DLV-Jahrbuch 2014
Team-Europameister in Braunschweig. Platz drei im Medaillenspiegel der Europameisterschaften von Zürich (Schweiz). Das DLV-Jahrbuch 2014 lässt auf starken 240 Seiten alle Höhepunkte des Leichtathletik-Jahres Revue passieren. In einem ausführlichen Statistikteil finden Leichtathletik-Fans im DLV-Jahrbuch zusätzlich die wichtigsten Ergebnisse aller internationaler und nationaler Höhepunkte sowie die aktuellen Welt-, Europa- und deutschen Rekorde.
Team-Europameister in Braunschweig. Platz drei im Medaillenspiegel der Europameisterschaften von Zürich (Schweiz). Das DLV-Jahrbuch 2014 lässt auf starken 240 Seiten alle Höhepunkte des Leichtathletik-Jahres Revue passieren. In einem ausführlichen Statistikteil finden Leichtathletik-Fans im DLV-Jahrbuch zusätzlich die wichtigsten Ergebnisse aller internationaler und nationaler Höhepunkte sowie die aktuellen Welt-, Europa- und deutschen Rekorde.
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Leichtathletik<br />
<strong>2014</strong> <strong>DLV</strong>-<strong>Jahrbuch</strong><br />
www.leichtathletik.de<br />
icture alliance
BERLIN 2009 | Von Disziplin zu Disziplin<br />
Leichtathletik<br />
<strong>2014</strong><br />
EM in Zürich &<br />
Team-EM in Braunschweig<br />
Krönung einer starken Saison<br />
Die schnellsten deutschen Männer haben<br />
den Leichtathletik-Fans <strong>2014</strong> viel Spaß<br />
gemacht. Erst die schnellen Sprints bei den<br />
Deutschen Meisterschaften in Ulm mit dem<br />
Rekordlauf in 10,05 Sekunden von Julian<br />
Reus (2.v.r.). Dann die starken Auftritte in<br />
der Staffel bei der EM in Zürich, wo Sven<br />
Knipphals (li.), Lucas Jakubczyk, Julian Reus<br />
und Alexander Kosenkow (re.) Silber<br />
gewannen. Die Sprinter haben gezeigt,<br />
dass sie mit einer gezielten Vorbereitung<br />
in Europa ganz vorn mitmischen können<br />
Haben viele Ausrufezeichen gesetzt<br />
Liebe Leichtathletik-Fans,<br />
Deutschland ist Team-Europameister<br />
geworden und belegt in der Nationenwertung<br />
der Europameisterschaften den<br />
vierten Platz hinter Russland, Großbritannien<br />
und Frankreich. Auch wenn in<br />
Zürich nicht alle Hoffnungen erfüllt wurden,<br />
die in unser junges EM-Team gesetzt<br />
worden sind – <strong>2014</strong> war wieder ein großes<br />
Jahr für die deutsche Leichtathletik.<br />
Besonders der Triumph bei den Team-<br />
Europameisterschaften in Braunschweig<br />
hat uns Rückenwind auf dem Weg zu<br />
Olympia 2016 in Rio de Janeiro und zu<br />
den Heim-Europameisterschaften 2018 in<br />
Berlin gegeben. Dort werden die jungen<br />
Athleten der Nationalmannschaft, die in<br />
Zürich noch oft auf den Plätzen vier bis<br />
acht gelandet sind, mit mehr Erfahrung<br />
noch weiter nach vorn kommen.<br />
In Zürich wurde die Pflicht erfüllt, bei<br />
der Kür sind aber nicht alle Hoffnungen<br />
aufgegangen. Doch auch wenn die Perspektive<br />
auf Olympia 2016 und auf die<br />
Heim-EM 2018 ausgerichtet ist: Eine ganze<br />
Reihe von jungen Athleten haben hier<br />
Ausrufezeichen gesetzt. Und unsere erfahrenen<br />
Kräfte wie Robert Harting, David<br />
Storl und Christina Schwanitz haben<br />
die in sie gesetzten Hoffnungen wieder<br />
voll erfüllt.<br />
Besonders gefallen hat mir, wie die<br />
junge Shanice Craft sich die Bronzemedaille<br />
im Diskuswurf gesichert hat.<br />
Großartig auch, wie unsere Sprinter eine<br />
schon glanzvolle Saison, in der Julian<br />
Reus bei den Deutschen Meisterschaften<br />
den Uralt-Rekord über 100 Meter verbessert<br />
hat, mit Staffelsilber noch einmal<br />
krönten. Teamwork vom Feinsten. Und<br />
dass eine Athletin wie Linda Stahl im selben<br />
Jahr ihr Medizin-Studium mit dem<br />
Examen abschließt und die EM-Bronzemedaille<br />
gewinnt, zeigt, wie unser Konzept<br />
der dualen Karriere im Sport und im<br />
Beruf erfolgreich ist.<br />
Was die Organisation und Eventgestaltung<br />
betrifft, werden wir im Hinblick<br />
auf Berlin 2018 einiges von Zürich lernen<br />
und haben schon viele Ideen. Das Programm<br />
muss Schlag auf Schlag umgesetzt<br />
werden – und das mit maximaler<br />
Information für die Zuschauer.<br />
Und wir werden konsequent unser<br />
Konzept weiter verfolgen, mit der Leicht-<br />
athletik in die Städte zu gehen. Damit<br />
sind wir auf dem richtigen Weg, wie das<br />
Kugelstoßen bei der DM vor dem Ulmer<br />
Münster und die vierte Auflage von „Berlin<br />
fliegt“ gezeigt hat.<br />
Damit Sie sich noch lange an die<br />
große Saison <strong>2014</strong> erinnern, hat der<br />
Deutsche Leichtathletik-Verband dieses<br />
Buch herausgegeben. Spannende Texte<br />
und faszinierende Fotos lassen die tollen<br />
Tage von Zürich, Braunschweig und Ulm<br />
noch einmal lebendig werden.<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen<br />
Dr. Clemens Prokop<br />
Präsident des Deutschen Leichtathletik-<br />
Verbands (<strong>DLV</strong>)<br />
Die Richtung stimmt<br />
Dr. Clemens Prokop<br />
sieht die deutsche<br />
Leichtathletik auf<br />
einem guten Weg<br />
zu den Olympischen<br />
Spielen in Rio de<br />
Janeiro 2016<br />
2 BARCELONA 2010<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 2
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Inhalt<br />
28<br />
38 50<br />
Inhalt<br />
Augenblicke<br />
Die emotionalsten Momente der<br />
Züricher Europameisterschaften .... 4<br />
Die Bilanz des Leichtathletik-Jahres<br />
Teamgeist gewinnt<br />
Bei der Team-EM in Braunschweig ließ<br />
die deutsche Mannschaft die stärksten<br />
Nationen des Kontinents hinter sich. Bei<br />
der EM in Zürich gab es allerdings nur<br />
Platz vier in der Nationenwertung. Mut<br />
auf eine goldene Zukunft machen die<br />
starken Youngsters ....................... 20<br />
Die Höhepunkte<br />
Stoisch, stark, Storl<br />
Der Favorit im Kugelstoßen setzte sich<br />
durch. Zufrieden war David Storl mit<br />
dem EM-Ergebnis trotzdem nicht .... 28<br />
Erfolgsstory ohne Happy End<br />
Das deutsche Trio schrieb lange Zeit die<br />
Geschichte des EM-Zehnkampfes. Bis zur<br />
verflixten siebten Disziplin ............ 34<br />
Auf die Oma gehört<br />
Bei seinem EM-Sieg in Zürich blieb das<br />
Trikot von Robert Harting heil. Das hatte<br />
er seiner Oma versprochen ............ 38<br />
Bronze-Glück<br />
Eine „Teilzeit-Hürdenläuferin“ auf dem<br />
EM-Podest. Siebenkämpferin Cindy Roleder<br />
ist nach ihrem Umstieg schneller und<br />
entspannter denn je ..................... 44<br />
„Finde mich gerade ganz gut“<br />
Medizin-Examen bestanden, EM-Bronze<br />
gewonnen. Hinter Speerwerferin Linda<br />
Stahl liegt ein perfekter Sommer .... 46<br />
Endlich Gold<br />
Sie strahlte mit ihrer Medaille um die<br />
Wette. Goldhoffnung Christina Schwanitz<br />
hat bei der EM alle überzeugt ....... 50<br />
Böser Bube Benabbad<br />
Trikot aus – Gold weg! Mahiedine<br />
Mekissi-Benabbad hat für den Skandal<br />
bei der EM in Zürich gesorgt. Die Konkurrenz<br />
hatte kein Verständnis für den<br />
„Strip“ auf der Zielgeraden .......... 54<br />
Eine Idee schlägt ein<br />
Welch ein Spektakel! Mit dem Kugelstoßen<br />
auf dem Vorplatz des Ulmer Münster<br />
wurde die DM stimmungsvoll eröffnet.<br />
4.000 Fans waren dabei ................ 58<br />
Craft-Akt<br />
Eine der Jüngsten im Team holte als Dritte<br />
eine EM-Medaille. Diskus-Ass Shanice<br />
Craft hat den Dreh raus ................ 62<br />
Grenz-Gang<br />
Der Franzose Yohann Diniz krönte mit<br />
einem Weltrekord über 50 Kilometer<br />
Gehen die EM in Zürich ................ 66<br />
Märchenhafter Sprintsommer<br />
EM-Silber mit der 4x100-Meter-Staffel,<br />
nach 29 Jahren den deutschen 100-Meter-<br />
Rekord verbessert. Die deutschen Sprinter<br />
hatten einen starken Sommer ....... 68<br />
Berg- und Talfahrt<br />
Die Marathonläufer mussten bei der EM<br />
in Zürich ungewohnt viele Höhenmeter<br />
zurücklegen. Überzeugen konnte André<br />
Pollmächer auf Rang acht ............. 74<br />
2 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
78 66<br />
Gold ist nicht das Größte<br />
Vor vier Jahren erkrankte Antje Möldner-<br />
Schmidt an Krebs. In Zürich wurde sie<br />
Hindernis-Europameisterin. Doch ihr<br />
größter Sieg bleibt der über die<br />
heimtückische Krankheit ............... 78<br />
Zwischenhoch oder mehr?<br />
Bei der Team-EM Ende Juni in Braunschweig<br />
feierten Deutschlands Läufer<br />
drei Siege und drei zweite Plätze. In<br />
Zürich lief allein Antje Möldner-Schmidt<br />
aufs EM-Podium. Die anderen Medaillenkandidaten<br />
gingen leer aus ........... 82<br />
Von Disziplin zu Disziplin<br />
100 Meter Männer ........................ 86<br />
100 Meter Frauen ......................... 87<br />
200 Meter Männer ....................... 88<br />
200 Meter Frauen ......................... 89<br />
4x100 Meter Männer .................... 90<br />
4x100 Meter Frauen ..................... 91<br />
400 Meter Männer ....................... 92<br />
400 Meter Frauen ......................... 93<br />
4x400 Meter Männer .................... 94<br />
4x400 Meter Frauen ..................... 95<br />
800 Meter Männer ....................... 96<br />
800 Meter Frauen ......................... 97<br />
1.500 Meter Männer ..................... 98<br />
1.500 Meter Frauen ...................... 99<br />
5.000 Meter Männer ..................... 100<br />
5.000 Meter Frauen ...................... 101<br />
10.000 Meter Männer ................... 102<br />
10.000 Meter Frauen .................... 103<br />
Marathon Männer ........................ 104<br />
Marathon Frauen ......................... 105<br />
110 Meter Hürden Männer ............ 106<br />
100 Meter Hürden Frauen ............. 107<br />
400 Meter Hürden Männer ........... 108<br />
400 Meter Hürden Frauen ............. 109<br />
3.000 Meter Hindernis Männer ..... 110<br />
3.000 Meter Hindernis Frauen ...... 111<br />
Hochsprung Männer .................... 112<br />
Hochsprung Frauen ..................... 113<br />
Stabhochsprung Männer .............. 114<br />
Stabhochsprung Frauen ................ 115<br />
Weitsprung Männer ..................... 116<br />
Weitsprung Frauen ....................... 117<br />
Dreisprung Männer ...................... 118<br />
Dreisprung Frauen ....................... 119<br />
Kugelstoßen Männer .................... 120<br />
Kugelstoßen Frauen ..................... 121<br />
Diskuswurf Männer ..................... 122<br />
Diskuswurf Frauen ...................... 123<br />
Hammerwurf Männer .................. 124<br />
Hammerwurf Frauen .................... 125<br />
Speerwurf Männer ....................... 126<br />
Speerwurf Frauen ........................ 127<br />
Zehnkampf Männer ..................... 128<br />
Siebenkampf Frauen .................... 129<br />
20 Kilometer Gehen Männer ......... 130<br />
20 Kilometer Gehen Frauen .......... 131<br />
50 Kilometer Gehen Männer ......... 132<br />
Statistik<br />
Die Ergebnisse der EM ................. 134<br />
Die Ergebnisse der Team-EM ........ 140<br />
Impressum .................................. 144<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 3
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | EM-Augenblicke<br />
4 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong><br />
ZWISCHENSTATION<br />
Zürich <strong>2014</strong> markierte die Halbzeit zwischen den<br />
Olympischen Spielen 2012 in London und 2016 in<br />
Rio de Janeiro. Etlichen guten Leistungen der<br />
deutschen Starter bei den 22. Leichtathletik-<br />
Europameisterschaften standen einige Enttäuschungen<br />
gegenüber. Voll zufrieden durfte<br />
Sprinter Lucas Jakubczyk (Foto) sein. Der Berliner<br />
schrammte als Fünfter über 100 Meter ganz<br />
knapp an einer Medaille vorbei. Die holte er sich<br />
am Schlusstag als Schlussläufer der deutschen<br />
Sprintstaffel. Die starken 38,09 Sekunden des<br />
„<strong>DLV</strong>-Vierers“ konnten nur die Briten unterbieten.<br />
Ein Signal Richtung Rio war der Auftritt der<br />
deutschen Staffel allemal.
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 5
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | EM-Augenblicke<br />
6 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
GÄNSEHAUT<br />
Dieser Moment lässt keinen Leichtathletik-Fan<br />
kalt. Als am Abschlusstag die Nationalhymne<br />
für Hindernisläuferin Antje Möldner-Schmidt<br />
erklang, wird ein Märchen war. Vor vier Jahren<br />
kämpfte die 30-Jährige noch um ihr Leben, sie<br />
war an Lymphdrüsenkrebs erkrankt. Doch sie<br />
kämpfte sich zurück. Zuerst waren einige Meter<br />
langsames Gehen zu anstrengend. Ans Aufgeben<br />
dachte sie aber nie. Am 17. August <strong>2014</strong> krönte<br />
Antje Möldner-Schmidt ihre sportliche Karriere<br />
mit dem Europameistertitel und ließ auf dem<br />
Podest ihren Tränen freien Lauf.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 7
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | EM-Augenblicke<br />
8 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
LAUFGIGANT<br />
Die Jubel-Show des Mo Farah hatte natürlich auch<br />
im Letzigrund von Zürich zwei Akte. Zunächst<br />
triumphierte der Brite über 10.000 Meter<br />
(Foto), um auch am EM-Abschlusstag über 5.000<br />
Meter die Nase vorn zu haben. Damit ist der<br />
spurtstärkste Langstreckenläufer der Gegenwart<br />
amtierender Welt- und Europameister über beide<br />
Strecken als auch Olympiasieger.<br />
Eine Serie, die ihresgleichen sucht.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 9
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | EM-Augenblicke<br />
SPRINTKÖNIGIN<br />
Bei den Europameisterschaften in Zürich trat<br />
Dafne Schippers endgültig ins Rampenlicht.<br />
Die Niederländerin krönte sich mit souveränen<br />
Siegen über 100 und 200 Meter zur Sprintkönigin<br />
vom Letzigrund. Wie die 22-Jährige Schrittlänge<br />
und Schrittfrequenz vereint, ist in Europa<br />
einmalig. Ihre 22,03 Sekunden über 200 Meter<br />
bei kühlen Temperaturen und Gegenwind:<br />
Weltklasse! Mal sehen, ob die gelernte<br />
Siebenkämpferin in den kommenden Jahren zu<br />
den Sprintern wechselt oder ihrer Liebe – dem<br />
Mehrkampf – treu bleibt?<br />
10 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 11
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | EM-Augenblicke<br />
12 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
STURZOPFER<br />
EM-Finals und Florian Orth. Das will einfach nicht<br />
zusammenpassen. Schon 2012 in Helsinki stürzte<br />
der Regensburger in aussichtsreicher Position im<br />
Endlauf über 1500 Meter. Auch diesmal hatte sich<br />
der Student eine gute Ausgangslage für die finale<br />
Runde erarbeitet, bis er nach einem Tritt in die<br />
Ferse plötzlich auf der Bahn lag. Das kurzzeitige<br />
Durcheinander nutzte Mahiedine Mekhissi-<br />
Benabbad clever aus und rannte mit einem<br />
langen Spurt zum Titel, während die deutschen<br />
Medaillenaspiranten Homiyu Tesfaye und Timo<br />
Benitz aus einer schlechten Position erst um die<br />
Gestürzten herumkurven mussten.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 13
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | EM-Augenblicke<br />
14 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
RESIGNATION<br />
Ganz dicht dran waren vielen deutsche Athleten<br />
an der erhofften EM-Medaille. Manchmal waren<br />
sie sogar genauso gut wie die Medaillengewinner.<br />
So trauerte Stabhochspringerin Lisa Ryzih<br />
ihren vergebenen Chancen hinterher. Die<br />
Ludwigshafenerin sprang über 4,60 Meter und<br />
damit genauso hoch wie die Athletinnen auf<br />
den Plätzen zwei und drei. Nur leistete sie sich<br />
zu viele Fehlversuche und musste sich mit dem<br />
vierten Platz, dem undankbaren, begnügen.<br />
Mit ihrem Frust war Lisa Ryzih nicht allein.<br />
Sechsmal Platz vier und gleich zehnmal Platz fünf<br />
verbuchten die deutschen Starter. Man sieht:<br />
Es wäre viel mehr möglich gewesen als nur<br />
acht deutsche Medaillen.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 15
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | EM-Augenblicke<br />
KLASSEKUH<br />
Er rannte, turnte, klatschte – sogar beim<br />
Stabhochsprung machte er eine tolle Figur.<br />
An Maskottchen Cooly lag es bestimmt nicht,<br />
dass die Stimmung im Letzigrund-Stadion nicht<br />
immer die beste war. Cooly animierte die Fans<br />
und Athleten, wo es nur ging. Das Maskottchen<br />
wird in Erinnerung bleiben, genauso wie der<br />
Dauerregen an den ersten EM-Tagen und die alles<br />
andere als sommerlichen Temperaturen während<br />
der Titelkämpfe mitten im August.<br />
16 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 17
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | EM-Augenblicke<br />
18 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
SEHENSWERT<br />
So schön ist Zürich! Am EM-Sonntag schien<br />
endlich mal die Sonne und die Stadt<br />
präsentierte sich von ihrer besten Seite.<br />
Mehr als 50.000 Läufer feierten auf der Strecke<br />
am Zürichsee die Marathonläufer. Die hatten<br />
naturgemäß keine Augen für die Sehenswürdigkeiten.<br />
Schließlich mussten sie rund 180<br />
Höhenmeter zurücklegen. Im Ziel durften die<br />
Eidgenossen ihre Läufer feiern. Zwar gab es keine<br />
Einzelmedaille. Doch das Team um Viktor Röthlin,<br />
der seine Karriere in Zürich beendete, lief in der<br />
Europacup-Wertung auf den Bronze-Platz.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 19
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Saison-Bilanz<br />
Teamgeist<br />
gewinnt
Von Braunschweig nach Zürich: Bei den Team-<br />
Europameisterschaften in Braunschweig ließ die von<br />
Kapitän Robert Harting angeführte deutsche Mannschaft<br />
die Konkurrenz aus Frankreich, Großbritannien und Russland<br />
hinter sich. Bei den Europameisterschaften in Zürich<br />
fiel die <strong>DLV</strong>-Auswahl hinter alle drei zurück. Doch die meist<br />
jungen Athleten lassen auf eine goldene Zukunft hoffen.<br />
Der große Mann hatte im Ziel gewartet,<br />
um die tapferen deutschen 400-Meter-Mädels<br />
in Empfang zu nehmen<br />
und zu herzen: Diskus-Olympiasieger<br />
Robert Harting war in Braunschweig der<br />
erste Gratulant, als Esther Cremer, Lara<br />
Hoffmann, Lena Schmidt und Ruth Sophia<br />
Spelmeyer schon im vorletzten Wettbewerb<br />
den Gesamtsieg der deutschen<br />
Mannschaft vor Titelverteidiger Russland<br />
perfekt gemacht hatten. In guten 3:28,34<br />
Minuten hatte die 4x400-Meter-Staffel den<br />
zweiten Platz hinter der Ukraine belegt –<br />
fünf Plätze vor den Russinnen.<br />
Damit stand fest, dass die deutschen<br />
Leichtathleten als Mannschaft die Nummer<br />
eins in Europa sind. Bereits vor der<br />
abschließenden 4x400-Meter-Staffel der<br />
Männer lag das <strong>DLV</strong>-Team uneinholbar<br />
vor den Russen. Am Ende nutzte der<br />
Gastgeber den Heimvorteil und gewann<br />
mit 371 Punkten vor Vorjahressieger Russland<br />
(359,5) und Frankreich (295) den<br />
Titel. Nach 2009 in Leiria (Portugal) war<br />
es der zweite deutsche Erfolg bei diesem<br />
europäischen Prestige-Wettkampf.<br />
„Das gibt einen Motivationsschub<br />
für die Europameisterschaften in Zürich“,<br />
hatte Clemens Prokop, der Präsident<br />
des Deutschen Leichtathletik-<br />
Verbandes (<strong>DLV</strong>), Mitte Juni in Braunschweig<br />
gesagt. „Wir sehen mit Freude,<br />
dass wir die führende Nation in Europa<br />
sind.“ In Zürich mussten die deutschen<br />
Leichtathleten diesen Titel dann allerdings<br />
wieder abgeben – trotz des Motivationsschubs<br />
aus Braunschweig.<br />
Weniger Edelmetall als erwartet<br />
Es kamen deutlich weniger EM-Medaillen<br />
heraus als erwartet: Mit viermal<br />
Gold, einmal Silber und dreimal Bronze<br />
halbierte sich das Ergebnis von der EM<br />
2012 in Helsinki, als 16 Plaketten errungen<br />
worden. Es ist die schlechteste<br />
Medaillenbilanz für eine deutsche Mannschaft<br />
in der 80-jährigen EM-Geschichte.<br />
„Die Pflicht ist erfüllt“, resümierte <strong>DLV</strong>-<br />
Präsident Clemens Prokop. „Bei der Kür<br />
sind aber nicht alle Hoffnungen aufgegangen.“<br />
Ohnehin sei die EM 2012 in Helsinki,<br />
bei der Deutschland mit 16 Medaillen<br />
Europas Nummer eins war, nicht mit der<br />
in der Schweiz vergleichbar. „Wegen der<br />
Olympischen Spiele in London hatten<br />
viele ausländische Topstars auf die EM<br />
verzichtet. Diesmal waren alle da.“ Sein<br />
Sportdirektor Thomas Kurschilgen wollte<br />
den dritten Platz im Medaillenspiegel hinter<br />
starken Briten und Franzosen (je 23<br />
Medaillen) nicht als Gradmesser sehen:<br />
„Der Medaillenspiegel ist kein Abbild des<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 21
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Saison-Bilanz<br />
Cooly auch in Braunschweig<br />
Gern hätte Malaika Mihambo auch in Zürich<br />
mit EM-Maskottchen Cooly eine Medaille gefeiert.<br />
Doch ihrem 6,90-Meter-Satz zum Sieg<br />
in Braunschweig ließ sie bei der EM nur 6,65<br />
Meter folgen und landete auf Platz vier<br />
komplexen Leistungsbildes.“ In der Nationenwertung<br />
lagen die Deutschen sogar<br />
nur auf Platz vier.<br />
Im meist verregneten und häufig stürmischen<br />
Zürich blies den Assen des Deutschen<br />
Leichtathletik-Verbandes (<strong>DLV</strong>) ein<br />
kräftiger Wind entgegen, dem das mit<br />
einem Altersdurchschnitt von 25,2 Jahren<br />
jüngste EM-Team seit 1990 nicht immer<br />
trotzen konnte. Immerhin waren 24 der<br />
92 Athleten gerade mal 23 Jahre alt oder<br />
jünger. Dazu gehörten leistungsstarke<br />
Youngsters wie der Zehnkämpfer Kai<br />
Kazmirek, die 1.500-Meter-Läufer Homiyu<br />
Tesfaye und Timo Benitz oder Diskuswerferin<br />
Shanice Craft.<br />
Verlassen konnte sich der Verband<br />
wieder auf seine Spitzenkräfte: Olympiasieger<br />
Robert Harting (Diskus), Weltmeister<br />
David Storl und Christina Schwanitz<br />
(beide Kugel) marschierten wie selbstverständlich<br />
zu Gold. Völlig überraschend<br />
holte Hindernisläuferin Antje Möldner-<br />
Schmidt noch den vierten Titel. Dreimal<br />
Bronze durch Talent Craft, Linda Stahl<br />
(Speer) und Cindy Roleder sowie Silber<br />
durch das deutsche Sprint-Quartett der<br />
Männer kamen zur mageren Bilanz hinzu.<br />
EM in Zürich: Die deutschen Medaillengewinner<br />
GOLD<br />
David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) Kugelstoßen 21,41 Meter<br />
Robert Harting (SCC Berlin) Diskuswurf 66,07 Meter<br />
Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus) 3.000 Meter Hindernis 9:29,43 Minuten<br />
Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) Kugelstoßen 19,90 Meter<br />
SILBER<br />
Julian Reus (TV Wattenscheid 01) 4x100-Meter-Staffel 38,09 Sekunden<br />
Sven Knipphals (VfL Wolfsburg) 4x100-Meter-Staffel 38,09 Sekunden<br />
Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid 01) 4x100-Meter-Staffel 38,09 Sekunden<br />
Lucas Jakubczyk (SCC Berlin) 4x100-Meter-Staffel 38,09 Sekunden<br />
BRONZE<br />
Cindy Roleder (LAZ Leipzig) 100 Meter Hürden 12,82 Sekunden<br />
Shanice Craft (MTG Mannheim) Diskuswurf 64,33 Meter<br />
Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen) Speerwurf 63,91 Meter<br />
Gutes Gemeinschaftsgefühl<br />
„Die Leistungsträger setzen die Benchmarks<br />
für das Nationalteam auf dem weiteren<br />
Weg zu Olympia in Rio de Janeiro<br />
2016“, sagte Kurschilgen. An Athleten<br />
wie Mannschaftskapitän Harting könne<br />
sich „das Team anlehnen und ausrichten“.<br />
Trotz des Individualismus in der<br />
Leichtathletik gehört die Ausprägung des<br />
Gemeinschaftsgefühls zum <strong>DLV</strong>-Konzept.<br />
„Ein Schlüssel des Erfolges ist, dem Team<br />
zu vermitteln, wenn man miteinander<br />
agiert, emotional sich trägt und unterstützt,<br />
kann man den maximalen Erfolg<br />
erreichen“, so Kurschilgen.<br />
Dass es bei der EM keinen erneuten<br />
Höhenflug gab, lag auch an der langen<br />
Lis-te fehlender Top-Athleten. Besonders<br />
betroffen von Ausfällen war der Stabhochsprung:<br />
Weltmeister Raphael Holzdeppe<br />
und Hallen-Vizeweltmeister Malte<br />
Mohr verzichteten wegen Formschwäche,<br />
verletzt mussten der Olympia-Zweite<br />
Björn Otto, die ehemalige WM-Zweite<br />
Martina Strutz und Silke Spiegelburg passen.<br />
Bei den Zehnkämpfern wurde Vizeweltmeister<br />
Michael Schrader durch eine<br />
22 LEICHTATHLETIK 2012
Punktegarant<br />
Bei der Team-EM in Braunschweig flog Christian<br />
Reif mit 8,13 Metern zum Weitsprung-<br />
Sieg. Bei der EM in Zürich musste er sich mit<br />
Platz acht und 7,95 Metern begnügen<br />
Team-EM Endstand<br />
Punkte<br />
1. Deutschland 371<br />
2. Russland 359,5<br />
3. Frankreich 295<br />
4. Polen 293<br />
5. Großbritannien 281,5<br />
6. Ukraine 273<br />
7. Italien 239,5<br />
8. Spanien 220,5<br />
9. Schweden 213<br />
10. Niederlande 209<br />
11. Tschechien 208,5<br />
12. Türkei 138,5<br />
Blessur mattgesetzt, Titelverteidiger Pascal<br />
Behrenbruch war nicht fit. Im Speerwurf<br />
waren die aktuelle Weltmeisterin<br />
und der frühere Titelgewinner, Christina<br />
Obergföll (Babypause) und Matthias de<br />
Zordo (verletzt), nicht am Start. „Diese<br />
Ausfälle kann kein Nationalteam der Welt<br />
kompensieren“, sagte Kurschilgen.<br />
„Wir sind mit einem jungen Team<br />
auf dem Weg nach Rio. Ich hoffe, dass<br />
die Leistungsträger zurückkehren“, sagte<br />
<strong>DLV</strong>-Cheftrainer Idriss Gonschinska.<br />
„Dann können wir dort bestehen.“ In Zürich<br />
konnte man vor allem mit den Franzosen,<br />
Briten und Russen nicht mithalten.<br />
„Das Niveau ist in vielen Disziplinen<br />
unheimlich hoch. Im Gesamtkontext ist<br />
die EM näher an die Weltspitze gerückt“,<br />
analysierte Gonschinska und fügte hinzu:<br />
„Wir waren mit einem sehr jungen Team<br />
hier. Ich bin mir nicht sicher, ob man mit<br />
der Medaillenbilanz das Leistungspotenzial<br />
einer Mannschaft beurteilen kann.“<br />
Nationenwertung Europameisterschaften in Zürich<br />
Gold Silber Bronze 4 5 6 7 8 Punkte<br />
1 Russland 3 6 13 6 6 3 3 2 215<br />
2 Großbritannien 12 5 6 3 1 1 3 1 196<br />
3 Frankreich 9 8 6 2 0 4 2 2 192<br />
4 Deutschland 4 1 3 6 10 7 7 5 167<br />
5 Polen 2 5 5 4 4 3 2 2 132<br />
6 Spanien 2 1 3 4 2 3 1 6 86<br />
7 Ukraine 2 5 1 1 2 3 1 1 82<br />
8 Niederlande 3 2 1 3 1 2 2 0 73<br />
9 Italien 2 1 0 1 5 2 7 3 71<br />
10 Tschechien 1 1 2 2 1 2 0 1 48<br />
11 Weißrussland 2 0 0 3 2 0 2 0 43<br />
12 Schweden 1 2 0 0 2 1 0 1 34<br />
13 Finnland 1 0 1 1 0 1 3 2 30<br />
14 Schweiz 1 0 0 2 2 0 0 0 26<br />
15 Kroatien 1 0 1 2 0 0 0 0 24<br />
16 Portugal 0 0 1 0 1 3 1 3 24<br />
17 Slowakei 0 2 0 0 0 1 2 1 22<br />
18 Belgien 0 0 1 1 1 0 2 3 22<br />
19 Serbien 0 2 0 0 1 1 0 0 21<br />
20 Griechenland 0 2 0 0 0 0 3 0 20<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 23
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Saison-Bilanz<br />
Kandidatin 1 für die Hammermacht<br />
Weltrekordlerin Betty Heidler holte den Sieg<br />
bei der Team-EM in Braunschweig, verlor<br />
aber bei den Deutschen Meisterschaften in<br />
Ulm gegen Kathrin Klaas. Und auch bei der<br />
EM in Zürich war ihre Vereinskollegin von der<br />
LG Eintracht Frankfurt auf Platz vier besser<br />
als sie auf Rang fünf<br />
In Braunschweig hatten dagegen weder<br />
Frankreich oder Großbritannien dem<br />
deutschen Teamgeist und Siegeswillen<br />
kombiniert mit der großartigen Unterstützung<br />
des Publikums etwas entgegenzusetzen.<br />
Taktieren? Gab es nicht. Auch<br />
nicht bei den 400-Meter-Mädels. „Jede<br />
rennt so schnell sie kann, und dann sehen<br />
wir, was dabei rauskommt“, zitierten<br />
die vier die vor dem Start ausgegebene<br />
Marschrichtung.<br />
Und damit sich auch die Neulinge im<br />
Team wohlfühlen, hat sich Robert Harting<br />
nicht nur im Triumph um jeden einzelnen<br />
gekümmert, sondern schon am Abend vor<br />
dem ersten Start. Seine Botschaft: Ihr habt<br />
hier keinen Stress. Wir sind eine Mannschaft,<br />
in der jeder für jeden kämpft. Und<br />
anscheinend hat sich sein Siegeswillen auf<br />
große Teile des Teams übertragen. Denn zu<br />
den erwartbaren Einzelerfolgen der erfahrenen<br />
Robert Harting, David Storl (Kugelstoßen),<br />
Christian Reif (Weitsprung), Arne<br />
Gabius (5.000 m), Christina Schwanitz<br />
(Kugelstoß) und Betty Heidler (Hammerwurf),<br />
die allesamt schon Medaillen bei<br />
internationalen Großereignissen gewonnen<br />
haben, kamen mit Andreas Hofmann<br />
(Speerwurf), Timo Benitz (800 m), Malaika<br />
Mihambo (Weitsprung) und Richard<br />
Ringer (3.000 m) vier Überraschungssiege.<br />
Kampfsau siegt in Braunschweig<br />
Wobei die für die Beobachter wohl überraschender<br />
kamen als für die Athleten<br />
selbst. Denn die verkündeten nach ihren<br />
Wettkämpfen stolz, dass sie nicht<br />
angetreten waren, um hintere Plätze<br />
zu belegen. Am deutlichsten wurde dabei<br />
800-Meter-Läufer Timo Benitz: „Ich<br />
würde mich als Kampfsau bezeichnen<br />
und will mich nicht schlagen lassen. Das<br />
Wort Verlieren gehört nicht zu meinem<br />
Wortschatz.“ Der Student der Luft- und<br />
Raumfahrttechnik von der LG farbtex<br />
Nordschwarzwald ließ bei seinem<br />
800-Meter-Sieg in 1:46,24 Minuten mit<br />
einem fulminanten Schlussspurt Adam<br />
Kszczot hinter sich. Der Pole ist immerhin<br />
Hallen-WM-Zweiter und wurde in<br />
Zürich Europameister.<br />
Team-Kapitän Robert Harting hatte im<br />
Diskus-Ring auch nichts anbrennen lassen.<br />
Schon im zweiten Versuch warf der<br />
Olympiasieger die Top-Weite von 67,64<br />
Metern, an die Piotr Malachowski (Polen;<br />
65,35 m) nicht herankam. „Ich hoffe nun,<br />
dass es in Zürich auch Platz eins wird<br />
und genauso gut läuft“, meinte Christina<br />
Schwanitz nach ihrem Sieg mit 19,43 Metern,<br />
den sie trotz einer leichten Rückenverletzung<br />
schaffte. Auch Betty Heidler<br />
24 LEICHTATHLETIK 2012
Kandidatin 2 für die Hammermacht<br />
Kathrin Klaas wurde <strong>2014</strong> Deutsche Meisterin im<br />
Hammerwurf und platzierte sich auch bei den<br />
Europameisterschaften in Zürich vor Weltrekordlerin<br />
Betty Heidler. Jahrelang trainierten beide<br />
zusammen unter der Regie von Michael Deyhle in<br />
Frankfurt. Doch dann wechselte Kathrin Klaas zu<br />
Helge Zöllkau nach Leverkusen<br />
ließ keine Zweifel an ihrer Stärke aufkommen.<br />
Die 30-Jährige von der LG Eintracht<br />
Frankfurt gewann mit 74,63 Metern: „Ich<br />
habe mein Ziel erreicht, perfekt.“<br />
Hofmann nur bei Team-EM stark<br />
Für einen Paukenschlag sorgte Andreas<br />
Hofmann, der im ersten Versuch den<br />
Speer 86,13 Meter weit fliegen ließ.<br />
Damit übertraf der Mannheimer seine<br />
persönliche Bestleistung um 2,50 Meter.<br />
„Woher dieser Wurf kam, weiß ich<br />
auch nicht. Ich kann es kaum glauben“,<br />
sagte Hofmann. Er galt schon lange als<br />
Talent, kämpfte aber immer wieder mit<br />
Verletzungen. In Zürich kam er allerdings<br />
über Rang neun und 77,42 Meter<br />
nicht hinaus. Weitsprungtalent Malaika<br />
Mihambo siegte mit 6,90 Metern. Über<br />
3.000 Meter gewann Richard Ringer (VfB<br />
LC Friedrichshafen) in 7:50,99 Minuten.<br />
Die 371 Punkte, die Deutschland am Ende<br />
unter anderem mit zehn Einzelsiegen gesammelt<br />
hatte, sind das zweitbeste Punkteergebnis,<br />
das je bei einer Team-EM erzielt<br />
wurde. Nur die Russen waren 2011<br />
in Stockholm mit 375 Punkten besser.<br />
„Wir haben uns einen Traum erfüllt. Am<br />
Ende hat der Heimvorteil den Ausschlag<br />
gegeben“, sagte <strong>DLV</strong>-Cheftrainer Idriss<br />
Gonschinska zu diesem glanzvollen Auftritt,<br />
den am Ende Zuschauer und Athleten<br />
gemeinsam feierten. Schon vor der<br />
abschließenden 4x400-Meter-Staffel der<br />
Männer schwappte die „La Ola“ durch<br />
das Stadion. Die Zuschauer im Eintracht<br />
Stadion, die sich über die zwei Tage in<br />
Braunschweig durchweg als fachkundig,<br />
fair und begeisterungsfähig zeigten, sangen<br />
„Oh, wie ist das schön!“ und die Athleten<br />
stimmten in den Jubelgesang mit<br />
ein. „Dem Publikum ist es auch zu verdanken,<br />
dass vor allem unseren jungen<br />
Athleten hier Flügel gewachsen sind“,<br />
sagte Idriss Gonschinska.<br />
In Zürich dagegen waren an den<br />
ersten Tagen viel weniger Zuschauer<br />
im legendären, 25.000 Zuschauer fassenden<br />
Letzigrund-Stadion als erwartet.<br />
Ein Grund: Überzogene Ticketpreise,<br />
die auch <strong>DLV</strong>-Präsident Clemens Prokop<br />
kritisierte. „Aus meinem eigenen Bekanntenkreis<br />
musste ich die Erfahrung<br />
mitnehmen, dass die Ticketpreise sehr<br />
hoch waren. Sie waren deutlich teurer als<br />
bei den letzten Europameisterschaften“,<br />
sagte der <strong>DLV</strong>-Chef und sprach von einer<br />
„gewissen abschreckenden Wirkung“.<br />
Eine Tageskarte für Donnerstag kostete<br />
240 Schweizer Franken (rund 198<br />
Euro) in der höchsten Kategorie. Im Familiensektor<br />
zahlte ein Erwachsener 95,<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 25
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Saison-Bilanz<br />
ein Kind unter 16 Jahren 47,50 Franken.<br />
Eine Anreise mit dem Bahnverkehr vom<br />
Wohnort aus war für Schweizer Besucher<br />
allerdings inbegriffen.<br />
Kritik gab es zu Beginn der EM auch<br />
wegen Organisationspannen, Messfehlern<br />
und Verwirrungen um den Zeitplan. Nach<br />
einem chaotischen Mittwochabend entschuldigten<br />
sich die Organisatoren „in aller<br />
Form“. Für Sturm und Regen können die<br />
Zürcher nichts, Schweizer Präzision sieht<br />
allerdings anders aus. „Wir sind doch nicht<br />
bei einem Dorfsportfest“, empörte sich<br />
auch Heide Ecker-Rosendahl, die zweifache<br />
Olympiasiegerin von München 1972, als<br />
Zuschauerin im Letzigrund-Stadion.<br />
„Der hohe Druck, bedingt durch die<br />
besondere Situation und die kurzfristig<br />
beschlossenen Zeitplanänderungen, hat<br />
in einzelnen Fällen leider zu menschlichem<br />
Fehlverhalten geführt“, räumte<br />
Organisations-Chef Patrick K. Magyar ein.<br />
„Die Organisatoren entschuldigen sich in<br />
aller Form für diese Vorkommnisse, bitten<br />
jedoch in Anbetracht der außerordentlichen<br />
Umstände um Verständnis“, hieß<br />
es weiter. Windböen bis zu 90 km/h hätten<br />
die Kampfrichter und Helfer vor große<br />
Herausforderungen gestellt. Die Gesundheit<br />
von Athleten und Zuschauern habe<br />
immer im Vordergrund gestanden.<br />
Usain Bolt zu Besuch<br />
Zwei Episoden machten jedoch deutlich,<br />
wie die Organisatoren ihre Akzente auch<br />
setzen: Mitten in der Konzentrationsphase<br />
mussten Athleten schon mal warten, damit<br />
Supersprinter Usain Bolt als Stargast<br />
im Innenraum seine Botschaft loswerden<br />
oder Europas Verbandspräsident Hansjörg<br />
Wirz ein Interview geben konnte. Viel<br />
schlimmer waren die technischen Probleme.<br />
Beim deutschen Zehnkämpfer Kai<br />
Kazmirek hatte es schon einen Messfehler<br />
in der Sandgrube gegeben, ganz übel erwischte<br />
es dann aber Weitspringerin Melanie<br />
Bauschke, die weinend die Anlage verließ.<br />
Die Deutsche Meisterin träumte nach angeblichen<br />
6,79 Metern im ersten Versuch<br />
schon von einer Medaille und lag lange<br />
auf dem Bronze-Rang. Doch der Sprung<br />
wurde 24 Zentimeter zu weit vermessen.<br />
„Ich bin total traurig. Die Schweden haben<br />
nach dem dritten Versuch Protest eingelegt.<br />
Da war ich geschockt“, sagte die am<br />
Ende Sechstplatzierte aus Berlin. „Erst vor<br />
dem letzten Versuch haben sie mir gesagt,<br />
dass der erste nur 6,55 Meter weit war.<br />
Das war klar ein Messfehler des Kampfgerichts.“<br />
Auch Weitsprung-Olympiasiegerin<br />
Ecker-Rosendahl schüttelte den Kopf: „Ein<br />
Unding.“<br />
Ein Softwarefehler im Computer sorgte<br />
zudem bei Hammerwerferin Betty Heidler<br />
in der Qualifikation dafür, dass sie einmal<br />
mehr als geplant ran musste. Größte Verwirrung<br />
gab es bei den Zehnkämpfern,<br />
nachdem der Stabhochsprung witterungs-<br />
Auch das sind Europameisterschaften<br />
Im Hotel der deutschen Mannschaft vertrieben sich die<br />
Zehnkämpfer Kai Kazmirek und Arthur Abele (oben) mit<br />
Tischfußball die Zeit. Rico Freimuth trägt sich für die Physiotherapie<br />
ein und nach dem Wettkampf schaut <strong>DLV</strong>-Sportdirektor<br />
Thomas Kurschilgen (re.) vorbei, um zu gratulieren<br />
26 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
edingt für mehr als zwei Stunden unterbrochen<br />
werden musste. Die Athleten<br />
fühlten sich schlecht informiert über die<br />
Zeitplanänderung. Das Speerwerfen lief<br />
schon, als die Nachzügler im Stabhochsprung<br />
noch nicht mal fertig waren.<br />
„Sechs- oder siebenmal musste man<br />
sich warm machen und kam total aus<br />
dem Rhythmus“, schimpfte Diskus-Europameister<br />
Robert Harting nach einer ganz<br />
schwierigen Titelverteidigung. Dabei waren<br />
sich die Fans und Experten sicher:<br />
Die EM in der Schweiz wird ein Erfolg.<br />
Schließlich gilt das alljährliche „Weltklasse<br />
Zürich“ als bestes Meeting der Welt.<br />
Doch an dieses Spektakel kamen die Titelkämpfe<br />
auch am Ende nicht heran, als<br />
das Wetter und die Organisation besser<br />
wurden. Die „Neue Zürcher Zeitung“ urteilte:<br />
„Die Titelkämpfe sind außerhalb<br />
der Leichtathletik-Familie noch nicht so<br />
richtig angekommen.“ Aber in der Familie<br />
wurden sie dennoch genossen.<br />
Hoffnungsträger<br />
Sie sind jung und waren die Entdeckungen der Saison <strong>2014</strong>:<br />
Marie-Laurence Jungfleisch (oben) steigerte sich mit 23<br />
Jahren bei der EM auf 1,97 Meter – Platz fünf. Richard Ringer<br />
(unten) gewann mit 25 Jahren die 3.000 Meter bei der Team-<br />
EM, die 5.000 Meter bei den Deutschen Meisterschaften und<br />
stürmte in Zürich auf Rang vier über diese Strecke. Und Felix<br />
Franz (re.) steigerte mit 21 Jahren bei der EM in Zürich seine<br />
Bestleistung über 400 Meter Hürden auf 48,96 Sekunden,<br />
zog ins Finale ein und wurde Fünfter
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
Stoisch, stark,<br />
Storl!<br />
28 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Kugelstoßen: Nach dem ersten Versuch war alles klar:<br />
21,41 Meter machten David Storl zwar nicht glücklich, aber<br />
für die Konkurrenz in Zürich war das zu weit. Viel zu weit.<br />
Am Ende lagen 55 Zentimeter zwischen dem Europameister<br />
und dem zweitplatzierten Spanier Borja Vivas.<br />
Gelassen ging der 124 Kilo schwere<br />
Kugelstoßer zur Bande im Züricher<br />
Letzigrund-Stadion und schnappte<br />
sich eine schwarz-rot-goldene Fahne. David<br />
Storl hat wieder einmal die Last des<br />
Top-Favoriten abgeschüttelt und seinen<br />
Titel verteidigt.<br />
In Europa muss Titelsammler Storl<br />
niemanden mehr fürchten. Selbst der<br />
zweimalige Kugelstoß-Olympiasieger Tomasz<br />
Majewski, der den deutschen Riesen<br />
2012 in London noch schlagen konnte,<br />
hat die Wachablösung akzeptiert. „Junger<br />
Kerl, großer Athlet“, lobte der 32-Jährige<br />
seinen Rivalen in Zürich nach dessen<br />
zweitem EM-Triumph. Auf die Frage, ob<br />
Storl unantastbar sei, lachte der Spaßvogel<br />
aus Polen bei der Pressekonferenz<br />
und stupste den alten und neuen Europameister<br />
an: „Nee, schaut her, ich darf ihn<br />
noch berühren.“<br />
Die ersehnte erste 22-Meter-Weite<br />
seiner glanzvollen Karriere verpasste der<br />
Chemnitzer jedoch zu seinem Ärger. Und<br />
so fiel der erste Jubel nur verhalten aus.<br />
„Ich wollte nach dem ersten Stoß nochmal<br />
einen draufpacken, habe dann aber<br />
komplett meine Linie verloren“, bekannte<br />
Storl. Mit nur 24 Jahren ist der Chemnitzer<br />
aber schon zweifacher Welt- und Europameister.<br />
Der Olympia-Zweite bewies erneut<br />
enorme Nervenstärke und starke Form,<br />
wenn es darauf ankommt. „Wer ihn<br />
kennt, weiß, dass er beim Saisonhöhepunkt<br />
immer noch zulegen kann“, hatte<br />
sein Trainer Sven Lang prophezeit. In jedem<br />
seiner 13 Wettkämpfe in dieser Saison<br />
hat sein Schützling nun die 21 Meter<br />
übertroffen, dieses Mal reichten für ihn<br />
eher durchschnittliche 21,41 Meter im ersten<br />
Versuch.<br />
Bei den letzten Vorbereitungen in<br />
Kienbaum hatte Storl für einen Tag kürzertreten<br />
müssen, weil ihn Rückenbeschwerden<br />
plagten. Am ersten EM-Abend<br />
war ihm davon allerdings zunächst nichts<br />
anzumerken. Als Europas Nummer eins<br />
mit einer Vorleistung von 21,97 Metern<br />
war der Polizeimeister-Anwärter angereist.<br />
Gleich zu Beginn setzte sich Storl an<br />
die Spitze der Konkurrenz und ließ sich<br />
davon in den fünf weiteren Durchgängen<br />
nicht mehr verdrängen.<br />
Nur Storl über 21 Meter<br />
Kein einziger Rivale schaffte überhaupt<br />
21 Meter. Silber ging an den Spanier Borja<br />
Vivas mit 20,86 Metern, Bronze an<br />
Olympiasieger Tomasz Majewski aus Polen<br />
(20,83 m). „Das ist schon eine Hausmarke,<br />
so ein Vorsprung“, sagte Storl.<br />
Mit dem zweiten Stoß übertraf er die<br />
22-Meter-Marke – trat aber über. Dann<br />
änderte er seine Stützstoßtechnik, die er<br />
sich zur Schonung seiner Patellasehne antrainiert<br />
hatte, und sprang bei seinem Versuch<br />
um. Prompt verzog er vor Schmerzen<br />
das Gesicht und musste erneut eine<br />
ungültige Weite verzeichnen. „Ich habe<br />
da nur versucht, mit Kraft und Gewalt zu<br />
stoßen, und das kann ich einfach nicht“,<br />
erklärte Storl.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 29
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
Die Konkurrenz verblasste ...<br />
... angesichts des guten halben Meters Vorsprung,<br />
mit dem David Storl Olympiasieger<br />
Tomasz Majewski aus Polen und den Spanier<br />
Borja Vivas (li.) in die Schranken wies<br />
„Ich glaube, er versucht es mit der<br />
Brechstange zu erreichen, das tut ihm<br />
nicht gut“, meinte Coach Lang. Als zweitbestes<br />
Ergebnis sprangen nur noch 20,98<br />
Meter heraus. „Ich habe mich auch tierisch<br />
geärgert, als es mit solchen Scheißstößen<br />
weiterging“, schimpfte Storl.<br />
Seine Traummarke erreichte er jedenfalls<br />
(noch) nicht. „Mal sehen, in fünf,<br />
sechs Jahren werde ich bestimmt stabil<br />
über 22 Meter stoßen. Man wird ja älter.<br />
Und besser. Nichts ist unmöglich“, sagte<br />
Storl vor Zürich auf die Frage, ob er eines<br />
Tages 23 Meter stoßen könne. Jenseits dieser<br />
Marke liegen auch der Weltrekord des<br />
Amerikaners Randy Barnes (23,12 m) und<br />
der europäische und deutsche Rekord von<br />
Ulf Timmermann (23,06 m).<br />
Die EM-Bestmarke hält (noch) der<br />
Schweizer Werner Günthör mit 22,22 Metern.<br />
Erzielt 1986 in Stuttgart. Einen in<br />
der Szene einmaligen Rekord darf Storl<br />
aber für sich und seinen Trainingspartner<br />
Hendrik Müller beanspruchen: 110 Milchschnitten<br />
haben die beiden Kraftprotze in<br />
drei Tagen vertilgt.<br />
Bereits die Qualifikation am Vormittag<br />
hatte der spätere Goldmedaillengewinner<br />
souverän gemeistert. Gleich im ersten<br />
Versuch stieß er die 7,26-Kilo-Kugel 20,76<br />
Coach Sven Lang ...<br />
... war einer der ersten Gratulanten,<br />
nachdem David Storl seinen 2012 in Helsinki<br />
errungenen Titel verteidigt hatte
Ein Eisbeutel für die Patellasehne<br />
Im dritten Versuch veränderte David Storl<br />
seine Technik: Statt den Stoß im Stütz zu<br />
beenden, sprang er um. Das war nicht gut<br />
für sein lädiertes linkes Knie<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 31
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
„Pack doch<br />
zusammen<br />
und geh!“<br />
Das war der Vorschlag von Olympiasieger Tomasz Majewski (Foto oben), nachdem David<br />
Storl im ersten Versuch mit 21,41 Metern seine Überlegenheit demonstriert hatte<br />
Meter weit. Nicht ohne vorher noch von<br />
seinem Rivalen Majewski ein Stück Schokolade<br />
zu bekommen. „Trüffel. War superlecker“,<br />
erklärte Storl und machte sich<br />
auf ins Mannschaftshotel, um sich für das<br />
Finale am Abend zu wappnen: „Mittagessen,<br />
Mittagschlaf, Kaffee und Kuchen“, so<br />
sein Programm.<br />
Als erster Kugelstoßer überhaupt ist<br />
Storl nun zweimaliger Welt- und Europameister,<br />
dabei stehen dem Chemnitzer<br />
möglicherweise noch viele goldene Jahre<br />
bevor. „Er ist gerade 24 geworden. Das ist<br />
ein Alter, wo man früher gesagt hat: Jetzt<br />
geht‘s im Kugelstoßen erst richtig los. Mit<br />
25, 26 schauen viele erst richtig über den<br />
Tellerrand“, sagte sein Trainer Sven Lang.<br />
Storl ärgerte sich zwar darüber, dass<br />
er auch im Letzigrund-Stadion die angestrebte<br />
22-Meter-Marke nicht übertraf.<br />
Aber mit seiner Siegesweite von 21,41<br />
Metern gleich im ersten Versuch war die<br />
Entscheidung eigentlich schon gefallen.<br />
Am Ende lagen Borja Vivas und Tomasz<br />
Majewski als Dritter deutlich hinter dem<br />
Favoriten. „Tomasz meinte nach ersten<br />
Versuch: Pack doch zusammen und geh!“,<br />
erzählte der Goldmedaillengewinner am<br />
Tag danach. „Das ist nicht unbedingt das,<br />
was du brauchst.“<br />
Sponsoren werden aufmerksam<br />
Bei der WM 2015 in Peking kann sich<br />
Storl wieder mit den normalerweise bärenstarken<br />
Amerikanern messen. So hat<br />
Joe Kovacs dieses Jahr mit 22,03 Metern<br />
als Einziger auf der Welt weiter gestoßen<br />
als der Europameister. Nach der Saison<br />
muss sich Storl zunächst erst einmal<br />
einem kleinen Eingriff unterziehen: „Patellaspitzensyndrom,<br />
das hat fast jeder<br />
Werfer. Durch die Belastung ist das Knie<br />
gereizt.“<br />
Auch außerhalb des Kugelstoßrings<br />
und der Leichtathletik-Stadien macht sich<br />
Storl langsam einen Namen. Zwei, drei<br />
Sponsoren habe er, obwohl die Werfer<br />
nicht gerade als die Athleten mit dem besten<br />
Marktwert gelten. „Im Sprint reicht<br />
es wirklich, wenn du einmal erfolgreich<br />
warst. Wenn noch ein, zwei Titel dazukommen,<br />
denke ich, dann könnte ich<br />
auch ein interessanter Sportler werden.“<br />
Ob er auch in der Nationalmannschaft<br />
mittlerweile eine Führungsfigur<br />
sei? „Sicher ist ein bisschen Respekt da,<br />
aber ich will keine Sonderstellung haben“,<br />
sagte der bodenständige Sachse.<br />
Kapitän ist Diskus-Olympiasieger Robert<br />
Harting, mit dem Storl ein eher nüchternes<br />
Verhältnis hat. „Robert ist immer<br />
präsent, er ist auch ein starker Athlet.<br />
Man sollte aber die anderen nicht ganz<br />
vergessen“, sagte der Kugelstoßer. „Ich<br />
habe auch schon ein paar Medaillen gewonnen,<br />
meine Titel verteidigt. Ich werde<br />
älter, da wird die Rolle sicherlich noch<br />
interessanter werden.“<br />
32 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Im Mittelpunkt ...<br />
... stand David Storl als erster Sieger der EM von Zürich<br />
Konzentration und Explosion<br />
Obwohl er souverän Europameister wurde, war David Storl<br />
ab dem zweiten Versuch nicht so richtig zufrieden mit dem<br />
Wettkampf: „Ich habe da nur versucht, mit Kraft und<br />
Gewalt zu stoßen. Das kann ich einfach nicht.“
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
Erfolgsstory<br />
ohne Happy End<br />
34 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Zehnkampf: Die Deutschen schrieben lange die Geschichte dieses EM-Zehnkampfes.<br />
Bis zum Stabhochsprung sah es sogar nach einem Sieg für Kai Kazmirek aus. Doch dann<br />
patzte der Mann vom Mittelrhein. Am Ende standen weder er noch Arthur Abele oder Rico<br />
Freimuth auf dem Podest, sondern Andrej Krauchanka, Kevin Mayer und Ilya Shkurenyov.<br />
Rico Freimuth wollte ganz schnell<br />
weg, auch Kollege Kai Kazmirek war<br />
nicht in Feierlaune – aus Arthur Abele<br />
sprudelte es dagegen nur so heraus.<br />
„Bestleistung. Überglücklich. Der Wahnsinn!“,<br />
sagte der Zehnkämpfer aus Ulm<br />
nach dem dramatischen Finale von Zürich.<br />
Der Schwabe ist der Älteste im deutschen<br />
Trio, doch an diesem späten Mittwochabend<br />
war der 28-Jährige der Beste.<br />
Fünfter mit 8.477 Punkten, „Hausrekord“<br />
– ein Traum-Comeback für Routinier Abele<br />
nach sechs frustrierenden Jahren ohne<br />
einen großen internationalen Wettkampf.<br />
Sogar ein Platz auf dem Podest wäre möglich<br />
gewesen. „Ein Punkt fehlte zu Blech,<br />
21 zu Bronze“, sagt Abele, „da war mehr<br />
drin. Drei, vier Meter im Speerwurf mehr<br />
– das wäre locker Bronze gewesen.“ Dennoch<br />
war der Sportsoldat „mega-happy.<br />
Wir Drei können alle super zufrieden<br />
sein“, meinte er. Mitfavorit Kazmirek war<br />
nach einem Blackout beim Stabhochsprung<br />
mit 8.458 Punkten hinter Abele<br />
Sechster geworden, Freimuth landete am<br />
Ende auf dem siebten Platz (8.308).<br />
Böiger Wind und peitschender Regen<br />
spielten den Königen unter den Athleten<br />
nicht nur beim Stabhochsprung übel mit.<br />
„Der Wettkampf ging über sechs Stunden.<br />
So etwas habe ich noch nie erlebt“, meinte<br />
Abele, der mit 4,70 Metern noch ganz<br />
gut über die Runden kam. Für Kazmirek,<br />
der im Letzigrund-Stadion als Europas<br />
Nummer eins angetreten war, platzte der<br />
Medaillentraum dagegen bei der verflixten<br />
siebten Disziplin: 4,60 Meter mit dem Stab<br />
waren eine Katastrophe für den 24-Jährigen<br />
von der LG Rhein-Wied.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 35
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
„KK“ ist schon 60 Zentimeter höher<br />
gesprungen. Auch Kazmirek fror wie ein<br />
Schneider, als Grund für seinen Absturz<br />
nannte er aber ein technisches Problem<br />
beim Aufschwung. Das Fazit seiner ersten<br />
EM fiel knapp aus: „Einen Fehler gemacht,<br />
schon ist man weg. Einfach blöd, dass ich<br />
bei 4,80 Metern gepatzt habe – sonst hätte<br />
ich auf dem Treppchen gestanden“, meinte<br />
der U23-Europameister des Vorjahres<br />
und gab zu: „Das war eine technische Katastrophe.<br />
Ich bin seit Jahren nicht mehr<br />
so schlecht gesprungen.“<br />
Holländische Luftsprünge<br />
Eelco Sintnicolaas verpasste zwar am Ende<br />
mit 8.478 Punkten knapp eine Medaille, begeisterte<br />
aber mit seinen Sprungleistungen<br />
von 2,01 Metern im Hoch- und besonders mit<br />
seinen 5,40 Metern in Stabhochsprung. Nach<br />
dem Hochsprung zeigte der Niederländer<br />
einen Salto als Zugabe<br />
Sechs Stunden Stabhochsprung<br />
Auch Routinier Abele schüttelte den Kopf<br />
über die extremen Bedingungen: „Immer<br />
wenn ich angelaufen bin, hat es geschüttet<br />
wie aus Eimern.“ Für Rico Freimuth<br />
war das Stab-Abenteuer besonders frustrierend.<br />
Der Hallenser musste als einziger<br />
Deutscher in die „Verlängerung“.<br />
Er meisterte sogar noch die 4,80 Meter.<br />
Nach der Zwangspause war er schon<br />
„megaplatt. Danach kam ich überhaupt<br />
nicht mehr rein. Darauf, dass ich die 4,80<br />
Meter noch gesprungen bin, war ich echt<br />
stolz“, sagte der Hallenser.<br />
Mit einem grandiosen Hürdensprint<br />
hatten die <strong>DLV</strong>-Asse am Mittwochmorgen<br />
einen Traumstart in den zweiten Zehnkampftag<br />
hingelegt: Mit der Bestzeit von<br />
14,05 Sekunden behauptete Kai Kazmirek<br />
seine Führung, die er am ersten Tag mit<br />
einem herausragenden Weitsprung (7,68<br />
m), einer weiteren Bestleistungen über<br />
100 Meter (10,75 sec) sowie starken 2,13<br />
Metern im Hochsprung erobert hatte. Auf<br />
Rang zwei schob sich zum Auftakt des<br />
ersten Tages der Ulmer Arthur Abele, der<br />
mit 13,55 Sekunden eine EM-Bestzeit für<br />
Zehnkämpfer aufstellte. „Nach dem Hürdensprint<br />
konnte man schon Tränen in<br />
den Augen haben“, sagte Bundestrainer<br />
Rainer Pottel.<br />
Abele, der 2008 bei den Olympischen<br />
Spielen in Peking seinen letzten großen<br />
Zehnkampf absolviert hatte, wuchs im<br />
Letzigrund vor allem am ersten Tag über<br />
sich hinaus. Auch wenn der Schwabe seinen<br />
dritten Halbzeitplatz nicht behaupten<br />
konnte, war Pottel mit dem 28-Jährigen<br />
zufrieden. „Ein tolles Ding!“, lobte der<br />
Bundestrainer. „Arthur war ja so lange<br />
von der Bildfläche verschwunden. Viele<br />
haben gar nicht mehr an ihn geglaubt.“<br />
Erstmals Europameister und damit<br />
Nachfolger des Frankfurters Pascal Behrenbruch<br />
wurde der Weißrusse Andrej<br />
Krauchanka. Der Olympia-Zweite von<br />
2008 triumphierte mit der Jahresweltbestleistung<br />
von 8.616 Punkten. Silber erkämpfte<br />
der Franzose Kevin Mayer (8.521)<br />
vor dem Russen Ilya Shkurenyov(8.498).<br />
36 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Jubel bis zur verflixten<br />
siebten Disziplin<br />
Nach starken 2,13 Metern im<br />
Hochsprung war die Welt völlig in<br />
Ordnung bei Kai Kazmirek.<br />
Der Absturz folgte beim<br />
Stabhochsprung, wo er nicht<br />
über 4,60 Meter hinauskam<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 37
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
Auf die<br />
Oma<br />
gehört<br />
38 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Diskuswurf: Das Trikot blieb ganz, weil‘s die Oma<br />
so wollte. Doch so mühsam wie bei der EM in Zürich<br />
hat sich Diskus-Olympiasieger Robert Harting noch<br />
keine Goldmedaille erarbeitet. Für ihn waren es die<br />
„schwersten Würfe“ seines Lebens.<br />
Robert Harting hörte auf seine Oma<br />
Renate. Nach der erfolgreichen Titelverteidigung<br />
verzichtete der ansonsten<br />
alles andere als folgsame Berliner<br />
auf das Zerreißen seines Nationaltrikots.<br />
„Ihr gefällt es nicht“, sagte der Diskus-<br />
Olympiasieger nach seinem Sieg mit 66,07<br />
Metern. „Oma ist eine andere Generation.<br />
Da kommt es nicht gut an, wenn man ein<br />
Lump ist und das Trikot zerreißt.“ Stattdessen<br />
zog er das Shirt aus, legte es auf<br />
den Boden und kuschelte telegen damit.<br />
Während er den Lohn von der Großmutter<br />
– acht Thüringer Bratwürste und<br />
zwei Schachteln mit Karamell-Naschwerk<br />
– längst verdaut hatte, lag ihm das stürmische<br />
und gefährliche EM-Finale auch<br />
am Tag danach noch arg im Magen. „Das<br />
waren die schlimmsten Würfe meines Lebens<br />
und der schwierigste Titel, den ich<br />
gewonnen habe“, sagte ein physisch und<br />
mental ausgelaugter Harting. „Wenn ich<br />
kategorisieren soll: Dieser Titel kommt<br />
nicht mit weitem Abstand nach dem<br />
Olympiasieg, weil es eine ganz große<br />
Kopfleistung für mich war.“<br />
Einzigartig: Fünfmal Gold in Folge<br />
So blieb er der unbezwingbare Diskus-<br />
Riese. Mit 66,07 Metern gewann der<br />
29-jährige Berliner wie vor zwei Jahren<br />
Gold. Es ist schon der fünfte Triumph<br />
in Serie für ihn bei großen Titelkämpfen<br />
nach den WM-Siegen 2011 und 2013 sowie<br />
dem EM-Erfolg und dem Olympiasieg<br />
2012 – einzigartig im Diskuswurf.<br />
„Ich habe schon schönere Abende erlebt.<br />
Es war schwierig. Ich bin deshalb glücklich,<br />
dass es so ausgegangen ist“, sagte<br />
Harting über den Arbeitssieg bei Regen<br />
und Temperaturen von nur 14 Grad Celsius.<br />
Silber sicherte sich der Este Gerd Kanter<br />
mit 64,75 Metern vor Robert Urbanek<br />
aus Polen (63,81 m).<br />
„Es gibt Athleten, die sind so außergewöhnlich,<br />
dazu kann man nichts mehr sagen“,<br />
meinte Thomas Kurschilgen, Sportdirektor<br />
des Deutschen Leichtathletik-Verbandes<br />
(<strong>DLV</strong>), über den erfolgreichsten<br />
<strong>DLV</strong>-Athleten der vergangenen Jahre. Erleichtert<br />
zeigte sich auch Hartings neuer<br />
Trainer Torsten Schmidt: „Es war schwierig<br />
zu werfen, Robert kam nicht hundertprozentig<br />
zurecht“, sagte er.<br />
„Ohne Socken wird es morgen besser!<br />
Eieiei – sockenfrei!“, twitterte Harting am<br />
Tag vor dem Finale am Mittwochabend<br />
im Letzigrund-Stadion vergnügt und verzichtete<br />
auf das Tragen von Strümpfen im<br />
EM-Endkampf. In der Qualifikation war<br />
er mit neuen Sportschuhen in den Ring<br />
gegangen und hatte mehr oder weniger<br />
ernsthaft über mangelnde Standfestigkeit<br />
im Diskus-Ring geklagt.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 39
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
„Mit 66 Meter bin<br />
ich happy, auch<br />
wenn es etwas<br />
billig riecht.“<br />
Dabei hatte Harting mit 67,01 Metern<br />
im ersten Versuch weiter als alle seine<br />
Rivalen geworfen, obwohl er vor der EM<br />
enorm unter Stress stand.<br />
Die Prüfungen für seinen Bachelor in<br />
Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation<br />
forderten ihn ebenso wie das<br />
Engagement für die Deutsche Sportlotterie.<br />
Dabei musste er wenige Stunden vor<br />
dem EM-Finale noch eine kleine Niederlage<br />
wegstecken: In Zürich erhielt er die<br />
Nachricht, dass der für Ende September<br />
vorgesehene Start der Sportlotterie zugunsten<br />
einer besseren sozialen Absicherung<br />
von Spitzensportlern verschoben werden<br />
muss. Grund für die Verzögerung war die<br />
noch nicht vorliegende Werbeerlaubnis.<br />
Doch Harting ließ sich dadurch ebenso<br />
wenig vom Erfolgsweg abbringen wie<br />
durch die kühle Witterung, Windböen<br />
und einer Zeitverzögerung durch eine<br />
Sturmwarnung um gut eine Stunde. Allerdings<br />
lief es nicht so locker wie in der<br />
Ausscheidung: Nach nur 63,94 Metern<br />
hämmerte Harting die Scheibe ins Netz<br />
des Diskus-Käfigs, bevor er mit 66,07 Metern<br />
endlich den goldenen Dreh raushatte.<br />
Im Medaillenkampf verfehlte er jedoch<br />
bei kühler Witterung sein zweites<br />
Vorhaben: den EM-Rekord von Piotr Malachowski<br />
von 68,87 Metern zu überbieten.<br />
Mit dieser Weite hatte der Pole den<br />
Deutschen bei der EM 2010 in Barcelona<br />
geschlagen. Es war die letzte Niederlage<br />
für Harting bei EM, WM und Olympia. In<br />
dieser Saison jedoch bezwang Malachowski<br />
ihn beim Werfertag in Halle/Saale mit<br />
der Weltjahresbestweite von 69,28 Metern.<br />
Seitdem blieb der Deutsche in acht<br />
Wettkämpfen ungeschlagen – inklusive<br />
des EM-Sieges.<br />
Ausgerutscht<br />
Vorsicht Glatteis! So ein Warnschild hätte<br />
man vor dem Diskus-Ring an dem regnerischen,<br />
windigen und chaotischen<br />
Finalabend aufstellen müssen. Die Endkampf-Tortur<br />
begann schon im Hotel.<br />
Die Abfahrt zum Stadion verzögerte sich<br />
wegen des stürmischen Wetters und Zeitplanänderungen<br />
immer wieder. „Sechsoder<br />
siebenmal musste man sich warmmachen<br />
und kam total aus dem Rhythmus“,<br />
schilderte Harting. Als er endlich<br />
zum ersten Aufwärmwurf im Ring stand,<br />
stürzte er – mit fast fatalen Folgen. „Ich<br />
bin hingefallen, habe mich abgefangen<br />
und mir den Handknöchel in der Hand<br />
verstaucht“, sagte er zu dem Malheur.<br />
Ursache für den Unfall und die im<br />
Medaillenkampf schwachen Würfen aller<br />
Finalisten war ein neuer, rutschiger Beton-Belag<br />
im Ring. „Es war sauglatt und<br />
schmierig. Das war wie Schlittschuhlaufen“,<br />
klagte der 29-Jährige.
Ein Gruß an die Oma<br />
Mit intaktem Nationaltrikot ließ<br />
sich Robert Harting feiern. Oma<br />
Renate hatte ihn aufgefordert, den<br />
Stoff diesmal ganz zu lassen<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 41
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
Am Ende gab‘s doch einen Kuss ...<br />
... für den Ring, über den Robert Harting<br />
sagte: „Es war sauglatt und schmierig. Das<br />
war wie Schlittschuhlaufen“<br />
Besonders schwierig war es, am Ende<br />
der Wurfphase den richtigen Halt zu finden:<br />
„Es war wie im Winter, wenn man<br />
den Berg runterfährt und hat keine Bremse<br />
am Schlitten. Diese Bremse ist mein<br />
linkes Bein.“<br />
Deshalb war der 2,01 Meter Herkules<br />
nach diesem „Ringelpietz mit Anfassen“<br />
heilfroh, allen Widrigkeiten zum Trotz EM-<br />
Gold gewonnen zu haben. „Mit 66 Metern<br />
bin ich happy, auch wenn es etwas billig<br />
riecht“, meinte Harting. „Wenn ich 66 Meter<br />
unter normalen Bedingungen geworfen<br />
hätte, wäre ich sicher enttäuscht gewesen,<br />
aber so überhaupt nicht.“ Silbermedaillengewinner<br />
Gerd Kanter aus Estland und<br />
der Dritte Robert Urbanek aus Polen kamen<br />
mit den Bedingungen noch deutlich<br />
schlechter zurecht. Für Harting ist es nach<br />
WM-Triumphen 2009, 2011 und 2013 sowie<br />
dem Olympiasieg und dem EM-Titel<br />
2012 bereits der sechste große Sieg seiner<br />
Karriere. „Ich hoffe, es geht lange so weiter“,<br />
sagte der Ausnahmeathlet.<br />
Kassensturz für neue Erfolge<br />
Im Übergangsjahr <strong>2014</strong> hat er damit die<br />
Basis gelegt für seine nächsten Gold-<br />
Projekte: Die WM 2015 in Peking und die<br />
Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro.<br />
Dafür hat er einen „richtigen Kassensturz“<br />
gemacht: Er hat mit seinem neuen<br />
Coach Torsten Schmidt neue Trainingsprogramme<br />
entwickelt und sein Studium<br />
sowie die von ihm mitinitiierte Deutsche<br />
Sportlotterie vorangetrieben. Seine Rolle<br />
als deutscher Team-Kapitän wollte er<br />
nicht überschätzt wissen: „Das Querdenken<br />
im Team ist echt in Mode. Das mache<br />
ich auch gern, deshalb finde ich es gut.“<br />
Das Trikot blieb diesmal ganz<br />
Statt sein Hemd zu zerreißen, bettete<br />
Robert Harting nach dem Triumph<br />
seinen Kopf darauf<br />
42 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Der Herr der Ringe<br />
Nicht ganz so elegant und<br />
souverän wie sonst drehte<br />
sich Robert Harting im<br />
Diskusring. Aber am Ende<br />
war er mit 66,07 Metern<br />
wieder unbezwingbar
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
Bronze-Glück<br />
44 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Zielsprung<br />
Cindy Roleder machte im EM-Finale<br />
mit vollem Körpereinsatz Bronze<br />
hinter Tiffany Porter (2. v. re.) und<br />
Cindy Billaud (re.) klar<br />
100 Meter hürden: Seit dem Wechsel zum Siebenkampf ist Cindy Roleder besser<br />
denn je. Der vorläufige Höhepunkt: EM-Bronze in Zürich dank „neuer Lockerheit“.<br />
Cindy Roleder konnte ihr Glück nicht<br />
fassen. Immer wieder schlug die<br />
Leipzigerin die Hände nach dem<br />
Hürdensprint-Finale vors Gesicht. Sie – die<br />
Umsteigerin zum Siebenkampf – hatte im<br />
Züricher Letzigrund in 12,82 Sekunden<br />
sensationell die Bronzemedaille geholt.<br />
Dabei trainiert sie nur noch zweimal pro<br />
Woche in der Hallenser Trainingsgruppe<br />
von Wolfgang Kühne ihre Spezialdisziplin.<br />
An den anderen Tagen stehen die anderen<br />
sechs Übungen des Mehrkampfes<br />
auf dem Programm. „Das war supergeil.<br />
Ich habe einen tollen Start erwischt. Dann<br />
ging es nur darum, so schnell wie möglich<br />
zu treten und sich ins Ziel zu werfen.<br />
Außerdem bin ich lockerer, nicht mehr so<br />
verkrampft wie früher“, erklärte Cindy Roleder<br />
ihr einfaches Erfolgsrezept.<br />
Besser waren im Finale nur die beiden<br />
Top-Favoritinnen Tiffany Porter (Großbritannien;<br />
12,76 sec) und Cindy Billaud<br />
(Frankreich; 12,79 sec). Die ebenfalls hoch<br />
eingeschätzte Nadine Hildebrand konnte<br />
nicht an ihre Vorleistungen anknüpfen. Der<br />
Deutschen Meisterin vom VfL Sindelfingen<br />
blieb in 13,01 Sekunden nur Platz sechs.<br />
Ganz anders Cindy Roleder. Zwar verfehlte<br />
sie ihre Bestzeit um zwei Hundertstel, das<br />
beste Rennen ihrer Karriere war das EM-Finale<br />
aber allemal. Hatte sie bei ihrem Hausrekord<br />
bei den Deutschen Meisterschaften<br />
in Ulm den optimalen Rückenwind von 2,0<br />
Metern pro Sekunde, musste sie in Zürich<br />
gegen Gegenwind und Kälte ankämpfen.<br />
Explosiver denn je<br />
Von solchen Kleinigkeiten lässt sich die<br />
„neue“ Cindy Rolder aber nicht aus der<br />
Ruhe bringen. Das Siebenkampf-Training<br />
hat ihr sichtlich gutgetan. Sie ist explosiver<br />
und austrainierter als in den vergangenen<br />
Die „neue“ Cindy Roleder<br />
Gelöst auf der Bahn und bei der Siegerehrung.<br />
So erlebte man die Leipzigerin bei der EM<br />
Jahren. „Ich bin fit wie nie zuvor. Das habe<br />
ich Wolfgang Kühne zu verdanken, der<br />
uns ordentlich schuften hat lassen“, sagte<br />
die strahlenden EM-Dritte. Schon im Winter<br />
hatte die 24-Jährige für Furore gesorgt,<br />
als sie bei den Hallen-Weltmeisterschaften<br />
in Sopot (Polen) ins Finale gestürmt war<br />
und in 8,01 Sekunden über 60 Meter Hürden<br />
Rang sechs belegt hatte. Übrigens eine<br />
Hundertstel und einen Platz vor Nadine<br />
Hildebrand.<br />
Trotz der Erfolge im Hürdenwald denkt<br />
Cindy Roleder nicht daran, wieder voll auf<br />
diese Karte zu setzen: „Das Mehrkampf-<br />
Training hat einen hohen Anteil am Erfolg.<br />
Auch nächstes Jahr will ich zu Saisonbeginn<br />
wieder Siebenkämpfe bestreiten und<br />
dann zu den Hürden wechseln.“ Ein Blick<br />
in die Statistiken gibt ihr recht. Ihre vier<br />
schnellsten Zeiten über 100 Meter Hürden<br />
stammen aus diesem Jahr. Ihre Bestleistung<br />
steigerte Cindy Roleder dabei um elf<br />
Hundertstel.<br />
Die Olympia-Halbfinalistin von 2012<br />
in London hat in ihrer zweiten Karriere<br />
mächtig Fahrt aufgenommen. Nicht auszuschließen,<br />
dass sie in den kommenden<br />
Jahren noch über weitere Medaillen jubeln<br />
wird. Ob das im Siebenkampf oder im<br />
Hürdensprint der Fall sein wird, ist zweitrangig.<br />
Cindy Roleder hat mit ihrer neuen<br />
Lockerheit in die Erfolgsspur gefunden.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 45
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
46 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Speerwerfen: Linda<br />
Stahl hat in Zürich wie<br />
schon 2012 Bronze gewonnen.<br />
Zum großen Wurf wie<br />
vor vier Jahren bei der EM in<br />
Barcelona reichte es nicht.<br />
Zufrieden war die Leverkusenerin<br />
dennoch.<br />
„Ich finde<br />
mich<br />
gerade<br />
ganz gut“<br />
Linda Stahl will nachlegen. In Sachen<br />
Medaillen versteht sich – kein Baby.<br />
Den Trend zur Familie im Speerwurf-<br />
Lager will sie nicht mitmachen. „Bis zum<br />
Olympia-Jahr 2016 mache ich keine Babypause“,<br />
kündigte die 28-jährige Leverkusenerin<br />
nach EM-Bronze an. „Bisher<br />
habe ich immer klare Entscheidungen<br />
getroffen.“<br />
Die Auskunft zur Familien- und Karriereplanung<br />
war auch eine Anspielung<br />
auf die neue Europameisterin Barbora<br />
Spotakova, die nach der Geburt ihres<br />
Sohnes Janek nahtlos ihren nächsten Titel<br />
gewann, und Stahls nationale Rivalin<br />
Christina Obergföll. Die Weltmeisterin<br />
war nur Zuschauerin im Letzigrund-Stadion,<br />
weil sie im Juni ihren Filius Marlon<br />
zur Welt brachte.<br />
Allerdings war Linda Stahl nicht<br />
wirklich amüsiert über dieses Thema.<br />
„Ich habe irgendwo gelesen, dass seit der<br />
Schwangerschaft von Christina Obergföll<br />
das deutsche Speerwerfen keine zugkräftige<br />
Athletin mehr hat“, sagte sie bissig.<br />
„Das finde ich ziemlich unverschämt.“<br />
Lange Zeit auf Goldkurs<br />
Gut leben konnte die Europameisterin<br />
von 2010 und Olympia-Dritte von 2012<br />
mit Bronze, da sie in den vergangenen<br />
Monaten ihr Medizinexamen absolviert<br />
und bestanden hat. „Während des Examens<br />
habe ich gedacht: alles egal. Die<br />
EM mache ich nebenbei mal mit“, sagte<br />
Stahl. „Jetzt habe ich das Examen und<br />
die Medaille. Ich finde mich gerade ganz<br />
gut.“ Dabei sei es egal, dass es Bronze<br />
und nicht Silber oder gar der Titel geworden<br />
ist.<br />
So wollte sie auch nicht von einem<br />
geplatzten Titel-Traum reden. Mit 63,91<br />
Metern lag die Speerwerferin aus Leverkusen<br />
immerhin lange auf Goldkurs, bis<br />
Olympiasiegerin Barbora Spotakova aus<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 47
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
Tschechien (64,41 m) und die Serbin<br />
Tatjana Jelaca (64,21 m) die Deutsche<br />
in Runde fünf noch auf den Bronzerang<br />
verdrängten.<br />
„Ich hatte schon damit gerechnet,<br />
dass die Konkurrenz noch etwas drauflegt“,<br />
meinte Stahl, die ihren 63er-Wurf<br />
schon zu Beginn schaffte und als Weltjahresbeste<br />
(67,32 m) in das EM-Finale<br />
gegangen war. „Es hätte klappen können,<br />
hat aber nicht. Den großen Wurf hatte<br />
ich 2010. Das ist völlig in Ordnung.“<br />
Keine andere auf der Welt hatte in diesem<br />
Jahr weiter geworfen als die 28-Jährige<br />
– 67,32 Meter weit flog ihr Speer Mitte<br />
Juni in New York. Dieser starke Wurf<br />
war auch Folge der Verlängerung ihres<br />
Anlaufs von elf auf 13 Schritte, wodurch<br />
sie ihre Schnelligkeit besser ausreizen<br />
„Bis Olympia<br />
2016 mache<br />
ich keine<br />
Babypause.“<br />
Linda Stahl in Anspielung auf ihre<br />
Konkurrentinnen Barbora Spotakova<br />
und Christina Obergföll, die vor<br />
kurzem Mütter geworden sind<br />
kann. Allerdings tat sich Stahl nicht nur<br />
in der EM-Qualifikation (59,42 Meter) etwas<br />
schwer. Auch bei der Team-EM im<br />
Braunschweig (61,58 Meter) und beim<br />
DM-Sieg in Ulm (63,55 Meter) konnte<br />
sie nicht mit tollen Weiten glänzen - was<br />
aber einen Grund hatte. Monatelang war<br />
sie im Doppelstress: Neben dem Training<br />
hat die Olympia-Dritte ihr schriftliches<br />
Examen im Medizinstudium absolviert.<br />
Ob mehr herausgesprungen wäre,<br />
wenn sie den Examensstress nicht gehabt<br />
hätte? „Vor Olympia 2012 habe ich an der<br />
Uni fast nichts gemacht, mich für eine<br />
Pause vom Studium entschieden und<br />
eine Saisonbestleistung von 64,91 Metern<br />
gehabt“, erklärte die Ärztin, die im Oktober<br />
im Klinikum Leverkusen anfängt.<br />
„Jetzt habe ich Examen gemacht und in<br />
diesem Jahr 67,32 Meter geworfen. Das<br />
eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“<br />
Trotz der Belastung durch die Arbeit<br />
– inklusive Nachtschichten – will Linda<br />
Stahl in den kommenden zwei Jahren<br />
auch sportlich noch etwas bewegen.<br />
„Wenn man älter wird, wird die Technik<br />
meistens auch besser. Ich glaube, noch<br />
mal eine Bestleistung werfen zu können“,<br />
sagte sie. Am liebsten bei der WM<br />
2015 in Peking oder bei den Olympischen<br />
Spielen 2016 in Rio de Janeiro!<br />
„Christin wirft unglaublich gut“<br />
Dass die Medizinerin bis dahin wieder<br />
von ihrer nicht besonders geliebten<br />
Konkurrentin Christina Obergföll in den<br />
Schatten gestellt werden könnte, tut sie<br />
schnippisch ab: „Es gibt genug Konkur-<br />
renz aus dem Ausland, und es gibt Christin<br />
Hussong, die unglaublich gut wirft<br />
und uns alten Damen im nächsten Jahr<br />
das Leben schwer machen wird.“<br />
Tatsächlich trat die erst 20-jährige<br />
Zweibrückenerin bei ihrer EM-Premiere<br />
wie eine potenzielle Nachfolgerin auf.<br />
„Mein Ziel ist, einmal da zu stehen, wo<br />
die anderen beiden stehen“, sagte die Studentin<br />
der Sportwissenschaften nach ihrem<br />
siebten Platz mit 59,29 Metern selbstbewusst.<br />
„Diesmal war das Ziel nur, dabei<br />
zu sein. Im nächsten Jahr möchte ich die<br />
Großen schon etwas ärgern.“<br />
48 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Konzentration auf das Wesentliche<br />
Im EM-Jahr <strong>2014</strong> stand für Linda Stahl lange<br />
Zeit das Medizin-Examen im Blickpunkt.<br />
Nach bestandener Prüfung gab es die<br />
Bronzemedaille mit dem Speer in Zürich<br />
noch obendrauf<br />
Die Krönung ...<br />
... blieb für Linda Stahl in diesem Jahr aus.<br />
Kurze Zeit sah es so aus, als ob sich die<br />
Serbin Tatjana Jelaca (re.) überraschend die<br />
Krone aufsetzen könnte, doch schließlich war<br />
es Weltrekordlerin Barbora Spotakova, die<br />
zum ersten Mal Europameisterin wurde<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 49
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
Endlich<br />
Gold<br />
50 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Kugelstoßen:<br />
Christina Schwanitz war in<br />
der Schweiz eine sichere<br />
Medaillenbank. Mit 19,90<br />
Metern holte sie EM-Gold.<br />
Die 28-Jährige stieß im<br />
Letzigrund-Stadion in einer<br />
eigenen Liga.<br />
Christina Schwanitz riss schon nach<br />
dem zweiten Versuch ihre Arme<br />
siegessicher in die Höhe. Ihre 19,90<br />
Meter reichten am Sonntag problemlos<br />
zum EM-Titel im Kugelstoßen. „Das war<br />
kein Kinderspiel, es war richtig Sport.<br />
Aber nach dem zweiten Versuch war abzusehen,<br />
dass ich gewinne“, freute sich<br />
die 28 Jahre alte Chemnitzerin nach ihrem<br />
Gold-Coup zum Abschluss der EM.<br />
„Doch ich wollte zeigen, dass der Stoß<br />
nicht rausgerutscht ist.“ Auch die weiteren<br />
Versuche von 19,66, 19,79 und 19,66<br />
Metern hätten alle für den Sieg gereicht.<br />
„Ich hätte mit drei weiteren Stößen locker<br />
gewonnen. Sehr schön. Das ist ein<br />
tolles Gefühl“, kommentierte sie.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 51
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
Keine andere europäische Werferin<br />
hatte vor der EM in diesem Jahr so weit<br />
gestoßen – und auch im Letzigrund-Stadion<br />
kämpfte sie in einer eigenen Liga.<br />
Die zweitplatzierte Russin Yevgenia Kolodko<br />
aus Russland wuchtete die Eisenkugel<br />
auf 19,39 Metern – 51 Zentimeter<br />
weniger als die Deutsche.<br />
Aus dem Tal der Tränen<br />
Alle schienen Respekt vor Schwanitz zu<br />
haben. „Ich habe es mir hart erarbeitet<br />
nach einem langen Tal der Tränen“,<br />
sagte die strahlende Europameisterin, die<br />
durch sieben Fußoperationen immer wieder<br />
zurückgeworfen wurde. Allerdings<br />
empfand sie nach dem EM-Triumph<br />
nicht nur Freude, sondern auch schon<br />
den Erfolgsdruck, der mit Blick auf die<br />
Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro<br />
kommen wird: „Der Rucksack wächst<br />
jetzt. Jeder wird sagen, du bist Vizeweltmeisterin<br />
geworden und Europameisterin,<br />
da wirst du doch in Rio mal ordentlich<br />
Gas geben.“<br />
In Brasilien wird die Neuseeländerin<br />
Valerie Adams auf sie warten, die sie<br />
noch nie bezwingen konnte. „Ich arbeite<br />
hart dafür, sie zu schlagen und die beste<br />
Kugelstoßerin der Welt zu werden“, sagte<br />
Schwanitz mit großer Zielstrebigkeit.<br />
„Quali abgefrühstückt“<br />
Die Goldmedaille von ihr bei der EM war<br />
für den Deutschen Leichtathletik-Verband<br />
(<strong>DLV</strong>) eine sichere Bank in der Schweiz.<br />
Schon nach der Qualifikation hatte die<br />
WM-Zweite klipp und klar formuliert, was<br />
sie will. „Gewinnen wäre mein Wunsch“,<br />
sagte die Ausnahmeathletin vom LV 90<br />
Erzgebirge nach ihren lockeren 19,35 Metern<br />
in der Qualifikation. „So... Quali abgefrühstückt“,<br />
schrieb sie in ihrer typisch<br />
fröhlichen Art auf Facebook.<br />
Nach tagelangem Regen bedauerte<br />
Schwanitz, dass ausgerechnet am Final-<br />
Sonntag die Sonne schien. „Ich bin ein<br />
Regentyp“, sagte sie. Doch auch ohne das<br />
geliebte Nass brachte sie das Gold schnell<br />
ins Trockene: Die 18,87 Meter im ersten<br />
Versuch dienten zum Aufwärmen, der<br />
zweite Stoß auf 19,90 Meter war bereits<br />
der goldene.<br />
Damit machte sie ihren Trainer Sven<br />
Lang zum erfolgreichsten Coach der<br />
EM: Dessen Schützling David Storl hatte<br />
ebenfalls den Titel im Kugelstoßen geholt.<br />
„19,90 Meter ist ihr weitester Stoß<br />
seit ihrem Hexenschuss bei der Team-EM<br />
im Juni in Braunschweig“, sagte Lang.<br />
Schwanitz ist die siebte deutsche Kugelstoß-Europameisterin<br />
seit 1938. 2012 in<br />
Helsinki gewann die Magdeburgerin Nadine<br />
Kleinert.<br />
52 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
„Ich bin ein<br />
Regentyp!“<br />
Christina Schwanitz nach dem Gewinn ihrer ersten Goldmedaille<br />
im strahlenden Sonnenschein am letzten EM-Tag<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 53
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
Böser<br />
54 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Bube<br />
Benabbad<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 55
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
3.000 Meter Hindernis: Trikot aus – Gold weg! Ein Franzose hat für den Skandal in<br />
Zürich gesorgt. Die Athleten haben kein Verständnis für den Strip auf der Zielgeraden.<br />
Mekhissi-Benabbad wird disqualifiziert – auch ein Champion muss sich an die Regeln<br />
halten. Am letzten EM-Tag holt der Franzose sich aber Gold über 1.500 Meter – und lässt<br />
dabei sein Trikot an.<br />
56 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Die erste klare Ansage ...<br />
... zu seinem unfairen Jubel bekam<br />
Mahiedine Mekhissi-Benabbad noch im Ziel<br />
von der Konkurrenz. Kurz danach wurde der<br />
Franzose disqualifiziert<br />
gehört sich nicht“, sagte der deutsche<br />
Läufer Florian Orth, der mit Benabbad<br />
am letzten EM-Tag im 1.500-Meter-Finale<br />
antrat, das der Franzose gewann. „Es<br />
gibt klare Regeln“, meinte Orth, „und an<br />
die hat sich auch ein Europameister zu<br />
halten.“<br />
Das sah auch der 1.500-Meter-Fünfte<br />
Homiyu Tesfaye so. „Bei einer so großen<br />
Meisterschaft schaut die ganze Welt<br />
zu. Und gerade die Jugend soll ja von<br />
uns Sportlern etwas lernen“, meinte der<br />
21 Jahre alte Frankfurter. „Ich habe Respekt<br />
vor seinen EM-Titeln“, sagte Tesfaye,<br />
„aber was er im Hindernis-Finale<br />
gemacht hat, das finde ich gar nicht gut.“<br />
Mahiedine Mekhissi-Benabbad ist<br />
und bleibt die Skandalnudel der<br />
Leichtathletik-Szene. Mit seinem<br />
sinnlosen Trikot-Strip hat sich der Franzose<br />
einen weiteren Fauxpas geleistet und<br />
damit für Empörung gesorgt. Auf dem<br />
Weg zu seinem dritten Titel über 3.000<br />
Meter Hindernis riss sich der 29-Jährige<br />
noch vor der letzten Hürde das Trikot<br />
vom Leib, nahm es dann sogar zwischen<br />
Zähne und stürmte als Erster durchs Ziel.<br />
Der Gold-Hattrick? Denkste! Eine Stunde<br />
später wurde Mekhissi-Benabbad disqualifiziert,<br />
als Hindernis-Europameister<br />
<strong>2014</strong> steht nun sein Landsmann Yoann<br />
Kowal in den Büchern.<br />
„Eine närrische Geste“, kommentierte<br />
die französische Zeitung „Le Figaro“, der<br />
Jubel komme Benabbad teuer zu stehen.<br />
„Kein Trikot – keine Medaille“, stellte „Le<br />
Monde“ lapidar fest. Der Franzose selbst<br />
war sich wohl keiner Schuld bewusst.<br />
„Ich wollte jubeln, so wie die Fußballer<br />
ein Tor feiern“, sagte er. Die Gelbe Karte,<br />
die ihm die Jury sofort zeigte, war also<br />
ebenso berechtigt wie die spätere Disqualifikation.<br />
„Ob Verhöhnung des Gegners<br />
oder Selbstverherrlichung – beides<br />
Das Maskottchen geschubst<br />
Schon zwei Jahre zuvor bei der EM in<br />
Helsinki war der Heißsporn unangenehm<br />
aufgefallen. Unmittelbar nach seinem<br />
Sieg schubste Benabbad das Maskottchen<br />
im Olympiastadion mit beiden Händen<br />
fast um – in dem Kostüm steckte ein<br />
14-jähriges Mädchen. 2010 in Barcelona<br />
verlangte er vom Maskottchen, vor ihm<br />
niederzuknien und drückte es dann unsanft<br />
nieder. Eine Zehn-Monats-Sperre<br />
kassierte der Olympia-Zweite vor drei<br />
Jahren beim Diamond-League-Meeting<br />
in Monaco: Im Ziel des 1.500-Meter-Rennens<br />
war Benabbad mit seinem Landsmann<br />
Mehdi Baala aneinander geraten.<br />
„Ich finde die Disqualifikation absolut<br />
richtig. So ein Verhalten ist extrem<br />
unsportlich“, sagte Clemens Prokop, der<br />
Präsident des Deutschen Leichtathletik-<br />
Verbandes. „Dass er das Trikot dann<br />
auch noch zwischen die Zähne nimmt,<br />
ist ein unwürdiges Verhalten gegenüber<br />
den anderen Athleten. Ich finde es sehr<br />
richtig, dass die EAA hier ein Zeichen gesetzt<br />
hat. Das darf man nicht einreißen<br />
lassen.“<br />
Einsichtig zeigte sich der Übeltäter<br />
nach seinem Vorlauf über 1.500 Meter<br />
nicht gerade. „Ich habe heute Nacht<br />
schlecht geschlafen“, gab er am Freitag in<br />
den Katakomben des Letzigrund-Stadions<br />
zwar zu. „Aber eigentlich gehörte der Sieg<br />
mir – ich hätte Geschichte schreiben können.“<br />
Dass er wenig gelernt hat, zeigte<br />
dann auch sein Jubel nach dem Sieg über<br />
1.500 Meter mit provokativem Blick zurück<br />
auf die geschlagenen Gegner.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 57
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
58 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Eine Idee<br />
schlägt ein<br />
kugelstoßen vor dem Ulmer münster: Welch ein Spektakel! Mit dem Kugelstoßen<br />
auf dem Ulmer Münsterplatz wurden die Deutschen Meisterschaften in Ulm am<br />
Freitagabend stimmungsvoll eröffnet. Mehr als 4.000 Menschen trafen sich im Schatten des<br />
höchsten Kirchturms der Welt, um die späteren Europameister David Storl und Christina<br />
Schwanitz live zu erleben. Ein ganz besonderer Augenblick im Leichtathletik-Jahr <strong>2014</strong>.<br />
Die Glocken des Ulmer Münster<br />
schlugen zum Showdown, als die<br />
Kugelstoßerinnen rund um Vize-<br />
Weltmeisterin Christina Schwanitz vom<br />
LV 90 Erzgebirge am Freitagabend auf<br />
dem Ulmer Münsterplatz um 19 Uhr zu<br />
ihren ersten Versuchen in den Ring stiegen.<br />
Schwanitz bekam davon aber nichts<br />
mit. „Das habe ich nicht gehört“, sagte<br />
sie. „Nur die Musik und das Klatschen<br />
der Zuschauer.“<br />
Kein Wunder. Ist der Platz vor dem<br />
mit 161,5 Metern höchsten Kirchturm<br />
der Welt sonst eher eine beschauliche<br />
Kulisse für zahlreiche Fotomotive von<br />
Touristen aus aller Welt, verwandelte er<br />
sich am Freitag zu einem Tollhaus, wie<br />
es selbst die Ulmer bislang selten erlebt<br />
haben.<br />
Außer vielleicht an dem Abend im<br />
Sommer 2009, als die britische Pop-Band<br />
Simply Red vor dem Münster spielte und<br />
mit dem Spektakel auch <strong>DLV</strong>-Veranstaltungsdirektor<br />
Frank Kowalski begeisterten.<br />
So etwas müsse sich doch auch für<br />
die Leichtathletik organisieren lassen,<br />
dachte er sich damals. Fünf Jahre später<br />
wurde die Idee Realität.<br />
Beklagten sich die Kugelstoßer in<br />
den vergangenen Jahren oft über mangelnde<br />
Aufmerksamkeit, wurden dieses<br />
Mal keine Mühen gescheut, um die Athleten<br />
rund um Doppel-Weltmeister David<br />
Storl und Vize-Weltmeisterin Christina<br />
Schwanitz mit einem riesigen Happening<br />
in Szene zu setzen. Zwei Ausnahmeathleten<br />
und ihre Konkurrenten bekamen<br />
den Rahmen, der ihnen gebührt: Ein 1,2<br />
Tonnen schwerer Ring wurde mitten in<br />
der Stadt aufgebaut – und nachts nach<br />
dem Event mit einem Gabelstapler und<br />
Volle Ränge<br />
4.000 Fans feierten<br />
die Kugelstoßer<br />
eine Polizeieskorte wieder ins Stadion<br />
gebracht, weil er zu schwer für den<br />
zunächst vorgesehenen Transport auf<br />
einem LKW war. Die Einschlagfläche für<br />
die Kugeln wurde auf einem Holzpodium<br />
befestigt: Über einer Schicht Sägespäne<br />
sorgten drei Lagen Rollrasen dafür, dass<br />
die Kugel-Einschläge gut sichtbar waren.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 59
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
Dank ans Publikum<br />
Christina Schwanitz<br />
war begeistert von<br />
der Stimmung:<br />
„Es ist super, wenn<br />
die Menschen so<br />
dicht dran sind!“<br />
Die speziell aufgebaute Tribüne bot<br />
Platz für 2.000 Zuschauer, die schon lange<br />
vor Beginn des Wettkampfes voll besetzt<br />
war. Daneben tummelten sich weitere<br />
2.000 Begeisterte auf den Stehplätzen<br />
und im VIP-Bereich. Manche konnten den<br />
Wettkampf nur über eine extra errichtete<br />
riesige Video-Leinwand verfolgen – abschrecken<br />
ließ sich davon aber niemand,<br />
zu groß war die Anziehungskraft dieses<br />
einmaligen Events.<br />
„So ein Spektakel habe ich noch nie<br />
erlebt“, meinte ein Kampfrichter, der dafür<br />
sorgte, dass die Kugeln vom Schmutz<br />
befreit wurden. Und der Schwabe hat<br />
schon so einiges erlebt, er ist seit 1986 als<br />
Kampfrichter tätig. Auch <strong>DLV</strong>-Präsident<br />
Clemens Prokop war beeindruckt: „Unser<br />
Konzept, dass wir mit der Leichtathletik<br />
aus dem Stadion und zu den Leuten in die<br />
Städte gehen, hat sich wieder einmal bewährt.<br />
Wir fühlen uns auf unserem Weg<br />
bestätigt, werden dieses Konzept konsequent<br />
fortsetzen und auch künftig vor<br />
Deutschen Meisterschaften Teile des Programms<br />
auslagern.“<br />
Das Publikum tobt<br />
Party-Musik wummerte aus den Lautsprechern,<br />
die Zuschauer jubelten und<br />
klatschten. Als Christina Schwanitz‘ Kugel<br />
im zweiten Versuch mit 19,69 Metern<br />
nah an die 20-Meter-Marke flog, tobte<br />
das Publikum. „Das ist super, wenn die<br />
Menschen so nah dran sind und mitgehen.<br />
Die Ränge waren voll, total klasse“,<br />
meinte Schwanitz später immer noch beeindruckt.<br />
„Und ihre Konkurrentin Lena<br />
Urbaniak brachte es auf den Punkt: „Eine<br />
Hammer-Stimmung, eine Mega-Kulisse,<br />
ein genialer Wettkampf.“<br />
Für Leistung sorgte die 21 Jahre alte<br />
Fast-Lokalmatadorin selbst. Gerade einmal<br />
35 Minuten dauerte die Anreise der<br />
ehemaligen U18-Weltmeisterin und U20-<br />
Europameisterin, die für die LG Filstal<br />
startet. Mit einer Bestleistung von 17,58<br />
Metern von den letztjährigen Deutschen<br />
Meisterschaften war sie angereist, schon<br />
im zweiten Durchgang steigerte sie sich<br />
auf 17,65 Meter. Selbstbewusst stieg sie<br />
Runde für Runde in den Ring, fixierte ein<br />
imaginäres Ziel auf dem Rasen und forderte<br />
dann das Publikum auf, sie zu unterstützen.<br />
„Ich mag es, wenn ich spüre,<br />
dass das Publikum hinter mir steht“, erklärte<br />
sie.<br />
Beflügelt von der Anfeuerung beschleunigte<br />
die Drehstoßerin ihre Kugel<br />
und feuerte sie im vierten Durchgang so<br />
weit hinaus, dass bei deren Aufschlag<br />
das gelbe Band wackelte, das die 18-Meter-Marke<br />
und damit die EM-Norm markierte.<br />
60 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Meisterschaftsrekord!<br />
David Storl jubelte vor dem Ulmer<br />
Münster über eine starke Serie. Sein<br />
bester Versuch landete nach 21,87 Metern.<br />
Weiter hat noch nie ein Athlet bei den<br />
114 <strong>DLV</strong>-Meisterschaften gestoßen<br />
Zwar erreichte sie die begehrte Marke<br />
nicht ganz, verbesserte mit 17,84 Metern<br />
ihre Bestleistung aber noch einmal.<br />
Die Belohnung: Silber bei der DM und<br />
die EM-Nominierung. „Das Publikum hat<br />
mich zu der Leistung gepusht“, bedankte<br />
sie sich später. „So eine Stimmung und<br />
Kulisse wie hier habe ich noch nie erlebt.“<br />
Und auch wenn Veranstaltungen wie in<br />
Biberach oder auch Schönebeck ähnliche<br />
Konzepte verfolgen, „vor so einer Kulisse<br />
habe ich zum ersten Mal gestoßen. Hier<br />
ist das Kugelstoßen mal richtig zur Geltung<br />
gekommen“.<br />
Mittags war sie angereist, „da wurde<br />
gerade aufgebaut. Und als ich später<br />
vorbeikam dachte ich noch, die Tribüne<br />
wird bestimmt nicht voll.“ Wie sie sich<br />
täuschte. Mindestens die doppelte Anzahl<br />
an Plätzen hätte gefüllt werden können,<br />
die Leute standen Schlange, als die<br />
Tribünenplätze vergeben wurden. „Da ist<br />
mir echt ein Schauer über den Rücken<br />
gelaufen.“<br />
Selbst Doppel-Weltmeister David<br />
Storl, bekannt für seine Seelenruhe, blieb<br />
nicht unbeeindruckt. „Für mich sind<br />
Wettkämpfe wie hier ein riesiger Antrieb<br />
und eine unglaubliche Motivation, gerade<br />
wenn es so ein tolles Publikum ist wie in<br />
Ulm“, meinte er. „Da wo der Ring stand,<br />
war ein richtiger Hexenkessel.“ Und nicht<br />
nur da. Als der Olympia-Zweite in den<br />
Ring stieg, um endlich zum ersten Mal<br />
in seiner Karriere die 22 Meter zu übertreffen,<br />
kletterten die Kinder an den Metalltoren<br />
vor dem von der untergehenden<br />
Sonne angestrahlten Ulmer Münster hoch,<br />
um einen Blick auf Storl zu erhaschen.<br />
Der belohnte die Mühen mit einer<br />
einmaligen Serie: In jedem Versuch stieß<br />
er mindestens 21,32 Meter weit, nur sein<br />
vierter Versuch wurde ungültig gegeben,<br />
weil er angeblich mit der Hand über die<br />
Ringmarkierung gegriffen hatte. Im letzten<br />
Durchgang kam er dann der angestrebten<br />
Marke mit 21,87 Metern ganz nah<br />
– übertroffen hat er sie aber noch nicht.<br />
Der Durchschnitt seiner fünf besten<br />
Wettkämpfe liegt bei 21,82 Metern, in jedem<br />
einzelnen Wettkampf hat er in diesem<br />
Sommer weiter als 21 Meter gestoßen.<br />
„Vielleicht ist es ganz gut, dass ich<br />
noch keine 22 Meter gestoßen habe. So<br />
ist noch ein bisschen mehr Aufregung da,<br />
weil ich dieses Ziel noch erreichen will,<br />
und ich gehe nicht so zufrieden an den<br />
Wettkampf heran.“<br />
Auch wenn er noch immer mit Kniebeschwerden<br />
kämpft und deswegen derzeit<br />
aus dem Stütz und nicht aus dem<br />
Umspringen stößt, zweifelt er nicht daran,<br />
in Zürich endlich zum vierten deutschen<br />
22-Meter-Stoßer aufzusteigen. „Ich<br />
bin überzeugt, dass das dieses Jahr noch<br />
passiert.“<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 61
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
Diskuswerfen:<br />
Shanice Craft hat ihre erste<br />
Medaille bei den „Großen“<br />
gewonnen – mit gerade einmal<br />
21 Jahren. Nach ihrem<br />
letzten Wurf in Zürich kullerten<br />
die Freudentränen.<br />
Bronze war mehr als sie<br />
erhofft hatte.<br />
Craft-<br />
Sie war eine der jüngsten Athletinnen<br />
im deutschen Team. Angereist, um<br />
weitere Erfahrungen zu sammeln –<br />
und im Idealfall, die „Großen“ ein bisschen<br />
zu ärgern. Die Unbekümmert der<br />
Jugend ist eine Tugend, die Shanice Craft<br />
zu nutzen wusste. Die 21-Jährige erlebte<br />
im Letzigrund die glücklichsten Momente<br />
ihres noch jungen Sportlerlebens.<br />
„Nach dem letzten Wurf sind mir die Tränen<br />
gekommen“, sagte die Diskuswerferin<br />
eine Stunde nach ihrem „Craft-Akt“.<br />
Mit 21 Jahren gleich Dritte bei ihrer ersten<br />
Leichtathletik-Europameisterschaft<br />
– das ist doch was. „Einfach geil! Das<br />
ist die wertvollste Medaille, die ich bisher<br />
gewonnen habe. Unbeschreiblich“,<br />
freute sich die deutsche Meisterin aus<br />
Mannheim.<br />
64,33 Meter reichten im Finale zum<br />
dritten Platz. Vor einem Jahr hätte sie<br />
von einer EM-Medaille höchstens träumen<br />
können. „Letztes Jahr hatte ich<br />
ständig Adduktorenprobleme. Ich habe<br />
schon gezweifelt, ob ich weiter Diskuswerfen<br />
kann“, erklärte Shanice Craft,<br />
eine Frohnatur, dabei immer ruhig, gelassen<br />
und bescheiden. Das scheint auch<br />
im Leistungssport ihr großes Plus zu<br />
sein. „Ich gehe ruhig und selbstbewusst<br />
in den Wettkampf. Ich bin einfach ein<br />
Wettkampftyp.“<br />
Weitester Wurf seit 22 Jahren<br />
Das kann man getrost auch von der alten<br />
und neuen Europameisterin behaupten.<br />
Die Kroatin Sandra Perkovic wirft in ihrer<br />
eigenen Liga. Mit 24 Jahren feierte sie<br />
nun den goldenen EM-Hattrick und haute<br />
richtig einen raus: 71,08 Meter – seit<br />
22 Jahren hat keine Diskuswerferin die<br />
Ein-Kilo-Scheibe weiter geschleudert. Die<br />
Berlinerin Julia Fischer, Fünfte mit fast<br />
zehn Metern Rückstand auf Perkovic,<br />
meinte anerkennend: „Sie hat ‘ne Wahn-<br />
62 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Akt<br />
Erwartung übertroffen<br />
Shanice Craft aus Mannheim<br />
wollte unter die<br />
besten Sechs kommen<br />
– am Ende wurde es die<br />
Bronzemedaille<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 63
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
sinns-Peitsche und eine super Technik.“<br />
Ihren eigenen Platz fand sie „okay“, mit<br />
der Weite war die Freundin von Diskus-<br />
Olympiasieger Robert Harting dagegen<br />
„überhaupt nicht zufrieden“.<br />
Auch Shanice Craft verbeugte sich<br />
vor der großen Rivalin aus Kroatien. „Bei<br />
einer EM 71,08 Meter zu werfen – Respekt.<br />
Aber sie ist nun mal die Nummer<br />
1.“ Vor dem letzten Versuch habe ihr Perkovic<br />
sogar noch einmal Mut gemacht.<br />
„Go, Shanice!“<br />
„Sie hat eine Wahnsinns-<br />
Peitsche und eine super<br />
Technik.“<br />
Julia Fischer über die Kroation Sandra Perkovic.<br />
Die Freundin von Robert Harting wurde EM-Fünfte<br />
Anna Rüh glückliche Vierte<br />
Silber ging an die Französin Mélina Robert-Michon<br />
(65,33 m). Direkt hinter ihrer<br />
Teamkollegin Craft landete Anna Rüh<br />
aus Neubrandenburg (62,46 m) auf dem<br />
vierten Rang. „Ich bin überglücklich mit<br />
der Weite“, sagte sie. „Der Wettkampf<br />
wird mir in sehr guter Erinnerung bleiben.“<br />
Die Medaille heimste am Ende die<br />
jüngste deutsche Werferin ein.<br />
Die EM in Zürich war für Shanice<br />
Craft, die bei vielen internationalen<br />
Nachwuchsmeisterschaften der U18,<br />
64 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
U20 und U23 schon etliche Medaillen<br />
mit Kugel und Diskus gewonnen hat,<br />
die Feuertaufe. Craft hat sie mit Bravour<br />
bestanden. Überhaupt: <strong>2014</strong> ist das Jahr<br />
der Shanice Craft: Bei der Team-EM in<br />
Braunschweig war sie Zweite, beim Meeting<br />
in Eugene/USA kassierte sie für diesen<br />
Platz 6000 Dollar Prämie. Bei der DM<br />
in Ulm gewann das vielseitige Talent den<br />
Titel im Diskusring und Bronze im Kugelstoßen.<br />
Ob sie weiter zweigleisig fährt?<br />
Klares Ja. „Ich bin eine Diskuswerferin,<br />
die weit die Kugel stößt. Und das wird<br />
auch so bleiben.“ So wie ihr Motto, ihre<br />
Maxime fürs Leben und für den Sport, sie<br />
zeigt es als Tattoo: „I was, I am, I will<br />
always be free.“ Sie war, sie ist und wird<br />
immer frei sein.<br />
Gegenwart und Zukunft<br />
Momentan führt an Sandra Perkovic (linke<br />
Seite oben) kein Weg vorbei. Sie ist aktuell<br />
Europa-, Weltmeisterin und Olympiasiegerin.<br />
In den nächsten Jahren könnte Shanice Craft<br />
die Lücke zur überragenden Kroatin ein<br />
Stück weit schließen<br />
< Rudelkuscheln<br />
Zwischen den jungen deutschen Diskuswerferinnen<br />
herrscht eine gesunde Konkurrenz.<br />
Julia Fischer und Anna Rüh freuten sich mit<br />
Shanice Craft über den Bronze-Coup<br />
Im Kreis der Besten<br />
Nur die überragende Kroatin<br />
Sandra Perkovic (Gold) und die<br />
Französin Mélina Robert-Michon<br />
(li./Silber) warfen weiter als<br />
die junge Shanice Craft<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 65
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
Grenz-<br />
Gang<br />
50 Kilometer Gehen: Mit einem Weltrekord endete<br />
der längste Wettkampf bei den Europameisterschaften mitten<br />
in Zürichs City. Yohann Diniz aus Frankreich steigerte<br />
die alte Bestmarke um fast zwei Minuten auf 3:32:33 Stunden.<br />
Als 15. ging auch Carl Dohmann an seine Grenzen.<br />
Der neue Weltrekordmann gab bereits<br />
sein gefühlt 50. Interview, als Carl<br />
Dohmann vom SCL-Heel Baden-<br />
Baden nach 50 Kilometern Gewaltmarsch<br />
über die Ziellinie im Zentrum von Zürich<br />
taumelte und völlig ausgepumpt auf den<br />
Asphalt am Limmatquai sank. Sanitäter<br />
und Betreuer eilten zu dem Geher aus Freiburg,<br />
der seinen ersten internationalen Einsatz<br />
19 Minuten nach dem französischen<br />
Europameister Yohann Diniz beendet hatte,<br />
hievten ihn in einen Rollstuhl und brachten<br />
ihn ins Erste-Hilfe-Zelt. Die Szene sah<br />
dramatischer aus, als sie zum Glück war.<br />
Auf einer Liege langsam wieder zu Kräften<br />
kommend, gab der 24-Jährige Entwarnung.<br />
„Das war mit Abstand mein bislang<br />
härtestes Rennen. Aber ich kann zufrieden<br />
sein mit Platz 15 und persönlicher Bestzeit“,<br />
sagte Dohmann, Banane kauend und<br />
in wärmende Goldfolie gepackt.<br />
Dritter EM-Titel seit 2006<br />
Die Goldmedaille ging an Yohann Diniz,<br />
der seinen dritten kontinentalen Titel nach<br />
2006 und 2010 in der noch nie erreichten<br />
Zeit von 3:32:33 Stunden gewann. Dabei<br />
legte der 36-jährige Önologe, der wie ein<br />
guter Wein mit zunehmendem Alter immer<br />
66 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
esser zu werden scheint, auf der Zielgeraden<br />
sogar noch einen kurzen Stopp ein,<br />
um die in Dreierreihen am Straßenrand<br />
stehenden Zuschauer zum Klatschen zu<br />
animieren und sich gebührend feiern zu<br />
lassen. Mit einer kleinen französischen Fahne<br />
in seiner linken Hand und einer großen<br />
Flagge Portugals in seiner rechten brachte<br />
er sein zweites Weltrekord-Werk dann zu<br />
Ende und verbesserte die alte Bestmarke<br />
von 3:34:14 Stunden des Russen Denis Nishegorodov<br />
aus dem Jahr 2008 deutlich. Der<br />
Sohn einer Französin und eines Portugiesen<br />
hält schon seit drei Jahren den schwindelerregenden<br />
Weltrekord über 50 Kilometer<br />
auf der Bahn (3:35:27 Stunden).<br />
In Zürich brauchte es für eine ganze<br />
Reihe von Gehern keine 125 Runden, damit<br />
sich alles zu drehen begann. Carl Dohmann<br />
hatte schon mehr als 20-mal den Zwei-Kilometer-Parcours<br />
durchschritten und Kurs<br />
auf eine Zeit von 3:47 Stunden genommen,<br />
„als ziemlich plötzlich der Hammer kam“,<br />
wie der Student der Volkswirtschaftslehre<br />
sagte. Die letzten drei Runden seien eine<br />
einzige Quälerei gewesen, „vor allem die<br />
letzte war richtig hart“. Der Gegenwind auf<br />
der Zielgeraden „hat mir richtig den Zahn<br />
gezogen“. Um vier Sekunden auf 3:51:27<br />
Stunden steigerte er dennoch seine Bestzeit<br />
in seinem erst dritten Rennen über den langen<br />
Kanten.<br />
Ein wichtiges Rennen...<br />
... war das EM-Finale für den jungen Deutschen<br />
Carl Dohmann (re.). Als 15. beendete<br />
er den dritten 50-Kilometer-Wettkampf seines<br />
Lebens. Als Dohmann völlig erschöpft das<br />
Ziel erreichte, war Weltrekordmann Yohann<br />
Diniz (Foto li. und oben) längst wieder gut<br />
erholt<br />
Dohmann wird seinen Weg gehen<br />
Bundestrainer Ronald Weigel führte den<br />
Einbruch des Novizen beim langen Marsch<br />
auch auf die mangelnde Routine zurück.<br />
„Für einen 50er bei einer Meisterschaft<br />
muss man Erfahrung mitbringen, damit<br />
man sein Rennen richtig einteilen kann.<br />
Jeder Wettkampf bringt neue Erkenntnisse<br />
und hilft weiter“, sagte der Potsdamer. Dohmann<br />
sprach von einem „taktischen Fehler“,<br />
sich nicht länger an ähnlich starken<br />
Konkurrenten orientiert zu haben. „Hinten<br />
raus habe ich dadurch ein paar Plätze verloren“,<br />
analysierte er.<br />
Weigel prophezeite dem Schützling von<br />
Heimtrainer Robert Ihly eine erfolgreiche<br />
Zukunft: „Carl wird seinen Weg gehen.<br />
Er hat seinen Fortschritt in <strong>2014</strong> bestätigt.<br />
Da ist noch viel möglich.“ Das Rennen bezeichnete<br />
der Bundestrainer als „qualitativ<br />
hochwertigen Wettkampf“, in dem Sieger<br />
Diniz „überlegen, aber auch arrogant gegangen“<br />
sei. „Aber er ist eine Klasse für<br />
sich, ich gönne ihm den Weltrekord.“ Diniz<br />
bezeichnete den dritten EM-Titel als einen<br />
„Traum“. Und bedankte sich noch beim<br />
viertplatzierten Michail Ryshov für dessen<br />
Parforce-Marsch in der ersten Phase des<br />
Rennens: „Seine Führungsarbeit hat mir<br />
geholfen. Es tut mir leid für ihn, dass er den<br />
Speed nicht aufrechterhalten konnte.“<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 67
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
Märchenhafter<br />
68 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Die vier Silberlinge von Zürich<br />
Mit einer Glanzleistung sicherten<br />
Sven Knipphals, Lucas Jakubczyk,<br />
Julian Reus und der schon 37 Jahre<br />
alte Alexander Kosenkow dem<br />
Deutschen Leichtathletik-Verband die<br />
Silbermedaille über 4x100 Meter<br />
Sprintsommer<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 69
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
Sprint-Wettbewerbe: Für Deutschlands Sprinter war<br />
es ein Super-Sommer: Bei den deutschen Meisterschaften<br />
in Ulm unterbot Julian Reus in 10,05 Sekunden den 29 Jahre<br />
alten deutschen Rekord über 100 Meter. Bei der EM in<br />
Zürich holte die Staffel Silber und Lucas Jacubczyk rannte<br />
im 100-Meter-Finale auf Rang fünf.<br />
Gold war das intern ausgegebene Ziel,<br />
am Ende aber konnten sich die deutschen<br />
Sprinter in Zürich auch über<br />
EM-Silber so richtig freuen. „Wir haben ein<br />
super Rennen gemacht“, meinte der Wattenscheider<br />
Startläufer Julian Reus nach<br />
der einzigen Staffelmedaille für das deutsche<br />
Team.<br />
Reus, Sven Knipphals (VfL Wolfsburg),<br />
Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid<br />
01) und Lucas Jakubczyk (SCC Berlin) kamen<br />
am letzten EM-Tag hinter den Briten<br />
ins Ziel, die in 37,93 Sekunden Gold holten.<br />
Die <strong>DLV</strong>-Sprinter hielten aber in 38,09<br />
Rasante Typen<br />
Das gab es noch nie: Zwei deutsche Sprinter<br />
rannten in einem Lauf 10,01 Sekunden. Aber<br />
leider blies der Wind im DM-Finale von Ulm<br />
zu stark von hinten. Den Titel holte sich<br />
Julian Reus (rechts) vor dem zeitgleichen<br />
Lucas Jakubczyk
Guter Wechsel, schlechter Wechsel<br />
Während die Männer mit Oldie Alexander<br />
Kosenkow und Lucas Jakubczyk (Foto linke<br />
Seite) den Stab im höchsten Tempo um die<br />
Bahn kreiseln ließen, stocherten Rebekka<br />
Haase und Tatjana Pinto so lange herum, bis<br />
der Wechselraum zu Ende war<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 71
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
Sekunden Frankreich (38,47 sec) auf Distanz<br />
und blieben nur knapp über dem<br />
deutschen Rekord des Nationalteams vom<br />
Juli 2012 in Weinheim (38,02 sec). „Wir<br />
haben unsere Leistung hier abgerufen und<br />
zwei super Rennen in zwei Tagen gezeigt“,<br />
meinte Jakubczyk.<br />
„In Barcelona Bronze, in Helsinki Silber.<br />
Wenn es so weitergeht, muss irgendwann<br />
Gold her“, hatte Kosenkow nach<br />
dem Vorlauf-Sieg am Samstag gehofft. Auf<br />
den Gold-Coup muss der 37-jährige Routinier<br />
weiter warten – wenn ihm die Zeit<br />
nicht davonläuft.<br />
Eine böse Blamage hatte unterdessen<br />
das deutsche Frauen-Quartett im Vorlauf<br />
erlebt. Der Titelverteidiger verpatzte den<br />
Wechsel zwischen Rebekka Haase (LV 90<br />
Thum) und Tatjana Pinto (LG Brillux Münster).<br />
Startläuferin war Josefina Elsler (LC<br />
Paderborn); Schlussläuferin Verena Sailer<br />
von der MTG Mannheim kam erst gar nicht<br />
zum Einsatz.<br />
„Den Stab ein bisschen berührt“<br />
Tatjana Pinto bekam im entscheidenden<br />
Moment den Staffelstab nicht zu greifen,<br />
Rebekka Haase nicht richtig an sie heran.<br />
„Kein Ahnung, was da schiefgelaufen ist“,<br />
meinte Haase den Tränen nahe. Pinto versuchte<br />
den Fauxpas zu erklären. „Ich habe<br />
den Stab ein bisschen berührt. Da war‘s<br />
dann auch schon wieder vorbei“, sagte<br />
die deutsche 100-Meter-Meisterin. „Ich<br />
habe dann auf die Linie geschaut: Wechselende.“<br />
Die Männer dagegen erlebten <strong>2014</strong> die<br />
beste Sprint-Saison seit Jahrzehnten, die<br />
sie mit Staffelsilber krönten. Zuvor war Lu-<br />
cas Jakubczyk bereits im 100-Meter-Finale<br />
in 10,25 Sekunden auf Rang fünf gestürmt<br />
und hatte eine EM-Medaille nur knapp<br />
verpasst. Europameister wurde der Brite<br />
James Dasaolu in 10,06 Sekunden. Titelverteidiger<br />
Christophe Lemaitre aus Frankreich<br />
musste sich in 10,13 Sekunden mit<br />
Platz zwei zufriedengeben. Dritter wurde<br />
Harry Aikines-Aryeetey aus Großbritannien<br />
in 10,22 Sekunden. Der deutsche<br />
100-Meter-Rekordhalter Julian Reus aus<br />
Wattenscheid (10,35 sec) und der Wolfsburger<br />
Sven Knipphals (10,37 sec) waren<br />
allerdings im Halbfinale ausgeschieden.<br />
Deutscher Rekord in Ulm<br />
Bereits bei den Deutschen Meisterschaften<br />
in Ulm hatten Reus und Jakubczyk für einen<br />
Höhepunkt gesorgt. Seit dem 27. Juli<br />
<strong>2014</strong> ist der 100-Meter-Rekord von Frank<br />
Emmelmann aus dem Jahr 1985 Geschichte.<br />
Julian Reus, geboren in Hanau, wohnhaft<br />
in Erfurt und beim TV Wattenscheid<br />
unter Vertrag, brach die Bestmarke in Ulm.<br />
Im Donaustadion war Julian Reus einfach<br />
nur „baff“ gewesen. 10,06 leuchtete<br />
erst auf der Anzeigetafel auf, dann die<br />
offizielle Zeit: 10,05. 29 Jahre nach den<br />
10,06 Sekunden des Magdeburgers Frank<br />
Emmelmann in Ost-Berlin fiel der deutsche<br />
Rekord über 100 Meter – und das in einem<br />
Halbfinale. „Das war ein perfekter Lauf.<br />
Ich freue mich riesig“, meinte Reus. Dabei<br />
verpasste es der Wattenscheider sogar, als<br />
erster deutscher Sprinter überhaupt bei regulären<br />
Bedingungen unter der magischen<br />
10-Sekunden-Marke zu bleiben.<br />
Als Reus über die Ziellinie flog, da regte<br />
sich Thomas Kurschilgen als Sportdirektor<br />
des Deutschen Leichtathletik-Verbandes<br />
(<strong>DLV</strong>) erstmal auf: „Mensch, da muss man<br />
doch durchlaufen!“, rief er auf der Tribüne,<br />
weil es der 26-Jährige angesichts seines<br />
sicheren Vorsprungs am Ende etwas austrudeln<br />
ließ. Ob Reus da eine noch bessere<br />
Zeit verschenkt hat? „Da mach ich mir keine<br />
Gedanken.“<br />
Im Endlauf rannten Reus und sein<br />
Berliner Rivale Lucas Jakubczyk dann sogar<br />
10,01 Sekunden, und die gut 10.000<br />
Zuschauer im Donaustadion schrien auf,<br />
ehe der Blick auf den Windmesser die Zeit<br />
relativierte: Während im Halbfinale noch<br />
erlaubte 1,8 Meter/Sekunden Rückenwind<br />
herrschte, waren die 2,2 Meter/Sekunden<br />
im Finale zu viel für die Rekordlisten. Dennoch<br />
meinte Jakubczyk nach dem Fotofinish<br />
zugunsten von Reus: „Zweimal 10,01<br />
Sekunden. Das wird es vielleicht nie wieder<br />
geben.“ Im Mai 2013 war der Leipziger<br />
Martin Keller in Clermont/USA die 100 Meter<br />
in 9,99 Sekunden gelaufen und als bisher<br />
einziger Deutscher unter 10 Sekunden<br />
geblieben – bei satter Windunterstützung<br />
von 3,7 Metern/Sekunde.<br />
In den eineinhalb Stunden zwischen<br />
seinem Rekordlauf und der Medaillenvergabe<br />
schwirrte Reus nur so der Kopf. „Das<br />
war schwierig. In so einem Finale kann<br />
man eigentlich dann nur noch verlieren.<br />
Aber wenn ich in die Ergebnisliste schaue:<br />
10,01 – es ist schon unglaublich, dass ich<br />
da oben stehe. Wie knapp es war, will ich<br />
gar nicht wissen.“<br />
Mit seiner Rekordzeit lag Reus an<br />
Nummer fünf der europäischen Bestenliste.<br />
„In Zürich zählt die Zeit von heute<br />
nichts. Da muss man auf der Bahn stehen<br />
und zünden. Das Finale ist natürlich das<br />
72 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Ziel“, sagte der Playstation-Fan damals<br />
und behielt nach seinem Halbfinal-Aus in<br />
10,35 Sekunden bei der EM in Zürich auf<br />
bittere Art Recht. Danach traten dann Probleme<br />
auf, die fast seine Staffelpläne zunichte<br />
gemacht hätten. „Er hatte extrem<br />
starke Schmerzen in der Kniekehle und ist<br />
gespritzt worden“, sagte Sprint-Bundestrainer<br />
Ronald Stein vor den Staffelvorläufen<br />
über Reus. Auf den 200-Meter-Start hatte er<br />
bereits verzichtet, aber für die beiden Staffelrennen<br />
reichte es dann noch.<br />
Zwei deutsche Topsprinter<br />
Das gab es schon lange nicht mehr: Mit Lucas Jakubczyk aus Berlin und dem Wattenscheider<br />
Julian Reus verfügt Deutschland über zwei europäische Spitzensprinter. Während der Berliner<br />
im EM-Finale von Zürich (oben) seine beste Leistung brachte und Fünfter wurde, glänzte der<br />
Wattenscheider in Ulm als Deutscher Meister mit deutschem Rekord (unten)<br />
Erfolgreiches Staffelprojekt<br />
Im weltweiten Einzelvergleich haben die<br />
deutschen Sprinter schon lange nicht mehr<br />
viel zu melden, aber der <strong>DLV</strong> hat nicht<br />
aufgegeben. Der Verband startete ein Staffelprojekt,<br />
das die deutschen Sprinter nach<br />
vorn brachte, und zahlreiche andere Maßnahmen,<br />
um die Misere zu lindern. So gibt<br />
es seit 2011 ein jährliches Trainingslager in<br />
Florida, außerdem holt man sich Rat bei<br />
Experten im Ausland und aus der Biomechanik.<br />
„Julian und Lucas sind zwei Athleten,<br />
die für Veränderungen stehen“, sagte Chef-<br />
Bundestrainer Idriss Gonschinska. Reus<br />
nannte als erstes Erfolgsrezept die Zusammenarbeit<br />
mit seinem Heimtrainer Gerhard<br />
Jäger („Wir haben uns immer weiterentwickelt“),<br />
die intensive physiotherapeutische<br />
Begleitung und die interne Konkurrenz. In<br />
Trainingslagern schauen Reus, Jakubczyk,<br />
Keller und Co. Youtube-Videos von Weltklasse-Sprintern<br />
rauf und runter. „Abends<br />
diskutieren wir manchmal stundenlang,<br />
was uns besser machen könnte“, erzählte<br />
Reus. So kann es weitergehen.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 73
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
74 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Berg- und<br />
Talfahrt<br />
Marathon: Solch einen Berg wie den in Zürich hinauf<br />
zur Universität mussten die Marathon-Asse noch nie bei<br />
kontinentalen Titelkämpfen so oft bewältigen. Auf und<br />
ab ging es auch im deutschen Team zu: bittere Tränen<br />
und große Glücksmomente lagen ganz eng zusammen.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 75
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
Heulend und in eine goldfarbene<br />
Wärmefolie gehüllt humpelte Sabrina<br />
Mockenhaupt von der Marathon-Strecke<br />
am Zürichsee. Einen Tag<br />
später jubelte André Pollmächer über seinen<br />
achten Platz: „Ich bin total happy.“<br />
Mit dem Ausgang der 42,195-Kilometer-<br />
Rennen bei den Leichtathletik-Europameisterschaften<br />
hatten die deutschen<br />
Ausdauerspezialisten nichts zu tun. Von<br />
großen Gefühlen überwältigt waren sie<br />
dennoch.<br />
Bei den Frauen holte die bereits 39<br />
Jahre alte Christelle Daunay das erste<br />
EM-Gold für Frankreichs Frauen auf der<br />
klassischen Strecke. Ihre Siegerzeit von<br />
2:25:14 Stunden kann sich angesichts des<br />
schlechten Wetters auf dem sehr welligen<br />
Kurs sehen lassen. Bei den Männern stand<br />
der Italiener Daniele Meucci erstmals ganz<br />
oben auf dem Treppchen. Der 28-Jährige<br />
setzte sich einen Tag später bei strahlendem<br />
Sonnenschein in 2:11:08 Stunden<br />
durch und meinte: „Ich kann‘s fast nicht<br />
glauben, dass ich gewonnen habe. Aber<br />
ich wollte es einfach.“<br />
6000 Euro investiert<br />
Pollmächer kam nach 2:14:41 Stunden<br />
ins Ziel und meinte stolz: „Ich habe einen<br />
nach dem anderen eingesammelt.“<br />
Der einzige deutsche Teilnehmer bei den<br />
Männern hatte extra noch 6000 Euro in<br />
ein vierwöchiges Höhentrainingslager in<br />
St. Moritz investiert, um in Zürich nicht<br />
hinterherzulaufen. „Die Beine waren<br />
so zu. Aber ich habe gekämpft wie ein<br />
Schwein. Irgendwie bin ich durchgekommen“,<br />
sagte der 31-Jährige überglücklich.<br />
Im deutschen Mannschaftshotel gab es<br />
bei der Live-Übertragung viel Applaus<br />
für Pollmächer.<br />
Für Mockenhaupt geriet der EM-Marathon<br />
hingegen zu einem Trauma: „Ich<br />
wollte beißen, kämpfen, durchkommen<br />
– aber es ging nicht. Es tut mir unendlich<br />
leid“, klagte die kleine Dauerläuferin<br />
nach der großen Enttäuschung. Bei Kilometer<br />
23 waren die Schmerzen im rechten<br />
Fußgelenk unerträglich geworden. „Ich<br />
bin noch nie bei einem Marathon ausgestiegen“,<br />
versicherte die 33-Jährige. Beim<br />
Aufholjagd endet auf Rang acht<br />
André Pollmächer hatte sich auf dem schweren<br />
Kurs in Zürich lange zurückgehalten,<br />
doch auf dem Weg zum Ziel holte er einen<br />
Konkurrenten nach dem anderen ein. Platz<br />
acht ist der bisher größte Erfolg für den<br />
Marathonläufer aus Düsseldorf<br />
76 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
EM-Auftakt war die Leicht-Athletin (45<br />
Kilo) noch Sechste über 10.0000 Meter<br />
geworden.<br />
Das bittere Aus von Mockenhaupt, der<br />
39-maligen deutschen Meisterin über alle<br />
möglichen Distanzen, machte zugleich<br />
die Hoffnungen des deutschen Trios auf<br />
ein gutes Teamergebnis zunichte. Dennoch<br />
war die in Zürich lebende Hamburgerin<br />
Mona Stockhecke mit Platz 22 und<br />
vor allem mit ihrer Zeit (2:35:44 Stunden)<br />
auf der schweren Strecke zufrieden. Für<br />
Katharina Heinig, die Tochter des deutschen<br />
Bundestrainers Wolfgang Heinig,<br />
war Platz 28 in 2:40:11 Stunden ein Achtungserfolg.<br />
Stockhecke weint Freudentränen<br />
Stockhecke weinte nach ihrem Heimspiel<br />
Freudentränen. „Ich bin noch völlig<br />
überwältigt. Es ist alles aufgegangen<br />
– perfekt“, versicherte die promovierte<br />
Klima-Geologin, die „jeden Meter und<br />
jede Ecke“ des Kurses kennt. Die Liebe<br />
hatte sie einst von Hamburg nach Zürich<br />
verschlagen, am Samstag lief sie an ihrem<br />
Büro vorbei.<br />
Erschöpft, aber glücklich war auch<br />
Katharina Heinig. „Am Anfang hat‘s viel<br />
Spaß gemacht, aber dann wurde es ganz<br />
harte Arbeit“, gestand die 24-Jährige aus<br />
Frankfurt/Main. „Beißen, kämpfen und<br />
Wille waren heute gefragt.“<br />
Kollegin Mockenhaupt humpelte mittags<br />
durchs Teamhotel und hatte sich immer<br />
noch nicht beruhigt: „Ist doch Scheiße,<br />
ich hatte echt Luft für alles! Beim Marathon<br />
steigt man doch nicht aus.“<br />
Tolle Leistung beim Heimspiel<br />
Mona Stockhecke lief auf der Zehn-Kilometer-<br />
Runde viermal an ihrem Büro an der Eidgenössischen<br />
Technischen Hochschule (ETH)<br />
vorbei. Am Ende wurde sie 22. mit 2:35:44<br />
Stunden<br />
Viel Blut, großes Leiden<br />
Über 10.000 Meter kam Sabrina<br />
Mockenhaupt ihren Konkurrentinnen so nah,<br />
dass deren Spikes beide Beine der Siegerländerin<br />
aufrissen. Beim Marathon war es dann<br />
kurz vor ihrem Ausstieg wegen Fußschmerzen<br />
verdammt einsam um die 33-Jährige<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 77
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
Gold ist nicht<br />
das Größte<br />
3.000 Meter Hindernis: Vor vier Jahren erkrankte Antje Möldner-Schmidt an Krebs.<br />
In Zürich wurde sie Europameisterin. Doch ihr größter Sieg bleibt der über die Krankheit.<br />
Bei der Siegerehrung im Letzigrund-Stadion<br />
ließ Antje Möldner-<br />
Schmidt ihren Tränen freien Lauf.<br />
Die 30-Jährige aus Cottbus landete in<br />
Zürich den größten Coup ihrer Karriere<br />
und wurde überraschend Europameisterin<br />
über 3.000 Meter Hindernis – als erste<br />
Deutsche überhaupt auf dieser Distanz.<br />
„Ich habe erstmal geschaut, was ging<br />
und mich hinten raus auf meinen Spurt<br />
verlassen. Wahnsinn!“, meinte sie freudestrahlend.<br />
Sie wollte auf keinen Fall zu früh<br />
im Rennen den Anschluss verlieren. So<br />
wie 2012 bei den Europameisterschaften<br />
in Helsinki. Diesmal hat‘s funktioniert.<br />
Dann das letzte Hindernis. „Nicht hängen<br />
bleiben, nicht fallen – und dann<br />
noch einmal Gas geben“, beschreibt sie<br />
ihre Gedanken auf der Zielgeraden. „Am<br />
Schluss hatte ich das Gefühl, dass ich<br />
kleiner werde, dass ich keine richtige<br />
Kontrolle mehr über meine Beine habe.“<br />
Hatte sie aber doch, im Gegensatz zu<br />
Charlotta Fougberg, die am letzten Hindernis<br />
strauchelte: In 9:29,43 Minuten<br />
setzte sie sich gegen die schwedische<br />
Favoritin (9:30,16 min) und gegen Diana<br />
Martín aus Spanien (9:30,70 min)<br />
durch.<br />
Die Leichtathletik wurde Möldner-<br />
Schmidt praktisch in die Wiege gelegt.<br />
Ihr Vater und Bruder Olaf waren Geher,<br />
ihre Schwester Silke und ihre Zwillingsschwester<br />
Berit Mittelstrecklerinnen. Seit<br />
einigen Jahren schon gehört Möldner-<br />
Schmidt zur nationalen Laufelite. Vor<br />
zwei Jahren in Helsinki hatte sie bereits<br />
Bronze über die Hindernisse geholt.<br />
Leben schlagartig geändert<br />
Möldner-Schmidt hat dennoch einen steinigen<br />
Weg hinter sich, ehe sie bei internationalen<br />
Meisterschaften erstmals auf<br />
dem Treppchen stand. Im Januar 2010<br />
war bei ihr eine Lymphzellenerkrankung<br />
diagnostiziert worden – sie musste lange<br />
pausieren. Damals hatte sich ihr Leben<br />
schlagartig geändert. Zu den Schmerzen<br />
in der Schulter kam ein Knoten, der auf<br />
Druck größer wurde. Die niederschmetternde<br />
Diagnose: Krebs. Der Tumor wurde<br />
entfernt, die Chemotherapie begann.<br />
Im Oktober 2010 fing sie wieder an zu<br />
laufen. „Ich war bei null und joggte, so<br />
gut es ging“, sagt sie rückblickend.<br />
2011 bestritt sie wieder Wettkämpfe,<br />
2012 wurde sie erstmals deutsche Meisterin<br />
über die Hindernisse, inzwischen hat<br />
78 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
sie schon fünf nationale Titel. Bereits bei<br />
der WM im vergangenen Jahr durfte sie<br />
sich als Achte und zweitbeste Europäerin<br />
gratulieren lassen. Jetzt ist die 1,73 Meter<br />
große und 56 Kilo leichte Läuferin ganz<br />
oben angekommen.<br />
„Plane von Tag zu Tag“<br />
Wie die Krankheit sie verändert habe,<br />
wurde sie in Zürich gefragt. Ihre Antwort:<br />
„Ich gehe jetzt so ran, dass ich von Jahr<br />
zu Jahr plane – wenn überhaupt. Ich lasse<br />
viele Sachen auf mich zukommen. Ich bin<br />
viel mehr in der Natur und genieße vieles<br />
auch viel mehr als früher. Am Tag vor<br />
dem Finale habe ich beim Joggen zwei<br />
Greifvögel gesehen, die man herrlich beobachten<br />
konnte. Solche Dinge nehme ich<br />
seit der Krankheit viel mehr wahr.“<br />
2005 hatte sie erstmals den deutschen<br />
Titel über 1.500 Meter gewonnen und<br />
mischte auch international vorne mit: Bei<br />
der Hallen-WM wurde sie Sechste. Den<br />
ersten 3.000-Meter-Hindernis-Lauf bestritt<br />
sie 2008 im belgischen Neerpelt, wo<br />
sie gleich Zweite wurde und den deutschen<br />
Rekord verbesserte. „Von Balken<br />
zu Balken konzentrieren“, ist ihr Motto<br />
heute, das sei einfacher als die „flachen<br />
Strecken“. Im Vorlauf der Olympischen<br />
Spiele 2008 von Peking flog sie zwar<br />
raus, verbesserte aber ihre Bestmarke<br />
nochmals um mehr als eine Sekunde auf<br />
9:29,86 Minuten. Ihren deutschen Rekord<br />
von 9:18,54 Minuten stellte sie 2009<br />
bei der WM in Berlin auf.<br />
Bis zu den Europameisterschaften war<br />
das Jahr <strong>2014</strong> für Antje Möldner-Schmidt<br />
allerdings nicht optimal verlaufen. Die<br />
Achillessehne zwickte. Ihr Mittel dagegen:<br />
Enge Kompressionsstrümpfe. „Die Socken<br />
nehmen ein wenig Druck von der Achillessehne.<br />
Ich habe das Gefühl, es entspannt<br />
alles etwas besser, damit habe ich auch<br />
keine Schmerzen mehr“, erklärte sie.<br />
Die Goldmedaille von Zürich ist für<br />
Antje Möldner-Schmidt der zweitgrößte<br />
Triumph ihres Lebens. Der größte Sieg ist<br />
der über den Krebs.<br />
Vollbad im Wassergraben<br />
Im Vorlauf sorgte hinter Antje Möldner-<br />
Schmidt ihre Teamkollegin Jana Sussmann<br />
unfreiwillig für einige der spektakulärsten<br />
Fernsehbilder dieser EM: Die Hamburgerin<br />
blieb am Balken hängen und machte einen<br />
respektablen Bauchplatscher. Sie rappelte<br />
sich zwar tapfer auf und lief weiter, aber<br />
fürs Finale reichte es nicht mehr<br />
80 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
„Nicht hängen bleiben, nicht fallen –<br />
und dann noch einmal Gas geben.“<br />
Das ging Antje Möldner-Schmidt vor dem letzten Hindernis durch den Kopf. Und im Gegensatz zu der schwedischen<br />
Favoritin Charlotta Fougberg, die strauchelte, gelang das der Deutschen auch. Danach ließ sie ihren Emotionen freien Lauf<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 81
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
82 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Zwischenhoch<br />
oder mehr?<br />
Mittel- und<br />
langstrecken:<br />
Bei der Team-EM in Braunschweig<br />
feierten Deutschlands<br />
Läufer drei Siege und<br />
drei zweite Plätze. In Zürich<br />
lief allein Antje Möldner-<br />
Schmidt aufs Podium. Die<br />
anderen Medaillen-Kandidaten<br />
gingen leer aus.<br />
Von wegen Tunnel und so: Arne Gabius<br />
(LAV Stadtwerke Tübingen)<br />
registrierte auf dem Weg zu seinem<br />
ersten großen internationalen Sieg sogar,<br />
was die Teamkollegen im Innenraum<br />
machten. Während der ersten Runden<br />
des 5.000-Meter-Rennens der Braunschweiger<br />
Team-EM flog Weitspringer<br />
Christian Reif zu 8,13 Metern. Der Sand<br />
spritze auf die Bahn. Athlet und Stadion<br />
jubelten. Arne Gabius wusste, dass grade<br />
etwas Großes passiert war. „Ich habe<br />
das schon mitbekommen“, meinte der<br />
33-Jährige nach dem Rennen, „so hoch<br />
war das Tempo ja nicht.“<br />
Auf den ersten Kilometern war das<br />
Feld kaum schneller unterwegs als Arne<br />
Gabius bei seinem Halbmarathon-Debüt<br />
von New York im Frühjahr. Der Deutsche<br />
spannte sich vors Feld, ohne aber<br />
selbst aufs Tempo zu drücken: Wer ganz<br />
vorn läuft, entgeht Rangeleien und der<br />
damit verbundenen Sturzgefahr. 600<br />
Meter vor dem Ziel war es dann Arne<br />
Gabius, der in einem langen Spurt die<br />
Entscheidung suchte. Seiner Tempoverschärfung<br />
konnten nur der Spanier Jesus<br />
Espana und der in Kenia geborene<br />
Türke Ali Kaya folgen.<br />
Den Freund bezwungen<br />
Auf der Zielgeraden schien es, als ob<br />
der EM-Zweite von Helsinki 2012 wieder<br />
Zweiter würde. Der spurtstarke Jesus<br />
Espana war schon vorbei, aber quasi<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 83
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Höhepunkte<br />
auf dem Zielstrich schob sich Arne Gabius<br />
noch einmal nach vorn und triumphierte<br />
– im Fotofinish mit 13:55,89 zu<br />
13:56,00 Minuten. Danach war er besonders<br />
stolz, diesen Spanier bezwungen<br />
zu haben, auch wenn er Espana als<br />
guten Freund bezeichnet.<br />
„Er hat im Ziel gewartet, um mir zu<br />
gratulieren, bis ich von der Ehrenrunde<br />
zurück war“, erzählt Arne Gabius. Die<br />
beiden kennen sich schon seit den Europameisterschaften<br />
2006 in Göteborg.<br />
Damals lagen noch Welten zwischen ihnen:<br />
Während Jesus Espana über 5.000<br />
Meter Gold holte, stieg Arne Gabius im<br />
Vorlauf vorzeitig aus. „Damals hat er<br />
mich schon in den Arm genommen und<br />
mir Mut für die Zukunft gemacht“, erinnert<br />
sich der Tübinger.<br />
Den nächsten deutschen Lauf-Sieger<br />
in Braunschweig konnten die Fans<br />
dann über 800 Meter feiern: Benitz (LG<br />
farbtex Nordschwarzwald). „Das Verb<br />
verlieren gibt es für mich nicht“, meinte<br />
der 22 Jahre alte Mittelstreckler nach<br />
seinem 800-Meter-Sieg, bei dem er mit<br />
dem Polen Adam Kszcot immerhin den<br />
Hallen-WM-Zweiten von Sopot und den<br />
zweimaligen Hallen-Europameister auf<br />
der Zielgeraden überspurtete.<br />
Ringer bester Deutscher in Zürich<br />
Der überraschendste Lauf-Triumph<br />
von Braunschweig gelang aber Richard<br />
Ringer vom VfB LC Friedrichshafen. In<br />
einem schnellen Rennen setzte sich der<br />
25 Jahre alte Betriebswirt mit einem<br />
beherzten Angriff in der letzten Runde<br />
durch. Und auch bei den Europameisterschaften<br />
in Zürich war es Richard<br />
Ringer, der die beste deutsche Laufplatzierung<br />
neben Antje Möldner-Schmidts<br />
Goldmedaille realisierte. Platz vier in<br />
14:10,92 Minuten waren der Lohn für<br />
ein taktisch kluges Rennen. Arne Gabius,<br />
Vize-Europameister von 2012 in Helsinki<br />
(Finnland), kam knapp dahinter in<br />
14:11,84 Minuten als Siebter ein.<br />
„Ich bin sehr zufrieden. Es hätte für<br />
mich fast nicht besser laufen können.<br />
Wen ich heute alles hinter mir gelassen<br />
habe“, jubelte Richard Ringer danach.<br />
Und er fand: „Das deutsche Läuferteam<br />
wächst mehr zusammen, auch weil bei<br />
internationalen Meisterschaften wieder<br />
mehr Läufer dabei sind. Das ist schön!“<br />
„Das Verb verlieren<br />
gibt es für mich nicht.“<br />
Timo Benitz war nach seinem 800-Meter-Sieg bei der Team-EM voller<br />
Selbstbewusstsein. Bei der EM in Zürich musste er als 1.500-Meter-Siebter<br />
erkennen, dass er natürlich nicht jedes Rennen gewinnen kann<br />
Jubel in schwarz-rot-gold<br />
Bei der Team-EM konnten sich<br />
Arne Gabius und Richard Ringer<br />
(Foto rechte Seite) für ihre Siege über<br />
5.000 und 3.000 Meter feiern lassen<br />
84 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
TOPACHT<br />
1. James Dasaolu (GBR) 10,06<br />
2. Christophe Lemaitre (FRA) 10,13<br />
3. Harry Aikines-Aryeetey (GBR) 10,22<br />
4. Dwain Chambers (GBR) 10,24<br />
5. Lucas Jakubczyk (GER) 10,25<br />
6. Jaysuma Saidy Ndure (NOR) 10,35<br />
7. Catalin Cimpeanu (ROU) 10,44<br />
8. Yazaldes Nascimento (POR) 10,46<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Vicaut lässt Konkurrenz stehen<br />
Der Franzose Jimmy Vicaut sprintete in<br />
10,03 Sekunden eindrucksvoll zum Sieg.<br />
Der 22-Jährige, der im Mai <strong>2014</strong> schon<br />
9,95 Sekunden gezeigt hatte, lieferte<br />
damit die zweitschnellste Siegerzeit einer<br />
Team-EM ab. Nur der Brite Dwain Chambers<br />
war 2010 in 9,99 Sekunden schneller.<br />
„Ich wäre heute auch gern unter zehn<br />
Sekunden geblieben“, sagte Jimmy<br />
In Europas Spitze<br />
Lucas Jakubczyk<br />
verkaufte sich als<br />
Fünfter prächtig.<br />
Gold ging an<br />
James Dasaolu<br />
100 Meter Männer<br />
Lucas Jakubczyk<br />
stürmt auf Platz fünf<br />
Vicaut, „aber mein rechter Oberschenkel<br />
ist etwas fest geworden.“ Hinter Jimmy<br />
Vicaut holte der Brite Danny Talbot elf<br />
Punkte für Großbritannien (10,30 sec) vor<br />
dem Türken Ramil Guliyev (10,37 sec). Der<br />
Leipziger Martin Keller musste mit dem<br />
neunten Platz (10,49 sec) Vorlieb nehmen<br />
und war entsprechend unzufrieden. „Ich<br />
war zwei Monate in Florida, da war es<br />
ein bisschen wärmer – aber das soll keine<br />
Ausrede sein“, sagte Keller. „Ich kam<br />
wieder zurück und hatte nicht mit einem<br />
Start gerechnet. Ich war nicht so frisch,<br />
wie ich hätte sein sollen.“<br />
Zum ersten Mal seit acht Jahren stand<br />
wieder ein deutscher Sprinter im<br />
EM-Finale über 100 Meter. Damals<br />
wurde Ronny Ostwald in Göteborg Achter.<br />
In Zürich machte es Lucas Jakubczyk<br />
besser und schnupperte als Fünfter in<br />
10,25 Sekunden sogar an den Medaillen.<br />
„Ich habe mich so teuer wie möglich verkauft<br />
und gezeigt, dass auch wir Deutschen<br />
sprinten können“, sagte der Berliner,<br />
dem nur drei Hundertstel zu Bronze<br />
fehlten. Die Medaille sicherte sich Harry<br />
Aikines-Aryeetey. Dabei konnte der Brite<br />
von Glück reden, überhaupt laufen zu<br />
dürfen. Beim ersten Startversuch hatte<br />
er in der Fertig-Position deutlich gezuckt<br />
und auch die Startautomatik ausgelöst.<br />
Disqualifiziert wurde er aber nicht, sondern<br />
lediglich verwarnt.<br />
Noch besser lief es für seinen Landsmann<br />
James Dasaolu. Mit einer tollen<br />
Beschleunigungsphase setzte er sich<br />
vom Feld ab und siegte bei leichtem Gegenwind<br />
souverän in 10,06 Sekunden.<br />
Gleichzeitig machte Dasaolu den Hattrick<br />
von Christophe Lemaitre zunichte. Der<br />
Franzose musste sich nach Triumphen<br />
2010 in Barcelona und 2012 in Helsinki<br />
mit 10,13 Sekunden geschlagen geben.<br />
Knapp am Finale vorbei lief Julian<br />
Reus. Der deutsche Rekordhalter vom<br />
TV Wattenscheid verpasste als Zehnter<br />
der Halbfinals mit 10,35 Sekunden den<br />
Endlauf um fünf Hundertstel. Bei seinen<br />
Rennen wirkte er aber nicht so locker wie<br />
beim Rekordrennen (10,05 sec) Ende Juli<br />
in Ulm. Außerdem plagten ihn leichte<br />
Probleme an der Kniekehle. „Im Rennen<br />
habe ich nichts gespürt, erst danach ist<br />
es schlimmer geworden“, sagte Reus.<br />
Aufgrund der Verletzung verzichtete er<br />
auf den Start im 200-Meter-Vorlauf tags<br />
darauf. Als Zwölfter der Halbfinals verkaufte<br />
sich Sven Knipphals ordentlich.<br />
Der Wolfsburger lief wie im Vorlauf 10,37<br />
Sekunden.<br />
86 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
100 Meter Frauen<br />
Multitalent Schippers<br />
rennt allen davon<br />
Der Start zum 100-Meter-Halbfinale<br />
der Frauen verzögerte sich um eine<br />
Stunde, weil ein Sturm über den Letzigrund<br />
hinwegzog. Als es endlich weiterging,<br />
erreichten die drei deutschen Sprinterinnen<br />
das Ziel leider ebenfalls mit Verspätung.<br />
Verena Sailer (MTG Mannheim),<br />
die Europameisterin von 2010, und Tatjana<br />
Pinto (LG Brillux Münster), die diesjährige<br />
DM-Siegerin, liefen 11,24 Sekunden und<br />
11,48 Sekunden – zu wenig fürs Finale, das<br />
damit erstmals seit 2006 wieder ohne <strong>DLV</strong>-<br />
Beteiligung über die Bühne ging, weil auch<br />
die junge Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge/11,52)<br />
in der Vorschlussrunde scheiterte.<br />
Im Endlauf standen stattdessen drei<br />
Französinnen und zwei Britinnen, dazu<br />
Topfavoritin Dafne Schippers (Niederlande),<br />
Titelverteidigerin Ivet Lalova (Bulgarien)<br />
und – sehr zur Freude des Heimpublikums<br />
– die Schweizerin Mujinga Kambundji,<br />
die im Vorlauf und im Halbfinale<br />
jeweils Landesrekord gelaufen war. Die<br />
22-Jährige wird seit vergangenen Herbst<br />
von Sailer-Trainer Valerij Bauer betreut, der<br />
damit wenigstens eine seiner Athletinnen<br />
in Zürich im Endlauf erlebte – wenn auch<br />
aus deutscher Sicht die falsche. In 11,30 Sekunden<br />
lief Kambundji als Vierte knapp an<br />
einer Medaille vorbei.<br />
Nicht zu schlagen war im Finale die<br />
Niederländerin Schippers, eigentlich Siebenkämpferin,<br />
die <strong>2014</strong> jedoch ganz auf den<br />
Sprint setzt. Nach einem schwachen Start<br />
schob sie sich bei strammem Gegenwind<br />
von 1,7 Metern pro Sekunde noch an allen<br />
vorbei und gewann mit 11,12 Sekunden als<br />
erste Holländerin seit der legendären Fanny<br />
Blankers-Koen 1950 wieder Gold über 100<br />
Meter. Bremsen konnte sie anschließend<br />
nur eine Ordnerin, die ihr die verdiente Ehrenrunde<br />
zunächst verwehrte, weil der Zeitplan<br />
wegen des Sturms in Verzug geraten<br />
war. Silber und Bronze sicherten sich Myriam<br />
Soumaré aus Frankreich (11,16) und die<br />
Britin Ashleigh Nelson (11,22).<br />
TOPACHT<br />
1. Dafne Schippers (NED) 11,12<br />
2. Myriam Soumaré (FRA) 11,16<br />
3. Ashleigh Nelson (GBR) 11,22<br />
4. Mujniga Kambundji (SUI) 11,30<br />
5. Ivet Lalova (BUL) 11,33<br />
6. Céline Distel-Bonnet (FRA) 11,38<br />
7. Desiree Henry (GBR) 11,43<br />
8. Ayodelé Ikuesan (FRA) 11,54<br />
Schnelles Kraftpaket<br />
Dafne Schippers kam spät, aber<br />
gewaltig. Die Schweizerin Mujinga<br />
Kambundji überraschte als Vierte<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Sailer sprintet auf Platz drei<br />
15 Grad, keine Sonne, teilweise strammer<br />
Wind von vorn – nicht unbedingt optimale<br />
Bedingungen für die Sprinterinnen, die die<br />
ersten Punkte für ihre Nationen sammelten.<br />
Dabei sprintete die Mannheimerin<br />
Verena Sailer auf den dritten Platz und<br />
verbuchte die ersten zehn Punkte auf dem<br />
deutschen Konto. Nach der besten Reaktion<br />
am Start musste die 28-Jährige am Ende<br />
noch die Französin Myriam Soumaré (11,35<br />
sec) und die erst 22 Jahre alte Niederländerin<br />
Jamile Samuel (11,42 sec) vorbeiziehen<br />
lassen. Bei 0,9 Metern pro Sekunde<br />
Gegenwind lief sie 11,45 Sekunden. „Das<br />
lief nicht so rund. Das hätte schneller sein<br />
können“, meinte die Staffel-Europameisterin<br />
direkt nach dem Rennen kritisch zu<br />
ihrem Saison-Highlight. Verena Sailer ging<br />
2010 bei einer Team-EM zum ersten Mal<br />
an den Start. Da überquerte sie nach 11,39<br />
Sekunden die Ziellinie und verbuchte den<br />
siebten Platz.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 87
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
TOPACHT<br />
1. Adam Gemili (GBR) 19,98<br />
2. Christophe Lemaitre (FRA) 20,15<br />
3. Serhiy Smelyk (UKR) 20,30<br />
4. Churandy Martina (NED) 20,37<br />
5. Diego Marani (ITA) 20,43<br />
6. Ramil Guliyev (TUR) 20,48<br />
7. Likoúrgos-Stéfanos Tsákonas (GRE) 20,53<br />
8. Karol Zalewski (POL) 20,58<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Reus als Fünfter unzufrieden<br />
2013 belegte Julian Reus Platz sechs, ein<br />
Jahr später positionierte er sich in 20,81 Sekunden<br />
auf Rang fünf. Für den Sprinter geht<br />
es bei der Team-EM nur in kleinen Schritten<br />
nach oben „Ich bin normal angegangen“,<br />
stellte der Wattenscheider fest. Auf der<br />
Zielgeraden waren aber einige seiner Konkurrenten<br />
stärker als er. „Irgendwie weiß<br />
ich nicht, was da los war.“ Zufrieden konnte<br />
Reus mit seiner Leistung nicht sein: „Es geht<br />
hier darum, Punkte zu sammeln. Ich hätte<br />
Augenblick des Triumphs<br />
Vor vier Jahren war Christophe Lemaitre der<br />
talentierte Überflieger, in Zürich musste er sich<br />
auch über 200 Meter einem Briten beugen –<br />
dem 20 Jahre alten Adam Gemili<br />
200 Meter Männer<br />
Jungspund Gemili<br />
schreibt Geschichte<br />
zwei, drei Plätze weiter vorne sein können.“<br />
Dort tummelten sich aber andere. Der erst<br />
20-jährige Pole Karol Zalewski überzeugte<br />
mit seinem Sieg in 20,56 Sekunden, dicht<br />
gefolgt vom Türken Ramil Guliyev, der die<br />
Ziellinie nach 20,57 Sekunden überquerte.<br />
Die Plätze drei und vier belegten der Brite<br />
James Ellington und der Ukrainer Serhiy<br />
Smelyk. Beide benötigten 20,60 Sekunden.<br />
Churandy Martina, der sich bei der Europameisterschaft<br />
2012 in Barcelona in 20,42<br />
Sekunden die Goldmedaille sicherte, wurde<br />
wegen Verlassens der Bahn disqualifiziert.<br />
Adam Gemili mag erst 20 Jahre alt sein,<br />
doch er ist schon jetzt einer der besten<br />
Sprinter aller Zeiten. Der Brite<br />
gewann im Letzigrund in 19,98 Sekunden<br />
Gold über 200 Meter und blieb damit erst<br />
als zweiter Athlet in der 60-jährigen EM-<br />
Geschichte unter der magischen 20-Sekunden-Marke.<br />
Der bislang einzige war 2002<br />
der später von Dopinggerüchten umrankte<br />
Grieche Konstantinos Kenteris gewesen,<br />
der im Münchener Olympiastadion sogar<br />
19,85 Sekunden gelaufen war.<br />
Adam Gemili ließ sich bei seinem Triumph<br />
auch von den empfindlich kühlen<br />
Temperaturen und einem ordentlichen<br />
Gegenwind von 1,7 Metern pro Sekunden<br />
nicht beeindrucken. Von Bahn vier aus war<br />
er ins Rennen gegangen und hatte schon<br />
in der Kurve für klare Verhältnisse gesorgt.<br />
Der direkt neben ihm gestartete Christophe<br />
Lemaitre aus Frankreich, immerhin<br />
Europameister von 2010 und auch diesmal<br />
wieder einer der Mitfavoriten, konnte nicht<br />
folgen. Lemaitres Stärke ist normalerweise<br />
die Zielgerade, doch Gemilis Vorsprung<br />
war dort bereits zu groß, als dass ihn der<br />
Zweite des 100-Meter-Rennens noch einmal<br />
ernsthaft hätte gefährden können. Für<br />
Christophe Lemaitre blieb die Silbermedaille<br />
in 20,15 Sekunden, mit der er aber<br />
sichtlich unzufrieden war.<br />
Den Kampf um Bronze entschied überraschend<br />
der Ukrainer Serhiy Smelyk für<br />
sich. Er war zwar als Dritter der europäischen<br />
Jahresbestenliste angereist, aber andere<br />
Sprinter wie Titelverteidiger Churandy<br />
Martina (Niederlande) waren doch höher<br />
eingeschätzt worden. Am Ende aber jubelte<br />
Smelyk über eine neue persönliche Bestleistung<br />
von 20,30 Sekunden und die erste<br />
Sprintmedaille für einen ukrainischen Mann<br />
seit Vladislav Dologodins 200-Meter-Silber<br />
vor zwanzig Jahren. Churandy Martina<br />
wurde Vierter in 20,37 Sekunden. Im Finale<br />
standen übrigens Läufer aus acht verschiedenen<br />
Nationen – das gab es noch nie.<br />
88 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
200 Meter Frauen<br />
Eine Mehrkämpferin<br />
wird Sprint-Königin<br />
Es ist fast 20 Jahre her, dass eine Europäerin<br />
über 200 Meter so schnell<br />
gelaufen ist wie die Holländerin Dafne<br />
Schippers im EM-Finale von Zürich.<br />
Die gelernte Siebenkämpferin stürmte in<br />
herausragenden 22,03 Sekunden zu Landesrekord<br />
und EM-Titel. Damit krönte sie<br />
sich nach ihrem Sieg über 100 Meter zur<br />
Sprintkönigin von Zürich. Eine schnellere<br />
Europäerin gab es zuletzt 1995: Die<br />
Russin Irina Privalova blieb damals in<br />
21,87 Sekunden unter 22 Sekunden.<br />
Drei Rennen über 100 und zwei Vorrunden<br />
über 200 Meter waren auch an<br />
der Holländerin nicht spurlos vorbeigegangen,<br />
als sie zum Finale in den Startblock<br />
stieg. „Aber das kenne ich ja vom<br />
Siebenkampf, da bin ich auch müde von<br />
drei Disziplinen, wenn ich am Ende des<br />
ersten Tages zu den 200 Metern antrete“,<br />
meinte die 22-Jährige, die in Zürich ankündigte,<br />
2015 wieder im Siebenkampf<br />
starten zu wollen. Ihr EM-Fazit klang<br />
dann so: „Ich denke, dass ich über 200<br />
Meter besser als über 100 Meter bin.<br />
Auf Rang zwei landete die Britin Jodie<br />
Williams, die ihre persönliche Bestzeit<br />
auf 22,46 Sekunden steigerte. „Ich hatte<br />
zuletzt Probleme mit Verletzungen und<br />
habe den Trainer gewechselt. Ich wusste<br />
zwar, dass ich trotzdem in Form war,<br />
aber wie weit das reichen würde, war mir<br />
nicht klar. Jetzt bin ich sehr glücklich,<br />
eine Medaille gewonnen zu haben.“<br />
Mit Myriam Soumaré (22,58 sec) gewann<br />
die Europameisterin von 2010 diesmal<br />
Bronze, nachdem sie über 100 Meter<br />
Zweite hinter Dafne Schippers war.<br />
„Genau wie Dafne war ich müde. Aber<br />
das soll keine Entschuldigung für irgendetwas<br />
sein, schließlich habe ich dafür<br />
trainiert, so viele Rennen verkraften zu<br />
können. Ich bin auch zufrieden, mit zwei<br />
Medaillen nach Hause zu kommen.“<br />
Deutsche Sprinterinnen waren über 200<br />
Meter nicht am Start.<br />
TOPACHT<br />
1. Dafne Schippers (NED) 22,03<br />
2. Jodie Williams (GBR) 22,46<br />
3. Myriam Soumaré (FRA) 22,58<br />
4. Bianca Williams (GBR) 22,68<br />
5. Mujinga Kambundji (SUI) 22,83<br />
6. Jamile Samuel (NED) 23,31<br />
7. Hanna-Maari Latvala (FIN) 23,48<br />
8. Dina Asher-Smith (GBR) DNF<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Schippers düpiert Sprinterinnen<br />
Da sich am zweiten Tag der Team-EM der<br />
Kampf gegen Russland um den Gesamtsieg<br />
zuspitzte, bilanzierte Rebekka Haase<br />
(Foto) nach ihrem sechsten Platz: „Schneller<br />
als die Russin, das passt“. Gern wäre<br />
sie jedoch noch schneller gelaufen als die<br />
23,64 Sekunden im ersten Rennen, den<br />
die Sprinterin des LV 90 Erzgebirge locker<br />
gewann. „Die ersten 100 Meter waren<br />
richtig gut, dann wurde es hart“, sagte<br />
Königin vom Letzigrund<br />
Nach den 100 Metern<br />
gewinnt Dafne Schippers<br />
auch die 200 Meter<br />
Rebekka Haase, die einen Platz im Vergleich<br />
zu ihrer Meldeleistung gutmachte.<br />
Nach dem ersten Lauf feierten somit die<br />
Deutschen, nach dem zweiten Lauf waren<br />
die Niederländer obenauf. Siebenkämpferin<br />
Dafne Schippers lief über die halbe<br />
Stadionrunde einsam vornweg und<br />
düpierte erneut die Spezialistinnen. Sie<br />
benötigte 22,74 Sekunden. Zweite wurde<br />
Nataliya Pohrebnyak aus der Ukraine<br />
in 23,13 Sekunden vor der Britin Anyika<br />
Onuora (23,24 sec).<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 89
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
TOPACHT<br />
1. Großbritannien 37,93<br />
2. Deutschland 38,09<br />
3. Frankreich 38,47<br />
4. Schweiz 38,56<br />
5. Niederlande 38,60<br />
6. Polen 38,85<br />
7. Italien DNF<br />
8. Portugal DNF<br />
Silber gewonnen...<br />
... nicht Gold verloren.<br />
Lucas Jakubczyk (li.)<br />
und Alexander Kosenkow<br />
freuen sich über<br />
den zweiten Platz<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Die Briten machen das Rennen<br />
Ein Wattenscheider Trio mit regionaler<br />
Verstärkung aus Wolfsburg: Christian<br />
Blum, Sven Knipphals, Alexander Kosenkow<br />
und Julian Reus (Foto) umrundeten<br />
die blaue Bahn zum Abschluss des ersten<br />
Tages in 38,88 Sekunden. Keine Klassezeit<br />
über 4x100 Meter fürs <strong>DLV</strong>-Quartett bei<br />
böigem Wind, aber gut genug für Platz<br />
zwei und elf Punkte hinter den favorisierten<br />
Briten und ihrer Siegerzeit von<br />
4x100 Meter Männer<br />
Nur Briten schneller<br />
als das <strong>DLV</strong>-Quartett<br />
38,51 Sekunden. Das siegreiche Quartett<br />
konnte es sich sogar leisten, ihren neuen<br />
Sprint-Stern Chijindu Ujah zu Hause zu<br />
lassen. Der U20-Europameister hatte sich<br />
Anfang Juni <strong>2014</strong> in Hengelo über 100<br />
Meter auf 9,96 Sekunden verbessert. Die<br />
<strong>DLV</strong>-Männer brachten den Stab sicher um<br />
die Runde, obwohl der erste Wechsel von<br />
Blum auf Knipphals nicht optimal war.<br />
Der Wolfsburger musste leicht abbremsen,<br />
die kleine Siegchance war damit<br />
vertan.<br />
In Barcelona 2010 waren sie Dritter, vor<br />
zwei Jahren in Helsinki Zweiter – und<br />
in Zürich endlich Europameister? Der<br />
Traum der <strong>DLV</strong>-Staffel vom ersten deutschen<br />
Titel über 4x100 Meter seit 1962<br />
war nicht unberechtigt nach den starken<br />
Auftritten der Sprinter bei den nationalen<br />
Meisterschaften in Ulm und der schnellen<br />
Zeit im Vorlauf, als Deutschland mit 38,15<br />
Sekunden die beste Leistung erzielte.<br />
Im Finale startete das <strong>DLV</strong>-Quartett in<br />
der Besetzung Julian Reus (TV Wattenscheid<br />
01), Sven Knipphals (VfL Wolfsburg),<br />
Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid<br />
01) und Lucas Jakubczyk (SCC Berlin) auf<br />
Bahn vier, direkt neben den favorisierten<br />
Briten um 200-Meter-Europameister Adam<br />
Gemili und den Bronzemedaillengewinner<br />
über 100 Meter, Harry Aikines-Aryeetey.<br />
Nach den ersten 300 Metern lagen beide<br />
Mannschaften noch gleichauf, doch auf<br />
der Zielgeraden ließ Gemili dem deutschen<br />
Schlussläufer Lucas Jakubczyk keine Chance.<br />
„Einen Adam Gemili steckt man nicht<br />
mal eben so in die Tasche“, sagte der Berliner,<br />
der darauf gehofft hatte, dass ihm seine<br />
Teamkollegen ein wenig Vorsprung mit auf<br />
den Weg geben würden. „Aber wir können<br />
trotzdem zufrieden sein. Wir haben um<br />
Gold mitgekämpft und brauchen nicht enttäuscht<br />
zu sein, dass es nun Silber geworden<br />
ist.“ Großbritanniens Siegerzeit von<br />
37,93 Sekunden war die zweitbeste in der<br />
EM-Geschichte – nur die Franzosen waren<br />
1990 in Split mit 37,79 Sekunden noch einen<br />
Tick schneller.<br />
Für die Equipe Tricolore um Christophe<br />
Lemaitre blieb im Letzigrund diesmal nur<br />
Bronze (38,47 sec), knapp vor den Sprintern<br />
des Gastgebers. Die zweitplatzierte<br />
deutsche Staffel lief 38,09 Sekunden und<br />
blieb damit nur sieben Hundertstel über<br />
dem Landesrekord. Mit Ausnahme der Titelkämpfe<br />
von 1990 hätte diese Zeit bei allen<br />
vorangegangenen Europameisterschaften<br />
sogar für die Goldmedaille gereicht.<br />
90 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
4x100 Meter Frauen<br />
Ein Finale mit Pleiten,<br />
Pech und Pannen<br />
Es war 17:22 Uhr. Das Finale über 4x100<br />
Meter der Frauen sollte der grandiose<br />
Schlusspunkt im Züricher Letzigrund<br />
werden. Auch, weil die Eidgenossen sich<br />
eine kleine Hoffnung auf Bronze machten.<br />
Aber das Finale begann, wie die Vorläufe<br />
mit dem katastrophal gescheiterten<br />
Staffelwechsel im deutschen Team von<br />
Rebekka Haase auf Tatjana Pinto geendet<br />
hatten. Nur wenige Zehntelsekunden nach<br />
dem Startschuss hüpfte der Staffelstab der<br />
Schweizerinnen auf der Bahn auf und ab.<br />
Ausgerechnet der zuvor so gefeierten Mujinga<br />
Kambundji war das Missgeschick<br />
passiert. Beim zweiten Schritt berührte sie<br />
mit dem Oberschenkel den Staffelstab, der<br />
ihr dabei prompt aus der Hand fiel.<br />
Viele Zuschauer hatten das Pech<br />
ihres Teams kaum registriert, da war das<br />
Rennen auch schon für die Mitfavorisierten<br />
Niederländerinnen beendet. Der<br />
Wechsel zwischen Madiea Ghafoor und<br />
Doppeleuropameisterin Dafne Schippers<br />
ging daneben und das nächste „Holz“ lag<br />
auf der Laufbahn.<br />
Unbeeindruckt von der Pech- und<br />
Pannenshow der Konkurrenz zeigten die<br />
Britinnen einen fehlerfreien Lauf, der<br />
auch nötig war, um die vorlaufschnellsten<br />
Französinnen in Schach zu halten.<br />
In Landesrekordzeit von 42,24 Sekunden<br />
holten Asha Philip, Ashleigh Nelson, Jodie<br />
Williams und Desiree Henry Gold für<br />
Großbritannien. Hinter Frankreich (42,45<br />
sec), die deutlich langsamer als im Vorlauf<br />
waren, klaffte eine große Lücke zu<br />
den Russinnen auf Rang drei (43,22 sec).<br />
In Normalform wäre Bronze in diesem<br />
Finale für das <strong>DLV</strong>-Quartett locker<br />
möglich gewesen. Aber wie sagte Ex-<br />
Europameisterin Verena Sailer nach dem<br />
verkorksten Wechsel und dem damit verbundenen<br />
Vorlauf-Aus: „Dieses Jahr war<br />
der Wurm drin. Wir müssen jetzt nach<br />
vorne schauen, es kommen auch wieder<br />
bessere Zeiten.“<br />
TOPACHT<br />
1. Großbritannien 42,24<br />
2. Frankreich 42,45<br />
3. Russland 43,22<br />
4. Italien 43,26<br />
5. Ukraine 43,58<br />
6. Schweden 44,36<br />
7. Niederlande DNF<br />
8. Schweiz DNF<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Im Wechselbad der Gefühle<br />
Die deutschen Sprinterinnen Yasmin Kwadwo,<br />
Rebekka Haase, Tatjana Pinto und<br />
Verena Sailer erlebten ein Wechselbad<br />
der Gefühle. Erst gingen sie ohne Punkte<br />
von der Bahn, dann sicherten sie dem<br />
deutschen Team sogar die Führung. Der<br />
letzte Wechsel von Tatjana Pinto auf Verena<br />
Sailer passte gar nicht. Verena Sailer<br />
meinte, dass sie ihren Start gut getroffen<br />
So schnell wie nie<br />
Schlussläuferin Desiree<br />
Henry vollendete das<br />
flotteste Rennen einer<br />
britischen Staffel aller<br />
Zeiten<br />
habe. Trotzdem musste sie deutlich an<br />
Tempo rausnehmen, damit Tatjana Pinto<br />
überhaupt noch eine Chance hatte, den<br />
Stab zu übergeben. „Der Lauf war gut“,<br />
sagte die Münsteranerin, „ich hatte mir<br />
eine Böe eingefangen. Es war schwierig.“<br />
Zwar kam die Staffel auf Platz fünf in 43,78<br />
Sekunden ins Ziel, wurde dann aber disqualifiziert.<br />
Eine Stunde später wurde die<br />
Entscheidung nach Ansicht der Videobilder<br />
wieder zurückgenommen. Dort war nicht<br />
zu erkennen, dass der Wechsel außerhalb<br />
der Wechselzone vonstatten ging. Damit<br />
reihten sich die <strong>DLV</strong>-Sprinterinnen auf<br />
Platz sechs ein. Platz eins belegten die<br />
Niederländerinnen (42,95 sec).<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 91
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
TOPACHT<br />
1. Marty Rooney (GBR) 44,71<br />
2. Matthew Hudson-Smith (GBR) 44,75<br />
3. Donald Sanford (ISR) 45,27<br />
4. Jakub Krzewina (POL) 45,52<br />
5. Conrad Williams (GBR) 45,53<br />
6. Kamghe Gaba (GER) 45,83<br />
7. Samuel Garcia (ESP) 46,35<br />
8. Jonathan Borlée (BEL) DNS<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Gabas Mut wird nicht belohnt<br />
Kamghe Gaba ging sein 400-Meter-Rennen<br />
von Bahn zwei aus forsch an. Der Viertelmeiler<br />
hatte schon nach gut 100 Metern den<br />
vor ihm laufenden Italiener Matteo Galvan<br />
eingeholt. „Bis 200 Meter war alles perfekt,<br />
es ist richtig gut gelaufen“, stellte Kamghe<br />
Gaba fest. Auch bis eingangs der Zielgeraden<br />
sah es prima aus: „Ich habe gedacht,<br />
ich gewinne das Rennen.“ Der offensive<br />
Auftritt riss die Zuschauer sogar von ihren<br />
Sitzen. Das merkte auch der Deutsche auf<br />
der Bahn: „Es ist tierisch laut geworden.“<br />
Große Briten<br />
Martyn Rooney (re./27) konnte den talentierten<br />
Youngster Matthew Hudson-Smith (19) noch in<br />
Schach halten<br />
400 Meter Männer<br />
Doppelsieg für zwei<br />
schnelle Briten<br />
Umso bitterer war es dann, dass Kamghe<br />
Gaba auf den letzten 50 Metern immer langsamer<br />
wurde und einbrach. „Es ging gar<br />
nichts mehr. Ich dachte schon, ich komme<br />
nicht mehr ins Ziel.“ Nach 46,58 Sekunden<br />
war er dann doch angekommen und wurde<br />
Sechster. „Ich glaube, ich habe mich zu<br />
sehr gepusht“, sagte der Münchner. Die<br />
beste Renneinteilung zeigten der Franzose<br />
Mame-Ibra Anne (45,71 sec) und der Russe<br />
Pavel Ivashko (45,95 sec).<br />
Erstmals seit zwölf Jahren stand wieder<br />
ein deutscher Viertelmeiler in<br />
einem EM-Finale. So gut wie für Ingo<br />
Schultz 2002 in München, als dieser Europameister<br />
wurde, lief es für Kamghe<br />
Gaba nicht. Doch der Münchner schlug<br />
sich als Sechster in 45,83 Sekunden achtbar.<br />
„Es war ein schönes Rennen. Als<br />
aber die Jungs bei 300 Metern an mir<br />
vorbeigeschossen sind, wusste ich, dass<br />
ich da nicht mithalten kann“, sagte der<br />
30-Jährige, der schon 2006 in Göteborg<br />
im EM-Halbfinale stand.<br />
Zwei Briten hatten in Zürich wie erwartet<br />
die schnellsten Beine. Obwohl<br />
Youngster Matthew Hudson-Smith (19)<br />
auf den letzten 50 Metern noch einmal an<br />
Martyn Rooney (27) herankam, konnte er<br />
seinen Landsmann nicht mehr einholen.<br />
In 44,71 und 44,75 Sekunden lieferte das<br />
Duo die zwei schnellsten Zeiten in Europa<br />
im Jahr <strong>2014</strong> ab. Starke Leistungen bei<br />
nicht gerade optimalem Langsprint-Wetter<br />
im Züricher Letzigrund. „Europameister.<br />
Das hört sich gut an. Zumal es mein<br />
erster internationaler Titel ist“, sagte<br />
Rooney. Gleichzeitig zollte er seinem jungen<br />
Landsmann größten Respekt: „Er ist<br />
ein toller Kerl und ein Riesentalent. Es ist<br />
toll, zusammen Gold und Silber gewonnen<br />
zu haben.“<br />
Über die erste Laufmedaille bei Europameisterschaften<br />
für Israel jubelte Donald<br />
Sanford als Dritter in 45,27 Sekunden<br />
(Landesrekord). Bisher hatte für Israel<br />
nur Stabhochspringer Alex Averbukh<br />
(Gold 2002 und 2006) EM-Edelmetall gewonnen.<br />
Wie der Stabartist ist auch der<br />
Viertelmeiler nicht in Israel geboren. Bis<br />
in den Sommer 2011 startete Sanford für<br />
die USA, dann nahm er die Staatsbürgerschaft<br />
seiner Frau Daniele an, die in Israel<br />
geboren ist. Das Ehepaar lebt in Tel<br />
Aviv, zum Training reist der EM-Vierte<br />
von 2012 aber häufig nach New York zu<br />
Trevor Green.<br />
92 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
400 Meter Frauen<br />
Libania Grenot krallt<br />
sich die Goldmedaille<br />
Im Ziel zeigte Libania Grenot die Krallen,<br />
so als ob die Italienerin noch einmal verdeutlichen<br />
wollte: Schaut her, ich habe<br />
mir endlich die Goldmedaille gekrallt. Die<br />
gebürtige Kubanerin, die erst seit 2008 für<br />
ihre neue Heimat an den Start geht, musste<br />
schon 31 Jahre alt werden, um den ersten<br />
großen internationalen Titel in ihrer Karriere<br />
zu gewinnen. Bislang stand als größter<br />
Erfolg ein Sieg bei den Mittelmeer-Spielen<br />
2009 zu Buche – nun darf sich Libania Grenot<br />
auch Europameisterin nennen.<br />
Als Jahresschnellste angereist, lief sie<br />
das Rennen im Finale offensiv an. Ausgangs<br />
der Kurve hatte sie bereits fünf Meter Vorsprung,<br />
den sie bis ins Ziel auch nicht mehr<br />
hergab. Grenots Siegerzeit von 51,10 Sekunden<br />
war zwar eine der langsamsten in den<br />
vergangenen 40 Jahren, doch das wird sie<br />
verschmerzen können. Grenot ist erst die<br />
fünfte Italienerin mit einer EM-Goldmedaille,<br />
die erste seit 2002, während bei den<br />
Männern bereits 26 Athleten zu Europameisterehren<br />
kamen. Hinter ihr entbrannte<br />
ein heißer Kampf um die weiteren Plätze<br />
auf dem Podium. Seite an Seite stürmten<br />
die Ukrainerin Olha Zemlyak, Indira Terrero<br />
aus Spanien und Christine Ohuruogu<br />
(Großbritannien) über die Linie – mit dem<br />
schlechteren Ende für die zweimalige Weltmeisterin:<br />
Ohuruogu musste sich in 51,38<br />
Sekunden mit Platz vier begnügen, zeitgleich<br />
mit Indira Terrero, die damit als erste<br />
Spanierin eine 400-Meter-Medaille holte.<br />
Zemlyak gewann mit 51,36 Sekunden Silber<br />
– auch für die Ukraine war es das erste<br />
Edelmetall über die Viertelmeile.<br />
Mit ihrer Saisonbestzeit von 51,87 Sekunden<br />
hätte auch die deutsche Meisterin<br />
Esther Cremer (TV Wattenscheid 01) im Finale<br />
eine gute Rolle spielen können. Nach<br />
ordentlichen 51,98 Sekunden im Vorlauf<br />
blieb sie im Halbfinale jedoch fast eine Sekunde<br />
über ihrer Jahresbestleistung. 52,83<br />
Sekunden und Platz sechs bedeuteten das<br />
Aus für sie.<br />
TOPACHT<br />
1. Libania Grenot (ITA) 51,10<br />
2. Olha Zemlyak (UKR) 51,36<br />
3. Indira Terrero (ESP) 51,38<br />
4. Christine Ohuruogu (GBR) 51,38<br />
5. Malgorzata Holub (POL) 51,84<br />
6. Bianca Razor (ROU) 51,95<br />
7. Marie Gayot (FRA) 52,14<br />
8. Aauri Lorena Bokesa (ESP) 52,39<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Cremer überrascht als Zweite<br />
Paukenschlag von Esther Cremer. Mit Rang<br />
zwei über die Stadionrunde sorgte die Wattenscheiderin<br />
für eine große Überraschung.<br />
Auf den letzten 30 Metern stand sie zwar<br />
fast, hatte sich aber vorher von Rang fünf<br />
bis auf Rang zwei vorgeschoben. In 52,23<br />
Sekunden erzielte Esther Cremer eine für<br />
die Bedingungen sehr gute Zeit. „Elf Punkte<br />
hätte ich mir nie erträumt, da bin ich schon<br />
Mach‘ mir den Tiger<br />
Nach dem Rennen zeigte<br />
die gebürtige Kubanerin<br />
Libania Grenot ihre „Krallen“<br />
ein bisschen stolz drauf. Es war ein unruhiges<br />
Rennen, aber die Zuschauer haben<br />
mich über die Zielgerade getragen“, sagte<br />
die Wattenscheiderin, die Alena Tamkova<br />
nicht mehr halten konnte. Die siegreiche<br />
Russin überquerte nach 51,72 Sekunden die<br />
Ziellinie. Dafür ließ Cremer Olga Zemlyak<br />
nicht passieren ließ. Die schnelle Frau aus<br />
der Ukraine beendete ihr Rennen nach<br />
52,28 Sekunden.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 93
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
TOPACHT<br />
1. Großbritannien 2:58,79<br />
2. Russland 2:59,38<br />
3. Polen 2:59,85<br />
4. Frankreich 2:59,89<br />
5. Irland 3:01,67<br />
6. Deutschland 3:01,70<br />
7. Belgien 3:02,60<br />
8. Tschechien 3:04,56<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Party-Stimmung im Eintracht-Stadion<br />
Vor der abschließenden 4x400-Meter-Staffel<br />
der Männer war das Eintracht-Stadion<br />
bereits in absoluter Party-Stimmung.<br />
Der deutsche Teamerfolg stand bei 13,5<br />
Zählern Vorsprung auf Russland fest. Eine<br />
„La Ola“ schwappte durch die Kurve und<br />
„Oh wie ist das schön“ schallte aus den<br />
Boxen. Für das deutsche Quartett mit<br />
Miguel Rigau, Kamghe Gaba, David Gollnow<br />
und Thomas Schneider galt es aber<br />
noch einen Job zu erledigen, eine Kür auf<br />
Nummer eins<br />
Das Staffel-Gold<br />
war den Briten<br />
nicht zu nehmen<br />
4x400 Männer<br />
Briten erstmals seit<br />
2002 wieder ganz oben<br />
dieser Welle der Euphorie. An der Spitze<br />
duellierten sich Russland mit 3:02,68<br />
Minuten und Frankreich mit 3:03,05<br />
Minuten. Der Magdeburger Schlussläufer<br />
Thomas Schneider brachte die <strong>DLV</strong>-Staffel<br />
noch auf Rang drei. Mit einer Endzeit<br />
von 3:03,18 Minuten blieben die Sprinter<br />
unter der EM-Norm (3:04,00 min).<br />
Die Staffelteams über 4x400 Meter<br />
durften in Zürich schon etwas früher<br />
ran. Entgegen der Tradition unzähliger<br />
Meisterschaften traten im Letzigrund<br />
die Kurzsprint-Staffeln zum großen Finale<br />
an. Warum auch nicht. Aus deutscher<br />
Sicht war das eine gute Entscheidung,<br />
denn das <strong>DLV</strong>-Quartett konnte die minimale<br />
Chance auf Bronze nicht nutzen,<br />
während die Kurzsprint-Staffel immerhin<br />
Silber gewann. Vor zwei Jahren in Helsinki<br />
hatte der deutschen Staffel eine Zeit von<br />
3:02,37 Minuten zum dritten Platz genügt,<br />
<strong>2014</strong> wurde man mit dieser Zeit nur Siebter.<br />
So gesehen machten es Kamghe Gaba,<br />
Miguel Rigau, Jonas Plass und Thomas<br />
Schneider sogar besser als zwei Jahre zuvor<br />
– auch wenn gute 3:01,70 Minuten in<br />
Zürich nur zu Rang sechs reichten.<br />
Dreimal in Folge musste sich Rekord-<br />
Europameister Großbritannien zwischen<br />
2006 und 2012 mit Silber zufriedengeben<br />
– im Letzigrund stellten die Briten, die<br />
zwischen 1986 und 2002 immer Gold geholt<br />
hatten, die langjährige Hackordnung<br />
wieder her. In der Besetzung Conrad William,<br />
Matthew Hudson-Smith, Michael Bingham<br />
und Martyn Rooney demonstrierten<br />
die Briten alte Stärke und ließen in 2:58,79<br />
Minuten den ebenfalls starken Russen,<br />
Polen und Franzosen, die trotz einer Zeit<br />
unter drei Minuten leer ausgingen, keine<br />
Chance. Erst zweimal (1990 und 1998)<br />
hatte es ein noch schnelleres EM-Finale<br />
gegeben, zum allerersten Mal genügte eine<br />
2:59er-Zeit nicht zu einer Medaille.<br />
Für das deutsche Team hätte schon<br />
alles optimal laufen müssen, um in den<br />
Bereich einer Medaille zu kommen. Doch<br />
nach einigen Remplern und kleinen Behinderungen<br />
bei den Staffelwechseln waren<br />
am Ende nur noch die Iren in Reichweite,<br />
die sich mit drei Hundertsteln Vorsprung<br />
Rang fünf sicherten. Titelverteidiger Belgien<br />
musste in Zürich mit Platz sieben<br />
Vorlieb nehmen.<br />
94 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
4x400 Meter Frauen<br />
Frankreich profitiert<br />
von Zemlyaks Einbruch<br />
Welch ein dramatisches Finish! Bis 20<br />
Meter vor dem Ziel sahen die Ukrainerinnen<br />
wie die ganz sicheren<br />
Goldmedaillengewinnerinnen aus. Doch<br />
dann brach Schlussläuferin Olha Zemlyak<br />
vollkommen ein. Das nutzte die starke<br />
Französin Floria Guei und ging zwei Schritte<br />
vor dem Ziel noch außen vorbei. Für sie<br />
wurden auf der letzten Runde starke 49,71<br />
Sekunden „fliegend“ gestoppt. 3:24,27 Minuten<br />
bedeuteten den zweiten EM-Titel für<br />
eine französische Langsprintstaffel nach<br />
1994 in Helsinki. Die Ukraine rettete wenigstens<br />
noch Silber in 3:24,32 Minuten<br />
vor den Britinnen, die zwei Hundertstel<br />
später ins Ziel liefen. „Als ich den Stab bekommen<br />
habe, war ich Vierte oder Fünfte.<br />
Im Ziel dann Erste. Ich weiß nicht, woher<br />
ich diese Energie genommen habe“, sagte<br />
Floria Guei.<br />
Die deutsche Staffel belegte einen passablen<br />
sechsten Platz. Esther Cremer – die<br />
momentan stärkste deutsche Langsprinterin<br />
– hatte das Quartett ins Rollen gebracht<br />
und auf Rang zwei liegend auf Christiane<br />
Klopsch übergeben. Die musste sich gegen<br />
starke Konkurrenz erwehren und wechselte<br />
als Sechste auf Lena Schmidt. Die<br />
Kölnerin hielt diese Position genauso wie<br />
Schlussläuferin Ruth Sophia Spelmeyer.<br />
Bezeichnenderweise lief Esther Cremer<br />
den schnellsten Teilabschnitt, obwohl sie<br />
ihren Part als Einzige nicht „fliegend“ absolvierte.<br />
So blieben unterm Strich 3:27,69<br />
Minuten und Rang sechs.<br />
„Aus meiner Sicht war das ein schöner<br />
Abschluss mit einer Saisonbestleistung.<br />
Das ist alles, was man sich wünschen<br />
kann“, sagte Esther Cremer, die auch gern<br />
als Startläuferin eine Staffel anführt: „Ich<br />
mag die Position eins ganz gern, da ich<br />
durch die Kurvenvorgabe ganz gut mein<br />
eigenes Rennen machen kann. Bahn eins<br />
war natürlich nicht optimal. Aber im Letzigrund<br />
ist es wegen der relativ weiten Kurven<br />
nicht ganz so schlimm.“<br />
TOPACHT<br />
1. Frankreich 3:24,27<br />
2. Ukraine 3:24,32<br />
3. Großbritannien 3:24,34<br />
4. Russland 3:25,02<br />
5. Polen 3:25,73<br />
6. Deutschland 3:27,69<br />
7. Italien 3:28,30<br />
8. Belgien 3:31,82<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Starker Auftritt der <strong>DLV</strong>-Staffel<br />
Welch ein Schlussspurt von Ruth Sophia<br />
Spelmeyer. Die Oldenburgerin verlor in<br />
der Kurve an Boden, kämpfte sich aber<br />
mit einer starken Schlussgerade noch an<br />
der Französin Elea Mariama Diarra vorbei<br />
auf den zweiten Platz in 3:28,34 Minuten<br />
– eine Hundertstelsekunde vor Frankreich.<br />
Esther Cremer war sehr schnell gestartet<br />
und übergab in Führung liegend, ehe Lara<br />
Hoffmann die Staffelläuferinnen aus der<br />
Ukraine und Russland passieren lassen<br />
Dramatisches<br />
Finish<br />
Frankreichs<br />
Schlussläuferin<br />
Floria Guei fängt<br />
Olha Zemlyak aus der<br />
Ukraine noch ab<br />
musste. Nach sehr gutem Stehvermögen<br />
der Kölnerin Lena Schmidt lag Deutschland<br />
auf Platz zwei, während die russische<br />
Schlussläuferin gleich von drei Konkurrentinnen<br />
beim Wechsel ausgebremst wurde.<br />
Ruth Sophia Spelmeyer rettete Rang zwei,<br />
der Russin ging die Puste aus. Für die<br />
Schlussläuferin war es „ein richtig gutes<br />
Rennen, ich wollte einfach nur diesen<br />
zweiten Platz“. Der Sieg ging in diesem<br />
Rennen an die Ukraine in 3:27,66 Minuten.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 95
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
TOPACHT<br />
1. Adam Kszczot (POL) 1:44,15<br />
2. Artur Kuciapski (POL) 1:44,89<br />
3. Mark English (IRL) 1:45,03<br />
4. Andreas Bube (DEN) 1:45,21<br />
5. Marcin Lewandowski (POL) 1:45,78<br />
6. Amel Tuka (BIH) 1:46,12<br />
7. Jozef Repzík (SVK) 1:46,29<br />
8. Pierre-Ambroise Bosse (FRA) 1:46,55<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Benitz lässt Braunschweig jubeln<br />
Dieser Kerl hat den Killerinstinkt: Der<br />
1.500-Meter-Spezialist Timo Benitz ließ<br />
sich von den größeren und schwereren<br />
800-Meter-Läufern nicht einschüchtern.<br />
Beherzt bahnte er sich nach 500 Metern<br />
den Weg aus den hinteren Positionen<br />
nach vorn, auf der Zielgeraden hatte er<br />
den Kontakt zur Spitze hergestellt – und<br />
dann war das 60-Kilo-Leichtgewicht nicht<br />
mehr zu halten. Benitz spurtete an allen<br />
Favoriten um den Polen Adam Kszczot<br />
vorbei und sicherte der deutschen Mannschaft<br />
als Sieger völlig überraschend<br />
zwölf Punkte. „100 Meter vor dem Ziel<br />
war ich auf der Position, auf der ich sein<br />
800 Meter Männer<br />
Polen<br />
triumphiert<br />
Adam Kszczot war<br />
der Schnellste von<br />
drei Polen im Finale<br />
Bosse bricht ein –<br />
Kszczot holt den Titel<br />
wollte“, erklärte der Schwarzwälder. Mit<br />
seiner Einlaufzeit von 1:46,24 Minuten<br />
blieb Timo Benitz dabei eine Hundertstel<br />
unter der EM-Norm. Ein weiteres<br />
Qualitätsmerkmal: Der Mittelstrecken-<br />
Aufsteiger lief die zweite Runde schneller<br />
als die erste! Hinter Timo Benitz musste<br />
sich Adam Kszczot mit 1:46,36 Minuten<br />
und elf Punkten begnügen. Als Dritter<br />
folgte der Italiener Giordano Benedetti<br />
(1:46,45 min).<br />
Pierre-Ambroise Bosse saß auf der Treppe<br />
zur Mixed Zone, das Gesicht in den<br />
Händen vergraben. Der Franzose, als<br />
Jahresschnellster angereist und mit 1:42,53<br />
Minuten sogar im weltweiten Vergleich die<br />
Nummer zwei, hatte das 800-Meter-Finale<br />
soeben als Letzter beendet, in für ihn indiskutablen<br />
1:46,55 Minuten. Erneut war er<br />
leer ausgegangen, wie zuvor schon bei der<br />
Team-EM in Braunschweig, wo er als großer<br />
Favorit ebenfalls nur Vierter geworden<br />
war. Dabei hatte es bis 200 Meter vor dem<br />
Ziel ganz nach einem Start-Ziel-Sieg für<br />
den Mann aus Frankreich ausgesehen. Von<br />
der Spitze weg hatte er das Rennen bis dahin<br />
dominiert, mit zwei Metern Vorsprung<br />
ging er in die letzte Kurve. Dann aber brach<br />
Bosse völlig ein und wurde noch bis auf<br />
den letzten Platz durchgereicht.<br />
Profiteur war der Pole Adam Kszczot,<br />
der sich nach bislang zwei EM-Titeln in<br />
der Halle nun auch im Freien Europameister<br />
nennen darf. In 1:44,15 Minuten lief er<br />
so schnell wie seit zwei Jahren nicht mehr.<br />
Seine Siegerzeit ist gleichzeitig die beste<br />
bei Europameisterschaften seit Olaf Beyers<br />
(DDR) 1:43,84 Minuten im Jahr 1978, wobei<br />
er natürlich auch von Bosses hohem<br />
Anfangstempo profitierte.<br />
Silber ging ebenfalls nach Polen an<br />
den international bislang unbekannten<br />
Artur Kuciapski – er lief in 1:44,89 Minuten<br />
persönliche Bestleistung. Auf der<br />
Zielgeraden war Kuciapski noch außen<br />
am Iren Mark English vorbeigestürmt,<br />
der sich in 1:45,03 Minuten Bronze sicherte.<br />
Der Europameister von 2010, Marcin<br />
Lewandowski, komplettierte als Fünfter<br />
(1:45,78) das hervorragende Mannschaftsergebnis<br />
der Polen. Drei Läufer<br />
eines Landes unter den besten Fünf – das<br />
gab es zuletzt 1986, als die Briten sogar<br />
die Plätze eins, zwei und drei belegten.<br />
Der einzige deutsche Starter, Dennis Krüger<br />
(VfL Fortuna Marzahn), war im Halbfinale<br />
in 1:48,33 Minuten gescheitert.<br />
96 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
800 Meter Frauen<br />
Arzamasovas Attacke<br />
ist unwiderstehlich<br />
Lynsey Sharp nahm die Beine in die<br />
Hand. Vom Start weg drückte die<br />
24-jährige Britin aufs Tempo, in ihrem<br />
Schlepptau die Weißrussin Maryna Arzamasova,<br />
die ihr als einzige folgen konnte.<br />
Zur Halbzeit des Rennens hatten die beiden<br />
bereits fünf Meter Vorsprung auf die<br />
Konkurrenz, den sie auf der zweiten Runde<br />
sogar noch weiter ausbauten. Eingangs<br />
der Zielgeraden lag Sharp immer noch in<br />
Führung, zehn Meter vor dem Feld, doch<br />
dann setzte Arzamasova, die EM-Dritte<br />
von 2012 und Bronzemedaillengewinnerin<br />
der diesjährigen Hallen-WM, zur finalen<br />
Attacke an. In 1:58,15 Minuten, einer neuen<br />
persönlichen Bestleistung, spurtete sie<br />
zum Titel, gefolgt von Lynsey Sharp, der<br />
mit 1:58,80 Minuten ebenfalls ein neuer<br />
Hausrekord gelang. Zwei Wochen nach ihrem<br />
zweiten Platz bei den Commonwealth<br />
Games in Glasgow holte sie auch in Zürich<br />
die Silbermedaille – wie schon vor zwei<br />
Jahren bei der EM in Helsinki, wo sie jedoch<br />
wegen eines Dopingvergehens der<br />
ursprünglichen Siegerin Yelena Arzhakova<br />
(Russland) nachträglich zur Europameisterin<br />
erklärt worden war.<br />
Den Kampf um Platz drei entschied im<br />
Letzigrund die junge Polin Joanna Jozwik<br />
für sich, die bereits im Halbfinale eine neue<br />
Bestleistung gelaufen war, welche sie im<br />
Finale erneut verbesserte. Mit einer Zeit<br />
von 1:59,63 Minuten schaffte auch sie den<br />
Sprung aufs Treppchen – im Gegensatz zu<br />
den Russinnen, die zwar im Endlauf gleich<br />
doppelt vertreten waren, aber erstmals seit<br />
2002 wieder ohne Medaille nach Hause fahren<br />
mussten. Yekaterina Poistogova und<br />
Svetlana Rogozina, bis zu den Europameisterschaften<br />
die Nummer eins und zwei in<br />
Europa, mussten sich mit den Plätzen vier<br />
und fünf zufrieden geben.<br />
Deutsche Läuferinnen waren erst gar<br />
nicht am Start. Neben den 200 Metern waren<br />
die 800 Meter damit bei den Frauen die<br />
einzige Disziplin ohne <strong>DLV</strong>-Beteiligung.<br />
TOPACHT<br />
1. Maryna Arzamasova (BLR) 1:58,15<br />
2. Lynsey Sharp (GBR) 1:58,80<br />
3. Joanna Józwik (POL) 1:59,63<br />
4. Yekaterina Poistogova (RUS) 1:59,69<br />
5. Svetlana Rogozina (RUS) 2:00,76<br />
6. Vania Stambolova (BUL) 2:00,91<br />
7. Jesica Judd (GBR) 2:01,65<br />
8. Mirela Lavric (ROU) 2:09,25<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Kohlmann arbeitet sich nach vorn<br />
Zunächst konnte Fabienne Kohlmann<br />
noch einige Interviews geben, dann<br />
fühlte sie sich erstmals nach einem Lauf<br />
sehr unwohl und musste sich in ärztliche<br />
Betreuung begeben. Die 24-Jährige<br />
hatte alles herausgeholt und war nach<br />
zögerlichem Beginn (Zwölfte nach 200<br />
Metern, Achte zur Halbzeit) mit einem<br />
starken Finish bis auf den vierten Platz<br />
nach vorn gelaufen. In der Startliste war<br />
sie auf Rang acht gelistet gewesen. Kurz<br />
nach dem Lauf bilanzierte sie: „Ich wollte<br />
auf jeden Fall vorne dabei sein. Ich finde,<br />
dass Platz vier ganz gut ist. Allerdings<br />
Spurtstark<br />
In Bestzeit rennt die<br />
Weißrussin Maryna<br />
Arzamasova zum EM-Gold<br />
habe ich mir eine bessere Zeit erhofft.“<br />
In 2:03,51 Minuten konnte sich Fabienne<br />
Kohlmann allerdings vor einigen höher<br />
eingeschätzten Läuferinnen platzieren.<br />
Das Rennen in einem kompakten Feld<br />
machte die favorisierte Russin Yekaterina<br />
Poistogova. Die Drittplatzierte der<br />
Olympischen Spiele von London gewann<br />
in 2:02,65 Minuten. Zweite wurde die<br />
Französin Renelle Lamote (2:03,36 min)<br />
vor der Ukrainerin Olha Lyakhova, die es<br />
nach 2:03,39 Minuten ins Ziel schaffte.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 97
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
TOPACHT<br />
1. Mah. Mekhissi-Benabbad (FRA) 3:45,60<br />
2. Henrik Ingebrigtsen (NOR) 3:46,10<br />
3. Chris O‘Hare (GBR) 3:46,18<br />
4. Paul Robinson (IRL) 3:46,35<br />
5. Homiyu Tesfaye (GER) 3:46,46<br />
6. David Bustos (ESP) 3:46,92<br />
7. Timo Benitz (GER) 3:47,26<br />
8. Tarik Moukrime (BEL) 3:47,33<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Mit Ellenbogeneinsatz<br />
Homiyu Tesfaye (Foto) kämpfte bis zum<br />
letzten Meter um die volle Punktzahl für<br />
Deutschland. Nachdem sich der Frankfurter<br />
lange an zweiter Stelle hinter dem<br />
Türken Ilham Tanui Özbilen gehalten<br />
hatte und in der letzten Runde dem<br />
angreifenden Briten Charlie Grice gefolgt<br />
war, ging er als Erster auf die Zielgerade.<br />
Dort versuchte er, den Angriff des Tschechen<br />
Jakub Holusa abzuwehren, beide<br />
gerieten mit den Ellbogen aneinander,<br />
Grenzwertig ...<br />
... war der Jubel von<br />
Mahidiene Mekhissi-Benabbad<br />
mit provokativem Blick zurück<br />
auf die geschlagenen Gegner.<br />
Immerhin ließ er sein Trikot an...<br />
1500 Meter Männer<br />
Der Bad Boy von Zürich<br />
läuft lässig zum Sieg<br />
Tesfaye strauchelte. Letztlich blieb ihm in<br />
3:38,10 Minuten Rang zwei hinter Holusa<br />
(3:37,74 min), Dritter wurde Marcin<br />
Lewandowski aus Polen (3:38,19 min).<br />
„Der Rempler am Ende war mein Fehler,<br />
ich wollte den Weg zumachen“, gab<br />
Tesfaye zu. „Ich hätte einfach noch früher<br />
an die Spitze gehen müssen. Ich wollte<br />
gewinnen, aber es hat nicht geklappt.“<br />
Trotzdem zeigte er sich optimistisch, was<br />
seine weitere Entwicklung angeht. „Der<br />
deutsche Rekord wird fallen.“<br />
Der Europameister über 1500 Meter<br />
erntete Buhrufe: Bad Boy Mahidiene<br />
Mekhissi-Benabbad (Frankreich) holte<br />
sich mit einer Raketen-Schlussrunde in<br />
3:45,60 Minuten EM-Gold. Betont lässig<br />
forderte er auf der Zielgeraden die zu diesem<br />
Zeitpunkt schon distanzierte Konkurrenz<br />
zur Aufholjagd auf. Die <strong>DLV</strong>-Athleten<br />
kamen auf den Plätzen fünf, sieben und<br />
zehn ein. Ungünstiger hätte es für das hoch<br />
eingeschätzte deutsche Trio über 1500 Meter<br />
wohl kaum kommen können. In einem<br />
Bummelrennen wurden sie geschubst,<br />
geschoben und mussten weite Wege laufen.<br />
500 Meter vor dem Ziel lag auf einmal<br />
Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg;<br />
3:54,35 min) auf der Bahn, Homiyu Tesfaye<br />
(LG Eintracht Frankfurt) und Timo Benitz<br />
(LG farbtext Nordschwarzwald) mussten<br />
ausweichen.<br />
In diesem Moment zog Mahidiene<br />
Mekhissi-Benabbad an. Homiyu Tesfaye<br />
konnte sich in der Verfolgergruppe des<br />
Franzosen noch eine gute Position erkämpfen<br />
und ging als Zweiter auf die letzten 100<br />
Meter. Dort reichten die Körner aber nicht,<br />
um den Norweger Henrik Ingebrigtsen<br />
(3:46,10 min), den Briten Chris O’Hare<br />
(3:46,18 min) und den Iren Paul Robinson<br />
(3:46,35 min) in Schach zu halten. Ihm<br />
blieb Rang fünf in 3:46,46 Minuten. „Dass<br />
wir mit drei Deutschen im Finale standen,<br />
ist gut, aber dass wir ohne Medaille nach<br />
Hause fahren, nicht“, meinte er.<br />
Der spurtstarke Timo Benitz (LG farbtext<br />
Norschwarzwald) konnte nach der rasanten<br />
Schlussrunde keine Akzente mehr<br />
setzen, in 3:47,26 Minuten wurde er Siebter<br />
– ein Achtungserfolg für den 22 Jahre<br />
alten Aufsteiger des Jahres. Florian Orth<br />
rappelte sich nach seinem Sturz wieder<br />
auf, aber das Rennen war gelaufen – wie<br />
schon vor zwei Jahren in Helsinki, wo er<br />
ebenfalls im EM-Finale Bekanntschaft mit<br />
der Laufbahn machen musste. Platz zehn<br />
in 3:54,35 Minuten.<br />
98 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
1500 Meter Frauen<br />
Doppelsieg für<br />
Ostafrikas Laufgene<br />
Die Niederländerin Sifan Hassan ist<br />
Europameisterin über 1.500 Meter<br />
der Frauen. In 4:04,18 Minuten siegte<br />
sie vor Weltmeisterin Abeba Aregawi aus<br />
Schweden in 4:05,08 Minuten und der Britin<br />
Laura Weightman, die 4:06,32 Minuten<br />
benötigte. Diana Sujew vom LT Haspa Marathon<br />
Hamburg kam als Achte in 4:08,63<br />
Minuten ins Ziel.<br />
Die Hamburgerin hielt sich lange Zeit<br />
im Mittelfeld. In der entscheidenden Phase<br />
hatte sie zunächst den ein oder anderen<br />
Platz verloren, zeigte auf den letzten Metern<br />
aber noch einmal, dass sie über die Reserven<br />
verfügt, um sich noch entscheidend<br />
nach vorn zu schieben. Ihre Zeit, die sie<br />
jetzt im Letzigrund-Stadion auf die Bahn<br />
gebracht hatte, war die zweitschnellste der<br />
Saison. Damit zog sich die 23-Jährige in<br />
dem taktischen Rennen mehr als achtbar<br />
aus der Affäre.<br />
„Ich wusste, dass die vorderen Plätze<br />
quasi vergeben sind“, sagte sie hinterher<br />
und war angesichts des hohen Niveaus<br />
sehr zufrieden mit dem achten Platz. „Es<br />
war etwas anderes bei der EM als vor zwei<br />
Jahren. Da war nur die B-Reihe am Start,<br />
dieses Mal war alles da, was Rang und<br />
Namen hat. Da mittendrin zu sein ist ein<br />
schönes Gefühl.“<br />
Die goldene Taktik hatte sich Sifan<br />
Hassan zurechtgelegt. Die Niederländerin<br />
hielt sich lange Zeit zurück und suchte<br />
erst auf den letzten 500 Metern ihr Heil<br />
in der Offensive. Zunächst hatte sie kurze<br />
Zeit die Spitze inne. Weltmeisterin<br />
Abeba Aregawi holte sich die Spitzenposition<br />
aber wieder zurück. Sifan Hassan<br />
blieb geduldig auf Tuchfühlung. Das<br />
spannende Duell zwischen den beiden<br />
gebürtigen Äthiopierinnen entschied sie<br />
dann auf den letzten 100 Metern für sich,<br />
als sie sich als die klar Stärkere erwies. In<br />
4:04,18 Minuten lief sie sicher zu Gold. Es<br />
war der erste EM-Titel auf dieser Strecke<br />
für die Niederlande.<br />
TOPACHT<br />
1. Sifan Hassan (NED) 4:04,18<br />
2. Abeba Aregawi (SWE) 4:05,08<br />
3. Laura Weightman (GBR) 4:06,32<br />
4. Renata Plis (POL) 4:06,65<br />
5. Federica del Buono (ITA) 4:07,49<br />
6. Hannah England (GBR) 4:07,80<br />
7. Anna Shchagina (RUS) 4:08,05<br />
8. Diana Sujew (GER) 4:08,63<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Aregawi nicht zu schlagen<br />
Drei Runden lang schaute sich Top-<br />
Favoritin Abeba Aregawi das Renngeschehen<br />
ganz entspannt an, dann ging<br />
die Schwedin mit langen Schritten nach<br />
vorn und ließ die Konkurrenz stehen. In<br />
4:14,20 Minuten lief Abeba Aregawi das<br />
Rennen souverän nach Hause. Auf den<br />
Plätzen folgten die Russin Anna Shchagina<br />
(4:15,04 min) und die Ukrainerin<br />
Holland, Schweden, Äthiopien<br />
Sifan Hassan holte Gold für die<br />
Niederlande, Abeba Aregawi<br />
Silber für Schweden. Beide<br />
kamen in Äthiopien zur Welt<br />
Nataliya Pryshchepa (4:15,71 min). Solche<br />
Zeiten sind natürlich auch für Elina Sujew<br />
möglich (Foto) – allerdings nicht in diesem<br />
Rennen. Auf den letzten 250 Metern<br />
wurde die Hamburgerin immer weiter<br />
nach hinten durchgereicht. In 4:20,27<br />
Minuten hielt sie lediglich die türkische<br />
Läuferin Özlem Kaya in Schach. Somit<br />
wurden dem deutschen Punktekonto nur<br />
zwei Zähler gutgeschrieben, während<br />
Russland im Kampf um den Gesamtsieg<br />
elf Punkte einstrich.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 99
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
TOPACHT<br />
1. Mo Farah (GBR) 14:05,82<br />
2. Hayle Ibrahimov (AZE) 14,08,32<br />
3. Andy Vernon (GBR) 14:09,48<br />
4. Richard Ringer (GER) 14:10,92<br />
5. Roberto Alaiz (ESP) 14:11,47<br />
6. Bouabdellah Tahri (FRA) 14:11,62<br />
7. Arne Gabius (GER) 14:11,84<br />
8. Antonio Abadia (ESP) 14:11,89<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
3000 Meter: Ringer die Nummer eins<br />
Nach Arne Gabius (5.000 m) und Timo<br />
Benitz (800 m) holte Richard Ringer (Foto)<br />
über 3000 Meter den dritten Sieg für<br />
die deutschen Läufer bei der Team-EM.<br />
In einem Taktik-Lehrstück hielt sich der<br />
Langstreckler immer geschickt in der Spitzengruppe<br />
auf, bevor er 600 Meter vor<br />
dem Ziel die erste Attacke zündete und<br />
die Führung nicht mehr abgab. „Ich kann<br />
noch gar nicht glauben, was passiert ist“,<br />
Von Herzen<br />
Mit einem Dank an<br />
alle Zuschauer<br />
verabschiedet sich<br />
Mo Farah aus<br />
dem Letzigrund<br />
5000 Meter Männer<br />
Mo Farah holt das<br />
dritte Gold in Folge<br />
stammelte der 25-Jährige erschöpft, aber<br />
überglücklich im Ziel. Mit Recht. Schließlich<br />
hatte Richard Ringer in 7:50,99 Minuten<br />
nicht nur eine Bestzeit aufgestellt,<br />
sondern auch den Meisterschaftsrekord<br />
um rund zehn Sekunden verbessert. „Mit<br />
der Unterstützung der Fans hat es sich<br />
auf den letzten 100 Metern wie Fliegen<br />
angefühlt.“ Hinter Ringer liefen der tschechische<br />
1.500-Meter-Sieger Jakub Holusa<br />
in 7:51,43 Minuten und der Spanier Antonio<br />
Abadia in 7:52,22 Minuten ins Ziel.<br />
Bis 2006 gab es bei 19 Europameisterschaften<br />
exakt 19 unterschiedliche Titelträger<br />
über die 5000-Meter-Distanz.<br />
Darunter die „tschechische Lokomotive“<br />
Emil Zatopek, Frankreichs Idol Michel<br />
Jazy und Italiens Legende Salvatore Antibo.<br />
Auch die Deutschen Thomas Wessinghage<br />
und Dieter Baumann triumphierten<br />
auf dieser Strecke - aber einen Titel zu<br />
verteidigen, das schaffte keiner. Dann kam<br />
Mo Farah. 2010 siegte er in Barcelona über<br />
5.000 und 10.000 Meter, wiederholte dieses<br />
Kunststück auch 2012 bei Olympia in London<br />
und der WM 2013.<br />
2012 verteidigte er in Helsinki locker<br />
seinen EM-Titel – wer sollte den<br />
Superstar in Zürich schlagen? Natürlich<br />
niemand! Zu überlegen agiert der in Somalia<br />
geborene Mo Farah in wichtigen<br />
Finals, zu stark ist sein Finish. Auch im<br />
Letzigrund war er zu jedem Zeitpunkt<br />
Herr der Lage. Und eine Schlussrunde<br />
von 52,2 Sekunden, wie Farah (14:05,82<br />
min) sie absolvierte, rennen mit 4600<br />
Metern Anlauf nur Ausnahmeathleten.<br />
Silber holte Hayle Ibrahimow für Aserbaidschan<br />
in 14:08,32 Minuten vor dem Briten<br />
Andy Vernon (14:09,48 min), der bereits<br />
Silber über 10.000 Meter gewonnen hatte.<br />
Kurze Zeit sah es so aus, als hätte der<br />
Deutsche Meister Richard Ringer vom<br />
VfB LC Friedrichshafen eine Chance, dem<br />
kräftigen Briten zu folgen, aber trotz einer<br />
schnellen Schlussrunde konnte Ringer den<br />
Abstand auf Vernon nicht mehr verkürzen,<br />
landete als Vierter in 14:10,92 Minuten<br />
aber einen Achtungserfolg bei seiner EM-<br />
Premiere.<br />
Damit ließ Ringer auch den Tübinger<br />
Arne Gabius hinter sich, der vor zwei Jahren<br />
noch Silber gewonnen hatte, im Letzigrund<br />
aber als Siebter in 14:11,47 Minuten<br />
enttäuschte. „Der Turbo wollte nicht zünden.<br />
Als es 700 Meter vor dem Ziel abging,<br />
kam nichts. Ich habe den Zug verpasst“,<br />
sagte Gabius nach dem Rennen.<br />
100 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
5000 Meter Frauen<br />
Meraf Bahta hält Sifan<br />
Hassan auf Distanz<br />
Sara Moreira konnte einem leidtun.<br />
Immer wieder versuchte die portugiesische<br />
Titelverteidigerin, die anderen<br />
Läuferinnen zur Tempoarbeit zu ermuntern,<br />
doch niemand folgte ihrer Aufforderung.<br />
Das Publikum im Letzigrund erlebte<br />
das langsamste 5000-Meter-Rennen in der<br />
EM-Geschichte, die in dieser für die Frauen<br />
noch relativ jungen Disziplin allerdings<br />
auch erst 16 Jahre währt. Auf den ersten<br />
Kilometern blieb das gesamte Feld dicht<br />
beisammen, mittendrin auch die einzige<br />
deutsche Starterin Maren Kock (LG Telis<br />
Finanz Regensburg). Sie belegte am Ende<br />
Rang 15 in 16:04,60 Minuten.<br />
Auch die Favoritin und Jahresschnellste,<br />
Sifan Hassan aus den Niederlanden, die<br />
tags zuvor bereits die 1500 Meter gewonnen<br />
hatte, hielt sich lange zurück. Erst auf den<br />
letzten anderthalb Kilometern wurde das<br />
Tempo allmählich schneller. Als die Glocke<br />
zur letzten Runde ertönte, hatten sich drei<br />
Läuferinnen etwas abgesetzt: Meraf Bahta<br />
aus Schweden, die Russin Yelena Korobkina<br />
und Susan Kuijken aus den Niederlanden,<br />
bei der WM 2013 als Achte beste Europäerin.<br />
Dahinter folgte Sifan Hassan, die<br />
300 Meter vor dem Ende zum langen Spurt<br />
ansetzte, als Erstes ihre Landsfrau Kuijken<br />
kassierte und anschließend auch Korobkina<br />
stehen ließ. Eingangs der Zielgeraden<br />
sah es so aus, als könnte sie auch noch an<br />
Meraf Bahta vorbeiziehen, doch die Schwedin<br />
wehrte sich erfolgreich und rettete ihren<br />
Vorsprung bis ins Ziel. Ihre Zeit: 15:31,39<br />
Minuten. Die 25-Jährige, die in Eritrea geboren<br />
wurde und erst seit diesem Jahr die<br />
schwedische Staatsbürgerschaft besitzt,<br />
gewann damit als erste Athletin ihres Landes<br />
einen Europameistertitel über die Mittel-<br />
oder Langstrecke. Sifan Hassan blieb<br />
mit 15:31,79 Minuten die Silbermedaille.<br />
Dahinter rettete Susan Kuijken in 15:32,82<br />
Minuten Bronze, knapp vor Korobkina, die<br />
nach 15:32,89 Minuten als unglückliche<br />
Vierte ins Ziel kam.<br />
TOPACHT<br />
1. Meraf Bahta (SWE) 15:31,39<br />
2. Sifan Hassan (NED) 15:31,79<br />
3. Susan Kuijken (NED) 15:32,82<br />
4. Yelena Korobkina (RUS) 15:32,89<br />
5. Nuria Fernandez (ESP) 15:35,59<br />
6. Sara Moreira (POR) 15:38,13<br />
7. Jo Pavey (GBR) 15:38,41<br />
8. Giulia Viola (ITA) 15:38,76<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
3000 Meter: Hassan pfeilschnell<br />
Bis 500 Meter vor dem Ziel betätigte<br />
sich die Französin Clemence Calvin als<br />
Tempomacherin. Die Pace war ordentlich,<br />
doch zehn von zwölf Läuferinnen konnten<br />
über 3000 Meter folgen. Natürlich auch<br />
Sifan Hassan. Die Top-Favoritin aus den<br />
Niederlanden schaltete auf dem letzten<br />
halben Kilometer zwei Gänge nach oben<br />
und sprengte mit einem forschen Antritt<br />
So sehen Sieger aus<br />
Meraf Bahta, geboren in Eritrea, holt Gold<br />
für Schweden, Sifan Hassan ist enttäuscht<br />
das Feld. Mit 8:45,24 Minuten lief sie<br />
die schnellste Zeit. Den letzten Kilometer<br />
legte die Ausnahmeläuferin in 2:45<br />
Minuten zurück, die Schlussrunde in 58<br />
Sekunden. Da konnte die Konkurrenz<br />
nicht folgen. Yelena Korobkina (Russland;<br />
8:51,00 min) und Nuria Fernandez (Spanien;<br />
8:51,54 min) waren die Besten vom<br />
Rest. Eingangs der Schlussrunde hatte<br />
Diana Sujew noch auf Platz drei gelegen.<br />
Doch auf den finalen 200 Metern wurde<br />
der Schritt der Hamburgerin schwer, fünf<br />
Läuferinnen zogen vorbei. So blieben<br />
mit für sie ordentlichen 8:54,50 Minuten<br />
Rang acht und fünf Punkte fürs deutsche<br />
Team. Die 1.500-Meter-Spezialistin hatte<br />
2013 auf den 3.000 Metern debütiert.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 101
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
TOPACHT<br />
1. Mo Farah (GBR) 28:08,11<br />
2. Andy Vernon (GBR) 28:08,66<br />
3. Ali Kaya (TUR) 28:08,72<br />
4. Polat Kemboi Arikan (TUR) 28:11,11<br />
5. Bahir Abdi (BEL) 28:13,61<br />
6. Daniele Meucci (ITA) 28:19,79<br />
7. Bouabdellah Tahri (FRA) 28:25,03<br />
8. Stefano La Rosa (ITA) 28:49,99<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
5000 Meter: Triumph für Gabius<br />
Auf Plätzen zwischen fünf und zehn<br />
war Arne Gabius bei den bisherigen vier<br />
Team-Europameisterschaften gelandet.<br />
Beim fünften Anlauf klappte es für den<br />
Tübinger Langstreckler deutlich besser.<br />
In einem taktischen Rennen, das erst auf<br />
den letzten beiden Kilometern Fahrt aufnahm<br />
(3000-m-Zwischenzeit: 8:41,24 min),<br />
hielt sich der Arzt stets in den vorderen<br />
Positionen auf und blies in der vorletzten<br />
Runde zum Angriff. Nur der Spanier Jesus<br />
Riesenfreude<br />
Für Mo Farah war<br />
EM-Gold eine ganz<br />
besondere Medaille.<br />
Mit ihm auf dem Podium:<br />
Landsmann Andy<br />
Vernon (li.)<br />
und Ali Kaya<br />
10.000 Meter Männer<br />
Mo Farah rettet<br />
sein verkorkstes Jahr<br />
Espana und der in Kenia geborene Türke<br />
Ali Kaya konnten folgen. 250 Meter vor<br />
dem Ziel wehrte Gabius den Angriff Kayas<br />
ab, doch auf der Zielgeraden schien der<br />
von einer Verletzung genesene Spanier<br />
das bessere Ende für sich zu haben. Aber<br />
der Tübinger kämpfte und fing den Europameister<br />
von 2006 auf dem Zielstrich<br />
noch ab. In 13:55,89 Minuten war er elf<br />
Hundertstel vor Espana im Ziel. Ali Kaya<br />
folgte in 13:56,64 Minuten als Dritter.<br />
„Wir wollen um jeden Punkt fürs Team<br />
kämpfen“, so Gabius.<br />
Mo Farah ist wieder da! Der britische<br />
Doppel-Olympiasieger gewann<br />
nach 2010 den zweiten Titel<br />
über 10.000 Meter. Damit meldete sich<br />
der 31-Jährige eindrucksvoll zurück. In<br />
28:08,11 Minuten setzte er sich gegen seinen<br />
Landsmann Andy Vernon durch, der<br />
überraschend in 28:08,66 Minuten als<br />
Zweiter ins Ziel kam. Platz drei erkämpfte<br />
sich der Türke Kaya Ali in 28:08,72 Minuten.<br />
Der Tübinger Arne Gabius hatte auf einen<br />
Start verzichtet. Er konzentrierte sich<br />
ganz auf das Duell mit Mo Farah über 5000<br />
Meter. Vor zwei Jahren war der zwei Jahre<br />
ältere Gabius hinter dem Briten EM-Zweiter<br />
geworden.<br />
Großbritanniens Lauf-Superstar Farah<br />
konnte bei den Commonwealth Games<br />
zwei Wochen zuvor in Glasgow nicht antreten,<br />
weil er nach einer Trainingseinheit<br />
zusammengebrochen war und vier Tage<br />
in einem Krankenhaus verbringen musste.<br />
Ursache war eine Infektion nach einer<br />
Zahnoperation. „Ich trete nicht an, wenn<br />
ich nur auf 75 oder 80 Prozent meiner<br />
Bestform bin“, hatte Mo Farah vor seinem<br />
ersten EM-Rennen versichert.<br />
Für die Briten war es der zweite EM-<br />
Doppelsieg über 10.000 Meter in der Geschichte<br />
der Titelkämpfe. Vor vier Jahren<br />
hatte in Barcelona Chris Thompson hinter<br />
Mo Farah Silber gewonnen. „Dieser Sieg<br />
bedeutet mir viel. Vor ein paar Wochen<br />
war ich krank, aber zuletzt lief das Training<br />
gut“, sagte Mo Farah, der zunächst im<br />
Frühjahr beim Halbmarathon in New York<br />
Pech hatte, als er stürzte.<br />
In der Folge verausgabte sich der Olympiasieger<br />
in diesem Rennen derart, dass er<br />
im Ziel zusammenbrach und kurze Zeit<br />
das Bewusstsein verlor. Sein Marathon-<br />
Debüt in London lief dann nicht so gut wie<br />
erhofft. Mit 2:08:21 Stunden lief er zwar ein<br />
für europäische Verhältnisse ausgezeichnetes<br />
Debüt, doch Farah hatte mehr erwartet.<br />
102 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
10.000 Meter Frauen<br />
Mama Jo krönt sich<br />
zur ältesten Siegerin<br />
Bis aufs Blut gekämpft. Eigentlich<br />
ist das ja bloß eine Floskel, mit der<br />
Athleten beschreiben wollen, alles<br />
gegeben zu haben. Bei Sabrina Mockenhaupt<br />
war die Aussage, die sie nach<br />
ihrem sechsten Platz (32:30,49 min) im<br />
EM-Finale auf Facebook postete, allerdings<br />
wörtlich zu nehmen. Mit blutüberströmten<br />
Beinen war sie ins Ziel gekommen.<br />
Die Spikes der Konkurrentinnen<br />
dürften bleibende Erinnerungen an das<br />
Rennen verursacht haben: Von diesen<br />
Risswunden werden Narben bleiben.<br />
Mut macht ihr der historische EM-<br />
Sieg der 40 Jahre alten Britin Jo Pavey.<br />
„Das gibt Hoffnung“, sagte die 33-Jährige<br />
gut gelaunt nach dem 10.000-Meter-Lauf<br />
in Zürich. Mit ihrem sechsten Platz war<br />
die 39-malige Deutsche Meisterin von<br />
der LG Sieg hoch zufrieden, aber auch<br />
etwas traurig, nicht auch einmal so ein<br />
Glücksmoment wie Jo Pavey erwischt zu<br />
haben. „Man erhofft sich irgendwann,<br />
wenn man so lange dabei ist, eine Medaille“,<br />
meinte die älteste deutsche Ausdauerläuferin<br />
im Nationalteam. „Ich bin<br />
aber dennoch happy und stolz auf mich.“<br />
Dass selbst im fortgeschrittenen<br />
Leichtathletik-Alter noch einiges möglich<br />
ist, zeigte ihr die zweifache Mutter<br />
Pavey, die sich zur ältesten Europameisterin<br />
der Leichtathletik krönte. „Mein<br />
Baby ist gerade elf Monate geworden,<br />
aber ich bin entspannt und glücklich“,<br />
sagte die EM-Zweite von 2012 nach ihrem<br />
Erfolg in 32:22,39 Minuten. „Ich<br />
denke, eine beschäftigte Mutter zu sein,<br />
hat mir mehr Ausdauer gegeben.“ Seit<br />
ihrer ersten WM-Teilnahme 1997 ist sie<br />
zwar bei allen Meisterschafts-Starts mindestens<br />
in ein Finale gekommen, stand<br />
aber nie ganz oben auf dem Treppchen.<br />
2009 unterbrach sie ihre Karriere, weil sie<br />
schwanger war und ihren Sohn Jacob zur<br />
Welt brachte. 2013 gebar sie ihre Tochter<br />
Emily, die sie bis April noch gestillt hatte.<br />
TOPACHT<br />
1. Jo Pavey (GBR) 32:22,39<br />
2. Clemence Calvin (FRA) 32:23,58<br />
3. Laila Traby (FRA) 32:26,03<br />
4. Jip Vasteburg (NED) 32:27,37<br />
5. Sara Moreira (POR) 32:30,12<br />
6. Sabrina Mockenhaupt (GER) 32:30,49<br />
7. Volha Mazuronak (BLR) 32:31,15<br />
8. Fionnuala Britton (IRL) 32:32,45<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
5.000 Meter: „Mockis“ schwarzer Tag<br />
2001 feierte Sabrina Mockenhaupt in<br />
Bremen ihre Premiere bei der Team-EM –<br />
damals noch Europacup. In Braunschweig<br />
war es ihr 13. Start bei dieser Veranstaltung<br />
in Folge. Doch so einen schwarzen<br />
Tag wie <strong>2014</strong> hat sie selten erlebt. Auf<br />
den letzten fünf Runden verlor die 33-Jährige<br />
Meter um Meter. Am Ende blieb ihr<br />
in indiskutablen 15:58,47 Minuten nur<br />
40 Jahre und nicht müde<br />
Jo Pavey aus Großbritannien<br />
ist zweifache Mutter und die<br />
beste 10.000-Meter-Läuferin<br />
des Kontinents<br />
Rang zehn über 5000 Meter. „Ich wollte<br />
eigentlich zehn Punkte holen, nicht Zehnte<br />
werden“, sagte Mockenhaupt völlig<br />
konsterniert. Bei ihr sei von Anfang an<br />
nichts gegangen. „Die Beine waren nicht<br />
frisch, vielleicht hatte ich mich noch nicht<br />
vom Tempotraining erholt“, mutmaßte<br />
die Siegerländerin. Da konnten selbst die<br />
Anfeuerungen von Diskus-Olympiasieger<br />
Robert Harting, der zeitgleich an der<br />
Reihe war, nicht helfen. Wie über 1.500<br />
Meter der Frauen gingen die zwölf<br />
Punkte nach Schweden. Die Ende 2013<br />
aus Eritrea eingebürgerte Meraf Bahta<br />
setzte sich im Spurt in 15:36,36 Minuten<br />
gegen die Olympia-Zweite über 1.500<br />
Meter, Gamze Bulut (Türkei; 15:37,70<br />
min), durch. Rang drei sicherte sich die<br />
Italienerin Giulia Viola (15:40,30 min).<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 103
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
TOPACHT<br />
1. Daniele Meucci (ITA) 2:11:08<br />
2. Yared Shegumo (POL) 2:12:00<br />
3. Aleksey Reunkov (RUS) 2:12:15<br />
4. Javier Guerra (ESP) 2:12:32<br />
5. Viktor Röthlin (SUI) 2:13:07<br />
6. Abdellatif Meftah (FRA) 2:13:16<br />
7. Ruggero Pertile (ITA) 2:14:18<br />
8. André Pollmächer (GER) 2:14:51<br />
Bergkönig<br />
Daniele Meucci kam<br />
am besten mit der<br />
schweren Marathon-<br />
Strecke von Zürich<br />
zurecht<br />
TEAMWERTUNG<br />
1. Russland 6:46:04<br />
2. Frankreich 6:46:29<br />
3. Schweiz 6:46:48<br />
Auf der Straße angekommen: Der Italiener<br />
Daniele Meucci, 2012 noch Vize-<br />
Europameister über 10.000 Meter, hat<br />
am Sonntag bei der EM in Zürich in 2:11:08<br />
Stunden Marathon-Gold geholt. André Pollmächer<br />
kam in 2:14:51 Stunden nach einer<br />
starken Aufholjagd auf den achten Platz.<br />
Zürich präsentierte sich am letzten<br />
EM-Tag erstmals von seiner besten Seite.<br />
Bei angenehmen Temperaturen, blauem<br />
Himmel und strahlendem Sonnenschein<br />
drehten die Marathonis ihre Runden, bejubelt<br />
von rund 50.000 Zuschauern entlang<br />
des zehn Kilometer langen Rundkurses am<br />
Zürichsee.<br />
André Pollmächer (Rhein-Marathon<br />
Düsseldorf) sortierte sich in einem Feld<br />
von 72 Teilnehmern im vorderen Drittel ein<br />
und machte sein eigenes Rennen, in dem er<br />
die Zwischenmarken auf Rängen zwischen<br />
18 und 26 passierte. Aber wenn es heißt,<br />
ein Marathon beginnt erst ab Kilometer 30,<br />
dann galt das sicherlich in diesem Fall für<br />
André Pollmächer: Zu diesem Zeitpunkt<br />
nämlich startete er seine Aufholjagd, die<br />
ihn noch von Platz 18 auf acht nach vorn<br />
brachte.<br />
„Ich bin mit dem achten Platz absolut<br />
zufrieden. Es gab nichts, was ich hätte anders<br />
oder besser machen können“, jubelte<br />
er hinterher. „In der letzten Runde habe ich<br />
gar nicht gewusst, dass ich so weit vorn<br />
bin. Ron Weigel hat mir zugerufen, dass<br />
ich auf neun liege, da gab’s noch mal einen<br />
kleinen Schub, auch wenn ich schon völlig<br />
am Limit war. Die Stimmung an der Strecke<br />
war Wahnsinn, das hat ein bisschen<br />
geholfen, aber trotzdem war es ein Kampf<br />
gegen mich selbst, schon ab der Hälfte.“<br />
Die größte Aufmerksamkeit der Zuschauer<br />
galt bis acht Kilometer vor Schluss<br />
dem Pole Marcin Chabowski aus Polen.<br />
Der 28-Jährige drückte ab Kilometer fünf<br />
aufs Tempo und war dem Feld von da an<br />
stets voraus. Bis Kilometer 30 hatte er mehr<br />
als eine Minute Vorsprung auf die Verfol-<br />
Marathon Männer<br />
Fünftes Gold für Italien<br />
gergruppe herausgelaufen, dann jedoch<br />
bekam er Probleme. Bei Kilometer 35 überholte<br />
ihn der Italiener Daniele Meucci, da<br />
war der Wille des Polen gebrochen und er<br />
gab entkräftet auf.<br />
In die Bresche sprang ein weiterer Pole<br />
mit äthiopischen Wurzeln: Yared Shegumo,<br />
zum Halbmarathon nur auf Rang zwölf,<br />
rollte das Feld von hinten auf und holte<br />
sich in 2:12:00 Stunden Silber. Spannend<br />
wurde der Kampf um Bronze, der erst auf<br />
den letzten zwei Kilometern entschieden<br />
wurde. Hier konnte schließlich der Russe<br />
Aleksey Reunkov (2:12:15 h) den Spanier<br />
Javier Guerra (2:12:32 h) auf Distanz halten.<br />
Daniele Meucci absolvierte die erste<br />
und die zweite Rennhälfte in exakt derselben<br />
Zeit von 1:05:34 Stunden – zur Halbmarathon-Marke<br />
reichte das nur für Rang<br />
zehn, dann stellte sich sein konstantes<br />
Tempo als Schlüssel zum Erfolg heraus<br />
und er kassierte einen Athleten nach dem<br />
nächsten. So lief Meucci, der im vergangenen<br />
November in New York als Zehnter<br />
mit 2:12:03 Stunden seine bisherige Bestzeit<br />
aufgestellt hatte, zum größten Sieg<br />
seiner Karriere und einem persönlichen<br />
Rekord von 2:11:08 Stunden.<br />
„Es war eine schwierige Strecke, und<br />
in der letzten Runde war ich sehr müde.<br />
Aber ich habe immer an mich geglaubt.<br />
Wir arbeiten in Italien daran, weiter Marathon-Geschichte<br />
zu schreiben. Dies ist<br />
erst mein viertes Rennen über diese Distanz<br />
gewesen“, sagte Daniele Meucci, der<br />
das 10.000-Meter-Rennen vier Tage zuvor<br />
„lediglich zur Auflockerung“ gerannt ist.<br />
Zum fünften Mal hat ein Italiener den EM-<br />
Marathon der Männer gewonnen. Jeweils<br />
zweimal triumphierten zuvor Gelindo Bordin<br />
(1986 und 1990) sowie Stefano Baldini<br />
(1998 und 2006), die jeweils auch Marathon-Olympiasieger<br />
waren.<br />
Für die Gastgeber mit Titelverteidiger<br />
Viktor Röthlin (Fünfter; 2:13:07 h) und<br />
dem Neu-Schweizer Tadesse Abraham<br />
(Neunter; 2:15:05 h) erfüllten sich die<br />
Träume von der Einzelmedaille nicht. Mit<br />
Christian Kreienbühl (23.; 2:18:36 h) gab<br />
es aber Bronze im Team, Gold und Silber<br />
gingen an Russland und Frankreich.<br />
104 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Marathon Frauen<br />
Daunay mit Weltklasse-Leistung<br />
Weinend humpelte Sabrina Mockenhaupt<br />
von der Straße, Helfer<br />
hüllten sie in eine goldene Wärmefolie<br />
und brachten sie zum Medical<br />
Centre. Der Marathonlauf war für die<br />
33-Jährige vom Traum zum Trauma geworden.<br />
„Ich wollte beißen, kämpfen,<br />
durchkommen – aber es ging nicht. Es tut<br />
mir unendlich leid“, sagte Mockenhaupt<br />
enttäuscht. Bei Kilometer 23 wurden die<br />
Schmerzen im rechten Fußgelenk, die<br />
nach ihrem 10.000-Meter-Rennen aufgetreten<br />
waren, unerträglich.<br />
Als „Mocki“ schon längst in Behandlung<br />
war, lief Christelle Daunay jubelnd<br />
ins Ziel: Die 39-Jährige holte das erste<br />
EM-Gold für Frankreichs Frauen auf der<br />
klassischen Strecke. Ihre Siegerzeit von<br />
2:25:14 Stunden verdient angesichts des<br />
schlechten Wetters und des welligen<br />
Rundkurses das Prädikat Weltklasse. „Ich<br />
bin sehr zufrieden. Dieser Sieg krönt eine<br />
schöne Karriere mit der schönsten Medaille“,<br />
sagte die französische Rekordhalterin.<br />
Zweite wurde wie bei der WM 2013<br />
in Moskau die Italienerin Valeria Straneo<br />
in 2:25:27 Stunden vor der portugiesischen<br />
Mitfavoritin Jessica Augusto, die<br />
2:25:41 Stunden benötigte.<br />
Das bittere Aus der 39-maligen Deutschen<br />
Meisterin Mockenhaupt ließ zugleich<br />
die Hoffnungen des deutschen<br />
Trios auf ein gutes Teamergebnis platzen.<br />
Um in die Wertung zu kommen, hätten<br />
alle drei Läuferinnen das Ziel erreichen<br />
müssen. Dennoch war die in Zürich lebende<br />
Hamburgerin Mona Stockhecke<br />
mit Platz 22 und vor allem mit ihrer<br />
Zeit von 2:35:44 Stunden glücklich. Die<br />
promovierte Klima-Geologin, die „jeden<br />
Meter und jede Ecke“ des 42,195 Kilometer<br />
langen Kurses genießen konnte,<br />
war hochzufrieden mit dem Ausgang des<br />
Rennen. Sogar ein paar Tränen der Freude<br />
kullerten ihr über die Wangen. Die<br />
Liebe hatte sie einst von Hamburg nach<br />
Zürich verschlagen.<br />
Für Katharina Heinig, die sich mit<br />
einem beherzten Auftritt beim Hamburg-<br />
Marathon für Zuürich empfohlen hatte,<br />
war Platz 28 in 2:40:11 Stunden ein Achtungserfolg.<br />
Erschöpft, aber glücklich<br />
TOPACHT<br />
1. Christelle Daunay (FRA) 2:25:14<br />
2. Valeria Straneo (ITA) 2:25:27<br />
3. Jessica Augusto (POR) 2:25:41<br />
4. Christina Lisa Nemec (CRO) 2:28:36<br />
5. Elvan Abeylegesse (TUR) 2:29:46<br />
6. Anna Incerti (ITA) 2:29:58<br />
7. Rasa Drazdauskaite (LTU) 2:30:32<br />
8. Jessica Draskau-Petersson (DEN) 2:30:53<br />
TEAMWERTUNG<br />
1. Italien 7:27:59<br />
2. Portugal 7:33:06<br />
3. Russland 7:42:03<br />
kam sie ins Ziel. „Am Anfang hat es viel<br />
Spaß gemacht, aber dann wurde es ganz<br />
harte Arbeit“, gestand die 24-Jährige aus<br />
Frankfurt. Aber sie hielt durch: „Beißen,<br />
kämpfen und großer Wille waren heute<br />
gefragt.“<br />
Das Beste zum Schluss<br />
Die 39-jährige Französin<br />
Christelle Daunay krönt<br />
ihre Karriere mit EM-Gold<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 105
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
TOPACHT<br />
1. Sergey Shubenkov (RUS) 13,19<br />
2. William Sharman (GBR) 13,27<br />
3. Pascal Martinot-Lagarde (FRA) 13,29<br />
4. Balazs Baji (HUN) 13,29<br />
5. Petr Svoboda (CZE) 13,63<br />
6. Artur Noga (POL) 14,25<br />
Dimitri Bascou (FRA)<br />
DQ<br />
Lawrence Clark (GBR)<br />
DNS<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Die Nummer eins nur Dritter<br />
Russlands Sergey Shubenkov wiederholte<br />
in 13,20 Sekunden eindrucksvoll seinen<br />
Sieg von der Team-EM 2013. Dabei lief er<br />
sogar die schnellste Zeit, die je bei einer<br />
Team-Europameisterschaft gemessen<br />
wurde. „Ich wusste, dass die Jungs hier<br />
stark sind. Da musste ich alles geben“,<br />
sagte der Drittplatzierte der WM 2013.<br />
Die Jungs, das waren vor allem der<br />
Franzose Pascal Martinot-Lagarde und der<br />
Im Tiefflug zum Titel<br />
Sergey Shubenkov<br />
behält im Finale die<br />
Nerven und holt nach<br />
2012 sein zweites<br />
EM-Gold<br />
110 Meter Hürden Männer<br />
Nur Millimeter trennen<br />
Bühler vom Finale<br />
Brite William Sharman. Sharman war es<br />
auch, der Shubenkov ganz nah rückte und<br />
in 13,21 Sekunden Bestzeit lief. Martinot-<br />
Lagarde wurde Dritter in 13,35 Sekunden.<br />
<strong>DLV</strong>-Sprinter Matthias Bühler landete auf<br />
einem guten vierten Platz und sahnte<br />
damit neun wertvolle Punkte für das<br />
deutsche Team ab, auch wenn er <strong>2014</strong><br />
schon klar schneller als 13,67 Sekunden<br />
unterwegs war.<br />
Auf diesen „Rekord“ hätte Matthias<br />
Bühler liebend gern verzichtet.<br />
Schließlich hätten die 13,39 Sekunden<br />
des Offenburgers bei allen Europameisterschaften<br />
zuvor für einen Platz<br />
im Hürdensprint-Finale gereicht. Nur in<br />
Zürich nicht. Wenige Tausendstel fehlten<br />
dem Deutschen Meister, der in seinem<br />
Halbfinale den zeitgleichen Petr Svoboda<br />
(Tschechien) und Artur Noga (Polen) den<br />
Vortritt lassen musste. Die rechte Schulter<br />
des Polen war um wenige Millimeter<br />
eher im Ziel als der Oberkörper von<br />
Matthias Bühler. „In einer Tausendstel-<br />
Entscheidung rauszufliegen – schlimmer<br />
kann es eigentlich nicht kommen“, sagte<br />
der Deutsche Meister enttäuscht. Doch<br />
er irrte sich. Da der Brite Lawrence Clark<br />
verletzt passen musste, blieb im Finale<br />
ein Startblock frei. Matthias Bühler wäre<br />
der erste Nachrücker gewesen.<br />
Auch der Top-Favorit erwischte im<br />
Endlauf keinen guten Tag. Pascal Martinot-Lagarde<br />
machte zu viele technische<br />
Fehler, rannte Hürde um Hürde um und<br />
sicherte sich in 13,29 Sekunden nur nach<br />
der Disqualifikation seinen französischen<br />
Landsmanns Dimitri Bascou noch Bronze.<br />
Eine indiskutable Zeit für den Landesrekordler,<br />
der sich im EM-Vorfeld auf<br />
12,95 Sekunden gesteigert hatte. So war<br />
der Weg frei für Sergey Shubenkov. In<br />
13,19 Sekunden verteidigte der Russe seinen<br />
Titel erfolgreich. Silber ging an den<br />
Briten William Sharman (13,27 sec).<br />
Wie für Bühler war auch für die weiteren<br />
beiden deutschen Starter im Halbfinale<br />
Endstation. Der Tübinger Gregor<br />
Traber war im Vorlauf noch Bestzeit<br />
gerannt (13,43 sec), fand im Halbfinale<br />
aber nicht ins Rennen und schied in<br />
13,58 Sekunden aus. Erik Balnuweit lief<br />
13,49 Sekunden. Damit verpasste der<br />
Leipziger in seinem Halbfinale den für<br />
den Endlauf benötigten dritten Platz nur<br />
um zwei Hundertstelsekunden.<br />
106 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
100 Meter Hürden Frauen<br />
Der erste EM-Sieg für<br />
Großbritannien<br />
Mit einer Medaille für den Deutschen<br />
Leichtathletik-Verband über 100<br />
Meter Hürden der Frauen war im<br />
Vorfeld geliebäugelt worden. Dass sie Cindy<br />
Roleder (LAZ Leipzig) gewinnen würde<br />
und nicht die höher eingeschätzte Nadine<br />
Hildebrand (VfL Sindelfingen), kam jedoch<br />
ziemlich überraschend.<br />
Acht Tage vor ihrem 25. Geburtstag<br />
machte sich die Hallen-WM-Sechste mit<br />
der Bronzemedaille selbst das schönste<br />
Geschenk. Platz drei in 12,82 Sekunden<br />
bedeutet für sie den größten Erfolg ihrer<br />
Karriere, die sie seit vergangenem Herbst<br />
eigentlich im Siebenkampf verfolgt. Das<br />
Mehrkampftraining hat ihrer Schnelligkeit<br />
über die Hürden allerdings nicht geschadet<br />
– im Gegenteil! Bereits im Halbfinale<br />
war Roleder beste Deutsche gewesen und<br />
in 12,84 Sekunden als Zweite direkt in den<br />
Endlauf eingezogen.<br />
Nadine Hildebrand musste hingegen<br />
auf die Zeit hoffen, gehörte mit ihren 12,92<br />
Sekunden aber letztlich ebenfalls zu den<br />
besten Acht. Die Sindelfingerin erlebte eigentlich<br />
ein ausgezeichnetes Jahr <strong>2014</strong>,<br />
mit Bestzeiten drinnen und draußen, zwei<br />
Deutschen Meistertiteln, dem Finaleinzug<br />
bei der Hallen-WM und Platz zwei bei der<br />
Team-EM in Braunschweig.<br />
Doch die Krönung in Form einer EM-<br />
Medaille in Zürich blieb ihr versagt: Hildebrand<br />
wurde nach gutem Start durchgereicht<br />
und schließlich Sechste – ihre Zeit:<br />
13,01 Sekunden. Gerade auf der zweiten<br />
Rennhälfte, wo sie Probleme hatte, brillierte<br />
Cindy Roleder.<br />
Den Kampf um Gold entschied Tiffany<br />
Porter aus Großbritannien in 12,76 Sekunden<br />
für sich. Cindy Billaud aus Frankreich<br />
holte in 12,79 Sekunden Silber. Porter ist<br />
damit die erste britische Hürdensprint-Europameisterin<br />
überhaupt. Die dritte deutsche<br />
Starterin, Franziska Hofmann (LAC<br />
Erdgas Chemnitz), erreichte bei ihrer EM-<br />
Premiere das Halbfinale.<br />
TOPACHT<br />
1. Tiffany Porter (GBR) 12,76<br />
2. Cindy Billaud (FRA) 12,79<br />
3. Cindy Roleder (GER) 12,82<br />
4. Anne Zagré (BEL) 12,89<br />
5. Alina Talay (BLR) 12,97<br />
6. Nadine Hildebrand (GER) 13,01<br />
7. Rosina Hodde (NED) 13,08<br />
8. Eline Berings (BEL) 13,24<br />
Kopf an Kopf<br />
In einem engen Finale<br />
setzt sich Tiffany Porter<br />
(li.) gegen Cindy Billaud<br />
durch<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Hildebrand staunt über Bestzeit<br />
Nadine Hildebrand (Foto) schaute<br />
gespannt Richtung Anzeigetafel – und<br />
als ihre Zeit mit Rang zwei aufleuchtete,<br />
jubelte sie ausgelassen. 12,80 Sekunden<br />
– das hatte sie in Braunschweig nicht<br />
erwartet. „Den Lauf in Hengelo zuletzt<br />
hatte ich in den Sand gesetzt. Danach<br />
haben wir sehr gut trainiert. Dass es zu<br />
diesem Saisonzeitpunkt schon eine Bestleistung<br />
wird, damit habe ich aber nicht<br />
gerechnet“, sagte die Sprinterin vom<br />
VfL Sindelfingen. Den Start erwischte sie<br />
perfekt, traf die erste Hürde optimal und<br />
kam dann richtig gut ins Rollen. „Eine<br />
starke erste Hürde gibt dir Schub und<br />
treibt dich nach vorn. Dazu wurde das<br />
Publikum immer lauter.“ Die Deutsche<br />
musste sich nur der schnellen Französin<br />
Cindy Billaud, die ihr Rennen nach 12,66<br />
Sekunden beendete, geschlagen geben<br />
und landete damit auf dem erhofften<br />
zweiten Platz. Für gute Zeiten in diesem<br />
Lauf war auch der Wind verantwortlich –<br />
1,8 Meter pro Sekunde Rückenwind gab<br />
es in Braunschweig selten.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 107
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
TOPACHT<br />
1. Kariem Hussein (SUI) 48,96<br />
2. Rasmus Mägi (EST) 49,06<br />
3. Denis Kudryavtsev (RUS) 49,16<br />
4. Timofey Chalyy (RUS) 49,56<br />
5. Felix Franz (GER) 49,83<br />
6. Emir Bekric (SRB) 49,90<br />
7. Varg Königsmark (GER) 49,91<br />
8. Oskari Mörö (FIN) 50,14<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Extra-Applaus für Schirrmeister<br />
Silvio Schirrmeister bekam die gesamte<br />
Wucht des Heimvorteils zu spüren. Eigentlich<br />
wollte er beim Einmarsch ins Stadion<br />
nur seinen Eltern zuwinken, zurück<br />
jubelte aber die gesamte Haupttribüne.<br />
„So etwas hat man nicht oft. Das muss<br />
man ausnutzen“, sagte der Chemnitzer.<br />
Das tat er dann auch im Rennen. Hinter<br />
dem Russen Denis Kudravtsev (49,38<br />
sec) sicherte sich Schirrmeister diesmal<br />
Heimsieg<br />
Kariem Hussein, Schweizer<br />
mit Wurzeln in Ägypten,<br />
verwandelte den Letzigrund<br />
in ein Tollhaus<br />
400 Meter Hürden Männer<br />
Schweizer „Pharao“<br />
hat den Tunnelblick<br />
Platz zwei. In 49,80 Sekunden blieb er<br />
einmal mehr unter der 50er-Marke. Damit<br />
war der Deutsche Meister von 2013, der<br />
sich im Ziel zurecht vom Publikum noch<br />
einmal feiern ließ, zufrieden: „Die Bedingungen<br />
haben nicht mehr hergegeben.<br />
Es war schwer zu laufen. Der Wind war<br />
auf der zweiten Hälfte sehr wechselhaft.“<br />
Sein Ziel, unter die ersten Drei zu kommen<br />
und ein zweistelliges Punkteergebnis<br />
einzufahren, hatte Silvio Schirrmeister<br />
damit erreicht.<br />
Der Letzigrund bebte so wie man es<br />
vom weltbekannten Meeting „Weltklasse<br />
Zürich“ kennt und wie man<br />
es in den Tagen zuvor manchmal vermisst<br />
hatte. Kariem Hussein stürmte als Führender<br />
auf die Zielgerade, noch zwei Hürden<br />
hatte der 25-Jährige vor sich, noch zwei<br />
Stolpersteine auf dem Weg zu einer Sensation.<br />
Hussein behielt den Tunnelblick, auch<br />
ein kleiner Stolperer an der letzten Hürde<br />
konnte ihn nicht stoppen. Zum ersten Mal<br />
blieb der Medizinstudent, dessen Vater vor<br />
35 Jahren von Kairo in die Schweiz kam,<br />
unter 49 Sekunden. In exakt 48,96 Sekunden<br />
sicherte er sich die Goldmedaille, an<br />
die er so fest geglaubt hatte.<br />
„Hier bin ich der Chef“, hatte Kariem<br />
Hussein schon nach dem Halbfinale gesagt.<br />
In seinem „Heimstadion“ wollte er<br />
keinem anderen den Vortritt lassen. Das<br />
Selbstbewusstsein des Thurgauers, den die<br />
Schweizer Zeitung „Blick“ nach dem Finalsieg<br />
als „unseren Pharao“ bezeichnete,<br />
schien riesengroß. Hinterher musste Hussein<br />
gestehen, dass er sich vor dem Finale<br />
ob des großen Drucks, den er sich durch<br />
seine Aussagen auch selbst auferlegt hatte,<br />
fast „in die Hosen geschissen“ habe.<br />
Hinter Rasmus Mägi (Estland/49,06<br />
sec) und Denis Kudryavtsev (Russland/49,16<br />
sec) kamen die beiden deutschen<br />
Finalisten Felix Franz (LG Neckar-<br />
Enz) und Varg Königsmark (SC Magdeburg)<br />
mit 49,86 und 49,91 Sekunden auf<br />
die Plätze fünf und sieben. Beiden gehört<br />
in Deutschland die Zukunft über 400 Meter<br />
Hürden. Die erst 21 (Franz) und 22 (Königsmark)<br />
Jahre jungen Athleten hatten im<br />
Halbfinale gezeigt, wozu sie in der Lage<br />
sind. In 48,96 und 49,12 Sekunden waren<br />
sie zu neuen Hausrekorden gerannt. Vor<br />
allem Felix Franz konnte es kaum glauben,<br />
dass er zum ersten Mal in seiner Karriere<br />
unter 49 Sekunden geblieben war. Damit<br />
standen zum ersten Mal seit 1990 wieder<br />
zwei Deutsche in einem EM-Finale.<br />
108 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
400 Meter Hürden Frauen<br />
Favoritin Eilidh Child<br />
rettet sich ins Ziel<br />
W<br />
äre das Rennen bei den Europameisterschaften<br />
nicht 400 Meter,<br />
sondern 402 Meter lang gewesen<br />
– die Siegerin von Zürich hieße Anna Titimets<br />
oder Irina Davydova und nicht Eilidh<br />
Child. Die Ukrainerin und die Russin waren<br />
auf der Zielgeraden immer näher an die<br />
führende Britin und die Tschechin Denisa<br />
Rosolova herangelaufen, doch die Strecke<br />
reichte nur noch, um Rosolova zu überholen,<br />
deren offensive Renngestaltung am<br />
Ende nicht belohnt wurde (54,70 sec).<br />
Eilidh Child war im Ziel zunächst nicht<br />
sicher, ob es tatsächlich gereicht hatte. Fragend<br />
blickte sie hinauf zu den britischen<br />
Betreuern auf der Tribüne, doch erst als das<br />
Ergebnis nach ein paar Sekunden bangen<br />
Wartens auf der Anzeigetafel erschien, hatte<br />
sie endlich Gewissheit. Child siegte in<br />
54,48 Sekunden, gefolgt von Anna Titimets<br />
(54,56 sec), die neue persönliche Bestleistung<br />
lief, und Titelverteidigerin Irina Davydova<br />
(54,60 sec). Ihre acht Hundertstel<br />
Vorsprung bedeuteten die knappste Entscheidung<br />
über 400 Meter Hürden in der<br />
EM-Historie. Damit stellt Großbritannien<br />
20 Jahre nach dem Triumph von Sally Gunnell<br />
erstmals wieder eine Europameisterin<br />
über diese Distanz. Für Eilidh Child war es<br />
schon die zweite internationale Medaille<br />
in diesem Sommer, nachdem die Schottin<br />
vor der EM bei den Commonwealth Games<br />
in Glasgow Silber geholt hatte. Als eine<br />
von nur fünf Frauen brachte sie damit das<br />
Kunststück fertig, bei beiden Großereignissen<br />
auf dem Treppchen zu stehen.<br />
Die einzige deutsche Starterin, Christiane<br />
Klopsch von der LG Ovag Friedberg-<br />
Fauerbach, wäre schon zufrieden gewesen,<br />
wenn sie das Finale erreicht hätte, was nach<br />
der sechstschnellsten Zeit im Vorlauf auch<br />
machbar schien. Im Halbfinale scheiterte<br />
sie jedoch knapp als Neunte (56,28 sec).<br />
Damit bleibt Claudia Marx als EM-Vierte<br />
von 2006 die letzte Deutsche, die über die<br />
Langhürden im Finale stand.<br />
TOPACHT<br />
1. Eilidh Child (GBR) 54,48<br />
2. Anna Titimets (UKR) 54,56<br />
3. Irina Davydova (RUS) 54,60<br />
4. Denisa Rosolová (CZE) 54,70<br />
5. Yadisleidy Pedroso (ITA) 55,90<br />
6. Vera Rudakova (RUS) 56,22<br />
7. Axelle Dauwens (BEL) 56,29<br />
8. Joanna Linkiewicz (POL) 56,59<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Acht Punkte statt Rang acht<br />
Christiane Klopsch (Foto) hat nach Platz<br />
acht in Stockholm (2011) und sieben<br />
Gateshead (2013) bei der Team-EM <strong>2014</strong><br />
acht Punkte für das deutsche Team geholt<br />
– mit einem nach der Startliste maximal<br />
möglichen fünften Platz in einem starken<br />
Feld. In 56,38 Sekunden erzielte die<br />
Deutsche Meisterin die zweitbeste Zeit<br />
ihrer Karriere. „Bis zur sechsten Hürde<br />
Volle<br />
Konzentration<br />
Die Schottin<br />
Eilidh Child wird<br />
ihrer Favoritenrolle<br />
im Finale gerecht<br />
war es ein Traum. Ich hatte ein sehr gutes<br />
Gefühl. Hinten raus habe ich den Wind<br />
gemerkt, da wurden die Beine schwer“,<br />
sagte die 23-Jährige. Dennoch hielt sie<br />
dagegen, mithilfe der starken Konkurrenz<br />
– für sie in dieser Saison sehr ungewohnt.<br />
Christiane Klopsch kam unbesiegt nach<br />
Braunschweig. Vor der deutschen Vertreterin<br />
kam das komplette Podium der<br />
EM von Helsinki 2012 sowie Eilidh Child<br />
ins Ziel. Die Ukrainerin Hanna Ryzhykova<br />
(55,00 sec) setzte sich vor der Britin Eilidh<br />
Child (55,36 sec) und der Europameisterin<br />
von 2012, Irina Davydova (Russland; 55,79<br />
sec), durch.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 109
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
TOPACHT<br />
1. Yoann Kowal (FRA) 8:26,66<br />
2. Krystian Zalewski (POL) 8:27,11<br />
3. Angel Mullera (ESP) 8:29,16<br />
4. Sebastian Martos (ESP) 8:30,08<br />
5. Ivan Lukyanov (RUS) 8:32,50<br />
6. Jukka Keskisalo (FIN) 8:32,70<br />
7. Steffen Uliczka (GER) 8:32,99<br />
8. Tarik Langat Akdag (TUR) 8:33,13<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Youngster Grau wie ein alter Hase<br />
Er reckte beide Daumen in die Höhe,<br />
und während seine Konkurrenten<br />
noch schnaufend auf der Bahn lagen,<br />
stand Martin Grau (Foto) schon zum<br />
TV-Interview bereit. Kurz zuvor hatte er<br />
als Zweiter hinter dem späteren Europameister<br />
Yoann Kowal (8:25,50 min) nach<br />
8:29,16 Minuten das Ziel erreicht – und<br />
zuvor alles richtig gemacht. Zuerst hatte<br />
der Türke Tarik Akdag ein schnelles Tempo<br />
Wieder In Europas Spitze<br />
Nach seinem sechsten Platz<br />
bei der EM 2010 in<br />
Barcelona landete<br />
Steffen Uliczka diesmal<br />
auf Rang sieben<br />
3.000 Meter Hindernis Männer<br />
Steffen Uliczka rennt<br />
auf Rang sieben<br />
angeschlagen, dann hatte der Franzose<br />
die Führung übernommen. Martin Grau<br />
hielt sich zunächst an Position fünf. „Ich<br />
wusste, dass das Tempo vorn zu schnell<br />
für mich ist und habe gehofft, dass mir<br />
die anderen von vorn entgegenkommen,<br />
wenn ich mein Tempo laufe“, erzählte er<br />
später. Und der 22-Jährige behielt bei seinem<br />
Debüt in der A-Nationalmannschaft<br />
recht. In der drittletzten Runde kämpfte<br />
er sich zunächst an das Quartett vor ihm<br />
heran und dann sogar bis auf Position<br />
zwei vor. Diese hielt er, auch als ihn der<br />
Russe Nikolay Chavkin auf der Zielgerade<br />
am letzten Hindernis noch einmal attackierte.<br />
Diesem blieb in 8:30,61 Minuten<br />
aber nur Platz drei hinter Martin Grau.<br />
Selbst schuld: Der Franzose Mahiedine<br />
Mekhissi-Benabbad hat sich zu früh<br />
über Hindernis-Gold gefreut. Nachdem<br />
er sich schon 100 Meter vor dem Ziel<br />
das Trikot vom Leib gerissen hatte, wurde<br />
er nachträglich disqualifiziert. Der Kieler<br />
Steffen Uliczka wurde Siebter.<br />
Das war keine feine Geste gegenüber<br />
der Konkurrenz – und auch nicht gerade<br />
schlau. Auf dem Weg zu seinem dritten<br />
EM-Titel zog sich Mahiedine Mekhissi-<br />
Benabbad schon auf der Zielgeraden das<br />
Trikot aus, nahm es zwischen die Zähne<br />
und trug es in 8:25,30 Minuten als Erster<br />
durchs Ziel.<br />
Die Kampfrichter entschieden sich<br />
zunächst, es bei einer Verwarnung zu<br />
belassen und zeigten dem zweimaligen<br />
Vize-Weltmeister nur die Gelbe Karte.<br />
Später wurden die Ergebnislisten jedoch<br />
neu geschrieben, nach einem Protest<br />
des spanischen Teams erkannte die<br />
Jury dem Franzosen den Sieg ab und<br />
das dritte EM-Gold in Folge war futsch.<br />
Dennoch konnten weiterhin die Franzosen<br />
jubeln: Yoann Kowal (8:26,66 min)<br />
wurde nachträglich zum Sieger erklärt,<br />
Silber ging an den Polen Krystian Zalewski<br />
(8:29,16 min), Ángel Mullera aus<br />
Spanien (8:29,16 min) rutschte auf Rang<br />
drei nach vorn.<br />
Zur Hälfte des Rennens hatte Favorit<br />
Mekhissi-Benabbad ernst gemacht und<br />
das Feld flog auseinander. Steffen Uliczka<br />
(SG TSV Kronshagen/Kieler TB) überdrehte<br />
in dieser Situation nicht, sondern<br />
lief sein eigenes Rennen. Hinten raus hatte<br />
der Deutsche Meister noch Reserven<br />
und sicherte Rang acht – später korrigiert<br />
auf sieben (8:32,99 min).<br />
Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch)<br />
musste das Feld ziehen lassen, als es<br />
schnell wurde. Am Ende kämpfte er sich<br />
immerhin noch vorbei am Russen Nikolay<br />
Chavkin (8:45,70 min) auf Rang 13<br />
(8:44,46 min).<br />
110 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
3000 Meter Hindernis Frauen<br />
Antje Möldner-Schmidt<br />
stürmt zum EM-Titel<br />
Schon ihre Bronzemedaille vor zwei<br />
Jahren in Helsinki war eine Premiere<br />
für den Deutschen Leichtathletik-Verband<br />
gewesen, doch das Beste hatte sich<br />
Antje Möldner-Schmidt für Zürich aufgehoben.<br />
Als erste Deutsche gewann die Cottbusserin<br />
Gold über 3000 Meter Hindernis.<br />
Es war der einzige EM-Titel für den <strong>DLV</strong>,<br />
der nicht in einer Wurfdisziplin gewonnen<br />
wurde – und es war der wahrscheinlich am<br />
wenigsten erwartete.<br />
Nur als Zehnte der Meldeliste war Antje<br />
Möldner-Schmidt ins Rennen gegangen,<br />
15 Sekunden hinter der Jahresschnellsten<br />
Charlotta Fougberg aus Schweden.<br />
Erwartet worden war ein Duell zwischen<br />
ihr und der Finnin Sandra Eriksson, doch<br />
die musste früh abreißen lassen und hatte<br />
mit der Entscheidung nichts zu tun. Eine<br />
Runde vor Schluss hatten noch vier Läuferinnen<br />
Siegchancen: Fougberg, Sviatlana<br />
Kudzelich (Weißrussland), Diana Martin<br />
(Spanien) und Möldner-Schmidt, wobei<br />
die Deutsche die schlechtesten Karten zu<br />
haben schien. Dann aber ging die 30-Jährige<br />
am letzten Wassergraben volles Risiko.<br />
„Früher habe ich vor dem letzten Wassergraben<br />
immer ein wenig abgebremst. Aber<br />
diesmal bin ich aggressiv rangegangen.<br />
Ich glaube, dass das der Schlüssel zum<br />
Erfolg war“, sagte sie. Nach einem Patzer<br />
von Charlotta Fougberg am letzten<br />
Hindernis war ihr die Goldmedaille nicht<br />
mehr zu nehmen. Möldner-Schmidt siegte<br />
in 9:29,43 Minuten, die Schwedin lief als<br />
Zweite dahinter eine Zeit von 9:30,16 Minuten,<br />
Bronze sicherte sich Diana Martin<br />
in 9:30,70 Minuten.<br />
Die zweite <strong>DLV</strong>-Starterin im Finale, die<br />
Frankfurterin Gesa Felicitas Krause, wurde<br />
nach Rang vier vor zwei Jahren dieses Mal<br />
Fünfte (9:35,46 min). Mit Jana Sussmann<br />
(Lauf-Team Haspa Marathon Hamburg)<br />
war eine dritte Deutsche dabei, die jedoch<br />
im Vorlauf mit einem Sturz in den Wassergraben<br />
ihre Chance aufs Finale vergab.<br />
TOPACHT<br />
1. Antje Möldner-Schmidt (GER) 9:29,43<br />
2. Charlotta Fougberg (SWE) 9:30,16<br />
3. Diana Martin (ESP) 9:30,70<br />
4. Sviatlana Kudzelich (BLR) 9:30,99<br />
5. Gesa-Felicitas Krause (GER) 9:35,46<br />
6. Natalya Vlasova (RUS) 9:36,99<br />
7. Katarzyna Kowalska (POL) 9:43,09<br />
8. Silvia Danekova (BUL) 9:44,81<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Möldner-Schmidt gute Zweite<br />
So geht Laufen mit Köpfchen: Antje<br />
Möldner-Schmidt (LC Cottbus) teilte<br />
sich ihr Rennen klug ein. Immer in<br />
der Spitzengruppe laufend, immer die<br />
führenden Läuferinnen im Blick. „Von den<br />
Startlisten her lag ich auf dem fünften<br />
Platz, da wollte ich erstmal sehen, was<br />
die anderen da vorne machen.“ Die anderen,<br />
das waren vor allem die Spanierin<br />
Unfassbar<br />
Auch Minuten nach<br />
dem Triumph konnte<br />
Antje Möldner-Schmidt<br />
ihren Gold-Coup noch<br />
nicht glauben<br />
Diana Martín und die Schwedin Charlotta<br />
Fougberg, die sich um das Tempo verdient<br />
machten. Fougberg war es auch, die auf<br />
den letzten Runden das Tempo anzog.<br />
Und Antje Möldner-Schmidt konnte<br />
folgen. „Obwohl ich dachte, dass bei den<br />
niedrigen Temperaturen nach dem ersten<br />
Wassergraben meine Muskeln gefrieren.“<br />
Die Muskeln blieben zum Glück geschmeidig<br />
und brachten die <strong>DLV</strong>-Athletin in<br />
9:40,21 Minuten ins Ziel. Platz zwei und<br />
damit nach ihrem Sieg bei der Team-EM-<br />
Premiere 2009 ihre beste Platzierung bei<br />
diesen Meisterschaften. „Ein super Ergebnis“,<br />
findet die 30-Jährige. Die Schwedin<br />
Charlotta Fougberg siegte in 9:35,92<br />
Minuten. Den dritten Platz erlief sich die<br />
Polin Katarzyna Kowalska (9:41,78 min).<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 111
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
TOPACHT<br />
1. Bogdan Bondarenko (UKR) 2,35<br />
2. Andriy Protsenko (UKR) 2,33<br />
3. Ivan Ukhov (RUS) 2,30<br />
4. Jaroslav Bába (CZE) 2,30<br />
5. Daniyil Tsyplakov (RUS) 2,26<br />
6. Yuriy Krymarenko (UKR) 2,26<br />
7. Marco Fassinotti (ITA) 2,26<br />
7. Tihomir Ivanov (BUL) 2,26<br />
7. Gianmarco Tamberi (ITA) 2,26<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Günther fehlt das Sprunggefühl<br />
Nach zwei gescheiterten Versuchen über<br />
2,20 Meter musste Martin Günther seine<br />
Sachen packen. Nach den Sonderregeln<br />
der Team-EM schied der Frankfurter aus,<br />
weil er zuvor jeweils zwei Anläufe für<br />
2,10 und 2,15 Meter gebraucht hatte.<br />
Vier Fehlversuche bedeuten bei der<br />
Team-EM in den vertikalen Sprüngen<br />
das Aus. „Ich war zum Saisoneinstieg<br />
krank, hatte eine Bronchitis, und habe<br />
Blindflug<br />
Bogdan Bondarenko<br />
bog sich am<br />
elegantesten um<br />
die Latte<br />
Hochsprung Männer<br />
Kein Rekord-Wetter<br />
für Bondarenko<br />
meinen Rhythmus einfach noch nicht<br />
gefunden, auch wenn die Trainingswerte<br />
stimmen. Mir fehlt das Gefühl, das man<br />
für die richtig hohen Sprünge braucht“,<br />
meinte Martin Günther. „Heute waren<br />
ein, zwei gute Versuche dabei, aber wenn<br />
es drauf ankommt, kann ich die Leistung<br />
nicht abrufen. Ich hätte natürlich gerne<br />
viel mehr Punkte für das Team geholt.“<br />
Letztlich waren es vier für Position neun.<br />
Deutlich mehr gelang dem Ukrainer<br />
Andriy Protsenko, der mit 2,30 Metern vor<br />
dem Russen Andrey Silnov (2,28 m) und<br />
dem Tschechen Jaroslav Bába (2,26 m)<br />
gewann.<br />
Es sollte ein Höhepunkt der Europameisterschaften<br />
von Zürich werden.<br />
Doch die mögliche Flugshow mit vier<br />
2,40-Meter-Hochspringern im Starterfeld<br />
wurde von Wind und Regen gestoppt. Ganze<br />
zwölf Grad zeigte das Thermometer am<br />
Freitagabend beim Finale im Letzigrund,<br />
dazu war der Anlauf nass vom Dauerregen.<br />
Das war einfach kein Rekordwetter.<br />
Trotzdem lieferte Europarekordler Bohdan<br />
Bondarenko (2,42 m) eine starke Leistung<br />
ab. Seine Einstiegshöhe von 2,30 Metern<br />
nahm der Ukrainer im zweiten Versuch,<br />
2,33 Meter ließ er selbstbewusst aus, um<br />
die Siegerhöhe von 2,35 Metern ebenfalls<br />
im zweiten Anlauf zu überspringen. Das<br />
war zu hoch für die durchaus starke Konkurrenz.<br />
Zwar hob sich sein Landsmann<br />
Andriy Protsenko – seit Anfang Juli <strong>2014</strong><br />
auch Mitglied im erlauchten 2,40-Meter-<br />
Klub – noch zwei Versuche für 2,37 Meter<br />
auf. Doch am Ende war er chancenlos. Die<br />
beiden Sprünge schaute sich Bondarenko<br />
in aller Ruhe an, ohne sich selbst an dieser<br />
Höhe zu probieren. Gleich danach ließ<br />
der neue Europameister die Latte auf 2,43<br />
Meter legen. Das wäre Europarekord gewesen.<br />
Doch nach einem Versuch für die<br />
Zuschauer brach Bondarenko sein Vorhaben<br />
ab. „Ich wollte mich nicht verletzen,<br />
zumal meine Technik wirklich schlecht<br />
war“, sagte der Europameister. Silbermedaillengewinner<br />
Protsenko gab offen zu,<br />
dass sein Landsmann ihm „noch einen<br />
Schritt voraus ist“.<br />
Gar nicht zufrieden war der dritte<br />
2,40-Meter-Springer auf dem Podium, Ivan<br />
Ukhov. Der Olympiasieger musste sich mit<br />
2,30 Metern und Bronze begnügen. „Es<br />
lief heute leider nicht viel zusammen“,<br />
sagte der Russe. Das galt auch für seinen<br />
Landsmann Aleksey Dmitrik. Der vierte<br />
2,40-Meter-Springer rutsche in der Qualifikation<br />
auf nasser Bahn beim Absprung<br />
weg, knickte heftig um und musste seine<br />
Finalträume begraben.<br />
112 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Hochsprung Frauen<br />
Nur Beitia meistert die<br />
Zwei-Meter-Marke<br />
Nach ihrem vierten Platz bei den<br />
Olympischen Spielen 2012 in London<br />
hatte Ruth Beitia die Hochsprungspikes<br />
eigentlich schon an den<br />
Nagel hängen wollen. Es wäre ein voreiliger<br />
Abschied gewesen, schließlich<br />
gehört die Spanierin auch mit nunmehr<br />
35 Jahren noch zu den besten Springerinnen<br />
der Welt. In Zürich segelte sie im<br />
ersten Versuch über 2,01 Meter und verteidigte<br />
damit ihren vor zwei Jahren in<br />
Helsinki gewonnenen Europameistertitel<br />
erfolgreich. Dieses Kunststück war in der<br />
EM-Geschichte bislang erst einer Hochspringerin<br />
gelungen: der Rumänin Iolanda<br />
Balas, Goldmedaillengewinnerin von<br />
1958 und 1962.<br />
Ruth Beitia, die älteste Springerin der<br />
Züricher Finals, nutzte im Letzigrund<br />
einfach die Gunst der Stunde nach den<br />
Absagen von Olympiasiegerin Anna<br />
Chicherova (Russland) und der zweifachen<br />
Weltmeisterin Blanka Vlasic (Kroatien),<br />
um sich unsterblich zu machen.<br />
Bei 1,90 Meter hatte sich die Spanierin<br />
einen frühen Fehlversuch geleistet, doch<br />
danach kam sie immer besser in den<br />
Wettkampf hinein. Bei 1,99 Meter waren<br />
außer ihr nur noch vier Athletinnen im<br />
Wettbewerb: Hallenweltmeisterin Mariya<br />
Kuchina (Russland), Ana Simic aus<br />
Kroatien, die Polin Justyna Kasprzycka<br />
und überraschend auch die Deutsche<br />
Meis-terin Marie-Laurence Jungfleisch<br />
(LAV Stadtwerke Tübingen). Plötzlich<br />
schien eine Medaille in Reichweite für<br />
die 23-Jährige, die im ersten Versuch<br />
über die neue persönliche Bestleistung<br />
von 1,97 Meter geflogen war und dabei<br />
noch Luft zur Latte hatte. Auf dem Bronzerang<br />
liegend, ging sie die 1,99 Meter<br />
an – und scheiterte dreimal. Die anderen<br />
vier Springerinnen schafften die Höhe<br />
hingegen im ersten Anlauf. Am Ende entschied<br />
die geringere Anzahl der Fehlversuche<br />
über Silber, Bronze und Blech.<br />
TOPACHT<br />
1. Ruth Beitia (ESP) 2,01<br />
2. Mariya Kuchina (RUS) 1,99<br />
3. Ana Simic (CRO) 1,99<br />
4. Justyna Kasprzycka (POL) 1,99<br />
5. Marie-Laurence Jungfleisch (GER) 1,97<br />
6. Oksana Okuneva (UKR) 1,94<br />
7. Eleriin Haas (EST) 1,94<br />
8. Daniela Stanciu (ROU) 1,94<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
1,90 Meter für Jungfleisch zu hoch<br />
Bis 1,87 Meter leistete sich Marie-<br />
Laurence Jungfleisch (Foto) keinen<br />
Fehlversuch, doch ihre drei Versuche über<br />
1,90 Meter waren für die Hochspringerin<br />
aus Tübingen nicht von Erfolg gekrönt.<br />
Damit blieb Jungfleisch Rang fünf. „Ich<br />
bin überhaupt nicht zufrieden. Ich hatte<br />
heute mehr drauf, auch wenn ich wegen<br />
meiner Achillessehnenprobleme etwas<br />
Noch kein<br />
bisschen müde<br />
Ruth Beitia freute<br />
sich riesig, dass<br />
sie ihre Karriere<br />
2012 doch noch nicht<br />
beendet hat<br />
Trainingsrückstand habe“, sagte sie. An<br />
der Spitze lieferten sich die die Russin<br />
Mariya Kuchina und Oksana Okuneva aus<br />
der Ukraine ein Duell auf hohem Niveau<br />
– berücksichtigt man die Fehlversuch-<br />
Regelung bei der Team-EM. Die Ukrainerin<br />
riss 1,97 Meter und war damit Zweite,<br />
ehe der Hallen-Weltmeisterin die Kür über<br />
zwei Meter bei zwei Versuchen misslang.<br />
Auf den dritten Sprung verzichtete sie.<br />
Für beide Springerinnen standen 1,95<br />
Meter zu Buche. Rang drei wurde gleich<br />
doppelt vergeben – an die routinierte<br />
Spanierin Ruth Beitia und die Polin Kamila<br />
Licwinko mit jeweils 1,90 Metern.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 113
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
TOPACHT<br />
1. Renaud Lavillenie (FRA) 5,90<br />
2. Pawel Wojciechowski (POL) 5,70<br />
3. Jan Kudlicka (CZE) 5,70<br />
3. Kevin Menaldo (FRA) 5,70<br />
5. Aleksandr Gripich (RUS) 5,65<br />
6. Piotr Lisek (POL) 5,65<br />
7. Konstadinos Filippidis (GRE) 5,60<br />
8. Edi Maia (POR) 5,60<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Lavillenie siegt im Wind-Lotto<br />
Gute Bedingungen für Stabhochspringer<br />
sehen anders aus: Doch trotz der ständig<br />
drehenden Winde spielte Olympiasieger<br />
Renaud Lavillenie seine ganze Klasse<br />
aus. Der Franzose schwang sich über<br />
5,62 Meter – eigentlich eine indiskutable<br />
Höhe für den Weltrekordler, doch<br />
bei dieser Team-EM war dieses Resultat<br />
schon die vollen zwölf Punkte wert. Es<br />
war das schlechteste Stabhochsprung-<br />
Kurze Flugshow<br />
Zwei Sprünge reichten<br />
Renaud Lavillenie zu<br />
Gold. Und er wusste<br />
noch in der Luft, dass<br />
er mal wieder<br />
gewonnen hatte<br />
Stabhochsprung Männer<br />
Renaud Lavillenie<br />
macht Hattrick perfekt<br />
Ergebnis eines Siegers in der Geschichte<br />
der Team-EM, die in dieser Form seit 2009<br />
ausgetragen wird. Nur zehn Zentimeter<br />
niedriger sprang der Leverkusener Tobias<br />
Scherbath (Foto). „Weil die Bedingungen<br />
so schwierig waren, bin ich extra früh eingestiegen“,<br />
sagte er. Eine gute Entscheidung,<br />
denn gleich drei Springer mussten<br />
sich mit einem „Salto Nullo“ und damit<br />
bitteren null Punkten verabschieden. Mit<br />
5,52 Metern war Tobias Scherbarth in der<br />
Endabrechnung Vierter.<br />
Weltrekordler und Olympiasieger<br />
Renaud Lavillenie ist zum dritten<br />
Mal nacheinander Europameister<br />
im Stabhochsprung geworden. Der 27 Jahre<br />
alte Franzose wurde mit 5,90 Metern<br />
seiner Favoritenrolle gerecht. Silber holte<br />
der Pole Pawel Wojciechowski mit 5,70 Metern,<br />
Bronze mit der gleichen Höhe teilten<br />
sich der Franzose Kevin Menaldo und der<br />
Tscheche Jan Kudlicka. Lavillenie brauchte<br />
für seinen goldenen Hattrick lediglich zwei<br />
Versuche: über 5,65 und 5,80 Meter.<br />
Viele Stabhochspringer taten sich an<br />
diesem Samstagabend schwer. Drei scheiterten<br />
bei ihrer Anfangshöhe, für drei weitere<br />
war nach der Einstiegshöhe von 5,40<br />
Metern Schluss, einer von ihnen: Karsten<br />
Dilla (TSV Bayer 04 Leverkusen). Den<br />
Athleten machten zum Teil böige Winde<br />
zu schaffen, die in der technisch anspruchsvollen<br />
Disziplin schnell zu brenzligen<br />
Situationen führen können. Davon<br />
unbeeindruckt zeigte sich Weltrekordler<br />
Renaud Lavillenie. Der 6,16-Meter-Springer<br />
stieg bei 5,65 Metern ein, als nur noch<br />
fünf weitere Athleten im Wettbewerb waren.<br />
Als er bei 5,80 Metern das nächste<br />
Mal zum Sprung ansetzte, war er allein im<br />
Feld, flog über die Latte und hatte Gold in<br />
der Tasche. Doch damit nicht genug. Für<br />
die Galerie und die Geschichtsbücher ließ<br />
er anschließend noch 5,90 Meter im Zweiten<br />
folgen. Drei Versuche über 6,01 Meter<br />
– Meisterschaftsrekord – waren zum<br />
Schluss erfolglos.<br />
Mit dem dritten EM-Gold in Folge zog<br />
Renaud Lavillenie mit Wolfgang Nordwig<br />
gleich, der zwischen 1966 und 1971 dreimal<br />
in Folge Europameister für die DDR<br />
geworden war. Titel eins und zwei hatte<br />
sich Lavillenie mit Höhen von 5,85 Metern<br />
und 5,97 Metern erkämpft, damals<br />
jeweils mit fünf Zentimetern Vorsprung<br />
auf Rang zwei. In Zürich legte er 20 Zentimeter<br />
zwischen sich und den zweitplatzierten<br />
Polen Pawel Wojciechowski.<br />
114 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Stabhochsprung Frauen<br />
Mit dem letzten Sprung<br />
war Bronze futsch<br />
Lisa Ryzih, die Psychologiestudentin<br />
vom LAZ Zweibrücken, flog über 4,60<br />
Meter und damit nur auf den undankbaren<br />
vierten Platz. Der Titel ging erstmals<br />
an die Russin Anzehlika Sidorova mit 4,65<br />
Meter. Dahinter landeten mit jeweils fünf<br />
Zentimetern weniger die Griechin Nikolia<br />
Kiriakopoulou, Angelina Schuk-Krasnowa<br />
(ebenfalls Russland) und Ryzih. Die<br />
25-Jährige, 2010 in Barcelona noch mit<br />
Bronze dekoriert, hatte die meisten Fehlversuche<br />
und ging deshalb leer aus.<br />
Es war ein Wettkampf, der von Anfang<br />
an von vielen Fehlversuchen geprägt war.<br />
Lisa Ryzih hatte schon die Auftakthöhe<br />
von 4,45 Metern erst im dritten Anlauf<br />
überflogen, dann aber haushoch. Die 4,55<br />
Meter hakte sie im zweiten Versuch ab.<br />
Damit schnupperte sie als Vierte des Zwischenklassements<br />
bereits an einer Medaille.<br />
Es war aber auch klar, dass sie noch<br />
mindestens eine Höhe meistern musste.<br />
Das tat sie dann auch - mit wiederum<br />
starkem Nervenkostüm sprang sie im dritten<br />
Versuch über 4,60 Meter, was sie auf<br />
Platz drei hinter brachte. Die 4,65 Meter<br />
erwiesen sich dann aber als zu hoch.<br />
Bis zum letzten Versuch der gesamten<br />
Konkurrenz bei dieser Höhe lag Lisa Ryzih<br />
noch auf dem Bronzerang, dann kam aber<br />
die Russin Anzehlika Sidorova, die über<br />
4,65 Meter und zu Gold flog. Für Carolin<br />
Hingst wurde es wieder nichts mit einer<br />
internationalen Medaille. Die 33-Jährige<br />
von der TG 1847 Nieder-Ingelheim<br />
kämpfte sich im dritten Versuch noch<br />
über ihre Einstiegshöhe von 4,35 Metern.<br />
Bei 4,45 Metern war für die im Vorfeld<br />
von Knieproblemen heimgesuchte Deutsche<br />
Vize-Meisterin aber Schluss. Der routinierten<br />
Athletin blieb damit Platz zehn.<br />
Für die dritte deutsche Starterin kam das<br />
Aus schon in der Qualifikation: Nach<br />
einem Sprung über 4,25 Meter scheiterte<br />
Katharina Bauer vom TSV Bayer 04 Leverkusen<br />
schon bei 4,35 Metern dreimal.<br />
TOPACHT<br />
1. Anzhelika Sidorova (RUS) 4,65<br />
2. Ekaterini Stefanidi (GRE) 4,60<br />
3. Angelina Zhuk-Krasnova (RUS) 4,60<br />
4. Lisa Ryzih (GER) 4,60<br />
5. Angelica Bengtsson (SWE) 4,45<br />
6. Jirina Svobodova (CZE) 4,45<br />
7. Nikolia Kiriakopoulou (GRE) 4,35<br />
7. Alayna Lutkovskaya (RUS) 4,35<br />
7. Minna Nikkanen (FIN) 4,35<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Bauer beim Debüt auf Rang drei<br />
Als Katharina Bauer gleich im ersten Versuch<br />
über 4,40 Meter flog, riss die Leverkusenerin<br />
die Arme nach oben. Denn da<br />
stand fest: Die 24-Jährige hatte ihr Debüt<br />
bei der Team-EM mit Bravour bestanden.<br />
Ende Mai hatte sie ihre Bestleistung auf<br />
4,55 Meter gesteigert. Mit den kühlen<br />
Temperaturen und wechselnden Winden<br />
im Eintracht-Stadion kamen beileibe nicht<br />
Zu viele Fehlversuche<br />
Wäre die Latte bei Lisa Ryzih bis<br />
zur Höhe von 4,60 Metern nicht<br />
insgesamt fünfmal runtergefallen,<br />
hätte sie ein Medaille gewonnen<br />
alle Stabhochspringerinnen zurecht. So<br />
legte Ex-Weltmeisterin Anna Rogowska<br />
bei 4,40 Metern einen „Salto Nullo“ hin,<br />
gleichbedeutend mit null Punkten fürs<br />
polnische Team. Damit war der Deutschen<br />
der dritte Platz und zehn Punkte<br />
fürs <strong>DLV</strong>-Team nicht mehr zu nehmen.<br />
Höher sprangen nur Anzhelika Sidorova<br />
(Russland; 4,65 m) und Jirina Svobodova<br />
(Tschechien; 4,60 m). Ordentliche Höhen<br />
bei schwierigen Bedingungen.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 115
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
TOPACHT<br />
1. Greg Rutherford (GBR) 8,29<br />
2. Louis Tsatoumas (GRE) 8,15<br />
3. Kafetien Gomis (FRA) 8,14<br />
4. Eusebio Caceres (ESP) 8,11<br />
5. Michel Torneus (SWE) 8,09<br />
6. Ignisious Gaisah (NED) 8,08<br />
7. Tomasz Jaszczuk (POL) 8,07<br />
8. Christian Reif (GER) 7,95<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Reif besiegt den Olympiasieger<br />
Weinheim, Rehlingen, Dessau – und<br />
dann Braunschweig. Nach dem Satz auf<br />
8,13 Meter jubelte Christian Reif (Foto)<br />
ausgelassen, inspirierte damit noch<br />
den gerade um den 5.000-Meter-Sieg<br />
kämpfenden Arne Gabius und setzte seine<br />
Frühsommer-Siegesserie fort. Dies gelang<br />
ihm in einem starken Feld, angeführt<br />
von Greg Rutherford aus Großbritannien.<br />
Der Olympiasieger flog im ersten Versuch<br />
Super-Sunday<br />
Vier Goldmedaillen holte<br />
Großbritannien allein am<br />
letzten EM-Tag. Eine davon<br />
steuerte Weitsprung-<br />
Olympiasieger Greg<br />
Rutherford bei<br />
Weitsprung Männer<br />
Deutsche Asse setzen<br />
EM in den Sand<br />
auf 7,99 Meter, setzte sich damit an die<br />
Spitze – konnte aber nicht nachlegen,<br />
haderte später mit den Bedingungen<br />
und war nach Platz zwei enttäuscht.<br />
Über die wechselnden Winde wollte sich<br />
Christian Reif dagegen nicht beschweren,<br />
bei seinem Sprung auf 8,13 Meter<br />
im dritten Versuch herrschte leichter<br />
Gegenwind. „Schön war, die zwölf Punkte<br />
zu holen. Den Olympiasieger zu schlagen<br />
ist sicherlich nicht so verkehrt“, sagte der<br />
Rehlinger mit einem Lächeln.<br />
Nach Gold 2010 für Christian Reif und<br />
2012 für Sebastian Bayer haben die<br />
deutschen Weitspringer die Europameisterschaft<br />
<strong>2014</strong> in den Sand gesetzt.<br />
Der Rehlinger Reif verpasste mit 7,95 Metern<br />
die erhoffte Medaille deutlich, Titelverteidiger<br />
Sebastian Bayer aus Hamburg<br />
war schon in der Qualifikation rausgeflogen.<br />
Am weitesten sprang diesmal der<br />
Brite Greg Rutherford mit 8,29 Metern.<br />
Reif war mit der Vorleistung von 8,49<br />
Metern und der zweitbesten Weite in<br />
Europa nach Olympiasieger Rutherford<br />
(8,51 m) angereist. Der 29-Jährige vom<br />
LC Rehlingen war vor vier Jahren noch<br />
8,47 Meter gesprungen – bei seinem Auftritt<br />
im Letzigrund-Stadion übertraf er die<br />
Acht-Meter-Marke nicht. „Ich habe zwei<br />
sehr gute Sprünge gezeigt, leider waren<br />
die ungültig. Das Ergebnis spiegelt nicht<br />
mein Leistungsvermögen wider. Ich wäre<br />
auch über Platz vier enttäuscht gewesen,<br />
ich wollte hier eine Medaille holen, da ist<br />
es letztendlich egal, ob man Vierter oder<br />
Achter wird. Vier sieht nur auf dem Papier<br />
besser aus“, meinte Christian Reif.<br />
Bayer war mit indiskutablen 7,56 Metern<br />
ebenso wie der Deutsche Hallenmeister<br />
Julian Howard (7,63 m) aus Karlsruhe<br />
in der Ausscheidung gescheitert. „Das ist<br />
völlig lächerlich und indiskutabel, was ich<br />
gezeigt habe“, übte der europäische Hallenrekordler<br />
Bayer Selbstkritik. „Ich wage<br />
es kaum, meinem Trainer unter die Augen<br />
zu treten.“ Um die Nominierung im Weitsprung<br />
hatte es vor der EM viel Aufregung<br />
gegeben. Der unterschenkelamputierte<br />
Paralympics-Sieger Markus Rehm hatte bei<br />
den Deutschen Meisterschaften mit 8,24<br />
Metern den Titel vor Reif gewonnen – mit<br />
einer Karbonprothese. Inmitten einer bundesweiten<br />
Debatte entschied der Deutsche<br />
Leichtathletik-Verband (<strong>DLV</strong>) dann, den<br />
Leverkusener nicht zu nominieren, weil<br />
ihm seine Prothese einen Vorteil verschaffen<br />
könne.<br />
116 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Weitsprung Frauen<br />
Messfehler bremst<br />
Melanie Bauschke aus<br />
Am verregneten Züricher EM-Mittwoch<br />
ging die sprichwörtliche<br />
Schweizer Präzision baden: Die<br />
Leidtragende war Melanie Bauschke,<br />
die eine fast sicher geglaubte Medaille<br />
noch verlor. Was war passiert? Der erste<br />
Sprung der Berlinerin wurde vom Messsystem<br />
mit 6,79 Metern ausgewertet.<br />
Dabei konnte man mit dem bloßen Auge<br />
erkennen, dass der Sprung nicht so weit<br />
gewesen war. Doch bis zum sechsten Versuch<br />
lag die Deutsche Meisterin damit auf<br />
dem Bronzeplatz. Dann wurde aufgrund<br />
eines Protests des schwedischen Teams<br />
der aufgezeichnete Sprung noch einmal<br />
ausgewertet und auf 6,55 Meter korrigiert.<br />
„Ich war schockiert. Es ist die größte<br />
Enttäuschung meiner Karriere“, sagte<br />
Melanie Bauschke mit Tränen in den Augen.<br />
So blieb ihr nur Rang sechs.<br />
Auch Malaika Mihambo war ganz<br />
dicht dran an der Medaille. Die Siegerin<br />
der Team-EM von der LG Kurpfalz flog<br />
auf 6,65 Meter und damit genauso weit<br />
wie Darya Klishina als Dritte. Die Russin<br />
hatte aber den besseren zweiten Versuch.<br />
Zwei Zentimeter – 6,53 zu 6,51 Meter –<br />
gaben den Ausschlag. Es wäre die erste<br />
deutsche EM-Medaille im Weitsprung<br />
seit dem Titel von Heike Drechsler 1998<br />
gewesen. „Es ist hart und traurig, dass so<br />
wenig zu Bronze gefehlt hat“, sagte die<br />
20-Jährige.<br />
Für die dritte deutsche Starterin<br />
Sosthene Moguenara war nach dem<br />
Vorkampf mit 6,38 Metern Schluss. Als<br />
Neunte verpasste die Wattenscheiderin<br />
bei nur 14 Grad den Endkampf um einen<br />
Zentimeter. Deutlich besser lief es<br />
für Eloyse Lesueur. Die Französin verteidigte<br />
ihren Titel mit 6,85 Metern und<br />
setzte sich vor Ivana Spanovic (Serbien;<br />
6,81 m) und Darya Klishina durch. „Es<br />
war ein sehr schwieriger Wettkampf mit<br />
dem Sturm und dem Regen“, sagte Eloyse<br />
Lesueur.<br />
TOPACHT<br />
1. Eloyse Lesueur (FRA) 6,85<br />
2. Ivana Spanovic (SRB) 6,81<br />
3. Darya Klisihina (RUS) 6,65<br />
4. Malaika Mihambo (GER) 6,65<br />
5. Aiga Grabuste (LAT) 6,57<br />
6. Melanie Bauschke (GER) 6,55<br />
7. Alina Rotaru (ROU) 6,55<br />
8. Erica Jarder (SWE) 6,39<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Mihambos Sprung-Gala<br />
Gleich im ersten Versuch ließ Malaika<br />
Mihambo die Zuschauer jubeln. Als eine<br />
der jüngsten Im Feld hob sie ab und<br />
landete erst wieder nach 6,90 Metern.<br />
Beeindruckend aber nicht nur dieses<br />
Ergebnis, sondern die ganze Serie: 6,90<br />
Metern (+1,5 m/sec) ließ sie 6,71 (+1,7<br />
m/sec), 6,90 (+2,4 m/sec) und 6,53 Meter<br />
(+0,1 m/sec) folgen. Dem hatte selbst die<br />
Tränen der Enttäuschung<br />
Melanie Bauschke konnte<br />
es nicht fassen. Weil sich<br />
das Kampfgericht bei der<br />
Messung einen Fehler<br />
leistete, verlor sie<br />
noch Bronze<br />
Französin Eloyse Lesueur mit 6,87 Metern<br />
und die Schwedin Erica Jarder mit einer<br />
Weite vom 6,67 Metern nichts entgegenzusetzen.<br />
Sieben-Meter-Springerin<br />
Olga Kucherenko aus Russland blieb gar<br />
nur Platz sechs (6,43 m). Da kniete auch<br />
Cooly, das Maskottchen der EM in Zürich,<br />
vor Malaika Mihambo nieder und zollte<br />
ihr seinen Respekt „Ich kann noch nicht<br />
ganz kapieren was passiert ist, aber ich<br />
bin sehr stolz. Ich war als Beste gemeldet<br />
und habe es jetzt zum Glück auch<br />
bestätigt.“<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 117
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
TOPACHT<br />
1. Benjamin Campaoré (FRA) 17,46<br />
2. Lyukman Adams (RUS) 17,09<br />
3. Aleksey Fyodorov (RUS) 17,04<br />
4. Yoann Rapinier (FRA) 17,01<br />
5. Marian Oprea (ROU) 16,94<br />
6. Nelson Evora (POR) 16,78<br />
7. Fabrizio Donato (ITA) 16,66<br />
8. Pablo Torrijos (ESP) 16,56<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Fyodorov wiederholt Sieg<br />
Bis <strong>2014</strong> hatte es bei jeder Team-EM<br />
jeweils einen anderen Gewinner im<br />
Dreisprung gegeben. Das änderte Aleksey<br />
Fyodorov in Braunschweig. Der Russe und<br />
der Italiener Fabrizio Donato zeigten mit<br />
ihren ersten Sprüngen auf 16,84 bzw.<br />
16,80 Meter, dass an ihnen kein Weg<br />
vorbeiführt. Danach gelang beiden noch<br />
eine Steigerung auf 16,95 bzw. 16,82 Meter.<br />
Das waren die Plätze eins und zwei.<br />
Für Cassandra<br />
Benjamin Campaoré<br />
widmete das Gold<br />
seiner kleinen Tochter<br />
Dreisprung Männer<br />
Compaoré als erster<br />
Franzose auf dem Thron<br />
Nach zwei Jahren Abstinenz kehrte der<br />
Ex-Weltmeister Phillips Idowu mit einem<br />
Fehlversuch in die britische Nationalmannschaft<br />
zurück. Mit 16,37 Metern aus<br />
dem zweiten Versuch landete der 35-Jährige<br />
hinter dem Ukrainer Viktor Kuznetsov<br />
(16,63 m) auf Rang vier. Andreas Pohle<br />
(Foto), mit der fünftbesten Saisonbestleistung<br />
angereist, hatte bei kühlem<br />
Gegenwind Mühe. Der Erfurter verpasste<br />
bei allen drei Versuchen die 16-Meter-<br />
Marke. Sein bester Sprung gelang ihm im<br />
ersten Versuch (15,81 m). Danach konnte<br />
er nichts mehr draufpacken. Pohle blieb,<br />
wie schon 2010, nur der zehnte Platz.<br />
Noch nie in der 80 Jahre währenden<br />
Geschichte der Leichtathletik-Europameisterschaften<br />
hatte ein Franzose im<br />
Dreisprung ganz oben auf dem Treppchen<br />
gestanden. Benjamin Compaoré beseitigte<br />
diesen Makel für die Grande Nation,<br />
die damit nun bei den Männern in allen<br />
Sprungdisziplinen mindestens einen Goldmedaillengewinner<br />
vorweisen kann. Gleich<br />
im ersten Durchgang setzte der 27-Jährige<br />
die europäische Jahresbestweite von 17,46<br />
Metern in den Sand, an der sich die Konkurrenz<br />
bis zum Schluss die Zähne ausbiss.<br />
Artig ging er anschließend zu den<br />
Kampfrichtern und gab jedem einzelnen<br />
von ihnen die Hand, um sich für ihren<br />
Einsatz während des Wettkampfes zu bedanken.<br />
Es störte ihn auch nicht, dass seine<br />
Siegerweite die schwächste in der EM-Geschichte<br />
seit 1982 war. Den Titel widmete<br />
er seiner Tochter Cassandra, 15 Monate alt,<br />
die den großen Auftritt ihres Vaters im Stadion<br />
hautnah miterleben durfte. Compaoré,<br />
dessen Vater aus dem afrikanischen Burkina<br />
Faso stammt, war 2006 schon U20-Weltmeister<br />
gewesen, hatte es danach bei den<br />
Erwachsenen aber nie aufs Siegerpodest<br />
geschafft. Stets stand er im Schatten seines<br />
Landsmannes Teddy Tamgho, dem Weltmeister<br />
von 2013, der dieses Mal jedoch<br />
wegen einer Sperre nach drei verpassten<br />
Dopingtests und einer schweren Verletzung<br />
auf einen Start in Zürich verzichten musste<br />
und nur als TV-Kommentator vor Ort war.<br />
Von der Tribüne aus sah er schon im<br />
ersten Durchgang gleich drei Versuche<br />
über die 17-Meter-Marke, nachdem in der<br />
Qualifikation kein einziger Athlet so weit<br />
gesprungen war. Hinter Benjamin Compaoré<br />
und seinen 17,46 Metern sortierten sich<br />
der Russe Lyukman Adams (17,09 m), der<br />
bis Zürich beste Europäer in diesem Jahr,<br />
und dessen Landsmann Aleksey Fyodorov<br />
(17,04 m) auf den weiteren Plätzen ein.<br />
Diese Weiten sollten bereits für Silber und<br />
Bronze reichen.<br />
118 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Dreisprung Frauen<br />
Saladukha macht den<br />
Hattrick perfekt<br />
Es wurde der erwartete Zweikampf<br />
zwischen Olha Saladukha (Ukraine)<br />
und Yekaterina Koneva (Russland):<br />
Gleich sechsmal sprang das Duo weiter als<br />
14,50 Meter. Eine Marke, die für den Rest<br />
der Konkurrenz im Letzigrund unerreichbar<br />
war. Obwohl die beiden am Ende nur<br />
vier Zentimeter trennten, war die Ukrainerin<br />
an diesem Tag die bessere Springerin.<br />
Mit 14,73 Metern machte „Mrs. EM“ den<br />
Hattrick nach Siegen 2010 in Barcelona<br />
und 2012 in Helsinki perfekt. „Das ist eine<br />
schöne Reihe an Goldmedaillen“, freute<br />
sich die Europameisterin. Allerdings dachte<br />
die 31-Jährige mehr an ihre Familie und<br />
ihre kleine Tochter zu Hause als an ihre Titelsammlung.<br />
Sie lebt mit ihrer Familie auf der Halbinsel<br />
Krim, die sich Russland anschließen<br />
will. „Die Situation dort ist sehr gefährlich.<br />
Ich weiß noch gar nicht, wann ich nach<br />
Hause komme. Der Frieden ist viel wichtiger<br />
als alle Medaillen“, sagte Saladukha.<br />
Hinter Yekaterina Koneva (14,69 m) ging<br />
auch Bronze an Russland. Dafür reichten<br />
Irina Gumenyuk 14,46 Meter.<br />
Eine Weite, die auch für die deutschen<br />
Starterinnen an ganz guten Tagen machbar<br />
ist. Doch als Beste des <strong>DLV</strong>-Trios musste<br />
sich Kristin Gierisch mit 13,76 Metern<br />
und Rang neun zufrieden geben. Nur ein<br />
Zentimeter fehlte der krank ins Finale gegangenen<br />
Chemnitzerin zum Endkampf.<br />
„Mein Körper ist am Ende, ich lag zwei<br />
Tage lang nur im Bett. Ich wollte es aber<br />
unbedingt versuchen“, sagte die sichtlich<br />
geschwächte Deutsche Meisterin.<br />
Elfte mit 13,68 Metern wurde Jenny<br />
Elbe. Die Dresdnerin hatte nur einen gültigen<br />
Versuch, bei dem sie einige Zentimeter<br />
verschenkte. „Ich wollte mich besser<br />
verkaufen“, sagte Elbe. Das galt auch für<br />
Katja Demut (LC Jena). Für die deutsche<br />
Rekordhalterin war wie bei der EM 2012<br />
in der Qualifikation Endstation. Mit 13,39<br />
Metern fehlten 28 Zentimeter zum Finale.<br />
TOPACHT<br />
1. Olha Saladukha (UKR) 14,73<br />
2. Yekaterina Koneva (RUS) 14,69<br />
3. Irina Gumenyuk (RUS) 14,46<br />
4. Ruth Ndoumbe (ESP) 14,14<br />
5. Gabriela Petrova (BUL) 14,13<br />
6. Dana Veldáková (SVK) 13,87<br />
7. Snezana Vukmirovic (SLO) 13,82<br />
8. Susana Costa (POR) 13,78<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Elbe Dritte im Wind-Lotto<br />
Platz drei hatte Dreispringerin Jenny<br />
Elbe als Optimalplatzierung vor dem<br />
Wettkampf ausgemacht. Zu stark war mit<br />
Yekaterina Koneva (Russland) und Olha<br />
Saladukha (Ukraine) die Konkurrenz an<br />
der Spitze. Das Duo wurde trotz schwieriger<br />
Bedingungen bei wechselnden<br />
Winden (+2,3 bis -4,0 m/sec) – Saladukha<br />
begann mit zwei ungültigen Versuchen<br />
Anflug auf Gold<br />
Die Ukrainerin Olha<br />
Saladukha gewinnt zum<br />
dritten Mal in Folge den<br />
EM-Titel<br />
– seiner Favoritenrolle gerecht. Koneva<br />
legte im zweiten Sprung 14,55 Meter vor,<br />
Saladukha kam im dritten Durchgang<br />
auf 14,33 Meter. „Die 14,55 Meter sind<br />
keine grandiose Weite. Heute zählen aber<br />
nur die zwölf Punkte für das Team. Ich<br />
hoffe, dass es am Ende zum Sieg unserer<br />
Mannschaft reicht“, sagte die Russin. Nur<br />
eine weitere Dreispringerin knackte die<br />
14-Meter-Marke: Jenny Elbe. Im dritten<br />
Versuch landete sie bei 14,01 Metern und<br />
sicherte zehn Punkte für die deutsche<br />
Mannschaft. „Es ist immer noch etwas<br />
Besonderes, wenn die 14 vor dem Komma<br />
steht“, freute sich die 24-Jährige nach<br />
dem siebten 14-Meter-Wettkampf der<br />
Karriere.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 119
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
TOPACHT<br />
1. David Storl (GER) 21,41<br />
2. Borja Vivas (ESP) 20,86<br />
3. Tomasz Majewski (POL) 20,83<br />
4. Stipe Zunic (CRO) 20,68<br />
5. Asmir Kolasinac (SRB) 20,55<br />
6. Jan Marcell (CZE) 20,48<br />
7. Marco Fortes (POR) 20,35<br />
8. Valeriy Kokoyev (RUS) 20,23<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Storl holt den ersten „Zwölfer“<br />
Gleich im ersten Durchgang nahm David<br />
Storl die Position ein, die ihm am besten<br />
gefällt: Mit 20,26 Metern ging er in<br />
Führung. Da 20,26 Meter aber keine<br />
Weite sind, mit denen sich der zweimalige<br />
Weltmeister begnügt, steigerte sich<br />
der Chemnitzer in den Versuchen zwei<br />
und drei über 20,85 auf 21,20 Meter und<br />
holte damit die ersten zwölf Punkte für<br />
Deutschland. Auch im letzten Versuch flog<br />
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Kugelstoßen Männer<br />
Die dritte deutsche<br />
Titelverteidigung<br />
die Kugel bei der Team-EM noch einmal<br />
über die 21-Meter-Marke, Storl trat aber<br />
über. „Der Erste musste passen, danach<br />
konnte der Wettkampf losgehen“, erklärte<br />
er später. „Der Anspruch bei einer<br />
Team-EM ist höher, man will natürlich für<br />
das Team gewinnen, da ist die Motivation<br />
noch mal größer.“ Storl feierte nicht<br />
nur seinen dritten Sieg in Folge bei der<br />
Team-EM, sondern verbesserte auch den<br />
Meisterschaftsrekord, den er zusammen<br />
mit dem Polen Tomasz Majewski gehalten<br />
hatte, um 39 Zentimeter. Der „Mister-<br />
Team-EM“ ist allerdings Tomasz Majewski,<br />
der bei allen fünf bisherigen Ausgaben<br />
am Start war, die beiden ersten gewonnen<br />
hatte und nun mit 20,57 Metern zum<br />
dritten Mal Zweiter war. Dritter wurde<br />
der Russe Aleksandr Lesnoy (20,24 m).<br />
Die erste Hymne, die bei der EM<br />
im Züricher Letzigrund gespielt<br />
wurde, war die deutsche. Und das<br />
war der Verdienst von David Storl. Als<br />
drittem Deutschen nach Udo Beyer (1978<br />
und 1982) und Hartmut Briesenick (1971<br />
und 1974) gelang ihm zum EM-Auftakt<br />
die Titelverteidigung im Kugelstoßen. Er<br />
ist nun der erste Europäer, der in dieser<br />
Disziplin zeitgleich einen WM- und einen<br />
EM-Titel hält.<br />
Schuld daran, dass auf den Sieg kein<br />
unbändiger Jubel folgte, war die Weite<br />
von „nur“ 21,41 Metern – und die Tatsache,<br />
dass der 24 Jahre alte Chemnitzer<br />
nach Runde eins keinen zweiten 21-Meter-Stoß<br />
aus dem Ring brachte. „Über die<br />
Medaille freue ich mich natürlich“, sagte<br />
David Storl. „Aber ich bin zu sehr Sportler,<br />
als dass ich mich nicht über die Weite<br />
ärgern würde.“ Nach dem ersten Versuch<br />
sei ihm die Technik verloren gegangen,<br />
erklärte er. Die Folge der unsauberen Versuche<br />
waren Knieschmerzen, die er mit<br />
Kühlung zu lindern versuchte. Ursache<br />
ist eine entzündete Patellasehne. Deshalb<br />
wird sich der Europameister nach dem<br />
Saisonende operieren lassen. Dann soll<br />
das entzündete Gewebe entfernt werden.<br />
Hinter David Storl war es überraschend<br />
nicht Olympiasieger Tomasz Majewski<br />
(Polen), der Silber einheimste.<br />
Drei Zentimeter fehlten diesem auf Borja<br />
Vivas, der mit 20,86 Metern aus Runde<br />
zwei für Spanien die erste EM-Medaille<br />
im Kugelstoßen holte.<br />
„In meinem Alter muss man auch mit<br />
Bronze zufrieden sein“, scherzte Tomasz<br />
Majewski. Ob er noch bei einer weiteren<br />
EM seine Medaillenbilanz aufpolieren<br />
will, ließ der 32-Jährige offen. „Amsterdam<br />
2016 – vielleicht. Berlin 2018 – auf<br />
gar keinen Fall!“ kündigte er an. Spätestens<br />
nach den Olympischen Spielen<br />
2016 in Rio werde für den zweimaligen<br />
Olympiasieger Schluss sein.<br />
120 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Kugelstoßen Frauen<br />
Schwanitz siegt und<br />
setzt sich neue Ziele<br />
Sie war die klarste Gold-Favoritin im<br />
deutschen Team, hat diese Rolle angenommen<br />
und umgesetzt: Mit vier<br />
ihrer fünf gültigen Versuche hätte Kugelstoßerin<br />
Christina Schwanitz den EM-Titel<br />
geholt. So überlegen war die Vizeweltmeisterin<br />
in Zürich. Der weiteste Stoß<br />
der Nachfolgerin von Nadine Kleinert<br />
als Europameisterin landete nach 19,90<br />
Metern. „Ich war einen halben Meter<br />
vor der Konkurrenz und hätte mit vier<br />
Stößen gewonnen. Das ist schon cool“,<br />
sagte die Athletin vom LV 90 Erzgebirge.<br />
Die immer gut aufgelegte Europameisterin<br />
will sich mit diesem Titel aber<br />
nicht zufrieden geben: „Ich will die Beste<br />
der Welt werden!“ Das ist momentan<br />
(noch) Neuseelands Seriensiegerin<br />
Valerie Adams. Hinter dem Schützling<br />
von Sven Lang, der mit David Storl und<br />
Christina Schwanitz zwei Europameister<br />
betreut, steigerte die Russin Yevgeniya<br />
Kolodko ihre Saisonbestmarke auf 19,39<br />
Meter. Das reichte für Silber vor Anita<br />
Márton. Die Ungarin steigerte den 27<br />
Jahre alten Landesrekord im Finale auf<br />
19,04 Meter und wurde die erste 19-Meter-Stoßerin<br />
des Landes. Das wurde mit<br />
Bronze belohnt. „19 Meter sind für mich<br />
schon eine große Sache. Irgendwann will<br />
ich aber sogar 20 Meter weit kommen“,<br />
sagte Márton.<br />
Die Ungarin strahlte genauso über die<br />
Medaille wie Lena Urbaniak (LG Filstal)<br />
über Platz acht. Mit 17,77 Metern kam<br />
die Drehstoßerin bei ihrer ersten großen<br />
Meisterschaft bis auf sieben Zentimeter<br />
an ihre Bestleistung heran. „Ich bin einfach<br />
nur richtig, richtig glücklich. Das ist<br />
für mich noch wie ein Traum. Die harte<br />
Arbeit im Vorfeld hat sich ausgezahlt“,<br />
jubelte Lena Urbaniak. Die 21-Jährige<br />
war mit Abstand die jüngste Stoßerin im<br />
Finale. Geht ihre Entwicklung so weiter<br />
wie <strong>2014</strong>, wird es nicht ihr letztes großes<br />
Finale gewesen sein.<br />
TOPACHT<br />
1. Christina Schwanitz (GER) 19,90<br />
2. Yevgeniya Kolodko (RUS) 19,39<br />
3. Anita Márton (HUN) 19,04<br />
4. Yulia Leantsiuk (BLR) 18,68<br />
5. Chiara Rosa (ITA) 18,10<br />
6. Irina Tarasova (RUS) 18,05<br />
7. Aliona Dubitskaya (BLR) 17,95<br />
8. Lena Urbaniak (GER) 17,77<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Schwanitz überlegener Triumph<br />
Eigentlich war das ein Wettkampf, bei<br />
dem sich Christina Schwanitz die zwölf<br />
Punkte nur abholen musste. Zu überlegen<br />
zeigte sich die Vize-Weltmeisterin von<br />
2013. Die Saisonbestleistung der nächstbesten<br />
Kugelstoßerin im Braunschweiger<br />
Feld war die der Ukrainerin Olha Holodnaya<br />
und lag 1,68 Meter unter den 20,22<br />
Metern, die Schwanitz vor der Team-EM<br />
Dem Druck standgehalten<br />
Christina Schwanitz ist<br />
ihrer Favoritenrolle gerecht<br />
geworden, auch Yevgeniya<br />
Kolodko (li.) konnte sie<br />
nicht gefährden<br />
schon gezeigt hatte. Als die Kugel der<br />
Deutschen im ersten Versuch schon vor<br />
der 18-Meter-Marke aufkam und Schwanitz<br />
den Versuch ungültig machte, konnte<br />
die Konkurrenz noch einmal kurz hoffen.<br />
Doch mit den 19,43 Metern im zweiten<br />
Versuch machte die 28-Jährige den Sieg<br />
klar. Selbst die zweimal 18,87 Meter in<br />
den Versuchen drei und vier hätten noch<br />
zum Sieg gereicht, die Ränge zwei und<br />
drei gingen an die Russin Irina Tarasova<br />
(18,36 m) und die Italienerin Chiara Rosa<br />
(17,92 m). „Ich hoffe mal, dass es in<br />
Zürich bei der EM genauso läuft und ich<br />
da auch Gold mit nach Hause nehme“,<br />
blickte Schwanitz optimistisch voraus.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 121
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
TOPACHT<br />
1. Robert Harting (GER) 66,07<br />
2. Gerd Kanter (EST) 64,75<br />
3. Robert Urbanek (POL) 63,81<br />
4. Piotr Malachowski (POL) 63,54<br />
5. Viktor Butenko (RUS) 62,80<br />
6. Mario Pestano (ESP) 62,31<br />
7. Daniel Jasinski (GER) 62,04<br />
8. Frank Casanas (ESP) 61,47<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Kapitän Harting hält den Kurs<br />
Der Team-Kapitän ließ nichts anbrennen:<br />
Robert Harting war der Dominator im<br />
Diskusring. Mit 67,42 Metern feierte der<br />
Olympiasieger den vierten Einzelsieg bei<br />
Team-Europameisterschaften in Folge.<br />
„Danke für die tolle Unterstützung.<br />
Hier in Braunschweig ist das Publikum<br />
immer sehr fachkundig“, bedankte sich<br />
der 29-Jährige bei den 15.000 Fans, die<br />
ins Eintracht-Stadion gekommen waren.<br />
Freudenschrei<br />
Robert Harting feierte<br />
trotz kühlen 14 Grad in<br />
Zürich seine geglückte<br />
Titelverteidigung<br />
„oben ohne“<br />
Diskuswurf Männer<br />
Robert Harting<br />
trotzt Wind und Wetter<br />
Gegen den dreimaligen Weltmeister<br />
hatte selbst sein polnischer Dauerkonkurrent<br />
Piotr Malachowski keine Chance.<br />
Der Sieger der Team-EM-Premiere 2009<br />
folgte mit 65,35 Metern auf Rang zwei.<br />
Robert Harting hätte mit allen seinen<br />
vier Versuchen gewonnen. Durch den<br />
Triumph des Berliners schlug die deutsche<br />
Mannschaft endgültig den Kurs Richtung<br />
zweitem Triumph bei einer Team-EM ein.<br />
Denn auch Harting nahm der russischen<br />
Konkurrenz zwei Punkte ab, da Viktor<br />
Butenko mit 62,81 Metern knapp vor dem<br />
Niederländer Erik Cadée (62,72 m) den<br />
dritten Platz belegte.<br />
Um 22:42 Uhr wollte Robert Harting<br />
nur noch schlafen gehen: Der Diskuswurf-Olympiasieger<br />
hatte sich<br />
nach seiner erfolgreichen Titelverteidigung<br />
im Züricher Letzigrund das Trikot vom<br />
Leib gerissen, sich auf die Bahn gelegt und<br />
den <strong>DLV</strong>-Dress als Kissen benutzt. Anders<br />
als sonst verzichtete er allerdings aufs obligatorische<br />
Zerreißen des Shirts. „Das mag<br />
meine Oma nicht“, sagte der Berliner. Wie<br />
alle Diskuswerfer hatte auch Robert Harting<br />
mit Wind und Kälte zu kämpfen. Aufgrund<br />
eines Sturms musste der Wettkampf<br />
mehrere Male verschoben werden. „Wir<br />
haben uns sechs- oder siebenmal aufgewärmt“,<br />
berichtete der Europameister über<br />
die ungewöhnliche Vorbereitung zwischen<br />
Hotel, Callroom und Stadion.<br />
Dementsprechend fielen auch die Weiten<br />
aus. Nur Robert Harting übertraf mit<br />
66,07 Metern die 65-Meter-Marke. Gleichzeitig<br />
schaffte der dreifache Weltmeister als<br />
erst zweiter Diskuswerfer das Kunststück,<br />
seinen EM-Titel zu verteidigen. Zwischen<br />
1946 und 1954 hatte der Italiener Adolfo<br />
Consolini dreimal in Folge gewonnen. Auf<br />
den deutschen Ausnahmeathleten folgten<br />
„Altmeister“ Gerd Kanter (Estland; 64,75<br />
m) und Robert Urbanek (Polen; 63,81 m).<br />
Letztmals hatte man vor 40 Jahren mit einer<br />
Weite von weniger als 64 Metern eine<br />
EM-Medaille gewonnen. Ein Beweis für die<br />
widrigen Bedingungen am Mittwochabend<br />
im Letzigrund.<br />
Zwei Medaillenkandidaten kamen damit<br />
gar nicht zurecht. Ex-Europameister<br />
Piotr Malachowski (Polen) musste sich als<br />
Vierter mit 63,54 Metern begnügen. Der<br />
Magdeburger Martin Wierig verpasste als<br />
Elfter (60,82 m) sogar den Endkampf. Besser<br />
kam Daniel Jasinski zurecht. Der Wattenscheider<br />
wurde mit 62,04 Metern Siebter.<br />
„Unter den besten acht Werfern in Europa.<br />
Damit bin ich natürlich zufrieden“,<br />
sagte Daniel Jasinski zu seiner geglückten<br />
EM-Premiere.<br />
122 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Diskuswurf Frauen<br />
Gold mit dem weitesten<br />
Wurf seit 22 Jahren<br />
Die kroatische Top-Favoritin Sandra<br />
Perkovic bestimmte den Wettkampf<br />
erwartungsgemäß. Mit einer Weite<br />
von 71,08 Metern als neuem Landesrekord<br />
feierte die Olympiasiegerin eine erfolgreiche<br />
Titelverteidigung. Es war der<br />
weiteste Wurf seit 1992. Shanice Craft hat<br />
den nächsten Gipfel ihrer jungen, aber<br />
schon jetzt beeindruckenden Karriere erklommen.<br />
Im Diskus-Finale holte sich die<br />
Mannheimerin mit Bronze (64,33 m) die<br />
erste internationale Erwachsenen-Medaille.<br />
Dass sie bei den Saisonhöhepunkten<br />
auf den Punkt da sein kann und über<br />
starke Nerven verfügt, hatte sie im Nachwuchsbereich<br />
bereits als Jugend-Olympiasiegerin,<br />
U20-Weltmeisterin und U20-Europameisterin<br />
reichlich beweisen. Von jedem<br />
internationalen Freiluftstart hat sie bislang<br />
eine Medaille mit nach Hause gebracht –<br />
so jetzt auch in Zürich.<br />
Diese besonderen Qualitäten nahm<br />
die 21-Jährige auch im Letzigrund-Stadion<br />
mit in den Ring. Shanice Craft zeigte als<br />
frischgebackene Deutsche Meisterin vor<br />
den großen Namen keinerlei Respekt.<br />
Nach 62,36 Metern im ersten Durchgang<br />
steigerte sie sich im zweiten Versuch auf<br />
64,33 Meter. Diese Weite brachte ihr dann<br />
auch die Medaille und das recht sicher vor<br />
Teamkollegin Anna Rüh (62,46 m).<br />
Die Neubrandenburgerin hatte ihrerseits<br />
mit ihrer Tagesbestweite schon im<br />
ersten Versuch einen guten Auftakt erwischt.<br />
Danach konnte sie sich nicht mehr<br />
steigern. Das spielte aber keine Rolle. Anna<br />
Rüh wiederholte mit Platz vier das Ergebnis<br />
der letzten Europameisterschaft und<br />
hatte sich damit achtbar aus der Affäre<br />
gezogen.<br />
Julia Fischer machte mit Platz fünf den<br />
Dreierpack aus deutscher Sicht perfekt. Die<br />
Berlinerin hatte sich dort mit 61,20 Metern<br />
aus dem zweiten Versuch platziert. Auch<br />
für sie war es eine Wiederholung des EM-<br />
Ergebnisses von 2012.<br />
TOPACHT<br />
1. Sandra Perkovic (CRO) 71,08<br />
2. Mélina Robert-Michon (FRA) 65,33<br />
3. Shanice Craft (GER) 64,33<br />
4. Anna Rüh (GER) 62,46<br />
5. Julia Fischer (GER) 61,20<br />
6. Zinaide Sendriute (LIT) 60,65<br />
7. Sanna Kämäräinen (FIN) 60,52<br />
8. Yuliya Maltseva (RUS) 60,40<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Ersatzfrau Craft glänzt als Zweite<br />
Erst im letzten Moment war die Mannheimerin<br />
Shanice Craft (Foto) durch<br />
die verletzungsbedingte Absage der<br />
Vize-Europameisterin von 2012, Nadine<br />
Müller, ins deutsche Team gerückt. Doch<br />
die 21-Jährige meisterte ihre Premiere bei<br />
einer Team-EM bravourös. 65,07 Meter<br />
weit warf sie den Diskus schon im ersten<br />
Versuch und holte damit elf Punkte für<br />
Irre Weite<br />
Die 71,08 Meter, mit<br />
denen Sandra Perkovic Gold holte,<br />
waren nicht nur kroatischer Rekord,<br />
sondern auch der weiteste Wurf mit<br />
dem Diskus seit 1992<br />
Team Deutschland. „Ich wollte mir direkt<br />
im ersten Wurf Sicherheit holen. Dass<br />
er dann so weit ging, hat mich selber<br />
überrascht.“ Zum dritten Mal in ihrer<br />
Karriere warf sie damit über die 65-Meter-<br />
Marke und stabilisiert ihre Position. „Jetzt<br />
im Team der Erwachsenen angekommen<br />
zu sein, das fühlt sich super an. Die<br />
Erwartungen steigen damit auch, aber ich<br />
kann damit gut umgehen“, sagte Craft,<br />
die 2013 noch Silber bei der U23-EM mit<br />
Diskus und Kugel geholt hatte. Gegen die<br />
Routine der Französin Mélina Robert-<br />
Michon (65,51 m) konnte sich die junge<br />
deutsche Diskushoffnung aber noch nicht<br />
durchsetzen. Platz drei holte sich Yekaterina<br />
Strokova (Russ land; 63,97 m).<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 123
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
TOPACHT<br />
1. Krisztián Pars (HUN) 82,69<br />
2. Pawel Fajdek (POL) 82,05<br />
3. Sergey Litvinov (RUS) 79,35<br />
4. Pavel Kryvitski (BLR) 78,50<br />
5. Szymon Ziólkowski (POL) 78,41<br />
6. Primoz Kozmus (SLO) 77,46<br />
7. Marcel Lomnický (SVK) 76,89<br />
8. David Söderberg (FIN) 76,55<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Esser hadert mit Platz und Weite<br />
Das Publikum im Eintracht-Stadion war<br />
zur Stelle und stand bei der ersten<br />
Entscheidung gleich lautstark hinter dem<br />
deutschen Vertreter. Bei rhythmischem<br />
Klatschen holte sich Markus Esser mit<br />
74,73 Metern zunächst die Führung. Im<br />
zweiten Durchgang steigerte sich der<br />
Leverkusener auf 74,90 Meter, ganz glücklich<br />
wirkte er nach dem Versuch allerdings<br />
nicht. Er wusste warum: Er kämpfte<br />
Coole Typen<br />
Sie sind derzeit das<br />
Non-Plus-Ultra im<br />
Hammerwurf:<br />
Krisztián Pars (re.)<br />
und Pawel Fajdek<br />
Hammerwurf Männer<br />
Krisztián Pars siegt im<br />
Duell der Extraklasse<br />
mit seiner Technik. Danach konnte er sich<br />
nicht mehr steigern. Am Ende wurde er<br />
Vierter. „Das ist absolut indiskutabel“,<br />
ging der Routinier hart mit sich ins<br />
Gericht, „ich bin komplett unzufrieden.<br />
Momentan ist bei mir echt der Wurm<br />
drin“. Lob fand er für die Zuschauer:<br />
„Das Publikum war da. Es war eine super<br />
Atmosphäre.“ Im Kampf um die zwölf<br />
Punkte konterte der Russe Sergey Litvinov<br />
mit 76,34 Metern den Franzosen Quentin<br />
Bigot (76,15 m) aus. Auf Platz drei rettete<br />
sich nach zwei ungültigen Versuchen<br />
der polnische Weltmeister Pawel Fajdek<br />
(75,26 m).<br />
Die zwei besten Hammerwerfer der<br />
Welt in den vergangenen Jahren<br />
drückten auch den Europameisterschaften<br />
in Zürich ihren Stempel auf:<br />
Olympiasieger Krisztián Pars (Ungarn) und<br />
Weltmeister Pawel Fajdek (Polen) lieferten<br />
sich ein Duell der Extraklasse. Gleich vier<br />
Würfe der beiden schlugen jenseits von<br />
81,50 Metern ein. Die zwei weitesten gingen<br />
aufs Konto des Ungarn. Nach 82,18<br />
Metern im dritten Versuch ließ der Olympiasieger<br />
im finalen Durchgang 82,69 Meter<br />
folgen. 20 Zentimeter weiter als seine<br />
bisherige Bestleistung. Weltmeister Fajdek<br />
kam ihm im fünften Versuch zwar noch<br />
einmal mit 82,05 Metern sehr nah, gefährden<br />
konnte er den Europameister aber<br />
nicht mehr. „Mein letzter Wurf hat sich<br />
angefühlt wie 83,50 Meter. Leider war er<br />
nicht ganz so weit. Aber nächstes Jahr<br />
peile ich diese Marke an“, freute sich Pars.<br />
Auch der Silbermedaillengewinner war<br />
zufrieden. „Nach meiner Armverletzung<br />
durfte ich keine Wunder erwarten. Dafür<br />
war die Vorbereitungszeit zu kurz“, sagte<br />
Fajdek. Bronze ging an den Deutschen<br />
Meister von 2009.<br />
Seit dreieinhalb Jahren wirft Sergey<br />
Litvinov aber nicht mehr für Deutschland,<br />
sondern für sein Heimatland Russland. Mit<br />
79,35 Metern im fünften Versuch sicherte<br />
sich der 28-Jährige den dritten Platz auf<br />
dem EM-Podest. „Damit hätte ich nach<br />
den vielen technischen Problemen nicht<br />
gerechnet. Mit 78 Metern habe ich geliebäugelt.<br />
Mehr nicht“, sagte Litvinov, der in<br />
Adler nahe der Olympia stadt Sotschi lebt<br />
und trainiert. Dort wird der WM-Fünfte<br />
von Berlin 2009 – damals noch im <strong>DLV</strong>-<br />
Dress – von seinem Vater Sergey Litvinov<br />
Senior gecoacht. Der hatte in den 1980er-<br />
Jahren den Hammerwurf-Weltrekord mehrmals<br />
verbessert. Mit 86,04 Metern ist der<br />
Olympiasieger von 1988 noch immer der<br />
zweitbeste Hammerwerfer aller Zeiten hinter<br />
Weltrekordler Yuriy Sedykh (86,74 m).<br />
124 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Hammerwurf Frauen<br />
Anita Wlodarczyk<br />
wirft wie entfesselt<br />
Enttäuscht verließen Betty Heidler und<br />
Kathrin Klaas das Letzigrund-Stadion.<br />
Die Hammerwurf-Weltrekordlerin und<br />
ihre Frankfurter Klubkollegin gingen nach<br />
einem bitteren EM-Abend leer aus. Heidler<br />
kam mit 72,39 Metern auf Rang fünf. Die<br />
Deutsche Meisterin Klaas lag bis zum letzten<br />
Durchgang auf dem Bronzerang und<br />
musste dann mit ansehen, wie ihr die Polin<br />
Joanna Fiodorow das erste internationale<br />
Edelmetall ihrer Karriere entriss. „Ich habe<br />
mir wirklich ein Bein ausgerissen, aber es<br />
kam keine Weite zustande“, sagte Heidler<br />
und hob verzweifelt die Arme.<br />
Dabei hatte sich Heidler nach einem<br />
dreiwöchigen Trainingslager im Schwarzwald<br />
für alle Bedingungen gewappnet.<br />
Sie hatte im Nebel, bei Hagel, im Regen,<br />
bei Wind und bei Sonne geworfen. „Wir<br />
haben alles durch und ich bin bestens<br />
auf jede Wetterlage vorbereitet“, sagte<br />
Heidler vor dem Finale. Doch als der<br />
Regen einsetzte half ihr das auch nicht.<br />
Im nassen Ring fand Heidler mit 67,65,<br />
70,44 Metern und einem ungültigen Versuch<br />
nur mühsam in den Wettkampf.<br />
Mit 78,76 Metern verteidigte die Polin<br />
Anita Wlodarczyk überlegen ihren EM-Titel.<br />
Silber ging an Martina Hrasnova (Slowakei;<br />
74,66 m). Klaas reichten 72,89 Meter<br />
nicht zum dritten Platz, da Fiodorow im<br />
letzten Durchgang noch 73,67 Meter weit<br />
warf. Ein schwacher Trost: „Ich bin die beste<br />
Deutsche, damit hat vorher auch niemand<br />
gerechnet“, sagte Klaas. Für Klaas<br />
war es wie so oft: Sie konnte die Gunst der<br />
Stunde nicht nutzen und wurde wie vor<br />
zwei Jahren in Helsinki Vierte.<br />
Besser machten es die starken Polinnen.<br />
Allen voran Anita Wlodarczyk, die<br />
nach zwei ungültigen Versuchen mit dem<br />
Rücken zur Wand stand. Der dritte Wurf,<br />
der bei 75,88 Meter landete, war wie eine<br />
Befreiung, danach warf Wlodarczyk wie<br />
entfesselt, steigerte sich über 76,18 Meter<br />
auf starke 78,76 Meter.<br />
TOPACHT<br />
1. Anita Wlodarczyk (POL) 78,76<br />
2. Martina Hrašnová (SVK) 74,66<br />
3. Joanna Fiodorow (POL) 73,67<br />
4. Kathrin Klaas (GER) 72,89<br />
5. Betty Heidler (GER) 72,39<br />
6. Alexandra Tavernier (FRA) 70,32<br />
7. Bianca Perie (ROM) 69,26<br />
8. Nikola Lomnická (SVK) 67,39<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Heidler bleibt „Miss Team-EM“<br />
Sie ist und bleibt „Miss Team-EM“. Bei<br />
den ersten vier Ausgaben war Betty Heidler<br />
(Foto) am Start. Nach Platz zwei bei<br />
der Premiere siegte die Frankfurterin dreimal<br />
in Folge und baute in Braunschweig<br />
ihre Serie auf vier Erfolge aus. Gleich<br />
in Versuch eins ging Heidler mit 72,22<br />
Metern in Führung und konterte dann im<br />
zweiten Durchgang den Angriff der Polin<br />
Doppelte Freude<br />
Europameisterin Anita Wlodarczyk<br />
(li.) und Landsfrau Joanna Fiodorow<br />
feiern Gold und Bronze<br />
Joanna Fiodorow, die sie zwischenzeitlich<br />
um einen Zentimeter übertroffen hatte,<br />
mit 73,80 Metern. Und steigerte sich<br />
dann noch auf 74,63 Meter. Damit hatte<br />
sie die Polin und auch die Russin Anna<br />
Bulgakova (71,83 m) klar im Griff. Nur<br />
den Meisterschaftsrekord, den die Polin<br />
Anita Wlodarczyk bei der Premiere mit<br />
75,23 Metern aufgestellt hatte, holte<br />
Heidler nicht. „Das war der Hammer, die<br />
Stimmung hier“, freute sie sich trotzdem.<br />
„Das oberste Ziel waren die zwölf Punkte,<br />
die Weite, die nicht so der Hammer war,<br />
ist nebensächlich.“<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 125
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
TOPACHT<br />
1. Antti Ruuskanen (FIN) 88,01<br />
2. Vitezlav Vesely (CZE) 84,79<br />
3. Tero Pitkämäki (FIN) 84,40<br />
4. Lassi Etelätalo (FIN) 83,16<br />
5. Dmitriy Tarabin (RUS) 81,24<br />
6. Risto Mätas (EST) 80,73<br />
7. Valeriy Iordan (RUS) 78,40<br />
8. Matija Kranjc (SLO) 78,27<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Hofmann in neuer Dimension<br />
Es war ein Wurf in eine vollkommen neue<br />
Leistungsklasse: Direkt im ersten Versuch<br />
warf der Mannheimer Andreas Hofmann<br />
den Speer auf eine Weite, die das<br />
Publikum im Eintracht-Stadion schier zum<br />
Rasen brachte. 86,13 Meter – das ist Platz<br />
vier in der Welt. Aus dem Nichts, ist man<br />
geneigt zu sagen, katapultierte sich Hofmann<br />
zu einem Medaillenaspiranten für<br />
die EM in Zürich. „Ich war ewig verletzt“,<br />
Finnische Freude<br />
Antti Ruuskanen (li.)<br />
und Tero Pitkämäki mit<br />
Gold und Bronze<br />
Speerwurf Männer<br />
Ruuskanen erwischt<br />
einen optimalen Tag<br />
erinnert sich Andreas Hofmann zurück,<br />
der seit seinem U20-Europameistertitel<br />
2009 diverse Verletzungen zu überstehen<br />
hatte. „Umso schöner ist es, jetzt mit 86<br />
Metern zurück zu sein.“ Damit schlug er<br />
auch den Russen Dmitriy Tarabin, der an<br />
diesem Tag nicht über 83,40 Meter hinaus<br />
kam. Zehn Punkte holte Maksym Bohdan,<br />
mit einer Weite von 80,93 Metern für die<br />
Ukraine.<br />
Fast hätte die Speerwurfnation Nummer<br />
eins in der Welt seinen ersten „Sweep“<br />
in der EM-Geschichte gelandet. Bis<br />
zum fünften Durchgang führten Antti<br />
Ruuskanen, Lassi Etelätalo und Tero Pitkämäki<br />
das Feld an. Erst der fünfte Wurf des<br />
Weltmeisters Vitezlav Vesely (Tschechien)<br />
auf 84,79 Meter verhinderte ein rein finnisches<br />
Podium. Den fünften EM-Titel für<br />
Finnlands Speerwerfer – angefangen mit<br />
dem großen Matti Järvinen vor 80 Jahren<br />
– konnte er nicht verhindern.<br />
Einen zu guten Tag erwischte Antti<br />
Ruuskanen, der im dritten Versuch seine<br />
Bestleistung um 22 Zentimeter auf 88,01<br />
Meter steigerte. Eine würdige Leistung<br />
für einen Europameister. „Die Technik hat<br />
heute einfach gepasst. Die Würfe waren<br />
hoch, das bringt mir viele Meter“, verriet<br />
Antti Ruuskanen sein Erfolgsrezept. Hinter<br />
Weltmeister Vesely ging Bronze an Tero<br />
Pitkämäki (84,40 m). Landsmann Lassi<br />
Etelätalo blieb mit 83,16 Metern Rang vier.<br />
Über solche Weiten hätte sich das<br />
stark eingeschätzte deutsche Duo gefreut.<br />
Doch nach 81,24 Metern in der Qualifikation<br />
kam Thomas Röhler im Finale gar nicht<br />
zurecht. Auf 70,31 Meter folgten 66,52 Meter<br />
und ein ungültiger Wurf. Platz zwölf,<br />
indiskutabel für den Mann aus Jena, der<br />
<strong>2014</strong> schon 86,99 Meter geworfen hatte.<br />
Doch der Deutsche Meister kam mit dem<br />
neuen Belag im Letzigrund gar nicht zurecht,<br />
rutschte immer wieder beim Stemmschritt<br />
weg. „Ohne Stemmbein kann man<br />
nicht Speerwerfen, das geht einfach nicht!<br />
Mit Badelatschen auf nasser Wiese – so<br />
hat sich das für mich angefühlt“, sagte<br />
Röhler.<br />
Andreas Hofmann kam ein wenig<br />
besser zurecht. Doch auch der Sieger der<br />
Team-EM von Braunschweig verpasste mit<br />
77,42 Metern als Neunter den Endkampf.<br />
„Bei mir hat sich wieder ein technischer<br />
Fehler eingeschlichen. Das hat Weite gekostet“,<br />
sagte der Mannheimer.<br />
126 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Speerwurf Frauen<br />
Linda Stahl ist glücklich<br />
mit Bronze und Examen<br />
Lange glänzte die Medaille von Linda<br />
Stahl golden. Schon im ersten Versuch<br />
warf die Leverkusenerin den<br />
Speer auf ihre Tages-Bestmarke von 63,91<br />
Meter und kam damit 22 Zentimeter weiter<br />
als bei ihrem Bronze-Coup zwei Jahre<br />
zuvor in Helsinki. Bei der EM 2010<br />
in Barcelona hatte die Ärztin sogar die<br />
Goldmedaille geholt.<br />
Erst in Runde fünf setzte die Konkurrenz<br />
zum Konter an. Und das gleich<br />
doppelt: Zunächst verbuchte Tatjana<br />
Jelaca mit 64,21 Metern einen neuen<br />
Landesrekord für Serbien, dann schlug<br />
Barbora Spotakova zu. Für die hochdekorierte<br />
Tschechin bedeuteten 64,41<br />
Meter bei nicht bestem „Flugwetter“ im<br />
Züricher Letzigrund das erste EM-Gold.<br />
Zwei Olympiasiege und einen WM-Titel<br />
hat die Mutter eine kleinen Sohns schon.<br />
Die Weltrekordlerin hatte auch Linda<br />
Stahl auf der Rechnung gehabt. „Ich<br />
habe erwartet, dass sie 68 Meter wirft.<br />
Bei allen hat die Weite gefehlt“, sagte<br />
Stahl. Zufrieden war die Ex-Europameisterin<br />
trotzdem: „Ich habe das Medizin-<br />
Examen geschafft, ich habe eine Medaille<br />
gewonnen: Ich finde mich gerade ganz<br />
gut.“<br />
Ganz gut lief es auch für Christin<br />
Hussong. Die 20-Jährige vom LAZ Zweibrücken<br />
belegte bei ihrer ersten großen<br />
Meisterschaft einen starken siebten<br />
Rang. „Ich bin super zufrieden, auch<br />
wenn vielleicht Platz vier drin gewesen<br />
wäre“, sagte das Wurftalent nach 59,29<br />
Metern. Die eigentlich deutlich stärker<br />
eingeschätzte Leverkusenerin Katharina<br />
Molitor musste sich mit glatten 58,00 Metern<br />
begnügen. Damit verpasste sie als<br />
Neunte den Endkampf. Medaillenkandidatin<br />
Hanna Hatsko-Fedusova (Ukraine)<br />
– mit 67,29 Metern als Nummer zwei der<br />
Welt angereist – blieb mit indiskutablen<br />
53,81 Metern sogar schon in der Qualifikation<br />
hängen.<br />
TOPACHT<br />
1. Barbora Spotakova (CZE) 64,41<br />
2. Tatjana Jelaca (SRB) 64,21<br />
3. Linda Stahl (GER) 63,91<br />
4. Madara Palameika (LAT) 62,04<br />
5. Tatsiana Khaladovich (BLR) 61,66<br />
6. Martina Ratej (SLO) 61,58<br />
7. Christin Hussong (GER) 59,29<br />
8. Goldie Sayers (GBR) 58,33<br />
So lief‘s bei<br />
der TEAM-EM<br />
Spotakova nicht zu schlagen<br />
Tschechiens Speerwurf-Star Barbora<br />
Spotakova holte sich nach überstandenen<br />
gesundheitlichen Problemen souverän<br />
den Sieg mit 65,57 Metern. Dabei musste<br />
Spotakova kurz vor Beginn der Team-EM<br />
mit Verdacht auf Blinddarmentzündung<br />
im Krankenhaus behandelt werden. „Ich<br />
fühle mich auch heute noch ziemlich<br />
schlapp“, sagte die zweimalige Olympia-<br />
Dritte Medaille in Folge<br />
Linda Stahl ist eine<br />
Medaillenbank: Nach EM-Gold<br />
2010 und EM-Bronze 2012<br />
belegt die Ärztin in Zürich<br />
erneut Rang drei<br />
siegerin. „Aber ich liebe diese Meisterschaften<br />
so sehr, dass ich sie nicht<br />
verpassen wollte.“ Schlapp wirkte ihr<br />
Auftritt indes anhand der blanken Zahlen<br />
gar nicht. Die <strong>DLV</strong>-Athletin Linda Stahl<br />
fand nicht gut in den Wettkampf hinein.<br />
„Die Windbedingungen waren schon<br />
recht schwierig“, sagte die ehemalige<br />
Europameisterin. „Ich bin nicht so ganz<br />
aus dem Quark gekommen.“ Mit 61,58<br />
Metern landete Linda Stahl auf dem<br />
dritten Platz. Denn im dritten Durchgang<br />
schob sich noch die Ukrainerin Hanna<br />
Hatsko-Fedusova mit 63,01 Metern an ihr<br />
vorbei.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 127
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
TOPACHT<br />
1. Andrei Krauchanka (BLR) 8.616<br />
2. Kevin Mayer (FRA) 8.521<br />
3. Ilya Skhurenyov (RUS) 8.498<br />
4. Eelco Sintnicolaas (NED) 8.478<br />
5. Arthur Abele (GER) 8.477<br />
6. Kai Kazmirek (GER) 8.458<br />
7. Rico Freimuth (GER) 8.308<br />
8. Oleksiy Kasyanov (UKR) 8.231<br />
Die starken deutschen Zehnkämpfer<br />
mussten sich noch besserer Konkurrenz<br />
geschlagen geben: Gold, Silber<br />
und Bronze gingen an Andrei Krauchanka<br />
(Weißrussland; 8.616), Kevin Mayer (Frankreich;<br />
8.521) und Ilya Shkurenyov (Russland;<br />
8.498). Arthur Abele erkämpfte sich<br />
mit Bestleistung von 8.477 Punkten Rang<br />
fünf, dahinter reihten sich Kai Kazmirek<br />
(8.458) und Rico Freimuth (8.308) ein.<br />
Der Stabhochsprung wurde an Tag<br />
zwei das Zünglein an der Waage. Bis dahin<br />
lag das Feld auf hohem Niveau dichtauf,<br />
acht Zehnkämpfer lagen noch auf Kurs jenseits<br />
von 8.400 Punkten, jeder von ihnen<br />
mit Medaillenchancen. Kai Kazmirek (LG<br />
Rhein-Wied), mit einer Leistung von 8.471<br />
Punkten als Jahresbester angereist, hatte<br />
sich in glänzender Verfassung präsentiert<br />
und nach sieben Disziplinen mit drei Einzelbestleistungen<br />
und ohne jeglichen Ausrutscher<br />
in Führung gelegen. Herausragend<br />
sein Weitsprung mit 7,68 Metern, weitere<br />
Bestleistungen über 100 Meter (10,75 sec)<br />
und über 110 Hürden (14,05 sec) sowie<br />
starke 2,13 Meter im Hochsprung.<br />
Dann aber kam der Stabhochsprung,<br />
und hier gingen magere 4,60 Meter für den<br />
U23-Europameister ein – 5,20 Meter ist er<br />
schon gesprungen. Zwar ließ er noch eine<br />
starke Speer-Bestleistung (63,17 m) folgen,<br />
nach 4:38,67 Minuten über 1.500 Meter<br />
musste er in der Endabrechnung jedoch<br />
noch drei stärkere Läufer an sich vorbeilassen.<br />
Dass er mit 8.458 Punkten den<br />
zweitbesten Zehnkampf seiner Karriere<br />
absolvierte und dass dieses Resultat „nur“<br />
für Rang sechs reichte – ein Ausdruck der<br />
Klasse des Feldes.<br />
Voller Glückshormone und mit einem<br />
strahlenden Lächeln hatte Arthur Abele<br />
auf Rang vier liegend den ersten EM-Tag<br />
beendet. Und auch den zweiten Tag konnte<br />
er freudestrahlend zu Ende bringen,<br />
obwohl nach den 1.500 Metern ganz kurz<br />
Ärger über eine nur um 21 Zähler verpasste<br />
Medaille aufflackerte. Der Athlet vom SSV<br />
Ulm 1846 hatte sechs Jahre – seit seinem<br />
Verletzungs-Aus bei den Olympischen<br />
Spielen 2008 in Peking – auf einen Auftritt<br />
auf internationaler Bühne gewartet. So ge-<br />
Wahnsinns-Hochsprung<br />
Mit 2,22 Metern in der<br />
vierten Disziplin legte<br />
Andrei Krauchanka<br />
aus Weißrussland den<br />
Grundstein für seinen<br />
Zehnkampf-Triumph<br />
Zehnkampf Männer<br />
Am Stab platzen die<br />
deutschen Hoffnungen<br />
noss er sichtlich jede Sekunde im Züricher<br />
Letzigrund.<br />
Der 28-Jährige steigerte seine sechs<br />
Jahre alte Bestmarke um stolze 105 Punkte<br />
auf 8.477 Zähler und durfte sich über Rang<br />
fünf freuen. Mit einer goldenen Startnummer<br />
für die Zwischenführung nach drei<br />
Disziplinen, einem Meisterschaftsrekord<br />
über die Hürden von 13,55 Sekunden und<br />
der Gewissheit, dass er wieder mittendrin<br />
ist in der internationalen Spitze, trat er die<br />
Heimreise an.<br />
Für Rico Freimuth (SV Halle) gab es<br />
nach einem enttäuschenden ersten Tag an<br />
Tag zwei durchaus Grund zur Zufriedenheit.<br />
Auch er startete wie Abele mit einer<br />
Hürden-Bestleistung (13,63 sec) und war<br />
anschließend bester Diskuswerfer (48,81<br />
m). Im Stabhochsprung war er einer der<br />
Leidtragenden einer anderthalbstündigen<br />
Wind-Unterbrechung – hatte aber anschließend<br />
bessere Bedingungen und flog<br />
noch über gute 4,80 Meter. Mit dem Speer<br />
(62,74 m) war er schließlich zweieinhalb<br />
Meter besser als in Ratingen. 8.308 Punkte<br />
standen für ihn nach zehn Disziplinen zu<br />
Buche – nicht ganz das, was er sich vorgenommen<br />
hatte, aber ein versöhnlicher<br />
Abschluss auf Rang sieben.<br />
Der neue Europameister Andrei<br />
Krauchanka hatte schon an Tag eins mit<br />
herausragenden 2,22 Metern im Hochsprung<br />
ein Ausrufezeichen gesetzt. Im<br />
Stabhochsprung holte er sich an Tag zwei<br />
mit 5,10 Metern die Führung in der Zwischenwertung<br />
wieder zurück, Gold war<br />
ihm da nicht mehr zu nehmen.<br />
Dahinter stellte Kevin Mayer mit 8.521<br />
Punkten einen neuen französischen U23-<br />
Rekord auf. Neun Disziplinen lag er in Lauerstellung,<br />
erst über 1.500 Meter erkämpfte<br />
er sich den Medaillenrang. Ilya Shkurenyov<br />
hielt in der letzten Disziplin den Niederländer<br />
Eelco Sintnicolaas um 20 Punkte auf<br />
Distanz, nur einen Punkt hinter diesem<br />
landete Arthur Abele.<br />
128 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Siebenkampf Frauen<br />
Carolin Schäfer schürt<br />
Zukunftshoffnungen<br />
Bronze war drin, aber am Ende fehlten<br />
ihr 28 Punkte zur ersehnten Medaille.<br />
Siebenkämpferin Carolin Schäfer<br />
von der LG Eintracht Frankfurt hat bei<br />
den Leichtathletik-Europameisterschaften<br />
den Sprung auf das Podest ganz knapp<br />
verpasst. Nach einer bravourösen Leistung<br />
und vier persönlichen Bestleistungen<br />
konnte die 22-Jährige mit 6.395 Zählern<br />
und dem vierten Platz aber zufrieden<br />
sein. „Ich bin super froh mit der Punktzahl.<br />
Ich weiß aber auch, da geht noch<br />
viel mehr. Ich kann diesen vierten Platz<br />
überhaupt noch nicht in Worte fassen“,<br />
sagte Schäfer.<br />
Rund 20.000 Zuschauer im Letzigrund-Stadion<br />
feierten die alte und neue<br />
Königin der Athletinnen: Titelverteidigerin<br />
Antoinette Nana Djimou aus Frankreich<br />
triumphierte mit 6.551 Punkten.<br />
Silber holte sich die Hallen-Weltmeisterin<br />
im Fünfkampf, Nadine Broersen aus den<br />
Niederlanden, die 6.498 Zähler sammelte,<br />
Von wegen undankbar<br />
Ein vierter Platz kann Anlass<br />
zu großer Freude sein. Das<br />
bewies Carolin Schäfer im<br />
Siebenkampf von Zürich<br />
vor der starken Belgierin Nafissatou Thiam<br />
(6.423). Lilli Schwarzkopf aus Hannover<br />
wurde bei ihrem Comeback nach<br />
einem Achillessehnenriss mit 6.332 Punkten<br />
starke Fünfte, Schäfers Vereinskollegin<br />
Claudia Rath landete mit 6.225 Punkten<br />
auf Rang acht.<br />
„Caro hat hier einen überragenden<br />
Wettkampf gemacht. Sie ist ja noch ein<br />
junges Mädel und hat sich hier gut verkauft“,<br />
lobte Siebenkampf-Bundestrainer<br />
Wolfgang Kühne. „Sie wurde immer als<br />
großes Talent gehandelt. In diesem Jahr<br />
hat sie endlich den Sprung gemacht, den<br />
wir uns von ihr erhofft haben.“<br />
Die Olympia-Zweite Schwarzkopf zog<br />
sich bei ihrem internationalen Comeback<br />
beachtlich aus der Affäre. „Wenn sie drei<br />
Wochen mehr Zeit zur Vorbereitung gehabt<br />
hätte, wäre es sicher noch besser gelaufen“,<br />
sagte ihr Vater und Trainer Reinhold<br />
Schwarzkopf. Die 30-Jährige markierte<br />
am ersten Tag eine Hochsprung-Bestlei-<br />
TOPACHT<br />
1. Antoinette Nana Djimou (FRA) 6551<br />
2. Nadine Broersen (NED) 6498<br />
3. Nafissatou Thiam (BEL) 6423<br />
4. Carolin Schäfer (GER) 6395<br />
5. Lilli Schwarzkopf (GER) 6332<br />
6. Laura Ikauniece-Admidina (LET) 6310<br />
7. Anouk Vetter (NED) 6281<br />
8. Claudia Rath (GER) 6225<br />
stung (1,85 m). Im Speerwurf (52,17m),<br />
ihrer besten Disziplin, konnte sie am Tag<br />
danach aber keine Punkte gutmachen.<br />
„Die Kräfte lassen noch nicht mehr zu. Ich<br />
muss akzeptieren, dass ich noch nicht bei<br />
100 Prozent bin“, erklärte Lilli Schwarzkopf.<br />
„Andererseits ist der fünfte Platz absolut<br />
akzeptabel. Die Bedingungen waren<br />
nicht so einfach. Ich habe das Bestmögliche<br />
gegeben.“<br />
Auch Bundestrainer Kühne war zufrieden.<br />
„Wie sie hier zurückgekommen<br />
ist, war aller Ehren wert. Beim letzten Versuch<br />
im Weitsprung hat sie Pech gehabt,<br />
das war wirklich unglücklich“, sagte der<br />
Hallenser und lobte das Trio: „Das war ein<br />
toller Wettkampf von allen dreien.“<br />
Carolin Schäfer verbuchte mit 6,30<br />
Metern im Weitsprung ihre dritte persönliche<br />
Bestleistung in einer Teildisziplin<br />
und lag nach der fünften Disziplin plötzlich<br />
in Führung. Mit indiskutablen 44,19<br />
Metern im Speerwurf fiel sie auf Platz vier<br />
zurück. „Den Speer habe ich versemmelt.<br />
Da bin ich eigentlich so sicher. Aber irgendwas<br />
muss wohl falsch laufen im Siebenkampf.<br />
Sonst würde man nicht die Reserven<br />
noch sehen und weiterarbeiten“,<br />
meinte sie und auch Heimtrainer Jürgen<br />
Sammert nahm sie für den Speerwurf in<br />
die Kritik: „Das war kein Traumergebnis.<br />
Wir hatten gehofft, dass sie fünf Meter<br />
weiter werfen kann.“<br />
Über 800 Meter sprang dann Claudia<br />
Rath als Tempomacherin für Carolin Schäfer<br />
ein und zog sie zu 2:17,39 Minuten<br />
und auf Rang vier. „Dass es ein vierter<br />
Platz geworden ist, habe ich echt Claudia<br />
über die 800 Meter zu verdanken. Sie<br />
musste einen Platz für mich opfern. Sie<br />
hat aber sofort gesagt: Wir kämpfen zusammen<br />
um die Medaille für dich. Großes<br />
Kompliment, das ist eine Wahnsinnsgeste.<br />
Dafür bin ich unendlich dankbar“, meinte<br />
Carolin Schäfer.<br />
Mit Ausnahme von 1998, 2012 und<br />
nun auch <strong>2014</strong> haben die deutschen Siebenkämpferinnen<br />
immer mindestens eine<br />
EM-Medaille geholt. Als bislang letzte<br />
Athletin erkämpfte Jennifer Oeser vor vier<br />
Jahren in Barcelona EM-Bronze.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 129
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
Schneller Gang im Regen<br />
Am nassen zweiten EM-Tag<br />
von Zürich stürmte Christopher<br />
Linke auf Rang fünf<br />
20 Kilometer Gehen Männer<br />
Anschluss an die Spitze gefunden<br />
Die deutschen Geher kommen wieder<br />
voran. Christopher Linke gehört nach<br />
seinem fünften Platz bei der Leichtathletik-EM<br />
in Zürich über 20 Kilometer<br />
nun zur Weltelite – zumindest aus Sicht<br />
von Bundestrainer Ronald Weigel. Er sieht<br />
seine Schützlinge auf dem richtigen Weg.<br />
„Das ist ein tolles Ergebnis. Christopher<br />
hat gezeigt, dass er nun zur direkten Weltspitze<br />
zählt“, sagte der frühere Weltmeister<br />
und Olympia-Zweite von 1988 über die<br />
Energieleistung seines Schützlings über 20<br />
TOPACHT<br />
1. Miguel Angel Lopez (ESP) 1:19:44<br />
2. Aleksandr Ivanov (RUS) 1:19:45<br />
3. Denis Strelkov (RUS) 1:19:46<br />
4. Ruslan Dmytrenko (UKR) 1:19:46<br />
5. Christopher Linke (GER) 1:21:00<br />
6. Alvaro Martin (ESP) 1:21:41<br />
7. Andriy Kovenko (UKR) 1:21:48<br />
8. Giorgio Rubino (ITA) 1:22:07<br />
Kilometer. Der 25-Jährige vom SC Potsdam<br />
kam nach 1:21:00 Stunden ins Ziel. Seine<br />
Vereinskameraden Hagen Pohle und Nils<br />
Christoph Gloger belegten im Feld der 31<br />
Starter die Ränge 15 und 27.<br />
Neuer Europameister wurde am Mittwoch<br />
auf der Strecke am Zürichsee der<br />
Spanier Miguel Angel López in 1:19:44<br />
Stunden. Weltmeister Alexander Ivanov<br />
aus Russland wurde mit einer Sekunde<br />
Rückstand Zweiter. Eine weitere Sekunde<br />
dahinter belegten Denis Strelkov (Russland)<br />
und Ruslan Dmytrenko (Ukraine)<br />
die Plätze drei und vier. Es war die engste<br />
Geher-Entscheidung der EM-Geschichte.<br />
Lange Zeit konnte Christopher Linke in<br />
der Spitzengruppe mithalten, bis sich nach<br />
zwölf Kilometern ein Quartett um López<br />
absetzte. Für den 1,90 Meter großen Sportsoldaten<br />
ist Rang fünf die beste Platzierung<br />
seiner Karriere bei einer internationalen<br />
Meisterschaft.<br />
„Für uns Geher ist es ein positives Signal<br />
und eine Motivation. Wir sind auf<br />
dem richtigen Weg“, meinte Weigel über<br />
das beste Abschneiden eines deutschen<br />
Gehers bei einer EM oder WM seit Melanie<br />
Seegers viertem Platz bei der Europameisterschaft<br />
2010 in Barcelona.<br />
Das große Ziel der Weigel-Jungs sind<br />
die Olympischen Spiele 2016 in Rio de<br />
Janeiro. Auch für Hagen Pohle, der bis<br />
Kilometer acht mit der Spitzengruppe mithalten<br />
konnte, danach konnte der 22 Jahre<br />
alte ehemalige U18- und U20-Weltmeister<br />
das Tempo aber nicht mehr mitgehen und<br />
wurde 15. in 1:24:00 Stunden. Pohle musste<br />
nach einem Trainingsunfall fünf Monate<br />
pausieren, schaffte aber binnen drei Monaten<br />
doch noch die Norm für einen EM-<br />
Start.<br />
„Wir haben fünf bis sechs junge Athleten,<br />
die sich für Rio 2016 qualifizieren<br />
können und noch für 2020 in Tokio infrage<br />
kommen“, sagte Weigel. „Deshalb werden<br />
wir jetzt einen Schritt nach dem anderen<br />
machen. Bei der EM sind wir schon mal<br />
weiter vorangekommen.“ Richtig ausgebremst<br />
wurde in Zürich nur Nils Gloger,<br />
der früh mit Magenproblemen zu kämpfen<br />
hatte und als 27. nach 1:29:44 Stunden ins<br />
Ziel ging.<br />
130 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
20 Kilometer Gehen Frauen<br />
Das erste russische<br />
Gold in Zürich<br />
Die Russin Elmira Alembekova hat<br />
die Goldmedaille im Gehen über 20<br />
Kilometer gewonnen. Die 24-Jährige<br />
kam in 1:27:56 Stunden als Erste ins<br />
Ziel. Silber holte die Ukrainerin Lyudmyla<br />
Olyanovska in 1:28:07 Stunden – eine<br />
Sekunde vor der drittplatzierten Tschechin<br />
Anezka Drahotova. Alembekova erkämpfte<br />
die erste Goldmedaille für Russlands<br />
Leichtathleten in Zürich. Deutsche<br />
Geherinnen waren nicht am Start.<br />
„Es ist alles nach Plan gegangen“,<br />
meinte die Russin, die nach großen Erfolgen<br />
als Nachwuchsathletin ein paar<br />
Jahre gebraucht hatte, um auch bei den<br />
Erwachsenen den Anschluss an die Spitze<br />
herzustellen. Sie war bereits 2005<br />
Zweite bei den U18-Weltmeisterschaften<br />
über 5.000 Meter, 2008 gewann sie Silber<br />
bei den U20-Weltmeisterschaften und ein<br />
Jahr später war sie U20-Europameisterin<br />
im Bahngehen über 10.000 Meter.<br />
Der Kampf um Gold begann in Zürich<br />
zwei Kilometer vor dem Ziel. „Das waren<br />
die härtesten Momente des Rennens“, erklärte<br />
die spätere Siegerin. Alle drei Medaillengewinnerinnen<br />
waren zusammen<br />
und kämpften bis ins Ziel auf Biegen und<br />
Brechen um den EM-Titel. Elmira Alembekova<br />
konnte sich dann bis ins Ziel einen<br />
Vorsprung von elf Sekunden auf die<br />
zweitplatzierte Lyudmyla Olyanovska<br />
aus der Ukraine erarbeiten. Die Ukrainerin<br />
gewann Bronze mit nur seiner Sekunde<br />
Vorsprung auf die erst 19 Jahre alte<br />
Anezka Drahotova aus der Tschechichen<br />
„Nach dem schweren Fight gegen Elmira<br />
und Anezka bin ich sehr zufrieden<br />
mit Silber“, meinte Lyudmyla Olyanovska<br />
und bedankte sich bei ihrem Trainer, ihren<br />
Teamkollegen und bei den Menschen in<br />
der kriegsgeplagten Ukraine: „Sie haben<br />
mich alle sehr unterstützt.“ Die 21-Jährige,<br />
die sich in den ukrainichen Karpaten<br />
auf Zürich vorbereitet hat, gab zu, in<br />
den letzten beiden Nächten vor dem EM-<br />
TOPACHT<br />
1. Elmira Alembekova (RUS) 1:27:56<br />
2. Lyudmyla Olyanovska (UKR) 1:28:07<br />
3. Anezka Drahotova (CZE) 1:28:08<br />
4. Vera Sokolova (RUS) 1:28:24<br />
5. Eleonora Giorgi (ITA) 1:28:28<br />
6. Ana Cabecinha (POR) 1:28:40<br />
7. Antonella Palmisano (ITA) 1:28:43<br />
8. Beatriz Pascual (ESP) 1:29:02<br />
Finale nur noch vom Gehen geträumt zu<br />
haben. „Aber ich kam in meinen Träumen<br />
kaum vorwärts, zum Glück war das im<br />
Wettkampf dann ganz anders.“<br />
Anezka Drahotova dagegen war nicht<br />
ganz glücklich mit Bronze – obwohl sie<br />
damit als U20-Athletin schon ihren ersten<br />
großen Erfolg bei den Erwachsenen<br />
feierte. „Ich bin ein bisschen enttäuscht,<br />
nicht Silber gewonnen zu haben“, sagte<br />
sie. Sie gab zu, bis zwei Kilometer vor<br />
dem Ziel sogar noch auf Gold spekuliert<br />
zu haben. „Aber die letzten 600<br />
Meter waren sehr schwer für mich. Ich<br />
hab dann kurz mein Spiegelbild in den<br />
Schaufenstern erblickt, von Lyudmyla<br />
war nichts zu sehen, deshalb war ich<br />
überrascht, dass sie mich kurz vor dem<br />
Ziel noch überholt hat.“<br />
Die schönsten Gesichter des Gehens<br />
Die Medaillengewinnerinnen (v.li.)<br />
Lyudmyla Olyanovska (Silber), Elmira<br />
Alembekova (Gold) und Anezka<br />
Drahotova (Bronze)<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 131
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Von Disziplin zu Disziplin<br />
Jubel mit zwei Fahnen<br />
Yohann Diniz ließ sich vor dem Ziel<br />
neben der französischen auch eine<br />
portugiesische Flagge reichen.<br />
Schließlich ist seine Mutter Französin<br />
und sein Vater Portugiese.<br />
Im Ziel folgte ein ausgiebiger<br />
Weltrekord-Jubel<br />
50 Kilometer Gehen Männer<br />
Weltrekord trotz Boxen-Stopp<br />
Der Franzose Yohann Diniz hat seinen<br />
Europameistertitel über 50 Kilometer<br />
Gehen verteidigt und dabei den Weltrekord<br />
des Russen Denis Nizhegorodov auf<br />
3:32:33 Stunden verbessert. Damit unter-<br />
TOPACHT<br />
1. Yohann Diniz (FRA) 3:32:33 (WR)<br />
2. Matej Toth (SLK) 3:36:21<br />
3. Ivan Noskov (RUS) 3:37:41<br />
4. Mikhail Ryzhov (RUS) 3:39:07<br />
5. Ivan Banzeruk (UKR) 3:44:49<br />
6. Ihor Hlavan (UKR) 3:45:08<br />
7. Marco de Luca (ITA) 3:45:25<br />
8. Jesus Angel Garcia (ESP) 3:45:41<br />
bot der 36-Jährige die mehr als sechs Jahre<br />
alte Bestmarke um knapp zwei Minuten.<br />
EM-Silber sicherte sich der Slowake Matej<br />
Tóth in 3:36:21 Stunden vor Ivan Noskov<br />
aus Russland, der nach 3:37:41 Stunden<br />
ins Ziel kam.<br />
„Außerirdisch, was Diniz heute geleistet<br />
hat“, sagte der deutsche Bundestrainer<br />
Ronald Weigel zur Ein-Mann-Show<br />
des Franzosen. „Bei einer WM hätte er mit<br />
dem Weltrekord 100.000 Dollar gewonnen.<br />
Zum Schluss war er euphorisch und ist fast<br />
ein bisschen überheblich gewesen.“<br />
Damit meinte der Bundestrainer den<br />
Triumphmarsch, zu dem die letzten Meter<br />
des 50 Kilometer langen Weges für Yohann<br />
Diniz wurden. Der Franzose ließ sich feiern<br />
wie ein König. Er blieb sogar stehen,<br />
um sich zwei Flaggen für den Siegesjubel<br />
zu besorgen. Der jetzt dreimalige Europameister<br />
wusste, was er in den Stunden<br />
vorher geleistet hatte. Ein Kampf um jede<br />
Sekunde war nicht nötig, um den Weltrekord<br />
zu brechen. So schnell war er.<br />
Carl Dohmann, der einzige Deutsche<br />
im Feld der anfangs 34 Geher, kam in persönlicher<br />
Bestzeit von 3:51:27 Stunden als<br />
15. ins Ziel. „Bis Kilometer 40 sah das richtig<br />
gut aus. 3:48 Stunden wäre möglich gewesen.<br />
Doch dann kam der Mann mit dem<br />
Hammer, der Einbruch“, erklärte Weigel,<br />
der mit der Leistung des 24 Jahre alten Studenten<br />
aus Baden-Baden aber absolut zufrieden<br />
war. „Carl muss noch Erfahrungen<br />
sammeln, aber er hat sich heute sehr gut<br />
verkauft.“<br />
132 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
• Namen<br />
• Daten<br />
• Zahlen<br />
Alles auf<br />
einen Blick
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Ergebnisse der EM<br />
Männer<br />
100 Meter (-0,4) I 13.8.<strong>2014</strong><br />
1. James Dasaolu GBR 10,06<br />
2. Christophe Lemaitre FRA 10,13<br />
3. Harry Aikines-Aryeetey GBR 10,22<br />
4. Dwain Chambers GBR 10,24<br />
5. Lucas Jakubczyk GER 10,25<br />
6. Jaysuma Saidy Ndure NOR 10,35<br />
7. Catalin Cîmpeanu ROU 10,44<br />
8. Yazaldes Nascimento POR 10,46<br />
HF: 10. Julian Reus GER 10,35<br />
HF: 12. Sven Knipphals GER 10,37<br />
200 Meter (-1,6) I 15.8.<strong>2014</strong><br />
1. Adam Gemil GBR 19,98<br />
2. Christophe Lemaitre FRA 20,15<br />
3. Serhiy Smelyk UKR 20,30<br />
4. Churandy Martina NED 20,37<br />
5. Diego Marani ITA 20,43<br />
6. Ramil Guliyev TUR 20,48<br />
7. Likoúrgos-Stéf. Tsákonas GRE 20,53<br />
8. Karol Zalewski POL 20,58<br />
HF: 14. Robin Erewa GER 20,82<br />
HF: 16. Alexio-Platini Menga GER 20,89<br />
4x100m Meter I 17.8.<strong>2014</strong><br />
1. Großbritannien GBR 37,93<br />
(Ellington; Aikines-Aryeetey; Kilty; Gemili)<br />
2. Deutschland GER 38,09<br />
(Reus, Knipphals, Kosenkow, Jakubczyk)<br />
3. Frankreich FRA 38,47<br />
(Vincent; Lemaitre; Tinmar; Bassaw)<br />
4. Schweiz SUI 38,56<br />
5. Niederlande NED 38,60<br />
6. Polen POL 38,85<br />
Italien ITA dnf<br />
Portugal POL dnf<br />
400 Meter I 15.8.<strong>2014</strong><br />
1. Martyn Rooney GBR 44,71<br />
2. Matthew Hudson-Smith GBR 44,75<br />
3. Donald Sanford ISR 45,27<br />
4. Jakub Krzewina POL 45,52<br />
5. Conrad Williams GBR 45,53<br />
6. Kamghe Gaba GER 45,83<br />
7. Samuel García ESP 46,35<br />
Jonathan Borlée BEL dns<br />
4x400m Meter I 17.8.<strong>2014</strong><br />
1. Großbritannien GBR 2:58,79<br />
(Williams; Hudson-Smith; Bingham; Rooney)<br />
2. Russland RUS 2:59,38<br />
(Dyldin; Ivashko; Uglov; Krasnov)<br />
3. Polen POL 2:59,85<br />
(Omelko; Kozlowski; Krawczuk; Krzewina)<br />
4. Frankreich FRA 2:59,89<br />
5. Irland IRL 3:01,67<br />
6. Deutschland GER 3:01,70<br />
(Gaba; Rigau; Plass; Schneider)<br />
7. Belgien BEL 3:02,60<br />
8. Tschechien CZE 3:04,56<br />
800 Meter I 15.8.<strong>2014</strong><br />
1. Adam Kszczot POL 1:44,15<br />
2. Artur Kuciapski POL 1:44,89<br />
3. Mark English IRL 1:45,03<br />
4. Andreas Bube DEN 1:45,21<br />
5. Marcin Lewandowski POL 1:45,78<br />
6. Amel Tuka BIH 1:46,12<br />
7. Josef Repcík SVK 1:46.29<br />
8. Pierre-Ambroise Bosse FRA 1:46,55<br />
HF: 12. Dennis Krüger GER 1:48,33<br />
1.500 Meter I 17.8.<strong>2014</strong><br />
1. M. Mekhissi-Benabbad FRA 3:45,60<br />
2. Henrik Ingebrigtsen NOR 3:46,10<br />
3. Chris O‘Hare GBR 3:46,18<br />
4. Paul Robinson IRL 3:46,35<br />
5. Homiyu Tesfaye GER 3:46,46<br />
6. David Bustos ESP 3:46,92<br />
7. Timo Benitz GER 3:47,26<br />
8. Tarik Moukrime BEL 3:47,33<br />
10. Florian Orth GER 3:54,35<br />
5.000 Meter I 17.8.<strong>2014</strong><br />
1. Mo Farah GBR 14:05,82<br />
2. Hayle Ibrahimov AZE 14:08,32<br />
3. Andy Vernon GBR 14:09,48<br />
4. Richard Ringer GER 14:10,92<br />
5. Alberto Alaiz ESP 14:11,47<br />
6. Bouabdellah Tahri FRA 14:11,62<br />
7. Arne Gabius GER 14:11,84<br />
8. Antonio Abadia ESP 14:11,89<br />
10.000 Meter I 13.8.<strong>2014</strong><br />
1. Mo Farah GBR 28:08,11<br />
2. Andy Vernon GBR 28:08,66<br />
3. Ali Kaya TUR 28:08,72<br />
4. Polat Kemboi Arikan TUR 28:11,11<br />
5. Bashir Abdi BEL 28:13,61<br />
6. Daniele Meucci ITA 28:19,79<br />
7. Bouabdellah Tahri FRA 28:25,03<br />
8. Stefano La Rosa ITA 28:49,99<br />
Marathon I 17.8.<strong>2014</strong><br />
1. Daniele Meucci ITA 2:11:08<br />
2. Yared Shegumo POL 2:12:00<br />
3. Aleksey Reunkov RUS 2:12:15<br />
4. Javier Guerra ESP 2:12:32<br />
5. Viktor Röthlin SUI 2:13:07<br />
6. Abdellatif Meftah FRA 2:13:16<br />
7. Ruggero Pertile ITA 2:14:18<br />
8. André Pollmächer GER 2:14:51<br />
110 Meter Hürden (+0,5) I 14.8.<strong>2014</strong><br />
1. Sergey Shubenkov RUS 13,19<br />
2. William Sharman GBR 13,27<br />
3. Pascal Martinot-Lagarde FRA 13,29<br />
4. Balázs Maji HUN 13,29<br />
5. Petr Svoboda CZE 13,6<br />
6. Artur Noga POL 14,25<br />
Dimitri Bascou FRA dq<br />
Lawrence Clarke GBR dns<br />
HF: 8. Matthias Bühler GER 13,39<br />
HF: 10. Erik Balnuweit GER 13,49<br />
HF: 14. Gregor Traber GER 13,58<br />
134 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Leichtathletik-Nachwuchs<br />
Mo Farah und seine Frau Tania kümmern sich<br />
darum, dass die britische Leichtathletik so stark<br />
bleibt, wie sie sich in Zürich präsentierte.<br />
Ihre Zwillingstöchter, die kurz nach Olympia 2012<br />
geboren wurden, waren bei der EM auch schon<br />
dabei und bewunderten eine der beiden Goldmedaillen,<br />
die der Papa über 5.000 und 10.000 Meter<br />
gewonnen hat<br />
400 Meter Hürden I 15.8.<strong>2014</strong><br />
1. Kariem Hussein SUI 48,96<br />
2. Rasmus Mägi EST 49,06<br />
3. Denis Kudryavtsev RUS 49,16<br />
4. Timofey Chalyy RUS 49,56<br />
5. Felix Franz GER 49,83<br />
6. Emir Bekric SRB 49,90<br />
7. Varg Königsmark GER 49,91<br />
8. Oskari Mörö FIN 50,14<br />
3000 Meter Hindernis I 14.8.<strong>2014</strong><br />
1. Yoann Kowal FRA 8:26,66<br />
2. Krystian Zalewski POL 8:27,11<br />
3. Ángel Mullera ESP 8:29,16<br />
4. Sebastián Martos ESP 8:30,08<br />
5. Ivan Lukyanov RUS 8:32,50<br />
6. Jukka Keskisalo FIN 8:32,70<br />
7. Steffen Uliczka GER 8:32,99<br />
8. Tarik Langat Akdag TUR 8:33,13<br />
13. Martin Grau GER 8:44,46<br />
Hochsprung I 15.8.<strong>2014</strong><br />
1. Bohdan Bondarenko UKR 2,35<br />
2. Andriy Protsenko UKR 2,33<br />
3. Ivan Ukhov RUS 2,30<br />
4. Jaroslav Bába CZE 2,30<br />
5. Daniyil Tsyplakov RUS 2,26<br />
6. Yuriy Krymarenko UKR 2,26<br />
7. Marco Fassinotti ITA 2,26<br />
7. Tihomir Ivanov BUL 2,26<br />
7. Gianmarco Tamberi ITA 2,26<br />
Stabhochsprung I 16.8.<strong>2014</strong><br />
1. Renaud Lavillenie FRA 5,90<br />
2. Pawel Wojciechowski POL 5,70<br />
3. Jan Kudlicka CZE 5,70<br />
3. Kévin Menaldo FRA 5,70<br />
5. Aleksandr Gripich RUS 5,65<br />
6. Piotr Lisek POL 5,65<br />
7. Konstadínos Filippídis GRE 5,60<br />
8. Edi Maia POR 5,60<br />
9. Karsten Dilla GER 5,40<br />
Q: Tobias Scherbarth GER nm<br />
Weitsprung I 17.8.<strong>2014</strong><br />
1. Greg Rutherford GBR 8,29<br />
2. Loúis Tsátoumas GRE 8,15<br />
3. Kafétien Gomis FRA 8,14<br />
4. Eusebio Cáceres ESP 8,11<br />
5. Michel Tornéus SWE 8,09<br />
6. Ignisious Gaisah NED 8,08<br />
7. Tomasz Jaszczuk POL 8,07<br />
8. Christian Reif GER 7,95<br />
Q: 21. Julian Howard GER 7,63<br />
Q: 23. Sebastian Bayer GER 7,56<br />
Dreisprung I 14.8.<strong>2014</strong><br />
1. Benjamin Compaoré FRA 17,46<br />
2. Lyukman Adams RUS 17,09<br />
3. Aleksey Fyodorov RUS 17,04<br />
4. Yoann Rapinier FRA 17,01<br />
5. Marian Oprea ROU 16,94<br />
6. Nelson Évora POR 16,78<br />
7. Fabrizio Donato ITA 16,66<br />
8. Pablo Torrijos ESP 16,56<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 135
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | Die Ergebnisse der EM<br />
Kugelstoßen I 12.8.<strong>2014</strong><br />
1. David Storl GER 21,41<br />
2. Borja Vivas ESP 20,86<br />
3. Tomasz Majewski POL 20,83<br />
4. Stipe Žunic CRO 20,68<br />
5. Asmir Kolašinac SRB 20,55<br />
6. Jan Marcell CZE 20,48<br />
7. Marco Fortes POR 20,35<br />
8. Valeriy Kokoyev RUS 20,23<br />
Diskuswurf I 13.8.<strong>2014</strong><br />
1. Robert Harting GER 66,07<br />
2. Gerd Kanter EST 64,75<br />
3. Robert Urbanek POL 63,81<br />
4. Piotr Malachowski POL 63,54<br />
5. Viktor Butenko RUS 62,80<br />
6. Mario Pestano ESP 62,31<br />
7. Daniel Jasinski GER 62,04<br />
8. Frank Casañas ESP 61,47<br />
11. Martin Wierig GER 60,82<br />
Hammerwurf I 16.8.<strong>2014</strong><br />
1. Krisztián Pars HUN 82,69<br />
2. Pawel Fajdek POL 82,05<br />
3. Sergey Litvinov RUS 79,35<br />
4. Pavel Kryvitski BLR 78,50<br />
5. Szymon Ziółkowski POL 78,41<br />
6. Primož Kozmus SLO 77,46<br />
7. Marcel Lomnický SVK 76,89<br />
8. David Söderberg FIN 76,55<br />
Bekanntes Flugobjekt<br />
Antti Ruuskanen sicherte sich im Sturzflug die Goldmedaille. Beim Finnen, der mit 88,01<br />
Metern überlegen Gold gewann, segelt nach dem Abwurf nicht nur der Speer, sondern auch<br />
er selbst noch ein paar Meter weit. Sein Arbeitsgerät lässt er dabei nicht aus dem Auge<br />
Speerwurf I 17.8.<strong>2014</strong><br />
1. Antti Ruuskanen FIN 88,01<br />
2. Vítezslav Veselý CZE 84,79<br />
3. Tero Pitkämäki FIN 84,40<br />
4. Lassi Etelätalo FIN 83,16<br />
5. Dimitriy Tarabin RUS 81,24<br />
6. Risto Mätas EST 80,73<br />
7. Valeriy Iordan RUS 78,40<br />
8. Matija Kranjc SLO 78,27<br />
9. Andreas Hofmann GER 77,42<br />
12. Thomas Röhler GER 70,31<br />
Zehnkampf I 12./13.8.<strong>2014</strong><br />
1. Andrei Krauchanka BLR 8616<br />
2. Kevin Mayer FRA 8521<br />
3. Ilya Skhurenyov RUS 8498<br />
4. Eelco Sintnicolaas NED 8478<br />
5. Arthur Abele GER 8477<br />
6. Kai Kazmirek GER 8458<br />
7. Rico Freimuth GER 8308<br />
8. Oleksiy Kasyanov UKR 8231<br />
20 Kilometer Gehen I 13.8.<strong>2014</strong><br />
1. Miguel Ángel López ESP 1:19:44<br />
2. Alexandr Ivanov RUS 1:19:45<br />
3. Denis Strelkov RUS 1:19:46<br />
4. Ruslan Dmytrenko UKR 1:19:46<br />
5. Christopher Linke GER 1:21:00<br />
6. Alvaro Martin ESP 1:21:41<br />
7. Andriy Kovenko UKR 1:21:48<br />
8. Giorgio Rubino ITA 1:22:07<br />
15. Hagen Pohle GER 1:24:00<br />
27. Nils Gloger GER 1:29:44<br />
50 Kilometer Gehen I 15.8.<strong>2014</strong><br />
1. Yohann Diniz FRA 3:32:33<br />
2. Matej Tóth SVK 3:36:21<br />
3. Ivan Noskov RUS 3:37:41<br />
4. Mikhail Ryzhov RUS 3:39:07<br />
5. Ivan Banzeruk UKR 3:44:49<br />
6. Ihor Hlavan UKR 3:45:08<br />
7. Marco De Luca ITA 3:45:25<br />
8. Jesús Ángel García ESP 3:45:41<br />
136 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Frauen<br />
100 Meter (-1,7) I 13.8.<strong>2014</strong><br />
1. Dafne Schippers NED 11,12<br />
2. Myriam Soumaré FRA 11,16<br />
3. Ashleigh Nelson GBR 11,22<br />
4. Mujinga Kambundji SUI 11,30<br />
5. Ivet Lalova BUL 11,33<br />
6. Céline Distel-Bonnet FRA 11,38<br />
7. Desiree Henry GBR 11,43<br />
8. Ayodelé Ikuesan FRA 11,54<br />
HF: 8. Verena Sailer GER 11,24<br />
HF: 16. Tatjana Pinto GER 11,48<br />
HF: 18. Rebekka Haase GER 11,52<br />
200 Meter (-0,5) I 15.8.<strong>2014</strong><br />
1. Dafne Schippers NED 22,03<br />
2. Jodie Williams GBR 22,46<br />
3. Myriam Soumaré FRA 22,58<br />
4. Bianca Williams GBR 22,68<br />
5. Mujinga Kambundji SUI 22,83<br />
6. Jamile Samuel NED 23,31<br />
7. Hanna-Maari Latvala FIN 23,48<br />
Dina Asher-Smith GBR dnf<br />
4x100 Meter I 17.8.<strong>2014</strong><br />
1. Großbritannien GBR 42,24<br />
(Philip; Nelson; Williams; Henry)<br />
2. Frankreich FRA 42,45<br />
(Distel-Bonnet; Ikuesan; Soumaré; Akakpo)<br />
3. Russland RUS 43,22<br />
(Panteleyeva; Rusakova; Savlinis; Sivkova)<br />
4. Italien ITA 43,26<br />
5. Ukraine UKR 43,58<br />
6. Schweden SWE 44,36<br />
Schweiz SUI dnf<br />
Niederlande NED dnf<br />
VL: Deutschland GER dnf<br />
400 Meter I 15.8.<strong>2014</strong><br />
1. Libania Grenot ITA 51,10<br />
2. Olha Zemlyak UKR 51,36<br />
3. Indira Terrero ESP 51,38<br />
4. Christine Ohuruogu GBR 51,38<br />
5. Malgorzata Holub POL 51,84<br />
6. Bianca Razor ROU 51,95<br />
7. Marie Gayot FRA 52,14<br />
8. Aauri Lorena Bokesa ESP 52,39<br />
HF: 12. Esther Cremer GER 52,83<br />
4x400 Meter I 17.8.<strong>2014</strong><br />
1. Frankreich FRA 3:24,27<br />
(Gayot; Hurtis; Raharolahy; Guei)<br />
2. Ukraine UKR 3:24,32<br />
(Pyhyda, Stuy, Ryzhykova, Zemlyak)<br />
3. Großbritannien GBR 3:24,34<br />
(Child; Massey; Cox; Adeoye) 3:24,34<br />
4. Russland RUS 3:25,02<br />
5. Polen POL 3:25,69<br />
6. Deutschland GER 3:27,69<br />
(Cremer; Klopsch; Schmidt; Spelmeyer)<br />
7. Italien ITA 3:28,30<br />
8. Belgien BEL 3:31,82<br />
800 Meter I 16.8.<strong>2014</strong><br />
1. Maryna Arzamasova BLR 1:58,15<br />
2. Linsey Sharp GBR 1:58,80<br />
3. Joanna Józwik POL 1:59,63<br />
4. Yekaterina Poistogova RUS 1:59,69<br />
5. Svetlana Rogozina RUS 2:00,76<br />
6. Vania Stambolova BUL 2:00,91<br />
7. Jessica Judd GBR 2:01,65<br />
8. Mirela Lavric ROU 2:09,25<br />
1500 Meter I 15.8.<strong>2014</strong><br />
1. Sifan Hassan NED 4:04,18<br />
2. Abeba Aregawi SWE 4:05,08<br />
3. Laura Weightman GBR 4:06,32<br />
4. Renata Plis POL 4:06,65<br />
5. Federica Del Buono ITA 4:07,49<br />
6. Hannah England GBR 4:07,80<br />
7. Anna Shchagina RUS 4:08,05<br />
8. Diana Sujew GER 4:08,63<br />
5000 Meter I 16.8.<strong>2014</strong><br />
1. Meraf Bahta SWE 15:31,39<br />
2. Sifan Hassan NED 15:31,79<br />
3. Susan Kuijken NED 15:32,82<br />
4. Yelena Korobkina RUS 15:32,89<br />
5. Nuria Fernández ESP 15:35,59<br />
6. Sara Moreira POR 15:38,13<br />
7. Jo Pavey GBR 15:38,13<br />
8. Giulia Viola ITA 15:38,76<br />
15. Maren Kock GER 16:04,60<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 137
BARCELONA LEICHTATHLETIK 2010<strong>2014</strong> | EM-Ergebnisse | Die Ergebnisse der EM<br />
10.000 Meter I 12.8.<strong>2014</strong><br />
1. Jo Pavey GBR 32:22,39<br />
2. Clémence Calvin FRA 32:23,58<br />
3. Laila Traby FRA 32:26,03<br />
4. Jip Vastenburg NED 32:27,37<br />
5. Sara Moreira POR 32:30,12<br />
6. Sabrina Mockenhaupt GER 32:30,49<br />
7. Volha Mazuronak BLR 32:31,15<br />
8. Fionnuala Britton IRL 32:32,45<br />
Marathon I 16.8.<strong>2014</strong><br />
1. Christelle Daunay FRA 2:25:14<br />
2. Valeria Straneo ITA 2:25:27<br />
3. Jessica Augusto POR 2:25:41<br />
4. Lisa Christina Nemec CRO 2:28:36<br />
5. Elvan Abeylegesse TUR 2:29:46<br />
6. Anna Incerti ITA 2:29:58<br />
7. Rasa Drazdauskaite LTU 2:30:32<br />
8. Jessica Draskau-Petersson DEN 2:30:53<br />
22. Mona Stockhecke GER 2:35:44<br />
28. Katharina Heinig GER 2:40:11<br />
Sabrina Mockenhaupt GER dnf<br />
100 Meter Hürden (-0,7) I 13.8.<strong>2014</strong><br />
1. Tiffany Porter GBR 12,76<br />
2. Cindy Billaud FRA 12,79<br />
3. Cindy Roleder GER 12,82<br />
4. Anne Zagré BEL 12,89<br />
5. Alina Talay BLR 12,97<br />
6. Nadine Hildebrand GER 13,01<br />
7. Rosina Hodde NED 13,08<br />
8. Eline Berings BEL 13,24<br />
HF: 14. Franziska Hofmann GER 13,14<br />
400 Meter Hürden I 16.8.<strong>2014</strong><br />
1. Eilidh Child GBR 54,48<br />
2. Anna Titimets UKR 54,56<br />
3. Irina Davydova RUS 54,60<br />
4. Denisa Rosolová CZE 54,70<br />
5. Yadisleidy Pedroso ITA 55,90<br />
6. Vera Rudakova RUS 56,22<br />
7. Axelle Dauwens BEL 56,29<br />
8. Joanna Linkiewicz POL 56,59<br />
HF: 9. Christiane Klopsch GER 56,28<br />
3000 Meter Hindernis I 17.8.<strong>2014</strong><br />
1. Antje Möldner-Schmidt GER 9:29,43<br />
2. Charlotta Fougberg SWE 9:30,16<br />
3. Diana Martín ESP 9:30,70<br />
4. Svitlana Kudzelich BLR 9:30,99<br />
5. Gesa-Felicitas Krause GER 9:35,46<br />
6. Natalya Vlasova RUS 9:36,99<br />
7. Katarzyna Kowalska POL 9:43,09<br />
8. Silvia Danekova BUL 9:44,81<br />
VL: 18. Jana Sussmann GER 10:07,99<br />
Hochsprung I 17.8.<strong>2014</strong><br />
1. Ruth Beitia ESP 2,01<br />
2. Mariya Kuchina RUS 1,99<br />
3. Ana Šimic CRO 1,99<br />
4. Justyna Kasprzycka POL 1,99<br />
5. Marie-Laur. Jungfleisch GER 1,97<br />
6. Oksana Okuneva UKR 1,94<br />
7. Eleriin Haas EST 1,94<br />
8. Daniela Stanciu ROU 1,94<br />
Stabhochsprung I 14.8.<strong>2014</strong><br />
1. Anzhelika Sidorova RUS 4,65<br />
2. Ekateríni Stefanídi GRE 4,60<br />
3. Angelina Zhuk-Krasnova RUS 4,60<br />
4. Lisa Ryzih GER 4,60<br />
5. Angelica Bengtsson SWE 4,45<br />
6. Jirina Svobodova CZE 4,45<br />
7. Nikolía Kiriakopoúlou GRE 4,35<br />
7. Alayna Lutkovskaya RUS 4,35<br />
7. Minna Nikkanen FIN 4,35<br />
10. Carolin Hingst GER 4,35<br />
17. Katharina Bauer GER 4,25<br />
Weitsprung I 13.8.<strong>2014</strong><br />
1. Éloyse Lesueur FRA 6,85<br />
2. Ivana Španovic SRB 6,81<br />
3. Darya Klishina RUS 6,65<br />
4. Malaika Mihambo GER 6,65<br />
5. Aiga Grabuste LAT 6,57<br />
6 Melanie Bauschke GER 6,55<br />
7. Alina Rotaru ROU 6,55<br />
8. Erica Jarder SWE 6,39<br />
9. Sosthene Moguenara GER 6,38<br />
Dreisprung I 16.8.<strong>2014</strong><br />
1. Olha Saladukha RUS 14,73<br />
2. Yekaterina Koneva RUS 14,69<br />
3. Irina Gumenyuk RUS 14,46<br />
4. Ruth Ndoumbe ESP 14,14<br />
5. Gabriela Petrova BUL 14,13<br />
6. Dana Veldáková SLO 13,87<br />
7. Snežana Vukmirovic SLO 13,82<br />
8. Susana Costa POR 13,78<br />
9. Kristin Gierisch GER 13,76<br />
11. Jenny Elbe GER 13,68<br />
Q: 18. Katja Demut GER 13,39<br />
138 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Kugelstoßen I 17.8.<strong>2014</strong><br />
1. Christina Schwanitz GER 19,90<br />
2. Yevgeniya Kolodko RUS 19,39<br />
3. Anita Márton HUN 19,04<br />
4. Yulia Leantsiuk BLR 18,68<br />
5. Chiara Rosa ITA 18,10<br />
6. Irina Tarasova RUS 18,05<br />
7. Aliona Dubizskaya BLR 17,95<br />
8. Lena Urbaniak GER 17,77<br />
Diskuswurf I 16.8.<strong>2014</strong><br />
1. Sandra Perkovic CRO 71,08<br />
2. Mélina Robert-Michon FRA 65,33<br />
3. Shanice Craft GER 64,33<br />
4. Anna Rüh GER 62,46<br />
5. Julia Fischer GER 61,20<br />
6. Zinaida Sendriute LTU 60,65<br />
7. Sanna Kämäräinen FIN 60,52<br />
8. Yuliya Maltseva RUS 60,40<br />
Hammerwurf I 13.8.<strong>2014</strong><br />
1. Anita Włodarczyk POL 78,76<br />
2. Martina Hrašnová SVK 74,66<br />
3. Joanna Fiodorow POL 73,67<br />
4. Kathrin Klaas GER 72,89<br />
5. Betty Heidler GER 72,39<br />
6. Alexandra Tavernier FRA 70,32<br />
7. Bianca Perie ROU 69,26<br />
8. Nikola Lomnická SVK 67,39<br />
10. Carolin Paesler GER 61,89<br />
Speerwurf I 14.8.<strong>2014</strong><br />
1. Barbora Špotáková CZE 64,41<br />
2. Tatjana Jelaca SRB 64,21<br />
3. Linda Stahl GER 63,91<br />
4. Madara Palameika LAT 62,04<br />
5. Tatsiana Khaladovich BLR 61,66<br />
6. Martina Ratej SLO 61,58<br />
7. Christin Hussong GER 59,29<br />
8. Goldie Sayers GBR 58,33<br />
9. Katharina Molitor GER 58,00<br />
Siebenkampf I 14./15.8.<strong>2014</strong><br />
1. Antoinette Nana Djimou FRA 6551<br />
2 Nadine Broersen NED 6498<br />
3. Nafissatou Thiam BEL 6423<br />
4. Carolin Schäfer GER 6395<br />
5. Lilli Schwarzkopf GER 6332<br />
6. Laura Ikauniece Admidina LAT 6310<br />
7. Anouk Vetter NED 6281<br />
8. Claudia Rath GER 6225<br />
20 Kilometer Gehen I 14.8.<strong>2014</strong><br />
1. Elmira Alembekova RUS 1:27:56<br />
2. Lyudmyla Olyanovska UKR 1:28:07<br />
3. Anežka Drahotová CZE 1:28:08<br />
4. Vera Sokolova RUS 1:28:24<br />
5. Eleonora Giorgi ITA 1:28:28<br />
6. Ana Cabecinha POR 1:28:40<br />
7. Antonella Palmisano ITA 1:28:43<br />
8. Beatriz Pascual ESP 1:29:02<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 139
BARCELONA LEICHTATHLETIK 2010<strong>2014</strong> | EM-Ergebnisse | Die Ergebnisse der Team-EM<br />
Männer<br />
100 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />
1. Jimmy Vicaut FRA 10,03<br />
2. Danny Talbot GBR 10,30<br />
3. Ramil Guliyev TUR 10,37<br />
4. Vitaliy Korzh UKR 10,45<br />
5. Ángel David Rodríguez ESP 10,46<br />
6. Giovanni Codrington NED 10,46<br />
7. Karol Zalewski POL 10,47<br />
8. Delmas Obou ITA 10,48<br />
9. Martin Keller GER 10,49<br />
10. Jan Veleba CZE 10,53<br />
11. Mikhail Idrisov RUS 10,54<br />
12. Odain Rose SWE 10,56<br />
200 Meter I 22.6.<strong>2014</strong><br />
1. Karol Zalewski POL 20,56<br />
2. Ramil Guliyev TUR 20,57<br />
3. James Ellington GBR 20,60<br />
4. Serhiy Smelyk UKR 20,60<br />
5. Julian Reus GER 20,81<br />
6. Diego Marani ITA 21,02<br />
7. Alexander Brorsson SWE 21,15<br />
8. Aleksandr Khyutte RUS 21,39<br />
9. Jan Veleba CZE 21,44<br />
10. Iván Jesús Ramos ESP 21,72<br />
Ben Bassaw FRA dq<br />
Churandy Martina NED dq<br />
4x100 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />
1. Großbritannien GBR 38,51<br />
(Kilty; Aikines-Aryeetey; Ellington; Gemili)<br />
2. Deutschland GER 38,88<br />
(Blum; Knipphals; Kosenkow; Reus)<br />
3. Italien ITA 39,06<br />
(Ferraro; Desalu; Marani; Obou)<br />
4. Niederlande NED 39,12<br />
5. Polen POL 39,15<br />
6. Ukraine UKR 39,24<br />
7. Schweden SWE 39,33<br />
8. Russland RUS 39,35<br />
9. Spanien ESP 39,85<br />
10. Tschechien CZE 39,96<br />
11. Türkei TUR 40,25<br />
Frankreich FRA dq<br />
400 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />
1. Mame-Ibra Anne FRA 45,71<br />
2. Pavel Ivashko RUS 45,95<br />
3. Daniel Awde GBR 46,10<br />
4. Rafal Omelko POL 46,21<br />
5. Matteo Galvan ITA 46,28<br />
6. Kamghe Gaba GER 46,58<br />
7. Terrence Agard NED 46,68<br />
8. Yavuz Can TUR 46,90<br />
9. Yevhen Hutsol UKR 47,06<br />
10. Axel Bergrahm SWE 47,39<br />
11. Jan Tesar CZE 47,46<br />
12. Mark Ujakpor ESP 48,00<br />
4x400 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />
1. Russland RUS 3:02,68<br />
(Dyldin; Mosin; Trenkíkhin; Krasnov)<br />
2. Frankreich FRA 3:03,05<br />
(Anne; Venel; Macedot; Jordier)<br />
3. Deutschland GER 3:03,18<br />
(Rigau; Gaba; Gollnow; Schneider)<br />
4. Großbritannien GBR 3:03,44<br />
5. Polen POL 3:03,93<br />
6. Niederlande NED 3:06,56<br />
7. Ukraine UKR 3:07,00<br />
8. Spanien ESP 3:07,01<br />
9. Türkei TUR 3:08,25<br />
10. Schweden SWE 3:10,12<br />
Italien ITA dq<br />
Tschechien CZE dq<br />
800 Meter I 22.6.<strong>2014</strong><br />
1. Timo Benitz GER 1:46,24<br />
2. Adam Kszczot POL 1:46,36<br />
3. Giordano Benedetti ITA 1:46,45<br />
4. Pierre-Ambroise Bosse FRA 1:46,46<br />
5. Kevin López ESP 1:47,26<br />
6. Thijmen Kupers NED 1:47,29<br />
7. Jan Kubista CZE 1:48,01<br />
8. Johan Rogestedt SWE 1:48,72<br />
9. Oleh Kayafa UKR 1:48,81<br />
10. Stepan Poistogov RUS 1:49,08<br />
11. Mukhtar Mohammed GBR 1:50,27<br />
12. Ilham Tanui Özbilen TUR 1:56,34<br />
1.500 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />
1. Jakub Holuša CZE 3:37,74<br />
2. Homiyu Tesfaye GER 3:38,10<br />
3. Marcin Lewandowski POL 3:38,19<br />
4. Florian Carvalho FRA 3:38,59<br />
5. Charlie Grice GBR 3:38,63<br />
6. Ilham Tanui Özbilen TUR 3:38,67<br />
7. Oleksandr Osmolovych UKR 3:39,83<br />
8. Álvaro Rodríguez ESP 3:44,22<br />
9. Johan Rogestedt SWE 3:45,22<br />
10. Valentin Smirnov RUS 3:46,25<br />
11. René Stokvis NED 3:48,15<br />
12. Mohamed Abdikadar ITA 3:55,69<br />
3.000 Meter I 22.6.<strong>2014</strong><br />
1. Richard Ringer GER 7:50,99<br />
2. Jakub Holuša CZE 7:51,43<br />
3. Antonio Abadía ESP 7:52,22<br />
4. Jonathan Mellor GBR 7:52,47<br />
5. Yohan Durand FRA 7:52,69<br />
6. Dennis Licht NED 7:54,91<br />
7. Rosa Stefano La ITA 7:55,75<br />
8. Ali Kaya TUR 8:00,00<br />
9. Oleksandr Borysyuk UKR 8:02,39<br />
10. Mateusz Demczyszak POL 8:05,49<br />
11. Yegor Nikolayev RUS 8:07,36<br />
12. Elmar Engholm SWE 8:34,40<br />
5.000 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />
1. Arne Gabius GER 13:55,89<br />
2. Jesús España ESP 13:56,00<br />
3. Ali Kaya TUR 13:56,64<br />
4. Yevgeniy Rybakov RUS 13:57,54<br />
5. Lukasz Parszczynski POL 13:58,29<br />
6. Luke Caldwell GBR 13:59,25<br />
7. Yassine Mandour FRA 14:00,46<br />
8. Tom Wiggers NED 14:01,04<br />
9. Mikael Ekvall SWE 14:07,24<br />
10. Jamel Chatbi ITA 14:28,89<br />
11. Oleksandr Borysyuk UKR 14:48,28<br />
12. Lukáš Kourek CZE 14:52,83<br />
3.000 Meter Hindernis I 22.6.<br />
1. Yoann Kowal FRA 8:25,50<br />
2. Martin Grau GER 8:29,16<br />
3. Nikolay Chavkin RUS 8:30,61<br />
4. Yuri Floriani ITA 8:36,18<br />
5. Luke Gunn GBR 8:36,45<br />
6. Vadym Slobodenyuk UKR 8:37,12<br />
7. Krystian Zalewski POL 8:37,55<br />
8. Daniel Lundgren SWE 8:38,80<br />
9. Víctor García ESP 8:40,40<br />
10. Tarik Langat Akdag TUR 8:44,60<br />
11. Milan Kocourek CZE 8:47,62<br />
12. Richard Douma NED 9:02,66<br />
140 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
110 Meter Hürden I 22.6.<strong>2014</strong><br />
1. Sergey Shubenkov RUS 13,20<br />
2. William Sharman GBR 13,21<br />
3. Pascal Martinot-Lagarde FRA 13,35<br />
4. Matthias Bühler GER 13,67<br />
5. Philip Nossmy SWE 13,77<br />
6. Koen Smet NED 13,78<br />
7. Dominik Bochenek POL 13,89<br />
8. Francisco Javier López ESP 13,91<br />
9. Hassane Fofana ITA 13,97<br />
10. Artem Shamatryn UKR 14,21<br />
11. Jan Ján CZE 14,23<br />
12. Mustafa Günes TUR 14,24<br />
400 Meter Hürden I 21.6.<strong>2014</strong><br />
1. Denis Kudryavtsev RUS 49,38<br />
2. Silvio Schirrmeister GER 49,80<br />
3. Richard Yates GBR 50,11<br />
4. Yoan Décimus FRA 50,50<br />
5. Robert Brylinski POL 50,64<br />
6. Leonardo Capotosti ITA 50,72<br />
7. Denys Nechyporenko UKR 51,55<br />
8. Jesper Arts NED 51,58<br />
9. Michal Brož CZE 51,75<br />
10. Oliwer Åstrand SWE 52,60<br />
11. Diego Cabello ESP 53,22<br />
12. Mehmet Güzel TUR 53,64<br />
Hochsprung I 21.6.<strong>2014</strong><br />
1. Andriy Protsenko UKR 2,30<br />
2. Andrey Silnov RUS 2,28<br />
3. Jaroslav Bába CZE 2,26<br />
4. Marco Fassinotti ITA 2,19<br />
5. Chris Baker GBR 2,19<br />
5. Wojciech Theiner POL 2,19<br />
7. Florian Labourel FRA 2,15<br />
8. Emil Svensson SWE 2,15<br />
9. Martin Günther GER 2,15<br />
10. Douwe Amels NED 2,15<br />
11. Serhat Birinci TUR 2,10<br />
12. Miguel Ángel Sancho ESP 2,10<br />
Stabhochsprung I 22.6.<strong>2014</strong><br />
1. Renaud Lavillenie FRA 5,62<br />
2. Aleksandr Gripich RUS 5,62<br />
2. Jan Kudlicka CZE 5,62<br />
4. Tobias Scherbarth GER 5,52<br />
5. Rutger Koppelaar NED 5,52<br />
6. Piotr Lisek POL 5,42<br />
7. Didac Salas ESP 5,22<br />
8. Vladyslav Revenko UKR 5,22<br />
9. Giuseppe Gibilisco ITA 5,22<br />
Steven Lewis GBR nm<br />
Ümit Sungur TUR nm<br />
Melker Svärd-Jacobsson SWE nm<br />
Weitsprung I 21.6.<strong>2014</strong><br />
1. Christian Reif GER 8,13<br />
2. Greg Rutherford GBR 7,99<br />
3. Eusebio Cáceres ESP 7,97<br />
4. Tomasz Jaszczuk POL 7,95<br />
5. Michel Tornéus SWE 7,88<br />
6. Pavel Shalin RUS 7,79<br />
7. Ignisious Gaisah NED 7,77<br />
8. Radek Juška CZE 7,76<br />
9. Salim Sdiri FRA 7,72<br />
10. Artem Shpytko UKR 7,71<br />
11. Alper Kulaksiz TUR 7,53<br />
12. Stefano Tremigliozzi ITA 7,24<br />
Dreisprung I 22.6.<strong>2014</strong><br />
1. Aleksey Fyodorov RUS 16,95<br />
2. Fabrizio Donato ITA 16,82<br />
3. Viktor Kuznetsov UKR 16,63<br />
4. Phillips Idowu GBR 16,37<br />
5. Adrian Swiderski POL 16,25<br />
6. Pablo Torrijos ESP 16,16<br />
7. Mathias Ström SWE 16,13<br />
8. Kevin Luron FRA 15,85<br />
9. Musa Tüzen TUR 15,85<br />
10. Andreas Pohle GER 15,81<br />
11. Jirí Vondrácek CZE 15,69<br />
12. Sander Hage NED 15,49<br />
Kugelstoßen I 21.6.<strong>2014</strong><br />
1. David Storl GER 21,20<br />
2. Tomasz Majewski POL 20,57<br />
3. Aleksandr Lesnoy RUS 20,24<br />
4. Borja Vivas ESP 20,00<br />
5. Leif Arrhenius SWE 19,63<br />
6. Tomáš Stanek CZE 19,52<br />
7. Gaëtan Bucki FRA 18,15<br />
8. Zane Duquemin GBR 17,94<br />
9. Patrick Cronie NED 17,73<br />
10. Hüseyin Atici TUR 17,61<br />
11. Daniele Secci ITA 17,32<br />
12. Vladyslav Chernikov UKR 16,25<br />
Diskuswurf I 22.6.<strong>2014</strong><br />
1. Robert Harting GER 67,42<br />
2. Piotr Malachowski POL 65,35<br />
3. Viktor Butenko RUS 62,81<br />
4. Erik Cadée NED 62,72<br />
5. Mario Pestano ESP 62,12<br />
6. Jan Marcell CZE 61,91<br />
7. Hannes Kirchler ITA 61,14<br />
8. Brett Morse GBR 60,01<br />
9. Oleksiy Semenov UKR 59,65<br />
10. Ercüment Olgundeniz TUR 57,88<br />
11. Daniel Ståhl SWE 57,24<br />
12. Stéphane Marthely FRA 54,62<br />
Hammerwurf I 22.6.<strong>2014</strong><br />
1. Sergey Litvinov RUS 76,34<br />
2. Quentin Bigot FRA 76,15<br />
3. Pawel Fajdek POL 75,26<br />
4. Markus Esser GER 74,90<br />
5. Nick Miller GBR 73,56<br />
6. Markus Johansson SWE 72,70<br />
7. Nicola Vizzoni ITA 71,38<br />
8. Yevhen Vynohradov UKR 70,21<br />
9. Özkan Baltaci TUR 69,79<br />
10. Lukáš Melich CZE 69,33<br />
11. Javier Cienfuegos ESP 68,61<br />
12. Denzel Comenentia NED 63,17<br />
Speerwurf I 22.6.<strong>2014</strong><br />
1. Andreas Hofmann GER 86,13<br />
2. Dmitriy Tarabin RUS 83,40<br />
3. Maksym Bohdan UKR 80,93<br />
4. Norbert Bonvecchio ITA 80,37<br />
5. Kim Amb SWE 80,14<br />
6. Fatih Avan TUR 78,86<br />
7. Lukasz Grzeszczuk POL 78,42<br />
8. Petr Frydrych CZE 77,54<br />
9. Lee Doran GBR 71,29<br />
10. Daan Meijer NED 71,25<br />
11. Borja Barbeito ESP 67,55<br />
12. Killian Durechou FRA 66,17<br />
Abkürzungen:<br />
dnf > aufgegeben<br />
dq > disqualifiziert<br />
nm > ohne gültigen Versuch<br />
dns > nicht angetreten<br />
Q > Qualifikation<br />
VL > Vorlauf<br />
HF > Halbfinale<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 141
BARCELONA LEICHTATHLETIK 2010<strong>2014</strong> | EM-Ergebnisse | Die Ergebnisse der Team-EM<br />
Frauen<br />
100 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />
1. Myriam Soumaré FRA 11,35<br />
2. Jamile Samuel NED 11,42<br />
3. Verena Sailer GER 11,45<br />
4. Hrystyna Stuy UKR 11,51<br />
5. Katerina Cechová CZE 11,65<br />
6. Rachel Johncock GBR 11,77<br />
7. Daniella Busk SWE 11,83<br />
8. Audrey Alloh ITA 11,86<br />
9. Yekaterina Voronenkova RUS 11,91<br />
10. Weronika Wedler POL 11,96<br />
11. Estela García ESP 12,09<br />
12. Nimet Karakus TUR 12,88<br />
200 Meter I 22.6.<strong>2014</strong><br />
1. Dafne Schippers NED 22,74<br />
2. Nataliya Pohrebnyak UKR 23,13<br />
3. Anyika Onuora GBR 23,24<br />
4. Jennifer Galais FRA 23,35<br />
5. Irene Ekelund SWE 23,55<br />
6. Rebekka Haase GER 23,64<br />
7. Yelizaveta Savlinis RUS 23,86<br />
8. Weronika Wedler POL 24,03<br />
9. Denisa Rosolová CZE 24,04<br />
10. Irene Siragusa ITA 24,08<br />
11. Estela García ESP 24,40<br />
12. Sibel Agan TUR 25,99<br />
4x100 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />
1. Niederlande NED 42,95<br />
(Sedney; Schippers; Van Schagen; Samuel)<br />
2. Frankreich Frau 43,19<br />
(Distel-Bonnet; Ikuesan; Galais; Akakpo)<br />
3. Russland RUS 43,45<br />
(Panteleyeva; Rusakova; Savlinis; Chermoshanskaya)<br />
4. Ukraine UKR 43,49<br />
5. Großbritannien GBR 43,66<br />
6. Deutschland GER 43,78<br />
(Kwadwo; Haase; Pinto; Sailer)<br />
7. Polen POL 43,97<br />
8. Tschechien CZE 44,63<br />
9. Schweden SWE 44,66<br />
10. Türkei TUR 47,93<br />
Spanien ESP dq<br />
400 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />
1. Alena Tamkova RUS 51,72<br />
2. Esther Cremer GER 52,23<br />
3. Olha Zemlyak UKR 52,28<br />
4. Libania Grenot ITA 52,46<br />
5. Floria Guei FRA 52,58<br />
6. Aauri Lorena Bokesa ESP 52,71<br />
7. Shana Cox GBR 52,91<br />
8. Madiea Ghafoor NED 53,04<br />
9. Justyna Swiety POL 53,32<br />
10. Lenka Masná CZE 54,32<br />
11. Josefin Magnusson SWE 54,42<br />
12. Birsen Engin TUR 56,84<br />
4x400 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />
1. Ukraine UKR 3:27,66<br />
(Prystupa; Ryzhykova; Hrystyna; Zemlya)<br />
2. Deutschland GER 3:28,34<br />
(Cremer; Schmidt; Hoffmann; Spelmeyer)<br />
3. Frankreich FR 3:28,35<br />
(Diarra, Raharolahy, Perrossier, Mariama)<br />
4. Großbritannien GBR 3:28,91<br />
5. Polen POL 3:29,02<br />
6. Russland RUS 3:30,36<br />
7. Schweden SWE 3:38,21<br />
8. Italien ITA 3:30,17<br />
9. Niederlande NED 3:32,84<br />
10. Tschechien CZE 3:35,38<br />
12. Türkei TUR 3:46,17<br />
Spanien ESP dq<br />
800 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />
1. Yekaterina Poistogova RUS 2:02,65<br />
2. Renelle Lamote FRA 2:03,36<br />
3. Olha Lyakhova UKR 2:03,39<br />
4. Fabienne Kohlmann GER 2:03,51<br />
5. Khadija Rahmouni ESP 2:03,69<br />
6. Angelika Cichocka POL 2:03,70<br />
7. Jenny Meadows GBR 2:03,97<br />
8. Lenka Masná CZE 2:04,13<br />
9. Lovisa Lindh SWE 2:04,19<br />
10. Marta Milani ITA 2:04,54<br />
11. Sanne Verstegen NED 2:05,20<br />
12. Tugba Koyuncu TUR 2:11,87<br />
1.500 Meter I 22.6.<strong>2014</strong><br />
1. Abeba Aregawi SWE 4:14,20<br />
2. Anna Shchagina RUS 4:15,04<br />
3. Nataliya Pryshchepa UKR 4:15,71<br />
4. Federica Del Buono ITA 4:16,01<br />
5. Hannah England GBR 4:16,88<br />
6. Danuta Urbanik POL 4:17,24<br />
7. Maureen Koster NED 4:17,95<br />
8. Diana Mezuliáníková CZE 4:18,47<br />
9. Isabel Macías ESP 4:18,54<br />
10. Justine Fedronic FRA 4:19,10<br />
11. Elina Sujew GER 4:20,27<br />
12. Özlem Kaya TUR 4:22,35<br />
3.000 Meter I 21.6.<strong>2014</strong><br />
1. Sifan Hassan NED 8:45,24<br />
2. Yelena Korobkina RUS 8:51,00<br />
3. Nuria Fernández ESP 8:51,54<br />
4. Kristiina Mäki CZE 8:51,69<br />
5. Margherita Magnani ITA 8:51,82<br />
6. Renata Plis POL 8:52,55<br />
7. Clémence Calvin FRA 8:54,29<br />
8. Diana Sujew GER 8:54,50<br />
9. Kate Avery GBR 8:56,24<br />
10. Esma Aydemir TUR 9:20,77<br />
11. Linn Nilsson SWE 9:22,34<br />
12. Svitlana Shmidt UKR 9:38,44<br />
5.000 Meter I 22.6.<strong>2014</strong><br />
1. Meraf Bahta SWE 15:36,36<br />
2. Gamze Bulut TUR 15:37,70<br />
3. Giulia Viola ITA 15:40,30<br />
4. Jip Vastenburg NED 15:40,74<br />
5. Beth Potter GBR 15:42,22<br />
6. Alla Kulyatina RUS 15:42,80<br />
7. Laila Traby FRA 15:48,23<br />
8. Karolina Jarzynska POL 15:49,40<br />
9. Dolores Checa ESP 15:51,99<br />
10. Sabrina Mockenhaupt GER 15:58,47<br />
11. Lucie Sekanová CZE 16:23,77<br />
12. Mariya Hodakyvska UKR 17:02,51<br />
142 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
3.000 Meter Hindernis I 21.6.<strong>2014</strong><br />
1. Charlotta Fougberg SWE 9:35,92<br />
2. Antje Möldner-Schmidt GER 9:40,21<br />
3. Katarzyna Kowalska POL 9:41,78<br />
4. Diana Martín ESP 9:42,18<br />
5. Yekaterina Doseykina RUS 9:42,61<br />
6. Claire Perraux FRA 9:49,64<br />
7. Lennie Waite GBR 9:52,45<br />
8. Özlem Kaya TUR 9:58,97<br />
9. Valeria Roffino ITA 10:02,56<br />
10. Oksana Rayta UKR 10:28,43<br />
11. Tereza Novotná CZE 11:12,37<br />
12. Jolanda Verstraten NED 11:19,97<br />
100 Meter Hürden I 22.6.<strong>2014</strong><br />
1. Cindy Billaud FRA 12,66<br />
2. Nadine Hildebrand GER 12,80<br />
3. Yuliya Kondakova RUS 12,86<br />
4. Hanna Platitsyna UKR 12,93<br />
5. Sharona Bakker NED 12,95<br />
6. Karolina Koleczek POL 13,13<br />
7. Marzia Caravelli ITA 13,13<br />
8. Serita Solomon GBR 13,22<br />
9. Lucie Škrobáková CZE 13,33<br />
10. Elin Westerlund SWE 13,60<br />
11. Teresa Errandonea ESP 13,67<br />
12. Sema Apak TUR 14,25<br />
400 Meter Hürden I 21.6.<strong>2014</strong><br />
1. Hanna Ryzhykova UKR 55,00<br />
2. Eilidh Child GBR 55,36<br />
3. Irina Davydova RUS 55,79<br />
4. Denisa Rosolová CZE 56,10<br />
5. Christiane Klopsch GER 56,38<br />
6. Joanna Linkiewicz POL 56,62<br />
7. Yadisleidy Pedroso ITA 56,70<br />
8. Laura Sotomayor ESP 57,32<br />
9. Phara Anacharsis FRA 58,22<br />
10. Frida Persson SWE 58,82<br />
11. Emel Sanli TUR 59,79<br />
12. Graciella Woutersen NED 59,98<br />
Hochsprung I 22.6.<strong>2014</strong><br />
1. Mariya Kuchina RUS 1,95<br />
2. Oksana Okuneva UKR 1,95<br />
3. Ruth Beitia ESP 1,90<br />
3. Kamila Licwinko POL 1,90<br />
5. Marie-Laur. Jungfleisch GER 1,87<br />
6. Michaela Hrubá CZE 1,87<br />
7. Sietske Noorman NED 1,83<br />
7. Burcu Yürsel TUR 1,83<br />
9. Erika Furlani ITA 1,83<br />
10. My Nordström SWE 1,83<br />
11. Isobel Pooley GBR 1,83<br />
12. Dior Delophont FRA 1,79<br />
Stabhochsprung I 21.6.<strong>2014</strong><br />
1. Anzhelika Sidorova RUS 4,65<br />
2. Jirina Svobodová CZE 4,60<br />
3. Katharina Bauer GER 4,40<br />
4. Marion Fiack FRA 4,35<br />
5. Naroa Agirre ESP 4,25<br />
6. Michaela Meijer SWE 4,25<br />
7. Rianna Galiart NED 4,15<br />
7. Sonia Malavisi ITA 4,15<br />
9. Lucy Bryan GBR 4,00<br />
10. Demet Parlak TUR 3,60<br />
Kateryna Kozlova UKR nm<br />
Anna Rogowska POL nm<br />
Weitsprung I 22.6.<strong>2014</strong><br />
1. Malaika Mihambo GER 6,90<br />
2. Éloyse Lesueur FRA 6,87<br />
3. Erica Jarder SWE 6,67<br />
4. Tania Vicenzino ITA 6,51<br />
5. María del Mar Jover ESP 6,45<br />
6. Olga Kucherenko RUS 6,43<br />
7. Anna Kornuta UKR 6,31<br />
8. Teresa Dobija POL 6,30<br />
9. Jazmin Sawyers GBR 6,27<br />
10. Nadine Visser NED 6,23<br />
11. Büsra Mutay TUR 6,15<br />
12. Jana Korešová CZE 6,06<br />
Dreisprung I 21.6.<strong>2014</strong><br />
1. Yekaterina Koneva RUS 14,55<br />
2. Olha Saladukha UKR 14,33<br />
3. Jenny Elbe GER 14,01<br />
4. Anna Jagaciak POL 13,95<br />
5. Angelica Ström SWE 13,43<br />
6. Lucie Májková CZE 13,34<br />
7. Yamilé Aldama GBR 13,31<br />
8. Jeanine Assani Issouf FRA 13,28<br />
9. Ana Peleteiro ESP 13,09<br />
10. Simona La Mantia ITA 13,06<br />
11. Sevim Sinmez Serbest TUR 12,86<br />
12. Nora Ritzen NED 12,58<br />
Kugelstoßen I 22.6.<strong>2014</strong><br />
1. Christina Schwanitz GER 19,43<br />
2. Irina Tarasova RUS 18,36<br />
3. Chiara Rosa ITA 17,92<br />
4. Olha Holodnaya UKR 17,73<br />
5. Jessica Cérival FRA 17,33<br />
6. Úrsula Ruiz ESP 16,84<br />
7. Melissa Boekelman NED 16,79<br />
8. Emel Dereli TUR 16,41<br />
9. Agnieszka Maluskiewicz POL 16,28<br />
10. Fanny Roos SWE 15,68<br />
11. Jana Kárníková CZE 15,63<br />
12. Rachel Wallader GBR 15,56<br />
Diskuswurf I 21.6.<strong>2014</strong><br />
1. Mélina Robert-Michon FRA 65,51<br />
2. Shanice Craft GER 65,07<br />
3. Yekaterina Strokova RUS 63,97<br />
4. Zaneta Glanc POL 60,18<br />
5. Nataliya Semenova UKR 59,14<br />
6. Sabina Asenjo ESP 56,54<br />
7. Eliška Stanková CZE 55,43<br />
8. Jade Lally GBR 53,71<br />
9. Sofia Larsson SWE 51,62<br />
10. Valentina Aniballi ITA 50,91<br />
11. Elçin Kaya TUR 50,10<br />
12. Corinne Nugter NED 48,76<br />
Hammerwurf I 22.6.<strong>2014</strong><br />
1. Betty Heidler GER 74,63<br />
2. Joanna Fiodorow POL 72,23<br />
3. Anna Bulgakova RUS 71,83<br />
4. Sophie Hitchon GBR 69,23<br />
5. Silvia Salis ITA 67,98<br />
6. Tracey Andersson SWE 67,88<br />
7. Berta Castells ESP 66,71<br />
8. Alexandra Tavernier FRA 66,01<br />
9. Tereza Králová CZE 65,41<br />
10. Iryna Novozhylova UKR 64,59<br />
11. Wendy Koolhaas NED 58,43<br />
12. Zeliha Uzunbilek TUR 52,10<br />
Speerwurf I 21.6.<strong>2014</strong><br />
1. Barbora Špotáková CZE 65,57<br />
2. Hanna Hatsko-Fedusova UKR 63,01<br />
3. Linda Stahl GER 61,58<br />
4. Viktoriya Sudarushkina RUS 59,40<br />
5. Sofi Flink SWE 56,51<br />
6. Mercedes Chilla ESP 56,03<br />
7. Izzy Jeffs GBR 52,63<br />
8. Barbara Madejczyk POL 52,32<br />
9. Sara Jemai ITA 52,06<br />
10. Lisanne Schol NED 51,84<br />
11. Berivan Sakir TUR 50,18<br />
12. Alexie Alais FRA 47,40<br />
Abkürzungen:<br />
dnf > aufgegeben<br />
dq > disqualifiziert<br />
nm > ohne gültigen Versuch<br />
dns > nicht angetreten<br />
Q > Qualifikation<br />
VL > Vorlauf<br />
HF > Halbfinale<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 143
BARCELONA LEICHTATHLETIK 2010<strong>2014</strong> | EM-Ergebnisse | Impressum<br />
Adieu ...<br />
... sagt Cooly, das superfitte<br />
Maskottchen, das sogar<br />
stabhochspringen konnte<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber<br />
Deutscher Leichtathletik-Verband<br />
Alsfelder Straße 27<br />
64289 Darmstadt<br />
www.leichtathletik.de<br />
Verlag<br />
CNG sports & media GmbH<br />
Machabäerstraße 3<br />
50668 Köln<br />
www.cng-media.de<br />
Redaktion<br />
Christian Ermert, Norbert Hensen,<br />
Martin Neumann, Nicole Hetmanski<br />
Fotos<br />
dpa Picture-Alliance<br />
Texte<br />
dpa Deutsche Presse-Agentur,<br />
Philip Häfner, Christian Fuchs,<br />
Silke Morrissey, Reinhard Sogl<br />
Grafik & Layout<br />
CNG sports & media GmbH<br />
Druck<br />
Ernst Kabel Druck GmbH<br />
Holstenkamp 42<br />
22525 Hamburg<br />
Kein Teil dieses Buches darf ohne<br />
schriftliche Genehmigung des Verlages<br />
vervielfältigt oder verbreitet<br />
werden. Unter dieses Verbot fallen<br />
insbesondere auch die Vervielfältigung<br />
per Kopie, die Aufnahme in<br />
elektronische Datenbanken und die<br />
Vervielfältigung auf CD-Rom.<br />
© <strong>2014</strong><br />
CNG sports & media GmbH, Köln<br />
Alle Rechte vorbehalten<br />
ISBN 978-3-9813838-5-0<br />
144 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
<strong>DLV</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2014</strong>
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | <strong>DLV</strong>-<strong>Jahrbuch</strong><br />
Inhalt<br />
„Keine Angst vor weniger Medaillen“<br />
<strong>DLV</strong>-Sportdirektor Thomas<br />
Kurschilgen im Interview ................ 147<br />
Neue Erkenntnisse, neue Erlebnisse<br />
Kongress unter dem Motto<br />
„Erlebnisraum Leichtathletik“.......... 148<br />
Beflügelt vom olympischen Geist<br />
Rückblick auf die Olympischen<br />
Jugendspiele in Nanjing.................. 150<br />
Kleines Team, große Kämpfer<br />
<strong>DLV</strong> verteidigt Platz drei bei<br />
den U20-Weltmeisterschaften .......... 152<br />
Null-Toleranz-Politik<br />
Das Engagement des <strong>DLV</strong> im<br />
Kampf gegen Doping ...................... 154<br />
Neue Formate, neuer Erfolg<br />
<strong>DLV</strong>-Veranstaltungsdirektor Frank<br />
Kowalski über aktuelle Trends ......... 158<br />
Später Triumph<br />
Gretel Bergmann feiert in<br />
New York ihren 100. Geburtstag ...... 160<br />
Prima Premiere<br />
Erste Deutsche U16-Meisterschaften<br />
in den Einzeldisziplinen ................. 162<br />
Ehrungen <strong>2014</strong><br />
Rudolf-Harbig-Preis für Betty Heidler,<br />
Hanns-Braun-Preis für Hans G. Schulz .. .164<br />
Weltrekorde & -Bestleistungen<br />
Die aktuellen Marken weltweit......... 166<br />
Europarekorde & -Bestleistungen<br />
Die aktuellen Marken in Europa....... 170<br />
Deutsche Rekorde & -Bestleistungen<br />
Die aktuellen <strong>DLV</strong>-Marken............... 172<br />
Deutsche Bestenliste<br />
Die Top Ten der Männer.................. 181<br />
Die Top Ten der Frauen.................... 183<br />
Die Ergebnisse des Jahres <strong>2014</strong><br />
Weltmeisterschaften & andere<br />
globale Events.................................. 186<br />
Europameisterschaften & andere<br />
kontinentale Events.......................... 195<br />
Deutsche Meisterschaften<br />
Männer, Frauen & Jugend................. 200<br />
Deutsche Meisterschaften<br />
Senioren..........................................219<br />
Redaktion <strong>DLV</strong>-<strong>Jahrbuch</strong><br />
Peter Schmitt (<strong>DLV</strong>/verantwortlich), Eberhard<br />
Vollmer, Silke Morrissey, Pamela Ruprecht,<br />
Christian Ermert, Martin Neumann<br />
Fotos <strong>DLV</strong>-<strong>Jahrbuch</strong><br />
dpa Picture-Alliance (12), Fotolia (2),<br />
Handelmann (1), <strong>DLV</strong> (4), Gantenberg (2)<br />
146 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
„Keine Angst vor<br />
weniger Medaillen“<br />
<strong>DLV</strong>-Sportdirektor Thomas Kurschilgen im Interview<br />
Im Rahmen der Spitzensport-Tagung in Kienbaum hatten sich im Herbst <strong>2014</strong> unter Leitung<br />
von <strong>DLV</strong>-Sportdirektor Thomas Kurschilgen mehr als 120 Spitzensport-Experten im<br />
Bundesleistungszentrum in Kienbaum versammelt. Im Interview lässt der Sportdirektor<br />
des Deutschen Leichtathletik-Verbands (<strong>DLV</strong>) die Veranstaltung noch einmal Revue passieren,<br />
berichtet von den Herausforderungen auf dem Weg zu den Olympischen Spielen<br />
in Rio de Janeiro 2016 und verrät, welche strategischen Veränderungen im Bereich des<br />
Sprints und Langsprints beschlossen wurden.<br />
Herr Kurschilgen, auf der Tagesordnung<br />
der Spitzensport-Tagung in Kienbaum<br />
stand unter anderem eine Bilanz des<br />
Leichtathletik-Jahres <strong>2014</strong>. Welche Höhen<br />
und Tiefen haben Sie ausgemacht?<br />
Thomas Kurschilgen: Wir waren bei<br />
den Olympischen Jugendspielen in Nanjing<br />
mit acht Medaillen die leistungsstärkste<br />
Teilmannschaft im Olympiateam.<br />
Bei den U20-Weltmeisterschaften in Eugene<br />
haben die Leichtathleten in der Nationenwertung<br />
eine Top-Drei-Platzierung<br />
belegt. Das <strong>DLV</strong>-Team der Männer und<br />
Frauen ist in Braunschweig mit großer<br />
Ausstrahlung und höchsten Sympathiewerten<br />
Team-Europameister geworden.<br />
Bei den „großen“ Europameisterschaften<br />
haben wir 167 Nationenpunkte und<br />
43 Endkampfplatzierungen gesammelt,<br />
so viele wie seit 2002 in München nicht<br />
mehr. Sicherlich: Medaillen hätten wir<br />
uns alle mehr gewünscht. Aber wer um<br />
die Volatilität der Medaillen in einer<br />
Sportart mit über 200 Nationen in der<br />
Welt und um die hohe Wettbewerbsdichte<br />
weiß, der darf auch keine Angst vor<br />
keinen oder weniger Medaillen haben.<br />
< Kamghe Gaba hat ...<br />
... <strong>2014</strong> gezeigt, wie man schnelle Zeiten<br />
auf den 400 Metern läuft. Künftig sollen die<br />
deutschen Viertelmeiler aber an die Erfolge<br />
ihrer Sprintkollegen anknüpfen. Dafür sollen<br />
innovative Konzepte und Wege gegangen<br />
werden<br />
Das Jahr <strong>2014</strong> markiert auch die Halbzeit<br />
im Olympiazyklus 2012 bis 2016.<br />
Müssen auf dem Weg nach Rio Weichen<br />
neu gestellt werden?<br />
Thomas Kurschilgen: Neue Weichen<br />
müssen nicht gestellt werden. Stichtagsbezogene<br />
Ereignisse dürfen und sollten<br />
unsere Strategieansätze nicht beeinflussen.<br />
Wir stehen im Leistungssport für<br />
Kontinuität im Handeln und verfallen<br />
nicht in öffentlichkeitswirksamen Aktionismus.<br />
Es gilt weiterhin, Kernstrategien<br />
zu verfolgen, die unter Führung der Leitenden<br />
Bundestrainer auf der operativen<br />
Ebene in den verschiedenen Disziplingruppen<br />
in Kienbaum erarbeitet wurden<br />
und in konkreten Maßnahmen umgesetzt<br />
werden.<br />
Auch die strategische Personalplanung<br />
war Thema der Spitzensport-Tagung.<br />
Thomas Kurschilgen: Eine strategischstrukturell<br />
wichtige Weichenstellung haben<br />
wir im Sprintbereich der Männer und<br />
Frauen vorgenommen, in Abstimmung<br />
mit <strong>DLV</strong>-Cheftrainer Idriss Gonschinska<br />
und dem Leitenden <strong>DLV</strong>-Bundestrainer<br />
Volker Beck. Die Kollegen werden die<br />
Nachwuchs-Kader im Sprint und Langsprint<br />
unter einem Verantwortungsbereich<br />
zusammenführen. Es gilt, die Unterdistanz-Leistungsfähigkeiten<br />
zu entwickeln<br />
sowie veränderte Periodisierungsansätze<br />
und Technikmodelle zum Tragen<br />
zu bringen. Der Erfolg im Sprint der<br />
Männer sollte uns Mut machen, neue innovative<br />
Konzepte und Wege anzugehen.<br />
Gemeinsame Maßnahmen und Lehrgänge<br />
in den <strong>DLV</strong>-Nachwuchstrainerteams<br />
werden umgesetzt und die Zusammenarbeit<br />
mit den persönlichen Trainern an<br />
den Bundes- und Landesstützpunkten<br />
sowie die Kopplung an den A/B-Kader<br />
intensiviert. Dieser Aufgabe werden sich<br />
Thomas Kremer und Jörg Möckel unter<br />
Integration der weiteren <strong>DLV</strong>-Trainer<br />
dieser Disziplingruppe widmen. Die Gesamtverantwortung<br />
für den Kurzsprint<br />
der Männer und Frauen wird in der kommenden<br />
Saison <strong>DLV</strong>-Bundestrainer Ronald<br />
Stein übernehmen. Zudem müssen<br />
wir im Nachwuchsbereich die Zusammenarbeit<br />
mit den Leitenden Landestrainern,<br />
den Eliteschulen des Sports und<br />
den Lehrertrainern im Rahmen der entwickelten<br />
Regionalkonzepte inhaltlichmethodisch<br />
intensivieren. Dieser Aufgabe<br />
werden sich die Nachwuchstrainer im<br />
U18/20-Bereich, Jörg Peter und Dietmar<br />
Chounard verstärkt stellen.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 147
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | <strong>DLV</strong>-<strong>Jahrbuch</strong><br />
Neue<br />
Erkenntnisse,<br />
neue Erlebnisse<br />
Die Allgemeine Leichtathletik, ehemals<br />
„Breitensport“, bildet „generationsübergreifend“<br />
die Leichtathletik<br />
in den drei Säulen „Gesundheit<br />
und Prävention“, „Laufen“ mit dem<br />
großen Spektrum der freizeit- und wettkampforientierten<br />
Laufangebote sowie<br />
der „Senioren-Wettkampfleichtathletik“<br />
ab.<br />
Der allumfassende Begriff des „Breitensport“<br />
differenziert sich zunehmend<br />
in Freizeit-, Event- und Wettkampfsportangebote<br />
sowie Angebote im Gesundheits-<br />
und Präventionssektor aus. Neben<br />
der fortlaufenden Justierung der traditionellen<br />
Wettkampfformen im Lauf- und<br />
Seniorenwettkampfsport und beim <strong>DLV</strong>-<br />
Lauf-TREFF – Laufen, Walking, Nordic<br />
Walking – erfordert dies zusätzlich<br />
eine Anpassung und gegebenenfalls<br />
Neuausrichtung der bewährten Programme.<br />
„SPORT PRO GESUNDHEIT“,<br />
<strong>DLV</strong>-Kongress mit namhaften Referenten<br />
„Erlebnisraum Leichtathletik – ein Leben lang.“ Unter diesem<br />
Motto veranstaltet der Deutsche Leichtathletik-Verband<br />
vom 13. März bis 15. März 2015 seinen Kongress in der Sportund<br />
Jugendleiterschule Ruit. Zu den Referenten gehören<br />
Thomas Wessinghage, Edgar Itt und Heike Drechsler.<br />
Laufveranstaltungen mit vermehrtem<br />
Event- und Fun-Charakter im Vergleich<br />
zum traditionellen Wettkampfsport sowie<br />
weiterführende Projekte erfordern<br />
entsprechende Ausbildungsgänge und<br />
Durchführungsrichtlinien. „Mit diesem<br />
erweiterten Angebot wird eine moderne,<br />
dem Zeitgeist entsprechende Basis<br />
für die Landesverbände und Vereine<br />
geschaffen, neue Handlungsfelder erschlossen,<br />
Mitglieder gebunden und<br />
neue generiert“, so Dr. Matthias Reick,<br />
für den Bereich verantwortlicher <strong>DLV</strong>-<br />
Vizepräsident.<br />
Interessante Workshops<br />
Um diese drei Handlungsfelder und die<br />
damit verbundenen neusten Erkenntnisse<br />
und Entwicklungen aus diesen<br />
Bereichen der Öffentlichkeit näher zu<br />
bringen, veranstaltet der <strong>DLV</strong> unter dem<br />
Motto „Erlebnisraum Leichtathletik – ein<br />
148 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
KONGRESS<br />
K<br />
ERlEbNiSRaum lEichtathlEtiK<br />
Ein Leben lang<br />
13.-15.03.2015<br />
Sport- und<br />
Jugendleiterschule<br />
Nellingen-Ruit<br />
GESUNDHEIT & PRÄVENTION<br />
E<br />
Ei<br />
13<br />
S<br />
Ju<br />
N<br />
WETTKAMPFSPORT FÜR SENIOREN<br />
Leben lang“ vom 13. bis 15. März 2015<br />
einen Kongress in der Sport- und Jugendleiterschule<br />
Ruit.<br />
Die Auswahl der Vorträge und Diskussionsthemen<br />
wurde so gewählt, dass<br />
die Interessen der haupt- und ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter/innen und Mitglieder<br />
in den Vereinen, in Lauf-TREFFs, im Gesundheitssport,<br />
der aktiven Läufer und<br />
auch der Senioren-Wettkampfsportler in<br />
Hauptvorträgen und parallel in Workshops<br />
behandelt werden. Namhafte<br />
Referenten wie der Präsident der Deutschen<br />
Gesellschaft für Sportmedizin<br />
& Prävention, Prof. Dr. Klaus-Michael<br />
Braumann sowie die ehemaligen Top-<br />
Athleten Prof. (DHfPG) Dr. Thomas Wessinghage,<br />
Heike Drechsler und Edgar<br />
Itt konnten für den Kongress gewonnen<br />
werden. Das exakte Programm und alle<br />
Referenten und Themen finden Sie unter<br />
www.leichtathletik.de<br />
LAUF
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | <strong>DLV</strong>-<strong>Jahrbuch</strong>
Beflügelt vom<br />
olympischen Geist<br />
Rückblick auf die Olympischen Jugendspiele in Nanjing<br />
Die 13-köpfige Mannschaft der Leichtathleten hat sich im August bei den Olympischen Jugendspielen<br />
in Nanjing (China) glänzend präsentiert. Mehr als jeder Zweite reiste mit einer<br />
Medaille im Gepäck zurück nach Deutschland. Einzig eine Goldene fehlte in der Sammlung.<br />
Nicht zuletzt zwei deutsche U18-Bestleistungen sind Zeichen dafür, dass fünf Ringe beflügeln.<br />
Gleich am ersten Finaltag im Stadion<br />
von Nanjing sammelten die<br />
Youngster viermal Edelmetall.<br />
Clemens Prüfer (SC Potsdam) legte im<br />
Diskuswurf vor – Silber. Henrik Hannemann<br />
(LG Neumünster) zog im Hürdensprint<br />
nach – Silber mit deutscher<br />
U18-Bestleistung (13,40 sec). Diskuswerferin<br />
Lara Kempka (SC Neubrandenburg)<br />
und 800-Meter-Läuferin Mareen Kalis<br />
(LC Paderborn) ließen darauf jeweils<br />
Bronze folgen.<br />
An Tag zwei der Endrunde ging es<br />
munter weiter. Die Neubrandenburger<br />
Kugelstoßer Merten Howe und Anika<br />
Nehls holten Bronze, Alina Reh (TSV<br />
Erbach) erlief sich auf den 3000 Metern<br />
Silber, und zwar mit einer erneuten Steigerung<br />
ihrer deutschen U18-Bestleistung<br />
(9:05,07 min).<br />
Auch an Tag drei starteten Kandidaten<br />
mit Hoffnungen auf das olympische Podium.<br />
Doch der Flow des Erfolgs geriet<br />
ins Stocken. Konstanze Klosterhalfen<br />
(TSV Bayer 04 Leverkusen) musste im<br />
1500-Meter-Rennen zusehen, wie ihr<br />
Dalila Gosa aus Bahrain 100 Meter vor<br />
Schluss die erhoffte Bronzemedaille wegschnappte<br />
– Platz vier. Noch schwerer<br />
traf es Eileen Demes (TV Neu-Isenburg)<br />
über 400 Meter Hürden. Die U18-WM-<br />
Vierte lag auf Medaillenkurs, als sie eingangs<br />
der Zielgerade an der achten Hürde<br />
auf der Bahn neben ihr hängenblieb<br />
und stürzte.<br />
Für einen erfolgreichen Ausklang<br />
der Leichtathletik-Wettbewerbe sorgte<br />
schließlich Fabienne Schönig (LG Wipperfürth).<br />
Sie holte im Speerwurf mit Silber<br />
Medaille Nummer acht für die deutsche<br />
Mannschaft und komplettierte die<br />
blitzsaubere Bilanz der deutschen Werfer,<br />
die allesamt Edelmetall holten.<br />
Im Vorfeld hieß es, Medaillen stehen<br />
bei Olympischen Jugendspielen nicht so<br />
sehr im Zentrum wie das Erlebnis der<br />
Teilnahme und der kulturelle Austausch.<br />
Die Leichtathleten aber waren dennoch<br />
mit großen Ambitionen angereist. „Es<br />
ging in Nanjing sehr, sehr viel auf. Wir<br />
sind mit allen zufrieden“, resümierte<br />
Nachwuchs-Bundestrainer Jörg Peter.<br />
Bei den ersten Olympischen Jugendspielen<br />
in Singapur waren 16 <strong>DLV</strong>-<br />
Athleten am Start, zwei Gold- und zwei<br />
Bronzemedaillen waren 2010 die Ausbeute.<br />
„Wenn man es daran festmacht, haben<br />
wir die Medaillenzahl verdoppelt“,<br />
sagte Jörg Peter. Dass es diesmal nicht<br />
für Gold reichte, lag auch daran, dass<br />
die Sieger oftmals absolute Überflieger<br />
waren. Etwa Hürdensprinter Jaheel Hyde<br />
aus Jamaika, der vor Henrik Hannemann<br />
in 12,96 Sekunden so schnell war wie<br />
noch nie zuvor ein U18-Athlet.<br />
Silber mit deutscher U18-Bestleistung<br />
Dieses Kunststück gelang bei den Olympischen<br />
Jugendspielen in Nanjing Alina Reh<br />
(links, Mitte) über 3000 Meter und Henrik<br />
Hannemann (rechts) über 110 Meter Hürden.<br />
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> 151
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | <strong>DLV</strong>-<strong>Jahrbuch</strong><br />
Überzeugend ...<br />
... präsentierte sich Maryse Luzolo nicht<br />
nur mit ihrer U20-WM-Bronzemedaille im<br />
Weitsprung, sondern auch bei den ersten<br />
Deutschen U16-Meisterschaften in Köln, wo<br />
sie in einer Diskussionsrunde viele Fragen<br />
der jüngeren Athleten beantwortete<br />
152 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>
Kleines Team,<br />
große Kämpfer<br />
Rückblick auf die U20-Weltmeisterschaften in Eugene<br />
Kleines Team meistert große Herausforderung: Die deutschen U20-Athleten hatten im Juli bei<br />
den U20-Weltmeisterschaften in Eugene (USA) einen dritten Platz in der Nationenwertung zu<br />
verteidigen – unter schwierigen Voraussetzungen. Mit großem Kampfgeist haben die jungen<br />
Athleten für viele positive Überraschungen gesorgt und erneut als drittbeste Nation der Welt<br />
die Heimreise angetreten.<br />
Sieben Medaillen aus 44 Entscheidungen:<br />
So die Edelmetall-Ausbeute<br />
des deutschen Teams. Im<br />
Medaillenspiegel reichte das in diesem<br />
Jahr nur für Rang 22 – hier zählen zuerst<br />
die Goldmedaillen, und von denen gab<br />
es in Eugene für den <strong>DLV</strong> keine. Umso<br />
bemerkenswerter, dass es die deutschen<br />
Talente trotzdem schafften, den dritten<br />
Rang in der Nationenwertung zu verteidigen,<br />
zu der die Top-Acht-Platzierungen<br />
herangezogen werden.<br />
Die Ausgangslage war keine leichte:<br />
Mit 57 nominierten Athleten war<br />
das deutsche Team um sieben Athleten<br />
kleiner als vor zwei Jahren in Barcelona<br />
(Spanien) und um neun Athleten kleiner<br />
als vor vier Jahren in Moncton (Kanada).<br />
Damals gab es sechsmal Edelmetall, <strong>2014</strong><br />
schafften es die <strong>DLV</strong>-Athleten sogar einmal<br />
mehr aufs Treppchen. Dabei waren<br />
in den Meldelisten nur vier Deutsche auf<br />
Medaillenrängen platziert gewesen.<br />
Es musste also die eine oder andere<br />
Überraschung her, um an die Erfolge der<br />
Vorjahre anzuknüpfen, und für die musste<br />
das Team Geduld und Kämpferherz<br />
beweisen. Nach vier WM-Tagen standen<br />
nur zwei Bronzemedaillen zu Buche, für<br />
den Ulmer Zehnkämpfer Tim Nowak<br />
und Weitspringerin Maryse Luzolo (LG<br />
Eintracht Frankfurt). Schwer zu verdauen<br />
war der Freitag mit drei vierten und<br />
zwei fünften Plätzen – allesamt starke<br />
Leistungen, aber ohne den verdienten<br />
Podiumsplatz.<br />
Dann aber läutete Diskuswerfer Henning<br />
Prüfer (SC Potsdam) am Samstag<br />
mit Silber die Wende ein. Ein Ruck ging<br />
durch die Mannschaft, der auch Stabhochspringer<br />
Oleg Zernikel (ASV Landau)<br />
und die weibliche Sprintstaffel zu<br />
Bronze beflügelte. Es folgten am Sonntag<br />
eine Gala-Vorstellung des Chemnitzers<br />
Max Heß mit Silber im Dreisprung sowie<br />
der krönende Abschluss der deutschen<br />
400-Meter-Läuferinnen, die sich – als<br />
Letzte fürs Finale qualifiziert – Staffel-<br />
Bronze erkämpften.<br />
Erfrischend und erfreulich war in<br />
Eugene der Mix aus international erfahrenen<br />
Athleten und Neulingen, die<br />
gemeinsam für das gute Abschneiden<br />
sorgten. Verlass war wieder einmal auf<br />
Tim Nowak, für den es seit seiner U20-<br />
WM-Premiere 2012 eigentlich nur steil<br />
bergauf ging. Auch Weitspringerin Maryse<br />
Luzolo konnte in Eugene ihre Erfahrung<br />
aus drei internationalen Meisterschaften<br />
ausspielen.<br />
In der Bronze-Sprintstaffel waren<br />
dagegen mit Lisa-Marie Kwayie (NSF<br />
Berlin), Lisa Mayer (LG Langgöns-<br />
Oberkleen), Gina Lückenkemper (LAZ<br />
Soest) und Chantal Butzek (LC Paderborn)<br />
Athletinnen unterwegs, die auch<br />
im kommenden Jahr noch gemeinsam<br />
die U20-Staffel rennen können. Hammerwerfer<br />
Alexej Mikhailov (Hannover<br />
96) und Siebenkämpferin Celina Leffler<br />
(SSC Koblenz-Karthause) können 2015<br />
bei der U20-EM den vierten Platz zu einer<br />
Medaille machen. Ein weiteres Jugendjahr<br />
haben zudem die beiden Vize-<br />
Weltmeister Max Heß und Henning Prüfer<br />
vor sich. Grund genug, optimistisch<br />
auf die nächsten Herausforderungen zu<br />
blicken.<br />
Zweimal Silber ...<br />
... gewannen die Prüfers <strong>2014</strong> mit dem<br />
Diskus. Bei der U20-WM in Eugene wurde<br />
Henning Prüfer (Foto) Zweiter. Bei den<br />
Olympischen Jugendspielen in Nanjing sein<br />
jüngerer Bruder Clemens
LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong> | <strong>DLV</strong>-<strong>Jahrbuch</strong><br />
Null-Toleranz<br />
Engagement gegen Doping<br />
Der Kampf gegen Doping ist zentral in der Arbeit des Deutschen<br />
Leichtathletik-Verbandes. Wenn der <strong>2014</strong> im Bundestag<br />
vorgelegte Entwurf für ein neues Anti-Doping-Gesetz<br />
2015 umgesetzt wird, wäre dies ein Meilenstein in der<br />
Geschichte der Dopingbekämpfung.<br />
Sowohl auf politischer als auch auf<br />
der operativen Ebene des <strong>DLV</strong> gestaltete<br />
sich das Jahr <strong>2014</strong> in Bezug<br />
auf den Themenbereich Doping, Anti-<br />
Doping, Dopingprävention als lebhaft.<br />
Mit der Ende 2011 beschlossenen Revision<br />
des WADA-Codes 2009 und der Verabschiedung<br />
des WADA-Codes 2015 ging die<br />
Nationale Anti Doping Agentur Deutschland<br />
(NADA) in diesem Jahr mit der Umsetzung<br />
in den NADA-Code 2015 und der<br />
Übersetzung ins Deutsche in die letzte<br />
Phase, um den Fachverbänden den ab 1.<br />
Januar 2015 gültigen WADA-Code an die<br />
Hand geben zu können.<br />
Um auch künftig regelkonform agieren<br />
zu können, war für die Sportfachverbände<br />
damit die Implementierung der<br />
durch die Code-Revision entstandenen<br />
Veränderungen in verbandseigene Regelwerke<br />
verbunden. Unabhängig von<br />
einzelnen wichtigen und richtungsweisenden<br />
Änderungen im neuen WADA-/<br />
NADA-Code 2015 stellte eine große Herausforderung<br />
die regelgerechte, aber<br />
auch arbeitspragmatische Umsetzung<br />
und die damit verbundene Finanzierung<br />
gemäß des Artikels 5.2.1 dar, der besagt,<br />
dass ab 2015 alle Wettkampfkontrollen<br />
durch die NADA organisiert und durchgeführt<br />
werden.<br />
Anti-Doping-Gesetz vorgestellt<br />
Nicht nur einzelne Revisionspunkte des<br />
neuen WADA-Codes, sondern auch die<br />
Vorlage eines Gesetzentwurfs für ein Anti-Doping-Gesetz<br />
der Bundesministerien<br />
für Justiz und für Verbraucherschutz,<br />
des Innern und des Bundesministeriums<br />
für Gesundheit Mitte November zeigen<br />
dem <strong>DLV</strong>, dass er sich mit dem Bestreben<br />
einer Erhöhung der Effektivität sowie<br />
der befürworteten uneingeschränkten<br />
Null-Toleranz-Politik in punkto Anti-<br />
Doping-Kampf nach wie vor auf dem<br />
richtigen Weg befindet. Die Umsetzung<br />
des Gesetzentwurfes in ein neues Anti-<br />
Doping-Gesetz im nächsten Jahr wäre<br />
ein Meilenstein in der Geschichte der<br />
Dopingbekämpfung und für den <strong>DLV</strong> mit<br />
Dr. Clemens Prokop als langjährigem Verfechter<br />
einer deutschen Gesetzgebung ein<br />
Gewinn.<br />
Für das kommende Jahr gilt es, neben<br />
den Trainingskontrollen, die durch die<br />
NADA durchgeführt werden, weiterhin<br />
einen Blick auf die Wettkampfkontrollen<br />
der Leichtathletik zu richten. So belief<br />
sich die Anzahl der Wettkampfkontrollen<br />
im Jahr <strong>2014</strong> in der Sportart Leichtathletik<br />
auf über 480 Kontrollen, wovon<br />
alleine 186 bei Deutschen – und Regionalmeisterschaften<br />
sowie 145 Kontrollen<br />
bei offenen Veranstaltungen und von Veranstaltern<br />
eigeninitiierten Wettkampfkontrollen<br />
durchgeführt wurden.<br />
Wichtige Prävention<br />
Auch aus dem Bereich der Dopingprävention,<br />
auf den sich der <strong>DLV</strong> unter anderem<br />
mit seinen Landesverbänden mit dem<br />
Ziel einer flächendeckenden Aufklärungsarbeit<br />
konzentriert, kann „Tendenz steigend“<br />
verzeichnet werden. So haben die<br />
Anti-Doping-Beauftragten der Landesverbände<br />
in einem Leitbild ihre Grundprinzipien,<br />
Zuständigkeiten, Aufgaben und<br />
Umsetzungsmöglichkeiten formuliert, um<br />
gemäß dieses Leitbilds die Präventionsaktivitäten<br />
bis zur Basis eines jeden Landesverbandes<br />
tragen zu können. Mit den Jugendbotschaftern<br />
Doping-Prävention, deren<br />
Anzahl sich seit Beginn des einstigen<br />
Projekts zum einen stetig erhöht und zum<br />
anderen auch aufgrund der Nutzung von<br />
Schulungsangeboten und hohem Engagement<br />
qualitativ immer weiter entwickelt,<br />
wurden weitere Schritte einer Zusammenarbeit<br />
geplant, um alle Altersstufen<br />
bestmöglich zum Thema Doping/Anti-<br />
Doping präventiv beraten zu können.<br />
Gespannt schauen wir auf das kommende<br />
Jahr, das nicht nur aufgrund der<br />
angesprochenen Aktivitäten mit Sicherheit<br />
viel Raum für die Weiterentwicklung<br />
des Aufgabenfelds Anti-Doping bietet.<br />
154 LEICHTATHLETIK <strong>2014</strong>