Hinz&Kunzt 286 Dezember 2016
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Das Hamburger
Straßenmagazin
Seit 1993
N O 286
Dez.16
2,20 Euro
Davon 1,10 Euro
für unsere Verkäufer
PAPST FRANZISKUS LUD 4000 ARME EIN.
BILDER EINER ERGREIFENDEN FAHRT
Ein Segen
für Arme
EIN STÜCK NÄHER
AM HIMMEL
DAS ALPEN-SPEZIAL:
EIN HEFT ZUM ERLEBEN,
NACHDENKEN UND
SPONTANEN VERLIEBEN.
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GREENPEACE-MAGAZIN.DE/ABO
Foto: Manfred Jarisch
WWW.HINZUNDKUNZT.DE
Inhalt
Titel: Der französische Obdachlose
CHRISTIAN brachte den Papst auf die Idee,
uns alle nach Rom einzuladen.
TITELBILD: ©PHOTOGRAPHIC SERVICE OF
L’OSSERVATORE ROMANO
Liebe Leserinnen und Leser,
Papst Franziskus hatte 4000 Obdachlose und Arme plus 2000 Begleiter nach Rom
eingeladen. Und wir waren mit 21 Hinz&Künztlern und 7 Begleitern dabei (ab
Seite 6). So lange waren wir noch nie zusammen unterwegs. Und ehrlich: Wir haben
uns wahnsinnig gut verstanden! Endlich hatten wir mal Zeit, ausführlich miteinander
zu reden. Außerdem hat uns der Papst beeindruckt, nicht als oberster
Katholik und Kirchenmann, sondern als Mensch, der die Armen im Herzen des
Evangeliums (Seite 16) sieht. Wir wünschen uns, dieses Gefühl, den Zusammenhalt
und die Energie, die uns die Reise gegeben hat, in den Alltag zu retten.
Es ist schon fast unwahrscheinlich, was dann passierte: Wir bekommen für die
Winterzeit zehn Zimmer für Hinz&Künztler, unser eigenes Winternotprogramm
(Seite 20). Und Achim, der sich vor der Papstreise gewünscht hatte, nicht mehr zurück
auf die Straße zu müssen, ist jetzt schon in seine neue Wohnung eingezogen.
Ihnen allen wünschen wir frohe Weihnachten und ein friedliches neues Jahr!
Ihr Hinz&Kunzt-Team
FOTOS: ANDREAS HORNOFF, SOPHIA LUKASCH PHOTOGRAPHY, DMITRIJ LELTSCHUK
Stadtgespräch
04 Gut&Schön
Nur aufmunternde Nachrichten
06 Ein Segen für Arme
Hinz&Kunzt in Rom
beim Papst
16 „Die Armut ist das Herz
des Evangeliums“
Vor 4000 Armen hielt Papst
Franziskus eine bewegende Rede
18 Zahl des Monats
Brot und Böller
22 Ein Kalender zum Protestieren
Der Protestonaut-Kalender führt
2017 nach Griechenland
30 Kalter Asphalt
Teil zwei unserer Reihe über
unsere Verkäufer und das
Winternotprogramm
38 Ruhe bewahren, kritisch bleiben
Das deutsch-russische
Kinoforum zeigt Filme
aus einer unruhigen Region
Freunde
40 Stiller Beobachter
Street Artist Victor Ash neu in
unserer StrassenKunzt-Edition
44 „Ich träume mich gerne
aufs Wasser“
Coach Rolf Dräther über
seine Atlantikfahrt
Kunzt&Kult
48 Hauptsache, frei sein!
Wieder da. Und unterwegs:
die Söhne Hamburgs
50 „Ich glaube nicht an das Ende“
Choreografin Antje Pfundtner
entwickelt ein Tanzstück über
Abschiede
52 20 Tipps für den Dezember
56 Köchinnen des Monats
Hinz&Künztlerinnen
Carmen und Cornelia
bieten Kohleintopf
aus Rumänien
58 Momentaufnahme
Hinz&Künztler Joachim
Rubriken
05, 21 Kolumnen
20, 28 Meldungen
46 Leserbriefe
57 Rätsel, Impressum
48
22
50
Wir unterstützen Hinz&Kunzt. Aus alter Freundschaft und mit neuer Energie. Hanse Werk
Tierische Weihnachten
Zwei Schnauzen
für ein Halleluja
Fein haben sie das gemacht! Großpudel Bronwyn und
Cockerspaniel Barney haben ihren Modeljob für die neue
Hinz&Kunzt-Weihnachtskarte bravourös gemeistert. Kopfschmuck
ist zwar eigentlich nicht ihr Ding, aber als Redaktionshunde
tragen sie ihr Schicksal mit Würde. Ab sofort gibt
es die beiden als Postkarte – mit allerbesten Weihnachtsgrüßen
von Ihrem Hinz&Kunzt-Verkäufer – und von uns. ATW
•
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Gut&Schön
Obdachlosen-Restaurant
Essen im
„Home“
FOTOS: LENA MAJA WÖHLER (S.4), ANDREW BIRAJ/REUTERS PICTURES (OBEN), HAMBURGER MORGENPOST /
SCHIMKUS / MARTEN (UNTEN LINKS), HEIDI KRAUTWALD (UNTEN RECHTS), IAN GEORGESON (OBEN RECHTS)
Manchmal gönne ich mir etwas
Gutes: baden, bis die
Finger schrumpelig werden,
Louis-Theroux-Dokus gucken
und essen gehen.
Bild des Monats
Neulich reiste ich nach
Edinburgh und ging ins Restaurant
„Home“. Dort kann
Gekommen, um zu bleiben
„Refugees welcome!“ Und dann? Worauf es bei
man essen und gleichzeitig
Inte gration ankommt und wie Zugewanderte dauerhaft anderen etwas Gutes tun –
Obdachlosen. Nicht nur,
in Deutschland heimisch werden können, schildert
dass ehemals Obdachlose in
das Buch „Neue Heimat Deutschland“ anhand von Küche und Service arbeiten,
persönlichen Geschichten. Macht Mut! ATW
•
angeleitet von Profis. Die
Gäste können auch Essen an
Michael Richter, „Neue Heimat Deutschland“, Edition Körber-Stiftung, 16 Euro
Menschen auf der Straße
„weiterschieben“, also spenden.
Mein Freund und ich
schoben ein Abendessen
Glamour für die Veddel
weiter – so köstlich hatten
Endlich wird geredet über die Veddel!
Der Stadtteil mit den meisten
Jeden Montag öffnet das
wir gespeist.
Sozialhilfeempfängern Hamburgs
„Home“ dann nur für Obdachlose.
Kellner servieren
bekommt einen Hingucker. Der
Künstler Boran Burchhardt will 300
ihnen formvollendet das gespendete
Essen. John Little-
Quadratmeter Hausfassade mit
23,5 Karat Blattgold überziehen.
ton, der schon die erfolgreiche
Sandwichkette Social
Das Umstrittene daran: Die Aktion
kostet 85.000 Euro Steuergeld. Der
Bite gründete, ist Pate der
Steuerzahlerbund schäumt, Lokalpolitiker
motzen. Der Künstler aber
zurück in die Obdachlosen-
Idee. Alle Gewinne fließen
sagt: „Der Sinn des Projektes ist
arbeit. Das beeindruckte sogar
Hollywoodstar Leonardo
Kommunikation.“ ATW
•
Würdenträgerin
Wie eine Heilige steht sie da, unsere DiCaprio, der im November
Reinigungskraft Elena Pacuraru.
das „Home“ besuchte.
Künstlerin Heidi Krautwald hat sie
Was ich jetzt nur noch
und viele andere in der Sakristei
wissen will: Wann gibt es so
von St. Jacobi fotografiert – im Stil etwas Tolles auch in Hamburg?
SIM
von Ikonen. Die Gewänder gäben
den Menschen neue Haltung und •
Würde, so Krautwald. ATW Restaurant Home, 7–8 Queensferry
Street, Edinburgh. Infos:
•
Ausstellung: St. Jacobi, Jakobikirchhof
22, 27.11.–18.12., 11–17 Uhr, Eintritt frei www.home-restaurant.co.uk
5
Jan ist tief bewegt: „Als ich
in den PETERSDOM
eingetreten bin, hat es mich
völlig aus der Bahn geworfen.“
Ein Segen
für Arme
67 Arme, Wohnungslose und ehemalige Obdachlose aus Hamburg
haben den Vatikan besucht. Papst Franziskus hatte sie eingeladen –
zusammen mit 4000 anderen Armen aus ganz Europa. Es war eine
Reise für die Seele, die keiner so schnell vergessen wird.
TEXT: BENJAMIN LAUFER,
BIRGIT MÜLLER, ANNETTE WOYWODE
FOTOS: MAURICIO BUSTAMANTE
Für Robert stand Ende Oktober
alles auf dem Spiel:
„Und wenn es die letzte
Reise wird, die ich erlebe.
Ich muss den Papst sehen!“
Der Hinz&Künztler war beim letzten
Vorbereitungstreffen für unsere Romreise
fest entschlossen. Da ging es ihm allerdings
richtig schlecht: Seine Hand
hatte sich entzündet, war auf die Größe
eines Tennisballs geschwollen, und er
konnte sie nicht mehr bewegen. Außerdem
hatte der Alkoholiker doch wieder
zur Flasche gegriffen. Die Nächte waren
so kalt geworden, dass Robert es auf der
Platte ohne Alkohol einfach nicht aushalten
konnte. Auch deswegen kamen
dem 43-Jährigen immer wieder die Tränen.
„Dass ich den Papst sehen darf –
das hätte ich nie für möglich gehalten“,
sagte der Pole. Nun musste er fürchten,
die Reise nicht antreten zu können.
Eine Woche später steht Robert tatsächlich
auf dem Petersplatz. „Ich bin
so klein“, sagt er, schaut sich um und
schüttelt angesichts der riesigen Säulen
und Kuppeln des Petersdoms ehrfürchtig
den Kopf. Robert hat es geschafft:
Ein kurzer Aufenthalt im Krankenhaus
wirkte Wunder. So wie auch zwei Nächte
in einem Hotelzimmer, die Sozialarbeiter
Stephan Karrenbauer für ihn organisieren
konnte. Um Robert vor der
Reise dabei zu helfen, seinen Vorsatz in
die Tat umzusetzen: keinen Schluck Alkohol
in Rom trinken. Jetzt muss er nur
8
noch durch die Sicherheitskontrollen
im Vatikan, dann wird er tatsächlich
auf Papst Franziskus treffen.
Dass Robert zusammen mit 67 anderen
Armen, Wohnungslosen und ehemaligen
Obdachlosen aus Hamburg
„Ich muss zum
Papst. Und wenn
es meine letzte
Reise ist.“
HINZ&KÜNZTLER ROBERT
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Stadtgespräch
auf dem Petersplatz stehen und auf den
Einlass zum Papst warten kann, hat eine
lange Vorgeschichte. Sie begann genau
hier, zwei Jahre zuvor. 200 Wohnungslose
aus Paris hatten sich, begleitet
von der Organisation „Fratello“, im
Oktober 2014 auf eine Pilgerreise in
den Vatikan aufgemacht. Unter ihnen
„Wollen
Sie mich
veräppeln?“
PATER JAN ROSER
auch Christian, den Franziskus persönlich
segnete, wie er es sich so sehr gewünscht
hatte. Diese Begegnung war
der Grundstein für die Einladung nach
Rom, die Franziskus später an die Wohnungslosen
Europas aussprach.
Diese Geschichte erzählt der Hamburger
Pater Jan Roser inzwischen aus
dem Effeff. In diesem Sommer klingelte
bei ihm das Telefon. Ein Anruf aus
Frankreich: Ob er zusammen mit 6000
Armen und Obdachlosen aus ganz Europa
zum Papst reisen möchte. „Wollen
Sie mich veräppeln?“, fragte Pater Roser
den Anrufer von „Fratello“ Frankreich.
„Ich habe dann gesagt: ‚Ich habe
überhaupt keine Zeit, denn ich bin
Geistlicher Rektor der Katholischen
Akademie und Franzosenseelsorger‘“,
zitiert sich Roser. „Aber das klingt so
verrückt, ich will versuchen, in den
nächsten Tagen alle Institutionen der
Obdachlosenhilfe aus Hamburg an einen
Tisch zu bekommen.“
Dass wir am Ende wirklich auf dem
Petersplatz stehen würden, war da noch
lange nicht klar. Es ist auch der Verdienst
von Pia-Mareike Heyne, die Pater
Roser als Erste mit ins Boot geholt
hat. Mit der Hilfe der 25-jährigen Caritas-Mitarbeiterin
kam im Juni das erste
Treffen mit Vertretern zahlreicher Einrichtungen
zustande. Und alle wollten
mitreisen. Aber es brauchte jemanden,
Abreise aus dem verregneten Hamburg: Nachdem Erzbischof Stefan Heße den REISESEGEN
ausgesprochen hat, macht sich auch die Hinz&Kunzt-Gruppe um Stephan Karrenbauer (oben,
mit Koffer) auf Richtung Flughafen. Für Hinz&Künztler Reiner (unten links) ist es der erste
Flug. Nicht so für Kumpel Chris: „Ich bin bestimmt schon 20-mal geflogen.“
der das Projekt leitet. Pater Roser ließ
sich breitschlagen. So wie auch Pia, die
„nicht schnell genug auf dem Baum
war“, wie sie sagt. „Ab und zu braucht
es eben Leute, die verrückte Dinge tun
und tolle Ideen umsetzen.“ In ihrem
Fall ehrenamtlich.
Es dauerte nicht lange, da war die
Hamburger Reisegruppe zusammengestellt.
Eine Einladung von Franziskus,
das war eine Ehre. Egal, ob gläubig
oder nicht. 67 Arme, Wohnungslose,
frühere Obdachlose sagten zu. Dazu 41
Begleiter, darunter Ärzte, Pfleger und
9
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Stadtgespräch
geistlicher Beistand. Zweimal trifft sich
die ganze Gruppe im Herbst, bevor es
nach Rom geht. Reisevorbereitungen –
organisatorisch und spirituell. Wir wollen
warm werden miteinander und mit
dem Sinn unseres Projekts. Dabei müssen
die Mitreisenden gar nicht gläubig
sein, auch soll niemand bekehrt werden.
Und tatsächlich haben manche ein sehr
distanziertes Verhältnis zur Kirche. Dem
Papst begegnen wollen sie trotzdem.
Bis vor fünf Jahren gehörte Joachim
auch noch zu den Skeptikern.
„Früher habe ich nie richtig an Gott geglaubt“,
berichtet er. Das änderte sich,
als er in Stuttgart auf der Straße bettelte.
„Ein Christ kam und hat mit mir gebetet“,
erzählt Joachim. Einfach so. „Er
hat mein Leben Jesus übergeben.“ Seitdem
hat sich im Leben des Obdachlosen
einiges verändert: Jeden Sonntag
besucht er einen Gottesdienst, außerdem
trinkt er viel weniger Alkohol als
früher. „Der Herr ist in mir“, sagt Joachim
überzeugt und klopft sich mit der
Hand auf die Brust. Er hat große Hoffnungen
in die geplante Begegnung mit
Franziskus gesetzt: Der Hinz&Künztler
wünscht sich den Segen des Papstes.
Und mit dieser Hilfe will er endlich eine
Wohnung finden.
Kurz vor dem Abflug stehen sehr
triviale Fragen zwischen Joachim und
dem Papst. „Reicht eigentlich ein vorläufiger
Personalausweis, um ins Flugzeug
zu kommen?“, fragt er. Seinen
richtigen hatte er verloren – und Joachim
ist noch nie geflogen. Wir können
ihn beruhigen: Der vorläufige reicht.
Und so langsam wird uns allen klar:
Wir fliegen wirklich alle zusammen
nach Rom.
Am Morgen des 10. November treffen
wir uns bei Hinz&Kunzt – doch einer
fehlt. Ralf ist nicht da. Gruppenleiter
Stephan wird nervös und überlegt
schon, ihn von seinem Wohncontainer
abzuholen, weil er wohl verschlafen hat.
So vermutet er. Doch erst mal pilgern
wir los zum Kleinen Michel. Dort will
uns Hamburgs Erzbischof Stefan Heße
den Reisesegen erteilen. Und wer wartet
dort auf uns? Ralf! Seine S-Bahn hatte
Verspätung. Puh!
Sightseeing stand auch
auf dem Reiseprogramm:
Sigi staunt
über eine Kunstinstallation
am Tiber:
MISERICORDIA –
Barmherzigkeit –
bedeuten die Buchstaben
(oben links).
Tags darauf führt uns
Hinz&Künztler
Herbert sicher durch
eine Lichterprozession
(unten links).
Zwischendurch war
auch Zeit für Scherze,
wie Dieter und Ralf
beweisen (oben rechts).
Robert war vom
Papstbesuch sichtlich
gerührt – genau wie
Joachim (unten), Jürgen,
Jan und Roman.
„Ich fühle mich ein bisschen wie auf
Klassenfahrt“, sagt Stephan später in
der Bahn auf dem Weg zum Flughafen.
„Ich mache drei Kreuze, wenn alle im
Flugzeug sitzen.“ Wir sind unterwegs
11
zum Papst – und unsere Gespräche drehen
sich mehr und mehr um Kirche
und Glauben. Dabei wird klar, dass wir
sehr verschiedene Beweggründe haben,
zu pilgern. „Vielleicht kann ich da-
„Statt Liebe
gab’s Hiebe.
Reichlich.“
HINZ&KÜNZTLER CHRIS
durch Vorurteile abbauen“, sagt Chris,
als die S1 aus dem Hauptbahnhof
Richtung Flughafen rollt. Denn mit der
Kirche hat der Hinz&Künztler schlechte
Erfahrungen gemacht. „Ich bin in einem
katholischen Heim aufgewachsen.
Statt Liebe gab’s Hiebe“, berichtet er.
„Regelmäßig. Reichlich.“ Gemeinsam
mit dem Hinz&Kunzt-Team in den Vatikan
zu reisen, findet er trotzdem
schön. „Vielleicht nehme ich den lieben
Gott doch noch mal in mein Herz auf.“
Als unser Flugzeug um 21.15 Uhr
auf der Landebahn in Italien aufsetzt,
rumpelt es ein bisschen. Aber sonst gibt
es keine Probleme. „Der Flug war einwandfrei“,
sagt der erleichterte Joachim
am Gepäckband in Rom. „Ich
hab’s mir schlimmer vorgestellt.“ Flugpremiere
erfolgreich! Wir haben es geschafft,
niemand ist verloren gegangen.
„Das ist doch ein gutes Zeichen“, sagt
Stephan. Langsam fällt sogar bei ihm
die Anspannung ab. Noch eine gute
Stunde Busfahrt zu unserer Unterkunft
im Norden Roms, dann fallen wir müde
in unsere Betten. Um sieben Uhr
klingelt der Wecker – der Papst möchte
uns zeitig sehen.
In der römischen Morgensonne gehen
wir zum Vatikan. Hinz&Künztler
Jan kommen schon beim Anblick der
Säulen am Petersplatz die Tränen:
„Überwältigend, wirklich“, sagt er. Wir
alle staunen und reihen uns ein in die
Gruppe von Tausenden Pilgern, die
heute Papst Franziskus zuhören wollen.
Reiner ist vor allem nervös –
schließlich gehört er zu den Wohnungslosen,
die ihm gleich direkt gegenübertreten
werden. Immer wieder hebt er
seine Hand, um zu zeigen, dass sie zittert.
In der langen Schlange vor den Sicherheitskontrollen
überlegt er noch
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einmal, was er Franziskus unbedingt alles
sagen will: Dass im reichen Hamburg
so viele Menschen keine Wohnung
haben. „Vielleicht kann er was dazu
beitragen, dass nicht mehr so viele Obdachlose
auf der Straße schlafen müssen“,
sagt Reiner.
Außerdem soll er Franziskus Grüße
vom Hamburger Erzbischof ausrichten.
Er lässt sich alles aufschreiben, damit
er es vor Aufregung nicht vergisst.
Dann gehen wir zusammen mit Tausenden
anderer in den gigantischen
„Saal Paul VI“. Während unsere Gruppe
in den hinteren Reihen Platz nimmt,
darf Reiner ganz nach vorne.
Und dann kommt der Papst. Von
lautem Jubel und Applaus begleitet
läuft er einmal durch den ganzen Saal
und schüttelt dabei viele Hände. Gespannt
schalten wir unsere Übersetzungsgeräte
ein – und verstehen doch
kaum etwas. Das Problem: Franziskus
hatte angekündigt, seine Ansprache auf
Italienisch zu halten. Er spricht dann
doch auf Spanisch – und überfordert so
die Simultanübersetzer.
„Er hat meine
Hände genommen
und gesagt:
,Bete, bete!‘“
HINZ&KÜNZTLER REINER
Trotzdem verfolgen wir das Geschehen
gebannt, und vielen kommen dabei vor
Rührung die Tränen. „Du guckst hin
und fühlst mit, wie bewegend das für
die Menschen ist“, sagt Hinz&Künztler
Jörg. „Ganz so, als wäre man selbst vorne
mit dabei.“
Später erfahren wir, was Franziskus
gesagt hat: „Ich bitte Sie um Verzeihung
für all die Male, in denen wir
Christen angesichts eines armen Menschen
wegsehen. Verzeihung!“ Wow!
(Lesen Sie die ganze Rede auf S. 16.)
Franziskus geht auf Tuchfühlung mit
den vielen Armen im Saal. Er segnet
nicht nur alle Anwesenden, er spricht
auch kurz mit allen, die in den ersten
Reihen sitzen.
Auch Reiner ist dabei. Über die
große Leinwand neben der Bühne sehen
wir, wie der Papst ihn anlächelt und
ihm die Hände schüttelt. „Er hat meine
Hände genommen und gesagt: ,Bete,
bete!‘“, erzählt Reiner später. „Und ich
sage: ‚Mach ich!‘“
Als der Papst dann mitten durch
sein Publikum den Saal verlässt, versucht
auch Joachim sein Glück. Doch
so weit er seine Hand auch ausstreckt –
ganz kommt er nicht an Franziskus heran,
ein paar Zentimeter fehlen. Joachim
strahlt trotzdem bis über beide Ohren.
„Ich war nah genug dran“, sagt er.
„Wahnsinn! Geil!“ Er weiß gar nicht,
wohin mit seinen Emotionen, klatscht
in die Hände und ruft: „Halleluja!“
Auch Robert hat es bis auf zwei
Meter an Franziskus herangeschafft.
„Ich bin so froh!“, sagt er. Und denkt
gleich an alle Mitreisenden: „Schau dir
die Menschen an! Die lachen alle! Alle
sind glücklich! Keiner geht gebückt!“
13
Gespannt verfolgt Dieter,
wie Papst Franziskus mit
Reiner spricht (oben). Joachim mit
WEIHBISCHOF PUFF auf
einem Schnappschuss (Mitte).
Und Pater Roser stimmt gemeinsam
mit Pia das Fratello-Lied an.
Abschiedsfoto auf dem Petersplatz:
Dafür macht sich sogar
PATER KARL ganz lang (oben).
Für Elzbieta war es „die Reise
meines Lebens“. Und Jörg (unten)
hat anschließend das Gefühl, die
Gruppe sei zu einer Familie zusammengewachsen.
14
Die Begegnung mit dem Papst beschäftigt
alle noch tagelang. Sogar unser Vertriebsmitarbeiter
Sigi, sonst nicht für
Gefühlsausbrüche bekannt, packt beim
Frühstück aus. „Das ging mir durch
Mark und Bein“, erzählt er. Und weiter:
„Ich habe immer gedacht, dass mir die
Heimleitung alle Tränen aus dem Leib
geprügelt hat.“ Starker Tobak morgens
um sieben Uhr. Sigi war als Kind in einem
kirchlichen Heim und wurde dort
geschlagen. Freiwillig ist der 60-Jährige
seitdem nur zu Beerdigungen in Kirchen
gewesen. Doch den Papst zu sehen
bringt sogar ihn ins Grübeln. Wann er
das nächste Mal in einen Gottesdienst
gehen wird? „Das kann ich dir nicht sagen“,
sagt er nach kurzem Nachdenken.
Vor der Reise hätte er wohl gesagt:
nie wieder.
Am Samstagnachmittag feiert der
Kölner Weihbischof Ansgar Puff eine
Messe mit allen deutschsprachigen Teilnehmern
des „Fratello“-Festes. Er fordert
die Obdachlosen auf, immer weiter
am Ball zu bleiben, hartnäckig zu sein
und sich wieder und wieder für die eigenen
Belange einzusetzen. „Auch, wenn
das manchmal nervt!“, sagt Puff. Damit
hinterlässt er bei Ralf bleibenden Eindruck:
„Diese Worte haben mir Mut gemacht“,
sagt er später. „Die haben mir
einen Kick gegeben. Ich werde jetzt
dranbleiben und Kontakt haben zu
meinen Kindern.“ Bis zu seinem Geburtstag
im September hatte er sie jahrelang
nicht gesehen.
Als sich seine Frau vor zweieinhalb
Jahren von ihm trennte, tat das so weh,
dass er „alles stehen und liegen ließ“.
Sogar seine Kinder ließ er im Stich. Er
kam von Schleswig-Holstein nach
Hamburg und machte hier Platte.
„Und dann standen meine Ex-Frau
und meine beiden Kinder plötzlich an
meinem Geburtstag an meinem Verkaufsplatz
und haben mir gratuliert“,
sagt der Hinz&Künztler. Das ging Ralf
unter die Haut. Nun will er den Kontakt
halten und dafür kämpfen, ganz so
wie der Weihbischof es empfohlen hat.
Seine Kinder machen ihm das übrigens
schon vor: Sie hatten die Mutter überredet,
Ralf auf Hamburgs Straßen zu
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suchen, und sie haben auch durchgesetzt,
dass er Weihnachten mit ihnen zu
Hause verbringen darf.
Fast alle Reiseteilnehmer erleben in
Rom ihr ganz persönliches Highlight.
Robert erwischt es am Samstagabend
in der Kirche St. Paul vor den Mauern,
einer der päpstlichen Basiliken. „Ich
habe geweint wie ein kleines Kind. Ich
„Ich habe
geweint wie ein
kleines Kind.“
HINZ&KÜNZTLER ROBERT
konnte einfach nichts dagegen tun“, erzählt
er. Immer schon hat er an Gott
geglaubt, aber erst hier beim Entzünden
einer Kerze hatte er das Gefühl,
wirklich bei Gott angekommen zu sein
und mit seinem Leben ins Reine zu
kommen. „Mein Herz wurde ganz
frei“, sagt Robert.
So frei, dass er vor Gott einen
Schwur ablegte: „Niemals wieder nehme
ich einen Schluck Alkohol in den
Mund.“ Schon so oft habe er gesagt, er
würde mit dem Trinken aufhören. Gegenüber
seiner Frau und seinen beiden
Kindern, gegenüber sich selbst. Nie habe
er es geschafft. Dieses Mal ist er sich
„1000-prozentig“ sicher. „Gott hat
noch was mit mir vor. Er gibt mir noch
eine Chance.“
Zum Abschluss unserer Reise folgen
wir einer zweiten Einladung von
Papst Franziskus, dieses Mal in den gigantischen
Petersdom. Dort feiert er
mit uns und Tausenden anderer eine
Stadtgespräch
Heilige Messe. Wieder können wir
kaum etwas verstehen – und wieder
fließen bei so manchem Tränen. „Diesen
Papst zu erleben, ist eben auch etwas
sehr Besonderes“, sagt Pater Karl
Meyer aus Hamburg, der mit uns gereist
ist. „Seine persönliche Zuwendung
hat den Menschen gutgetan.“ Und dem
79-jährigen Dominikaner hat es gutgetan,
das mitzuerleben: „Wie gut, wie
gut, dass ich mitgefahren bin!“
Dann stehen wir auf dem Petersplatz
und blicken zurück auf eine unglaubliche
Reise. „Das hat uns allen
was gebracht“, sagt der Kirchenskeptiker
Chris. „Wir sind so gut zusammengewachsen,
dass ich sagen möchte:
Wir sind eine Familie“, freut sich
Hinz&Künztler Jörg. Und auch die Organisatoren
sind zufrieden: „Es war eine
Ehre für mich, mit diesen Menschen
unterwegs zu sein“, sagt Pater Jan Roser.
Man sei sich auf Augenhöhe begegnet,
mit einem großen gegenseitigen
Respekt. Pia Heyne bestätigt: „Die
Reise hat unsere kühnsten Erwartungen
übertroffen.“
Nun soll die Pilgerfahrt auch langfristig
Früchte tragen, das wünschen wir
uns alle. Hoffentlich bleibt Robert trocken.
Hoffentlich schafft Ralf es, den
Kontakt zu seinen Kindern zu halten.
Hoffentlich hören die Politiker Reiners
Wunsch nach mehr Unterkünften für
Obdachlose. Joachims Wunsch ist schon
in Erfüllung gegangen: EinVermieter
hat ihn im NDR-Fernsehen gesehen
und direkt bei Hinz&Kunzt angerufen.
Nach 30 Jahren auf der Straße hat Joachim
endlich eine eigene Wohnung gefunden.
Papst sei Dank. •
Mehr Geschichten aus Rom in Bild und Ton
finden Sie auf unserer Homepage unter
www.hinzundkunzt.de/thema/fratello
An unserer Reisegruppe waren beteiligt: Hinz&Kunzt, die Alimaus, die Caritas im Erzbistum
Hamburg, die TAS Bundesstraße, die Diakonie Pinneberg, die Diakonie Norderstedt, der
Schäferhof Appen, die Innere Mission Bremen, das Haus Bethlehem und die Katholische
Pfarrgemeinde St. Sophien. Unser Dank geht an Alexander Becker und Olav Stolze von den
Maltesern für die logistische Unterstützung, an alle ehrenamtlichen Begleiter sowie alle
Spender, die diese Reise möglich gemacht haben.
Edel sei der
Mensch,
hilfreich
und gut!
Denn das
allein unterscheidet
ihn von
allen
Wesen, die
wir kennen.
JOHANN WOLFGANG
VON GOETHE
Geld ist Gestaltungsmittel
für Kultur und
Bildung —
wenn wir es gemeinsam
dazu machen.
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15
Stadtgespräch
HINZ&KUNZT N°286/DEZEMBER 2016
Papst Franziskus steht
seit 2013 an der SPITZE
der katholischen Kirche.
Der Argentinier will die
Macht der Kurie beschränken
und die Kirche zu einer Kirche
für die Armen umbauen.
„Ich bitte um Verzeihung im
Namen der Christen“
Wir waren dabei, als der Papst am 11. November vor 4000 Armen und ihren
Begleitern sprach. Oft bezog er sich auf die Vorreden der Ex-Obdachlosen Christian aus
Frankreich und Robert aus Polen. Franziskus machte Mut – und bat um Verzeihung.
ÜBERSETZUNG AUS DEM SPANISCHEN: BIRGIT MÜLLER
FOTO: © PHOTOGRAPHIC SERVICE OF L’OSSERVATORE ROMANO
Danke, Christian und Robert, und
dann Danke an euch alle, dass ihr gekommen
seid. Um euch untereinander
zu treffen, um mich zu treffen und um
für mich zu beten. Robert sagte vorhin,
dass wir einfachen Menschen uns nicht
von den Großen der Welt unterscheiden.
Wir haben alle unsere Leidenschaften
und unsere Träume, die wir in
kleinen Schritten voranbringen wollen.
Für mich sind ein Mann oder eine
Frau dann sehr arm – aber das ist eine
ganz andere Armut als Ihre Armut –,
wenn dieser Mann oder diese Frau die
Fähigkeit zu träumen verloren haben,
die Fähigkeit verloren haben, eine Leidenschaft
nach vorne zu bringen.
Hören Sie nie auf zu träumen!
Der Traum eines Armen, eines
Menschen ohne Obdach, wie wird der
sein? Ich weiß es nicht, aber träumen
Sie! Und womöglich träumten Sie, dass
„Hören Sie nie
auf zu
träumen!“
16
Sie eines Tages nach Rom kommen –
und der Traum wurde wahr. Träumen
Sie davon, dass die Welt sich ändern
kann, und das ist ein Samenkorn, das
aus Ihren Herzen erwächst.
Einer von Ihnen zitierte eines meiner
Worte: dass die Armut im Herzen
des Evangeliums ist. Nur der, der spürt,
dass ihm etwas fehlt, schaut nach oben
und träumt, wer alles hat, kann nicht
träumen.
Es waren die einfachen Menschen,
die Jesus folgten, weil sie davon träumten,
dass er sie heilen würde, dass er sie
befreien würde, dass er ihnen Gutes tun
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Stadtgespräch
„Arm sein: ja,
sich aufgeben:
nein. Das ist
Würde!“
würde. Sie folgten ihm und er befreite
sie. Es waren Männer und Frauen mit
Leidenschaften und Träumen. Und das
ist das Erste, was er ihnen sagen wollte:
Lehren Sie uns, die wir ein Dach über
dem Kopf haben, denen weder Essen
noch Medizin fehlt, lehren Sie uns, uns
nicht zufriedenzugeben! Lehren Sie uns
mit Ihren Träumen das Evangelium,
aus dem Herzen des Evangeliums heraus,
wo Sie sind.
Robert sagte noch etwas: „Und das
Leben wird so schön!“ Was bedeutet
das? Es bedeutet Würde: Die Fähigkeit,
die Schönheit zu finden, selbst in den
traurigsten und leidvollsten Situationen,
die hat nur ein Mann oder eine
Frau, die Würde besitzt.
Arm sein: ja, sich aufgegeben: nein.
Das ist Würde!
Dieselbe Würde, die Jesus besaß,
der arm geboren wurde und arm lebte.
Dieselbe Würde, die das Wort des
Evangeliums beinhaltet, dieselbe Würde,
die ein Mann oder eine Frau besitzen,
die von ihrer Arbeit leben.
Arm sein: ja, unterdrückt sein: nein,
ausgebeutet sein: nein!
Ich weiß, dass Sie oft Menschen getroffen
haben, die Ihre Armut ausbeuten
wollten. Aber ich weiß auch, dass
dieses Gefühl, dass das Leben schön ist,
diese Würde Sie davor bewahrt hat,
Sklaven zu sein.
Arm sein: ja, Sklave sein: nein!
Die Armut ist im Herzen des Evangeliums,
um gelebt zu werden. Die Sklaverei
kommt im Evangelium nicht vor,
um gelebt zu werden, sondern um überwunden
zu werden.
Ich weiß, dass das Leben für jeden
Einzelnen von Ihnen oft sehr schwierig
ist. Robert sagte: „Das Leben ist für viele
andere schwieriger gewesen als für
„Lehren Sie
die Welt
Solidarität!“
mich.“ Wir sehen, dass das Leben für
viele andere oft noch schwieriger ist als
für uns selbst. Wir werden immer Menschen
treffen, die noch ärmer sind als
wir selbst. Und auch das gibt uns Würde:
solidarisch sein zu können, sich gegenseitig
helfen zu können, dem die
Hand reichen zu können, der noch
mehr leidet als ich. Die Fähigkeit, solidarisch
sein zu können, ist eine der
Früchte, die uns die Armut schenkt.
Wenn man reich ist, vergisst man,
solidarisch zu sein, weil man daran gewöhnt
ist, dass einem nichts fehlt.
Danke, dass Sie dieses Beispiel geben.
Lehren Sie! Lehren Sie die Welt
Solidarität!
Mich hat beeindruckt, dass Christian
in seinem Zeugnis das Wort Frieden
so betont hat. Zum Schluss ruft er mich
auf: „Sie kennen das Problem des Friedens
in der Welt, ich bitte Sie, sich weiterhin
mit aller Kraft für den Frieden
einzusetzen.“
Die größte Armut ist der Krieg. Armut
wirkt zerstörerisch. Und das aus
dem Munde eines Mannes zu hören,
der materielle Armut gelitten hat, dessen
Gesundheit gelitten hat durch die
Armut, bedeutet einen Aufruf, für den
Frieden zu arbeiten. Einen Frieden, der
für uns Christen im Stall einer ausgegrenzten
Familie begonnen hat. Einen
Frieden, den Gott für jedes Einzelne
seiner Kinder will.
Und Sie können aus Ihrer Armut
he raus, aus Ihrer Situation heraus Architekten
des Friedens werden. Die
Kriege werden von Reichen angezettelt,
um mehr zu haben, um ein größeres
Territorium zu besitzen, mehr
Macht und mehr Geld.
Es ist sehr traurig, wenn der Krieg
unter Armen geführt wird, weil das
nicht passt. Die Armen sind aufgrund
17
ihrer Armut eher in der Lage, Architekten
des Friedens zu sein. Schließen Sie
Frieden! Glauben Sie an den Frieden.
Seien Sie ein Vorbild für den Frieden!
Wir brauchen Frieden in der Welt.
Wir brauchen Frieden in der Kirche.
Alle Kirchen brauchen Frieden. Alle
Religionen müssen im Frieden wachsen,
weil alle Religionen Botschafter des
„Werden Sie
Architekten
des Friedens!“
Friedens sind. Helfen Sie, jeder von Ihnen
in seiner Religion, diesen Frieden
zu finden!
Ich danke Ihnen, dass Sie zu mir
gekommen sind. Und ich bitte Sie um
Verzeihung, wenn ich Sie einmal durch
meine Worte verletzt haben sollte oder
wenn ich nicht die Dinge gesagt habe,
die ich hätte sagen müssen.
Ich bitte Sie um Verzeihung im Namen
der Christen, die im Evangelium
nicht lesen, dass die Armut im Mittelpunkt
steht.
Ich bitte Sie um Verzeihung für all
die Male, in denen wir Christen angesichts
eines armen Menschen wegsehen.
Verzeihung!
Dass Sie den Männern und Frauen
der Kirche verzeihen, die Sie nicht beachten
oder beachtet haben, ist wie geweihtes
Wasser für uns, reinigt uns, hilft
uns zum Glauben zurückzufinden, dass
im Herzen des Evangeliums die Armut
als großartige Botschaft steckt.
Wir, die Katholiken, überhaupt die
Christen, wir alle müssen eine arme
Kirche bilden für die Armen. Und jeder
Mann und jede Frau jedweder Religion
muss in jedem Armen die Botschaft
Gottes erkennen, der zu uns kommt als
Armer, um im Leben an unserer Seite
zu stehen. •
Lesetipp: Andreas Englisch, Der Kämpfer
im Vatikan. Papst Franziskus und sein
mutiger Weg, Bertelsmann, 19,99 Euro
WWW.HINZUNDKUNZT.DE
Stadtgespräch
Zahlen des Monats
Brot und Böller
1,26 Millionen Euro
haben die Hamburger vergangenes Jahr an „Brot für die Welt“ gespendet.
Bundesweit kamen 57,5 Millionen Euro zusammen. Erneut ruft die
weltweit tätige Hilfsorganisation dazu auf, aufs Silvester-Feuerwerk ganz oder
teilweise zu verzichten und mit dem so gesparten Geld „anderen einen besseren
Start in ein neues Jahr und in ein neues Leben“ zu ermöglichen.
Bereits 30 Euro finanzieren ein Saatgut-Paket für einen Hausgarten in Indien,
wo viele kleine Familienbetriebe auf dem Land ums Überleben kämpfen,
so das Hilfswerk der evangelischen Landes- und Freikirchen.
39 Euro kostet ein Schieber zum Öffnen und Schließen eines Bewässerungskanals
in Äthiopien, wo die Bewohner zunehmend unter Dürrephasen leiden.
Und mit 100 Euro können vier Säcke Mehl à 50 Pfund in San Salvador gekauft
werden, wo Jugendliche aus den Armenvierteln das Bäckerhandwerk erlernen.
„Brot für die Welt“ fördert in mehr als 90 Ländern Projekte zur Überwindung
von Hunger, Armut und Ungerechtigkeit. Anfang der 1980er-Jahre rief die
Hilfsorganisation die Aktion „Brot statt Böller“ ins Leben. Kritiker werfen
der Kampagne „Lustfeindlichkeit“ vor oder bemängeln, Almosen könnten
die ungerechte Verteilung und Verschwendung von Nahrung nicht aus der Welt
schaffen. Deshalb solle der Appell besser „Brot UND Böller“ heißen.
Vergangenes Jahr gaben die Deutschen rund 129 Millionen Euro für
Silvester-Feuerwerk aus, 33 Millionen Euro mehr als 2005. •
TEXT: ULRICH JONAS; ILLUSTRATION: ESTHER CZAYA
Mehr Infos im Internet unter www.brot-fuer-die-welt.de und www.erna.a3wsaar.de
19
Stadtgespräch
HINZ&KUNZT N°286/DEZEMBER 2016
Meldungen (1)
Politik & Soziales
Hinz&Kunzt startet erneut eigenes kleines Winternotprogramm
Dank der Unterstützung seiner Spender hat Hinz&Kunzt bis Ende April zehn
Apartments für Obdachlose anmieten können. „Wir bringen dort Menschen
unter, die in den städtischen Großunterkünften nicht zurechtkommen“, so
H&K-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. Die Mini-Wohnungen befinden
sich im ehemaligen Schwesternwohnheim einer Eimsbüttler Kirchengemeinde,
das 2017 umgebaut wird. „Wir hoffen, dass die Menschen bis dahin Kraft
für die schwierige Wohnungssuche schöpfen können“, so Karrenbauer. UJO
•
Neue Tagesaufenthaltsstätte für Obdachlose
Seit Jahren kämpfen Hamburger Hilfsprojekte für eine weitere
Anlaufstelle für Obdachlose in der City – ab kommendem
Jahr soll es sie endlich geben. Das zumindest fordern die
Bürgerschaftsfraktionen von SPD und Grünen in einem gemeinsamen
Antrag. Demnach „soll 2017 eine zusätzliche Tagesaufenthaltsstätte
mit 100 Plätzen ganzjährig und an sieben
Tagen in der Woche den Betrieb aufnehmen“. Die Stadt soll
dafür 400.000 Euro jährlich im Doppelhaushalt 2017/2018
bereitstellen. In einem weiteren Antrag fordern die Regierungsfraktionen
erweiterte Öffnungszeiten für die Drogenkonsumräume
in Innenstadt-Nähe und mehr Straßensozialarbeiter
und Dolmetscher für Suchtkranke. Mitte Dezember soll
die Bürgerschaft über die Pläne entscheiden. UJO
•
Was aus den Anträgen wird, lesen Sie auf www.hinzundkunzt.de
Wer Straßenmagazine kauft und liest, leistet einen Beitrag für
eine SOLIDARISCHE GESELLSCHAFT, schreibt Bundespräsident
Joachim Gauck in seinem diesjährigen Weihnachts-Grußwort.
Bundespräsident: Kauft Straßenmagazine!
Der Kauf eines Straßenmagazins „ist quasi ein Plädoyer für
ein solidarisches Zusammenleben in unserem Land“. Mit
diesen Worten hat Bundespräsident Joachim Gauck in einem
Weihnachts-Grußwort den Lesern gedankt. „Ihr Interesse ist
eines, das mehr bezeugt als Mitleid und das mehr bedeutet als
eine Spende“, so Gauck. Die Verkäufer „zeigen uns, wie Hilfe
zur Selbsthilfe funktioniert und wie wir alle daran mitwirken
können“. Und die Berichte erinnerten uns daran, „wie schmal
der Grat zwischen Wohlstand und Armut sein kann“. UJO
•
Das gesamte Grußwort finden Sie unter www.huklink.de/gauck
Erster Kältetoter in Hamburg?
Mitte November wurde bei Minusgraden
unter der U-Bahn-Brücke am Rödingsmarkt
ein toter Obdachloser entdeckt.
Der 45-jährige Rumäne Sorinel
war nach Polizeiangaben alkoholkrank
und Epileptiker. Es liege „kein Hinweis
auf Fremdverschulden“ vor. Unklar ist,
ob der Obdachlose an den Folgen einer
Unterkühlung starb. Die Leiche wurde
zur Obduktion ins Universitätskrankenhaus
Eppendorf gebracht. Ergebnisse
der Untersuchung lagen bei Redaktionsschluss
noch nicht vor. JOF/SIM
•
FOTO: SEAN GALLUP/ACTION PRESS
20
WWW.HINZUNDKUNZT.DE
Stadtgespräch
Vier Fragen an den
Pudel Club
Im Februar abgebrannt, soll
der Pudel Club auf St. Pauli
wieder aufgebaut werden.
Mehr Obdachlose suchen Schutzim
Winternotprogramm
Im Vergleich zu den Vorjahren suchen
deutlich mehr Obdachlose frühzeitig
Schutz im Winternotprogramm der
Stadt. Die begehrten 130 Wohncontainer-Plätze
waren sofort vergeben, auch
in den beiden Notunterkünften waren
schnell fast alle 760 Plätze belegt. Mitte
November stellte die Stadt hier deshalb
50 weitere Betten auf. Die Obdachlosen
müssen hier allerdings jeden Morgen
die Unterkunft verlassen und dürfen erst
abends wiederkommen. Nach Schätzungen
der Diakonie gibt es in Hamburg
insgesamt etwa 2000 Obdachlose.
Niemand müsse draußen schlafen, heißt
es aus der Sozialbehörde. Die Zahl der
Schlafplätze sei ausreichend. JOF
•
SPD-Pläne in Mitte: Vertreibung
am Hauptbahnhof?
Will der Chef des Bezirksamts Mitte
Obdachlose und Trinker vom Hauptbahnhof
vertreiben? Diesen Vorwurf
wies Falko Droßmann (SPD) gegenüber
Hinz&Kunzt zurück. „Es gibt aber Verhaltensweisen,
die ich nicht akzeptiere“,
stellte er klar. Zuvor hatte Droßmann
verschiedene Maßnahmen angekündigt,
weil der Bahnhof „kein Angst- und
Ekelraum“ sein dürfe. Diakonie-Straßensozialarbeiter
Johan Graßhoff hatte
im Interview mit Hinz&Kunzt kritisiert:
„Die Verbannung von auffälligen
Menschen vom Hauptbahnhof löst
die Probleme nicht.“ BELA
•
Das Interview mit Droßmann lesen Sie auf
www.hinzundkunzt.de/thema/bahnhof
Anwohner verhindern Unterkünfte für Wohnungslose
Nach Angaben der Sozialbehörde sind auch Hamburgs Wohnungslose Leidtragende
der sogenannten Bürgerverträge. Die hatte der Senat im Sommer mit Anwohnerinitiativen
geschlossen, um den Konflikt um die Unterbringungen von Flüchtlingen zu
lösen. Die Folge ist eine deutliche Reduzierung der Unterkunftsgrößen. Beispiel
Neugraben: Ursprünglich waren hier 5000 Unterkunftsplätze geplant. Im Bürgervertrag
ist aber festgelegt, dass im Stadtteil maximal 1500 Plätze entstehen. „Bei
jedem Standort, den wir nur begrenzt ausbauen können, sind auch Wohnungslose
betroffen“, sagt Sozialbehördensprecher Marcel Schweitzer. BELA/JOF
•
Flüchtlingswohnungen auch für Einheimische?
In den geplanten Großsiedlungen für Flüchtlinge
sollen auch Hamburger wohnen. Das fordern SPD
und Grüne in einem Antrag, der in den Sozialausschuss
der Bürgerschaft überwiesen wurde. Nach
den Plänen der Regierungsfraktionen sollen bis zu 20
Prozent der Wohnungen an einkommensschwache
Wohnungssuchende gehen – also an Menschen mit
Dringlichkeitsschein, -bestätigung oder Paragraf-
5-Schein. Die Regelung soll allerdings nur für die
Siedlungen gelten, die der städtische Unterkunftsbetreiber
fördern&wohnen errichtet hat oder vermietet,
etwa die am Poppenbütteler Berg. UJO
•
Hinz&Kunzt: Ihr sammelt
Spenden für den Wiederaufbau.
Um welche Summe geht es?
PUDEL KOLLEKTIV: Um eine hohe
Summe! Also, wenn jemand
schon mal ein Haus gebaut
hat, der ahnt, in welche Richtung
das geht …
Wann eröffnet ihr wieder?
Keine Ahnung. Es sieht ja
aus wie auf der Akropolis: Es
ist nichts mehr drin und
nichts mehr dran. Aber den
Geist des Pudel Clubs spürt
man genau, wenn man zwischen
den Mauern steht.
Und es wird viel Arbeit werden.
Erst mal das Fundament.
Aber wir bauen ja für
die nächsten 300 Jahre!
Wer noch nie vom Golden Pudel
Club gehört hat – was muss der
sich vorstellen?
Der Pudel Club ist ein Hort
wundervoller Widerspenstigkeit
mit starker Partyaffinität
und Hang zur humoristischen
Randale. Musik, Theater
und cooles Wissen bilden
die Grundkoordinaten
des nunmehr legendären Jugendclubheims
für bezaubernde
Ladys, nicht altern
wollende Dandys und ewige
Kinds köpfe.
Was wird neu am Club sein?
Wir werden uns wieder neu
erfinden. Ganz wichtig ist:
Durch die Unterstützung der
Mara & Holger Cassens Stiftung
konnte das Grundstück
in die Gemeinnützigkeit überführt
werden. So haben wir
eines der wenigen Grundstücke
in dieser Stadt, das nicht
teurer wird, keine Wertsteigerung
erfährt – und das ist sehr
besonders. FK
•
Mehr Infos: www.pudel.com
21
Stadtgespräch
HINZ&KUNZT N°286/DEZEMBER 2016
Ein Kalender
zum Protestieren
Für das Jahr 2017 haben sich die Fotografin Sophia Lukasch und der
Politologe Alexander Hauk für ihren Protestonaut Kalender im krisengeschüttelten
Griechenland umgeschaut. Das Ergebnis: lehrreich und schön anzuschauen.
TEXT: ALEXANDER HAUK
FOTOS: SOPHIA LUKASCH PHOTOGRAPHY
WWW.HINZUNDKUNZT.DE
Stadtgespräch
Sparen und nochmals sparen – damit sollte
die schwache griechische WIRTSCHAFT
gestärkt werden. Doch tatsächlich
fiel die griechische Industrieproduktion
zeitweise um mehr als 23 Prozent.
Die Folgen: Überstunden werden oft nicht
erstattet, Löhne kommen mit Verspätung
oder werden gar nicht mehr gezahlt.
Formulieren wir es positiv: Kein Land in Europa
hat in den vergangenen Jahren so viele Erfahrungen
mit der sogenannten Sparpolitik gemacht
wie Griechenland. Und – hat sie geholfen? Eher
nicht, schaut man den Protestonaut-Kalender an. Der bietet
Fakten und betrachtet vor allem Griechenland für uns,
als sei es ein fremder Planet, den es neu zu entdecken gilt.
Die Reise führte dabei nach Athen und Thessaloniki, auf
den Peleponnes, die Halbinsel Kassandria und in den
Grenzort Idomeni. Die Kalendermacher wollen ihren kritischen
Blick nicht auf Griechenland beschränkt wissen:
„Wird ein Land kaputtgespart, leidet nicht nur dort die
Demokratie. Ganz Europa verliert an Glaubwürdigkeit.“ •
Protestonaut Kalender 2017: Verlag Hans Högel,
18 Seiten im Din-A3-Format für 18 Euro, www.protestonaut.de
Stadtgespräch
HINZ&KUNZT N°286/DEZEMBER 2016
„Als wir diesen rostigen Kahn
entdeckten, war er für uns das Symbol
des Untergangs Griechenlands.“ SOPHIA LUKASCH
24
WWW.HINZUNDKUNZT.DE
Stadtgespräch
Links: das Titelbild des Kalenders. „Als wir diesen rostigen Kahn am
Strand entdeckten, der bald untergehen dürfte, war er für uns das
Symbol des UNTERGANGS Griechenlands, dieses wunderbaren
Landes mit seiner tollen Geschichte“, erzählt Fotografin Sophia Lukasch.
Rechts unten: Eine Woche Strandurlaub auf einer der griechischen Inseln gibt
es teilweise für unter 500 Euro. Mit HALBPENSION und Flug! Viele Griechen
können sich einen Urlaub im eigenen Land trotzdem nicht mehr leisten.
Ganz unten: „Wir wollten mit der gebückten Haltung unseres Protestonauten
einen Menschen zeigen, der nicht mehr weiterweiß. Und der vielleicht auch bei
Gott keinen Rat und keine Hilfe mehr findet“, sagt Sophia Lukasch. Denn wenn
die wirtschaftliche Situation aussichtslos erscheint, schlägt das aufs Gemüt.
Geschätzt 500.000 Griechen leiden heute an depressiven Störungen, die Anzahl
der SUIZIDE ist zeitweise um 45 Prozent gestiegen. Dabei war Griechenland
mal ein Land mit einer der niedrigsten Selbstmordrate weltweit.
Stadtgespräch
HINZ&KUNZT N°286/DEZEMBER 2016
Griechenland wird
gezwungen, in
großem Umfang
Staatseigentum
zu verkaufen.
Stadtgespräch
JENISCH
HAUS
MAU
DIE FOTOGRAFIN
LEONORE MAU
VON HAMBURG IN DIE WELT
27.11.2016 – 23.04.2017
Historische Museen Hamburg, Jenisch Haus, S-Bhf. Klein Flottbek
Baron-Voght-Str. 50, 22609 Hamburg , www.jenisch-haus.de
Links oben: Das öffentliche Schulsystem in Griechenland
war auch schon vor der Finanzkrise nicht gut
aufgestellt und unterfinanziert. In den vergangenen
Jahren aber hat sich die Lage auf dem Bildungssektor
weiter verschärft: Hunderte Schulen und
KINDERGÄRTEN wurden geschlossen, entsprechend
viele Lehrer und Erzieherinnen entlassen. Wer möchte,
dass sein Kind eine halbwegs gute Ausbildung erhält,
muss endgültig auf teure Privatschulen wechseln.
Rechts oben: Viele aufgegebene Olivenplantagen
werden heute von den Bürgern in EIGENREGIE
betrieben und so gerettet. Wo der Staat versagt
und die Wirtschaft sich nicht erholen kann, wächst
so zugleich der lokale Zusammenhalt unter
Familienmitgliedern, Nachbarn und Kollegen.
Links unten: Griechenland wird gezwungen, in großem
Umfang STAATSEIGENTUM zu verkaufen.
Darunter Stadtwerke, landesweite Schienennetze,
aber auch Seehäfen und Flughäfen. Und das selbst
dann, wenn sie erfolgreich wirtschaften wie der Hafen
von Piräus oder ein großes Entwicklungspotenzial haben
wie der Flug hafen von Athen. Die Interessenten sind
überwiegend private Investoren aus dem Ausland.
Erzielt werden soll ein Erlös von 50 Milliarden Euro.
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Stadtgespräch
HINZ&KUNZT N°286/DEZEMBER 2016
Meldungen (2)
Politik & Soziales
Bezirksamtsleiter macht Ernst gegen Leerstand
Mehr als drei Jahre nach der Veränderung des Wohnraumschutzgesetzes
nutzt die Stadt erstmals das schärfste Schwert
des Regelwerks: Das Bezirksamt Mitte setzte für sechs Wohnungen
in Hamm einen Treuhänder ein, der für die schnelle
Vermietung sorgen soll. Der Eigentümer eines Mehrfamilienhauses
in der Ohlendorffstraße lässt dort seit vielen Jahren
Wohnraum leer stehen. Auf Behördenschreiben reagierte er
nicht und auch nicht auf Zwangsgelder, so das Bezirksamt.
Schon 2013 hatte die SPD für solche Fälle medienwirksam
Zwangsvermietungen angedroht. Geschehen war bislang
jedoch nichts. Nun kündigte Mitte-Amtsleiter Falko Droßmann
(Foto) an, er werde das „letzte Mittel“ gegen Leerstand
künftig häufiger anwenden und habe bereits konkrete
Fälle im Visier. Welche das sind, wollte seine Sprecherin auf
Hinz&Kunzt-Nachfrage nicht sagen. SIM/UJO
•
Und noch ein Jahr Leerstand
24 Häuser, die viel Platz bieten, stellte
Hinz&Kunzt vergangenen Dezember
in seinem „Leerstands-Adventskalender“
vor. Ein Jahr später wartet ein
Teil der Gebäude weiter auf Nutzung.
So lässt der Kirchenkreis Ost das ehemalige
Pfarrhaus am Biedermannplatz
ebenso weiter leer stehen wie die Stadt
die Räume des ehemaligen Bezirksamts
am U-Bahnhof Volksdorf. Auch
zwei Villen nahe der Alster warten
weiter auf Bewohner. Andere Häuser
wurden abgerissen oder saniert, teils
stiegen die Mieten erheblich. UJO/JOF
•
Ausführlicher Bericht: www.hinzundkunzt.de/thema/leerstand
Zahl der Stromsperren explodiert
8576 Hamburger Haushalte mussten in den ersten neun
Monaten dieses Jahres zeitweise ohne Strom auskommen.
Das sind bereits mehr als im gesamten Jahr 2015, als 6239
Haushalten die Stromzufuhr gekappt wurde. Einen Antrag
der Linken, unabhängige Clearingstellen für Energieschuldner
einzurichten, lehnten alle anderen Bürgerschaftsfraktionen
ab. Als Hauptursache für Energiesperren gelten die steigenden
Energiekosten. Seit 2002 haben sich die Strompreise
für Verbraucher in Deutschland fast verdoppelt. UJO
•
FOTO: LENA MAJA WÖHLER
Examinierte Pflegekräfte
(Teilzeit bis 30 Std., auch Minijob)
mit Pkw-FS bei antifaschistischem
Pflegedienst herzlich willkommen!
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Stadtgespräch
Härtere Strafen im Jobcenter
Wer einen Erstantrag auf Hartz IV stellt und dabei „erhebliche
Tatsachen vorsätzlich oder fahrlässig nicht, nicht richtig
oder nicht vollständig“ angibt, muss mit bis zu 5000 Euro
Bußgeld rechnen. Entsprechende Berichte bestätigte die
Bundesagentur für Arbeit (BA). Vergleichbare Strafen drohen
laut BA seit Längerem Arbeitslosengeld-I-Empfängern –
und auch Hartz-IV-Beziehern, wenn sie zum Beispiel
Einkommensveränderungen nicht mitteilen. UJO
•
Hamburg hat Platz!
Hamburg soll umgehend 1000 Flüchtlinge
aus Griechenland aufnehmen.
Das fordert ein Bündnis aus sieben
Initiativen. Die Menschen lebten unter
menschenunwürdigen Bedingungen,
so die Flüchtlingshelfer. In Hamburg
wiederum ist die Zahl der Schutzsuchenden
gesunken. Im Oktober
musste die Stadt 278 neue Flüchtlinge
unterbringen. In Abstimmung mit
dem Bund könnte der Senat zusätzlich
Menschen aus humanitären Gründen
helfen. Für ihr Anliegen haben die
Initiativen eine Petition gestartet. JOF
•
Online-Petition unter www.huklink.de/hamburghatplatz
Zahl der Überschuldeten wächst
Jeder zehnte Bundesbürger hat massive Geldprobleme.
In Hamburg gelten 157.116 Menschen als überschuldet,
1,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Bundesweit sind über 6,8
Millionen Menschen betroffen, hier stieg die Zahl um 1,9
Prozent, so der neue Schuldneratlas der Wirtschaftsauskunftei
Creditreform. Als überschuldet gilt, wer seine Zahlungsverpflichtungen
über längere Zeit nicht erfüllen kann. Die
durchschnittliche Schuldenhöhe liegt bei 34.300 Euro. UJO
•
Abschiebeknast am Flughafen
Der Senat will abgelehnte Asylbewerber
konsequenter außer Landes schaffen.
Deshalb wurde am Flughafen
ein Abschiebeknast eröffnet. In der
bundesweit einmaligen, umzäunten
Einrichtung können Flüchtlinge ein bis
vier Tage vor dem geplanten Rücktransport
festgesetzt werden. Deutliche
Kritik übt die Diakonie. Hamburg gebe
1,5 Millionen Euro jährlich aus für
die Abschiebung von „Menschen, die
nichts verbrochen haben“, so Vorstand
Gabi Brasch. Das Geld könne sinnvoller
in die Integration oder eine freiwillige
Rückkehr investiert werden. JOF/SIM
•
Ihr Makler
aus Altona
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Kalter
Asphalt
Obdachlosigkeit ist schon
im Sommer hart – im Winter
wird es richtig gefährlich.
Im zweiten Teil unserer Reihe
zeigen wir, wie und wo
die Obdachlosen Dieter,
Marek, Bonnie und
Clyde Schutz vor der Kälte
suchten und fanden.
TEXT: JONAS FÜLLNER,
BENJAMIN LAUFER, ANNABEL TRAUTWEIN
FOTOS: DMITRIJ LELTSCHUK
„Immer bewegen, sonst kalt.
Das ist richtig scheiße.“
CHRISTOPH, EIN OBDACHLOSER AUS DEM WINTERNOTPROGRAMM
Schutz vor der Kälte
Als wir Dieter, Bonnie, Clyde und den
anderen Obdachlosen das erste Mal
begegneten, machten sie „Platte“. Sie
zelteten in Grünanlagen oder verbrachten
die Nächte unter Kaufhäuser-Vordächern.
Der frühzeitige Kälteeinbruch
aber führte dazu, dass sie
Schutz im Warmen suchten. Mit
unterschied lichem Erfolg. Einige erhielten
einen der begehrten Wohncontainer,
die man sich zu zweit oder dritt
teilt. Die 130 Plätze werden durch die
Diakonie vergeben. Man erhält einen
Schlüssel und darf sich ein wenig einrichten.
Die meisten Obdachlosen
müssen allerdings das städtische Winternotprogramm
aufsuchen. Das ist
ausge lastet wie nie zuvor. Mehr als 700
Plätze waren bereits Mitte November
belegt. Dabei bietet die Stadt nur einen
Erfrierungsschutz. Tagsüber müssen
die Obdachlosen wieder raus. •
Stadtgespräch
HINZ&KUNZT N°286/DEZEMBER 2016
„Ich wüsste nicht, wie es ohne
Container weitergegangen wäre.“
HINZ&KÜNZTLERIN KIM
Nach Monaten der erste eigene Schlüssel
Kim und Stefan hatten Glück. Das junge Pärchen erhielt Anfang November einen Wohncontainer
beim Rauhen Haus. Zum ersten Mal seit sieben Monaten hält Kim wieder einen
eigenen Schlüssel in der Hand. Stefan muss überlegen und nachrechnen. „Das war zuletzt
in Bukarest“, sagt der 27-Jährige in gebrochenem Deutsch und zählt an den Fingern ab.
„Ein Jahr und etwa acht Monate.“ Ihr Container: ein Doppelbett, ein Tisch und zwei
Schränke. Nebenan ein Duschcontainer. Nicht schick, eher praktisch. Kim strahlt trotzdem
über das ganze Gesicht. Ein paar Tage später kommt sie nachmittags in der Redaktion vorbei.
Sie sieht sichtlich erholt aus. „Ja, das stimmt“, sagt die 30-Jährige und fängt an zu lachen.
„Huiuiui, wir haben tatsächlich bis eben gepennt. Aber das musste jetzt mal sein.“ •
So viel Hilfsbereitschaft hätten
Kim und Stefan nicht erwartet:
Auf dem idyllischen Gelände
des RAUHEN HAUSES helfen
Sozialarbeiter Reinhold Sögtrop
und seine Studenten dem
jungen Paar beim Einzug.
WWW.HINZUNDKUNZT.DE
Stadtgespräch
Bonnie und Clyde sind
froh, dass sie nicht mehr
DRAUSSEN auf der
Straße schlafen müssen.
„Wir halten zusammen und passen
aufeinander auf.“
HINZ&KÜNZTLERIN BONNIE
Endlich ein Platz im Warmen
Zumindest nachts haben Bonnie und Clyde nun ein Dach
über dem Kopf: Sie teilen sich mit einem anderen Paar
einen Container des städtischen Winternotprogramms. Die
Notunterkunft in der Münzstraße ist ein reiner Erfrierungsschutz.
Beheizte Räume, Doppelstockbetten, Duschen und
etwas zu essen. Privatsphäre haben die zwei kaum. Es gibt
nicht einmal Schließfächer, um Wertsachen wegzuschließen.
Bonnie und Clyde nervt vor allem, dass sie abends erst
um 17 Uhr rein dürfen. Um schnell ins Warme zu kommen,
stehen sie oft schon eine halbe Stunde früher an. „Aber
wenn die Schlange lang ist, warten wir trotzdem bis 18
Uhr“, sagt Clyde. Den Verlust ihres Welpen Chari haben sie
inzwischen verkraftet – der Hund ist wieder beim Vorbesitzer.
Zu Weihnachten will Bonnie ihren Eltern eine Postkarte
schreiben, selbst erwarten sie nicht viel von den Festtagen.
„Wir haben nicht so hohe Ansprüche“, sagt Bonnie. •
33
„Ich kann nicht
mehr zurück auf
die Straße.“
HINZ&KÜNZTLER DIETER
WWW.HINZUNDKUNZT.DE
Stadtgespräch
Am Morgen des
1. November vergibt
Uwe Martiny von
der DIAKONIE die
Containerplätze.
Trotz Losglück weiter ohne eigenen Container
Eigentlich sollte Dieter längst einen Wohncontainer beziehen.
So wie Kim und Stefan hatte auch er Aussicht auf einen
Platz im kirchlichen Winternotprogramm. Dass wäre
für ihn wie ein neues Zuhause gewesen. Wenn auch befristet.
Doch bei der Vergabe kam es zu einem folgenschweren
Fehler. Dieters Platz war belegt. Der Schock für den 64-Jährigen
war groß. Zum ersten Mal seit Wochen trank er Alkohol.
Zwei Bier zwar nur, doch Dieter muss aufpassen. „Früher
habe ich viel zu viel getrunken“, sagt er. Außerdem ist
Dieter krank. Die Ärzte diagnostizierten bei ihm eine Herzinsuffizienz.
Er braucht Ruhe. Eine Alternative in Bergedorf
schlug er trotzdem aus. Weit weg von seinen Freunden
und Helfern und alles kurz vor der Reise zum Papst, auf die
er sich schon seit Wochen gefreut hat (siehe Seite 6). Das
war ihm zu viel. Vorerst hat Dieter einen Platz in der Krankenstube
für Obdachlose. Lange bleiben kann er dort nicht.
Deswegen sucht Dieter jetzt erneut nach einer Bleibe. •
35
Früher arbeitete
Marek für einen
großen Energiever-
sorger. Doch kurz
vor der Entfristung
des Vertrags wurde
ihm gekündigt. Er
STÜRZTE AB
und landete auf
der Straße.
WWW.HINZUNDKUNZT.DE
Stadtgespräch
Eintritt frei!
15.00 bis 16.30 Uhr
„In der
Not unterkunft
finde ich
nirgendwo Ruhe.“
HINZ&KÜNZTLER MAREK
KulturWinterKaltehofe
MUSIK IN EINMALIGER ATMOSPHÄRE
11.12.2016 TriTonus
08.01.2016
12.02.2017 BeeFlats
A-Capella
Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe
Gegen die Kälte helfen nur Freunde
Marek friert. Kein Wunder. Er ist hundemüde.
Dabei hat er die Nacht in einem warmen Bett
verbracht. Allerdings teilt er sich das Zimmer
mit neun anderen Obdachlosen. In der Notunterkunft
am Baumwall. Stressig sei das, sagt
Marek. Weil er nie Ruhe findet und aufpassen
muss, nicht beklaut zu werden. Zumindest einmal
am Wochenende richtig ausschlafen, das
wäre schön. Stattdessen klopft den 40-Jährigen
täglich der Sicherheitsdienst aus seinen Träumen.
Manchmal um 7 Uhr. Das sei notwendig,
weil einige sonst nicht rechtzeitig aufstehen.
Um 9 Uhr müssen alle raus. Egal wie kalt es
ist. Richtig hart war es Mitte November, als die
Temperaturen nicht mehr über den Gefrierpunkt
kletterten. Am helllichten Tag verstarb
ein Obdachloser am Rödingsmarkt (siehe Seite
20). Die Ergebnisse der Obduktion liegen noch
nicht vor. Fest steht aber: Im Winter ist es draußen
lebensgefährlich. Ein Obdachloser, der
mit Marek die Nacht im Winternotprogramm
verbrachte, sagt: „Immer bewegen, sonst kalt.
Das ist richtig scheiße.“ So gesehen hat Marek
noch Glück im Unglück. Seine Freunde Krzysztof
und „Papa“ leben in einem Wohncontainer
in Altona. An kalten Tagen besucht Marek
die beiden. Dann wird erst mal Kaffee getrunken
und geklönt. Nicht lange. Denn die Männer
müssen raus, Hinz&Kunzt verkaufen. „Auch
wir müssen schließlich arbeiten und Geld verdienen“,
erklärt Krzysztof. •
Wie es mit unseren Hinz&Künztlern weitergeht,
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Überlebenshilfe durch
Zeitungsverkauf
Verkäuferbetreuung
Sozialarbeit
Lebensmittelausgabe
Duschen und Kleidung
Postadressen und
Geldverwaltung
Wohn- und Arbeitsprojekte
Freizeitangebote
Erstberatung in Rechtsfällen
Lobbyarbeit für Arme
37
Drei Jahre lang begleitete die Journalistin
Zosya Rodkevich den russischen Opposi-
tionspolitiker BORIS NEMZOW mit
der Kamera. Im vergangenen Jahr wurde
er nahe des Kremls erschossen.
Ruhe bewahren,
kritisch bleiben
Zum sechsten Mal findet das Deutsch-Russische Kinoforum statt.
Es präsentiert Filme aus einer unruhigen Region. Dazu vier Filmtipps.
TEXT: FRANK KEIL
FILM STILL AUS „MEIN FREUND BORIS NEMZOW“
Sie haben nur ein kleines Büro im Souterrain eines
ehemaligen Krankenhauses an der Wartenau: das
Team um Eleonore Botchanov, das seit sechs Jahren
zum Jahresende das „Deutsch-Russische Kinoforum“
ausrichtet. Mit Filmen aus Russland und den ehemaligen Sowjetrepubliken.
„Tagsüber arbeiten wir oder studieren, und
nach Feierabend haben wir als Hobby unser Festival“, erzählt
sie. Ach, eigentlich müssten sie so viel mehr Arbeit in das
Festival stecken, müssten sich um mehr Sponsoren kümmern,
um mehr Unterstützer! Aber es gebe ein russisches Sprichwort:
Wenn man nichts hat, muss man sich etwas einfallen lassen!
So gibt es diesmal als Neuerung einen Wettbewerb, der
sich besonders an junge Filmemacher aus Hamburg richtet.
Es lockt das Angebot, ein Kurzfilmprojekt in St. Petersburg
zu realisieren. Damit man einmal selbst vor Ort ist. Deshalb
auch ein zusätzlicher Name: „KinoHafen.“ Weil in einem
Hafen die Menschen aus vielen Richtungen aufeinandertreffen,
wieder unterwegs sind und wiederkommen.
Was sie als Kuratoren immer wieder leisten müssen: sich
nicht zu einer vorschnellen Parteinahme verleiten zu lassen.
„Wir sind unpolitisch“, sagt Eleonore Botchanov und lacht
herzlich. In Russland meint das schließlich etwas komplett
anderes: sich strikt nicht parteipolitisch zu binden. Was auch
nicht einfach sei: sich nicht von den Emotionen mitreißen zu
lassen. Etwa als Russland im Jahr 2014 Stück für Stück die
Krim annektierte und Filme, die das thematisierten, in Russland
verboten wurden. Die sie in aller Ruhe dennoch zeigten.
Oder als in der ukrainischen Hauptstadt Kiew die Proteste
gegen die Regierung aus dem Ruder liefen, mit am Ende
über 100 Toten. Auch darauf reagierten sie und präsentierten
eine Dokumentation unabhängiger Filmemacher und
einfacher Bürger, die ohne jeden Off-Kommentar zeigten,
was sich auf dem Maidan ereignet hatte: nur anhand der
Aufnahmen von Webkameras, die rund um den Platz aufgestellt
waren. Sodass sich jeder Zuschauer sein eigenes Bild
machen konnte. •
38
Stadtgespräch
Freude schenken ...
... mit Produkten aus fairem Handel
Junger Kerl wird plötzlich gläubig
Mit einem Mal ist der Schüler Benjamin so ganz anders: liest
nur noch in der Bibel, verweigert den Schwimmunterricht
aus religiösen Gründen. Und die Erwachsenen sind so hilflos,
wie seine Mitschüler von ihm fasziniert sind. Kirill Serebrennikovs
Parabel über die Macht religiösen Wahns und die
Ohnmacht, die er auslöst, wurde zuletzt auf dem Filmfestival
von Cannes ausgezeichnet.
Der Jünger: Fr, 2.12., 21 Uhr, russische Originalfassung mit
deutschen Untertiteln
Blicke in ein verschlossenes Land
Einmal einen Dokumentarfilm über das abgeschottete Nordkorea
drehen, war der Traum von Filmemacher Vitalij Manskij.
Ihm wird schließlich erlaubt, die achtjährige Sin Mi in ihrem
Alltag zu begleiten. Ganz fest glaubt das Kind daran, im
schönsten Land der Welt zu leben. Da lächeln nicht nur ihre
Eltern, sondern auch all die Aufpasser, die Manskij und sein
Team auf Schritt und Tritt begleiten. Aber dann kann er seiner
Protagonistin doch eine persönliche Frage stellen. Und
alles gerät aus den Fugen …
Im Strahl der Sonne: Sa, 3.12., 17.30 Uhr, koreanische
Originalfassung mit deutschen Untertiteln
Romeo und Julia im Schatten der Teilung
Über Jahrhunderte herrschte tiefste Eintracht zwischen den
benachbarten Dörfern Toli und Teli im nördlichen Kaukasus.
Doch nun liegt Toli auf dem Gebiet der abtrünnigen Republik
Ossetien, Teli gehört weiterhin zu Georgien. Als Treffpunkt ist
den Bewohnern beider Orte nur der Friedhof geblieben. Und
die Kirche! Wo die schöne Satinik aus Toli ihren Gotscha aus
Teli heiraten will. Was die jeweiligen Autoritäten verhindern
wollen! Regisseur Aleksandr Amirov nennt seine turbulente
Romeo-und-Julia-Adaption eine „lyrische Komödie“.
Teli und Toli: Sa, 3.12., 19.30 Uhr, russische Originalfassung mit
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Ungeplanter Nachruf auf einen Oppositionellen
Als 2011 die damals erst 22-jährige Fernsehjournalistin Zosya
Rodkevich beauftragt wird, den Oppositionspolitiker Boris
Nemzow zu porträtieren, ist sie wenig begeistert. Nemzow gilt
als schillernde, gar zweifelhafte Figur, und er ist auch noch
mehr als 30 Jahre älter. Was soll an ihm spannend sein? Doch
dann treffen die beiden sich, freunden sich an. Drei Jahre lang
wird sie Nemzow mit der Kamera begleiten, manchmal 24
Stunden hintereinander – bis Putins hartnäckigster Widersacher
im Februar 2015 in der Nähe des Kremls erschossen
wird. Ihr Film ist eine persönliche Hommage an einen nicht
nur politischen Freund.
Mein Freund Boris Nemzow: So, 4.12., 19 Uhr, russische Originalfassung
mit englischen Untertiteln; Zosya Rodkevich wird zu Gast sein
Das 6. Deutsch-Russische Kinoforum „KinoHafen“ findet im
Metro polis Kino statt: Kleine Theaterstraße 10, 7,50/5 Euro
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Foto: Opmeer Reports
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Drei Farben Hoffnung: „The Sun Red, Orange, Yellow“ heißt der Beitrag von Street Artist Victor Ash für
die Hinz&Kunzt StrassenKunztEdition. Preis: jeweils 99 Euro.
Stiller
Beobachter
Auf seinen Wandbildern starren Tiere Menschen an und Astronauten schweben über Kreuzberg.
Für seine Straßenkunst engagiert Victor Ash auch Obdachlose. Nun malt er für Hinz&Kunzt.
TEXT: SIMONE DECKNER
FOTOS: MAURICO BUSTAMANTE (PORTRÄT), VICTOR ASH
Wie aus dem Ei gepellt
sieht Victor Ash aus:
weißes Hemd, dunkler
Pullover, edle Jeans.
Man würde nicht als Erstes darauf tippen,
dass dieser Mann ein Straßen-
künstler ist. Dass er sich in seiner Kunst
vor allem mit der Entfremdung des
Menschen von der Natur auseinander-
setzt; ein glühender Umweltschützer ist
– äußerlich deutet wenig darauf hin.
Seine überlebensgroßen Wandbilder
sind da schon leichter zu dechiffrie-
ren. „The Wolf of Copenhagen“ etwa,
ein Wolfskopf in Schwarz-Weiß. Der
wachte 2015 mit stoischem Blick über
ein Festivalgelände in Dänemark. „Dass
uns Tiere zurück anschauen, wenn wir
40
sie ansehen, so etwas kennen wir in der
Großstadt ja gar nicht mehr“, sagt Ash,
„wir verlieren den Bezug zur Natur im-
mer mehr, gerade in der Großstadt.“
Mit Graffiti fing alles an
Aufgewachsen ist Ash im Ponte de Lima,
der ältesten Stadt Portugals. Der ge-
samte Ortskern des kleinen Städtchens
„Ich will mit meinen
WANDGEMÄLDEN
zum Nachdenken
anregen“, sagt Street
Artist Victor Ash.
Freunde
HINZ&KUNZT N°286/DEZEMBER 2016
An einem Weltkriegsbunker in
Bremen entstand 2009 zum
Evangelischen Kirchentag das
Wandbild „Look at me, look
at you“ (oben). Der Wolf auf
dem Schrottplatz („Car Mountain“)
hing 2008 in einem
Pariser Museum (links). In
LÜNEBURG kann man die
„Animals Wall“ sehen (unten).
Schon vor der Flüchtlingskrise
entstand auf Teneriffa das
Wandbild „Borders to Paradise“
– dabei halfen Obdachlose
mit (rechts). In Kreuzberg hängt
Ashs bekanntestes Werk „Astronaut
Cosmonaut“ (S. 43).
42
WWW.HINZUNDKUNZT.DE
Freunde
steht heute unter Denkmalschutz,
drumherum viel Natur. Als Victor vier
Jahre alt war, zogen die Eltern mit ihm
nach Paris – ein heftiger Kon trast, der
Folgen hatte: „Als ich 14 Jahre alt war,
war ich total verrückt nach Graffiti“,
erinnert er sich. Zur Kunsthochschule
ging der Autodidakt nicht. Das bereut
er heute manchmal. Weil er sich vieles,
was seine Freunde aus der Kunstszene
„Wir verlieren
den Bezug zur
Natur immer
mehr.“ VICTOR ASH
schon früh lernten, mühsam selbst aneignen
musste. Es sollten fast 20 Jahre
vergehen, bis er den Weg in den Kunstbetrieb
fand. Gute Kunst setzt sich
durch, glaubt Ash. Trotz des vielen
Tands. „Nur weil jemand Street Art
macht, ist es noch lange keine gute
Kunst. Vieles ist sehr illustrativ, aber
nicht unbedingt interessant.“
Graffiti macht er selbst schon lange
nicht mehr, stattdessen malt er auf
Leinwand oder baut Installationen. Seine
Wandbilder entstehen nicht mehr illegal,
sondern auf Wunsch seiner Auftraggeber.
Heute findet sich seine Kunst
an Häuserwänden, Getreidesilos und
Fabrikschornsteinen: im Universitätsstädtchen
Lüneburg, wo er 2009 seine
Wildtier-Version der „Bremer Stadtmusikanten“
an eine Hauswand brachte,
ebenso wie in der Millionenmetropole
Tokio. Ihn selbst hat es der Liebe wegen
nach Kopenhagen verschlagen.
Er kennt Obdachlosigkeit
nicht nur von fern
Bei seinen Wandgemälden helfen Victor
Ash immer wieder auch Obdachlose.
So 2014 auf Teneriffa, als er „Borders
to Paradise“ malte – ein Wandbild
mit afrikanischen Flüchtlingen, die auf
Schleuserbooten die lebensgefährliche
Fahrt übers Meer riskieren. „Die Obdachlosen
haben die Umrisse ausgemalt,
die ich vorgezeichnet hatte“,
sagt Ash. Eine gute Erfahrung,
„sie waren stolz, Teil
von etwas Größerem
zu sein“.
Ash hat eine
sehr persönliche
Beziehung
zum Thema.
Sein älterer Bruder
war selbst betroffen.
„Mit 25 Jahren
hat es ihn komplett
aus der Bahn geworfen.
Er hatte massive psychische
Probleme“, erzählt Ash –
die irgendwann dazu führten,
dass er sein Leben nicht
mehr auf die Reihe bekam
und er schließlich immer wieder
auf der Straße schlief. Es
ist eine Geschichte ohne gutes
Ende. Der Bruder starb vor Jahren.
Mit seinen Wandbildern will Ash
die Menschen erreichen. Wie mit seinem
berühmtesten Werk, dem 22 mal
14 Meter hohen „Astronaut Cosmonaut“
in Berlin-Kreuzberg. Touristen
auf Street-Art-Rundgängen bleiben davor
stehen, recken die Köpfe. Jeden
Tag, erzählt Ash, schicken ihm Leute
davon Fotos über Instagram. Ash kennt
Berlin seit den 80ern. Ein paar Meter
vom Standort seines Wandbildes verlief
früher die Mauer. „In meinem Kopf
habe ich sie immer noch vor mir.“ Die
Junkies und Punks in Kreuzberg ließen
ihn an den berühmten Bowie-Song
„Space Oddity“ denken – Ground
Control to Major Tom! Dazu Erinnerungsfetzen
an den Kalten Krieg, Wettrüsten
bis ins All. Aus dieser Assoziationskette
entstand das Wandbild.
Für die Hinz&Kunzt Strassen-
KunztEdition ist Ash zu seinem Herzensthema,
der Natur, zurückgekehrt.
„The Sun Red, Orange, Yellow“ zeigt
eine glühende Sonne in drei Farben.
„Ohne Sonne kein Leben. Die Sonne
bringt Licht, und Licht ist ein Symbol
für Hoffnung“, sagt Victor Ash. •
Werke aus der StrassenKunztEdition
können Sie vom 5.12.2016 bis 8.1.2017
im Foyer des Kunsthauses Hamburg sehen,
kaufen oder bestellen. Klosterwall 15,
Di–So, 11–18 Uhr, Eintritt frei
43
Jetzt neu in der StrassenKunztEdition
„The Sun Red, Orange, Yellow“ von
Victor Ash, 2016: „Für die Strassen-
KunztEdition habe ich das Symbol
der Sonne gewählt, denn die Sonne
ist der Ursprung des Lebens und ein
Symbol für Hoffnung“, so Victor Ash.
In der Edition sind auch weiterhin die
Werke von ecb, DAIM, Daniel Man
und Zevs erhältlich. Alles limitierte
Auflagen: je 99 Stück zum Preis von
je 99 Euro. Der Erlös geht zur Hälfte an
die Künstler, zur Hälfte an Hinz&Kunzt.
Freunde
HINZ&KUNZT N°286/DEZEMBER 2016
Es ist nur ein Kanal in Barmbek, an dem
Rolf Dräther sitzt, aber HAUPTSACHE
Wasser! Er hatte lange ein eigenes Segelboot.
„Ich träume
mich gern aufs Wasser“
Rolf Dräther liebt den Wandel und das Abenteuer.
Und zwischendurch kommt er mit seiner Spendenbox zu Hinz&Kunzt.
TEXT: FRANK KEIL
FOTO: MAURICIO BUSTAMANTE
„Habe ich zu viel erzählt?“, fragt Rolf
Dräther, als unsere Kaffeebecher ein
zweites Mal geleert sind. Kann man
überhaupt zu viel erzählen? Erst recht
nicht, wenn man wie Rolf Dräther auf
einen wechselhaften Berufsweg zurückblickt.
Der lächelnd sagt: „Wandel
macht das Leben spannend.“ Und
dann ist da noch die Spendenbox, die
er immer mal wieder dabeihat …
Aber erst mal ist er von Beruf aus
Coach. Wird von Unternehmen gebucht,
damit er deren Teams auf Vordermann
bringt. Zwei Sachbücher hat
er darüber geschrieben – und er hält
Vorträge. Eintritt frei. Im Gegenzug
stellt er in Absprache mit Hinz&Kunzt
eine Spendenbox auf und bittet um eine
Spende. „Manchmal kommen 50
Euro zusammen, manchmal mehr.“
„Wenn ich die obdachlosen Menschen
sehe, möchte ich denen manchmal
alles geben, was ich gerade bei mir
habe“, entfährt es ihm. „Aber dann sitzen
sie ja morgen immer noch da!“ Also
hat ihn das Konzept von Hinz&Kunzt
überzeugt: „Lieber den Menschen das
Fischen beibringen, als ihnen Fische zu
geben.“
Seinen Berufsweg nennt er eine
Wandlungsreise: Denn am Anfang wollte
er Schiffskoch werden, dann Kieferorthopäde.
„Doch auf der Oberschule
suchte der Direktor damals Schüler, die
er zum Mathe-Abitur nach Halle schicken
könnte; ich wollte nicht, er hat auf
meine Hände geschaut, nur gemeint:
,Mit solchen Händen wirst du niemals
Kieferorthopäde.‘“
Wir unterstützen Hinz&Kunzt. Aus alter Freundschaft und mit neuer Energie. Hanse Werk
44
WWW.HINZUNDKUNZT.DE
Freunde
Er glaubt ihm, geht nach Halle, gleich
ins Studium, studiert Physik. Danach
ist er in einem Ingenieurbüro für
Schallschutz tätig. Trotz des Baubooms
der Wendejahre floppt das Geschäft. Er
wechselt in die Software-Entwicklung.
Zieht nach Karlsruhe, dann nach
Hamburg. Programmiert immer seltener,
ist es doch seine Stärke, Teams zu
leiten, zu motivieren. Er wird von einem
Beratungsunternehmen engagiert,
ist seit 2013 freiberuflich unterwegs.
Seine Frau meint, er sei ein IT-Psychologe.
Das stimme absolut: „Ich arbeite
nicht mehr wie früher mit den Computern,
sondern mit den Menschen, die
mit den Computern arbeiten.“
Wobei ihm Auszeiten wichtig sind.
Wie im Oktober letzten Jahres, als er
mit dem bis heute einzigen motorlosen
Frachter „Tres Hombres“ über den Atlantik
segelte. „Ich träume mich gerne
aufs Wasser“, sagt er. Schließlich hatte
er sechs Jahre lang ein eigenes Boot.
„Es waren drei Sorten Menschen
an Bord: die, die dafür bezahlt wurden,
wenn auch nicht gut; die, die nichts bezahlen
mussten; und die, die bezahlen
mussten. Zu Letzteren gehörte ich.“ Behandelt
wurden alle gleich, mussten Segel
setzen, das Deck schrubben, Wache
halten.
Er sagt: „Es war grandios. Nee – es
war wie das richtige Leben, es war
durchwachsen.“ Wenn er nachts an
Deck stand, wurde er entschädigt für alle
Mühen: „Über mir war diese samtschwarze
Kuppel, und man sah die
Sterne nicht wie bei uns als einzelne,
blinkende Lichter, sondern sie waren
wie Feenstaub über den Himmel geworfen.“
Und lehrreich war es – er
konnte sich selbst mal wieder als Teil eines
Teams beobachten: „Normalerweise
stehe ich vor den Leuten und sage
,Ihr könnt eure Arbeit doch mal anders
machen‘, nun war ich mittendrin.“
Derzeit überarbeitet er das Tagebuch
dieser Reise; er ist überrascht, wie
euphorisch und wie ernüchtert zugleich
seine Einträge im Nachhinein klingen.
Noch mal los mit einem Schiff, wäre
das was? Oh ja! Hoch nach Dänemark,
durch den Limfjord, soll landschaftlich
wunderschön sein, denkt er laut nach.
Er muss sich ja nicht wieder ein Schiff
kaufen! Er könnte ja eins chartern! Das
muss er jetzt mal sacken lassen. •
JA,
ICH WERDE
MITGLIED
IM HINZ&KUNZT-
FREUNDESKREIS.
Damit unterstütze ich die
Arbeit von Hinz&Kunzt.
Meine Jahresspende beträgt:
60 Euro (Mindestbeitrag für
Schüler/Studenten/Senioren)
100 Euro
Euro
Datum; Unterschrift
Ich möchte eine Bestätigung
für meine Jahresspende erhalten.
(Sie wird im Februar des Folgejahres zugeschickt.)
Meine Adresse:
Name, Vorname
Straße, Nr.
PLZ, Ort
Telefon
E-Mail
Wir danken allen, die im November
an uns gespendet haben, sowie allen
Mitgliedern im Freundeskreis von
Hinz&Kunzt für die
Unterstützung unserer Arbeit!
DANKESCHÖN EBENFALLS AN:
• IPHH • wk it services
• Produktionsbüro Romey von Malottky GmbH
•Hamburger Tafel
• Axel Ruepp Rätselservice
• Hamburger Kunsthalle
• bildarchiv-hamburg.de
• AgenC Werbeagentur GmbH
und Natascha Hartwig
• Dr. Marec Bela Steffens für die Spende
zum 25-jährigen Dienstjubiläum
• Maja Dammann und ihren Gästen
für die Geburtstagsspende
• den Chor Music Alive und Chorleiter
John Lehman für das Benefizkonzert
„Krach für ein Dach“. Zum Gelingen
des Konzerts haben auch beigetragen:
Dankeschön
45
Die Friedenskirche Eilbek und
Renate Endrulat, Jürgen Graff,
Dat Backhus, Partyrent,
Druckerei lilarot und die ehrenamtlichen
Helfer und Helferinnen
• Kunsthaus Hamburg
• Pension für Produkte • Wolfgang Vogler
• den Chor „Die Chorallen“ aus Altona
• Rotary-Club Hamburg-Elbe e. V.
• Danke für eine anonyme Spende,
die uns per Post erreicht hat
NEUE FREUNDE:
• Klaus-Peter Adamczik
• Swantje Altmüller-Gagelmann
• Ilse Baseler • Ernesto Bredfeldt
• Katja den Bol • Ingrid Hücker • Maike Kneba
• Georg Meißner • Michael Meister
• Alfred Meyer • Kerstin Nerge
• Thilo Paulsen • Marina Schmidt
• Anna-Maria Siegert • Yasemin Tekne
• Isabeau von Lardon
• Annegret Wolter
Beruf
Geburtsjahr
Einzugsermächtigung:
Ich erteile eine Ermächtigung zum
Bankeinzug meiner Jahresspende.
Ich zahle: halbjährlich jährlich
IBAN
BIC
Bankinstitut
Wir versichern, dass Ihre Angaben nur für interne
Zwecke bei Hinz&Kunzt verwendet werden. Ihre
Mitgliedschaft im Freundeskreis ist jederzeit kündbar.
Bitte Coupon ausschneiden und senden an:
Hinz&Kunzt-Freundeskreis
Altstädter Twiete 1-5, 20095 Hamburg
Oder online im Freundeskreis anmelden unter
www.hinzundkunzt.de/freundeskreis
HK 286
Buh&Beifall
HINZ&KUNZT N°286/DEZEMBER 2016
Was unsere Leser meinen
„Diese Energie der Menschen, sich zu behaupten!“
So ein Teamgeist!
H&K 285 Winternotprogramm
Die Schicksale von Dieter, Bonnie
und Clyde sowie den Polen haben mich
sehr bewegt. Diese Energie der
Menschen, sich zu behaupten! Bewundernswert.
Aber Dieter war doch ein
wenig kurzsichtig, nicht zu realisieren,
dass die Kräfte im Alter schwinden.
Bonnie und Clyde, so solidarisch mitein
ander, wunderbar. Aber ein Hündchen
musste es sein, wodurch sie sich
zu spät um das Winternotprogramm
kümmerten. Die Polen haben zu Hause
anscheinend keine Chancen. Sie versuchen,
ihr Leben draußen zu ordnen
und nicht zu verwahrlosen. So ein
Teamgeist!
A. SIEGERT
Dieter, viel Glück und Kraft und
Mut und Durchhaltevermögen! Und
Danke wollte ich auch noch sagen für
das Näherbringen dieser Lebenswelten.
SYLVIE PENDEL VIA FACEBOOK
Anm. der Redaktion: Wie es mit unseren Protagonisten
im Winternotprogramm weitergeht,
lesen Sie ab Seite 30.
Gott lässt ihn nicht im Stich!
H&K Online, Papst soll helfen
In der Onlineausgabe Ihrer
Zeitschrift hatten Sie einen Bericht,
dass Achim mit vielen anderen Obdachlosen,
nicht nur aus Hamburg,
zum Papst reisen durfte. In dem Artikel
steht ja die Hoffnung von Achim,
dass er mit Hilfe des Papstes wieder
eine eigene Wohnung finden möchte
und nicht mehr auf der Straße leben
muss. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn
Sie mich über den Ausgang dieses
Besuches informieren würden und ob
nun Achim über kurz oder lang eine
Wohnung bekommen wird – ob nun
mit Hilfe des Papstes oder nicht, auf
alle Fälle soll Achim sehen, dass ihn
der liebe Gott nicht im Stich lässt!
H.-W. EMRICH
Anm. der Redaktion: Ab Seite 6 und auf
Seite 58 erfahren Sie und unsere Leser mehr.
Total schöne Storys
H&K Sonderheft „Lecker auf die Hand“
Wie geil ist das denn?! Kauft euch
alle das neue „Sonderheft Kochen“ von
Hinz&Kunzt. Da stehen einige total
schöne Storys drin. Natürlich inklusive
Rezepte zum Nachkochen. Also ab
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Leserbriefe geben die Meinung des Verfassers
wieder, nicht die der Redaktion. Wir behalten
uns vor, Leserbriefe zu kürzen.
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und die andern sind im Licht,
und man siehet die im Lichte,
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Kunzt&Kult
Eine Hoffnung: Was Hinz&Künztler Joachim nach seiner Papstreise erlebte (S. 58).
Drei Freunde: Die Söhne Hamburgs feiern Weihnachten in der Arena (S. 48).
Jede Menge Schinkenspeck: Carmen und Cornelia, Köchinnen des Monats (S. 56).
Der Letzte macht
das Licht aus – aber
was passiert dann?
Im Tanztheaterstück
„ENDE“ gibt Antje
Pfundtner spannende
Antworten auf letzte
Fragen (S. 50).
FOTO: DMITRIJ LELTSCHUK
Nicht nur bei Sonnen-
schein am Hafen
BESTER LAUNE:
die Söhne Hamburgs.
Hauptsache, frei sein
Die Söhne Hamburgs sind wieder da: Stefan Gwildis, Joja Wendt und
Rolf Claussen entern mit neuen Songs und alter Frische die Barclaycard
Arena. Machen die einstigen Off-Künstler jetzt in Massenunterhaltung?
Ach was, sagen die drei. Sie haben einfach Bock drauf.
TEXT: ANNABEL TRAUTWEIN
FOTO: ANDREAS HORNOFF
Landungsbrücken. Eine ältere
Dame zieht ihren Rauh haardackel
an der Fischbude vorbei,
sieht Stativ und Blitzanlage
an der Brückenkante und stutzt.
„Werden hier die Promis fotografiert?“
Dann fällt ihr Blick auf Stefan Gwildis,
Joja Wendt und Rolf Claussen, die
stromaufwärts, stromabwärts posieren –
die „Söhne Hamburgs“. „Gwildis!“ Die
Dame reckt den erhobenen Daumen.
„Super, weiter so!“
Weiter so – das ist genau das, was
die drei vorhaben. Rolf Claussen, Stefan
Gwildis und Joja Wendt zählen zu den
Urgesteinen der Hamburger Musikszene,
seit den 60ern machen sie Bühnenkunst
frei nach Schnauze.
Jetzt stehen Sänger, Pianist und
Texter wieder zu dritt als „Söhne
Hamburgs“ auf der Bühne. Nachdem
sie im vergangenen Jahr 15-mal das
Winterhuder Fährhaus ausverkauften,
wagen sie sich nun an eine Nummer
größer: Am 18. Dezember steigt das
Weihnachtskonzert in der Barclaycard
Arena. Bis dahin gibt es noch viel zu
tun – und zu hören. Irgendwo spielt
48
ja immer gute Musik. Wir haben
Mäuschen gespielt, als die drei Freunde
vor typischer Hamburger Hafenkulisse
ins Schnacken kamen:
WENDT: Tony Joe White kommt nach
Hamburg! Geiler Typ, der hat für Tina
Turner und Joe Cocker Stücke geschrieben.
Ist total ausverkauft, aber wenn ihr
wollt, können wir da hin. Montagabend.
Seid ihr dabei?
CLAUSSEN: Hätte ich Lust.
GWILDIS: Mit dem hab ich mal was
zusammen gemacht. Aber nee … Ich
Kunzt&Kult
muss am nächsten Tag sehr früh nach
Russland.
WENDT UND CLAUSSEN: Russland?
GWILDIS: Ja, wir haben in Klaipėda in Litauen
gespielt, und das haben durch
Zufall Leute aus Russland gehört. Die
haben uns eingeladen, da in der Philharmonie
in Kaliningrad zu spielen.
Da sagt man nicht Nein.
WENDT: Und wann musst du los?
GWILDIS: Um acht, glaube ich.
WENDT: Ist doch nicht früh!
CLAUSSEN: Also früher hättest du durchgemacht!
Rolf Claussen muss es wissen, er war
dabei. Schon zu Schulzeiten waren Stefan
Gwildis und er als Straßenmusiker
unterwegs, vor allem auf dem Großneumarkt,
wo sie mit selbst gebauten
Instrumenten auftraten und immer wieder
Ausschau nach der Polizei halten
mussten – Straßenmusik war damals
verboten.
GWILDIS: Wir hatten ein Schlagzeug aus
einer Teekiste – ich habe damals in einem
Teelager gearbeitet, da lag das nahe.
Das war eine Schlagzeug-Bass-
Kombination, mit einer Wäscheleine
zum Stimmen. Rolf hat die Kiste gespielt.
Das war schon ein Hingucker.
CLAUSSEN: Luftpumpe hatten wir auch,
Rhythmus-Luftpumpe.
GWILDIS: Oder zwei Kilo Schulter. Schweineschulter.
War im Angebot bei Penny.
Das war unsere Snare. Weil wir diesen
klatschigen Sound so toll fanden.
WENDT: Die wurde dann als Schnitzel gebraten
und war wunderbar weich …
In den 80ern kamen Gwildis und
Claussen mit ihrem Quatsch tatsächlich
groß raus: Während Joja Wendt die
Musikerszene in der Blueskneipe Sperl
kennenlernte und Kontakte zu internationalen
Größen knüpfte, gründeten sie
das Duo „Aprillfrisch“ und bestritten
mit ihrem Musical „Wuttke II – Am
Arsch der Welt“ eine der ersten Shows
im Schmidt Theater. Das Publikum lag
am Boden.
CLAUSSEN: Das meiste ist wirklich aus einem
Witz geboren. Unser Probenraum
war ein feuchter Keller in der Amandastraße.
Ernährt haben wir uns von
Goldmuskat, das war so ein Süßwein,
Fleischsalat und Tuc-Kräckern. Es ging
darum, einfach Quatsch zu machen und
alles auszuleben, was man so hatte. Wir
wollten diese steife Kultur, die wir in den
60ern, 70ern aus dem Fernsehen kannten,
sprengen und allen sagen: „Das
nehmen wir alles gar nicht ernst.“
GWILDIS: Wir wollten frei sein. Das war
die Grundlage von allem.
Frei und spontan wollen sie bleiben, die
„Söhne Hamburgs“. Denn alle drei
sind überzeugt: Nur wer macht, was
ihm am Herzen liegt, kann mit dem Erfolg
auch glücklich werden. Auch das
neue Album „Moin, Moin, Moin.“ ist
so eine Herzenssache: Hemmungslos
kombinieren die drei Allrounder Tango
und Boogie, gefühlvolle Balladen und
schieren Nonsens. Auf Jubel und Zuspruch
des Publikums dürfen sie sich
wohl verlassen – vor allem Hamburgerinnen
halten den Lokalhelden die
Treue. Zufall oder Konzept?
CLAUSSEN: Die Frauen kaufen die Karten
und nehmen dann die Männer mit, das
ist immer so.
WENDT: Das ist nicht so, dass wir das strategisch
planen. So von wegen: Das ist
unsere main target group und da müssen
wir jetzt folgende marketing tools ansetzen,
damit wir so einen impact haben
und so.
GWILDIS: Du kennst ja Ausdrücke …
Spielfreude ist und bleibt die Hauptsache
bei den „Söhnen Hamburgs“. Umso
größer die Erleichterung, dass Pianist
Joja Wendt wieder kräftig in die Tasten
hauen kann. Noch immer erkundigen
sich fürsorgliche Fans auf seiner Facebookseite
nach seinen Händen. Was
war da los?
WENDT: Ich liebe Kitesurfen. Jetzt bin ich
auf Sylt ohne Handschuhe in eine Austernbank
reingeraten. Die sind messerscharf,
die Dinger. Eigene Doofheit.
GWILDIS: Das war Jojas Bankencrash. •
Söhne Hamburgs, So, 18.12., Barclaycard
Arena, Sylvesterallee 10, Einlass ab
16.12 Uhr, Beginn: 18.12 Uhr, Tickets ab
37,80 Euro unter 80 60 20 80 oder
www.barclaycard-arena.de.
Wir verlosen drei Mal zwei Tickets
unter allen, die bis Samstag, 10.12.,
eine E-Mail schicken an
info@hinzundkunzt.de, Stichwort: „Söhne“.
49
Choreografin Antje
Pfundtner sichtet auf
KAMPNAGEL die
Antworten ihrer Work-
shop-Teilnehmer zum
Thema Ende.
„Ich glaube
nicht an das Ende“
Müssen Abschiede endgültig sein? Oder kann es danach weitergehen?
Choreografin Antje Pfundtner nähert sich leichtfüßig einem großen Thema.
TEXT: SIMONE DECKNER
FOTOS: DMITRIJ LELTSCHUK
F
ür ihr neues Stück hat sich die
Choreografin Antje Pfundtner
so ungefähr das monströseste
Thema überhaupt ausgesucht
und es auch gleich so genannt: Ende.
Am 15. Dezember feiert es auf Kampnagel
Weltpremiere. Pfundtner, die in
diesem Jahr mit dem renommierten
George Tabori Preis für „seit vielen Jahren
kontinuierlich hohe Qualität ihrer
Tanztheaterproduktionen“ ausgezeichnet
wurde, weiß, was sie sich und den
Zuschauern damit zumutet. Sie für
ihren Teil geht da aber offen heran: „Ich
glaube nicht an das Ende“, sagt sie und
lacht. „Ich glaube immer an ein Weiter.
Ob das jetzt in Form einer Transformation
ist oder einem anderen Abschnitt.
Deshalb finde ich es auch ganz schön,
mich damit zu beschäftigen.“
Für die Choreografin und Tänzerin
war von vornherein klar, dass sie kein
Stück nur über das letzte Ende, den
Tod, machen wollte. Dem hatte sie sich
gerade erst gewidmet. In „Nimmer“, einem
Stück für Kinder, in dem es um
das große Verschwinden ging – „und
ganz klar auch ums Sterben“, sagt die
39-jährige Pfundtner.
Der Gedanke, der sie bei „Ende“
bewegte, war ein anderer. „Was passiert,
wenn es keinen Anfang und kein
50
Ende gibt?“ Die Idee kam ihr, als sie
Dürers berühmten Kupferstich „Melencolia“
anschaute. Dieser gefallene
Engel – „Oder was das ist?“ –, war ihr
Ausgangsbild. Und ja, alle ihre Stücke
hätten etwas Poetisch-Melancholisches.
„Ich begreife Melancholie aber nicht
als etwas depressiv Schwermütiges, sondern
eher als so einen ganz produktiven
Moment des Innehaltens, Besinnens.“
Dürer also. Doch damit nicht genug.
Pfundtner ging auf Ende-Recherche,
akribisch. „Ich arbeite in der Vorbereitung
oft mit Interviews“, sagt sie.
Auch bei dieser Produktion. Zu den ersten
beiden Think Tanks in Berlin und
Kunzt&Kult
KARSTEN JAHNKE
KONZERTDIREKTION
GMBH
/
„Melancholie ist
ein produktiver
Moment des
Innehaltens.“
ANTJE PFUNDTNER
Dresden lud sie vier Tänzerkollegen
ein. Auch solche, die das Tanzen aufgeben
mussten. „Es gibt da eine Organisation,
die sich um den Übergang in
einen neuen Job kümmert“, erzählt
Pfundtner. Sie bat ihre Kolleginnen um
deren „letzte Schritte“ und ihre persönlichen
Einsichten zum Ende.
In Hamburg lief es etwas anders.
„Wir haben jeden aufgerufen mitzumachen,
der sich in irgendeiner Weise als
Ende-Experte sieht. Leute, die sich mit
dem Thema identifizieren können“, so
Pfundtner. Es meldeten sich Menschen
mit den unterschiedlichsten Hintergründen.
Solche, die beruflich viel mit
dem Ende zu tun haben wie Sterbebegleiterinnen,
Trauerredner und Scheidungsanwälte.
„Wir hatten aber auch
eine Abiturientin und einen Partyveranstalter
dabei“, so Pfundtner.
War die Choreografin überrascht
von dem, was diesen Experten zum
Thema Ende einfiel? Antje Pfundtner
überlegt kurz und schüttelt dann den
Kopf. „Nein, überrascht war ich nicht.“
Dafür habe zu sehr Übereinstimmung
51
bestanden, sagt sie. „Es hat sich ganz
früh ein Konsens eingestellt, nämlich
der, dass es kein Ende gibt. Gerade die
Sterbebegleiter dachten das.“ Sie waren
es auch, die von einer Zustimmung zum
Ende sprachen. „Das fand ich irre“,
sagt Pfundtner, „ich stimme zu, ich gehe
mit. Und jetzt?“ Andere hätten von
ihrer Fantasie erzählt, dass sie am Ende
abgeholt werden, „zum Beispiel von
einem Freund“.
Viele ihrer Ende-Experten waren
schon etwas älter – die Jüngste war die
Abiturientin, die ihren Schulabschluss
als ein Ende und den Beginn von etwas
Neuem begriff. Heraus fiel auch der
Veranstalter, der über gelungene und
weniger gelungene Rausschmeißerlieder
bei Partys sinnierte.
Konsequenterweise geht auch „Ende“
weiter. Das Stück ist Teil einer auf
drei Jahre angelegten Trilogie. Nach
dem Ende folgt der Anfang und dann
das Dazwischen. Was die drei Tänzerinnen
und ein Musiker letztlich auf
der Bühne zeigen werden, das weiß
Antje Pfundtner wahrscheinlich erst
kurz vor der Premiere. Was die Zuschauer
mitnehmen können, darüber
hat sich Antje Pfundtner hingegen
schon Gedanken gemacht: „Ich fände
gut, wenn sich die Zuschauer Fragen
stellen. Natürlich können sie auch enttäuscht
sein, weil sie sich das Ende einfach
anders vorgestellt haben.“ •
Weltpremiere von „Ende“ auf Kampnagel,
Do, 15.12., K1, Jarrestraße 20, 20 Uhr,
Eintritt 18/9 Euro, weitere Aufführungen
am 17., 18. und 19. Dezember
„Im Tanz ist ja sogar
STILLSTAND Teil
von Bewegung“, sagt
Antje Pfundtner. Wie
Menschen mit dem
„Ende“ umgehen, erforscht
die 39-jährige
Choreografin in ihrem
gleichnamigen Stück.
ABOVE & BEYOND
ALTER BRIDGE
LINA MALY
EROS RAMAZZOTTI
NILS LANDGREN
›CHRISTMAS WITH MY FRIENDS‹
ROBIN SCHULZ
TORFROCK
OLLIE GABRIEL
GANES
KLAUS HOFFMANN & BAND
THE HEAD AND THE HEART
MALIA
YOU SING – DU BIST DER CHOR
STAATLICHES RUSSISCHES BALLETT MOSKAU
TANZT SCHWANENSEE
AVENGED SEVENFOLD
KINGS OF LEON
LINDSEY STIRLING
KORN
PHILIPP POISEL
LUKAS GRAHAM
LOREENA MCKENNITT
DEFTONES
TIM BENDZKO + BAND
ELTON JOHN & BAND
SEVEN
JOHANNES OERDING
TICKETS: KJ.DE
Kunzt&Kult
HINZ&KUNZT N°286/DEZEMBER 2016
BÜHNE
Tipps ( 1)
1. bis 15. Dezember 2016
Musikalischer Adventskalender
in der Oper
Jeden Tag eine kleine Überraschung:
Mit dem musikalisch-literarischen
Adventskalender der Staatsoper können
sich alle Hamburger eine Freude
machen und im Foyer täglich eine
Mini-Vorstellung anschauen. Zu hören
sind Lieder, Gedichte und Geschichten
zur Adventszeit, mal klassisch und besinnlich,
mal heiter und komisch und
bisweilen ungewohnt. Die kleinen musischen
Gaben stammen vom Ensemble
der Oper, von dem Internationalen
Opernstudio, dem Hamburg Ballett
John Neumeier, den Musikern des
Philharmonischen Staatsorchesters und
Gästen aus Hamburg. Besucher brauchen
für den kleinen Kunstgenuss nur
die Tür zu öffnen – Eintritt wird nicht
verlangt, stattdessen sammelt die Oper
Spenden für den guten Zweck. •
Staatsoper, Große Theaterstraße 25,
ab Do, 1.12., Mo–Sa, 17 Uhr, So, 13 Uhr,
Eintritt frei, www.staatsoper-hamburg.de
MUSIK
Helden selbst erschaffen können
Kinder bei der Ausstellung
„Game Masters“ im MKG.
Rae Spoon ist Folksänger –
und irgendwie ganz anders
Folk oder House, Musiker oder Musikerin
– bei Rae Spoon ist Schubladendenken
fehl am Platz. Der queere kanadische
Multi-Instrumentalist und
Sänger entscheidet selbst, ob er Frau
oder Mann sein möchte oder ob Banjo
oder Drumcomputer seinen Stil bestimmen.
Den Ruf als einen der besten
Songschreiber Kanadas verdankt Rae
Spoon auch seinem Werdegang: Die
schwierige Jugend als Außenseiter in einer
erzreligiösen Gemeinde auf dem
Land klingt in seinen folkartigen Liedern
ebenso nach wie der Kampf um
Selbstbestimmung. Am 3. Dezember
tritt Rae Spoon im Centro Sociale auf,
gemeinsam mit dem Berliner Komponisten
und Klangkünstler Alexandre
Decoupigny, der ihn mit seinem Soloprojekt
„Plastic“ begleitet. •
Centro Sociale, Sternstraße 2, Sa, 3.12.,
20 Uhr, Eintritt frei, Spenden willkommen,
www.centrosociale.de
WORKSHOP
Avatare selbst gestalten
Computerspiele machen kreativ! Beim
Creative Gaming im Museum für
Kunst und Gewerbe können Spiele-
Fans ab elf Jahren eigene Helden
schaffen und Spielideen entwickeln.
Anregung gibt es dazu im Museum:
Die Ausstellung „Game Masters“ zeigt
bis zum April 2017 Kunstwerke aus 40
Jahren Video- und Computerspielentwicklung
und veranschaulicht die Einflüsse
stilbildender Programmierer und
Designer. In der Werkstatt können die
Teilnehmer eigenhändig Spielfiguren in
Comic-Helden verwandeln, digitale
und analoge Spiele erfinden und spannende
Geschichten erzählen. Die
Werkstatt öffnet erstmals am 3. Dezember.
Wer an dem Tag nicht kann, hat
am 17. Dezember eine zweite Chance.
Zur Teilnahme reicht das Museumsticket,
anmelden ist nicht nötig.
Museum für Kunst und Gewerbe,
•
Steintorplatz,
Sa, 3.12., 12 Uhr, Eintritt 12/8 Euro,
bis 17 Jahre frei, www.mkg-hamburg.de
KINDER
Ein Weihnachtsfest für Findus
Da hat der alte Pettersson sich was
eingebrockt! Seit er Findus vom
Weihnachtsmann erzählt hat, gibt der
Kater keine Ruhe. Er will auch feiern,
mit Baum und Geschenken und allem
Drum und Dran! Also macht sich
Pettersson an die Vorbereitungen – und
springt von einer Panne zur nächsten.
Fast alles geht in die Hose, so sehr
Pettersson die Lage zu retten versucht.
Wird am Ende doch nichts aus der
frohen Weihnacht? Mitfiebern können
Kinder in den Kammerpuppenspielen,
wo das Stück „Morgen, Findus, wird’s
was geben“ gezeigt wird. Die Geschichte
nach dem Buch von Sven Nordqvist
ist das erste Stück, das die Kammerpuppenspiele
am neuen Standort in der
HafenCity aufführen. Es ist für Kinder
ab vier Jahren gemacht und läuft noch
bis Mitte Dezember. •
Kammerpuppenspiele, Hongkongstraße
2–4, Mi, ab 7.12., 16.30 Uhr,
Eintritt 10,40 Euro plus VVK-Gebühr,
www.kammerpuppenspiele.de
52
WWW.HINZUNDKUNZT.DE
Kunzt&Kult
BÜHNE
Weihnachtsrevue in der Motte
KINO
Ein Lied für Nour
MARKT
Stöbern im Theaterfundus
FOTO: VICTORIA KÖRÖSI; ILLUSTRATIONEN: TIM SCHAFER (S. 52), GRAFIKDEERNS
Was dient dem Geist der Weihnacht?
Darüber singen und streiten die „Feen
in Absinth“ und das „Herrengedeck“ in
ihrer bunten Bühnenrevue „Sing Bing“.
In höchsten Tönen würdigen die zwei
Hamburger Duos amerikanisches
Liedgut, vor allem von Bing Crosby, und
singen Hits wie „White Christmas“. Bei
aller Lust am Weihnachtskitsch blicken
sie auch hinter die Kulissen des schönen
Scheins. Frohlocken soll am Ende nicht
nur das Publikum: Mit dem Eintrittsgeld
zur Show „It’s A Marshmallow World“
unterstützen die vier Künstler das
„CaFée mit Herz“. •
Motte, Eulenstraße 43, Do, 8.12.,
20.30 Uhr, Eintritt 15/13 Euro,
weitere Termine: www.singbing.de
LITERATUR
Liebe mit Biss
Das kleine, feine Literaturquartett mit
Ella Carina Werner, Katrin Seddig,
Anselm Neft und Piero Masztalerz
kredenzt wieder „Liebe für alle“ – als
Kurzgeschichte oder Satire, gesungen
oder gar gezeichnet. Stargast ist diesmal
der Autor Lars Dahms, dem eine
Vorliebe für Abseitiges und
Hintergründiges nachgesagt wird. •
Grüner Jäger, Neuer Pferdemarkt 26,
Di, 9.12., 20.30 Uhr, Eintritt 5 Euro,
www.gruener-jaeger-stpauli.de
DRAUSSEN-KINO
Feuerzangenbowle – eiskalt
„Nur ein winzigäs Schlöckchen!“
Im Winterkino läuft „Die Feuerzangenbowle“
mit Heinz Rühmann alias
Pennäler Johannes Pfeiffer – inklusive
Bowle-Ausschank. Das Umsonst-unddraußen-Kino
findet bei jedem Wetter
statt. Auch an blinde oder hörgeschädigte
Zuschauer ist gedacht: Über
Funkkopfhörer läuft die Filmbeschreibung
mit, Hörgeräteträger können
den Ton direkt über ihr Hörgerät
empfangen und es gibt Untertitel. •
Alsterdorfer Markt, Fr, 9.12., 20 Uhr,
Eintritt frei, www.alsterdorf.de/aktuelles
Wie erging es eigentlich musikalischen
Talenten vor den Castingshows dieser
Zeit? Entdeckt wurden sie damals eher
in der großstädtischen Fußgängerzone,
der Aula einer Gesamtschule oder auf
dem biergeschwängerten Betonboden
eines Kellerclubs. Heute hingegen: junge
Hüpfer in kurzen Röcken vor Dieter
Bohlen. Schnell oben. Schnell wieder
weg. 15 Minuten Ruhm. Und manchmal
zwei Minuten Fremdschämen vor
dem heimischen Fernseh-Gerät.
Dass die Wahrheit irgendwie dazwischen
liegt, beweisen etwa großartige
Talente wie Paul Potts oder Mohammed
Assaf. Mohammed wer? Der Palästinenser
ist im arabischen Raum
durch die Castingshow „Arab Idol“
zum Star geworden. Nun hat das Kinopublikum
die Chance, die – zugegeben
etwas frei interpretierte – Geschichte
auf der Leinwand nachzuerleben.
Der im kriegsgebeutelten Gazastreifen
aufgewachsene Mohammed Assaf
verdient sein Geld mit Taxifahren.
Seine große Leidenschaft ist jedoch die
Musik. Mit seiner Stimme verzaubert er
– vornehmlich im Duett mit seiner
Schwester Nour – bislang jedoch nur
seine Familie und Freunde. Auf Hochzeiten
und anderen Feiern begeistert er
sein kleines Publikum und träumt doch
jedes Mal von einem größeren. Seine
Chance soll kommen. Als er von einem
Taxigast erfährt, dass es in Kairo ein
Casting für die neue Staffel von
„Arab Idol“ gibt, setzt er alle Hebel in
Bewegung, hier vorzusingen.
Wer nun denkt, der Rest wäre längst
erzählte und irgendwie langweilige Geschichte,
verkennt die Kraft des Kinos.
Denn bevor Mohammed seinen
verdienten Ruhm ernten soll, gibt es
mit viel Chuzpe gesellschaftliche und
politische Hürden zu nehmen. Das ist
so wunderschön vom zweifach Oscarnominierten
Regisseur Hany Abu-
Assad erzählt, dass das vielbelastete
Prädikat „Feel-Good-Movie“ hier
durchaus einmal verdient ist. Der Film
drückt in wunderbarer Art auf die
Tränendrüse. Wann passt das besser, als
in die Vorweihnachtszeit? ASCHMI
•
Neu im Kino ab Do, 1.12.
53
Schatzsucher aufgepasst: Die Hanseatische
Materialverwaltung lädt mit einem
Weihnachtsbasar zum Stöbern im
Kulissen- und Requisitenfundus der
Hamburger Bühnen ein. Im ehemaligen
Bahnhof im Oberhafen sammelt
sich Kunstvolles und Kurioses, das seinen
Dienst im Rampenlicht getan hat,
aber zum Wegwerfen zu schön, originell
und wertvoll ist. Drei Tage lang
öffnet die Materialverwaltung ihre Hallen.
Livemusik und Licht, Glühwein,
Kinderpunsch und internationale Speisen
sorgen für Flohmarktstimmung.
Erstmals ist auch die neue Halle, das
„Sahnestück“, geöffnet. •
Hanseatische Materialverwaltung, Stockmeyerstraße
41–43, 9.–11.12., Fr+So,
12–18 Uhr, Sa, 12–22 Uhr, Eintritt 3 Euro,
www.hanseatische-materialverwaltung.de
AUSSTELLUNG
Kunst-Preview fürs neue Jahr
Vorfreude auf das kommende Ausstellungsjahr
schürt der Nachtspeicher23
mit einer „Preview“: 17 Künstler
geben Einblicke in die Arbeiten,
die sie 2017 dort präsentieren wollen.
Gemeinsames Thema des Jahres ist
„Bewegung“ – in Gemälden, Installationen,
Filmen und Performances setzen
sich die Künstler mit der heutigen
Schnelllebigkeit aus-einander. •
Nachtspeicher 23, Lindenstraße 23,
ab Fr, 9.12., 19 Uhr, Eintritt frei,
www.nachtspeicher23.de
Das FALTOBJEKT KREUZ
von Victoria Körösi ist im
Nachtspeicher23 zu sehen.
Kunzt&Kult
Tipps (2)
16. bis 31. Dezember 2016
Der Klassiker
SCHWANEN-
SEE für Kinder –
das Prager Festspiel
Ballett präsentiert
ihn im Audimax.
HINZ&KUNZT N°286/DEZEMBER 2016
THEATER
Der „Tatortreiniger“ putzt live
Wenn das große Drama gelaufen und
nur der letzte Dreck übrig geblieben ist,
schlägt seine Stunde: Der Tatortreiniger
„Schotty“ begeistert das Fernsehpublikum
seit nunmehr sechs Jahren.
Den Erfolg der NDR-Serie sichert neben
Bjarne Mädels herzerwärmendem
Spiel auch das besondere Setting:
Ein Tatort, ein Hinterbliebener mit
ganz eigenem Blick auf das, was war,
und das, was kommt, und mittendrin
Schotty, der mit all dem fertig werden
muss. Jetzt holt das Hamburger
Schauspielhaus den beliebten
Antihelden auf die Bühne: Der
Tatortreiniger putzt live im Zusammenspiel
mit Schauspieler Bastian
Reiber alias Stramazzo, der Clown.
Auch Regisseur Arne Feldhusen und
Ensemblemitglieder aus früheren
und künftigen „Tatortreiniger“-Folgen
sind dabei und geben einen Ausblick
auf Schottys bevorstehende Einsätze. •
Schauspielhaus, Kirchenallee 39,
So, 18.12., 21.30 Uhr, Eintritt 5 Euro,
www.schauspielhaus.de
AUSSTELLUNG
Vom ersten Blitz bis heute
KINDER
Verwunschene Schwäne
Ein Zauberer hat Prinzessin Odette in
einen Schwan verwandelt, wie schon
viele vor ihr. Zur Mitternachtsstunde
aber nehmen die Schwäne wieder
menschliche Gestalt an. Da verliebt
sich ein Prinz in Odette. Kann sie dem
Fluch entkommen? „Schwanensee“
von Tschaikowsky ist der Ballettklassiker
schlechthin. Das Prager Festspiel
Ballett zeigt ihn für Zuschauer ab vier
Jahren. Eine Erzählerin führt mit witzigen
Gedichten durch die Handlung. •
Audimax, Von-Melle-Park 4, Sa, 17.12.,
17 Uhr, Eintritt 17,30–35,60 Euro,
www.huklink.de/schwanensee
Unter allen, die bis zum 14.12. eine
Mail an info@hinzundkunzt.de
(Stichwort „Schwanensee“) schicken,
verlosen wir vier mal zwei Karten.
KINDER
Jagd auf den weißen Wal
Abenteuerlich und auch ein wenig düster
geht es im Lichthof Theater zu,
wenn Käpt’n Ahab seine Jagd auf den
weißen Wal „Moby Dick“ eröffnet. Getrieben
von Rachsucht setzt der irre
Kapitän das Leben seiner ganzen
Mannschaft aufs Spiel – als wäre der
Walfang vor mehr als 150 Jahren nicht
schon gefährlich genug gewesen. Kinder
ab zehn Jahren können mitfiebern:
Wird der einbeinige Verrückte den weißen
Wal zum Schluss erlegen, oder bedeutet
die Jagd sein eigenes Ende? Das
Stück nach dem Roman von Herman
Melville wird als Gastspiel des Theaters
Triebwerk aufgeführt. •
Lichthof Theater, Mendelssohnstraße 15B,
Fr, 30.12., 16 Uhr, Eintritt 12/6 Euro,
www.lichthof-theater.de
Vom Magnesiumpulverblitz bis zum
Selfiestick: Kein Museum in Deutschland
hat die Entwicklungsgeschichte
der Fotografie so frühzeitig begleitet
wie das Hamburger Museum für Kunst
und Gewerbe. Schon zum Ende des 19.
Jahrhunderts sammelte es Fotografien
als eigenständige Werke. Nun ist die
Geschichte des vielseitigen Mediums in
einer Überblicksausstellung zu sehen.
„Re/Vision“ zeigt eine breite Auswahl
aus rund 75.000 Exponaten von 1889
bis heute und beleuchtet die vielschichtige
Rolle, die die Fotografie seit ihrer
Entstehung gespielt hat – die Bedeutung
der Porträtfotografie für Machthaber
und einfache Leute, die Dokumentation
von Kunstwerken und Gebäuden
und die Emanzipationsbestrebungen
der Fotografie als eigene Kunstform. •
Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz,
ab Mi, 21.12., 19 Uhr, Eintritt
12/8 Euro, www.mkg-hamburg.de
FOTOS: PRAGER FESTSPIEL BALLETT, MONSUN THETAER; ILLUSTRATION: GRAFIKDEERNS
54
WWW.HINZUNDKUNZT.DE
Kunzt&Kult
KINDER
Wenn der Nussknacker erwacht
Stramm steht er da, der Nussknacker
mit dem harten Kiefer. Nachts aber
verwandelt er sich in einen heldenhaften
Prinzen und nimmt kleine und große
Zuschauer mit auf ein traumhaftes
Abenteuer: Der Mäusekönig befehligt
ein Spielzeugheer, und die Zuckerfee
lädt zum Festmahl. Das Monsun-Theater
präsentiert die Tanz-Eigenproduktion
für Zuschauer ab drei Jahren. •
Monsun Theater, Friedensallee 20, Mi,
22.–26.12., 16 Uhr, Eintritt 10,50/7,50
Euro, www.monsuntheater.de
MUSIK
Gospelkonzert für die Festtage
Kurz vor Heiligabend noch spirituelle
Kraft tanken? Wer mit positiver
Energie statt mit hängender Zunge ins
Fest starten will, ist beim Gospelkonzert
im Museum für Völkerkunde richtig.
Chorleiter und Sänger Folarin Omishade
paart für „Give Thanks and Praises“
afrikanische und traditionelle Gospels
gegen den Vorweihnachtsstress. •
Museum für Völkerkunde, Rothenbaumchaussee
64, Do, 22. und Fr, 23.12.,
20 Uhr, Eintritt 24/20 Uhr, VVK über
www.voelkerkundemuseum.com
KONZERT
Spaßpunker geben alles
Einmal noch rocken und dann ist
Bescherung: Yonas, Hirsch und Max
Power von „Montreal“ mischen die
Markthalle auf. Die Spaßpunker aus
der norddeutschen Provinz sind mit
neuem Album „Sonic Ballroom“ in der
Tradition von WIZO, Blink-182 und
der Bloodhound Gang unterwegs. •
Markthalle, Klosterwall 11, Fr, 23.12.,
19 Uhr, Eintritt 18 Euro im VVK,
markthalle-hamburg.de
PARTY
Mit Underground Beat
ins neue Jahr
Stilvoll geht das Jahr zu Ende – zum
Beispiel im Nachtasyl, der Bar unter
dem Dach des Thalia Theaters. Hier
steigt zum Jahresausklang der Hip Cat
Club, eine Hommage an die Underground
Beat Clubs der 60er und 70er
weitab von Schlagermove-Remmidemmi
und Oldiekitsch. Wer die Party
richtig auskosten möchte, beschafft sich
ein Ticket für das ganze Wochenende
und feiert schon am Freitag mit Livekonzert
und DJ-Sets in den Jahreswechsel
hinein. Am Samstag wird
dann auf Silvester angestoßen, es gibt
Berliner für alle und die DJs legen auf
bis zum Neujahrsmorgen.
Tickets kann man reservieren unter
thelightsgroup@gmail.com. •
Nachtasyl, Alstertor, Sa, 31.12.,
21 Uhr, Eintritt 18 Euro. Mehr Infos
unter www.huklink.de/silvester
PARTY
Tanz der Nachtschwärmer
Bei „Gans oder Kranich“ versammeln
sich im Docks traditionell die Zugvögel
der Nacht zu Deep House, Tech House
und Techno. Zu Gast sind diesmal
Künstler aus dem 3000°-Kollektiv –
neben Dole & Kom ist Newcomer Seth
Schwarz dabei, der Tech House mit
Violine verfeinert. Sogar aus
Frankreich reisen feierfreudige Vögel
an: KYAN & Thommy spielen ein Set.
Dazu kommen die Hamburger Fiese
Matenten (Habitat Music), Christoph
Kipping (Stille Wasser), Maeicis
(Heimatmelodie) und Tobias Klemm
(Tach & Nacht). Noch einmal tanzen,
dass die Federn fliegen – besinnlich
wird es noch früh genug. •
Docks, Spielbudenplatz 19, Sa, 17.12.,
23.55 Uhr, Eintritt 8 Euro,
www.docks-prinzenbar.de
DRAUSSEN
Die Speicherstadt erkunden
Wo liegt Störtebekers Piratenschatz?
Wie schmeckt eine Kakaobohne?
Und was passiert bei Sturmflut?
All das können Kinder auf einer
Entdeckungstour durch die Speicherstadt
herausfinden. Noch einmal
gibt es in diesem Jahr die Chance,
mit den Lütten das Weltkulturerbe
zu erkunden. Die Tour ist gedacht
für Kinder von sechs bis zwölf Jahren.
Anmeldung erbeten unter der E-Mail:
info@speicherstadtmuseum.de. •
Speicherstadtmuseum, Am Sandtorkai 36,
Fr, 30.12., 14 Uhr, Eintritt 6,50 für Kinder
und 8 Euro für Erwachsene,
www.speicherstadtmuseum.de
Für Kinder ab drei Jahren zeigt
das Monsun Theater den
NUSSKNACKER.
Dr. Wilhelm Mecklenburg &
Ralf Wassermann
Rechtsanwälte in Bürogemeinschaft
Wir wünschen den Lesern von Hinz&Kunzt
ein frohes Weihnachtsfest!
Hätschenkamp 7 · 25421 Pinneberg
www.wmecklenburg.de · www.rechtsanwalt-wassermann.de
Telefon: 04101 / 78 03 25 oder 78 03 27
CORNELIA (links) und CARMEN
kennen sich schon aus Rumänien.
Beide lebten in dem Dorf Bácioi, ihre
Wohnungen lagen dicht beiein-
ander. Seit vier Jahren verkaufen
Cornelia (34) und Carmen (41)
Hinz&Kunzt, Cornelia ist seit eineinhalb
Jahren obendrein als Reini-
gungskraft bei uns angestellt.
Auch in Rumänien haben die Freun-
dinnen ab und an gemeinsam
gekocht – freilich nur für sich und
ihre Familien. Trotzdem war es für
sie kein Problem, ihren traditionellen
Kohltopf auch für 100 Hinz&Künztler
zuzubereiten.
Weißkohl
mit Fleisch
1 kleiner Kopf Weißkohl
500 ml Olivenöl
200 g Schinkenspeck
200 g Schweinegulasch
200 g Würstchen
5 Tomaten
2 Zwiebeln
2 Möhren
1 rote Paprikaschote
3 Lorbeerblätter
Salz
schwarzer Pfeffer
1500 ml Gemüsebrühe
Petersilie
Kohltopf
auf Rumänisch
Wenn Carmen und Cornelia am Herd stehen, wird es deftig:
Ihr Eintopf mit Gemüse und Fleisch macht satt und ist günstig.
TEXT: ANA-MARIA ILISIU, BEATRICE BLANK
FOTO: MAURICIO BUSTAMANTE
SO WIRD ER FÜR VIER PERSONEN ZUBEREITET:
1. Äußere Blätter des Kohls entfernen. Den Kohlkopf halbieren, vierteln
und dann grob hacken. Mit 2 EL Salz in eine große Schüssel geben und
mehrere Minuten mit den Händen kräftig durchkneten, bis er weich ist.
2. Zwiebeln, Möhren, Tomaten und Paprika schälen beziehungsweise waschen,
putzen und klein schneiden.
3. Fleisch und Würstchen klein schneiden.
4. In einem großen Topf das Öl erhitzen. Zunächst die Zwiebeln anschwitzen.
Dann das restliche Gemüse dazugeben. Nun Fleisch und Kohl abwechselnd daraufschichten.
Jede Schicht salzen und pfeffern. Zuletzt die Lorbeerblätter darauflegen.
5. Mit der Gemüsebrühe aufgießen. Eine Stunde köcheln lassen.
Nach Wunsch mit gehackter Petersilie servieren.
Getestet von MAMPF: www.mampf-hh.de
56
WWW.HINZUNDKUNZT.DE
Rätsel
ILLUSTRATION (BLEISTIFT): BERND MÖLCK-TASSEL
Ausweis
des Weidmanns
Heimatvertriebener,Zuwanderer
baltisches
Volk
Name
Jesu im
Islam
nie,
niemals
Abendkleid
Meerengen
der
ausschalten
Ostsee
Schmeichelei,
Lobrede
dunkle
Stelle
auf der
Haut
Tendenz
9
8
3
1
7
8
6
2
7
8
9
4
5
Klang,
Ton
10
umgangssprachl.:
Geldgieriger
3
6
3
9
8
Rhein-
Mündungsarm
miteinander
Koch-,
Backgerät
4
1
4
3
Angehör.
e. asiat.
Reitervolkes
Kurort
an der
Lahn
(Bad ...)
3
1
7
4
5
1
6
8
9
2
Stadt an
der Etsch
(Südtirol)
Parlament
Russlands
Pflanzenzuchtbetrieb
Lebensabend
Küchengerät
Heiligenbild
der Ostkirche
widerwärtig
6
7
8
5
lat.:
Seele,
Hauch,
Wind
Tongeschlecht
Kurzwort
für ein
Zweiradfahrzeug
wendig,
regsam
dt. Fußballnationaltrainer
(Joachim)
Füllen Sie das Gitter so
aus, dass die Zahlen von
1 bis 9 nur je einmal in jeder
Reihe, in jeder Spalte und
in jedem Neun-Kästchen-Block
vorkommen.
Als Lösung schicken Sie
uns bitte die unterste, farbig
gerahmte Zahlenreihe.
Lösungen an: Hinz&Kunzt, Altstädter Twiete 1–5, 20095 Hamburg,
per Fax an 040 30 39 96 38 oder per E-Mail an info@hinzundkunzt.de.
Einsendeschluss: 23. Dezember 2016. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Wer die korrekte Lösung für eines der beiden Rätsel einsendet,
kann zwei Karten für die Hamburger Kunsthalle oder einen von zwei
Romanen mit dem Titel „Düsterbusch City Lights“ von Alexander Kühne
(Wilhelm Heyne Verlag) gewinnen. Das Lösungswort beim Kreuzworträtsel
war: Tachometer. Die Sudoku-Zahlenreihe war: 846 215 793.
5
1
8
7
4
... im
Wunderland
Detonation
8
5
einfältiger
Mensch
nur
geistig
vorhanden
griech. Lauteninstrum.
gerne
haben
besitzanzeigendes
Fürwort
griechische
Vorsilbe:
Erd...
9
8
Turnerabteilung
niederländisch:
eins
2
Bestandteil
von
Zement
9
10
niedere
Wasserpflanze
mild,
sanft
6
Transportfahrzeug
(Abk.)
AR1115-0216_5
Impressum
Redaktion und Verlag
Hinz&Kunzt
gemeinnützige Verlags- und Vertriebs GmbH
Altstädter Twiete 1–5, 20095 Hamburg
Tel. 040 32 10 83 11, Fax 040 30 39 96 38
Anzeigenleitung Tel. 040 32 10 84 01
E-Mail info@hinzundkunzt.de, www.hinzundkunzt.de
Herausgeber
Landespastor Dirk Ahrens, Diakonisches Werk Hamburg
Externer Beirat
Prof. Dr. Harald Ansen (Armutsexperte HAW-Hamburg),
Mathias Bach (Kaufmann), Rüdiger Knott (ehem. NDR 90,3-Programmchef),
Olaf Köhnke (Ringdrei Media Network),
Thomas Magold (BMW-Niederlassungsleiter i.R.),
Beate Behn (Lawaetz-Service GmbH), Karin Schmalriede (Lawaetz-Stiftung),
Dr. Bernd-Georg Spies (Russell Reynolds),
Alexander Unverzagt (Medienanwalt), Oliver Wurm (Medienberater)
Geschäftsführung Dr. Jens Ade
Redaktion Birgit Müller (v.i.S.d.P.),
Annette Woywode (Stellv., CvD), Frank Keil
Mitarbeit Simone Deckner, Jonas Füllner,
Ulrich Jonas, Benjamin Laufer, Uta Sternsdorff,
Annabel Trautwein und Kerstin Weber
Redaktionsassistenz Sonja Conrad, Dina Fedossova
Online-Redaktion Simone Deckner, Jonas Füllner, Benjamin Laufer
Artdirektion grafikdeerns.de
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Anzeigenleitung Sybille Arendt
Anzeigenvertretung Christoph Wahring,
Wahring & Company, Tel. 040 284 09 40, info@wahring.de
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 20 vom 1. Januar 2015
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Vasile Raducan, Alexa Ionut
Das Team von Spende Dein Pfand am Airport Hamburg
Stephan Karrenbauer (Leitung), Uwe Tröger, Georgi Nikolov,
Klaus Petersdorfer
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Produktion Produktionsbüro Romey von Malottky GmbH
Druck A. Beig Druckerei und Verlag,
Damm 9–15, 25421 Pinneberg
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und Papierverarbeitungsgesellschaft mbH
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Die Hinz&Kunzt gGmbH mit Sitz in Hamburg ist durch den aktuellen
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Hinz&Kunzt ist ein unabhängiges soziales Projekt, das obdachlosen und
ehemals obdachlosen Menschen Hilfe zur Selbsthilfe bietet.
Das Magazin wird von Journalisten geschrieben, Wohnungslose und
ehemals Wohnungslose verkaufen es auf der Straße. Sozialarbeiter
unterstützen die Verkäufer.
Das Projekt versteht sich als Lobby für Arme.
Gesellschafter
Durchschnittliche monatliche
Druckauflage 4. Quartal 2016:
90.000 Exemplare
57
Momentaufnahme
HINZ&KUNZT N°286/DEZEMBER 2016
Achim will endlich
SESSHAFT werden.
Er hofft auf die Kraft
des päpstlichen
Segens.
Jesus liebt mich,
das weiß ich!
Joachim (48) verkauft Hinz&Kunzt vor Aldi in Wedel.
TEXT: ANNABEL TRAUTWEIN
FOTO: MAURICIO BUSTAMANTE
„So ein Stück war ich am Papst dran, so
ein Stück!“, ruft Joachim aufgeregt, hält
seine Hände 30 Zentimeter auseinander
und strahlt. Dass er Papst Franziskus
bei der Pilgerreise nach Rom (siehe
Seite 6) so nahe sein konnte – überwältigend.
Mit der Hand auf dem Herzen
nahm er den päpstlichen Segen in
Empfang. Nun fühlt er sich gewappnet.
„Jesus liebt mich, das weiß ich!“, sagt
Achim. „Und ich hab ein gutes Gefühl,
dass es im neuen Jahr aufwärtsgeht.“
Achim ist „katholisch geboren“. Er
stammt aus dem Rheinland, sieben
Kinder waren sie zu Hause. „Wenn
mein Vater gesoffen hat, hat er immer
um sich geschlagen“, erzählt er. Achim
lief immer wieder weg, das Jugendamt
schaltete sich ein: Achim, zehn Jahre
alt, kam ins Heim. Es gefiel ihm dort sogar
ganz gut. „Aber was ich traurig finde:
dass meine Eltern und Geschwister
mich nie besucht haben. Nicht mal eine
Postkarte haben sie geschickt.“
Als er 18 wurde, packte Achim seine
Tasche. „Jetzt will ich mein Leben
alleine auf die Reihe kriegen“, erklärte
er dem Heimleiter. Er stellte sich das
einfach vor: Wohnung, Ausbildung, Arbeit,
am liebsten in Köln. Doch am
Bahnhof angekommen, wusste er nicht
weiter. Eine Gruppe Obdachloser auf
der Domplatte nahm ihn auf, „die haben
mir die Straße gezeigt“. Als er nach
drei Monaten weiterzog, glaubte er
schon nicht mehr an einen festen Job.
Achim wurde das, was man früher
einen Landstreicher nannte: Er wanderte
von Dorf zu Dorf. „Die kleinen
Orte sind besser als Großstädte“, sagt
er. „Wenn ich da Sitzung gemacht habe,
sind auch mal Leute stehen geblieben
und haben sich mit mir unterhalten.“
In Kleinstädten überlebte er mit
Tagesgeld vom Jobcenter, in den Dörfern
machte er sich in den Kirchengemeinden
nützlich. „Rasen mähen oder
Hecke schneiden, so was habe ich viel
gemacht, für nen kleinen Obolus“, sagt
er. Gottesdienst feierte er am liebsten in
Freikirchen. „Da geht es noch lockerer
ab, mit ganz anderer Musik, Tanz und
Hallelujah“, sagt er und lacht.
Auch wenn er Anschluss fand, blieb
er nie lange. „Es ist einfach, sich sesshaft
zu machen“, findet Achim. „Nur
das gegen sich selber durchzusetzen, ist
das Schwierige.“ Er versuchte es immer
wieder, fand hier einen Platz im Wohnheim,
da ein Zimmer in einer Obdachlosenunterkunft.
Doch das Zusammenleben
mit anderen behagte ihm nicht,
erst recht, wenn die anderen betrunken
waren und gewalttätig wurden. Er zog
dann lieber wieder weiter.
Hinz&Künztler ist Achim schon
seit fast 20 Jahren, mit Unterbrechungen.
In Hamburg will er nun heimisch
werden. Und er wurde erhört: Ein Vermieter,
der die Berichte über die Pilgerfahrt
und Achims Schicksal verfolgte,
hat ihm eine Sozialwohnung angeboten.
Ab sofort. Kaum aus Rom zurück,
hielt Achim seinen Wohnungsschlüssel
in der Hand. „Irre, ich kann es selbst
noch nicht fassen“, sagt er strahlend.
„Ich glaube, das kommt von oben.“ •
A. Beig
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Damm 9-19, 25421 Pinneberg
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2.
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Aussichten“, Pension für Produkte Hamburg.
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(aus heimischen Wäldern), lasergraviert. Jedes Brett
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5 verschiedene Motive mit Umschlag, DIN A6,
Fotograf Dmitrij Leltschuk. Der Erlös geht zur Hälfte
an den Fotografen, zur Hälfte an das Hamburger
Straßenmagazin. Preis: 8 Euro
5. „Einer muss ja das Maul aufmachen“
T-Shirt vom Modelabel „Fairliebt“ aus 100%
Biobaumwolle, sozialverträglich genäht in Bangladesch
und von Hand bedruckt in Deutschland.
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Meerwassertürkis für Damen, Preis: 24,90 Euro
6. „Hamburg zeigt Herz“-Becher
Porzellanbecher mit Silikondeckel, in
Deutschland gefertigt. Idee und Design von einer
Auszubildendengruppe der Firma OTTO.
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7. „Ein mittelschönes Leben“
Eine Geschichte für Kinder über Obdachlosigkeit
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6.
7.
Eine der wichtigsten
Wärmequellen für Hamburg
Am Guten soll man festhalten. So halten wir es auch mit unserem
Einsatz für Hinz&Kunzt. Seit April 2000 unterstützt E.ON Hanse das
Hamburger Straßenmagazin. Und daran wird sich nichts ändern.
Auch als HanseWerk werden wir unser Engagement fortsetzen. Mehr
menschliche Wärme – eine der wichtigsten Energien für den Norden.
Energielösungen für den Norden