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wäre. E<strong>in</strong>e Antwort darauf hatte er sich gespart. Das war ihm e<strong>in</strong>fach zu blöd.<br />

„Was ist, Sohn?“ fragte sie nun, als könne sie ke<strong>in</strong> Wässerchen trüben.<br />

„Es wird Zeit, dass ich mich wieder dem Geschäft wid<strong>me</strong>.“<br />

„Du wirfst mich raus?“ fragte sie aufbrausend.<br />

„Ne<strong>in</strong>, Mama, natürlich nicht, aber ich muss was tun. So e<strong>in</strong> Laden läuft nicht von<br />

alle<strong>in</strong>e“, verteidigte er sich.<br />

„Du hättest es durchaus leichter haben können“, s<strong>in</strong>nierte sie nun. „De<strong>in</strong> Onkel hatte<br />

dir e<strong>in</strong>en tollen Job angeboten.“<br />

„Nicht schon wieder dieses Thema. Ich b<strong>in</strong> total glücklich mit <strong>me</strong><strong>in</strong>em Laden“, setzte<br />

Fynn sich zur Wehr. Der Job, von dem se<strong>in</strong>e Mutter sprach, wäre niemals <strong>in</strong> Frage<br />

gekom<strong>me</strong>n, denn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Buchhaltung e<strong>in</strong>es Konzerns hatte Fynn sich nie gesehen.<br />

Vermutlich wäre er vor Langeweile gestorben.<br />

„Aber Junge …..“ In diesem Augenblick rettete das Piepen der Gegensprechanlage Fynn<br />

vor der nächsten Predigt se<strong>in</strong>er Mutter.<br />

„Was gibt es?“<br />

„Ich wollte dich nur an de<strong>in</strong>en Term<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Bank er<strong>in</strong>nern“, hallte es laut durch den<br />

Raum. In diesem Augenblick hätte Fynn se<strong>in</strong>e Sekretär<strong>in</strong> küssen können. Glänzende Idee.<br />

Hastig packte er e<strong>in</strong> paar auf se<strong>in</strong>em Schreibtisch verstreute Papiere zusam<strong>me</strong>n, stopfte<br />

sie <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Rucksack und sprang auf.<br />

„Sorry, Mama, aber ich muss los. Tr<strong>in</strong>k ruhig de<strong>in</strong>en Kaffee aus. Den Weg h<strong>in</strong>aus<br />

f<strong>in</strong>dest du ja.“ Ohne e<strong>in</strong> weiteres Wort flüchtete er förmlich aus se<strong>in</strong>em Büro. Als er an<br />

Jana vorbeikam, die gr<strong>in</strong>send an ihrem Arbeitsplatz saß, hauchte er ihr e<strong>in</strong> dankbares ‚Du<br />

hast was bei mir gut.‘ zu. Stehen blieb er jedoch nicht bei ihr. Se<strong>in</strong>e Mutter war schließlich<br />

fl<strong>in</strong>k und er wollte ver<strong>me</strong>iden, dass sie ihn an diesem Tag noch e<strong>in</strong>mal zu Gesicht bekam.<br />

*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*<br />

Ohne e<strong>in</strong> konkretes Ziel spazierte Fynn durch die Stadt. Es war tatsächlich sehr heiß,<br />

aber ihn störte das nicht, denn er mochte die Wär<strong>me</strong>. Und den Frühsom<strong>me</strong>r, der sich im<br />

Augenblick von se<strong>in</strong>er besten Seite zeigte. Leider hatte er viel zu wenig Zeit, sich daran zu<br />

erfreuen. Se<strong>in</strong> Geschäft beanspruchte ihn voll und ganz. An <strong>me</strong>hrere freie Tage<br />

h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander konnte der junge Mann sich nur noch vage er<strong>in</strong>nern. Aber an die wollte er<br />

sich gar nicht er<strong>in</strong>nern, weil das die Tage waren, <strong>in</strong> denen se<strong>in</strong> letzter Freund ihn<br />

abgeschossen hatte. Doch das war lange her und diese Gedanken schob Fynn beiseite. Der<br />

Tag war bisher übel genug gewesen, da war es kaum notwendig, sich die Laune mit<br />

sch<strong>me</strong>rzhaften Er<strong>in</strong>nerungen noch <strong>me</strong>hr zu vermiesen.<br />

Fynn blieb stehen und blickte zum ersten Mal auf, seitdem er se<strong>in</strong> Geschäft verlassen<br />

hatte. Zunächst war er fast gerannt, um se<strong>in</strong>er Mutter zu entgehen. Später allerd<strong>in</strong>gs<br />

hatte er e<strong>in</strong>gesehen, wie k<strong>in</strong>disch se<strong>in</strong> Verhalten gewesen war. Er war schließlich<br />

mittlerweile siebenundzwanzig Jahre alt, hatte e<strong>in</strong> erfolgreiches Masterstudium der<br />

Betriebswirtschaftslehre h<strong>in</strong>ter sich und e<strong>in</strong> eigenes Geschäft, welches zwar<br />

zugegebenermaßen noch nicht ganz so rund lief, wie er es bei Gründung erwartet hatte,<br />

aber es war se<strong>in</strong>s und er brauchte niemandem Rechenschaft darüber ablegen. Außer<br />

natürlich se<strong>in</strong>er Bank und se<strong>in</strong>em Steuerberater, aber damit kam er gut klar. Genauso wie<br />

mit der Arbeit, die ihm se<strong>in</strong> Laden abverlangte, auch wenn er jetzt gerade gerne mit den<br />

sonnenhungrigen Menschen getauscht hätte, die <strong>in</strong> den Cafés und Eisdielen die Seelen<br />

bau<strong>me</strong>ln ließen. Er musste zurück <strong>in</strong> den Laden, denn dessen Öffnungszeiten endeten erst

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