BuV - Business und Vermarktung 2 u. 3 - 2016
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Hesse als Maler<br />
präsentiert –<br />
Rekord-Zulauf<br />
der Ausstellung<br />
in Ochsenhausen<br />
Info<br />
Hermann Hesse, geboren am 2. Juli 1877 in Calw,<br />
Königreich Württemberg, gestorben am 9. August<br />
1962 in Montagnola, Kanton Tessin, Schweiz, als<br />
Sohn eines deutsch-baltischen Missionars, war<br />
durch Geburt russischer Staatsangehöriger. Von<br />
1883 bis 1890 <strong>und</strong> erneut ab 1924 war er schweizerischer<br />
Staatsbürger, dazwischen besaß er das<br />
württembergische Staatsbürgerrecht.<br />
Die Stufen eines Lebens, ein Gedicht von Hermann Hesse,<br />
nein, eins der schönsten Gedichte deutscher Sprache:<br />
Stufen<br />
Wie jede Blüte welkt <strong>und</strong> jede Jugend<br />
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,<br />
Blüht jede Weisheit auch <strong>und</strong> jede Tugend<br />
Zu ihrer Zeit <strong>und</strong> darf nicht ewig dauern.<br />
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe<br />
Bereit zum Abschied sein <strong>und</strong> Neubeginne,<br />
Um sich in Tapferkeit <strong>und</strong> ohne Trauern<br />
In andre, neue Bindungen zu geben.<br />
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,<br />
Der uns beschützt <strong>und</strong> der uns hilft, zu leben.<br />
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,<br />
An keinem wie an einer Heimat hängen,<br />
Der Weltgeist will nicht fesseln uns <strong>und</strong> engen,<br />
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.<br />
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise<br />
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,<br />
Nur wer bereit zu Aufbruch ist <strong>und</strong> Reise,<br />
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.<br />
Es wird vielleicht auch noch die Todesst<strong>und</strong>e<br />
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,<br />
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...<br />
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e!<br />
„…das Malen ist w<strong>und</strong>erschön. Man hat nicht wie beim<br />
Schreiben schwarze Finger, sondern rote <strong>und</strong> blaue“,<br />
sagte der Literatur-Nobelpreisträger Hermann Hesse,<br />
der inmitten des 1. Weltkriegs mit dem Malen begann,<br />
schon 40-jährig <strong>und</strong> sich in einer tiefen Schaffenskrise<br />
befindend. Deshalb war es ein klasse Coup der Stadt<br />
Ochsenhausen in diesem Sommer, nach 2003 Hermann<br />
Hesse erneut als Maler zu präsentieren, diesmal mit neu<br />
entdeckten Aquarellen aus seinem Nachlass. Bis Mitte<br />
Oktober zeigte die Stadt in der Galerie im Fruchtkasten<br />
oben im Kloster zahlreiche Hesse-Aquarelle <strong>und</strong> Fotos<br />
seines Sohns Martin, der seinen Vater mit der Kamera<br />
jahrelang liebevoll begleitete. Gezeigt wurden w<strong>und</strong>ervolle<br />
Eindrücke von Hesses Schaffenskraft in Bildern,<br />
die vor allem in seiner Zeit in Gaienhofen am Bodensee<br />
<strong>und</strong> Montagnola im Tessin entstanden sind. Auch die<br />
Fotos seines jüngsten Sohnes Martin sind eindrücklich<br />
<strong>und</strong> zeigen seinen Vater in vertrauten Situationen, etwa<br />
in seinem Arbeitszimmer oder in seinem geliebten Garten.<br />
Für Ochsenhausen war es eine der erfolgreichsten<br />
Ausstellungen ever. Hinweise in der ganzen Stadt wiesen<br />
den zahlreichen Touristen den Weg hoch zum Kloster,<br />
wo sich auch die Landesakademie für die musizierende<br />
Jugend befindet. In der sehr anrührenden Ausstellung<br />
fehlte bei der begleitenden Literatur „Unterm Rad“.<br />
Aber die Schüler haben es ohnehin, denn die 9. Klassen<br />
der Gymnasien in Baden-Württemberg dürfen es lesen.<br />
www.ochsenhausen.de<br />
Hermann Hesse schrieb das Gedicht am 4. Mai 1941 nach langer Krankheit<br />
Der Blumhardt-Schauraum in der Villa Vopelius<br />
der Evangelische Akademie Bad Boll zu sehen.