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Klimastollen - Appartements Walchhaus

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Die „Klimakur“ in Prettau - ein Rückblick<br />

Der Aufenthalt in Naturhöhlen und Bergwerksstollen wird seit dem 19. Jahrhundert zur<br />

Linderung der Beschwerden bei chronischen Atemwegserkrankungen genutzt. Diese Therapieform<br />

wird Speläotherapie genannt. Die Luft in den so genannten Heilstollen enthält<br />

kaum Staubpartikel, Luftschadstoffe und Allergene, zudem ist sie kühl und mit viel Feuchtigkeit<br />

gesättigt. In diesem heilsamen Klima kann sich die entzündete Schleimhaut der<br />

Bronchien erholen und die körpereigenen Abwehrkräfte werden gestärkt.<br />

Im Jahr 2002 wurde an der Kinderklinik der Universität<br />

Ulm eine Studie durchgeführt, mit der bewiesen werden<br />

konnte, dass sich der Aufenthalt in Heilstollen auch bei<br />

Kindern mit Atemwegserkrankungen günstig auswirkt.<br />

Untersucht wurde vor allem die Auswirkung der „Klimakur“<br />

auf das allergische Asthma bronchiale.<br />

Der erste <strong>Klimastollen</strong> in Italien wurde im August 2003<br />

in Prettau eröffnet. Untersuchungen von Prof. Dr. Peter<br />

Deetjen vom Institut für Physiologie und Balneologie der<br />

Universität Innsbruck bestätigen, dass der Stollen alle Kriterien<br />

für ein heilsames Klima für die Atemwege erfüllt:<br />

Im <strong>Klimastollen</strong> findet man eine nahezu staub- und allergenfreie<br />

Luft, eine Lufttemperatur von 9 Grad Celsius<br />

und eine relative Luftfeuchtigkeit von 96 Prozent. Damit<br />

sich das Klima lindernd auf die Entzündungsprozesse in<br />

den Atemwegen auswirken kann, wird ein Aufenthalt im<br />

Stollen von zwei Stunden täglich für einen Zeitraum von<br />

zwei bis drei Wochen empfohlen.<br />

Zweiwöchige Klimakur für Kinder<br />

Dr. Albin Voppichler, der Koordinator des <strong>Klimastollen</strong>s<br />

in Prettau, ermöglichte im abgelaufenen Jahr Kindern mit<br />

allergischem Asthma bronchiale und jeweils einer Begleitperson<br />

eine zweiwöchige kostenlose Klimakur. Die meisten<br />

Teilnehmer stammten aus dem Raum Brixen und fuhren<br />

für den zweistündigen Kuraufenthalt im <strong>Klimastollen</strong> täglich<br />

die Strecke von Brixen nach Prettau und wieder zurück.<br />

Aus diesem Grund war die Kur für die Beteiligten<br />

mit großem organisatorischem und zeitlichem Aufwand<br />

verbunden. Trotzdem fand das Angebot großes Interesse.<br />

Im Zeitraum zwischen dem 19. und 31. Juli und dem 16.<br />

und 28. August 2005 fuhren 16 Kinder täglich (außer<br />

montags) in den <strong>Klimastollen</strong> ein: 14 Schulkinder im Alter<br />

von 7 bis 15 Jahren (das Durchschnittsalter betrug 9,8 Jahre)<br />

und zwei Kleinkinder. Zunächst hatten sich 21 Kinder<br />

für die Klimakur gemeldet, doch vier Kinder sagten ihre<br />

Teilnahme aus gesundheitlichen oder organisatorischen<br />

Gründen vor der Klimakur ab; ein Kind konnte wegen eines<br />

Infekts die Klimakur nicht beenden.<br />

Seite 04<br />

Peak Flow<br />

Um die Auswirkungen der Klimakur zu erfassen, trugen die<br />

Kinder täglich über den Zeitraum von vier Wochen (teilweise<br />

auch über acht Wochen) ihre körperliche Verfassung,<br />

ihre Beschwerden und den Bedarf an Medikamenten in ein<br />

Protokoll ein. (01)<br />

Ebenso protokollierten sie täglich (morgens und abends)<br />

ihren Peak-Flow-Wert. Dieser Wert gibt Aufschluss über<br />

den Zustand der oberen Luftwege: Je höher der Wert, desto<br />

offener und freier sind die oberen Atemwege; je niedriger<br />

der Wert, desto enger und entzündeter sind die Luftröhre<br />

und die großen Bronchien.<br />

Lungenfunktionsprüfungen in Ruhe (02), nach dem Laufen<br />

(03) und nach Inhalation mit bronchienerweiternden<br />

Medikamenten (04) dienen zur Diagnosestellung und zur<br />

Einschätzung des Schweregrades bei Asthma bronchiale<br />

sowie zur optimalen Therapieeinstellung. Sie gehören zum<br />

Standard der Asthmadiagnostik, dienen zur Beurteilung<br />

nicht nur der oberen, sondern auch der unteren Atemwege<br />

und sollten bei jedem Menschen mit allergischem Asthma<br />

bronchiale mindestens einmal im Jahr erfasst werden. Eine<br />

Woche vor und eine Woche bzw. vier Wochen nach der<br />

zweiwöchigen Klimakur wurde bei allen Schulkindern eine<br />

erweiterte Lungenfunktionsprüfung durchgeführt. Im Anschluss<br />

daran wurden die Ergebnisse in Bezug auf Wohlbefinden,<br />

Beschwerden, Medikamentenverbrauch, Peak-<br />

Flow-Wert und Lungenfunktion ausgewertet.<br />

Gute Ergebnisse<br />

Der Großteil der Kinder und Eltern gab an, im kühlen <strong>Klimastollen</strong><br />

freier atmen zu können. Die Nasenatmung blieb<br />

bei fast allen Kindern für die Dauer der Klimakur auch<br />

außerhalb des <strong>Klimastollen</strong>s frei.<br />

Auf den Medikamentenverbrauch hatte die Kur während<br />

des Beobachtungszeitraums keinen ersichtlichen Einfluss.<br />

Die Peak-Flow-Werte der Kinder erreichten die höchsten<br />

KLIMASTOLLEN PRETTAU · www.ich-atme.com<br />

Werte während oder nach der Klimakur.<br />

Auch in der Lungenfunktion ließ sich die Besserung der<br />

Peak-Flow-Werte nachweisen; ein signifikanter Effekt auf<br />

die Obstruktion der kleinen Atemwege konnte jedoch nur<br />

in Einzelfällen beobachtet werden.<br />

Besonders gut kam bei Kindern und Erwachsenen die Asthmaschulung<br />

an, die eine Krankenschwester mit der Gruppe<br />

im <strong>Klimastollen</strong> durchführte. Die Schulung zielte darauf<br />

ab, Kindern und Eltern die normale Atemphysiologie und<br />

die Veränderungen bei allergischen Erkrankungen, insbesondere<br />

beim allergischen Asthma bronchiale, zu erklären.<br />

Zudem wurden Atemübungen, Inhaliertechniken und<br />

Entspannungsmethoden gezeigt. Die Kontrollvisiten in der<br />

Kinderambulanz zeigten, dass die Inhalte der Asthmaschulung<br />

das Verständnis für das Asthma bronchiale und die<br />

Körperwahrnehmung wesentlich gebessert hatten und das<br />

Verhalten der Teilnehmer nachhaltig positiv beeinflusste.<br />

Zu kleine Fallzahlen<br />

Insgesamt muss man berücksichtigen, dass die Fallzahlen<br />

zu klein sind, um allgemein gültige Aussagen zu treffen.<br />

Die Kinder litten zudem an Asthma bronchiale mit unterschiedlichem<br />

Schweregrad. Die Ergebnisse der statistischen<br />

Auswertung in diesem Patientenkollektiv sind daher nicht<br />

aussagekräftig.<br />

Folgende Überlegungen können als Ursachen dafür angeführt<br />

werden, dass sich bei den Kindern keine Reduktion<br />

des Medikamentenverbrauchs und keine signifikante Bronchialerweiterung<br />

in der Lungenfunktion feststellen ließen:<br />

In der Literatur wird die minimale Dauer einer Therapie<br />

mit zwei bis drei Wochen angegeben, die Dauer der Klimakur<br />

in Prettau war mit zwei Wochen eher kurz. Die Wirkung<br />

beschränkte sich auf die größeren, durch die heilsame<br />

Luft im <strong>Klimastollen</strong> unmittelbar und zuerst erreichten<br />

Atemwege. Dies wurde an den höheren Peak-Flow-Werten<br />

ersichtlich, die die Kinder während und nach der Klimakur<br />

erreichten. Ein längerer Kuraufenthalt hätte vermutlich<br />

auch zu einer Entzündungshemmung in den kleinen<br />

Bronchien geführt, da die Klimaluft erst nach ausreichender<br />

Öffnung der großen Atemwege ihre heilsame Wirkung<br />

in den kleinen Atemwegen entfalten kann.<br />

Der Klimawechsel im Zeitraum des Pollenfluges von Gräser-<br />

und Getreidepollen könnte die Wirkung der Klimakur<br />

abgeschwächt haben. Die meisten Teilnehmer fuhren täglich<br />

vom Raum Brixen nach Prettau und wieder zurück. Bis<br />

auf zwei Kinder waren alle Kinder auf die spät blühenden<br />

Pollen allergisch und durch den Klimawechsel waren sie jeden<br />

Tag wechselnden Pollenkonzentrationen ausgesetzt.<br />

Kein Vergleich möglich<br />

So hatten fast alle Kinder gerade im Klimakur-Zeitraum<br />

ihre größten allergischen Beschwerden und benötigten wie<br />

in den Vorjahren ihre antiallergischen Medikamente. Ein<br />

Vergleich zu den Beschwerden und der Therapie in den<br />

Vorjahren ist nicht möglich, da keine Vergleichsprotokolle<br />

vorliegen. Aussagen über die effektive Wirkung der Klimakur<br />

auf die Beschwerden und auf den Medikamentenverbrauch<br />

sind deshalb schwierig.<br />

Die Untersuchungen wurden eine Woche vor sowie eine<br />

Woche bzw. vier Wochen nach der Klimakur durchgeführt;<br />

dabei stellt sich die Frage, ob sich diese Zeitpunkte zur Erfassung<br />

von Veränderungen eignen. In der Literatur fehlen<br />

Angaben zum optimalen Zeitpunkt der Durchführung der<br />

Untersuchungen.<br />

Das Beschwerdeprotokoll wurde in seiner Bedeutung unterschätzt<br />

und von den Kindern teilweise mangelhaft aus-

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