s'Positive Magazin 12.2016
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Wie lange seine Pause dauern wird,<br />
weiss Kevin Schläpfer noch nicht.<br />
stoppen und den Fehler gleich kommunizieren<br />
kann. Von der Bande aus muss ich das<br />
Team oder den Spieler immer erst zu mir<br />
rufen. Dann beginnt das Erklären. Dabei<br />
kann es sein, dass der Spieler seinen Laufweg<br />
nicht gleich sah wie ich, und dann kommt es<br />
zu Diskussionen, die es nicht geben würde,<br />
wenn ich auf dem Eis sogleich stoppen kann.<br />
Die Spontaneität und das schnelle Eingreifen<br />
fehlen.<br />
Waren Sie zu sehr Hockeygott, als dass<br />
jemand in Biel sich getraut hätte, Ihnen<br />
zu sagen, dass Sie jetzt mal Pause machen<br />
sollten?<br />
Wie ich schon sagte, rechneten wir alle immer<br />
damit, dass meine Genesung schneller<br />
voranschreiten würde.<br />
Wie ist es für Sie nach all den Jahren, in<br />
denen Sie pausenlos im Eishockey engagiert<br />
waren – zuerst als Spieler, dann als<br />
Sportchef und jetzt als Trainer –, jetzt beschäftigungslos<br />
zu sein?<br />
Am schlimmsten sind die Spieltage. Dann<br />
denke ich jeweils: Jetzt spielt die ganze Nationalliga,<br />
und ich bin daheim. Was mache<br />
ich da? Das stinkt mir, und da spüre ich bereits<br />
wieder das Kribbeln.<br />
«In meinem nächsten Job werde<br />
ich sehr viel Druck haben. Es<br />
wird sehr viel Präsenz auf mich<br />
zukommen und ich werde im<br />
Fokus stehen.»<br />
Wie war es für Sie, entlassen zu werden?<br />
Bisher waren immer Sie es, der entlassen<br />
hat, und zwar jeweils noch in Ihrer Position<br />
als Sportchef.<br />
Es war das erste Mal in meinem Leben, dass<br />
ich entlassen wurde. Und es war hart, obwohl<br />
ich eigentlich wusste, dass es so kommen<br />
würde. Man rief mich an, und ich fuhr<br />
nach Biel im Wissen, ich werde jetzt entweder<br />
entlassen oder man stellt mir ein Ultimatum.<br />
Als mir Sandro Wyssbrod sagte, dass<br />
ich entlassen sei, lief es wie eine Welle durch<br />
meinen Körper hindurch. Das war intensiv.<br />
Aber dann war plötzlich der Druck weg. Und<br />
irgendwie genoss ich dies dann auch ein wenig.<br />
Doch dann kommt der Matchtag, und<br />
du denkst: Druck, hallo, wo bist du? Nervosität,<br />
hallo, wo bist du? Und dann fehlt dir<br />
dies!<br />
Was machen Sie an Spieltagen?<br />
Ich gehe weg. Ich war beispielsweise in<br />
Strassbourg am Weihnachtsmarkt. Für die<br />
Resultate interessierte ich mich erst beim<br />
Zurückfahren.<br />
Nachdem Sie jetzt wissen,<br />
wie sich das Entlassenwerden<br />
anfühlt: Was denken<br />
Sie über die Entlassungen,<br />
die Sie als Sportchef vornehmen<br />
mussten? Würden<br />
Sie nochmals gleich handeln?<br />
Ja. Weil es damals sein musste.<br />
Als ich Heinz Ehlers, den<br />
ich für einen hervorragenden<br />
Trainer halte, entliess, stand<br />
es in der Ligaqualifikation 0:2 gegen uns. Ich<br />
hielt an ihm fest, so lange wie dies irgendwie<br />
verantwortbar war. Das wusste auch Heinz<br />
Ehlers. Ein Jahr später, ebenfalls in der Ligaqualifikation,<br />
fragte ich Kent Ruhnke sogar,<br />
ob er das Gefühl habe, es sei bereits<br />
s’Positive 12 / 2016 31