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Mobile Maschinen 1/2016

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STEUERUNGEN UND REGELUNGEN<br />

I INTERVIEW<br />

optimieren. Somit nehmen wir unseren<br />

Kunden einiges an Entwicklungsarbeit ab<br />

– oder können mit dem Kunden Hand in<br />

Hand Systeme entwickeln, die man nicht<br />

erst im Feld erprobt, sondern bereits im<br />

Labor testen kann.<br />

Außerdem werden wir mit dem neuen<br />

Werk noch schneller in der Prototypfertigung.<br />

Dazu haben wir einen abgetrennten<br />

Bereich für die mechanische<br />

Bearbeitung von Aluminium- und Graugussblöcken.<br />

Auch das Honen wird im<br />

Werk stattfinden. Sehr viele Produkte, die<br />

zurzeit noch in Amerika gefertigt werden,<br />

können wir dann auch in England produzieren.<br />

Das ist sehr wichtig für uns in<br />

Zeiten in denen der Euro gegenüber dem<br />

Dollar immer weiter an Wert verliert.<br />

Solche Verschiebungen können wir mit<br />

dem neuen Werk gut kompensieren.<br />

Die Zusammenarbeit mit dem Kunden ist<br />

ein gutes Stichwort. Immer öfter hört<br />

man, es reicht nicht mehr „nur“<br />

Komponentenlieferant zu sein; der Trend<br />

geht zu Komplettlösungen. Gibt es diese<br />

Entwicklung auch bei Hydraforce?<br />

Bissbort: Das ist definitiv ein Thema,<br />

dem wir uns stellen müssen – und<br />

dem wir uns auch schon gestellt<br />

haben. Hydraforce war in der Vergangenheit<br />

bekannt als Komponentenlieferant<br />

– als der Cartridge-Einschraubventil-Hersteller,<br />

der Komponenten<br />

an Kunden liefert, die<br />

ihrerseits daraus Steuerblöcke oder<br />

Systemlösungen fertigen. Mittlerweile<br />

machen wir den Großteil unseres Umsatzes<br />

mit kundenspezifisch konfektionierten<br />

Steuer blöcken. Wir arbeiten sehr stark<br />

daran weitere Mehrwerte zu generieren,<br />

zum Beispiel durch Integration der Elektronik<br />

in den Steuerblock, um auf diese<br />

Weise verteilte Systeme aufzubauen oder<br />

komplette Systemlösungen zu liefern. Das<br />

kann eine komplette Getriebesteuerung<br />

oder ein kleines Subsystem sein. Daher ist<br />

das Applikationslabor sehr wichtig, damit<br />

man diese Lösungen vorab testen kann.<br />

So können wir erprobte Subsysteme anbieten<br />

oder gemeinsam mit dem Kunden<br />

entwickeln. Für uns ist es extrem wichtig,<br />

dass wir gemeinsam mit dem Kunden für<br />

den Kunden entwickeln und so schon auf<br />

einer frühen Entwicklungsebene kooperieren.<br />

So können wir Produkte vermeiden,<br />

die am Markt vorbei entwickelt wurden.<br />

Sie sagten, sie wachsen stark in Europa.<br />

Ist das natürliches Wachstum oder<br />

Verdrängung?<br />

Reinhardt: Wir verdrängen im Moment in<br />

Europa, das muss man ganz klar sagen.<br />

Der Markt in Europa stagniert und wir<br />

wachsen trotzdem. Das ist nur möglich,<br />

Zu den Personen<br />

Sascha Reinhardt (rechts) ist nach<br />

eigener Aussage eher zufällig zur<br />

Hydraulik gekommen. Vor über<br />

zwanzig Jahren startete er seine<br />

Karriere zunächst im Anlagen- und<br />

Aggregatebau bei einem tschechischen<br />

Unternehmen bevor er in den Export<br />

und Vertrieb gewechselt ist. Seit<br />

2010 ist er bei Hydraforce.<br />

Markus Bissbort ist ein klassischer<br />

Quereinsteiger. Er studierte ursprüng -<br />

lich Elektrotechnik und kam über<br />

seine Diplomarbeit bei John Deere zur<br />

Hydraulik. Durch die Analogien<br />

zwischen Elektronik und Hydraulik ist<br />

ihm der Schritt in die Hydraulik aber<br />

laut eigenen Angaben leicht gefallen.<br />

Herr Bissbort arbeitet seit 2011 für<br />

Hydraforce.<br />

weil wir komplette Systeme anbieten.<br />

Immer mehr Kunden erwarten, dass sie<br />

eine Komplettlösung aus einer Hand erhalten.<br />

Die Verantwortung liegt also beim<br />

Lieferanten und nicht mehr beim Kunden.<br />

Wer nicht in der Lage ist, diesem Trend zu<br />

folgen, wird zwangsläufig am Markt an<br />

Bedeutung verlieren. Das ist eine ähnliche<br />

Entwicklung wie es sie vor einigen Jahren<br />

in der Automobilindustrie gab. Die Landmaschinen<br />

marschieren da momentan<br />

voran, aber die Baumaschinen werden mit<br />

Sicherheit folgen.<br />

Wenn man Systeme anbietet, muss man<br />

auch den Bereich Software abdecken.<br />

Haben Sie eine eigene Softwareabteilung<br />

oder liegt diese Verantwortung noch beim<br />

Kunden?<br />

Reinhardt: Wir haben eigene Softwareentwickler,<br />

aber bei vielen Herstellern ist die<br />

Software strategisch im Haus angesiedelt.<br />

Auf der anderen Seite gibt es aber auch<br />

Themen, da will der Hersteller explizit<br />

nichts mit zu tun haben, meistens sicherheitsrelevante<br />

Funktionen. Da erwartet<br />

der Kunde, dass das gesamte System vom<br />

Lieferanten kommt. Wir sind in der Lage<br />

auch diesem Trend zu folgen.<br />

Bissbort: Wir haben zudem eine eigene<br />

Elektronikentwicklung. Wir entwickeln<br />

eigene Mobilsteuerungen mit einer Entwicklungsgruppe<br />

und haben sowohl in<br />

den USA als auch in Europa Entwickler, die<br />

damit beschäftigt sind, kundenspezifische<br />

Software zu entwickeln – für kundenspezifische<br />

Systeme oder auch Software für<br />

Bedieninterfaces oder Kalibrierschnittstellen,<br />

um Systeme an Kundenapplikationen<br />

anzupassen. Das ist ein ganz wichtiges<br />

Thema für uns, genauso wie Flexibilität.<br />

Wir versuchen möglichst schnell mit Lösungen<br />

am Markt zu sein, aber trotzdem<br />

flexibel auf Kundenanforderungen zu reagieren<br />

und so einen Mehrwert zu bieten.<br />

Welche Faktoren sind für Hydraforce bei<br />

einer Neuentwicklung entscheidend?<br />

Bissbort: Die Innovationskraft. Es gibt<br />

sehr viele Anbieter, die ähnliche Produkte<br />

anbieten wie Hydraforce. Es gibt zudem<br />

viele Marktbegleiter, die Produkte von<br />

verschiedenen Anbietern zusammenkaufen<br />

und daraus eine Lösung entwickeln.<br />

Wenn man nicht innovativ ist und keine<br />

Wege findet, ein System schneller, effizienter<br />

und günstiger zu machen,<br />

dann stagniert man. Eine unserer<br />

Antworten hierzu sind sogenannte<br />

Multifunktionsventile, welche mehrere<br />

Ventilfunktionen in einer Ventilpatrone<br />

vereinen und somit zur Bauraum-<br />

und Kostenoptimierung beitragen.<br />

Wir müssen also an vielen<br />

Dingen gleichzeitig arbeiten, um diese<br />

Anforderungen zu erfüllen.<br />

Reinhardt: Wir stellen fest, dass der Preisund<br />

Kostendruck bei unseren Kunden so<br />

groß ist, dass man es sich nicht mehr leisten<br />

kann, drei bis vier Loops zu drehen,<br />

um eine Problemstellung zu lösen – der<br />

erste Schuss muss sitzen. Um das zu erreichen,<br />

setzen wir verschiedene Werkzeuge<br />

ein – meist Software. Wenn wir ein System<br />

aufbauen, nutzen wir ein hauseigenes<br />

Tool namens iDesign. Der Schaltplan, der<br />

daraus generiert wird, kann in die Software<br />

Automation Studio exportiert werden,<br />

mit der man die Schaltung simulieren<br />

kann. Wir setzen alle verfügbaren Werkzeuge<br />

ein, um die Entwicklung möglichst<br />

gerad linig zu Ende zu führen. Trial and<br />

Error will niemand mehr. Das ist auf dem<br />

Markt nicht mehr durchzusetzen und dort<br />

trennt sich die Spreu vom Weizen. Man<br />

muss eine Lösung finden, die bereits mit<br />

dem ersten Prototyp mehr oder weniger<br />

passt. Wer in der Entwicklung schnell und<br />

grad linig zum Ziel kommt, der ist am Ende<br />

erfolgreich am Markt.<br />

Herr Bissbort, Herr Reinhardt,<br />

vielen Dank für das Gespräch.<br />

www.hydraforce.com<br />

20 <strong>Mobile</strong> <strong>Maschinen</strong> 1/<strong>2016</strong>

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