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DLV-Jahrbuch 2014

Team-Europameister in Braunschweig. Platz drei im Medaillenspiegel der Europameisterschaften von Zürich (Schweiz). Das DLV-Jahrbuch 2014 lässt auf starken 240 Seiten alle Höhepunkte des Leichtathletik-Jahres Revue passieren. In einem ausführlichen Statistikteil finden Leichtathletik-Fans im DLV-Jahrbuch zusätzlich die wichtigsten Ergebnisse aller internationaler und nationaler Höhepunkte sowie die aktuellen Welt-, Europa- und deutschen Rekorde.

Team-Europameister in Braunschweig. Platz drei im Medaillenspiegel der Europameisterschaften von Zürich (Schweiz). Das DLV-Jahrbuch 2014 lässt auf starken 240 Seiten alle Höhepunkte des Leichtathletik-Jahres Revue passieren. In einem ausführlichen Statistikteil finden Leichtathletik-Fans im DLV-Jahrbuch zusätzlich die wichtigsten Ergebnisse aller internationaler und nationaler Höhepunkte sowie die aktuellen Welt-, Europa- und deutschen Rekorde.

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Leichtathletik<br />

<strong>2014</strong> <strong>DLV</strong>-<strong>Jahrbuch</strong><br />

www.leichtathletik.de<br />

icture alliance


BERLIN 2009 | Von Disziplin zu Disziplin<br />

Leichtathletik<br />

<strong>2014</strong><br />

EM in Zürich &<br />

Team-EM in Braunschweig<br />

Krönung einer starken Saison<br />

Die schnellsten deutschen Männer haben<br />

den Leichtathletik-Fans <strong>2014</strong> viel Spaß<br />

gemacht. Erst die schnellen Sprints bei den<br />

Deutschen Meisterschaften in Ulm mit dem<br />

Rekordlauf in 10,05 Sekunden von Julian<br />

Reus (2.v.r.). Dann die starken Auftritte in<br />

der Staffel bei der EM in Zürich, wo Sven<br />

Knipphals (li.), Lucas Jakubczyk, Julian Reus<br />

und Alexander Kosenkow (re.) Silber<br />

gewannen. Die Sprinter haben gezeigt,<br />

dass sie mit einer gezielten Vorbereitung<br />

in Europa ganz vorn mitmischen können<br />

Haben viele Ausrufezeichen gesetzt<br />

Liebe Leichtathletik-Fans,<br />

Deutschland ist Team-Europameister<br />

geworden und belegt in der Nationenwertung<br />

der Europameisterschaften den<br />

vierten Platz hinter Russland, Großbritannien<br />

und Frankreich. Auch wenn in<br />

Zürich nicht alle Hoffnungen erfüllt wurden,<br />

die in unser junges EM-Team gesetzt<br />

worden sind – <strong>2014</strong> war wieder ein großes<br />

Jahr für die deutsche Leichtathletik.<br />

Besonders der Triumph bei den Team-<br />

Europameisterschaften in Braunschweig<br />

hat uns Rückenwind auf dem Weg zu<br />

Olympia 2016 in Rio de Janeiro und zu<br />

den Heim-Europameisterschaften 2018 in<br />

Berlin gegeben. Dort werden die jungen<br />

Athleten der Nationalmannschaft, die in<br />

Zürich noch oft auf den Plätzen vier bis<br />

acht gelandet sind, mit mehr Erfahrung<br />

noch weiter nach vorn kommen.<br />

In Zürich wurde die Pflicht erfüllt, bei<br />

der Kür sind aber nicht alle Hoffnungen<br />

aufgegangen. Doch auch wenn die Perspektive<br />

auf Olympia 2016 und auf die<br />

Heim-EM 2018 ausgerichtet ist: Eine ganze<br />

Reihe von jungen Athleten haben hier<br />

Ausrufezeichen gesetzt. Und unsere erfahrenen<br />

Kräfte wie Robert Harting, David<br />

Storl und Christina Schwanitz haben<br />

die in sie gesetzten Hoffnungen wieder<br />

voll erfüllt.<br />

Besonders gefallen hat mir, wie die<br />

junge Shanice Craft sich die Bronzemedaille<br />

im Diskuswurf gesichert hat.<br />

Großartig auch, wie unsere Sprinter eine<br />

schon glanzvolle Saison, in der Julian<br />

Reus bei den Deutschen Meisterschaften<br />

den Uralt-Rekord über 100 Meter verbessert<br />

hat, mit Staffelsilber noch einmal<br />

krönten. Teamwork vom Feinsten. Und<br />

dass eine Athletin wie Linda Stahl im selben<br />

Jahr ihr Medizin-Studium mit dem<br />

Examen abschließt und die EM-Bronzemedaille<br />

gewinnt, zeigt, wie unser Konzept<br />

der dualen Karriere im Sport und im<br />

Beruf erfolgreich ist.<br />

Was die Organisation und Eventgestaltung<br />

betrifft, werden wir im Hinblick<br />

auf Berlin 2018 einiges von Zürich lernen<br />

und haben schon viele Ideen. Das Programm<br />

muss Schlag auf Schlag umgesetzt<br />

werden – und das mit maximaler<br />

Information für die Zuschauer.<br />

Und wir werden konsequent unser<br />

Konzept weiter verfolgen, mit der Leicht-<br />

athletik in die Städte zu gehen. Damit<br />

sind wir auf dem richtigen Weg, wie das<br />

Kugelstoßen bei der DM vor dem Ulmer<br />

Münster und die vierte Auflage von „Berlin<br />

fliegt“ gezeigt hat.<br />

Damit Sie sich noch lange an die<br />

große Saison <strong>2014</strong> erinnern, hat der<br />

Deutsche Leichtathletik-Verband dieses<br />

Buch herausgegeben. Spannende Texte<br />

und faszinierende Fotos lassen die tollen<br />

Tage von Zürich, Braunschweig und Ulm<br />

noch einmal lebendig werden.<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen<br />

Dr. Clemens Prokop<br />

Präsident des Deutschen Leichtathletik-<br />

Verbands (<strong>DLV</strong>)<br />

Die Richtung stimmt<br />

Dr. Clemens Prokop<br />

sieht die deutsche<br />

Leichtathletik auf<br />

einem guten Weg<br />

zu den Olympischen<br />

Spielen in Rio de<br />

Janeiro 2016<br />

2 BARCELONA 2010<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 2


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Inhalt<br />

28<br />

38 50<br />

Inhalt<br />

Augenblicke<br />

Die emotionalsten Momente der<br />

Züricher Europameisterschaften .... 4<br />

Die Bilanz des Leichtathletik-Jahres<br />

Teamgeist gewinnt<br />

Bei der Team-EM in Braunschweig ließ<br />

die deutsche Mannschaft die stärksten<br />

Nationen des Kontinents hinter sich. Bei<br />

der EM in Zürich gab es allerdings nur<br />

Platz vier in der Nationenwertung. Mut<br />

auf eine goldene Zukunft machen die<br />

starken Youngsters ....................... 20<br />

Die Höhepunkte<br />

Stoisch, stark, Storl<br />

Der Favorit im Kugelstoßen setzte sich<br />

durch. Zufrieden war David Storl mit<br />

dem EM-Ergebnis trotzdem nicht .... 28<br />

Erfolgsstory ohne Happy End<br />

Das deutsche Trio schrieb lange Zeit die<br />

Geschichte des EM-Zehnkampfes. Bis zur<br />

verflixten siebten Disziplin ............ 34<br />

Auf die Oma gehört<br />

Bei seinem EM-Sieg in Zürich blieb das<br />

Trikot von Robert Harting heil. Das hatte<br />

er seiner Oma versprochen ............ 38<br />

Bronze-Glück<br />

Eine „Teilzeit-Hürdenläuferin“ auf dem<br />

EM-Podest. Siebenkämpferin Cindy Roleder<br />

ist nach ihrem Umstieg schneller und<br />

entspannter denn je ..................... 44<br />

„Finde mich gerade ganz gut“<br />

Medizin-Examen bestanden, EM-Bronze<br />

gewonnen. Hinter Speerwerferin Linda<br />

Stahl liegt ein perfekter Sommer .... 46<br />

Endlich Gold<br />

Sie strahlte mit ihrer Medaille um die<br />

Wette. Goldhoffnung Christina Schwanitz<br />

hat bei der EM alle überzeugt ....... 50<br />

Böser Bube Benabbad<br />

Trikot aus – Gold weg! Mahiedine<br />

Mekissi-Benabbad hat für den Skandal<br />

bei der EM in Zürich gesorgt. Die Konkurrenz<br />

hatte kein Verständnis für den<br />

„Strip“ auf der Zielgeraden .......... 54<br />

Eine Idee schlägt ein<br />

Welch ein Spektakel! Mit dem Kugelstoßen<br />

auf dem Vorplatz des Ulmer Münster<br />

wurde die DM stimmungsvoll eröffnet.<br />

4.000 Fans waren dabei ................ 58<br />

Craft-Akt<br />

Eine der Jüngsten im Team holte als Dritte<br />

eine EM-Medaille. Diskus-Ass Shanice<br />

Craft hat den Dreh raus ................ 62<br />

Grenz-Gang<br />

Der Franzose Yohann Diniz krönte mit<br />

einem Weltrekord über 50 Kilometer<br />

Gehen die EM in Zürich ................ 66<br />

Märchenhafter Sprintsommer<br />

EM-Silber mit der 4x100-Meter-Staffel,<br />

nach 29 Jahren den deutschen 100-Meter-<br />

Rekord verbessert. Die deutschen Sprinter<br />

hatten einen starken Sommer ....... 68<br />

Berg- und Talfahrt<br />

Die Marathonläufer mussten bei der EM<br />

in Zürich ungewohnt viele Höhenmeter<br />

zurücklegen. Überzeugen konnte André<br />

Pollmächer auf Rang acht ............. 74<br />

2 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


78 66<br />

Gold ist nicht das Größte<br />

Vor vier Jahren erkrankte Antje Möldner-<br />

Schmidt an Krebs. In Zürich wurde sie<br />

Hindernis-Europameisterin. Doch ihr<br />

größter Sieg bleibt der über die<br />

heimtückische Krankheit ............... 78<br />

Zwischenhoch oder mehr?<br />

Bei der Team-EM Ende Juni in Braunschweig<br />

feierten Deutschlands Läufer<br />

drei Siege und drei zweite Plätze. In<br />

Zürich lief allein Antje Möldner-Schmidt<br />

aufs EM-Podium. Die anderen Medaillenkandidaten<br />

gingen leer aus ........... 82<br />

Von Disziplin zu Disziplin<br />

100 Meter Männer ........................ 86<br />

100 Meter Frauen ......................... 87<br />

200 Meter Männer ....................... 88<br />

200 Meter Frauen ......................... 89<br />

4x100 Meter Männer .................... 90<br />

4x100 Meter Frauen ..................... 91<br />

400 Meter Männer ....................... 92<br />

400 Meter Frauen ......................... 93<br />

4x400 Meter Männer .................... 94<br />

4x400 Meter Frauen ..................... 95<br />

800 Meter Männer ....................... 96<br />

800 Meter Frauen ......................... 97<br />

1.500 Meter Männer ..................... 98<br />

1.500 Meter Frauen ...................... 99<br />

5.000 Meter Männer ..................... 100<br />

5.000 Meter Frauen ...................... 101<br />

10.000 Meter Männer ................... 102<br />

10.000 Meter Frauen .................... 103<br />

Marathon Männer ........................ 104<br />

Marathon Frauen ......................... 105<br />

110 Meter Hürden Männer ............ 106<br />

100 Meter Hürden Frauen ............. 107<br />

400 Meter Hürden Männer ........... 108<br />

400 Meter Hürden Frauen ............. 109<br />

3.000 Meter Hindernis Männer ..... 110<br />

3.000 Meter Hindernis Frauen ...... 111<br />

Hochsprung Männer .................... 112<br />

Hochsprung Frauen ..................... 113<br />

Stabhochsprung Männer .............. 114<br />

Stabhochsprung Frauen ................ 115<br />

Weitsprung Männer ..................... 116<br />

Weitsprung Frauen ....................... 117<br />

Dreisprung Männer ...................... 118<br />

Dreisprung Frauen ....................... 119<br />

Kugelstoßen Männer .................... 120<br />

Kugelstoßen Frauen ..................... 121<br />

Diskuswurf Männer ..................... 122<br />

Diskuswurf Frauen ...................... 123<br />

Hammerwurf Männer .................. 124<br />

Hammerwurf Frauen .................... 125<br />

Speerwurf Männer ....................... 126<br />

Speerwurf Frauen ........................ 127<br />

Zehnkampf Männer ..................... 128<br />

Siebenkampf Frauen .................... 129<br />

20 Kilometer Gehen Männer ......... 130<br />

20 Kilometer Gehen Frauen .......... 131<br />

50 Kilometer Gehen Männer ......... 132<br />

Statistik<br />

Die Ergebnisse der EM ................. 134<br />

Die Ergebnisse der Team-EM ........ 140<br />

Impressum .................................. 144<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 3


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | EM-Augenblicke<br />

4 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong><br />

ZWISCHENSTATION<br />

Zürich <strong>2014</strong> markierte die Halbzeit zwischen den<br />

Olympischen Spielen 2012 in London und 2016 in<br />

Rio de Janeiro. Etlichen guten Leistungen der<br />

deutschen Starter bei den 22. Leichtathletik-<br />

Europameisterschaften standen einige Enttäuschungen<br />

gegenüber. Voll zufrieden durfte<br />

Sprinter Lucas Jakubczyk (Foto) sein. Der Berliner<br />

schrammte als Fünfter über 100 Meter ganz<br />

knapp an einer Medaille vorbei. Die holte er sich<br />

am Schlusstag als Schlussläufer der deutschen<br />

Sprintstaffel. Die starken 38,09 Sekunden des<br />

„<strong>DLV</strong>-Vierers“ konnten nur die Briten unterbieten.<br />

Ein Signal Richtung Rio war der Auftritt der<br />

deutschen Staffel allemal.


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 5


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | EM-Augenblicke<br />

6 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


GÄNSEHAUT<br />

Dieser Moment lässt keinen Leichtathletik-Fan<br />

kalt. Als am Abschlusstag die Nationalhymne<br />

für Hindernisläuferin Antje Möldner-Schmidt<br />

erklang, wird ein Märchen war. Vor vier Jahren<br />

kämpfte die 30-Jährige noch um ihr Leben, sie<br />

war an Lymphdrüsenkrebs erkrankt. Doch sie<br />

kämpfte sich zurück. Zuerst waren einige Meter<br />

langsames Gehen zu anstrengend. Ans Aufgeben<br />

dachte sie aber nie. Am 17. August <strong>2014</strong> krönte<br />

Antje Möldner-Schmidt ihre sportliche Karriere<br />

mit dem Europameistertitel und ließ auf dem<br />

Podest ihren Tränen freien Lauf.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 7


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | EM-Augenblicke<br />

8 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


LAUFGIGANT<br />

Die Jubel-Show des Mo Farah hatte natürlich auch<br />

im Letzigrund von Zürich zwei Akte. Zunächst<br />

triumphierte der Brite über 10.000 Meter<br />

(Foto), um auch am EM-Abschlusstag über 5.000<br />

Meter die Nase vorn zu haben. Damit ist der<br />

spurtstärkste Langstreckenläufer der Gegenwart<br />

amtierender Welt- und Europameister über beide<br />

Strecken als auch Olympiasieger.<br />

Eine Serie, die ihresgleichen sucht.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 9


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | EM-Augenblicke<br />

SPRINTKÖNIGIN<br />

Bei den Europameisterschaften in Zürich trat<br />

Dafne Schippers endgültig ins Rampenlicht.<br />

Die Niederländerin krönte sich mit souveränen<br />

Siegen über 100 und 200 Meter zur Sprintkönigin<br />

vom Letzigrund. Wie die 22-Jährige Schrittlänge<br />

und Schrittfrequenz vereint, ist in Europa<br />

einmalig. Ihre 22,03 Sekunden über 200 Meter<br />

bei kühlen Temperaturen und Gegenwind:<br />

Weltklasse! Mal sehen, ob die gelernte<br />

Siebenkämpferin in den kommenden Jahren zu<br />

den Sprintern wechselt oder ihrer Liebe – dem<br />

Mehrkampf – treu bleibt?<br />

10 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 11


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | EM-Augenblicke<br />

12 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


STURZOPFER<br />

EM-Finals und Florian Orth. Das will einfach nicht<br />

zusammenpassen. Schon 2012 in Helsinki stürzte<br />

der Regensburger in aussichtsreicher Position im<br />

Endlauf über 1500 Meter. Auch diesmal hatte sich<br />

der Student eine gute Ausgangslage für die finale<br />

Runde erarbeitet, bis er nach einem Tritt in die<br />

Ferse plötzlich auf der Bahn lag. Das kurzzeitige<br />

Durcheinander nutzte Mahiedine Mekhissi-<br />

Benabbad clever aus und rannte mit einem<br />

langen Spurt zum Titel, während die deutschen<br />

Medaillenaspiranten Homiyu Tesfaye und Timo<br />

Benitz aus einer schlechten Position erst um die<br />

Gestürzten herumkurven mussten.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 13


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | EM-Augenblicke<br />

14 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


RESIGNATION<br />

Ganz dicht dran waren vielen deutsche Athleten<br />

an der erhofften EM-Medaille. Manchmal waren<br />

sie sogar genauso gut wie die Medaillengewinner.<br />

So trauerte Stabhochspringerin Lisa Ryzih<br />

ihren vergebenen Chancen hinterher. Die<br />

Ludwigshafenerin sprang über 4,60 Meter und<br />

damit genauso hoch wie die Athletinnen auf<br />

den Plätzen zwei und drei. Nur leistete sie sich<br />

zu viele Fehlversuche und musste sich mit dem<br />

vierten Platz, dem undankbaren, begnügen.<br />

Mit ihrem Frust war Lisa Ryzih nicht allein.<br />

Sechsmal Platz vier und gleich zehnmal Platz fünf<br />

verbuchten die deutschen Starter. Man sieht:<br />

Es wäre viel mehr möglich gewesen als nur<br />

acht deutsche Medaillen.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 15


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | EM-Augenblicke<br />

KLASSEKUH<br />

Er rannte, turnte, klatschte – sogar beim<br />

Stabhochsprung machte er eine tolle Figur.<br />

An Maskottchen Cooly lag es bestimmt nicht,<br />

dass die Stimmung im Letzigrund-Stadion nicht<br />

immer die beste war. Cooly animierte die Fans<br />

und Athleten, wo es nur ging. Das Maskottchen<br />

wird in Erinnerung bleiben, genauso wie der<br />

Dauerregen an den ersten EM-Tagen und die alles<br />

andere als sommerlichen Temperaturen während<br />

der Titelkämpfe mitten im August.<br />

16 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 17


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | EM-Augenblicke<br />

18 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


SEHENSWERT<br />

So schön ist Zürich! Am EM-Sonntag schien<br />

endlich mal die Sonne und die Stadt<br />

präsentierte sich von ihrer besten Seite.<br />

Mehr als 50.000 Läufer feierten auf der Strecke<br />

am Zürichsee die Marathonläufer. Die hatten<br />

naturgemäß keine Augen für die Sehenswürdigkeiten.<br />

Schließlich mussten sie rund 180<br />

Höhenmeter zurücklegen. Im Ziel durften die<br />

Eidgenossen ihre Läufer feiern. Zwar gab es keine<br />

Einzelmedaille. Doch das Team um Viktor Röthlin,<br />

der seine Karriere in Zürich beendete, lief in der<br />

Europacup-Wertung auf den Bronze-Platz.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 19


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Saison-Bilanz<br />

Teamgeist<br />

gewinnt


Von Braunschweig nach Zürich: Bei den Team-<br />

Europameisterschaften in Braunschweig ließ die von<br />

Kapitän Robert Harting angeführte deutsche Mannschaft<br />

die Konkurrenz aus Frankreich, Großbritannien und Russland<br />

hinter sich. Bei den Europameisterschaften in Zürich<br />

fiel die <strong>DLV</strong>-Auswahl hinter alle drei zurück. Doch die meist<br />

jungen Athleten lassen auf eine goldene Zukunft hoffen.<br />

Der große Mann hatte im Ziel gewartet,<br />

um die tapferen deutschen 400-Meter-Mädels<br />

in Empfang zu nehmen<br />

und zu herzen: Diskus-Olympiasieger<br />

Robert Harting war in Braunschweig der<br />

erste Gratulant, als Esther Cremer, Lara<br />

Hoffmann, Lena Schmidt und Ruth Sophia<br />

Spelmeyer schon im vorletzten Wettbewerb<br />

den Gesamtsieg der deutschen<br />

Mannschaft vor Titelverteidiger Russland<br />

perfekt gemacht hatten. In guten 3:28,34<br />

Minuten hatte die 4x400-Meter-Staffel den<br />

zweiten Platz hinter der Ukraine belegt –<br />

fünf Plätze vor den Russinnen.<br />

Damit stand fest, dass die deutschen<br />

Leichtathleten als Mannschaft die Nummer<br />

eins in Europa sind. Bereits vor der<br />

abschließenden 4x400-Meter-Staffel der<br />

Männer lag das <strong>DLV</strong>-Team uneinholbar<br />

vor den Russen. Am Ende nutzte der<br />

Gastgeber den Heimvorteil und gewann<br />

mit 371 Punkten vor Vorjahressieger Russland<br />

(359,5) und Frankreich (295) den<br />

Titel. Nach 2009 in Leiria (Portugal) war<br />

es der zweite deutsche Erfolg bei diesem<br />

europäischen Prestige-Wettkampf.<br />

„Das gibt einen Motivationsschub<br />

für die Europameisterschaften in Zürich“,<br />

hatte Clemens Prokop, der Präsident<br />

des Deutschen Leichtathletik-<br />

Verbandes (<strong>DLV</strong>), Mitte Juni in Braunschweig<br />

gesagt. „Wir sehen mit Freude,<br />

dass wir die führende Nation in Europa<br />

sind.“ In Zürich mussten die deutschen<br />

Leichtathleten diesen Titel dann allerdings<br />

wieder abgeben – trotz des Motivationsschubs<br />

aus Braunschweig.<br />

Weniger Edelmetall als erwartet<br />

Es kamen deutlich weniger EM-Medaillen<br />

heraus als erwartet: Mit viermal<br />

Gold, einmal Silber und dreimal Bronze<br />

halbierte sich das Ergebnis von der EM<br />

2012 in Helsinki, als 16 Plaketten errungen<br />

worden. Es ist die schlechteste<br />

Medaillenbilanz für eine deutsche Mannschaft<br />

in der 80-jährigen EM-Geschichte.<br />

„Die Pflicht ist erfüllt“, resümierte <strong>DLV</strong>-<br />

Präsident Clemens Prokop. „Bei der Kür<br />

sind aber nicht alle Hoffnungen aufgegangen.“<br />

Ohnehin sei die EM 2012 in Helsinki,<br />

bei der Deutschland mit 16 Medaillen<br />

Europas Nummer eins war, nicht mit der<br />

in der Schweiz vergleichbar. „Wegen der<br />

Olympischen Spiele in London hatten<br />

viele ausländische Topstars auf die EM<br />

verzichtet. Diesmal waren alle da.“ Sein<br />

Sportdirektor Thomas Kurschilgen wollte<br />

den dritten Platz im Medaillenspiegel hinter<br />

starken Briten und Franzosen (je 23<br />

Medaillen) nicht als Gradmesser sehen:<br />

„Der Medaillenspiegel ist kein Abbild des<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 21


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Saison-Bilanz<br />

Cooly auch in Braunschweig<br />

Gern hätte Malaika Mihambo auch in Zürich<br />

mit EM-Maskottchen Cooly eine Medaille gefeiert.<br />

Doch ihrem 6,90-Meter-Satz zum Sieg<br />

in Braunschweig ließ sie bei der EM nur 6,65<br />

Meter folgen und landete auf Platz vier<br />

komplexen Leistungsbildes.“ In der Nationenwertung<br />

lagen die Deutschen sogar<br />

nur auf Platz vier.<br />

Im meist verregneten und häufig stürmischen<br />

Zürich blies den Assen des Deutschen<br />

Leichtathletik-Verbandes (<strong>DLV</strong>) ein<br />

kräftiger Wind entgegen, dem das mit<br />

einem Altersdurchschnitt von 25,2 Jahren<br />

jüngste EM-Team seit 1990 nicht immer<br />

trotzen konnte. Immerhin waren 24 der<br />

92 Athleten gerade mal 23 Jahre alt oder<br />

jünger. Dazu gehörten leistungsstarke<br />

Youngsters wie der Zehnkämpfer Kai<br />

Kazmirek, die 1.500-Meter-Läufer Homiyu<br />

Tesfaye und Timo Benitz oder Diskuswerferin<br />

Shanice Craft.<br />

Verlassen konnte sich der Verband<br />

wieder auf seine Spitzenkräfte: Olympiasieger<br />

Robert Harting (Diskus), Weltmeister<br />

David Storl und Christina Schwanitz<br />

(beide Kugel) marschierten wie selbstverständlich<br />

zu Gold. Völlig überraschend<br />

holte Hindernisläuferin Antje Möldner-<br />

Schmidt noch den vierten Titel. Dreimal<br />

Bronze durch Talent Craft, Linda Stahl<br />

(Speer) und Cindy Roleder sowie Silber<br />

durch das deutsche Sprint-Quartett der<br />

Männer kamen zur mageren Bilanz hinzu.<br />

EM in Zürich: Die deutschen Medaillengewinner<br />

GOLD<br />

David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) Kugelstoßen 21,41 Meter<br />

Robert Harting (SCC Berlin) Diskuswurf 66,07 Meter<br />

Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus) 3.000 Meter Hindernis 9:29,43 Minuten<br />

Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) Kugelstoßen 19,90 Meter<br />

SILBER<br />

Julian Reus (TV Wattenscheid 01) 4x100-Meter-Staffel 38,09 Sekunden<br />

Sven Knipphals (VfL Wolfsburg) 4x100-Meter-Staffel 38,09 Sekunden<br />

Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid 01) 4x100-Meter-Staffel 38,09 Sekunden<br />

Lucas Jakubczyk (SCC Berlin) 4x100-Meter-Staffel 38,09 Sekunden<br />

BRONZE<br />

Cindy Roleder (LAZ Leipzig) 100 Meter Hürden 12,82 Sekunden<br />

Shanice Craft (MTG Mannheim) Diskuswurf 64,33 Meter<br />

Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen) Speerwurf 63,91 Meter<br />

Gutes Gemeinschaftsgefühl<br />

„Die Leistungsträger setzen die Benchmarks<br />

für das Nationalteam auf dem weiteren<br />

Weg zu Olympia in Rio de Janeiro<br />

2016“, sagte Kurschilgen. An Athleten<br />

wie Mannschaftskapitän Harting könne<br />

sich „das Team anlehnen und ausrichten“.<br />

Trotz des Individualismus in der<br />

Leichtathletik gehört die Ausprägung des<br />

Gemeinschaftsgefühls zum <strong>DLV</strong>-Konzept.<br />

„Ein Schlüssel des Erfolges ist, dem Team<br />

zu vermitteln, wenn man miteinander<br />

agiert, emotional sich trägt und unterstützt,<br />

kann man den maximalen Erfolg<br />

erreichen“, so Kurschilgen.<br />

Dass es bei der EM keinen erneuten<br />

Höhenflug gab, lag auch an der langen<br />

Lis-te fehlender Top-Athleten. Besonders<br />

betroffen von Ausfällen war der Stabhochsprung:<br />

Weltmeister Raphael Holzdeppe<br />

und Hallen-Vizeweltmeister Malte<br />

Mohr verzichteten wegen Formschwäche,<br />

verletzt mussten der Olympia-Zweite<br />

Björn Otto, die ehemalige WM-Zweite<br />

Martina Strutz und Silke Spiegelburg passen.<br />

Bei den Zehnkämpfern wurde Vizeweltmeister<br />

Michael Schrader durch eine<br />

22 LEICHTATHLETIK 2012


Punktegarant<br />

Bei der Team-EM in Braunschweig flog Christian<br />

Reif mit 8,13 Metern zum Weitsprung-<br />

Sieg. Bei der EM in Zürich musste er sich mit<br />

Platz acht und 7,95 Metern begnügen<br />

Team-EM Endstand<br />

Punkte<br />

1. Deutschland 371<br />

2. Russland 359,5<br />

3. Frankreich 295<br />

4. Polen 293<br />

5. Großbritannien 281,5<br />

6. Ukraine 273<br />

7. Italien 239,5<br />

8. Spanien 220,5<br />

9. Schweden 213<br />

10. Niederlande 209<br />

11. Tschechien 208,5<br />

12. Türkei 138,5<br />

Blessur mattgesetzt, Titelverteidiger Pascal<br />

Behrenbruch war nicht fit. Im Speerwurf<br />

waren die aktuelle Weltmeisterin<br />

und der frühere Titelgewinner, Christina<br />

Obergföll (Babypause) und Matthias de<br />

Zordo (verletzt), nicht am Start. „Diese<br />

Ausfälle kann kein Nationalteam der Welt<br />

kompensieren“, sagte Kurschilgen.<br />

„Wir sind mit einem jungen Team<br />

auf dem Weg nach Rio. Ich hoffe, dass<br />

die Leistungsträger zurückkehren“, sagte<br />

<strong>DLV</strong>-Cheftrainer Idriss Gonschinska.<br />

„Dann können wir dort bestehen.“ In Zürich<br />

konnte man vor allem mit den Franzosen,<br />

Briten und Russen nicht mithalten.<br />

„Das Niveau ist in vielen Disziplinen<br />

unheimlich hoch. Im Gesamtkontext ist<br />

die EM näher an die Weltspitze gerückt“,<br />

analysierte Gonschinska und fügte hinzu:<br />

„Wir waren mit einem sehr jungen Team<br />

hier. Ich bin mir nicht sicher, ob man mit<br />

der Medaillenbilanz das Leistungspotenzial<br />

einer Mannschaft beurteilen kann.“<br />

Nationenwertung Europameisterschaften in Zürich<br />

Gold Silber Bronze 4 5 6 7 8 Punkte<br />

1 Russland 3 6 13 6 6 3 3 2 215<br />

2 Großbritannien 12 5 6 3 1 1 3 1 196<br />

3 Frankreich 9 8 6 2 0 4 2 2 192<br />

4 Deutschland 4 1 3 6 10 7 7 5 167<br />

5 Polen 2 5 5 4 4 3 2 2 132<br />

6 Spanien 2 1 3 4 2 3 1 6 86<br />

7 Ukraine 2 5 1 1 2 3 1 1 82<br />

8 Niederlande 3 2 1 3 1 2 2 0 73<br />

9 Italien 2 1 0 1 5 2 7 3 71<br />

10 Tschechien 1 1 2 2 1 2 0 1 48<br />

11 Weißrussland 2 0 0 3 2 0 2 0 43<br />

12 Schweden 1 2 0 0 2 1 0 1 34<br />

13 Finnland 1 0 1 1 0 1 3 2 30<br />

14 Schweiz 1 0 0 2 2 0 0 0 26<br />

15 Kroatien 1 0 1 2 0 0 0 0 24<br />

16 Portugal 0 0 1 0 1 3 1 3 24<br />

17 Slowakei 0 2 0 0 0 1 2 1 22<br />

18 Belgien 0 0 1 1 1 0 2 3 22<br />

19 Serbien 0 2 0 0 1 1 0 0 21<br />

20 Griechenland 0 2 0 0 0 0 3 0 20<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 23


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Saison-Bilanz<br />

Kandidatin 1 für die Hammermacht<br />

Weltrekordlerin Betty Heidler holte den Sieg<br />

bei der Team-EM in Braunschweig, verlor<br />

aber bei den Deutschen Meisterschaften in<br />

Ulm gegen Kathrin Klaas. Und auch bei der<br />

EM in Zürich war ihre Vereinskollegin von der<br />

LG Eintracht Frankfurt auf Platz vier besser<br />

als sie auf Rang fünf<br />

In Braunschweig hatten dagegen weder<br />

Frankreich oder Großbritannien dem<br />

deutschen Teamgeist und Siegeswillen<br />

kombiniert mit der großartigen Unterstützung<br />

des Publikums etwas entgegenzusetzen.<br />

Taktieren? Gab es nicht. Auch<br />

nicht bei den 400-Meter-Mädels. „Jede<br />

rennt so schnell sie kann, und dann sehen<br />

wir, was dabei rauskommt“, zitierten<br />

die vier die vor dem Start ausgegebene<br />

Marschrichtung.<br />

Und damit sich auch die Neulinge im<br />

Team wohlfühlen, hat sich Robert Harting<br />

nicht nur im Triumph um jeden einzelnen<br />

gekümmert, sondern schon am Abend vor<br />

dem ersten Start. Seine Botschaft: Ihr habt<br />

hier keinen Stress. Wir sind eine Mannschaft,<br />

in der jeder für jeden kämpft. Und<br />

anscheinend hat sich sein Siegeswillen auf<br />

große Teile des Teams übertragen. Denn zu<br />

den erwartbaren Einzelerfolgen der erfahrenen<br />

Robert Harting, David Storl (Kugelstoßen),<br />

Christian Reif (Weitsprung), Arne<br />

Gabius (5.000 m), Christina Schwanitz<br />

(Kugelstoß) und Betty Heidler (Hammerwurf),<br />

die allesamt schon Medaillen bei<br />

internationalen Großereignissen gewonnen<br />

haben, kamen mit Andreas Hofmann<br />

(Speerwurf), Timo Benitz (800 m), Malaika<br />

Mihambo (Weitsprung) und Richard<br />

Ringer (3.000 m) vier Überraschungssiege.<br />

Kampfsau siegt in Braunschweig<br />

Wobei die für die Beobachter wohl überraschender<br />

kamen als für die Athleten<br />

selbst. Denn die verkündeten nach ihren<br />

Wettkämpfen stolz, dass sie nicht<br />

angetreten waren, um hintere Plätze<br />

zu belegen. Am deutlichsten wurde dabei<br />

800-Meter-Läufer Timo Benitz: „Ich<br />

würde mich als Kampfsau bezeichnen<br />

und will mich nicht schlagen lassen. Das<br />

Wort Verlieren gehört nicht zu meinem<br />

Wortschatz.“ Der Student der Luft- und<br />

Raumfahrttechnik von der LG farbtex<br />

Nordschwarzwald ließ bei seinem<br />

800-Meter-Sieg in 1:46,24 Minuten mit<br />

einem fulminanten Schlussspurt Adam<br />

Kszczot hinter sich. Der Pole ist immerhin<br />

Hallen-WM-Zweiter und wurde in<br />

Zürich Europameister.<br />

Team-Kapitän Robert Harting hatte im<br />

Diskus-Ring auch nichts anbrennen lassen.<br />

Schon im zweiten Versuch warf der<br />

Olympiasieger die Top-Weite von 67,64<br />

Metern, an die Piotr Malachowski (Polen;<br />

65,35 m) nicht herankam. „Ich hoffe nun,<br />

dass es in Zürich auch Platz eins wird<br />

und genauso gut läuft“, meinte Christina<br />

Schwanitz nach ihrem Sieg mit 19,43 Metern,<br />

den sie trotz einer leichten Rückenverletzung<br />

schaffte. Auch Betty Heidler<br />

24 LEICHTATHLETIK 2012


Kandidatin 2 für die Hammermacht<br />

Kathrin Klaas wurde <strong>2014</strong> Deutsche Meisterin im<br />

Hammerwurf und platzierte sich auch bei den<br />

Europameisterschaften in Zürich vor Weltrekordlerin<br />

Betty Heidler. Jahrelang trainierten beide<br />

zusammen unter der Regie von Michael Deyhle in<br />

Frankfurt. Doch dann wechselte Kathrin Klaas zu<br />

Helge Zöllkau nach Leverkusen<br />

ließ keine Zweifel an ihrer Stärke aufkommen.<br />

Die 30-Jährige von der LG Eintracht<br />

Frankfurt gewann mit 74,63 Metern: „Ich<br />

habe mein Ziel erreicht, perfekt.“<br />

Hofmann nur bei Team-EM stark<br />

Für einen Paukenschlag sorgte Andreas<br />

Hofmann, der im ersten Versuch den<br />

Speer 86,13 Meter weit fliegen ließ.<br />

Damit übertraf der Mannheimer seine<br />

persönliche Bestleistung um 2,50 Meter.<br />

„Woher dieser Wurf kam, weiß ich<br />

auch nicht. Ich kann es kaum glauben“,<br />

sagte Hofmann. Er galt schon lange als<br />

Talent, kämpfte aber immer wieder mit<br />

Verletzungen. In Zürich kam er allerdings<br />

über Rang neun und 77,42 Meter<br />

nicht hinaus. Weitsprungtalent Malaika<br />

Mihambo siegte mit 6,90 Metern. Über<br />

3.000 Meter gewann Richard Ringer (VfB<br />

LC Friedrichshafen) in 7:50,99 Minuten.<br />

Die 371 Punkte, die Deutschland am Ende<br />

unter anderem mit zehn Einzelsiegen gesammelt<br />

hatte, sind das zweitbeste Punkteergebnis,<br />

das je bei einer Team-EM erzielt<br />

wurde. Nur die Russen waren 2011<br />

in Stockholm mit 375 Punkten besser.<br />

„Wir haben uns einen Traum erfüllt. Am<br />

Ende hat der Heimvorteil den Ausschlag<br />

gegeben“, sagte <strong>DLV</strong>-Cheftrainer Idriss<br />

Gonschinska zu diesem glanzvollen Auftritt,<br />

den am Ende Zuschauer und Athleten<br />

gemeinsam feierten. Schon vor der<br />

abschließenden 4x400-Meter-Staffel der<br />

Männer schwappte die „La Ola“ durch<br />

das Stadion. Die Zuschauer im Eintracht<br />

Stadion, die sich über die zwei Tage in<br />

Braunschweig durchweg als fachkundig,<br />

fair und begeisterungsfähig zeigten, sangen<br />

„Oh, wie ist das schön!“ und die Athleten<br />

stimmten in den Jubelgesang mit<br />

ein. „Dem Publikum ist es auch zu verdanken,<br />

dass vor allem unseren jungen<br />

Athleten hier Flügel gewachsen sind“,<br />

sagte Idriss Gonschinska.<br />

In Zürich dagegen waren an den<br />

ersten Tagen viel weniger Zuschauer<br />

im legendären, 25.000 Zuschauer fassenden<br />

Letzigrund-Stadion als erwartet.<br />

Ein Grund: Überzogene Ticketpreise,<br />

die auch <strong>DLV</strong>-Präsident Clemens Prokop<br />

kritisierte. „Aus meinem eigenen Bekanntenkreis<br />

musste ich die Erfahrung<br />

mitnehmen, dass die Ticketpreise sehr<br />

hoch waren. Sie waren deutlich teurer als<br />

bei den letzten Europameisterschaften“,<br />

sagte der <strong>DLV</strong>-Chef und sprach von einer<br />

„gewissen abschreckenden Wirkung“.<br />

Eine Tageskarte für Donnerstag kostete<br />

240 Schweizer Franken (rund 198<br />

Euro) in der höchsten Kategorie. Im Familiensektor<br />

zahlte ein Erwachsener 95,<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 25


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Saison-Bilanz<br />

ein Kind unter 16 Jahren 47,50 Franken.<br />

Eine Anreise mit dem Bahnverkehr vom<br />

Wohnort aus war für Schweizer Besucher<br />

allerdings inbegriffen.<br />

Kritik gab es zu Beginn der EM auch<br />

wegen Organisationspannen, Messfehlern<br />

und Verwirrungen um den Zeitplan. Nach<br />

einem chaotischen Mittwochabend entschuldigten<br />

sich die Organisatoren „in aller<br />

Form“. Für Sturm und Regen können die<br />

Zürcher nichts, Schweizer Präzision sieht<br />

allerdings anders aus. „Wir sind doch nicht<br />

bei einem Dorfsportfest“, empörte sich<br />

auch Heide Ecker-Rosendahl, die zweifache<br />

Olympiasiegerin von München 1972, als<br />

Zuschauerin im Letzigrund-Stadion.<br />

„Der hohe Druck, bedingt durch die<br />

besondere Situation und die kurzfristig<br />

beschlossenen Zeitplanänderungen, hat<br />

in einzelnen Fällen leider zu menschlichem<br />

Fehlverhalten geführt“, räumte<br />

Organisations-Chef Patrick K. Magyar ein.<br />

„Die Organisatoren entschuldigen sich in<br />

aller Form für diese Vorkommnisse, bitten<br />

jedoch in Anbetracht der außerordentlichen<br />

Umstände um Verständnis“, hieß<br />

es weiter. Windböen bis zu 90 km/h hätten<br />

die Kampfrichter und Helfer vor große<br />

Herausforderungen gestellt. Die Gesundheit<br />

von Athleten und Zuschauern habe<br />

immer im Vordergrund gestanden.<br />

Usain Bolt zu Besuch<br />

Zwei Episoden machten jedoch deutlich,<br />

wie die Organisatoren ihre Akzente auch<br />

setzen: Mitten in der Konzentrationsphase<br />

mussten Athleten schon mal warten, damit<br />

Supersprinter Usain Bolt als Stargast<br />

im Innenraum seine Botschaft loswerden<br />

oder Europas Verbandspräsident Hansjörg<br />

Wirz ein Interview geben konnte. Viel<br />

schlimmer waren die technischen Probleme.<br />

Beim deutschen Zehnkämpfer Kai<br />

Kazmirek hatte es schon einen Messfehler<br />

in der Sandgrube gegeben, ganz übel erwischte<br />

es dann aber Weitspringerin Melanie<br />

Bauschke, die weinend die Anlage verließ.<br />

Die Deutsche Meisterin träumte nach angeblichen<br />

6,79 Metern im ersten Versuch<br />

schon von einer Medaille und lag lange<br />

auf dem Bronze-Rang. Doch der Sprung<br />

wurde 24 Zentimeter zu weit vermessen.<br />

„Ich bin total traurig. Die Schweden haben<br />

nach dem dritten Versuch Protest eingelegt.<br />

Da war ich geschockt“, sagte die am<br />

Ende Sechstplatzierte aus Berlin. „Erst vor<br />

dem letzten Versuch haben sie mir gesagt,<br />

dass der erste nur 6,55 Meter weit war.<br />

Das war klar ein Messfehler des Kampfgerichts.“<br />

Auch Weitsprung-Olympiasiegerin<br />

Ecker-Rosendahl schüttelte den Kopf: „Ein<br />

Unding.“<br />

Ein Softwarefehler im Computer sorgte<br />

zudem bei Hammerwerferin Betty Heidler<br />

in der Qualifikation dafür, dass sie einmal<br />

mehr als geplant ran musste. Größte Verwirrung<br />

gab es bei den Zehnkämpfern,<br />

nachdem der Stabhochsprung witterungs-<br />

Auch das sind Europameisterschaften<br />

Im Hotel der deutschen Mannschaft vertrieben sich die<br />

Zehnkämpfer Kai Kazmirek und Arthur Abele (oben) mit<br />

Tischfußball die Zeit. Rico Freimuth trägt sich für die Physiotherapie<br />

ein und nach dem Wettkampf schaut <strong>DLV</strong>-Sportdirektor<br />

Thomas Kurschilgen (re.) vorbei, um zu gratulieren<br />

26 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


edingt für mehr als zwei Stunden unterbrochen<br />

werden musste. Die Athleten<br />

fühlten sich schlecht informiert über die<br />

Zeitplanänderung. Das Speerwerfen lief<br />

schon, als die Nachzügler im Stabhochsprung<br />

noch nicht mal fertig waren.<br />

„Sechs- oder siebenmal musste man<br />

sich warm machen und kam total aus<br />

dem Rhythmus“, schimpfte Diskus-Europameister<br />

Robert Harting nach einer ganz<br />

schwierigen Titelverteidigung. Dabei waren<br />

sich die Fans und Experten sicher:<br />

Die EM in der Schweiz wird ein Erfolg.<br />

Schließlich gilt das alljährliche „Weltklasse<br />

Zürich“ als bestes Meeting der Welt.<br />

Doch an dieses Spektakel kamen die Titelkämpfe<br />

auch am Ende nicht heran, als<br />

das Wetter und die Organisation besser<br />

wurden. Die „Neue Zürcher Zeitung“ urteilte:<br />

„Die Titelkämpfe sind außerhalb<br />

der Leichtathletik-Familie noch nicht so<br />

richtig angekommen.“ Aber in der Familie<br />

wurden sie dennoch genossen.<br />

Hoffnungsträger<br />

Sie sind jung und waren die Entdeckungen der Saison <strong>2014</strong>:<br />

Marie-Laurence Jungfleisch (oben) steigerte sich mit 23<br />

Jahren bei der EM auf 1,97 Meter – Platz fünf. Richard Ringer<br />

(unten) gewann mit 25 Jahren die 3.000 Meter bei der Team-<br />

EM, die 5.000 Meter bei den Deutschen Meisterschaften und<br />

stürmte in Zürich auf Rang vier über diese Strecke. Und Felix<br />

Franz (re.) steigerte mit 21 Jahren bei der EM in Zürich seine<br />

Bestleistung über 400 Meter Hürden auf 48,96 Sekunden,<br />

zog ins Finale ein und wurde Fünfter


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

Stoisch, stark,<br />

Storl!<br />

28 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Kugelstoßen: Nach dem ersten Versuch war alles klar:<br />

21,41 Meter machten David Storl zwar nicht glücklich, aber<br />

für die Konkurrenz in Zürich war das zu weit. Viel zu weit.<br />

Am Ende lagen 55 Zentimeter zwischen dem Europameister<br />

und dem zweitplatzierten Spanier Borja Vivas.<br />

Gelassen ging der 124 Kilo schwere<br />

Kugelstoßer zur Bande im Züricher<br />

Letzigrund-Stadion und schnappte<br />

sich eine schwarz-rot-goldene Fahne. David<br />

Storl hat wieder einmal die Last des<br />

Top-Favoriten abgeschüttelt und seinen<br />

Titel verteidigt.<br />

In Europa muss Titelsammler Storl<br />

niemanden mehr fürchten. Selbst der<br />

zweimalige Kugelstoß-Olympiasieger Tomasz<br />

Majewski, der den deutschen Riesen<br />

2012 in London noch schlagen konnte,<br />

hat die Wachablösung akzeptiert. „Junger<br />

Kerl, großer Athlet“, lobte der 32-Jährige<br />

seinen Rivalen in Zürich nach dessen<br />

zweitem EM-Triumph. Auf die Frage, ob<br />

Storl unantastbar sei, lachte der Spaßvogel<br />

aus Polen bei der Pressekonferenz<br />

und stupste den alten und neuen Europameister<br />

an: „Nee, schaut her, ich darf ihn<br />

noch berühren.“<br />

Die ersehnte erste 22-Meter-Weite<br />

seiner glanzvollen Karriere verpasste der<br />

Chemnitzer jedoch zu seinem Ärger. Und<br />

so fiel der erste Jubel nur verhalten aus.<br />

„Ich wollte nach dem ersten Stoß nochmal<br />

einen draufpacken, habe dann aber<br />

komplett meine Linie verloren“, bekannte<br />

Storl. Mit nur 24 Jahren ist der Chemnitzer<br />

aber schon zweifacher Welt- und Europameister.<br />

Der Olympia-Zweite bewies erneut<br />

enorme Nervenstärke und starke Form,<br />

wenn es darauf ankommt. „Wer ihn<br />

kennt, weiß, dass er beim Saisonhöhepunkt<br />

immer noch zulegen kann“, hatte<br />

sein Trainer Sven Lang prophezeit. In jedem<br />

seiner 13 Wettkämpfe in dieser Saison<br />

hat sein Schützling nun die 21 Meter<br />

übertroffen, dieses Mal reichten für ihn<br />

eher durchschnittliche 21,41 Meter im ersten<br />

Versuch.<br />

Bei den letzten Vorbereitungen in<br />

Kienbaum hatte Storl für einen Tag kürzertreten<br />

müssen, weil ihn Rückenbeschwerden<br />

plagten. Am ersten EM-Abend<br />

war ihm davon allerdings zunächst nichts<br />

anzumerken. Als Europas Nummer eins<br />

mit einer Vorleistung von 21,97 Metern<br />

war der Polizeimeister-Anwärter angereist.<br />

Gleich zu Beginn setzte sich Storl an<br />

die Spitze der Konkurrenz und ließ sich<br />

davon in den fünf weiteren Durchgängen<br />

nicht mehr verdrängen.<br />

Nur Storl über 21 Meter<br />

Kein einziger Rivale schaffte überhaupt<br />

21 Meter. Silber ging an den Spanier Borja<br />

Vivas mit 20,86 Metern, Bronze an<br />

Olympiasieger Tomasz Majewski aus Polen<br />

(20,83 m). „Das ist schon eine Hausmarke,<br />

so ein Vorsprung“, sagte Storl.<br />

Mit dem zweiten Stoß übertraf er die<br />

22-Meter-Marke – trat aber über. Dann<br />

änderte er seine Stützstoßtechnik, die er<br />

sich zur Schonung seiner Patellasehne antrainiert<br />

hatte, und sprang bei seinem Versuch<br />

um. Prompt verzog er vor Schmerzen<br />

das Gesicht und musste erneut eine<br />

ungültige Weite verzeichnen. „Ich habe<br />

da nur versucht, mit Kraft und Gewalt zu<br />

stoßen, und das kann ich einfach nicht“,<br />

erklärte Storl.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 29


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

Die Konkurrenz verblasste ...<br />

... angesichts des guten halben Meters Vorsprung,<br />

mit dem David Storl Olympiasieger<br />

Tomasz Majewski aus Polen und den Spanier<br />

Borja Vivas (li.) in die Schranken wies<br />

„Ich glaube, er versucht es mit der<br />

Brechstange zu erreichen, das tut ihm<br />

nicht gut“, meinte Coach Lang. Als zweitbestes<br />

Ergebnis sprangen nur noch 20,98<br />

Meter heraus. „Ich habe mich auch tierisch<br />

geärgert, als es mit solchen Scheißstößen<br />

weiterging“, schimpfte Storl.<br />

Seine Traummarke erreichte er jedenfalls<br />

(noch) nicht. „Mal sehen, in fünf,<br />

sechs Jahren werde ich bestimmt stabil<br />

über 22 Meter stoßen. Man wird ja älter.<br />

Und besser. Nichts ist unmöglich“, sagte<br />

Storl vor Zürich auf die Frage, ob er eines<br />

Tages 23 Meter stoßen könne. Jenseits dieser<br />

Marke liegen auch der Weltrekord des<br />

Amerikaners Randy Barnes (23,12 m) und<br />

der europäische und deutsche Rekord von<br />

Ulf Timmermann (23,06 m).<br />

Die EM-Bestmarke hält (noch) der<br />

Schweizer Werner Günthör mit 22,22 Metern.<br />

Erzielt 1986 in Stuttgart. Einen in<br />

der Szene einmaligen Rekord darf Storl<br />

aber für sich und seinen Trainingspartner<br />

Hendrik Müller beanspruchen: 110 Milchschnitten<br />

haben die beiden Kraftprotze in<br />

drei Tagen vertilgt.<br />

Bereits die Qualifikation am Vormittag<br />

hatte der spätere Goldmedaillengewinner<br />

souverän gemeistert. Gleich im ersten<br />

Versuch stieß er die 7,26-Kilo-Kugel 20,76<br />

Coach Sven Lang ...<br />

... war einer der ersten Gratulanten,<br />

nachdem David Storl seinen 2012 in Helsinki<br />

errungenen Titel verteidigt hatte


Ein Eisbeutel für die Patellasehne<br />

Im dritten Versuch veränderte David Storl<br />

seine Technik: Statt den Stoß im Stütz zu<br />

beenden, sprang er um. Das war nicht gut<br />

für sein lädiertes linkes Knie<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 31


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

„Pack doch<br />

zusammen<br />

und geh!“<br />

Das war der Vorschlag von Olympiasieger Tomasz Majewski (Foto oben), nachdem David<br />

Storl im ersten Versuch mit 21,41 Metern seine Überlegenheit demonstriert hatte<br />

Meter weit. Nicht ohne vorher noch von<br />

seinem Rivalen Majewski ein Stück Schokolade<br />

zu bekommen. „Trüffel. War superlecker“,<br />

erklärte Storl und machte sich<br />

auf ins Mannschaftshotel, um sich für das<br />

Finale am Abend zu wappnen: „Mittagessen,<br />

Mittagschlaf, Kaffee und Kuchen“, so<br />

sein Programm.<br />

Als erster Kugelstoßer überhaupt ist<br />

Storl nun zweimaliger Welt- und Europameister,<br />

dabei stehen dem Chemnitzer<br />

möglicherweise noch viele goldene Jahre<br />

bevor. „Er ist gerade 24 geworden. Das ist<br />

ein Alter, wo man früher gesagt hat: Jetzt<br />

geht‘s im Kugelstoßen erst richtig los. Mit<br />

25, 26 schauen viele erst richtig über den<br />

Tellerrand“, sagte sein Trainer Sven Lang.<br />

Storl ärgerte sich zwar darüber, dass<br />

er auch im Letzigrund-Stadion die angestrebte<br />

22-Meter-Marke nicht übertraf.<br />

Aber mit seiner Siegesweite von 21,41<br />

Metern gleich im ersten Versuch war die<br />

Entscheidung eigentlich schon gefallen.<br />

Am Ende lagen Borja Vivas und Tomasz<br />

Majewski als Dritter deutlich hinter dem<br />

Favoriten. „Tomasz meinte nach ersten<br />

Versuch: Pack doch zusammen und geh!“,<br />

erzählte der Goldmedaillengewinner am<br />

Tag danach. „Das ist nicht unbedingt das,<br />

was du brauchst.“<br />

Sponsoren werden aufmerksam<br />

Bei der WM 2015 in Peking kann sich<br />

Storl wieder mit den normalerweise bärenstarken<br />

Amerikanern messen. So hat<br />

Joe Kovacs dieses Jahr mit 22,03 Metern<br />

als Einziger auf der Welt weiter gestoßen<br />

als der Europameister. Nach der Saison<br />

muss sich Storl zunächst erst einmal<br />

einem kleinen Eingriff unterziehen: „Patellaspitzensyndrom,<br />

das hat fast jeder<br />

Werfer. Durch die Belastung ist das Knie<br />

gereizt.“<br />

Auch außerhalb des Kugelstoßrings<br />

und der Leichtathletik-Stadien macht sich<br />

Storl langsam einen Namen. Zwei, drei<br />

Sponsoren habe er, obwohl die Werfer<br />

nicht gerade als die Athleten mit dem besten<br />

Marktwert gelten. „Im Sprint reicht<br />

es wirklich, wenn du einmal erfolgreich<br />

warst. Wenn noch ein, zwei Titel dazukommen,<br />

denke ich, dann könnte ich<br />

auch ein interessanter Sportler werden.“<br />

Ob er auch in der Nationalmannschaft<br />

mittlerweile eine Führungsfigur<br />

sei? „Sicher ist ein bisschen Respekt da,<br />

aber ich will keine Sonderstellung haben“,<br />

sagte der bodenständige Sachse.<br />

Kapitän ist Diskus-Olympiasieger Robert<br />

Harting, mit dem Storl ein eher nüchternes<br />

Verhältnis hat. „Robert ist immer<br />

präsent, er ist auch ein starker Athlet.<br />

Man sollte aber die anderen nicht ganz<br />

vergessen“, sagte der Kugelstoßer. „Ich<br />

habe auch schon ein paar Medaillen gewonnen,<br />

meine Titel verteidigt. Ich werde<br />

älter, da wird die Rolle sicherlich noch<br />

interessanter werden.“<br />

32 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Im Mittelpunkt ...<br />

... stand David Storl als erster Sieger der EM von Zürich<br />

Konzentration und Explosion<br />

Obwohl er souverän Europameister wurde, war David Storl<br />

ab dem zweiten Versuch nicht so richtig zufrieden mit dem<br />

Wettkampf: „Ich habe da nur versucht, mit Kraft und<br />

Gewalt zu stoßen. Das kann ich einfach nicht.“


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

Erfolgsstory<br />

ohne Happy End<br />

34 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Zehnkampf: Die Deutschen schrieben lange die Geschichte dieses EM-Zehnkampfes.<br />

Bis zum Stabhochsprung sah es sogar nach einem Sieg für Kai Kazmirek aus. Doch dann<br />

patzte der Mann vom Mittelrhein. Am Ende standen weder er noch Arthur Abele oder Rico<br />

Freimuth auf dem Podest, sondern Andrej Krauchanka, Kevin Mayer und Ilya Shkurenyov.<br />

Rico Freimuth wollte ganz schnell<br />

weg, auch Kollege Kai Kazmirek war<br />

nicht in Feierlaune – aus Arthur Abele<br />

sprudelte es dagegen nur so heraus.<br />

„Bestleistung. Überglücklich. Der Wahnsinn!“,<br />

sagte der Zehnkämpfer aus Ulm<br />

nach dem dramatischen Finale von Zürich.<br />

Der Schwabe ist der Älteste im deutschen<br />

Trio, doch an diesem späten Mittwochabend<br />

war der 28-Jährige der Beste.<br />

Fünfter mit 8.477 Punkten, „Hausrekord“<br />

– ein Traum-Comeback für Routinier Abele<br />

nach sechs frustrierenden Jahren ohne<br />

einen großen internationalen Wettkampf.<br />

Sogar ein Platz auf dem Podest wäre möglich<br />

gewesen. „Ein Punkt fehlte zu Blech,<br />

21 zu Bronze“, sagt Abele, „da war mehr<br />

drin. Drei, vier Meter im Speerwurf mehr<br />

– das wäre locker Bronze gewesen.“ Dennoch<br />

war der Sportsoldat „mega-happy.<br />

Wir Drei können alle super zufrieden<br />

sein“, meinte er. Mitfavorit Kazmirek war<br />

nach einem Blackout beim Stabhochsprung<br />

mit 8.458 Punkten hinter Abele<br />

Sechster geworden, Freimuth landete am<br />

Ende auf dem siebten Platz (8.308).<br />

Böiger Wind und peitschender Regen<br />

spielten den Königen unter den Athleten<br />

nicht nur beim Stabhochsprung übel mit.<br />

„Der Wettkampf ging über sechs Stunden.<br />

So etwas habe ich noch nie erlebt“, meinte<br />

Abele, der mit 4,70 Metern noch ganz<br />

gut über die Runden kam. Für Kazmirek,<br />

der im Letzigrund-Stadion als Europas<br />

Nummer eins angetreten war, platzte der<br />

Medaillentraum dagegen bei der verflixten<br />

siebten Disziplin: 4,60 Meter mit dem Stab<br />

waren eine Katastrophe für den 24-Jährigen<br />

von der LG Rhein-Wied.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 35


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

„KK“ ist schon 60 Zentimeter höher<br />

gesprungen. Auch Kazmirek fror wie ein<br />

Schneider, als Grund für seinen Absturz<br />

nannte er aber ein technisches Problem<br />

beim Aufschwung. Das Fazit seiner ersten<br />

EM fiel knapp aus: „Einen Fehler gemacht,<br />

schon ist man weg. Einfach blöd, dass ich<br />

bei 4,80 Metern gepatzt habe – sonst hätte<br />

ich auf dem Treppchen gestanden“, meinte<br />

der U23-Europameister des Vorjahres<br />

und gab zu: „Das war eine technische Katastrophe.<br />

Ich bin seit Jahren nicht mehr<br />

so schlecht gesprungen.“<br />

Holländische Luftsprünge<br />

Eelco Sintnicolaas verpasste zwar am Ende<br />

mit 8.478 Punkten knapp eine Medaille, begeisterte<br />

aber mit seinen Sprungleistungen<br />

von 2,01 Metern im Hoch- und besonders mit<br />

seinen 5,40 Metern in Stabhochsprung. Nach<br />

dem Hochsprung zeigte der Niederländer<br />

einen Salto als Zugabe<br />

Sechs Stunden Stabhochsprung<br />

Auch Routinier Abele schüttelte den Kopf<br />

über die extremen Bedingungen: „Immer<br />

wenn ich angelaufen bin, hat es geschüttet<br />

wie aus Eimern.“ Für Rico Freimuth<br />

war das Stab-Abenteuer besonders frustrierend.<br />

Der Hallenser musste als einziger<br />

Deutscher in die „Verlängerung“.<br />

Er meisterte sogar noch die 4,80 Meter.<br />

Nach der Zwangspause war er schon<br />

„megaplatt. Danach kam ich überhaupt<br />

nicht mehr rein. Darauf, dass ich die 4,80<br />

Meter noch gesprungen bin, war ich echt<br />

stolz“, sagte der Hallenser.<br />

Mit einem grandiosen Hürdensprint<br />

hatten die <strong>DLV</strong>-Asse am Mittwochmorgen<br />

einen Traumstart in den zweiten Zehnkampftag<br />

hingelegt: Mit der Bestzeit von<br />

14,05 Sekunden behauptete Kai Kazmirek<br />

seine Führung, die er am ersten Tag mit<br />

einem herausragenden Weitsprung (7,68<br />

m), einer weiteren Bestleistungen über<br />

100 Meter (10,75 sec) sowie starken 2,13<br />

Metern im Hochsprung erobert hatte. Auf<br />

Rang zwei schob sich zum Auftakt des<br />

ersten Tages der Ulmer Arthur Abele, der<br />

mit 13,55 Sekunden eine EM-Bestzeit für<br />

Zehnkämpfer aufstellte. „Nach dem Hürdensprint<br />

konnte man schon Tränen in<br />

den Augen haben“, sagte Bundestrainer<br />

Rainer Pottel.<br />

Abele, der 2008 bei den Olympischen<br />

Spielen in Peking seinen letzten großen<br />

Zehnkampf absolviert hatte, wuchs im<br />

Letzigrund vor allem am ersten Tag über<br />

sich hinaus. Auch wenn der Schwabe seinen<br />

dritten Halbzeitplatz nicht behaupten<br />

konnte, war Pottel mit dem 28-Jährigen<br />

zufrieden. „Ein tolles Ding!“, lobte der<br />

Bundestrainer. „Arthur war ja so lange<br />

von der Bildfläche verschwunden. Viele<br />

haben gar nicht mehr an ihn geglaubt.“<br />

Erstmals Europameister und damit<br />

Nachfolger des Frankfurters Pascal Behrenbruch<br />

wurde der Weißrusse Andrej<br />

Krauchanka. Der Olympia-Zweite von<br />

2008 triumphierte mit der Jahresweltbestleistung<br />

von 8.616 Punkten. Silber erkämpfte<br />

der Franzose Kevin Mayer (8.521)<br />

vor dem Russen Ilya Shkurenyov(8.498).<br />

36 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Jubel bis zur verflixten<br />

siebten Disziplin<br />

Nach starken 2,13 Metern im<br />

Hochsprung war die Welt völlig in<br />

Ordnung bei Kai Kazmirek.<br />

Der Absturz folgte beim<br />

Stabhochsprung, wo er nicht<br />

über 4,60 Meter hinauskam<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 37


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

Auf die<br />

Oma<br />

gehört<br />

38 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Diskuswurf: Das Trikot blieb ganz, weil‘s die Oma<br />

so wollte. Doch so mühsam wie bei der EM in Zürich<br />

hat sich Diskus-Olympiasieger Robert Harting noch<br />

keine Goldmedaille erarbeitet. Für ihn waren es die<br />

„schwersten Würfe“ seines Lebens.<br />

Robert Harting hörte auf seine Oma<br />

Renate. Nach der erfolgreichen Titelverteidigung<br />

verzichtete der ansonsten<br />

alles andere als folgsame Berliner<br />

auf das Zerreißen seines Nationaltrikots.<br />

„Ihr gefällt es nicht“, sagte der Diskus-<br />

Olympiasieger nach seinem Sieg mit 66,07<br />

Metern. „Oma ist eine andere Generation.<br />

Da kommt es nicht gut an, wenn man ein<br />

Lump ist und das Trikot zerreißt.“ Stattdessen<br />

zog er das Shirt aus, legte es auf<br />

den Boden und kuschelte telegen damit.<br />

Während er den Lohn von der Großmutter<br />

– acht Thüringer Bratwürste und<br />

zwei Schachteln mit Karamell-Naschwerk<br />

– längst verdaut hatte, lag ihm das stürmische<br />

und gefährliche EM-Finale auch<br />

am Tag danach noch arg im Magen. „Das<br />

waren die schlimmsten Würfe meines Lebens<br />

und der schwierigste Titel, den ich<br />

gewonnen habe“, sagte ein physisch und<br />

mental ausgelaugter Harting. „Wenn ich<br />

kategorisieren soll: Dieser Titel kommt<br />

nicht mit weitem Abstand nach dem<br />

Olympiasieg, weil es eine ganz große<br />

Kopfleistung für mich war.“<br />

Einzigartig: Fünfmal Gold in Folge<br />

So blieb er der unbezwingbare Diskus-<br />

Riese. Mit 66,07 Metern gewann der<br />

29-jährige Berliner wie vor zwei Jahren<br />

Gold. Es ist schon der fünfte Triumph<br />

in Serie für ihn bei großen Titelkämpfen<br />

nach den WM-Siegen 2011 und 2013 sowie<br />

dem EM-Erfolg und dem Olympiasieg<br />

2012 – einzigartig im Diskuswurf.<br />

„Ich habe schon schönere Abende erlebt.<br />

Es war schwierig. Ich bin deshalb glücklich,<br />

dass es so ausgegangen ist“, sagte<br />

Harting über den Arbeitssieg bei Regen<br />

und Temperaturen von nur 14 Grad Celsius.<br />

Silber sicherte sich der Este Gerd Kanter<br />

mit 64,75 Metern vor Robert Urbanek<br />

aus Polen (63,81 m).<br />

„Es gibt Athleten, die sind so außergewöhnlich,<br />

dazu kann man nichts mehr sagen“,<br />

meinte Thomas Kurschilgen, Sportdirektor<br />

des Deutschen Leichtathletik-Verbandes<br />

(<strong>DLV</strong>), über den erfolgreichsten<br />

<strong>DLV</strong>-Athleten der vergangenen Jahre. Erleichtert<br />

zeigte sich auch Hartings neuer<br />

Trainer Torsten Schmidt: „Es war schwierig<br />

zu werfen, Robert kam nicht hundertprozentig<br />

zurecht“, sagte er.<br />

„Ohne Socken wird es morgen besser!<br />

Eieiei – sockenfrei!“, twitterte Harting am<br />

Tag vor dem Finale am Mittwochabend<br />

im Letzigrund-Stadion vergnügt und verzichtete<br />

auf das Tragen von Strümpfen im<br />

EM-Endkampf. In der Qualifikation war<br />

er mit neuen Sportschuhen in den Ring<br />

gegangen und hatte mehr oder weniger<br />

ernsthaft über mangelnde Standfestigkeit<br />

im Diskus-Ring geklagt.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 39


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

„Mit 66 Meter bin<br />

ich happy, auch<br />

wenn es etwas<br />

billig riecht.“<br />

Dabei hatte Harting mit 67,01 Metern<br />

im ersten Versuch weiter als alle seine<br />

Rivalen geworfen, obwohl er vor der EM<br />

enorm unter Stress stand.<br />

Die Prüfungen für seinen Bachelor in<br />

Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation<br />

forderten ihn ebenso wie das<br />

Engagement für die Deutsche Sportlotterie.<br />

Dabei musste er wenige Stunden vor<br />

dem EM-Finale noch eine kleine Niederlage<br />

wegstecken: In Zürich erhielt er die<br />

Nachricht, dass der für Ende September<br />

vorgesehene Start der Sportlotterie zugunsten<br />

einer besseren sozialen Absicherung<br />

von Spitzensportlern verschoben werden<br />

muss. Grund für die Verzögerung war die<br />

noch nicht vorliegende Werbeerlaubnis.<br />

Doch Harting ließ sich dadurch ebenso<br />

wenig vom Erfolgsweg abbringen wie<br />

durch die kühle Witterung, Windböen<br />

und einer Zeitverzögerung durch eine<br />

Sturmwarnung um gut eine Stunde. Allerdings<br />

lief es nicht so locker wie in der<br />

Ausscheidung: Nach nur 63,94 Metern<br />

hämmerte Harting die Scheibe ins Netz<br />

des Diskus-Käfigs, bevor er mit 66,07 Metern<br />

endlich den goldenen Dreh raushatte.<br />

Im Medaillenkampf verfehlte er jedoch<br />

bei kühler Witterung sein zweites<br />

Vorhaben: den EM-Rekord von Piotr Malachowski<br />

von 68,87 Metern zu überbieten.<br />

Mit dieser Weite hatte der Pole den<br />

Deutschen bei der EM 2010 in Barcelona<br />

geschlagen. Es war die letzte Niederlage<br />

für Harting bei EM, WM und Olympia. In<br />

dieser Saison jedoch bezwang Malachowski<br />

ihn beim Werfertag in Halle/Saale mit<br />

der Weltjahresbestweite von 69,28 Metern.<br />

Seitdem blieb der Deutsche in acht<br />

Wettkämpfen ungeschlagen – inklusive<br />

des EM-Sieges.<br />

Ausgerutscht<br />

Vorsicht Glatteis! So ein Warnschild hätte<br />

man vor dem Diskus-Ring an dem regnerischen,<br />

windigen und chaotischen<br />

Finalabend aufstellen müssen. Die Endkampf-Tortur<br />

begann schon im Hotel.<br />

Die Abfahrt zum Stadion verzögerte sich<br />

wegen des stürmischen Wetters und Zeitplanänderungen<br />

immer wieder. „Sechsoder<br />

siebenmal musste man sich warmmachen<br />

und kam total aus dem Rhythmus“,<br />

schilderte Harting. Als er endlich<br />

zum ersten Aufwärmwurf im Ring stand,<br />

stürzte er – mit fast fatalen Folgen. „Ich<br />

bin hingefallen, habe mich abgefangen<br />

und mir den Handknöchel in der Hand<br />

verstaucht“, sagte er zu dem Malheur.<br />

Ursache für den Unfall und die im<br />

Medaillenkampf schwachen Würfen aller<br />

Finalisten war ein neuer, rutschiger Beton-Belag<br />

im Ring. „Es war sauglatt und<br />

schmierig. Das war wie Schlittschuhlaufen“,<br />

klagte der 29-Jährige.


Ein Gruß an die Oma<br />

Mit intaktem Nationaltrikot ließ<br />

sich Robert Harting feiern. Oma<br />

Renate hatte ihn aufgefordert, den<br />

Stoff diesmal ganz zu lassen<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 41


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

Am Ende gab‘s doch einen Kuss ...<br />

... für den Ring, über den Robert Harting<br />

sagte: „Es war sauglatt und schmierig. Das<br />

war wie Schlittschuhlaufen“<br />

Besonders schwierig war es, am Ende<br />

der Wurfphase den richtigen Halt zu finden:<br />

„Es war wie im Winter, wenn man<br />

den Berg runterfährt und hat keine Bremse<br />

am Schlitten. Diese Bremse ist mein<br />

linkes Bein.“<br />

Deshalb war der 2,01 Meter Herkules<br />

nach diesem „Ringelpietz mit Anfassen“<br />

heilfroh, allen Widrigkeiten zum Trotz EM-<br />

Gold gewonnen zu haben. „Mit 66 Metern<br />

bin ich happy, auch wenn es etwas billig<br />

riecht“, meinte Harting. „Wenn ich 66 Meter<br />

unter normalen Bedingungen geworfen<br />

hätte, wäre ich sicher enttäuscht gewesen,<br />

aber so überhaupt nicht.“ Silbermedaillengewinner<br />

Gerd Kanter aus Estland und<br />

der Dritte Robert Urbanek aus Polen kamen<br />

mit den Bedingungen noch deutlich<br />

schlechter zurecht. Für Harting ist es nach<br />

WM-Triumphen 2009, 2011 und 2013 sowie<br />

dem Olympiasieg und dem EM-Titel<br />

2012 bereits der sechste große Sieg seiner<br />

Karriere. „Ich hoffe, es geht lange so weiter“,<br />

sagte der Ausnahmeathlet.<br />

Kassensturz für neue Erfolge<br />

Im Übergangsjahr <strong>2014</strong> hat er damit die<br />

Basis gelegt für seine nächsten Gold-<br />

Projekte: Die WM 2015 in Peking und die<br />

Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro.<br />

Dafür hat er einen „richtigen Kassensturz“<br />

gemacht: Er hat mit seinem neuen<br />

Coach Torsten Schmidt neue Trainingsprogramme<br />

entwickelt und sein Studium<br />

sowie die von ihm mitinitiierte Deutsche<br />

Sportlotterie vorangetrieben. Seine Rolle<br />

als deutscher Team-Kapitän wollte er<br />

nicht überschätzt wissen: „Das Querdenken<br />

im Team ist echt in Mode. Das mache<br />

ich auch gern, deshalb finde ich es gut.“<br />

Das Trikot blieb diesmal ganz<br />

Statt sein Hemd zu zerreißen, bettete<br />

Robert Harting nach dem Triumph<br />

seinen Kopf darauf<br />

42 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Der Herr der Ringe<br />

Nicht ganz so elegant und<br />

souverän wie sonst drehte<br />

sich Robert Harting im<br />

Diskusring. Aber am Ende<br />

war er mit 66,07 Metern<br />

wieder unbezwingbar


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

Bronze-Glück<br />

44 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Zielsprung<br />

Cindy Roleder machte im EM-Finale<br />

mit vollem Körpereinsatz Bronze<br />

hinter Tiffany Porter (2. v. re.) und<br />

Cindy Billaud (re.) klar<br />

100 Meter hürden: Seit dem Wechsel zum Siebenkampf ist Cindy Roleder besser<br />

denn je. Der vorläufige Höhepunkt: EM-Bronze in Zürich dank „neuer Lockerheit“.<br />

Cindy Roleder konnte ihr Glück nicht<br />

fassen. Immer wieder schlug die<br />

Leipzigerin die Hände nach dem<br />

Hürdensprint-Finale vors Gesicht. Sie – die<br />

Umsteigerin zum Siebenkampf – hatte im<br />

Züricher Letzigrund in 12,82 Sekunden<br />

sensationell die Bronzemedaille geholt.<br />

Dabei trainiert sie nur noch zweimal pro<br />

Woche in der Hallenser Trainingsgruppe<br />

von Wolfgang Kühne ihre Spezialdisziplin.<br />

An den anderen Tagen stehen die anderen<br />

sechs Übungen des Mehrkampfes<br />

auf dem Programm. „Das war supergeil.<br />

Ich habe einen tollen Start erwischt. Dann<br />

ging es nur darum, so schnell wie möglich<br />

zu treten und sich ins Ziel zu werfen.<br />

Außerdem bin ich lockerer, nicht mehr so<br />

verkrampft wie früher“, erklärte Cindy Roleder<br />

ihr einfaches Erfolgsrezept.<br />

Besser waren im Finale nur die beiden<br />

Top-Favoritinnen Tiffany Porter (Großbritannien;<br />

12,76 sec) und Cindy Billaud<br />

(Frankreich; 12,79 sec). Die ebenfalls hoch<br />

eingeschätzte Nadine Hildebrand konnte<br />

nicht an ihre Vorleistungen anknüpfen. Der<br />

Deutschen Meisterin vom VfL Sindelfingen<br />

blieb in 13,01 Sekunden nur Platz sechs.<br />

Ganz anders Cindy Roleder. Zwar verfehlte<br />

sie ihre Bestzeit um zwei Hundertstel, das<br />

beste Rennen ihrer Karriere war das EM-Finale<br />

aber allemal. Hatte sie bei ihrem Hausrekord<br />

bei den Deutschen Meisterschaften<br />

in Ulm den optimalen Rückenwind von 2,0<br />

Metern pro Sekunde, musste sie in Zürich<br />

gegen Gegenwind und Kälte ankämpfen.<br />

Explosiver denn je<br />

Von solchen Kleinigkeiten lässt sich die<br />

„neue“ Cindy Rolder aber nicht aus der<br />

Ruhe bringen. Das Siebenkampf-Training<br />

hat ihr sichtlich gutgetan. Sie ist explosiver<br />

und austrainierter als in den vergangenen<br />

Die „neue“ Cindy Roleder<br />

Gelöst auf der Bahn und bei der Siegerehrung.<br />

So erlebte man die Leipzigerin bei der EM<br />

Jahren. „Ich bin fit wie nie zuvor. Das habe<br />

ich Wolfgang Kühne zu verdanken, der<br />

uns ordentlich schuften hat lassen“, sagte<br />

die strahlenden EM-Dritte. Schon im Winter<br />

hatte die 24-Jährige für Furore gesorgt,<br />

als sie bei den Hallen-Weltmeisterschaften<br />

in Sopot (Polen) ins Finale gestürmt war<br />

und in 8,01 Sekunden über 60 Meter Hürden<br />

Rang sechs belegt hatte. Übrigens eine<br />

Hundertstel und einen Platz vor Nadine<br />

Hildebrand.<br />

Trotz der Erfolge im Hürdenwald denkt<br />

Cindy Roleder nicht daran, wieder voll auf<br />

diese Karte zu setzen: „Das Mehrkampf-<br />

Training hat einen hohen Anteil am Erfolg.<br />

Auch nächstes Jahr will ich zu Saisonbeginn<br />

wieder Siebenkämpfe bestreiten und<br />

dann zu den Hürden wechseln.“ Ein Blick<br />

in die Statistiken gibt ihr recht. Ihre vier<br />

schnellsten Zeiten über 100 Meter Hürden<br />

stammen aus diesem Jahr. Ihre Bestleistung<br />

steigerte Cindy Roleder dabei um elf<br />

Hundertstel.<br />

Die Olympia-Halbfinalistin von 2012<br />

in London hat in ihrer zweiten Karriere<br />

mächtig Fahrt aufgenommen. Nicht auszuschließen,<br />

dass sie in den kommenden<br />

Jahren noch über weitere Medaillen jubeln<br />

wird. Ob das im Siebenkampf oder im<br />

Hürdensprint der Fall sein wird, ist zweitrangig.<br />

Cindy Roleder hat mit ihrer neuen<br />

Lockerheit in die Erfolgsspur gefunden.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 45


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

46 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Speerwerfen: Linda<br />

Stahl hat in Zürich wie<br />

schon 2012 Bronze gewonnen.<br />

Zum großen Wurf wie<br />

vor vier Jahren bei der EM in<br />

Barcelona reichte es nicht.<br />

Zufrieden war die Leverkusenerin<br />

dennoch.<br />

„Ich finde<br />

mich<br />

gerade<br />

ganz gut“<br />

Linda Stahl will nachlegen. In Sachen<br />

Medaillen versteht sich – kein Baby.<br />

Den Trend zur Familie im Speerwurf-<br />

Lager will sie nicht mitmachen. „Bis zum<br />

Olympia-Jahr 2016 mache ich keine Babypause“,<br />

kündigte die 28-jährige Leverkusenerin<br />

nach EM-Bronze an. „Bisher<br />

habe ich immer klare Entscheidungen<br />

getroffen.“<br />

Die Auskunft zur Familien- und Karriereplanung<br />

war auch eine Anspielung<br />

auf die neue Europameisterin Barbora<br />

Spotakova, die nach der Geburt ihres<br />

Sohnes Janek nahtlos ihren nächsten Titel<br />

gewann, und Stahls nationale Rivalin<br />

Christina Obergföll. Die Weltmeisterin<br />

war nur Zuschauerin im Letzigrund-Stadion,<br />

weil sie im Juni ihren Filius Marlon<br />

zur Welt brachte.<br />

Allerdings war Linda Stahl nicht<br />

wirklich amüsiert über dieses Thema.<br />

„Ich habe irgendwo gelesen, dass seit der<br />

Schwangerschaft von Christina Obergföll<br />

das deutsche Speerwerfen keine zugkräftige<br />

Athletin mehr hat“, sagte sie bissig.<br />

„Das finde ich ziemlich unverschämt.“<br />

Lange Zeit auf Goldkurs<br />

Gut leben konnte die Europameisterin<br />

von 2010 und Olympia-Dritte von 2012<br />

mit Bronze, da sie in den vergangenen<br />

Monaten ihr Medizinexamen absolviert<br />

und bestanden hat. „Während des Examens<br />

habe ich gedacht: alles egal. Die<br />

EM mache ich nebenbei mal mit“, sagte<br />

Stahl. „Jetzt habe ich das Examen und<br />

die Medaille. Ich finde mich gerade ganz<br />

gut.“ Dabei sei es egal, dass es Bronze<br />

und nicht Silber oder gar der Titel geworden<br />

ist.<br />

So wollte sie auch nicht von einem<br />

geplatzten Titel-Traum reden. Mit 63,91<br />

Metern lag die Speerwerferin aus Leverkusen<br />

immerhin lange auf Goldkurs, bis<br />

Olympiasiegerin Barbora Spotakova aus<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 47


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

Tschechien (64,41 m) und die Serbin<br />

Tatjana Jelaca (64,21 m) die Deutsche<br />

in Runde fünf noch auf den Bronzerang<br />

verdrängten.<br />

„Ich hatte schon damit gerechnet,<br />

dass die Konkurrenz noch etwas drauflegt“,<br />

meinte Stahl, die ihren 63er-Wurf<br />

schon zu Beginn schaffte und als Weltjahresbeste<br />

(67,32 m) in das EM-Finale<br />

gegangen war. „Es hätte klappen können,<br />

hat aber nicht. Den großen Wurf hatte<br />

ich 2010. Das ist völlig in Ordnung.“<br />

Keine andere auf der Welt hatte in diesem<br />

Jahr weiter geworfen als die 28-Jährige<br />

– 67,32 Meter weit flog ihr Speer Mitte<br />

Juni in New York. Dieser starke Wurf<br />

war auch Folge der Verlängerung ihres<br />

Anlaufs von elf auf 13 Schritte, wodurch<br />

sie ihre Schnelligkeit besser ausreizen<br />

„Bis Olympia<br />

2016 mache<br />

ich keine<br />

Babypause.“<br />

Linda Stahl in Anspielung auf ihre<br />

Konkurrentinnen Barbora Spotakova<br />

und Christina Obergföll, die vor<br />

kurzem Mütter geworden sind<br />

kann. Allerdings tat sich Stahl nicht nur<br />

in der EM-Qualifikation (59,42 Meter) etwas<br />

schwer. Auch bei der Team-EM im<br />

Braunschweig (61,58 Meter) und beim<br />

DM-Sieg in Ulm (63,55 Meter) konnte<br />

sie nicht mit tollen Weiten glänzen - was<br />

aber einen Grund hatte. Monatelang war<br />

sie im Doppelstress: Neben dem Training<br />

hat die Olympia-Dritte ihr schriftliches<br />

Examen im Medizinstudium absolviert.<br />

Ob mehr herausgesprungen wäre,<br />

wenn sie den Examensstress nicht gehabt<br />

hätte? „Vor Olympia 2012 habe ich an der<br />

Uni fast nichts gemacht, mich für eine<br />

Pause vom Studium entschieden und<br />

eine Saisonbestleistung von 64,91 Metern<br />

gehabt“, erklärte die Ärztin, die im Oktober<br />

im Klinikum Leverkusen anfängt.<br />

„Jetzt habe ich Examen gemacht und in<br />

diesem Jahr 67,32 Meter geworfen. Das<br />

eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“<br />

Trotz der Belastung durch die Arbeit<br />

– inklusive Nachtschichten – will Linda<br />

Stahl in den kommenden zwei Jahren<br />

auch sportlich noch etwas bewegen.<br />

„Wenn man älter wird, wird die Technik<br />

meistens auch besser. Ich glaube, noch<br />

mal eine Bestleistung werfen zu können“,<br />

sagte sie. Am liebsten bei der WM<br />

2015 in Peking oder bei den Olympischen<br />

Spielen 2016 in Rio de Janeiro!<br />

„Christin wirft unglaublich gut“<br />

Dass die Medizinerin bis dahin wieder<br />

von ihrer nicht besonders geliebten<br />

Konkurrentin Christina Obergföll in den<br />

Schatten gestellt werden könnte, tut sie<br />

schnippisch ab: „Es gibt genug Konkur-<br />

renz aus dem Ausland, und es gibt Christin<br />

Hussong, die unglaublich gut wirft<br />

und uns alten Damen im nächsten Jahr<br />

das Leben schwer machen wird.“<br />

Tatsächlich trat die erst 20-jährige<br />

Zweibrückenerin bei ihrer EM-Premiere<br />

wie eine potenzielle Nachfolgerin auf.<br />

„Mein Ziel ist, einmal da zu stehen, wo<br />

die anderen beiden stehen“, sagte die Studentin<br />

der Sportwissenschaften nach ihrem<br />

siebten Platz mit 59,29 Metern selbstbewusst.<br />

„Diesmal war das Ziel nur, dabei<br />

zu sein. Im nächsten Jahr möchte ich die<br />

Großen schon etwas ärgern.“<br />

48 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Konzentration auf das Wesentliche<br />

Im EM-Jahr <strong>2014</strong> stand für Linda Stahl lange<br />

Zeit das Medizin-Examen im Blickpunkt.<br />

Nach bestandener Prüfung gab es die<br />

Bronzemedaille mit dem Speer in Zürich<br />

noch obendrauf<br />

Die Krönung ...<br />

... blieb für Linda Stahl in diesem Jahr aus.<br />

Kurze Zeit sah es so aus, als ob sich die<br />

Serbin Tatjana Jelaca (re.) überraschend die<br />

Krone aufsetzen könnte, doch schließlich war<br />

es Weltrekordlerin Barbora Spotakova, die<br />

zum ersten Mal Europameisterin wurde<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 49


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

Endlich<br />

Gold<br />

50 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Kugelstoßen:<br />

Christina Schwanitz war in<br />

der Schweiz eine sichere<br />

Medaillenbank. Mit 19,90<br />

Metern holte sie EM-Gold.<br />

Die 28-Jährige stieß im<br />

Letzigrund-Stadion in einer<br />

eigenen Liga.<br />

Christina Schwanitz riss schon nach<br />

dem zweiten Versuch ihre Arme<br />

siegessicher in die Höhe. Ihre 19,90<br />

Meter reichten am Sonntag problemlos<br />

zum EM-Titel im Kugelstoßen. „Das war<br />

kein Kinderspiel, es war richtig Sport.<br />

Aber nach dem zweiten Versuch war abzusehen,<br />

dass ich gewinne“, freute sich<br />

die 28 Jahre alte Chemnitzerin nach ihrem<br />

Gold-Coup zum Abschluss der EM.<br />

„Doch ich wollte zeigen, dass der Stoß<br />

nicht rausgerutscht ist.“ Auch die weiteren<br />

Versuche von 19,66, 19,79 und 19,66<br />

Metern hätten alle für den Sieg gereicht.<br />

„Ich hätte mit drei weiteren Stößen locker<br />

gewonnen. Sehr schön. Das ist ein<br />

tolles Gefühl“, kommentierte sie.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 51


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

Keine andere europäische Werferin<br />

hatte vor der EM in diesem Jahr so weit<br />

gestoßen – und auch im Letzigrund-Stadion<br />

kämpfte sie in einer eigenen Liga.<br />

Die zweitplatzierte Russin Yevgenia Kolodko<br />

aus Russland wuchtete die Eisenkugel<br />

auf 19,39 Metern – 51 Zentimeter<br />

weniger als die Deutsche.<br />

Aus dem Tal der Tränen<br />

Alle schienen Respekt vor Schwanitz zu<br />

haben. „Ich habe es mir hart erarbeitet<br />

nach einem langen Tal der Tränen“,<br />

sagte die strahlende Europameisterin, die<br />

durch sieben Fußoperationen immer wieder<br />

zurückgeworfen wurde. Allerdings<br />

empfand sie nach dem EM-Triumph<br />

nicht nur Freude, sondern auch schon<br />

den Erfolgsdruck, der mit Blick auf die<br />

Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro<br />

kommen wird: „Der Rucksack wächst<br />

jetzt. Jeder wird sagen, du bist Vizeweltmeisterin<br />

geworden und Europameisterin,<br />

da wirst du doch in Rio mal ordentlich<br />

Gas geben.“<br />

In Brasilien wird die Neuseeländerin<br />

Valerie Adams auf sie warten, die sie<br />

noch nie bezwingen konnte. „Ich arbeite<br />

hart dafür, sie zu schlagen und die beste<br />

Kugelstoßerin der Welt zu werden“, sagte<br />

Schwanitz mit großer Zielstrebigkeit.<br />

„Quali abgefrühstückt“<br />

Die Goldmedaille von ihr bei der EM war<br />

für den Deutschen Leichtathletik-Verband<br />

(<strong>DLV</strong>) eine sichere Bank in der Schweiz.<br />

Schon nach der Qualifikation hatte die<br />

WM-Zweite klipp und klar formuliert, was<br />

sie will. „Gewinnen wäre mein Wunsch“,<br />

sagte die Ausnahmeathletin vom LV 90<br />

Erzgebirge nach ihren lockeren 19,35 Metern<br />

in der Qualifikation. „So... Quali abgefrühstückt“,<br />

schrieb sie in ihrer typisch<br />

fröhlichen Art auf Facebook.<br />

Nach tagelangem Regen bedauerte<br />

Schwanitz, dass ausgerechnet am Final-<br />

Sonntag die Sonne schien. „Ich bin ein<br />

Regentyp“, sagte sie. Doch auch ohne das<br />

geliebte Nass brachte sie das Gold schnell<br />

ins Trockene: Die 18,87 Meter im ersten<br />

Versuch dienten zum Aufwärmen, der<br />

zweite Stoß auf 19,90 Meter war bereits<br />

der goldene.<br />

Damit machte sie ihren Trainer Sven<br />

Lang zum erfolgreichsten Coach der<br />

EM: Dessen Schützling David Storl hatte<br />

ebenfalls den Titel im Kugelstoßen geholt.<br />

„19,90 Meter ist ihr weitester Stoß<br />

seit ihrem Hexenschuss bei der Team-EM<br />

im Juni in Braunschweig“, sagte Lang.<br />

Schwanitz ist die siebte deutsche Kugelstoß-Europameisterin<br />

seit 1938. 2012 in<br />

Helsinki gewann die Magdeburgerin Nadine<br />

Kleinert.<br />

52 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


„Ich bin ein<br />

Regentyp!“<br />

Christina Schwanitz nach dem Gewinn ihrer ersten Goldmedaille<br />

im strahlenden Sonnenschein am letzten EM-Tag<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 53


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

Böser<br />

54 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Bube<br />

Benabbad<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 55


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

3.000 Meter Hindernis: Trikot aus – Gold weg! Ein Franzose hat für den Skandal in<br />

Zürich gesorgt. Die Athleten haben kein Verständnis für den Strip auf der Zielgeraden.<br />

Mekhissi-Benabbad wird disqualifiziert – auch ein Champion muss sich an die Regeln<br />

halten. Am letzten EM-Tag holt der Franzose sich aber Gold über 1.500 Meter – und lässt<br />

dabei sein Trikot an.<br />

56 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Die erste klare Ansage ...<br />

... zu seinem unfairen Jubel bekam<br />

Mahiedine Mekhissi-Benabbad noch im Ziel<br />

von der Konkurrenz. Kurz danach wurde der<br />

Franzose disqualifiziert<br />

gehört sich nicht“, sagte der deutsche<br />

Läufer Florian Orth, der mit Benabbad<br />

am letzten EM-Tag im 1.500-Meter-Finale<br />

antrat, das der Franzose gewann. „Es<br />

gibt klare Regeln“, meinte Orth, „und an<br />

die hat sich auch ein Europameister zu<br />

halten.“<br />

Das sah auch der 1.500-Meter-Fünfte<br />

Homiyu Tesfaye so. „Bei einer so großen<br />

Meisterschaft schaut die ganze Welt<br />

zu. Und gerade die Jugend soll ja von<br />

uns Sportlern etwas lernen“, meinte der<br />

21 Jahre alte Frankfurter. „Ich habe Respekt<br />

vor seinen EM-Titeln“, sagte Tesfaye,<br />

„aber was er im Hindernis-Finale<br />

gemacht hat, das finde ich gar nicht gut.“<br />

Mahiedine Mekhissi-Benabbad ist<br />

und bleibt die Skandalnudel der<br />

Leichtathletik-Szene. Mit seinem<br />

sinnlosen Trikot-Strip hat sich der Franzose<br />

einen weiteren Fauxpas geleistet und<br />

damit für Empörung gesorgt. Auf dem<br />

Weg zu seinem dritten Titel über 3.000<br />

Meter Hindernis riss sich der 29-Jährige<br />

noch vor der letzten Hürde das Trikot<br />

vom Leib, nahm es dann sogar zwischen<br />

Zähne und stürmte als Erster durchs Ziel.<br />

Der Gold-Hattrick? Denkste! Eine Stunde<br />

später wurde Mekhissi-Benabbad disqualifiziert,<br />

als Hindernis-Europameister<br />

<strong>2014</strong> steht nun sein Landsmann Yoann<br />

Kowal in den Büchern.<br />

„Eine närrische Geste“, kommentierte<br />

die französische Zeitung „Le Figaro“, der<br />

Jubel komme Benabbad teuer zu stehen.<br />

„Kein Trikot – keine Medaille“, stellte „Le<br />

Monde“ lapidar fest. Der Franzose selbst<br />

war sich wohl keiner Schuld bewusst.<br />

„Ich wollte jubeln, so wie die Fußballer<br />

ein Tor feiern“, sagte er. Die Gelbe Karte,<br />

die ihm die Jury sofort zeigte, war also<br />

ebenso berechtigt wie die spätere Disqualifikation.<br />

„Ob Verhöhnung des Gegners<br />

oder Selbstverherrlichung – beides<br />

Das Maskottchen geschubst<br />

Schon zwei Jahre zuvor bei der EM in<br />

Helsinki war der Heißsporn unangenehm<br />

aufgefallen. Unmittelbar nach seinem<br />

Sieg schubste Benabbad das Maskottchen<br />

im Olympiastadion mit beiden Händen<br />

fast um – in dem Kostüm steckte ein<br />

14-jähriges Mädchen. 2010 in Barcelona<br />

verlangte er vom Maskottchen, vor ihm<br />

niederzuknien und drückte es dann unsanft<br />

nieder. Eine Zehn-Monats-Sperre<br />

kassierte der Olympia-Zweite vor drei<br />

Jahren beim Diamond-League-Meeting<br />

in Monaco: Im Ziel des 1.500-Meter-Rennens<br />

war Benabbad mit seinem Landsmann<br />

Mehdi Baala aneinander geraten.<br />

„Ich finde die Disqualifikation absolut<br />

richtig. So ein Verhalten ist extrem<br />

unsportlich“, sagte Clemens Prokop, der<br />

Präsident des Deutschen Leichtathletik-<br />

Verbandes. „Dass er das Trikot dann<br />

auch noch zwischen die Zähne nimmt,<br />

ist ein unwürdiges Verhalten gegenüber<br />

den anderen Athleten. Ich finde es sehr<br />

richtig, dass die EAA hier ein Zeichen gesetzt<br />

hat. Das darf man nicht einreißen<br />

lassen.“<br />

Einsichtig zeigte sich der Übeltäter<br />

nach seinem Vorlauf über 1.500 Meter<br />

nicht gerade. „Ich habe heute Nacht<br />

schlecht geschlafen“, gab er am Freitag in<br />

den Katakomben des Letzigrund-Stadions<br />

zwar zu. „Aber eigentlich gehörte der Sieg<br />

mir – ich hätte Geschichte schreiben können.“<br />

Dass er wenig gelernt hat, zeigte<br />

dann auch sein Jubel nach dem Sieg über<br />

1.500 Meter mit provokativem Blick zurück<br />

auf die geschlagenen Gegner.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 57


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

58 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Eine Idee<br />

schlägt ein<br />

kugelstoßen vor dem Ulmer münster: Welch ein Spektakel! Mit dem Kugelstoßen<br />

auf dem Ulmer Münsterplatz wurden die Deutschen Meisterschaften in Ulm am<br />

Freitagabend stimmungsvoll eröffnet. Mehr als 4.000 Menschen trafen sich im Schatten des<br />

höchsten Kirchturms der Welt, um die späteren Europameister David Storl und Christina<br />

Schwanitz live zu erleben. Ein ganz besonderer Augenblick im Leichtathletik-Jahr <strong>2014</strong>.<br />

Die Glocken des Ulmer Münster<br />

schlugen zum Showdown, als die<br />

Kugelstoßerinnen rund um Vize-<br />

Weltmeisterin Christina Schwanitz vom<br />

LV 90 Erzgebirge am Freitagabend auf<br />

dem Ulmer Münsterplatz um 19 Uhr zu<br />

ihren ersten Versuchen in den Ring stiegen.<br />

Schwanitz bekam davon aber nichts<br />

mit. „Das habe ich nicht gehört“, sagte<br />

sie. „Nur die Musik und das Klatschen<br />

der Zuschauer.“<br />

Kein Wunder. Ist der Platz vor dem<br />

mit 161,5 Metern höchsten Kirchturm<br />

der Welt sonst eher eine beschauliche<br />

Kulisse für zahlreiche Fotomotive von<br />

Touristen aus aller Welt, verwandelte er<br />

sich am Freitag zu einem Tollhaus, wie<br />

es selbst die Ulmer bislang selten erlebt<br />

haben.<br />

Außer vielleicht an dem Abend im<br />

Sommer 2009, als die britische Pop-Band<br />

Simply Red vor dem Münster spielte und<br />

mit dem Spektakel auch <strong>DLV</strong>-Veranstaltungsdirektor<br />

Frank Kowalski begeisterten.<br />

So etwas müsse sich doch auch für<br />

die Leichtathletik organisieren lassen,<br />

dachte er sich damals. Fünf Jahre später<br />

wurde die Idee Realität.<br />

Beklagten sich die Kugelstoßer in<br />

den vergangenen Jahren oft über mangelnde<br />

Aufmerksamkeit, wurden dieses<br />

Mal keine Mühen gescheut, um die Athleten<br />

rund um Doppel-Weltmeister David<br />

Storl und Vize-Weltmeisterin Christina<br />

Schwanitz mit einem riesigen Happening<br />

in Szene zu setzen. Zwei Ausnahmeathleten<br />

und ihre Konkurrenten bekamen<br />

den Rahmen, der ihnen gebührt: Ein 1,2<br />

Tonnen schwerer Ring wurde mitten in<br />

der Stadt aufgebaut – und nachts nach<br />

dem Event mit einem Gabelstapler und<br />

Volle Ränge<br />

4.000 Fans feierten<br />

die Kugelstoßer<br />

eine Polizeieskorte wieder ins Stadion<br />

gebracht, weil er zu schwer für den<br />

zunächst vorgesehenen Transport auf<br />

einem LKW war. Die Einschlagfläche für<br />

die Kugeln wurde auf einem Holzpodium<br />

befestigt: Über einer Schicht Sägespäne<br />

sorgten drei Lagen Rollrasen dafür, dass<br />

die Kugel-Einschläge gut sichtbar waren.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 59


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

Dank ans Publikum<br />

Christina Schwanitz<br />

war begeistert von<br />

der Stimmung:<br />

„Es ist super, wenn<br />

die Menschen so<br />

dicht dran sind!“<br />

Die speziell aufgebaute Tribüne bot<br />

Platz für 2.000 Zuschauer, die schon lange<br />

vor Beginn des Wettkampfes voll besetzt<br />

war. Daneben tummelten sich weitere<br />

2.000 Begeisterte auf den Stehplätzen<br />

und im VIP-Bereich. Manche konnten den<br />

Wettkampf nur über eine extra errichtete<br />

riesige Video-Leinwand verfolgen – abschrecken<br />

ließ sich davon aber niemand,<br />

zu groß war die Anziehungskraft dieses<br />

einmaligen Events.<br />

„So ein Spektakel habe ich noch nie<br />

erlebt“, meinte ein Kampfrichter, der dafür<br />

sorgte, dass die Kugeln vom Schmutz<br />

befreit wurden. Und der Schwabe hat<br />

schon so einiges erlebt, er ist seit 1986 als<br />

Kampfrichter tätig. Auch <strong>DLV</strong>-Präsident<br />

Clemens Prokop war beeindruckt: „Unser<br />

Konzept, dass wir mit der Leichtathletik<br />

aus dem Stadion und zu den Leuten in die<br />

Städte gehen, hat sich wieder einmal bewährt.<br />

Wir fühlen uns auf unserem Weg<br />

bestätigt, werden dieses Konzept konsequent<br />

fortsetzen und auch künftig vor<br />

Deutschen Meisterschaften Teile des Programms<br />

auslagern.“<br />

Das Publikum tobt<br />

Party-Musik wummerte aus den Lautsprechern,<br />

die Zuschauer jubelten und<br />

klatschten. Als Christina Schwanitz‘ Kugel<br />

im zweiten Versuch mit 19,69 Metern<br />

nah an die 20-Meter-Marke flog, tobte<br />

das Publikum. „Das ist super, wenn die<br />

Menschen so nah dran sind und mitgehen.<br />

Die Ränge waren voll, total klasse“,<br />

meinte Schwanitz später immer noch beeindruckt.<br />

„Und ihre Konkurrentin Lena<br />

Urbaniak brachte es auf den Punkt: „Eine<br />

Hammer-Stimmung, eine Mega-Kulisse,<br />

ein genialer Wettkampf.“<br />

Für Leistung sorgte die 21 Jahre alte<br />

Fast-Lokalmatadorin selbst. Gerade einmal<br />

35 Minuten dauerte die Anreise der<br />

ehemaligen U18-Weltmeisterin und U20-<br />

Europameisterin, die für die LG Filstal<br />

startet. Mit einer Bestleistung von 17,58<br />

Metern von den letztjährigen Deutschen<br />

Meisterschaften war sie angereist, schon<br />

im zweiten Durchgang steigerte sie sich<br />

auf 17,65 Meter. Selbstbewusst stieg sie<br />

Runde für Runde in den Ring, fixierte ein<br />

imaginäres Ziel auf dem Rasen und forderte<br />

dann das Publikum auf, sie zu unterstützen.<br />

„Ich mag es, wenn ich spüre,<br />

dass das Publikum hinter mir steht“, erklärte<br />

sie.<br />

Beflügelt von der Anfeuerung beschleunigte<br />

die Drehstoßerin ihre Kugel<br />

und feuerte sie im vierten Durchgang so<br />

weit hinaus, dass bei deren Aufschlag<br />

das gelbe Band wackelte, das die 18-Meter-Marke<br />

und damit die EM-Norm markierte.<br />

60 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Meisterschaftsrekord!<br />

David Storl jubelte vor dem Ulmer<br />

Münster über eine starke Serie. Sein<br />

bester Versuch landete nach 21,87 Metern.<br />

Weiter hat noch nie ein Athlet bei den<br />

114 <strong>DLV</strong>-Meisterschaften gestoßen<br />

Zwar erreichte sie die begehrte Marke<br />

nicht ganz, verbesserte mit 17,84 Metern<br />

ihre Bestleistung aber noch einmal.<br />

Die Belohnung: Silber bei der DM und<br />

die EM-Nominierung. „Das Publikum hat<br />

mich zu der Leistung gepusht“, bedankte<br />

sie sich später. „So eine Stimmung und<br />

Kulisse wie hier habe ich noch nie erlebt.“<br />

Und auch wenn Veranstaltungen wie in<br />

Biberach oder auch Schönebeck ähnliche<br />

Konzepte verfolgen, „vor so einer Kulisse<br />

habe ich zum ersten Mal gestoßen. Hier<br />

ist das Kugelstoßen mal richtig zur Geltung<br />

gekommen“.<br />

Mittags war sie angereist, „da wurde<br />

gerade aufgebaut. Und als ich später<br />

vorbeikam dachte ich noch, die Tribüne<br />

wird bestimmt nicht voll.“ Wie sie sich<br />

täuschte. Mindestens die doppelte Anzahl<br />

an Plätzen hätte gefüllt werden können,<br />

die Leute standen Schlange, als die<br />

Tribünenplätze vergeben wurden. „Da ist<br />

mir echt ein Schauer über den Rücken<br />

gelaufen.“<br />

Selbst Doppel-Weltmeister David<br />

Storl, bekannt für seine Seelenruhe, blieb<br />

nicht unbeeindruckt. „Für mich sind<br />

Wettkämpfe wie hier ein riesiger Antrieb<br />

und eine unglaubliche Motivation, gerade<br />

wenn es so ein tolles Publikum ist wie in<br />

Ulm“, meinte er. „Da wo der Ring stand,<br />

war ein richtiger Hexenkessel.“ Und nicht<br />

nur da. Als der Olympia-Zweite in den<br />

Ring stieg, um endlich zum ersten Mal<br />

in seiner Karriere die 22 Meter zu übertreffen,<br />

kletterten die Kinder an den Metalltoren<br />

vor dem von der untergehenden<br />

Sonne angestrahlten Ulmer Münster hoch,<br />

um einen Blick auf Storl zu erhaschen.<br />

Der belohnte die Mühen mit einer<br />

einmaligen Serie: In jedem Versuch stieß<br />

er mindestens 21,32 Meter weit, nur sein<br />

vierter Versuch wurde ungültig gegeben,<br />

weil er angeblich mit der Hand über die<br />

Ringmarkierung gegriffen hatte. Im letzten<br />

Durchgang kam er dann der angestrebten<br />

Marke mit 21,87 Metern ganz nah<br />

– übertroffen hat er sie aber noch nicht.<br />

Der Durchschnitt seiner fünf besten<br />

Wettkämpfe liegt bei 21,82 Metern, in jedem<br />

einzelnen Wettkampf hat er in diesem<br />

Sommer weiter als 21 Meter gestoßen.<br />

„Vielleicht ist es ganz gut, dass ich<br />

noch keine 22 Meter gestoßen habe. So<br />

ist noch ein bisschen mehr Aufregung da,<br />

weil ich dieses Ziel noch erreichen will,<br />

und ich gehe nicht so zufrieden an den<br />

Wettkampf heran.“<br />

Auch wenn er noch immer mit Kniebeschwerden<br />

kämpft und deswegen derzeit<br />

aus dem Stütz und nicht aus dem<br />

Umspringen stößt, zweifelt er nicht daran,<br />

in Zürich endlich zum vierten deutschen<br />

22-Meter-Stoßer aufzusteigen. „Ich<br />

bin überzeugt, dass das dieses Jahr noch<br />

passiert.“<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 61


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

Diskuswerfen:<br />

Shanice Craft hat ihre erste<br />

Medaille bei den „Großen“<br />

gewonnen – mit gerade einmal<br />

21 Jahren. Nach ihrem<br />

letzten Wurf in Zürich kullerten<br />

die Freudentränen.<br />

Bronze war mehr als sie<br />

erhofft hatte.<br />

Craft-<br />

Sie war eine der jüngsten Athletinnen<br />

im deutschen Team. Angereist, um<br />

weitere Erfahrungen zu sammeln –<br />

und im Idealfall, die „Großen“ ein bisschen<br />

zu ärgern. Die Unbekümmert der<br />

Jugend ist eine Tugend, die Shanice Craft<br />

zu nutzen wusste. Die 21-Jährige erlebte<br />

im Letzigrund die glücklichsten Momente<br />

ihres noch jungen Sportlerlebens.<br />

„Nach dem letzten Wurf sind mir die Tränen<br />

gekommen“, sagte die Diskuswerferin<br />

eine Stunde nach ihrem „Craft-Akt“.<br />

Mit 21 Jahren gleich Dritte bei ihrer ersten<br />

Leichtathletik-Europameisterschaft<br />

– das ist doch was. „Einfach geil! Das<br />

ist die wertvollste Medaille, die ich bisher<br />

gewonnen habe. Unbeschreiblich“,<br />

freute sich die deutsche Meisterin aus<br />

Mannheim.<br />

64,33 Meter reichten im Finale zum<br />

dritten Platz. Vor einem Jahr hätte sie<br />

von einer EM-Medaille höchstens träumen<br />

können. „Letztes Jahr hatte ich<br />

ständig Adduktorenprobleme. Ich habe<br />

schon gezweifelt, ob ich weiter Diskuswerfen<br />

kann“, erklärte Shanice Craft,<br />

eine Frohnatur, dabei immer ruhig, gelassen<br />

und bescheiden. Das scheint auch<br />

im Leistungssport ihr großes Plus zu<br />

sein. „Ich gehe ruhig und selbstbewusst<br />

in den Wettkampf. Ich bin einfach ein<br />

Wettkampftyp.“<br />

Weitester Wurf seit 22 Jahren<br />

Das kann man getrost auch von der alten<br />

und neuen Europameisterin behaupten.<br />

Die Kroatin Sandra Perkovic wirft in ihrer<br />

eigenen Liga. Mit 24 Jahren feierte sie<br />

nun den goldenen EM-Hattrick und haute<br />

richtig einen raus: 71,08 Meter – seit<br />

22 Jahren hat keine Diskuswerferin die<br />

Ein-Kilo-Scheibe weiter geschleudert. Die<br />

Berlinerin Julia Fischer, Fünfte mit fast<br />

zehn Metern Rückstand auf Perkovic,<br />

meinte anerkennend: „Sie hat ‘ne Wahn-<br />

62 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Akt<br />

Erwartung übertroffen<br />

Shanice Craft aus Mannheim<br />

wollte unter die<br />

besten Sechs kommen<br />

– am Ende wurde es die<br />

Bronzemedaille<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 63


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

sinns-Peitsche und eine super Technik.“<br />

Ihren eigenen Platz fand sie „okay“, mit<br />

der Weite war die Freundin von Diskus-<br />

Olympiasieger Robert Harting dagegen<br />

„überhaupt nicht zufrieden“.<br />

Auch Shanice Craft verbeugte sich<br />

vor der großen Rivalin aus Kroatien. „Bei<br />

einer EM 71,08 Meter zu werfen – Respekt.<br />

Aber sie ist nun mal die Nummer<br />

1.“ Vor dem letzten Versuch habe ihr Perkovic<br />

sogar noch einmal Mut gemacht.<br />

„Go, Shanice!“<br />

„Sie hat eine Wahnsinns-<br />

Peitsche und eine super<br />

Technik.“<br />

Julia Fischer über die Kroation Sandra Perkovic.<br />

Die Freundin von Robert Harting wurde EM-Fünfte<br />

Anna Rüh glückliche Vierte<br />

Silber ging an die Französin Mélina Robert-Michon<br />

(65,33 m). Direkt hinter ihrer<br />

Teamkollegin Craft landete Anna Rüh<br />

aus Neubrandenburg (62,46 m) auf dem<br />

vierten Rang. „Ich bin überglücklich mit<br />

der Weite“, sagte sie. „Der Wettkampf<br />

wird mir in sehr guter Erinnerung bleiben.“<br />

Die Medaille heimste am Ende die<br />

jüngste deutsche Werferin ein.<br />

Die EM in Zürich war für Shanice<br />

Craft, die bei vielen internationalen<br />

Nachwuchsmeisterschaften der U18,<br />

64 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


U20 und U23 schon etliche Medaillen<br />

mit Kugel und Diskus gewonnen hat,<br />

die Feuertaufe. Craft hat sie mit Bravour<br />

bestanden. Überhaupt: <strong>2014</strong> ist das Jahr<br />

der Shanice Craft: Bei der Team-EM in<br />

Braunschweig war sie Zweite, beim Meeting<br />

in Eugene/USA kassierte sie für diesen<br />

Platz 6000 Dollar Prämie. Bei der DM<br />

in Ulm gewann das vielseitige Talent den<br />

Titel im Diskusring und Bronze im Kugelstoßen.<br />

Ob sie weiter zweigleisig fährt?<br />

Klares Ja. „Ich bin eine Diskuswerferin,<br />

die weit die Kugel stößt. Und das wird<br />

auch so bleiben.“ So wie ihr Motto, ihre<br />

Maxime fürs Leben und für den Sport, sie<br />

zeigt es als Tattoo: „I was, I am, I will<br />

always be free.“ Sie war, sie ist und wird<br />

immer frei sein.<br />

Gegenwart und Zukunft<br />

Momentan führt an Sandra Perkovic (linke<br />

Seite oben) kein Weg vorbei. Sie ist aktuell<br />

Europa-, Weltmeisterin und Olympiasiegerin.<br />

In den nächsten Jahren könnte Shanice Craft<br />

die Lücke zur überragenden Kroatin ein<br />

Stück weit schließen<br />

< Rudelkuscheln<br />

Zwischen den jungen deutschen Diskuswerferinnen<br />

herrscht eine gesunde Konkurrenz.<br />

Julia Fischer und Anna Rüh freuten sich mit<br />

Shanice Craft über den Bronze-Coup<br />

Im Kreis der Besten<br />

Nur die überragende Kroatin<br />

Sandra Perkovic (Gold) und die<br />

Französin Mélina Robert-Michon<br />

(li./Silber) warfen weiter als<br />

die junge Shanice Craft<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 65


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

Grenz-<br />

Gang<br />

50 Kilometer Gehen: Mit einem Weltrekord endete<br />

der längste Wettkampf bei den Europameisterschaften mitten<br />

in Zürichs City. Yohann Diniz aus Frankreich steigerte<br />

die alte Bestmarke um fast zwei Minuten auf 3:32:33 Stunden.<br />

Als 15. ging auch Carl Dohmann an seine Grenzen.<br />

Der neue Weltrekordmann gab bereits<br />

sein gefühlt 50. Interview, als Carl<br />

Dohmann vom SCL-Heel Baden-<br />

Baden nach 50 Kilometern Gewaltmarsch<br />

über die Ziellinie im Zentrum von Zürich<br />

taumelte und völlig ausgepumpt auf den<br />

Asphalt am Limmatquai sank. Sanitäter<br />

und Betreuer eilten zu dem Geher aus Freiburg,<br />

der seinen ersten internationalen Einsatz<br />

19 Minuten nach dem französischen<br />

Europameister Yohann Diniz beendet hatte,<br />

hievten ihn in einen Rollstuhl und brachten<br />

ihn ins Erste-Hilfe-Zelt. Die Szene sah<br />

dramatischer aus, als sie zum Glück war.<br />

Auf einer Liege langsam wieder zu Kräften<br />

kommend, gab der 24-Jährige Entwarnung.<br />

„Das war mit Abstand mein bislang<br />

härtestes Rennen. Aber ich kann zufrieden<br />

sein mit Platz 15 und persönlicher Bestzeit“,<br />

sagte Dohmann, Banane kauend und<br />

in wärmende Goldfolie gepackt.<br />

Dritter EM-Titel seit 2006<br />

Die Goldmedaille ging an Yohann Diniz,<br />

der seinen dritten kontinentalen Titel nach<br />

2006 und 2010 in der noch nie erreichten<br />

Zeit von 3:32:33 Stunden gewann. Dabei<br />

legte der 36-jährige Önologe, der wie ein<br />

guter Wein mit zunehmendem Alter immer<br />

66 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


esser zu werden scheint, auf der Zielgeraden<br />

sogar noch einen kurzen Stopp ein,<br />

um die in Dreierreihen am Straßenrand<br />

stehenden Zuschauer zum Klatschen zu<br />

animieren und sich gebührend feiern zu<br />

lassen. Mit einer kleinen französischen Fahne<br />

in seiner linken Hand und einer großen<br />

Flagge Portugals in seiner rechten brachte<br />

er sein zweites Weltrekord-Werk dann zu<br />

Ende und verbesserte die alte Bestmarke<br />

von 3:34:14 Stunden des Russen Denis Nishegorodov<br />

aus dem Jahr 2008 deutlich. Der<br />

Sohn einer Französin und eines Portugiesen<br />

hält schon seit drei Jahren den schwindelerregenden<br />

Weltrekord über 50 Kilometer<br />

auf der Bahn (3:35:27 Stunden).<br />

In Zürich brauchte es für eine ganze<br />

Reihe von Gehern keine 125 Runden, damit<br />

sich alles zu drehen begann. Carl Dohmann<br />

hatte schon mehr als 20-mal den Zwei-Kilometer-Parcours<br />

durchschritten und Kurs<br />

auf eine Zeit von 3:47 Stunden genommen,<br />

„als ziemlich plötzlich der Hammer kam“,<br />

wie der Student der Volkswirtschaftslehre<br />

sagte. Die letzten drei Runden seien eine<br />

einzige Quälerei gewesen, „vor allem die<br />

letzte war richtig hart“. Der Gegenwind auf<br />

der Zielgeraden „hat mir richtig den Zahn<br />

gezogen“. Um vier Sekunden auf 3:51:27<br />

Stunden steigerte er dennoch seine Bestzeit<br />

in seinem erst dritten Rennen über den langen<br />

Kanten.<br />

Ein wichtiges Rennen...<br />

... war das EM-Finale für den jungen Deutschen<br />

Carl Dohmann (re.). Als 15. beendete<br />

er den dritten 50-Kilometer-Wettkampf seines<br />

Lebens. Als Dohmann völlig erschöpft das<br />

Ziel erreichte, war Weltrekordmann Yohann<br />

Diniz (Foto li. und oben) längst wieder gut<br />

erholt<br />

Dohmann wird seinen Weg gehen<br />

Bundestrainer Ronald Weigel führte den<br />

Einbruch des Novizen beim langen Marsch<br />

auch auf die mangelnde Routine zurück.<br />

„Für einen 50er bei einer Meisterschaft<br />

muss man Erfahrung mitbringen, damit<br />

man sein Rennen richtig einteilen kann.<br />

Jeder Wettkampf bringt neue Erkenntnisse<br />

und hilft weiter“, sagte der Potsdamer. Dohmann<br />

sprach von einem „taktischen Fehler“,<br />

sich nicht länger an ähnlich starken<br />

Konkurrenten orientiert zu haben. „Hinten<br />

raus habe ich dadurch ein paar Plätze verloren“,<br />

analysierte er.<br />

Weigel prophezeite dem Schützling von<br />

Heimtrainer Robert Ihly eine erfolgreiche<br />

Zukunft: „Carl wird seinen Weg gehen.<br />

Er hat seinen Fortschritt in <strong>2014</strong> bestätigt.<br />

Da ist noch viel möglich.“ Das Rennen bezeichnete<br />

der Bundestrainer als „qualitativ<br />

hochwertigen Wettkampf“, in dem Sieger<br />

Diniz „überlegen, aber auch arrogant gegangen“<br />

sei. „Aber er ist eine Klasse für<br />

sich, ich gönne ihm den Weltrekord.“ Diniz<br />

bezeichnete den dritten EM-Titel als einen<br />

„Traum“. Und bedankte sich noch beim<br />

viertplatzierten Michail Ryshov für dessen<br />

Parforce-Marsch in der ersten Phase des<br />

Rennens: „Seine Führungsarbeit hat mir<br />

geholfen. Es tut mir leid für ihn, dass er den<br />

Speed nicht aufrechterhalten konnte.“<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 67


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

Märchenhafter<br />

68 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Die vier Silberlinge von Zürich<br />

Mit einer Glanzleistung sicherten<br />

Sven Knipphals, Lucas Jakubczyk,<br />

Julian Reus und der schon 37 Jahre<br />

alte Alexander Kosenkow dem<br />

Deutschen Leichtathletik-Verband die<br />

Silbermedaille über 4x100 Meter<br />

Sprintsommer<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 69


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

Sprint-Wettbewerbe: Für Deutschlands Sprinter war<br />

es ein Super-Sommer: Bei den deutschen Meisterschaften<br />

in Ulm unterbot Julian Reus in 10,05 Sekunden den 29 Jahre<br />

alten deutschen Rekord über 100 Meter. Bei der EM in<br />

Zürich holte die Staffel Silber und Lucas Jacubczyk rannte<br />

im 100-Meter-Finale auf Rang fünf.<br />

Gold war das intern ausgegebene Ziel,<br />

am Ende aber konnten sich die deutschen<br />

Sprinter in Zürich auch über<br />

EM-Silber so richtig freuen. „Wir haben ein<br />

super Rennen gemacht“, meinte der Wattenscheider<br />

Startläufer Julian Reus nach<br />

der einzigen Staffelmedaille für das deutsche<br />

Team.<br />

Reus, Sven Knipphals (VfL Wolfsburg),<br />

Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid<br />

01) und Lucas Jakubczyk (SCC Berlin) kamen<br />

am letzten EM-Tag hinter den Briten<br />

ins Ziel, die in 37,93 Sekunden Gold holten.<br />

Die <strong>DLV</strong>-Sprinter hielten aber in 38,09<br />

Rasante Typen<br />

Das gab es noch nie: Zwei deutsche Sprinter<br />

rannten in einem Lauf 10,01 Sekunden. Aber<br />

leider blies der Wind im DM-Finale von Ulm<br />

zu stark von hinten. Den Titel holte sich<br />

Julian Reus (rechts) vor dem zeitgleichen<br />

Lucas Jakubczyk


Guter Wechsel, schlechter Wechsel<br />

Während die Männer mit Oldie Alexander<br />

Kosenkow und Lucas Jakubczyk (Foto linke<br />

Seite) den Stab im höchsten Tempo um die<br />

Bahn kreiseln ließen, stocherten Rebekka<br />

Haase und Tatjana Pinto so lange herum, bis<br />

der Wechselraum zu Ende war<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 71


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

Sekunden Frankreich (38,47 sec) auf Distanz<br />

und blieben nur knapp über dem<br />

deutschen Rekord des Nationalteams vom<br />

Juli 2012 in Weinheim (38,02 sec). „Wir<br />

haben unsere Leistung hier abgerufen und<br />

zwei super Rennen in zwei Tagen gezeigt“,<br />

meinte Jakubczyk.<br />

„In Barcelona Bronze, in Helsinki Silber.<br />

Wenn es so weitergeht, muss irgendwann<br />

Gold her“, hatte Kosenkow nach<br />

dem Vorlauf-Sieg am Samstag gehofft. Auf<br />

den Gold-Coup muss der 37-jährige Routinier<br />

weiter warten – wenn ihm die Zeit<br />

nicht davonläuft.<br />

Eine böse Blamage hatte unterdessen<br />

das deutsche Frauen-Quartett im Vorlauf<br />

erlebt. Der Titelverteidiger verpatzte den<br />

Wechsel zwischen Rebekka Haase (LV 90<br />

Thum) und Tatjana Pinto (LG Brillux Münster).<br />

Startläuferin war Josefina Elsler (LC<br />

Paderborn); Schlussläuferin Verena Sailer<br />

von der MTG Mannheim kam erst gar nicht<br />

zum Einsatz.<br />

„Den Stab ein bisschen berührt“<br />

Tatjana Pinto bekam im entscheidenden<br />

Moment den Staffelstab nicht zu greifen,<br />

Rebekka Haase nicht richtig an sie heran.<br />

„Kein Ahnung, was da schiefgelaufen ist“,<br />

meinte Haase den Tränen nahe. Pinto versuchte<br />

den Fauxpas zu erklären. „Ich habe<br />

den Stab ein bisschen berührt. Da war‘s<br />

dann auch schon wieder vorbei“, sagte<br />

die deutsche 100-Meter-Meisterin. „Ich<br />

habe dann auf die Linie geschaut: Wechselende.“<br />

Die Männer dagegen erlebten <strong>2014</strong> die<br />

beste Sprint-Saison seit Jahrzehnten, die<br />

sie mit Staffelsilber krönten. Zuvor war Lu-<br />

cas Jakubczyk bereits im 100-Meter-Finale<br />

in 10,25 Sekunden auf Rang fünf gestürmt<br />

und hatte eine EM-Medaille nur knapp<br />

verpasst. Europameister wurde der Brite<br />

James Dasaolu in 10,06 Sekunden. Titelverteidiger<br />

Christophe Lemaitre aus Frankreich<br />

musste sich in 10,13 Sekunden mit<br />

Platz zwei zufriedengeben. Dritter wurde<br />

Harry Aikines-Aryeetey aus Großbritannien<br />

in 10,22 Sekunden. Der deutsche<br />

100-Meter-Rekordhalter Julian Reus aus<br />

Wattenscheid (10,35 sec) und der Wolfsburger<br />

Sven Knipphals (10,37 sec) waren<br />

allerdings im Halbfinale ausgeschieden.<br />

Deutscher Rekord in Ulm<br />

Bereits bei den Deutschen Meisterschaften<br />

in Ulm hatten Reus und Jakubczyk für einen<br />

Höhepunkt gesorgt. Seit dem 27. Juli<br />

<strong>2014</strong> ist der 100-Meter-Rekord von Frank<br />

Emmelmann aus dem Jahr 1985 Geschichte.<br />

Julian Reus, geboren in Hanau, wohnhaft<br />

in Erfurt und beim TV Wattenscheid<br />

unter Vertrag, brach die Bestmarke in Ulm.<br />

Im Donaustadion war Julian Reus einfach<br />

nur „baff“ gewesen. 10,06 leuchtete<br />

erst auf der Anzeigetafel auf, dann die<br />

offizielle Zeit: 10,05. 29 Jahre nach den<br />

10,06 Sekunden des Magdeburgers Frank<br />

Emmelmann in Ost-Berlin fiel der deutsche<br />

Rekord über 100 Meter – und das in einem<br />

Halbfinale. „Das war ein perfekter Lauf.<br />

Ich freue mich riesig“, meinte Reus. Dabei<br />

verpasste es der Wattenscheider sogar, als<br />

erster deutscher Sprinter überhaupt bei regulären<br />

Bedingungen unter der magischen<br />

10-Sekunden-Marke zu bleiben.<br />

Als Reus über die Ziellinie flog, da regte<br />

sich Thomas Kurschilgen als Sportdirektor<br />

des Deutschen Leichtathletik-Verbandes<br />

(<strong>DLV</strong>) erstmal auf: „Mensch, da muss man<br />

doch durchlaufen!“, rief er auf der Tribüne,<br />

weil es der 26-Jährige angesichts seines<br />

sicheren Vorsprungs am Ende etwas austrudeln<br />

ließ. Ob Reus da eine noch bessere<br />

Zeit verschenkt hat? „Da mach ich mir keine<br />

Gedanken.“<br />

Im Endlauf rannten Reus und sein<br />

Berliner Rivale Lucas Jakubczyk dann sogar<br />

10,01 Sekunden, und die gut 10.000<br />

Zuschauer im Donaustadion schrien auf,<br />

ehe der Blick auf den Windmesser die Zeit<br />

relativierte: Während im Halbfinale noch<br />

erlaubte 1,8 Meter/Sekunden Rückenwind<br />

herrschte, waren die 2,2 Meter/Sekunden<br />

im Finale zu viel für die Rekordlisten. Dennoch<br />

meinte Jakubczyk nach dem Fotofinish<br />

zugunsten von Reus: „Zweimal 10,01<br />

Sekunden. Das wird es vielleicht nie wieder<br />

geben.“ Im Mai 2013 war der Leipziger<br />

Martin Keller in Clermont/USA die 100 Meter<br />

in 9,99 Sekunden gelaufen und als bisher<br />

einziger Deutscher unter 10 Sekunden<br />

geblieben – bei satter Windunterstützung<br />

von 3,7 Metern/Sekunde.<br />

In den eineinhalb Stunden zwischen<br />

seinem Rekordlauf und der Medaillenvergabe<br />

schwirrte Reus nur so der Kopf. „Das<br />

war schwierig. In so einem Finale kann<br />

man eigentlich dann nur noch verlieren.<br />

Aber wenn ich in die Ergebnisliste schaue:<br />

10,01 – es ist schon unglaublich, dass ich<br />

da oben stehe. Wie knapp es war, will ich<br />

gar nicht wissen.“<br />

Mit seiner Rekordzeit lag Reus an<br />

Nummer fünf der europäischen Bestenliste.<br />

„In Zürich zählt die Zeit von heute<br />

nichts. Da muss man auf der Bahn stehen<br />

und zünden. Das Finale ist natürlich das<br />

72 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Ziel“, sagte der Playstation-Fan damals<br />

und behielt nach seinem Halbfinal-Aus in<br />

10,35 Sekunden bei der EM in Zürich auf<br />

bittere Art Recht. Danach traten dann Probleme<br />

auf, die fast seine Staffelpläne zunichte<br />

gemacht hätten. „Er hatte extrem<br />

starke Schmerzen in der Kniekehle und ist<br />

gespritzt worden“, sagte Sprint-Bundestrainer<br />

Ronald Stein vor den Staffelvorläufen<br />

über Reus. Auf den 200-Meter-Start hatte er<br />

bereits verzichtet, aber für die beiden Staffelrennen<br />

reichte es dann noch.<br />

Zwei deutsche Topsprinter<br />

Das gab es schon lange nicht mehr: Mit Lucas Jakubczyk aus Berlin und dem Wattenscheider<br />

Julian Reus verfügt Deutschland über zwei europäische Spitzensprinter. Während der Berliner<br />

im EM-Finale von Zürich (oben) seine beste Leistung brachte und Fünfter wurde, glänzte der<br />

Wattenscheider in Ulm als Deutscher Meister mit deutschem Rekord (unten)<br />

Erfolgreiches Staffelprojekt<br />

Im weltweiten Einzelvergleich haben die<br />

deutschen Sprinter schon lange nicht mehr<br />

viel zu melden, aber der <strong>DLV</strong> hat nicht<br />

aufgegeben. Der Verband startete ein Staffelprojekt,<br />

das die deutschen Sprinter nach<br />

vorn brachte, und zahlreiche andere Maßnahmen,<br />

um die Misere zu lindern. So gibt<br />

es seit 2011 ein jährliches Trainingslager in<br />

Florida, außerdem holt man sich Rat bei<br />

Experten im Ausland und aus der Biomechanik.<br />

„Julian und Lucas sind zwei Athleten,<br />

die für Veränderungen stehen“, sagte Chef-<br />

Bundestrainer Idriss Gonschinska. Reus<br />

nannte als erstes Erfolgsrezept die Zusammenarbeit<br />

mit seinem Heimtrainer Gerhard<br />

Jäger („Wir haben uns immer weiterentwickelt“),<br />

die intensive physiotherapeutische<br />

Begleitung und die interne Konkurrenz. In<br />

Trainingslagern schauen Reus, Jakubczyk,<br />

Keller und Co. Youtube-Videos von Weltklasse-Sprintern<br />

rauf und runter. „Abends<br />

diskutieren wir manchmal stundenlang,<br />

was uns besser machen könnte“, erzählte<br />

Reus. So kann es weitergehen.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 73


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

74 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Berg- und<br />

Talfahrt<br />

Marathon: Solch einen Berg wie den in Zürich hinauf<br />

zur Universität mussten die Marathon-Asse noch nie bei<br />

kontinentalen Titelkämpfen so oft bewältigen. Auf und<br />

ab ging es auch im deutschen Team zu: bittere Tränen<br />

und große Glücksmomente lagen ganz eng zusammen.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 75


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

Heulend und in eine goldfarbene<br />

Wärmefolie gehüllt humpelte Sabrina<br />

Mockenhaupt von der Marathon-Strecke<br />

am Zürichsee. Einen Tag<br />

später jubelte André Pollmächer über seinen<br />

achten Platz: „Ich bin total happy.“<br />

Mit dem Ausgang der 42,195-Kilometer-<br />

Rennen bei den Leichtathletik-Europameisterschaften<br />

hatten die deutschen<br />

Ausdauerspezialisten nichts zu tun. Von<br />

großen Gefühlen überwältigt waren sie<br />

dennoch.<br />

Bei den Frauen holte die bereits 39<br />

Jahre alte Christelle Daunay das erste<br />

EM-Gold für Frankreichs Frauen auf der<br />

klassischen Strecke. Ihre Siegerzeit von<br />

2:25:14 Stunden kann sich angesichts des<br />

schlechten Wetters auf dem sehr welligen<br />

Kurs sehen lassen. Bei den Männern stand<br />

der Italiener Daniele Meucci erstmals ganz<br />

oben auf dem Treppchen. Der 28-Jährige<br />

setzte sich einen Tag später bei strahlendem<br />

Sonnenschein in 2:11:08 Stunden<br />

durch und meinte: „Ich kann‘s fast nicht<br />

glauben, dass ich gewonnen habe. Aber<br />

ich wollte es einfach.“<br />

6000 Euro investiert<br />

Pollmächer kam nach 2:14:41 Stunden<br />

ins Ziel und meinte stolz: „Ich habe einen<br />

nach dem anderen eingesammelt.“<br />

Der einzige deutsche Teilnehmer bei den<br />

Männern hatte extra noch 6000 Euro in<br />

ein vierwöchiges Höhentrainingslager in<br />

St. Moritz investiert, um in Zürich nicht<br />

hinterherzulaufen. „Die Beine waren<br />

so zu. Aber ich habe gekämpft wie ein<br />

Schwein. Irgendwie bin ich durchgekommen“,<br />

sagte der 31-Jährige überglücklich.<br />

Im deutschen Mannschaftshotel gab es<br />

bei der Live-Übertragung viel Applaus<br />

für Pollmächer.<br />

Für Mockenhaupt geriet der EM-Marathon<br />

hingegen zu einem Trauma: „Ich<br />

wollte beißen, kämpfen, durchkommen<br />

– aber es ging nicht. Es tut mir unendlich<br />

leid“, klagte die kleine Dauerläuferin<br />

nach der großen Enttäuschung. Bei Kilometer<br />

23 waren die Schmerzen im rechten<br />

Fußgelenk unerträglich geworden. „Ich<br />

bin noch nie bei einem Marathon ausgestiegen“,<br />

versicherte die 33-Jährige. Beim<br />

Aufholjagd endet auf Rang acht<br />

André Pollmächer hatte sich auf dem schweren<br />

Kurs in Zürich lange zurückgehalten,<br />

doch auf dem Weg zum Ziel holte er einen<br />

Konkurrenten nach dem anderen ein. Platz<br />

acht ist der bisher größte Erfolg für den<br />

Marathonläufer aus Düsseldorf<br />

76 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


EM-Auftakt war die Leicht-Athletin (45<br />

Kilo) noch Sechste über 10.0000 Meter<br />

geworden.<br />

Das bittere Aus von Mockenhaupt, der<br />

39-maligen deutschen Meisterin über alle<br />

möglichen Distanzen, machte zugleich<br />

die Hoffnungen des deutschen Trios auf<br />

ein gutes Teamergebnis zunichte. Dennoch<br />

war die in Zürich lebende Hamburgerin<br />

Mona Stockhecke mit Platz 22 und<br />

vor allem mit ihrer Zeit (2:35:44 Stunden)<br />

auf der schweren Strecke zufrieden. Für<br />

Katharina Heinig, die Tochter des deutschen<br />

Bundestrainers Wolfgang Heinig,<br />

war Platz 28 in 2:40:11 Stunden ein Achtungserfolg.<br />

Stockhecke weint Freudentränen<br />

Stockhecke weinte nach ihrem Heimspiel<br />

Freudentränen. „Ich bin noch völlig<br />

überwältigt. Es ist alles aufgegangen<br />

– perfekt“, versicherte die promovierte<br />

Klima-Geologin, die „jeden Meter und<br />

jede Ecke“ des Kurses kennt. Die Liebe<br />

hatte sie einst von Hamburg nach Zürich<br />

verschlagen, am Samstag lief sie an ihrem<br />

Büro vorbei.<br />

Erschöpft, aber glücklich war auch<br />

Katharina Heinig. „Am Anfang hat‘s viel<br />

Spaß gemacht, aber dann wurde es ganz<br />

harte Arbeit“, gestand die 24-Jährige aus<br />

Frankfurt/Main. „Beißen, kämpfen und<br />

Wille waren heute gefragt.“<br />

Kollegin Mockenhaupt humpelte mittags<br />

durchs Teamhotel und hatte sich immer<br />

noch nicht beruhigt: „Ist doch Scheiße,<br />

ich hatte echt Luft für alles! Beim Marathon<br />

steigt man doch nicht aus.“<br />

Tolle Leistung beim Heimspiel<br />

Mona Stockhecke lief auf der Zehn-Kilometer-<br />

Runde viermal an ihrem Büro an der Eidgenössischen<br />

Technischen Hochschule (ETH)<br />

vorbei. Am Ende wurde sie 22. mit 2:35:44<br />

Stunden<br />

Viel Blut, großes Leiden<br />

Über 10.000 Meter kam Sabrina<br />

Mockenhaupt ihren Konkurrentinnen so nah,<br />

dass deren Spikes beide Beine der Siegerländerin<br />

aufrissen. Beim Marathon war es dann<br />

kurz vor ihrem Ausstieg wegen Fußschmerzen<br />

verdammt einsam um die 33-Jährige<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 77


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

Gold ist nicht<br />

das Größte<br />

3.000 Meter Hindernis: Vor vier Jahren erkrankte Antje Möldner-Schmidt an Krebs.<br />

In Zürich wurde sie Europameisterin. Doch ihr größter Sieg bleibt der über die Krankheit.<br />

Bei der Siegerehrung im Letzigrund-Stadion<br />

ließ Antje Möldner-<br />

Schmidt ihren Tränen freien Lauf.<br />

Die 30-Jährige aus Cottbus landete in<br />

Zürich den größten Coup ihrer Karriere<br />

und wurde überraschend Europameisterin<br />

über 3.000 Meter Hindernis – als erste<br />

Deutsche überhaupt auf dieser Distanz.<br />

„Ich habe erstmal geschaut, was ging<br />

und mich hinten raus auf meinen Spurt<br />

verlassen. Wahnsinn!“, meinte sie freudestrahlend.<br />

Sie wollte auf keinen Fall zu früh<br />

im Rennen den Anschluss verlieren. So<br />

wie 2012 bei den Europameisterschaften<br />

in Helsinki. Diesmal hat‘s funktioniert.<br />

Dann das letzte Hindernis. „Nicht hängen<br />

bleiben, nicht fallen – und dann<br />

noch einmal Gas geben“, beschreibt sie<br />

ihre Gedanken auf der Zielgeraden. „Am<br />

Schluss hatte ich das Gefühl, dass ich<br />

kleiner werde, dass ich keine richtige<br />

Kontrolle mehr über meine Beine habe.“<br />

Hatte sie aber doch, im Gegensatz zu<br />

Charlotta Fougberg, die am letzten Hindernis<br />

strauchelte: In 9:29,43 Minuten<br />

setzte sie sich gegen die schwedische<br />

Favoritin (9:30,16 min) und gegen Diana<br />

Martín aus Spanien (9:30,70 min)<br />

durch.<br />

Die Leichtathletik wurde Möldner-<br />

Schmidt praktisch in die Wiege gelegt.<br />

Ihr Vater und Bruder Olaf waren Geher,<br />

ihre Schwester Silke und ihre Zwillingsschwester<br />

Berit Mittelstrecklerinnen. Seit<br />

einigen Jahren schon gehört Möldner-<br />

Schmidt zur nationalen Laufelite. Vor<br />

zwei Jahren in Helsinki hatte sie bereits<br />

Bronze über die Hindernisse geholt.<br />

Leben schlagartig geändert<br />

Möldner-Schmidt hat dennoch einen steinigen<br />

Weg hinter sich, ehe sie bei internationalen<br />

Meisterschaften erstmals auf<br />

dem Treppchen stand. Im Januar 2010<br />

war bei ihr eine Lymphzellenerkrankung<br />

diagnostiziert worden – sie musste lange<br />

pausieren. Damals hatte sich ihr Leben<br />

schlagartig geändert. Zu den Schmerzen<br />

in der Schulter kam ein Knoten, der auf<br />

Druck größer wurde. Die niederschmetternde<br />

Diagnose: Krebs. Der Tumor wurde<br />

entfernt, die Chemotherapie begann.<br />

Im Oktober 2010 fing sie wieder an zu<br />

laufen. „Ich war bei null und joggte, so<br />

gut es ging“, sagt sie rückblickend.<br />

2011 bestritt sie wieder Wettkämpfe,<br />

2012 wurde sie erstmals deutsche Meisterin<br />

über die Hindernisse, inzwischen hat<br />

78 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

sie schon fünf nationale Titel. Bereits bei<br />

der WM im vergangenen Jahr durfte sie<br />

sich als Achte und zweitbeste Europäerin<br />

gratulieren lassen. Jetzt ist die 1,73 Meter<br />

große und 56 Kilo leichte Läuferin ganz<br />

oben angekommen.<br />

„Plane von Tag zu Tag“<br />

Wie die Krankheit sie verändert habe,<br />

wurde sie in Zürich gefragt. Ihre Antwort:<br />

„Ich gehe jetzt so ran, dass ich von Jahr<br />

zu Jahr plane – wenn überhaupt. Ich lasse<br />

viele Sachen auf mich zukommen. Ich bin<br />

viel mehr in der Natur und genieße vieles<br />

auch viel mehr als früher. Am Tag vor<br />

dem Finale habe ich beim Joggen zwei<br />

Greifvögel gesehen, die man herrlich beobachten<br />

konnte. Solche Dinge nehme ich<br />

seit der Krankheit viel mehr wahr.“<br />

2005 hatte sie erstmals den deutschen<br />

Titel über 1.500 Meter gewonnen und<br />

mischte auch international vorne mit: Bei<br />

der Hallen-WM wurde sie Sechste. Den<br />

ersten 3.000-Meter-Hindernis-Lauf bestritt<br />

sie 2008 im belgischen Neerpelt, wo<br />

sie gleich Zweite wurde und den deutschen<br />

Rekord verbesserte. „Von Balken<br />

zu Balken konzentrieren“, ist ihr Motto<br />

heute, das sei einfacher als die „flachen<br />

Strecken“. Im Vorlauf der Olympischen<br />

Spiele 2008 von Peking flog sie zwar<br />

raus, verbesserte aber ihre Bestmarke<br />

nochmals um mehr als eine Sekunde auf<br />

9:29,86 Minuten. Ihren deutschen Rekord<br />

von 9:18,54 Minuten stellte sie 2009<br />

bei der WM in Berlin auf.<br />

Bis zu den Europameisterschaften war<br />

das Jahr <strong>2014</strong> für Antje Möldner-Schmidt<br />

allerdings nicht optimal verlaufen. Die<br />

Achillessehne zwickte. Ihr Mittel dagegen:<br />

Enge Kompressionsstrümpfe. „Die Socken<br />

nehmen ein wenig Druck von der Achillessehne.<br />

Ich habe das Gefühl, es entspannt<br />

alles etwas besser, damit habe ich auch<br />

keine Schmerzen mehr“, erklärte sie.<br />

Die Goldmedaille von Zürich ist für<br />

Antje Möldner-Schmidt der zweitgrößte<br />

Triumph ihres Lebens. Der größte Sieg ist<br />

der über den Krebs.<br />

Vollbad im Wassergraben<br />

Im Vorlauf sorgte hinter Antje Möldner-<br />

Schmidt ihre Teamkollegin Jana Sussmann<br />

unfreiwillig für einige der spektakulärsten<br />

Fernsehbilder dieser EM: Die Hamburgerin<br />

blieb am Balken hängen und machte einen<br />

respektablen Bauchplatscher. Sie rappelte<br />

sich zwar tapfer auf und lief weiter, aber<br />

fürs Finale reichte es nicht mehr<br />

80 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


„Nicht hängen bleiben, nicht fallen –<br />

und dann noch einmal Gas geben.“<br />

Das ging Antje Möldner-Schmidt vor dem letzten Hindernis durch den Kopf. Und im Gegensatz zu der schwedischen<br />

Favoritin Charlotta Fougberg, die strauchelte, gelang das der Deutschen auch. Danach ließ sie ihren Emotionen freien Lauf<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 81


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

82 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Zwischenhoch<br />

oder mehr?<br />

Mittel- und<br />

langstrecken:<br />

Bei der Team-EM in Braunschweig<br />

feierten Deutschlands<br />

Läufer drei Siege und<br />

drei zweite Plätze. In Zürich<br />

lief allein Antje Möldner-<br />

Schmidt aufs Podium. Die<br />

anderen Medaillen-Kandidaten<br />

gingen leer aus.<br />

Von wegen Tunnel und so: Arne Gabius<br />

(LAV Stadtwerke Tübingen)<br />

registrierte auf dem Weg zu seinem<br />

ersten großen internationalen Sieg sogar,<br />

was die Teamkollegen im Innenraum<br />

machten. Während der ersten Runden<br />

des 5.000-Meter-Rennens der Braunschweiger<br />

Team-EM flog Weitspringer<br />

Christian Reif zu 8,13 Metern. Der Sand<br />

spritze auf die Bahn. Athlet und Stadion<br />

jubelten. Arne Gabius wusste, dass grade<br />

etwas Großes passiert war. „Ich habe<br />

das schon mitbekommen“, meinte der<br />

33-Jährige nach dem Rennen, „so hoch<br />

war das Tempo ja nicht.“<br />

Auf den ersten Kilometern war das<br />

Feld kaum schneller unterwegs als Arne<br />

Gabius bei seinem Halbmarathon-Debüt<br />

von New York im Frühjahr. Der Deutsche<br />

spannte sich vors Feld, ohne aber<br />

selbst aufs Tempo zu drücken: Wer ganz<br />

vorn läuft, entgeht Rangeleien und der<br />

damit verbundenen Sturzgefahr. 600<br />

Meter vor dem Ziel war es dann Arne<br />

Gabius, der in einem langen Spurt die<br />

Entscheidung suchte. Seiner Tempoverschärfung<br />

konnten nur der Spanier Jesus<br />

Espana und der in Kenia geborene<br />

Türke Ali Kaya folgen.<br />

Den Freund bezwungen<br />

Auf der Zielgeraden schien es, als ob<br />

der EM-Zweite von Helsinki 2012 wieder<br />

Zweiter würde. Der spurtstarke Jesus<br />

Espana war schon vorbei, aber quasi<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 83


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />

auf dem Zielstrich schob sich Arne Gabius<br />

noch einmal nach vorn und triumphierte<br />

– im Fotofinish mit 13:55,89 zu<br />

13:56,00 Minuten. Danach war er besonders<br />

stolz, diesen Spanier bezwungen<br />

zu haben, auch wenn er Espana als<br />

guten Freund bezeichnet.<br />

„Er hat im Ziel gewartet, um mir zu<br />

gratulieren, bis ich von der Ehrenrunde<br />

zurück war“, erzählt Arne Gabius. Die<br />

beiden kennen sich schon seit den Europameisterschaften<br />

2006 in Göteborg.<br />

Damals lagen noch Welten zwischen ihnen:<br />

Während Jesus Espana über 5.000<br />

Meter Gold holte, stieg Arne Gabius im<br />

Vorlauf vorzeitig aus. „Damals hat er<br />

mich schon in den Arm genommen und<br />

mir Mut für die Zukunft gemacht“, erinnert<br />

sich der Tübinger.<br />

Den nächsten deutschen Lauf-Sieger<br />

in Braunschweig konnten die Fans<br />

dann über 800 Meter feiern: Benitz (LG<br />

farbtex Nordschwarzwald). „Das Verb<br />

verlieren gibt es für mich nicht“, meinte<br />

der 22 Jahre alte Mittelstreckler nach<br />

seinem 800-Meter-Sieg, bei dem er mit<br />

dem Polen Adam Kszcot immerhin den<br />

Hallen-WM-Zweiten von Sopot und den<br />

zweimaligen Hallen-Europameister auf<br />

der Zielgeraden überspurtete.<br />

Ringer bester Deutscher in Zürich<br />

Der überraschendste Lauf-Triumph<br />

von Braunschweig gelang aber Richard<br />

Ringer vom VfB LC Friedrichshafen. In<br />

einem schnellen Rennen setzte sich der<br />

25 Jahre alte Betriebswirt mit einem<br />

beherzten Angriff in der letzten Runde<br />

durch. Und auch bei den Europameisterschaften<br />

in Zürich war es Richard<br />

Ringer, der die beste deutsche Laufplatzierung<br />

neben Antje Möldner-Schmidts<br />

Goldmedaille realisierte. Platz vier in<br />

14:10,92 Minuten waren der Lohn für<br />

ein taktisch kluges Rennen. Arne Gabius,<br />

Vize-Europameister von 2012 in Helsinki<br />

(Finnland), kam knapp dahinter in<br />

14:11,84 Minuten als Siebter ein.<br />

„Ich bin sehr zufrieden. Es hätte für<br />

mich fast nicht besser laufen können.<br />

Wen ich heute alles hinter mir gelassen<br />

habe“, jubelte Richard Ringer danach.<br />

Und er fand: „Das deutsche Läuferteam<br />

wächst mehr zusammen, auch weil bei<br />

internationalen Meisterschaften wieder<br />

mehr Läufer dabei sind. Das ist schön!“<br />

„Das Verb verlieren<br />

gibt es für mich nicht.“<br />

Timo Benitz war nach seinem 800-Meter-Sieg bei der Team-EM voller<br />

Selbstbewusstsein. Bei der EM in Zürich musste er als 1.500-Meter-Siebter<br />

erkennen, dass er natürlich nicht jedes Rennen gewinnen kann<br />

Jubel in schwarz-rot-gold<br />

Bei der Team-EM konnten sich<br />

Arne Gabius und Richard Ringer<br />

(Foto rechte Seite) für ihre Siege über<br />

5.000 und 3.000 Meter feiern lassen<br />

84 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

TOPACHT<br />

1. James Dasaolu (GBR) 10,06<br />

2. Christophe Lemaitre (FRA) 10,13<br />

3. Harry Aikines-Aryeetey (GBR) 10,22<br />

4. Dwain Chambers (GBR) 10,24<br />

5. Lucas Jakubczyk (GER) 10,25<br />

6. Jaysuma Saidy Ndure (NOR) 10,35<br />

7. Catalin Cimpeanu (ROU) 10,44<br />

8. Yazaldes Nascimento (POR) 10,46<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Vicaut lässt Konkurrenz stehen<br />

Der Franzose Jimmy Vicaut sprintete in<br />

10,03 Sekunden eindrucksvoll zum Sieg.<br />

Der 22-Jährige, der im Mai <strong>2014</strong> schon<br />

9,95 Sekunden gezeigt hatte, lieferte<br />

damit die zweitschnellste Siegerzeit einer<br />

Team-EM ab. Nur der Brite Dwain Chambers<br />

war 2010 in 9,99 Sekunden schneller.<br />

„Ich wäre heute auch gern unter zehn<br />

Sekunden geblieben“, sagte Jimmy<br />

In Europas Spitze<br />

Lucas Jakubczyk<br />

verkaufte sich als<br />

Fünfter prächtig.<br />

Gold ging an<br />

James Dasaolu<br />

100 Meter Männer<br />

Lucas Jakubczyk<br />

stürmt auf Platz fünf<br />

Vicaut, „aber mein rechter Oberschenkel<br />

ist etwas fest geworden.“ Hinter Jimmy<br />

Vicaut holte der Brite Danny Talbot elf<br />

Punkte für Großbritannien (10,30 sec) vor<br />

dem Türken Ramil Guliyev (10,37 sec). Der<br />

Leipziger Martin Keller musste mit dem<br />

neunten Platz (10,49 sec) Vorlieb nehmen<br />

und war entsprechend unzufrieden. „Ich<br />

war zwei Monate in Florida, da war es<br />

ein bisschen wärmer – aber das soll keine<br />

Ausrede sein“, sagte Keller. „Ich kam<br />

wieder zurück und hatte nicht mit einem<br />

Start gerechnet. Ich war nicht so frisch,<br />

wie ich hätte sein sollen.“<br />

Zum ersten Mal seit acht Jahren stand<br />

wieder ein deutscher Sprinter im<br />

EM-Finale über 100 Meter. Damals<br />

wurde Ronny Ostwald in Göteborg Achter.<br />

In Zürich machte es Lucas Jakubczyk<br />

besser und schnupperte als Fünfter in<br />

10,25 Sekunden sogar an den Medaillen.<br />

„Ich habe mich so teuer wie möglich verkauft<br />

und gezeigt, dass auch wir Deutschen<br />

sprinten können“, sagte der Berliner,<br />

dem nur drei Hundertstel zu Bronze<br />

fehlten. Die Medaille sicherte sich Harry<br />

Aikines-Aryeetey. Dabei konnte der Brite<br />

von Glück reden, überhaupt laufen zu<br />

dürfen. Beim ersten Startversuch hatte<br />

er in der Fertig-Position deutlich gezuckt<br />

und auch die Startautomatik ausgelöst.<br />

Disqualifiziert wurde er aber nicht, sondern<br />

lediglich verwarnt.<br />

Noch besser lief es für seinen Landsmann<br />

James Dasaolu. Mit einer tollen<br />

Beschleunigungsphase setzte er sich<br />

vom Feld ab und siegte bei leichtem Gegenwind<br />

souverän in 10,06 Sekunden.<br />

Gleichzeitig machte Dasaolu den Hattrick<br />

von Christophe Lemaitre zunichte. Der<br />

Franzose musste sich nach Triumphen<br />

2010 in Barcelona und 2012 in Helsinki<br />

mit 10,13 Sekunden geschlagen geben.<br />

Knapp am Finale vorbei lief Julian<br />

Reus. Der deutsche Rekordhalter vom<br />

TV Wattenscheid verpasste als Zehnter<br />

der Halbfinals mit 10,35 Sekunden den<br />

Endlauf um fünf Hundertstel. Bei seinen<br />

Rennen wirkte er aber nicht so locker wie<br />

beim Rekordrennen (10,05 sec) Ende Juli<br />

in Ulm. Außerdem plagten ihn leichte<br />

Probleme an der Kniekehle. „Im Rennen<br />

habe ich nichts gespürt, erst danach ist<br />

es schlimmer geworden“, sagte Reus.<br />

Aufgrund der Verletzung verzichtete er<br />

auf den Start im 200-Meter-Vorlauf tags<br />

darauf. Als Zwölfter der Halbfinals verkaufte<br />

sich Sven Knipphals ordentlich.<br />

Der Wolfsburger lief wie im Vorlauf 10,37<br />

Sekunden.<br />

86 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


100 Meter Frauen<br />

Multitalent Schippers<br />

rennt allen davon<br />

Der Start zum 100-Meter-Halbfinale<br />

der Frauen verzögerte sich um eine<br />

Stunde, weil ein Sturm über den Letzigrund<br />

hinwegzog. Als es endlich weiterging,<br />

erreichten die drei deutschen Sprinterinnen<br />

das Ziel leider ebenfalls mit Verspätung.<br />

Verena Sailer (MTG Mannheim),<br />

die Europameisterin von 2010, und Tatjana<br />

Pinto (LG Brillux Münster), die diesjährige<br />

DM-Siegerin, liefen 11,24 Sekunden und<br />

11,48 Sekunden – zu wenig fürs Finale, das<br />

damit erstmals seit 2006 wieder ohne <strong>DLV</strong>-<br />

Beteiligung über die Bühne ging, weil auch<br />

die junge Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge/11,52)<br />

in der Vorschlussrunde scheiterte.<br />

Im Endlauf standen stattdessen drei<br />

Französinnen und zwei Britinnen, dazu<br />

Topfavoritin Dafne Schippers (Niederlande),<br />

Titelverteidigerin Ivet Lalova (Bulgarien)<br />

und – sehr zur Freude des Heimpublikums<br />

– die Schweizerin Mujinga Kambundji,<br />

die im Vorlauf und im Halbfinale<br />

jeweils Landesrekord gelaufen war. Die<br />

22-Jährige wird seit vergangenen Herbst<br />

von Sailer-Trainer Valerij Bauer betreut, der<br />

damit wenigstens eine seiner Athletinnen<br />

in Zürich im Endlauf erlebte – wenn auch<br />

aus deutscher Sicht die falsche. In 11,30 Sekunden<br />

lief Kambundji als Vierte knapp an<br />

einer Medaille vorbei.<br />

Nicht zu schlagen war im Finale die<br />

Niederländerin Schippers, eigentlich Siebenkämpferin,<br />

die <strong>2014</strong> jedoch ganz auf den<br />

Sprint setzt. Nach einem schwachen Start<br />

schob sie sich bei strammem Gegenwind<br />

von 1,7 Metern pro Sekunde noch an allen<br />

vorbei und gewann mit 11,12 Sekunden als<br />

erste Holländerin seit der legendären Fanny<br />

Blankers-Koen 1950 wieder Gold über 100<br />

Meter. Bremsen konnte sie anschließend<br />

nur eine Ordnerin, die ihr die verdiente Ehrenrunde<br />

zunächst verwehrte, weil der Zeitplan<br />

wegen des Sturms in Verzug geraten<br />

war. Silber und Bronze sicherten sich Myriam<br />

Soumaré aus Frankreich (11,16) und die<br />

Britin Ashleigh Nelson (11,22).<br />

TOPACHT<br />

1. Dafne Schippers (NED) 11,12<br />

2. Myriam Soumaré (FRA) 11,16<br />

3. Ashleigh Nelson (GBR) 11,22<br />

4. Mujniga Kambundji (SUI) 11,30<br />

5. Ivet Lalova (BUL) 11,33<br />

6. Céline Distel-Bonnet (FRA) 11,38<br />

7. Desiree Henry (GBR) 11,43<br />

8. Ayodelé Ikuesan (FRA) 11,54<br />

Schnelles Kraftpaket<br />

Dafne Schippers kam spät, aber<br />

gewaltig. Die Schweizerin Mujinga<br />

Kambundji überraschte als Vierte<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Sailer sprintet auf Platz drei<br />

15 Grad, keine Sonne, teilweise strammer<br />

Wind von vorn – nicht unbedingt optimale<br />

Bedingungen für die Sprinterinnen, die die<br />

ersten Punkte für ihre Nationen sammelten.<br />

Dabei sprintete die Mannheimerin<br />

Verena Sailer auf den dritten Platz und<br />

verbuchte die ersten zehn Punkte auf dem<br />

deutschen Konto. Nach der besten Reaktion<br />

am Start musste die 28-Jährige am Ende<br />

noch die Französin Myriam Soumaré (11,35<br />

sec) und die erst 22 Jahre alte Niederländerin<br />

Jamile Samuel (11,42 sec) vorbeiziehen<br />

lassen. Bei 0,9 Metern pro Sekunde<br />

Gegenwind lief sie 11,45 Sekunden. „Das<br />

lief nicht so rund. Das hätte schneller sein<br />

können“, meinte die Staffel-Europameisterin<br />

direkt nach dem Rennen kritisch zu<br />

ihrem Saison-Highlight. Verena Sailer ging<br />

2010 bei einer Team-EM zum ersten Mal<br />

an den Start. Da überquerte sie nach 11,39<br />

Sekunden die Ziellinie und verbuchte den<br />

siebten Platz.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 87


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

TOPACHT<br />

1. Adam Gemili (GBR) 19,98<br />

2. Christophe Lemaitre (FRA) 20,15<br />

3. Serhiy Smelyk (UKR) 20,30<br />

4. Churandy Martina (NED) 20,37<br />

5. Diego Marani (ITA) 20,43<br />

6. Ramil Guliyev (TUR) 20,48<br />

7. Likoúrgos-Stéfanos Tsákonas (GRE) 20,53<br />

8. Karol Zalewski (POL) 20,58<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Reus als Fünfter unzufrieden<br />

2013 belegte Julian Reus Platz sechs, ein<br />

Jahr später positionierte er sich in 20,81 Sekunden<br />

auf Rang fünf. Für den Sprinter geht<br />

es bei der Team-EM nur in kleinen Schritten<br />

nach oben „Ich bin normal angegangen“,<br />

stellte der Wattenscheider fest. Auf der<br />

Zielgeraden waren aber einige seiner Konkurrenten<br />

stärker als er. „Irgendwie weiß<br />

ich nicht, was da los war.“ Zufrieden konnte<br />

Reus mit seiner Leistung nicht sein: „Es geht<br />

hier darum, Punkte zu sammeln. Ich hätte<br />

Augenblick des Triumphs<br />

Vor vier Jahren war Christophe Lemaitre der<br />

talentierte Überflieger, in Zürich musste er sich<br />

auch über 200 Meter einem Briten beugen –<br />

dem 20 Jahre alten Adam Gemili<br />

200 Meter Männer<br />

Jungspund Gemili<br />

schreibt Geschichte<br />

zwei, drei Plätze weiter vorne sein können.“<br />

Dort tummelten sich aber andere. Der erst<br />

20-jährige Pole Karol Zalewski überzeugte<br />

mit seinem Sieg in 20,56 Sekunden, dicht<br />

gefolgt vom Türken Ramil Guliyev, der die<br />

Ziellinie nach 20,57 Sekunden überquerte.<br />

Die Plätze drei und vier belegten der Brite<br />

James Ellington und der Ukrainer Serhiy<br />

Smelyk. Beide benötigten 20,60 Sekunden.<br />

Churandy Martina, der sich bei der Europameisterschaft<br />

2012 in Barcelona in 20,42<br />

Sekunden die Goldmedaille sicherte, wurde<br />

wegen Verlassens der Bahn disqualifiziert.<br />

Adam Gemili mag erst 20 Jahre alt sein,<br />

doch er ist schon jetzt einer der besten<br />

Sprinter aller Zeiten. Der Brite<br />

gewann im Letzigrund in 19,98 Sekunden<br />

Gold über 200 Meter und blieb damit erst<br />

als zweiter Athlet in der 60-jährigen EM-<br />

Geschichte unter der magischen 20-Sekunden-Marke.<br />

Der bislang einzige war 2002<br />

der später von Dopinggerüchten umrankte<br />

Grieche Konstantinos Kenteris gewesen,<br />

der im Münchener Olympiastadion sogar<br />

19,85 Sekunden gelaufen war.<br />

Adam Gemili ließ sich bei seinem Triumph<br />

auch von den empfindlich kühlen<br />

Temperaturen und einem ordentlichen<br />

Gegenwind von 1,7 Metern pro Sekunden<br />

nicht beeindrucken. Von Bahn vier aus war<br />

er ins Rennen gegangen und hatte schon<br />

in der Kurve für klare Verhältnisse gesorgt.<br />

Der direkt neben ihm gestartete Christophe<br />

Lemaitre aus Frankreich, immerhin<br />

Europameister von 2010 und auch diesmal<br />

wieder einer der Mitfavoriten, konnte nicht<br />

folgen. Lemaitres Stärke ist normalerweise<br />

die Zielgerade, doch Gemilis Vorsprung<br />

war dort bereits zu groß, als dass ihn der<br />

Zweite des 100-Meter-Rennens noch einmal<br />

ernsthaft hätte gefährden können. Für<br />

Christophe Lemaitre blieb die Silbermedaille<br />

in 20,15 Sekunden, mit der er aber<br />

sichtlich unzufrieden war.<br />

Den Kampf um Bronze entschied überraschend<br />

der Ukrainer Serhiy Smelyk für<br />

sich. Er war zwar als Dritter der europäischen<br />

Jahresbestenliste angereist, aber andere<br />

Sprinter wie Titelverteidiger Churandy<br />

Martina (Niederlande) waren doch höher<br />

eingeschätzt worden. Am Ende aber jubelte<br />

Smelyk über eine neue persönliche Bestleistung<br />

von 20,30 Sekunden und die erste<br />

Sprintmedaille für einen ukrainischen Mann<br />

seit Vladislav Dologodins 200-Meter-Silber<br />

vor zwanzig Jahren. Churandy Martina<br />

wurde Vierter in 20,37 Sekunden. Im Finale<br />

standen übrigens Läufer aus acht verschiedenen<br />

Nationen – das gab es noch nie.<br />

88 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


200 Meter Frauen<br />

Eine Mehrkämpferin<br />

wird Sprint-Königin<br />

Es ist fast 20 Jahre her, dass eine Europäerin<br />

über 200 Meter so schnell<br />

gelaufen ist wie die Holländerin Dafne<br />

Schippers im EM-Finale von Zürich.<br />

Die gelernte Siebenkämpferin stürmte in<br />

herausragenden 22,03 Sekunden zu Landesrekord<br />

und EM-Titel. Damit krönte sie<br />

sich nach ihrem Sieg über 100 Meter zur<br />

Sprintkönigin von Zürich. Eine schnellere<br />

Europäerin gab es zuletzt 1995: Die<br />

Russin Irina Privalova blieb damals in<br />

21,87 Sekunden unter 22 Sekunden.<br />

Drei Rennen über 100 und zwei Vorrunden<br />

über 200 Meter waren auch an<br />

der Holländerin nicht spurlos vorbeigegangen,<br />

als sie zum Finale in den Startblock<br />

stieg. „Aber das kenne ich ja vom<br />

Siebenkampf, da bin ich auch müde von<br />

drei Disziplinen, wenn ich am Ende des<br />

ersten Tages zu den 200 Metern antrete“,<br />

meinte die 22-Jährige, die in Zürich ankündigte,<br />

2015 wieder im Siebenkampf<br />

starten zu wollen. Ihr EM-Fazit klang<br />

dann so: „Ich denke, dass ich über 200<br />

Meter besser als über 100 Meter bin.<br />

Auf Rang zwei landete die Britin Jodie<br />

Williams, die ihre persönliche Bestzeit<br />

auf 22,46 Sekunden steigerte. „Ich hatte<br />

zuletzt Probleme mit Verletzungen und<br />

habe den Trainer gewechselt. Ich wusste<br />

zwar, dass ich trotzdem in Form war,<br />

aber wie weit das reichen würde, war mir<br />

nicht klar. Jetzt bin ich sehr glücklich,<br />

eine Medaille gewonnen zu haben.“<br />

Mit Myriam Soumaré (22,58 sec) gewann<br />

die Europameisterin von 2010 diesmal<br />

Bronze, nachdem sie über 100 Meter<br />

Zweite hinter Dafne Schippers war.<br />

„Genau wie Dafne war ich müde. Aber<br />

das soll keine Entschuldigung für irgendetwas<br />

sein, schließlich habe ich dafür<br />

trainiert, so viele Rennen verkraften zu<br />

können. Ich bin auch zufrieden, mit zwei<br />

Medaillen nach Hause zu kommen.“<br />

Deutsche Sprinterinnen waren über 200<br />

Meter nicht am Start.<br />

TOPACHT<br />

1. Dafne Schippers (NED) 22,03<br />

2. Jodie Williams (GBR) 22,46<br />

3. Myriam Soumaré (FRA) 22,58<br />

4. Bianca Williams (GBR) 22,68<br />

5. Mujinga Kambundji (SUI) 22,83<br />

6. Jamile Samuel (NED) 23,31<br />

7. Hanna-Maari Latvala (FIN) 23,48<br />

8. Dina Asher-Smith (GBR) DNF<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Schippers düpiert Sprinterinnen<br />

Da sich am zweiten Tag der Team-EM der<br />

Kampf gegen Russland um den Gesamtsieg<br />

zuspitzte, bilanzierte Rebekka Haase<br />

(Foto) nach ihrem sechsten Platz: „Schneller<br />

als die Russin, das passt“. Gern wäre<br />

sie jedoch noch schneller gelaufen als die<br />

23,64 Sekunden im ersten Rennen, den<br />

die Sprinterin des LV 90 Erzgebirge locker<br />

gewann. „Die ersten 100 Meter waren<br />

richtig gut, dann wurde es hart“, sagte<br />

Königin vom Letzigrund<br />

Nach den 100 Metern<br />

gewinnt Dafne Schippers<br />

auch die 200 Meter<br />

Rebekka Haase, die einen Platz im Vergleich<br />

zu ihrer Meldeleistung gutmachte.<br />

Nach dem ersten Lauf feierten somit die<br />

Deutschen, nach dem zweiten Lauf waren<br />

die Niederländer obenauf. Siebenkämpferin<br />

Dafne Schippers lief über die halbe<br />

Stadionrunde einsam vornweg und<br />

düpierte erneut die Spezialistinnen. Sie<br />

benötigte 22,74 Sekunden. Zweite wurde<br />

Nataliya Pohrebnyak aus der Ukraine<br />

in 23,13 Sekunden vor der Britin Anyika<br />

Onuora (23,24 sec).<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 89


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

TOPACHT<br />

1. Großbritannien 37,93<br />

2. Deutschland 38,09<br />

3. Frankreich 38,47<br />

4. Schweiz 38,56<br />

5. Niederlande 38,60<br />

6. Polen 38,85<br />

7. Italien DNF<br />

8. Portugal DNF<br />

Silber gewonnen...<br />

... nicht Gold verloren.<br />

Lucas Jakubczyk (li.)<br />

und Alexander Kosenkow<br />

freuen sich über<br />

den zweiten Platz<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Die Briten machen das Rennen<br />

Ein Wattenscheider Trio mit regionaler<br />

Verstärkung aus Wolfsburg: Christian<br />

Blum, Sven Knipphals, Alexander Kosenkow<br />

und Julian Reus (Foto) umrundeten<br />

die blaue Bahn zum Abschluss des ersten<br />

Tages in 38,88 Sekunden. Keine Klassezeit<br />

über 4x100 Meter fürs <strong>DLV</strong>-Quartett bei<br />

böigem Wind, aber gut genug für Platz<br />

zwei und elf Punkte hinter den favorisierten<br />

Briten und ihrer Siegerzeit von<br />

4x100 Meter Männer<br />

Nur Briten schneller<br />

als das <strong>DLV</strong>-Quartett<br />

38,51 Sekunden. Das siegreiche Quartett<br />

konnte es sich sogar leisten, ihren neuen<br />

Sprint-Stern Chijindu Ujah zu Hause zu<br />

lassen. Der U20-Europameister hatte sich<br />

Anfang Juni <strong>2014</strong> in Hengelo über 100<br />

Meter auf 9,96 Sekunden verbessert. Die<br />

<strong>DLV</strong>-Männer brachten den Stab sicher um<br />

die Runde, obwohl der erste Wechsel von<br />

Blum auf Knipphals nicht optimal war.<br />

Der Wolfsburger musste leicht abbremsen,<br />

die kleine Siegchance war damit<br />

vertan.<br />

In Barcelona 2010 waren sie Dritter, vor<br />

zwei Jahren in Helsinki Zweiter – und<br />

in Zürich endlich Europameister? Der<br />

Traum der <strong>DLV</strong>-Staffel vom ersten deutschen<br />

Titel über 4x100 Meter seit 1962<br />

war nicht unberechtigt nach den starken<br />

Auftritten der Sprinter bei den nationalen<br />

Meisterschaften in Ulm und der schnellen<br />

Zeit im Vorlauf, als Deutschland mit 38,15<br />

Sekunden die beste Leistung erzielte.<br />

Im Finale startete das <strong>DLV</strong>-Quartett in<br />

der Besetzung Julian Reus (TV Wattenscheid<br />

01), Sven Knipphals (VfL Wolfsburg),<br />

Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid<br />

01) und Lucas Jakubczyk (SCC Berlin) auf<br />

Bahn vier, direkt neben den favorisierten<br />

Briten um 200-Meter-Europameister Adam<br />

Gemili und den Bronzemedaillengewinner<br />

über 100 Meter, Harry Aikines-Aryeetey.<br />

Nach den ersten 300 Metern lagen beide<br />

Mannschaften noch gleichauf, doch auf<br />

der Zielgeraden ließ Gemili dem deutschen<br />

Schlussläufer Lucas Jakubczyk keine Chance.<br />

„Einen Adam Gemili steckt man nicht<br />

mal eben so in die Tasche“, sagte der Berliner,<br />

der darauf gehofft hatte, dass ihm seine<br />

Teamkollegen ein wenig Vorsprung mit auf<br />

den Weg geben würden. „Aber wir können<br />

trotzdem zufrieden sein. Wir haben um<br />

Gold mitgekämpft und brauchen nicht enttäuscht<br />

zu sein, dass es nun Silber geworden<br />

ist.“ Großbritanniens Siegerzeit von<br />

37,93 Sekunden war die zweitbeste in der<br />

EM-Geschichte – nur die Franzosen waren<br />

1990 in Split mit 37,79 Sekunden noch einen<br />

Tick schneller.<br />

Für die Equipe Tricolore um Christophe<br />

Lemaitre blieb im Letzigrund diesmal nur<br />

Bronze (38,47 sec), knapp vor den Sprintern<br />

des Gastgebers. Die zweitplatzierte<br />

deutsche Staffel lief 38,09 Sekunden und<br />

blieb damit nur sieben Hundertstel über<br />

dem Landesrekord. Mit Ausnahme der Titelkämpfe<br />

von 1990 hätte diese Zeit bei allen<br />

vorangegangenen Europameisterschaften<br />

sogar für die Goldmedaille gereicht.<br />

90 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


4x100 Meter Frauen<br />

Ein Finale mit Pleiten,<br />

Pech und Pannen<br />

Es war 17:22 Uhr. Das Finale über 4x100<br />

Meter der Frauen sollte der grandiose<br />

Schlusspunkt im Züricher Letzigrund<br />

werden. Auch, weil die Eidgenossen sich<br />

eine kleine Hoffnung auf Bronze machten.<br />

Aber das Finale begann, wie die Vorläufe<br />

mit dem katastrophal gescheiterten<br />

Staffelwechsel im deutschen Team von<br />

Rebekka Haase auf Tatjana Pinto geendet<br />

hatten. Nur wenige Zehntelsekunden nach<br />

dem Startschuss hüpfte der Staffelstab der<br />

Schweizerinnen auf der Bahn auf und ab.<br />

Ausgerechnet der zuvor so gefeierten Mujinga<br />

Kambundji war das Missgeschick<br />

passiert. Beim zweiten Schritt berührte sie<br />

mit dem Oberschenkel den Staffelstab, der<br />

ihr dabei prompt aus der Hand fiel.<br />

Viele Zuschauer hatten das Pech<br />

ihres Teams kaum registriert, da war das<br />

Rennen auch schon für die Mitfavorisierten<br />

Niederländerinnen beendet. Der<br />

Wechsel zwischen Madiea Ghafoor und<br />

Doppeleuropameisterin Dafne Schippers<br />

ging daneben und das nächste „Holz“ lag<br />

auf der Laufbahn.<br />

Unbeeindruckt von der Pech- und<br />

Pannenshow der Konkurrenz zeigten die<br />

Britinnen einen fehlerfreien Lauf, der<br />

auch nötig war, um die vorlaufschnellsten<br />

Französinnen in Schach zu halten.<br />

In Landesrekordzeit von 42,24 Sekunden<br />

holten Asha Philip, Ashleigh Nelson, Jodie<br />

Williams und Desiree Henry Gold für<br />

Großbritannien. Hinter Frankreich (42,45<br />

sec), die deutlich langsamer als im Vorlauf<br />

waren, klaffte eine große Lücke zu<br />

den Russinnen auf Rang drei (43,22 sec).<br />

In Normalform wäre Bronze in diesem<br />

Finale für das <strong>DLV</strong>-Quartett locker<br />

möglich gewesen. Aber wie sagte Ex-<br />

Europameisterin Verena Sailer nach dem<br />

verkorksten Wechsel und dem damit verbundenen<br />

Vorlauf-Aus: „Dieses Jahr war<br />

der Wurm drin. Wir müssen jetzt nach<br />

vorne schauen, es kommen auch wieder<br />

bessere Zeiten.“<br />

TOPACHT<br />

1. Großbritannien 42,24<br />

2. Frankreich 42,45<br />

3. Russland 43,22<br />

4. Italien 43,26<br />

5. Ukraine 43,58<br />

6. Schweden 44,36<br />

7. Niederlande DNF<br />

8. Schweiz DNF<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Im Wechselbad der Gefühle<br />

Die deutschen Sprinterinnen Yasmin Kwadwo,<br />

Rebekka Haase, Tatjana Pinto und<br />

Verena Sailer erlebten ein Wechselbad<br />

der Gefühle. Erst gingen sie ohne Punkte<br />

von der Bahn, dann sicherten sie dem<br />

deutschen Team sogar die Führung. Der<br />

letzte Wechsel von Tatjana Pinto auf Verena<br />

Sailer passte gar nicht. Verena Sailer<br />

meinte, dass sie ihren Start gut getroffen<br />

So schnell wie nie<br />

Schlussläuferin Desiree<br />

Henry vollendete das<br />

flotteste Rennen einer<br />

britischen Staffel aller<br />

Zeiten<br />

habe. Trotzdem musste sie deutlich an<br />

Tempo rausnehmen, damit Tatjana Pinto<br />

überhaupt noch eine Chance hatte, den<br />

Stab zu übergeben. „Der Lauf war gut“,<br />

sagte die Münsteranerin, „ich hatte mir<br />

eine Böe eingefangen. Es war schwierig.“<br />

Zwar kam die Staffel auf Platz fünf in 43,78<br />

Sekunden ins Ziel, wurde dann aber disqualifiziert.<br />

Eine Stunde später wurde die<br />

Entscheidung nach Ansicht der Videobilder<br />

wieder zurückgenommen. Dort war nicht<br />

zu erkennen, dass der Wechsel außerhalb<br />

der Wechselzone vonstatten ging. Damit<br />

reihten sich die <strong>DLV</strong>-Sprinterinnen auf<br />

Platz sechs ein. Platz eins belegten die<br />

Niederländerinnen (42,95 sec).<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 91


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

TOPACHT<br />

1. Marty Rooney (GBR) 44,71<br />

2. Matthew Hudson-Smith (GBR) 44,75<br />

3. Donald Sanford (ISR) 45,27<br />

4. Jakub Krzewina (POL) 45,52<br />

5. Conrad Williams (GBR) 45,53<br />

6. Kamghe Gaba (GER) 45,83<br />

7. Samuel Garcia (ESP) 46,35<br />

8. Jonathan Borlée (BEL) DNS<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Gabas Mut wird nicht belohnt<br />

Kamghe Gaba ging sein 400-Meter-Rennen<br />

von Bahn zwei aus forsch an. Der Viertelmeiler<br />

hatte schon nach gut 100 Metern den<br />

vor ihm laufenden Italiener Matteo Galvan<br />

eingeholt. „Bis 200 Meter war alles perfekt,<br />

es ist richtig gut gelaufen“, stellte Kamghe<br />

Gaba fest. Auch bis eingangs der Zielgeraden<br />

sah es prima aus: „Ich habe gedacht,<br />

ich gewinne das Rennen.“ Der offensive<br />

Auftritt riss die Zuschauer sogar von ihren<br />

Sitzen. Das merkte auch der Deutsche auf<br />

der Bahn: „Es ist tierisch laut geworden.“<br />

Große Briten<br />

Martyn Rooney (re./27) konnte den talentierten<br />

Youngster Matthew Hudson-Smith (19) noch in<br />

Schach halten<br />

400 Meter Männer<br />

Doppelsieg für zwei<br />

schnelle Briten<br />

Umso bitterer war es dann, dass Kamghe<br />

Gaba auf den letzten 50 Metern immer langsamer<br />

wurde und einbrach. „Es ging gar<br />

nichts mehr. Ich dachte schon, ich komme<br />

nicht mehr ins Ziel.“ Nach 46,58 Sekunden<br />

war er dann doch angekommen und wurde<br />

Sechster. „Ich glaube, ich habe mich zu<br />

sehr gepusht“, sagte der Münchner. Die<br />

beste Renneinteilung zeigten der Franzose<br />

Mame-Ibra Anne (45,71 sec) und der Russe<br />

Pavel Ivashko (45,95 sec).<br />

Erstmals seit zwölf Jahren stand wieder<br />

ein deutscher Viertelmeiler in<br />

einem EM-Finale. So gut wie für Ingo<br />

Schultz 2002 in München, als dieser Europameister<br />

wurde, lief es für Kamghe<br />

Gaba nicht. Doch der Münchner schlug<br />

sich als Sechster in 45,83 Sekunden achtbar.<br />

„Es war ein schönes Rennen. Als<br />

aber die Jungs bei 300 Metern an mir<br />

vorbeigeschossen sind, wusste ich, dass<br />

ich da nicht mithalten kann“, sagte der<br />

30-Jährige, der schon 2006 in Göteborg<br />

im EM-Halbfinale stand.<br />

Zwei Briten hatten in Zürich wie erwartet<br />

die schnellsten Beine. Obwohl<br />

Youngster Matthew Hudson-Smith (19)<br />

auf den letzten 50 Metern noch einmal an<br />

Martyn Rooney (27) herankam, konnte er<br />

seinen Landsmann nicht mehr einholen.<br />

In 44,71 und 44,75 Sekunden lieferte das<br />

Duo die zwei schnellsten Zeiten in Europa<br />

im Jahr <strong>2014</strong> ab. Starke Leistungen bei<br />

nicht gerade optimalem Langsprint-Wetter<br />

im Züricher Letzigrund. „Europameister.<br />

Das hört sich gut an. Zumal es mein<br />

erster internationaler Titel ist“, sagte<br />

Rooney. Gleichzeitig zollte er seinem jungen<br />

Landsmann größten Respekt: „Er ist<br />

ein toller Kerl und ein Riesentalent. Es ist<br />

toll, zusammen Gold und Silber gewonnen<br />

zu haben.“<br />

Über die erste Laufmedaille bei Europameisterschaften<br />

für Israel jubelte Donald<br />

Sanford als Dritter in 45,27 Sekunden<br />

(Landesrekord). Bisher hatte für Israel<br />

nur Stabhochspringer Alex Averbukh<br />

(Gold 2002 und 2006) EM-Edelmetall gewonnen.<br />

Wie der Stabartist ist auch der<br />

Viertelmeiler nicht in Israel geboren. Bis<br />

in den Sommer 2011 startete Sanford für<br />

die USA, dann nahm er die Staatsbürgerschaft<br />

seiner Frau Daniele an, die in Israel<br />

geboren ist. Das Ehepaar lebt in Tel<br />

Aviv, zum Training reist der EM-Vierte<br />

von 2012 aber häufig nach New York zu<br />

Trevor Green.<br />

92 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


400 Meter Frauen<br />

Libania Grenot krallt<br />

sich die Goldmedaille<br />

Im Ziel zeigte Libania Grenot die Krallen,<br />

so als ob die Italienerin noch einmal verdeutlichen<br />

wollte: Schaut her, ich habe<br />

mir endlich die Goldmedaille gekrallt. Die<br />

gebürtige Kubanerin, die erst seit 2008 für<br />

ihre neue Heimat an den Start geht, musste<br />

schon 31 Jahre alt werden, um den ersten<br />

großen internationalen Titel in ihrer Karriere<br />

zu gewinnen. Bislang stand als größter<br />

Erfolg ein Sieg bei den Mittelmeer-Spielen<br />

2009 zu Buche – nun darf sich Libania Grenot<br />

auch Europameisterin nennen.<br />

Als Jahresschnellste angereist, lief sie<br />

das Rennen im Finale offensiv an. Ausgangs<br />

der Kurve hatte sie bereits fünf Meter Vorsprung,<br />

den sie bis ins Ziel auch nicht mehr<br />

hergab. Grenots Siegerzeit von 51,10 Sekunden<br />

war zwar eine der langsamsten in den<br />

vergangenen 40 Jahren, doch das wird sie<br />

verschmerzen können. Grenot ist erst die<br />

fünfte Italienerin mit einer EM-Goldmedaille,<br />

die erste seit 2002, während bei den<br />

Männern bereits 26 Athleten zu Europameisterehren<br />

kamen. Hinter ihr entbrannte<br />

ein heißer Kampf um die weiteren Plätze<br />

auf dem Podium. Seite an Seite stürmten<br />

die Ukrainerin Olha Zemlyak, Indira Terrero<br />

aus Spanien und Christine Ohuruogu<br />

(Großbritannien) über die Linie – mit dem<br />

schlechteren Ende für die zweimalige Weltmeisterin:<br />

Ohuruogu musste sich in 51,38<br />

Sekunden mit Platz vier begnügen, zeitgleich<br />

mit Indira Terrero, die damit als erste<br />

Spanierin eine 400-Meter-Medaille holte.<br />

Zemlyak gewann mit 51,36 Sekunden Silber<br />

– auch für die Ukraine war es das erste<br />

Edelmetall über die Viertelmeile.<br />

Mit ihrer Saisonbestzeit von 51,87 Sekunden<br />

hätte auch die deutsche Meisterin<br />

Esther Cremer (TV Wattenscheid 01) im Finale<br />

eine gute Rolle spielen können. Nach<br />

ordentlichen 51,98 Sekunden im Vorlauf<br />

blieb sie im Halbfinale jedoch fast eine Sekunde<br />

über ihrer Jahresbestleistung. 52,83<br />

Sekunden und Platz sechs bedeuteten das<br />

Aus für sie.<br />

TOPACHT<br />

1. Libania Grenot (ITA) 51,10<br />

2. Olha Zemlyak (UKR) 51,36<br />

3. Indira Terrero (ESP) 51,38<br />

4. Christine Ohuruogu (GBR) 51,38<br />

5. Malgorzata Holub (POL) 51,84<br />

6. Bianca Razor (ROU) 51,95<br />

7. Marie Gayot (FRA) 52,14<br />

8. Aauri Lorena Bokesa (ESP) 52,39<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Cremer überrascht als Zweite<br />

Paukenschlag von Esther Cremer. Mit Rang<br />

zwei über die Stadionrunde sorgte die Wattenscheiderin<br />

für eine große Überraschung.<br />

Auf den letzten 30 Metern stand sie zwar<br />

fast, hatte sich aber vorher von Rang fünf<br />

bis auf Rang zwei vorgeschoben. In 52,23<br />

Sekunden erzielte Esther Cremer eine für<br />

die Bedingungen sehr gute Zeit. „Elf Punkte<br />

hätte ich mir nie erträumt, da bin ich schon<br />

Mach‘ mir den Tiger<br />

Nach dem Rennen zeigte<br />

die gebürtige Kubanerin<br />

Libania Grenot ihre „Krallen“<br />

ein bisschen stolz drauf. Es war ein unruhiges<br />

Rennen, aber die Zuschauer haben<br />

mich über die Zielgerade getragen“, sagte<br />

die Wattenscheiderin, die Alena Tamkova<br />

nicht mehr halten konnte. Die siegreiche<br />

Russin überquerte nach 51,72 Sekunden die<br />

Ziellinie. Dafür ließ Cremer Olga Zemlyak<br />

nicht passieren ließ. Die schnelle Frau aus<br />

der Ukraine beendete ihr Rennen nach<br />

52,28 Sekunden.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 93


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

TOPACHT<br />

1. Großbritannien 2:58,79<br />

2. Russland 2:59,38<br />

3. Polen 2:59,85<br />

4. Frankreich 2:59,89<br />

5. Irland 3:01,67<br />

6. Deutschland 3:01,70<br />

7. Belgien 3:02,60<br />

8. Tschechien 3:04,56<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Party-Stimmung im Eintracht-Stadion<br />

Vor der abschließenden 4x400-Meter-Staffel<br />

der Männer war das Eintracht-Stadion<br />

bereits in absoluter Party-Stimmung.<br />

Der deutsche Teamerfolg stand bei 13,5<br />

Zählern Vorsprung auf Russland fest. Eine<br />

„La Ola“ schwappte durch die Kurve und<br />

„Oh wie ist das schön“ schallte aus den<br />

Boxen. Für das deutsche Quartett mit<br />

Miguel Rigau, Kamghe Gaba, David Gollnow<br />

und Thomas Schneider galt es aber<br />

noch einen Job zu erledigen, eine Kür auf<br />

Nummer eins<br />

Das Staffel-Gold<br />

war den Briten<br />

nicht zu nehmen<br />

4x400 Männer<br />

Briten erstmals seit<br />

2002 wieder ganz oben<br />

dieser Welle der Euphorie. An der Spitze<br />

duellierten sich Russland mit 3:02,68<br />

Minuten und Frankreich mit 3:03,05<br />

Minuten. Der Magdeburger Schlussläufer<br />

Thomas Schneider brachte die <strong>DLV</strong>-Staffel<br />

noch auf Rang drei. Mit einer Endzeit<br />

von 3:03,18 Minuten blieben die Sprinter<br />

unter der EM-Norm (3:04,00 min).<br />

Die Staffelteams über 4x400 Meter<br />

durften in Zürich schon etwas früher<br />

ran. Entgegen der Tradition unzähliger<br />

Meisterschaften traten im Letzigrund<br />

die Kurzsprint-Staffeln zum großen Finale<br />

an. Warum auch nicht. Aus deutscher<br />

Sicht war das eine gute Entscheidung,<br />

denn das <strong>DLV</strong>-Quartett konnte die minimale<br />

Chance auf Bronze nicht nutzen,<br />

während die Kurzsprint-Staffel immerhin<br />

Silber gewann. Vor zwei Jahren in Helsinki<br />

hatte der deutschen Staffel eine Zeit von<br />

3:02,37 Minuten zum dritten Platz genügt,<br />

<strong>2014</strong> wurde man mit dieser Zeit nur Siebter.<br />

So gesehen machten es Kamghe Gaba,<br />

Miguel Rigau, Jonas Plass und Thomas<br />

Schneider sogar besser als zwei Jahre zuvor<br />

– auch wenn gute 3:01,70 Minuten in<br />

Zürich nur zu Rang sechs reichten.<br />

Dreimal in Folge musste sich Rekord-<br />

Europameister Großbritannien zwischen<br />

2006 und 2012 mit Silber zufriedengeben<br />

– im Letzigrund stellten die Briten, die<br />

zwischen 1986 und 2002 immer Gold geholt<br />

hatten, die langjährige Hackordnung<br />

wieder her. In der Besetzung Conrad William,<br />

Matthew Hudson-Smith, Michael Bingham<br />

und Martyn Rooney demonstrierten<br />

die Briten alte Stärke und ließen in 2:58,79<br />

Minuten den ebenfalls starken Russen,<br />

Polen und Franzosen, die trotz einer Zeit<br />

unter drei Minuten leer ausgingen, keine<br />

Chance. Erst zweimal (1990 und 1998)<br />

hatte es ein noch schnelleres EM-Finale<br />

gegeben, zum allerersten Mal genügte eine<br />

2:59er-Zeit nicht zu einer Medaille.<br />

Für das deutsche Team hätte schon<br />

alles optimal laufen müssen, um in den<br />

Bereich einer Medaille zu kommen. Doch<br />

nach einigen Remplern und kleinen Behinderungen<br />

bei den Staffelwechseln waren<br />

am Ende nur noch die Iren in Reichweite,<br />

die sich mit drei Hundertsteln Vorsprung<br />

Rang fünf sicherten. Titelverteidiger Belgien<br />

musste in Zürich mit Platz sieben<br />

Vorlieb nehmen.<br />

94 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


4x400 Meter Frauen<br />

Frankreich profitiert<br />

von Zemlyaks Einbruch<br />

Welch ein dramatisches Finish! Bis 20<br />

Meter vor dem Ziel sahen die Ukrainerinnen<br />

wie die ganz sicheren<br />

Goldmedaillengewinnerinnen aus. Doch<br />

dann brach Schlussläuferin Olha Zemlyak<br />

vollkommen ein. Das nutzte die starke<br />

Französin Floria Guei und ging zwei Schritte<br />

vor dem Ziel noch außen vorbei. Für sie<br />

wurden auf der letzten Runde starke 49,71<br />

Sekunden „fliegend“ gestoppt. 3:24,27 Minuten<br />

bedeuteten den zweiten EM-Titel für<br />

eine französische Langsprintstaffel nach<br />

1994 in Helsinki. Die Ukraine rettete wenigstens<br />

noch Silber in 3:24,32 Minuten<br />

vor den Britinnen, die zwei Hundertstel<br />

später ins Ziel liefen. „Als ich den Stab bekommen<br />

habe, war ich Vierte oder Fünfte.<br />

Im Ziel dann Erste. Ich weiß nicht, woher<br />

ich diese Energie genommen habe“, sagte<br />

Floria Guei.<br />

Die deutsche Staffel belegte einen passablen<br />

sechsten Platz. Esther Cremer – die<br />

momentan stärkste deutsche Langsprinterin<br />

– hatte das Quartett ins Rollen gebracht<br />

und auf Rang zwei liegend auf Christiane<br />

Klopsch übergeben. Die musste sich gegen<br />

starke Konkurrenz erwehren und wechselte<br />

als Sechste auf Lena Schmidt. Die<br />

Kölnerin hielt diese Position genauso wie<br />

Schlussläuferin Ruth Sophia Spelmeyer.<br />

Bezeichnenderweise lief Esther Cremer<br />

den schnellsten Teilabschnitt, obwohl sie<br />

ihren Part als Einzige nicht „fliegend“ absolvierte.<br />

So blieben unterm Strich 3:27,69<br />

Minuten und Rang sechs.<br />

„Aus meiner Sicht war das ein schöner<br />

Abschluss mit einer Saisonbestleistung.<br />

Das ist alles, was man sich wünschen<br />

kann“, sagte Esther Cremer, die auch gern<br />

als Startläuferin eine Staffel anführt: „Ich<br />

mag die Position eins ganz gern, da ich<br />

durch die Kurvenvorgabe ganz gut mein<br />

eigenes Rennen machen kann. Bahn eins<br />

war natürlich nicht optimal. Aber im Letzigrund<br />

ist es wegen der relativ weiten Kurven<br />

nicht ganz so schlimm.“<br />

TOPACHT<br />

1. Frankreich 3:24,27<br />

2. Ukraine 3:24,32<br />

3. Großbritannien 3:24,34<br />

4. Russland 3:25,02<br />

5. Polen 3:25,73<br />

6. Deutschland 3:27,69<br />

7. Italien 3:28,30<br />

8. Belgien 3:31,82<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Starker Auftritt der <strong>DLV</strong>-Staffel<br />

Welch ein Schlussspurt von Ruth Sophia<br />

Spelmeyer. Die Oldenburgerin verlor in<br />

der Kurve an Boden, kämpfte sich aber<br />

mit einer starken Schlussgerade noch an<br />

der Französin Elea Mariama Diarra vorbei<br />

auf den zweiten Platz in 3:28,34 Minuten<br />

– eine Hundertstelsekunde vor Frankreich.<br />

Esther Cremer war sehr schnell gestartet<br />

und übergab in Führung liegend, ehe Lara<br />

Hoffmann die Staffelläuferinnen aus der<br />

Ukraine und Russland passieren lassen<br />

Dramatisches<br />

Finish<br />

Frankreichs<br />

Schlussläuferin<br />

Floria Guei fängt<br />

Olha Zemlyak aus der<br />

Ukraine noch ab<br />

musste. Nach sehr gutem Stehvermögen<br />

der Kölnerin Lena Schmidt lag Deutschland<br />

auf Platz zwei, während die russische<br />

Schlussläuferin gleich von drei Konkurrentinnen<br />

beim Wechsel ausgebremst wurde.<br />

Ruth Sophia Spelmeyer rettete Rang zwei,<br />

der Russin ging die Puste aus. Für die<br />

Schlussläuferin war es „ein richtig gutes<br />

Rennen, ich wollte einfach nur diesen<br />

zweiten Platz“. Der Sieg ging in diesem<br />

Rennen an die Ukraine in 3:27,66 Minuten.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 95


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

TOPACHT<br />

1. Adam Kszczot (POL) 1:44,15<br />

2. Artur Kuciapski (POL) 1:44,89<br />

3. Mark English (IRL) 1:45,03<br />

4. Andreas Bube (DEN) 1:45,21<br />

5. Marcin Lewandowski (POL) 1:45,78<br />

6. Amel Tuka (BIH) 1:46,12<br />

7. Jozef Repzík (SVK) 1:46,29<br />

8. Pierre-Ambroise Bosse (FRA) 1:46,55<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Benitz lässt Braunschweig jubeln<br />

Dieser Kerl hat den Killerinstinkt: Der<br />

1.500-Meter-Spezialist Timo Benitz ließ<br />

sich von den größeren und schwereren<br />

800-Meter-Läufern nicht einschüchtern.<br />

Beherzt bahnte er sich nach 500 Metern<br />

den Weg aus den hinteren Positionen<br />

nach vorn, auf der Zielgeraden hatte er<br />

den Kontakt zur Spitze hergestellt – und<br />

dann war das 60-Kilo-Leichtgewicht nicht<br />

mehr zu halten. Benitz spurtete an allen<br />

Favoriten um den Polen Adam Kszczot<br />

vorbei und sicherte der deutschen Mannschaft<br />

als Sieger völlig überraschend<br />

zwölf Punkte. „100 Meter vor dem Ziel<br />

war ich auf der Position, auf der ich sein<br />

800 Meter Männer<br />

Polen<br />

triumphiert<br />

Adam Kszczot war<br />

der Schnellste von<br />

drei Polen im Finale<br />

Bosse bricht ein –<br />

Kszczot holt den Titel<br />

wollte“, erklärte der Schwarzwälder. Mit<br />

seiner Einlaufzeit von 1:46,24 Minuten<br />

blieb Timo Benitz dabei eine Hundertstel<br />

unter der EM-Norm. Ein weiteres<br />

Qualitätsmerkmal: Der Mittelstrecken-<br />

Aufsteiger lief die zweite Runde schneller<br />

als die erste! Hinter Timo Benitz musste<br />

sich Adam Kszczot mit 1:46,36 Minuten<br />

und elf Punkten begnügen. Als Dritter<br />

folgte der Italiener Giordano Benedetti<br />

(1:46,45 min).<br />

Pierre-Ambroise Bosse saß auf der Treppe<br />

zur Mixed Zone, das Gesicht in den<br />

Händen vergraben. Der Franzose, als<br />

Jahresschnellster angereist und mit 1:42,53<br />

Minuten sogar im weltweiten Vergleich die<br />

Nummer zwei, hatte das 800-Meter-Finale<br />

soeben als Letzter beendet, in für ihn indiskutablen<br />

1:46,55 Minuten. Erneut war er<br />

leer ausgegangen, wie zuvor schon bei der<br />

Team-EM in Braunschweig, wo er als großer<br />

Favorit ebenfalls nur Vierter geworden<br />

war. Dabei hatte es bis 200 Meter vor dem<br />

Ziel ganz nach einem Start-Ziel-Sieg für<br />

den Mann aus Frankreich ausgesehen. Von<br />

der Spitze weg hatte er das Rennen bis dahin<br />

dominiert, mit zwei Metern Vorsprung<br />

ging er in die letzte Kurve. Dann aber brach<br />

Bosse völlig ein und wurde noch bis auf<br />

den letzten Platz durchgereicht.<br />

Profiteur war der Pole Adam Kszczot,<br />

der sich nach bislang zwei EM-Titeln in<br />

der Halle nun auch im Freien Europameister<br />

nennen darf. In 1:44,15 Minuten lief er<br />

so schnell wie seit zwei Jahren nicht mehr.<br />

Seine Siegerzeit ist gleichzeitig die beste<br />

bei Europameisterschaften seit Olaf Beyers<br />

(DDR) 1:43,84 Minuten im Jahr 1978, wobei<br />

er natürlich auch von Bosses hohem<br />

Anfangstempo profitierte.<br />

Silber ging ebenfalls nach Polen an<br />

den international bislang unbekannten<br />

Artur Kuciapski – er lief in 1:44,89 Minuten<br />

persönliche Bestleistung. Auf der<br />

Zielgeraden war Kuciapski noch außen<br />

am Iren Mark English vorbeigestürmt,<br />

der sich in 1:45,03 Minuten Bronze sicherte.<br />

Der Europameister von 2010, Marcin<br />

Lewandowski, komplettierte als Fünfter<br />

(1:45,78) das hervorragende Mannschaftsergebnis<br />

der Polen. Drei Läufer<br />

eines Landes unter den besten Fünf – das<br />

gab es zuletzt 1986, als die Briten sogar<br />

die Plätze eins, zwei und drei belegten.<br />

Der einzige deutsche Starter, Dennis Krüger<br />

(VfL Fortuna Marzahn), war im Halbfinale<br />

in 1:48,33 Minuten gescheitert.<br />

96 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


800 Meter Frauen<br />

Arzamasovas Attacke<br />

ist unwiderstehlich<br />

Lynsey Sharp nahm die Beine in die<br />

Hand. Vom Start weg drückte die<br />

24-jährige Britin aufs Tempo, in ihrem<br />

Schlepptau die Weißrussin Maryna Arzamasova,<br />

die ihr als einzige folgen konnte.<br />

Zur Halbzeit des Rennens hatten die beiden<br />

bereits fünf Meter Vorsprung auf die<br />

Konkurrenz, den sie auf der zweiten Runde<br />

sogar noch weiter ausbauten. Eingangs<br />

der Zielgeraden lag Sharp immer noch in<br />

Führung, zehn Meter vor dem Feld, doch<br />

dann setzte Arzamasova, die EM-Dritte<br />

von 2012 und Bronzemedaillengewinnerin<br />

der diesjährigen Hallen-WM, zur finalen<br />

Attacke an. In 1:58,15 Minuten, einer neuen<br />

persönlichen Bestleistung, spurtete sie<br />

zum Titel, gefolgt von Lynsey Sharp, der<br />

mit 1:58,80 Minuten ebenfalls ein neuer<br />

Hausrekord gelang. Zwei Wochen nach ihrem<br />

zweiten Platz bei den Commonwealth<br />

Games in Glasgow holte sie auch in Zürich<br />

die Silbermedaille – wie schon vor zwei<br />

Jahren bei der EM in Helsinki, wo sie jedoch<br />

wegen eines Dopingvergehens der<br />

ursprünglichen Siegerin Yelena Arzhakova<br />

(Russland) nachträglich zur Europameisterin<br />

erklärt worden war.<br />

Den Kampf um Platz drei entschied im<br />

Letzigrund die junge Polin Joanna Jozwik<br />

für sich, die bereits im Halbfinale eine neue<br />

Bestleistung gelaufen war, welche sie im<br />

Finale erneut verbesserte. Mit einer Zeit<br />

von 1:59,63 Minuten schaffte auch sie den<br />

Sprung aufs Treppchen – im Gegensatz zu<br />

den Russinnen, die zwar im Endlauf gleich<br />

doppelt vertreten waren, aber erstmals seit<br />

2002 wieder ohne Medaille nach Hause fahren<br />

mussten. Yekaterina Poistogova und<br />

Svetlana Rogozina, bis zu den Europameisterschaften<br />

die Nummer eins und zwei in<br />

Europa, mussten sich mit den Plätzen vier<br />

und fünf zufrieden geben.<br />

Deutsche Läuferinnen waren erst gar<br />

nicht am Start. Neben den 200 Metern waren<br />

die 800 Meter damit bei den Frauen die<br />

einzige Disziplin ohne <strong>DLV</strong>-Beteiligung.<br />

TOPACHT<br />

1. Maryna Arzamasova (BLR) 1:58,15<br />

2. Lynsey Sharp (GBR) 1:58,80<br />

3. Joanna Józwik (POL) 1:59,63<br />

4. Yekaterina Poistogova (RUS) 1:59,69<br />

5. Svetlana Rogozina (RUS) 2:00,76<br />

6. Vania Stambolova (BUL) 2:00,91<br />

7. Jesica Judd (GBR) 2:01,65<br />

8. Mirela Lavric (ROU) 2:09,25<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Kohlmann arbeitet sich nach vorn<br />

Zunächst konnte Fabienne Kohlmann<br />

noch einige Interviews geben, dann<br />

fühlte sie sich erstmals nach einem Lauf<br />

sehr unwohl und musste sich in ärztliche<br />

Betreuung begeben. Die 24-Jährige<br />

hatte alles herausgeholt und war nach<br />

zögerlichem Beginn (Zwölfte nach 200<br />

Metern, Achte zur Halbzeit) mit einem<br />

starken Finish bis auf den vierten Platz<br />

nach vorn gelaufen. In der Startliste war<br />

sie auf Rang acht gelistet gewesen. Kurz<br />

nach dem Lauf bilanzierte sie: „Ich wollte<br />

auf jeden Fall vorne dabei sein. Ich finde,<br />

dass Platz vier ganz gut ist. Allerdings<br />

Spurtstark<br />

In Bestzeit rennt die<br />

Weißrussin Maryna<br />

Arzamasova zum EM-Gold<br />

habe ich mir eine bessere Zeit erhofft.“<br />

In 2:03,51 Minuten konnte sich Fabienne<br />

Kohlmann allerdings vor einigen höher<br />

eingeschätzten Läuferinnen platzieren.<br />

Das Rennen in einem kompakten Feld<br />

machte die favorisierte Russin Yekaterina<br />

Poistogova. Die Drittplatzierte der<br />

Olympischen Spiele von London gewann<br />

in 2:02,65 Minuten. Zweite wurde die<br />

Französin Renelle Lamote (2:03,36 min)<br />

vor der Ukrainerin Olha Lyakhova, die es<br />

nach 2:03,39 Minuten ins Ziel schaffte.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 97


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

TOPACHT<br />

1. Mah. Mekhissi-Benabbad (FRA) 3:45,60<br />

2. Henrik Ingebrigtsen (NOR) 3:46,10<br />

3. Chris O‘Hare (GBR) 3:46,18<br />

4. Paul Robinson (IRL) 3:46,35<br />

5. Homiyu Tesfaye (GER) 3:46,46<br />

6. David Bustos (ESP) 3:46,92<br />

7. Timo Benitz (GER) 3:47,26<br />

8. Tarik Moukrime (BEL) 3:47,33<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Mit Ellenbogeneinsatz<br />

Homiyu Tesfaye (Foto) kämpfte bis zum<br />

letzten Meter um die volle Punktzahl für<br />

Deutschland. Nachdem sich der Frankfurter<br />

lange an zweiter Stelle hinter dem<br />

Türken Ilham Tanui Özbilen gehalten<br />

hatte und in der letzten Runde dem<br />

angreifenden Briten Charlie Grice gefolgt<br />

war, ging er als Erster auf die Zielgerade.<br />

Dort versuchte er, den Angriff des Tschechen<br />

Jakub Holusa abzuwehren, beide<br />

gerieten mit den Ellbogen aneinander,<br />

Grenzwertig ...<br />

... war der Jubel von<br />

Mahidiene Mekhissi-Benabbad<br />

mit provokativem Blick zurück<br />

auf die geschlagenen Gegner.<br />

Immerhin ließ er sein Trikot an...<br />

1500 Meter Männer<br />

Der Bad Boy von Zürich<br />

läuft lässig zum Sieg<br />

Tesfaye strauchelte. Letztlich blieb ihm in<br />

3:38,10 Minuten Rang zwei hinter Holusa<br />

(3:37,74 min), Dritter wurde Marcin<br />

Lewandowski aus Polen (3:38,19 min).<br />

„Der Rempler am Ende war mein Fehler,<br />

ich wollte den Weg zumachen“, gab<br />

Tesfaye zu. „Ich hätte einfach noch früher<br />

an die Spitze gehen müssen. Ich wollte<br />

gewinnen, aber es hat nicht geklappt.“<br />

Trotzdem zeigte er sich optimistisch, was<br />

seine weitere Entwicklung angeht. „Der<br />

deutsche Rekord wird fallen.“<br />

Der Europameister über 1500 Meter<br />

erntete Buhrufe: Bad Boy Mahidiene<br />

Mekhissi-Benabbad (Frankreich) holte<br />

sich mit einer Raketen-Schlussrunde in<br />

3:45,60 Minuten EM-Gold. Betont lässig<br />

forderte er auf der Zielgeraden die zu diesem<br />

Zeitpunkt schon distanzierte Konkurrenz<br />

zur Aufholjagd auf. Die <strong>DLV</strong>-Athleten<br />

kamen auf den Plätzen fünf, sieben und<br />

zehn ein. Ungünstiger hätte es für das hoch<br />

eingeschätzte deutsche Trio über 1500 Meter<br />

wohl kaum kommen können. In einem<br />

Bummelrennen wurden sie geschubst,<br />

geschoben und mussten weite Wege laufen.<br />

500 Meter vor dem Ziel lag auf einmal<br />

Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg;<br />

3:54,35 min) auf der Bahn, Homiyu Tesfaye<br />

(LG Eintracht Frankfurt) und Timo Benitz<br />

(LG farbtext Nordschwarzwald) mussten<br />

ausweichen.<br />

In diesem Moment zog Mahidiene<br />

Mekhissi-Benabbad an. Homiyu Tesfaye<br />

konnte sich in der Verfolgergruppe des<br />

Franzosen noch eine gute Position erkämpfen<br />

und ging als Zweiter auf die letzten 100<br />

Meter. Dort reichten die Körner aber nicht,<br />

um den Norweger Henrik Ingebrigtsen<br />

(3:46,10 min), den Briten Chris O’Hare<br />

(3:46,18 min) und den Iren Paul Robinson<br />

(3:46,35 min) in Schach zu halten. Ihm<br />

blieb Rang fünf in 3:46,46 Minuten. „Dass<br />

wir mit drei Deutschen im Finale standen,<br />

ist gut, aber dass wir ohne Medaille nach<br />

Hause fahren, nicht“, meinte er.<br />

Der spurtstarke Timo Benitz (LG farbtext<br />

Norschwarzwald) konnte nach der rasanten<br />

Schlussrunde keine Akzente mehr<br />

setzen, in 3:47,26 Minuten wurde er Siebter<br />

– ein Achtungserfolg für den 22 Jahre<br />

alten Aufsteiger des Jahres. Florian Orth<br />

rappelte sich nach seinem Sturz wieder<br />

auf, aber das Rennen war gelaufen – wie<br />

schon vor zwei Jahren in Helsinki, wo er<br />

ebenfalls im EM-Finale Bekanntschaft mit<br />

der Laufbahn machen musste. Platz zehn<br />

in 3:54,35 Minuten.<br />

98 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


1500 Meter Frauen<br />

Doppelsieg für<br />

Ostafrikas Laufgene<br />

Die Niederländerin Sifan Hassan ist<br />

Europameisterin über 1.500 Meter<br />

der Frauen. In 4:04,18 Minuten siegte<br />

sie vor Weltmeisterin Abeba Aregawi aus<br />

Schweden in 4:05,08 Minuten und der Britin<br />

Laura Weightman, die 4:06,32 Minuten<br />

benötigte. Diana Sujew vom LT Haspa Marathon<br />

Hamburg kam als Achte in 4:08,63<br />

Minuten ins Ziel.<br />

Die Hamburgerin hielt sich lange Zeit<br />

im Mittelfeld. In der entscheidenden Phase<br />

hatte sie zunächst den ein oder anderen<br />

Platz verloren, zeigte auf den letzten Metern<br />

aber noch einmal, dass sie über die Reserven<br />

verfügt, um sich noch entscheidend<br />

nach vorn zu schieben. Ihre Zeit, die sie<br />

jetzt im Letzigrund-Stadion auf die Bahn<br />

gebracht hatte, war die zweitschnellste der<br />

Saison. Damit zog sich die 23-Jährige in<br />

dem taktischen Rennen mehr als achtbar<br />

aus der Affäre.<br />

„Ich wusste, dass die vorderen Plätze<br />

quasi vergeben sind“, sagte sie hinterher<br />

und war angesichts des hohen Niveaus<br />

sehr zufrieden mit dem achten Platz. „Es<br />

war etwas anderes bei der EM als vor zwei<br />

Jahren. Da war nur die B-Reihe am Start,<br />

dieses Mal war alles da, was Rang und<br />

Namen hat. Da mittendrin zu sein ist ein<br />

schönes Gefühl.“<br />

Die goldene Taktik hatte sich Sifan<br />

Hassan zurechtgelegt. Die Niederländerin<br />

hielt sich lange Zeit zurück und suchte<br />

erst auf den letzten 500 Metern ihr Heil<br />

in der Offensive. Zunächst hatte sie kurze<br />

Zeit die Spitze inne. Weltmeisterin<br />

Abeba Aregawi holte sich die Spitzenposition<br />

aber wieder zurück. Sifan Hassan<br />

blieb geduldig auf Tuchfühlung. Das<br />

spannende Duell zwischen den beiden<br />

gebürtigen Äthiopierinnen entschied sie<br />

dann auf den letzten 100 Metern für sich,<br />

als sie sich als die klar Stärkere erwies. In<br />

4:04,18 Minuten lief sie sicher zu Gold. Es<br />

war der erste EM-Titel auf dieser Strecke<br />

für die Niederlande.<br />

TOPACHT<br />

1. Sifan Hassan (NED) 4:04,18<br />

2. Abeba Aregawi (SWE) 4:05,08<br />

3. Laura Weightman (GBR) 4:06,32<br />

4. Renata Plis (POL) 4:06,65<br />

5. Federica del Buono (ITA) 4:07,49<br />

6. Hannah England (GBR) 4:07,80<br />

7. Anna Shchagina (RUS) 4:08,05<br />

8. Diana Sujew (GER) 4:08,63<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Aregawi nicht zu schlagen<br />

Drei Runden lang schaute sich Top-<br />

Favoritin Abeba Aregawi das Renngeschehen<br />

ganz entspannt an, dann ging<br />

die Schwedin mit langen Schritten nach<br />

vorn und ließ die Konkurrenz stehen. In<br />

4:14,20 Minuten lief Abeba Aregawi das<br />

Rennen souverän nach Hause. Auf den<br />

Plätzen folgten die Russin Anna Shchagina<br />

(4:15,04 min) und die Ukrainerin<br />

Holland, Schweden, Äthiopien<br />

Sifan Hassan holte Gold für die<br />

Niederlande, Abeba Aregawi<br />

Silber für Schweden. Beide<br />

kamen in Äthiopien zur Welt<br />

Nataliya Pryshchepa (4:15,71 min). Solche<br />

Zeiten sind natürlich auch für Elina Sujew<br />

möglich (Foto) – allerdings nicht in diesem<br />

Rennen. Auf den letzten 250 Metern<br />

wurde die Hamburgerin immer weiter<br />

nach hinten durchgereicht. In 4:20,27<br />

Minuten hielt sie lediglich die türkische<br />

Läuferin Özlem Kaya in Schach. Somit<br />

wurden dem deutschen Punktekonto nur<br />

zwei Zähler gutgeschrieben, während<br />

Russland im Kampf um den Gesamtsieg<br />

elf Punkte einstrich.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 99


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

TOPACHT<br />

1. Mo Farah (GBR) 14:05,82<br />

2. Hayle Ibrahimov (AZE) 14,08,32<br />

3. Andy Vernon (GBR) 14:09,48<br />

4. Richard Ringer (GER) 14:10,92<br />

5. Roberto Alaiz (ESP) 14:11,47<br />

6. Bouabdellah Tahri (FRA) 14:11,62<br />

7. Arne Gabius (GER) 14:11,84<br />

8. Antonio Abadia (ESP) 14:11,89<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

3000 Meter: Ringer die Nummer eins<br />

Nach Arne Gabius (5.000 m) und Timo<br />

Benitz (800 m) holte Richard Ringer (Foto)<br />

über 3000 Meter den dritten Sieg für<br />

die deutschen Läufer bei der Team-EM.<br />

In einem Taktik-Lehrstück hielt sich der<br />

Langstreckler immer geschickt in der Spitzengruppe<br />

auf, bevor er 600 Meter vor<br />

dem Ziel die erste Attacke zündete und<br />

die Führung nicht mehr abgab. „Ich kann<br />

noch gar nicht glauben, was passiert ist“,<br />

Von Herzen<br />

Mit einem Dank an<br />

alle Zuschauer<br />

verabschiedet sich<br />

Mo Farah aus<br />

dem Letzigrund<br />

5000 Meter Männer<br />

Mo Farah holt das<br />

dritte Gold in Folge<br />

stammelte der 25-Jährige erschöpft, aber<br />

überglücklich im Ziel. Mit Recht. Schließlich<br />

hatte Richard Ringer in 7:50,99 Minuten<br />

nicht nur eine Bestzeit aufgestellt,<br />

sondern auch den Meisterschaftsrekord<br />

um rund zehn Sekunden verbessert. „Mit<br />

der Unterstützung der Fans hat es sich<br />

auf den letzten 100 Metern wie Fliegen<br />

angefühlt.“ Hinter Ringer liefen der tschechische<br />

1.500-Meter-Sieger Jakub Holusa<br />

in 7:51,43 Minuten und der Spanier Antonio<br />

Abadia in 7:52,22 Minuten ins Ziel.<br />

Bis 2006 gab es bei 19 Europameisterschaften<br />

exakt 19 unterschiedliche Titelträger<br />

über die 5000-Meter-Distanz.<br />

Darunter die „tschechische Lokomotive“<br />

Emil Zatopek, Frankreichs Idol Michel<br />

Jazy und Italiens Legende Salvatore Antibo.<br />

Auch die Deutschen Thomas Wessinghage<br />

und Dieter Baumann triumphierten<br />

auf dieser Strecke - aber einen Titel zu<br />

verteidigen, das schaffte keiner. Dann kam<br />

Mo Farah. 2010 siegte er in Barcelona über<br />

5.000 und 10.000 Meter, wiederholte dieses<br />

Kunststück auch 2012 bei Olympia in London<br />

und der WM 2013.<br />

2012 verteidigte er in Helsinki locker<br />

seinen EM-Titel – wer sollte den<br />

Superstar in Zürich schlagen? Natürlich<br />

niemand! Zu überlegen agiert der in Somalia<br />

geborene Mo Farah in wichtigen<br />

Finals, zu stark ist sein Finish. Auch im<br />

Letzigrund war er zu jedem Zeitpunkt<br />

Herr der Lage. Und eine Schlussrunde<br />

von 52,2 Sekunden, wie Farah (14:05,82<br />

min) sie absolvierte, rennen mit 4600<br />

Metern Anlauf nur Ausnahmeathleten.<br />

Silber holte Hayle Ibrahimow für Aserbaidschan<br />

in 14:08,32 Minuten vor dem Briten<br />

Andy Vernon (14:09,48 min), der bereits<br />

Silber über 10.000 Meter gewonnen hatte.<br />

Kurze Zeit sah es so aus, als hätte der<br />

Deutsche Meister Richard Ringer vom<br />

VfB LC Friedrichshafen eine Chance, dem<br />

kräftigen Briten zu folgen, aber trotz einer<br />

schnellen Schlussrunde konnte Ringer den<br />

Abstand auf Vernon nicht mehr verkürzen,<br />

landete als Vierter in 14:10,92 Minuten<br />

aber einen Achtungserfolg bei seiner EM-<br />

Premiere.<br />

Damit ließ Ringer auch den Tübinger<br />

Arne Gabius hinter sich, der vor zwei Jahren<br />

noch Silber gewonnen hatte, im Letzigrund<br />

aber als Siebter in 14:11,47 Minuten<br />

enttäuschte. „Der Turbo wollte nicht zünden.<br />

Als es 700 Meter vor dem Ziel abging,<br />

kam nichts. Ich habe den Zug verpasst“,<br />

sagte Gabius nach dem Rennen.<br />

100 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


5000 Meter Frauen<br />

Meraf Bahta hält Sifan<br />

Hassan auf Distanz<br />

Sara Moreira konnte einem leidtun.<br />

Immer wieder versuchte die portugiesische<br />

Titelverteidigerin, die anderen<br />

Läuferinnen zur Tempoarbeit zu ermuntern,<br />

doch niemand folgte ihrer Aufforderung.<br />

Das Publikum im Letzigrund erlebte<br />

das langsamste 5000-Meter-Rennen in der<br />

EM-Geschichte, die in dieser für die Frauen<br />

noch relativ jungen Disziplin allerdings<br />

auch erst 16 Jahre währt. Auf den ersten<br />

Kilometern blieb das gesamte Feld dicht<br />

beisammen, mittendrin auch die einzige<br />

deutsche Starterin Maren Kock (LG Telis<br />

Finanz Regensburg). Sie belegte am Ende<br />

Rang 15 in 16:04,60 Minuten.<br />

Auch die Favoritin und Jahresschnellste,<br />

Sifan Hassan aus den Niederlanden, die<br />

tags zuvor bereits die 1500 Meter gewonnen<br />

hatte, hielt sich lange zurück. Erst auf den<br />

letzten anderthalb Kilometern wurde das<br />

Tempo allmählich schneller. Als die Glocke<br />

zur letzten Runde ertönte, hatten sich drei<br />

Läuferinnen etwas abgesetzt: Meraf Bahta<br />

aus Schweden, die Russin Yelena Korobkina<br />

und Susan Kuijken aus den Niederlanden,<br />

bei der WM 2013 als Achte beste Europäerin.<br />

Dahinter folgte Sifan Hassan, die<br />

300 Meter vor dem Ende zum langen Spurt<br />

ansetzte, als Erstes ihre Landsfrau Kuijken<br />

kassierte und anschließend auch Korobkina<br />

stehen ließ. Eingangs der Zielgeraden<br />

sah es so aus, als könnte sie auch noch an<br />

Meraf Bahta vorbeiziehen, doch die Schwedin<br />

wehrte sich erfolgreich und rettete ihren<br />

Vorsprung bis ins Ziel. Ihre Zeit: 15:31,39<br />

Minuten. Die 25-Jährige, die in Eritrea geboren<br />

wurde und erst seit diesem Jahr die<br />

schwedische Staatsbürgerschaft besitzt,<br />

gewann damit als erste Athletin ihres Landes<br />

einen Europameistertitel über die Mittel-<br />

oder Langstrecke. Sifan Hassan blieb<br />

mit 15:31,79 Minuten die Silbermedaille.<br />

Dahinter rettete Susan Kuijken in 15:32,82<br />

Minuten Bronze, knapp vor Korobkina, die<br />

nach 15:32,89 Minuten als unglückliche<br />

Vierte ins Ziel kam.<br />

TOPACHT<br />

1. Meraf Bahta (SWE) 15:31,39<br />

2. Sifan Hassan (NED) 15:31,79<br />

3. Susan Kuijken (NED) 15:32,82<br />

4. Yelena Korobkina (RUS) 15:32,89<br />

5. Nuria Fernandez (ESP) 15:35,59<br />

6. Sara Moreira (POR) 15:38,13<br />

7. Jo Pavey (GBR) 15:38,41<br />

8. Giulia Viola (ITA) 15:38,76<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

3000 Meter: Hassan pfeilschnell<br />

Bis 500 Meter vor dem Ziel betätigte<br />

sich die Französin Clemence Calvin als<br />

Tempomacherin. Die Pace war ordentlich,<br />

doch zehn von zwölf Läuferinnen konnten<br />

über 3000 Meter folgen. Natürlich auch<br />

Sifan Hassan. Die Top-Favoritin aus den<br />

Niederlanden schaltete auf dem letzten<br />

halben Kilometer zwei Gänge nach oben<br />

und sprengte mit einem forschen Antritt<br />

So sehen Sieger aus<br />

Meraf Bahta, geboren in Eritrea, holt Gold<br />

für Schweden, Sifan Hassan ist enttäuscht<br />

das Feld. Mit 8:45,24 Minuten lief sie<br />

die schnellste Zeit. Den letzten Kilometer<br />

legte die Ausnahmeläuferin in 2:45<br />

Minuten zurück, die Schlussrunde in 58<br />

Sekunden. Da konnte die Konkurrenz<br />

nicht folgen. Yelena Korobkina (Russland;<br />

8:51,00 min) und Nuria Fernandez (Spanien;<br />

8:51,54 min) waren die Besten vom<br />

Rest. Eingangs der Schlussrunde hatte<br />

Diana Sujew noch auf Platz drei gelegen.<br />

Doch auf den finalen 200 Metern wurde<br />

der Schritt der Hamburgerin schwer, fünf<br />

Läuferinnen zogen vorbei. So blieben<br />

mit für sie ordentlichen 8:54,50 Minuten<br />

Rang acht und fünf Punkte fürs deutsche<br />

Team. Die 1.500-Meter-Spezialistin hatte<br />

2013 auf den 3.000 Metern debütiert.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 101


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

TOPACHT<br />

1. Mo Farah (GBR) 28:08,11<br />

2. Andy Vernon (GBR) 28:08,66<br />

3. Ali Kaya (TUR) 28:08,72<br />

4. Polat Kemboi Arikan (TUR) 28:11,11<br />

5. Bahir Abdi (BEL) 28:13,61<br />

6. Daniele Meucci (ITA) 28:19,79<br />

7. Bouabdellah Tahri (FRA) 28:25,03<br />

8. Stefano La Rosa (ITA) 28:49,99<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

5000 Meter: Triumph für Gabius<br />

Auf Plätzen zwischen fünf und zehn<br />

war Arne Gabius bei den bisherigen vier<br />

Team-Europameisterschaften gelandet.<br />

Beim fünften Anlauf klappte es für den<br />

Tübinger Langstreckler deutlich besser.<br />

In einem taktischen Rennen, das erst auf<br />

den letzten beiden Kilometern Fahrt aufnahm<br />

(3000-m-Zwischenzeit: 8:41,24 min),<br />

hielt sich der Arzt stets in den vorderen<br />

Positionen auf und blies in der vorletzten<br />

Runde zum Angriff. Nur der Spanier Jesus<br />

Riesenfreude<br />

Für Mo Farah war<br />

EM-Gold eine ganz<br />

besondere Medaille.<br />

Mit ihm auf dem Podium:<br />

Landsmann Andy<br />

Vernon (li.)<br />

und Ali Kaya<br />

10.000 Meter Männer<br />

Mo Farah rettet<br />

sein verkorkstes Jahr<br />

Espana und der in Kenia geborene Türke<br />

Ali Kaya konnten folgen. 250 Meter vor<br />

dem Ziel wehrte Gabius den Angriff Kayas<br />

ab, doch auf der Zielgeraden schien der<br />

von einer Verletzung genesene Spanier<br />

das bessere Ende für sich zu haben. Aber<br />

der Tübinger kämpfte und fing den Europameister<br />

von 2006 auf dem Zielstrich<br />

noch ab. In 13:55,89 Minuten war er elf<br />

Hundertstel vor Espana im Ziel. Ali Kaya<br />

folgte in 13:56,64 Minuten als Dritter.<br />

„Wir wollen um jeden Punkt fürs Team<br />

kämpfen“, so Gabius.<br />

Mo Farah ist wieder da! Der britische<br />

Doppel-Olympiasieger gewann<br />

nach 2010 den zweiten Titel<br />

über 10.000 Meter. Damit meldete sich<br />

der 31-Jährige eindrucksvoll zurück. In<br />

28:08,11 Minuten setzte er sich gegen seinen<br />

Landsmann Andy Vernon durch, der<br />

überraschend in 28:08,66 Minuten als<br />

Zweiter ins Ziel kam. Platz drei erkämpfte<br />

sich der Türke Kaya Ali in 28:08,72 Minuten.<br />

Der Tübinger Arne Gabius hatte auf einen<br />

Start verzichtet. Er konzentrierte sich<br />

ganz auf das Duell mit Mo Farah über 5000<br />

Meter. Vor zwei Jahren war der zwei Jahre<br />

ältere Gabius hinter dem Briten EM-Zweiter<br />

geworden.<br />

Großbritanniens Lauf-Superstar Farah<br />

konnte bei den Commonwealth Games<br />

zwei Wochen zuvor in Glasgow nicht antreten,<br />

weil er nach einer Trainingseinheit<br />

zusammengebrochen war und vier Tage<br />

in einem Krankenhaus verbringen musste.<br />

Ursache war eine Infektion nach einer<br />

Zahnoperation. „Ich trete nicht an, wenn<br />

ich nur auf 75 oder 80 Prozent meiner<br />

Bestform bin“, hatte Mo Farah vor seinem<br />

ersten EM-Rennen versichert.<br />

Für die Briten war es der zweite EM-<br />

Doppelsieg über 10.000 Meter in der Geschichte<br />

der Titelkämpfe. Vor vier Jahren<br />

hatte in Barcelona Chris Thompson hinter<br />

Mo Farah Silber gewonnen. „Dieser Sieg<br />

bedeutet mir viel. Vor ein paar Wochen<br />

war ich krank, aber zuletzt lief das Training<br />

gut“, sagte Mo Farah, der zunächst im<br />

Frühjahr beim Halbmarathon in New York<br />

Pech hatte, als er stürzte.<br />

In der Folge verausgabte sich der Olympiasieger<br />

in diesem Rennen derart, dass er<br />

im Ziel zusammenbrach und kurze Zeit<br />

das Bewusstsein verlor. Sein Marathon-<br />

Debüt in London lief dann nicht so gut wie<br />

erhofft. Mit 2:08:21 Stunden lief er zwar ein<br />

für europäische Verhältnisse ausgezeichnetes<br />

Debüt, doch Farah hatte mehr erwartet.<br />

102 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


10.000 Meter Frauen<br />

Mama Jo krönt sich<br />

zur ältesten Siegerin<br />

Bis aufs Blut gekämpft. Eigentlich<br />

ist das ja bloß eine Floskel, mit der<br />

Athleten beschreiben wollen, alles<br />

gegeben zu haben. Bei Sabrina Mockenhaupt<br />

war die Aussage, die sie nach<br />

ihrem sechsten Platz (32:30,49 min) im<br />

EM-Finale auf Facebook postete, allerdings<br />

wörtlich zu nehmen. Mit blutüberströmten<br />

Beinen war sie ins Ziel gekommen.<br />

Die Spikes der Konkurrentinnen<br />

dürften bleibende Erinnerungen an das<br />

Rennen verursacht haben: Von diesen<br />

Risswunden werden Narben bleiben.<br />

Mut macht ihr der historische EM-<br />

Sieg der 40 Jahre alten Britin Jo Pavey.<br />

„Das gibt Hoffnung“, sagte die 33-Jährige<br />

gut gelaunt nach dem 10.000-Meter-Lauf<br />

in Zürich. Mit ihrem sechsten Platz war<br />

die 39-malige Deutsche Meisterin von<br />

der LG Sieg hoch zufrieden, aber auch<br />

etwas traurig, nicht auch einmal so ein<br />

Glücksmoment wie Jo Pavey erwischt zu<br />

haben. „Man erhofft sich irgendwann,<br />

wenn man so lange dabei ist, eine Medaille“,<br />

meinte die älteste deutsche Ausdauerläuferin<br />

im Nationalteam. „Ich bin<br />

aber dennoch happy und stolz auf mich.“<br />

Dass selbst im fortgeschrittenen<br />

Leichtathletik-Alter noch einiges möglich<br />

ist, zeigte ihr die zweifache Mutter<br />

Pavey, die sich zur ältesten Europameisterin<br />

der Leichtathletik krönte. „Mein<br />

Baby ist gerade elf Monate geworden,<br />

aber ich bin entspannt und glücklich“,<br />

sagte die EM-Zweite von 2012 nach ihrem<br />

Erfolg in 32:22,39 Minuten. „Ich<br />

denke, eine beschäftigte Mutter zu sein,<br />

hat mir mehr Ausdauer gegeben.“ Seit<br />

ihrer ersten WM-Teilnahme 1997 ist sie<br />

zwar bei allen Meisterschafts-Starts mindestens<br />

in ein Finale gekommen, stand<br />

aber nie ganz oben auf dem Treppchen.<br />

2009 unterbrach sie ihre Karriere, weil sie<br />

schwanger war und ihren Sohn Jacob zur<br />

Welt brachte. 2013 gebar sie ihre Tochter<br />

Emily, die sie bis April noch gestillt hatte.<br />

TOPACHT<br />

1. Jo Pavey (GBR) 32:22,39<br />

2. Clemence Calvin (FRA) 32:23,58<br />

3. Laila Traby (FRA) 32:26,03<br />

4. Jip Vasteburg (NED) 32:27,37<br />

5. Sara Moreira (POR) 32:30,12<br />

6. Sabrina Mockenhaupt (GER) 32:30,49<br />

7. Volha Mazuronak (BLR) 32:31,15<br />

8. Fionnuala Britton (IRL) 32:32,45<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

5.000 Meter: „Mockis“ schwarzer Tag<br />

2001 feierte Sabrina Mockenhaupt in<br />

Bremen ihre Premiere bei der Team-EM –<br />

damals noch Europacup. In Braunschweig<br />

war es ihr 13. Start bei dieser Veranstaltung<br />

in Folge. Doch so einen schwarzen<br />

Tag wie <strong>2014</strong> hat sie selten erlebt. Auf<br />

den letzten fünf Runden verlor die 33-Jährige<br />

Meter um Meter. Am Ende blieb ihr<br />

in indiskutablen 15:58,47 Minuten nur<br />

40 Jahre und nicht müde<br />

Jo Pavey aus Großbritannien<br />

ist zweifache Mutter und die<br />

beste 10.000-Meter-Läuferin<br />

des Kontinents<br />

Rang zehn über 5000 Meter. „Ich wollte<br />

eigentlich zehn Punkte holen, nicht Zehnte<br />

werden“, sagte Mockenhaupt völlig<br />

konsterniert. Bei ihr sei von Anfang an<br />

nichts gegangen. „Die Beine waren nicht<br />

frisch, vielleicht hatte ich mich noch nicht<br />

vom Tempotraining erholt“, mutmaßte<br />

die Siegerländerin. Da konnten selbst die<br />

Anfeuerungen von Diskus-Olympiasieger<br />

Robert Harting, der zeitgleich an der<br />

Reihe war, nicht helfen. Wie über 1.500<br />

Meter der Frauen gingen die zwölf<br />

Punkte nach Schweden. Die Ende 2013<br />

aus Eritrea eingebürgerte Meraf Bahta<br />

setzte sich im Spurt in 15:36,36 Minuten<br />

gegen die Olympia-Zweite über 1.500<br />

Meter, Gamze Bulut (Türkei; 15:37,70<br />

min), durch. Rang drei sicherte sich die<br />

Italienerin Giulia Viola (15:40,30 min).<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 103


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

TOPACHT<br />

1. Daniele Meucci (ITA) 2:11:08<br />

2. Yared Shegumo (POL) 2:12:00<br />

3. Aleksey Reunkov (RUS) 2:12:15<br />

4. Javier Guerra (ESP) 2:12:32<br />

5. Viktor Röthlin (SUI) 2:13:07<br />

6. Abdellatif Meftah (FRA) 2:13:16<br />

7. Ruggero Pertile (ITA) 2:14:18<br />

8. André Pollmächer (GER) 2:14:51<br />

Bergkönig<br />

Daniele Meucci kam<br />

am besten mit der<br />

schweren Marathon-<br />

Strecke von Zürich<br />

zurecht<br />

TEAMWERTUNG<br />

1. Russland 6:46:04<br />

2. Frankreich 6:46:29<br />

3. Schweiz 6:46:48<br />

Auf der Straße angekommen: Der Italiener<br />

Daniele Meucci, 2012 noch Vize-<br />

Europameister über 10.000 Meter, hat<br />

am Sonntag bei der EM in Zürich in 2:11:08<br />

Stunden Marathon-Gold geholt. André Pollmächer<br />

kam in 2:14:51 Stunden nach einer<br />

starken Aufholjagd auf den achten Platz.<br />

Zürich präsentierte sich am letzten<br />

EM-Tag erstmals von seiner besten Seite.<br />

Bei angenehmen Temperaturen, blauem<br />

Himmel und strahlendem Sonnenschein<br />

drehten die Marathonis ihre Runden, bejubelt<br />

von rund 50.000 Zuschauern entlang<br />

des zehn Kilometer langen Rundkurses am<br />

Zürichsee.<br />

André Pollmächer (Rhein-Marathon<br />

Düsseldorf) sortierte sich in einem Feld<br />

von 72 Teilnehmern im vorderen Drittel ein<br />

und machte sein eigenes Rennen, in dem er<br />

die Zwischenmarken auf Rängen zwischen<br />

18 und 26 passierte. Aber wenn es heißt,<br />

ein Marathon beginnt erst ab Kilometer 30,<br />

dann galt das sicherlich in diesem Fall für<br />

André Pollmächer: Zu diesem Zeitpunkt<br />

nämlich startete er seine Aufholjagd, die<br />

ihn noch von Platz 18 auf acht nach vorn<br />

brachte.<br />

„Ich bin mit dem achten Platz absolut<br />

zufrieden. Es gab nichts, was ich hätte anders<br />

oder besser machen können“, jubelte<br />

er hinterher. „In der letzten Runde habe ich<br />

gar nicht gewusst, dass ich so weit vorn<br />

bin. Ron Weigel hat mir zugerufen, dass<br />

ich auf neun liege, da gab’s noch mal einen<br />

kleinen Schub, auch wenn ich schon völlig<br />

am Limit war. Die Stimmung an der Strecke<br />

war Wahnsinn, das hat ein bisschen<br />

geholfen, aber trotzdem war es ein Kampf<br />

gegen mich selbst, schon ab der Hälfte.“<br />

Die größte Aufmerksamkeit der Zuschauer<br />

galt bis acht Kilometer vor Schluss<br />

dem Pole Marcin Chabowski aus Polen.<br />

Der 28-Jährige drückte ab Kilometer fünf<br />

aufs Tempo und war dem Feld von da an<br />

stets voraus. Bis Kilometer 30 hatte er mehr<br />

als eine Minute Vorsprung auf die Verfol-<br />

Marathon Männer<br />

Fünftes Gold für Italien<br />

gergruppe herausgelaufen, dann jedoch<br />

bekam er Probleme. Bei Kilometer 35 überholte<br />

ihn der Italiener Daniele Meucci, da<br />

war der Wille des Polen gebrochen und er<br />

gab entkräftet auf.<br />

In die Bresche sprang ein weiterer Pole<br />

mit äthiopischen Wurzeln: Yared Shegumo,<br />

zum Halbmarathon nur auf Rang zwölf,<br />

rollte das Feld von hinten auf und holte<br />

sich in 2:12:00 Stunden Silber. Spannend<br />

wurde der Kampf um Bronze, der erst auf<br />

den letzten zwei Kilometern entschieden<br />

wurde. Hier konnte schließlich der Russe<br />

Aleksey Reunkov (2:12:15 h) den Spanier<br />

Javier Guerra (2:12:32 h) auf Distanz halten.<br />

Daniele Meucci absolvierte die erste<br />

und die zweite Rennhälfte in exakt derselben<br />

Zeit von 1:05:34 Stunden – zur Halbmarathon-Marke<br />

reichte das nur für Rang<br />

zehn, dann stellte sich sein konstantes<br />

Tempo als Schlüssel zum Erfolg heraus<br />

und er kassierte einen Athleten nach dem<br />

nächsten. So lief Meucci, der im vergangenen<br />

November in New York als Zehnter<br />

mit 2:12:03 Stunden seine bisherige Bestzeit<br />

aufgestellt hatte, zum größten Sieg<br />

seiner Karriere und einem persönlichen<br />

Rekord von 2:11:08 Stunden.<br />

„Es war eine schwierige Strecke, und<br />

in der letzten Runde war ich sehr müde.<br />

Aber ich habe immer an mich geglaubt.<br />

Wir arbeiten in Italien daran, weiter Marathon-Geschichte<br />

zu schreiben. Dies ist<br />

erst mein viertes Rennen über diese Distanz<br />

gewesen“, sagte Daniele Meucci, der<br />

das 10.000-Meter-Rennen vier Tage zuvor<br />

„lediglich zur Auflockerung“ gerannt ist.<br />

Zum fünften Mal hat ein Italiener den EM-<br />

Marathon der Männer gewonnen. Jeweils<br />

zweimal triumphierten zuvor Gelindo Bordin<br />

(1986 und 1990) sowie Stefano Baldini<br />

(1998 und 2006), die jeweils auch Marathon-Olympiasieger<br />

waren.<br />

Für die Gastgeber mit Titelverteidiger<br />

Viktor Röthlin (Fünfter; 2:13:07 h) und<br />

dem Neu-Schweizer Tadesse Abraham<br />

(Neunter; 2:15:05 h) erfüllten sich die<br />

Träume von der Einzelmedaille nicht. Mit<br />

Christian Kreienbühl (23.; 2:18:36 h) gab<br />

es aber Bronze im Team, Gold und Silber<br />

gingen an Russland und Frankreich.<br />

104 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Marathon Frauen<br />

Daunay mit Weltklasse-Leistung<br />

Weinend humpelte Sabrina Mockenhaupt<br />

von der Straße, Helfer<br />

hüllten sie in eine goldene Wärmefolie<br />

und brachten sie zum Medical<br />

Centre. Der Marathonlauf war für die<br />

33-Jährige vom Traum zum Trauma geworden.<br />

„Ich wollte beißen, kämpfen,<br />

durchkommen – aber es ging nicht. Es tut<br />

mir unendlich leid“, sagte Mockenhaupt<br />

enttäuscht. Bei Kilometer 23 wurden die<br />

Schmerzen im rechten Fußgelenk, die<br />

nach ihrem 10.000-Meter-Rennen aufgetreten<br />

waren, unerträglich.<br />

Als „Mocki“ schon längst in Behandlung<br />

war, lief Christelle Daunay jubelnd<br />

ins Ziel: Die 39-Jährige holte das erste<br />

EM-Gold für Frankreichs Frauen auf der<br />

klassischen Strecke. Ihre Siegerzeit von<br />

2:25:14 Stunden verdient angesichts des<br />

schlechten Wetters und des welligen<br />

Rundkurses das Prädikat Weltklasse. „Ich<br />

bin sehr zufrieden. Dieser Sieg krönt eine<br />

schöne Karriere mit der schönsten Medaille“,<br />

sagte die französische Rekordhalterin.<br />

Zweite wurde wie bei der WM 2013<br />

in Moskau die Italienerin Valeria Straneo<br />

in 2:25:27 Stunden vor der portugiesischen<br />

Mitfavoritin Jessica Augusto, die<br />

2:25:41 Stunden benötigte.<br />

Das bittere Aus der 39-maligen Deutschen<br />

Meisterin Mockenhaupt ließ zugleich<br />

die Hoffnungen des deutschen<br />

Trios auf ein gutes Teamergebnis platzen.<br />

Um in die Wertung zu kommen, hätten<br />

alle drei Läuferinnen das Ziel erreichen<br />

müssen. Dennoch war die in Zürich lebende<br />

Hamburgerin Mona Stockhecke<br />

mit Platz 22 und vor allem mit ihrer<br />

Zeit von 2:35:44 Stunden glücklich. Die<br />

promovierte Klima-Geologin, die „jeden<br />

Meter und jede Ecke“ des 42,195 Kilometer<br />

langen Kurses genießen konnte,<br />

war hochzufrieden mit dem Ausgang des<br />

Rennen. Sogar ein paar Tränen der Freude<br />

kullerten ihr über die Wangen. Die<br />

Liebe hatte sie einst von Hamburg nach<br />

Zürich verschlagen.<br />

Für Katharina Heinig, die sich mit<br />

einem beherzten Auftritt beim Hamburg-<br />

Marathon für Zuürich empfohlen hatte,<br />

war Platz 28 in 2:40:11 Stunden ein Achtungserfolg.<br />

Erschöpft, aber glücklich<br />

TOPACHT<br />

1. Christelle Daunay (FRA) 2:25:14<br />

2. Valeria Straneo (ITA) 2:25:27<br />

3. Jessica Augusto (POR) 2:25:41<br />

4. Christina Lisa Nemec (CRO) 2:28:36<br />

5. Elvan Abeylegesse (TUR) 2:29:46<br />

6. Anna Incerti (ITA) 2:29:58<br />

7. Rasa Drazdauskaite (LTU) 2:30:32<br />

8. Jessica Draskau-Petersson (DEN) 2:30:53<br />

TEAMWERTUNG<br />

1. Italien 7:27:59<br />

2. Portugal 7:33:06<br />

3. Russland 7:42:03<br />

kam sie ins Ziel. „Am Anfang hat es viel<br />

Spaß gemacht, aber dann wurde es ganz<br />

harte Arbeit“, gestand die 24-Jährige aus<br />

Frankfurt. Aber sie hielt durch: „Beißen,<br />

kämpfen und großer Wille waren heute<br />

gefragt.“<br />

Das Beste zum Schluss<br />

Die 39-jährige Französin<br />

Christelle Daunay krönt<br />

ihre Karriere mit EM-Gold<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 105


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

TOPACHT<br />

1. Sergey Shubenkov (RUS) 13,19<br />

2. William Sharman (GBR) 13,27<br />

3. Pascal Martinot-Lagarde (FRA) 13,29<br />

4. Balazs Baji (HUN) 13,29<br />

5. Petr Svoboda (CZE) 13,63<br />

6. Artur Noga (POL) 14,25<br />

Dimitri Bascou (FRA)<br />

DQ<br />

Lawrence Clark (GBR)<br />

DNS<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Die Nummer eins nur Dritter<br />

Russlands Sergey Shubenkov wiederholte<br />

in 13,20 Sekunden eindrucksvoll seinen<br />

Sieg von der Team-EM 2013. Dabei lief er<br />

sogar die schnellste Zeit, die je bei einer<br />

Team-Europameisterschaft gemessen<br />

wurde. „Ich wusste, dass die Jungs hier<br />

stark sind. Da musste ich alles geben“,<br />

sagte der Drittplatzierte der WM 2013.<br />

Die Jungs, das waren vor allem der<br />

Franzose Pascal Martinot-Lagarde und der<br />

Im Tiefflug zum Titel<br />

Sergey Shubenkov<br />

behält im Finale die<br />

Nerven und holt nach<br />

2012 sein zweites<br />

EM-Gold<br />

110 Meter Hürden Männer<br />

Nur Millimeter trennen<br />

Bühler vom Finale<br />

Brite William Sharman. Sharman war es<br />

auch, der Shubenkov ganz nah rückte und<br />

in 13,21 Sekunden Bestzeit lief. Martinot-<br />

Lagarde wurde Dritter in 13,35 Sekunden.<br />

<strong>DLV</strong>-Sprinter Matthias Bühler landete auf<br />

einem guten vierten Platz und sahnte<br />

damit neun wertvolle Punkte für das<br />

deutsche Team ab, auch wenn er <strong>2014</strong><br />

schon klar schneller als 13,67 Sekunden<br />

unterwegs war.<br />

Auf diesen „Rekord“ hätte Matthias<br />

Bühler liebend gern verzichtet.<br />

Schließlich hätten die 13,39 Sekunden<br />

des Offenburgers bei allen Europameisterschaften<br />

zuvor für einen Platz<br />

im Hürdensprint-Finale gereicht. Nur in<br />

Zürich nicht. Wenige Tausendstel fehlten<br />

dem Deutschen Meister, der in seinem<br />

Halbfinale den zeitgleichen Petr Svoboda<br />

(Tschechien) und Artur Noga (Polen) den<br />

Vortritt lassen musste. Die rechte Schulter<br />

des Polen war um wenige Millimeter<br />

eher im Ziel als der Oberkörper von<br />

Matthias Bühler. „In einer Tausendstel-<br />

Entscheidung rauszufliegen – schlimmer<br />

kann es eigentlich nicht kommen“, sagte<br />

der Deutsche Meister enttäuscht. Doch<br />

er irrte sich. Da der Brite Lawrence Clark<br />

verletzt passen musste, blieb im Finale<br />

ein Startblock frei. Matthias Bühler wäre<br />

der erste Nachrücker gewesen.<br />

Auch der Top-Favorit erwischte im<br />

Endlauf keinen guten Tag. Pascal Martinot-Lagarde<br />

machte zu viele technische<br />

Fehler, rannte Hürde um Hürde um und<br />

sicherte sich in 13,29 Sekunden nur nach<br />

der Disqualifikation seinen französischen<br />

Landsmanns Dimitri Bascou noch Bronze.<br />

Eine indiskutable Zeit für den Landesrekordler,<br />

der sich im EM-Vorfeld auf<br />

12,95 Sekunden gesteigert hatte. So war<br />

der Weg frei für Sergey Shubenkov. In<br />

13,19 Sekunden verteidigte der Russe seinen<br />

Titel erfolgreich. Silber ging an den<br />

Briten William Sharman (13,27 sec).<br />

Wie für Bühler war auch für die weiteren<br />

beiden deutschen Starter im Halbfinale<br />

Endstation. Der Tübinger Gregor<br />

Traber war im Vorlauf noch Bestzeit<br />

gerannt (13,43 sec), fand im Halbfinale<br />

aber nicht ins Rennen und schied in<br />

13,58 Sekunden aus. Erik Balnuweit lief<br />

13,49 Sekunden. Damit verpasste der<br />

Leipziger in seinem Halbfinale den für<br />

den Endlauf benötigten dritten Platz nur<br />

um zwei Hundertstelsekunden.<br />

106 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


100 Meter Hürden Frauen<br />

Der erste EM-Sieg für<br />

Großbritannien<br />

Mit einer Medaille für den Deutschen<br />

Leichtathletik-Verband über 100<br />

Meter Hürden der Frauen war im<br />

Vorfeld geliebäugelt worden. Dass sie Cindy<br />

Roleder (LAZ Leipzig) gewinnen würde<br />

und nicht die höher eingeschätzte Nadine<br />

Hildebrand (VfL Sindelfingen), kam jedoch<br />

ziemlich überraschend.<br />

Acht Tage vor ihrem 25. Geburtstag<br />

machte sich die Hallen-WM-Sechste mit<br />

der Bronzemedaille selbst das schönste<br />

Geschenk. Platz drei in 12,82 Sekunden<br />

bedeutet für sie den größten Erfolg ihrer<br />

Karriere, die sie seit vergangenem Herbst<br />

eigentlich im Siebenkampf verfolgt. Das<br />

Mehrkampftraining hat ihrer Schnelligkeit<br />

über die Hürden allerdings nicht geschadet<br />

– im Gegenteil! Bereits im Halbfinale<br />

war Roleder beste Deutsche gewesen und<br />

in 12,84 Sekunden als Zweite direkt in den<br />

Endlauf eingezogen.<br />

Nadine Hildebrand musste hingegen<br />

auf die Zeit hoffen, gehörte mit ihren 12,92<br />

Sekunden aber letztlich ebenfalls zu den<br />

besten Acht. Die Sindelfingerin erlebte eigentlich<br />

ein ausgezeichnetes Jahr <strong>2014</strong>,<br />

mit Bestzeiten drinnen und draußen, zwei<br />

Deutschen Meistertiteln, dem Finaleinzug<br />

bei der Hallen-WM und Platz zwei bei der<br />

Team-EM in Braunschweig.<br />

Doch die Krönung in Form einer EM-<br />

Medaille in Zürich blieb ihr versagt: Hildebrand<br />

wurde nach gutem Start durchgereicht<br />

und schließlich Sechste – ihre Zeit:<br />

13,01 Sekunden. Gerade auf der zweiten<br />

Rennhälfte, wo sie Probleme hatte, brillierte<br />

Cindy Roleder.<br />

Den Kampf um Gold entschied Tiffany<br />

Porter aus Großbritannien in 12,76 Sekunden<br />

für sich. Cindy Billaud aus Frankreich<br />

holte in 12,79 Sekunden Silber. Porter ist<br />

damit die erste britische Hürdensprint-Europameisterin<br />

überhaupt. Die dritte deutsche<br />

Starterin, Franziska Hofmann (LAC<br />

Erdgas Chemnitz), erreichte bei ihrer EM-<br />

Premiere das Halbfinale.<br />

TOPACHT<br />

1. Tiffany Porter (GBR) 12,76<br />

2. Cindy Billaud (FRA) 12,79<br />

3. Cindy Roleder (GER) 12,82<br />

4. Anne Zagré (BEL) 12,89<br />

5. Alina Talay (BLR) 12,97<br />

6. Nadine Hildebrand (GER) 13,01<br />

7. Rosina Hodde (NED) 13,08<br />

8. Eline Berings (BEL) 13,24<br />

Kopf an Kopf<br />

In einem engen Finale<br />

setzt sich Tiffany Porter<br />

(li.) gegen Cindy Billaud<br />

durch<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Hildebrand staunt über Bestzeit<br />

Nadine Hildebrand (Foto) schaute<br />

gespannt Richtung Anzeigetafel – und<br />

als ihre Zeit mit Rang zwei aufleuchtete,<br />

jubelte sie ausgelassen. 12,80 Sekunden<br />

– das hatte sie in Braunschweig nicht<br />

erwartet. „Den Lauf in Hengelo zuletzt<br />

hatte ich in den Sand gesetzt. Danach<br />

haben wir sehr gut trainiert. Dass es zu<br />

diesem Saisonzeitpunkt schon eine Bestleistung<br />

wird, damit habe ich aber nicht<br />

gerechnet“, sagte die Sprinterin vom<br />

VfL Sindelfingen. Den Start erwischte sie<br />

perfekt, traf die erste Hürde optimal und<br />

kam dann richtig gut ins Rollen. „Eine<br />

starke erste Hürde gibt dir Schub und<br />

treibt dich nach vorn. Dazu wurde das<br />

Publikum immer lauter.“ Die Deutsche<br />

musste sich nur der schnellen Französin<br />

Cindy Billaud, die ihr Rennen nach 12,66<br />

Sekunden beendete, geschlagen geben<br />

und landete damit auf dem erhofften<br />

zweiten Platz. Für gute Zeiten in diesem<br />

Lauf war auch der Wind verantwortlich –<br />

1,8 Meter pro Sekunde Rückenwind gab<br />

es in Braunschweig selten.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 107


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

TOPACHT<br />

1. Kariem Hussein (SUI) 48,96<br />

2. Rasmus Mägi (EST) 49,06<br />

3. Denis Kudryavtsev (RUS) 49,16<br />

4. Timofey Chalyy (RUS) 49,56<br />

5. Felix Franz (GER) 49,83<br />

6. Emir Bekric (SRB) 49,90<br />

7. Varg Königsmark (GER) 49,91<br />

8. Oskari Mörö (FIN) 50,14<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Extra-Applaus für Schirrmeister<br />

Silvio Schirrmeister bekam die gesamte<br />

Wucht des Heimvorteils zu spüren. Eigentlich<br />

wollte er beim Einmarsch ins Stadion<br />

nur seinen Eltern zuwinken, zurück<br />

jubelte aber die gesamte Haupttribüne.<br />

„So etwas hat man nicht oft. Das muss<br />

man ausnutzen“, sagte der Chemnitzer.<br />

Das tat er dann auch im Rennen. Hinter<br />

dem Russen Denis Kudravtsev (49,38<br />

sec) sicherte sich Schirrmeister diesmal<br />

Heimsieg<br />

Kariem Hussein, Schweizer<br />

mit Wurzeln in Ägypten,<br />

verwandelte den Letzigrund<br />

in ein Tollhaus<br />

400 Meter Hürden Männer<br />

Schweizer „Pharao“<br />

hat den Tunnelblick<br />

Platz zwei. In 49,80 Sekunden blieb er<br />

einmal mehr unter der 50er-Marke. Damit<br />

war der Deutsche Meister von 2013, der<br />

sich im Ziel zurecht vom Publikum noch<br />

einmal feiern ließ, zufrieden: „Die Bedingungen<br />

haben nicht mehr hergegeben.<br />

Es war schwer zu laufen. Der Wind war<br />

auf der zweiten Hälfte sehr wechselhaft.“<br />

Sein Ziel, unter die ersten Drei zu kommen<br />

und ein zweistelliges Punkteergebnis<br />

einzufahren, hatte Silvio Schirrmeister<br />

damit erreicht.<br />

Der Letzigrund bebte so wie man es<br />

vom weltbekannten Meeting „Weltklasse<br />

Zürich“ kennt und wie man<br />

es in den Tagen zuvor manchmal vermisst<br />

hatte. Kariem Hussein stürmte als Führender<br />

auf die Zielgerade, noch zwei Hürden<br />

hatte der 25-Jährige vor sich, noch zwei<br />

Stolpersteine auf dem Weg zu einer Sensation.<br />

Hussein behielt den Tunnelblick, auch<br />

ein kleiner Stolperer an der letzten Hürde<br />

konnte ihn nicht stoppen. Zum ersten Mal<br />

blieb der Medizinstudent, dessen Vater vor<br />

35 Jahren von Kairo in die Schweiz kam,<br />

unter 49 Sekunden. In exakt 48,96 Sekunden<br />

sicherte er sich die Goldmedaille, an<br />

die er so fest geglaubt hatte.<br />

„Hier bin ich der Chef“, hatte Kariem<br />

Hussein schon nach dem Halbfinale gesagt.<br />

In seinem „Heimstadion“ wollte er<br />

keinem anderen den Vortritt lassen. Das<br />

Selbstbewusstsein des Thurgauers, den die<br />

Schweizer Zeitung „Blick“ nach dem Finalsieg<br />

als „unseren Pharao“ bezeichnete,<br />

schien riesengroß. Hinterher musste Hussein<br />

gestehen, dass er sich vor dem Finale<br />

ob des großen Drucks, den er sich durch<br />

seine Aussagen auch selbst auferlegt hatte,<br />

fast „in die Hosen geschissen“ habe.<br />

Hinter Rasmus Mägi (Estland/49,06<br />

sec) und Denis Kudryavtsev (Russland/49,16<br />

sec) kamen die beiden deutschen<br />

Finalisten Felix Franz (LG Neckar-<br />

Enz) und Varg Königsmark (SC Magdeburg)<br />

mit 49,86 und 49,91 Sekunden auf<br />

die Plätze fünf und sieben. Beiden gehört<br />

in Deutschland die Zukunft über 400 Meter<br />

Hürden. Die erst 21 (Franz) und 22 (Königsmark)<br />

Jahre jungen Athleten hatten im<br />

Halbfinale gezeigt, wozu sie in der Lage<br />

sind. In 48,96 und 49,12 Sekunden waren<br />

sie zu neuen Hausrekorden gerannt. Vor<br />

allem Felix Franz konnte es kaum glauben,<br />

dass er zum ersten Mal in seiner Karriere<br />

unter 49 Sekunden geblieben war. Damit<br />

standen zum ersten Mal seit 1990 wieder<br />

zwei Deutsche in einem EM-Finale.<br />

108 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


400 Meter Hürden Frauen<br />

Favoritin Eilidh Child<br />

rettet sich ins Ziel<br />

W<br />

äre das Rennen bei den Europameisterschaften<br />

nicht 400 Meter,<br />

sondern 402 Meter lang gewesen<br />

– die Siegerin von Zürich hieße Anna Titimets<br />

oder Irina Davydova und nicht Eilidh<br />

Child. Die Ukrainerin und die Russin waren<br />

auf der Zielgeraden immer näher an die<br />

führende Britin und die Tschechin Denisa<br />

Rosolova herangelaufen, doch die Strecke<br />

reichte nur noch, um Rosolova zu überholen,<br />

deren offensive Renngestaltung am<br />

Ende nicht belohnt wurde (54,70 sec).<br />

Eilidh Child war im Ziel zunächst nicht<br />

sicher, ob es tatsächlich gereicht hatte. Fragend<br />

blickte sie hinauf zu den britischen<br />

Betreuern auf der Tribüne, doch erst als das<br />

Ergebnis nach ein paar Sekunden bangen<br />

Wartens auf der Anzeigetafel erschien, hatte<br />

sie endlich Gewissheit. Child siegte in<br />

54,48 Sekunden, gefolgt von Anna Titimets<br />

(54,56 sec), die neue persönliche Bestleistung<br />

lief, und Titelverteidigerin Irina Davydova<br />

(54,60 sec). Ihre acht Hundertstel<br />

Vorsprung bedeuteten die knappste Entscheidung<br />

über 400 Meter Hürden in der<br />

EM-Historie. Damit stellt Großbritannien<br />

20 Jahre nach dem Triumph von Sally Gunnell<br />

erstmals wieder eine Europameisterin<br />

über diese Distanz. Für Eilidh Child war es<br />

schon die zweite internationale Medaille<br />

in diesem Sommer, nachdem die Schottin<br />

vor der EM bei den Commonwealth Games<br />

in Glasgow Silber geholt hatte. Als eine<br />

von nur fünf Frauen brachte sie damit das<br />

Kunststück fertig, bei beiden Großereignissen<br />

auf dem Treppchen zu stehen.<br />

Die einzige deutsche Starterin, Christiane<br />

Klopsch von der LG Ovag Friedberg-<br />

Fauerbach, wäre schon zufrieden gewesen,<br />

wenn sie das Finale erreicht hätte, was nach<br />

der sechstschnellsten Zeit im Vorlauf auch<br />

machbar schien. Im Halbfinale scheiterte<br />

sie jedoch knapp als Neunte (56,28 sec).<br />

Damit bleibt Claudia Marx als EM-Vierte<br />

von 2006 die letzte Deutsche, die über die<br />

Langhürden im Finale stand.<br />

TOPACHT<br />

1. Eilidh Child (GBR) 54,48<br />

2. Anna Titimets (UKR) 54,56<br />

3. Irina Davydova (RUS) 54,60<br />

4. Denisa Rosolová (CZE) 54,70<br />

5. Yadisleidy Pedroso (ITA) 55,90<br />

6. Vera Rudakova (RUS) 56,22<br />

7. Axelle Dauwens (BEL) 56,29<br />

8. Joanna Linkiewicz (POL) 56,59<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Acht Punkte statt Rang acht<br />

Christiane Klopsch (Foto) hat nach Platz<br />

acht in Stockholm (2011) und sieben<br />

Gateshead (2013) bei der Team-EM <strong>2014</strong><br />

acht Punkte für das deutsche Team geholt<br />

– mit einem nach der Startliste maximal<br />

möglichen fünften Platz in einem starken<br />

Feld. In 56,38 Sekunden erzielte die<br />

Deutsche Meisterin die zweitbeste Zeit<br />

ihrer Karriere. „Bis zur sechsten Hürde<br />

Volle<br />

Konzentration<br />

Die Schottin<br />

Eilidh Child wird<br />

ihrer Favoritenrolle<br />

im Finale gerecht<br />

war es ein Traum. Ich hatte ein sehr gutes<br />

Gefühl. Hinten raus habe ich den Wind<br />

gemerkt, da wurden die Beine schwer“,<br />

sagte die 23-Jährige. Dennoch hielt sie<br />

dagegen, mithilfe der starken Konkurrenz<br />

– für sie in dieser Saison sehr ungewohnt.<br />

Christiane Klopsch kam unbesiegt nach<br />

Braunschweig. Vor der deutschen Vertreterin<br />

kam das komplette Podium der<br />

EM von Helsinki 2012 sowie Eilidh Child<br />

ins Ziel. Die Ukrainerin Hanna Ryzhykova<br />

(55,00 sec) setzte sich vor der Britin Eilidh<br />

Child (55,36 sec) und der Europameisterin<br />

von 2012, Irina Davydova (Russland; 55,79<br />

sec), durch.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 109


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

TOPACHT<br />

1. Yoann Kowal (FRA) 8:26,66<br />

2. Krystian Zalewski (POL) 8:27,11<br />

3. Angel Mullera (ESP) 8:29,16<br />

4. Sebastian Martos (ESP) 8:30,08<br />

5. Ivan Lukyanov (RUS) 8:32,50<br />

6. Jukka Keskisalo (FIN) 8:32,70<br />

7. Steffen Uliczka (GER) 8:32,99<br />

8. Tarik Langat Akdag (TUR) 8:33,13<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Youngster Grau wie ein alter Hase<br />

Er reckte beide Daumen in die Höhe,<br />

und während seine Konkurrenten<br />

noch schnaufend auf der Bahn lagen,<br />

stand Martin Grau (Foto) schon zum<br />

TV-Interview bereit. Kurz zuvor hatte er<br />

als Zweiter hinter dem späteren Europameister<br />

Yoann Kowal (8:25,50 min) nach<br />

8:29,16 Minuten das Ziel erreicht – und<br />

zuvor alles richtig gemacht. Zuerst hatte<br />

der Türke Tarik Akdag ein schnelles Tempo<br />

Wieder In Europas Spitze<br />

Nach seinem sechsten Platz<br />

bei der EM 2010 in<br />

Barcelona landete<br />

Steffen Uliczka diesmal<br />

auf Rang sieben<br />

3.000 Meter Hindernis Männer<br />

Steffen Uliczka rennt<br />

auf Rang sieben<br />

angeschlagen, dann hatte der Franzose<br />

die Führung übernommen. Martin Grau<br />

hielt sich zunächst an Position fünf. „Ich<br />

wusste, dass das Tempo vorn zu schnell<br />

für mich ist und habe gehofft, dass mir<br />

die anderen von vorn entgegenkommen,<br />

wenn ich mein Tempo laufe“, erzählte er<br />

später. Und der 22-Jährige behielt bei seinem<br />

Debüt in der A-Nationalmannschaft<br />

recht. In der drittletzten Runde kämpfte<br />

er sich zunächst an das Quartett vor ihm<br />

heran und dann sogar bis auf Position<br />

zwei vor. Diese hielt er, auch als ihn der<br />

Russe Nikolay Chavkin auf der Zielgerade<br />

am letzten Hindernis noch einmal attackierte.<br />

Diesem blieb in 8:30,61 Minuten<br />

aber nur Platz drei hinter Martin Grau.<br />

Selbst schuld: Der Franzose Mahiedine<br />

Mekhissi-Benabbad hat sich zu früh<br />

über Hindernis-Gold gefreut. Nachdem<br />

er sich schon 100 Meter vor dem Ziel<br />

das Trikot vom Leib gerissen hatte, wurde<br />

er nachträglich disqualifiziert. Der Kieler<br />

Steffen Uliczka wurde Siebter.<br />

Das war keine feine Geste gegenüber<br />

der Konkurrenz – und auch nicht gerade<br />

schlau. Auf dem Weg zu seinem dritten<br />

EM-Titel zog sich Mahiedine Mekhissi-<br />

Benabbad schon auf der Zielgeraden das<br />

Trikot aus, nahm es zwischen die Zähne<br />

und trug es in 8:25,30 Minuten als Erster<br />

durchs Ziel.<br />

Die Kampfrichter entschieden sich<br />

zunächst, es bei einer Verwarnung zu<br />

belassen und zeigten dem zweimaligen<br />

Vize-Weltmeister nur die Gelbe Karte.<br />

Später wurden die Ergebnislisten jedoch<br />

neu geschrieben, nach einem Protest<br />

des spanischen Teams erkannte die<br />

Jury dem Franzosen den Sieg ab und<br />

das dritte EM-Gold in Folge war futsch.<br />

Dennoch konnten weiterhin die Franzosen<br />

jubeln: Yoann Kowal (8:26,66 min)<br />

wurde nachträglich zum Sieger erklärt,<br />

Silber ging an den Polen Krystian Zalewski<br />

(8:29,16 min), Ángel Mullera aus<br />

Spanien (8:29,16 min) rutschte auf Rang<br />

drei nach vorn.<br />

Zur Hälfte des Rennens hatte Favorit<br />

Mekhissi-Benabbad ernst gemacht und<br />

das Feld flog auseinander. Steffen Uliczka<br />

(SG TSV Kronshagen/Kieler TB) überdrehte<br />

in dieser Situation nicht, sondern<br />

lief sein eigenes Rennen. Hinten raus hatte<br />

der Deutsche Meister noch Reserven<br />

und sicherte Rang acht – später korrigiert<br />

auf sieben (8:32,99 min).<br />

Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch)<br />

musste das Feld ziehen lassen, als es<br />

schnell wurde. Am Ende kämpfte er sich<br />

immerhin noch vorbei am Russen Nikolay<br />

Chavkin (8:45,70 min) auf Rang 13<br />

(8:44,46 min).<br />

110 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


3000 Meter Hindernis Frauen<br />

Antje Möldner-Schmidt<br />

stürmt zum EM-Titel<br />

Schon ihre Bronzemedaille vor zwei<br />

Jahren in Helsinki war eine Premiere<br />

für den Deutschen Leichtathletik-Verband<br />

gewesen, doch das Beste hatte sich<br />

Antje Möldner-Schmidt für Zürich aufgehoben.<br />

Als erste Deutsche gewann die Cottbusserin<br />

Gold über 3000 Meter Hindernis.<br />

Es war der einzige EM-Titel für den <strong>DLV</strong>,<br />

der nicht in einer Wurfdisziplin gewonnen<br />

wurde – und es war der wahrscheinlich am<br />

wenigsten erwartete.<br />

Nur als Zehnte der Meldeliste war Antje<br />

Möldner-Schmidt ins Rennen gegangen,<br />

15 Sekunden hinter der Jahresschnellsten<br />

Charlotta Fougberg aus Schweden.<br />

Erwartet worden war ein Duell zwischen<br />

ihr und der Finnin Sandra Eriksson, doch<br />

die musste früh abreißen lassen und hatte<br />

mit der Entscheidung nichts zu tun. Eine<br />

Runde vor Schluss hatten noch vier Läuferinnen<br />

Siegchancen: Fougberg, Sviatlana<br />

Kudzelich (Weißrussland), Diana Martin<br />

(Spanien) und Möldner-Schmidt, wobei<br />

die Deutsche die schlechtesten Karten zu<br />

haben schien. Dann aber ging die 30-Jährige<br />

am letzten Wassergraben volles Risiko.<br />

„Früher habe ich vor dem letzten Wassergraben<br />

immer ein wenig abgebremst. Aber<br />

diesmal bin ich aggressiv rangegangen.<br />

Ich glaube, dass das der Schlüssel zum<br />

Erfolg war“, sagte sie. Nach einem Patzer<br />

von Charlotta Fougberg am letzten<br />

Hindernis war ihr die Goldmedaille nicht<br />

mehr zu nehmen. Möldner-Schmidt siegte<br />

in 9:29,43 Minuten, die Schwedin lief als<br />

Zweite dahinter eine Zeit von 9:30,16 Minuten,<br />

Bronze sicherte sich Diana Martin<br />

in 9:30,70 Minuten.<br />

Die zweite <strong>DLV</strong>-Starterin im Finale, die<br />

Frankfurterin Gesa Felicitas Krause, wurde<br />

nach Rang vier vor zwei Jahren dieses Mal<br />

Fünfte (9:35,46 min). Mit Jana Sussmann<br />

(Lauf-Team Haspa Marathon Hamburg)<br />

war eine dritte Deutsche dabei, die jedoch<br />

im Vorlauf mit einem Sturz in den Wassergraben<br />

ihre Chance aufs Finale vergab.<br />

TOPACHT<br />

1. Antje Möldner-Schmidt (GER) 9:29,43<br />

2. Charlotta Fougberg (SWE) 9:30,16<br />

3. Diana Martin (ESP) 9:30,70<br />

4. Sviatlana Kudzelich (BLR) 9:30,99<br />

5. Gesa-Felicitas Krause (GER) 9:35,46<br />

6. Natalya Vlasova (RUS) 9:36,99<br />

7. Katarzyna Kowalska (POL) 9:43,09<br />

8. Silvia Danekova (BUL) 9:44,81<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Möldner-Schmidt gute Zweite<br />

So geht Laufen mit Köpfchen: Antje<br />

Möldner-Schmidt (LC Cottbus) teilte<br />

sich ihr Rennen klug ein. Immer in<br />

der Spitzengruppe laufend, immer die<br />

führenden Läuferinnen im Blick. „Von den<br />

Startlisten her lag ich auf dem fünften<br />

Platz, da wollte ich erstmal sehen, was<br />

die anderen da vorne machen.“ Die anderen,<br />

das waren vor allem die Spanierin<br />

Unfassbar<br />

Auch Minuten nach<br />

dem Triumph konnte<br />

Antje Möldner-Schmidt<br />

ihren Gold-Coup noch<br />

nicht glauben<br />

Diana Martín und die Schwedin Charlotta<br />

Fougberg, die sich um das Tempo verdient<br />

machten. Fougberg war es auch, die auf<br />

den letzten Runden das Tempo anzog.<br />

Und Antje Möldner-Schmidt konnte<br />

folgen. „Obwohl ich dachte, dass bei den<br />

niedrigen Temperaturen nach dem ersten<br />

Wassergraben meine Muskeln gefrieren.“<br />

Die Muskeln blieben zum Glück geschmeidig<br />

und brachten die <strong>DLV</strong>-Athletin in<br />

9:40,21 Minuten ins Ziel. Platz zwei und<br />

damit nach ihrem Sieg bei der Team-EM-<br />

Premiere 2009 ihre beste Platzierung bei<br />

diesen Meisterschaften. „Ein super Ergebnis“,<br />

findet die 30-Jährige. Die Schwedin<br />

Charlotta Fougberg siegte in 9:35,92<br />

Minuten. Den dritten Platz erlief sich die<br />

Polin Katarzyna Kowalska (9:41,78 min).<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 111


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

TOPACHT<br />

1. Bogdan Bondarenko (UKR) 2,35<br />

2. Andriy Protsenko (UKR) 2,33<br />

3. Ivan Ukhov (RUS) 2,30<br />

4. Jaroslav Bába (CZE) 2,30<br />

5. Daniyil Tsyplakov (RUS) 2,26<br />

6. Yuriy Krymarenko (UKR) 2,26<br />

7. Marco Fassinotti (ITA) 2,26<br />

7. Tihomir Ivanov (BUL) 2,26<br />

7. Gianmarco Tamberi (ITA) 2,26<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Günther fehlt das Sprunggefühl<br />

Nach zwei gescheiterten Versuchen über<br />

2,20 Meter musste Martin Günther seine<br />

Sachen packen. Nach den Sonderregeln<br />

der Team-EM schied der Frankfurter aus,<br />

weil er zuvor jeweils zwei Anläufe für<br />

2,10 und 2,15 Meter gebraucht hatte.<br />

Vier Fehlversuche bedeuten bei der<br />

Team-EM in den vertikalen Sprüngen<br />

das Aus. „Ich war zum Saisoneinstieg<br />

krank, hatte eine Bronchitis, und habe<br />

Blindflug<br />

Bogdan Bondarenko<br />

bog sich am<br />

elegantesten um<br />

die Latte<br />

Hochsprung Männer<br />

Kein Rekord-Wetter<br />

für Bondarenko<br />

meinen Rhythmus einfach noch nicht<br />

gefunden, auch wenn die Trainingswerte<br />

stimmen. Mir fehlt das Gefühl, das man<br />

für die richtig hohen Sprünge braucht“,<br />

meinte Martin Günther. „Heute waren<br />

ein, zwei gute Versuche dabei, aber wenn<br />

es drauf ankommt, kann ich die Leistung<br />

nicht abrufen. Ich hätte natürlich gerne<br />

viel mehr Punkte für das Team geholt.“<br />

Letztlich waren es vier für Position neun.<br />

Deutlich mehr gelang dem Ukrainer<br />

Andriy Protsenko, der mit 2,30 Metern vor<br />

dem Russen Andrey Silnov (2,28 m) und<br />

dem Tschechen Jaroslav Bába (2,26 m)<br />

gewann.<br />

Es sollte ein Höhepunkt der Europameisterschaften<br />

von Zürich werden.<br />

Doch die mögliche Flugshow mit vier<br />

2,40-Meter-Hochspringern im Starterfeld<br />

wurde von Wind und Regen gestoppt. Ganze<br />

zwölf Grad zeigte das Thermometer am<br />

Freitagabend beim Finale im Letzigrund,<br />

dazu war der Anlauf nass vom Dauerregen.<br />

Das war einfach kein Rekordwetter.<br />

Trotzdem lieferte Europarekordler Bohdan<br />

Bondarenko (2,42 m) eine starke Leistung<br />

ab. Seine Einstiegshöhe von 2,30 Metern<br />

nahm der Ukrainer im zweiten Versuch,<br />

2,33 Meter ließ er selbstbewusst aus, um<br />

die Siegerhöhe von 2,35 Metern ebenfalls<br />

im zweiten Anlauf zu überspringen. Das<br />

war zu hoch für die durchaus starke Konkurrenz.<br />

Zwar hob sich sein Landsmann<br />

Andriy Protsenko – seit Anfang Juli <strong>2014</strong><br />

auch Mitglied im erlauchten 2,40-Meter-<br />

Klub – noch zwei Versuche für 2,37 Meter<br />

auf. Doch am Ende war er chancenlos. Die<br />

beiden Sprünge schaute sich Bondarenko<br />

in aller Ruhe an, ohne sich selbst an dieser<br />

Höhe zu probieren. Gleich danach ließ<br />

der neue Europameister die Latte auf 2,43<br />

Meter legen. Das wäre Europarekord gewesen.<br />

Doch nach einem Versuch für die<br />

Zuschauer brach Bondarenko sein Vorhaben<br />

ab. „Ich wollte mich nicht verletzen,<br />

zumal meine Technik wirklich schlecht<br />

war“, sagte der Europameister. Silbermedaillengewinner<br />

Protsenko gab offen zu,<br />

dass sein Landsmann ihm „noch einen<br />

Schritt voraus ist“.<br />

Gar nicht zufrieden war der dritte<br />

2,40-Meter-Springer auf dem Podium, Ivan<br />

Ukhov. Der Olympiasieger musste sich mit<br />

2,30 Metern und Bronze begnügen. „Es<br />

lief heute leider nicht viel zusammen“,<br />

sagte der Russe. Das galt auch für seinen<br />

Landsmann Aleksey Dmitrik. Der vierte<br />

2,40-Meter-Springer rutsche in der Qualifikation<br />

auf nasser Bahn beim Absprung<br />

weg, knickte heftig um und musste seine<br />

Finalträume begraben.<br />

112 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Hochsprung Frauen<br />

Nur Beitia meistert die<br />

Zwei-Meter-Marke<br />

Nach ihrem vierten Platz bei den<br />

Olympischen Spielen 2012 in London<br />

hatte Ruth Beitia die Hochsprungspikes<br />

eigentlich schon an den<br />

Nagel hängen wollen. Es wäre ein voreiliger<br />

Abschied gewesen, schließlich<br />

gehört die Spanierin auch mit nunmehr<br />

35 Jahren noch zu den besten Springerinnen<br />

der Welt. In Zürich segelte sie im<br />

ersten Versuch über 2,01 Meter und verteidigte<br />

damit ihren vor zwei Jahren in<br />

Helsinki gewonnenen Europameistertitel<br />

erfolgreich. Dieses Kunststück war in der<br />

EM-Geschichte bislang erst einer Hochspringerin<br />

gelungen: der Rumänin Iolanda<br />

Balas, Goldmedaillengewinnerin von<br />

1958 und 1962.<br />

Ruth Beitia, die älteste Springerin der<br />

Züricher Finals, nutzte im Letzigrund<br />

einfach die Gunst der Stunde nach den<br />

Absagen von Olympiasiegerin Anna<br />

Chicherova (Russland) und der zweifachen<br />

Weltmeisterin Blanka Vlasic (Kroatien),<br />

um sich unsterblich zu machen.<br />

Bei 1,90 Meter hatte sich die Spanierin<br />

einen frühen Fehlversuch geleistet, doch<br />

danach kam sie immer besser in den<br />

Wettkampf hinein. Bei 1,99 Meter waren<br />

außer ihr nur noch vier Athletinnen im<br />

Wettbewerb: Hallenweltmeisterin Mariya<br />

Kuchina (Russland), Ana Simic aus<br />

Kroatien, die Polin Justyna Kasprzycka<br />

und überraschend auch die Deutsche<br />

Meis-terin Marie-Laurence Jungfleisch<br />

(LAV Stadtwerke Tübingen). Plötzlich<br />

schien eine Medaille in Reichweite für<br />

die 23-Jährige, die im ersten Versuch<br />

über die neue persönliche Bestleistung<br />

von 1,97 Meter geflogen war und dabei<br />

noch Luft zur Latte hatte. Auf dem Bronzerang<br />

liegend, ging sie die 1,99 Meter<br />

an – und scheiterte dreimal. Die anderen<br />

vier Springerinnen schafften die Höhe<br />

hingegen im ersten Anlauf. Am Ende entschied<br />

die geringere Anzahl der Fehlversuche<br />

über Silber, Bronze und Blech.<br />

TOPACHT<br />

1. Ruth Beitia (ESP) 2,01<br />

2. Mariya Kuchina (RUS) 1,99<br />

3. Ana Simic (CRO) 1,99<br />

4. Justyna Kasprzycka (POL) 1,99<br />

5. Marie-Laurence Jungfleisch (GER) 1,97<br />

6. Oksana Okuneva (UKR) 1,94<br />

7. Eleriin Haas (EST) 1,94<br />

8. Daniela Stanciu (ROU) 1,94<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

1,90 Meter für Jungfleisch zu hoch<br />

Bis 1,87 Meter leistete sich Marie-<br />

Laurence Jungfleisch (Foto) keinen<br />

Fehlversuch, doch ihre drei Versuche über<br />

1,90 Meter waren für die Hochspringerin<br />

aus Tübingen nicht von Erfolg gekrönt.<br />

Damit blieb Jungfleisch Rang fünf. „Ich<br />

bin überhaupt nicht zufrieden. Ich hatte<br />

heute mehr drauf, auch wenn ich wegen<br />

meiner Achillessehnenprobleme etwas<br />

Noch kein<br />

bisschen müde<br />

Ruth Beitia freute<br />

sich riesig, dass<br />

sie ihre Karriere<br />

2012 doch noch nicht<br />

beendet hat<br />

Trainingsrückstand habe“, sagte sie. An<br />

der Spitze lieferten sich die die Russin<br />

Mariya Kuchina und Oksana Okuneva aus<br />

der Ukraine ein Duell auf hohem Niveau<br />

– berücksichtigt man die Fehlversuch-<br />

Regelung bei der Team-EM. Die Ukrainerin<br />

riss 1,97 Meter und war damit Zweite,<br />

ehe der Hallen-Weltmeisterin die Kür über<br />

zwei Meter bei zwei Versuchen misslang.<br />

Auf den dritten Sprung verzichtete sie.<br />

Für beide Springerinnen standen 1,95<br />

Meter zu Buche. Rang drei wurde gleich<br />

doppelt vergeben – an die routinierte<br />

Spanierin Ruth Beitia und die Polin Kamila<br />

Licwinko mit jeweils 1,90 Metern.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 113


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

TOPACHT<br />

1. Renaud Lavillenie (FRA) 5,90<br />

2. Pawel Wojciechowski (POL) 5,70<br />

3. Jan Kudlicka (CZE) 5,70<br />

3. Kevin Menaldo (FRA) 5,70<br />

5. Aleksandr Gripich (RUS) 5,65<br />

6. Piotr Lisek (POL) 5,65<br />

7. Konstadinos Filippidis (GRE) 5,60<br />

8. Edi Maia (POR) 5,60<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Lavillenie siegt im Wind-Lotto<br />

Gute Bedingungen für Stabhochspringer<br />

sehen anders aus: Doch trotz der ständig<br />

drehenden Winde spielte Olympiasieger<br />

Renaud Lavillenie seine ganze Klasse<br />

aus. Der Franzose schwang sich über<br />

5,62 Meter – eigentlich eine indiskutable<br />

Höhe für den Weltrekordler, doch<br />

bei dieser Team-EM war dieses Resultat<br />

schon die vollen zwölf Punkte wert. Es<br />

war das schlechteste Stabhochsprung-<br />

Kurze Flugshow<br />

Zwei Sprünge reichten<br />

Renaud Lavillenie zu<br />

Gold. Und er wusste<br />

noch in der Luft, dass<br />

er mal wieder<br />

gewonnen hatte<br />

Stabhochsprung Männer<br />

Renaud Lavillenie<br />

macht Hattrick perfekt<br />

Ergebnis eines Siegers in der Geschichte<br />

der Team-EM, die in dieser Form seit 2009<br />

ausgetragen wird. Nur zehn Zentimeter<br />

niedriger sprang der Leverkusener Tobias<br />

Scherbath (Foto). „Weil die Bedingungen<br />

so schwierig waren, bin ich extra früh eingestiegen“,<br />

sagte er. Eine gute Entscheidung,<br />

denn gleich drei Springer mussten<br />

sich mit einem „Salto Nullo“ und damit<br />

bitteren null Punkten verabschieden. Mit<br />

5,52 Metern war Tobias Scherbarth in der<br />

Endabrechnung Vierter.<br />

Weltrekordler und Olympiasieger<br />

Renaud Lavillenie ist zum dritten<br />

Mal nacheinander Europameister<br />

im Stabhochsprung geworden. Der 27 Jahre<br />

alte Franzose wurde mit 5,90 Metern<br />

seiner Favoritenrolle gerecht. Silber holte<br />

der Pole Pawel Wojciechowski mit 5,70 Metern,<br />

Bronze mit der gleichen Höhe teilten<br />

sich der Franzose Kevin Menaldo und der<br />

Tscheche Jan Kudlicka. Lavillenie brauchte<br />

für seinen goldenen Hattrick lediglich zwei<br />

Versuche: über 5,65 und 5,80 Meter.<br />

Viele Stabhochspringer taten sich an<br />

diesem Samstagabend schwer. Drei scheiterten<br />

bei ihrer Anfangshöhe, für drei weitere<br />

war nach der Einstiegshöhe von 5,40<br />

Metern Schluss, einer von ihnen: Karsten<br />

Dilla (TSV Bayer 04 Leverkusen). Den<br />

Athleten machten zum Teil böige Winde<br />

zu schaffen, die in der technisch anspruchsvollen<br />

Disziplin schnell zu brenzligen<br />

Situationen führen können. Davon<br />

unbeeindruckt zeigte sich Weltrekordler<br />

Renaud Lavillenie. Der 6,16-Meter-Springer<br />

stieg bei 5,65 Metern ein, als nur noch<br />

fünf weitere Athleten im Wettbewerb waren.<br />

Als er bei 5,80 Metern das nächste<br />

Mal zum Sprung ansetzte, war er allein im<br />

Feld, flog über die Latte und hatte Gold in<br />

der Tasche. Doch damit nicht genug. Für<br />

die Galerie und die Geschichtsbücher ließ<br />

er anschließend noch 5,90 Meter im Zweiten<br />

folgen. Drei Versuche über 6,01 Meter<br />

– Meisterschaftsrekord – waren zum<br />

Schluss erfolglos.<br />

Mit dem dritten EM-Gold in Folge zog<br />

Renaud Lavillenie mit Wolfgang Nordwig<br />

gleich, der zwischen 1966 und 1971 dreimal<br />

in Folge Europameister für die DDR<br />

geworden war. Titel eins und zwei hatte<br />

sich Lavillenie mit Höhen von 5,85 Metern<br />

und 5,97 Metern erkämpft, damals<br />

jeweils mit fünf Zentimetern Vorsprung<br />

auf Rang zwei. In Zürich legte er 20 Zentimeter<br />

zwischen sich und den zweitplatzierten<br />

Polen Pawel Wojciechowski.<br />

114 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Stabhochsprung Frauen<br />

Mit dem letzten Sprung<br />

war Bronze futsch<br />

Lisa Ryzih, die Psychologiestudentin<br />

vom LAZ Zweibrücken, flog über 4,60<br />

Meter und damit nur auf den undankbaren<br />

vierten Platz. Der Titel ging erstmals<br />

an die Russin Anzehlika Sidorova mit 4,65<br />

Meter. Dahinter landeten mit jeweils fünf<br />

Zentimetern weniger die Griechin Nikolia<br />

Kiriakopoulou, Angelina Schuk-Krasnowa<br />

(ebenfalls Russland) und Ryzih. Die<br />

25-Jährige, 2010 in Barcelona noch mit<br />

Bronze dekoriert, hatte die meisten Fehlversuche<br />

und ging deshalb leer aus.<br />

Es war ein Wettkampf, der von Anfang<br />

an von vielen Fehlversuchen geprägt war.<br />

Lisa Ryzih hatte schon die Auftakthöhe<br />

von 4,45 Metern erst im dritten Anlauf<br />

überflogen, dann aber haushoch. Die 4,55<br />

Meter hakte sie im zweiten Versuch ab.<br />

Damit schnupperte sie als Vierte des Zwischenklassements<br />

bereits an einer Medaille.<br />

Es war aber auch klar, dass sie noch<br />

mindestens eine Höhe meistern musste.<br />

Das tat sie dann auch - mit wiederum<br />

starkem Nervenkostüm sprang sie im dritten<br />

Versuch über 4,60 Meter, was sie auf<br />

Platz drei hinter brachte. Die 4,65 Meter<br />

erwiesen sich dann aber als zu hoch.<br />

Bis zum letzten Versuch der gesamten<br />

Konkurrenz bei dieser Höhe lag Lisa Ryzih<br />

noch auf dem Bronzerang, dann kam aber<br />

die Russin Anzehlika Sidorova, die über<br />

4,65 Meter und zu Gold flog. Für Carolin<br />

Hingst wurde es wieder nichts mit einer<br />

internationalen Medaille. Die 33-Jährige<br />

von der TG 1847 Nieder-Ingelheim<br />

kämpfte sich im dritten Versuch noch<br />

über ihre Einstiegshöhe von 4,35 Metern.<br />

Bei 4,45 Metern war für die im Vorfeld<br />

von Knieproblemen heimgesuchte Deutsche<br />

Vize-Meisterin aber Schluss. Der routinierten<br />

Athletin blieb damit Platz zehn.<br />

Für die dritte deutsche Starterin kam das<br />

Aus schon in der Qualifikation: Nach<br />

einem Sprung über 4,25 Meter scheiterte<br />

Katharina Bauer vom TSV Bayer 04 Leverkusen<br />

schon bei 4,35 Metern dreimal.<br />

TOPACHT<br />

1. Anzhelika Sidorova (RUS) 4,65<br />

2. Ekaterini Stefanidi (GRE) 4,60<br />

3. Angelina Zhuk-Krasnova (RUS) 4,60<br />

4. Lisa Ryzih (GER) 4,60<br />

5. Angelica Bengtsson (SWE) 4,45<br />

6. Jirina Svobodova (CZE) 4,45<br />

7. Nikolia Kiriakopoulou (GRE) 4,35<br />

7. Alayna Lutkovskaya (RUS) 4,35<br />

7. Minna Nikkanen (FIN) 4,35<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Bauer beim Debüt auf Rang drei<br />

Als Katharina Bauer gleich im ersten Versuch<br />

über 4,40 Meter flog, riss die Leverkusenerin<br />

die Arme nach oben. Denn da<br />

stand fest: Die 24-Jährige hatte ihr Debüt<br />

bei der Team-EM mit Bravour bestanden.<br />

Ende Mai hatte sie ihre Bestleistung auf<br />

4,55 Meter gesteigert. Mit den kühlen<br />

Temperaturen und wechselnden Winden<br />

im Eintracht-Stadion kamen beileibe nicht<br />

Zu viele Fehlversuche<br />

Wäre die Latte bei Lisa Ryzih bis<br />

zur Höhe von 4,60 Metern nicht<br />

insgesamt fünfmal runtergefallen,<br />

hätte sie ein Medaille gewonnen<br />

alle Stabhochspringerinnen zurecht. So<br />

legte Ex-Weltmeisterin Anna Rogowska<br />

bei 4,40 Metern einen „Salto Nullo“ hin,<br />

gleichbedeutend mit null Punkten fürs<br />

polnische Team. Damit war der Deutschen<br />

der dritte Platz und zehn Punkte<br />

fürs <strong>DLV</strong>-Team nicht mehr zu nehmen.<br />

Höher sprangen nur Anzhelika Sidorova<br />

(Russland; 4,65 m) und Jirina Svobodova<br />

(Tschechien; 4,60 m). Ordentliche Höhen<br />

bei schwierigen Bedingungen.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 115


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

TOPACHT<br />

1. Greg Rutherford (GBR) 8,29<br />

2. Louis Tsatoumas (GRE) 8,15<br />

3. Kafetien Gomis (FRA) 8,14<br />

4. Eusebio Caceres (ESP) 8,11<br />

5. Michel Torneus (SWE) 8,09<br />

6. Ignisious Gaisah (NED) 8,08<br />

7. Tomasz Jaszczuk (POL) 8,07<br />

8. Christian Reif (GER) 7,95<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Reif besiegt den Olympiasieger<br />

Weinheim, Rehlingen, Dessau – und<br />

dann Braunschweig. Nach dem Satz auf<br />

8,13 Meter jubelte Christian Reif (Foto)<br />

ausgelassen, inspirierte damit noch<br />

den gerade um den 5.000-Meter-Sieg<br />

kämpfenden Arne Gabius und setzte seine<br />

Frühsommer-Siegesserie fort. Dies gelang<br />

ihm in einem starken Feld, angeführt<br />

von Greg Rutherford aus Großbritannien.<br />

Der Olympiasieger flog im ersten Versuch<br />

Super-Sunday<br />

Vier Goldmedaillen holte<br />

Großbritannien allein am<br />

letzten EM-Tag. Eine davon<br />

steuerte Weitsprung-<br />

Olympiasieger Greg<br />

Rutherford bei<br />

Weitsprung Männer<br />

Deutsche Asse setzen<br />

EM in den Sand<br />

auf 7,99 Meter, setzte sich damit an die<br />

Spitze – konnte aber nicht nachlegen,<br />

haderte später mit den Bedingungen<br />

und war nach Platz zwei enttäuscht.<br />

Über die wechselnden Winde wollte sich<br />

Christian Reif dagegen nicht beschweren,<br />

bei seinem Sprung auf 8,13 Meter<br />

im dritten Versuch herrschte leichter<br />

Gegenwind. „Schön war, die zwölf Punkte<br />

zu holen. Den Olympiasieger zu schlagen<br />

ist sicherlich nicht so verkehrt“, sagte der<br />

Rehlinger mit einem Lächeln.<br />

Nach Gold 2010 für Christian Reif und<br />

2012 für Sebastian Bayer haben die<br />

deutschen Weitspringer die Europameisterschaft<br />

<strong>2014</strong> in den Sand gesetzt.<br />

Der Rehlinger Reif verpasste mit 7,95 Metern<br />

die erhoffte Medaille deutlich, Titelverteidiger<br />

Sebastian Bayer aus Hamburg<br />

war schon in der Qualifikation rausgeflogen.<br />

Am weitesten sprang diesmal der<br />

Brite Greg Rutherford mit 8,29 Metern.<br />

Reif war mit der Vorleistung von 8,49<br />

Metern und der zweitbesten Weite in<br />

Europa nach Olympiasieger Rutherford<br />

(8,51 m) angereist. Der 29-Jährige vom<br />

LC Rehlingen war vor vier Jahren noch<br />

8,47 Meter gesprungen – bei seinem Auftritt<br />

im Letzigrund-Stadion übertraf er die<br />

Acht-Meter-Marke nicht. „Ich habe zwei<br />

sehr gute Sprünge gezeigt, leider waren<br />

die ungültig. Das Ergebnis spiegelt nicht<br />

mein Leistungsvermögen wider. Ich wäre<br />

auch über Platz vier enttäuscht gewesen,<br />

ich wollte hier eine Medaille holen, da ist<br />

es letztendlich egal, ob man Vierter oder<br />

Achter wird. Vier sieht nur auf dem Papier<br />

besser aus“, meinte Christian Reif.<br />

Bayer war mit indiskutablen 7,56 Metern<br />

ebenso wie der Deutsche Hallenmeister<br />

Julian Howard (7,63 m) aus Karlsruhe<br />

in der Ausscheidung gescheitert. „Das ist<br />

völlig lächerlich und indiskutabel, was ich<br />

gezeigt habe“, übte der europäische Hallenrekordler<br />

Bayer Selbstkritik. „Ich wage<br />

es kaum, meinem Trainer unter die Augen<br />

zu treten.“ Um die Nominierung im Weitsprung<br />

hatte es vor der EM viel Aufregung<br />

gegeben. Der unterschenkelamputierte<br />

Paralympics-Sieger Markus Rehm hatte bei<br />

den Deutschen Meisterschaften mit 8,24<br />

Metern den Titel vor Reif gewonnen – mit<br />

einer Karbonprothese. Inmitten einer bundesweiten<br />

Debatte entschied der Deutsche<br />

Leichtathletik-Verband (<strong>DLV</strong>) dann, den<br />

Leverkusener nicht zu nominieren, weil<br />

ihm seine Prothese einen Vorteil verschaffen<br />

könne.<br />

116 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Weitsprung Frauen<br />

Messfehler bremst<br />

Melanie Bauschke aus<br />

Am verregneten Züricher EM-Mittwoch<br />

ging die sprichwörtliche<br />

Schweizer Präzision baden: Die<br />

Leidtragende war Melanie Bauschke,<br />

die eine fast sicher geglaubte Medaille<br />

noch verlor. Was war passiert? Der erste<br />

Sprung der Berlinerin wurde vom Messsystem<br />

mit 6,79 Metern ausgewertet.<br />

Dabei konnte man mit dem bloßen Auge<br />

erkennen, dass der Sprung nicht so weit<br />

gewesen war. Doch bis zum sechsten Versuch<br />

lag die Deutsche Meisterin damit auf<br />

dem Bronzeplatz. Dann wurde aufgrund<br />

eines Protests des schwedischen Teams<br />

der aufgezeichnete Sprung noch einmal<br />

ausgewertet und auf 6,55 Meter korrigiert.<br />

„Ich war schockiert. Es ist die größte<br />

Enttäuschung meiner Karriere“, sagte<br />

Melanie Bauschke mit Tränen in den Augen.<br />

So blieb ihr nur Rang sechs.<br />

Auch Malaika Mihambo war ganz<br />

dicht dran an der Medaille. Die Siegerin<br />

der Team-EM von der LG Kurpfalz flog<br />

auf 6,65 Meter und damit genauso weit<br />

wie Darya Klishina als Dritte. Die Russin<br />

hatte aber den besseren zweiten Versuch.<br />

Zwei Zentimeter – 6,53 zu 6,51 Meter –<br />

gaben den Ausschlag. Es wäre die erste<br />

deutsche EM-Medaille im Weitsprung<br />

seit dem Titel von Heike Drechsler 1998<br />

gewesen. „Es ist hart und traurig, dass so<br />

wenig zu Bronze gefehlt hat“, sagte die<br />

20-Jährige.<br />

Für die dritte deutsche Starterin<br />

Sosthene Moguenara war nach dem<br />

Vorkampf mit 6,38 Metern Schluss. Als<br />

Neunte verpasste die Wattenscheiderin<br />

bei nur 14 Grad den Endkampf um einen<br />

Zentimeter. Deutlich besser lief es<br />

für Eloyse Lesueur. Die Französin verteidigte<br />

ihren Titel mit 6,85 Metern und<br />

setzte sich vor Ivana Spanovic (Serbien;<br />

6,81 m) und Darya Klishina durch. „Es<br />

war ein sehr schwieriger Wettkampf mit<br />

dem Sturm und dem Regen“, sagte Eloyse<br />

Lesueur.<br />

TOPACHT<br />

1. Eloyse Lesueur (FRA) 6,85<br />

2. Ivana Spanovic (SRB) 6,81<br />

3. Darya Klisihina (RUS) 6,65<br />

4. Malaika Mihambo (GER) 6,65<br />

5. Aiga Grabuste (LAT) 6,57<br />

6. Melanie Bauschke (GER) 6,55<br />

7. Alina Rotaru (ROU) 6,55<br />

8. Erica Jarder (SWE) 6,39<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Mihambos Sprung-Gala<br />

Gleich im ersten Versuch ließ Malaika<br />

Mihambo die Zuschauer jubeln. Als eine<br />

der jüngsten Im Feld hob sie ab und<br />

landete erst wieder nach 6,90 Metern.<br />

Beeindruckend aber nicht nur dieses<br />

Ergebnis, sondern die ganze Serie: 6,90<br />

Metern (+1,5 m/sec) ließ sie 6,71 (+1,7<br />

m/sec), 6,90 (+2,4 m/sec) und 6,53 Meter<br />

(+0,1 m/sec) folgen. Dem hatte selbst die<br />

Tränen der Enttäuschung<br />

Melanie Bauschke konnte<br />

es nicht fassen. Weil sich<br />

das Kampfgericht bei der<br />

Messung einen Fehler<br />

leistete, verlor sie<br />

noch Bronze<br />

Französin Eloyse Lesueur mit 6,87 Metern<br />

und die Schwedin Erica Jarder mit einer<br />

Weite vom 6,67 Metern nichts entgegenzusetzen.<br />

Sieben-Meter-Springerin<br />

Olga Kucherenko aus Russland blieb gar<br />

nur Platz sechs (6,43 m). Da kniete auch<br />

Cooly, das Maskottchen der EM in Zürich,<br />

vor Malaika Mihambo nieder und zollte<br />

ihr seinen Respekt „Ich kann noch nicht<br />

ganz kapieren was passiert ist, aber ich<br />

bin sehr stolz. Ich war als Beste gemeldet<br />

und habe es jetzt zum Glück auch<br />

bestätigt.“<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 117


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

TOPACHT<br />

1. Benjamin Campaoré (FRA) 17,46<br />

2. Lyukman Adams (RUS) 17,09<br />

3. Aleksey Fyodorov (RUS) 17,04<br />

4. Yoann Rapinier (FRA) 17,01<br />

5. Marian Oprea (ROU) 16,94<br />

6. Nelson Evora (POR) 16,78<br />

7. Fabrizio Donato (ITA) 16,66<br />

8. Pablo Torrijos (ESP) 16,56<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Fyodorov wiederholt Sieg<br />

Bis <strong>2014</strong> hatte es bei jeder Team-EM<br />

jeweils einen anderen Gewinner im<br />

Dreisprung gegeben. Das änderte Aleksey<br />

Fyodorov in Braunschweig. Der Russe und<br />

der Italiener Fabrizio Donato zeigten mit<br />

ihren ersten Sprüngen auf 16,84 bzw.<br />

16,80 Meter, dass an ihnen kein Weg<br />

vorbeiführt. Danach gelang beiden noch<br />

eine Steigerung auf 16,95 bzw. 16,82 Meter.<br />

Das waren die Plätze eins und zwei.<br />

Für Cassandra<br />

Benjamin Campaoré<br />

widmete das Gold<br />

seiner kleinen Tochter<br />

Dreisprung Männer<br />

Compaoré als erster<br />

Franzose auf dem Thron<br />

Nach zwei Jahren Abstinenz kehrte der<br />

Ex-Weltmeister Phillips Idowu mit einem<br />

Fehlversuch in die britische Nationalmannschaft<br />

zurück. Mit 16,37 Metern aus<br />

dem zweiten Versuch landete der 35-Jährige<br />

hinter dem Ukrainer Viktor Kuznetsov<br />

(16,63 m) auf Rang vier. Andreas Pohle<br />

(Foto), mit der fünftbesten Saisonbestleistung<br />

angereist, hatte bei kühlem<br />

Gegenwind Mühe. Der Erfurter verpasste<br />

bei allen drei Versuchen die 16-Meter-<br />

Marke. Sein bester Sprung gelang ihm im<br />

ersten Versuch (15,81 m). Danach konnte<br />

er nichts mehr draufpacken. Pohle blieb,<br />

wie schon 2010, nur der zehnte Platz.<br />

Noch nie in der 80 Jahre währenden<br />

Geschichte der Leichtathletik-Europameisterschaften<br />

hatte ein Franzose im<br />

Dreisprung ganz oben auf dem Treppchen<br />

gestanden. Benjamin Compaoré beseitigte<br />

diesen Makel für die Grande Nation,<br />

die damit nun bei den Männern in allen<br />

Sprungdisziplinen mindestens einen Goldmedaillengewinner<br />

vorweisen kann. Gleich<br />

im ersten Durchgang setzte der 27-Jährige<br />

die europäische Jahresbestweite von 17,46<br />

Metern in den Sand, an der sich die Konkurrenz<br />

bis zum Schluss die Zähne ausbiss.<br />

Artig ging er anschließend zu den<br />

Kampfrichtern und gab jedem einzelnen<br />

von ihnen die Hand, um sich für ihren<br />

Einsatz während des Wettkampfes zu bedanken.<br />

Es störte ihn auch nicht, dass seine<br />

Siegerweite die schwächste in der EM-Geschichte<br />

seit 1982 war. Den Titel widmete<br />

er seiner Tochter Cassandra, 15 Monate alt,<br />

die den großen Auftritt ihres Vaters im Stadion<br />

hautnah miterleben durfte. Compaoré,<br />

dessen Vater aus dem afrikanischen Burkina<br />

Faso stammt, war 2006 schon U20-Weltmeister<br />

gewesen, hatte es danach bei den<br />

Erwachsenen aber nie aufs Siegerpodest<br />

geschafft. Stets stand er im Schatten seines<br />

Landsmannes Teddy Tamgho, dem Weltmeister<br />

von 2013, der dieses Mal jedoch<br />

wegen einer Sperre nach drei verpassten<br />

Dopingtests und einer schweren Verletzung<br />

auf einen Start in Zürich verzichten musste<br />

und nur als TV-Kommentator vor Ort war.<br />

Von der Tribüne aus sah er schon im<br />

ersten Durchgang gleich drei Versuche<br />

über die 17-Meter-Marke, nachdem in der<br />

Qualifikation kein einziger Athlet so weit<br />

gesprungen war. Hinter Benjamin Compaoré<br />

und seinen 17,46 Metern sortierten sich<br />

der Russe Lyukman Adams (17,09 m), der<br />

bis Zürich beste Europäer in diesem Jahr,<br />

und dessen Landsmann Aleksey Fyodorov<br />

(17,04 m) auf den weiteren Plätzen ein.<br />

Diese Weiten sollten bereits für Silber und<br />

Bronze reichen.<br />

118 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Dreisprung Frauen<br />

Saladukha macht den<br />

Hattrick perfekt<br />

Es wurde der erwartete Zweikampf<br />

zwischen Olha Saladukha (Ukraine)<br />

und Yekaterina Koneva (Russland):<br />

Gleich sechsmal sprang das Duo weiter als<br />

14,50 Meter. Eine Marke, die für den Rest<br />

der Konkurrenz im Letzigrund unerreichbar<br />

war. Obwohl die beiden am Ende nur<br />

vier Zentimeter trennten, war die Ukrainerin<br />

an diesem Tag die bessere Springerin.<br />

Mit 14,73 Metern machte „Mrs. EM“ den<br />

Hattrick nach Siegen 2010 in Barcelona<br />

und 2012 in Helsinki perfekt. „Das ist eine<br />

schöne Reihe an Goldmedaillen“, freute<br />

sich die Europameisterin. Allerdings dachte<br />

die 31-Jährige mehr an ihre Familie und<br />

ihre kleine Tochter zu Hause als an ihre Titelsammlung.<br />

Sie lebt mit ihrer Familie auf der Halbinsel<br />

Krim, die sich Russland anschließen<br />

will. „Die Situation dort ist sehr gefährlich.<br />

Ich weiß noch gar nicht, wann ich nach<br />

Hause komme. Der Frieden ist viel wichtiger<br />

als alle Medaillen“, sagte Saladukha.<br />

Hinter Yekaterina Koneva (14,69 m) ging<br />

auch Bronze an Russland. Dafür reichten<br />

Irina Gumenyuk 14,46 Meter.<br />

Eine Weite, die auch für die deutschen<br />

Starterinnen an ganz guten Tagen machbar<br />

ist. Doch als Beste des <strong>DLV</strong>-Trios musste<br />

sich Kristin Gierisch mit 13,76 Metern<br />

und Rang neun zufrieden geben. Nur ein<br />

Zentimeter fehlte der krank ins Finale gegangenen<br />

Chemnitzerin zum Endkampf.<br />

„Mein Körper ist am Ende, ich lag zwei<br />

Tage lang nur im Bett. Ich wollte es aber<br />

unbedingt versuchen“, sagte die sichtlich<br />

geschwächte Deutsche Meisterin.<br />

Elfte mit 13,68 Metern wurde Jenny<br />

Elbe. Die Dresdnerin hatte nur einen gültigen<br />

Versuch, bei dem sie einige Zentimeter<br />

verschenkte. „Ich wollte mich besser<br />

verkaufen“, sagte Elbe. Das galt auch für<br />

Katja Demut (LC Jena). Für die deutsche<br />

Rekordhalterin war wie bei der EM 2012<br />

in der Qualifikation Endstation. Mit 13,39<br />

Metern fehlten 28 Zentimeter zum Finale.<br />

TOPACHT<br />

1. Olha Saladukha (UKR) 14,73<br />

2. Yekaterina Koneva (RUS) 14,69<br />

3. Irina Gumenyuk (RUS) 14,46<br />

4. Ruth Ndoumbe (ESP) 14,14<br />

5. Gabriela Petrova (BUL) 14,13<br />

6. Dana Veldáková (SVK) 13,87<br />

7. Snezana Vukmirovic (SLO) 13,82<br />

8. Susana Costa (POR) 13,78<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Elbe Dritte im Wind-Lotto<br />

Platz drei hatte Dreispringerin Jenny<br />

Elbe als Optimalplatzierung vor dem<br />

Wettkampf ausgemacht. Zu stark war mit<br />

Yekaterina Koneva (Russland) und Olha<br />

Saladukha (Ukraine) die Konkurrenz an<br />

der Spitze. Das Duo wurde trotz schwieriger<br />

Bedingungen bei wechselnden<br />

Winden (+2,3 bis -4,0 m/sec) – Saladukha<br />

begann mit zwei ungültigen Versuchen<br />

Anflug auf Gold<br />

Die Ukrainerin Olha<br />

Saladukha gewinnt zum<br />

dritten Mal in Folge den<br />

EM-Titel<br />

– seiner Favoritenrolle gerecht. Koneva<br />

legte im zweiten Sprung 14,55 Meter vor,<br />

Saladukha kam im dritten Durchgang<br />

auf 14,33 Meter. „Die 14,55 Meter sind<br />

keine grandiose Weite. Heute zählen aber<br />

nur die zwölf Punkte für das Team. Ich<br />

hoffe, dass es am Ende zum Sieg unserer<br />

Mannschaft reicht“, sagte die Russin. Nur<br />

eine weitere Dreispringerin knackte die<br />

14-Meter-Marke: Jenny Elbe. Im dritten<br />

Versuch landete sie bei 14,01 Metern und<br />

sicherte zehn Punkte für die deutsche<br />

Mannschaft. „Es ist immer noch etwas<br />

Besonderes, wenn die 14 vor dem Komma<br />

steht“, freute sich die 24-Jährige nach<br />

dem siebten 14-Meter-Wettkampf der<br />

Karriere.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 119


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

TOPACHT<br />

1. David Storl (GER) 21,41<br />

2. Borja Vivas (ESP) 20,86<br />

3. Tomasz Majewski (POL) 20,83<br />

4. Stipe Zunic (CRO) 20,68<br />

5. Asmir Kolasinac (SRB) 20,55<br />

6. Jan Marcell (CZE) 20,48<br />

7. Marco Fortes (POR) 20,35<br />

8. Valeriy Kokoyev (RUS) 20,23<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Storl holt den ersten „Zwölfer“<br />

Gleich im ersten Durchgang nahm David<br />

Storl die Position ein, die ihm am besten<br />

gefällt: Mit 20,26 Metern ging er in<br />

Führung. Da 20,26 Meter aber keine<br />

Weite sind, mit denen sich der zweimalige<br />

Weltmeister begnügt, steigerte sich<br />

der Chemnitzer in den Versuchen zwei<br />

und drei über 20,85 auf 21,20 Meter und<br />

holte damit die ersten zwölf Punkte für<br />

Deutschland. Auch im letzten Versuch flog<br />

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Kugelstoßen Männer<br />

Die dritte deutsche<br />

Titelverteidigung<br />

die Kugel bei der Team-EM noch einmal<br />

über die 21-Meter-Marke, Storl trat aber<br />

über. „Der Erste musste passen, danach<br />

konnte der Wettkampf losgehen“, erklärte<br />

er später. „Der Anspruch bei einer<br />

Team-EM ist höher, man will natürlich für<br />

das Team gewinnen, da ist die Motivation<br />

noch mal größer.“ Storl feierte nicht<br />

nur seinen dritten Sieg in Folge bei der<br />

Team-EM, sondern verbesserte auch den<br />

Meisterschaftsrekord, den er zusammen<br />

mit dem Polen Tomasz Majewski gehalten<br />

hatte, um 39 Zentimeter. Der „Mister-<br />

Team-EM“ ist allerdings Tomasz Majewski,<br />

der bei allen fünf bisherigen Ausgaben<br />

am Start war, die beiden ersten gewonnen<br />

hatte und nun mit 20,57 Metern zum<br />

dritten Mal Zweiter war. Dritter wurde<br />

der Russe Aleksandr Lesnoy (20,24 m).<br />

Die erste Hymne, die bei der EM<br />

im Züricher Letzigrund gespielt<br />

wurde, war die deutsche. Und das<br />

war der Verdienst von David Storl. Als<br />

drittem Deutschen nach Udo Beyer (1978<br />

und 1982) und Hartmut Briesenick (1971<br />

und 1974) gelang ihm zum EM-Auftakt<br />

die Titelverteidigung im Kugelstoßen. Er<br />

ist nun der erste Europäer, der in dieser<br />

Disziplin zeitgleich einen WM- und einen<br />

EM-Titel hält.<br />

Schuld daran, dass auf den Sieg kein<br />

unbändiger Jubel folgte, war die Weite<br />

von „nur“ 21,41 Metern – und die Tatsache,<br />

dass der 24 Jahre alte Chemnitzer<br />

nach Runde eins keinen zweiten 21-Meter-Stoß<br />

aus dem Ring brachte. „Über die<br />

Medaille freue ich mich natürlich“, sagte<br />

David Storl. „Aber ich bin zu sehr Sportler,<br />

als dass ich mich nicht über die Weite<br />

ärgern würde.“ Nach dem ersten Versuch<br />

sei ihm die Technik verloren gegangen,<br />

erklärte er. Die Folge der unsauberen Versuche<br />

waren Knieschmerzen, die er mit<br />

Kühlung zu lindern versuchte. Ursache<br />

ist eine entzündete Patellasehne. Deshalb<br />

wird sich der Europameister nach dem<br />

Saisonende operieren lassen. Dann soll<br />

das entzündete Gewebe entfernt werden.<br />

Hinter David Storl war es überraschend<br />

nicht Olympiasieger Tomasz Majewski<br />

(Polen), der Silber einheimste.<br />

Drei Zentimeter fehlten diesem auf Borja<br />

Vivas, der mit 20,86 Metern aus Runde<br />

zwei für Spanien die erste EM-Medaille<br />

im Kugelstoßen holte.<br />

„In meinem Alter muss man auch mit<br />

Bronze zufrieden sein“, scherzte Tomasz<br />

Majewski. Ob er noch bei einer weiteren<br />

EM seine Medaillenbilanz aufpolieren<br />

will, ließ der 32-Jährige offen. „Amsterdam<br />

2016 – vielleicht. Berlin 2018 – auf<br />

gar keinen Fall!“ kündigte er an. Spätestens<br />

nach den Olympischen Spielen<br />

2016 in Rio werde für den zweimaligen<br />

Olympiasieger Schluss sein.<br />

120 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Kugelstoßen Frauen<br />

Schwanitz siegt und<br />

setzt sich neue Ziele<br />

Sie war die klarste Gold-Favoritin im<br />

deutschen Team, hat diese Rolle angenommen<br />

und umgesetzt: Mit vier<br />

ihrer fünf gültigen Versuche hätte Kugelstoßerin<br />

Christina Schwanitz den EM-Titel<br />

geholt. So überlegen war die Vizeweltmeisterin<br />

in Zürich. Der weiteste Stoß<br />

der Nachfolgerin von Nadine Kleinert<br />

als Europameisterin landete nach 19,90<br />

Metern. „Ich war einen halben Meter<br />

vor der Konkurrenz und hätte mit vier<br />

Stößen gewonnen. Das ist schon cool“,<br />

sagte die Athletin vom LV 90 Erzgebirge.<br />

Die immer gut aufgelegte Europameisterin<br />

will sich mit diesem Titel aber<br />

nicht zufrieden geben: „Ich will die Beste<br />

der Welt werden!“ Das ist momentan<br />

(noch) Neuseelands Seriensiegerin<br />

Valerie Adams. Hinter dem Schützling<br />

von Sven Lang, der mit David Storl und<br />

Christina Schwanitz zwei Europameister<br />

betreut, steigerte die Russin Yevgeniya<br />

Kolodko ihre Saisonbestmarke auf 19,39<br />

Meter. Das reichte für Silber vor Anita<br />

Márton. Die Ungarin steigerte den 27<br />

Jahre alten Landesrekord im Finale auf<br />

19,04 Meter und wurde die erste 19-Meter-Stoßerin<br />

des Landes. Das wurde mit<br />

Bronze belohnt. „19 Meter sind für mich<br />

schon eine große Sache. Irgendwann will<br />

ich aber sogar 20 Meter weit kommen“,<br />

sagte Márton.<br />

Die Ungarin strahlte genauso über die<br />

Medaille wie Lena Urbaniak (LG Filstal)<br />

über Platz acht. Mit 17,77 Metern kam<br />

die Drehstoßerin bei ihrer ersten großen<br />

Meisterschaft bis auf sieben Zentimeter<br />

an ihre Bestleistung heran. „Ich bin einfach<br />

nur richtig, richtig glücklich. Das ist<br />

für mich noch wie ein Traum. Die harte<br />

Arbeit im Vorfeld hat sich ausgezahlt“,<br />

jubelte Lena Urbaniak. Die 21-Jährige<br />

war mit Abstand die jüngste Stoßerin im<br />

Finale. Geht ihre Entwicklung so weiter<br />

wie <strong>2014</strong>, wird es nicht ihr letztes großes<br />

Finale gewesen sein.<br />

TOPACHT<br />

1. Christina Schwanitz (GER) 19,90<br />

2. Yevgeniya Kolodko (RUS) 19,39<br />

3. Anita Márton (HUN) 19,04<br />

4. Yulia Leantsiuk (BLR) 18,68<br />

5. Chiara Rosa (ITA) 18,10<br />

6. Irina Tarasova (RUS) 18,05<br />

7. Aliona Dubitskaya (BLR) 17,95<br />

8. Lena Urbaniak (GER) 17,77<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Schwanitz überlegener Triumph<br />

Eigentlich war das ein Wettkampf, bei<br />

dem sich Christina Schwanitz die zwölf<br />

Punkte nur abholen musste. Zu überlegen<br />

zeigte sich die Vize-Weltmeisterin von<br />

2013. Die Saisonbestleistung der nächstbesten<br />

Kugelstoßerin im Braunschweiger<br />

Feld war die der Ukrainerin Olha Holodnaya<br />

und lag 1,68 Meter unter den 20,22<br />

Metern, die Schwanitz vor der Team-EM<br />

Dem Druck standgehalten<br />

Christina Schwanitz ist<br />

ihrer Favoritenrolle gerecht<br />

geworden, auch Yevgeniya<br />

Kolodko (li.) konnte sie<br />

nicht gefährden<br />

schon gezeigt hatte. Als die Kugel der<br />

Deutschen im ersten Versuch schon vor<br />

der 18-Meter-Marke aufkam und Schwanitz<br />

den Versuch ungültig machte, konnte<br />

die Konkurrenz noch einmal kurz hoffen.<br />

Doch mit den 19,43 Metern im zweiten<br />

Versuch machte die 28-Jährige den Sieg<br />

klar. Selbst die zweimal 18,87 Meter in<br />

den Versuchen drei und vier hätten noch<br />

zum Sieg gereicht, die Ränge zwei und<br />

drei gingen an die Russin Irina Tarasova<br />

(18,36 m) und die Italienerin Chiara Rosa<br />

(17,92 m). „Ich hoffe mal, dass es in<br />

Zürich bei der EM genauso läuft und ich<br />

da auch Gold mit nach Hause nehme“,<br />

blickte Schwanitz optimistisch voraus.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 121


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

TOPACHT<br />

1. Robert Harting (GER) 66,07<br />

2. Gerd Kanter (EST) 64,75<br />

3. Robert Urbanek (POL) 63,81<br />

4. Piotr Malachowski (POL) 63,54<br />

5. Viktor Butenko (RUS) 62,80<br />

6. Mario Pestano (ESP) 62,31<br />

7. Daniel Jasinski (GER) 62,04<br />

8. Frank Casanas (ESP) 61,47<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Kapitän Harting hält den Kurs<br />

Der Team-Kapitän ließ nichts anbrennen:<br />

Robert Harting war der Dominator im<br />

Diskusring. Mit 67,42 Metern feierte der<br />

Olympiasieger den vierten Einzelsieg bei<br />

Team-Europameisterschaften in Folge.<br />

„Danke für die tolle Unterstützung.<br />

Hier in Braunschweig ist das Publikum<br />

immer sehr fachkundig“, bedankte sich<br />

der 29-Jährige bei den 15.000 Fans, die<br />

ins Eintracht-Stadion gekommen waren.<br />

Freudenschrei<br />

Robert Harting feierte<br />

trotz kühlen 14 Grad in<br />

Zürich seine geglückte<br />

Titelverteidigung<br />

„oben ohne“<br />

Diskuswurf Männer<br />

Robert Harting<br />

trotzt Wind und Wetter<br />

Gegen den dreimaligen Weltmeister<br />

hatte selbst sein polnischer Dauerkonkurrent<br />

Piotr Malachowski keine Chance.<br />

Der Sieger der Team-EM-Premiere 2009<br />

folgte mit 65,35 Metern auf Rang zwei.<br />

Robert Harting hätte mit allen seinen<br />

vier Versuchen gewonnen. Durch den<br />

Triumph des Berliners schlug die deutsche<br />

Mannschaft endgültig den Kurs Richtung<br />

zweitem Triumph bei einer Team-EM ein.<br />

Denn auch Harting nahm der russischen<br />

Konkurrenz zwei Punkte ab, da Viktor<br />

Butenko mit 62,81 Metern knapp vor dem<br />

Niederländer Erik Cadée (62,72 m) den<br />

dritten Platz belegte.<br />

Um 22:42 Uhr wollte Robert Harting<br />

nur noch schlafen gehen: Der Diskuswurf-Olympiasieger<br />

hatte sich<br />

nach seiner erfolgreichen Titelverteidigung<br />

im Züricher Letzigrund das Trikot vom<br />

Leib gerissen, sich auf die Bahn gelegt und<br />

den <strong>DLV</strong>-Dress als Kissen benutzt. Anders<br />

als sonst verzichtete er allerdings aufs obligatorische<br />

Zerreißen des Shirts. „Das mag<br />

meine Oma nicht“, sagte der Berliner. Wie<br />

alle Diskuswerfer hatte auch Robert Harting<br />

mit Wind und Kälte zu kämpfen. Aufgrund<br />

eines Sturms musste der Wettkampf<br />

mehrere Male verschoben werden. „Wir<br />

haben uns sechs- oder siebenmal aufgewärmt“,<br />

berichtete der Europameister über<br />

die ungewöhnliche Vorbereitung zwischen<br />

Hotel, Callroom und Stadion.<br />

Dementsprechend fielen auch die Weiten<br />

aus. Nur Robert Harting übertraf mit<br />

66,07 Metern die 65-Meter-Marke. Gleichzeitig<br />

schaffte der dreifache Weltmeister als<br />

erst zweiter Diskuswerfer das Kunststück,<br />

seinen EM-Titel zu verteidigen. Zwischen<br />

1946 und 1954 hatte der Italiener Adolfo<br />

Consolini dreimal in Folge gewonnen. Auf<br />

den deutschen Ausnahmeathleten folgten<br />

„Altmeister“ Gerd Kanter (Estland; 64,75<br />

m) und Robert Urbanek (Polen; 63,81 m).<br />

Letztmals hatte man vor 40 Jahren mit einer<br />

Weite von weniger als 64 Metern eine<br />

EM-Medaille gewonnen. Ein Beweis für die<br />

widrigen Bedingungen am Mittwochabend<br />

im Letzigrund.<br />

Zwei Medaillenkandidaten kamen damit<br />

gar nicht zurecht. Ex-Europameister<br />

Piotr Malachowski (Polen) musste sich als<br />

Vierter mit 63,54 Metern begnügen. Der<br />

Magdeburger Martin Wierig verpasste als<br />

Elfter (60,82 m) sogar den Endkampf. Besser<br />

kam Daniel Jasinski zurecht. Der Wattenscheider<br />

wurde mit 62,04 Metern Siebter.<br />

„Unter den besten acht Werfern in Europa.<br />

Damit bin ich natürlich zufrieden“,<br />

sagte Daniel Jasinski zu seiner geglückten<br />

EM-Premiere.<br />

122 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Diskuswurf Frauen<br />

Gold mit dem weitesten<br />

Wurf seit 22 Jahren<br />

Die kroatische Top-Favoritin Sandra<br />

Perkovic bestimmte den Wettkampf<br />

erwartungsgemäß. Mit einer Weite<br />

von 71,08 Metern als neuem Landesrekord<br />

feierte die Olympiasiegerin eine erfolgreiche<br />

Titelverteidigung. Es war der<br />

weiteste Wurf seit 1992. Shanice Craft hat<br />

den nächsten Gipfel ihrer jungen, aber<br />

schon jetzt beeindruckenden Karriere erklommen.<br />

Im Diskus-Finale holte sich die<br />

Mannheimerin mit Bronze (64,33 m) die<br />

erste internationale Erwachsenen-Medaille.<br />

Dass sie bei den Saisonhöhepunkten<br />

auf den Punkt da sein kann und über<br />

starke Nerven verfügt, hatte sie im Nachwuchsbereich<br />

bereits als Jugend-Olympiasiegerin,<br />

U20-Weltmeisterin und U20-Europameisterin<br />

reichlich beweisen. Von jedem<br />

internationalen Freiluftstart hat sie bislang<br />

eine Medaille mit nach Hause gebracht –<br />

so jetzt auch in Zürich.<br />

Diese besonderen Qualitäten nahm<br />

die 21-Jährige auch im Letzigrund-Stadion<br />

mit in den Ring. Shanice Craft zeigte als<br />

frischgebackene Deutsche Meisterin vor<br />

den großen Namen keinerlei Respekt.<br />

Nach 62,36 Metern im ersten Durchgang<br />

steigerte sie sich im zweiten Versuch auf<br />

64,33 Meter. Diese Weite brachte ihr dann<br />

auch die Medaille und das recht sicher vor<br />

Teamkollegin Anna Rüh (62,46 m).<br />

Die Neubrandenburgerin hatte ihrerseits<br />

mit ihrer Tagesbestweite schon im<br />

ersten Versuch einen guten Auftakt erwischt.<br />

Danach konnte sie sich nicht mehr<br />

steigern. Das spielte aber keine Rolle. Anna<br />

Rüh wiederholte mit Platz vier das Ergebnis<br />

der letzten Europameisterschaft und<br />

hatte sich damit achtbar aus der Affäre<br />

gezogen.<br />

Julia Fischer machte mit Platz fünf den<br />

Dreierpack aus deutscher Sicht perfekt. Die<br />

Berlinerin hatte sich dort mit 61,20 Metern<br />

aus dem zweiten Versuch platziert. Auch<br />

für sie war es eine Wiederholung des EM-<br />

Ergebnisses von 2012.<br />

TOPACHT<br />

1. Sandra Perkovic (CRO) 71,08<br />

2. Mélina Robert-Michon (FRA) 65,33<br />

3. Shanice Craft (GER) 64,33<br />

4. Anna Rüh (GER) 62,46<br />

5. Julia Fischer (GER) 61,20<br />

6. Zinaide Sendriute (LIT) 60,65<br />

7. Sanna Kämäräinen (FIN) 60,52<br />

8. Yuliya Maltseva (RUS) 60,40<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Ersatzfrau Craft glänzt als Zweite<br />

Erst im letzten Moment war die Mannheimerin<br />

Shanice Craft (Foto) durch<br />

die verletzungsbedingte Absage der<br />

Vize-Europameisterin von 2012, Nadine<br />

Müller, ins deutsche Team gerückt. Doch<br />

die 21-Jährige meisterte ihre Premiere bei<br />

einer Team-EM bravourös. 65,07 Meter<br />

weit warf sie den Diskus schon im ersten<br />

Versuch und holte damit elf Punkte für<br />

Irre Weite<br />

Die 71,08 Meter, mit<br />

denen Sandra Perkovic Gold holte,<br />

waren nicht nur kroatischer Rekord,<br />

sondern auch der weiteste Wurf mit<br />

dem Diskus seit 1992<br />

Team Deutschland. „Ich wollte mir direkt<br />

im ersten Wurf Sicherheit holen. Dass<br />

er dann so weit ging, hat mich selber<br />

überrascht.“ Zum dritten Mal in ihrer<br />

Karriere warf sie damit über die 65-Meter-<br />

Marke und stabilisiert ihre Position. „Jetzt<br />

im Team der Erwachsenen angekommen<br />

zu sein, das fühlt sich super an. Die<br />

Erwartungen steigen damit auch, aber ich<br />

kann damit gut umgehen“, sagte Craft,<br />

die 2013 noch Silber bei der U23-EM mit<br />

Diskus und Kugel geholt hatte. Gegen die<br />

Routine der Französin Mélina Robert-<br />

Michon (65,51 m) konnte sich die junge<br />

deutsche Diskushoffnung aber noch nicht<br />

durchsetzen. Platz drei holte sich Yekaterina<br />

Strokova (Russ land; 63,97 m).<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 123


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

TOPACHT<br />

1. Krisztián Pars (HUN) 82,69<br />

2. Pawel Fajdek (POL) 82,05<br />

3. Sergey Litvinov (RUS) 79,35<br />

4. Pavel Kryvitski (BLR) 78,50<br />

5. Szymon Ziólkowski (POL) 78,41<br />

6. Primoz Kozmus (SLO) 77,46<br />

7. Marcel Lomnický (SVK) 76,89<br />

8. David Söderberg (FIN) 76,55<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Esser hadert mit Platz und Weite<br />

Das Publikum im Eintracht-Stadion war<br />

zur Stelle und stand bei der ersten<br />

Entscheidung gleich lautstark hinter dem<br />

deutschen Vertreter. Bei rhythmischem<br />

Klatschen holte sich Markus Esser mit<br />

74,73 Metern zunächst die Führung. Im<br />

zweiten Durchgang steigerte sich der<br />

Leverkusener auf 74,90 Meter, ganz glücklich<br />

wirkte er nach dem Versuch allerdings<br />

nicht. Er wusste warum: Er kämpfte<br />

Coole Typen<br />

Sie sind derzeit das<br />

Non-Plus-Ultra im<br />

Hammerwurf:<br />

Krisztián Pars (re.)<br />

und Pawel Fajdek<br />

Hammerwurf Männer<br />

Krisztián Pars siegt im<br />

Duell der Extraklasse<br />

mit seiner Technik. Danach konnte er sich<br />

nicht mehr steigern. Am Ende wurde er<br />

Vierter. „Das ist absolut indiskutabel“,<br />

ging der Routinier hart mit sich ins<br />

Gericht, „ich bin komplett unzufrieden.<br />

Momentan ist bei mir echt der Wurm<br />

drin“. Lob fand er für die Zuschauer:<br />

„Das Publikum war da. Es war eine super<br />

Atmosphäre.“ Im Kampf um die zwölf<br />

Punkte konterte der Russe Sergey Litvinov<br />

mit 76,34 Metern den Franzosen Quentin<br />

Bigot (76,15 m) aus. Auf Platz drei rettete<br />

sich nach zwei ungültigen Versuchen<br />

der polnische Weltmeister Pawel Fajdek<br />

(75,26 m).<br />

Die zwei besten Hammerwerfer der<br />

Welt in den vergangenen Jahren<br />

drückten auch den Europameisterschaften<br />

in Zürich ihren Stempel auf:<br />

Olympiasieger Krisztián Pars (Ungarn) und<br />

Weltmeister Pawel Fajdek (Polen) lieferten<br />

sich ein Duell der Extraklasse. Gleich vier<br />

Würfe der beiden schlugen jenseits von<br />

81,50 Metern ein. Die zwei weitesten gingen<br />

aufs Konto des Ungarn. Nach 82,18<br />

Metern im dritten Versuch ließ der Olympiasieger<br />

im finalen Durchgang 82,69 Meter<br />

folgen. 20 Zentimeter weiter als seine<br />

bisherige Bestleistung. Weltmeister Fajdek<br />

kam ihm im fünften Versuch zwar noch<br />

einmal mit 82,05 Metern sehr nah, gefährden<br />

konnte er den Europameister aber<br />

nicht mehr. „Mein letzter Wurf hat sich<br />

angefühlt wie 83,50 Meter. Leider war er<br />

nicht ganz so weit. Aber nächstes Jahr<br />

peile ich diese Marke an“, freute sich Pars.<br />

Auch der Silbermedaillengewinner war<br />

zufrieden. „Nach meiner Armverletzung<br />

durfte ich keine Wunder erwarten. Dafür<br />

war die Vorbereitungszeit zu kurz“, sagte<br />

Fajdek. Bronze ging an den Deutschen<br />

Meister von 2009.<br />

Seit dreieinhalb Jahren wirft Sergey<br />

Litvinov aber nicht mehr für Deutschland,<br />

sondern für sein Heimatland Russland. Mit<br />

79,35 Metern im fünften Versuch sicherte<br />

sich der 28-Jährige den dritten Platz auf<br />

dem EM-Podest. „Damit hätte ich nach<br />

den vielen technischen Problemen nicht<br />

gerechnet. Mit 78 Metern habe ich geliebäugelt.<br />

Mehr nicht“, sagte Litvinov, der in<br />

Adler nahe der Olympia stadt Sotschi lebt<br />

und trainiert. Dort wird der WM-Fünfte<br />

von Berlin 2009 – damals noch im <strong>DLV</strong>-<br />

Dress – von seinem Vater Sergey Litvinov<br />

Senior gecoacht. Der hatte in den 1980er-<br />

Jahren den Hammerwurf-Weltrekord mehrmals<br />

verbessert. Mit 86,04 Metern ist der<br />

Olympiasieger von 1988 noch immer der<br />

zweitbeste Hammerwerfer aller Zeiten hinter<br />

Weltrekordler Yuriy Sedykh (86,74 m).<br />

124 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Hammerwurf Frauen<br />

Anita Wlodarczyk<br />

wirft wie entfesselt<br />

Enttäuscht verließen Betty Heidler und<br />

Kathrin Klaas das Letzigrund-Stadion.<br />

Die Hammerwurf-Weltrekordlerin und<br />

ihre Frankfurter Klubkollegin gingen nach<br />

einem bitteren EM-Abend leer aus. Heidler<br />

kam mit 72,39 Metern auf Rang fünf. Die<br />

Deutsche Meisterin Klaas lag bis zum letzten<br />

Durchgang auf dem Bronzerang und<br />

musste dann mit ansehen, wie ihr die Polin<br />

Joanna Fiodorow das erste internationale<br />

Edelmetall ihrer Karriere entriss. „Ich habe<br />

mir wirklich ein Bein ausgerissen, aber es<br />

kam keine Weite zustande“, sagte Heidler<br />

und hob verzweifelt die Arme.<br />

Dabei hatte sich Heidler nach einem<br />

dreiwöchigen Trainingslager im Schwarzwald<br />

für alle Bedingungen gewappnet.<br />

Sie hatte im Nebel, bei Hagel, im Regen,<br />

bei Wind und bei Sonne geworfen. „Wir<br />

haben alles durch und ich bin bestens<br />

auf jede Wetterlage vorbereitet“, sagte<br />

Heidler vor dem Finale. Doch als der<br />

Regen einsetzte half ihr das auch nicht.<br />

Im nassen Ring fand Heidler mit 67,65,<br />

70,44 Metern und einem ungültigen Versuch<br />

nur mühsam in den Wettkampf.<br />

Mit 78,76 Metern verteidigte die Polin<br />

Anita Wlodarczyk überlegen ihren EM-Titel.<br />

Silber ging an Martina Hrasnova (Slowakei;<br />

74,66 m). Klaas reichten 72,89 Meter<br />

nicht zum dritten Platz, da Fiodorow im<br />

letzten Durchgang noch 73,67 Meter weit<br />

warf. Ein schwacher Trost: „Ich bin die beste<br />

Deutsche, damit hat vorher auch niemand<br />

gerechnet“, sagte Klaas. Für Klaas<br />

war es wie so oft: Sie konnte die Gunst der<br />

Stunde nicht nutzen und wurde wie vor<br />

zwei Jahren in Helsinki Vierte.<br />

Besser machten es die starken Polinnen.<br />

Allen voran Anita Wlodarczyk, die<br />

nach zwei ungültigen Versuchen mit dem<br />

Rücken zur Wand stand. Der dritte Wurf,<br />

der bei 75,88 Meter landete, war wie eine<br />

Befreiung, danach warf Wlodarczyk wie<br />

entfesselt, steigerte sich über 76,18 Meter<br />

auf starke 78,76 Meter.<br />

TOPACHT<br />

1. Anita Wlodarczyk (POL) 78,76<br />

2. Martina Hrašnová (SVK) 74,66<br />

3. Joanna Fiodorow (POL) 73,67<br />

4. Kathrin Klaas (GER) 72,89<br />

5. Betty Heidler (GER) 72,39<br />

6. Alexandra Tavernier (FRA) 70,32<br />

7. Bianca Perie (ROM) 69,26<br />

8. Nikola Lomnická (SVK) 67,39<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Heidler bleibt „Miss Team-EM“<br />

Sie ist und bleibt „Miss Team-EM“. Bei<br />

den ersten vier Ausgaben war Betty Heidler<br />

(Foto) am Start. Nach Platz zwei bei<br />

der Premiere siegte die Frankfurterin dreimal<br />

in Folge und baute in Braunschweig<br />

ihre Serie auf vier Erfolge aus. Gleich<br />

in Versuch eins ging Heidler mit 72,22<br />

Metern in Führung und konterte dann im<br />

zweiten Durchgang den Angriff der Polin<br />

Doppelte Freude<br />

Europameisterin Anita Wlodarczyk<br />

(li.) und Landsfrau Joanna Fiodorow<br />

feiern Gold und Bronze<br />

Joanna Fiodorow, die sie zwischenzeitlich<br />

um einen Zentimeter übertroffen hatte,<br />

mit 73,80 Metern. Und steigerte sich<br />

dann noch auf 74,63 Meter. Damit hatte<br />

sie die Polin und auch die Russin Anna<br />

Bulgakova (71,83 m) klar im Griff. Nur<br />

den Meisterschaftsrekord, den die Polin<br />

Anita Wlodarczyk bei der Premiere mit<br />

75,23 Metern aufgestellt hatte, holte<br />

Heidler nicht. „Das war der Hammer, die<br />

Stimmung hier“, freute sie sich trotzdem.<br />

„Das oberste Ziel waren die zwölf Punkte,<br />

die Weite, die nicht so der Hammer war,<br />

ist nebensächlich.“<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 125


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

TOPACHT<br />

1. Antti Ruuskanen (FIN) 88,01<br />

2. Vitezlav Vesely (CZE) 84,79<br />

3. Tero Pitkämäki (FIN) 84,40<br />

4. Lassi Etelätalo (FIN) 83,16<br />

5. Dmitriy Tarabin (RUS) 81,24<br />

6. Risto Mätas (EST) 80,73<br />

7. Valeriy Iordan (RUS) 78,40<br />

8. Matija Kranjc (SLO) 78,27<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Hofmann in neuer Dimension<br />

Es war ein Wurf in eine vollkommen neue<br />

Leistungsklasse: Direkt im ersten Versuch<br />

warf der Mannheimer Andreas Hofmann<br />

den Speer auf eine Weite, die das<br />

Publikum im Eintracht-Stadion schier zum<br />

Rasen brachte. 86,13 Meter – das ist Platz<br />

vier in der Welt. Aus dem Nichts, ist man<br />

geneigt zu sagen, katapultierte sich Hofmann<br />

zu einem Medaillenaspiranten für<br />

die EM in Zürich. „Ich war ewig verletzt“,<br />

Finnische Freude<br />

Antti Ruuskanen (li.)<br />

und Tero Pitkämäki mit<br />

Gold und Bronze<br />

Speerwurf Männer<br />

Ruuskanen erwischt<br />

einen optimalen Tag<br />

erinnert sich Andreas Hofmann zurück,<br />

der seit seinem U20-Europameistertitel<br />

2009 diverse Verletzungen zu überstehen<br />

hatte. „Umso schöner ist es, jetzt mit 86<br />

Metern zurück zu sein.“ Damit schlug er<br />

auch den Russen Dmitriy Tarabin, der an<br />

diesem Tag nicht über 83,40 Meter hinaus<br />

kam. Zehn Punkte holte Maksym Bohdan,<br />

mit einer Weite von 80,93 Metern für die<br />

Ukraine.<br />

Fast hätte die Speerwurfnation Nummer<br />

eins in der Welt seinen ersten „Sweep“<br />

in der EM-Geschichte gelandet. Bis<br />

zum fünften Durchgang führten Antti<br />

Ruuskanen, Lassi Etelätalo und Tero Pitkämäki<br />

das Feld an. Erst der fünfte Wurf des<br />

Weltmeisters Vitezlav Vesely (Tschechien)<br />

auf 84,79 Meter verhinderte ein rein finnisches<br />

Podium. Den fünften EM-Titel für<br />

Finnlands Speerwerfer – angefangen mit<br />

dem großen Matti Järvinen vor 80 Jahren<br />

– konnte er nicht verhindern.<br />

Einen zu guten Tag erwischte Antti<br />

Ruuskanen, der im dritten Versuch seine<br />

Bestleistung um 22 Zentimeter auf 88,01<br />

Meter steigerte. Eine würdige Leistung<br />

für einen Europameister. „Die Technik hat<br />

heute einfach gepasst. Die Würfe waren<br />

hoch, das bringt mir viele Meter“, verriet<br />

Antti Ruuskanen sein Erfolgsrezept. Hinter<br />

Weltmeister Vesely ging Bronze an Tero<br />

Pitkämäki (84,40 m). Landsmann Lassi<br />

Etelätalo blieb mit 83,16 Metern Rang vier.<br />

Über solche Weiten hätte sich das<br />

stark eingeschätzte deutsche Duo gefreut.<br />

Doch nach 81,24 Metern in der Qualifikation<br />

kam Thomas Röhler im Finale gar nicht<br />

zurecht. Auf 70,31 Meter folgten 66,52 Meter<br />

und ein ungültiger Wurf. Platz zwölf,<br />

indiskutabel für den Mann aus Jena, der<br />

<strong>2014</strong> schon 86,99 Meter geworfen hatte.<br />

Doch der Deutsche Meister kam mit dem<br />

neuen Belag im Letzigrund gar nicht zurecht,<br />

rutschte immer wieder beim Stemmschritt<br />

weg. „Ohne Stemmbein kann man<br />

nicht Speerwerfen, das geht einfach nicht!<br />

Mit Badelatschen auf nasser Wiese – so<br />

hat sich das für mich angefühlt“, sagte<br />

Röhler.<br />

Andreas Hofmann kam ein wenig<br />

besser zurecht. Doch auch der Sieger der<br />

Team-EM von Braunschweig verpasste mit<br />

77,42 Metern als Neunter den Endkampf.<br />

„Bei mir hat sich wieder ein technischer<br />

Fehler eingeschlichen. Das hat Weite gekostet“,<br />

sagte der Mannheimer.<br />

126 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Speerwurf Frauen<br />

Linda Stahl ist glücklich<br />

mit Bronze und Examen<br />

Lange glänzte die Medaille von Linda<br />

Stahl golden. Schon im ersten Versuch<br />

warf die Leverkusenerin den<br />

Speer auf ihre Tages-Bestmarke von 63,91<br />

Meter und kam damit 22 Zentimeter weiter<br />

als bei ihrem Bronze-Coup zwei Jahre<br />

zuvor in Helsinki. Bei der EM 2010<br />

in Barcelona hatte die Ärztin sogar die<br />

Goldmedaille geholt.<br />

Erst in Runde fünf setzte die Konkurrenz<br />

zum Konter an. Und das gleich<br />

doppelt: Zunächst verbuchte Tatjana<br />

Jelaca mit 64,21 Metern einen neuen<br />

Landesrekord für Serbien, dann schlug<br />

Barbora Spotakova zu. Für die hochdekorierte<br />

Tschechin bedeuteten 64,41<br />

Meter bei nicht bestem „Flugwetter“ im<br />

Züricher Letzigrund das erste EM-Gold.<br />

Zwei Olympiasiege und einen WM-Titel<br />

hat die Mutter eine kleinen Sohns schon.<br />

Die Weltrekordlerin hatte auch Linda<br />

Stahl auf der Rechnung gehabt. „Ich<br />

habe erwartet, dass sie 68 Meter wirft.<br />

Bei allen hat die Weite gefehlt“, sagte<br />

Stahl. Zufrieden war die Ex-Europameisterin<br />

trotzdem: „Ich habe das Medizin-<br />

Examen geschafft, ich habe eine Medaille<br />

gewonnen: Ich finde mich gerade ganz<br />

gut.“<br />

Ganz gut lief es auch für Christin<br />

Hussong. Die 20-Jährige vom LAZ Zweibrücken<br />

belegte bei ihrer ersten großen<br />

Meisterschaft einen starken siebten<br />

Rang. „Ich bin super zufrieden, auch<br />

wenn vielleicht Platz vier drin gewesen<br />

wäre“, sagte das Wurftalent nach 59,29<br />

Metern. Die eigentlich deutlich stärker<br />

eingeschätzte Leverkusenerin Katharina<br />

Molitor musste sich mit glatten 58,00 Metern<br />

begnügen. Damit verpasste sie als<br />

Neunte den Endkampf. Medaillenkandidatin<br />

Hanna Hatsko-Fedusova (Ukraine)<br />

– mit 67,29 Metern als Nummer zwei der<br />

Welt angereist – blieb mit indiskutablen<br />

53,81 Metern sogar schon in der Qualifikation<br />

hängen.<br />

TOPACHT<br />

1. Barbora Spotakova (CZE) 64,41<br />

2. Tatjana Jelaca (SRB) 64,21<br />

3. Linda Stahl (GER) 63,91<br />

4. Madara Palameika (LAT) 62,04<br />

5. Tatsiana Khaladovich (BLR) 61,66<br />

6. Martina Ratej (SLO) 61,58<br />

7. Christin Hussong (GER) 59,29<br />

8. Goldie Sayers (GBR) 58,33<br />

So lief‘s bei<br />

der TEAM-EM<br />

Spotakova nicht zu schlagen<br />

Tschechiens Speerwurf-Star Barbora<br />

Spotakova holte sich nach überstandenen<br />

gesundheitlichen Problemen souverän<br />

den Sieg mit 65,57 Metern. Dabei musste<br />

Spotakova kurz vor Beginn der Team-EM<br />

mit Verdacht auf Blinddarmentzündung<br />

im Krankenhaus behandelt werden. „Ich<br />

fühle mich auch heute noch ziemlich<br />

schlapp“, sagte die zweimalige Olympia-<br />

Dritte Medaille in Folge<br />

Linda Stahl ist eine<br />

Medaillenbank: Nach EM-Gold<br />

2010 und EM-Bronze 2012<br />

belegt die Ärztin in Zürich<br />

erneut Rang drei<br />

siegerin. „Aber ich liebe diese Meisterschaften<br />

so sehr, dass ich sie nicht<br />

verpassen wollte.“ Schlapp wirkte ihr<br />

Auftritt indes anhand der blanken Zahlen<br />

gar nicht. Die <strong>DLV</strong>-Athletin Linda Stahl<br />

fand nicht gut in den Wettkampf hinein.<br />

„Die Windbedingungen waren schon<br />

recht schwierig“, sagte die ehemalige<br />

Europameisterin. „Ich bin nicht so ganz<br />

aus dem Quark gekommen.“ Mit 61,58<br />

Metern landete Linda Stahl auf dem<br />

dritten Platz. Denn im dritten Durchgang<br />

schob sich noch die Ukrainerin Hanna<br />

Hatsko-Fedusova mit 63,01 Metern an ihr<br />

vorbei.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 127


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

TOPACHT<br />

1. Andrei Krauchanka (BLR) 8.616<br />

2. Kevin Mayer (FRA) 8.521<br />

3. Ilya Skhurenyov (RUS) 8.498<br />

4. Eelco Sintnicolaas (NED) 8.478<br />

5. Arthur Abele (GER) 8.477<br />

6. Kai Kazmirek (GER) 8.458<br />

7. Rico Freimuth (GER) 8.308<br />

8. Oleksiy Kasyanov (UKR) 8.231<br />

Die starken deutschen Zehnkämpfer<br />

mussten sich noch besserer Konkurrenz<br />

geschlagen geben: Gold, Silber<br />

und Bronze gingen an Andrei Krauchanka<br />

(Weißrussland; 8.616), Kevin Mayer (Frankreich;<br />

8.521) und Ilya Shkurenyov (Russland;<br />

8.498). Arthur Abele erkämpfte sich<br />

mit Bestleistung von 8.477 Punkten Rang<br />

fünf, dahinter reihten sich Kai Kazmirek<br />

(8.458) und Rico Freimuth (8.308) ein.<br />

Der Stabhochsprung wurde an Tag<br />

zwei das Zünglein an der Waage. Bis dahin<br />

lag das Feld auf hohem Niveau dichtauf,<br />

acht Zehnkämpfer lagen noch auf Kurs jenseits<br />

von 8.400 Punkten, jeder von ihnen<br />

mit Medaillenchancen. Kai Kazmirek (LG<br />

Rhein-Wied), mit einer Leistung von 8.471<br />

Punkten als Jahresbester angereist, hatte<br />

sich in glänzender Verfassung präsentiert<br />

und nach sieben Disziplinen mit drei Einzelbestleistungen<br />

und ohne jeglichen Ausrutscher<br />

in Führung gelegen. Herausragend<br />

sein Weitsprung mit 7,68 Metern, weitere<br />

Bestleistungen über 100 Meter (10,75 sec)<br />

und über 110 Hürden (14,05 sec) sowie<br />

starke 2,13 Meter im Hochsprung.<br />

Dann aber kam der Stabhochsprung,<br />

und hier gingen magere 4,60 Meter für den<br />

U23-Europameister ein – 5,20 Meter ist er<br />

schon gesprungen. Zwar ließ er noch eine<br />

starke Speer-Bestleistung (63,17 m) folgen,<br />

nach 4:38,67 Minuten über 1.500 Meter<br />

musste er in der Endabrechnung jedoch<br />

noch drei stärkere Läufer an sich vorbeilassen.<br />

Dass er mit 8.458 Punkten den<br />

zweitbesten Zehnkampf seiner Karriere<br />

absolvierte und dass dieses Resultat „nur“<br />

für Rang sechs reichte – ein Ausdruck der<br />

Klasse des Feldes.<br />

Voller Glückshormone und mit einem<br />

strahlenden Lächeln hatte Arthur Abele<br />

auf Rang vier liegend den ersten EM-Tag<br />

beendet. Und auch den zweiten Tag konnte<br />

er freudestrahlend zu Ende bringen,<br />

obwohl nach den 1.500 Metern ganz kurz<br />

Ärger über eine nur um 21 Zähler verpasste<br />

Medaille aufflackerte. Der Athlet vom SSV<br />

Ulm 1846 hatte sechs Jahre – seit seinem<br />

Verletzungs-Aus bei den Olympischen<br />

Spielen 2008 in Peking – auf einen Auftritt<br />

auf internationaler Bühne gewartet. So ge-<br />

Wahnsinns-Hochsprung<br />

Mit 2,22 Metern in der<br />

vierten Disziplin legte<br />

Andrei Krauchanka<br />

aus Weißrussland den<br />

Grundstein für seinen<br />

Zehnkampf-Triumph<br />

Zehnkampf Männer<br />

Am Stab platzen die<br />

deutschen Hoffnungen<br />

noss er sichtlich jede Sekunde im Züricher<br />

Letzigrund.<br />

Der 28-Jährige steigerte seine sechs<br />

Jahre alte Bestmarke um stolze 105 Punkte<br />

auf 8.477 Zähler und durfte sich über Rang<br />

fünf freuen. Mit einer goldenen Startnummer<br />

für die Zwischenführung nach drei<br />

Disziplinen, einem Meisterschaftsrekord<br />

über die Hürden von 13,55 Sekunden und<br />

der Gewissheit, dass er wieder mittendrin<br />

ist in der internationalen Spitze, trat er die<br />

Heimreise an.<br />

Für Rico Freimuth (SV Halle) gab es<br />

nach einem enttäuschenden ersten Tag an<br />

Tag zwei durchaus Grund zur Zufriedenheit.<br />

Auch er startete wie Abele mit einer<br />

Hürden-Bestleistung (13,63 sec) und war<br />

anschließend bester Diskuswerfer (48,81<br />

m). Im Stabhochsprung war er einer der<br />

Leidtragenden einer anderthalbstündigen<br />

Wind-Unterbrechung – hatte aber anschließend<br />

bessere Bedingungen und flog<br />

noch über gute 4,80 Meter. Mit dem Speer<br />

(62,74 m) war er schließlich zweieinhalb<br />

Meter besser als in Ratingen. 8.308 Punkte<br />

standen für ihn nach zehn Disziplinen zu<br />

Buche – nicht ganz das, was er sich vorgenommen<br />

hatte, aber ein versöhnlicher<br />

Abschluss auf Rang sieben.<br />

Der neue Europameister Andrei<br />

Krauchanka hatte schon an Tag eins mit<br />

herausragenden 2,22 Metern im Hochsprung<br />

ein Ausrufezeichen gesetzt. Im<br />

Stabhochsprung holte er sich an Tag zwei<br />

mit 5,10 Metern die Führung in der Zwischenwertung<br />

wieder zurück, Gold war<br />

ihm da nicht mehr zu nehmen.<br />

Dahinter stellte Kevin Mayer mit 8.521<br />

Punkten einen neuen französischen U23-<br />

Rekord auf. Neun Disziplinen lag er in Lauerstellung,<br />

erst über 1.500 Meter erkämpfte<br />

er sich den Medaillenrang. Ilya Shkurenyov<br />

hielt in der letzten Disziplin den Niederländer<br />

Eelco Sintnicolaas um 20 Punkte auf<br />

Distanz, nur einen Punkt hinter diesem<br />

landete Arthur Abele.<br />

128 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Siebenkampf Frauen<br />

Carolin Schäfer schürt<br />

Zukunftshoffnungen<br />

Bronze war drin, aber am Ende fehlten<br />

ihr 28 Punkte zur ersehnten Medaille.<br />

Siebenkämpferin Carolin Schäfer<br />

von der LG Eintracht Frankfurt hat bei<br />

den Leichtathletik-Europameisterschaften<br />

den Sprung auf das Podest ganz knapp<br />

verpasst. Nach einer bravourösen Leistung<br />

und vier persönlichen Bestleistungen<br />

konnte die 22-Jährige mit 6.395 Zählern<br />

und dem vierten Platz aber zufrieden<br />

sein. „Ich bin super froh mit der Punktzahl.<br />

Ich weiß aber auch, da geht noch<br />

viel mehr. Ich kann diesen vierten Platz<br />

überhaupt noch nicht in Worte fassen“,<br />

sagte Schäfer.<br />

Rund 20.000 Zuschauer im Letzigrund-Stadion<br />

feierten die alte und neue<br />

Königin der Athletinnen: Titelverteidigerin<br />

Antoinette Nana Djimou aus Frankreich<br />

triumphierte mit 6.551 Punkten.<br />

Silber holte sich die Hallen-Weltmeisterin<br />

im Fünfkampf, Nadine Broersen aus den<br />

Niederlanden, die 6.498 Zähler sammelte,<br />

Von wegen undankbar<br />

Ein vierter Platz kann Anlass<br />

zu großer Freude sein. Das<br />

bewies Carolin Schäfer im<br />

Siebenkampf von Zürich<br />

vor der starken Belgierin Nafissatou Thiam<br />

(6.423). Lilli Schwarzkopf aus Hannover<br />

wurde bei ihrem Comeback nach<br />

einem Achillessehnenriss mit 6.332 Punkten<br />

starke Fünfte, Schäfers Vereinskollegin<br />

Claudia Rath landete mit 6.225 Punkten<br />

auf Rang acht.<br />

„Caro hat hier einen überragenden<br />

Wettkampf gemacht. Sie ist ja noch ein<br />

junges Mädel und hat sich hier gut verkauft“,<br />

lobte Siebenkampf-Bundestrainer<br />

Wolfgang Kühne. „Sie wurde immer als<br />

großes Talent gehandelt. In diesem Jahr<br />

hat sie endlich den Sprung gemacht, den<br />

wir uns von ihr erhofft haben.“<br />

Die Olympia-Zweite Schwarzkopf zog<br />

sich bei ihrem internationalen Comeback<br />

beachtlich aus der Affäre. „Wenn sie drei<br />

Wochen mehr Zeit zur Vorbereitung gehabt<br />

hätte, wäre es sicher noch besser gelaufen“,<br />

sagte ihr Vater und Trainer Reinhold<br />

Schwarzkopf. Die 30-Jährige markierte<br />

am ersten Tag eine Hochsprung-Bestlei-<br />

TOPACHT<br />

1. Antoinette Nana Djimou (FRA) 6551<br />

2. Nadine Broersen (NED) 6498<br />

3. Nafissatou Thiam (BEL) 6423<br />

4. Carolin Schäfer (GER) 6395<br />

5. Lilli Schwarzkopf (GER) 6332<br />

6. Laura Ikauniece-Admidina (LET) 6310<br />

7. Anouk Vetter (NED) 6281<br />

8. Claudia Rath (GER) 6225<br />

stung (1,85 m). Im Speerwurf (52,17m),<br />

ihrer besten Disziplin, konnte sie am Tag<br />

danach aber keine Punkte gutmachen.<br />

„Die Kräfte lassen noch nicht mehr zu. Ich<br />

muss akzeptieren, dass ich noch nicht bei<br />

100 Prozent bin“, erklärte Lilli Schwarzkopf.<br />

„Andererseits ist der fünfte Platz absolut<br />

akzeptabel. Die Bedingungen waren<br />

nicht so einfach. Ich habe das Bestmögliche<br />

gegeben.“<br />

Auch Bundestrainer Kühne war zufrieden.<br />

„Wie sie hier zurückgekommen<br />

ist, war aller Ehren wert. Beim letzten Versuch<br />

im Weitsprung hat sie Pech gehabt,<br />

das war wirklich unglücklich“, sagte der<br />

Hallenser und lobte das Trio: „Das war ein<br />

toller Wettkampf von allen dreien.“<br />

Carolin Schäfer verbuchte mit 6,30<br />

Metern im Weitsprung ihre dritte persönliche<br />

Bestleistung in einer Teildisziplin<br />

und lag nach der fünften Disziplin plötzlich<br />

in Führung. Mit indiskutablen 44,19<br />

Metern im Speerwurf fiel sie auf Platz vier<br />

zurück. „Den Speer habe ich versemmelt.<br />

Da bin ich eigentlich so sicher. Aber irgendwas<br />

muss wohl falsch laufen im Siebenkampf.<br />

Sonst würde man nicht die Reserven<br />

noch sehen und weiterarbeiten“,<br />

meinte sie und auch Heimtrainer Jürgen<br />

Sammert nahm sie für den Speerwurf in<br />

die Kritik: „Das war kein Traumergebnis.<br />

Wir hatten gehofft, dass sie fünf Meter<br />

weiter werfen kann.“<br />

Über 800 Meter sprang dann Claudia<br />

Rath als Tempomacherin für Carolin Schäfer<br />

ein und zog sie zu 2:17,39 Minuten<br />

und auf Rang vier. „Dass es ein vierter<br />

Platz geworden ist, habe ich echt Claudia<br />

über die 800 Meter zu verdanken. Sie<br />

musste einen Platz für mich opfern. Sie<br />

hat aber sofort gesagt: Wir kämpfen zusammen<br />

um die Medaille für dich. Großes<br />

Kompliment, das ist eine Wahnsinnsgeste.<br />

Dafür bin ich unendlich dankbar“, meinte<br />

Carolin Schäfer.<br />

Mit Ausnahme von 1998, 2012 und<br />

nun auch <strong>2014</strong> haben die deutschen Siebenkämpferinnen<br />

immer mindestens eine<br />

EM-Medaille geholt. Als bislang letzte<br />

Athletin erkämpfte Jennifer Oeser vor vier<br />

Jahren in Barcelona EM-Bronze.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 129


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

Schneller Gang im Regen<br />

Am nassen zweiten EM-Tag<br />

von Zürich stürmte Christopher<br />

Linke auf Rang fünf<br />

20 Kilometer Gehen Männer<br />

Anschluss an die Spitze gefunden<br />

Die deutschen Geher kommen wieder<br />

voran. Christopher Linke gehört nach<br />

seinem fünften Platz bei der Leichtathletik-EM<br />

in Zürich über 20 Kilometer<br />

nun zur Weltelite – zumindest aus Sicht<br />

von Bundestrainer Ronald Weigel. Er sieht<br />

seine Schützlinge auf dem richtigen Weg.<br />

„Das ist ein tolles Ergebnis. Christopher<br />

hat gezeigt, dass er nun zur direkten Weltspitze<br />

zählt“, sagte der frühere Weltmeister<br />

und Olympia-Zweite von 1988 über die<br />

Energieleistung seines Schützlings über 20<br />

TOPACHT<br />

1. Miguel Angel Lopez (ESP) 1:19:44<br />

2. Aleksandr Ivanov (RUS) 1:19:45<br />

3. Denis Strelkov (RUS) 1:19:46<br />

4. Ruslan Dmytrenko (UKR) 1:19:46<br />

5. Christopher Linke (GER) 1:21:00<br />

6. Alvaro Martin (ESP) 1:21:41<br />

7. Andriy Kovenko (UKR) 1:21:48<br />

8. Giorgio Rubino (ITA) 1:22:07<br />

Kilometer. Der 25-Jährige vom SC Potsdam<br />

kam nach 1:21:00 Stunden ins Ziel. Seine<br />

Vereinskameraden Hagen Pohle und Nils<br />

Christoph Gloger belegten im Feld der 31<br />

Starter die Ränge 15 und 27.<br />

Neuer Europameister wurde am Mittwoch<br />

auf der Strecke am Zürichsee der<br />

Spanier Miguel Angel López in 1:19:44<br />

Stunden. Weltmeister Alexander Ivanov<br />

aus Russland wurde mit einer Sekunde<br />

Rückstand Zweiter. Eine weitere Sekunde<br />

dahinter belegten Denis Strelkov (Russland)<br />

und Ruslan Dmytrenko (Ukraine)<br />

die Plätze drei und vier. Es war die engste<br />

Geher-Entscheidung der EM-Geschichte.<br />

Lange Zeit konnte Christopher Linke in<br />

der Spitzengruppe mithalten, bis sich nach<br />

zwölf Kilometern ein Quartett um López<br />

absetzte. Für den 1,90 Meter großen Sportsoldaten<br />

ist Rang fünf die beste Platzierung<br />

seiner Karriere bei einer internationalen<br />

Meisterschaft.<br />

„Für uns Geher ist es ein positives Signal<br />

und eine Motivation. Wir sind auf<br />

dem richtigen Weg“, meinte Weigel über<br />

das beste Abschneiden eines deutschen<br />

Gehers bei einer EM oder WM seit Melanie<br />

Seegers viertem Platz bei der Europameisterschaft<br />

2010 in Barcelona.<br />

Das große Ziel der Weigel-Jungs sind<br />

die Olympischen Spiele 2016 in Rio de<br />

Janeiro. Auch für Hagen Pohle, der bis<br />

Kilometer acht mit der Spitzengruppe mithalten<br />

konnte, danach konnte der 22 Jahre<br />

alte ehemalige U18- und U20-Weltmeister<br />

das Tempo aber nicht mehr mitgehen und<br />

wurde 15. in 1:24:00 Stunden. Pohle musste<br />

nach einem Trainingsunfall fünf Monate<br />

pausieren, schaffte aber binnen drei Monaten<br />

doch noch die Norm für einen EM-<br />

Start.<br />

„Wir haben fünf bis sechs junge Athleten,<br />

die sich für Rio 2016 qualifizieren<br />

können und noch für 2020 in Tokio infrage<br />

kommen“, sagte Weigel. „Deshalb werden<br />

wir jetzt einen Schritt nach dem anderen<br />

machen. Bei der EM sind wir schon mal<br />

weiter vorangekommen.“ Richtig ausgebremst<br />

wurde in Zürich nur Nils Gloger,<br />

der früh mit Magenproblemen zu kämpfen<br />

hatte und als 27. nach 1:29:44 Stunden ins<br />

Ziel ging.<br />

130 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


20 Kilometer Gehen Frauen<br />

Das erste russische<br />

Gold in Zürich<br />

Die Russin Elmira Alembekova hat<br />

die Goldmedaille im Gehen über 20<br />

Kilometer gewonnen. Die 24-Jährige<br />

kam in 1:27:56 Stunden als Erste ins<br />

Ziel. Silber holte die Ukrainerin Lyudmyla<br />

Olyanovska in 1:28:07 Stunden – eine<br />

Sekunde vor der drittplatzierten Tschechin<br />

Anezka Drahotova. Alembekova erkämpfte<br />

die erste Goldmedaille für Russlands<br />

Leichtathleten in Zürich. Deutsche<br />

Geherinnen waren nicht am Start.<br />

„Es ist alles nach Plan gegangen“,<br />

meinte die Russin, die nach großen Erfolgen<br />

als Nachwuchsathletin ein paar<br />

Jahre gebraucht hatte, um auch bei den<br />

Erwachsenen den Anschluss an die Spitze<br />

herzustellen. Sie war bereits 2005<br />

Zweite bei den U18-Weltmeisterschaften<br />

über 5.000 Meter, 2008 gewann sie Silber<br />

bei den U20-Weltmeisterschaften und ein<br />

Jahr später war sie U20-Europameisterin<br />

im Bahngehen über 10.000 Meter.<br />

Der Kampf um Gold begann in Zürich<br />

zwei Kilometer vor dem Ziel. „Das waren<br />

die härtesten Momente des Rennens“, erklärte<br />

die spätere Siegerin. Alle drei Medaillengewinnerinnen<br />

waren zusammen<br />

und kämpften bis ins Ziel auf Biegen und<br />

Brechen um den EM-Titel. Elmira Alembekova<br />

konnte sich dann bis ins Ziel einen<br />

Vorsprung von elf Sekunden auf die<br />

zweitplatzierte Lyudmyla Olyanovska<br />

aus der Ukraine erarbeiten. Die Ukrainerin<br />

gewann Bronze mit nur seiner Sekunde<br />

Vorsprung auf die erst 19 Jahre alte<br />

Anezka Drahotova aus der Tschechichen<br />

„Nach dem schweren Fight gegen Elmira<br />

und Anezka bin ich sehr zufrieden<br />

mit Silber“, meinte Lyudmyla Olyanovska<br />

und bedankte sich bei ihrem Trainer, ihren<br />

Teamkollegen und bei den Menschen in<br />

der kriegsgeplagten Ukraine: „Sie haben<br />

mich alle sehr unterstützt.“ Die 21-Jährige,<br />

die sich in den ukrainichen Karpaten<br />

auf Zürich vorbereitet hat, gab zu, in<br />

den letzten beiden Nächten vor dem EM-<br />

TOPACHT<br />

1. Elmira Alembekova (RUS) 1:27:56<br />

2. Lyudmyla Olyanovska (UKR) 1:28:07<br />

3. Anezka Drahotova (CZE) 1:28:08<br />

4. Vera Sokolova (RUS) 1:28:24<br />

5. Eleonora Giorgi (ITA) 1:28:28<br />

6. Ana Cabecinha (POR) 1:28:40<br />

7. Antonella Palmisano (ITA) 1:28:43<br />

8. Beatriz Pascual (ESP) 1:29:02<br />

Finale nur noch vom Gehen geträumt zu<br />

haben. „Aber ich kam in meinen Träumen<br />

kaum vorwärts, zum Glück war das im<br />

Wettkampf dann ganz anders.“<br />

Anezka Drahotova dagegen war nicht<br />

ganz glücklich mit Bronze – obwohl sie<br />

damit als U20-Athletin schon ihren ersten<br />

großen Erfolg bei den Erwachsenen<br />

feierte. „Ich bin ein bisschen enttäuscht,<br />

nicht Silber gewonnen zu haben“, sagte<br />

sie. Sie gab zu, bis zwei Kilometer vor<br />

dem Ziel sogar noch auf Gold spekuliert<br />

zu haben. „Aber die letzten 600<br />

Meter waren sehr schwer für mich. Ich<br />

hab dann kurz mein Spiegelbild in den<br />

Schaufenstern erblickt, von Lyudmyla<br />

war nichts zu sehen, deshalb war ich<br />

überrascht, dass sie mich kurz vor dem<br />

Ziel noch überholt hat.“<br />

Die schönsten Gesichter des Gehens<br />

Die Medaillengewinnerinnen (v.li.)<br />

Lyudmyla Olyanovska (Silber), Elmira<br />

Alembekova (Gold) und Anezka<br />

Drahotova (Bronze)<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 131


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />

Jubel mit zwei Fahnen<br />

Yohann Diniz ließ sich vor dem Ziel<br />

neben der französischen auch eine<br />

portugiesische Flagge reichen.<br />

Schließlich ist seine Mutter Französin<br />

und sein Vater Portugiese.<br />

Im Ziel folgte ein ausgiebiger<br />

Weltrekord-Jubel<br />

50 Kilometer Gehen Männer<br />

Weltrekord trotz Boxen-Stopp<br />

Der Franzose Yohann Diniz hat seinen<br />

Europameistertitel über 50 Kilometer<br />

Gehen verteidigt und dabei den Weltrekord<br />

des Russen Denis Nizhegorodov auf<br />

3:32:33 Stunden verbessert. Damit unter-<br />

TOPACHT<br />

1. Yohann Diniz (FRA) 3:32:33 (WR)<br />

2. Matej Toth (SLK) 3:36:21<br />

3. Ivan Noskov (RUS) 3:37:41<br />

4. Mikhail Ryzhov (RUS) 3:39:07<br />

5. Ivan Banzeruk (UKR) 3:44:49<br />

6. Ihor Hlavan (UKR) 3:45:08<br />

7. Marco de Luca (ITA) 3:45:25<br />

8. Jesus Angel Garcia (ESP) 3:45:41<br />

bot der 36-Jährige die mehr als sechs Jahre<br />

alte Bestmarke um knapp zwei Minuten.<br />

EM-Silber sicherte sich der Slowake Matej<br />

Tóth in 3:36:21 Stunden vor Ivan Noskov<br />

aus Russland, der nach 3:37:41 Stunden<br />

ins Ziel kam.<br />

„Außerirdisch, was Diniz heute geleistet<br />

hat“, sagte der deutsche Bundestrainer<br />

Ronald Weigel zur Ein-Mann-Show<br />

des Franzosen. „Bei einer WM hätte er mit<br />

dem Weltrekord 100.000 Dollar gewonnen.<br />

Zum Schluss war er euphorisch und ist fast<br />

ein bisschen überheblich gewesen.“<br />

Damit meinte der Bundestrainer den<br />

Triumphmarsch, zu dem die letzten Meter<br />

des 50 Kilometer langen Weges für Yohann<br />

Diniz wurden. Der Franzose ließ sich feiern<br />

wie ein König. Er blieb sogar stehen,<br />

um sich zwei Flaggen für den Siegesjubel<br />

zu besorgen. Der jetzt dreimalige Europameister<br />

wusste, was er in den Stunden<br />

vorher geleistet hatte. Ein Kampf um jede<br />

Sekunde war nicht nötig, um den Weltrekord<br />

zu brechen. So schnell war er.<br />

Carl Dohmann, der einzige Deutsche<br />

im Feld der anfangs 34 Geher, kam in persönlicher<br />

Bestzeit von 3:51:27 Stunden als<br />

15. ins Ziel. „Bis Kilometer 40 sah das richtig<br />

gut aus. 3:48 Stunden wäre möglich gewesen.<br />

Doch dann kam der Mann mit dem<br />

Hammer, der Einbruch“, erklärte Weigel,<br />

der mit der Leistung des 24 Jahre alten Studenten<br />

aus Baden-Baden aber absolut zufrieden<br />

war. „Carl muss noch Erfahrungen<br />

sammeln, aber er hat sich heute sehr gut<br />

verkauft.“<br />

132 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


• Namen<br />

• Daten<br />

• Zahlen<br />

Alles auf<br />

einen Blick


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Ergebnisse der EM<br />

Männer<br />

100 Meter (-0,4) I 13.8.<strong>2014</strong><br />

1. James Dasaolu GBR 10,06<br />

2. Christophe Lemaitre FRA 10,13<br />

3. Harry Aikines-Aryeetey GBR 10,22<br />

4. Dwain Chambers GBR 10,24<br />

5. Lucas Jakubczyk GER 10,25<br />

6. Jaysuma Saidy Ndure NOR 10,35<br />

7. Catalin Cîmpeanu ROU 10,44<br />

8. Yazaldes Nascimento POR 10,46<br />

HF: 10. Julian Reus GER 10,35<br />

HF: 12. Sven Knipphals GER 10,37<br />

200 Meter (-1,6) I 15.8.<strong>2014</strong><br />

1. Adam Gemil GBR 19,98<br />

2. Christophe Lemaitre FRA 20,15<br />

3. Serhiy Smelyk UKR 20,30<br />

4. Churandy Martina NED 20,37<br />

5. Diego Marani ITA 20,43<br />

6. Ramil Guliyev TUR 20,48<br />

7. Likoúrgos-Stéf. Tsákonas GRE 20,53<br />

8. Karol Zalewski POL 20,58<br />

HF: 14. Robin Erewa GER 20,82<br />

HF: 16. Alexio-Platini Menga GER 20,89<br />

4x100m Meter I 17.8.<strong>2014</strong><br />

1. Großbritannien GBR 37,93<br />

(Ellington; Aikines-Aryeetey; Kilty; Gemili)<br />

2. Deutschland GER 38,09<br />

(Reus, Knipphals, Kosenkow, Jakubczyk)<br />

3. Frankreich FRA 38,47<br />

(Vincent; Lemaitre; Tinmar; Bassaw)<br />

4. Schweiz SUI 38,56<br />

5. Niederlande NED 38,60<br />

6. Polen POL 38,85<br />

Italien ITA dnf<br />

Portugal POL dnf<br />

400 Meter I 15.8.<strong>2014</strong><br />

1. Martyn Rooney GBR 44,71<br />

2. Matthew Hudson-Smith GBR 44,75<br />

3. Donald Sanford ISR 45,27<br />

4. Jakub Krzewina POL 45,52<br />

5. Conrad Williams GBR 45,53<br />

6. Kamghe Gaba GER 45,83<br />

7. Samuel García ESP 46,35<br />

Jonathan Borlée BEL dns<br />

4x400m Meter I 17.8.<strong>2014</strong><br />

1. Großbritannien GBR 2:58,79<br />

(Williams; Hudson-Smith; Bingham; Rooney)<br />

2. Russland RUS 2:59,38<br />

(Dyldin; Ivashko; Uglov; Krasnov)<br />

3. Polen POL 2:59,85<br />

(Omelko; Kozlowski; Krawczuk; Krzewina)<br />

4. Frankreich FRA 2:59,89<br />

5. Irland IRL 3:01,67<br />

6. Deutschland GER 3:01,70<br />

(Gaba; Rigau; Plass; Schneider)<br />

7. Belgien BEL 3:02,60<br />

8. Tschechien CZE 3:04,56<br />

800 Meter I 15.8.<strong>2014</strong><br />

1. Adam Kszczot POL 1:44,15<br />

2. Artur Kuciapski POL 1:44,89<br />

3. Mark English IRL 1:45,03<br />

4. Andreas Bube DEN 1:45,21<br />

5. Marcin Lewandowski POL 1:45,78<br />

6. Amel Tuka BIH 1:46,12<br />

7. Josef Repcík SVK 1:46.29<br />

8. Pierre-Ambroise Bosse FRA 1:46,55<br />

HF: 12. Dennis Krüger GER 1:48,33<br />

1.500 Meter I 17.8.<strong>2014</strong><br />

1. M. Mekhissi-Benabbad FRA 3:45,60<br />

2. Henrik Ingebrigtsen NOR 3:46,10<br />

3. Chris O‘Hare GBR 3:46,18<br />

4. Paul Robinson IRL 3:46,35<br />

5. Homiyu Tesfaye GER 3:46,46<br />

6. David Bustos ESP 3:46,92<br />

7. Timo Benitz GER 3:47,26<br />

8. Tarik Moukrime BEL 3:47,33<br />

10. Florian Orth GER 3:54,35<br />

5.000 Meter I 17.8.<strong>2014</strong><br />

1. Mo Farah GBR 14:05,82<br />

2. Hayle Ibrahimov AZE 14:08,32<br />

3. Andy Vernon GBR 14:09,48<br />

4. Richard Ringer GER 14:10,92<br />

5. Alberto Alaiz ESP 14:11,47<br />

6. Bouabdellah Tahri FRA 14:11,62<br />

7. Arne Gabius GER 14:11,84<br />

8. Antonio Abadia ESP 14:11,89<br />

10.000 Meter I 13.8.<strong>2014</strong><br />

1. Mo Farah GBR 28:08,11<br />

2. Andy Vernon GBR 28:08,66<br />

3. Ali Kaya TUR 28:08,72<br />

4. Polat Kemboi Arikan TUR 28:11,11<br />

5. Bashir Abdi BEL 28:13,61<br />

6. Daniele Meucci ITA 28:19,79<br />

7. Bouabdellah Tahri FRA 28:25,03<br />

8. Stefano La Rosa ITA 28:49,99<br />

Marathon I 17.8.<strong>2014</strong><br />

1. Daniele Meucci ITA 2:11:08<br />

2. Yared Shegumo POL 2:12:00<br />

3. Aleksey Reunkov RUS 2:12:15<br />

4. Javier Guerra ESP 2:12:32<br />

5. Viktor Röthlin SUI 2:13:07<br />

6. Abdellatif Meftah FRA 2:13:16<br />

7. Ruggero Pertile ITA 2:14:18<br />

8. André Pollmächer GER 2:14:51<br />

110 Meter Hürden (+0,5) I 14.8.<strong>2014</strong><br />

1. Sergey Shubenkov RUS 13,19<br />

2. William Sharman GBR 13,27<br />

3. Pascal Martinot-Lagarde FRA 13,29<br />

4. Balázs Maji HUN 13,29<br />

5. Petr Svoboda CZE 13,6<br />

6. Artur Noga POL 14,25<br />

Dimitri Bascou FRA dq<br />

Lawrence Clarke GBR dns<br />

HF: 8. Matthias Bühler GER 13,39<br />

HF: 10. Erik Balnuweit GER 13,49<br />

HF: 14. Gregor Traber GER 13,58<br />

134 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Leichtathletik-Nachwuchs<br />

Mo Farah und seine Frau Tania kümmern sich<br />

darum, dass die britische Leichtathletik so stark<br />

bleibt, wie sie sich in Zürich präsentierte.<br />

Ihre Zwillingstöchter, die kurz nach Olympia 2012<br />

geboren wurden, waren bei der EM auch schon<br />

dabei und bewunderten eine der beiden Goldmedaillen,<br />

die der Papa über 5.000 und 10.000 Meter<br />

gewonnen hat<br />

400 Meter Hürden I 15.8.<strong>2014</strong><br />

1. Kariem Hussein SUI 48,96<br />

2. Rasmus Mägi EST 49,06<br />

3. Denis Kudryavtsev RUS 49,16<br />

4. Timofey Chalyy RUS 49,56<br />

5. Felix Franz GER 49,83<br />

6. Emir Bekric SRB 49,90<br />

7. Varg Königsmark GER 49,91<br />

8. Oskari Mörö FIN 50,14<br />

3000 Meter Hindernis I 14.8.<strong>2014</strong><br />

1. Yoann Kowal FRA 8:26,66<br />

2. Krystian Zalewski POL 8:27,11<br />

3. Ángel Mullera ESP 8:29,16<br />

4. Sebastián Martos ESP 8:30,08<br />

5. Ivan Lukyanov RUS 8:32,50<br />

6. Jukka Keskisalo FIN 8:32,70<br />

7. Steffen Uliczka GER 8:32,99<br />

8. Tarik Langat Akdag TUR 8:33,13<br />

13. Martin Grau GER 8:44,46<br />

Hochsprung I 15.8.<strong>2014</strong><br />

1. Bohdan Bondarenko UKR 2,35<br />

2. Andriy Protsenko UKR 2,33<br />

3. Ivan Ukhov RUS 2,30<br />

4. Jaroslav Bába CZE 2,30<br />

5. Daniyil Tsyplakov RUS 2,26<br />

6. Yuriy Krymarenko UKR 2,26<br />

7. Marco Fassinotti ITA 2,26<br />

7. Tihomir Ivanov BUL 2,26<br />

7. Gianmarco Tamberi ITA 2,26<br />

Stabhochsprung I 16.8.<strong>2014</strong><br />

1. Renaud Lavillenie FRA 5,90<br />

2. Pawel Wojciechowski POL 5,70<br />

3. Jan Kudlicka CZE 5,70<br />

3. Kévin Menaldo FRA 5,70<br />

5. Aleksandr Gripich RUS 5,65<br />

6. Piotr Lisek POL 5,65<br />

7. Konstadínos Filippídis GRE 5,60<br />

8. Edi Maia POR 5,60<br />

9. Karsten Dilla GER 5,40<br />

Q: Tobias Scherbarth GER nm<br />

Weitsprung I 17.8.<strong>2014</strong><br />

1. Greg Rutherford GBR 8,29<br />

2. Loúis Tsátoumas GRE 8,15<br />

3. Kafétien Gomis FRA 8,14<br />

4. Eusebio Cáceres ESP 8,11<br />

5. Michel Tornéus SWE 8,09<br />

6. Ignisious Gaisah NED 8,08<br />

7. Tomasz Jaszczuk POL 8,07<br />

8. Christian Reif GER 7,95<br />

Q: 21. Julian Howard GER 7,63<br />

Q: 23. Sebastian Bayer GER 7,56<br />

Dreisprung I 14.8.<strong>2014</strong><br />

1. Benjamin Compaoré FRA 17,46<br />

2. Lyukman Adams RUS 17,09<br />

3. Aleksey Fyodorov RUS 17,04<br />

4. Yoann Rapinier FRA 17,01<br />

5. Marian Oprea ROU 16,94<br />

6. Nelson Évora POR 16,78<br />

7. Fabrizio Donato ITA 16,66<br />

8. Pablo Torrijos ESP 16,56<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 135


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Ergebnisse der EM<br />

Kugelstoßen I 12.8.<strong>2014</strong><br />

1. David Storl GER 21,41<br />

2. Borja Vivas ESP 20,86<br />

3. Tomasz Majewski POL 20,83<br />

4. Stipe Žunic CRO 20,68<br />

5. Asmir Kolašinac SRB 20,55<br />

6. Jan Marcell CZE 20,48<br />

7. Marco Fortes POR 20,35<br />

8. Valeriy Kokoyev RUS 20,23<br />

Diskuswurf I 13.8.<strong>2014</strong><br />

1. Robert Harting GER 66,07<br />

2. Gerd Kanter EST 64,75<br />

3. Robert Urbanek POL 63,81<br />

4. Piotr Malachowski POL 63,54<br />

5. Viktor Butenko RUS 62,80<br />

6. Mario Pestano ESP 62,31<br />

7. Daniel Jasinski GER 62,04<br />

8. Frank Casañas ESP 61,47<br />

11. Martin Wierig GER 60,82<br />

Hammerwurf I 16.8.<strong>2014</strong><br />

1. Krisztián Pars HUN 82,69<br />

2. Pawel Fajdek POL 82,05<br />

3. Sergey Litvinov RUS 79,35<br />

4. Pavel Kryvitski BLR 78,50<br />

5. Szymon Ziółkowski POL 78,41<br />

6. Primož Kozmus SLO 77,46<br />

7. Marcel Lomnický SVK 76,89<br />

8. David Söderberg FIN 76,55<br />

Bekanntes Flugobjekt<br />

Antti Ruuskanen sicherte sich im Sturzflug die Goldmedaille. Beim Finnen, der mit 88,01<br />

Metern überlegen Gold gewann, segelt nach dem Abwurf nicht nur der Speer, sondern auch<br />

er selbst noch ein paar Meter weit. Sein Arbeitsgerät lässt er dabei nicht aus dem Auge<br />

Speerwurf I 17.8.<strong>2014</strong><br />

1. Antti Ruuskanen FIN 88,01<br />

2. Vítezslav Veselý CZE 84,79<br />

3. Tero Pitkämäki FIN 84,40<br />

4. Lassi Etelätalo FIN 83,16<br />

5. Dimitriy Tarabin RUS 81,24<br />

6. Risto Mätas EST 80,73<br />

7. Valeriy Iordan RUS 78,40<br />

8. Matija Kranjc SLO 78,27<br />

9. Andreas Hofmann GER 77,42<br />

12. Thomas Röhler GER 70,31<br />

Zehnkampf I 12./13.8.<strong>2014</strong><br />

1. Andrei Krauchanka BLR 8616<br />

2. Kevin Mayer FRA 8521<br />

3. Ilya Skhurenyov RUS 8498<br />

4. Eelco Sintnicolaas NED 8478<br />

5. Arthur Abele GER 8477<br />

6. Kai Kazmirek GER 8458<br />

7. Rico Freimuth GER 8308<br />

8. Oleksiy Kasyanov UKR 8231<br />

20 Kilometer Gehen I 13.8.<strong>2014</strong><br />

1. Miguel Ángel López ESP 1:19:44<br />

2. Alexandr Ivanov RUS 1:19:45<br />

3. Denis Strelkov RUS 1:19:46<br />

4. Ruslan Dmytrenko UKR 1:19:46<br />

5. Christopher Linke GER 1:21:00<br />

6. Alvaro Martin ESP 1:21:41<br />

7. Andriy Kovenko UKR 1:21:48<br />

8. Giorgio Rubino ITA 1:22:07<br />

15. Hagen Pohle GER 1:24:00<br />

27. Nils Gloger GER 1:29:44<br />

50 Kilometer Gehen I 15.8.<strong>2014</strong><br />

1. Yohann Diniz FRA 3:32:33<br />

2. Matej Tóth SVK 3:36:21<br />

3. Ivan Noskov RUS 3:37:41<br />

4. Mikhail Ryzhov RUS 3:39:07<br />

5. Ivan Banzeruk UKR 3:44:49<br />

6. Ihor Hlavan UKR 3:45:08<br />

7. Marco De Luca ITA 3:45:25<br />

8. Jesús Ángel García ESP 3:45:41<br />

136 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Frauen<br />

100 Meter (-1,7) I 13.8.<strong>2014</strong><br />

1. Dafne Schippers NED 11,12<br />

2. Myriam Soumaré FRA 11,16<br />

3. Ashleigh Nelson GBR 11,22<br />

4. Mujinga Kambundji SUI 11,30<br />

5. Ivet Lalova BUL 11,33<br />

6. Céline Distel-Bonnet FRA 11,38<br />

7. Desiree Henry GBR 11,43<br />

8. Ayodelé Ikuesan FRA 11,54<br />

HF: 8. Verena Sailer GER 11,24<br />

HF: 16. Tatjana Pinto GER 11,48<br />

HF: 18. Rebekka Haase GER 11,52<br />

200 Meter (-0,5) I 15.8.<strong>2014</strong><br />

1. Dafne Schippers NED 22,03<br />

2. Jodie Williams GBR 22,46<br />

3. Myriam Soumaré FRA 22,58<br />

4. Bianca Williams GBR 22,68<br />

5. Mujinga Kambundji SUI 22,83<br />

6. Jamile Samuel NED 23,31<br />

7. Hanna-Maari Latvala FIN 23,48<br />

Dina Asher-Smith GBR dnf<br />

4x100 Meter I 17.8.<strong>2014</strong><br />

1. Großbritannien GBR 42,24<br />

(Philip; Nelson; Williams; Henry)<br />

2. Frankreich FRA 42,45<br />

(Distel-Bonnet; Ikuesan; Soumaré; Akakpo)<br />

3. Russland RUS 43,22<br />

(Panteleyeva; Rusakova; Savlinis; Sivkova)<br />

4. Italien ITA 43,26<br />

5. Ukraine UKR 43,58<br />

6. Schweden SWE 44,36<br />

Schweiz SUI dnf<br />

Niederlande NED dnf<br />

VL: Deutschland GER dnf<br />

400 Meter I 15.8.<strong>2014</strong><br />

1. Libania Grenot ITA 51,10<br />

2. Olha Zemlyak UKR 51,36<br />

3. Indira Terrero ESP 51,38<br />

4. Christine Ohuruogu GBR 51,38<br />

5. Malgorzata Holub POL 51,84<br />

6. Bianca Razor ROU 51,95<br />

7. Marie Gayot FRA 52,14<br />

8. Aauri Lorena Bokesa ESP 52,39<br />

HF: 12. Esther Cremer GER 52,83<br />

4x400 Meter I 17.8.<strong>2014</strong><br />

1. Frankreich FRA 3:24,27<br />

(Gayot; Hurtis; Raharolahy; Guei)<br />

2. Ukraine UKR 3:24,32<br />

(Pyhyda, Stuy, Ryzhykova, Zemlyak)<br />

3. Großbritannien GBR 3:24,34<br />

(Child; Massey; Cox; Adeoye) 3:24,34<br />

4. Russland RUS 3:25,02<br />

5. Polen POL 3:25,69<br />

6. Deutschland GER 3:27,69<br />

(Cremer; Klopsch; Schmidt; Spelmeyer)<br />

7. Italien ITA 3:28,30<br />

8. Belgien BEL 3:31,82<br />

800 Meter I 16.8.<strong>2014</strong><br />

1. Maryna Arzamasova BLR 1:58,15<br />

2. Linsey Sharp GBR 1:58,80<br />

3. Joanna Józwik POL 1:59,63<br />

4. Yekaterina Poistogova RUS 1:59,69<br />

5. Svetlana Rogozina RUS 2:00,76<br />

6. Vania Stambolova BUL 2:00,91<br />

7. Jessica Judd GBR 2:01,65<br />

8. Mirela Lavric ROU 2:09,25<br />

1500 Meter I 15.8.<strong>2014</strong><br />

1. Sifan Hassan NED 4:04,18<br />

2. Abeba Aregawi SWE 4:05,08<br />

3. Laura Weightman GBR 4:06,32<br />

4. Renata Plis POL 4:06,65<br />

5. Federica Del Buono ITA 4:07,49<br />

6. Hannah England GBR 4:07,80<br />

7. Anna Shchagina RUS 4:08,05<br />

8. Diana Sujew GER 4:08,63<br />

5000 Meter I 16.8.<strong>2014</strong><br />

1. Meraf Bahta SWE 15:31,39<br />

2. Sifan Hassan NED 15:31,79<br />

3. Susan Kuijken NED 15:32,82<br />

4. Yelena Korobkina RUS 15:32,89<br />

5. Nuria Fernández ESP 15:35,59<br />

6. Sara Moreira POR 15:38,13<br />

7. Jo Pavey GBR 15:38,13<br />

8. Giulia Viola ITA 15:38,76<br />

15. Maren Kock GER 16:04,60<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 137


BARCELONA LEICHTATHLETIK 2010<strong>2014</strong> | EM-Ergebnisse | Die Ergebnisse der EM<br />

10.000 Meter I 12.8.<strong>2014</strong><br />

1. Jo Pavey GBR 32:22,39<br />

2. Clémence Calvin FRA 32:23,58<br />

3. Laila Traby FRA 32:26,03<br />

4. Jip Vastenburg NED 32:27,37<br />

5. Sara Moreira POR 32:30,12<br />

6. Sabrina Mockenhaupt GER 32:30,49<br />

7. Volha Mazuronak BLR 32:31,15<br />

8. Fionnuala Britton IRL 32:32,45<br />

Marathon I 16.8.<strong>2014</strong><br />

1. Christelle Daunay FRA 2:25:14<br />

2. Valeria Straneo ITA 2:25:27<br />

3. Jessica Augusto POR 2:25:41<br />

4. Lisa Christina Nemec CRO 2:28:36<br />

5. Elvan Abeylegesse TUR 2:29:46<br />

6. Anna Incerti ITA 2:29:58<br />

7. Rasa Drazdauskaite LTU 2:30:32<br />

8. Jessica Draskau-Petersson DEN 2:30:53<br />

22. Mona Stockhecke GER 2:35:44<br />

28. Katharina Heinig GER 2:40:11<br />

Sabrina Mockenhaupt GER dnf<br />

100 Meter Hürden (-0,7) I 13.8.<strong>2014</strong><br />

1. Tiffany Porter GBR 12,76<br />

2. Cindy Billaud FRA 12,79<br />

3. Cindy Roleder GER 12,82<br />

4. Anne Zagré BEL 12,89<br />

5. Alina Talay BLR 12,97<br />

6. Nadine Hildebrand GER 13,01<br />

7. Rosina Hodde NED 13,08<br />

8. Eline Berings BEL 13,24<br />

HF: 14. Franziska Hofmann GER 13,14<br />

400 Meter Hürden I 16.8.<strong>2014</strong><br />

1. Eilidh Child GBR 54,48<br />

2. Anna Titimets UKR 54,56<br />

3. Irina Davydova RUS 54,60<br />

4. Denisa Rosolová CZE 54,70<br />

5. Yadisleidy Pedroso ITA 55,90<br />

6. Vera Rudakova RUS 56,22<br />

7. Axelle Dauwens BEL 56,29<br />

8. Joanna Linkiewicz POL 56,59<br />

HF: 9. Christiane Klopsch GER 56,28<br />

3000 Meter Hindernis I 17.8.<strong>2014</strong><br />

1. Antje Möldner-Schmidt GER 9:29,43<br />

2. Charlotta Fougberg SWE 9:30,16<br />

3. Diana Martín ESP 9:30,70<br />

4. Svitlana Kudzelich BLR 9:30,99<br />

5. Gesa-Felicitas Krause GER 9:35,46<br />

6. Natalya Vlasova RUS 9:36,99<br />

7. Katarzyna Kowalska POL 9:43,09<br />

8. Silvia Danekova BUL 9:44,81<br />

VL: 18. Jana Sussmann GER 10:07,99<br />

Hochsprung I 17.8.<strong>2014</strong><br />

1. Ruth Beitia ESP 2,01<br />

2. Mariya Kuchina RUS 1,99<br />

3. Ana Šimic CRO 1,99<br />

4. Justyna Kasprzycka POL 1,99<br />

5. Marie-Laur. Jungfleisch GER 1,97<br />

6. Oksana Okuneva UKR 1,94<br />

7. Eleriin Haas EST 1,94<br />

8. Daniela Stanciu ROU 1,94<br />

Stabhochsprung I 14.8.<strong>2014</strong><br />

1. Anzhelika Sidorova RUS 4,65<br />

2. Ekateríni Stefanídi GRE 4,60<br />

3. Angelina Zhuk-Krasnova RUS 4,60<br />

4. Lisa Ryzih GER 4,60<br />

5. Angelica Bengtsson SWE 4,45<br />

6. Jirina Svobodova CZE 4,45<br />

7. Nikolía Kiriakopoúlou GRE 4,35<br />

7. Alayna Lutkovskaya RUS 4,35<br />

7. Minna Nikkanen FIN 4,35<br />

10. Carolin Hingst GER 4,35<br />

17. Katharina Bauer GER 4,25<br />

Weitsprung I 13.8.<strong>2014</strong><br />

1. Éloyse Lesueur FRA 6,85<br />

2. Ivana Španovic SRB 6,81<br />

3. Darya Klishina RUS 6,65<br />

4. Malaika Mihambo GER 6,65<br />

5. Aiga Grabuste LAT 6,57<br />

6 Melanie Bauschke GER 6,55<br />

7. Alina Rotaru ROU 6,55<br />

8. Erica Jarder SWE 6,39<br />

9. Sosthene Moguenara GER 6,38<br />

Dreisprung I 16.8.<strong>2014</strong><br />

1. Olha Saladukha RUS 14,73<br />

2. Yekaterina Koneva RUS 14,69<br />

3. Irina Gumenyuk RUS 14,46<br />

4. Ruth Ndoumbe ESP 14,14<br />

5. Gabriela Petrova BUL 14,13<br />

6. Dana Veldáková SLO 13,87<br />

7. Snežana Vukmirovic SLO 13,82<br />

8. Susana Costa POR 13,78<br />

9. Kristin Gierisch GER 13,76<br />

11. Jenny Elbe GER 13,68<br />

Q: 18. Katja Demut GER 13,39<br />

138 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Kugelstoßen I 17.8.<strong>2014</strong><br />

1. Christina Schwanitz GER 19,90<br />

2. Yevgeniya Kolodko RUS 19,39<br />

3. Anita Márton HUN 19,04<br />

4. Yulia Leantsiuk BLR 18,68<br />

5. Chiara Rosa ITA 18,10<br />

6. Irina Tarasova RUS 18,05<br />

7. Aliona Dubizskaya BLR 17,95<br />

8. Lena Urbaniak GER 17,77<br />

Diskuswurf I 16.8.<strong>2014</strong><br />

1. Sandra Perkovic CRO 71,08<br />

2. Mélina Robert-Michon FRA 65,33<br />

3. Shanice Craft GER 64,33<br />

4. Anna Rüh GER 62,46<br />

5. Julia Fischer GER 61,20<br />

6. Zinaida Sendriute LTU 60,65<br />

7. Sanna Kämäräinen FIN 60,52<br />

8. Yuliya Maltseva RUS 60,40<br />

Hammerwurf I 13.8.<strong>2014</strong><br />

1. Anita Włodarczyk POL 78,76<br />

2. Martina Hrašnová SVK 74,66<br />

3. Joanna Fiodorow POL 73,67<br />

4. Kathrin Klaas GER 72,89<br />

5. Betty Heidler GER 72,39<br />

6. Alexandra Tavernier FRA 70,32<br />

7. Bianca Perie ROU 69,26<br />

8. Nikola Lomnická SVK 67,39<br />

10. Carolin Paesler GER 61,89<br />

Speerwurf I 14.8.<strong>2014</strong><br />

1. Barbora Špotáková CZE 64,41<br />

2. Tatjana Jelaca SRB 64,21<br />

3. Linda Stahl GER 63,91<br />

4. Madara Palameika LAT 62,04<br />

5. Tatsiana Khaladovich BLR 61,66<br />

6. Martina Ratej SLO 61,58<br />

7. Christin Hussong GER 59,29<br />

8. Goldie Sayers GBR 58,33<br />

9. Katharina Molitor GER 58,00<br />

Siebenkampf I 14./15.8.<strong>2014</strong><br />

1. Antoinette Nana Djimou FRA 6551<br />

2 Nadine Broersen NED 6498<br />

3. Nafissatou Thiam BEL 6423<br />

4. Carolin Schäfer GER 6395<br />

5. Lilli Schwarzkopf GER 6332<br />

6. Laura Ikauniece Admidina LAT 6310<br />

7. Anouk Vetter NED 6281<br />

8. Claudia Rath GER 6225<br />

20 Kilometer Gehen I 14.8.<strong>2014</strong><br />

1. Elmira Alembekova RUS 1:27:56<br />

2. Lyudmyla Olyanovska UKR 1:28:07<br />

3. Anežka Drahotová CZE 1:28:08<br />

4. Vera Sokolova RUS 1:28:24<br />

5. Eleonora Giorgi ITA 1:28:28<br />

6. Ana Cabecinha POR 1:28:40<br />

7. Antonella Palmisano ITA 1:28:43<br />

8. Beatriz Pascual ESP 1:29:02<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 139


BARCELONA LEICHTATHLETIK 2010<strong>2014</strong> | EM-Ergebnisse | Die Ergebnisse der Team-EM<br />

Männer<br />

100 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />

1. Jimmy Vicaut FRA 10,03<br />

2. Danny Talbot GBR 10,30<br />

3. Ramil Guliyev TUR 10,37<br />

4. Vitaliy Korzh UKR 10,45<br />

5. Ángel David Rodríguez ESP 10,46<br />

6. Giovanni Codrington NED 10,46<br />

7. Karol Zalewski POL 10,47<br />

8. Delmas Obou ITA 10,48<br />

9. Martin Keller GER 10,49<br />

10. Jan Veleba CZE 10,53<br />

11. Mikhail Idrisov RUS 10,54<br />

12. Odain Rose SWE 10,56<br />

200 Meter I 22.6.<strong>2014</strong><br />

1. Karol Zalewski POL 20,56<br />

2. Ramil Guliyev TUR 20,57<br />

3. James Ellington GBR 20,60<br />

4. Serhiy Smelyk UKR 20,60<br />

5. Julian Reus GER 20,81<br />

6. Diego Marani ITA 21,02<br />

7. Alexander Brorsson SWE 21,15<br />

8. Aleksandr Khyutte RUS 21,39<br />

9. Jan Veleba CZE 21,44<br />

10. Iván Jesús Ramos ESP 21,72<br />

Ben Bassaw FRA dq<br />

Churandy Martina NED dq<br />

4x100 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />

1. Großbritannien GBR 38,51<br />

(Kilty; Aikines-Aryeetey; Ellington; Gemili)<br />

2. Deutschland GER 38,88<br />

(Blum; Knipphals; Kosenkow; Reus)<br />

3. Italien ITA 39,06<br />

(Ferraro; Desalu; Marani; Obou)<br />

4. Niederlande NED 39,12<br />

5. Polen POL 39,15<br />

6. Ukraine UKR 39,24<br />

7. Schweden SWE 39,33<br />

8. Russland RUS 39,35<br />

9. Spanien ESP 39,85<br />

10. Tschechien CZE 39,96<br />

11. Türkei TUR 40,25<br />

Frankreich FRA dq<br />

400 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />

1. Mame-Ibra Anne FRA 45,71<br />

2. Pavel Ivashko RUS 45,95<br />

3. Daniel Awde GBR 46,10<br />

4. Rafal Omelko POL 46,21<br />

5. Matteo Galvan ITA 46,28<br />

6. Kamghe Gaba GER 46,58<br />

7. Terrence Agard NED 46,68<br />

8. Yavuz Can TUR 46,90<br />

9. Yevhen Hutsol UKR 47,06<br />

10. Axel Bergrahm SWE 47,39<br />

11. Jan Tesar CZE 47,46<br />

12. Mark Ujakpor ESP 48,00<br />

4x400 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />

1. Russland RUS 3:02,68<br />

(Dyldin; Mosin; Trenkíkhin; Krasnov)<br />

2. Frankreich FRA 3:03,05<br />

(Anne; Venel; Macedot; Jordier)<br />

3. Deutschland GER 3:03,18<br />

(Rigau; Gaba; Gollnow; Schneider)<br />

4. Großbritannien GBR 3:03,44<br />

5. Polen POL 3:03,93<br />

6. Niederlande NED 3:06,56<br />

7. Ukraine UKR 3:07,00<br />

8. Spanien ESP 3:07,01<br />

9. Türkei TUR 3:08,25<br />

10. Schweden SWE 3:10,12<br />

Italien ITA dq<br />

Tschechien CZE dq<br />

800 Meter I 22.6.<strong>2014</strong><br />

1. Timo Benitz GER 1:46,24<br />

2. Adam Kszczot POL 1:46,36<br />

3. Giordano Benedetti ITA 1:46,45<br />

4. Pierre-Ambroise Bosse FRA 1:46,46<br />

5. Kevin López ESP 1:47,26<br />

6. Thijmen Kupers NED 1:47,29<br />

7. Jan Kubista CZE 1:48,01<br />

8. Johan Rogestedt SWE 1:48,72<br />

9. Oleh Kayafa UKR 1:48,81<br />

10. Stepan Poistogov RUS 1:49,08<br />

11. Mukhtar Mohammed GBR 1:50,27<br />

12. Ilham Tanui Özbilen TUR 1:56,34<br />

1.500 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />

1. Jakub Holuša CZE 3:37,74<br />

2. Homiyu Tesfaye GER 3:38,10<br />

3. Marcin Lewandowski POL 3:38,19<br />

4. Florian Carvalho FRA 3:38,59<br />

5. Charlie Grice GBR 3:38,63<br />

6. Ilham Tanui Özbilen TUR 3:38,67<br />

7. Oleksandr Osmolovych UKR 3:39,83<br />

8. Álvaro Rodríguez ESP 3:44,22<br />

9. Johan Rogestedt SWE 3:45,22<br />

10. Valentin Smirnov RUS 3:46,25<br />

11. René Stokvis NED 3:48,15<br />

12. Mohamed Abdikadar ITA 3:55,69<br />

3.000 Meter I 22.6.<strong>2014</strong><br />

1. Richard Ringer GER 7:50,99<br />

2. Jakub Holuša CZE 7:51,43<br />

3. Antonio Abadía ESP 7:52,22<br />

4. Jonathan Mellor GBR 7:52,47<br />

5. Yohan Durand FRA 7:52,69<br />

6. Dennis Licht NED 7:54,91<br />

7. Rosa Stefano La ITA 7:55,75<br />

8. Ali Kaya TUR 8:00,00<br />

9. Oleksandr Borysyuk UKR 8:02,39<br />

10. Mateusz Demczyszak POL 8:05,49<br />

11. Yegor Nikolayev RUS 8:07,36<br />

12. Elmar Engholm SWE 8:34,40<br />

5.000 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />

1. Arne Gabius GER 13:55,89<br />

2. Jesús España ESP 13:56,00<br />

3. Ali Kaya TUR 13:56,64<br />

4. Yevgeniy Rybakov RUS 13:57,54<br />

5. Lukasz Parszczynski POL 13:58,29<br />

6. Luke Caldwell GBR 13:59,25<br />

7. Yassine Mandour FRA 14:00,46<br />

8. Tom Wiggers NED 14:01,04<br />

9. Mikael Ekvall SWE 14:07,24<br />

10. Jamel Chatbi ITA 14:28,89<br />

11. Oleksandr Borysyuk UKR 14:48,28<br />

12. Lukáš Kourek CZE 14:52,83<br />

3.000 Meter Hindernis I 22.6.<br />

1. Yoann Kowal FRA 8:25,50<br />

2. Martin Grau GER 8:29,16<br />

3. Nikolay Chavkin RUS 8:30,61<br />

4. Yuri Floriani ITA 8:36,18<br />

5. Luke Gunn GBR 8:36,45<br />

6. Vadym Slobodenyuk UKR 8:37,12<br />

7. Krystian Zalewski POL 8:37,55<br />

8. Daniel Lundgren SWE 8:38,80<br />

9. Víctor García ESP 8:40,40<br />

10. Tarik Langat Akdag TUR 8:44,60<br />

11. Milan Kocourek CZE 8:47,62<br />

12. Richard Douma NED 9:02,66<br />

140 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


110 Meter Hürden I 22.6.<strong>2014</strong><br />

1. Sergey Shubenkov RUS 13,20<br />

2. William Sharman GBR 13,21<br />

3. Pascal Martinot-Lagarde FRA 13,35<br />

4. Matthias Bühler GER 13,67<br />

5. Philip Nossmy SWE 13,77<br />

6. Koen Smet NED 13,78<br />

7. Dominik Bochenek POL 13,89<br />

8. Francisco Javier López ESP 13,91<br />

9. Hassane Fofana ITA 13,97<br />

10. Artem Shamatryn UKR 14,21<br />

11. Jan Ján CZE 14,23<br />

12. Mustafa Günes TUR 14,24<br />

400 Meter Hürden I 21.6.<strong>2014</strong><br />

1. Denis Kudryavtsev RUS 49,38<br />

2. Silvio Schirrmeister GER 49,80<br />

3. Richard Yates GBR 50,11<br />

4. Yoan Décimus FRA 50,50<br />

5. Robert Brylinski POL 50,64<br />

6. Leonardo Capotosti ITA 50,72<br />

7. Denys Nechyporenko UKR 51,55<br />

8. Jesper Arts NED 51,58<br />

9. Michal Brož CZE 51,75<br />

10. Oliwer Åstrand SWE 52,60<br />

11. Diego Cabello ESP 53,22<br />

12. Mehmet Güzel TUR 53,64<br />

Hochsprung I 21.6.<strong>2014</strong><br />

1. Andriy Protsenko UKR 2,30<br />

2. Andrey Silnov RUS 2,28<br />

3. Jaroslav Bába CZE 2,26<br />

4. Marco Fassinotti ITA 2,19<br />

5. Chris Baker GBR 2,19<br />

5. Wojciech Theiner POL 2,19<br />

7. Florian Labourel FRA 2,15<br />

8. Emil Svensson SWE 2,15<br />

9. Martin Günther GER 2,15<br />

10. Douwe Amels NED 2,15<br />

11. Serhat Birinci TUR 2,10<br />

12. Miguel Ángel Sancho ESP 2,10<br />

Stabhochsprung I 22.6.<strong>2014</strong><br />

1. Renaud Lavillenie FRA 5,62<br />

2. Aleksandr Gripich RUS 5,62<br />

2. Jan Kudlicka CZE 5,62<br />

4. Tobias Scherbarth GER 5,52<br />

5. Rutger Koppelaar NED 5,52<br />

6. Piotr Lisek POL 5,42<br />

7. Didac Salas ESP 5,22<br />

8. Vladyslav Revenko UKR 5,22<br />

9. Giuseppe Gibilisco ITA 5,22<br />

Steven Lewis GBR nm<br />

Ümit Sungur TUR nm<br />

Melker Svärd-Jacobsson SWE nm<br />

Weitsprung I 21.6.<strong>2014</strong><br />

1. Christian Reif GER 8,13<br />

2. Greg Rutherford GBR 7,99<br />

3. Eusebio Cáceres ESP 7,97<br />

4. Tomasz Jaszczuk POL 7,95<br />

5. Michel Tornéus SWE 7,88<br />

6. Pavel Shalin RUS 7,79<br />

7. Ignisious Gaisah NED 7,77<br />

8. Radek Juška CZE 7,76<br />

9. Salim Sdiri FRA 7,72<br />

10. Artem Shpytko UKR 7,71<br />

11. Alper Kulaksiz TUR 7,53<br />

12. Stefano Tremigliozzi ITA 7,24<br />

Dreisprung I 22.6.<strong>2014</strong><br />

1. Aleksey Fyodorov RUS 16,95<br />

2. Fabrizio Donato ITA 16,82<br />

3. Viktor Kuznetsov UKR 16,63<br />

4. Phillips Idowu GBR 16,37<br />

5. Adrian Swiderski POL 16,25<br />

6. Pablo Torrijos ESP 16,16<br />

7. Mathias Ström SWE 16,13<br />

8. Kevin Luron FRA 15,85<br />

9. Musa Tüzen TUR 15,85<br />

10. Andreas Pohle GER 15,81<br />

11. Jirí Vondrácek CZE 15,69<br />

12. Sander Hage NED 15,49<br />

Kugelstoßen I 21.6.<strong>2014</strong><br />

1. David Storl GER 21,20<br />

2. Tomasz Majewski POL 20,57<br />

3. Aleksandr Lesnoy RUS 20,24<br />

4. Borja Vivas ESP 20,00<br />

5. Leif Arrhenius SWE 19,63<br />

6. Tomáš Stanek CZE 19,52<br />

7. Gaëtan Bucki FRA 18,15<br />

8. Zane Duquemin GBR 17,94<br />

9. Patrick Cronie NED 17,73<br />

10. Hüseyin Atici TUR 17,61<br />

11. Daniele Secci ITA 17,32<br />

12. Vladyslav Chernikov UKR 16,25<br />

Diskuswurf I 22.6.<strong>2014</strong><br />

1. Robert Harting GER 67,42<br />

2. Piotr Malachowski POL 65,35<br />

3. Viktor Butenko RUS 62,81<br />

4. Erik Cadée NED 62,72<br />

5. Mario Pestano ESP 62,12<br />

6. Jan Marcell CZE 61,91<br />

7. Hannes Kirchler ITA 61,14<br />

8. Brett Morse GBR 60,01<br />

9. Oleksiy Semenov UKR 59,65<br />

10. Ercüment Olgundeniz TUR 57,88<br />

11. Daniel Ståhl SWE 57,24<br />

12. Stéphane Marthely FRA 54,62<br />

Hammerwurf I 22.6.<strong>2014</strong><br />

1. Sergey Litvinov RUS 76,34<br />

2. Quentin Bigot FRA 76,15<br />

3. Pawel Fajdek POL 75,26<br />

4. Markus Esser GER 74,90<br />

5. Nick Miller GBR 73,56<br />

6. Markus Johansson SWE 72,70<br />

7. Nicola Vizzoni ITA 71,38<br />

8. Yevhen Vynohradov UKR 70,21<br />

9. Özkan Baltaci TUR 69,79<br />

10. Lukáš Melich CZE 69,33<br />

11. Javier Cienfuegos ESP 68,61<br />

12. Denzel Comenentia NED 63,17<br />

Speerwurf I 22.6.<strong>2014</strong><br />

1. Andreas Hofmann GER 86,13<br />

2. Dmitriy Tarabin RUS 83,40<br />

3. Maksym Bohdan UKR 80,93<br />

4. Norbert Bonvecchio ITA 80,37<br />

5. Kim Amb SWE 80,14<br />

6. Fatih Avan TUR 78,86<br />

7. Lukasz Grzeszczuk POL 78,42<br />

8. Petr Frydrych CZE 77,54<br />

9. Lee Doran GBR 71,29<br />

10. Daan Meijer NED 71,25<br />

11. Borja Barbeito ESP 67,55<br />

12. Killian Durechou FRA 66,17<br />

Abkürzungen:<br />

dnf > aufgegeben<br />

dq > disqualifiziert<br />

nm > ohne gültigen Versuch<br />

dns > nicht angetreten<br />

Q > Qualifikation<br />

VL > Vorlauf<br />

HF > Halbfinale<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 141


BARCELONA LEICHTATHLETIK 2010<strong>2014</strong> | EM-Ergebnisse | Die Ergebnisse der Team-EM<br />

Frauen<br />

100 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />

1. Myriam Soumaré FRA 11,35<br />

2. Jamile Samuel NED 11,42<br />

3. Verena Sailer GER 11,45<br />

4. Hrystyna Stuy UKR 11,51<br />

5. Katerina Cechová CZE 11,65<br />

6. Rachel Johncock GBR 11,77<br />

7. Daniella Busk SWE 11,83<br />

8. Audrey Alloh ITA 11,86<br />

9. Yekaterina Voronenkova RUS 11,91<br />

10. Weronika Wedler POL 11,96<br />

11. Estela García ESP 12,09<br />

12. Nimet Karakus TUR 12,88<br />

200 Meter I 22.6.<strong>2014</strong><br />

1. Dafne Schippers NED 22,74<br />

2. Nataliya Pohrebnyak UKR 23,13<br />

3. Anyika Onuora GBR 23,24<br />

4. Jennifer Galais FRA 23,35<br />

5. Irene Ekelund SWE 23,55<br />

6. Rebekka Haase GER 23,64<br />

7. Yelizaveta Savlinis RUS 23,86<br />

8. Weronika Wedler POL 24,03<br />

9. Denisa Rosolová CZE 24,04<br />

10. Irene Siragusa ITA 24,08<br />

11. Estela García ESP 24,40<br />

12. Sibel Agan TUR 25,99<br />

4x100 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />

1. Niederlande NED 42,95<br />

(Sedney; Schippers; Van Schagen; Samuel)<br />

2. Frankreich Frau 43,19<br />

(Distel-Bonnet; Ikuesan; Galais; Akakpo)<br />

3. Russland RUS 43,45<br />

(Panteleyeva; Rusakova; Savlinis; Chermoshanskaya)<br />

4. Ukraine UKR 43,49<br />

5. Großbritannien GBR 43,66<br />

6. Deutschland GER 43,78<br />

(Kwadwo; Haase; Pinto; Sailer)<br />

7. Polen POL 43,97<br />

8. Tschechien CZE 44,63<br />

9. Schweden SWE 44,66<br />

10. Türkei TUR 47,93<br />

Spanien ESP dq<br />

400 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />

1. Alena Tamkova RUS 51,72<br />

2. Esther Cremer GER 52,23<br />

3. Olha Zemlyak UKR 52,28<br />

4. Libania Grenot ITA 52,46<br />

5. Floria Guei FRA 52,58<br />

6. Aauri Lorena Bokesa ESP 52,71<br />

7. Shana Cox GBR 52,91<br />

8. Madiea Ghafoor NED 53,04<br />

9. Justyna Swiety POL 53,32<br />

10. Lenka Masná CZE 54,32<br />

11. Josefin Magnusson SWE 54,42<br />

12. Birsen Engin TUR 56,84<br />

4x400 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />

1. Ukraine UKR 3:27,66<br />

(Prystupa; Ryzhykova; Hrystyna; Zemlya)<br />

2. Deutschland GER 3:28,34<br />

(Cremer; Schmidt; Hoffmann; Spelmeyer)<br />

3. Frankreich FR 3:28,35<br />

(Diarra, Raharolahy, Perrossier, Mariama)<br />

4. Großbritannien GBR 3:28,91<br />

5. Polen POL 3:29,02<br />

6. Russland RUS 3:30,36<br />

7. Schweden SWE 3:38,21<br />

8. Italien ITA 3:30,17<br />

9. Niederlande NED 3:32,84<br />

10. Tschechien CZE 3:35,38<br />

12. Türkei TUR 3:46,17<br />

Spanien ESP dq<br />

800 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />

1. Yekaterina Poistogova RUS 2:02,65<br />

2. Renelle Lamote FRA 2:03,36<br />

3. Olha Lyakhova UKR 2:03,39<br />

4. Fabienne Kohlmann GER 2:03,51<br />

5. Khadija Rahmouni ESP 2:03,69<br />

6. Angelika Cichocka POL 2:03,70<br />

7. Jenny Meadows GBR 2:03,97<br />

8. Lenka Masná CZE 2:04,13<br />

9. Lovisa Lindh SWE 2:04,19<br />

10. Marta Milani ITA 2:04,54<br />

11. Sanne Verstegen NED 2:05,20<br />

12. Tugba Koyuncu TUR 2:11,87<br />

1.500 Meter I 22.6.<strong>2014</strong><br />

1. Abeba Aregawi SWE 4:14,20<br />

2. Anna Shchagina RUS 4:15,04<br />

3. Nataliya Pryshchepa UKR 4:15,71<br />

4. Federica Del Buono ITA 4:16,01<br />

5. Hannah England GBR 4:16,88<br />

6. Danuta Urbanik POL 4:17,24<br />

7. Maureen Koster NED 4:17,95<br />

8. Diana Mezuliáníková CZE 4:18,47<br />

9. Isabel Macías ESP 4:18,54<br />

10. Justine Fedronic FRA 4:19,10<br />

11. Elina Sujew GER 4:20,27<br />

12. Özlem Kaya TUR 4:22,35<br />

3.000 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />

1. Sifan Hassan NED 8:45,24<br />

2. Yelena Korobkina RUS 8:51,00<br />

3. Nuria Fernández ESP 8:51,54<br />

4. Kristiina Mäki CZE 8:51,69<br />

5. Margherita Magnani ITA 8:51,82<br />

6. Renata Plis POL 8:52,55<br />

7. Clémence Calvin FRA 8:54,29<br />

8. Diana Sujew GER 8:54,50<br />

9. Kate Avery GBR 8:56,24<br />

10. Esma Aydemir TUR 9:20,77<br />

11. Linn Nilsson SWE 9:22,34<br />

12. Svitlana Shmidt UKR 9:38,44<br />

5.000 Meter I 22.6.<strong>2014</strong><br />

1. Meraf Bahta SWE 15:36,36<br />

2. Gamze Bulut TUR 15:37,70<br />

3. Giulia Viola ITA 15:40,30<br />

4. Jip Vastenburg NED 15:40,74<br />

5. Beth Potter GBR 15:42,22<br />

6. Alla Kulyatina RUS 15:42,80<br />

7. Laila Traby FRA 15:48,23<br />

8. Karolina Jarzynska POL 15:49,40<br />

9. Dolores Checa ESP 15:51,99<br />

10. Sabrina Mockenhaupt GER 15:58,47<br />

11. Lucie Sekanová CZE 16:23,77<br />

12. Mariya Hodakyvska UKR 17:02,51<br />

142 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


3.000 Meter Hindernis I 21.6.<strong>2014</strong><br />

1. Charlotta Fougberg SWE 9:35,92<br />

2. Antje Möldner-Schmidt GER 9:40,21<br />

3. Katarzyna Kowalska POL 9:41,78<br />

4. Diana Martín ESP 9:42,18<br />

5. Yekaterina Doseykina RUS 9:42,61<br />

6. Claire Perraux FRA 9:49,64<br />

7. Lennie Waite GBR 9:52,45<br />

8. Özlem Kaya TUR 9:58,97<br />

9. Valeria Roffino ITA 10:02,56<br />

10. Oksana Rayta UKR 10:28,43<br />

11. Tereza Novotná CZE 11:12,37<br />

12. Jolanda Verstraten NED 11:19,97<br />

100 Meter Hürden I 22.6.<strong>2014</strong><br />

1. Cindy Billaud FRA 12,66<br />

2. Nadine Hildebrand GER 12,80<br />

3. Yuliya Kondakova RUS 12,86<br />

4. Hanna Platitsyna UKR 12,93<br />

5. Sharona Bakker NED 12,95<br />

6. Karolina Koleczek POL 13,13<br />

7. Marzia Caravelli ITA 13,13<br />

8. Serita Solomon GBR 13,22<br />

9. Lucie Škrobáková CZE 13,33<br />

10. Elin Westerlund SWE 13,60<br />

11. Teresa Errandonea ESP 13,67<br />

12. Sema Apak TUR 14,25<br />

400 Meter Hürden I 21.6.<strong>2014</strong><br />

1. Hanna Ryzhykova UKR 55,00<br />

2. Eilidh Child GBR 55,36<br />

3. Irina Davydova RUS 55,79<br />

4. Denisa Rosolová CZE 56,10<br />

5. Christiane Klopsch GER 56,38<br />

6. Joanna Linkiewicz POL 56,62<br />

7. Yadisleidy Pedroso ITA 56,70<br />

8. Laura Sotomayor ESP 57,32<br />

9. Phara Anacharsis FRA 58,22<br />

10. Frida Persson SWE 58,82<br />

11. Emel Sanli TUR 59,79<br />

12. Graciella Woutersen NED 59,98<br />

Hochsprung I 22.6.<strong>2014</strong><br />

1. Mariya Kuchina RUS 1,95<br />

2. Oksana Okuneva UKR 1,95<br />

3. Ruth Beitia ESP 1,90<br />

3. Kamila Licwinko POL 1,90<br />

5. Marie-Laur. Jungfleisch GER 1,87<br />

6. Michaela Hrubá CZE 1,87<br />

7. Sietske Noorman NED 1,83<br />

7. Burcu Yürsel TUR 1,83<br />

9. Erika Furlani ITA 1,83<br />

10. My Nordström SWE 1,83<br />

11. Isobel Pooley GBR 1,83<br />

12. Dior Delophont FRA 1,79<br />

Stabhochsprung I 21.6.<strong>2014</strong><br />

1. Anzhelika Sidorova RUS 4,65<br />

2. Jirina Svobodová CZE 4,60<br />

3. Katharina Bauer GER 4,40<br />

4. Marion Fiack FRA 4,35<br />

5. Naroa Agirre ESP 4,25<br />

6. Michaela Meijer SWE 4,25<br />

7. Rianna Galiart NED 4,15<br />

7. Sonia Malavisi ITA 4,15<br />

9. Lucy Bryan GBR 4,00<br />

10. Demet Parlak TUR 3,60<br />

Kateryna Kozlova UKR nm<br />

Anna Rogowska POL nm<br />

Weitsprung I 22.6.<strong>2014</strong><br />

1. Malaika Mihambo GER 6,90<br />

2. Éloyse Lesueur FRA 6,87<br />

3. Erica Jarder SWE 6,67<br />

4. Tania Vicenzino ITA 6,51<br />

5. María del Mar Jover ESP 6,45<br />

6. Olga Kucherenko RUS 6,43<br />

7. Anna Kornuta UKR 6,31<br />

8. Teresa Dobija POL 6,30<br />

9. Jazmin Sawyers GBR 6,27<br />

10. Nadine Visser NED 6,23<br />

11. Büsra Mutay TUR 6,15<br />

12. Jana Korešová CZE 6,06<br />

Dreisprung I 21.6.<strong>2014</strong><br />

1. Yekaterina Koneva RUS 14,55<br />

2. Olha Saladukha UKR 14,33<br />

3. Jenny Elbe GER 14,01<br />

4. Anna Jagaciak POL 13,95<br />

5. Angelica Ström SWE 13,43<br />

6. Lucie Májková CZE 13,34<br />

7. Yamilé Aldama GBR 13,31<br />

8. Jeanine Assani Issouf FRA 13,28<br />

9. Ana Peleteiro ESP 13,09<br />

10. Simona La Mantia ITA 13,06<br />

11. Sevim Sinmez Serbest TUR 12,86<br />

12. Nora Ritzen NED 12,58<br />

Kugelstoßen I 22.6.<strong>2014</strong><br />

1. Christina Schwanitz GER 19,43<br />

2. Irina Tarasova RUS 18,36<br />

3. Chiara Rosa ITA 17,92<br />

4. Olha Holodnaya UKR 17,73<br />

5. Jessica Cérival FRA 17,33<br />

6. Úrsula Ruiz ESP 16,84<br />

7. Melissa Boekelman NED 16,79<br />

8. Emel Dereli TUR 16,41<br />

9. Agnieszka Maluskiewicz POL 16,28<br />

10. Fanny Roos SWE 15,68<br />

11. Jana Kárníková CZE 15,63<br />

12. Rachel Wallader GBR 15,56<br />

Diskuswurf I 21.6.<strong>2014</strong><br />

1. Mélina Robert-Michon FRA 65,51<br />

2. Shanice Craft GER 65,07<br />

3. Yekaterina Strokova RUS 63,97<br />

4. Zaneta Glanc POL 60,18<br />

5. Nataliya Semenova UKR 59,14<br />

6. Sabina Asenjo ESP 56,54<br />

7. Eliška Stanková CZE 55,43<br />

8. Jade Lally GBR 53,71<br />

9. Sofia Larsson SWE 51,62<br />

10. Valentina Aniballi ITA 50,91<br />

11. Elçin Kaya TUR 50,10<br />

12. Corinne Nugter NED 48,76<br />

Hammerwurf I 22.6.<strong>2014</strong><br />

1. Betty Heidler GER 74,63<br />

2. Joanna Fiodorow POL 72,23<br />

3. Anna Bulgakova RUS 71,83<br />

4. Sophie Hitchon GBR 69,23<br />

5. Silvia Salis ITA 67,98<br />

6. Tracey Andersson SWE 67,88<br />

7. Berta Castells ESP 66,71<br />

8. Alexandra Tavernier FRA 66,01<br />

9. Tereza Králová CZE 65,41<br />

10. Iryna Novozhylova UKR 64,59<br />

11. Wendy Koolhaas NED 58,43<br />

12. Zeliha Uzunbilek TUR 52,10<br />

Speerwurf I 21.6.<strong>2014</strong><br />

1. Barbora Špotáková CZE 65,57<br />

2. Hanna Hatsko-Fedusova UKR 63,01<br />

3. Linda Stahl GER 61,58<br />

4. Viktoriya Sudarushkina RUS 59,40<br />

5. Sofi Flink SWE 56,51<br />

6. Mercedes Chilla ESP 56,03<br />

7. Izzy Jeffs GBR 52,63<br />

8. Barbara Madejczyk POL 52,32<br />

9. Sara Jemai ITA 52,06<br />

10. Lisanne Schol NED 51,84<br />

11. Berivan Sakir TUR 50,18<br />

12. Alexie Alais FRA 47,40<br />

Abkürzungen:<br />

dnf > aufgegeben<br />

dq > disqualifiziert<br />

nm > ohne gültigen Versuch<br />

dns > nicht angetreten<br />

Q > Qualifikation<br />

VL > Vorlauf<br />

HF > Halbfinale<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 143


BARCELONA LEICHTATHLETIK 2010<strong>2014</strong> | EM-Ergebnisse | Impressum<br />

Adieu ...<br />

... sagt Cooly, das superfitte<br />

Maskottchen, das sogar<br />

stabhochspringen konnte<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber<br />

Deutscher Leichtathletik-Verband<br />

Alsfelder Straße 27<br />

64289 Darmstadt<br />

www.leichtathletik.de<br />

Verlag<br />

CNG sports & media GmbH<br />

Machabäerstraße 3<br />

50668 Köln<br />

www.cng-media.de<br />

Redaktion<br />

Christian Ermert, Norbert Hensen,<br />

Martin Neumann, Nicole Hetmanski<br />

Fotos<br />

dpa Picture-Alliance<br />

Texte<br />

dpa Deutsche Presse-Agentur,<br />

Philip Häfner, Christian Fuchs,<br />

Silke Morrissey, Reinhard Sogl<br />

Grafik & Layout<br />

CNG sports & media GmbH<br />

Druck<br />

Ernst Kabel Druck GmbH<br />

Holstenkamp 42<br />

22525 Hamburg<br />

Kein Teil dieses Buches darf ohne<br />

schriftliche Genehmigung des Verlages<br />

vervielfältigt oder verbreitet<br />

werden. Unter dieses Verbot fallen<br />

insbesondere auch die Vervielfältigung<br />

per Kopie, die Aufnahme in<br />

elektronische Datenbanken und die<br />

Vervielfältigung auf CD-Rom.<br />

© <strong>2014</strong><br />

CNG sports & media GmbH, Köln<br />

Alle Rechte vorbehalten<br />

ISBN 978-3-9813838-5-0<br />

144 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


<strong>DLV</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2014</strong>


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | <strong>DLV</strong>-<strong>Jahrbuch</strong><br />

Inhalt<br />

„Keine Angst vor weniger Medaillen“<br />

<strong>DLV</strong>-Sportdirektor Thomas<br />

Kurschilgen im Interview ................ 147<br />

Neue Erkenntnisse, neue Erlebnisse<br />

Kongress unter dem Motto<br />

„Erlebnisraum Leichtathletik“.......... 148<br />

Beflügelt vom olympischen Geist<br />

Rückblick auf die Olympischen<br />

Jugendspiele in Nanjing.................. 150<br />

Kleines Team, große Kämpfer<br />

<strong>DLV</strong> verteidigt Platz drei bei<br />

den U20-Weltmeisterschaften .......... 152<br />

Null-Toleranz-Politik<br />

Das Engagement des <strong>DLV</strong> im<br />

Kampf gegen Doping ...................... 154<br />

Neue Formate, neuer Erfolg<br />

<strong>DLV</strong>-Veranstaltungsdirektor Frank<br />

Kowalski über aktuelle Trends ......... 158<br />

Später Triumph<br />

Gretel Bergmann feiert in<br />

New York ihren 100. Geburtstag ...... 160<br />

Prima Premiere<br />

Erste Deutsche U16-Meisterschaften<br />

in den Einzeldisziplinen ................. 162<br />

Ehrungen <strong>2014</strong><br />

Rudolf-Harbig-Preis für Betty Heidler,<br />

Hanns-Braun-Preis für Hans G. Schulz .. .164<br />

Weltrekorde & -Bestleistungen<br />

Die aktuellen Marken weltweit......... 166<br />

Europarekorde & -Bestleistungen<br />

Die aktuellen Marken in Europa....... 170<br />

Deutsche Rekorde & -Bestleistungen<br />

Die aktuellen <strong>DLV</strong>-Marken............... 172<br />

Deutsche Bestenliste<br />

Die Top Ten der Männer.................. 181<br />

Die Top Ten der Frauen.................... 183<br />

Die Ergebnisse des Jahres <strong>2014</strong><br />

Weltmeisterschaften & andere<br />

globale Events.................................. 186<br />

Europameisterschaften & andere<br />

kontinentale Events.......................... 195<br />

Deutsche Meisterschaften<br />

Männer, Frauen & Jugend................. 200<br />

Deutsche Meisterschaften<br />

Senioren..........................................219<br />

Redaktion <strong>DLV</strong>-<strong>Jahrbuch</strong><br />

Peter Schmitt (<strong>DLV</strong>/verantwortlich), Eberhard<br />

Vollmer, Silke Morrissey, Pamela Ruprecht,<br />

Christian Ermert, Martin Neumann<br />

Fotos <strong>DLV</strong>-<strong>Jahrbuch</strong><br />

dpa Picture-Alliance (12), Fotolia (2),<br />

Handelmann (1), <strong>DLV</strong> (4), Gantenberg (2)<br />

146 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


„Keine Angst vor<br />

weniger Medaillen“<br />

<strong>DLV</strong>-Sportdirektor Thomas Kurschilgen im Interview<br />

Im Rahmen der Spitzensport-Tagung in Kienbaum hatten sich im Herbst <strong>2014</strong> unter Leitung<br />

von <strong>DLV</strong>-Sportdirektor Thomas Kurschilgen mehr als 120 Spitzensport-Experten im<br />

Bundesleistungszentrum in Kienbaum versammelt. Im Interview lässt der Sportdirektor<br />

des Deutschen Leichtathletik-Verbands (<strong>DLV</strong>) die Veranstaltung noch einmal Revue passieren,<br />

berichtet von den Herausforderungen auf dem Weg zu den Olympischen Spielen<br />

in Rio de Janeiro 2016 und verrät, welche strategischen Veränderungen im Bereich des<br />

Sprints und Langsprints beschlossen wurden.<br />

Herr Kurschilgen, auf der Tagesordnung<br />

der Spitzensport-Tagung in Kienbaum<br />

stand unter anderem eine Bilanz des<br />

Leichtathletik-Jahres <strong>2014</strong>. Welche Höhen<br />

und Tiefen haben Sie ausgemacht?<br />

Thomas Kurschilgen: Wir waren bei<br />

den Olympischen Jugendspielen in Nanjing<br />

mit acht Medaillen die leistungsstärkste<br />

Teilmannschaft im Olympiateam.<br />

Bei den U20-Weltmeisterschaften in Eugene<br />

haben die Leichtathleten in der Nationenwertung<br />

eine Top-Drei-Platzierung<br />

belegt. Das <strong>DLV</strong>-Team der Männer und<br />

Frauen ist in Braunschweig mit großer<br />

Ausstrahlung und höchsten Sympathiewerten<br />

Team-Europameister geworden.<br />

Bei den „großen“ Europameisterschaften<br />

haben wir 167 Nationenpunkte und<br />

43 Endkampfplatzierungen gesammelt,<br />

so viele wie seit 2002 in München nicht<br />

mehr. Sicherlich: Medaillen hätten wir<br />

uns alle mehr gewünscht. Aber wer um<br />

die Volatilität der Medaillen in einer<br />

Sportart mit über 200 Nationen in der<br />

Welt und um die hohe Wettbewerbsdichte<br />

weiß, der darf auch keine Angst vor<br />

keinen oder weniger Medaillen haben.<br />

< Kamghe Gaba hat ...<br />

... <strong>2014</strong> gezeigt, wie man schnelle Zeiten<br />

auf den 400 Metern läuft. Künftig sollen die<br />

deutschen Viertelmeiler aber an die Erfolge<br />

ihrer Sprintkollegen anknüpfen. Dafür sollen<br />

innovative Konzepte und Wege gegangen<br />

werden<br />

Das Jahr <strong>2014</strong> markiert auch die Halbzeit<br />

im Olympiazyklus 2012 bis 2016.<br />

Müssen auf dem Weg nach Rio Weichen<br />

neu gestellt werden?<br />

Thomas Kurschilgen: Neue Weichen<br />

müssen nicht gestellt werden. Stichtagsbezogene<br />

Ereignisse dürfen und sollten<br />

unsere Strategieansätze nicht beeinflussen.<br />

Wir stehen im Leistungssport für<br />

Kontinuität im Handeln und verfallen<br />

nicht in öffentlichkeitswirksamen Aktionismus.<br />

Es gilt weiterhin, Kernstrategien<br />

zu verfolgen, die unter Führung der Leitenden<br />

Bundestrainer auf der operativen<br />

Ebene in den verschiedenen Disziplingruppen<br />

in Kienbaum erarbeitet wurden<br />

und in konkreten Maßnahmen umgesetzt<br />

werden.<br />

Auch die strategische Personalplanung<br />

war Thema der Spitzensport-Tagung.<br />

Thomas Kurschilgen: Eine strategischstrukturell<br />

wichtige Weichenstellung haben<br />

wir im Sprintbereich der Männer und<br />

Frauen vorgenommen, in Abstimmung<br />

mit <strong>DLV</strong>-Cheftrainer Idriss Gonschinska<br />

und dem Leitenden <strong>DLV</strong>-Bundestrainer<br />

Volker Beck. Die Kollegen werden die<br />

Nachwuchs-Kader im Sprint und Langsprint<br />

unter einem Verantwortungsbereich<br />

zusammenführen. Es gilt, die Unterdistanz-Leistungsfähigkeiten<br />

zu entwickeln<br />

sowie veränderte Periodisierungsansätze<br />

und Technikmodelle zum Tragen<br />

zu bringen. Der Erfolg im Sprint der<br />

Männer sollte uns Mut machen, neue innovative<br />

Konzepte und Wege anzugehen.<br />

Gemeinsame Maßnahmen und Lehrgänge<br />

in den <strong>DLV</strong>-Nachwuchstrainerteams<br />

werden umgesetzt und die Zusammenarbeit<br />

mit den persönlichen Trainern an<br />

den Bundes- und Landesstützpunkten<br />

sowie die Kopplung an den A/B-Kader<br />

intensiviert. Dieser Aufgabe werden sich<br />

Thomas Kremer und Jörg Möckel unter<br />

Integration der weiteren <strong>DLV</strong>-Trainer<br />

dieser Disziplingruppe widmen. Die Gesamtverantwortung<br />

für den Kurzsprint<br />

der Männer und Frauen wird in der kommenden<br />

Saison <strong>DLV</strong>-Bundestrainer Ronald<br />

Stein übernehmen. Zudem müssen<br />

wir im Nachwuchsbereich die Zusammenarbeit<br />

mit den Leitenden Landestrainern,<br />

den Eliteschulen des Sports und<br />

den Lehrertrainern im Rahmen der entwickelten<br />

Regionalkonzepte inhaltlichmethodisch<br />

intensivieren. Dieser Aufgabe<br />

werden sich die Nachwuchstrainer im<br />

U18/20-Bereich, Jörg Peter und Dietmar<br />

Chounard verstärkt stellen.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 147


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | <strong>DLV</strong>-<strong>Jahrbuch</strong><br />

Neue<br />

Erkenntnisse,<br />

neue Erlebnisse<br />

Die Allgemeine Leichtathletik, ehemals<br />

„Breitensport“, bildet „generationsübergreifend“<br />

die Leichtathletik<br />

in den drei Säulen „Gesundheit<br />

und Prävention“, „Laufen“ mit dem<br />

großen Spektrum der freizeit- und wettkampforientierten<br />

Laufangebote sowie<br />

der „Senioren-Wettkampfleichtathletik“<br />

ab.<br />

Der allumfassende Begriff des „Breitensport“<br />

differenziert sich zunehmend<br />

in Freizeit-, Event- und Wettkampfsportangebote<br />

sowie Angebote im Gesundheits-<br />

und Präventionssektor aus. Neben<br />

der fortlaufenden Justierung der traditionellen<br />

Wettkampfformen im Lauf- und<br />

Seniorenwettkampfsport und beim <strong>DLV</strong>-<br />

Lauf-TREFF – Laufen, Walking, Nordic<br />

Walking – erfordert dies zusätzlich<br />

eine Anpassung und gegebenenfalls<br />

Neuausrichtung der bewährten Programme.<br />

„SPORT PRO GESUNDHEIT“,<br />

<strong>DLV</strong>-Kongress mit namhaften Referenten<br />

„Erlebnisraum Leichtathletik – ein Leben lang.“ Unter diesem<br />

Motto veranstaltet der Deutsche Leichtathletik-Verband<br />

vom 13. März bis 15. März 2015 seinen Kongress in der Sportund<br />

Jugendleiterschule Ruit. Zu den Referenten gehören<br />

Thomas Wessinghage, Edgar Itt und Heike Drechsler.<br />

Laufveranstaltungen mit vermehrtem<br />

Event- und Fun-Charakter im Vergleich<br />

zum traditionellen Wettkampfsport sowie<br />

weiterführende Projekte erfordern<br />

entsprechende Ausbildungsgänge und<br />

Durchführungsrichtlinien. „Mit diesem<br />

erweiterten Angebot wird eine moderne,<br />

dem Zeitgeist entsprechende Basis<br />

für die Landesverbände und Vereine<br />

geschaffen, neue Handlungsfelder erschlossen,<br />

Mitglieder gebunden und<br />

neue generiert“, so Dr. Matthias Reick,<br />

für den Bereich verantwortlicher <strong>DLV</strong>-<br />

Vizepräsident.<br />

Interessante Workshops<br />

Um diese drei Handlungsfelder und die<br />

damit verbundenen neusten Erkenntnisse<br />

und Entwicklungen aus diesen<br />

Bereichen der Öffentlichkeit näher zu<br />

bringen, veranstaltet der <strong>DLV</strong> unter dem<br />

Motto „Erlebnisraum Leichtathletik – ein<br />

148 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


KONGRESS<br />

K<br />

ERlEbNiSRaum lEichtathlEtiK<br />

Ein Leben lang<br />

13.-15.03.2015<br />

Sport- und<br />

Jugendleiterschule<br />

Nellingen-Ruit<br />

GESUNDHEIT & PRÄVENTION<br />

E<br />

Ei<br />

13<br />

S<br />

Ju<br />

N<br />

WETTKAMPFSPORT FÜR SENIOREN<br />

Leben lang“ vom 13. bis 15. März 2015<br />

einen Kongress in der Sport- und Jugendleiterschule<br />

Ruit.<br />

Die Auswahl der Vorträge und Diskussionsthemen<br />

wurde so gewählt, dass<br />

die Interessen der haupt- und ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter/innen und Mitglieder<br />

in den Vereinen, in Lauf-TREFFs, im Gesundheitssport,<br />

der aktiven Läufer und<br />

auch der Senioren-Wettkampfsportler in<br />

Hauptvorträgen und parallel in Workshops<br />

behandelt werden. Namhafte<br />

Referenten wie der Präsident der Deutschen<br />

Gesellschaft für Sportmedizin<br />

& Prävention, Prof. Dr. Klaus-Michael<br />

Braumann sowie die ehemaligen Top-<br />

Athleten Prof. (DHfPG) Dr. Thomas Wessinghage,<br />

Heike Drechsler und Edgar<br />

Itt konnten für den Kongress gewonnen<br />

werden. Das exakte Programm und alle<br />

Referenten und Themen finden Sie unter<br />

www.leichtathletik.de<br />

LAUF


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | <strong>DLV</strong>-<strong>Jahrbuch</strong>


Beflügelt vom<br />

olympischen Geist<br />

Rückblick auf die Olympischen Jugendspiele in Nanjing<br />

Die 13-köpfige Mannschaft der Leichtathleten hat sich im August bei den Olympischen Jugendspielen<br />

in Nanjing (China) glänzend präsentiert. Mehr als jeder Zweite reiste mit einer<br />

Medaille im Gepäck zurück nach Deutschland. Einzig eine Goldene fehlte in der Sammlung.<br />

Nicht zuletzt zwei deutsche U18-Bestleistungen sind Zeichen dafür, dass fünf Ringe beflügeln.<br />

Gleich am ersten Finaltag im Stadion<br />

von Nanjing sammelten die<br />

Youngster viermal Edelmetall.<br />

Clemens Prüfer (SC Potsdam) legte im<br />

Diskuswurf vor – Silber. Henrik Hannemann<br />

(LG Neumünster) zog im Hürdensprint<br />

nach – Silber mit deutscher<br />

U18-Bestleistung (13,40 sec). Diskuswerferin<br />

Lara Kempka (SC Neubrandenburg)<br />

und 800-Meter-Läuferin Mareen Kalis<br />

(LC Paderborn) ließen darauf jeweils<br />

Bronze folgen.<br />

An Tag zwei der Endrunde ging es<br />

munter weiter. Die Neubrandenburger<br />

Kugelstoßer Merten Howe und Anika<br />

Nehls holten Bronze, Alina Reh (TSV<br />

Erbach) erlief sich auf den 3000 Metern<br />

Silber, und zwar mit einer erneuten Steigerung<br />

ihrer deutschen U18-Bestleistung<br />

(9:05,07 min).<br />

Auch an Tag drei starteten Kandidaten<br />

mit Hoffnungen auf das olympische Podium.<br />

Doch der Flow des Erfolgs geriet<br />

ins Stocken. Konstanze Klosterhalfen<br />

(TSV Bayer 04 Leverkusen) musste im<br />

1500-Meter-Rennen zusehen, wie ihr<br />

Dalila Gosa aus Bahrain 100 Meter vor<br />

Schluss die erhoffte Bronzemedaille wegschnappte<br />

– Platz vier. Noch schwerer<br />

traf es Eileen Demes (TV Neu-Isenburg)<br />

über 400 Meter Hürden. Die U18-WM-<br />

Vierte lag auf Medaillenkurs, als sie eingangs<br />

der Zielgerade an der achten Hürde<br />

auf der Bahn neben ihr hängenblieb<br />

und stürzte.<br />

Für einen erfolgreichen Ausklang<br />

der Leichtathletik-Wettbewerbe sorgte<br />

schließlich Fabienne Schönig (LG Wipperfürth).<br />

Sie holte im Speerwurf mit Silber<br />

Medaille Nummer acht für die deutsche<br />

Mannschaft und komplettierte die<br />

blitzsaubere Bilanz der deutschen Werfer,<br />

die allesamt Edelmetall holten.<br />

Im Vorfeld hieß es, Medaillen stehen<br />

bei Olympischen Jugendspielen nicht so<br />

sehr im Zentrum wie das Erlebnis der<br />

Teilnahme und der kulturelle Austausch.<br />

Die Leichtathleten aber waren dennoch<br />

mit großen Ambitionen angereist. „Es<br />

ging in Nanjing sehr, sehr viel auf. Wir<br />

sind mit allen zufrieden“, resümierte<br />

Nachwuchs-Bundestrainer Jörg Peter.<br />

Bei den ersten Olympischen Jugendspielen<br />

in Singapur waren 16 <strong>DLV</strong>-<br />

Athleten am Start, zwei Gold- und zwei<br />

Bronzemedaillen waren 2010 die Ausbeute.<br />

„Wenn man es daran festmacht, haben<br />

wir die Medaillenzahl verdoppelt“,<br />

sagte Jörg Peter. Dass es diesmal nicht<br />

für Gold reichte, lag auch daran, dass<br />

die Sieger oftmals absolute Überflieger<br />

waren. Etwa Hürdensprinter Jaheel Hyde<br />

aus Jamaika, der vor Henrik Hannemann<br />

in 12,96 Sekunden so schnell war wie<br />

noch nie zuvor ein U18-Athlet.<br />

Silber mit deutscher U18-Bestleistung<br />

Dieses Kunststück gelang bei den Olympischen<br />

Jugendspielen in Nanjing Alina Reh<br />

(links, Mitte) über 3000 Meter und Henrik<br />

Hannemann (rechts) über 110 Meter Hürden.<br />

LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 151


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | <strong>DLV</strong>-<strong>Jahrbuch</strong><br />

Überzeugend ...<br />

... präsentierte sich Maryse Luzolo nicht<br />

nur mit ihrer U20-WM-Bronzemedaille im<br />

Weitsprung, sondern auch bei den ersten<br />

Deutschen U16-Meisterschaften in Köln, wo<br />

sie in einer Diskussionsrunde viele Fragen<br />

der jüngeren Athleten beantwortete<br />

152 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>


Kleines Team,<br />

große Kämpfer<br />

Rückblick auf die U20-Weltmeisterschaften in Eugene<br />

Kleines Team meistert große Herausforderung: Die deutschen U20-Athleten hatten im Juli bei<br />

den U20-Weltmeisterschaften in Eugene (USA) einen dritten Platz in der Nationenwertung zu<br />

verteidigen – unter schwierigen Voraussetzungen. Mit großem Kampfgeist haben die jungen<br />

Athleten für viele positive Überraschungen gesorgt und erneut als drittbeste Nation der Welt<br />

die Heimreise angetreten.<br />

Sieben Medaillen aus 44 Entscheidungen:<br />

So die Edelmetall-Ausbeute<br />

des deutschen Teams. Im<br />

Medaillenspiegel reichte das in diesem<br />

Jahr nur für Rang 22 – hier zählen zuerst<br />

die Goldmedaillen, und von denen gab<br />

es in Eugene für den <strong>DLV</strong> keine. Umso<br />

bemerkenswerter, dass es die deutschen<br />

Talente trotzdem schafften, den dritten<br />

Rang in der Nationenwertung zu verteidigen,<br />

zu der die Top-Acht-Platzierungen<br />

herangezogen werden.<br />

Die Ausgangslage war keine leichte:<br />

Mit 57 nominierten Athleten war<br />

das deutsche Team um sieben Athleten<br />

kleiner als vor zwei Jahren in Barcelona<br />

(Spanien) und um neun Athleten kleiner<br />

als vor vier Jahren in Moncton (Kanada).<br />

Damals gab es sechsmal Edelmetall, <strong>2014</strong><br />

schafften es die <strong>DLV</strong>-Athleten sogar einmal<br />

mehr aufs Treppchen. Dabei waren<br />

in den Meldelisten nur vier Deutsche auf<br />

Medaillenrängen platziert gewesen.<br />

Es musste also die eine oder andere<br />

Überraschung her, um an die Erfolge der<br />

Vorjahre anzuknüpfen, und für die musste<br />

das Team Geduld und Kämpferherz<br />

beweisen. Nach vier WM-Tagen standen<br />

nur zwei Bronzemedaillen zu Buche, für<br />

den Ulmer Zehnkämpfer Tim Nowak<br />

und Weitspringerin Maryse Luzolo (LG<br />

Eintracht Frankfurt). Schwer zu verdauen<br />

war der Freitag mit drei vierten und<br />

zwei fünften Plätzen – allesamt starke<br />

Leistungen, aber ohne den verdienten<br />

Podiumsplatz.<br />

Dann aber läutete Diskuswerfer Henning<br />

Prüfer (SC Potsdam) am Samstag<br />

mit Silber die Wende ein. Ein Ruck ging<br />

durch die Mannschaft, der auch Stabhochspringer<br />

Oleg Zernikel (ASV Landau)<br />

und die weibliche Sprintstaffel zu<br />

Bronze beflügelte. Es folgten am Sonntag<br />

eine Gala-Vorstellung des Chemnitzers<br />

Max Heß mit Silber im Dreisprung sowie<br />

der krönende Abschluss der deutschen<br />

400-Meter-Läuferinnen, die sich – als<br />

Letzte fürs Finale qualifiziert – Staffel-<br />

Bronze erkämpften.<br />

Erfrischend und erfreulich war in<br />

Eugene der Mix aus international erfahrenen<br />

Athleten und Neulingen, die<br />

gemeinsam für das gute Abschneiden<br />

sorgten. Verlass war wieder einmal auf<br />

Tim Nowak, für den es seit seiner U20-<br />

WM-Premiere 2012 eigentlich nur steil<br />

bergauf ging. Auch Weitspringerin Maryse<br />

Luzolo konnte in Eugene ihre Erfahrung<br />

aus drei internationalen Meisterschaften<br />

ausspielen.<br />

In der Bronze-Sprintstaffel waren<br />

dagegen mit Lisa-Marie Kwayie (NSF<br />

Berlin), Lisa Mayer (LG Langgöns-<br />

Oberkleen), Gina Lückenkemper (LAZ<br />

Soest) und Chantal Butzek (LC Paderborn)<br />

Athletinnen unterwegs, die auch<br />

im kommenden Jahr noch gemeinsam<br />

die U20-Staffel rennen können. Hammerwerfer<br />

Alexej Mikhailov (Hannover<br />

96) und Siebenkämpferin Celina Leffler<br />

(SSC Koblenz-Karthause) können 2015<br />

bei der U20-EM den vierten Platz zu einer<br />

Medaille machen. Ein weiteres Jugendjahr<br />

haben zudem die beiden Vize-<br />

Weltmeister Max Heß und Henning Prüfer<br />

vor sich. Grund genug, optimistisch<br />

auf die nächsten Herausforderungen zu<br />

blicken.<br />

Zweimal Silber ...<br />

... gewannen die Prüfers <strong>2014</strong> mit dem<br />

Diskus. Bei der U20-WM in Eugene wurde<br />

Henning Prüfer (Foto) Zweiter. Bei den<br />

Olympischen Jugendspielen in Nanjing sein<br />

jüngerer Bruder Clemens


LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | <strong>DLV</strong>-<strong>Jahrbuch</strong><br />

Null-Toleranz<br />

Engagement gegen Doping<br />

Der Kampf gegen Doping ist zentral in der Arbeit des Deutschen<br />

Leichtathletik-Verbandes. Wenn der <strong>2014</strong> im Bundestag<br />

vorgelegte Entwurf für ein neues Anti-Doping-Gesetz<br />

2015 umgesetzt wird, wäre dies ein Meilenstein in der<br />

Geschichte der Dopingbekämpfung.<br />

Sowohl auf politischer als auch auf<br />

der operativen Ebene des <strong>DLV</strong> gestaltete<br />

sich das Jahr <strong>2014</strong> in Bezug<br />

auf den Themenbereich Doping, Anti-<br />

Doping, Dopingprävention als lebhaft.<br />

Mit der Ende 2011 beschlossenen Revision<br />

des WADA-Codes 2009 und der Verabschiedung<br />

des WADA-Codes 2015 ging die<br />

Nationale Anti Doping Agentur Deutschland<br />

(NADA) in diesem Jahr mit der Umsetzung<br />

in den NADA-Code 2015 und der<br />

Übersetzung ins Deutsche in die letzte<br />

Phase, um den Fachverbänden den ab 1.<br />

Januar 2015 gültigen WADA-Code an die<br />

Hand geben zu können.<br />

Um auch künftig regelkonform agieren<br />

zu können, war für die Sportfachverbände<br />

damit die Implementierung der<br />

durch die Code-Revision entstandenen<br />

Veränderungen in verbandseigene Regelwerke<br />

verbunden. Unabhängig von<br />

einzelnen wichtigen und richtungsweisenden<br />

Änderungen im neuen WADA-/<br />

NADA-Code 2015 stellte eine große Herausforderung<br />

die regelgerechte, aber<br />

auch arbeitspragmatische Umsetzung<br />

und die damit verbundene Finanzierung<br />

gemäß des Artikels 5.2.1 dar, der besagt,<br />

dass ab 2015 alle Wettkampfkontrollen<br />

durch die NADA organisiert und durchgeführt<br />

werden.<br />

Anti-Doping-Gesetz vorgestellt<br />

Nicht nur einzelne Revisionspunkte des<br />

neuen WADA-Codes, sondern auch die<br />

Vorlage eines Gesetzentwurfs für ein Anti-Doping-Gesetz<br />

der Bundesministerien<br />

für Justiz und für Verbraucherschutz,<br />

des Innern und des Bundesministeriums<br />

für Gesundheit Mitte November zeigen<br />

dem <strong>DLV</strong>, dass er sich mit dem Bestreben<br />

einer Erhöhung der Effektivität sowie<br />

der befürworteten uneingeschränkten<br />

Null-Toleranz-Politik in punkto Anti-<br />

Doping-Kampf nach wie vor auf dem<br />

richtigen Weg befindet. Die Umsetzung<br />

des Gesetzentwurfes in ein neues Anti-<br />

Doping-Gesetz im nächsten Jahr wäre<br />

ein Meilenstein in der Geschichte der<br />

Dopingbekämpfung und für den <strong>DLV</strong> mit<br />

Dr. Clemens Prokop als langjährigem Verfechter<br />

einer deutschen Gesetzgebung ein<br />

Gewinn.<br />

Für das kommende Jahr gilt es, neben<br />

den Trainingskontrollen, die durch die<br />

NADA durchgeführt werden, weiterhin<br />

einen Blick auf die Wettkampfkontrollen<br />

der Leichtathletik zu richten. So belief<br />

sich die Anzahl der Wettkampfkontrollen<br />

im Jahr <strong>2014</strong> in der Sportart Leichtathletik<br />

auf über 480 Kontrollen, wovon<br />

alleine 186 bei Deutschen – und Regionalmeisterschaften<br />

sowie 145 Kontrollen<br />

bei offenen Veranstaltungen und von Veranstaltern<br />

eigeninitiierten Wettkampfkontrollen<br />

durchgeführt wurden.<br />

Wichtige Prävention<br />

Auch aus dem Bereich der Dopingprävention,<br />

auf den sich der <strong>DLV</strong> unter anderem<br />

mit seinen Landesverbänden mit dem<br />

Ziel einer flächendeckenden Aufklärungsarbeit<br />

konzentriert, kann „Tendenz steigend“<br />

verzeichnet werden. So haben die<br />

Anti-Doping-Beauftragten der Landesverbände<br />

in einem Leitbild ihre Grundprinzipien,<br />

Zuständigkeiten, Aufgaben und<br />

Umsetzungsmöglichkeiten formuliert, um<br />

gemäß dieses Leitbilds die Präventionsaktivitäten<br />

bis zur Basis eines jeden Landesverbandes<br />

tragen zu können. Mit den Jugendbotschaftern<br />

Doping-Prävention, deren<br />

Anzahl sich seit Beginn des einstigen<br />

Projekts zum einen stetig erhöht und zum<br />

anderen auch aufgrund der Nutzung von<br />

Schulungsangeboten und hohem Engagement<br />

qualitativ immer weiter entwickelt,<br />

wurden weitere Schritte einer Zusammenarbeit<br />

geplant, um alle Altersstufen<br />

bestmöglich zum Thema Doping/Anti-<br />

Doping präventiv beraten zu können.<br />

Gespannt schauen wir auf das kommende<br />

Jahr, das nicht nur aufgrund der<br />

angesprochenen Aktivitäten mit Sicherheit<br />

viel Raum für die Weiterentwicklung<br />

des Aufgabenfelds Anti-Doping bietet.<br />

154 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>