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STEUERUNGEN UND REGELUNGEN<br />
I INTERVIEW<br />
optimieren. Somit nehmen wir unseren<br />
Kunden einiges an Entwicklungsarbeit ab<br />
– oder können mit dem Kunden Hand in<br />
Hand Systeme entwickeln, die man nicht<br />
erst im Feld erprobt, sondern bereits im<br />
Labor testen kann.<br />
Außerdem werden wir mit dem neuen<br />
Werk noch schneller in der Prototypfertigung.<br />
Dazu haben wir einen abgetrennten<br />
Bereich für die mechanische<br />
Bearbeitung von Aluminium- und Graugussblöcken.<br />
Auch das Honen wird im<br />
Werk stattfinden. Sehr viele Produkte, die<br />
zurzeit noch in Amerika gefertigt werden,<br />
können wir dann auch in England produzieren.<br />
Das ist sehr wichtig für uns in<br />
Zeiten in denen der Euro gegenüber dem<br />
Dollar immer weiter an Wert verliert.<br />
Solche Verschiebungen können wir mit<br />
dem neuen Werk gut kompensieren.<br />
Die Zusammenarbeit mit dem Kunden ist<br />
ein gutes Stichwort. Immer öfter hört<br />
man, es reicht nicht mehr „nur“<br />
Komponentenlieferant zu sein; der Trend<br />
geht zu Komplettlösungen. Gibt es diese<br />
Entwicklung auch bei Hydraforce?<br />
Bissbort: Das ist definitiv ein Thema,<br />
dem wir uns stellen müssen – und<br />
dem wir uns auch schon gestellt<br />
haben. Hydraforce war in der Vergangenheit<br />
bekannt als Komponentenlieferant<br />
– als der Cartridge-Einschraubventil-Hersteller,<br />
der Komponenten<br />
an Kunden liefert, die<br />
ihrerseits daraus Steuerblöcke oder<br />
Systemlösungen fertigen. Mittlerweile<br />
machen wir den Großteil unseres Umsatzes<br />
mit kundenspezifisch konfektionierten<br />
Steuer blöcken. Wir arbeiten sehr stark<br />
daran weitere Mehrwerte zu generieren,<br />
zum Beispiel durch Integration der Elektronik<br />
in den Steuerblock, um auf diese<br />
Weise verteilte Systeme aufzubauen oder<br />
komplette Systemlösungen zu liefern. Das<br />
kann eine komplette Getriebesteuerung<br />
oder ein kleines Subsystem sein. Daher ist<br />
das Applikationslabor sehr wichtig, damit<br />
man diese Lösungen vorab testen kann.<br />
So können wir erprobte Subsysteme anbieten<br />
oder gemeinsam mit dem Kunden<br />
entwickeln. Für uns ist es extrem wichtig,<br />
dass wir gemeinsam mit dem Kunden für<br />
den Kunden entwickeln und so schon auf<br />
einer frühen Entwicklungsebene kooperieren.<br />
So können wir Produkte vermeiden,<br />
die am Markt vorbei entwickelt wurden.<br />
Sie sagten, sie wachsen stark in Europa.<br />
Ist das natürliches Wachstum oder<br />
Verdrängung?<br />
Reinhardt: Wir verdrängen im Moment in<br />
Europa, das muss man ganz klar sagen.<br />
Der Markt in Europa stagniert und wir<br />
wachsen trotzdem. Das ist nur möglich,<br />
Zu den Personen<br />
Sascha Reinhardt (rechts) ist nach<br />
eigener Aussage eher zufällig zur<br />
Hydraulik gekommen. Vor über<br />
zwanzig Jahren startete er seine<br />
Karriere zunächst im Anlagen- und<br />
Aggregatebau bei einem tschechischen<br />
Unternehmen bevor er in den Export<br />
und Vertrieb gewechselt ist. Seit<br />
2010 ist er bei Hydraforce.<br />
Markus Bissbort ist ein klassischer<br />
Quereinsteiger. Er studierte ursprüng -<br />
lich Elektrotechnik und kam über<br />
seine Diplomarbeit bei John Deere zur<br />
Hydraulik. Durch die Analogien<br />
zwischen Elektronik und Hydraulik ist<br />
ihm der Schritt in die Hydraulik aber<br />
laut eigenen Angaben leicht gefallen.<br />
Herr Bissbort arbeitet seit 2011 für<br />
Hydraforce.<br />
weil wir komplette Systeme anbieten.<br />
Immer mehr Kunden erwarten, dass sie<br />
eine Komplettlösung aus einer Hand erhalten.<br />
Die Verantwortung liegt also beim<br />
Lieferanten und nicht mehr beim Kunden.<br />
Wer nicht in der Lage ist, diesem Trend zu<br />
folgen, wird zwangsläufig am Markt an<br />
Bedeutung verlieren. Das ist eine ähnliche<br />
Entwicklung wie es sie vor einigen Jahren<br />
in der Automobilindustrie gab. Die Landmaschinen<br />
marschieren da momentan<br />
voran, aber die Baumaschinen werden mit<br />
Sicherheit folgen.<br />
Wenn man Systeme anbietet, muss man<br />
auch den Bereich Software abdecken.<br />
Haben Sie eine eigene Softwareabteilung<br />
oder liegt diese Verantwortung noch beim<br />
Kunden?<br />
Reinhardt: Wir haben eigene Softwareentwickler,<br />
aber bei vielen Herstellern ist die<br />
Software strategisch im Haus angesiedelt.<br />
Auf der anderen Seite gibt es aber auch<br />
Themen, da will der Hersteller explizit<br />
nichts mit zu tun haben, meistens sicherheitsrelevante<br />
Funktionen. Da erwartet<br />
der Kunde, dass das gesamte System vom<br />
Lieferanten kommt. Wir sind in der Lage<br />
auch diesem Trend zu folgen.<br />
Bissbort: Wir haben zudem eine eigene<br />
Elektronikentwicklung. Wir entwickeln<br />
eigene Mobilsteuerungen mit einer Entwicklungsgruppe<br />
und haben sowohl in<br />
den USA als auch in Europa Entwickler, die<br />
damit beschäftigt sind, kundenspezifische<br />
Software zu entwickeln – für kundenspezifische<br />
Systeme oder auch Software für<br />
Bedieninterfaces oder Kalibrierschnittstellen,<br />
um Systeme an Kundenapplikationen<br />
anzupassen. Das ist ein ganz wichtiges<br />
Thema für uns, genauso wie Flexibilität.<br />
Wir versuchen möglichst schnell mit Lösungen<br />
am Markt zu sein, aber trotzdem<br />
flexibel auf Kundenanforderungen zu reagieren<br />
und so einen Mehrwert zu bieten.<br />
Welche Faktoren sind für Hydraforce bei<br />
einer Neuentwicklung entscheidend?<br />
Bissbort: Die Innovationskraft. Es gibt<br />
sehr viele Anbieter, die ähnliche Produkte<br />
anbieten wie Hydraforce. Es gibt zudem<br />
viele Marktbegleiter, die Produkte von<br />
verschiedenen Anbietern zusammenkaufen<br />
und daraus eine Lösung entwickeln.<br />
Wenn man nicht innovativ ist und keine<br />
Wege findet, ein System schneller, effizienter<br />
und günstiger zu machen,<br />
dann stagniert man. Eine unserer<br />
Antworten hierzu sind sogenannte<br />
Multifunktionsventile, welche mehrere<br />
Ventilfunktionen in einer Ventilpatrone<br />
vereinen und somit zur Bauraum-<br />
und Kostenoptimierung beitragen.<br />
Wir müssen also an vielen<br />
Dingen gleichzeitig arbeiten, um diese<br />
Anforderungen zu erfüllen.<br />
Reinhardt: Wir stellen fest, dass der Preisund<br />
Kostendruck bei unseren Kunden so<br />
groß ist, dass man es sich nicht mehr leisten<br />
kann, drei bis vier Loops zu drehen,<br />
um eine Problemstellung zu lösen – der<br />
erste Schuss muss sitzen. Um das zu erreichen,<br />
setzen wir verschiedene Werkzeuge<br />
ein – meist Software. Wenn wir ein System<br />
aufbauen, nutzen wir ein hauseigenes<br />
Tool namens iDesign. Der Schaltplan, der<br />
daraus generiert wird, kann in die Software<br />
Automation Studio exportiert werden,<br />
mit der man die Schaltung simulieren<br />
kann. Wir setzen alle verfügbaren Werkzeuge<br />
ein, um die Entwicklung möglichst<br />
gerad linig zu Ende zu führen. Trial and<br />
Error will niemand mehr. Das ist auf dem<br />
Markt nicht mehr durchzusetzen und dort<br />
trennt sich die Spreu vom Weizen. Man<br />
muss eine Lösung finden, die bereits mit<br />
dem ersten Prototyp mehr oder weniger<br />
passt. Wer in der Entwicklung schnell und<br />
grad linig zum Ziel kommt, der ist am Ende<br />
erfolgreich am Markt.<br />
Herr Bissbort, Herr Reinhardt,<br />
vielen Dank für das Gespräch.<br />
www.hydraforce.com<br />
20 <strong>Mobile</strong> <strong>Maschinen</strong> 1/<strong>2016</strong>