Nr. 16 (IV-2016) - Osnabrücker Wissen
Nr. 16 (VI-2016) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
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HINTER DEN KULISSEN<br />
HINTER DEN KULISSEN<br />
Wer gibt grünes Licht in der City?<br />
Viele <strong>Osnabrücker</strong> Autofahrer kennen das: Nach einem stressigen Arbeitstag möchte man schnell<br />
nach Hause und die Füße hochlegen. Die Chancen dazu stehen gut, wenn man zur entsprechenden<br />
Zeit die „Grüne Welle“ auf dem Stadtwall erwischt. Wer entscheidet dabei über Rot, Gelb oder Grün?<br />
Wie wird die<br />
Ampelschaltung geregelt?<br />
Burghard Albers vom städtischen<br />
Fachdienst Verkehrsanlagen betritt<br />
morgens keine riesige Schaltzentrale<br />
mit unzähligen Rechnern. Es gibt<br />
keine Knöpfe oder Hebel, mit denen er<br />
die Ampeln auf Grün oder Rot stellen<br />
kann. Das wäre bei 205 Ampelanlagen<br />
im <strong>Osnabrücker</strong> Stadtgebiet<br />
auch wahrlich zu kompliziert. Vielmehr<br />
unterstützen ihn spezielle EDV-<br />
Programme bei der Arbeit. In einem<br />
Signalzeitenplan werden die Längen<br />
jeder Ampelphase festgelegt. Es entsteht<br />
ein mehrzeiliges Konstrukt, aus dem<br />
Burghard Albers bei der Arbeit<br />
ersichtlich ist, wie viele Sekunden jede<br />
Ampel einer Anlage rot bzw. grün ist.<br />
Vorher werden allerdings die Wege zu<br />
den Konfliktpunkten der verschiedenen<br />
Fahrtrichtungen gemessen. „Daraus<br />
ergibt sich für jeden Knotenpunkt<br />
eine Zwischenzeitenmatrix“, sagt<br />
Albers und erläutert: „In ihr ist die Zeit<br />
festgelegt, die zwischen dem Ende der<br />
Grünzeit des räumenden Verkehrsstromes<br />
und dem Beginn der Grünzeit<br />
eines einfahrenden Stromes bestehen<br />
muss, damit es nicht im schlimmsten<br />
Fall zu Kollisionen auf der Kreuzung<br />
kommt.“ Sind Signalzeitenplan und<br />
Zwischenzeitenmatrix für eine Ampelanlage<br />
erstellt und durch Computer-<br />
programm und mehrere Gegenkontrollen<br />
freigegeben, gehen diese an<br />
die Versorgungskästen der jeweiligen<br />
Anlage. Monteure geben die Pläne in<br />
ein spezielles Computerprogramm<br />
auf dem Rechner des Kastens ein und<br />
schon wird der Straßenverkehr einwandfrei<br />
geregelt. Gibt es Störungen<br />
bei einer bestimmten Ampelanlage,<br />
kann Burghard Albers dies direkt auf<br />
seinem Bildschirm im Büro mitverfolgen.<br />
Schaltet eine Ampel<br />
immer gleich?<br />
Ist eine Ampelanlage im sogenannten Festzeitprogramm,<br />
gibt es vier verschiedene<br />
Signalpläne, die den Verkehr regeln.<br />
Bilder © Kristina Hoffmann // Grafiken © Burghard Albers // Foto Ampel / Gewerkschaftsgebäude © blendeneffekte.de, Oliver Schratz<br />
Signalplan 1 greift bei „normalem“<br />
Verkehr, also außerhalb der Stoßzeiten.<br />
Wenn morgens der Berufsverkehr<br />
vermehrt in die Stadt gerichtet ist, wird<br />
automatisch Signalplan 2 geschaltet.<br />
Signalplan 3 regelt dies in umgekehrter<br />
Weise - wenn Autofahrer zum Feierabend<br />
die Stadt wieder verlassen. Das vierte und<br />
letzte Programm ist für die Nachtzeiten<br />
bestimmt. Jede zweite Ampelanlage im<br />
Stadtgebiet von Osnabrück geht nachts<br />
jedoch aus. Darüber hinaus gibt es noch<br />
verkehrsabhängige Schaltungen. Diese<br />
reagieren beispielsweise auf Signale durch<br />
Induktionsschleifen oder Videokameras.<br />
So funktionieren auch die meisten Fußgängerampeln:<br />
Passanten machen sich<br />
durch den Druckknopf am Ampelmast<br />
bemerkbar, um kurz darauf Grün zu<br />
sehen.<br />
Woher kommt das Licht<br />
in der Ampel?<br />
In Lichtsignalanlagen befinden sich<br />
lediglich weiße Glühbirnen. Die Lichtgeber<br />
des markanten Rot-, Gelb- und<br />
Grüntons sind tatsächlich die Gläser. Hier<br />
werden aber keine einfachen Gläser oder<br />
Kunststoffscheiben verwendet, sondern<br />
Material, dass eine gute Lichtdurchlässigkeit<br />
gewährleistet. Neben den montierten<br />
Abschirmblenden wirkt das Glas ebenfalls<br />
gegen „Phantomlicht“, das durch starke<br />
Sonneneinstrahlung entsteht. Außerdem<br />
wird hinter der Glühbirne oft ein Spiegel<br />
angebracht, um die Lichtausbeute zu<br />
optimieren. Bei der neueren LED-Technik<br />
wiederum wird jede einzelne LED-Leuchte<br />
in ihrer jeweiligen Farbe dargestellt.<br />
Wo stand Osnabrücks<br />
erste Ampel?<br />
Auf der Kreuzung Neumarkt/ Große<br />
Straße/ Johannisstraße. Im Dezember<br />
1936 schmückte erstmals eine sogenannte<br />
Heuerampel den heutigen Neumarkt.<br />
Gleichzeitig mussten <strong>Osnabrücker</strong>innen<br />
und <strong>Osnabrücker</strong> von nun an mit ihren<br />
fahrbaren Untersätzen warten oder beim<br />
Spaziergang auch auf der Kreuzung<br />
Wittekindstraße/ Möserstraße innehalten,<br />
bis der Zeiger auf Grün stand und den Weg<br />
freigab. | Kristina Hoffmann<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
HEUERAMPELN<br />
Von 1930 bis in die 60er-Jahre<br />
wurden in Deutschland unter<br />
anderem auch Heuerampeln als<br />
Lichtsignalanlagen verwendet.<br />
Die würfelförmigen Ampeln hingen<br />
über der Mitte einer Straßenkreuzung<br />
an Drahtseilen. Rote<br />
und grüne Kreissegmente<br />
zierten eine Drehscheibe, in deren<br />
Mitte ein Zeiger die jeweilige Rotbeziehungsweise<br />
Grünphase<br />
signalisierte.<br />
Hasetor-Grafik mit Signalzeitenplan<br />
2015-09-21_Stadtblatt-Campus.indd 1 21.09.15 15:45<br />
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