Schlaglichter der Wirtschaftspolitik - Initiative Kultur- und ...
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12 Monatsbericht 10-2009 BMWi<br />
Handwerksbetrieben. Hierzu liegt seit Neuestem eine<br />
breit angelegte Studie des ifh Göttingen vor, die zusammen<br />
mit <strong>der</strong> Universität Jena für den Freistaat<br />
Thüringen erstellt worden ist. 16<br />
In dieser Studie findet sich auch eine Prognose<br />
über Existenzgründungen, Übernahmen <strong>und</strong> Übergaben<br />
bis 2020. Basis dieser Prognose war eine Bestandsaufnahme<br />
<strong>der</strong> Unternehmensnachfolge im Thüringer<br />
Handwerk. Derzeit werden nur 20 Prozent <strong>der</strong> Betriebe<br />
übergeben, davon etwa die Hälfte innerhalb <strong>der</strong><br />
Familie. Der Rest <strong>der</strong> Unternehmen wird geschlossen.<br />
Der Strukturwandel im Handwerk geschieht damit zu<br />
einem großen Teil durch einen vom Generationswechsel<br />
unabhängigen ständigen Umschlag von aus<br />
dem Markt ausscheidenden <strong>und</strong> neu in den Markt<br />
eintretenden Betrieben. Die Fortführung eines Handwerksbetriebes<br />
über mehrere Generationen hinweg<br />
stellt eher die Ausnahme dar. Eine Übertragung dieser<br />
b<strong>und</strong>eslandspezifischen Zahlen auf Deutschland<br />
kann nicht vorgenommen werden, weil Handwerksstrukturen<br />
<strong>und</strong> -kulturen in den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />
auch in Regionen unterschiedlich verankert sind.<br />
Trotzdem sollten die Sachverhalte zum Nachdenken<br />
anregen.<br />
Fest steht jedoch, dass im Zuge des demografischen<br />
Wandels die Zahl <strong>der</strong> Existenzgründungen in<br />
den nächsten Jahren sinken wird. Dagegen dürfte die<br />
Zahl <strong>der</strong> Inhaber, die in den Ruhestand wechseln, etwa<br />
konstant bleiben. Daraus folgt, dass – wenn sonst alles<br />
gleich bleibt – etwa ab dem Jahr 2013 die Zahl <strong>der</strong><br />
Marktaustritte die Zahl <strong>der</strong> Markteintritte <strong>und</strong> damit<br />
auch die Zahl <strong>der</strong> Übergeber die Zahl <strong>der</strong> Übernehmer<br />
übersteigen wird. Dies muss jedoch nicht unbedingt<br />
ein Problem sein, da sich – abgesehen von möglichen<br />
Anpassungsmaßnahmen <strong>der</strong> bestehenden Betriebe –<br />
zusätzlich ein Übernahmepotenzial identifizieren<br />
lässt, wodurch rein rechnerisch ein Ausgleich zwischen<br />
<strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> zur Übergabe anstehenden Betriebe <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> für eine Übernahme infrage kommenden<br />
Existenzgrün<strong>der</strong> möglich ist. In den einzelnen<br />
deutschen Regionen o<strong>der</strong> auch in einzelnen Gewerken<br />
kann dies an<strong>der</strong>s aussehen.<br />
Die dargestellten Prognosen reichen nur bis zum<br />
Jahr 2020. Nach diesem Jahr dürften die Altersgruppen,<br />
die maßgeblich das Gründungsgeschehen 17 bestimmen,<br />
zurückgehen. Dies bringt entsprechende<br />
Auswirkungen auf die Zahl <strong>der</strong> Existenzgründungen<br />
mit sich. Daher dürfte es nach dem Jahr 2020 erheblich<br />
schwieriger werden, für alle übergabefähigen<br />
Handwerksbetriebe einen qualifizierten Nachfolger<br />
zu finden. Gelingt dies nicht, besteht die Gefahr, dass<br />
an sich wirtschaftlich starke Unternehmen allein aus<br />
Nachfolgermangel schließen müssen. Daraus könnten<br />
volkswirtschaftliche Verluste resultieren, sofern<br />
die Neugrün<strong>der</strong> nicht mindestens ebenso wettbewerbsfähig<br />
bzw. innovativ sind.<br />
Um einen reibungslosen Generationswechsel bei<br />
Handwerksbetrieben zu ermöglichen, hat die B<strong>und</strong>esregierung<br />
bei <strong>der</strong> Erbschaftssteuerreform Erleichterungen<br />
für den Mittelstand ermöglicht. Dort ist vorgesehen,<br />
nunmehr alle Vermögensarten zum Verkehrswert<br />
zu bewerten. Die Mehrbelastung durch die<br />
Höherbewertung wird durch höhere Freibeträge für<br />
engste Familienangehörige ausgeglichen. Unternehmensnachfolgen<br />
werden durch zwei modifizierte Abschmelzmodelle<br />
erleichtert. Demnach bleibt die Unternehmensübertragung<br />
steuerfrei, wenn <strong>der</strong> Betrieb<br />
nach Übernahme einen entsprechenden Zeitraum in<br />
wirtschaftlich vergleichbarem Umfang fortgeführt<br />
wird. Insbeson<strong>der</strong>e durch die hohen Freibeträge wird<br />
sichergestellt, dass die große Mehrzahl aller Übergaben<br />
im Handwerksbereich steuerfrei bleibt.<br />
Darüber hinaus sind Handlungsprojekte zu entwickeln,<br />
die qualifizierte Jugendliche für eine<br />
Selbständigkeit <strong>und</strong> die Übernahme eines bereits<br />
bestehenden Betriebes interessieren. Daneben sind<br />
die Altinhaber entsprechend zu sensibilisieren, damit<br />
diese frühzeitig ihre Nachfolge regeln.<br />
16 Vgl. Müller, K. u.a. (2009).<br />
17 Die Altergruppe mit den meisten Gründungen im Vollerwerb ist laut KfW-Gründungsmonitor 2008 die <strong>der</strong> 35–44-Jährigen mit einem Anteil<br />
von 30,8 Prozent.