HUNT FOR THE REAL NAKED PRESENCE - Forum Freies Theater
HUNT FOR THE REAL NAKED PRESENCE - Forum Freies Theater
HUNT FOR THE REAL NAKED PRESENCE - Forum Freies Theater
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FFT Kammerspiele, Samstag 20. NOV, 20:00h<br />
JA JA JA<br />
NEE NEE NEE<br />
Vier Performances<br />
Dauer: 3 Stunden, zwei Pausen<br />
Der Titel der Performance stammt aus einer<br />
Arbeit von Joseph Beuys, die er in der Kunstakademie<br />
Düsseldorf am 14. Dezember 1968<br />
gezeigt hat. In seinem Essay „Wie das Stück<br />
entstand“ berichtet Johannes Stüttgen von<br />
einem Treffen mit Beuys. Seine Kollegen von<br />
der Akademie hatten gerade das Mißtrauens-<br />
Manifest gegen ihn veröffentlicht. Beuys, so<br />
berichtet Stüttgen weiter, kam von einer Beerdigung<br />
am Niederrhein. Statt über die akademisch-politische<br />
Lage zu sprechen, erzählte<br />
er mit Vergnügen, daß beim Totenkaffee<br />
lauter alte Frauen um den Tisch gesessen<br />
und immer den gleichen Sermon pausenlos<br />
und stundenlang gemurmelt hätten: "Ja<br />
Ja Nee Nee”. Laszlo Glozer schreibt: ",Das<br />
Schweigen von Marcel Duchamps, so Beuys,<br />
‘wird überbewertet’. Tatsächlich hat gerade<br />
Beuys die bis heute unterschwellig wirksame<br />
dadaistische Antikunst-Haltung für sich ganz<br />
außer Kraft gesetzt. Duchamp bestand auf<br />
seinem ,nein’ und nutzte den Geist der Negation<br />
zu einer Reihe genialer Kunst-Erfindungen.”<br />
(quote from www.ubu.com)<br />
“Den Menschen zu befreien, ist das Ziel der<br />
Kunst. Daher ist Kunst für mich die Wissenschaft<br />
von der Freiheit.” So Beuys in einem<br />
seiner zahlreichen Statements über die Bedeutung<br />
der Kunst. Man kann dem zustimmen<br />
oder nicht, aber zeitgenössische Kunst<br />
steht unter dem konstanten Druck, sich selbst<br />
zu definieren. Spätestens seit Duchamps ist<br />
Kunst das, was der Künstler als solche definiert.<br />
Und damit ist die Kunst seit hundert<br />
Jahren vorbelastet: stets neue Selbst-Definitionen<br />
zu verfassen. Ist das Kunst oder nur<br />
Mist? Künstler oder Scharlatan? Ja oder nein?<br />
Heute sind mögliche Antworten noch verschwommener<br />
denn je. Wir müssen nicht<br />
mehr vorgeben, die Antwort zu kennen. Die<br />
wichtigste Spielregel lautet: Erlaube der Frage<br />
nie, Dich mit einer Antwort aufs Kreuz zu<br />
legen. Wir erleben uns am Wahrhaftigsten<br />
jenseits des Rationalen; wenn wir nicht mehr<br />
vorgeben müssen, etwas zu verstehen. Die<br />
Menschen von der Kunst zu befreien, ist das<br />
Ziel von Via Negativa.<br />
Boris Kadin: WHAT JOSEPH BEUYS TOLD ME WHILE I WAS LYING<br />
DEAD IN HIS LAP<br />
Dauer: 40 Minuten.<br />
Solo-Performance über die Kategorisierungen in der Kunst. “Es gibt drei Kategorien<br />
von Künstlern: diejenigen, die ihr Thema verdient haben; diejenigen, die ihr Thema<br />
verdienen könnten, und diejenigen, die ihr Thema sicher nicht verdient haben. Nach<br />
meiner Meinung kann ein Künstler seines Themas nur wert sein, wenn er es bedingungslos<br />
in sich aufnimmt und es mit seinem eigenen Körper bezeugt. Um dies zu belegen,<br />
brauche ich jetzt ein Messer.” Boris Kadin hält Joseph Beuys für einen Künstler, der sich<br />
jeder Kategorisierung verschließt. Nur der tote Hase kann etwas Gültiges über Beuys<br />
aussagen.<br />
Kristian Al Droubi, Boris Kadin: GAME WITH TOOTHPICKS<br />
Dauer: 35 Minuten<br />
Dokumentarische Performance über “Serben und Kroaten stechen auf offener Bühne<br />
auf sich ein”<br />
Das Messer-Spiel, Teil des Stücks “Not Like Me”, ist das Herzstück dieser Performance<br />
und reflektiert gleichzeitg das Medienecho darauf. “Slobodna Dalmacija, 16.8. 2007.<br />
Schlagzeile: Horror in Zadar. Eine blutige Performance von Via Negativa in der Kirche<br />
schockiert das Publikum. Ein Kroate und ein Serbe stechen auf offener Bühne auf sich<br />
ein.” “Game with Toothpicks” beschäftigt sich mit dieser medialen Wirkung in Form<br />
eines performativen Streitgesprächs. Während Kristian überzeugt ist, dass das Publikum<br />
Blut sehen will, spielt Boris nur mit dem Spiel und seiner Selbst-Bezüglichkeit.<br />
Bojana Kunst, Katarina Stegnar: NO ONE SHOULD HAVE SEEN THIS<br />
Dauer: 45 Minuten<br />
Lecture Performance. Theorie und Praxis gehen eine Beziehung ein, ohne eine<br />
gemeinsame Sprache zu suchen - sondern genau das Gegenteil. Sie versuchen, ihre<br />
Differenzen nicht zu verschleiern, sondern zu verstärken. Bojana Kunst: “Liebe Katarina,<br />
als Zuschauerin Deiner Performance verbinde ich Deine radikale Verausgabung mit<br />
meinem Unwohlsein und beschließe, einige Deiner Performances nicht mehr zu besuchen,<br />
obwohl mich Deine Arbeit sehr interessiert....” Katarina bleibt unerbittlich: “Liebe Bojana,<br />
ich wußte von Anfang an, dass das alles Mist ist. Warum sind wir hier? Wer hat uns hier<br />
hinbestellt und warum? Anstatt eine neue Performance zu erarbeiten, kombiniert<br />
Jablanovec uraltes Material zu irgendeinem Lecture-Performance-Mist, den wir schon<br />
hundertmal gesehen haben.”<br />
Uros Kaurin: TONIGHT I CELEBRATE<br />
Dauer: 45 Minuten<br />
Ein Konzert für den Performer und sein Publikum. Über die Theatralität der Beziehung<br />
zwischen Performer und Publikum; über die Tiefe und Banalität dieser Beziehung; seine<br />
Authentizität und Illusion. Der Song “Tonight I celebrate my love for you” (Michael Masser,<br />
Gerry Goffin, 1983) bildet den Auftakt zu acht Pop-Songs, die von Tomaæ Grom adaptiert<br />
wurden und in denen der Sänger und Performer Uros Kauri seine Liebe zum Publikum<br />
feiert. “Heutzutage wird der Zuschauer für nahezu alles mißbraucht. Er oder sie hat nahezu<br />
alles gesehen, was das <strong>Theater</strong> an Verschärfungen zu bieten hat. Gewalt, Nacktheit, Sex...<br />
und nun möchte er nur noch unterhalten werden.“ (Blaæ Lukan) Es bleibt nur eine Frage:<br />
Wenn der Zuschauer auf alles Denkbare vorbereitet ist, muss der Performer das auch<br />
sein?<br />
Via Nova via FFT Düsseldorf<br />
Performances entwickelt und erarbeitet von der Gruppe • Veranstaltungs-Konzept und Regie:<br />
Bojan Jablanovec • Performer: Katarina Stegnar, Grega Zorc, Barbara Kukovec, Boris Kadin,<br />
Kristian Al Droubi, Uros Kaurin, Marko MandiÊ, Jaka Lah, Tomaz Grom • Vortragende: Bojana<br />
Kunst, Bojan Jablanovec, Christoph Rech • Produktionsleitung: ©pela Trost • Original-Performances<br />
produziert von Via Negativa mit Unterstützung des Kulturministeriums der Republik Slowenien<br />
und der Stadt Ljubljana • Via Nova via FFT Dusseldorf produziert vom FFT Düsseldorf und<br />
gefördert durch die Kunststiftung NRW im Rahmen der Reihe "Exposed - Grenzen der Schaulust"<br />
www.vntheatre.com<br />
via nova via<br />
FFT Düsseldorf<br />
Via Nova via FFT Düsseldorf ist entwickelt in<br />
drei Teilen für drei Orte mit drei Themen:<br />
FFT Juta, Mittwoch 17. NOV, 20:00h<br />
<strong>HUNT</strong> <strong>FOR</strong><br />
<strong>THE</strong> <strong>REAL</strong><br />
Kunsthalle Düsseldorf, Freitag 19. NOV, 19:00h<br />
<strong>NAKED</strong><br />
<strong>PRESENCE</strong><br />
FFT Kammerspiele, Samstag 20. NOV, 20:00h<br />
Die Performance-Serie VIA NOVA (17 Arbeiten insgesamt) fragt nach den Beziehungen<br />
zwischen Altem und Neuem, Destruktion und Produktion, Theorie und Praxis,<br />
Gegenwärtigkeit und Tradition, Präsenz und Abwesenheit... Via Nova versteht sich als<br />
Arbeitsplattform, die den Performern Raum bietet für autonom entwickelte künstlerische<br />
Strategien: Lecture, Tanz, Video, Interview, Auktion, Konzert, body art, Bilder-<strong>Theater</strong> etc.<br />
In Via Nova werden die unterschiedlichen Formate verbunden zu einem neuen Kontext.<br />
VIA NEGATIVA wurde als Performance-Netzwerk im Jahr 2002 in Ljubljana ins Leben<br />
gerufen. Im Mittelpunkt steht das Verhältnis zwischen dem Performer und dem Publikum<br />
im Hier und Jetzt. Wir behandeln diese Beziehung im stetigen Wechsel der Perspektiven,<br />
Beurteilungen, Erkenntnisse, Klischees, Fehlversuche, Vorurteile, Toleranz und Intoleranz,<br />
Wissen und Nicht-Wissen. Wir arbeiten als Kollektiv, in dem jeder seine Absichten und<br />
Haltungen, seinen Körper und sein Können einbringt - kämpferisch, produktiv, egoistisch,<br />
selbstvergessen, mutig.
FFT Juta, Mittwoch 17 NOV, 20:00h<br />
<strong>HUNT</strong> <strong>FOR</strong><br />
<strong>THE</strong> <strong>REAL</strong><br />
Lecture Performance<br />
Dauer: 2 Stunden, eine Pause<br />
Eines der wichtigsten Merkmale des 20. Jahrhunderts ist die<br />
Leidenschaft für das Reale, behauptet Alain Badiou in seiner<br />
Textsammlung “Das Jahrhundert”: "Aus diesem Grund ist die<br />
Kunst des 20. Jahrhunderts so selbstbezüglich, so darauf aus,<br />
den Prozess des Entstehens zu zeigen, ihre eigene Wirklichkeit<br />
visuell zu idealisieren .... und aus diesem Grund gibt das 20.<br />
Jahrhundert diese künstlerischen Gesten vor, die vorher unmöglich<br />
waren - als Kunst zu behaupten, was vormals nur als Begleiterscheinung<br />
betrachtet wurde." Aber Badiou warnt davor, dass<br />
"die Leidenschaft für das Reale zwingenderweise auch den Zweifel<br />
mit sich bringt. Nichts kann beweisen, dass das Reale auch<br />
tatsächlich real ist - es sei denn im System der Fiktion, wo es die<br />
Rolle des Realen spielen kann." Aus diesem Grund ist das <strong>Theater</strong><br />
das Medium, in dem wir mit der allergrößten Leidenschaft auf<br />
der Jagd nach dem Realen sind - hunt for the real.<br />
Hintergrund für <strong>HUNT</strong> <strong>FOR</strong> <strong>THE</strong> <strong>REAL</strong> ist die Vorlesung "Erasing the Audience" von<br />
Blaz Lukan, einem der führenden slowenischen <strong>Theater</strong>-Theoretiker. Hierin skizziert<br />
Lukan die künstlerischen Strategien, die Via Negativa in den Jahren 2002-2008<br />
entworfen haben, um ihre besondere Beziehung zum Publikum zu etablieren. Im<br />
Rahmen seines Vortrags bindet Lukan eine Reihe von praktischen Demonstrationen<br />
ein, die ihn in den Mittelpunkt der theatralen Effekte rücken, über die er spricht. Die<br />
Zuschauer finden sich in einer Doppelrolle wieder: als studentische Adressaten der<br />
Vorlesung und als Zuschauer der Performance. Die Vorlesung von Blaz Lukan wird<br />
präsentiert von Bojan Jablanovec, künstlerischer Leiter von Via Negativa.<br />
Blaz Lukan ist Professor für Dramaturgie an der <strong>Theater</strong>akademie Ljubljana, Mit-<br />
Herausgeber des <strong>Theater</strong>magazins Maska und Amfiteater und Präsident des slowenischen<br />
Verbands der <strong>Theater</strong>kritiker.<br />
Von und mit: Katarina Stegnar, Grega Zorc, Boris Kadin, Kristian Al Droubi, Barbara<br />
Kukovec, Uros Kaurin<br />
Kunsthalle Düsseldorf, Freitag 19 NOV, 19:00h<br />
<strong>NAKED</strong><br />
<strong>PRESENCE</strong><br />
Fünf Solo-Performances<br />
Dauer: 3,5 Stunden<br />
"Heutzutage gibt es keine ontologische<br />
Differenz mehr zwischen der Produktion und<br />
der Präsentation von Kunst. Im zeitgenössischen<br />
Kontext besteht das Herstellen<br />
von Kunst im Ausstellen von Kunst." (Boris<br />
Groys, Politics of Installation, e-flux journal<br />
#2, 01/2009). Die Galerie-Performance<br />
<strong>NAKED</strong> <strong>PRESENCE</strong> beschäftigt sich mit der<br />
Wiedergabe, dem Ausstellen der Live-<br />
Präsenz. Wir benutzen den Galerie-Raum für<br />
die Installation von fünf Solo-Performances.<br />
Über eine Gesamtdauer von 3,5 Stunden<br />
wird der Betrachter die Kunsthalle von einer<br />
Performance zur nächsten durchreisen.<br />
<strong>NAKED</strong> <strong>PRESENCE</strong> beschäftigt sich mit<br />
nackten Körpern. Obwohl die Nacktheit in<br />
den Performances dominierendes Stilmittel<br />
ist, wird sie als Maske der Präsenz benutzt.<br />
Die Frage, die wir uns stellen, ist die nach<br />
der Realität unserer Präsenz, unseres Daseins,<br />
unserer Gegenwart. Insbesondere die Live-<br />
Präsenz gegenüber einem Betrachter steckt<br />
voller Widersprüche: In einem Bühnengeschehen<br />
kann die Präsenz nie bloß für sich<br />
selbst stehen. Live-Präsenz ist immer der<br />
Verweis auf etwas Abwesendes. <strong>NAKED</strong><br />
<strong>PRESENCE</strong> behandelt eine Performance als<br />
einen Prozess der Entstehung eines Kunst-<br />
Objekts. Jede Performer stellt die hinterlassenen<br />
Spuren seiner Präsenz als Objekt<br />
zur Schau und stellt sie in einen Dialog mit<br />
der Ausstellung "Real Presence".<br />
Als Marcel Broodthaers seine Installation<br />
Musée díArt Moderne, Département des<br />
Aigles 1970 in der Düsseldorfer Kunsthalle<br />
präsentierte, stellt er neben jedes Ausstellungsstück<br />
ein Schild mit der Aufschrift:<br />
"Dies ist kein Kunstwerk". Mit <strong>NAKED</strong><br />
<strong>PRESENCE</strong> möchten wir hinzufügen: Dies ist<br />
kein Kunstwerk, dies ist ein Werk der Präsenz.<br />
Marko MandiÊ: EXSTRACT MANDI<br />
Beginn: 19:00h • Dauer: 15 Minuten<br />
Reale Präsenz als ein Kontakt mit dem Ich. "Mandic spricht darüber, wie man einen<br />
Schauspieler einfängt und geht noch weiter: Wie man insbesondere Marko Mandic<br />
einfängt. Das hat zu tun mit der Beziehung zwischen der Person und der Rolle, zwischen<br />
der menschlichen Basis und dem schauspielerischen Überbau. Mandic zeigt das Problem<br />
mittels seiner Bühnen-Onanie. Ein so intimer Vorgang wie Selbstbefriedigung hat nichts<br />
zu tun mit der Freude an schauspielerischer Kontrolle oder der Aufmerksamkeit durch<br />
das Publikum, nichts mit der Lust an der Macht über das Publikum. Es hat jedoch alles<br />
zu tun mit dem Kontakt zu sich selbst, mit der Person und der menschlichen Basis."<br />
(Blaz Lukan)<br />
Jaka Lah: PURE PER<strong>FOR</strong>MANCE<br />
Beginn: 19:20 • Dauer: 50 Minuten<br />
Reduktion der Live-Präsenz auf die einfachste Form. “Pure Performance” ist eine<br />
visuelle Performance. Die Form als zentrales Mittel künstlerischen Ausdrucks steht im<br />
Mittelpunkt. Der Performer hält sich und die Zuschauer gefangen in der Falle des<br />
Formalen, in seiner Absurdität gesteigert durch die fundamentalen Zweifel des Darstellers.<br />
Weil kein Gedanke existiert, wenn er nicht in eine Form gebracht wird, existiert in der<br />
reinen Form kein Gedanke. Der Inhalt kehrt sich sein Gegenteil, wenn er bloß formal<br />
gefaßt wird und wird so im performativen Diskurs zu reinem Schwachsinn. Dieser<br />
Kurzschluss zwischen Inhalt, dem Geäußerten und dem Verstandenen wird in “Pure<br />
Performance” zu einer Negation der Kunst.<br />
Marko MandiÊ: VIVA MANDI<br />
Beginn: 20:20 • Dauer: 45 Minuten<br />
Eine Existenz - dreifache Präsenz: öffentlich, intim, körperlich. Viva MandiÊ ist eine<br />
Video-Arbeit kombiniert mit artistischem Gestus. Auf zwei Leinwänden zeigt Marko<br />
Mandic Höhepunkte seiner <strong>Theater</strong>-Karriere bis zur Verleihung des slowenischen<br />
Nationalpreises (2009) sowie eine sehr persönliche künstlerische Erfahrung, die er<br />
während einer Übernachtung im Fundus des slowenischen Nationaltheaters gemacht<br />
hat. Währenddessen stellt Mandic seinen Körper in einem Plastik-Sack aus und extrahiert<br />
buchstäblich sein künstlerisches Leben in einem Glas voll Körperschweiß. Drei Fragen<br />
eröffnen sich: 1. Warum tue ich das? 2. Für wen tue ich das? 3. Was ist mein Ziel?<br />
Marko Mandic bleibt radikal und kompromisslos: 1. Nur wegen mir. 2. Für mich. 3. Ich.<br />
Viva MandiÊ! Exhibitionist, Narzist, Narr, Intellektueller, Tier, Egoist, Entertainer…<br />
Barbara Kukovec: SPOTLIGHT ON ME<br />
Beginn: 21:15 • Dauer: 25 Minuten<br />
Ein Opfer der realen Präsenz. “Richard Wagner, Die Walküre. Lauter. Lauter. Lauter.<br />
Und - bumm. Das Museum explodiert. Die Wände stürzen ein, die Decke bricht. Du und<br />
Ich überleben. Und jetzt reisen die Explosionen weiter: Berlin, Paris, Madrid, London,<br />
Moskau - bumm. Weiter und weiter... Nur Du und Ich und sie bleiben übrig - die Erinnerung<br />
an alles, was verloren ist. La Ribot.” Die spanische Performance-Künstlerin La Ribot ist<br />
eins der letzten Opfer in dieser Demaskierung unseres Daseins. Das allerletzte Opfer<br />
in dieser Jagd nach dem Realen ist Barbara Kukovec. Die reale Präsenz weicht dem<br />
Performer immer aus; angesichts des Publikums ist man nie der, der man in Wirklichkeit<br />
ist, man ist nie nur hier und jetzt. Barbara wird Opfer ihrer eigenen Live-Präsenz.<br />
Hinterlassen kann sie uns nur die Erinnerung an ihr Werk.<br />
Kristian Al Droubi: INTERVIEW WITH <strong>THE</strong> ARTIST<br />
Beginn: 21:50 • Dauer: 40 Minuten<br />
Über impotente Präsenz. Eine Interview-Performance über die politische Bedeutungslosigkeit<br />
radikaler künstlerischer Praktiken, über das Geständnis, Teil eines Medien-<br />
Spektakels zu sein, über den Imperativ der Unterhaltung in der post-industriellen<br />
Gesellschaft, über die Impotenz der Kommunikation, über die Unmöglichkeit der<br />
Subjektivierung usw.usw. Basierend auf einem Text von Bojana Kunst, stößt die<br />
Performance tief in die Thematiken vor, mit denen sich Via Negativa von Beginn an<br />
beschäftigt hat. Kristian Al Droubi antwortet als Performer - er kämpft für seinen<br />
Standpunkt nicht nur mit Worten, sondern auch mit seinem ganzen Körper.<br />
• Die Fragen stellt FFT-Dramaturg Christoph Rech.