strategische Ziele <strong>de</strong>r<br />

kommen<strong>de</strong>n zwölf Monate<br />

Wachstum<br />

Konsolidierung<br />

Überleben<br />

An<strong>de</strong>re/keine Angaben<br />

nur 60 Prozent. Auch in <strong>de</strong>r eigenen<br />

Wettbewerbsfähigkeit sehen sie sich<br />

weit vorn: 76 Prozent schätzen sie als<br />

„sehr gut“ ein, weltweit sind es nur 52<br />

Prozent. Vorreiter sind die <strong>de</strong>utschen<br />

Unternehmen auch auf einem ganz an<strong>de</strong>ren<br />

Feld: Beim Konfl iktmanagement:<br />

Hierzulan<strong>de</strong> gibt es <strong>de</strong>utlich weniger<br />

Streit als an<strong>de</strong>rswo auf <strong>de</strong>r Welt.<br />

Quelle: PwC Deutschland Weltweit<br />

KfW<br />

Trendwen<strong>de</strong> bei Kreditzugang<br />

Bei <strong>de</strong>r Finanzierung <strong>de</strong>r Unternehmen in Deutschland<br />

ist eine Trendwen<strong>de</strong> erkennbar. Zu diesem Ergebnis<br />

kommt eine Blitzbefragung <strong>de</strong>r KfW Bankengruppe<br />

unter <strong>de</strong>n Finanzierungsexperten <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n<br />

Wirtschaftsverbän<strong>de</strong>. Den Angaben <strong>de</strong>r Experten<br />

zufolge hätten sich die Bedingungen bei <strong>de</strong>r Kreditfi -<br />

nanzierung <strong>de</strong>utlich entspannt. Auch <strong>de</strong>r Zugang zu<br />

Investitionskrediten sei im Sommer 2010 nicht mehr<br />

schwieriger gewor<strong>de</strong>n.<br />

Noch im Dezember 2009 hatten 44 Prozent <strong>de</strong>r Befragten<br />

von einer weiteren Verschlechterung <strong>de</strong>r Situation<br />

berichtet. Die weit überwiegen<strong>de</strong> Mehrheit<br />

beurteilt die Finanzierungsbedingungen somit inzwischen<br />

als stabil. 83 Prozent <strong>de</strong>r Befragten berichten,<br />

dass diese sich in <strong>de</strong>n vergangenen Monaten nicht verän<strong>de</strong>rt<br />

hätten.<br />

42 ProFirma 12 2010<br />

78%<br />

60%<br />

15%<br />

25%<br />

2%<br />

11%<br />

5%<br />

4%<br />

Konfl iktthemen in<br />

Familienunternehmen<br />

Strategiefestlegung<br />

Leistung von Familienmitglie<strong>de</strong>rn<br />

36%<br />

44%<br />

20%<br />

36%<br />

Beschäftigung von Familienmitglie<strong>de</strong>rn<br />

20%<br />

31%<br />

Gewinnverwendung<br />

15%<br />

26%


Finanzen & Steuern – Dachzeile<br />

Flexibler und sicherer mit Mietsoftware<br />

Kaum eine Firma kommt ohne IT-Ausstattung aus, wobei Mietmo<strong>de</strong>lle kontinuierlich Marktanteile<br />

erobern. Der Grund ist einfach: Alle Ressourcen lassen sich je nach Geschäftsentwicklung buchen o<strong>de</strong>r<br />

wie<strong>de</strong>r abbestellen und bil<strong>de</strong>n damit keinen fi xen Kostenblock. Zu<strong>de</strong>m garantieren spezialisierte<br />

Dienstleister weitaus höhere Sicherheitsstandards, als ein einzelner Betrieb bezahlen könnte.<br />

Geschäftsfahrzeuge, Maschinen o<strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong><br />

– Mieten gehört für viele Unternehmen<br />

längst zum Standard, und die<br />

betriebswirtschaftlichen Vorteile dieses<br />

Prinzips liegen klar auf <strong>de</strong>r Hand. So lassen<br />

sich Kosten über einen längeren Zeitraum<br />

verteilen und zu<strong>de</strong>m fl exibel an Umsatz<br />

und Gewinn anpassen. Auch im Softwarebereich<br />

kommen Geschäftsanwendungen<br />

immer häufi ger aus <strong>de</strong>m Netz, seit leistungsfähige<br />

Internetverbindungen Standard<br />

sind. Dabei greifen Nutzer auf ihre Offi<br />

ce-Programme so zu, wie auf <strong>de</strong>n Strom<br />

aus <strong>de</strong>r Steckdose. Auf Firmenseite sind<br />

dazu lediglich schlanke Arbeitsplatzrechner<br />

mit Betriebssystem und Browser erfor<strong>de</strong>rlich<br />

sowie die entsprechen<strong>de</strong> Internetanbindung.<br />

Bezahlt wird jeweils nach<br />

Verbrauch. Programme lassen sich je nach<br />

Bedarf buchen o<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r abbestellen<br />

und auch die Zahl <strong>de</strong>r Arbeitsplatzlizenzen<br />

ist fl exibel.<br />

Umfangreiche Anwendungspalette<br />

IT-SoftwareService <strong>de</strong>r Telekom beispielsweise<br />

umfasst neben einer professionellen<br />

E-Mail-Anwendung, <strong>de</strong>n bekannten Offi ce-<br />

Programmen zur Textverarbeitung, Präsentation<br />

o<strong>de</strong>r Tabellenkalkulation auch<br />

Software zum Kun<strong>de</strong>nmanagement o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Ressourcenplanung. Diese lassen sich<br />

unabhängig voneinan<strong>de</strong>r beziehen, und<br />

so können Firmen etwa „klein anfangen“:<br />

Bringt <strong>de</strong>r Test mit wenigen Anwendungen<br />

<strong>de</strong>n gewünschten Erfolg, lässt sich je<strong>de</strong>rzeit<br />

aufstocken. Und trotz aller Unabhängigkeit<br />

sind die verschie<strong>de</strong>nen Programme<br />

doch voll integriert. So funktioniert programmübergreifen<strong>de</strong>s<br />

Arbeiten problemlos,<br />

die Adressen aus <strong>de</strong>m Mailprogramm<br />

lassen sich zum Beispiel ohne weiteres für<br />

das Kun<strong>de</strong>nmanagement nutzen. Hierbei<br />

sorgt die einheitliche Nutzeroberfl äche<br />

außer<strong>de</strong>m dafür, dass sich die Mitarbeiter<br />

schnell in <strong>de</strong>n Programmen zurechtfi n<strong>de</strong>n.<br />

Zur Nutzung genügt es, sich mit Benut-<br />

zername und Passwort anzumel<strong>de</strong>n, und<br />

dann steht <strong>de</strong>r Zugriff auf alle gebuchten<br />

Anwendungen frei. Dieses Prinzip ermöglicht<br />

zu<strong>de</strong>m die problemlose Integration<br />

mobiler Endgeräte. Dabei ist es egal, ob<br />

die Arbeit vom Laptop, <strong>de</strong>m PC o<strong>de</strong>r einem<br />

IT-SoftwareService: Sicherer Zugriff auf<br />

E-Mails und Unternehmensanwendungen<br />

auch von unterwegs.<br />

Smartphone erfolgt. Und weil die Programme<br />

und Daten sich auf <strong>de</strong>n Servern<br />

<strong>de</strong>s Dienstleisters befi n<strong>de</strong>n, kommt es<br />

nicht zu Versionswirrwarr. Auf die jüngste<br />

Präsentation greifen die Kollegen beim<br />

Kun<strong>de</strong>ntermin genauso zu, wie die Entwickler<br />

im Büro, und immer ist es dieselbe<br />

Datei. Langwierige Abstimmungen können<br />

damit unterbleiben.<br />

Kommunikation leicht gemacht<br />

Mit Hosted Exchange beispielsweise lässt<br />

sich die interne Kommunikation vereinfachen.<br />

Denn Kalen<strong>de</strong>r, Mails und Kontakte<br />

stehen – soweit gewünscht – unterneh-<br />

ADVERTORIAL<br />

mensweit zur Verfügung. Än<strong>de</strong>rt sich beim<br />

Kun<strong>de</strong>ntermin eine Uhrzeit, gibt <strong>de</strong>r jeweilige<br />

Kollege diese einfach ins System ein.<br />

Unverzüglich sehen alle an<strong>de</strong>ren betroffenen<br />

Mitarbeiter die neue Zeit. Und beim<br />

Mailverkehr überträgt das Programm sogar<br />

nur die Kopfdaten einer Mail zu <strong>de</strong>n mobilen<br />

Endgeräten, so dass das Datenvolumen<br />

gering bleibt und Kosten gespart wer<strong>de</strong>n.<br />

Einrichtung und Konfi guration <strong>de</strong>r Benutzer-<br />

und E-Mail-Einstellungen bereiten keinerlei<br />

Kopfzerbrechen. Mit <strong>de</strong>r Zusatzoption<br />

EasySupport Hosted Exchange übernimmt<br />

<strong>de</strong>r Sorglos-Service <strong>de</strong>r Telekom per Fernzugriff<br />

die Ersteinrichtung für bis zu drei<br />

Nutzer inklusive Outlook-Konfi guration und<br />

Domaineinrichtung. Der Nutzer entschei<strong>de</strong>t<br />

fl exibel, wann ihm das zeitlich passt<br />

und geht keinerlei Risiko ein: Erst wenn<br />

alles wie gewünscht funktioniert, fällt eine<br />

einmalige, geringe Gebühr an.<br />

Sicherheit groß geschrieben<br />

Das Prinzip Software aus <strong>de</strong>m Internet geht<br />

dabei keineswegs auf Kosten <strong>de</strong>r Sicherheit.<br />

Im Gegenteil, verschlüsselte Verbindungen,<br />

professionelle Datensicherheit im Rechenzentrum<br />

am Standort Deutschland sowie<br />

regelmäßige Backups und Aktualisierungen<br />

sorgen für ein <strong>de</strong>utlich höheres Sicherheitsniveau,<br />

als es sich ein mittelständisches<br />

Unternehmen leisten könnte. Die Möglichkeiten<br />

gehen so weit, dass sich sogar versehentlich<br />

gelöschte Dateien problemlos<br />

wie<strong>de</strong>rherstellen lassen. Firmen können die<br />

umfassen<strong>de</strong> Sicherheit zu<strong>de</strong>m auf Kun<strong>de</strong>n<br />

und Partner aus<strong>de</strong>hnen. Mit <strong>de</strong>m Secure<br />

Dataroom, einem webbasierten, hochsicheren<br />

Speicherplatz, lassen sich Dateien<br />

bis zu einer Größe von zwei Gigabyte hoch<br />

la<strong>de</strong>n und dann unabhängig vom Standort<br />

gemeinsam bearbeiten. Dazu genügt<br />

es, <strong>de</strong>n jeweiligen Partnern eine Mail mit<br />

einem geschützten Link zu sen<strong>de</strong>n. Somit<br />

ist es nicht mehr erfor<strong>de</strong>rlich, sensible Daten<br />

per Mail auf die Reise zu schicken.<br />

Weitere Informationen unter: www.telekom.<strong>de</strong>/it-softwareservice, telefonisch unter 0800 330 1682 o<strong>de</strong>r im Telekom Shop.


Finanzen & Steuern – Private Finanzen<br />

Geldanlage<br />

Im eigenen Teich fi schen<br />

Mittelständische Unternehmer vertrauen vor allem sich selbst. Das sollten sie<br />

auch beim privaten Vermögensaufbau tun. Denn Investitionen in <strong>de</strong>n Mittelstand<br />

zahlen sich aus. VON ALEXANDER HEINTZE<br />

Die Scheichs ent<strong>de</strong>cken <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Mittelstand. Der Golfstaat<br />

Bahrain sucht <strong>de</strong>rzeit gezielt nach Möglichkeiten, seine<br />

Ölmilliar<strong>de</strong>n in mittelständische Unternehmen in Deutschland<br />

zu investieren. Sie sind dabei in guter Gesellschaft.<br />

Denn auch Warren Buffett, Multimilliardär und Chef <strong>de</strong>r US-<br />

Investmentgesellschaft Berkshire, hat bei einer Stippvisite in<br />

Deutschland seine Neigung für <strong>de</strong>n Einstieg bei <strong>de</strong>utschen<br />

Familienbetrieben bekun<strong>de</strong>t. Und auch heimische Anleger<br />

scheinen <strong>de</strong>m Rückgrat <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Wirtschaft immer<br />

öfter zu vertrauen. In <strong>de</strong>n ersten neun Monaten dieses Jahres<br />

haben Investmentfonds, die sich auf kleine und mittlere<br />

börsennotierte Unternehmen in Deutschland und Europa<br />

spezialisiert haben, immerhin fast 700 Millionen Euro eingesammelt.<br />

„Anleihen mittelständischer Firmen bieten<br />

höhere Renditen als Staatsanleihen.“<br />

JOHANNES FÜHR, J. FÜHR ASSET-MANAGEMENT, FRANKFURT<br />

Das ist kein Wun<strong>de</strong>r. Denn Studien <strong>de</strong>r Deutschen Bank und<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands <strong>de</strong>r Deutschen Industrie (BDI) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC belegen,<br />

dass <strong>de</strong>r Mittelstand, und vor allem <strong>de</strong>utsche Familienunternehmen,<br />

die Gewinner <strong>de</strong>s Aufschwungs sind. „Die <strong>de</strong>utschen<br />

Familienunternehmen haben die Krise offenbar besser<br />

überstan<strong>de</strong>n als Familienunternehmen in vielen an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn“,<br />

kommentiert Peter Bartels, PwC-Vorstand und Leiter<br />

<strong>de</strong>s Mittelstandsbereichs (siehe auch Seite 42). Die Deutsche<br />

Bank/BDI-Studie sieht die „wetterfesten Geschäftsmo<strong>de</strong>lle“<br />

als Hauptgrund dafür, dass die Unternehmen gut durch die<br />

Krise gekommen sind und <strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>rzeit überproportional<br />

vom Aufschwung profi tieren.<br />

Mittelständische Unternehmen hätten eine beson<strong>de</strong>re Qualität,<br />

meint Jürgen Detering von <strong>de</strong>r Johannes Führ Asset-Management.<br />

Die Geschäftspolitik sei risikoärmer, die Inhaber<br />

seien stark in die Firmen eingebun<strong>de</strong>n, sie wüchsen organisch<br />

und nicht über risikoreiche Zukäufe und hätten in <strong>de</strong>n zurückliegen<strong>de</strong>n<br />

Jahren viel für ihre Entschuldung getan, listet<br />

Detering einige Vorteile auf. Angesichts <strong>de</strong>r weltweit niedrigen<br />

Zinsen liegt es für <strong>de</strong>utsche Anleger daher nahe, sich<br />

die Investitionsmöglichkeiten im Mittelstand quasi vor <strong>de</strong>r<br />

Haustür genauer anzuschauen. Das Spektrum <strong>de</strong>r angebotenen<br />

Anlageprodukte ist zwar überschaubar, bietet aber je<strong>de</strong>m<br />

Anleger das Medium, das zu seinen Anlagezielen passt.<br />

Investmentfonds<br />

Dass es bei kleinen und mittleren Unternehmen schon eine<br />

Weile gut läuft, lässt sich am besten an <strong>de</strong>r Börse ablesen. Indizes,<br />

in <strong>de</strong>nen vor allem mittelständische Unternehmen enthalten<br />

sind, entwickeln sich schon seit Jahren besser als <strong>de</strong>r DAX,<br />

<strong>de</strong>r In<strong>de</strong>x <strong>de</strong>r großen Industrieunternehmen in Deutschland.<br />

Trotz<strong>de</strong>m listet <strong>de</strong>r Investment-Branchenverband BVI gera<strong>de</strong><br />

einmal elf Fonds auf, die explizit in <strong>de</strong>utsche Nebenwerte investieren.<br />

Das europäische Universum <strong>de</strong>r kleinen und mittleren<br />

Firmen haben immerhin 61 Fonds im Blick. Einer <strong>de</strong>r<br />

erfolgreichsten Fonds <strong>de</strong>r zurückliegen<strong>de</strong>n Jahre ist <strong>de</strong>r Uni-<br />

Deutschland XS <strong>de</strong>r Fondsgesellschaft Union Investment. Mit<br />

<strong>de</strong>r Mischung aus kleinen und mittleren Unternehmen hat<br />

<strong>de</strong>r Fonds seit Anfang <strong>de</strong>s Jahres immerhin gut 26 Prozent an<br />

Wert gewonnen.<br />

Dass sich Firmen in Eigentümerhand langfristig besser entwickeln<br />

als managergeführte Unternehmen, will sich auch<br />

<strong>de</strong>r Kapitalfonds L.K. Family Business zunutze machen. Der<br />

Fonds <strong>de</strong>r Düsseldorfer Vermögensverwaltung Grossbötzl,<br />

Schmitz & Partner kann ebenfalls seit Jahren gute Ergebnisse<br />

einfahren. Allein im vorigen Jahr stand ein Plus von fast 30<br />

Prozent zu Buche. Investmentfonds vereinen also auch als<br />

44 ProFirma 12 2010


Mittelstandsanlage alle Vorteile dieser Anlageform: Risikostreuung,<br />

überdurchschnittliche Ertragschancen und Einstieg<br />

mit kleineren Beträgen. Wer direkt an <strong>de</strong>r In<strong>de</strong>xentwicklung<br />

<strong>de</strong>s M-Dax teilhaben möchte, kann auch börsennotierte In<strong>de</strong>xfonds<br />

(Exchange Tra<strong>de</strong>d Fonds/ETFs) kaufen. Da kein<br />

Fondsmanager versucht, die vermeintlich besten Aktien zu<br />

ent<strong>de</strong>cken, sind die Kosten dieser ETF <strong>de</strong>utlich geringer als bei<br />

aktiv verwalteten Fonds.<br />

Unternehmensanleihen<br />

Wer lieber auf festverzinsliche Anlagen setzen möchte, kann<br />

immer häufi ger bei Anleihen mittelständischer Unternehmen<br />

zugreifen. Diese bieten eine feste Verzinsung und die Möglichkeit<br />

auf Kursgewinne, sind aber nicht so schwankungsanfällig<br />

ProFirma 12 2010<br />

Wohin mit <strong>de</strong>n Ölmilliar<strong>de</strong>n?<br />

Die Scheichs reicher arabischer Staaten<br />

sehen ihr Geld bei <strong>de</strong>utschen Familienunternehmen<br />

gut aufgehoben.<br />

wie Aktien. Das Angebot wächst beständig. „Wir sehen, dass<br />

seit <strong>de</strong>r Finanzkrise die Banken in <strong>de</strong>r Kreditvergabe zögerlich<br />

gewor<strong>de</strong>n sind“, beobachtet Führ-Manager Detering. Immer<br />

mehr mittelständische Firmen wür<strong>de</strong>n daher an <strong>de</strong>n Kapitalmarkt<br />

gehen und sich über Anleihen Geld besorgen.<br />

Der Mittelstands-Rentenfonds <strong>de</strong>r Johannes Führ Asset-Management<br />

will diese Chancen nutzen und investiert entsprechend<br />

in die Anleihen. „Die Anleihen mittelständischer und<br />

familiengeführter Gesellschaften bieten nicht nur häufi g eine<br />

bessere Bonität, son<strong>de</strong>rn auch eine höhere Rendite als Staatsanleihen,<br />

Pfandbriefe o<strong>de</strong>r Anleihen von Konzernen“, sagt<br />

Unternehmenschef Johannes Führ.<br />

Marcus Weeres, Vorstand <strong>de</strong>r Meridio Vermögensverwaltung<br />

AG in Neuss, hält Anleihen von Unternehmen <strong>de</strong>rzeit sogar<br />

für <strong>de</strong>utlich interessanter als solche von Staaten. „Viele Unternehmen<br />

haben einen besseren Leumund als manche Regierung“,<br />

sagt <strong>de</strong>r Vermögensverwalter. Seiner Ansicht nach<br />

können Anleger bei Unternehmen mit mittlerer Bonität und<br />

kurzen Laufzeiten <strong>de</strong>r Anleihen nicht viel falsch machen.<br />

Um das Risiko steigen<strong>de</strong>r Zinsen und damit sinken<strong>de</strong>r Anleihekurse<br />

und Renditen zu begrenzen, rät er <strong>de</strong>rzeit zu Unternehmensanleihen<br />

mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren.<br />

Diese wür<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit je nach Bonität <strong>de</strong>s Unternehmens Renditen<br />

zwischen 2,5 und 4 Prozent ermöglichen – mehr als je<strong>de</strong><br />

Bun<strong>de</strong>sanleihe.<br />

Anleger, die sich selbst ein Portfolio von Anleihen zusammenstellen<br />

möchten, können dafür auch das neue Han<strong>de</strong>lssegment<br />

„Bondm“ für Anleihen mittelständischer Unternehmen<br />

<strong>de</strong>r Börse Stuttgart nutzen. Über die Haus- o<strong>de</strong>r Online-Bank<br />

können dabei auch Privatanleger neue Anleihen zeichnen,<br />

was sonst in <strong>de</strong>r Regel nur institutionellen Investoren vorbehalten<br />

ist. Zuletzt hatte sich die Fluglinie Air Berlin über<br />

Bondm frisches Geld besorgt. Bei einem Emissionsvolumen<br />

von 200 Millionen Euro, einer Laufzeit bis 2015 und einem<br />

Coupon von 8,5 Prozent war die Unternehmensanleihe innerhalb<br />

von wenigen Stun<strong>de</strong>n platziert. Anleger, die nicht zum<br />

Zuge kamen, können die Anleihen aber auch später im neuen<br />

Börsensegment kaufen.<br />

Private Equity<br />

Wer es risikoreicher, aber auch rentabler haben möchte,<br />

kann über spezialisierte Private-Equity-Fonds ebenfalls an<br />

<strong>de</strong>r Entwicklung aussichtsreicher Mittelständler teilhaben.<br />

Am einfachsten ist ein Investment über Geschlossene Fonds.<br />

An diesen beteiligen sich Anleger in <strong>de</strong>r Regel mit min<strong>de</strong>stens<br />

10.000 Euro als Kommanditisten an einer GmbH & Co.<br />

KG, wer<strong>de</strong>n also zu Mitunternehmern. Das Risiko solcher<br />

45


Finanzen & Steuern – Private Finanzen<br />

Fonds ist entsprechend hoch, die Renditeaussichten mit um<br />

die zehn Prozent ebenfalls.<br />

Axel Bauer, Chef <strong>de</strong>r Midas Gruppe, die über ihre Mittelstandsfonds<br />

kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland<br />

fi nanziert, glaubt, dass Anleger in diesem Bereich gute<br />

Erträge erzielen können. Da es auf <strong>de</strong>m Markt <strong>de</strong>r direkten Beteiligungen<br />

bei kleinen und mittleren Unternehmen nicht so<br />

viel Wettbewerb gebe, seien die Bewertungen noch auf einem<br />

vernünftigen Niveau, hebt Bauer hervor. Der Midas Mittelstandsfonds<br />

stellt Unternehmen Eigen- und Mezzaninekapital<br />

zur Verfügung und peilt damit für Anleger eine Rendite von<br />

rund zehn Prozent pro Jahr an.<br />

Ähnliches Ergebnisse strebt <strong>de</strong>r „Private-Equity-Fonds II Europäischer<br />

Mittelstand“ <strong>de</strong>r Münchener Gesellschaft LHI an. Der<br />

Fonds investiert mit <strong>de</strong>m Anlegergeld allerdings nicht direkt<br />

in mittelständische Unternehmen, son<strong>de</strong>rn über Genussrechte<br />

indirekt in einen Dachfonds <strong>de</strong>r französischen Private-Equity-<br />

Gesellschaft Access Capital Partners. Dieser Dachfonds wie<strong>de</strong>rum<br />

kauft Anteile weiterer Private-Equity-Fonds, die dann<br />

direkt in mittelständische Unternehmen investieren. Diese<br />

komplizierte Struktur sorgt zwar für relativ hohe Kosten, aber<br />

auch für eine breite Streuung <strong>de</strong>s Investments. Insgesamt sind<br />

Anleger damit an rund 300 mittelständischen Unternehmen<br />

in Deutschland, Österreich und <strong>de</strong>r Schweiz beteiligt. Den<br />

Chancen stehen bei Geschlossenen Fonds einige Nachteile gegenüber.<br />

Neben <strong>de</strong>m unternehmerischen Risiko ist das Geld<br />

in <strong>de</strong>r Regel für min<strong>de</strong>stens zehn Jahre gebun<strong>de</strong>n. Ein vorzeitiger<br />

Verkauf <strong>de</strong>r Anteile ist meist nicht möglich o<strong>de</strong>r mit hohen<br />

Verlusten verbun<strong>de</strong>n.<br />

Anlageziel Mittelstand<br />

Aktien:<br />

■ Uni-Deutschland XS (ISIN: DE0009750497)<br />

■ Kapitalfonds L.K. Family Business (ISIN: LU0179106983)<br />

■ Ishares M-Dax ETF (ISIN: DE0005933923)<br />

Anleihen:<br />

■ Johannes Führ Mittelstands-Rentenfonds<br />

(ISIN:DE000A0YAYG5): www.johannes-fuehr.<strong>de</strong><br />

■ Bondm-Segment <strong>de</strong>r Börse Stuttgart:<br />

www.boerse-stuttgart.<strong>de</strong><br />

Private-Equity-Fonds:<br />

■ Midas Mittelstandsfonds: www.midasgruppe.<strong>de</strong><br />

■ Private-Equity-Fonds II Europäischer Mittelstand. www.lhi.<strong>de</strong><br />

Mikrokredite:<br />

■ Smava : www.smava.<strong>de</strong><br />

■ Auxmoney: www.auxmoney.<strong>de</strong><br />

■ Cortal Consors Mikrokredit: www.cortalconsors.<strong>de</strong><br />

Warren Buffett, Chef <strong>de</strong>r US-Investmentgesellschaft Berkshire,<br />

hat bekanntlich einen Riecher für gute Geschäfte. Deswegen will<br />

er sich an <strong>de</strong>utschen Mittelständlern beteiligen.<br />

Mikrokredite<br />

Eine relativ neue Möglichkeit, gezielt in Freiberufl er und<br />

Selbstständige zu investieren, sind sogenannte Kreditplattformen.<br />

Um einen kurzfristigen Liquiditätsengpass zu überbrücken,<br />

gehen viele Unternehmer gar nicht erst zur Bank. Sie<br />

besorgen sich Geld von Privatpersonen über das Internet. Das<br />

Prinzip: Wer Geld möchte, stellt seinen Wunschkredit und<br />

<strong>de</strong>n Zins, <strong>de</strong>n er zu zahlen bereit ist, online. Fin<strong>de</strong>n sich genügend<br />

Menschen, die bereit sind, ihm etwas Geld zu leihen,<br />

kommt <strong>de</strong>r Kredit zustan<strong>de</strong>. Die Min<strong>de</strong>stanlagesumme liegt<br />

bei 250 Euro. Nach oben gibt es keine Beschränkung. Oft fi n<strong>de</strong>n<br />

sich dabei mehr als 20 Personen, die anonym eine kleine<br />

Summe zur Verfügung stellen, um gemeinsam einen Kredit<br />

von 20.000 Euro zu gewähren. Der Kreditnehmer zahlt die<br />

Zinsen wie<strong>de</strong>rum an <strong>de</strong>n Marktplatz, <strong>de</strong>r diese dann an die<br />

Kreditgeber verteilt. In Deutschland haben sich mit Smava<br />

und Auxmoney zwei Anbieter etabliert.<br />

Nach Angaben <strong>de</strong>r Betreiber nutzen immer mehr Selbstständige<br />

diese Marktplätze. Vor allem Handwerksbetriebe leihen<br />

sich auf diesem Wege Geld. Je nach Bonität müssen die Kreditnehmer<br />

bis zu 15 Prozent an Zinsen bieten, damit sich genügend<br />

Menschen bereitfi n<strong>de</strong>n, das Vorhaben zu fi nanzieren.<br />

Die Erträge für die Geldgeber fallen aber meist <strong>de</strong>utlich geringer<br />

aus, da die Plattformen noch Gebühren abziehen. Zu<strong>de</strong>m<br />

gilt die alte Weisheit: Hohe Zinsversprechen be<strong>de</strong>uten hohes<br />

Risiko. Denn die Ausfallraten bei <strong>de</strong>n Portalen liegen über<br />

<strong>de</strong>m Durchschnitt.<br />

Um Anlegern etwas Sicherheit zur geben, prüfen Banken die<br />

Kreditwürdigkeit <strong>de</strong>r Kreditnehmer. Wer<strong>de</strong>n die Belastungen<br />

als zu hoch eingeschätzt, ist <strong>de</strong>r Zugang zum Marktplatz verwehrt.<br />

<strong>Als</strong> weitere Sicherheit hat Smava eine Art Versicherungslösung<br />

eingeführt, um das Ausfallrisiko für Anleger zu<br />

verringern. Das vermin<strong>de</strong>rt zwar die Rendite, sorgt aber dafür,<br />

dass bei einem Ausfall <strong>de</strong>s Kreditnehmers nicht das gesamte<br />

investierte Geld verloren ist. Das Konzept scheint mittlerweile<br />

auch die etablierten Banken zu interessieren. Die Online-Bank<br />

Cortal Consors arbeitet seit Kurzem mit Smava zusammen.<br />

Photo<br />

Kun<strong>de</strong>n können über Cortal Consors in die Mikrokredite inves-<br />

UPI<br />

tieren. Es müssen ja nicht immer die Öl-Scheichs und an<strong>de</strong>re<br />

Milliardäre sein, die im Mittelstand ihr Geld vermehren. Foto:imago<br />

46 ProFirma 12 2010


Wir för<strong>de</strong>rn Ihre Unternehmensgründung.<br />

Die NRW.BANK för<strong>de</strong>rt Unternehmensgründungen mit zinsgünstigen Krediten, Darlehen<br />

zum Ausgleich mangeln<strong>de</strong>r Sicherheiten und zur Stärkung <strong>de</strong>s Eigenkapitals<br />

sowie mit Eigenkapital-Finanzierungen. Fragen Sie Ihre Hausbank – o<strong>de</strong>r<br />

direkt uns: Tel. 0211 91741-4800 (Rheinland) o<strong>de</strong>r 0251 91741-4800<br />

(Westfalen-Lippe). www.nrwbank.<strong>de</strong>


Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />

Leasing<br />

Ertragsquelle auf <strong>de</strong>m Dach<br />

Immer mehr Unternehmen investieren in erneuerbare Energien. Kein Wun<strong>de</strong>r: Eine<br />

Photovoltaikanlage auf <strong>de</strong>m Firmendach lohnt sich. Mit einer Leasing-Finanzierung ver-<br />

mei<strong>de</strong>n die Betriebe, dass die Investition zulasten <strong>de</strong>r Liquidität geht. VON SABINE HÖLPER<br />

Umweltschutz gehört für Hans<br />

Schreyeck, Chef <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Playshoes GmbH, seit Jahren zum Unternehmensalltag.<br />

„Wir stellen Schuhe<br />

und Kleidung für Kin<strong>de</strong>r her“, sagt<br />

Schreyeck. „Da ist es selbstverständlich,<br />

dass man nachhaltig han<strong>de</strong>lt.“ Für<br />

<strong>de</strong>n Transport <strong>de</strong>r in Asien gefertigten<br />

Produkte vom Hamburger Hafen zum<br />

Firmensitz in Albstadt wird <strong>de</strong>shalb die<br />

Bahn genutzt und nicht etwa das Flugzeug.<br />

„Das dauert zwar etwas länger“,<br />

sagt Schreyeck. „Aber dafür ist es umweltschonen<strong>de</strong>r.“<br />

En<strong>de</strong> vergangenen<br />

Jahres hat <strong>de</strong>r Firmenchef erneut aufgerüstet<br />

in Sachen Nachhaltigkeit. Seither<br />

ist er Besitzer einer Photovoltaikanlage<br />

und damit sein eigener Stromproduzent.<br />

Auf 3.000 Quadratmetern Dachfl<br />

äche glitzern die Solarmodule in <strong>de</strong>r<br />

Sonne. Seine Anlage mit einer Spitzenleistung<br />

von 200 Kilowatt (im Fachjargon:<br />

200 kWp = Kilowatt peak) kann bis<br />

zu 160.000 Kilowattstun<strong>de</strong>n Strom pro<br />

Jahr erzeugen.<br />

Schreyeck befi n<strong>de</strong>t sich mittlerweile in<br />

guter Gesellschaft. Immer mehr Unternehmer<br />

investieren in erneuerbare Energien,<br />

meist in Photovoltaikanlagen. Und<br />

ebenso wie Schreyeck tun sie dies nicht<br />

allein aus ökologischen, son<strong>de</strong>rn auch<br />

aus ökonomischen Grün<strong>de</strong>n. Denn <strong>de</strong>n<br />

Ausgaben für die Anlage stehen Einnahmen<br />

für die Stromgewinnung gegenüber:<br />

Gemäß <strong>de</strong>m Erneuerbare-Energien-<br />

Gesetz (EEG) erhalten Stromerzeuger<br />

über einen Zeitraum von 20 Jahren eine<br />

gesetzlich garantierte Einspeisevergütung<br />

(siehe Tabelle „Sinken<strong>de</strong> Vergütungssätze“<br />

auf Seite 49).<br />

Kein Wun<strong>de</strong>r also, dass immer mehr<br />

Unternehmer Solarmodule auf ihre<br />

Dächer schrauben lassen und zu Stromproduzenten<br />

wer<strong>de</strong>n. Doch gera<strong>de</strong> jetzt,<br />

da die Investitionen in erneuerbare Energien<br />

boomen, geben sich die Banken<br />

recht restriktiv. Für Mittelständler ist es<br />

schwierig gewor<strong>de</strong>n, einen Kredit für die<br />

„Von null bis 15 Prozent<br />

Rendite ist alles drin.“<br />

LARS IMMEL, VR-LEASING AG, ESCHBORN<br />

Finanzierung ihrer Photovoltaikanlage<br />

zu erhalten – und damit eine För<strong>de</strong>rung<br />

von <strong>de</strong>r KfW. Denn diese ist an die Aufnahme<br />

eines KfW-Kredits gebun<strong>de</strong>n.<br />

Leasing statt Bankkredit<br />

Ein guter Ausweg ist Leasing. Zwar<br />

wagen sich wegen <strong>de</strong>r Komplexität <strong>de</strong>s<br />

Geschäfts und <strong>de</strong>r für Leasing ungewöhnlich<br />

langen Laufzeiten von zwölf<br />

bis 15 Jahren nur wenige Leasing-Gesellschaften<br />

an die Finanzierung einer<br />

Photovoltaikanlage. Diese Anbieter<br />

aber besitzen jahrelange Erfahrung und<br />

ausreichend Expertise, um potenzielle<br />

Stromerzeuger umfassend beraten zu<br />

können. Eine Leasing-Finanzierung<br />

hat vor allem <strong>de</strong>n Vorteil, dass Liquidität<br />

im Unternehmen verbleibt. Und<br />

dieser Aspekt ist bei <strong>de</strong>r Anschaffung<br />

einer Photovoltaikanlage von beson<strong>de</strong>rer<br />

Be<strong>de</strong>utung. Denn erstens kostet<br />

eine solche Anlage viel Geld. Je nach<br />

Größe, Technik und Ausstattung muss<br />

man pro kWp installierte Leistung etwa<br />

3.000 Euro einkalkulieren. Da kommt<br />

man schnell auf eine sechsstellige Summe;<br />

die Kosten <strong>de</strong>r Firma Playshoes beliefen<br />

sich auf 600.000 Euro. Zweitens<br />

gehört die Solarstromproduktion in<br />

<strong>de</strong>r Regel nicht zu <strong>de</strong>n ureigensten Geschäftsfel<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens. Und<br />

drittens ist die Amortisationszeit einer<br />

Photovoltaikanlage sehr lang. „Wäh-<br />

VR-Leasing<br />

rend sich Maschinen in <strong>de</strong>r Regel nach Foto:<br />

48 ProFirma 12 2010


drei bis sechs Jahren rechnen, sind bei<br />

Energiegewinnungsanlagen zehn Jahre<br />

plus x realistisch“, sagt Lars Immel, Verkaufsleiter<br />

Energie und Umwelt bei <strong>de</strong>r<br />

VR-Leasing AG in Eschborn. „Das ist<br />

eine enorm lange Kapitalbindungszeit.“<br />

Zu lang, fi n<strong>de</strong>t Unternehmer Schreyeck,<br />

weshalb er sich für Leasing entschie<strong>de</strong>n<br />

hat: „Wir wollten das Kapital nicht für<br />

die Photovoltaikanlage einsetzen, wir<br />

brauchen das Geld in <strong>de</strong>r Firma für <strong>de</strong>n<br />

Warenumschlag.“<br />

Darüber hinaus hat <strong>de</strong>n Playshoes-Chef<br />

das Leasing-typische „Pay-as-you-earn“-<br />

Prinzip überzeugt. Es besagt, dass die<br />

Leasing-Raten an die Erträge aus <strong>de</strong>m<br />

EEG angepasst sind. Bei Schreyeck fallen<br />

die Einnahmen aus <strong>de</strong>r Einspeisevergütung<br />

sogar so hoch aus, dass er nicht<br />

nur die Leasing-Raten davon begleichen<br />

kann. Sie erlauben ihm zusätzlich,<br />

die Summe anzusparen, die er für die<br />

Begleichung <strong>de</strong>s Restwerts <strong>de</strong>r Anlage<br />

am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r zwölfjährigen Leasing-<br />

Laufzeit benötigt. „Wir erhalten 6.000<br />

Euro Einspeisevergütung, zahlen 4.000<br />

Euro für die Leasing-Rate und legen<br />

2.000 Euro für <strong>de</strong>n Restwert zurück“,<br />

sagt Schreyeck. Von 2021 an, wenn die<br />

Anlage in das Eigentum <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

übergegangen ist, wird <strong>de</strong>r Unternehmer<br />

somit nur noch Einnahmen<br />

verbuchen. „Vorausgesetzt, die Anlage<br />

läuft reibungslos, bekommen wir in<br />

zwölf Jahren monatlich einen schönen<br />

Scheck“, freut sich <strong>de</strong>r Playshoes-<br />

ProFirma 12 2010<br />

Photovoltaikanlage<br />

Was im Vorfeld wichtig ist<br />

> Die Leasing-Gesellschaften fi nanzieren<br />

eine Photovoltaikanlage nur dann,<br />

wenn sie als selbstständige Betriebseinrichtung<br />

gilt. Bei Anlagen auf Freifl<br />

ächen ist das immer <strong>de</strong>r Fall, bei auf<br />

<strong>de</strong>m Dach aufgestän<strong>de</strong>rten Anlagen<br />

meistens. Die Frage sollte im Vorfeld<br />

geklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

> Wie beim Leasing an<strong>de</strong>rer Objekte<br />

auch, sind die Ausgestaltungsmöglichkeiten<br />

zahlreich. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

müssen geklärt wer<strong>de</strong>n: Die Laufzeit<br />

(meist zwischen zwölf und 15 Jahre),<br />

ob Voll- o<strong>de</strong>r Teilamortisation, was<br />

am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vertragslaufzeit mit <strong>de</strong>r<br />

Anlage geschieht (Leasing-Vertrag<br />

verlängern, Anlage kaufen o<strong>de</strong>r sie<br />

an die Leasing-Firma zurückgeben),<br />

Sinken<strong>de</strong> Vergütungssätze<br />

In <strong>de</strong>r Novelle <strong>de</strong>s Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) vom 11. August 2010 ist<br />

festgelegt, dass Vergütungssätze jährlich um neun Prozent fallen sollen. Die abgesenkten<br />

Sätze gelten nur für neu in Betrieb gehen<strong>de</strong> Anlagen. Ist die Anlage einmal<br />

errichtet, wird <strong>de</strong>r Vergütungssatz aus <strong>de</strong>m Jahr <strong>de</strong>r Inbetriebnahme 20 Jahre lang<br />

gezahlt. Diese Regelung gilt bis zum 31. Dezember 2011. Zu diesem Stichtag wird<br />

die nächste Novellierung <strong>de</strong>s EEG erwartet. Aktuell gelten folgen<strong>de</strong> Solarstromvergütungen:<br />

Anlagengröße/<br />

Vergütung in<br />

Cent/kWh<br />

Ab<br />

01.01.<br />

2010<br />

Ab<br />

1.07.<br />

2010<br />

Ab<br />

01.10.<br />

2010<br />

Ab<br />

01.01.<br />

2011<br />

Ab<br />

01.01.<br />

2012<br />

Ab<br />

01.01.<br />

2013<br />

Ab<br />

01.01.<br />

2014<br />

Bis 30 kW 39,14 34,05 33,03 30,06 27,35 24,89 22,65<br />

30 – 100 kW 37,23 32,39 31,42 28,59 26,02 23,68 21,55<br />

100 – 1.000 kW 35,23 30,65 29,73 27,05 24,62 22,40 20,39<br />

ab 1.000 kW 29,37 25,55 24,79 22,55 20,53 18,68 17,00<br />

Quelle: Bun<strong>de</strong>sumweltministerium/www.fotovoltaikshop.<strong>de</strong><br />

Leasen statt kaufen –<br />

die Rechnung geht<br />

auch bei Photovoltaikanlagen<br />

auf.<br />

die Höhe <strong>de</strong>s Eigenkapitals, das einzubringen<br />

ist. Wichtig: Erst wenn diese<br />

Fragen beantwortet sind, lässt sich eine<br />

seriöse Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />

anstellen.<br />

> Längst nicht je<strong>de</strong> Leasing-Gesellschaft<br />

hat die Expertise, eine Photovoltaikanlage<br />

zu verleasen. Über die Mitglie<strong>de</strong>rdatenbank<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands Deutscher<br />

Leasing-Unternehmen (BDL) kann<br />

man recherchieren, welche Anbieter<br />

im Bereich erneuerbare Energien tätig<br />

sind und somit als kompetente Finanzierungspartner<br />

infrage kommen. Dazu<br />

gehören die DAL Deutsche Anlagen-<br />

Leasing GmbH & Co. KG in Mainz, die<br />

VR-Leasing AG in Eschborn o<strong>de</strong>r die Südleasing<br />

GmbH in Stuttgart.<br />

49


Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />

AUTOMOBIL-LEASING<br />

Grüne Flotten im Kommen<br />

Immer mehr Unternehmen wollen ihre Kfz-Flotten auf Kraftstoff sparen<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>lle<br />

umrüsten. Die Leasings-Gesellschaften stellen sich darauf ein. VON SABINE HÖLPER<br />

Auch im Bereich Automobil-Leasing<br />

wird grün mittlerweile großgeschrieben.<br />

Eine Studie <strong>de</strong>s Kirchheimer Leasing-<br />

Unternehmens Arval ergab, dass 30 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Flottenentschei<strong>de</strong>r inzwischen<br />

min<strong>de</strong>stens ein umweltschonen<strong>de</strong>s<br />

Fahrzeug nutzen. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich<br />

meist um Autos mit optimierten konventionellen<br />

Antrieben und Eco-Labeln<br />

wie Blue Motion, Effi cent Dynamics o<strong>de</strong>r<br />

Blue Tec. Diese Fahrzeuge stoßen weniger<br />

CO 2 aus als Fahrzeuge mit herkömmlicher<br />

Technologie. „Sie sind somit nicht<br />

nur umweltfreundlicher, son<strong>de</strong>rn auch<br />

kostengünstiger, weil sie weniger Sprit<br />

verbrauchen“, sagt Ralf Woik, Direktor<br />

Marketing und Kommunikation bei Arval.<br />

Für <strong>de</strong>n Leasing-Nehmer lohnt sich<br />

die Entscheidung für ein Eco-Label aber<br />

auch aus einem an<strong>de</strong>ren Grund: Denn<br />

wer sich für ein solches Fahrzeug entschei<strong>de</strong>t,<br />

bekommt häufi g einen Bonus,<br />

zum Beispiel in Form eines höherwertigen<br />

Ausstattungspakets. Es lohnt sich,<br />

die Angebote mehrerer Anbieter miteinan<strong>de</strong>r<br />

zu vergleichen.<br />

Wer Umwelt und Geldbeutel schonen<br />

will, sollte beim Fahrzeug-Leasing aber<br />

auch auf die Größe und <strong>de</strong>n Hubraum<br />

<strong>de</strong>s Fahrzeugs achten. „Grün ist eine<br />

Flotte vor allem dann, wenn sie optimal<br />

<strong>de</strong>m entsprechen<strong>de</strong>n Verwendungszweck<br />

angepasst ist“, sagt Woik. Soll<br />

heißen: Ein Außendienstmitarbeiter, <strong>de</strong>r<br />

täglich Hun<strong>de</strong>rte Kilometer zurücklegt,<br />

sollte kein Fahrzeug mit drei Litern Hubraum<br />

fahren. Das ist viel zu teuer. „Die<br />

günstigere und umweltschonen<strong>de</strong>re<br />

Alternative ist hierfür ein Zwei-Liter-<br />

Diesel-Fahrzeug“, sagt Woik. Noch umweltschonen<strong>de</strong>r<br />

wäre zwar ein Elektrofahrzeug.<br />

Allerdings sind noch keine<br />

Elektrofahrzeuge mit einer solch hohen<br />

Reichweite auf <strong>de</strong>m Markt.<br />

Umweltschonen<strong>de</strong> Antriebstechniken<br />

sind auf <strong>de</strong>m Vormarsch. Die Nachfrage<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen steigt.<br />

Das Interesse <strong>de</strong>r Leasing-Nehmer an<br />

<strong>de</strong>n umweltschonen<strong>de</strong>n Fahrzeugen ist<br />

in<strong>de</strong>s schon recht groß. Der Arval-Studie<br />

zufolge möchte je<strong>de</strong>r fünfte <strong>de</strong>utsche<br />

Flottenentschei<strong>de</strong>r bis zum Jahr 2013<br />

Elektrofahrzeuge nutzen. Ob die Leasing-<br />

Gesellschaften die Wünsche <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n<br />

erfüllen können, ist allerdings fraglich.<br />

Die Stückzahl <strong>de</strong>r produzierten E-Autos<br />

wird sich auch in <strong>de</strong>n nächsten Jahren<br />

in Grenzen halten. Hinzu kommt, dass<br />

sie teuer sind – und sich nicht für je<strong>de</strong>n<br />

Verwendungszweck eignen.<br />

Kosten und CO 2-Werte im Fuhrpark lassen<br />

sich auch noch auf eine an<strong>de</strong>re<br />

Weise reduzieren: Durch das Fahrverhalten<br />

sind Einsparungen von 20 Prozent<br />

möglich. Unternehmen sollten daher<br />

die Angebote <strong>de</strong>r Leasing-Firmen wahrnehmen:<br />

Die meisten Gesellschaften<br />

vermitteln Eco-Fahrertrainings zu Son<strong>de</strong>rkonditionen.<br />

Die Volkswagen Leasing<br />

GmbH hat darüber hinaus, gemeinsam<br />

mit <strong>de</strong>m Naturschutzbund Deutschland<br />

(NABU), im Herbst dieses Jahres erstmals<br />

<strong>de</strong>n Award „Die Grüne Flotte“ für<br />

ökologisch verantwortungsvolles Fuhrparkmanagement<br />

verliehen. Die 53 teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

Firmen sparten innerhalb<br />

eines halben Jahres 1.720 Tonnen CO 2<br />

und 650.000 Liter Kraftstoff ein.<br />

Wem das alles nicht grün genug ist,<br />

kann auch ganz auf Autos verzichten und<br />

statt<strong>de</strong>ssen Fahrrä<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Elektro-Bikes<br />

leasen. Die Freiburger Firma Lease-Rad<br />

verleast seit zwei Jahren Fahrradfl otten.<br />

„Wer vom Dienstauto auf ein E-Bike<br />

umsteigt, kann jährlich 3,4 Tonnen CO 2<br />

einsparen“, rechnet Lease-Rad-Inhaber<br />

Ulrich Prediger vor. Und das ist nicht <strong>de</strong>r<br />

einzige Einspareffekt. Etwa 300 Euro im<br />

Jahr kostet ein solches Rad – Wartung,<br />

Reparaturen und individuelles Firmen<strong>de</strong>sign<br />

eingeschlossen.<br />

50 ProFirma 12 2010<br />

Fotos: Daimler AG; Volkswagen AG


Chef. Und ganz nebenbei freut er sich<br />

über die weiteren positiven Effekte von<br />

Leasing – sei es, dass Leasing die Bilanz<br />

nicht belastet, o<strong>de</strong>r sei es, dass Leasing<br />

steuerlich vorteilhaft ist. So haben Photovoltaikanlagen<br />

eine Abschreibungszeit<br />

von 20 Jahren. Mit <strong>de</strong>n Leasing-<br />

Raten wer<strong>de</strong>n dagegen die gesamten<br />

Investitionskosten über eine Laufzeit<br />

von in <strong>de</strong>r Regel zwölf bis 15 Jahren<br />

steuerlich berücksichtigt, und sie sind<br />

als Betriebsausgaben voll absetzbar.<br />

Vorsicht bei Billigprodukten<br />

Allerdings sollte die Aussicht auf steuerliche<br />

Erleichterungen bei <strong>de</strong>r Überlegung,<br />

in erneuerbare Energien zu in-<br />

Wir bieten Ihnen 100 %-ige Sicherheit für Ihre For<strong>de</strong>rungen<br />

und sorgen dafür, dass Sie schnell liqui<strong>de</strong> sind.<br />

Die SüdFactoring ist eine Tochtergesellschaft <strong>de</strong>r LBBW-<br />

Unternehmensgruppe, die in <strong>de</strong>r Mittelstandsfinanzierung<br />

eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle spielt. Diese Verbindung steht nicht<br />

nur für Seriosität und Sicherheit, son<strong>de</strong>rn auch für die<br />

enge Verzahnung klassischer Finanzierungsformen mit<br />

innovativen Instrumenten, wie <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungsfinanzierung.<br />

Für weitere Informationen: Telefon + 49 711 127-772,<br />

www.suedfactoring.<strong>de</strong><br />

ProFirma 12 2010<br />

MEHR WISSEN ONLINE<br />

www.profi rma.<strong>de</strong><br />

Weiterführen<strong>de</strong> Informationen und<br />

Arbeitshilfen haben wir als Dossier auf<br />

www.profi rma.<strong>de</strong> für Sie zusammengestellt.<br />

Unter an<strong>de</strong>rem:<br />

> Kfz-Leasing<br />

> Leasing-Kredit-Vergleich<br />

> Liquiditätsplanung<br />

> Fahrzeugleasing o<strong>de</strong>r Kreditaufnahme<br />

Lesen Sie mehr unter<br />

www.profi rma.<strong>de</strong>/knowledgeStart<br />

vestieren, nicht ausschlaggebend sein.<br />

Entschei<strong>de</strong>nd ist, ob sich die Photovoltaikanlage<br />

für das Unternehmen lohnt.<br />

Unter ökologischen Gesichtspunkten<br />

trifft das in je<strong>de</strong>m Fall zu. Doch die<br />

meisten Unternehmen wollen auch einen<br />

Gewinn. Sie sollten festlegen, welche<br />

Rendite sie mit <strong>de</strong>r Stromproduktion<br />

einfahren wollen, und prüfen, ob<br />

sie diese auch erreichen können. Denn<br />

obwohl Experten beteuern, dass sich<br />

eine Investition in erneuerbare Energien<br />

lohnt, geben sie zu be<strong>de</strong>nken, dass die<br />

Renditen sehr unterschiedlich ausfallen.<br />

„Von null bis 15 Prozent ist alles drin“,<br />

sagt VR-Leasing-Verkaufsleiter Immel.<br />

So ist die Frage <strong>de</strong>r Wirtschaftlichkeit<br />

zum Beispiel eine Frage <strong>de</strong>s Standorts.<br />

Schließlich scheint die Sonne in einigen<br />

Gebieten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s häufi ger als in an<strong>de</strong>ren,<br />

im Sü<strong>de</strong>n mehr als im Nor<strong>de</strong>n.<br />

Und je höher die Sonneneinstrahlung,<br />

<strong>de</strong>sto höher <strong>de</strong>r Ertrag. Darüber hinaus<br />

ist die Ausrichtung <strong>de</strong>r Anlage entschei<strong>de</strong>nd.<br />

Am effi zientesten sind drehbare<br />

Anlagen, die sich nach <strong>de</strong>r Sonne richten.<br />

Ferner ist die Technik maßgeblich<br />

dafür verantwortlich, welche Erträge<br />

<strong>de</strong>r Unternehmer erwirtschaftet. Mit<br />

Billigprodukten aus Fernost kann man<br />

böse auf die Nase fallen. Denn ein<br />

schneller Verschleiß o<strong>de</strong>r häufi ge Reparaturen<br />

machen die schönsten Renditeberechnungen<br />

zunichte. „Das A und<br />

O ist, einen kompetenten Anlagenerrichter<br />

zu wählen“, sagt <strong>de</strong>shalb Frank<br />

Lustermann, Senior-Projektmanager<br />

bei <strong>de</strong>r DAL Structured Finance GmbH<br />

in Mainz. Denn gera<strong>de</strong> im Zuge <strong>de</strong>s<br />

aktuellen Booms tummeln sich etliche<br />

schwarze Schafe in <strong>de</strong>r Branche. Aber<br />

selbst seriöse Anbieter können nicht<br />

immer leisten, was ein Unternehmer<br />

braucht. „Ein Anbieter, <strong>de</strong>r gute Arbeit<br />

bei <strong>de</strong>r Errichtung von Solarzellen auf<br />

Einfamilienhäusern leistet, ist trotz<strong>de</strong>m<br />

nicht unbedingt <strong>de</strong>r richtige für ein Dach<br />

einer Lagerhalle“, sagt Lustermann. Sein<br />

Rat: „Der Unternehmer sollte nachprüfbare<br />

Referenzen einholen.“<br />

Und: Er sollte sich sputen mit <strong>de</strong>r<br />

Investition. Denn die im EEG verankerten<br />

Vergütungssätze nehmen je<strong>de</strong>s<br />

Jahr ab. Wer im ersten Halbjahr 2010<br />

in eine 200-kW-Anlage investiert hat,<br />

erhält noch 35,23 Cent pro kWh. Wer<br />

die gleiche Anlage im nächsten Jahr erwirbt,<br />

bekommt nur noch 27,05 Cent<br />

Einspeisevergütung. Bisher haben die<br />

gesunkenen Vergütungssätze die Wirtschaftlichkeit<br />

einer Photovoltaikanlage<br />

zwar nicht beeinträchtigt, weil die Modulpreise<br />

analog fi elen. Ob sich das in<br />

Zukunft genauso fortsetzen wird, ist<br />

nicht sicher. Lustermann erwartet eher<br />

sinken<strong>de</strong> Renditen. Doch die seien „immer<br />

noch besser als ein Sparbuch und<br />

sicherer als Aktienfonds“.<br />

Die schönsten Rechnungen<br />

sind die, die sofort bezahlt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

51


Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />

Interview<br />

„Ich bin Fan <strong>de</strong>r Flächenpräsenz“<br />

Markus Beumer, Mitglied <strong>de</strong>s Vorstands <strong>de</strong>r Commerzbank AG, über vorsichtige<br />

Unternehmer, Lehren aus <strong>de</strong>r Krise und neue Ziele im Mittelstandsgeschäft.<br />

DAS GESPRÄCH FÜHRTEN PAUL LAUER UND DIETER RÖMER<br />

Herr Beumer, kurz vor Jahresen<strong>de</strong> befi<br />

n<strong>de</strong>t sich die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft in einer<br />

völlig an<strong>de</strong>ren Situation als Anfang<br />

2010 erwartet. Wie nachhaltig ist dieser<br />

Aufschwung?<br />

Beumer: Die Konjunktur hat sich in<br />

<strong>de</strong>r Tat <strong>de</strong>utlich positiver entwickelt als<br />

erwartet. Die Rückmeldungen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n<br />

zeigen uns, dass die Unternehmen<br />

die weiteren Aussichten zwar optimistisch<br />

einschätzen. Dennoch bleiben sie<br />

vorsichtig. Sie haben gesehen, dass sie<br />

die Krise gut überstan<strong>de</strong>n haben, schalten<br />

jetzt aber nicht kopfl os auf Wachstum<br />

um. Sie rechnen vielmehr auch in<br />

Zukunft damit, dass die Entwicklung<br />

volatiler sein wird als bisher.<br />

Woran machen Sie diese Vorsicht konkret<br />

fest?<br />

Beumer: Die Unternehmen haben in<br />

<strong>de</strong>r Krise ihre Hausaufgaben gemacht.<br />

Sie haben ihre internen Abläufe gestrafft<br />

und aus eigener Kraft viel Liquidität<br />

generiert, beispielsweise über die Optimimierung<br />

<strong>de</strong>s Working Capital. Wir<br />

spüren dies natürlich im Kreditgeschäft,<br />

<strong>de</strong>nn die Unternehmen haben trotz<br />

Wachstum noch zu wenig Bedarf. Wir<br />

wür<strong>de</strong>n gerne mehr Kredite vergeben.<br />

Birgt die schnelle Erholung nicht doch<br />

die Gefahr, dass Risiken unterschätzt<br />

wer<strong>de</strong>n?<br />

Beumer: Ich sehe vor allem zwei Risiken:<br />

Zum einen drohen auf lange<br />

Sicht Ungleichgewichte an <strong>de</strong>n Märkten<br />

in Asien und beson<strong>de</strong>rs China, die<br />

gera<strong>de</strong> für die <strong>de</strong>utschen Unternehmen<br />

enorm wichtig sind. Zum an<strong>de</strong>ren sind<br />

die Probleme einer fi nanziellen Schieflage<br />

einzelner Staaten noch nicht ausgestan<strong>de</strong>n.<br />

Es ist wichtig, dass diese<br />

Län<strong>de</strong>r nicht zahlungsunfähig wer<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>nn das wür<strong>de</strong> zu einem erheblichen<br />

Vertrauensverlust <strong>de</strong>r Investoren führen.<br />

Es ist daher richtig, dass in Europa<br />

Lösungen gesucht wer<strong>de</strong>n, um solche<br />

Schiefl agen zu vermei<strong>de</strong>n. Und bei aller<br />

Freu<strong>de</strong> über die schnelle Erholung darf<br />

nicht übersehen wer<strong>de</strong>n, dass gera<strong>de</strong><br />

die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft davor einen erheblichen<br />

Einbruch erlitten hatte.<br />

Das Vertrauen <strong>de</strong>r Unternehmer in die<br />

Banken ist nachhaltig gestört. Wie sind<br />

Sie mit Ihren Kun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Krise zurechtgekommen?<br />

Beumer: Unsere jüngste Studie hat<br />

gezeigt, dass das Vertrauen in die Banken<br />

zwar generell beschädigt ist, nicht<br />

aber die Beziehung zur Hausbank. Ich<br />

glaube, dass wir in <strong>de</strong>n schwierigen<br />

Monaten sehr gut mit unseren Kun<strong>de</strong>n<br />

zusammengearbeitet haben. Wir<br />

haben sie durch die Krise begleitet und<br />

geholfen, Insolvenzen zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Dazu haben auch unsere Initiativen wie<br />

das Fünf-Milliar<strong>de</strong>n-Kreditprogramm,<br />

<strong>de</strong>r neue Private-Equity-Fonds mit <strong>de</strong>r<br />

KfW sowie unser zukunftsorientierter<br />

Bewertungsansatz im Kreditgeschäft<br />

beigetragen, <strong>de</strong>n wir in zahlreichen<br />

Branchen als Ergänzung zum Rating<br />

hinzuziehen.<br />

Die Beteiligung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s an Ihrem Institut<br />

hat zu Vorwürfen aus <strong>de</strong>m Lager<br />

<strong>de</strong>r Sparkassen und Genossenschaftsbanken<br />

geführt, Sie könnten <strong>de</strong>swegen<br />

günstigere Konditionen anbieten.<br />

Beumer: Die Vorwürfe verstehe ich<br />

nicht. Die Commerzbank muss als Aktiengesellschaft<br />

die Renditeerwartung <strong>de</strong>r<br />

Märkte erfüllen. Das hat sich durch die<br />

Beteiligung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s nicht geän<strong>de</strong>rt.<br />

Die Sparkassen müssen das hingegen<br />

nicht. Wir müssen unsere Preise aufgrund<br />

<strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Märkte<br />

immer an<strong>de</strong>rs gestalten. Ausnahmen<br />

sind möglich, aber dann liegt das daran,<br />

dass wir die Risikosituation in solchen<br />

Fällen an<strong>de</strong>rs einschätzen.<br />

Wie sehen Ihre Schlussfolgerungen aus<br />

<strong>de</strong>r Krise im Abstand von zwei Jahren<br />

aus?<br />

Beumer: Man muss die Vorgänge sicher<br />

differenzierter betrachten. Wenn wir<br />

auf die I<strong>de</strong>e kämen, neue strukturierte<br />

Produkte aufzulegen, dann wäre das <strong>de</strong>r<br />

falsche Weg. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite hat<br />

sich im Risikomanagement eine fundamental<br />

neue Sichtweise durchgesetzt.<br />

Die Probleme sind ja nicht im Kreditgeschäft<br />

entstan<strong>de</strong>n. Deren Ursache<br />

war vielmehr, dass die Marktrisiken im<br />

Han<strong>de</strong>l nicht erkannt wur<strong>de</strong>n, weil dort<br />

52 ProFirma 12 2010<br />

Foto: Commerzbank


Eigenkapital keine wesentliche Rolle<br />

spielte. Inzwischen wer<strong>de</strong>n die Marktrisiken<br />

über sogenannte Stress-Szenarien<br />

gesteuert. Das ist ein neuer Ansatz.<br />

Trotz<strong>de</strong>m, muss nicht auch im Kreditgeschäft<br />

umgedacht wer<strong>de</strong>n?<br />

Beumer: Die Commerzbank lebt vom<br />

Mittelstandsgeschäft. Eine <strong>de</strong>r Lehren<br />

ist, dass es kein Lösung ist, im Kreditgeschäft<br />

<strong>de</strong>n Stecker zu ziehen. Die zweite<br />

Konsequenz ist, dass Kreditentscheidungen<br />

und die damit verbun<strong>de</strong>nen<br />

Prozesse, was Geschwindigkeit und<br />

Transparenz betrifft, verbessert wer<strong>de</strong>n<br />

müssen. Denn im vergangenen Jahr<br />

mussten viele Kun<strong>de</strong>n zu lange warten.<br />

Das lag daran, dass wir vielfach nicht<br />

als einzige Bank beteiligt waren, son<strong>de</strong>rn<br />

dass es darum ging, einen ganzen<br />

Pool von Banken mit ins Boot zu holen.<br />

Zukünftig wollen wir außer<strong>de</strong>m unsere<br />

Serviceprozesse weiter verbessern.<br />

Denn unsere jüngste Studie zeigte auch,<br />

dass die Be<strong>de</strong>utung von Service und<br />

Beratung wichtiger wird, Preise und<br />

Konditionen dagegen weniger wichtig<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Ihr Ziel ist es, nach <strong>de</strong>r Integration <strong>de</strong>r<br />

Dresdner Bank das Mittelstandsgeschäft<br />

auszubauen. Wie wollen Sie Sparkassen<br />

und Volksbanken Paroli bieten?<br />

Beumer: Ich bin ein großer Fan <strong>de</strong>r Präsenz<br />

in <strong>de</strong>r Fläche. Und da sind wir sehr<br />

gut aufgestellt. Wir haben 150 Standorte<br />

und 1.500 Filialen, hinzu kommen weltweit<br />

60 Standorte sowie rund 600 Korrespon<strong>de</strong>nzbank-Beziehungen.<br />

Unser<br />

langfristiges Ziel ist es, unseren Anteil<br />

im Geschäft mit kleinen und mittleren<br />

Unternehmen von sechs auf neun Prozent<br />

zu steigern. Das erreichen wir nur<br />

dadurch, dass wir mit gut vernetzten<br />

Betreuern vor Ort so nah wie möglich<br />

bei <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n sind.<br />

Präsenz in <strong>de</strong>r Fläche reicht aber allein<br />

nicht aus. Was können Sie sonst noch<br />

bieten?<br />

Beumer: Viele kleine und mittlere Unternehmer<br />

stehen vor <strong>de</strong>r Frage, wie es<br />

in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren weitergehen<br />

soll. Dabei spielt die Internationalisierung<br />

<strong>de</strong>s Geschäfts die wichtigste<br />

Rolle. Sie brauchen dann eine Bank,<br />

die sie international begleiten kann.<br />

Markus Beumer ist im Vorstand<br />

<strong>de</strong>r Commerzbank AG<br />

zuständig für das Business-<br />

Segment Mittelstandsbank.<br />

Für mittelständische Unternehmen, die<br />

zunächst nur in Europa aktiv sind, ist<br />

das zwar noch nicht so relevant. Aber<br />

wenn sie Märkte in Asien, Osteuropa<br />

o<strong>de</strong>r Südamerika in Angriff nehmen,<br />

wer<strong>de</strong>n Themen wie Län<strong>de</strong>r-, Zins- und<br />

Währungsrisiken immer wichtiger. Auf<br />

diesen Fel<strong>de</strong>rn sind wir sehr gut aufgestellt.<br />

Auch auf <strong>de</strong>n Rohstoffmärkten<br />

können wir Unternehmen tatkräftig<br />

unterstützen.<br />

Basel III sorgt für neue Verunsicherung.<br />

Die Banken warnen davor, dass ihre<br />

Handlungsfähigkeit bei <strong>de</strong>r Kreditvergabe<br />

eingeschränkt wird. Ist das nicht<br />

übertrieben?<br />

Beumer: Um es vorweg zu sagen: Die<br />

Commerzbank wird keine Probleme<br />

haben. Meine Sorge ist aber, dass es<br />

für viele Banken in Deutschland und<br />

Euro-pa schwieriger wird, vor allem<br />

wenn sie zu <strong>de</strong>n Kapitalmärkten<br />

keinen Zugang haben. Das könnte<br />

vor allem die Lan<strong>de</strong>sbanken und Sparkassen<br />

treffen. Ist kein Zugang zu Eigenkapital<br />

vorhan<strong>de</strong>n, kann das dazu<br />

führen, dass die betroffenen Banken das<br />

Kreditgeschäft zurückführen müssen.<br />

Das wer<strong>de</strong>n wir nicht allein abfe<strong>de</strong>rn<br />

können.<br />

Müssen die Kreditpreise aber <strong>de</strong>swegen<br />

steigen?<br />

Beumer: Das wird letztlich <strong>de</strong>r Markt<br />

regeln. Aber in <strong>de</strong>r Ten<strong>de</strong>nz wer<strong>de</strong>n sie<br />

eher steigen. Denn wir haben auch die<br />

Renditeerwartungen <strong>de</strong>r Investoren zu<br />

berücksichtigen. Ein weiterer Punkt,<br />

<strong>de</strong>r beachtet wer<strong>de</strong>n muss, sind die<br />

strengeren Anfor<strong>de</strong>rungen an die Liquidität<br />

von Basel III. Davon könnten lang<br />

laufen<strong>de</strong> Kredite betroffen sein, die gera<strong>de</strong><br />

in Deutschland überproportional<br />

nachgefragt wer<strong>de</strong>n.<br />

Wie lässt sich dieses Problem beheben?<br />

Beumer: Es wird zum einen eine Rückbesinnung<br />

auf an<strong>de</strong>re Finanzierungsformen<br />

wie Schuldscheindarlehen o<strong>de</strong>r<br />

auch Mezzanine-Kapital geben. Zum<br />

an<strong>de</strong>ren sind Innovationen <strong>de</strong>r Banken<br />

gefor<strong>de</strong>rt. Daran arbeiten wir jetzt<br />

schon, <strong>de</strong>nn bis zur Basel III-Umstellung<br />

dauert es nicht mehr so lange.<br />

53


Finanzen & Steuern<br />

Haftung<br />

Geschäftsführer haften seit jeher für<br />

je<strong>de</strong> Menge von Versäumnissen mit<br />

ihrem privaten Vermögen: Ob für<br />

Steuerrückstän<strong>de</strong>, Sozialversicherungsbeiträge<br />

o<strong>de</strong>r für Verstöße gegen die<br />

Pflichtveröffentlichungsvorschriften.<br />

Auch die Delegation solcher Aufgaben<br />

an <strong>de</strong>n Steuerberater bringt nicht die<br />

gewünschte Entlastung. Denn diesen<br />

müssen die Chefs richtig kontrollieren,<br />

wie das Landgericht Bonn Anfang<br />

<strong>de</strong>s Jahres im Fall einer fehlerhaften<br />

Pfl ichtoffenlegung (LG Bonn, Beschluss<br />

vom 20.1.2010, 31 T 1398/09) urteilte.<br />

Das Oberlan<strong>de</strong>sgericht (OLG) Schleswig-Holstein<br />

hat jetzt in einem Urteil<br />

noch einen obendrauf gesetzt. Laut Begründung<br />

„muss sich <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

die notwendigen steuer- und han<strong>de</strong>lsrechtlichen<br />

Kenntnisse verschaffen,<br />

um das Amt auszuführen“. Konkret<br />

muss er beispielsweise in <strong>de</strong>r Lage sein,<br />

eine Jahresbilanz auf Plausibilität zu<br />

GMBH-CHEF<br />

Der Chef muss alles wissen<br />

Geschäftsführer haften für fehlerhafte Jahresabschlüsse. Unternehmensleiter ohne kauf-<br />

männische Ausbildung sollten jetzt nachrüsten. VON LOTHAR VOLKELT<br />

GRATISTOOL <strong>de</strong>s Monats<br />

ProFirma PROFESSIONAL<br />

<strong>Als</strong> weiterführen<strong>de</strong> Information zum Thema<br />

bieten wir Ihnen aus <strong>de</strong>m Angebot von<br />

ProFirma Professional <strong>de</strong>n Fachbeitrag<br />

Gesellschaftsvertrag <strong>de</strong>r GmbH an.<br />

Sie können <strong>de</strong>n Beitrag kostenlos abrufen<br />

unter www.profi rma.<strong>de</strong><br />

prüfen (OLG Schleswig-Holstein, Urteil<br />

vom 11.2.2010, 5 U 60/09).<br />

In <strong>de</strong>r Praxis be<strong>de</strong>utet das Urteil, dass<br />

es in Zukunft zur Haftungsfreistellung<br />

je<strong>de</strong>nfalls nicht mehr genügt, dass <strong>de</strong>r<br />

Chef <strong>de</strong>n Jahresabschluss vom Steuerberater<br />

erstellen lässt und sich darauf<br />

beruft, dieser habe <strong>de</strong>n Jahresabschluss<br />

von Berufs wegen korrekt anzufertigen.<br />

Er muss vielmehr selbst beurteilen können,<br />

ob <strong>de</strong>r Abschluss in seinen Kernaussagen<br />

korrekt ist.<br />

Das Urteil hat darüber hinaus in vielen<br />

Situationen praktische und weitreichen<strong>de</strong><br />

Folgen: Zum Beispiel bei <strong>de</strong>r Beurteilung<br />

einer Fortsetzungsprognose<br />

in einer Krise <strong>de</strong>r GmbH. Nach Auffassung<br />

<strong>de</strong>s OLG muss <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

auch <strong>de</strong>n Ansatz <strong>de</strong>r Bilanzierungswerte<br />

im Zusammenhang mit einer<br />

Fortsetzungsprognose korrekt beurteilen<br />

können, wenn es etwa darum geht,<br />

ob <strong>de</strong>r Steuerberater For<strong>de</strong>rungen korrekt<br />

aktiviert hat. Geschäftsführer ohne<br />

kaufmännische Fachausbildung sind in<br />

<strong>de</strong>r Regel nicht in <strong>de</strong>r Lage, eine solche<br />

Beurteilung geben zu können. Sie sind<br />

dann auf die Aussagen <strong>de</strong>s Fachbereichs<br />

Rechnungswesen/Controlling in ihrem<br />

Unternehmen angewiesen.<br />

Das rechtskräftige Urteil dürfte damit<br />

zum Maßstab für zukünftige Entscheidungen<br />

zur Geschäftsführerhaftung<br />

herangezogen wer<strong>de</strong>n. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

für Unternehmensleiter ohne kaufmän-<br />

nische Ausbildung be<strong>de</strong>utet das ein<br />

zusätzliches persönliches Risiko. Für<br />

diese Gruppe ist es wichtig, dass eine<br />

hieb- und stichfeste Ressortverteilung<br />

vereinbart wird. Dazu gehören klare<br />

Defi nitionen <strong>de</strong>r Aufgaben, die insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>n gesamten kaufmännischen<br />

Bereich sowie die Erstellung <strong>de</strong>s Jahresabschlusses<br />

und Zwischenbilanzen betreffen.<br />

Wichtig: Die Ressortaufteilung<br />

entbin<strong>de</strong>t nicht von <strong>de</strong>r Pfl icht, die ordnungsgemäße<br />

Erfüllung <strong>de</strong>r han<strong>de</strong>lsrechtlichen<br />

Vorgaben zu prüfen.<br />

Geschäftsführer, die Be<strong>de</strong>nken zum<br />

Jahresabschluss haben, sollten sich <strong>de</strong>shalb<br />

zusätzlich absichern. Empfehlenswert<br />

ist ein persönliches Gespräch mit<br />

<strong>de</strong>m Steuerberater über die ordnungsgemäße<br />

Erstellung <strong>de</strong>s Abschlusses.<br />

Die Inhalte dieses Gesprächs sollten<br />

anschließend schriftlich festgehalten<br />

wer<strong>de</strong>n. Bestehen weiterhin Be<strong>de</strong>nken,<br />

sollte <strong>de</strong>r Geschäftsführer vor <strong>de</strong>r Vorlage<br />

<strong>de</strong>s Abschlusses an die Gesellschafter<br />

eine freiwillige unabhängige Prüfung<br />

beantragen.<br />

Noch schwieriger ist die Beurteilung einer<br />

Fortsetzungsprognose in <strong>de</strong>r Krise<br />

<strong>de</strong>r GmbH. Hält ein Geschäftsführer die<br />

Sanierungsbemühungen seines kaufmännischen<br />

Kollegen für „suspekt“,<br />

sollte er sich auch wie oben beschrieben<br />

absichern und im Notfall die Nie<strong>de</strong>rlegung<br />

<strong>de</strong>s Amts in seine Überlegungen<br />

einbeziehen.<br />

54 ProFirma 12 2010


ProFirma 12 2010<br />

Soll & Haben<br />

Willkommenes Opfer<br />

Seit Jahren nimmt die Zahl <strong>de</strong>r überschul<strong>de</strong>ten Städte und<br />

Gemein<strong>de</strong>n zu. Verantwortlich dafür sind zwei Faktoren:<br />

Einerseits wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Kommunen immer höhere Belastungen<br />

aufgrund politischer und gesetzgeberischer Vorgaben<br />

zugemutet, wie beim geplanten Ausbau <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rbetreuung.<br />

An<strong>de</strong>rerseits unterliegt die Gewerbesteuer als eine<br />

<strong>de</strong>r Haupteinnahmequellen <strong>de</strong>r Kommunen erheblichen<br />

Schwankungen. Denn sie hängt im Wesentlichen von <strong>de</strong>r<br />

Gewinnentwicklung bei gewerblichen Unternehmen ab.<br />

Diese Abhängigkeit und das System <strong>de</strong>r Vorauszahlungen<br />

und Verlustvorträge führen dazu, dass sich konjunkturelle<br />

Krisen erst verspätet im Gemein<strong>de</strong>säckel auswirken und<br />

wirtschaftliche Erholungen und Gewinnzuwächse erst zu<br />

einem späteren Zeitpunkt kassenwirksam wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong><br />

die Lehman-Pleite hat wie<strong>de</strong>r einmal gezeigt, wie stark<br />

die Einbrüche bei <strong>de</strong>n Gewinnen ausfallen können. Die Finanzmarktkrise<br />

hat die Kommunen somit in voller Härte<br />

getroffen.<br />

Was bleibt ihnen da aus ihrer Sicht noch an<strong>de</strong>res übrig, als<br />

nach neuen Steuerquellen Ausschau zu halten, nach<strong>de</strong>m alle<br />

Kosteneinsparungspotenziale, wie Schließung städtischer<br />

Theaterbühnen o<strong>de</strong>r Senkung <strong>de</strong>r Wassertemperaturen in<br />

<strong>de</strong>n Schwimmbä<strong>de</strong>rn, ausgereizt sind? Auch die politische<br />

Diskussion dürfte diese Überlegungen bestärken. Denn in <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>sregierung wird <strong>de</strong>rzeit über eine generelle Abschaffung<br />

<strong>de</strong>r Gewerbesteuer nachgedacht. Hinzu kommt, dass<br />

Bund und Län<strong>de</strong>r aufgrund <strong>de</strong>r grundgesetzlich gefor<strong>de</strong>rten<br />

Schul<strong>de</strong>nbremse in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren sicher nicht bereit<br />

sein wer<strong>de</strong>n, aus ihren Steuertöpfen etwas für die Gemein<strong>de</strong>n<br />

abzugeben.<br />

Trotz <strong>de</strong>r Überlegungen in Berlin wird in vielen Rathäusern<br />

darüber nachgedacht, die Gewerbesteuerpfl icht auf Freiberufl<br />

er auszuweiten. Diese Gruppe zahlt bisher noch keine<br />

Von Andreas Munk<br />

Andreas Munk ist Wirtschaftsprüfer<br />

und Steuerberater bei<br />

<strong>de</strong>r Ecovis Unternehmensberatung<br />

in Memmingen.<br />

Info: www.ecovis.com<br />

Gewerbesteuer, und somit profi tieren die Kommunen noch<br />

nicht direkt von <strong>de</strong>ren Gewinnen. Das viel bemühte Beispiel<br />

<strong>de</strong>s Zahntechnikers, <strong>de</strong>r im Gegensatz zum Zahnarzt Gewerbesteuer<br />

zahlt, macht nun wie<strong>de</strong>r häufi ger die Run<strong>de</strong>.<br />

Schließlich sind die Freiberufl er auch <strong>de</strong>swegen ein willkommenes<br />

Opfer, weil sie meist ortsgebun<strong>de</strong>n operieren und ihre<br />

Gewinne nicht in an<strong>de</strong>re Staaten o<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n mit günstigeren<br />

Hebesätzen verlagern können.<br />

Doch auch die Ausweitung <strong>de</strong>r Gewerbesteuer auf die Freiberufl<br />

er hat einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Nachteil. Die Konjunkturabhängigkeit<br />

<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>fi nanzen wird nämlich dadurch<br />

nicht eliminiert, allenfalls geringfügig abgemil<strong>de</strong>rt. Ein weiteres<br />

Problem stellt die Anrechnung <strong>de</strong>r gezahlten Gewerbesteuer<br />

auf die Einkommensteuer <strong>de</strong>s Unternehmers dar.<br />

Dadurch entgehen Bund und Län<strong>de</strong>rn zugunsten <strong>de</strong>r Kommunen<br />

wertvolle Einnahmen. Das dürfte eine Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />

Gewerbesteuergesetzes zusätzlich erschweren, <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong> Ebenen<br />

zustimmen müssen.<br />

Empfehlenswert wäre es daher, an diesem Punkt einmal das<br />

Augenmerk auf die zahlreichen und nicht mehr nachvollziehbaren<br />

Son<strong>de</strong>rvorschriften <strong>de</strong>s Gewerbesteuergesetzes bei<br />

<strong>de</strong>n Hinzurechnungen und Kürzungen <strong>de</strong>s Gewerbeertrags<br />

zu lenken. Denn <strong>de</strong>r Gewinn, <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Einkommen- o<strong>de</strong>r<br />

Körperschaftsteuer herangezogen wird, entspricht nur selten<br />

<strong>de</strong>m Betrag, <strong>de</strong>r auch die Ausgangsbasis für die Gewerbesteuer<br />

bil<strong>de</strong>t. In diesem Bereich besteht erhebliches Sparpotenzial<br />

bei <strong>de</strong>r Finanzverwaltung. Wenn diese Einsparungen an die<br />

Kommunen weitergegeben wür<strong>de</strong>n, wäre eine konjunkturunabhängige<br />

Zusatzeinnahme für die Gemein<strong>de</strong>n geschaffen.<br />

Ob sich dieser Gedanke in einem komplizierten Steuergefl<br />

echt zwischen Bund, Län<strong>de</strong>rn und Kommunen realisieren<br />

lässt, ist jedoch fraglich. Aber zur Lin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Not ist bekanntlich<br />

je<strong>de</strong>s Mittel recht.<br />

Kolumne<br />

55


Finanzen & Steuern<br />

Steuer-Tipps<br />

HAFTUNG<br />

Bestehen nach Aufgabe eines Betriebs<br />

noch Steuerschul<strong>de</strong>n, kann das Finanzamt<br />

<strong>de</strong>n Nachfolger nach Paragraf 25<br />

HGB in Haftung nehmen. Die Haftung<br />

nach Paragraf 25 AO kommt jedoch<br />

nicht infrage, wenn das Unternehmen<br />

nicht ins Han<strong>de</strong>lsregister eingetragen<br />

war (Urteil vom 1.7.2010, Az. 3 K<br />

3689/06).<br />

STICHTAG 15. DEZEMBER<br />

Sparer, die mit einer privaten Kapitalanlage<br />

bei einer Bank Verluste<br />

eingefahren haben und bei einer<br />

an<strong>de</strong>ren Gewinne, können mit <strong>de</strong>r<br />

Steuererklärung in <strong>de</strong>r Anlage KAP<br />

eine Steuer sparen<strong>de</strong> Verrechnung<br />

beantragen. Dazu muss jedoch eine<br />

Verlustbescheinigung <strong>de</strong>r Bank vorgelegt<br />

wer<strong>de</strong>n. Diese Bescheinigung von<br />

<strong>de</strong>r Bank gibt es auf Antrag nur bis 15.<br />

Dezember 2010.<br />

VORSTEUER-VERGÜTUNG<br />

Unternehmer, die 2009 im EU-Ausland<br />

mit Umsatzsteuer belastet wur<strong>de</strong>n,<br />

erhalten diese auf Antrag zurück. Die<br />

Frist zur Beantragung wur<strong>de</strong> vom 30.<br />

September 2010 auf <strong>de</strong>n 31. März<br />

2011 verlängert.<br />

WEIHNACHTSFEIER<br />

Betragen die Kosten für eine Weihnachtsfeier<br />

je Arbeitnehmer mehr<br />

als 110 Euro, wer<strong>de</strong>n Lohnsteuer und<br />

Umsatzsteuer fällig. Doch aufgepasst!<br />

Die 110-Euro-Grenze ist ein Bruttobetrag.<br />

Die Nettokosten je Mitarbeiter<br />

dürfen also nicht mehr als 92,43 Euro<br />

betragen.<br />

STEUERTRENDS<br />

Investitionsabzugsbetrag<br />

Finanzämter prüfen strenger<br />

Für in <strong>de</strong>n Jahren 2011 bis 2013 geplante Investitionen ins bewegliche Anlagevermögen<br />

können bereits im Jahr 2010 vom Gewinn 40 Prozent <strong>de</strong>r voraussichtlichen<br />

Investitionskosten als Betriebsausgaben abgezogen wer<strong>de</strong>n. Bei bilanzieren<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

darf <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>s Betriebsvermögens zum 31. Dezember 2010 jedoch<br />

nicht mehr als 335.000 Euro betragen. Bei Einnahmen-Überschussrechnern darf <strong>de</strong>r<br />

Gewinn 2010 vor Abzug <strong>de</strong>s Investitionsabzugsbetrags nicht über 200.000 Euro<br />

liegen. Doch die Unterschreitung <strong>de</strong>r Höchstgrenzen ist nur die halbe Miete. In folgen<strong>de</strong>n<br />

Fällen kann das Finanzamt <strong>de</strong>n Abzug <strong>de</strong>s Investitionsabzugsbetrags noch<br />

zu Fall bringen:<br />

Sachverhalt Folge Fundstelle<br />

Ein Unternehmer zieht immer<br />

wie<strong>de</strong>r einen Investitionsabzugsbetrag<br />

ab und investiert danach<br />

innerhalb <strong>de</strong>r vorgeschriebenen<br />

drei Jahre nicht.<br />

Der Unternehmer gibt eine<br />

Steuererklärung ohne Abzug<br />

eines Investitionsabzugsbetrags<br />

ab und beantragt <strong>de</strong>n Abzug im<br />

Einspruchsverfahren.<br />

AKTUELLE RICHTSATZSAMMLUNG<br />

LIEGT VOR<br />

Selbstständige müssen sich bei einer Betriebsprüfung<br />

manchmal seltsame Fragen<br />

gefallen lassen. Oft hören sie aus diesen<br />

Fragen unterschwellig heraus, dass die Gewinnermittlung<br />

nicht plausibel erscheint.<br />

Doch wie kommt <strong>de</strong>r Prüfer auf diesen Verdacht?<br />

Ganz einfach. Er wirft einen Blick in<br />

die Richtsatzsammlung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfi nanzministeriums.<br />

Dort sind Erfahrungswerte zu<br />

Umsätzen, Gewinnaufschlägen und zu Entnahmen<br />

für die verschie<strong>de</strong>nsten Branchen<br />

erfasst. Bei einer Abweichung von diesen<br />

Werten sind Rückfragen programmiert.<br />

ProFirma rät: Beruft sich das Finanzamt<br />

bei Hinzuschätzungen zum Gewinn und<br />

zum Umsatz auf die aktuelle Richtsatzsammlung,<br />

sollten betroffene Selbstständige<br />

sich wehren. Denn Abweichungen<br />

be<strong>de</strong>uten nicht automatisch, dass Steuern<br />

hinterzogen wur<strong>de</strong>n. Das Finanzamt muss<br />

vielmehr weitere Indizien vorlegen.<br />

Der Investitionsabzugsbetrag wird<br />

bei Schätzungen ins Blaue hinein<br />

nicht mehr zum Abzug zugelassen.<br />

Ausnahme: Es liegt eine verbindliche<br />

Bestellung vor.<br />

Wird <strong>de</strong>r Investitionsabzugsbetrag<br />

im Einspruchsverfahren beantragt,<br />

weil zwischenzeitlich eine<br />

Investition stattgefun<strong>de</strong>n hat, wird<br />

<strong>de</strong>r Investitionsabzugsbetrag im<br />

Einspruchsverfahren nicht gewährt.<br />

FG München, Beschluss v.<br />

10.2.2010, Az. 8 V 3761/09<br />

FG Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg, Urteil v.<br />

16.9.2010, Az. 12 K 12197/09<br />

PHOTOVOLTAIKANLAGE<br />

IST EIN EIGENER GEWERBEBETRIEB<br />

Betreibt ein Selbstständiger neben<br />

seinem Unternehmen eine Photovoltaikanlage,<br />

liegen nach Ansicht <strong>de</strong>s Finanzgerichts<br />

Schleswig-Holstein zwei<br />

eigenständige Gewerbebetriebe vor. Für<br />

die Gewerbesteuer be<strong>de</strong>utet das: Die<br />

Verluste aus <strong>de</strong>m Betreiben <strong>de</strong>r Photovoltaikanlage<br />

dürfen gewerbesteuerlich<br />

nicht mit <strong>de</strong>n Gewinnen aus <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren<br />

Gewerbebetrieb Steuer sparend verrechnet<br />

wer<strong>de</strong>n (Urteil vom 22.9.2010,<br />

Az. 2 K 282/07).<br />

ProFirma rät: Das letzte Wort in dieser<br />

Angelegenheit haben nun die Richter<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfi nanzhofs in einem Revisionsverfahren<br />

(Aktenzeichen noch nicht<br />

bekannt). Betroffene Unternehmer<br />

sollten <strong>de</strong>shalb gegen die Weigerung<br />

<strong>de</strong>r Verlustverrechnung Einspruch einlegen<br />

und ein Ruhen <strong>de</strong>s Einspruchsverfahrens<br />

beantragen.<br />

56 ProFirma 12 2010


Sofortabschreibung<br />

Die richtige Option ziehen<br />

Seit Jahresbeginn haben Unternehmer bei <strong>de</strong>r Abschreibung geringwertiger<br />

Wirtschaftsgüter mehr Wahlrechte. Dabei müssen sie aber einige Regeln beachten.<br />

VON OTTFRIED WEISS<br />

Geringwertige Wirtschaftsgüter (GWG)<br />

sind bewegliche Gegenstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Anlagevermögens,<br />

die selbstständig nutzungsfähig<br />

sind und netto zwischen<br />

einem und 1.000 Euro kosten. Seit Anfang<br />

2010 haben Unternehmen hier<br />

mehrere Wahlrechte. Unklar war jedoch<br />

bisher, wie diese Wahlrechte letztlich<br />

ausgeübt wer<strong>de</strong>n dürfen. Ein ausführliches<br />

Infoschreiben <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfi nanzministeriums<br />

schafft jedoch nun Klarheit<br />

(BMF, Schreiben vom 30.9.2010,<br />

Az. IV C 6 – S 2180/09/1001).<br />

Wie GWG steuerlich zu behan<strong>de</strong>ln<br />

sind, hängt grundsätzlich von <strong>de</strong>r Höhe<br />

<strong>de</strong>r Anschaffungskosten ab (siehe Kasten<br />

„Steuerliche Wahlrechte“). Die gesetzliche<br />

Regelung unterschei<strong>de</strong>t dabei<br />

zwischen Gegenstän<strong>de</strong>n mit Anschaffungskosten<br />

bis 150 Euro, von mehr als<br />

150 Euro bis 410 Euro und von mehr als<br />

410 Euro bis 1.000 Euro. Eine weitere<br />

wichtige Regel: Bei Anschaffungskosten<br />

von mehr als 150 Euro bis 1.000 Euro<br />

müssen Unternehmen das Wahlrecht<br />

innerhalb eines Jahres einheitlich ausüben.<br />

Das be<strong>de</strong>utet dann: Selbstständige<br />

müssen sich bei allen GWG entwe<strong>de</strong>r<br />

für <strong>de</strong>n Sofortabzug o<strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n<br />

Sammelposten entschei<strong>de</strong>n.<br />

Varianten genau prüfen<br />

Mit welcher Variante Unternehmer am<br />

günstigsten fahren, lässt sich nicht pauschal<br />

beantworten. Hier einige Überlegungen,<br />

wann welche Variante infrage<br />

kommt:<br />

Hoher Gewinn 2010: Ist <strong>de</strong>r Gewinn 2010<br />

höher ausgefallen als erwartet, sollten<br />

ProFirma 12 2010<br />

bis Jahresen<strong>de</strong> hauptsächlich Gegenstän<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>r Preislage bis netto 410<br />

Euro gekauft wer<strong>de</strong>n. So wirkt sich je<strong>de</strong>r<br />

investierte Cent noch über <strong>de</strong>n Sofortabzug<br />

aus.<br />

Lange Nutzungsdauer: Hat ein Unternehmen<br />

viele Gegenstän<strong>de</strong> für das<br />

Anlagevermögen mit Nettoanschaffungskosten<br />

von mehr als 410 Euro und<br />

höchstens 1.000 Euro erworben und<br />

haben diese Gegenstän<strong>de</strong> eine <strong>de</strong>utlich<br />

längere Nutzungsdauer als fünf Jahre,<br />

dürfte die Abschreibung über einen<br />

Sammelposten günstiger sein.<br />

Kurze Nutzungsdauer: Weiß ein Unternehmen<br />

schon jetzt, dass die erworbenen<br />

Gegenstän<strong>de</strong> niemals drei Jahre<br />

verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n können, kann es<br />

günstiger sein, die Gegenstän<strong>de</strong> im Preissegment<br />

„mehr als 410 Euro und höchstens<br />

1.000 Euro“ regulär abzuschreiben.<br />

Wer<strong>de</strong>n diese früher unbrauchbar, dürfen<br />

die Restwerte Gewinn min<strong>de</strong>rnd<br />

ausgebucht wer<strong>de</strong>n. Das geht bei <strong>de</strong>r<br />

Sammelpostenmetho<strong>de</strong> nicht.<br />

Steuerliche Wahlrechte<br />

Nettokaufpreis Optionen<br />

Praxisbeispiel: Unternehmerin Gerda<br />

Wohlgemut erwirbt im Dezember 2010<br />

zehn Bürostühle für ihre Büroräume<br />

zu jeweils netto 140 Euro, drei Regale<br />

für jeweils 350 Euro netto und zwei<br />

Schreibtische für jeweils 800 Euro. Sie<br />

möchte damit <strong>de</strong>n Gewinn drücken.<br />

Schritt 1: Die Kosten für die Stühle darf<br />

die Unternehmerin als Betriebsausgaben<br />

verbuchen, da die Anschaffungskosten<br />

jeweils unter 150 Euro liegen.<br />

Schritt 2: Für die drei Regale entschei<strong>de</strong>t<br />

sie sich ebenfalls für <strong>de</strong>n Sofortabzug.<br />

Das bringt weitere Betriebsausgaben<br />

von 1.050 Euro.<br />

Schritt 3: Die Schreibtische können in<br />

diesem Fall nur noch über 13 Jahre verteilt<br />

abgeschrieben wer<strong>de</strong>n.<br />

Variante: Wür<strong>de</strong> sich Gerda Wohlgemut<br />

dafür entschei<strong>de</strong>n, die Anschaffungskosten<br />

für die bei<strong>de</strong>n Schreibtische<br />

in einem Sammelposten zu erfassen,<br />

müssten zwingend auch die Anschaffungskosten<br />

<strong>de</strong>r drei Regale im Sammelposten<br />

verbucht wer<strong>de</strong>n.<br />

bis 150 Euro GWG bis 150 Euro können sofort im Jahr <strong>de</strong>s Kaufs in voller Höhe als<br />

Betriebsausgaben verbucht wer<strong>de</strong>n. Alternativ ist die lineare und <strong>de</strong>gressive<br />

Abschreibung möglich.<br />

mehr als 150 Euro<br />

und nicht mehr als<br />

410 Euro<br />

mehr als 410 Euro<br />

und nicht mehr als<br />

1.000 Euro<br />

Wahlrecht 1: Abschreibung nach linearer o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>gressiver Metho<strong>de</strong><br />

Wahlrecht 2: Sofortabzug im Jahr <strong>de</strong>s Kaufs<br />

Wahlrecht 3: Bildung eines Sammelpostens und gleichmäßige Abschreibung<br />

auf fünf Jahre verteilt<br />

Wahlrecht 1: Abschreibung nach linearer o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>gressiver Metho<strong>de</strong><br />

Wahlrecht 2: Bildung eines Sammelpostens und gleichmäßige Abschreibung<br />

auf fünf Jahre verteilt<br />

Steuertipp<br />

57


Finanzen & Steuern – Steuertipp<br />

Betriebsausgaben<br />

Nicht immer spielt <strong>de</strong>r Fiskus mit<br />

Aufwendungen für Werbung und Sponsoring gehören zu <strong>de</strong>n<br />

Betriebsausgaben, <strong>de</strong>nken viele Unternehmer. In <strong>de</strong>r Praxis müssen<br />

aber einige Einschränkungen beachtet wer<strong>de</strong>n. VON OTTFRIED WEISS<br />

Wer seinen Umsatz steigern und neue<br />

Kun<strong>de</strong>n dazugewinnen möchte, muss<br />

aktiv wer<strong>de</strong>n und gezielte Marketingstrategien<br />

einsetzen. Mit von <strong>de</strong>r<br />

Partie ist wie immer auch <strong>de</strong>r Fiskus.<br />

Bei Betriebsprüfungen gilt stets ein kritischer<br />

Blick <strong>de</strong>n Werbeausgaben.<br />

Zeitung, Radio & Co.<br />

Der einfachste Weg, um neue Kun<strong>de</strong>n<br />

auf sich aufmerksam zu machen, ist die<br />

klassische Zeitungsannonce o<strong>de</strong>r ein<br />

Radiospot. Die Ausgaben hierfür sind<br />

stets in voller Höhe als Betriebsausgaben<br />

abziehbar. Einnahmen-Überschussrechner<br />

verbuchen solche Werbekosten<br />

als sofort abziehbare Betriebsausgaben.<br />

Bei bilanzieren<strong>de</strong>n Unternehmen kann<br />

es dagegen zu einer Verlagerung <strong>de</strong>s<br />

Betriebsausgabenabzugs auf zwei Jahre<br />

kommen: Dann nämlich, wenn im Dezember<br />

2010 die Anzeigen für Dezember<br />

2010 bis Juni 2011 bezahlt wer<strong>de</strong>n.<br />

In diesem Fall muss <strong>de</strong>r Unternehmer<br />

die Kosten in <strong>de</strong>r Bilanz aktiv abgrenzen.<br />

Folge: Im Jahr 2010 wer<strong>de</strong>n nur die<br />

Anzeigenkosten für 2010 als Betriebsausgaben<br />

vom Gewinn abgezogen, <strong>de</strong>r<br />

Restbetrag erst im Jahr 2011.<br />

Homepage<br />

Ein gutes Werbeinstrument ist auch die<br />

eigene Homepage. Beauftragt ein Selbstständiger<br />

einen Web-Designer mit <strong>de</strong>r<br />

Erstellung eines Internet-Portals, stellen<br />

die Ausgaben Herstellungskosten dar.<br />

Mit an<strong>de</strong>ren Worten: Es entsteht ein<br />

immaterielles Wirtschaftsgut, das auf<br />

fünf bis acht Jahre verteilt abgeschrieben<br />

wer<strong>de</strong>n muss. Für immaterielle<br />

Wirtschaftsgüter kommt nur die lineare<br />

Abschreibung infrage.<br />

Lässt <strong>de</strong>r Firmeninhaber das Portal<br />

durch eigene Mitarbeiter erstellen, sind<br />

die Lohnaufwendungen dagegen sofort<br />

abziehbare Betriebsausgaben. Diese<br />

müssen nicht aktiviert und auf mehrere<br />

Jahre abgeschrieben wer<strong>de</strong>n. Beim Kauf<br />

einer Internet-Adresse sind die Kosten<br />

dagegen keine Betriebsausgaben, son<strong>de</strong>rn<br />

lediglich Anschaffungskosten für<br />

ein immaterielles Wirtschaftsgut. Eine<br />

Abschreibung ist dann nicht möglich.<br />

Werbung am Auto<br />

Wird ein neuer Firmenwagen gekauft<br />

und vor Auslieferung mit <strong>de</strong>r Werbelackierung<br />

versehen, sind die Ausgaben<br />

dafür keine Anschaffungsnebenkosten.<br />

Auf <strong>de</strong>m Rechnungsbetrag sind <strong>de</strong>shalb<br />

<strong>de</strong>r Kaufpreis für <strong>de</strong>n Pkw und die<br />

Aufwendungen für die Werbelackierung<br />

getrennt auszuweisen. Für <strong>de</strong>n<br />

Kaufpreis <strong>de</strong>s Firmenwagens kommt<br />

eine Abschreibung auf sechs Jahre in<br />

Betracht. Die Kosten für die Son<strong>de</strong>rlackierung<br />

sind als Werbekosten sofort<br />

abziehbar.<br />

Wird die Werbelackierung auch auf<br />

frem<strong>de</strong>n Fahrzeugen angebracht (Bus,<br />

Taxi, Fahrzeuge <strong>de</strong>r Mitarbeiter), sind<br />

die Zahlungen nicht immer sofort im<br />

Spen<strong>de</strong>n dürfen<br />

in <strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>n<br />

Gewinn <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

nicht<br />

min<strong>de</strong>rn.<br />

Jahr <strong>de</strong>r Überweisung abziehbar. Betreffen<br />

die Zahlungen nämlich auch<br />

Zeiträume, die nach <strong>de</strong>m Bilanzstichtag<br />

liegen, sind die Kosten in <strong>de</strong>r Bilanz aktiv<br />

abzugrenzen.<br />

Beispiel: Die Maler XY-GmbH lässt auf<br />

frem<strong>de</strong>n Fahrzeugen Werbung anbringen.<br />

Für die Monate Juli 2010 bis En<strong>de</strong><br />

Juni 2011 zahlt die GmbH dafür 6.000<br />

Euro. In diesem Fall ist ein aktiver Rechnungsabgrenzungsposten<br />

zu erstellen.<br />

Folge: Der Betriebsausgabenabzug beträgt<br />

3.000 Euro im Jahr 2010. Die restlichen<br />

3.000 Euro dürfen erst 2011 zum<br />

Abzug gebracht wer<strong>de</strong>n.<br />

Spen<strong>de</strong>n<br />

Spen<strong>de</strong>t ein Unternehmer Waren o<strong>de</strong>r<br />

Gegenstän<strong>de</strong> seines Unternehmens,<br />

sind zwei Ansätze möglich:<br />

Teilwert: Die Entnahme für die Sachspen<strong>de</strong><br />

kann nach <strong>de</strong>m Teilwert zuzüglich<br />

Umsatzsteuer angesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

58 ProFirma 12 2010<br />

Foto: Stills-Online Bildagentur


ProFirma 12 2010<br />

DIE FEINHEITEN BEIM<br />

SPONSORING<br />

1. SPONSORING<br />

ODER SPENDENABZUG?<br />

Bei <strong>de</strong>r Gewinnermittlung eines Einzelunternehmens<br />

o<strong>de</strong>r einer Personengesellschaft<br />

muss auch unterschie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n, ob eine Spen<strong>de</strong> vorliegt o<strong>de</strong>r<br />

Sponsoring. Liegt eine Spen<strong>de</strong> vor,<br />

min<strong>de</strong>rt diese nicht <strong>de</strong>n Gewinn <strong>de</strong>r<br />

Gesellschaft. Die Spen<strong>de</strong>nzahlungen<br />

dürfen beim Einzelunternehmer o<strong>de</strong>r<br />

beim Mitunternehmer dann nur als<br />

Son<strong>de</strong>rausgabe abgezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

Beispiel: Ein Unternehmer zahlt<br />

einem Sportverein 15.000 Euro. Der<br />

Verein verpfl ichtet sich aufgrund<br />

dieser Zahlungen nicht zu Gegenleistungen,<br />

son<strong>de</strong>rn stellt eine Spen<strong>de</strong>nquittung<br />

aus. Die Zahlungen dürfen<br />

<strong>de</strong>n Gewinn <strong>de</strong>s Unternehmers nicht<br />

min<strong>de</strong>rn. Der Unternehmer darf die<br />

15.000 Euro als Son<strong>de</strong>rausgaben in<br />

seiner Einkommensteuer-Erklärung<br />

geltend machen<br />

2. WANN BEIM SPONSORING<br />

EIN BETRIEBSAUSGABENABZUG<br />

INFRAGE KOMMT<br />

> Der Betriebsausgabenabzug ist zu<br />

bejahen, wenn <strong>de</strong>r Sponsor wirtschaftliche<br />

Vorteile für sein Unternehmen<br />

verfolgt.<br />

> Im Gegensatz zur Spen<strong>de</strong>, die freiwillig<br />

und ohne Erwartung einer<br />

Gegenleistung gewährt wird, muss<br />

<strong>de</strong>r Gesponserte sehr wohl eine Gegenleistung<br />

für die fi nanzielle Unterstützung<br />

erbringen.<br />

> Für <strong>de</strong>n Betriebsausgabenabzug<br />

spielt es keine Rolle, ob die Zahlungen<br />

zweckmäßig, üblich o<strong>de</strong>r<br />

notwendig sind. Stehen die Leistung<br />

<strong>de</strong>s Sponsors und <strong>de</strong>r angestrebte<br />

wirtschaftliche Vorteil jedoch in<br />

einem krassen Missverhältnis zueinan<strong>de</strong>r,<br />

akzeptiert das Finanzamt<br />

<strong>de</strong>n Betriebsausgabenabzug nicht.<br />

> Leistungen <strong>de</strong>s Sponsors, die die<br />

ersten drei Kriterien erfüllen, können<br />

als Betriebsausgaben abgezogen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Buchwert: Wer<strong>de</strong>n Waren unmittelbar<br />

nach <strong>de</strong>r Entnahme für steuerbegünstigte<br />

Zwecke gespen<strong>de</strong>t, kann<br />

die Entnahme und somit <strong>de</strong>r Wert<br />

<strong>de</strong>r Sachspen<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>m Buchwert<br />

bemessen wer<strong>de</strong>n (OFD Frankfurt,<br />

6.11.2003, Az. S 2223 A – 22 – St II 2.06).<br />

In <strong>de</strong>r Spen<strong>de</strong>nbescheinigung darf bei<br />

Sachzuwendungen aus einem Betriebsvermögen<br />

auch die Umsatzsteuer, die<br />

bei <strong>de</strong>r Entnahme <strong>de</strong>r gespen<strong>de</strong>ten Waren<br />

o<strong>de</strong>r Gegenstän<strong>de</strong> angefallen ist, als<br />

Spen<strong>de</strong> bescheinigt wer<strong>de</strong>n (R 10b Abs.<br />

1 S. 4 EStR).<br />

Ist die Bescheinigung falsch o<strong>de</strong>r fehlerhaft,<br />

kann <strong>de</strong>r Spen<strong>de</strong>r keine Steuererleichterungen<br />

beanspruchen. Aus<br />

diesem Grund sollte man auf zwei Dinge<br />

achten. Erstens: Die Wertermittlung<br />

sollte in <strong>de</strong>r Bescheinigung aufgeführt<br />

sein; zweitens: Sammelzuwendungsbestätigungen<br />

sind nicht zulässig. Wer<strong>de</strong>n<br />

mehrere betriebliche Gegenstän<strong>de</strong> gespen<strong>de</strong>t,<br />

muss die Spen<strong>de</strong>nbescheinigung<br />

für je<strong>de</strong>n Gegenstand die Angabe<br />

enthalten, wie viel dieser wert war.<br />

Sponsoring<br />

Unterstützt ein Unternehmen eine Personengruppe,<br />

eine Organisation o<strong>de</strong>r<br />

Einzelpersonen mit fi nanziellen Mitteln,<br />

stellt sich die Frage, ob die Aufwendungen<br />

als Sponsoring abzugsfähig<br />

sind o<strong>de</strong>r ob private Interessen im<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund stehen. Bei <strong>de</strong>r Beantwortung<br />

dieser Frage kommt es vor allem<br />

auf die Motivation <strong>de</strong>s Geldgebers an.<br />

Hat die fi nanzielle Unterstützung einen<br />

rein betrieblichen Charakter, soll <strong>de</strong>r<br />

Unterstützte also für das Unternehmen<br />

werben, dürfte Sponsoring ein<strong>de</strong>utig<br />

zu bejahen sein. Für <strong>de</strong>n Betriebsausgabenabzug<br />

genügt es nicht, dass durch<br />

die Aufwendungen auf das zahlen<strong>de</strong><br />

Unternehmen in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

aufmerksam gemacht wird. Der Unterstützte<br />

muss vielmehr eine vertragliche<br />

Gegenleistung erbringen.<br />

Sponsoring und Umsatzsteuer<br />

Umsatzsteuerlich liegt bei Sponsoring<br />

häufi g ein Leistungsaustausch vor. Der<br />

Sponsor erhält für seine Leistung im<br />

Gegenzug eine Werbeleistung <strong>de</strong>s Begünstigten.<br />

Maßgebend für die umsatz-<br />

steuerliche Beurteilung sind die vertraglichen<br />

Vereinbarungen zwischen <strong>de</strong>m<br />

Sponsor und <strong>de</strong>m Begünstigten. Bei <strong>de</strong>n<br />

Leistungen im Rahmen <strong>de</strong>s jeweiligen<br />

Sponsoringvertrags wird unterschie<strong>de</strong>n<br />

zwischen konkreten Werbeleistungen<br />

wie Trikotwerbung, Ban<strong>de</strong>nwerbung,<br />

Anzeigen, Lautsprecherdurchsagen<br />

und bloßen Duldungsleistungen. Dazu<br />

gehören die Aufnahme eines Emblems<br />

o<strong>de</strong>r Logos <strong>de</strong>s Sponsors in Verbandsnachrichten,<br />

Veranstaltungshinweisen<br />

ohne beson<strong>de</strong>re Hervorhebung <strong>de</strong>s<br />

Sponsors o<strong>de</strong>r Nennung von Werbebotschaften.<br />

Die Duldungsleistungen unterliegen<br />

<strong>de</strong>m ermäßigten Steuersatz von sieben<br />

Prozent, da kein steuerschädlicher wirtschaftlicher<br />

Geschäftsbetrieb vorliegt.<br />

Die Werbeleistungen wer<strong>de</strong>n dagegen<br />

im Rahmen eines wirtschaftlichen Geschäftsbetriebs<br />

erbracht und unterliegen<br />

grundsätzlich <strong>de</strong>m Regelsteuersatz<br />

von 19 Prozent.<br />

Lohn-Outsourcing<br />

schont die Nerven<br />

Die Lohn- und Gehaltsabrechnung ist für<br />

Unternehmen auf Grund <strong>de</strong>r ständigen<br />

gesetzlichen Än<strong>de</strong>rungen eine mühsame<br />

Aufgabe. Insbeson<strong>de</strong>re zum Jahreswechsel<br />

müssen regelmäßig kurzfristig Neuerungen<br />

umgesetzt wer<strong>de</strong>n. In diesem Jahr verheißen<br />

Stichworte wie Aufwendungsausgleichsgesetz<br />

und Zahlstellen-Mel<strong>de</strong>verfahren<br />

zusätzlichen Aufwand. Da empfiehlt<br />

es sich, die Lohnabrechnung <strong>de</strong>m Steuerberater<br />

anzuvertrauen. Mit profun<strong>de</strong>r<br />

Sachkenntnis, <strong>de</strong>r DATEV-Software zur<br />

Lohnabrechnung und <strong>de</strong>m DATEV-<br />

Rechenzentrum im Hintergrund hat er die<br />

Löhne sicher im Griff, auch<br />

bei kurzfristigen Än<strong>de</strong>rungen.<br />

www.datev.<strong>de</strong>


IT & Investition – Special IT & Kommunikation<br />

ERP<br />

Nur zur Miete<br />

ERP-Anbieter werben mit geringen Investitionskosten und kurzen Einführungszeiten<br />

für Software as a Service-Mo<strong>de</strong>lle. Trotz Sicherheitsbe<strong>de</strong>nken und Vorbehalten gegenüber<br />

standardisierten Prozessen kommt Bewegung in <strong>de</strong>n Markt. VON STEFAN GNEITING<br />

Der Gedanke an ein nahes En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r unternehmenseigenen<br />

Rechenzentren scheint nicht mehr abwegig zu sein. „Der<br />

Markt für Cloud Computing explodiert förmlich. Wir sehen<br />

eine echte Revolution in <strong>de</strong>r Bereitstellung und Nutzung<br />

von IT-Leistungen. Bereits in wenigen Jahren wer<strong>de</strong>n viele<br />

Unternehmen dank Cloud Computing ohne hausinterne Rechenzentren<br />

auskommen“, sagte Bitkom-Vizepräsi<strong>de</strong>nt und<br />

Telekomchef René Obermann während <strong>de</strong>r Cloud-Computing-Konferenz<br />

<strong>de</strong>s Verbands im Oktober. Liegt Obermann<br />

richtig, blicken die Anbieter von Software as a Service (SaaS)-<br />

o<strong>de</strong>r On-<strong>de</strong>mand-Betriebsmo<strong>de</strong>llen in eine rosige Zukunft.<br />

Günstige Aussichten also auch für SaaS-Angebote in <strong>de</strong>r ERP-<br />

Branche? In <strong>de</strong>r Tat stellt das Marktforschungsunternehmen<br />

„Die Tarife für SaaS-Lösungen<br />

sind im ERP-Umfeld teilweise<br />

noch sehr hoch.“<br />

MICHAEL GOTTWALD, SOFTSELECT, HAMBURG<br />

Aber<strong>de</strong>en Research mit Sitz in Boston eine steigen<strong>de</strong> Nachfrage<br />

nach SaaS im ERP-Bereich fest. Während in <strong>de</strong>n Jahren<br />

2007 bis 2009 die Bereitschaft, SaaS als Betriebsmo<strong>de</strong>ll bei<br />

ERP überhaupt in Erwägung zu ziehen, konstant um etwa 25<br />

Prozent lag, geben in diesem Jahr 39 Prozent <strong>de</strong>r befragten<br />

Entschei<strong>de</strong>r in kleinen und mittleren Unternehmen an, dass<br />

sie über eine Mietlösung nach<strong>de</strong>nken. Dieses Ergebnis lässt erwarten,<br />

dass <strong>de</strong>r momentan vierprozentige Anteil <strong>de</strong>r installierten<br />

ERP-Lösungen auf SaaS-Basis steigen wird. In schnell<br />

wachsen<strong>de</strong>n Unternehmen kommt bereits heute je<strong>de</strong> zehnte<br />

ERP-Lösung aus <strong>de</strong>r Cloud. Treiber für die Entscheidung pro<br />

SaaS bei ERP sind laut Aber<strong>de</strong>en-Studie vor allem fi nanzielle<br />

Aspekte: Geringere Total Cost of Ownership, weniger Kosten<br />

und Aufwand für Upgra<strong>de</strong>s und geringere Investitionskosten<br />

seien die Top-Drei-Kriterien.<br />

Die zunehmend positive Haltung <strong>de</strong>r Unternehmen gegenüber<br />

On-<strong>de</strong>mand-Lösungen lässt sich aber nicht allein darauf<br />

zurückführen, dass die Provi<strong>de</strong>r ihre Marketingbotschaften<br />

auf die Erwartungshaltung <strong>de</strong>r potenziellen Kun<strong>de</strong>n abstimmen.<br />

„Die Anbieter gehen jetzt verstärkt auch auf die Be<strong>de</strong>nken<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen ein“, begrün<strong>de</strong>t Nick Castellina,<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Aber<strong>de</strong>en, das wachsen<strong>de</strong><br />

Interesse <strong>de</strong>s Mittelstands. Zu <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Studienteilnehmern<br />

am häufi gsten genannten Vorbehalten gehören die fehlen<strong>de</strong><br />

Kontrolle über die Upgra<strong>de</strong>-Prozesse sowie Sicherheitsbe<strong>de</strong>nken.<br />

Dietmar Meding, Bereichsleiter für die<br />

SaaS-Lösung Business by Design bei SAP, kennt<br />

die hohe Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Themas Sicherheit. „Wir<br />

wer<strong>de</strong>n damit bei je<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>ngespräch konfrontiert“,<br />

sagt er. Er ist jedoch überzeugt, die Be<strong>de</strong>nken<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n ausräumen zu können: „Kein<br />

mittelständisches Unternehmen kann mit <strong>de</strong>n Sicherheitsstandards<br />

unseres Rechenzentrums mithalten,<br />

in <strong>de</strong>m die Lösung läuft.“<br />

„Momentan gibt es noch größere Vorbehalte,<br />

wenn es darum geht, sensible Unternehmensdaten<br />

in ein externes Rechenzentrum auszulagern“, berichtet auch<br />

Michael Gottwald, Geschäftsführer <strong>de</strong>s Beratungshauses und<br />

Marktforschungsunternehmens Softselect in Hamburg. „Daran<br />

schließen sich auch Be<strong>de</strong>nken über die Laufsicherheit<br />

aufgrund <strong>de</strong>r Abhängigkeit vom Internet-Zugriff an.“ Ein<br />

vorübergehend fehlen<strong>de</strong>r Zugriff auf das ERP-System könnte<br />

beispielsweise erhebliche Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Produktionsablauf<br />

haben und im Extremfall zu kostspieligen Ausfällen<br />

führen.<br />

Dietmar Meding ist <strong>de</strong>r Meinung, dass man sich nicht nur<br />

auf die technische Datensicherheit und <strong>de</strong>n Datenschutz beschränken<br />

darf. „Es geht auch um regulatorische Sicherheit“,<br />

60 ProFirma 12 2010<br />

ProFirma<br />

Special<br />

Foto: Softselect


ergänzt er und führt die Vorgaben und ständigen Verän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s Bilanzrechtsmo<strong>de</strong>rnisierungsgesetzes als Beispiel<br />

an. Mit einer SaaS-Lösung müssen die Unternehmen sich<br />

nicht mehr selbst um die Einhaltung <strong>de</strong>r gesetzlichen Vorgaben<br />

und die entsprechen<strong>de</strong> Anpassung <strong>de</strong>r Systeme kümmern.<br />

„Das erledigen wir für die Kun<strong>de</strong>n.“<br />

Geringe Kosten, hohe Skalierbarkeit<br />

Für die Anthesis GmbH aus Ettlingen waren Sicherheitsbe<strong>de</strong>nken<br />

bei <strong>de</strong>r Einführung einer SaaS-Lösung je<strong>de</strong>nfalls kein<br />

Thema. Das IT-Beratungshaus hat sich für das CRM-Einstiegspaket<br />

von SAP Business ByDesign in <strong>de</strong>n Bereichen Marketing<br />

und Vertrieb entschie<strong>de</strong>n, nach<strong>de</strong>m das alte CRM-System<br />

immer öfter seinen Dienst versagte. „Wir wollten uns nicht<br />

mehr selbst um die gesamte IT kümmern müssen“, berichtet<br />

Geschäftsführerin Ingeborg Kipping und nennt geringe Kosten,<br />

hohe Skalierbarkeit und <strong>de</strong>n ortsunabhängigen Zugriff<br />

per Web-Browser als weitere Grün<strong>de</strong> für die Einführung einer<br />

SaaS-Lösung. Diese möchte sie im Laufe <strong>de</strong>s nächsten Jahres<br />

um das ERP-Modul erweitern. Sie rechnet dann mit einer etwas<br />

längeren Einführungszeit als die zwei Wochen, die das<br />

Dienstleistungsunternehmen in Zusammenarbeit mit SAP<br />

für die Einrichtung <strong>de</strong>s CRM-Moduls <strong>de</strong>r SaaS-Lösung benötigt.<br />

„Unsere bei weltweit rund 100 Kun<strong>de</strong>n gewonnene Erfahrung<br />

zeigt, dass die Kompletteinführung von Business by<br />

Design drei bis sechs Wochen dauert“, sagt Meding. „In <strong>de</strong>r<br />

Fertigungsbranche mit ihren oft komplizierten Prozessen<br />

kann sie sich auch schon einmal auf drei Monate aus<strong>de</strong>hnen.“<br />

Dass sich viele Dienstleister für eine ERP-Lösung entschei<strong>de</strong>n,<br />

scheint kein Zufall zu sein. „Gera<strong>de</strong> Dienstleistungsunternehmen<br />

stehen <strong>de</strong>m „ERP-as-a-Service“ aufgeschlossener gegenüber:<br />

Hier sind die Aufgabenbereiche überschaubarer o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Anteil formalisierter Prozesse höher als in Industrie o<strong>de</strong>r<br />

Han<strong>de</strong>l“, schreiben Dr. Karsten Sontow, Vorstand <strong>de</strong>s Marktanalysten-<br />

und Beratungshauses Trovarit AG, und Alexan<strong>de</strong>r<br />

Kleinert vom Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an<br />

<strong>de</strong>r RWTH Aachen in einer Zusammenfassung ihrer Studie<br />

über SaaS im ERP-Bereich.<br />

Einfache Anbindung <strong>de</strong>s Außendienstes<br />

An Dienstleistungsunternehmen richtet sich auch die Schweizer<br />

Abacus Business Solutions, die <strong>de</strong>rzeit ihre Geschäftsaktivitäten<br />

auf Deutschland aus<strong>de</strong>hnt. Um <strong>de</strong>n Markt zu erschließen,<br />

vertreibt Abacus in Deutschland vorerst nur seine<br />

Mietlösung Abacus allprojects SaaS, <strong>de</strong>ren Module speziell<br />

auf die Bedürfnisse von Dienstleistern ausgerichtet sind.<br />

Die GMT mbH, ein Großhändler für Autoteile aus <strong>de</strong>m schwäbischen<br />

Neckartailfi ngen mit Nie<strong>de</strong>rlassungen in München<br />

und Viernheim, setzt bereits seit einigen Monaten auf Myfactory<br />

Business.World im SaaS-Mo<strong>de</strong>ll. „Vor allem die geringen<br />

Einstiegs- und Betriebskosten sowie die hohe Sicherheit und<br />

Verfügbarkeit, die ein Unternehmen unserer Größenordnung<br />

mit rund 20 ERP-Nutzern bei eigenem Betrieb nicht erreichen<br />

ProFirma 12 2010<br />

Stecker rein und los geht‘s:<br />

Wenn Unternehmen sich für ein<br />

ERP via SaaS entschei<strong>de</strong>n, zahlen<br />

sie nur für die Lizenz, um online<br />

auf die Software zugreifen zu<br />

können.<br />

kann, waren für uns bei <strong>de</strong>r Entscheidung ausschlaggebend“,<br />

sagt Hubertus Böse, IT-Leiter bei GMT. „Auch die einfache<br />

Anbindung <strong>de</strong>s mobilen Außendiensts war uns wichtig.“ Myfactory<br />

bietet seine ERP-Lösung für eine monatliche Nettomiete<br />

ab 69 Euro pro Lizenz an, inklusive <strong>de</strong>r Rechenzentrumsleistung<br />

und 500 MB Festplattenspeicher pro Nutzer. Bei 20<br />

Nutzern fallen damit jährlich Gebühren in Höhe von 16.500<br />

Euro an. Darin sind sämtliche Updates und Wartungskosten<br />

enthalten.<br />

Unabhängig von solch einfachen Preismo<strong>de</strong>llen warnt Michael<br />

Gottwald vor allzu großer Sorglosigkeit bei <strong>de</strong>r Kostenkalkulation:<br />

„Die Tarife für SaaS-Lösungen sind im ERP-Umfeld<br />

teilweise noch sehr hoch. Das hat häufi g zur Folge, dass <strong>de</strong>r<br />

zu Beginn durch Investitionseinsparungen ermittelte Ko-<br />

61


IT & Investition – Special IT & Kommunikation<br />

stenvorteil bei genauerer Betrachtung <strong>de</strong>r Angebote schnell<br />

hinfällig wird“, warnt er. „In Abhängigkeit <strong>de</strong>r Vertragslaufzeit<br />

stellt sich dieser Kostenvorteil häufi g nur als kurzfristig<br />

vermie<strong>de</strong>ne Kapitalbindung dar.“<br />

Im ERP-Trend-Report 2010, herausgegeben von <strong>de</strong>r Infor<br />

Global Solutions Deutschland GmbH, stellen die Marktforscher<br />

von Softselect fest, dass je<strong>de</strong>s vierte Unternehmen eine<br />

Software länger als zehn Jahre einsetzt, auf einen Wechsel<br />

verzichtet und dadurch hohe Wartungs- und Betriebskosten<br />

einer inkonsistenten, zeit- und kostspieligen Altlösung in<br />

Kauf nimmt. „Viele Entschei<strong>de</strong>r lassen sich von vermeintlich<br />

hohen Investitionskosten abschrecken und zögern vor<br />

einem Generationswechsel ihrer Unternehmens-Software“,<br />

fasst Softselect-Geschäftsführer Gottwald zusammen. SaaS-<br />

Betriebsmo<strong>de</strong>lle könnten hier einen Lösungsansatz bieten.<br />

Individuelle Prozesse contra standardisierte Abläufe<br />

Steve Janata, Senior Advisor bei <strong>de</strong>r Experton Group, attestiert<br />

ERP as a Service-Lösungen aber einen mittleren Reifegrad, <strong>de</strong>r<br />

noch <strong>de</strong>utlich unter <strong>de</strong>m von CRM-Systemen und Collaboration-Tools<br />

liegt. Die zurückhalten<strong>de</strong> Wachstumsprognose<br />

liegt allerdings nicht allein an <strong>de</strong>n Anbietern, son<strong>de</strong>rn auch<br />

an <strong>de</strong>n Unternehmen selbst. „ERP-Lösungen in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

haben in Deutschland einen extrem hohen Individualisierungsgrad“,<br />

sagt Janata. Bisher wer<strong>de</strong>n individualisierte<br />

Prozesse noch als wichtiges Differenzierungsmerkmal angesehen,<br />

mit <strong>de</strong>m man sich Vorteile gegenüber Wettbewerbern<br />

verschaffen kann. Für einen Erfolg von ERP as a Service müsse<br />

bei <strong>de</strong>n Entschei<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>n Unternehmen ein Bewusstseinswan<strong>de</strong>l<br />

stattfi n<strong>de</strong>n: Weg von <strong>de</strong>n individuellen Prozessen hin<br />

zur Akzeptanz von standardisierten Abläufen, die man mit<br />

Cloud-Computing-Angeboten umsetzen kann.<br />

Eine unerfüllbare Voraussetzung? „Nein“, sagt <strong>de</strong>r Marktexperte.<br />

„Der Aufwand für die individuellen Prozesse ist teilweise<br />

unverhältnismäßig hoch und durch die erzielten Vorteile<br />

nicht immer gerechtfertigt.“ Potenzial für ERP-Mietangebote<br />

sieht Janata vor allem in kleineren Unternehmen, bleibt aber<br />

bezüglich eines SaaS-Booms in <strong>de</strong>r ERP-Branche skeptisch:<br />

„Der Markt ist vorhan<strong>de</strong>n, aber es ist nach wie vor ein steiniger<br />

Acker“, fasst er zusammen.<br />

Skepsis über <strong>de</strong>n Bedarf an SaaS-Lösungen bei ERP herrscht<br />

auch bei einigen auf <strong>de</strong>n Mittelstand spezialisierten Marktteilnehmern.<br />

„Eine Hosting-Lösung bietet doch alle Vorteile, die<br />

profi rma<br />

NEWSLETTER<br />

Sichern Sie sich je<strong>de</strong> Woche aktuelle<br />

Tipps zu Wirtschaft, Recht und Steuern!<br />

Abonnieren Sie unseren ProFirma-Newsletter<br />

kostenlos auf www.profi rma.<strong>de</strong><br />

ERP-BETRIEBSMODELLE IN DER ÜBERSICHT<br />

SOFTWARE AS A SERVICE (SaaS)<br />

Software as a Service, auch oft als On-<strong>de</strong>mand-Service bezeichnet,<br />

ist ein Mietmo<strong>de</strong>ll auf Basis von Cloud Computing.<br />

Unternehmen erwerben dabei die Software-Lösung nicht,<br />

son<strong>de</strong>rn zahlen lediglich für die Lizenz, um über eine Online-<br />

Verbindung auf die Anwendung zugreifen zu können. Anwendung<br />

und Daten liegen auf einem Server im Rechenzentrum<br />

<strong>de</strong>s Anbieters.<br />

HOSTING<br />

Beim Hosting erwirbt das Unternehmen eine Software-Lizenz<br />

<strong>de</strong>r Lösung. Die Installation <strong>de</strong>r Anwendung sowie die Speicherung<br />

<strong>de</strong>r Daten erfolgt aber nicht im Unternehmen selbst,<br />

son<strong>de</strong>rn auf einem Server in einem Rechenzentrum eines<br />

Drittanbieters. Der Zugriff erfolgt wie bei SaaS per Internet.<br />

Der Vorteil <strong>de</strong>s Hosting-Betriebsmo<strong>de</strong>lls gegenüber <strong>de</strong>m<br />

SaaS-Mo<strong>de</strong>ll: Die Anwendung kann individuell auf die Bedürfnisse<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens angepasst wer<strong>de</strong>n.<br />

ON-PREMISE-INSTALLATION<br />

Bei <strong>de</strong>r klassischen Installation erwirbt das Unternehmen eine<br />

Software-Lizenz <strong>de</strong>r Lösung, installiert sie auf einem unternehmenseigenen<br />

Server im Unternehmen und betreibt sie in Eigenverantwortung.<br />

Bei diesem Betriebsmo<strong>de</strong>ll behält das Unternehmen<br />

die volle Kontrolle über die Lösung, ist aber auch<br />

für Betrieb, Wartung und Sicherheit verantwortlich – sofern<br />

kein Servicevertrag mit <strong>de</strong>m Anbieter abgeschlossen wird.<br />

<strong>de</strong>r Mittelstand benötigt: Kostenreduktion einerseits und die<br />

Möglichkeit <strong>de</strong>r Individualisierung an<strong>de</strong>rerseits“, erklärte Peter<br />

Forscht, Chief-Operating-Offi cer bei Abas, kürzlich während<br />

einer Podiumsdiskussion. „Wir haben je<strong>de</strong>nfalls so gut<br />

wie keine Kun<strong>de</strong>nanfragen nach SaaS im ERP.“<br />

Potenzial bei Web-Services<br />

Auch bei Sage geht man das Thema SaaS differenziert an. „Im<br />

Bereich CRM o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Lohnbuchhaltung funktioniert das<br />

ganz gut, bei ERP sehen wir dagegen noch wenig Bedarf“, sagt<br />

Jörg Wassink. Bei ERP sieht man dagegen eher das Potenzial<br />

von Diensten, die über Web-Services-Schnittstellen in das<br />

ERP-System <strong>de</strong>r Unternehmen eingebun<strong>de</strong>n sind: Realisiert<br />

sind beispielsweise bereits ein Signaturdienst mit <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Post und ein EDI-Service <strong>de</strong>r Firma Crossgate.<br />

SAP-Manager Dietmar Meding lässt sich von solch skeptischen<br />

Sichtweisen kaum beeindrucken. Befragt nach <strong>de</strong>n<br />

Aussichten für SAP Business by Design sagt er: „Ich war noch<br />

nie so optimistisch wie heute.“<br />

62 ProFirma 12 2010


Der Marktführer wird<br />

am intensivsten genutzt.<br />

Die intensivste Nutzung:<br />

Im ersten Halbjahr 2010 haben im Durchschnitt<br />

6,7 Mio. Besucher pro Monat die Kategorie Immobilien<br />

(Real Estate/Apartments) für die Suche nach ihrer Traum-<br />

immobilie genutzt. 65 % <strong>de</strong>r Nutzungszeit pro Monat<br />

verbrachten die Suchen<strong>de</strong>n bei ImmobilienScout24.<br />

Damit liegt ImmobilienScout24 mit großem Abstand<br />

vor vergleichbaren Marktplätzen.<br />

Quelle: Nielsen//NetRatings, NetView, Deutschland Home&Work-Panel,<br />

Hochrechnung monatliche Durchschnittswerte von Jan.-Juni 2010<br />

6,8 %<br />

6,5 %<br />

6,1 %<br />

9,5 %<br />

8,9 %<br />

www.immobilienscout24.<strong>de</strong><br />

49,8 %<br />

Website von Makler, Verwalter etc.<br />

Immonet<br />

Website einer Tageszeitung<br />

Immowelt<br />

Internetportale (z.B. Yahoo, Google etc.)<br />

Immowelt<br />

Sonstige<br />

Immonet<br />

12 %<br />

14 %<br />

Der Marktführer:<br />

Deutschlands größter Immobilienmarkt<br />

9 %<br />

Der Marktführer<br />

65 %<br />

Die meisten Abschlüsse:<br />

Neben <strong>de</strong>r größten Nutzung nimmt ImmobilienScout24<br />

auch bei <strong>de</strong>n Vertragsabschlüssen eine herausragen<strong>de</strong><br />

Stellung ein. So haben 49,8 % aller umgezogenen<br />

Haushalte, die ihre neue Immobilie im Internet gefun<strong>de</strong>n<br />

haben, beim Marktführer ihr neues Domizil gefun<strong>de</strong>n.<br />

Quelle: Fittkau & Maaß Consulting GmbH, 30. W3B Studie, April/Mai<br />

2010, Internetuser (Nicht aufgef. Daten: Immobilien.<strong>de</strong> 6,1%,<br />

WG-gesucht.<strong>de</strong> 9,3%, Immopool.<strong>de</strong> 1,9%, Planet Home 1,0%,<br />

an<strong>de</strong>re 12,4%)<br />

Testen Sie <strong>de</strong>n Marktführer:<br />

66 Tage mit allen Ihren Objekten<br />

für nur 99,- Euro zzgl. MwSt.<br />

www.immobilienscout24.<strong>de</strong>/testprodukt


IT & Investition – Special IT & Kommunikation<br />

Social Media<br />

Dialog statt Kampagne<br />

Immer mehr kleine und mittlere Unternehmen nutzen Facebook,<br />

Twitter o<strong>de</strong>r Xing für ihr Marketing im Netz. Doch in <strong>de</strong>n Communities gelten<br />

völlig an<strong>de</strong>re Spielregeln. VON GERLINDE KÜSEL<br />

Werner Deck ist von <strong>de</strong>n Social-Media-<br />

Möglichkeiten im Internet begeistert.<br />

Seit Frühjahr dieses Jahres bloggt und<br />

twittert <strong>de</strong>r Malermeister aus <strong>de</strong>m badischen<br />

Eggenstein-Leopoldshafen.<br />

Darüber hinaus hat <strong>de</strong>r 62-Jährige auf<br />

Facebook auch eine Firmenseite für<br />

sein 13 Mitarbeiter starkes Unternehmen<br />

eingerichtet. „Durch Twitter & Co.<br />

habe ich die Zugriffszahlen auf meiner<br />

Homepage innerhalb eines halben Jahres<br />

mehr als verdoppelt, auf etwa 6.000<br />

Klicks monatlich“, berichtet Deck. Sein<br />

Internet-Blog, auf <strong>de</strong>m er unter an<strong>de</strong>rem<br />

Tipps und Tricks für Hobbyhandwerker<br />

veröffentlicht, wur<strong>de</strong> im September<br />

sogar 21.944 Mal angeklickt. „Es<br />

ist unglaublich, was ich in dieser kurzen<br />

Zeit für eine Aufmerksamkeit erreicht<br />

habe“, schwärmt <strong>de</strong>r Malermeister.<br />

Trotz <strong>de</strong>s Erfolgs steht Werner Deck vor<br />

einem Problem, das auch viele an<strong>de</strong>re<br />

Angebote im Netz haben: Die Aufmerksamkeit<br />

in Umsatz zu verwan<strong>de</strong>ln. Dass<br />

seine Social-Media-Aktivitäten schon<br />

zu echten Kun<strong>de</strong>naufträgen geführt<br />

hätten, kann <strong>de</strong>r Malermeister nämlich<br />

nicht sagen. Immerhin höre er von Kun<strong>de</strong>n<br />

häufi ger, dass sie über das Internet<br />

auf ihn aufmerksam gewor<strong>de</strong>n seien.<br />

Und er habe „über Social Media ein<br />

enormes Grundrauschen verursacht“,<br />

ergänzt Deck. Daher könne er je<strong>de</strong>m<br />

Handwerker nur raten, sich intensiv mit<br />

<strong>de</strong>m Thema auseinan<strong>de</strong>rzusetzen.<br />

„Durch Twitter & Co. habe ich die<br />

Zugriffszahlen auf meiner Homepage<br />

innerhalb von sechs Monaten mehr<br />

als verdoppelt.“<br />

WERNER DECK, MALERDECK GMBH,<br />

EGGENSTEIN-LEOPOLDSHAFEN<br />

Facebook, Twitter & Co. – noch vor<br />

einigen Jahren als Teenie-Foren o<strong>de</strong>r<br />

Medium für Profi lneurotiker belächelt<br />

– liegen heute voll im Trend. Nicht nur<br />

Privatleute, auch immer mehr Unternehmen<br />

ent<strong>de</strong>cken Social Media als PR-<br />

und Marketinginstrument. Viele schreiben<br />

in diesem Kontext auch Projekte<br />

und Stellen aus.<br />

Einer Umfrage <strong>de</strong>r Universität Leipzig<br />

zufolge nutzen 54 Prozent aller <strong>de</strong>utschen<br />

Organisationen in Wirtschaft,<br />

Staat und Gesellschaft schon heute soziale<br />

Netzwerke und Medien. „Rund<br />

drei Viertel <strong>de</strong>r Dax-Unternehmen twittern“,<br />

hat Prof. Dr. Lothar Rolke von <strong>de</strong>r<br />

Fachhochschule Mainz herausgefun<strong>de</strong>n.<br />

Mittlerweile registrieren sich auch<br />

viele kleine und mittlere Betriebe bei<br />

Xing, Facebook o<strong>de</strong>r Twitter.<br />

Social Media regional nutzen<br />

Eine Online-Umfrage <strong>de</strong>s Netzwerks<br />

Elektronischer Geschäftsverkehr (NEG)<br />

zeigt, dass 30 Prozent <strong>de</strong>r Kleinbetriebe<br />

und Mittelständler künftig sogar verstärkt<br />

Social-Media-Anwendungen zur<br />

regionalen Ansprache von Kun<strong>de</strong>n<br />

einsetzen wollen. Je<strong>de</strong>s zweite Unternehmen<br />

ziehe darüber hinaus Werbemaßnahmen<br />

im mobilen Internet in<br />

Erwägung, so das NEG.<br />

Unter <strong>de</strong>m Begriff Social Media tummeln<br />

sich heute soziale Netzwerke<br />

und Kommunikationsdienste aller<br />

Art, die als Plattformen für <strong>de</strong>n Austausch<br />

von Meinungen, Eindrücken<br />

und Erfahrungen genutzt wer<strong>de</strong>n. Die<br />

bekanntesten hierzulan<strong>de</strong> sind Xing,<br />

Facebook, <strong>de</strong>r Microbloggingdienst<br />

Twitter, die Vi<strong>de</strong>oplattform YouTube,<br />

Studi- und SchülerVZ, MySpace,<br />

LinkedIn o<strong>de</strong>r Lokalisten.<strong>de</strong>. Von <strong>de</strong>n<br />

privat<br />

traditionellen Massenmedien – Radio, Foto:<br />

64 ProFirma 12 2010<br />

ProFirma<br />

Special


Fernsehen o<strong>de</strong>r Zeitungen – unterschei<strong>de</strong>n<br />

sich diese Dienste dadurch, dass sie<br />

ausschließlich online-basiert sind und<br />

auch eine Vernetzung <strong>de</strong>r Teilnehmer<br />

untereinan<strong>de</strong>r ermöglichen. Sei es in<strong>de</strong>m<br />

man Kontakte bestätigt (Xing) o<strong>de</strong>r<br />

sogenannte Follower um sich schart<br />

(Twitter). Zu<strong>de</strong>m sind die Medien einfach<br />

zugänglich, zu geringen Kosten<br />

beziehungsweise kostenfrei verfügbar<br />

und vergleichsweise unkompliziert für<br />

die Veröffentlichung und Verbreitung<br />

von Inhalten einsetzbar.<br />

Das niedrigschwellige Angebot führt in<br />

<strong>de</strong>n meisten Fällen zunächst zu einem<br />

„learning by doing“. „Gera<strong>de</strong> mittelständische<br />

Betriebe verzichten anfangs auf<br />

ein strategisches Vorgehen und legen<br />

spontan einfach mal ein Profi l bei Facebook<br />

& Co. an“, berichtet Monika Paitl,<br />

Inhaberin <strong>de</strong>r PR-Agentur Communications<br />

9 in München. Nur die wenigsten<br />

machen eine entsprechen<strong>de</strong> Schulung<br />

mit. Und so dümpeln manche Profi le<br />

eben einfach vor sich hin.<br />

Bernhard Ludwig Dirnberger, Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Chiemsee-Consult GmbH in<br />

Traunreut, ist seit Mitte 2008 im Web<br />

2.0 aktiv. Mittlerweile gilt er schon als<br />

ProFirma 12 2010<br />

„Social-Media-Experte“ und berichtet<br />

auf regionalen Xing-Treffen über seine<br />

Erfahrungen mit <strong>de</strong>r Geschäftsplattform.<br />

Dirnberger hat mehr als 10.000<br />

bestätigte Kontakte und kommuniziert<br />

täglich mehrere Stun<strong>de</strong>n über Xing.<br />

„Man muss sich auf die Spielregeln im<br />

Netz einlassen und darf gera<strong>de</strong> am Anfang<br />

nicht zu hohe Erwartungen mitbringen“,<br />

warnt Dirnberger. Kontakte<br />

seien zwar schnell geknüpft, aber oft<br />

auch sehr unverbindlich. „Das Spontane,<br />

Nicht-Reglementierte macht für<br />

mich gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Reiz <strong>de</strong>r Plattformen<br />

aus“, fi n<strong>de</strong>t Dirnberger.<br />

Auch seine Aktivitäten auf Xing führten<br />

erst nach längerer Zeit zu neuen Aufträgen.<br />

Sein Rezept? „Man muss sich regional<br />

o<strong>de</strong>r thematisch einbringen, an<br />

Diskussionen teilnehmen und sich dabei<br />

in einem guten Licht präsentieren.<br />

Auf diese Weise kann man sich unaufdringlich<br />

in Position bringen, um dann<br />

bei Bedarf erinnert zu wer<strong>de</strong>n“, so Dirnberger.<br />

Doch Vorsicht: Xing und an<strong>de</strong>re<br />

Plattformen sind kein Ersatz für gute<br />

Vorarbeit – ein schlechtes Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />

beispielsweise wird durch Social<br />

Media auch nicht besser o<strong>de</strong>r gar erfolg-<br />

Egal ob Netzwerke, Bloggs, Communities<br />

o<strong>de</strong>r Fachportale: Erfolg hat nur, wer authentisch<br />

ist und gute Produkte hat. Schwätzer<br />

und Scharlatane wer<strong>de</strong>n im Netz schnell<br />

entlarvt.<br />

reicher. „Die Qualität muss stimmen,<br />

und man muss authentisch bleiben“, so<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensberater.<br />

Auch Freiberufl er, die die einschlägigen<br />

Gruppen nach neuen Projektangeboten<br />

durchforsten, sollten mit Augenmaß an<br />

die Sache herangehen. „Nur weil Xing<br />

draufsteht, liegen die Jobs noch lange<br />

nicht auf <strong>de</strong>r Straße“, warnt Bettina<br />

Zastrow, die auf Xing die Gruppe „Freiberufl<br />

er-Projektmarkt“ mitmo<strong>de</strong>riert.<br />

„Nach meiner Erfahrung kommen die<br />

erfolgreichsten Aufträge nach wie vor<br />

über persönliche Kontakte zustan<strong>de</strong>,<br />

die man min<strong>de</strong>stens zwei bis drei Jahre<br />

gepfl egt hat“, so Zastrow.<br />

Allerdings kann man sich über die Profi<br />

le und Diskussionsbeiträge ein gutes<br />

Bild von potenziellen Geschäftspartnern<br />

einschließlich ihrer Soft Skills machen:<br />

Wie treten sie auf, wie hoch ist die<br />

Fachkenntnis, sind sie kompetent o<strong>de</strong>r<br />

einfach nur Schwätzer?<br />

Nur wenige haben eine Strategie<br />

Eine echte Social-Media-Strategie haben<br />

bislang die wenigsten kleinen und<br />

mittleren Betriebe. Einige sehr erfolgreiche<br />

Beispiele gibt es trotz<strong>de</strong>m. Eins<br />

von ihnen ist die Papageien-Bäckerei in<br />

Spenge. Die Biobäckerei für Papageien-<br />

und Sittich-Leckereien belegt ein Geschäftsfeld,<br />

das eigentlich per se schon<br />

Aufmerksamkeit erregt. Die Vogelfutter-Produkte<br />

wer<strong>de</strong>n unter an<strong>de</strong>rem<br />

über einen Online-Shop verkauft – und<br />

so lag es nahe, auch für Akquise und<br />

Kun<strong>de</strong>nbindung strategisch auf Social<br />

Media zurückzugreifen.<br />

Marita Grabowski, Inhaberin <strong>de</strong>r Papageien-Bäckerei,<br />

kommuniziert über<br />

Twitter, Facebook o<strong>de</strong>r MyVi<strong>de</strong>o mit<br />

Vogelliebhabern aus ganz Deutschland.<br />

Die Unternehmerin hat einen eigenen<br />

News-Blog eingerichtet, wo sie Fotos,<br />

Vi<strong>de</strong>os, Rezepte o<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rangebote<br />

zentral online zugänglich macht.<br />

65


IT & Investition – Special IT & Kommunikation<br />

„Wir starteten unsere Social-Media- und<br />

PR-Aktivitäten im August 2009. Seither<br />

konnten wir unseren Umsatz um mehr<br />

als 66 Prozent steigern“, verrät Marita<br />

Grabowski.<br />

Die Papageien-Bäckerei ist ein Beispiel<br />

dafür, wie ein Familienbetrieb im Netz<br />

Furore macht. Vor Kurzem wur<strong>de</strong> sie für<br />

<strong>de</strong>n Deutschen Social-Media-Preis 2010<br />

vorgeschlagen. „Sie benötigen ein gutes<br />

Geschäfts- und Kommunikationskonzept,<br />

eine große Web-2.0-Affi nität und<br />

<strong>de</strong>n Mut, sich auf <strong>de</strong>n Dialog mit ihren<br />

Kun<strong>de</strong>n einzulassen“, fasst PR-Beraterin<br />

Devrim Gerber von <strong>de</strong>r auf Pressearbeit<br />

und Online-PR spezialisierten „Textagentur“<br />

<strong>de</strong>n Social-Media-Fahrplan zusammen.<br />

„Dabei sollten Sie sich nicht<br />

auf ein Medium o<strong>de</strong>r Marketingmittel<br />

beschränken, son<strong>de</strong>rn verschie<strong>de</strong>ne<br />

Kommunikationsformen enge miteinan<strong>de</strong>r<br />

verzahnen“, so Gerber weiter.<br />

Leitfa<strong>de</strong>n für Unternehmen<br />

Wer sich auf Social-Media-Marketing<br />

einlässt, wird ent<strong>de</strong>cken, dass Communities<br />

häufi g eine Eigendynamik entwickeln,<br />

von <strong>de</strong>r er bislang nichts geahnt<br />

hat. Im Gegensatz zu Firmenzeitungen,<br />

Unternehmensbroschüren o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r eigenen<br />

Homepage sind es Dialogmedien:<br />

Leser und potenzielle Kun<strong>de</strong>n kommentieren<br />

die Unternehmensbotschaften,<br />

empfehlen sie weiter o<strong>de</strong>r zerreißen sie<br />

in <strong>de</strong>r Luft. Dies musste MDR-Intendant<br />

Udo Reiter erfahren, als er einen Witz<br />

über <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nten machte<br />

und dafür von seinen Lesern abgestraft<br />

MEHR WISSEN ONLINE<br />

www.profi rma.<strong>de</strong><br />

Weiterführen<strong>de</strong> Beiträge und Arbeitshilfen<br />

zu diesem Thema haben wir als<br />

Dossier auf www.profi rma.<strong>de</strong> für Sie<br />

zusammengestellt. Unter an<strong>de</strong>rem:<br />

> Web 2.0: So wird Ihr Firmenblog<br />

erfolgreich<br />

> Twitter – Einführung und Tools<br />

> Digitales Marketing: Interview<br />

Lesen Sie mehr unter<br />

www.profi rma.<strong>de</strong>/knowledgeStart<br />

INTERVIEW<br />

„Sie erreichen mehr Menschen<br />

mit geringeren Kosten“<br />

Detlef Korus von Korus Consult in Otterfi ng über<br />

Nutzen und Risiken von Social Media.<br />

DAS GESPRÄCH FÜHRTE GERLINDE KÜSEL<br />

Herr Korus, worin liegt <strong>de</strong>r Nutzen <strong>de</strong>r<br />

Sozialen Medien für <strong>de</strong>n Mittelstand?<br />

Korus: Gera<strong>de</strong> kleinere und mittlere Unternehmen<br />

können via Social Media ihre<br />

Reputation nachhaltig stärken. Sie erreichen<br />

viel mehr Menschen, als Sie über<br />

klassisches Marketing bei gleichem Mitteleinsatz<br />

erreichen wür<strong>de</strong>n. Überlegen<br />

Sie, was Sie für eine Anzeige ausgeben.<br />

Wenn Sie dieses Geld nutzen, um es in<br />

Social Media-Aktivität zu stecken, ist <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>nerfolg unter Umstän<strong>de</strong>n bereits<br />

nachhaltiger.<br />

Budget und Personalkapazitäten sind im<br />

Mittelstand ja meistens begrenzt. Wie<br />

erreichen die Betriebe mit vertretbarem<br />

Aufwand <strong>de</strong>nnoch einen Nutzen?<br />

Korus: In<strong>de</strong>m sie nicht blind loslaufen.<br />

Unternehmen sollten messbare Ziele <strong>de</strong>fi -<br />

nieren und Verhaltensregeln für die Mitarbeiter<br />

aufstellen, die an <strong>de</strong>r Social-Media-<br />

Kommunikation teilnehmen sollen.<br />

wur<strong>de</strong>. „Wer Social Media in seine Unternehmenskommunikation<br />

integriert,<br />

muss sich auf eine Verän<strong>de</strong>rung einstellen<br />

– weg vom einseitigen Sen<strong>de</strong>n von<br />

Informationen hin zum Dialog“, sagt<br />

Benjamin Loos, Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

Online-Marketingagentur Wildfi re.<br />

Diesen Wan<strong>de</strong>l unterschätzen viele Unternehmer.<br />

Doch er führt dazu, dass ein<br />

pfi ffi ger Handwerker wie Malermeister<br />

Deck enorme Resonanz erfährt und<br />

seine Zielgruppe erweitert. „Bislang<br />

bestand unsere Klientel hauptsächlich<br />

aus Menschen <strong>de</strong>r Generation 60plus.<br />

Durch meine Online-Aktivitäten bin<br />

ich in eine sehr viel jüngere Zielgruppe<br />

vorgedrungen und habe dort neue<br />

Welche Risiken sind zu beachten?<br />

Korus: Schlechte Nachrichten und Gerüchte<br />

verbreiten sich im Netz schneller<br />

als gute. Die Reputation eines Unternehmens<br />

kann unter Umstän<strong>de</strong>n binnen<br />

Stun<strong>de</strong>n im Netz ruiniert, zumin<strong>de</strong>st aber<br />

schwer beschädigt wer<strong>de</strong>n, wenn Kritik,<br />

auch unsachliche, gar nicht o<strong>de</strong>r falsch<br />

beantwortet wird.<br />

Werner Deck. Funktionen wie das „Retweeten“<br />

von Nachrichten bei Twitter<br />

tragen die Informationen weit über die<br />

bisherigen Zielgruppen hinaus. Und<br />

selbst wenn Unternehmen heute noch<br />

nicht in einem <strong>de</strong>r vielen sozialen Netzwerke<br />

aktiv sind – ihre Mitarbeiter sind<br />

es privat längst.<br />

Daher rät <strong>de</strong>r IT-Branchenverband Bitkom<br />

seinen Mitglie<strong>de</strong>rn auch, einen<br />

Social-Media-Leitfa<strong>de</strong>n für ihre Angestellten<br />

zu entwickeln. „Firmen sollten<br />

<strong>de</strong>fi nieren, wie Beschäftigte mit Bezug<br />

auf ihren Arbeitgeber im Web 2.0 kommunizieren<br />

können“, rät Bitkom-Vizepräsi<strong>de</strong>nt<br />

Achim Berg. Firmen sollten<br />

ihre Mitarbeiter darauf hinweisen, was<br />

gesetzlich zulässig ist und was nicht.<br />

„Duftmarken hinterlassen“, berichtet Foto: privat<br />

66 ProFirma 12 2010


HOMEPAGE<br />

Ausgabe 08/2010<br />

Einfacher und schneller geht´s nicht: Branche wählen, Namen eingeben,<br />

Farbe festlegen, Internet-Adresse aussuchen – schon ist Ihre Homepage<br />

fix und fertig im Internet! Denn Bil<strong>de</strong>r, Texte und Seitenaufbau für über<br />

100 Branchen haben wir schon vorbereitet. Und wenn Sie wollen, können<br />

Sie Ihren Internet-Auftritt je<strong>de</strong>rzeit mit eigenen Bil<strong>de</strong>rn und Texten noch<br />

individueller machen. Jetzt ausprobieren – kostenlos!<br />

Jetzt informieren und bestellen: 0 26 02 / 96 91<br />

FÜR ÜBER 100 BRANCHEN<br />

KOSTENLOS<br />

TESTEN!<br />

www.1und1.info


IT & Investition – Produkt- und Markenschutz<br />

Plagiatserkennung<br />

Piratenjagd im Netz<br />

Deutsche Unternehmer rüsten gegen Produktpiraterie. Hilft das<br />

Internet <strong>de</strong>n Urhebern – o<strong>de</strong>r erleichtert es die Machenschaften<br />

dreister Datendiebe? VON JÜRGEN CHRIST UND CATHRIN GÜNZEL<br />

„Wer hat‘s erfun<strong>de</strong>n?“ fragt <strong>de</strong>r Schweizer<br />

Kräuterbonbonhersteller Ricola in<br />

einer Fernsehwerbung und spielt damit<br />

auf die steigen<strong>de</strong> Zahl von Produktpiraten<br />

an. In <strong>de</strong>n vergangenen zehn<br />

Jahren verzeichnete <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Zoll<br />

bei beschlagnahmten Plagiaten einen<br />

Anstieg um das Dreifache. Rund 29 Prozent<br />

dieser billig hergestellten Kopien<br />

im Jahr 2009 stammten aus China, 20<br />

Prozent <strong>de</strong>r beschlagnahmten Produkte<br />

aus Thailand. Bei <strong>de</strong>n Konsumgütern<br />

sind die Textil-, Sport-, Schmuck- und<br />

Kosmetikbranche am stärksten betroffen<br />

– doch wird inzwischen nahezu alles<br />

abgekupfert, was Profi t bringt: Vom<br />

Küchenmesser bis zu Kin<strong>de</strong>rsitzen fürs<br />

Auto.<br />

Die Piraten wer<strong>de</strong>n immer dreister: „Gefälschte<br />

Produkte wer<strong>de</strong>n häufi g sogar<br />

mit Originalfotos und -texten beworben;<br />

die Veröffentlichungen wer<strong>de</strong>n<br />

eins zu eins aus <strong>de</strong>m Web übernommen<br />

und als eigene kreative Leistung<br />

ausgegeben“, erklärt Christine Lacroix,<br />

Geschäftsführerin <strong>de</strong>s Vereins Aktion<br />

Plagiarius, <strong>de</strong>r je<strong>de</strong>s Jahr <strong>de</strong>n schwarzen<br />

Zwerg mit <strong>de</strong>r gol<strong>de</strong>nen Nase für beson<strong>de</strong>rs<br />

„gelungene“ Produktfälschungen<br />

verleiht. „Die Bandbreite <strong>de</strong>r Verletzungen<br />

geistigen Eigentums ist beachtlich<br />

– genauso wie <strong>de</strong>r dadurch entstehen<strong>de</strong><br />

Scha<strong>de</strong>n“, so Lacroix weiter. Laut<br />

Aktion Plagiarius wer<strong>de</strong>n zehn Prozent<br />

<strong>de</strong>s Welthan<strong>de</strong>ls mit Fälschungen und<br />

Nachahmungen abgewickelt, <strong>de</strong>r volks-<br />

wirtschaftliche Scha<strong>de</strong>n liegt bei 200 bis<br />

300 Milliar<strong>de</strong>n Euro pro Jahr.<br />

Doch es sind nicht nur Umsatzverluste,<br />

die <strong>de</strong>n Unternehmen zu schaffen machen.<br />

Weil die schlechte Qualität einiger<br />

Plagiate sogar gesundheitliche Schä<strong>de</strong>n<br />

hervorrufen kann, wer<strong>de</strong>n betroffene<br />

Firmen häufi g mit Produkthaftungsklagen<br />

überzogen – für Nachahmerprodukte,<br />

die sie gar nicht hergestellt<br />

haben.<br />

Urheberrecht durchsetzen<br />

„Grundsätzlich sind Fotos und Produktbeschreibungen<br />

urheberrechtlich<br />

geschützt. Es kann daher natürlich auch<br />

in China gegen Urheberrechtsverletzungen<br />

vorgegangen wer<strong>de</strong>n“, erklärt<br />

Dr. Aliki Busse, juristische Beraterin<br />

im Arbeitskreis gegen Produkt- und<br />

Markenpiraterie <strong>de</strong>s DIHT, BDI und<br />

Markenverbands (APM). „Das Problem<br />

ist die Durchsetzbarkeit und das Auffi n<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s tatsächlichen Plagiators. In China<br />

öffnen und schließen die Firmen relativ<br />

schnell, und für uns Europäer ist es<br />

meist nicht leicht – wegen <strong>de</strong>r ähnlichen<br />

Namen –, <strong>de</strong>n richtigen Geschäftsführer<br />

persönlich zu ‚packen’“, so Busse. Doch<br />

selbst wenn man sich eines auf chinesisches<br />

Recht spezialisierten Juristen<br />

bedient, ist <strong>de</strong>r Erfolg ungewiss. „Gegen<br />

Urheberrechtsverletzungen in China<br />

vorzugehen, ist naturgemäß <strong>de</strong>utlich<br />

schwieriger“, meint <strong>de</strong>r Berliner Rechts-<br />

Schmähpreis ersten Ranges: Der Verein<br />

Aktion Plagiarius vergibt <strong>de</strong>n schwarzen<br />

Zwerg mit <strong>de</strong>r gol<strong>de</strong>nen Nase je<strong>de</strong>s Jahr für<br />

beson<strong>de</strong>rs „gelungene“ Produktfälschungen.<br />

anwalt Dr. Martin Schirmbacher (siehe<br />

Interview). „Hier muss man im Einzelfall<br />

abwägen, ob es Sinn hat, in China<br />

aktiv zu wer<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r ob die gefälschten<br />

Produkte bei <strong>de</strong>r Einfuhr nach Europa<br />

beschlagnahmt wer<strong>de</strong>n können.“<br />

Duplikate suchen<br />

„Das Internet macht die Verletzung von<br />

Schutzrechten transparenter“, betont<br />

Marc Wiesner, Experte für Produktpiraterie<br />

<strong>de</strong>r Abteilung Recht im Verband<br />

Deutscher Maschinen- und Anlagenbau<br />

(VDMA). Schneller als früher bemerken<br />

Unternehmen, wenn Produkte angeboten<br />

wer<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n eigenen täuschend<br />

ähnlich sind. So habe ein indisches Unternehmen<br />

im Internet nicht nur mit<br />

illegalen Produkten, son<strong>de</strong>rn auch mit<br />

Kopien <strong>de</strong>r Originalbil<strong>de</strong>r dieser Pro-<br />

privat<br />

dukte Kun<strong>de</strong>n auf sich aufmerksam<br />

machen wollen. Mit Unterstützung <strong>de</strong>s<br />

Plagiarius,<br />

VDMA-Büros in Kalkutta sei dies umge-<br />

Aktion<br />

hend abgestellt wor<strong>de</strong>n, so Wiesner. Fotos:<br />

68 ProFirma 12 2010


Eine an<strong>de</strong>re Möglichkeit, Plagiate zu<br />

fi n<strong>de</strong>n, sind web-basierte Dienste zur<br />

Duplikatserkennung, die meist auf <strong>de</strong>r<br />

Erkennung ein<strong>de</strong>utiger Text- o<strong>de</strong>r Bildmuster<br />

beruhen.<br />

Bil<strong>de</strong>r und Logos schützen<br />

Um Produktfotos, Logos o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />

Grafi ken zu schützen, wer<strong>de</strong>n diese auf<br />

<strong>de</strong>n Server eines Anbieters wie Picscout<br />

gela<strong>de</strong>n. Der versieht die Bil<strong>de</strong>r mit<br />

einem unsichtbaren digitalen Wasserzeichen<br />

und speichert sie in seiner Datenbank.<br />

Dann durchforstet <strong>de</strong>r Dienstleister<br />

das Web. Tauchen die Bil<strong>de</strong>r auf,<br />

wird <strong>de</strong>r Urheber mit einem <strong>de</strong>taillierten<br />

Report benachrichtigt.<br />

Der kanadische Dienst Tineye arbeitet<br />

nach einem ähnlichen Prinzip, erkennt<br />

aber auch die nachträglichen Verän<strong>de</strong>rungen<br />

eines Originals. Über das „Reverse<br />

Bildsuche“ genannte Verfahren<br />

können also Bil<strong>de</strong>r auf ihren Ursprung<br />

hin untersucht wer<strong>de</strong>n. Bei Tineye sind<br />

inzwischen rund 1,7 Milliar<strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>r<br />

registriert.<br />

Verbesserte Bil<strong>de</strong>rkennung im Internet<br />

will auch <strong>de</strong>r Simapic Tra<strong>de</strong>mark Monitoring<br />

Service <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Unternehmens<br />

Pya<strong>de</strong>s bieten. Die Software<br />

aus Rheinland-Pfalz soll nach Unternehmensangaben<br />

in Bil<strong>de</strong>rn enthaltene<br />

Gesichter, Farben, Objekte und Muster<br />

i<strong>de</strong>ntifi zieren. Die monatlichen Kosten<br />

sind abhängig von <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Markenlogos<br />

o<strong>de</strong>r Fotos, <strong>de</strong>n Zeitabstän<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Suche sowie <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn, in<br />

<strong>de</strong>nen gesucht wer<strong>de</strong>n soll. Der World<br />

Wi<strong>de</strong> Fund For Nature (WWF) testet<br />

die Bil<strong>de</strong>rkennung zurzeit mit seinem<br />

Markenzeichen, <strong>de</strong>m Pandabären, bei<br />

<strong>de</strong>ssen kommerzieller Nutzung eine Lizenzgebühr<br />

fällig wird.<br />

Abschreiber enttarnen<br />

Wer Produktfotos sehr einfach und<br />

sichtbar schützen will, versieht sie vor<br />

<strong>de</strong>r Online-Veröffentlichung mit einem<br />

<strong>de</strong>zenten, aber sichtbaren Wasserzeichen<br />

– kostenlos von bildschutz.<strong>de</strong> angeboten.<br />

Geschickte Diebe können diese<br />

sichtbaren Wasserzeichen allerdings<br />

digital wegschnei<strong>de</strong>n.<br />

ProFirma 12 2010<br />

INTERVIEW<br />

„Finger weg von <strong>de</strong>n Inhalten an<strong>de</strong>rer“<br />

Dr. Martin Schirmbacher, Anwalt für IT-Recht in <strong>de</strong>r Berliner Kanzlei<br />

Härting, über <strong>de</strong>n seriösen Umgang mit geschützten Inhalten.<br />

DAS GESPRÄCH FÜHRTEN JÜRGEN CHRIST UND CATHRIN GÜNZEL<br />

Herr Dr. Schirmbacher, wie kann ein<br />

Unternehmen Produkte o<strong>de</strong>r Unternehmenslogos<br />

schützen?<br />

Schirmbacher: Produkte lassen sich als<br />

Patent schützen. Dies setzt voraus, dass<br />

die Erfi ndung neu ist, auf einer erfi n<strong>de</strong>rischen<br />

Tätigkeit beruht und gewerblich<br />

anwendbar ist. Logos dagegen können<br />

Urheberschutz genießen und/o<strong>de</strong>r als<br />

Marke eingetragen wer<strong>de</strong>n.<br />

Ein Logo genießt also automatisch Urheberschutz?<br />

Schirmbacher: Ja, wenn es eine schöpferische<br />

Eigenleistung erkennen lässt. Es<br />

muss sich also von <strong>de</strong>r Masse durch eine<br />

beson<strong>de</strong>re Gestaltung abheben. Auch<br />

eine Produktbeschreibung o<strong>de</strong>r die Gestaltung<br />

einer Website kann – wenn sie<br />

ausreichend originell ist – geschützt sein.<br />

An<strong>de</strong>rs als im Markenrecht entsteht <strong>de</strong>r<br />

Urheberschutz ohne Eintragung.<br />

Hilft das Urheberrecht, wenn verkleinerte<br />

Ausschnitte geschützter Fotos<br />

o<strong>de</strong>r Logos gezeigt wer<strong>de</strong>n?<br />

Schirmbacher: Grundsätzlich ja. Allerdings<br />

hat <strong>de</strong>r BGH gera<strong>de</strong> eine Entscheidung<br />

zu <strong>de</strong>n Google-Thumbnails gefällt.<br />

Danach darf <strong>de</strong>r Suchmaschinenbetreiber<br />

von einer Einwilligung <strong>de</strong>sjenigen<br />

ausgehen, <strong>de</strong>r die Bil<strong>de</strong>r eingestellt hat,<br />

wenn er nicht von zumutbaren technischen<br />

Hilfsmitteln Gebrauch gemacht<br />

hat, um die automatische Einbindung<br />

<strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>renorts zu unterbin<strong>de</strong>n.<br />

Was ist <strong>de</strong>r Vorteil einer Markeneintragung?<br />

Schirmbacher: Hier erlangt <strong>de</strong>r Unternehmer<br />

sicheren Schutz, unabhängig<br />

von <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r schöpferischen Eigenleistung.<br />

Auch Unternehmensnamen<br />

und Werbeslogans können als Marke<br />

schutzfähig sein.<br />

Was kann ein Unternehmer tun, wenn er<br />

sein Logo o<strong>de</strong>r Fotos seiner Produkte beziehungsweise<br />

Produktbeschreibungen<br />

auf frem<strong>de</strong>n Websites ent<strong>de</strong>ckt?<br />

Schirmbacher: Urheber- und Markenrecht<br />

gewähren Unterlassungs- und<br />

Scha<strong>de</strong>nsersatzansprüche. Der Verletzer<br />

sollte daher – gegebenenfalls mit anwaltlicher<br />

Hilfe – aufgefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n,<br />

die Fotos o<strong>de</strong>r Logos aus <strong>de</strong>m Netz zu<br />

entfernen und je<strong>de</strong> Veröffentlichung<br />

zu unterlassen. Bleibt so ein Schreiben<br />

ohne befriedigen<strong>de</strong> Antwort, kann und<br />

sollte gerichtliche Hilfe in Anspruch genommen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Wie sollte sich ein Unternehmen selbst<br />

verhalten?<br />

Schirmbacher: Das Urheberrecht ist keine<br />

Einbahnstraße. Auch Unternehmen<br />

müssen bei <strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>r eigenen<br />

Website das Urheberrecht beachten. So<br />

kann etwa die ungefragte Einbindung<br />

von Stadtplänen als Wegbeschreibung<br />

schnell teuer wer<strong>de</strong>n. <strong>Als</strong>o Finger weg<br />

von <strong>de</strong>n Inhalten an<strong>de</strong>rer.<br />

69


IT & Investition – Produkt- und Markenschutz<br />

Digitale „Erste Hilfe“<br />

Wie Sie vermei<strong>de</strong>n, dass Ihre Online-Inhalte leicht kopiert wer<strong>de</strong>n<br />

– und was Sie im Ernstfall tun können.<br />

1. Verkleinerungen und Auszüge ins<br />

Web stellen – statt hochaufl ösen<strong>de</strong>r<br />

Originalfotos und <strong>de</strong>taillierter Produktbeschreibungen.<br />

2. Fotos mit digitalen, unsichtbaren Metadaten<br />

wie Urheber und Copyright<br />

versehen.<br />

3. Urheberrechte dokumentieren – zum<br />

Beispiel durch Markenanmeldung,<br />

gegebenenfalls vorab bei einem<br />

Notar.<br />

4. Das Banner eines Plagiaterkennungsdiensts<br />

wie Plagaware o<strong>de</strong>r<br />

Copyscape sichtbar auf <strong>de</strong>r Website<br />

platzieren – zur Abschreckung.<br />

5. Fin<strong>de</strong>rlohn für Plagiate aussetzen,<br />

Kun<strong>de</strong>n mobilisieren (zum Beispiel<br />

mithilfe von Weblogs).<br />

6. Plagiatfun<strong>de</strong> dokumentieren – per<br />

Screenshot o<strong>de</strong>r als <strong>PDF</strong>, mit Datum<br />

und genauer Web-Adresse – am<br />

besten mit Zeugen (Anwalt); das<br />

Internet-Archiv (web.archive.org)<br />

hilft beim Nachweis, welcher Inhalt<br />

zuerst im Web stand.<br />

7. In einem freundlichen Schreiben<br />

an die Kontaktadresse <strong>de</strong>r Website<br />

bitten, <strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n Inhalt zu<br />

entfernen.<br />

8. Herausfi n<strong>de</strong>n, welcher Internet-Provi<strong>de</strong>r<br />

und möglicherweise Besitzer<br />

sich hinter <strong>de</strong>r Web-Adresse verbirgt<br />

– international: WHOIS-Dienste, in<br />

Deutschland: NIC – und <strong>de</strong>n Provi<strong>de</strong>r<br />

bitten, <strong>de</strong>n Inhalt zu löschen.<br />

9. Den Besitzer <strong>de</strong>s Internet-Angebots<br />

mithilfe eines Anwalts abmahnen –<br />

international mit einem „Cease and<br />

Desist Letter“.<br />

10. Suchmaschinenbetreiber wie Google<br />

über die Verletzung <strong>de</strong>s Digital Millenium<br />

Copyright Act (DMCA) informieren<br />

– beson<strong>de</strong>rs bei Verstößen in<br />

<strong>de</strong>n USA –, damit die Suchmaschine<br />

die Website aus ihren Suchergebnissen<br />

entfernt.<br />

Von wegen einzigartig: Die Duplikatserkennungs-Software<br />

<strong>de</strong>s kanadischen Unternehmens<br />

Tineye zeigt, in welcher Vielfalt<br />

die Mona Lisa im Netz zu fi n<strong>de</strong>n ist.<br />

Auf die Erkennung von Texten haben<br />

sich wesentlich mehr Anbieter spezialisiert:<br />

Rund 50 solcher Dienste prüft<br />

die Berliner Hochschule für Wirtschaft<br />

und Technik pro Jahr. Allerdings sind<br />

„die meisten Programme <strong>de</strong>rzeit nur<br />

so gut wie ein Münzwurf“, so das ernüchtern<strong>de</strong><br />

Fazit von Professorin Debora<br />

Weber-Wulff. Nur fünf Anbieter<br />

erhielten gute Noten – darunter Copyscape<br />

und Plagaware aus Deutschland.<br />

In <strong>de</strong>n meisten Fällen dagegen sei eine<br />

Google-Suche effektiver. Denn letztlich<br />

griffen kommerzielle Erkennungsdienste<br />

auf Suchmaschinen zurück, um<br />

die Milliar<strong>de</strong>n von Webseiten zu durchkämmen.<br />

„Über Google nach Plagiaten<br />

zu suchen, kostet aber viel Zeit und Personal.<br />

Plagiatserkennungsdienste bieten<br />

einen gewissen Automatismus“, erklärt<br />

Diplom-Ingenieur Dirk Malthan, <strong>de</strong>r<br />

selbst Opfer eines Plagiators wur<strong>de</strong> und<br />

<strong>de</strong>shalb Plagaware entwickelte. „Zwar<br />

greifen die Services auf Suchmaschinen<br />

zurück, bieten aber beispielsweise<br />

<strong>de</strong>taillierte Berichte, Filter, Wie<strong>de</strong>rvorlagen<br />

und vor allem Synonym-Erkennung.“<br />

Sowohl bei Plagaware als auch<br />

bei Copyscape sind kleinere Suchen<br />

kostenfrei – und sie fi n<strong>de</strong>n verän<strong>de</strong>rte<br />

Texte und Textpassagen.<br />

Netzwerk zählt<br />

An Textklau in übersetzten Texten<br />

scheitern die Erkennungsdienste <strong>de</strong>nnoch:<br />

„Ich glaube nicht, dass es die Systeme<br />

in absehbarer Zeit schaffen, bei<br />

Übersetzungen gestohlene Texte zu erkennen“,<br />

sagt Professorin Weber-Wulff.<br />

Für Unternehmen im Kampf gegen<br />

Piraten be<strong>de</strong>utet das: Partner suchen,<br />

ein Netzwerk aufbauen. „Wesentlich<br />

ist eine ganzheitliche Strategie“, meint<br />

Christine Lacroix von <strong>de</strong>r Aktion Plagiarius.<br />

„Studien zeigen, dass Firmen vielfach<br />

von Dritten auf Plagiate aufmerksam<br />

gemacht wer<strong>de</strong>n. Es lohnt sich also,<br />

Tineye<br />

seine Kontakte intensiv zu pfl egen.“ Foto:<br />

70 ProFirma 12 2010


Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und wenn es etwas nicht<br />

mehr gibt, an das wir uns gewöhnt haben, dann ärgern wir<br />

uns. Mein Lieblingsitaliener hat neulich renoviert, und jetzt<br />

schmeckt es irgendwie nicht mehr so wie früher. Wahrscheinlich<br />

kocht er genauso, aber die Augen essen mit und ich bin<br />

ein bisschen verärgert. Ja, ich gehe noch hin, aber nicht mehr<br />

so gerne. Was soll man auch machen?<br />

Nun, man könnte sich ja beschweren, zum Beispiel im Internet.<br />

Und vielleicht wür<strong>de</strong> man damit ja sogar etwas erreichen. Das<br />

dachten sich je<strong>de</strong>nfalls neulich die Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r riesigen amerikanischen<br />

Mo<strong>de</strong>marke Gap, als die Unternehmensleitung auf<br />

die I<strong>de</strong>e kam, das alte Firmenzeichen – ein blaues Rechteck<br />

mit <strong>de</strong>n drei Buchstaben in einer leicht verschnörkelten, altmodischen<br />

Schrift – könnte eine kleine Auffrischung brauchen.<br />

Sie ließen sich von einem teuren Schrift<strong>de</strong>signer beraten,<br />

und <strong>de</strong>r schlug ihnen ein mo<strong>de</strong>rnes, schlankes Logo ohne<br />

Kasten drum herum vor. Der gefi el <strong>de</strong>n Managern offenbar so<br />

gut, dass sie stolz die Nachricht in die Welt hinausposaunten:<br />

„Gap geht mit <strong>de</strong>r Zeit.“<br />

Fragt sich nur, wohin. Im Gegensatz zur Firmenleitung hat <strong>de</strong>r<br />

neue Schriftzug <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n nämlich ganz und gar nicht gefallen.<br />

Man muss dazu wissen, dass die „blue box“ mit <strong>de</strong>n drei<br />

Buchstaben von New York bis Los Angeles überall zum Stadtbild<br />

gehört, und viele empfan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Wegfall als Verlust. Sie<br />

rotteten sich also auf Facebook zusammen o<strong>de</strong>r ließen ihrem<br />

Unmut per Twitter freien Lauf. Das artete schließlich in einer<br />

digitalen Lawine aus, mit Zehntausen<strong>de</strong>n von wüten<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />

sarkastischen Kommentaren, die schließlich in <strong>de</strong>m Aufruf<br />

gipfelten, so lange nicht mehr bei Gap einzukaufen, bis die<br />

blaue Box wie<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n La<strong>de</strong>ntüren prangt.<br />

Und da Firmenleitungen von Konzernen wie Gap inzwischen<br />

sehr sensibel auf das reagieren, was in Foren und Communities<br />

ProFirma 12 2010<br />

Cole's Corner<br />

Die Wucht<br />

digitaler Lawinen<br />

Von Tim Cole<br />

Tim Cole Der IT-Journalist und Chefredakteur<br />

mehrerer Elektronikzeitschriften<br />

ist ein gefragter Autor und Redner zum<br />

Thema E-Commerce.<br />

Info: www.cole.<strong>de</strong><br />

abgeht, kam die PR-Abteilung auf die geniale I<strong>de</strong>e, die Kun<strong>de</strong>n<br />

zu bitten, selbst Vorschläge für ein neues Logo einzureichen.<br />

Doch auch dieser Schuss ging voll nach hinten los. Jetzt fühlten<br />

sich die Kun<strong>de</strong>n komplett auf <strong>de</strong>n Arm genommen.<br />

Die Online-Protestwelle wuchs und wuchs, und nach genau<br />

einer Woche musste Firmenchef Marka Hansen sich zerknirscht<br />

bei seinen Kun<strong>de</strong>n entschuldigen. „Ich glaube, wir<br />

haben da etwas falsch gemacht“, schrieb er am En<strong>de</strong> ganz<br />

kleinlaut auf <strong>de</strong>r Facebook-Seite <strong>de</strong>s Unternehmens. Die Fans<br />

<strong>de</strong>s blauen Rechtecks feierten sich und ihren Sieg noch tagelang<br />

- online versteht sich.<br />

Ich <strong>de</strong>nke, es steckt eine Lehre in dieser kleinen Geschichte:<br />

Im Internet-Zeitalter ist es wichtiger <strong>de</strong>nn je, zu wissen, was<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> wirklich will. Alles an<strong>de</strong>re ist Blindfl ug. Es reicht<br />

auch nicht, irgendwelche „Fokus-Gruppen“ so lange von <strong>de</strong>r<br />

Marketingabteilung befragen zu lassen, bis am En<strong>de</strong> das herauskommt,<br />

was <strong>de</strong>r Chef ohnehin will. Echte Kun<strong>de</strong>nbeteiligung<br />

sieht an<strong>de</strong>rs aus.<br />

Die gute Nachricht: Das Internet gibt <strong>de</strong>m Anbieter die Mittel<br />

an die Hand, <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n zu befragen. Nur sollte man es<br />

vielleicht vorher tun, nicht nachher wie Gap. Es ist in <strong>de</strong>n vergangenen<br />

Jahren viel die Re<strong>de</strong> gewesen von <strong>de</strong>r „neuen Macht<br />

<strong>de</strong>s Online-Kun<strong>de</strong>n“. Und es stimmt: Nie war „König Kun<strong>de</strong>“<br />

mächtiger als heute. Nicht nur, weil er dank Internet unbegrenzt<br />

einkaufen und nach Herzenslust Preise vergleichen<br />

kann. Er hat jetzt auch eine Stimme – und gemeinsam mit <strong>de</strong>n<br />

Stimmen an<strong>de</strong>rer bil<strong>de</strong>t er einen machtvollen Chor, <strong>de</strong>n kein<br />

Anbieter mehr überhören kann.<br />

Lei<strong>de</strong>r weiß mein Italiener nichts davon, <strong>de</strong>r hat nicht mal eine<br />

Homepage, auf <strong>de</strong>r ich mich beschweren könnte. Ich wer<strong>de</strong> es<br />

ihm wohl ins Gesicht sagen müssen. Vielleicht hole ich mir<br />

vorher noch ein bisschen Mut im Internet …<br />

Kolumne<br />

71


IT & Investition – De-Mail-Gesetz<br />

Elektronischer Brief<br />

Hoffen auf ein neues Geschäftsfeld<br />

Auf <strong>de</strong>n ersten Blick gleicht <strong>de</strong>r elektronische Brief einer herkömmlichen E-Mail.<br />

Der Unterschied: Er bringt das Briefgeheimnis und die rechtliche Verbindlichkeit ins<br />

Netz. Unternehmen könnten dadurch Kosten sparen. VON HOLGER SCHINDLER<br />

Wird <strong>de</strong>r Postbote bald arbeitslos?<br />

Der klassische Versand von Briefen,<br />

<strong>de</strong>r trotz Fax und E-Mail vor allem aus<br />

rechtlichen Grün<strong>de</strong>n immer noch fest<br />

zum betrieblichen Alltag gehört, bekommt<br />

neue Konkurrenz. Die Deutsche<br />

Post AG ist mit ihrem E-Postbrief<br />

bereits vorausgeprescht. Anfang <strong>de</strong>s<br />

Jahres 2011 wer<strong>de</strong>n viele an<strong>de</strong>re Anbieter<br />

nachziehen. Damit es so kommen<br />

kann, muss allerdings zuerst die rechtliche<br />

Grundlage geschaffen wer<strong>de</strong>n.<br />

„De-Mail wird das rechtsverbindliche<br />

und vertrauliche Versen<strong>de</strong>n von Dokumenten<br />

über das Internet ermöglichen“,<br />

heißt es vonseiten <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung,<br />

die seit Anfang 2009 an <strong>de</strong>m Gesetz<br />

arbeitet. In Anlehnung an <strong>de</strong>n Prozess,<br />

nämlich das sichere Versen<strong>de</strong>n von Dokumenten<br />

via E-Mail, hat sie <strong>de</strong>r neuen<br />

Kommunikationsform <strong>de</strong>n Namen De-<br />

Mail gegeben. Das Gesetz soll im ersten<br />

Quartal <strong>de</strong>s Jahres 2011 in Kraft treten.<br />

Einige Internet-Anbieter, vor allem die<br />

Deutsche Telekom und United Internet<br />

(1&1, GMX, Web.<strong>de</strong>), hoffen auf ein lukratives<br />

neues Geschäftsfeld.<br />

Der E-Postbrief<br />

Seit Juli 2010 bietet die Deutsche<br />

Post <strong>de</strong>n sogenannten E-Postbrief an.<br />

Diese hauseigene Form <strong>de</strong>s elektronischen<br />

Briefs bietet einen Großteil <strong>de</strong>r<br />

Leistungen, die auch die De-Mail aufweisen<br />

soll. Allerdings ist <strong>de</strong>r E-Postbrief<br />

kein De-Mail-Angebot, obwohl auch er<br />

vertrauliche, verlässliche und verbindliche<br />

elektronische Kommunikation<br />

zwischen E-Postbrief-Kun<strong>de</strong>n ermöglicht.<br />

Das ist einerseits schon <strong>de</strong>shalb so,<br />

weil es das De-Mail-Gesetz, das die Regeln<br />

<strong>de</strong>s Systems festlegt, formal noch<br />

gar nicht gibt. Doch es ist auch noch<br />

nicht ganz sicher, ob sich die Post mit<br />

<strong>de</strong>m E-Postbrief später <strong>de</strong>m De-Mail-<br />

System anschließen wird. „Wir haben<br />

das zum jetzigen Zeitpunkt fest vor“,<br />

so Postsprecher Uwe Bensien. „Doch es<br />

kommt natürlich auf <strong>de</strong>n genauen Inhalt<br />

<strong>de</strong>s De-Mail-Gesetzes an.“ Eine Garantie<br />

für die spätere De-Mail-Interoperabilität<br />

<strong>de</strong>s E-Postbriefs gebe es nicht.<br />

Telekom will Post unterbieten<br />

Derzeit sind laut Post 250.000 Nutzer<br />

registriert, darunter rund 100 Großunternehmen.<br />

Laut Post lassen sich per E-<br />

Postbrief alltägliche Vertragsabschlüsse<br />

rechtlich verbindlich übermitteln, auch<br />

Rechnungen könnten rechtsgültig<br />

übermittelt wer<strong>de</strong>n – gegebenenfalls<br />

auch mit elektronischer Signatur <strong>de</strong>s<br />

Absen<strong>de</strong>rs. Die Post verlangt <strong>de</strong>rzeit<br />

für einen E-Postbrief 0,55 Euro – so viel<br />

wie für einen klassischen Brief. An<strong>de</strong>re<br />

künftige De-Mail-Provi<strong>de</strong>r wollen nach<br />

eigenen Angaben <strong>de</strong>utlich günstiger<br />

sein. Die Telekom will, so ein Sprecher,<br />

„in je<strong>de</strong>m Fall die Post unterbieten“.<br />

Bei United Internet spricht man von<br />

etwa 0,15 Euro pro De-Mail. Der größte<br />

Vorteil <strong>de</strong>s elektronischen Briefs besteht<br />

wohl im Einsparpotenzial, zum<br />

Beispiel beim Porto. Auch <strong>de</strong>r Wegfall<br />

<strong>de</strong>s Medienbruchs kann in Unternehmen<br />

<strong>de</strong>n Arbeits- und Materialaufwand<br />

<strong>de</strong>utlich senken. Das De-Mail-System<br />

funktioniert standardmäßig über <strong>de</strong>n<br />

Webbrowser, was die Einbindung in betriebliche<br />

IT-Strukturen zunächst zwar<br />

etwas erschwert. Allerdings sind technisch<br />

auch viele an<strong>de</strong>re Zugangswege<br />

zwischen <strong>de</strong>m Teilnehmer und seinem<br />

Provi<strong>de</strong>r möglich – so lässt sich De-Mail<br />

aller Voraussicht nach in Unternehmen<br />

relativ leicht in bestehen<strong>de</strong> Mail- o<strong>de</strong>r<br />

Abrechnungssysteme einbin<strong>de</strong>n. Das<br />

bestätigen auch erste Praxiserfahrungen<br />

aus Testläufen.<br />

72 ProFirma 12 2010


De-Mail unterstützt <strong>de</strong>n Datenschutz:<br />

Nur Unternehmen, die im Vorfeld die<br />

Datenschutzbestätigung einer unabhängigen<br />

Prüfstelle erhalten haben,<br />

wer<strong>de</strong>n die neuen Dienste anbieten<br />

können.<br />

Allerdings gibt es auch Kritik am geplanten<br />

De-Mail-System, die teilweise<br />

auch für das E-Postbrief-System gilt. Die<br />

De-Mail-Provi<strong>de</strong>r müssen verfahrensbedingt<br />

eingehen<strong>de</strong> Nachrichten zunächst<br />

entschlüsseln und dann zur Weiterleitung<br />

an <strong>de</strong>n eigentlichen Empfänger<br />

wie<strong>de</strong>r verschlüsseln, sagt <strong>de</strong>r Frankfurter<br />

Anwalt Dr. Thomas Lapp, IT-Experte<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srechtsanwaltskammer. „Das<br />

ist so, als ob man einen Brief öffnet und<br />

diesen vor <strong>de</strong>r Zustellung in einen an<strong>de</strong>ren<br />

Umschlag packt“, so Lapp.<br />

Völlig unverständlich sei zu<strong>de</strong>m, dass<br />

es überhaupt kein Konzept dafür gibt,<br />

wie De-Mail und die schon seit <strong>de</strong>m Jahr<br />

2001 durch das Signaturgesetz geregelte<br />

qualifi zierte elektronische Signatur<br />

sinnvoll ineinan<strong>de</strong>rgreifen sollen. Die<br />

fehlen<strong>de</strong> Abstimmung lasse sich beispielsweise<br />

daran erkennen, dass für die<br />

Anmeldung zur qualifi zierten elektronischen<br />

Signatur zwar die gleiche I<strong>de</strong>ntitätsprüfung<br />

notwendig ist wie für De-<br />

Mail, <strong>de</strong>r Anwen<strong>de</strong>r sich aber mit seiner<br />

qualifi zierten elektronischen Signatur<br />

nicht ohne erneute I<strong>de</strong>ntitätsprüfung<br />

ProFirma 12 2010<br />

Vergleich: De-Mail und herkömmlicher Brief<br />

Rechtssicherheit<br />

Elektronischer Brief Herkömmlicher Brief<br />

Im Vergleich zur herkömmlichen E-Mail eine sichere<br />

und nachvollziehbare Kommunikation; Rechtssicherheit<br />

gibt es aber nur mit elektronischer Signatur<br />

Kosten Geringer, weil Arbeits- und Materialaufwand geringer<br />

ausfallen; kein Medienbruch (Dokumente liegen<br />

elektronisch vor)<br />

bei De-Mail anmel<strong>de</strong>n könne, so <strong>de</strong>r IT-<br />

Experte <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srechtsanwaltskammer.<br />

Dass nicht nur <strong>de</strong>r E-Postbrief, son<strong>de</strong>rn<br />

auch De-Mail für sich genommen<br />

allein nicht <strong>de</strong>r Schriftformanfor<strong>de</strong>rung<br />

genügen, sei ein weiteres großes Manko.<br />

Lapp: „Nach <strong>de</strong>m Gesetz wird es so sein,<br />

dass Behör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Bürger o<strong>de</strong>r Unternehmen<br />

über De-Mail etwa Beschei<strong>de</strong><br />

o<strong>de</strong>r Verfügungen zustellen können,<br />

diese aber ihre Rechtsmittel nicht einfach<br />

durch eine Antwort wirksam einlegen<br />

dürfen. Denn dazu bräuchte es<br />

dann wie<strong>de</strong>r die qualifi zierte elektronische<br />

Signatur.“ O<strong>de</strong>r man müsse das<br />

Dokument ausdrucken, unterzeichnen<br />

und dann herkömmlich zustellen.<br />

Erfahrungen aus <strong>de</strong>r Praxis<br />

In Friedrichshafen am Bo<strong>de</strong>nsee fand<br />

von Oktober 2009 bis März 2010 ein<br />

Pilotversuch mit <strong>de</strong>m De-Mail-System<br />

statt, woran 800 Endverbraucher und<br />

40 Institutionen und Unternehmen<br />

verschie<strong>de</strong>ner Größe teilnahmen. Bei<br />

<strong>de</strong>n De-Mail-Provi<strong>de</strong>rn waren fe<strong>de</strong>rführend<br />

die Deutsche Telekom mit ihrer<br />

Tochter T-Systems sowie die zu United<br />

Internet gehören<strong>de</strong>n Dienste GMX und<br />

Web.<strong>de</strong> beteiligt. Der Autozulieferer ZF<br />

mit weltweit rund 60.000 Mitarbeitern<br />

hat im Rahmen <strong>de</strong>s Pilotprojekts <strong>de</strong>n<br />

monatlichen Versand von Entgeltmit-<br />

Rechtssicherheit durch Unterschrift,<br />

Möglichkeit, Sendungen<br />

als Einschreiben zu verschicken<br />

Porto macht nur rund 40 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Gesamtkosten für Briefkommunikation<br />

aus<br />

Datenschutz Technisch gewährleistet, aber in <strong>de</strong>r Kritik Brief- und Postgeheimnis<br />

Technikneutralität<br />

Nicht automatisch kompatibel mit an<strong>de</strong>ren Angeboten<br />

sicherer Kommunikation (wie EGVP)<br />

Papier ist universell nutzbarer<br />

Informationsträger<br />

Schriftform Elektronische Signatur notwendig Einfache Unterschrift<br />

I<strong>de</strong>ntifi kation Kompliziert, I<strong>de</strong>ntifi kation für elektronische Signatur<br />

kann nicht genutzt wer<strong>de</strong>n<br />

Anbieterwechsel<br />

Mitnahme nicht möglich, Adresse hängt wahrscheinlich<br />

am Provi<strong>de</strong>r<br />

Unkompliziert<br />

Wechsel von Post auf TNT o<strong>de</strong>r<br />

umgekehrt problemlos möglich,<br />

Anschrift bleibt erhalten<br />

teilungen an Mitarbeiter erprobt – mit<br />

etwa 50 Teilnehmern, die ein De-Mail-<br />

Konto bekamen. <strong>Als</strong> zusätzlichen Anreiz<br />

erhielten die Testteilnehmer bereits<br />

drei Tage vor Monatsen<strong>de</strong> ihre Entgeltmitteilung<br />

per De-Mail. „Uns war die<br />

Einfachheit dieser Lösung und dadurch<br />

auch die Akzeptanz bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

sehr wichtig“, so ZF-Sprecher Torsten<br />

Fid<strong>de</strong>lke. Bei einer Befragung gegen<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tests sagten 90 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Proban<strong>de</strong>n, sie wür<strong>de</strong>n De-Mail ihren<br />

Kollegen empfehlen.<br />

Zahl <strong>de</strong>r Nutzer ist entschei<strong>de</strong>nd<br />

Für Anne Schmie<strong>de</strong>r, die im oberschwäbischen<br />

Fronreute-Staig ein Übersetzungsbüro<br />

mit 15 festen Mitarbeitern<br />

und 150 externen Honorarkräften<br />

führt, waren die Erfahrungen aus <strong>de</strong>m<br />

Piloprojekt etwas ernüchtern<strong>de</strong>r. Ihr<br />

ging es dabei vor allem um <strong>de</strong>n Datenschutz,<br />

weil sie regelmäßig vertrauliche<br />

Dokumente zu übersetzen hat. Normale<br />

E-Mail-Kommunikation sei da hochproblematisch.<br />

Darum habe sie sich für<br />

De-Mail interessiert. „Wir haben es dann<br />

allerdings praktisch gar nicht genutzt,<br />

weil unsere Geschäftspartner eben noch<br />

keine De-Mail-Konten haben.“ Ein sinnvoller<br />

Einsatz von De-Mail sei nur dann<br />

möglich, wenn es auch entsprechend<br />

viele Nutzer gebe, so Schmie<strong>de</strong>r.<br />

73


IT & Investition – Sicherheit<br />

USB-Sticks<br />

Datenzwerge im digitalen Büro<br />

Die Zahl <strong>de</strong>r Sicherheitsrisiken für USB-Sticks wächst.<br />

Hier lesen Sie, was Mitarbeiter und Unternehmen technisch<br />

und rechtlich beachten sollten. VON JÜRGEN CHRIST<br />

Klein, handlich und bequem: USB-<br />

Sticks gibt es in allen Farben und Formen<br />

– vom eleganten Schlüssel bis zum<br />

Rohrstück als Werbeträger für Installateure.<br />

Wenn es um <strong>de</strong>n Transport digitaler<br />

Daten geht, haben USB-Sticks im<br />

Alltag längst die CD o<strong>de</strong>r DVD abgelöst,<br />

Speichergrößen von acht Gigabyte sind<br />

inzwischen Standard und kosten weniger<br />

als 20 Euro. Doch die Datenzwerge<br />

bergen auch Gefahren und verleiten<br />

ihre Benutzer oft zum leichtfertigen<br />

Gebrauch. „Gera<strong>de</strong> im Geschäftsleben<br />

müssen Sie lernen, mit USB-Sticks umzugehen<br />

– so wie Sie gelernt haben, Ihre<br />

Bürotür abzuschließen“, sagt Diplom-<br />

Informatiker und Buchautor Markus<br />

Linnemann. Der Geschäftsführer <strong>de</strong>s<br />

Instituts für Internet-Sicherheit an <strong>de</strong>r<br />

FH Gelsenkirchen reist zu Unternehmen,<br />

um dort Sicherheitslücken zu <strong>de</strong>monstrieren.<br />

„Live-Hacking“ nennt er<br />

das. Dabei verteilt er manchmal heimlich<br />

präparierte USB-Sticks auf <strong>de</strong>n Firmenschreibtischen.<br />

„Meist vergeht nur<br />

kurze Zeit, bis ein Mitarbeiter kommt<br />

und einen <strong>de</strong>r Sticks einfach aus Neugier<br />

in seinen PC steckt“, berichtet Linnemann.<br />

Im Ernstfall wäre <strong>de</strong>r Computer<br />

dann mit einem Virus o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer<br />

Schad-Software infi ziert.<br />

Zur Vorsicht mahnt auch das Bun<strong>de</strong>samt<br />

für Sicherheit in <strong>de</strong>r Informationstechnik<br />

(BSI). „Ob Firmenpräsentationen,<br />

MP3- o<strong>de</strong>r Textdateien, sie alle<br />

wer<strong>de</strong>n oft auf USB-Sticks gespeichert<br />

Schick und handlich: USB-Sticks haben<br />

die CD als Datenträger im Geschäftsleben<br />

längst abgelöst. Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb<br />

sollte man auch immer die Sicherheit<br />

<strong>de</strong>r Datenzwerge im Blick behalten.<br />

Technische Lösungen<br />

Wir stellen Ihnen drei beispielhafte Produkte mit unterschiedlichen<br />

Ansätzen zur USB-Stick-Sicherheit vor:<br />

USB-BOUNCER<br />

Eine Software, die als „Türsteher“ zum<br />

Schutz <strong>de</strong>r USB-Schnittstellen arbeitet.<br />

Nur vorher registrierte USB-Speichermedien<br />

wer<strong>de</strong>n am USB-Port <strong>de</strong>s PC,<br />

auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r „Bouncer“ läuft, akzeptiert<br />

(„Whitelist-Verfahren“). Die Software<br />

verhin<strong>de</strong>rt so auch <strong>de</strong>n Gebrauch von<br />

privaten USB-Sticks an Firmenrechnern.<br />

www.usb-security.org<br />

SAFESTICK<br />

Hardware-verschlüsselte USB-Sticks (nach<br />

„AES 256 Bit“), die keine geson<strong>de</strong>rte<br />

Software-Lösung benötigen: Einstecken,<br />

Passwort eingeben und Loslegen.<br />

Die prämierte Lösung hat allerdings ihren<br />

Preis: So kostet ein einzelner 8 GB<br />

großer Stick rund 125 Euro. Zusammen<br />

mit <strong>de</strong>m Programm Safeconsole bieten<br />

die Safesticks ein umfassen<strong>de</strong>s USB-<br />

Management für mittelständische Unternehmen.<br />

Safestick und Safeconsole<br />

wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Initiative Mittelstand<br />

als innovativstes Produkt 2009 ausgezeichnet.<br />

www.prosoft.<strong>de</strong>n/produkte/<br />

safestick/<br />

SAFEY<br />

Sicherer Datentresor für Dokumente,<br />

Kennworte, Bankdaten wie TAN und<br />

Notizen. Die Beson<strong>de</strong>rheit: Safey ist ein<br />

ausführbares Programm, in <strong>de</strong>m auch<br />

alle verschlüsselten (nach „Blowfi sh 448<br />

Bit“) Dokumente enthalten sind. Es läuft<br />

auf allen Windows-Systemen und muss<br />

nicht geson<strong>de</strong>rt installiert wer<strong>de</strong>n. Beim<br />

Start wird ein Kennwort abgefragt.<br />

www.safey.<strong>de</strong><br />

74 ProFirma 12 2010<br />

Foto: Lacie


und von Computer zu Computer weitergereicht“,<br />

erklärt BSI-Sprecherin<br />

Nora Basting. Diese Weitergabe bietet<br />

Schad-Software i<strong>de</strong>ale Möglichkeiten,<br />

sich auf einer Vielzahl von Systemen<br />

auszubreiten. Betroffen sind vor allem<br />

die Betriebssysteme Windows XP, 2000<br />

und Vista, die standardmäßig mit einer<br />

sogenannten „Autorun-“ beziehungsweise<br />

„Autoplay-Funktion“ ausgestattet<br />

sind. Bei Windows 7 wur<strong>de</strong> diese Funktion<br />

übrigens von Haus aus <strong>de</strong>aktiviert.<br />

USB-Sticks, die über eine Autostart-<br />

Datei verfügen, starten automatisch<br />

ein Programm, wenn sie eingesteckt<br />

wer<strong>de</strong>n. Das kann ein schädliches Virus<br />

o<strong>de</strong>r ein Trojaner sein, <strong>de</strong>r heimlich Daten<br />

ausspäht und via Internet versen<strong>de</strong>t.<br />

Meist laufen diese Schadprogramme<br />

unsichtbar und vom Nutzer völlig unbemerkt.<br />

Der „Confi cker-Wurm“ zum<br />

Beispiel setzt gezielt auf die Naivität <strong>de</strong>r<br />

USB-Stick-Benutzer.<br />

Die Folgen unwissentlich übertragener<br />

Schad-Software können weitreichend<br />

sein: Infi ziert beispielsweise ein Verkäufer<br />

bei einer Präsentation <strong>de</strong>n PC eines<br />

Kun<strong>de</strong>n, kann das ebenso juristische<br />

Konsequenzen für <strong>de</strong>n betroffenen PC-<br />

Besitzer – zum Beispiel ein Unternehmen<br />

– haben. „Im Rahmen <strong>de</strong>r Haftung<br />

ist auch ein Mitverschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s geschädigten<br />

Unternehmens aufgrund un-<br />

Wir suchen<br />

terlassener Sicherungsmaßnahmen zu<br />

berücksichtigen“, wie <strong>de</strong>r Düsseldorfer<br />

Rechtsanwalt und Datenschutzexperte<br />

Peer Lambertz meint. Die Frage <strong>de</strong>s Mitverschul<strong>de</strong>ns<br />

sei unter an<strong>de</strong>rem davon<br />

abhängig, inwiefern das geschädigte<br />

Unternehmen schutzwürdig ist – „etwa<br />

weil es bei Vertragsverhandlungen mit<br />

<strong>de</strong>m Verkäufer ein beson<strong>de</strong>res Vertrauen<br />

in Anspruch nimmt und insofern<br />

darauf vertrauen durfte, dass <strong>de</strong>r USB-<br />

Stick virengeprüft ist“, so Lambertz. Per<br />

Gesetz wur<strong>de</strong>n Unternehmen verpfl ichtet,<br />

ab September 2009 die Daten ihrer<br />

Kun<strong>de</strong>n besser zu schützen und Datenpannen<br />

zu veröffentlichen. Doch es<br />

sind nicht nur Viren, Würmer und Trojaner,<br />

die für die handlichen Sticks eine<br />

Gefahr darstellen. Häufi g sind es die<br />

eigenen Mitarbeiter, die sensible Kun<strong>de</strong>ndaten<br />

auf <strong>de</strong>m USB-Stick speichern,<br />

ohne sich <strong>de</strong>r Risiken bewusst zu sein.<br />

„In datenschutzrechtlicher Hinsicht ist<br />

die führen<strong>de</strong>n Köpfe!<br />

Ihr Wissen ist gefragt! Machen Sie jetzt<br />

kostenlos mit beim <strong>Haufe</strong> Entschei<strong>de</strong>r-Panel.<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/entschei<strong>de</strong>r-panel<br />

stets die verantwortliche Stelle, also das<br />

Unternehmen <strong>de</strong>s Mitarbeiters, gegenüber<br />

<strong>de</strong>n Betroffenen verantwortlich“,<br />

erklärt Lambertz. Dies gelte umso mehr,<br />

als es ausgereifte sicherheitstechnische<br />

Lösungen gegen <strong>de</strong>n unberechtigten<br />

Zugriff auf USB-Sticks gibt. Durch Passwörter<br />

o<strong>de</strong>r Fingerabdrucksensor können<br />

USB-Sticks entwe<strong>de</strong>r komplett verschlüsselt<br />

wer<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r es lassen sich<br />

sichere „Datentresore“ auf ihnen anle-<br />

„Im Geschäftsleben müssen Sie lernen, mit<br />

USB-Sticks umzugehen – so wie Sie gelernt haben,<br />

Ihre Bürotür abzuschließen.“<br />

MARKUS LINNEMANN, INSTITUT FÜR INTERNET-SICHERHEIT, FH GELSENKIRCHEN<br />

gen. Wird <strong>de</strong>r Stick gestohlen o<strong>de</strong>r verloren,<br />

sind die Daten für <strong>de</strong>n Dieb o<strong>de</strong>r<br />

Fin<strong>de</strong>r unbrauchbar. Kopien sollten auf<br />

einer an<strong>de</strong>ren Festplatte abgelegt sein –<br />

o<strong>de</strong>r alternativ in sogenannten Online-<br />

Tresoren wie beispielsweise bei Wuala,<br />

einem Dienstleister, <strong>de</strong>r zum französischen<br />

Speichermedienhersteller Lacie<br />

gehört. Im Kaufpreis von Lacie-USB-<br />

Sticks sind vier Gigabyte kostenfreier,<br />

verschlüsselter Online-Speicherplatz<br />

bei Wuala enthalten.<br />

10388_ANZ_HauEntPan_FueKoe_176x81_4c.indd 1 01.09.10 14:34


Business English<br />

However, most of us have practised un<strong>de</strong>rstanding<br />

in this way in the classroom<br />

when learning a foreign language: listening<br />

to and un<strong>de</strong>rstanding recor<strong>de</strong>d<br />

conversations and also taking dictation<br />

– both help in training yourself to un<strong>de</strong>rstand<br />

without the need to see the<br />

person who is speaking. You can continue<br />

to train this skill even if you are<br />

not regularly in a classroom situation,<br />

either with the help of a friend who also<br />

wishes to practise the language or alone,<br />

by using recordings with transcripts<br />

as either comprehension or dictation<br />

practice.<br />

Business English<br />

Englische Telefonate kompetent meistern<br />

Telephoning in English<br />

Das Telefonieren in einer frem<strong>de</strong>n Sprache gilt oftmals als beson<strong>de</strong>rs schwierig. Das Problem besteht darin, dass<br />

beim Gespräch <strong>de</strong>r persönliche Kontakt fehlt und wertvolle Verständnishilfen wie das Lippenlesen und die Körpersprache<br />

wegfallen. Mit einer guten Vorbereitung und einer Reihe hilfreicher Formulierungen wer<strong>de</strong>n Ihnen<br />

Gespräche mit englischen Geschäftspartnern jedoch besser gelingen.<br />

Mit <strong>de</strong>r Serie „Business English“ können Chefs<br />

je<strong>de</strong> Aufgabe souverän in perfektem English lösen!<br />

Business-English bietet Ihnen die i<strong>de</strong>ale Kombination<br />

aus Informationen, Mustervorlagen, Arbeitshilfen,<br />

Experten-Know-how und Lernspaß für ein<br />

fehlerfreies English im Job. Verbessern Sie Ihre<br />

Fähigkeiten, Präsentationen, Verhandlungen und<br />

Meetings in englischer Sprache erfolgreich zu gestalten.<br />

Exklusiv für ProFirma-Leser:<br />

<strong>Haufe</strong> business-english professional<br />

für Leser <strong>de</strong>r Profi rma mit kostenlosem<br />

4-Wochen-Test. Mehr Informationen unter:<br />

www.business-english.<strong>de</strong>/profi rma<br />

Th e other thing that helps is of course<br />

real life practice: use English on the telephone<br />

as oft en as possible, try and <strong>de</strong>al<br />

with a call yourself, rather than fobbing<br />

it off on to a colleague. Th at said, of<br />

course there are words and phrases that<br />

you will need for your English telephone<br />

conversations, and this is where we can<br />

help you.<br />

Answering the phone<br />

You have an incoming call – what<br />

should you say? Or, alternatively, what<br />

can you expect to hear if you make a call<br />

to a company in an English- speaking<br />

country?<br />

> Th ank you for calling Tata Enterprises.<br />

Rani speaking. How can I help you?<br />

> Good morning/aft ernoon/evening,<br />

SAP Bangalore, Chitra Malhotra<br />

speaking.<br />

> Hello, this is Nasreem Sayed, who‘s<br />

calling please?<br />

I<strong>de</strong>ntifying yourself<br />

What should you say to let the other<br />

person know who you are? Use one of<br />

the phrases below:<br />

> Th is is Chitra Malhotra speaking.<br />

> Hello, this is Asha Bhaskar calling.<br />

> Hello, this is Satish Patel from India<br />

International.<br />

> Good morning, this is Narin<strong>de</strong>r<br />

Virmani calling from Reliance India.<br />

> Speaking.*<br />

Lektion 11<br />

Stating your purpose<br />

Once you‘re through, it’s time to say why<br />

you’re calling as soon as possible; aft er<br />

all, “time is money”!<br />

> I‘m calling about …<br />

> Can we arrange an appointment?<br />

> I’m calling to confi rm…<br />

> I‘m returning your call.<br />

> Could I speak to the person who …<br />

> I’d like to talk to the person responsible<br />

for…<br />

Making contact<br />

Ask for the person you’d like to speak to<br />

by name if possible:<br />

> Could I speak to Chitra Malhotra,<br />

please?<br />

> I‘d like to speak to Asha Bhaskar<br />

please.<br />

> Could you put me through to<br />

Narin<strong>de</strong>r Virmani, please?<br />

Making excuses<br />

If you have answered a call and have to<br />

make an excuse for a colleague, these<br />

phrases will help:<br />

> I‘m sorry, the line‘s busy/engaged,<br />

would you like to call back later?<br />

> I‘m afraid he‘s away on business.<br />

> She‘s not at her <strong>de</strong>sk right now.<br />

> I‘m afraid Mr Patel isn‘t in at the<br />

moment.<br />

> I‘m sorry, she‘s in a meeting today.<br />

> I‘m afraid she‘s on another line.<br />

> I‘m afraid Chitra’s not available.<br />

* The person answering says this if the caller asks for him/her but either does not recognize the voice or doesn’t hear the name.<br />

76 ProFirma 12 2010<br />

ProFirma<br />

Serie


Messages<br />

If you do have to give an excuse for a colleague,<br />

don’t forget to ask the caller if s/<br />

he has a message and make sure that you<br />

note this down correctly: get the caller’s<br />

name, company, <strong>de</strong>partment if necessary,<br />

and telephone number, as well as the<br />

reason for the call. Write the date, time<br />

and your own name as message- taker<br />

on the note too!<br />

> Would you like to leave a message?<br />

> Can I take a message?<br />

> I’ll tell her that you rang / called.<br />

> I’ll ask him / her to call you back as<br />

soon as possible.<br />

> I’ll make sure s/he gets the message.<br />

Problems in un<strong>de</strong>rstanding/<br />

hearing<br />

Problems in hearing or un<strong>de</strong>rstanding<br />

arise fairly oft en in telephone conversations;<br />

sometimes these are due to language<br />

diffi culties, sometimes due to the<br />

connection. Don’t be afraid to ask for<br />

help / repetition – even a native speaker<br />

oft en has to do this.<br />

> I‘m sorry, I don‘t un<strong>de</strong>rstand. Could<br />

you speak more slowly, please?<br />

> I‘m sorry, I can‘t hear you very well,<br />

could you speak up a little, please?<br />

> Sorry, I didn‘t quite catch that. Could<br />

you repeat that please?<br />

> Would you mind repeating that?<br />

> Did you say the fourteenth? One<br />

four?<br />

> Could I take your name please?<br />

> Could you spell that for me please?<br />

> Can you call me back? We have a<br />

terrible line.<br />

ProFirma 12 2010<br />

Checking<br />

Once you have the information you<br />

need, it’s as well to make sure that you<br />

have noted everything down correctly:<br />

> Let me repeat that, just to make sure.<br />

> OK, I’ve got that, it’s 4545 5887.<br />

> Let me read that back to you, …<br />

> You said your name was Jagdish Aggarwal,<br />

is that right?<br />

> Did you say 58 (fi ve eight) Hy<strong>de</strong>rabad<br />

Street?<br />

Saying numbers<br />

Say numbers, for example telephone<br />

numbers, in groups of two, three or possibly<br />

four. Your voice should rise at the<br />

end of each group, but fall at the end of<br />

the fi nal group to indicate to your listener<br />

that you have reached the end. For<br />

example:<br />

0181- 577 13 78<br />

or<br />

+28 89 4545 5887<br />

If you need to make sure that your listener<br />

hears the diff erence between, for<br />

example, 15 and 50, remember to stress<br />

the end (the “-teen”) for 15 but the beginning<br />

(the “fi f-“) for 50. <strong>Als</strong>o, repeat<br />

the individual digits – with any number,<br />

this is always going to be the best way to<br />

ensure comprehension.<br />

Asking for information<br />

Telephone calls are oft en about obtaining<br />

information:<br />

> Could you tell me if…<br />

> I’d like to know…<br />

> Would you mind telling me…<br />

> Do you / does your company…<br />

Showing un<strong>de</strong>rstanding<br />

As your partner cannot see you, it’s important<br />

to keep making “listening noises”<br />

so that s/he knows you are still concentrating<br />

on the call:<br />

> Right.<br />

> Mmm Hmmm.<br />

> Okay.<br />

Promising action<br />

Your partner should be aware of what<br />

you intend to do aft er the telephone call,<br />

so summarise and repeat whatever has<br />

been agreed as necessary:<br />

> Right, so I’ll make the arrangements<br />

and confi rm by fax then.<br />

> I’ll take care of the booking, then I’ll<br />

send you an email with all the <strong>de</strong>tails.<br />

> I’ll get back to you by the end of<br />

business tomorrow.<br />

Ending a call<br />

Finally, the end of the call – but how to<br />

end it politely:<br />

> Th anks for calling. Goodbye.<br />

> I have another call coming through,<br />

I’d better run. Bye.<br />

> I’m afraid that’s my other line, sorry<br />

but I have to go. Bye.<br />

> I’m afraid I have to rush off to a<br />

meeting. I‘ll call you back. Bye.<br />

Vocabulary<br />

transcript Nie<strong>de</strong>rschrift<br />

comprehension das Verstehen<br />

fobbing<br />

jema<strong>de</strong>n mit etwas<br />

something off prellen<br />

incoming eingehend<br />

excuse Ausre<strong>de</strong><br />

available verfügbar<br />

to arise entstehen<br />

connection Verbindung<br />

digit Ziffer<br />

to ensure absichern<br />

to obtain besorgen<br />

to be aware of sich einer Sache<br />

bewusst sein<br />

S.78 Verständnisfragen, S.79 Kreuzworträtsel<br />

77


Business English<br />

Alles verstan<strong>de</strong>n?<br />

Are you sure you’ve un<strong>de</strong>rstood?<br />

Immer wie<strong>de</strong>r einmal wird es während einer englischen Konversation vorkommen, dass Sie<br />

einen Begriff nicht verstehen o<strong>de</strong>r Ihr Gesprächspartner nachfragt, was Sie genau meinen.<br />

Auf dieser Seite zeigen wir Ihnen, wie Sie Verständnisfragen gut formulieren und damit Missverständnisse<br />

in Verhandlungen vermei<strong>de</strong>n.<br />

I beg your pardon?<br />

When you pick up the phone and are<br />

sud<strong>de</strong>nly confronted with someone<br />

speaking English, it is easy to miss some<br />

of the information at the beginning until<br />

you have adjusted to the change of<br />

language. <strong>Als</strong>o a crackling line or background<br />

noises can distract you and cause<br />

problems in un<strong>de</strong>rstanding. Do not<br />

hesitate to tell the caller that you have<br />

not un<strong>de</strong>rstood and if the line is very<br />

bad, ask him/her to hang up and call<br />

again:<br />

> I’m sorry but the line is very bad.<br />

I cannot hear you very well.<br />

> I’m sorry, I didn’t catch that last<br />

sentence, we seem to have a bad<br />

connection.<br />

> I still cannot hear you. Would you<br />

mind hanging up and calling again?<br />

> I’m sorry, what did you say?<br />

> (I beg your) pardon?<br />

Instead of taking the risk that information<br />

gets lost or misinterpreted, be honest<br />

and ask the speaker to repeat what he/<br />

she just said:<br />

> Would you mind repeating that, please?<br />

> Could I ask you to repeat that word/<br />

sentence/that number/the amount/<br />

the date etc. please?<br />

> I’m sorry, when/who/where/what did<br />

you say?<br />

> I’m sorry, what was the name of your<br />

company again? Among close friends<br />

or relatives, you can use the more<br />

informal versions such as:<br />

> What was that again?<br />

> You what?<br />

> Come again?<br />

> Sorry?<br />

Asking for help<br />

As there is nothing to be ashamed of<br />

when you do not speak the language<br />

very well, do not hesitate to ask for<br />

some help. People are usually happy to<br />

help you since you are trying so hard to<br />

speak their language. They just sometimes<br />

forget that you are a foreigner.<br />

> Would you mind speaking a little<br />

more slowly please?<br />

> I’m afraid I do not completely<br />

un<strong>de</strong>rstand you.<br />

WARNING! COMMON MISTAKE:<br />

If you do not un<strong>de</strong>rstand a certain word<br />

and you want to ask for the meaning:<br />

> Do not say: ”What means…?”<br />

> Do say: “What does (the word) …<br />

mean?”<br />

Just checking<br />

Especially in situations where the implication<br />

of what was being said is of great<br />

importance, such as in negotiations,<br />

drawing up contracts (see page 4 and 5),<br />

<strong>de</strong>cisions, planning etc. it is a good i<strong>de</strong>a<br />

to check whether you have un<strong>de</strong>rstood<br />

correctly before continuing the conversation:<br />

> If I un<strong>de</strong>rstand you correctly…<br />

> So, what you mean is …?<br />

> So, what it all boils down to is …?<br />

> So, what you are really saying is …?<br />

> Just to be quite certain about this.<br />

You mean to say that…<br />

> Would I be correct in supposing …?<br />

> Correct me if I have misun<strong>de</strong>rstood<br />

you, but what you are saying<br />

is that ...<br />

Was I un<strong>de</strong>rstood?<br />

Likewise you may want to check if the<br />

other person has un<strong>de</strong>rstood what you<br />

were saying. Often people are too shy to<br />

tell you that they don’t un<strong>de</strong>rstand you<br />

and you will have to encourage them to<br />

be honest. When you watch their faces<br />

closely you will recognise a puzzled or<br />

hesitant look and you should always react<br />

to that:<br />

> I’m not sure if I ma<strong>de</strong> myself clear...<br />

> Do you see what I mean?<br />

> Do you know what I’m getting at?<br />

> Have I ma<strong>de</strong> myself clear?<br />

> Does that seem to make sense?<br />

> If there’s anything you haven’t un<strong>de</strong>rstood,<br />

please let me know.<br />

> Maybe I have not expressed myself<br />

very well. Do you want me to explain<br />

again?<br />

More informal questions would be:<br />

TIP: If you use the sentence “Have I ma<strong>de</strong> myself clear?” among friends, it<br />

may sound rather con<strong>de</strong>scending and may be taken as an offence. A mother<br />

may say this to her son after having repeatedly warned him about something.<br />

78 ProFirma 12 2010


Vocabulary<br />

crackling knisternd<br />

line Verbindung<br />

amount Betrag/Anzahl<br />

to boil down to auf etwas hinauslaufen<br />

to make sense einleuchten<br />

con<strong>de</strong>scending herablassend<br />

penny Der „Groschen“<br />

to drop fallen<br />

CROSSWORD PUZZLE<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

Across:<br />

1. He works in the <strong>de</strong>partment of Research and ...<br />

2. Another word for Christmas song.<br />

3. One of the typical Christmas spices.<br />

4. A synonym for the word ”dawn” (Abenddämmerung) .<br />

5. The Japanese word for ”Cheers”.<br />

6. Something far away.<br />

7. A question that is diffi cult to answer may be called ...<br />

8. The opposite of ”luck”.<br />

9. Could you please throw your ... in the garbage can?<br />

10. A very trendy synonym for the verb ”to evaluate”.<br />

Down:<br />

Downwards: Happy Christmas and a ... New Year!<br />

ProFirma 12 2010<br />

> Do you see?<br />

> Get it/Got it?<br />

> Are you with me?<br />

> Right?<br />

> Got the picture/message?<br />

> Has the penny dropped?<br />

Die Autoren:<br />

Lucy Renner Jones und Anita Duncan<br />

Answers: Across: 1. <strong>de</strong>velopment, 2. carol,<br />

3. cinnamon, 4. dusk, 5. kampai, 6. remote, 7. tricky,<br />

8. misfortune, 9. rubbish, 10. assess.<br />

Solution downwards: prosperous


Rückschau & Termine<br />

Mehr als 10.000 Fachbesucher<br />

und 322 Aussteller: Die IT & Business<br />

in Stuttgart hat ihren festen<br />

Platz als Fachmesse für Software,<br />

Infrastruktur und IT-Services im<br />

Messekalen<strong>de</strong>r gefun<strong>de</strong>n. Mit<br />

einer klaren Fokussierung auf gewerbliche<br />

IT-Anwen<strong>de</strong>r habe die<br />

Veranstaltung ein scharfes Profi l,<br />

so Bitkom-Hauptgeschäftsführer<br />

Dr. Bernhard Rohle<strong>de</strong>r. „<strong>Als</strong> Herbstmesse<br />

im Sü<strong>de</strong>n Deutschlands ist<br />

die IT & Business konkurrenzlos“,<br />

sagte Rohle<strong>de</strong>r zum Abschluss<br />

<strong>de</strong>r dreitägigen Veranstaltung am<br />

28. Oktober.<br />

Company-Award<br />

BDU zeichnet Walter Knoll aus<br />

Der Bun<strong>de</strong>sverband Deutscher Unternehmensberater<br />

(BDU) hat in diesem<br />

Jahr <strong>de</strong>n BDU-Company-Award an die<br />

Walter Knoll AG & CO. KG mit Sitz in<br />

Herrenberg verliehen. Die Jury begrün<strong>de</strong>te<br />

ihre Entscheidung damit, dass die<br />

Unternehmensführung es mit großer<br />

Innovationsfreu<strong>de</strong> und strategischem<br />

Einfühlungsvermögen geschafft habe,<br />

internationalen Aushängeschild im<br />

Premiumsegment zu entwickeln. Seit<br />

mehreren Jahren wächst das Unternehmen<br />

kontinuierlich. Von Januar bis<br />

September 2010 erzielte das Unternehmen<br />

sogar <strong>de</strong>n besten Auftragseingang<br />

seiner Geschichte. Preisträger <strong>de</strong>s BDU-<br />

Manager-Awards wur<strong>de</strong> Peer M. Schatz,<br />

Leserbrief<br />

„Keine Kündigung<br />

wegen Arbeit während d<br />

<strong>de</strong>r Krankschreibung“ “<br />

Ausgabe 11/2010<br />

Darstellung<br />

missverständlich<br />

Mit Interesse lese ich Ihr Magazin, azin so<br />

auch die November-Ausgabe 2010.<br />

Da es mein Rechtsgebiet betrifft,<br />

habe ich auch <strong>de</strong>n Kurzhinweis zur<br />

Entscheidung <strong>de</strong>s LAG Mainz gelesen<br />

und möchte auf Folgen<strong>de</strong>s hinweisen:<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r verknappten Darstellung<br />

wird <strong>de</strong>r Eindruck vermittelt,<br />

dass grundsätzlich wegen Arbeit bei<br />

Krankschreibung nicht gekündigt wer<strong>de</strong>n<br />

könne. Dies ist so nicht richtig.<br />

Im vorliegen<strong>de</strong>n Falle, scheiterte die<br />

Kündigung letztlich nur daran, dass<br />

<strong>de</strong>r Arbeitnehmer nachträglich eine<br />

tatsächlich bestehen<strong>de</strong> Arbeitsunfähigkeit<br />

darlegen und beweisen konnte.<br />

Darüber hinaus verhielt es sich so,<br />

dass <strong>de</strong>r betroffene Arbeitnehmer an<br />

diesem Tag lediglich eine Stun<strong>de</strong> eine<br />

Tätigkeit ausgeübt hatte und dass <strong>de</strong>r<br />

als Zeuge gehörte Arzt, <strong>de</strong>r ausdrücklich<br />

Bewegung empfohlen hatte, im<br />

Rahmen seiner schriftlichen Äußerungen<br />

erklärte, <strong>de</strong>r Arbeitnehmer<br />

sei auch nicht teilweise arbeitsfähig<br />

gewesen. Gegen <strong>de</strong>n Arbeitnehmer<br />

verblieb es also lediglich bei <strong>de</strong>m<br />

Vorwurf, sich entgegen ärztlichem<br />

Rat nicht körperlich geschont zu haben.<br />

Unter Berücksichtigung <strong>de</strong>ssen<br />

gelangte man hier dann zum Ergebnis,<br />

ohne vorherige Abmahnung sei<br />

eine außeror<strong>de</strong>ntliche Kündigung<br />

nicht gerechtfertigt. Im Umkehrschluss<br />

ist aber hervorzuheben, dass<br />

bei schweren Pfl ichtverletzungen<br />

sehr wohl eine fristlose Kündigung<br />

gerechtfertigt sein kann.<br />

Jörg M. Schmierer,<br />

Stuttgart<br />

Fachanwalt für Arbeitsrecht, Mannheim<br />

Vorstandschef <strong>de</strong>s Biotechnologieun-<br />

Messe<br />

<strong>de</strong>n Möbelhersteller wie<strong>de</strong>r zu einem ternehmens Qiagen AG.<br />

Fotos:<br />

80 ProFirma 12 2010


Vorschau 01/02.2011 Die nächste Ausgabe erscheint am 29. Dezember 2010<br />

Titelthema: Lotse im Steuerdschungel<br />

Trotz allen gegenteiligen Versprechen <strong>de</strong>r Politik wird das Steuerrecht immer<br />

komplizierter. Unternehmer müssen sich daher auf ihren Steuerberater verlassen<br />

können. Unsere Titelgeschichte zeigt, was Firmenchefs von <strong>de</strong>n Steuerexperten<br />

erwarten und wie sie im Streitfall ihre Rechte sichern können. Dazu gibt es einen<br />

Überlick über alle wichtigen Än<strong>de</strong>rungen, die <strong>de</strong>r Gesetzgeber für das kommen<strong>de</strong><br />

Jahr beschlossen hat.<br />

IMPRESSUM<br />

Redaktion:<br />

Dieter Römer (Chefredakteur)<br />

E-Mail: Dieter.Roemer@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Paul Lauer (Redakteur)<br />

E-Mail: Paul.Lauer@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Christoph Lorenz (Redakteur)<br />

E-Mail: Christoph.Lorenz@profi rma.<strong>de</strong><br />

Hans-Walter Neunzig (Redakteur)<br />

E-Mail: Hans-Walter.Neunzig@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Gabi Reuys (Assistentin)<br />

E-Mail: Gabi.Reuys@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Telefon 07 61/89 83 031, Fax 07 61/89 83 112<br />

Hausadresse <strong>de</strong>r Redaktion:<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />

Munzingerstr. 9, 79111 Freiburg<br />

Autoren dieser Ausgabe:<br />

M. Bahnerth, Prof. M. Beck, J. Christ, T. Cole, A.<br />

Duncan, U. Felger, St. Gneiting, C. Günzel, A.<br />

Heintze, S. Hölper, M. Hofmann, G. Küsel, Prof. M.<br />

Michael, A. Munk, L. Renner Jones, H. Schindler, O.<br />

Weiss, L. Volkelt, B. Weller, I. Winter<br />

Grafi k: Hanjo Tews<br />

ProFirma 12 2010<br />

Anzeigen-Verkauf:<br />

Bernd Junker (Anzeigenleitung)<br />

Telefon 09 31/27 91 556<br />

Oliver Cekys (Senior Key Account Manager)<br />

Telefon 09 31/27 91 731<br />

Thomas Horejsi (Senior Key Account Manager)<br />

Telefon 09 31/27 91 451<br />

Michaela Dotzler (Disposition)<br />

Tel. 09 31/27 91 559, Fax 09 31/27 91 477<br />

E-Mail: Anzeigen@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Verbreitete Aufl age,<br />

3. Quartal 2010: 83.630<br />

Verkaufte Aufl age: 62.991<br />

IVW-geprüft. ISSN 1435-6082<br />

Abonnentenservice:<br />

<strong>Haufe</strong> Service Center GmbH, Postfach,<br />

79091 Freiburg<br />

Telefon 01 80/50 50 169*, Fax 01 80/50 50 441*<br />

E-Mail: Zeitschriften@<strong>Haufe</strong>.<strong>de</strong><br />

* 0,14 €/Min. aus <strong>de</strong>m dt. Festnetz, max. 0,42 €/Min. mobil.<br />

Ein Service von dtms.<br />

Weitere Themen:<br />

PORTRÄT<br />

Mutige Werft-Chefi n<br />

Vor zehn Jahren rettete Elke Ruchatz die<br />

O<strong>de</strong>rwerft Eisenhüttenstadt aus <strong>de</strong>r Insolvenz.<br />

Heute baut sie mit 40 Mitarbeitern<br />

Schiffe für Elbe, Neckar und O<strong>de</strong>r.<br />

BÜRGSCHAFTSBANKEN<br />

Retter in <strong>de</strong>r Not<br />

Staatliche Bürgschaften waren in <strong>de</strong>r<br />

Krise gefragt wie nie. Aber auch in Zukunft<br />

bleiben die Bürgschaftsbanken eine<br />

wichtige Stütze kleiner Unternehmen.<br />

PREISVERGLEICHSPORTALE<br />

Teure Umsatzbringer<br />

Preissuchmaschinen sind die virtuellen Verkäufer<br />

<strong>de</strong>r Online-Shops. Allein in Deutschland<br />

gibt es mehr als 1.000 Dienste – mit<br />

sehr unterschiedlichen Mo<strong>de</strong>llen.<br />

Verlag: <strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />

Verlagsleitung: Reiner Straub<br />

Munzinger Straße 9, D-79111 Freiburg<br />

www.<strong>Haufe</strong>.<strong>de</strong><br />

Druck: Druckerei Echter, Würzburg<br />

Vertrieb im Han<strong>de</strong>l:<br />

SPECIAL INTEREST<br />

Zeitschriften Distribution & Marketing GmbH<br />

Nor<strong>de</strong>ndstraße 2; 64546 Mörfel<strong>de</strong>n-Walldorf<br />

Der jährliche Bezugspreis beträgt für ProFirma im Inland: 64 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 79 Euro inkl. Versand. Das Kombi-Jahresabo ProFirma<br />

Professional kostet im Inland 237,60 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 252,60 Euro inkl. Versand. Bezieher <strong>de</strong>r Produkte aus <strong>de</strong>r „Lexware professional<br />

line“ (9018, 9182, 9183, 9170, 9171, 9172, 9173, 9174, 8804, 9094) erhalten ProFirma im Rahmen ihres Abonnements. Für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Selbständigen<br />

(BDS) ist <strong>de</strong>r Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

81


Schluss mit lustig<br />

„Ach, Frau Liun“, sagte H2O zu seiner Assistentin, „ich glaube,<br />

ich komme wie<strong>de</strong>r auf die Siegerstraße.“ „Chef waren Verlierer?“<br />

„Ich war angeschlagen, Frau Liun, bloß angeschlagen,<br />

ging ein bisschen auf die Bretter. Aber verdammt noch mal,<br />

ich steh‘ grad wie<strong>de</strong>r auf und bin besser als zuvor.“ „Chef, mich<br />

verwirren. Bretter?“ „Das Leben ist ein Boxring, Frau Liun, und<br />

du kämpfst da, Run<strong>de</strong> für Run<strong>de</strong>, und manchmal teilst du aus<br />

und bist obenauf, und manchmal steckst du ein und gehst zu<br />

Bo<strong>de</strong>n. Auf die Bretter eben.“ „Warum Chef gegangen sein<br />

zu Bo<strong>de</strong>n?“ „Frauen, Frau Liun, Frauen. Meine Ex. Sie hat nen<br />

Neuen.“ „Ah, Chef sein gekränkt in Ego. Deswegen gegangen<br />

auf Bretter. Sollten sein Mann genug,<br />

um zu bleiben stehen nach solche<br />

Sache. Müssen sein souverän<br />

wie Samurai, haben inneres Stärke<br />

und Entschlossenheit und Kontrolle<br />

über Gefühl.“ „Ja, Frau Liun, in<br />

<strong>de</strong>r Tat, ich hab‘ schon das Gefühl,<br />

dass da ein kleiner Hirschmüller-<br />

Samurai in mir schlummert. Sie<br />

wissen schon. Minimaler Krafteinsatz,<br />

maximale Wirkung und so.“<br />

„So, da sind wir“, sagte H2O, zog<br />

<strong>de</strong>n Zündschlüssel und öffnete<br />

die Tür seines Merce<strong>de</strong>s 230 Cabriolet<br />

mit H-Nummer. „Hier sein<br />

Rin<strong>de</strong>rmesse?“, fragte Frau Liun.“<br />

„Da hinten in <strong>de</strong>r Halle.“ „Chef,<br />

ich tragen hohes Schuhe, gekostet kleines Vermögen. Nicht<br />

sein gut für Rin<strong>de</strong>rmesse, und Bo<strong>de</strong>n sein matschig hier. Haben<br />

Stiefel von Gummi in Kofferraum. Ich die nehmen.“ „Auf<br />

keinen Fall, Frau Liun, wir treffen hier einen Staatssekretär<br />

<strong>de</strong>s Landwirtschaftsministeriums und <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

Deutschen Rin<strong>de</strong>rzüchterverban<strong>de</strong>s. Da ist es nie schlecht,<br />

wenn eine Lady ein wenig für ein, äh, angenehmes Ambiente<br />

sorgt. „Chef <strong>de</strong>nken, wenn Leute sehen meine Schuhe, wir<br />

kriegen bessere Lobby für Wagyu-Rind und Subvention? Chef<br />

wissen, dass Lobbyismus ist Metho<strong>de</strong> von Einwirkung auf<br />

Entscheidungsträger und Entscheidungsprozesse durch Information<br />

in Rahmen von Strategie.“ „Genau. Und Ihre Schuhe<br />

sind doch eine gute Information und <strong>de</strong>r Anfang einer guten<br />

Strategie.“<br />

H 2O<br />

... kränkt seine Assistentin<br />

von Michael Bahnerth<br />

Unternehmer Henning Hirschmüller-Oberst, H2O genannt, kommt wie<strong>de</strong>r auf die Beine<br />

und trägt seine Marketing-Fachfrau schließlich auf Hän<strong>de</strong>n.<br />

„Chef, ich verstehen, dass Männer wollen sein oben in Boxring,<br />

hauen erfolgreich und wollen haben Frau als Preis auch.<br />

Aber ich sein studiertes Frau, stehen auf eigenes Füße, nicht<br />

auf High Heel.“ „Was soll das heißen, Frau Liun?“ „Ich nicht<br />

sein Nutte von Firma, Chef.“<br />

„Frau Liun, bitte, entspannen Sie sich. Was ist <strong>de</strong>nn falsch dabei,<br />

wenn Sie ein wenig sexy rüberkommen? Auch das Auge<br />

macht Business ...“ „Chef, mich wollen hochnehmen?“ „Frau<br />

Liun, ein Samurai macht keine Scherze. War ein Scherz, Entschuldigung.<br />

<strong>Als</strong>o, Frau Liun, Sie sind eine schöne Frau, Ihre<br />

Augen sind wie ein Sonnenuntergang über <strong>de</strong>m Fujiyama,<br />

Ihre Haut ist glatt wie die eines Delphins,<br />

Ihre Lippen verführerisch wie<br />

das Fleisch eines Kugelfi schs, und<br />

Ihre Beine sind <strong>de</strong>r Hammer. Ich<br />

spreche von <strong>de</strong>n Waffen einer Frau,<br />

Frau Liun, und <strong>de</strong>m Einfl uss Ihrer<br />

fernöstlichen Schönheit auf <strong>de</strong>n<br />

Lauf <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Lobbyismus.“<br />

„Chef können sagen, was wollen. Ich<br />

nicht ruinieren 200-Euro-Schuhe.<br />

Für nichts auf Welt. Ich sein Frau.<br />

Wenn Chef wollen, ich sein Teil von<br />

Lobbystrategie, dann Chef mich tragen<br />

in Halle.“<br />

Sie fühlte sich gut an, fand er, weich<br />

und hart zugleich, aber auf <strong>de</strong>r Hälfte<br />

<strong>de</strong>s Weges wur<strong>de</strong> sie schwer, und<br />

er fi ng an zu schwitzen. „Chef nicht sein wirklich fi t, o<strong>de</strong>r?“<br />

„Geschafft“, keuchte H2O und entließ Frau Liun auf <strong>de</strong>n Bretterbo<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Halle. Es war stickig, die Rin<strong>de</strong>r muhten, und<br />

H2O überlegte, ob er einen Betablocker einwerfen sollte.<br />

„Ah, da ist ja <strong>de</strong>r Herr Hirschmüller“, hörte er die Stimme <strong>de</strong>s<br />

Rin<strong>de</strong>rzüchterverbands-Präsi<strong>de</strong>nten, „und erst noch in Begleitung.<br />

Harte Anreise gehabt, Herr Hirschmüller?“ H2O blickte<br />

keuchend in das fl eischige Gesicht <strong>de</strong>s Präsi<strong>de</strong>nten: „Das sieht<br />

nur so aus, machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe Frau Liun<br />

hier einen kleinen Gefallen getan. Sie machte sich Sorgen um<br />

ihre Schuhe.“<br />

DIE NÄCHSTE FOLGE:<br />

H2O und Frau Liun betreiben aktiv Lobbyarbeit.<br />

82 ProFirma 12 2010<br />

Folge 30<br />

Illustration: Reinhold Harwath


Anzeige<br />

Rund um die Uhr geöffnet:<br />

ERP-Messe für Einsteiger und<br />

Professionals<br />

Unternehmen auf <strong>de</strong>r Suche nach passen<strong>de</strong>r ERP-Software<br />

o<strong>de</strong>r -Softwareanbietern können auf <strong>de</strong>r Online-Messe erp-expo.<strong>de</strong><br />

schnell und bequem recherchieren und Produkte vergleichen.<br />

Unter <strong>de</strong>m Motto „Messe to Go“ präsentiert<br />

erp-expo.<strong>de</strong>, die Online-Messe für<br />

Enterprise-Resource-Planning, rund um<br />

die Uhr kostenlos Softwareanbieter, Produktinfos<br />

und Fachwissen. Zeitrauben<strong>de</strong><br />

Messe besuche und aufwändiges recherchieren<br />

nach Anbietern, Marktstudien<br />

und Know-how sind passe. Einfach im Internet<br />

unter www.erp-expo.<strong>de</strong> einloggen:<br />

Schnell und übersichtlich bietet die<br />

„Messe zum Mitnehmen“ per Mausklick<br />

relevante Software- o<strong>de</strong>r Produktinformationen,<br />

<strong>de</strong>n richtigen Gesprächspartner<br />

und vieles mehr. Und während<br />

traditionelle Messen an feste Veranstaltungstermine<br />

und Öffnungszeiten gebun<strong>de</strong>n<br />

sind, ist die virtuelle Messe 24<br />

Stun<strong>de</strong>n 7 Tage die Woche kostenlos für<br />

Fachbesucher geöffnet.<br />

Virtuelle Messehallen<br />

Einen ersten Überblick bietet die Clusterung<br />

in die virtuellen Messehallen:<br />

● ERP,<br />

● Add-on,<br />

● Mittelstand,<br />

● Branchenlösungen.<br />

Software- und Produktübersichten, White<br />

Papers, Case Studies etc. fi n<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Besucher<br />

an <strong>de</strong>n Messestän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Aussteller.<br />

Für persönliche Kontakte und <strong>de</strong>taillierte<br />

Anfragen steht eine Kontaktbox zur Verfügung.<br />

Während <strong>de</strong>s Messebesuchs unterstützt<br />

ein Navigator die Fachbesucher<br />

beim Fin<strong>de</strong>n geeigneter Partner. Gezielt<br />

kann nach Produktgruppen, Funktionsbausteinen<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Branchenausrichtung<br />

selektiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Exklusiv für Leser<br />

<strong>de</strong>r ProFirma!<br />

Die ersten 100 neuen<br />

Besucher <strong>de</strong>r erp-expo.<strong>de</strong><br />

erhalten als persönlichesBegrüßungsgeschenk<br />

einen<br />

exklusiven USB-<br />

Kugelschreiber.<br />

LESERAKTION<br />

Einfach unter<br />

www.erp-expo.<strong>de</strong>/vip<br />

an-mel<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Gutschein-Co<strong>de</strong><br />

im-VIP eingeben und auf <strong>de</strong>r<br />

Online-Messe umsehen.<br />

Der Kugelschreiber mit integriertem<br />

USB-Stick (2 GB) geht<br />

Ihnen automatisch per Post zu.<br />

Beson<strong>de</strong>ren Mehrwert bieten die redaktionellen<br />

Inhalte. Eine Fachredaktion<br />

informiert über aktuelle Marktentwicklungen,<br />

liefert Entschei<strong>de</strong>r- und Basiswissen<br />

sowie Specials zu Trendthemen.<br />

Bereits seit 5 Jahren bewährt sich das<br />

Konzept <strong>de</strong>r ERP-Messe im Internet. Über<br />

20.000 Fachbesucher konnte die Online-<br />

Messe seit ihrem Start verzeichnen. Die<br />

ständig steigen<strong>de</strong>n Besucherzahlen belegen,<br />

dass sich Unternehmen zu anste-<br />

hen<strong>de</strong>n Investitionen online informieren<br />

um über die aktuellen Marktentwicklungen<br />

und Angebote im ERP-Markt auf<br />

<strong>de</strong>m Laufen<strong>de</strong>n zu sein.<br />

Kombination aus Software und<br />

Fachwissen<br />

Betreiber und Veranstalter <strong>de</strong>r erp-expo.<strong>de</strong><br />

ist die <strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG,<br />

Nie<strong>de</strong>rlassung Würzburg. „Dem Fachbesucher<br />

neben <strong>de</strong>r virtuellen Ausstellung<br />

nutzwertige Information zur Verfügung<br />

zu stellen – betreut von einer Fachredaktion<br />

– dieses Konzept ist im Bereich<br />

Business-Software Premium-Klasse. Wir<br />

kombinieren langjährige Erfahrung in<br />

<strong>de</strong>n Märkten mit <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r virtuellen<br />

Messen.“ informiert Silke Brühl,<br />

verantwortlich für die Online-Messen <strong>de</strong>r<br />

<strong>Haufe</strong> Mediengruppe.<br />

Mit acquisa-crm-expo.<strong>de</strong> startete im<br />

März 2002 die erste Online-Messen <strong>de</strong>r<br />

Mediengruppe. Über 31.000 Besucher<br />

konnte die Messeplattform für Customer<br />

Relationship Management (CRM)<br />

bis heute verzeichnen. Mitte 2002 folgte<br />

eLearning-expo.<strong>de</strong>. Zum Thema Enterprise<br />

Resource Planning (ERP) wur<strong>de</strong><br />

2005 die erp-expo.<strong>de</strong> eröffnet.<br />

www.erp-expo.<strong>de</strong><br />

,<br />

Sie möchten Aussteller wer<strong>de</strong>n?<br />

Ausführliche Informationen fi n<strong>de</strong>n Sie unter<br />

www.erp-expo.<strong>de</strong>/onlinewerbung<br />

O<strong>de</strong>r for<strong>de</strong>rn Sie unsere Messe-Infos an unter<br />

onlinewerbung@haufe.<strong>de</strong>


FÜR ALLE, DIE GERNE NEUE WEGE GEHEN.<br />

DER BMW 7er MIT xDRIVE.<br />

Schnee, Matsch, Laub o<strong>de</strong>r Regennässe – <strong>de</strong>r neue BMW 740d xDrive bewegt sich souverän auf je<strong>de</strong>m Untergrund.<br />

Das intelligente Allradsystem BMW xDrive ermöglicht Ihnen Kontrolle und Fahrdynamik in nahezu je<strong>de</strong>r Situation.<br />

Die neue 8-Gang Automatic schaltet zusätzlich beson<strong>de</strong>rs weich und verkleinert so <strong>de</strong>n Drehzahlsprung merklich.<br />

Die Folge: ein konstantes Leistungsniveau <strong>de</strong>s Motors, auf <strong>de</strong>m Kraft und Effizienz optimal ausgespielt wer<strong>de</strong>n. Und<br />

weil Effizienz und Sportlichkeit nicht nur im Automobilbau eine wichtige Rolle spielen, unterstützen wir die Bewerbung<br />

Münchens für die Winterspiele 2018. Mehr bei Ihrem BMW Partner o<strong>de</strong>r unter www.bmw.<strong>de</strong>/7er<br />

INTELLIGENT WEITERKOMMEN.<br />

DER BMW 7er MIT xDRIVE.<br />

740d xDrive<br />

7,0 l/100 km 225 kW (306 PS)<br />

BMW 7er<br />

www.bmw.<strong>de</strong>/7er<br />

Kraftstoffverbrauch innerorts: 8,8 l/100 km, außerorts: 5,9 l/100 km, kombiniert: 7,0 l/100 km, CO 2-Emission kombiniert: 183 g/km.<br />

<strong>Als</strong> Basis für die Verbrauchsermittlung gilt <strong>de</strong>r ECE-Fahrzyklus. Abbildung ähnlich. Abbildung zeigt Son<strong>de</strong>rausstattungen.<br />

Freu<strong>de</strong> am Fahren

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!