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STREITKRÄFTE

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Kommando<br />

Feldjäger der Bundeswehr<br />

60 Jahre Feldjäger in der Bundeswehr<br />

Akzente<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS


Akzentuierung<br />

Am 24. November 1740, also vor exakt 275 Jahren,<br />

ordnete Friedrich II. von Preußen per Allerhöchster<br />

Kabinettsorder die auf der folgenden Seite abgebildete<br />

Aufstellung eines Feldjägerkorps zu Pferde an.<br />

Dieses Datum markiert die Entstehung einer Truppengattung,<br />

deren vornehmlichste Aufgaben die<br />

Wegweisung der eigenen Truppen und der Schutz<br />

des Königs und des königlichen Hauses waren -<br />

Aufgaben, die in ihren Grundzügen auch heute<br />

noch in den Kernfähigkeiten des Aufgabenbereichs<br />

Feldjägerwesen der Bundeswehr abgebildet sind. Zur<br />

Entwicklung des Feldjägerwesens seit dieser Zeit sind<br />

bereits ausführliche Veröffentlichungen erschienen,<br />

von denen einige an dieser Stelle beispielhaft in der<br />

Fußnote benannt sind. 1 Diesen Publikationen ist gemeinsam,<br />

dass sie - neben anderen Quellen - einen<br />

umfassenden Überblick über die Geschichte der<br />

Feldjäger seit 1740 geben.<br />

Die vorliegende Festschrift verzichtet daher darauf,<br />

die Geschichte der Feldjäger in den preußisch-deutschen<br />

Streitkräften ein weiteres Mal nachzuerzählen.<br />

Das hat den Vorteil, das Hauptaugenmerk auf die<br />

eigene Tradition der Feldjäger in der Bundeswehr seit 1955 zu richten. Auch bei dieser bewussten Akzentuierung<br />

auf 60 Jahre Feldjäger will die Festschrift indes keine chronologische Aneinanderreihung von<br />

Daten, sondern vielmehr inhaltliche Schwerpunkte setzen.<br />

Sie sind daher herzlich zu diesen Akzenten eingeladen. Zeichnen Sie den Weg der Feldjäger der Bundeswehr<br />

von der Gründung der Truppengattung bis zur Entstehung des heutigen Aufgabenbereichs und<br />

ihren derzeitigen Standort nach. Nicht zuletzt können Sie dabei auch einen Blick auf die angestrebte<br />

Zukunftsentwicklung erhalten.<br />

1<br />

Rettinghaus, Helmut: Die Deutsche Militärpolizei. Kgl. Preuß. Reit. Feldjägerkorps, Feldgendarmerie, Feldjägertruppe der Bundeswehr im Dienste der<br />

Sicherheit und Ordnung in den deutschen Armeen von 1740 bis zum heutigen Zeitpunkt, Langen 2009.<br />

Schütz, Peter:Die Vorläufer der Bundeswehr-Feldjäger - Ein Beitrag zur preußisch-deutschen Wehrrechtsgeschichte, Berlin 2005.<br />

Böckle, Karlheinz: Feldgendarmen, Feldjäger, Militärpolizisten. Ihre Geschichte bis heute, Stuttgart 1987.<br />

Winter, Robert: Die Geheime Feldpolizei, Wolfenbüttel 2013..<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

5


Kabinettsorder an den Oberjäger Schenck<br />

„Lieber getreuer. Da Ich ein Corps von Meiner Armee nechstens<br />

marschieren zu laßen gesonnen bin, bey solchem aber ein<br />

Capitaine de Guides mit erfordert wird, deßen Function ist,<br />

wenn die Armee in frembden Landen kommet und marschiret,<br />

von gute Wegweyser zu sorgen und solche an die Hand zu<br />

haben, damit wenn marschiret wird, oder Commandos geschickt<br />

werden, Ihnen jederzeit gute Wegweysers, die alle Wege und<br />

Stege kennen, mit gegeben werden können; so habe Ich aus<br />

besonders gnädigen Vertrauen zu Euch, resolvieret, Euch, bey<br />

dem nechst bevorstehenden Marsch solche Function, mit<br />

Beybehaltung Eurer bisherigen Bedienung, Tractament und<br />

emolumenten, aufzutragen, daher dann Ihr Euch gleich fertig<br />

machen und Eure Sachen so einrichten sollet, daß Ihr in Zeit<br />

von acht Tagen höchstens, im Stande seyd sogleich abzugehen.<br />

Ihr sollet demnächst 12 berittene Jägers unter Euch haben, die<br />

Ihr aus denen in Meinen diensten stehenden Jägers selbst aussuchen<br />

und Mir citisime vorschlagen sollet, welches treue Leuthe<br />

von guten Verstande seyn müßen und die Ihr zu allem was Eure<br />

Function erfordert, gebrauchen könnet. Es soll ein jeder von diesen<br />

Jägern Monatlich 4 Tal. a part bekommen, sich aber selbst<br />

ein kleines Pferdt nebst einem grünen Rock anschaffen, dabey<br />

sie die versicherung bekommen sollen, daß wenn der Marsch<br />

vorbey, selbige alsdann mit recht guten Diensten versorget<br />

werden sollen. Wegen Eures künftigen Verhaltens in dieser<br />

Function sollet Ihr noch hiernächst mit einer besonderen Instruction<br />

versehen werden, und damit Ihr um sofüglicher im<br />

Stande seydt, Eurer Function vorzustehen, so soll Euch noch ein<br />

Assistent zugegeben werden, welchen Ihr zu Hilfe nehmen sollet.<br />

Ihr und Euer Assistent bekommet auf 8 Pferde Fourage, wovon<br />

jeder von Euch sich ein paar Pferde, beyde zusammen aber Ihr<br />

Euch einen Wagen halten könnet. Ihr habt Euch also danach zu<br />

achten und keine Stunde zu versäumen, damit Ihr mit Euren<br />

Jägers nechstens in Berlin und in marschfertigen Stande seyn<br />

könnet. Rheinsberg, den 24. November 1740.“<br />

"Friedrich"<br />

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BASIS<br />

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6<br />

7


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Vorwort und Grußworte 11<br />

1.1 Vorwort des Kommandeurs Kommando Feldjäger der Bundeswehr 12<br />

1.2 Grußwort des Niedersächsischen Ministerpräsidenten 15<br />

1.3 Grußwort des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Hannover 17<br />

1.4 Grußwort des Inspekteurs der Streitkräftebasis 18<br />

1.5 Grußwort des Kommandeurs Kommando Territoriale Aufgaben 21<br />

der Bundeswehr<br />

1.6 Grußwort des Befehlshabers Einsatzführungskommando 22<br />

der Bundeswehr (bis 03.11.2015)<br />

1.7 Grußwort des Präsidenten des Bundespolizeipräsidiums 24<br />

1.8 Grußwort des Inspekteurs der Bereitschaftspolizeien der Länder 27<br />

1.9 Grußwort des Präsidenten der Kameradschaft der Feldjäger e.V. 29<br />

2 Die Feldjäger der Bundeswehr 31<br />

2.1 Die Gründung der Feldjägertruppe und ihre Namensgebung 32<br />

2.2 Die Entwicklung der Feldjägertruppe in der Bundeswehr 41<br />

3 Der Aufgabenbereich Feldjägerwesen Bundeswehr in der 53<br />

Neuausrichtung der Bundeswehr<br />

3.1 Feldjäger in der Neuausrichtung der Bundeswehr 54<br />

3.2 Konzeption im Wandel 56<br />

3.3 Doktrin 64<br />

3.4 Rüstung und Ausrüstung 67<br />

3.5 Neugestaltung der Ausbildung 80<br />

3.6 Feldjäger im Blick der internationalen Zusammenarbeit 87<br />

Headline<br />

4 Feldjäger im Ausland/Auslandseinsatz 93<br />

4 Feldjäger im Ausland/Auslandseinsatz 94<br />

4.1 Feldjäger in Afrika 99<br />

4.2 Feldjäger auf dem Balkan 106<br />

4.3 Feldjäger in Afghanistan 113<br />

4.4 Feldjäger in See 118<br />

4.5 Einsatzgleiche Verpflichtungen 122<br />

4.6 Militärische Evakuierungsoperationen 123<br />

4.7 Gedenken 124<br />

5 Vorstellung der aktuellen Dienststellen und Verbände 127<br />

5.1 Feldjäger in der Neuausrichtung der Bundeswehr 128<br />

5.2 Das Feldjägerregiment 1 133<br />

5.3 Das Feldjägerregiment 2 140<br />

5.4 Das Feldjägerregiment 3 145<br />

5.5 Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr 151<br />

6 Kameradschaft der Feldjäger 163<br />

7 Der Platz der Erinnerung - Lebendige Tradition der Feldjägertruppe 169<br />

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BASIS<br />

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8<br />

8<br />

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1 Vorwort und Grußworte<br />

1.1 Vorwort des Kommandeurs Kommando Feldjäger der Bundeswehr<br />

1.2 Grußwort des Niedersächsischen Ministerpräsidenten<br />

1.3 Grußwort des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Hannover<br />

1.4 Grußwort des Inspekteurs der Streitkräftebasis<br />

1.5 Grußwort des Kommandeurs Kommando Territoriale Aufgaben<br />

der Bundeswehr<br />

1.6 Grußwort des Befehlshabers Einsatzführungskommando der Bundeswehr<br />

1.7 Grußwort des Präsidenten des Bundespolizeipräsidiums<br />

1.8 Grußwort des Inspekteurs der Bereitschaftspolizeien der Länder<br />

1.9 Grußwort des Präsidenten der Kameradschaft der Feldjäger e.V.<br />

Wappen KdoFJgBw<br />

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11


1.1 Vorwort des Kommandeurs Kommando Feldjäger der Bundeswehr<br />

Sehr geehrte Damen und Herren, geschätzte Ehemalige,<br />

Freundinnen und Freunde der Feldjäger,<br />

liebe Kameraden Feldjäger!<br />

Vor 275 Jahren erließ Friedrich II (später: der Große) noch auf<br />

Schloss Rheinsberg bei Neuruppin eine Kabinettsorder, mit der er<br />

das Feldjägercorps zu Pferde begründete und damit den Namen<br />

dieser Truppengattung in die Welt setzte.<br />

Vor 60 Jahren ordnete das damalige Bundesministerium für Verteidigung<br />

der jungen Bundesrepublik Deutschland im Aufstellungsbefehl<br />

Nr. 1 vom 6. Oktober 1955 die Aufstellung einer Militärpolizei-<br />

Lehrkompanie an. Nur wenige Wochen später wurde mit Blick auf<br />

die vornehmliche Länderverantwortung für Polizeiaufgaben der<br />

Name Feldjäger auf die eigene Ordnungstruppe übertragen, die<br />

zugleich dennoch als die Militärpolizei der Bundeswehr im Sinne<br />

der NATO-Verträge definiert wurde. Hier knüpft unsere eigene<br />

Geschichte in der Bundeswehr an, schafft die Grundlage für eine<br />

völlig eigene Entwicklung und Traditionsbildung in modernen, multinational ausgerichteten und parlamentarisch<br />

kontrollierten Streitkräften.<br />

Mit der vorliegenden Festschrift soll die Geschichte der Feldjäger in der Bundeswehr, vor allem ihre<br />

Entwicklung, die in der Aufstellung eines Fähigkeitskommandos Feldjägerwesen Bundeswehr 2013 ihren<br />

zunächst letzten Meilenstein gefunden hat, dargestellt werden. Der Weg dorthin und das bislang Erreichte<br />

stehen im Vordergrund.<br />

Von 1955 bis 2001 war die Feldjägertruppe eine Truppengattung des Heeres. Seit Aufstellung der Streitkräftebasis<br />

im Jahr 2001 ist die Feldjägertruppe ein fester Bestandteil dieses auf professionelle und verlässliche<br />

Dienstleistung ausgerichteten Organisationsbereichs der Bundeswehr. Die Breite des durch Feldjäger<br />

wahrgenommenen Aufgaben- und Fähigkeitsspektrums hat sich hier noch einmal rasant weiter entwickelt<br />

und die Feldjägertruppe zu dem in der heutigen Form existierenden hoch professionellen und flexiblen<br />

Aufgabenbereich werden lassen. Unserem Selbstverständnis „Wir. Dienen. Deutschland." sind wir damit<br />

im In- und Ausland in ganz besonderer Weise verbunden und verpflichtet.<br />

Am 1. September dieses für uns historischen Jahres 2015 wurde erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik<br />

Deutschland durch ein Bundesland die prüfungsfreie Übernahme von ehemaligen Zeitsoldaten<br />

der Feldjägertruppe in den mittleren Polizeivollzugsdienst ermöglicht. Unter Anerkennung großer Teile der<br />

Feldjägerausbildung und gewonnener Praxiserfahrungen im Feldjägerdienst werden die ersten 25 jungen<br />

Kameraden derzeit in Oranienburg/Brandenburg als Beamte auf Probe in einer verkürzten Ausbildung<br />

für diesen Dienst vorbereitet. Sie haben damit nach einer erfolgreichen Zeit als Feldjägerfeldwebel einen<br />

neuen Lebensberuf begonnen, der es ihnen erlaubt, in der Heimat tiefere oder neue Wurzeln zu schlagen.<br />

Mit dieser aktiv ergriffenen Maßnahme wurde der Zeitsoldatenstatus attraktiv verstärkt und unterstrichen,<br />

dass auch eine zeitlich befristete Beschäftigung bei uns so ganz anders und vor allem auch in die Zukunft<br />

gerichtet chancenreich sein kann.<br />

Nicht zuletzt schufen die zunächst durch die Heeresentwicklungen geprägten Veränderungen in der Personal-<br />

und Binnenstruktur der Feldjägertruppe einen beständig größer werdenden, an einer militärischen<br />

Heimat auch über die aktive Dienstzeit hinaus interessierten Personenkreis. Folgerichtig wurde 1980 die<br />

Gründung der Kameradschaft der Feldjäger e.V. vorgenommen, einem Verein, der sich als Teil des Feldjägerkorps<br />

versteht, der aktiven Truppe unterstützend zur Seite steht und auch an der Verwirklichung dieser<br />

Festschrift einen wesentlichen Anteil hatte.<br />

Diese Festschrift wagt einen Blick auf sechs Jahrzehnte, sie soll aber vor allem eines unterstreichen: die<br />

Feldjäger sind „mitten drin" im Leben unseres Vaterlandes, unserer Bundesrepublik Deutschland!<br />

Ich wünsche Ihnen viele interessante Momente bei der Lektüre,<br />

Ihr<br />

Udo Schnittker<br />

Brigadegeneral<br />

Die hohe Professionalität und das Können meiner Soldatinnen und Soldaten sowie zivilen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter machen den Kern des heutigen Feldjägerwesens aus. Um in deren Begabungen zu investieren<br />

und ihre hohe Leistungsbereitschaft zu erhalten, dienen neben den in den Auslandseinsätzen und<br />

im Feldjägerdienst gewonnenen Erfahrungen weitreichende konzeptionelle Überlegungen und unmittelbare<br />

Festlegungen zu Ausbildung und Einsatzgrundsätzen. Diese Grundzüge werden in der vorliegenden<br />

Schrift dargestellt. Insgesamt stellt sich damit ein Aufgabenbereich der Bundeswehr dar, auf den Verlass<br />

ist, dessen Dienstleistung in Deutschland ebenso wie in den Auslandseinsatzgebieten der Bundeswehr<br />

gefragt ist und der sich nach knapp 60 Jahren nunmehr erstmals unter einheitlicher Führung - in einem<br />

eigenen „Haus der Feldjäger" - befindet.<br />

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1.2 Grußwort des Niedersächsischen Ministerpräsidenten<br />

In diesen Tagen können die Feldjägerinnen und Feldjäger ein<br />

besonderes Jubiläum begehen. Vor 60 Jahren wurde die Bundeswehr<br />

gegründet und ebenso lange bestehen die Feldjäger in der<br />

Bundeswehr. Aber das Jahr 2015 ist noch in weiterer Hinsicht ein<br />

besonderes Jahr: Am 24. November 1740, also vor 275 Jahren, unterzeichnete<br />

König Friedrich II. von Preußen die Stiftungsurkunde<br />

des „Reitenden Feldjägercorps" und begründete damit die historische<br />

Truppengattung der Feldjäger. Zu diesen Jubiläen gratuliere<br />

ich namens der Niedersächsischen Landesregierung sehr herzlich.<br />

Die sicherheitspolitischen und krisenbezogenen Anforderungen<br />

an die Bundeswehr haben sich in den vergangenen Jahrzehnten<br />

grundlegend geändert. Die Aufgaben der Feldjägertruppe reichen<br />

mittlerweile vom militärischen Ordnungs- und Verkehrsdienst über<br />

strategische Sicherungsaufgaben bis zu Einsatzszenarien im Kosovo<br />

und in Afghanistan. Gerade die Auslandseinsätze erfordern ein<br />

deutlich erweitertes militärpolizeiliches Anforderungsprofil, denn<br />

zum Teil ist es nötig, auch fehlende zivile Strukturen zu ersetzen<br />

und aufzubauen.<br />

Die Soldatinnen und Soldaten der Feldjägertruppen haben bei ihren Auslandseinsätzen ein hohes Maß<br />

an Einsatzbereitschaft und Leistungsfähigkeit gezeigt und die ihnen gestellten Aufgaben hervorragend<br />

gemeistert. 60 Jahre Feldjäger in der Bundeswehr stehen damit auch stellvertretend für 60 Jahre Friedensdienst<br />

der Bundeswehr für unser Land und für Europa. Dafür gebührt den Feldjägerinnen und Feldjägern<br />

und der gesamten Bundeswehr mein besonderer Dank und meine Anerkennung.<br />

Bundeswehr und Feldjägertruppen haben auch für das Land Niedersachsen eine besondere Bedeutung.<br />

Mit über 600 festen Dienstposten und unterjährig circa 6.000 Lehrgangsteilnehmerinnen und -teilnehmern<br />

führen die Feldjäger die Dienstpostenliste in Hannover deutlich an. Die Landeshauptstadt verfügt mit<br />

der Schule für Feldjäger und Stabsdienst über einen europaweit einzigartigen Ausbildungsbetrieb.<br />

Dieser ist international ausgerichtet und führt regelmäßig Soldatinnen und Soldaten in die Stadt und die<br />

Region Hannover. Neben der Schule für Feldjäger sind hier das Kommando Feldjäger Bundeswehr und das<br />

Landeskommando für territoriale Aufgaben aufgestellt. Mit allen Kommandeuren und ihren Dienststellen<br />

verbindet das Land eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit.<br />

Dies zeigt exemplarisch, dass die Bundeswehr fest in den Städten und Regionen des Landes verankert ist.<br />

Für die Zukunft wünsche ich allen Soldatinnen und Soldaten der Feldjäger Glück, Gesundheit und Erfolg<br />

bei herausfordernden, aber möglichst gefahrlosen Einsätzen.<br />

Hannover, im August 2015<br />

Stephan Weil<br />

Niedersächsischer Ministerpräsident<br />

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15


1.3 Grußwort des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Hannover<br />

Für die Bundeswehr ist das Jahr 2015 mit mehreren Gedenktagen<br />

verbunden. Es kann nicht nur das 60-jährige Bestehen, sondern<br />

auch das historische Datum „25 Jahre Armee der Einheit" gefeiert<br />

werden.<br />

Wie die Bundeswehr selbst besteht auch die Truppengattung der<br />

Feldjäger nunmehr seit 60 Jahren und gleichzeitig gedenkt man<br />

des 275. Jahrestages der Gründung des Reitenden Feldjägerkorps.<br />

Im Namen der Landeshauptstadt Hannover gratuliere ich herzlich<br />

zu diesen Jubiläen! Ich tue dies aus voller Überzeugung und in<br />

dem Bewusstsein, dass Hannover und die Bundeswehr eine besondere<br />

Beziehung zueinander haben.<br />

Ein Jahr nach Gründung wurde die 1. Panzerdivision ins Leben gerufen,<br />

deren Stab nahezu sechs Jahrzehnte in Hannover seinen Sitz<br />

hatte und von hier aus die Geschicke der Division lenkte. Leider<br />

wird der Stab im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr nach<br />

Oldenburg verlegt. Die Landeshauptstadt Hannover hat 1983 die weiter bestehende Ehrenpatenschaft für<br />

die Division übernommen, was die enge Verbundenheit unterstreicht.<br />

Eine solche Verbindung besteht auch zu den Feldjägern, denn mit dem Kommando Feldjäger der Bundeswehr<br />

in der Scharnhorst-Kaserne in Bothfeld befindet sich seit 2013 die zentrale Kommandobehörde der<br />

Truppe hier in Hannover.<br />

Wenn die Feldjäger jetzt ihr Jubiläum feiern, feiert Hannover mit, auch wenn die recht junge Bundesbehörde<br />

hier erst seit zweieinhalb Jahren besteht, in dieser Zeit gab es jedoch schon zahlreiche Begegnungen<br />

zwischen den Feldjägern und der Stadt und aus zahlreichen Gesprächen weiß ich, dass sich die Feldjäger<br />

in Hannover sehr wohlfühlen und der Standort bundesweit einen guten Ruf genießt. Nicht umsonst<br />

redet man mittlerweile von der Feldjägerhauptstadt Hannover.<br />

Ich wünsche den Feierlichkeiten einen guten Verlauf und allen Feldjägern weiterhin alles Gute.<br />

Stefan Schostok<br />

Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover<br />

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1.4 Grußwort des Inspekteurs der Streitkräftebasis<br />

Liebe Soldatinnen und Soldaten,<br />

liebe Ehemalige der Feldjägertruppe der Bundeswehr!<br />

Meine Damen und Herren!<br />

In 15 Jahre Streitkräftebasis, 25 Jahre Armee der Einheit und 60<br />

Jahre Bundeswehr reiht sich die Feldjägertruppe mit ihrem 60-jährigen<br />

Jubiläum in diesem Jahr würdig ein. Ich gratuliere allen Angehörigen<br />

und Ehemaligen der Feldjägertruppe sehr herzlich zu sechs<br />

Jahrzehnten Dienst für Frieden und Freiheit.<br />

Darüber hinaus ergänzt ein weiteres besonderes Jubiläum die<br />

lange Traditionslinie dieser Truppengattung. Vor 275 Jahren wurde<br />

in der preußischen Armee das Reitende Feldjägerkorps gegründet,<br />

das heute Namensgeber unserer Feldjägertruppe ist.<br />

60 Jahre Feldjäger der Bundeswehr stehen auch für 60 Jahre<br />

Dienst an Recht und Gerechtigkeit und den zentralen Werten<br />

der Inneren Führung: Pflichtbewusstsein, Disziplin, Kameradschaft und das Auftreten als Staatsbürger<br />

in Uniform. Die Wahrung dieser starken Werte im Rahmen des Militärischen Ordnungsdienstes darf alle<br />

Angehörigen und Ehemaligen der Feldjägertruppe mit Stolz erfüllen. Aber Feldjäger sein bedeutet heute<br />

noch weit mehr.<br />

Unsere Feldjäger sind hochprofessionelle Spezialisten. Neben den klassischen Aufgaben des Militärischen<br />

Ordnungsdienstes und des Militärischen Verkehrsdienstes gehören Sicherheitsaufgaben, Erhebungen und<br />

Ermittlungen sowie Unterstützungsleistungen für Heimat-, Raum- und Objektschutz zum breiten Leistungsspektrum<br />

der Feldjägertruppe.<br />

Das gesamte Einsatzspektrum der Bundeswehr ist heute Betätigungsfeld der Feldjäger. An Land, auf See<br />

und in der Luft - kein Einsatz der Bundeswehr findet mehr ohne unsere Feldjäger statt.<br />

Weltweite Einsätze im gesamten Intensitätsspektrum sind natürlich immer auch eine Herausforderung.<br />

Allen Angehörigen der Feldjägertruppe gilt daher mein besonderer Dank und meine große Anerkennung<br />

für diese Leistungen. In diesen Dank schließe ich ausdrücklich Ihre Familienangehörigen mit ein. Mir ist bewusst,<br />

dass gerade die häufigen durch Auslandseinsätze bedingten Abwesenheiten eine große Belastung<br />

für Ehefrauen, Ehemänner, Kinder und Eltern darstellen.<br />

Ich verneige mich insbesondere vor all denen, die für Frieden, Freiheit und den Schutz ihrer Kameradinnen<br />

und Kameraden Leib und Leben gegeben haben. Wir werden sie nie vergessen!<br />

Durch ihre beispielgebenden Leistungen und ihre hohe Einsatzbereitschaft hat sich die Feldjägertruppe national<br />

und international zu Recht einen hervorragenden Ruf erworben. Ein tolles Zeichen dieser Wertschätzung<br />

ist die erstmalige Einstellung von Feldjägerfeldwebeln als Beamte auf Probe im Polizeivollzugsdienst<br />

des Landes Brandenburg am 1. September 2015.<br />

Das Bundesland in der Mitte Deutschlands hat damit ein Signal gesetzt. Die Verantwortungsträger in<br />

Politik und Polizei schätzen das Potenzial der Feldjägerausbildung für den Polizeidienst und sind von der<br />

großen Qualität unserer Militärpolizisten überzeugt.<br />

Mein Dank gilt allen, die sich für dieses beispielgebende Projekt persönlich eingesetzt haben. Ich bin<br />

überzeugt: Unsere Feldjägertruppe ist für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bestens gerüstet.<br />

Ich wünsche den Kameradinnen und Kameraden alles erdenklich Gute für die Zukunft und Ihren Dienst an<br />

unserem Land und unser Bundeswehr. Wir in der Streitkräftebasis sind sehr stolz auf unsere Feldjäger!<br />

Ihr<br />

Martin Schelleis<br />

Generalleutnant<br />

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1.5 Grußwort des Kommandeurs Kommando Territoriale Aufgaben<br />

der Bundeswehr<br />

Headline<br />

Als Kommandeur des Kommandos Territoriale Aufgaben ist mir<br />

das Kommando Feldjäger als eines der meinem Kommandobereich<br />

zugeordneten Fähigkeitskommandos unterstellt.<br />

Im Rückblick auf meine frühere Verwendung als Stellvertreter Befehlshaber<br />

im Wehrbereich II, wo mir 2 Feldjägerbataillone unmittelbar<br />

unterstellt waren, ist es mir eine Freude heute feststellen zu<br />

können, weiche Entwicklung die Feldjägertruppe, gerade auch in<br />

ihrer strukturellen Ausprägung, in den letzten Jahren erfahren hat.<br />

Die heute aus einem Fähigkeitskommando sichergestellte Führung<br />

ist ein Gewinn und wird der Bedeutung dieser Truppengattung mit<br />

ihren vielfältigen und unterschiedlichen Spezialisierungen gerecht,<br />

hier vor allem auch mit dem Blick auf sich immer wieder verändernde<br />

Einsatzerfordernisse, auf die nur so flexibel und angemessen<br />

reagiert werden kann.<br />

Im persönlichen Erleben möchte ich hier auch meine eigene Einsatzerfahrung<br />

herausstellen, wo es gerade „meine Feldjäger" waren, die nicht nur in ihrem Einsatzauftrag<br />

überzeugt haben, sondern auch in ganz besonderem Maße durch ihr Engagement für Teamgeist und<br />

Zusammenhalt dafür gesorgt haben, dass keiner „ALLEINE" war.<br />

Das was wir unter dem Begriff „Kameradschaft" manchmal so richtig im täglichen Dienst nicht „fassen"<br />

können, habe ich dort im täglichen Miteinander erleben dürfen. Und das hat die Feldjägertruppe praktiziert.<br />

Es freut mich und es macht mich auch ein wenig stolz, dass ich in meiner neuen Verwendung nunmehr<br />

ein zweites Mal für diese Truppengattung Mitverantwortung tragen darf.<br />

Jürgen Knappe<br />

Brigadegeneral<br />

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1.6 Grußwort des Befehlshabers Einsatzführungskommando der Bundeswehr<br />

(bis 03.11.2015)<br />

Kameradinnen und Kameraden, sehr geehrte Damen und Herren,<br />

unsere Bundeswehr ist eine Armee im Einsatz. Als Befehlshaber<br />

des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr und verantwortlicher<br />

Vorgesetzter für die Auslandseinsätze auf operativer Ebene<br />

erlebe ich immer wieder, dass die Auftragserfüllung in der gesamten<br />

Bandbreite unserer Einsätze ohne die besondere Rolle der<br />

Feldjägertruppe schwerlich vorstellbar wäre. „Wenn man einem<br />

Feldjäger einen Befehl gab, war man sicher" - diesen preußischen<br />

Grundsatz kennen Sie alle, und auch ich zitiere ihn gerne, wenn<br />

ich an den elementaren Beitrag unserer Feldjäger im Einsatz<br />

denke. Angefangen von den ersten Einsätzen noch in den frühen<br />

1990er Jahren in Somalia über die Stabilisierungsmaßnahmen in<br />

Bosnien-Herzegowina und Kosovo sowie den vielfältigen Aufgaben<br />

in Afghanistan bis hin zu der mandatierten Strafverfolgung im<br />

Kontext des aktuell laufenden, maritimen Einsatzes ATALANTA ist<br />

der Beitrag der Feldjägertruppe an der gesamten Erfüllung unseres<br />

jeweiligen Auftrags im Einsatz nicht mehr wegzudenken. Es trifft<br />

also tatsächlich zu, wie es landläufig heißt: „Überall, wo Truppe ist, ist auch ein Feldjäger." Dies bedeutet<br />

auch den Einsatz des eigenen Lebens, wie es dem Beruf des Soldaten entspricht - und in Trauer und Dankbarkeit<br />

verneige ich mich vor den in den Einsätzen der Bundeswehr gefallenen Feldjägern.<br />

Für mich als militärischen Führer stellen nicht nur, aber insbesondere auch die besonderen Fähigkeiten der<br />

Feldjäger im Bereich des militärischen Ordnungsdienstes einschließlich der Erhebungen und Ermittlungen<br />

absolut unverzichtbare Grundlagen meiner Führungsentscheidungen dar.<br />

Der Wandel unserer Bundeswehr von der reinen Landesverteidigung im Kalten Krieg hin zu Streitkräften<br />

im weltweiten Einsatz hat die Feldjägertruppe vor besonders große Herausforderungen gestellt- und die<br />

Feldjäger haben sie angenommen und bestanden, ich sehe heute und in Zukunft keine Operation zu<br />

Wasser und zu Lande und selbst keine militärische Evakuierung auf dem Luftwege, wo nicht auf so gut<br />

wie jedem Luftfahrzeug und jedem Schiff ein Feldjägerkontingent fest eingeplant ist. Ich selbst - und diese<br />

persönliche Anmerkung sei mir erlaubt - schulde „meinen" Feldjägern, die mich in den Einsätzen als treue<br />

und aufopfernde Kameraden in der Rolle der Personenschützer begleitet haben, großen Dank, den ich<br />

auch hier abstatten möchte.<br />

Es ist gut zu wissen, dass wir an dieser Stelle auf sechs überaus erfolgreiche Dekaden der Feldjägertruppe<br />

unserer Bundeswehr zurückschauen dürfen und auf eine Geschichte aufbauen können, die für die Feldjäger<br />

mit der Gründung des Reitenden Feldjägerkorps der Preußischen Armee im Jahre 1740 nun sogar 275<br />

Jahre zurückreicht. Zu diesem doppelten Jubiläum gratuliere ich den Feldjägern im Namen des Einsatzführungskommandos<br />

der Bundeswehr aus ganzem Herzen und verbinde dies mit meinem Dank und meiner<br />

vorzüglichen Wertschätzung für ihre Leistungen in sämtlichen Auslandseinsätzen, die wir bisher zu bestehen<br />

hatten und auch weiterhin zu bestehen haben werden.<br />

Fritz<br />

Generalleutnant<br />

Diese reichen von justitiablen Tatsachenfeststellungen bis hin zu Feldjägerberichten, die häufig wiederum<br />

Grundlage der Berichte an die Leitung des Bundesministeriums der Verteidigung sowie der Zusammenarbeit<br />

meiner Rechtsberater mit den Staatsanwaltschaften sind. Auch bei der Ausführung des mandatierten<br />

Auftrags, sei es bei „Crowd and Riot Control"-Operationen oder „Search and Detention", können Feldjäger<br />

von ihrer Ausbildung und den Erfahrungen in den streitkräftepolizeilichen Verwendungen im Inland<br />

profitieren.<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

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23


1.7 Grußwort des Präsidenten des Bundespolizeipräsidiums<br />

Die Feldjäger in der Bundeswehr feiern in diesem Jahr ein doppeltes<br />

Jubiläum - 60 Jahre Feldjäger in der Bundeswehr und 25 Jahre<br />

Armee der Einheit. Dazu gratuliere ich herzlich.<br />

Unsere beiden Organisationen, Bundeswehr sowie Bundespolizei,<br />

waren in den letzten Jahrzehnten tiefgreifenden Veränderungen<br />

unterworfen. Mit dem Zusammenbruch der Berliner Mauer am 9.<br />

November 1989 entfiel für zahlreiche Grenzschützer aus Ost und<br />

West die Beschäftigungsgrundlage. Sowohl der Bundesgrenzschutz<br />

als auch die Bundeswehr hatten zudem gemeinsam mit ihren ostdeutschen<br />

Pendants die Herkulesaufgabe zu stemmen, über Nacht<br />

aus zwei Organisationen eine zu machen.<br />

Wie geht man mit den Angehörigen der NVA um, wie mit denen<br />

der Grenztruppen der DDR? Und dies vor dem Hintergrund einer<br />

sich grundsätzlich verändernden politischen Weltlage?<br />

Die Zusammenführungen ost- und westdeutscher Soldaten und<br />

ost- und westdeutscher Polizisten gelangen, wenn auch nicht ganz reibungslos. In jedem Fall wurden die<br />

beiden großen Organisationen Bundeswehr und Bundesgrenzschutz wie der damalige Bundesverteidigungsminister<br />

Gerhard Stoltenberg es einmal bezeichnete: „Schrittmacher der deutschen Einheit".<br />

Es war eine mühsame Aufgabe, die die deutschen Polizisten und die Bundeswehrangehörigen erledigten,<br />

eine Arbeit der vielen kleinen Schritte, die mit viel Geduld und viel Zeit zum Erfolg führen sollte. Im Ergebnis<br />

wurden im Rahmen des bilateralen Polizeiprojekts German Police Project Team (GPPT) in den letzten 13<br />

Jahren insgesamt rund 72.000 Aus- und Fortbildungs- sowie Mentoringmaßnahmen für die afghanische<br />

Polizei durchgeführt. Mit rund 157.000 ausgebildeten Polizisten war der personelle Aufbau der afghanischen<br />

Polizei 2014 abgeschlossen. Zukünftig wird sich das Engagement der Bundespolizei auf die Beratung<br />

von Entscheidungsträgern und die Fortbildung in speziellen Bereichen beschränken.<br />

Zu den verfassungsbedingt weniger ausgeprägten Berührungspunkten zwischen Bundespolizei und Bundeswehr<br />

im Inland zählen Ausbildungskooperationen, auch im Personenschutz, Einsätze in Katastrophenfällen,<br />

wie beim Hochwasser 2013, sowie ein ständiger Abgleich über Verbindungsbeamte.<br />

Unsere Organisationen verbindet eine enge Partnerschaft, die sich auch im personellen Bereich in Form<br />

von zahlreichen Wechseln von Bundeswehrangehörigen zur Bundespolizei und umgekehrt zeigt. Wir ergänzen<br />

uns mit unseren Fähigkeiten gut und können so, im In- wie auch im Ausland, optimale Ergebnisse<br />

bei unseren Einsätzen erzielen.<br />

Ich wünsche uns allen, dass sich die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Bundespolizei auch in<br />

Zukunft so erfolgreich weiterentwickeln wird.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Zu den notwendigen und gut gemeisterten Reformen der Bundeswehr und des damaligen Bundesgrenzschutzes<br />

gesellten sich für beide Organisationen schnell neue Herausforderungen.<br />

Seit 1989 nehmen deutsche Polizeivollzugsbeamte des Bundes und der Länder an friedenssichernden und<br />

friedenserhaltenden Einsätzen in verschiedenen Krisengebieten der Weit teil. Die Bundeswehr ist seit 1990<br />

zunächst in humanitären, später in friedenserzwingenden Einsätzen, die zuweilen immer robuster wurden,<br />

gefordert.<br />

Dr. Dieter Romann<br />

Uns allen ist dabei vor allem der langjährige Afghanistaneinsatz vor Augen. Hier haben insbesondere die<br />

Feldjäger und die Bundespolizei durch ihren Einsatz die zivil-militärische Zusammenarbeit in einem neuen<br />

Licht erscheinen lassen. Sie kümmerten sich gemeinsam um die Ausbildung afghanischer Polizisten in den<br />

so genannten FDD Teams (Focused District Development).<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

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<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

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1.8 Grußwort des Inspekteurs der Bereitschaftspolizeien der Länder<br />

Zum 275-jährigen Bestehen der Feldjäger und zum 60-jährigen<br />

Jubiläum der Feldjäger in der Bundeswehr übermittle ich Ihnen<br />

meinen herzlichen Glückwunsch.<br />

Bereits 1740 wurde in der damaligen preußischen Armee das Reitende<br />

Feldjägerkorps aufgestellt. Diese weitsichtige Entscheidung<br />

Friedrichs des Großen zeigt, dass Feldjäger schon damals als unverzichtbarer<br />

Teil einer funktionierenden Armee gesehen wurden.<br />

Hieran hat sich bis heute nichts geändert.<br />

Nach Unterzeichnung des Aufstellungsbefehls Nr. 1 für die Bundeswehr<br />

am 6. Oktober 1955 durch den ersten Generalinspekteur der<br />

Bundeswehr, General Adolf Heusinger, wurde in Andernach eine<br />

Lehrkompanie für die Militärpolizei aufgestellt. Ende Januar 1956<br />

wurde der Begriff Militärpolizei durch „Feldjäger" aufgrund der<br />

den Ländern obliegenden Polizeihoheit ersetzt. Damit wurde die<br />

Traditionsbezeichnung Feldjäger wieder aufgegriffen und ist seither<br />

im Sprachgebrauch fest als „Marke" verankert.<br />

Die Feldjäger haben sich in der Bundeswehr mit ihrem inzwischen breiten Aufgabenspektrum zu einem<br />

unverzichtbaren Truppenteil entwickelt. Die Feldjägertruppe ist damit eine bedeutende Organisation im<br />

Gesamtgefüge der Bundeswehr geworden. Sie unterstützt in vielen Bereichen durch die Wahrnehmung<br />

vielfältiger militärpolizeilicher Aufgaben die Auftragserfüllung der Bundeswehr. Sie helfen beim Überwachen<br />

der militärischen Disziplin und Ordnung, sorgen für Sicherheit und sind verantwortlich für den<br />

militärischen Verkehrsdienst sowie Erhebungen und Ermittlungen, insbesondere bei Großveranstaltungen,<br />

die von der Bundeswehr ausgerichtet werden, wie zum Beispiel öffentliche Gelöbnisse, arbeiten Polizei<br />

und Feldjäger in enger Abstimmung zusammen. Gemeinsam die Sicherheit aller Teilnehmer bei derartigen<br />

Veranstaltungen zu gewährleisten, verbindet und schafft ein gemeinsames Verständnis als Basis guter<br />

Kooperation zwischen Feldjägern und Polizei.<br />

Genauso wie die Bundeswehr insgesamt, befinden sich auch die Soldaten der Feldjägertruppe seit langem<br />

regelmäßig im Auslandseinsatz und beteiligen sich an friedenserhaltenden und friedenssichernden<br />

Maßnahmen. Hierbei haben sich die Angehörigen der Feldjägertruppe insbesondere durch das Erfüllen<br />

anspruchsvoller Spezialaufgaben auch auf internationaler Ebene große Anerkennung erworben. Der<br />

insgesamt gewachsenen Bedeutung der Feldjäger wurde durch die Einrichtung des in Hannover beheimateten<br />

Kommandos Feldjäger im Jahre 2013 Rechnung getragen.<br />

Mit ihrem Einsatz leisten die Soldaten der Feldjägertruppe einen wichtigen Beitrag, die Weit ein Stück<br />

sicherer zu machen.<br />

Ich wünsche der Feldjägertruppe, die ich gemeinsam mit vielen Kollegen der Polizei in zahlreichen Einsätzen<br />

schätzen gelernt habe, für die Zukunft alles Gute und stets eine gesunde Rückkehr aus den Einsätzen.<br />

Wolfgang Lohmann<br />

Inspekteur der Bereitschaftspolizeien der Länder<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

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1.9 Grußwort des Präsidenten der Kameradschaft der Feldjäger e.V.<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

das Jahr 2015 ist für alle aktiven und ehemaligen Soldaten, Reservisten<br />

und Freunde der Feldjägertruppe, kurz für das gesamte<br />

Feldjägerkorps ein Jahr der Jubiläen.<br />

So ist es exakt 275 Jahre her, dass Friedrich der Große am 24.<br />

November 1740 dem Oberjäger Schenck die Aufstellung einer<br />

schon bald darauf als „Feldjäger" bezeichneten neuen Truppengattung<br />

befahl, von der das Feldjägerwesen der Bundeswehr<br />

seine Namensgebung ableitet. Zugleich blicken die Feldjäger der<br />

Bundeswehr in diesem Jahr aber auch auf eine eigene bereits 60<br />

Jahre währende Geschichte zurück, da sie zu den ersten Soldaten<br />

zählten, die am 12. November 1955 in Andernach zusammengezogen<br />

wurden und die Kadereinheiten der neu aufzustellenden<br />

bundesdeutschen Streitkräfte bildeten. Und schließlich jährt sich<br />

der Gründungstag der Kameradschaft der Feldjäger e.V. und<br />

damit desjenigen Vereins, der sich zum Ziel gesetzt hat, die aktive<br />

Feldjägertruppe mit den Mitteln einer zivilrechtlich verfassten Personenvereinigung nach besten Kräften zu<br />

unterstützen, alle Angehörigen des Feldjägerkorps auch über die aktive Dienstzeit hinaus kameradschaftlich<br />

miteinander zu verbinden sowie dazu beizutragen, Tradition und Geschichte des Feldjägerwesens zu<br />

bewahren, in diesem Jahr bereits zum 35. Mal.<br />

Anlass genug also, nicht nur zu feiern, sondern auch eine Festschrift vorzulegen, um die anstehenden<br />

Jubiläen angemessen zu würdigen. Herausgekommen ist eine - wie ich meine - sowohl für das militärische<br />

Fachpublikum als auch für den interessierten Laien ebenso informative wie spannende und lehrreiche<br />

Darstellung, die sich nicht nur - wie andere Publikationen zu ähnlichen Anlässen - darauf beschränkt, die<br />

Historie nachzuzeichnen, sondern vielmehr einen Bogen von der Vergangenheit über die Gegenwart bis<br />

hin zur Zukunft des Feldjägerwesens spannt. Dies konnte nur aufgrund der guten und engen Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Kommando Feldjäger der Bundeswehr einerseits und der Kameradschaft der Feldjäger<br />

e.V. andererseits gelingen.<br />

Für diese Zusammenarbeit bin ich als Präsident der Kameradschaft der Feldjäger e.V. dem Kommando<br />

Feldjäger der Bundeswehr ausgesprochen dankbar und hoffe, dass sie sich auch zukünftig weiterhin so<br />

fruchtbar gestaltet, wie dies durch die Herausgabe der vorliegenden Festschrift exemplarisch verdeutlicht<br />

wird. Der Festschrift selbst wünsche ich eine weite Verbreitung und eine positive Resonanz der hoffentlich<br />

zahlreichen Leserschaft.<br />

Ihr<br />

Dr. Peter Schütz<br />

Präsident der Kameradschaft der Feldjäger e.V.<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

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2 Die Feldjäger der Bundeswehr<br />

2.1 Die Gründung der Feldjägertruppe und ihre Namensgebung<br />

2.2 Die Entwicklung der Feldjägertruppe in der Bundeswehr<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

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2 Die Feldjäger der Bundeswehr<br />

2.1 Die Gründung der Feldjägertruppe und ihre Namensgebung<br />

Oberstlt d.R. Dr. Peter Schütz,<br />

Präsident der Kameradschaft der Feldjäger e.V.<br />

Die Feldjägertruppe ist die Militärpolizei der<br />

Bundeswehr. Diese scheinbar banale Erkenntnis ist<br />

keineswegs so selbstverständlich, wie es zunächst<br />

den Anschein haben mag. Denn dass es sich bei<br />

der Feldjägertruppe um eine Truppengattung handelt,<br />

die militärpolizeiliche Aufgaben wahrnimmt,<br />

ist weder dem militärisch nicht vorgebildeten Betrachter<br />

noch den an die Bezeichnung „Militärpolizei“<br />

gewöhnten Angehörigen der verbündeten<br />

Streitkräfte in der NATO auf den ersten Blick ersichtlich.<br />

1 Die durch diesen Befund aufgeworfene<br />

Frage, wie es dazu kommen konnte, dass die für<br />

die Aufstellung der Bundeswehr verantwortlichen<br />

Planer im Bundesministerium der Verteidigung<br />

nicht den Begriff „Militärpolizei“, sondern die<br />

Bezeichnung „Feldjäger“ für die neu zu schaffende<br />

militärische Ordnungstruppe auswählten, lässt<br />

sich nur im Wege eines Rückblicks auf die Frühzeit<br />

der bundesdeutschen Verteidigungsplanungen<br />

beantworten.<br />

Die Planungen für die europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG) und ihre<br />

Auswirkungen auf die deutsche Bezeichnung für die geplante militärische<br />

Ordnungstruppe<br />

Nachdem sich die anfänglich vollständig ablehnende<br />

Haltung der Siegermächte des Zweiten<br />

Weltkrieges gegenüber einer deutschen Wiederbewaffnung,<br />

die ihren sichtbarsten Ausdruck in<br />

den alliierten Rechtsetzungsakten zur Entmilitarisierung<br />

Deutschlands 2 gefunden hatte, unter dem<br />

Eindruck des Kalten Krieges und der Verschärfung<br />

des Ost-West-Konfliktes schon bald nach Inkrafttreten<br />

des Grundgesetzes gewandelt hatte und<br />

der zunehmenden Befürwortung einer deutschen<br />

Wiederbewaffnung durch das westliche Ausland<br />

gewichen war, 3 gab der französische Ministerpräsident<br />

Pleven am 24. Oktober 1950 vor der Nationalversammlung<br />

eine Regierungserklärung ab, die<br />

die Grundlage für den Entwurf einer Europäischen<br />

Verteidigungsgemeinschaft (EVG) bildete. Dieser<br />

sogenannte „Pleven-Plan“ sah die Schaffung von<br />

gemeinsamen europäischen Streitkräften vor,<br />

innerhalb welcher keine nationalen militärischen<br />

Verbände mehr bestehen, sondern alle Verbände<br />

europäisch sein sollten. 4<br />

1 So auch Raap, Christian: „Umbenennung der Feldjägertruppe in<br />

‚Militärpolizei‘?“, NZWehrr 1997, S. 199.<br />

2 Vgl. Alliierte Kontrollratsproklamation Nr. 2 vom 20.09.1945, Amtsblatt<br />

der Militärregierung Deutschland - Britisches Kontrollgebiet<br />

(nachfolgend: Amtsbl.) Nr. 5, S. 27; Kontrollrats Direktive Nr. 18 vom<br />

12.11.1945, Amtsbl. Nr. 9, S. 190; Kontrollratsgesetz Nr. 34 vom<br />

20.08.1946, Amtsbl. Nr. 13, S. 295.<br />

3 Ausführlich: Hahnenfeld, Günter: „Wehrverfassungsrecht“, Hamburg/<br />

Berlin 1964, S. 35 f.<br />

Dementsprechend waren auch in der Bundesrepublik<br />

die Verteidigungsplanungen der Jahre 1950<br />

bis 1954 ausschließlich auf die Organisation des<br />

deutschen Beitrags zur Europäischen Verteidigungsgemeinschaft<br />

ausgerichtet.<br />

Dabei musste man sich schon sehr frühzeitig mit<br />

der Frage einer militärischen Ordnungstruppe<br />

befassen, da sowohl das ergänzend zum EVG-<br />

Vertrag ausgehandelte „Justizprotokoll“ in Art. 30<br />

Ziffer 8 als auch das ‚Abkommen über die Rechtsstellung<br />

der europäischen Verteidigungsstreitkräfte“<br />

in Art. 5, § 2 die Aufstellung einer solchen<br />

Truppengattung vorsah. 5 Der in den genannten<br />

Abkommen verwendete Begriff für diese militärische<br />

Ordnungstruppe lautete „police militaire“.<br />

Das hatte dann beinahe zwangsläufig zur Folge,<br />

dass sich alsbald auch im Sprachgebrauch der<br />

deutschen Aufstellungsplanungen für den Beitrag<br />

zur Europäischen Verteidigungsgemeinschaft der<br />

Name „Militärpolizei“ durchsetzte.<br />

4 Vgl. Art. 9 und 15 EVG-Vertrag (BGBl. II 1954, S. 342) und ausführlich:<br />

Scheuner, Ulrich: „Beitritt der Bundesrepublik zur Europäischen<br />

Verteidigungsgemeinschaft und Grundgesetz. Rechtsgutachten“,<br />

(Bonn), 1952, S. 6 ff.<br />

5 Stellungnahme der deutschen Delegation der Section 1/I zum Schreiben<br />

CM/Org/ll/168 vom 05.05.1953, Bundesarchiv-Militärarchiv<br />

(nachfolgend: BA-MA), Signatur BW 9/1578, Bl. 167.<br />

Die Rechtsstellung der geplanten Militärpolizei<br />

Die demzufolge allgemein als „Militärpolizei“ bezeichnete<br />

Ordnungstruppe der geplanten Europäischen<br />

Verteidigungsgemeinschaft sollte auch nach<br />

den Vorstellungen der deutschen Delegation im<br />

Planungsstab polizeiliche Aufgaben in einem umfassenden<br />

Sinne wahrnehmen. Vorgesehen war<br />

nämlich nicht nur eine Aufgabenzuweisung auf<br />

dem Gebiet des militärischen Ordnungsdienstes.<br />

Vielmehr sollten spezielle Einheiten der Militärpolizei<br />

der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft<br />

(die sogenannten „circulation routière“) auch mit<br />

Befugnissen zur Regelung des zivilen Straßenverkehrs<br />

ausgestattet werden 6 und damit eine<br />

Tätigkeit ausüben, die nach deutschem Recht<br />

materiell immer eine Polizeiaufgabe ist. Darüber<br />

hinaus sahen die Planungen auch die Mitwirkung<br />

der Militärpolizei im Bereich der zivilen Strafverfolgung<br />

vor. 7 Zu diesem Zweck sollten den Militärpolizisten<br />

im Dienst gegenüber allen Angehörigen<br />

der Streitkräfte ohne Differenzierungen nach<br />

Dienstgraden die im Einzelnen genau festgelegten<br />

Befugnisse eines Hilfsbeamten der Wehrstaatsanwaltschaft,<br />

die in der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft<br />

auch im Frieden vorgesehen war 8 ,<br />

verliehen werden.<br />

Gegenüber Zivilpersonen, die bestimmte strafbare<br />

Handlungen wie etwa Sabotage oder Beschädigung<br />

von Einrichtungen der Streitkräfte begingen,<br />

war schließlich sogar vorgesehen, dass die<br />

Militärpolizisten der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft<br />

die Rechtsstellung der damals noch<br />

so bezeichneten „Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft"<br />

9 (§ 152 Abs. 1 des Gerichtsverfassungsgesetzes)<br />

mit allen sich daraus in den einzelnen<br />

Mitgliedsländern ergebenden Befugnissen 10<br />

erhalten sollten. 11<br />

Die Verteidigungsplanungen der Bundesrepublik<br />

nach dem Scheitern der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft<br />

Indessen scheiterte das Vorhaben der Aufstellung<br />

einer europäischen Verteidigungsgemeinschaft,<br />

weil die französische Nationalversammlung den<br />

zu diesem Zweck geschlossenen Verträgen am<br />

25. Oktober 1954 die Ratifikation verweigerte.<br />

Nunmehr musste die Bundesrepublik ihre Absichten<br />

hinsichtlich einer Wiederbewaffnung ändern<br />

und die Errichtung einer nationalen Armee in<br />

Angriff nehmen. Aus naheliegenden Gründen der<br />

Planungseffizienz griff man dabei aber so weit<br />

als möglich auf die mit Blick auf die Europäische<br />

Verteidigungsgemeinschaft geleisteten Vorarbeiten<br />

zurück.<br />

6 Vortragsnotiz des G1/Paris vom 07.05.1953, BA-MA, Signatur BW<br />

9/1578, Bl. 16<br />

7 Stellungnahme der deutschen Delegation der Section 1/l, a.a.O. (s.o.<br />

Fn. 5), Bl. 168.<br />

8 Zu dieser Zeit enthielt das Grundgesetz noch nicht die Ermächtigung<br />

zur Errichtung von Wehrstrafgerichten für die nationalen<br />

Streitkräfte, bei denen eine Wehrstaatsanwaltschaft hätte tätig sein<br />

können. Dieser Ermächtigung bedurfte es vielmehr überhaupt erst<br />

nach dem Scheitern der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft.<br />

Daher ist sie erst durch das „Gesetz zur Ergänzung des Grundgesetzes“<br />

vom 19.03.1956 (BGBl. I 1956, S. 111) als Art. 96 a (heute<br />

Art. 96 Abs. 2 GG) in das Grundgesetz eingefügt worden. Danach<br />

können Wehrstrafgerichte für die Streitkräfte durch Bundesgesetz<br />

errichtet werden, die jedoch im Frieden die Strafgerichtsbarkeit<br />

lediglich über solche Angehörige der Streitkräfte ausüben können,<br />

die in das Ausland entsandt oder an Bord von Kriegsschiffen eingeschifft<br />

sind. Indessen hat der Bundesgesetzgeber von der ihm in Art.<br />

96 Abs. 2 GG eingeräumten Befugnis keinen Gebrauch gemacht, so<br />

dass eine Wehrstaatsanwaltschaft in Deutschland bis zum heutigen<br />

Tag nicht existiert. Hiervon zu unterscheiden sind die Wehrdisziplinaranwälte<br />

bei den Truppendienstgerichten bzw. der Bundeswehrdisziplinaranwalt<br />

beim Bundesverwaltungsgericht, die von § 81 Abs.<br />

1 und 3 WDO vorgesehen sind, denn die Wehrdienstgerichte des<br />

Bundes basieren nicht auf Art. 96 Abs. 2 GG, sondern gehen auf<br />

Art. 96 Abs. 4 GG zurück. Sie sind von der deutschen Delegation in<br />

ihrer Stellungnahme (a.a.O., s. o. Fn. 5) auch nicht gemeint.<br />

9 Seit dem 30. August 2004 wird stattdessen im Gerichtsverfassungsgesetz<br />

ebenso wie in der Strafprozessordnung der Begriff der „Ermittlungspersonen<br />

der Staatsanwaltschaft“ verwendet, ohne dass<br />

mit diesem Wechsel in der Bezeichnung inhaltliche Veränderungen<br />

verbunden gewesen sind.<br />

10 In Deutschland waren das nach der Strafprozessordnung in der<br />

damals gültigen Fassung: Anordnung einer körperlichen Untersuchung<br />

eines Beschuldigten, § 81 a StPO, oder eines Unverdächtigen,<br />

§ 81 c StPO; Anordnung einer Beschlagnahme, § 98 Abs. 1 StPO;<br />

Anordnung einer Durchsuchung, § 105 Abs. 1 Satz 1 StPO.<br />

11 Vgl. die „Studie über die Forderungen hinsichtlich der Rechtsstellung<br />

der Militär-Polizei“ vom 04.03.1953, BA-MA, Signatur BW<br />

9/1578, Bl. 104.<br />

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Die Planungen für den militärischen Ordnungsdienst der Bundeswehr:<br />

Die Friedensorganisation<br />

Für den militärischen Ordnungsdienst hieß dies<br />

zunächst, dass die künftige Bundeswehr ebenso,<br />

wie es schon die Planungen für die Europäische<br />

Verteidigungsgemeinschaft vorgesehen hatten, 12<br />

auch im Frieden eine dafür zuständige Truppengattung<br />

aufweisen sollte. Neben den anlässlich<br />

der Verhandlungen mit den Partnern der Europäischen<br />

Verteidigungsgemeinschaft gewonnenen<br />

Einsichten in die Notwendigkeit einer solchen<br />

Truppe waren dafür auch die Erfahrungen, die im<br />

Zweiten Weltkrieg mit den nur im Kriegsfall bestehenden<br />

Ordnungstruppen gemacht worden waren,<br />

ausschlaggebend. Danach war klargeworden,<br />

dass ein moderner Krieg eine bereits im Frieden<br />

geübte und auf ihre kriegsbedingten Aufgaben<br />

vorbereitete Truppe erforderte, die Ordnung und<br />

Disziplin aufrechterhalten, den umfangreichen<br />

Verkehrsdienst versehen und Sicherheitsaufgaben<br />

zuverlässig wahrnehmen konnte. 13<br />

So hatte es sich etwa beim Einsatz der Feldgendarmerie<br />

im Zweiten Weltkrieg nachteilig<br />

bemerkbar gemacht, dass ihre Angehörigen vor<br />

dem Kriegsausbruch lediglich bei einigen wenigen<br />

Großmanövern mit der Art ihrer militärischen<br />

Verwendung in Berührung gekommen waren.<br />

Das hatte nämlich nicht nur dazu geführt, dass<br />

die Feldgendarmen nur unzureichend auf ihre<br />

Aufgaben vorbereitet waren und die notwendigen<br />

Kenntnisse über die Eigenarten und Erfordernisse<br />

der Streitkräfte sowie über die kriegsbedingten<br />

Schwierigkeiten des militärischen Straßenverkehrs<br />

erst im Laufe des Krieges erwerben mussten. 14<br />

Vielmehr war damit umgekehrt auch eine die<br />

zweckmäßige Verwendung der Feldgendarmerie<br />

erheblich behindernde Unkenntnis der Einsatzmöglichkeiten<br />

dieser Truppengattung bei den<br />

übrigen Streitkräften im Allgemeinen und der<br />

12 Vgl. zur geplanten Friedensorganisation der Militärpolizei der<br />

Europäischen Verteidigungsgemeinschaft die bereits erwähnte<br />

Vortragsnotiz des G1/Paris vom 07.05.1953, a. a. O. (s. o. Fn. 6),<br />

passim.<br />

13 Böckle, Karlheinz: „Feldgendarmen. Feldjäger. Militärpolizisten. Ihre<br />

Geschichte bis heute“, Stuttgart, 1987, S. 195.<br />

14 Weitere Schwierigkeiten, die aus der Kaderung der Feldgendarmerie<br />

resultierten, führt Boßbrügge, Herbert: „Zum Aufsatz ,Die Feldgendarmerie‘<br />

von A. Sehrt“, in: „Wehrkunde“, Jahrgang 1955, S. 453,<br />

an und folgert daraus sogar, dass der Feldgendarmerie während des<br />

gesamten Krieges das improvisorische Wesen eigen gewesen sei.<br />

Truppenführung im Besonderen verbunden. 15<br />

Entscheidend aber dürfte für die friedensmäßige<br />

Einplanung eines Ordnungsdienstes in der Bundeswehr<br />

diejenige Überlegung gewesen sein, die<br />

der Berichterstatter des Verteidigungsministeriums<br />

in der 52. Sitzung des Bundestagsausschusses<br />

für Fragen der europäischen Sicherheit (später<br />

Verteidigungsausschuss genannt) am 13. Oktober<br />

1955 vorgetragen hat, als sich einige Ausschussmitglieder<br />

darüber wunderten, dass im Gegensatz<br />

zur Situation in der Wehrmacht nunmehr eine<br />

militärische Ordnungstruppe auch in Friedenszeiten<br />

für erforderlich gehalten wurde. Danach<br />

wurde es im Verteidigungsministerium als unausweichlich<br />

eingeschätzt, dass es in Standorten, in<br />

denen deutsche Soldaten gemeinsam mit Angehörigen<br />

der in Deutschland stationierten ausländischen<br />

Streitkräfte untergebracht waren, zu<br />

Zusammenstößen kommen würde. Ein wirksames<br />

Einschreiten in diesen Fällen erforderte aber nach<br />

der Überzeugung des Verteidigungsministeriums,<br />

insbesondere im Hinblick auf die Tatsache, dass<br />

gerade die ausländischen Soldaten den Begriff<br />

„Militärpolizei“ schon seit Jahren oder vielleicht<br />

sogar Jahrzehnten gewöhnt waren, das Auftreten<br />

eines Militärpolizisten, der sich „gewissermaßen<br />

ausweist, dass er zu Recht eingreift“. 16 Aus diesen<br />

Gründen wurde das Bestehen einer militärischen<br />

Ordnungstruppe auch im Frieden eingeplant.<br />

Dabei ging man davon aus, dass diese Truppe<br />

schon aus den ersten Soldaten, die aufgrund<br />

des „Freiwilligengesetzes“ vom 23. Juli 1955 17<br />

die Kadereinheiten für die neu aufzustellenden<br />

deutschen Streitkräfte bildeten, formiert werden<br />

sollte, da zumindest die Einsatzbereitschaft einiger<br />

Gruppen erwünscht war, sobald die personelle<br />

Auffüllung der Bundeswehr in größerem Umfang<br />

vorangetrieben würde. 18<br />

15 Sehrt, A.: „Die Feldgendarmerie“, in: „Wehrkunde“, Jahrgang<br />

1955, S. 302.<br />

16 Stenographisches Protokoll der 52. Sitzung des Ausschusses für<br />

Fragen der europäischen Sicherheit am 13.10.1955, S. 9 und S. 31<br />

f., Parlamentsarchiv des Deutschen Bundestags.<br />

17 BGBl. I 1955, S. 449.<br />

18 Stenographisches Protokoll der 52. Sitzung des Ausschusses für<br />

Fragen der europäischen Sicherheit am 13.10.1955, S. 31, a.a.O.<br />

(s.o. Fn. 16)<br />

Die „Entpolizeilichung“ der Aufgaben<br />

Indessen begnügte sich der Ausschuss für Fragen<br />

der europäischen Sicherheit in der vorerwähnten<br />

Sitzung nicht damit, den Berichterstatter des Verteidigungsministeriums<br />

lediglich nach der Friedensorganisation<br />

der geplanten Ordnungstruppe<br />

zu befragen, sondern wollte darüber hinaus auch<br />

noch über die ihr zugedachten Aufgaben informiert<br />

werden. Hierzu führte der Berichterstatter<br />

des Verteidigungsministeriums daraufhin wörtlich<br />

aus: 21<br />

„Es ist ganz klar unterschieden zwischen der<br />

Aufgabe im Frieden - das ist eine reine Aufgabe<br />

der Aufrechterhaltung der Ordnung der eigenen<br />

Truppe - und der Aufgabe im Kriege, wo insbesondere<br />

im Feindesland möglicherweise weitere<br />

Dementsprechend sahen sowohl die Aufstellungsweisung<br />

Nr. 1 des Verteidigungsministers Blank<br />

vom 4. Oktober 1955 19 als auch der zur Ausführung<br />

dieser Weisung von General Heusinger am<br />

6. Oktober 1955 erlassene Aufstellungsbefehl<br />

Nr. 1 20 zum 1. Januar 1956 bereits die Bildung einer<br />

Militärpolizei-Lehrkompanie in Andernach vor,<br />

die die heeresübliche Gliederung mit sechs Offizieren,<br />

137 Unteroffizieren und 33 Mannschaften<br />

aufweisen sollte. Damit zählte die Feldjägertruppe<br />

zu den ersten fünf Lehreinheiten des neu aufzustellenden<br />

Heeres.<br />

Abb. 1 Erster Besuch Konrad Adenauer bei den Streitkräften in Andernach am 20. Januar 1956<br />

19 BA-MA, Signatur BW 2/5143, Bl. 68 f.<br />

20 BA-MA, Signatur BW2/5143, ohne Blattangabe.<br />

21 Sitzungsprotokoll, a.a.O. (s. o. Fn. 16), S. 29 bis 31.<br />

Aufgaben hinzukommen, die dann eine gewisse<br />

Parallele zu normalen Polizeibefugnissen haben<br />

können. Im Frieden hat diese [...] Militärpolizei<br />

keine Hoheitsrechte sondern ist nur ein internes<br />

Organ zur Aufrechterhaltung der Disziplin: das<br />

wären also ,Streifendienst‘ und ähnliche Dinge.<br />

Die zweite Aufgabe ist die der Verkehrsregelung<br />

z. B. bei Marschbewegungen. Da ist ein verkehrspolizeiliches<br />

Recht gegenüber der eigenen Truppe<br />

gegeben, nicht aber das ergänzende verkehrspolizeiliche<br />

Recht gegenüber Zivilfahrzeugen. Das<br />

muss bei einem solchen Manöver vorher vereinbart<br />

sein und z. B. in der Form der vorübergehenden<br />

Sperrung einer Straße durch die zuständige<br />

Polizei gemacht werden.<br />

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[...]. Eine dritte mögliche Aufgabe besteht für die<br />

Militärpolizei darin, dass man für vorübergehende<br />

Aufgaben rasch eine Truppe zur Verfügung hat,<br />

die zu der einen oder anderen Bewachungsaufgabe<br />

eingesetzt wird.“<br />

Vergleicht man die mit diesen Äußerungen nur<br />

kursorisch umrissenen Aufgaben und Befugnisse,<br />

die für die Militärpolizei der Bundeswehr vorgesehen<br />

worden waren, mit denen, die die Militärpolizei<br />

der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft<br />

hätte erhalten sollen, so fällt die starke Restriktion<br />

auf, die in dieser Hinsicht in den Planungen eingetreten<br />

ist und die sich am ehesten mit dem Schlagwort<br />

„Entpolizeilichung" 22 umschreiben lässt.<br />

Jegliche über den Bereich der eigenen Streitkräfteorganisation<br />

hinausreichende polizeiliche Funktion<br />

und Kompetenz, die noch für die Militärpolizei der<br />

Europäischen Verteidigungsgemeinschaft vorgesehen<br />

war, ist der Militärpolizei der Bundeswehr in<br />

diesem Stadium der Vorbereitung für die Aufstellung<br />

der bundesdeutschen Streitkräfte genommen<br />

worden. Es handelte sich bei der Militärpolizei<br />

jetzt nicht mehr um eine Polizeitruppe in dem<br />

Sinne, dass ihr auch allgemeinpolizeiliche Aufgaben<br />

und Befugnisse übertragen waren, sondern<br />

vielmehr nur noch um ein Instrument der Stäbe<br />

und Kommandobehörden zur Truppenführung. 23<br />

fugnisse der Länder nicht zu besorgen war, wollte<br />

er schon im Ansatz das Aufkommen des Verdachts<br />

verhindern, die Bundesrepublik schaffe sich<br />

auf dem Umweg über die Bundeswehr nach dem<br />

durch das Gesetz vom 16. März 1951 27 gegründeten<br />

Bundesgrenzschutz eine weitere Bundespolizei<br />

und umgehe damit die im Grundgesetz verankerte<br />

föderative Struktur der Polizei. 28<br />

Dieser kritischen Argumentation des Ausschusses<br />

für Fragen der europäischen Sicherheit schloss sich<br />

nunmehr auch das Verteidigungsministerium an:<br />

im Textband des Tagebuchs des Referats IV V Min<br />

(Bl) 2 des Bundesverteidigungsministeriums findet<br />

sich folgerichtig am 17. Januar 1956 auch folgender<br />

Eintrag:<br />

"Besprechung IV A:<br />

[...]. Der Verteidigungsausschuss hat sich gegen<br />

den Begriff der Militärpolizei gewandt. Nun wird<br />

dafür die Bezeichnung 'Feldjäger' verwendet". 29<br />

Die Entwicklung der Namensgebung der Feldjägertruppe<br />

endet dann schließlich offiziell mit der<br />

Anordnung des Staatssekretärs Dr. Josef Rust vom<br />

30. Januar 1956, wonach der bisher angewandte<br />

Begriff "Militärpolizei" ab sofort durch die Bezeichnung<br />

"Feldjägertruppe" zu ersetzen war. 30<br />

Die Entwicklung der Namensgebung der Feldjägertruppe in den Jahren 1955/56<br />

Dessen ungeachtet wurde die Bezeichnung der<br />

neuen Ordnungstruppe der Bundeswehr als „Militärpolizei“<br />

zunächst unverändert beibehalten. Eine<br />

Hinterfragung dieser Namensgebung durch die<br />

verantwortlichen Planer im Verteidigungsministerium<br />

lässt sich in den überlieferten Akten für diesen<br />

Zeitpunkt nicht nachweisen.<br />

Im Gegensatz dazu gab sich der Ausschuss für<br />

Fragen der europäischen Sicherheit in seiner schon<br />

erwähnten 52. Sitzung am 13. Oktober 1955 mit<br />

dem Begriff der „Militärpolizei“ nicht mehr zufrieden<br />

und sprach sich ausdrücklich dagegen aus.<br />

Abgesehen davon, dass die Bezeichnung als Militärpolizei<br />

für eine Truppengattung, die überhaupt<br />

keine polizeilichen Aufgaben wahrnehmen sollte,<br />

den Ausschussmitgliedern widersinnig vorkam, 24<br />

22 Der Begriff „Entpolizeilichung“ wird im allgemeinen in einem<br />

anderen Zusammenhang verwendet. Danach kennzeichnet er die<br />

aufgrund besatzungsrechtlicher Anordnungen in der amerikanischen<br />

und britischen Besatzungszone seit 1946 vollzogene Abtrennung<br />

zahlreicher Verwaltungsaufgaben der gefahrenabwehrenden<br />

Verwaltung von der Zuständigkeit der Polizeibehörden. Hier wird<br />

der Begriff hingegen umgekehrt dazu verwendet zu verdeutlichen,<br />

dass der Militärpolizei nach dem Scheitern der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft<br />

Aufgaben und Befugnisse entzogen wurden,<br />

die auch nach der heute gültigen Definition des Polizeibegriffs noch<br />

als „polizeilich“ bezeichnet werden.<br />

23 Vgl. Hommer, Dieter: „Die Führungstruppen des Heeres“, in:<br />

„Kampftruppen“, Jahrgang 1977, Heft 6, S. 201; Wagner, P./<br />

Gutsfeld, Wolfgang: „Freunde und Helfer. Feldjägertruppe im<br />

Porträt“, in: „Truppenmagazin - Heer“, Jahrgang 1974, Heft 10, S.<br />

16; vgl. dazu auch die Nr. 422 und 436 der früheren HDv 100/100<br />

„Truppenführung“.<br />

24 Sitzungsprotokoll, a.a.O. (s. o. Fn. 16), S. 32.<br />

waren für dieses Votum auch Gründe der deutschen<br />

Militärtradition ausschlaggebend, denn eine<br />

als Militärpolizei bezeichnete Truppe stellte ein<br />

Novum in der deutschen Heeresgeschichte dar.<br />

Dementsprechend führte ein Abgeordneter auch<br />

aus, er halte den Ausdruck „Militärpolizei“ nicht<br />

für glücklich, „weil die Bezeichnung ‚Militärpolizei‘<br />

uns überhaupt fremd ist - sie klingt so amerikanisch<br />

[...]“. 25<br />

Schließlich fürchteten die Ausschussmitglieder<br />

noch, dass die Bezeichnung „Militärpolizei“ zur<br />

Begriffsverwirrung beitragen könne, da nach der<br />

Verfassung der Bundesrepublik die Polizei nun<br />

einmal reine Hoheitsaufgabe der Länder sei. 26<br />

Obwohl der Ausschuss sich darüber im Klaren<br />

war, dass nach der geplanten Ausgestaltung der<br />

Rechtsstellung der Militärpolizei ein Eingriff in Be-<br />

25 A. a. O. (s.o. Fn. 16), S. 28.<br />

26 A. a. O. (s.o. Fn. 16), S. 28; die hier vom Ausschuss geäußerte Ansicht,<br />

das Grundgesetz behalte die Polizeihoheit ausschließlich den<br />

Ländern vor, ist in dieser Allgemeinheit allerdings nicht zutreffend,<br />

da der Bund eine ganze Reihe spezieller polizeilicher Zuständigkeiten<br />

besitzt. Neben einzelnen im Grundgesetz ausdrücklich aufgeführten<br />

Gesetzgebungszuständigkeiten des Bundes im Bereich der<br />

ausschließlichen ebenso wie auf dem Gebiet der konkurrierenden<br />

und der Rahmen-Gesetzgebungskompetenz ist insoweit insbesondere<br />

darauf zu verweisen, dass nach ständiger Rechtsprechung des<br />

Bundesverfassungsgerichts (seit BVerfGE 3, 407, 433 und 8, 143,<br />

149 f.) jede Zuweisung einer Gesetzgebungskompetenz zugleich<br />

als Annex- Kompetenz auch die Befugnis mit einschließt, innerhalb<br />

des betreffenden Sachgebietes auch polizeiliche Fragen zu regeln.<br />

Schließlich gibt es auch - wenngleich in weit geringerem Umfang<br />

- Bundeskompetenzen zur Errichtung von Polizeibehörden (z. B. in<br />

Art. 87 Abs. 1 Satz 2 GG).<br />

27 BGBl. I 1951, S. 201.<br />

28 Diese rücksichtsvolle Haltung gegenüber potentiellen Empfindlichkeiten<br />

der Länder in Bezug auf ihre Polizeihoheit musste dem Ausschuss schon<br />

deshalb angezeigt erscheinen, weil der Widerstand der Länder gegen<br />

die Errichtung des Bundesgrenzschutzes in den Jahren 1950 und 1951<br />

zeitweise nahezu unüberwindlich gewesen war, vgl. Ehlert, Hans /<br />

Greiner, Christian / Meyer, Georg / Thoß, Bruno: „Die NATO-Option",<br />

in: „Anfänge westdeutscher Sicherheitspolitik 1945 - 1956", hrsg.<br />

vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Band 3, München, 1993, S.<br />

476 m.w.N. in Fn. 210, sowie den im Bundeskanzleramt zum internen<br />

Gebrauch erstellten "Abriss über die Geschichte des Bundesgrenzschutzes",<br />

Bundesarchiv, Signatur B 136/1929, Bl. 167. Noch im Jahre 1956,<br />

als mit dem "Zweiten Gesetz über den Bundesgrenzschutz" vom 30.<br />

Mai 1956 (BGBl. I 1956, S. 436) die weitgehende Heranziehung der<br />

Grenzschutzangehörigen zum Zwecke eines beschleunigten Aufbaus<br />

der Streitkräfte angestrebt wurde, der Bundesgrenzschutz gemäß § 4<br />

des Gesetzes aber dennoch weiter bestehen und personell wieder aufgefüllt<br />

werden sollte, gab es Versuche einzelner Länder, die ungeliebte<br />

Bundespolizei wieder abzuschaffen (Ehlert/Greiner/Meyer/Thoß, a.a.O.,<br />

S. 479; "Abriss über die Geschichte des Bundesgrenzschutzes", a.a.O.,<br />

Bl. 170 f.). So führte der Vertreter des Landes Hessen, unterstützt durch<br />

die Vertreter der Länder Nordrhein-Westfalen und Bayern, schon in der<br />

137. Sitzung des Bundesratsausschusses für Innere Angelegenheiten<br />

am 14./15. Dezember 1955 aus, die Aufgaben des Bundesgrenzschutzes<br />

"einschließlich der Passnachschau könnten künftig auch von der<br />

Landespolizei wahrgenommen werden, was eine Verstärkung der<br />

Bereitschaftspolizeien der Länder bedingen würde". Er schlug daher<br />

vor, den Bundesgrenzschutz aufzuheben und seine bei Aufstellung der<br />

Streitkräfte noch verbleibenden Angehörigen in die Bereitschaftspolizeien<br />

der Länder zu überführen (Niederschrift über die 137. Sitzung des<br />

Ausschusses für Innere Angelegenheiten am 14./15. Dezember 1955,<br />

S. 26, in: Gesetzesdokumentation Nr. 392/55, Archiv des Bundesrats).<br />

Im Ausschuss für Fragen der europäischen Sicherheit begründete das<br />

Land Hessen diesen Vorschlag dann ausdrücklich damit, dass "die<br />

bisherige Durchlöcherung der Polizeihoheit der Länder" bedenklich<br />

genug erscheine (Niederschrift über die 9. Sitzung des Ausschusses für<br />

Fragen der europäischen Sicherheit des Bundesrats am 16. Dezember<br />

1955, S. 3, a.a.O.). Indessen wurde der Vorschlag des Landes Hessen<br />

schon vom Innenausschuss des Bundesrats in der zuvor erwähnten<br />

Sitzung gegen die Stimmen der Vertreter von Bayern, Hessen und<br />

Nordrhein-Westfalen bei Stimmenenthaltung der Vertreter von Berlin<br />

und Baden-Württemberg abgelehnt (Sitzungsniederschrift, a.a.O., S.<br />

29). Auch im Plenum des Bundesrats fand der Antrag des Landes Hessen<br />

(BR-Drucks. 392/2/55, a.a.O.) in erster Lesung am 21. Dezember<br />

1955 keine Mehrheit (Stenographische Berichte der Verhandlungen des<br />

Bundesrates, 151. Sitzung am 21. Dezember 1955, S. 385 (D)). Obwohl<br />

sich in der Folgezeit auch die Bundestagsabgeordneten der SPD sowohl<br />

in den Beratungen des Bundestagsausschusses für Angelegenheiten<br />

der inneren Verwaltung am 11. April 1956 als auch im Plenum des<br />

Bundestags (vgl. z.B. die Rede des Abgeordneten Eschmann, Stenographische<br />

Berichte der Verhandlungen des Deutschen Bundestags, 2.<br />

Wahlperiode, 145. Sitzung, S. 7657 (B)) der Auffassung anschlossen,<br />

dass der Bundesgrenzschutz aufgelöst werden müsse, weil ihm nach<br />

der Gründung der Bundeswehr nur noch polizeiliche Aufgaben verblieben,<br />

für deren Wahrnehmung der Bund aber nicht zuständig sei (so die<br />

in der 22. Sitzung des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren<br />

Verwaltung des Bundestags am 11. April 1956 unter Zustimmung der<br />

SPD gewählte Formulierung des anwesenden Vertreters des Landes<br />

Bayern, vgl. das Stenographische Protokoll dieser Sitzung, S. 9, a.a.O.),<br />

blieb der Bundesrat auch in letzter Lesung bei seiner Ablehnung des<br />

nochmals gestellten hessischen Antrags (BR-Drucks. 188/1/56, a.a.O.)<br />

und beschloss dementsprechend, den Antrag gem. Art. 77 Abs. 2 Satz<br />

1 GG nicht zu stellen und damit auf eine Anrufung des Vermittlungsausschusses<br />

zu verzichten (Stenographische Berichte der Verhandlungen<br />

des Bundesrates, 159. Sitzung am 18. Mai 1956, S. 164 (A)).<br />

Auch der Bundestag verabschiedete das Gesetz mit den Stimmen der<br />

Mehrheitsfraktionen (Stenographische Berichte der Verhandlungen<br />

des Deutschen Bundestags, 2. Wahlperiode, 145. Sitzung, S. 7660<br />

(D)). Zwar blieb damit der Bundesgrenzschutz erhalten, doch zeigt der<br />

erhebliche Widerstand einiger Länder gegen die Existenz einer Bundespolizei,<br />

dass der Ausschuss für Fragen der europäischen Sicherheit<br />

zu Recht befürchtete, die Bezeichnung "Militärpolizei" könne zu einer<br />

Beunruhigung der Länder führen. Raap, a.a.O. (s.o. Fn. 1), S. 202, hat<br />

sogar noch im Jahre 1997 die Ansicht vertreten, dass auch heute noch<br />

eine etwaige Umbenennung der Feldjägertruppe der Bundeswehr in<br />

"Militärpolizei" ablehnende Reaktionen der Länder hervorrufen könnte.<br />

29 BA-MA, Signatur BW 9/2527-8, Bl. 16.<br />

30 BA-MA, Signatur BW 1/1040, Bl. 10. Damit hatte man indessen ebenfalls<br />

einen Begriff gewählt, der der deutschen Polizeigeschichte nicht<br />

völlig fremd war. So waren beispielsweise bereits kurz nach Beginn des<br />

Ersten Weltkrieges zahlreiche Unteroffiziere und Mannschaften aller<br />

Truppengattungen des Heeres unter der Bezeichnung "Hilfsfeldjäger",<br />

die in einer in den Kriegs-Korps- Verordnungsblättern Ende 1917<br />

erschienenen Dienstanweisung offiziell übernommen wurde, zur Bekämpfung<br />

des Lebensmittel-Schleichhandels auf das Land abkommandiert<br />

worden. Obgleich demnach auch der Name "Feldjäger" schon<br />

früher polizeiliche Bezüge aufgewiesen hatte, waren diese doch nur<br />

sehr schwach ausgeprägt und fanden sich lediglich an so versteckten<br />

Stellen der deutschen Polizeigeschichte, dass eine Beunruhigung der<br />

Länder im Hinblick auf eine etwaige Beschneidung ihrer Polizeihoheit<br />

keinesfalls im gleichen Maße zu besorgen war, wie es bei der Wahl der<br />

Bezeichnung "Militärpolizei" der Fall gewesen wäre.<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

36<br />

36<br />

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Headline<br />

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Das preußische Reitende Feldjägerkorps als Leitbild der Namensgebung der<br />

Feldjägertruppe der Bundeswehr<br />

Damit steht zwar der äußere Ablauf der Namensgebung<br />

der Feldjägertruppe der Bundeswehr<br />

fest. Auf welche Art und Weise der Gedanke<br />

aufgekommen ist, die künftige Ordnungstruppe<br />

der Bundeswehr „Feldjäger" zu nennen, lässt sich<br />

dem heute noch zugänglichen Quellenmaterial<br />

indessen nicht entnehmen. Berichten aus den<br />

Kreisen der ersten Offiziere der „Militärpolizei-<br />

Lehrkompanie" in Andernach zufolge hat jedoch<br />

das Verteidigungsministerium die zuständigen<br />

Referenten im Ministerium und die Offiziere der<br />

Lehrkompanie kurzfristig dazu aufgefordert, unverzüglich<br />

einen neuen Namen für die Ordnungstruppe<br />

der Bundeswehr zu suchen, nachdem die<br />

Bezeichnung als „Militärpolizei" durch das Votum<br />

des Verteidigungsausschusses obsolet geworden<br />

war. In stundenlangen Diskussionen einigten sich<br />

die Teilnehmer des vom Ministerium eingesetzten<br />

Gesprächskreises dann schließlich darauf, den Namen<br />

„Feldjäger" vorzuschlagen. Mit der Annahme<br />

dieses Vorschlags und der nachfolgenden entsprechenden<br />

Umbenennung der Ordnungstruppe der<br />

Bundeswehr hat das Verteidigungsministerium<br />

an die Bezeichnung anderer Truppengattungen<br />

angeknüpft, die in der preußischdeutschen Heeresgeschichte<br />

schon einmal den Namen „Feldjäger"<br />

getragen haben. So hat es Feldjägertruppen<br />

in Hessen, Bayern, Österreich und insbesondere<br />

in Preußen gegeben, wo in Gestalt des Reitenden<br />

Feldjägerkorps und des Feldjägerregiments zu Fuß<br />

gleich zwei Namensvorläufer der Bundeswehr-<br />

Feldjäger existiert haben. Auch in späteren Zeiten<br />

hat es immer wieder Truppenteile gegeben, die<br />

die Bezeichnung „Feldjäger" führten. Gleichwohl<br />

war von Anfang an allein das preußische Reitende<br />

Feldjägerkorps das Leitbild für die Namensgebung<br />

der neuen Ordnungstruppe der Bundeswehr,<br />

wie sich einer Stellungnahme des Bundesverteidigungsministeriums<br />

vom 11. November 1958<br />

entnehmen lässt, in der es wörtlich heißt: „Bei der<br />

Schaffung der Feldjägertruppe der Bundeswehr<br />

1956 war nicht an eine Polizei-Funktion dieser<br />

Truppe gedacht."<br />

Nach ihrem Auftrag und entsprechenden Bestimmungen<br />

der Vorschrift „Die Feldjägertruppe" ist<br />

sie Ordnungs- und Marschregelungstruppe der<br />

Bundeswehr und Führungsorgan der Kommandobehörden<br />

des Heeres. Dabei obliegen ihr in erster<br />

Linie folgende Aufgaben:<br />

• Den flüssigen Ablauf militärischer Marschbewegungen<br />

sicherzustellen,<br />

• Marschstraßen zu erkunden und zu kennzeichnen,<br />

• Kuriere zu stellen usw.<br />

Fast die gleichen Aufgaben sind in der Stiftungsurkunde<br />

des „Reitenden Feldjägerkorps“ durch<br />

Friedrich II. im Jahre 1740 zu lesen. Die Aufgabenstellung<br />

zeigt also durchaus eine gewisse Wesensverwandtschaft.<br />

Selbst die Personalauswahl trifft<br />

in zeitbedingter Abänderung für die heutige Feldjägertruppe<br />

als Elite-Einrichtung zu. Aus diesen<br />

Gründen schien bei einem militärgeschichtlichen<br />

Rückblick auf die Vorgänger dieser Truppe die<br />

Bezeichnung „Feldjäger" zutreffend. 31<br />

In geradezu diametralem Gegensatz hierzu stand<br />

indessen die Einschätzung der Akademischen<br />

Vereinigung Feldjäger an der Georg-August-<br />

Universität in Göttingen und des Feldjägervereins<br />

e.V., die beide satzungsgemäß noch heute die<br />

akademische Tradition des preußischen Reitenden<br />

Feldjägerkorps fortführen. So hatte der Vorstand<br />

des Feldjägervereins e.V. der beabsichtigten<br />

Umbenennung der künftigen Ordnungstruppe<br />

der Bundeswehr in „Feldjägertruppe" schon sehr<br />

frühzeitig nachdrücklich widersprochen und seinen<br />

Standpunkt am 25. September 1958 gegenüber<br />

dem Bundesministerium der Verteidigung in<br />

einer Denkschrift zusammengefasst, in der unter<br />

Darlegung der geschichtlichen Entwicklung des<br />

Reitenden Feldjägerkorps und seiner studentischen<br />

Nachfolge-Organisationen die Auffassung<br />

vertreten wurde, dass der „personelle und organisatorische<br />

Aufbau des ehemaligen Preuß. Reitenden<br />

Feldjägercorps und seine Zweckbestimmung<br />

in der kennzeichnenden Verbindung von Forst-,<br />

Militär- und Kurierdienst in einer seit dem Jahre<br />

1871 nur aus Offizieren bestehenden Armee-<br />

Einheit niemals die geringste Verwandtschaft mit<br />

einer Polizeitruppe gehabt" habe. Daher stellten<br />

„Namensgebung und Traditionsübernahme der<br />

derzeitigen Feldjägertruppe der Bundeswehr [eine]<br />

sinnwidrige und wesensfremde [Inanspruchnahme<br />

von] Sinn und Wesen des ehemaligen Preuß. Reitenden<br />

Feldjägercorps und seiner heute bestehenden<br />

Nachfolge-Organisationen" dar. 32<br />

Welcher dieser beiden divergierenden Ansichten<br />

letztlich zuzustimmen ist, kann im hier interessierenden<br />

Zusammenhang ebenso wenig abschließend<br />

geklärt werden wie die Frage, ob sich<br />

das Bundesministerium der Verteidigung bei der<br />

Umbenennung der künftigen Ordnungstruppe der<br />

Bundeswehr zu Recht am Vorbild<br />

des preußischen Reitenden<br />

Feldjägerkorps orientiert hat oder<br />

ob nicht doch die Anknüpfung<br />

an die Tradition einer anderen<br />

Truppengattung als Namensvorläufer<br />

naheliegender gewesen<br />

wäre. Festgehalten werden kann<br />

jedoch, dass das preußische Reitende<br />

Feldjägerkorps zwar ganz<br />

zweifellos keine militärpolizeiliche<br />

Truppengattung im eigentlichen<br />

Sinne gewesen ist, jedoch mit<br />

Blick auf das Spektrum seiner<br />

Aufgaben und Befugnisse eine<br />

beachtliche Anzahl von Berührungspunkten<br />

mit der Feldjägertruppe<br />

der Bundeswehr aufgewiesen<br />

hat.<br />

Zudem lässt eine (an dieser Stelle<br />

nicht im Einzelnen darstellbare)<br />

Betrachtung aller historischen<br />

Truppenteile der preußischdeutschen<br />

Heeresgeschichte, die als<br />

„Feldjäger" bezeichnet worden<br />

sind, die im Laufe der Zeit deutlich<br />

ansteigende Tendenz erkennen,<br />

mit dem Begriff „Feldjäger"<br />

auch schon vor der Gründung<br />

31 Abgedruckt in: Knigge, Wolfgang / Möhring, Karl: „Die Geschichte der<br />

Akademischen Vereinigung Feldjäger an der Georg August - Universität<br />

Göttingen und des Feldjägervereins 1945 - 1970", Göttingen, 1990,<br />

Anlage 7, S. 249. 32 Knigge / Möhring, a.a.O. (s.o.Fn. 31), S. 248.<br />

der Bundeswehr militärpolizeiliche Tätigkeiten zu<br />

assoziieren. Vor diesem Hintergrund war zwar<br />

mit der Wahl der Bezeichnung „Feldjäger" für die<br />

neue Ordnungstruppe der Bundeswehr zwangsläufig<br />

eine Abkehr von der herkömmlichen Art der<br />

Bezeichnung der Militärpolizei in den preußischdeutschen<br />

Streitkräften als „Feldgendarmerie"<br />

verbunden, so dass es zu einer eigentümlichen<br />

Aufspaltung zwischen den Namens- und den<br />

Aufgabenvorläufern des Feldjägerwesens der<br />

Bundeswehr gekommen ist; gleichwohl erweist<br />

sich die Anknüpfung an das preußische Reitende<br />

Feldjägerkorps bei der Namensgebung im Jahre<br />

1956 aus den genannten Gründen als durchaus<br />

konsequent, nachdem der ursprünglich vorgesehene<br />

Name „Militärpolizei" aufgrund des Votums<br />

des Ausschusses für Fragen der europäischen<br />

Sicherheit obsolet geworden war.<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

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2.2 Die Entwicklung der Feldjägertruppe in der Bundeswehr<br />

Oberst a.D. Heiner Erdmann<br />

Wann immer sich Soldaten treffen, dauert es nur<br />

eine kurze Zeit, bis Gemeinsamkeiten aus der<br />

Vergangenheit gesucht werden. „Warst du nicht<br />

mal in...?", „Gehörtest du nicht mal zu...?" Bei<br />

Feldjägern geht dann häufig ein Streitgespräch los<br />

über die Frage, wo es mal Feldjägereinheiten oder<br />

-teileinheiten gegeben habe, welche Aufgaben<br />

sie hatten und wie sie ausgerüstet waren. Ganz<br />

schnell landen solche Diskussionen im „Klein-<br />

Klein". Dabei wird häufig übersehen, dass ein<br />

Blick auf größere Zusammenhänge manchen Streit<br />

beenden könnte.<br />

Junge Feldjägerinnen und Feldjäger stehen häufig<br />

vor den Erinnerungstafeln am Platz der Erinnerung<br />

in der Schule für Feldjäger und Stabsdienst der<br />

Bundeswehr und staunen, wo überall Feldjäger<br />

mal stationiert waren. Ihnen erschließt sich das<br />

Rational dieser Stationierungen nicht mehr und so<br />

bleibt ihnen die Geschichte der Feldjägertruppe<br />

der Bundeswehr fremd.<br />

Im Folgenden will der Autor den Versuch wagen,<br />

die konzeptionellen Grundlagen der Feldjägertruppe<br />

darzustellen und die Bindung an die<br />

Konzeptionen der Bundeswehr und des Heeres<br />

aufzuzeigen.<br />

Diese Betrachtung erhebt keinen wissenschaftlichen<br />

Anspruch, dazu fehlt es an hinreichendem<br />

Grundlagenmaterial. Vielmehr soll der Weg sein,<br />

retrospektiv die wahrscheinlichen konzeptionellen<br />

Ableitungen für die Feldjägertruppe zu interpretieren,<br />

indem die konzeptionellen Aussagen der<br />

NATO, der Bundeswehr und des Heeres (später<br />

der Streitkräftebasis) herangezogen werden. Eine<br />

andere Methode ist nicht möglich, da es in langen<br />

Phasen keine verwertbaren konzeptionellen<br />

Aussagen zur Feldjägertruppe der Bundeswehr<br />

gab. Aufgaben, Organisation, Ausrüstung und<br />

Ausbildung wurden meist aus übergeordneten<br />

Konzeptionen oder Aufgabendarstellungen der<br />

zu unterstützenden Truppen abgeleitet. In einigen<br />

Phasen waren auch zeitlich begrenzte Entwicklungen<br />

in Bundeswehr und Gesellschaft von konzeptioneller<br />

Bedeutung.<br />

Ziel dieser Betrachtung soll es sein, den Lesern<br />

aller Altersgruppen eine Handreichung zu geben,<br />

die Geschichte und die Entwicklung der Feldjägertruppe<br />

der Bundeswehr besser zu verstehen<br />

und darüber einen Zugang zu Fragen der Stationierung,<br />

der Aufgabenstellung, der Ausrüstung<br />

und der Ausbildung zu finden. Eine historische<br />

Betrachtung über diesen Rahmen hinaus ist nicht<br />

das Ziel dieser Arbeit und würde auch den Rahmen<br />

sprengen.<br />

In Schritten, die sich an konzeptionellen Entwicklungen<br />

der NATO, der Bundeswehr und des Heeres<br />

orientieren, werden die Rahmenbedingungen<br />

für die Feldjägertruppe beschrieben und die sich<br />

daraus erkennbar ergebenden konzeptionellen<br />

Ableitungen der Feldjägertruppe dargestellt.<br />

1951-1955<br />

Bereits 1950 wurde in der beratenden Versammlung<br />

des Europarates die Bildung einer Europäischen<br />

Armee mit deutscher Beteiligung angeregt.<br />

In der „Himmeroder Denkschrift" wurden auf<br />

dieser Basis Überlegungen zur Aufstellung eines<br />

deutschen Kontingentes im Rahmen einer internationalen<br />

Streitmacht zur Verteidigung Westeuropas<br />

skizziert. Die aufzustellenden bundesdeutschen<br />

Landstreitkräfte sollten danach 12<br />

Panzerdivisionen und 6 Korpsstäbe umfassen,<br />

insgesamt 250.000 Soldaten.<br />

Nachdem die Bemühungen für eine EVG gescheitert<br />

waren, wurde 1954 der Beitritt Westdeutschlands<br />

zur NATO beschlossen. Hierbei wurde der Grundgedanke<br />

der „Inneren Führung" und der Verankerung<br />

der Streitkräfte in der Gesellschaft, nicht jedoch die<br />

in der „Himmeroder Denkschrift" vorgeschlagene<br />

Stärke der Streitkräfte übernommen.<br />

Auch Luftwaffe und Marine wurden für Defensivaufgaben<br />

im Rahmen der Bündnisverteidigung<br />

entlang der innerdeutschen Grenze und im Bereich<br />

der Ostsee konzipiert.<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

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40<br />

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Feldjägertruppe<br />

1955-1959 NATO<br />

Im Rahmen der Erarbeitung der Grundlagen<br />

für das deutsche Kontingent der EVG wurde<br />

bereits 1953 in einer Arbeitsgruppe Militärpolizei<br />

grundlegende Überlegungen für eine zukünftige<br />

deutsche Militärpolizei formuliert. Dabei wurde<br />

eine bemerkenswerte Kombination aus Erfahrungen<br />

des Zweiten Weltkriegs und Erkenntnissen<br />

durch Kontakte mit den Militärpolizeien der USA,<br />

Großbritanniens und Frankreichs zu einem ersten<br />

konzeptionellen Entwurf. Dabei kristallisierte sich<br />

u.a. die Idee einer Militärpolizei mit damals so<br />

bezeichneten „Wehrmachtsaufgaben" heraus.<br />

Heute würden wir wohl von Aufgaben für alle<br />

Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche sprechen.<br />

Es wurde dabei sehr schnell deutlich, dass<br />

man nach der eigenen Idee einer Militärpolizei<br />

suchte.<br />

Man entwickelte so das Konzept einer „Wehrmachtsmilitärpolizei"<br />

mit sehr begrenzten polizeilichen<br />

Aufgaben, die sie lediglich in der Bundeswehr<br />

ausüben sollte. Dementsprechend sollte sie<br />

keinerlei „zivile Aufgaben" haben, ein deutlicher<br />

Unterschied zu Aufgaben früherer Militärpolizeien.<br />

Dies hatte die auch heute noch in Deutschland<br />

geltende „Polizeipflichtigkeit der Bundeswehr"<br />

zur Folge. Wohl aus den Erfahrungen des Zweiten<br />

Weltkrieges heraus legte man fest, dass es in der<br />

Bundeswehr nur eine Militärpolizei geben sollte,<br />

die sich im Schwerpunkt am Feldheer zu orientieren<br />

hatte, in zweiter Linie an einem Territorialheer<br />

und Unterstützungsleistungen auch für Luftwaffe<br />

und Marine leisten sollte.<br />

Die Militärpolizei sollte 1% der Gesamtstreitkräfte<br />

umfassen. Die Herkunft dieses Wertes ist heute<br />

nicht mehr zu recherchieren, es ist anzunehmen,<br />

dass Erfahrungswerte aus dem Zweiten Weitkrieg<br />

zugrunde lagen.<br />

Das Ergebnis dieser konzeptionellen Überlegungen<br />

war:<br />

• Die Aufstellung von Militärpolizeikräften orientierte<br />

sich im Schwerpunkt an den neu aufzustellenden<br />

Heeresdivisionen.<br />

• Militärpolizei sollte ein „Leitdienst" des Heeres<br />

sein.<br />

• Das Personal sollte anteilig aus Abstellungen<br />

aller Teilstreitkräfte gewonnen werden. Die<br />

Feldjäger sollten weiterhin die Uniformen ihrer<br />

Teilstreitkraft tragen. Dies galt nur für die Feldjägerkräfte<br />

des Territorialheeres. Das Personal der<br />

Feldjägerkompanien des Heeres sollte nur aus<br />

Soldaten des Heeres bestehen.<br />

• Militärpolizei war keine eigenständige Laufbahn<br />

und hatte keine eigenen Rekrutierungsquellen.<br />

• Die Grundausbildung sollte bei den abgebenden<br />

„Truppengattungen und Truppenarten"<br />

stattfinden.<br />

• Innerhalb der Militärpolizei, also an ihrer Schule,<br />

sollte lediglich Militärpolizei-Fachausbildung<br />

durchgeführt werden.<br />

• Das an die Militärpolizei abgegebene Personal<br />

sollte nach wenigen Jahren wieder zu den abgebenden<br />

„Truppengattungen und Truppenarten"<br />

zurückkehren.<br />

Darüber hinaus wurde bereits formuliert, dass die<br />

rechtlichen Abstimmung und Zusammenarbeit<br />

mit anderen Militärpolizeien in Westdeutschland<br />

zwingend notwendig sei.<br />

Wohlgemerkt, wir betrachten Überlegungen, die<br />

vor 1955 angestellt wurden! Offensichtlich ist das<br />

Bemühen, die neue deutsche Militärpolizei nicht<br />

zu einem Fremdkörper in den Streitkräften werden<br />

zu lassen, wie es in der Vergangenheit mit Militärpolizeieinheiten<br />

war, die aus Polizisten rekrutiert<br />

wurden, solange die personellen Ressourcen dazu<br />

ausreichten.<br />

Dass die zeitlich begrenzte Verwendung als<br />

Militärpolizist der Professionalität und die unterschiedliche<br />

Herkunft der Militärpolizisten auf Zeit<br />

der Herausbildung eines stabilen Inneren Gefüges<br />

in den Militärpolizeieinheiten und der bruchlosen<br />

Dienstausübung nicht förderlich sein konnte, war<br />

wohl nicht zu übersehen, vielleicht aber auch<br />

gewollt.<br />

Seit 1952 galt in der NATO die "Vorwärtsstrategie".<br />

Dieses Prinzip einer beweglich geführten<br />

Vorneverteidigung basierte auf der Überlegenheit<br />

der NATO an Atomwaffen, in Deutschland bedeutete<br />

dies den Streitkräfteeinsatz zwischen innerdeutscher<br />

Grenze und der Linie Rhein-Ijssel, die<br />

Mitwirkung bei der Erringung der Luftüberlegenheit<br />

und Verteidigung Dänemarks und Sperrung<br />

der Ostseezugänge.<br />

1957 wurde diese Militärstrategie durch die<br />

Doktrin der „Massiven Vergeltung", also der<br />

eines nuklearen Gegenschlages gegen potentielle<br />

Heeresstruktur I 1955 -1959<br />

In der Heeresstruktur I wurden die Zusagen<br />

Deutschlands an die NATO, bis 1959 zwölf Heeresdivisionen<br />

zu stellen, umgesetzt. Es begann die<br />

Aufstellungsphase, in der etwa alle 6 Monate die<br />

aufgestellten Verbände in zwei Verbände geteilt<br />

wurden.<br />

Feldjägertruppe<br />

Die seit 1953 formulierten konzeptionellen Überlegungen<br />

griffen nun. Allerdings lagen anfänglich<br />

noch keine ausformulierten Rechtsgrundlagen für<br />

den Einsatz der deutschen Militärpolizei vor. Dennoch<br />

nahm bereits die erste (Andernacher) Militärpolizeikompanie<br />

im Raum Andernach Verkehrsdienst<br />

und protokollarische Aufgaben wahr. Mit<br />

Inkrafttreten des Soldatengesetzes am 19.03.1956<br />

und der Vorgesetztenverordnung kurz darauf hatten<br />

die inzwischen in „Feldjäger" umbenannten<br />

deutschen Militärpolizisten eine Rechtsgrundlage<br />

für ihr Handeln gegenüber Angehörigen der Bundeswehr,<br />

die sich letztlich im Grundsatz bis heute<br />

nicht geändert hat.<br />

Feldjäger handeln stets als „verlängerter Arm" der<br />

zuständigen Vorgesetzten, seien es Vorgesetzte<br />

als Disziplinarvorgesetzte oder Vorgesetzte, deren<br />

rechtmäßige Befehle durchzusetzen sind.<br />

Parallel wurden Feldjägereinheiten für das Feldheer<br />

und für die Territoriale Organisation aufgestellt,<br />

woraus sich schon sehr früh die über<br />

Jahrzehnte bestehende Spannungslage zwischen<br />

nukleare und nicht-nukleare Angriffshandlungen<br />

abgelöst. Die Begründung lag in der damaligen<br />

konventionellen Überlegenheit der Sowjetunion in<br />

Europa und der gleichzeitigen nuklearen Überlegenheit<br />

der USA.<br />

Inwieweit diese Militärstrategie im Interesse der<br />

Europäer, insbesondere Deutschlands lag, mag<br />

jeder selbst beurteilen. Sicher ist, dass die Bemühungen<br />

um den Aufbau konventioneller Streitkräfte<br />

intensiver wurden.<br />

Bereits zu diesem Zeitpunkt wurden die Landstreitkräfte<br />

in das Heer und die Territoriale Verteidigung<br />

gegliedert. Die Truppenteile der Territorialen<br />

Verteidigung sollten unter nationalem Kommando<br />

bleiben. Die Territoriale Verteidigung bildete eigentlich<br />

einen eigenen Bereich neben den Teilstreitkräften<br />

Heer, Luftwaffe und Marine.<br />

Feldjägern des Feldheeres und denen des Territorialheeres<br />

entwickelte.<br />

Kompaniestandorte sollten stets die Standorte<br />

der vorgesetzten Kommandobehörden, also der<br />

Divisionsstäbe und der Wehrbereichskommandos<br />

(WBK), sein. Die Feldjägerzüge sollten als „Feldjägerwachkommandos"<br />

in wichtigen Standorten<br />

oder an von den Wehrbereichskommandos<br />

festgelegten örtlichen Schwerpunkten stationiert<br />

werden.<br />

Schwerpunkt war in dieser Zeit aber sicher der<br />

Aufbau der Feldjägerkompanien des Feldheeres.<br />

Die Einsatzverantwortung im Friedensdienst lag<br />

beim WBK, dem damit auch die Feldjägerkräfte<br />

des Feldheeres für den Feldjägereinsatz unterstanden<br />

- wenn diese nicht für Übungen und/oder<br />

Ausbildungsvorhaben des Feldheeres benötigt<br />

wurden. Hierdurch entstand ein zusätzliches Spannungsfeld<br />

für die kommenden Jahre.<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

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Abb. 2 Verkehrsregelung durch die Feldjäger, 1962<br />

1959-1970 NATO<br />

Heeresstruktur II<br />

Zunächst als Folge der atomaren Bedrohung durch<br />

die Sowjetunion, später dann auch die Strategie<br />

der „Flexiblen Reaktion" erforderten ein flexibles,<br />

Feldjägertruppe<br />

Obwohl sich für die Feldjägertruppe in dieser Heeresstruktur<br />

keine grundlegend neuen konzeptionellen<br />

Herausforderungen ergaben, gewann der<br />

militärische Verkehrsdienst erheblich an Bedeutung,<br />

während parallel Aufgaben des Militärischen<br />

Ordnungsdienstes ein wenig in den Hintergrund<br />

traten. Das erste war der erhöhten Mobilität der<br />

Landstreitkräfte, das zweite den Veränderungen<br />

des militärischen Dienstes geschuldet, die die<br />

Soldaten weniger als zuvor an die Standorte band.<br />

Zunehmend war an den Wochenenden in den<br />

Standorten Ruhe, allerdings nahm der Reiseverkehr<br />

von Soldaten zu.<br />

Seit 1961 entwickelte die Feldjägertruppe die Idee<br />

Die seit 1957 geltende Doktrin der „Massiven<br />

Vergeltung", die ja letztlich die Bedeutung konventioneller<br />

Streitkräfte relativierte, wurde durch<br />

die Entwicklung sowjetischer Atomwaffen weniger<br />

glaubwürdig. Dies führte 1967 zu der bereits<br />

seit 1961 insbesondere in den USA diskutierten<br />

Strategie der „Flexiblen Reaktion".<br />

hochmobiles Heer. Die als unbeweglich eingestuften<br />

Divisionen wurden in kleinere mobile Einheiten,<br />

die Brigaden, untergliedert.<br />

eines „Verkehrsleitnetzes" und setzte damit für<br />

sich einen deutlichen konzeptionellen Schwerpunkt,<br />

der weitreichende Auswirkungen auch und<br />

gerade für die Reservistenarbeit hatte.<br />

Das Verkehrsleitnetz bestand aus dem Militärstraßengrundnetz<br />

(also Straßen, die im Verteidigungsfall<br />

den Streitkräften vorbehalten waren - es gab<br />

auch ein Zivilstraßengrundnetz -), einem Verkehrsfernmeldenetz<br />

(festen Drahtverbindungen, die<br />

weitgehend abhörsicher waren) und von durch<br />

Feldjäger betriebenen Verkehrsleitstellen und<br />

Verkehrsleitpunkten, auf die abgestützt Feldjäger<br />

den Militärverkehr leiteten, Störungen beseitigten,<br />

Abb. 3 Feldjägereinsatz mit Munga, mit Hubschrauber Alouette I, 1962<br />

Umleitungen und Umgehungen vorbereiteten und<br />

den fließenden Militärverkehr so beeinflussten,<br />

dass er „nach Absicht der Führung" ablief.<br />

Im Verkehrsleitnetz befanden sich zusätzliche<br />

Kräfte, wie Pioniere, logistische Kräfte und Sanitätseinrichtungen.<br />

Geplant und koordiniert wurde der Militärverkehr<br />

durch Verkehrskommandanturen. Wer von den<br />

„Alten" erinnert sich nicht an die Anschlusskästen<br />

60 und 62 und den FF OB/ ZB (Feldfernsprecher<br />

Ortsbetrieb/ Zentralbetrieb) mit Wählzusatz, mit<br />

denen sich Feldjäger an das Verkehrsfernmeldenetz<br />

anschlossen. Wer erinnert sich heute noch an<br />

die gelben Schilder an den Brücken mit den MLC-<br />

Angaben (Military Load Class), die auch heute<br />

noch mancherorts, insbesondere in der Nähe von<br />

Brücken, zu sehen sind?<br />

Die Pflege des Verkehrsleitnetzes, insbesondere<br />

des Verkehrsfernmeldenetzes, und der übungsweise<br />

Betrieb desselben war über Jahrzehnte der<br />

Hauptinhalt des Übungs- und Ausbildungsbetriebes<br />

der Feldjägertruppe.<br />

Bereits 1960 setzte sich die Erkenntnis durch, dass<br />

es für die Leistungsfähigkeit der Feldjägertruppe<br />

nicht förderlich war, das Personal permanent auszutauschen<br />

und mit Herkunft aus den verschiedenen<br />

Teilstreitkräften Personalführung und Personalförderung<br />

zu belasten. Von da an wurden Feldjäger<br />

Heeressoldaten - die Feldjäger aus anderen Teilstreitkräften<br />

durften ins Heer wechseln - und Feldjäger<br />

wurde eine Laufbahn mit Grundausbildung und<br />

Laufbahnausbildung. In den nächsten Jahren entstanden<br />

Feldjägerausbildungskompanien, in denen<br />

Rekruten grundausgebildet und auf die Ausbildung<br />

zum Feldjägerunteroffizier vorbereitet wurden.<br />

Der Gewinn von Reservisten aus dem nun der<br />

Feldjägertruppe verfügbaren Personal war ein<br />

weiterer wesentlicher Auftrag.<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

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44<br />

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1970 -1979 NATO<br />

Die Doktrin der „Flexiblen Reaktion" wurde nun<br />

bestimmendes Element aller konzeptionellen<br />

Überlegungen und blieb es bis zum Ende des Kalten<br />

Krieges. Entspannungsbemühungen, z.B. die<br />

Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in<br />

Heer<br />

Feldjägertruppe<br />

1980-1990 NATO<br />

Diese Phase war gekennzeichnet durch nahezu<br />

diametrale Entwicklungen. Während bis<br />

1983/84 noch die Problematik der „Intermediate<br />

Nuclear Forces (INF)" und die Auswirkungen<br />

des NATO-Doppelbeschlusses bestimmend waren,<br />

änderte sich die sowjetische Außenpolitik<br />

unter Michail Gorbatschow.<br />

Heer<br />

Europa, kennzeichneten diese Phase genauso wie<br />

der NATO- Doppelbeschluss als Reaktion auf die<br />

Stationierung sowjetischer nuklearer Mittelstreckenraketen<br />

(SS-20) westlich des Urals.<br />

Die Heeresstruktur 3 trug zwei Faktoren Rechnung,<br />

nämlich zum einen endlich die der NATO<br />

assignierten Divisionen komplett mit 36 Brigaden<br />

auffüllen zu können und zum anderen der Notwendigkeit<br />

der höheren Mobilität und Flexibilität<br />

der Landstreitkräfte. Die 2. und 4. Panzergrenadierdivision<br />

wurden zu Jägerdivisionen umgegliedert.<br />

Die Korps erhielten als Reserve Panzerregimenter<br />

und eigene Luftlandekräfte.<br />

Und schon warf eine neue Heeresstruktur ihre<br />

Schatten voraus - die drei zuletzt aufgestellten<br />

Brigaden des Heeres wurden Modellbrigaden in<br />

Erprobung der Heeresstruktur 4.<br />

In dieser Phase verlagerte sich der Schwerpunkt<br />

der aktiven Feldjägertruppe zunehmend in die<br />

Feldjägerkräfte des Territorialheeres, während<br />

die Feldjägerkräfte des Feldheeres weitgehend<br />

gekadert wurden (je Kompanie nur ein aktiver<br />

Feldjägerzug, zwei Züge wurden durch Reservisten<br />

besetzt) und einerseits Kräfte an das Territorialheer<br />

abgeben mussten sowie andererseits Personal für<br />

die Aufstellung der drei Korpsfeldjägerbataillone<br />

190, 290 und 390 verfügbar zu machen hatten.<br />

Die Bataillonsstruktur hatte sich sowohl im Feldheer<br />

als auch im Territorialheer als konzeptionelle<br />

Linie durchgesetzt. In dieser Zeit wurden für die<br />

Wehrbereiche und die Korps Feldjägerbataillone,<br />

allerdings in unterschiedlicher Konfiguration, aufgestellt.<br />

Die in dieser Zeit vorgenommenen Veränderungen<br />

wirken bis heute nach und sind ein häufiger<br />

Grund für Irritationen und Missverständnisse.<br />

Ganze Teileinheiten wurden neu unterstellt und<br />

umbenannt, behielten aber die Bezeichnung des<br />

Feldjägerdienstkommandos bei. Das Bemühen um<br />

eine einheitliche Unterstellung und damit Führung<br />

der Feldjägertruppe war in dieser Struktur nicht<br />

erfolgreich.<br />

Die Bedeutung der Reservekräfte wurde noch<br />

einmal erhöht, indem auch die nicht aktiven Verbände<br />

der Feldjägertruppe und die „V- gestellten"<br />

Anteile der aktiven Einheiten intensiv personell<br />

aufgefüllt und intensiv ausgebildet wurden.<br />

Dies führte zu kontroversen Diskussionen in der<br />

NATO, wie auf diese Veränderung zu reagieren<br />

sei. Letztlich wurde 1990 der Zwei-Plus- Vier-<br />

Vertrag unterzeichnet, der die Wiedervereinigung<br />

Deutschlands ermöglichte und den Kalten Krieg<br />

beendete, welcher die politische Landschaft über<br />

Jahrzehnte geprägt hatte.<br />

In der Heeresstruktur 4 wurde das Ziel verfolgt,<br />

erneut eine Untergliederung in kleinere, flexiblere<br />

Kampfverbände zu erreichen. Die Brigaden<br />

wurden erneut verstärkt (auf 4 Bataillone). Die<br />

offenbar nicht hinreichend mobilen Jägerkräfte<br />

wurden weitgehend aufgegeben und die 2. und<br />

4. Jägerdivision wurden wieder in Panzergrenadierdivisionen<br />

zurück gegliedert, aus 1. und 7.<br />

Panzergrenadierdivision wurden Panzerdivisionen.<br />

Das Territorialheer mit seinen Wehrbereichskommandos<br />

gliederte seine Heimatschutzkommandos<br />

Feldjägertruppe<br />

In der Heeresstruktur 4 gelang es, die seit vielen<br />

Jahren verfolgte konzeptionelle Idee der<br />

Zusammenfassung aller Feldjägerkräfte in einer<br />

einheitlichen Struktur durchzusetzen. Die Korpsfeldjägerbataillone<br />

und die Divisionsfeldjägerkompanien<br />

wurden aufgegeben, bzw. gingen in den<br />

Feldjägerbataillonen des Territorialheeres auf. Der<br />

Feldjägerdienst wurde nunmehr ausschließlich<br />

aus den Feldjägerbataillonen des Territorialheeres<br />

geleistet, in denen einzelne Kompanien für die<br />

Divisionen des Feldheeres assigniert waren und<br />

bei Übungen (und im Verteidigungsfall) diesen<br />

wieder unterstellt wurden. Die Feldjägerbataillone<br />

der Reserve wurden zielgerichtet für Aufgaben im<br />

Verkehrsleitnetz für Anfangs- und Folgebewegungen<br />

vorbereitet, entsprechend (orientiert an den<br />

damaligen Verkehrsbezirken) planerisch disloziert<br />

und ihre Ausstattung entsprechend vorbereitet.<br />

1991 -2001 NATO<br />

In der NATO begann eine Phase der Neuorientierung,<br />

der Öffnung für neue Partner aus Osteuropa<br />

und dem Bemühen um eine vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

vor allem mit Russland. Parallel dazu entwickelten<br />

sich Einsätze außerhalb des NATO-Gebietes<br />

in einer bis dahin nicht für möglich gehaltenen<br />

Dimension. Die gesamte NATO-Landschaft wurde<br />

konzeptionell neu betrachtet und geordnet, die<br />

selbstgewählte Ordnung, orientiert am Kalten Krieg,<br />

nach und nach aufgegeben. Letztlich entschieden<br />

sich die NATO-Partner, das Bündnis für den eher<br />

unwahrscheinlichen Fall eines Verteidigungsfalles im<br />

NATO- Vertragsgebiet beizubehalten und darüber<br />

hinaus die Mechanismen und Instrumente der<br />

NATO für die Bewältigung von Krisen und regionalen<br />

Konflikten zu nutzen, die u.U. auf das NATO-<br />

in leistungsfähige Heimatschutzbrigaden um, von<br />

denen 4 (teil)aktive Kampfverbände waren. Hinzu<br />

kam nun die Aufgabe des Wartime Host Nation<br />

Support für die amerikanischen Streitkräfte in<br />

der Bundesrepublik, die durch dafür aufgestellte<br />

Unterstützungskommandos sichergestellt werden<br />

sollte.<br />

Die Aufgaben des Host Nation Supports strahlten<br />

auch auf die konzeptionelle Ausrichtung der Feldjägertruppe<br />

aus, indem zum ersten Mal logistische<br />

Elemente der Bundeswehr zur Unterstützung<br />

der Alliierten, insbesondere der US-Streitkräfte,<br />

geplant und aufgestellt wurden. In der zweiten<br />

Hälfte des Jahrzehnts verfügte die Feldjägertruppe<br />

im Territorialheer über 6 aktive Feldjägerbataillone<br />

und 11 Feldjägerbataillone der Reserve. Darüber<br />

hinaus gab es keine Feldjägerkräfte mehr.<br />

Diese zweite tiefgreifende Restrukturierung der<br />

Feldjägertruppe wirkte sich über viele Jahre auf<br />

das innere Gefüge der Feldjägertruppe und auf<br />

das Selbstverständnis vieler Feldjäger aus. Die Auswirkungen<br />

sind noch bis heute zu spüren.<br />

Und dann kam die „Wende".<br />

Gebiet und die NATO-Staaten ausstrahlen konnten<br />

oder die Sicherheitslage insgesamt so verschärften,<br />

dass die Gefahr einer Destabilisierung der gesamten<br />

Sicherheitsarchitektur weltweit entstehen konnte.<br />

Einige NATO-Mitgliedsstaaten begannen, ihre<br />

Streitkräfte mangels einer konkreten Bedrohung zu<br />

reduzieren. Fragen der Rechtmäßigkeit von „Out of<br />

area“-Einsätzen wurden genauso heiß diskutiert wie<br />

Fragen der Mandatierung solcher Einsätze. Die Diskussion<br />

über die zukünftige Ausrichtung der NATO<br />

ist aus der Sicht des Autors noch nicht abgeschlossen,<br />

da es sich um einen ständigen Entwicklungsund<br />

Anpassungsprozess handelt, ist dies vielleicht<br />

auch nicht möglich.<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

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Headline<br />

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Heer<br />

Das Heer durchlebte in rascher Folge eine Serie<br />

von Strukturen oder besser Strukturanpassungen.<br />

In den neuen Bundesländern wurde das Bundeswehrkommando<br />

Ost eingerichtet mit den beiden<br />

Wehrbereichskommandos VII und VIII. Sehr bald<br />

wurde die insgesamt geplante Fusion von Feldheer<br />

und Territorialheer vollzogen, die allerdings auf<br />

den Führungsebenen nur in Ostdeutschland vollständig<br />

eingenommen wurde. Es entstanden das<br />

Korps/ Territorialkommando Ost und die Divisionen/<br />

Wehrbereichskommandos VII und VIII. Durch<br />

die Aufnahme von Soldaten der ehemaligen NVA<br />

führte das gesamtdeutsche Heer zunächst 14<br />

Divisionen und 43 Kampfbrigaden (zuzüglich der<br />

neu aufgestellten deutschfranzösischen Brigade)<br />

sowie 6 aktive und 6 nichtaktive Heimatschutzbrigaden.<br />

Die Brigaden wurden auf 26 teils teilaktive<br />

Brigaden reduziert.<br />

Schon bald (1993) erfolgte eine Nachsteuerung.<br />

Die Territorialkommandos wurden aufgelöst, das<br />

IV. Korps verlor damit auch seinen Anteil Territorialkommando.<br />

Einige Korps wurden in multinationale Stäbe<br />

umgewandelt (Deutsch-Niederländisches Korps<br />

und Deutsch-Amerikanisches Korps). Das III. Korps<br />

wurde aufgelöst und als Basis für das neu aufzustellende<br />

Heeresführungskommando genutzt. Das<br />

Heeresunterstützungskommando wurde aufgestellt<br />

und sollte u.a. die logistischen und sanitätsdienstlichen<br />

Aufgaben im Heer zentralisieren.<br />

Das IV. Korps in Potsdam blieb das einzige rein<br />

nationale Korps im Heer. Mit dem Aufbau des<br />

Kommando Spezialkräfte wurde im Heer erstmals<br />

mit dem Aufbau eines Verbandes für Kommandooperationen<br />

begonnen.<br />

Ein weiterer Anpassungsschritt wurde ab 1997<br />

mit dem Neuen Heer für Neue Aufgaben vorgenommen.<br />

Unter dem Aspekt des erweiterten<br />

Aufgabenspektrums des Heeres wurde die<br />

Differenzierung in Hauptverteidigungskräfte und<br />

Krisenreaktionskräfte vorangetrieben.<br />

Neben den Krisenreaktionskräften verfügte das<br />

Heer über 20 Brigaden als HVK-Kräfte (Hauptverteidigungskräfte).<br />

Das Heer war weiterhin am Deutsch-Niederländischen<br />

Korps, am Deutsch- Amerikanischen Korps,<br />

dem Eurokorps, dem ACE Rapid Reaction Corps<br />

und dem Multinationalen Korps Nord-Ost beteiligt,<br />

das inzwischen aus dem deutsch-dänischen<br />

LANDJUT unter Eingliederung polnischer Heeresanteile<br />

entstanden war, und unterstellte diesen<br />

Kräfte für Übungen und den Einsatz. Das IV. Korps<br />

blieb zunächst bestehen.<br />

Diese recht detaillierten Ausführungen sind notwendig,<br />

um deutlich zu machen, wie das Heer<br />

von einem Heer, das sich auf den Einsatz in der<br />

Landesverteidigung seit Jahrzehnten einstellte und<br />

vorbereitete, zu einem Heer im Einsatz in „Out of<br />

area“-Einsätzen wurde; um deutlich zu machen,<br />

wie die Multinationalität eine völlig neue Bedeutung<br />

erfuhr; um die neue Qualität asymmetrischer<br />

Auseinandersetzungen sichtbar zu machen und<br />

um letztlich erkennbar zu machen, wie diese<br />

Veränderungen bei einer gleichzeitigen erheblichen<br />

Reduzierung der Umfänge der Streitkräfte zu<br />

leisten waren.<br />

Zunächst einmal waren aber die Konsequenzen der<br />

Wiedervereinigung Deutschlands, der damit verbundenen<br />

Aufstellung neuer Verbände in Ostdeutschland<br />

und der Aufnahme und Ausbildung von<br />

Soldaten aus der ehemaligen NVA abzuarbeiten.<br />

Für die nächsten Jahre sollte die Frage, wie die<br />

ungleichen Umfänge der Feldjägerbataillone in<br />

Ostdeutschland und die Lage des Feldjägerbataillons<br />

des BMVg optimiert werden könnten, die<br />

Konzeptionäre der Feldjägertruppe beschäftigen.<br />

Verschiedene Modelle wurden betrachtet und<br />

erprobt. Die jeweils notwendigen Umbenennungen<br />

von Feldjägerkompanien führten dazu, dass<br />

im Sprachgebrauch die Einheiten kaum noch mit<br />

ihren offiziellen Bezeichnungen sondern nach<br />

ihrem Standort bezeichnet wurden.<br />

2001 - heute NATO<br />

Trotz der Kernaufgabe der Kollektiven Verteidigung<br />

des Bündnisterritoriums war die Phase stark<br />

durch die Anschläge des 11. September 2001<br />

geprägt, die verdeutlichten, dass eine Bedrohung<br />

Zur Mitte des Jahrzehnts wurde auch die Feldjägertruppe<br />

bei Einsätzen in Somalia und in Ex-Jugoslawien<br />

gefordert. Schwerpunkt war sicherlich<br />

zunächst der Einsatz in Bosnien-Herzegowina. In<br />

dieser Zeit wurden konzeptionell bedeutsame Erfahrungen<br />

gesammelt, die in enger Abstimmung<br />

zwischen zunächst dem Feldjägerstabsoffizier<br />

und Verkehrsstabsoffizier im III. Korps, danach<br />

vom Heeresführungskommando, Dezernat 2<br />

(Auslandseinsatz) und Dezernat 3 Feldjägereinsatz,<br />

der Gruppe Feldjäger im Heeresamt und<br />

der Gruppe Weiterentwicklung an der Schule<br />

für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr<br />

aufgearbeitet und umgesetzt wurden. Schrittweise<br />

setzte sich die Erkenntnis durch, dass der<br />

Auslandseinsatz neue, zusätzliche Fähigkeiten<br />

der Feldjägertruppe fordert, die nicht mehr jeder<br />

Feldjäger beherrschen konnte - die Spezialisierung<br />

der Feldjäger wurde schrittweise definiert<br />

und in Ausbildung und Ausstattung umgesetzt.<br />

Auch die Feldjägertruppe hatte Krisenreaktionskräfte<br />

und Hauptverteidigungskräfte zu definieren<br />

und bereitzustellen.<br />

Die Multinationalität bekam für die Feldjäger<br />

eine neue Bedeutung! Im Auslandseinsatz fand<br />

und findet militärpolizeiliche multinationale<br />

Zusammenarbeit auf Streifenebene statt, mit den<br />

notwendigen Konsequenzen für die Ausbildung<br />

der Feldjäger.<br />

Insgesamt führte diese Entwicklung zu konzeptionellen<br />

Veränderung der Feldjägertruppe in der<br />

inneren Struktur der Einheiten und Teileinheiten.<br />

Der Feldjägerdienst im Inland trat konzeptionell<br />

in den Hintergrund, ohne dadurch an Bedeutung<br />

zu verlieren. Der flächendeckende Feldjägerdienst<br />

aus Feldjägerdienstkommandos wurde weiterhin<br />

geleistet, allerdings lag der Schwerpunkt bei der<br />

Vorbereitung und der Abstellung von Feldjägern für<br />

die Einsätze, wie mittlerweile verkürzend die Auslandseinsätze<br />

genannt wurden. In dieser Zeit wurde<br />

schrittweise der Weg hin zu dem heute bekannten<br />

Prinzip „Zuerst Soldat - dann Feldjäger - dann Spezialist"<br />

begangen.<br />

Die Entwicklung nicht nur der Feldjägertruppe<br />

wurde durch die Erfahrungen im Einsatz im Kosovo<br />

am Ende dieses Jahrzehnts beschleunigt und ausgeweitet.<br />

Unvermeidlich war, dass nach Wegfall des Kernauftrages<br />

„Unterstützung von Anfangs- und Folgebewegungen<br />

im Verteidigungsfall" die Anzahl der<br />

nicht aktiven Feldjägerbataillone reduziert wurde.<br />

nicht wie während des Kalten Krieges und unmittelbar<br />

danach aus Europa, sondern jenseits des<br />

Kontinents zu erwarten war.<br />

Feldjägertruppe<br />

Streitkräftebasis<br />

All die Veränderungen des Heeres hatten unmittelbare<br />

Auswirkungen auf die Feldjägertruppe.<br />

Der Aufbau von zwei neuen Feldjägerbataillonen<br />

in Ostdeutschland, die neuen konzeptionellen<br />

Erfahrungen durch die Unterstellung dieser<br />

Feldjägerbataillone unter die Divisionen/ Wehrbereichskommandos,<br />

die neue Form der Unterstützungsleistung<br />

für den zweiten Dienstsitz des<br />

Verteidigungsministeriums in Berlin sowie die<br />

Personalgewinnung und -auswahl von geeigneten<br />

Soldaten der ehemaligen NVA und darüber hinaus<br />

die Schaffung infrastruktureller und materieller<br />

Rahmenbedingen erforderten Anstrengungen der<br />

gesamten Feldjägertruppe.<br />

Mit dem Jahr 2001 begann für die Bundeswehr<br />

eine tiefgreifende Umwälzung. Die bisher eingehaltene,<br />

aus dem Bild eines klassischen Krieges in<br />

Mitteleuropa stammende Linie, bereits im Frieden<br />

kleine mobile und eigenständig handlungs- und<br />

zeitlich begrenzt durchhaltefähige Elemente zu<br />

schaffen, wurde unter dem Eindruck der veränderten<br />

Rahmenbedingungen und Notwendigkeiten<br />

durch die Einsätze vor allem in Bosnien-Herzegowina<br />

und im Kosovo aufgegeben. Es entstanden<br />

die neuen Organisationsbereiche „Zentraler<br />

Sanitätsdienst" und „Streitkräftebasis", in denen<br />

querschnittliche Unterstützungsaufgaben für<br />

die Teilstreitkräfte zusammengefasst wurden,<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

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Headline<br />

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um durch Zusammenfassung von Fachaufgaben<br />

flexibler und wirtschaftlicher Unterstützung leisten<br />

zu können.<br />

Feldjägertruppe<br />

Sehr schnell wurden, wie das gesamte Streitkräfteunterstützungskommando,<br />

die Fachabteilungen<br />

(eben auch die selbständige Gruppe Feldjägerwesen<br />

der Bundeswehr, später Abteilung Feldjägerwesen<br />

der Bundeswehr) gefordert in der Auswertung der<br />

Einsatzerfahrungen, vor allem im Kosovo.<br />

Die wesentliche Erkenntnis für das Feldjägerwesen<br />

war, dass Feldjäger als Einzige polizeiliche Aufgaben<br />

für und mit der Bundeswehr wahrnehmen können,<br />

insbesondere dann, wenn in einem zusammengebrochenen<br />

Staat (Failed State) keine anderen<br />

Elemente zur Aufrechterhaltung der öffentlichen<br />

Sicherheit und Ordnung vorhanden sind. Feldjäger<br />

mussten also lernen, polizeiliche Aufgaben wahrzunehmen,<br />

Aufgaben, die sie im Inland, politisch<br />

gewollt und im Grundgesetz verankert, nicht wahrnehmen<br />

sollen und wollen.<br />

Dies wurde noch stärker deutlich, als ab 2002 der<br />

Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan begann, der<br />

von da an nahezu das gesamte Denken und Handeln<br />

bestimmen sollte. Die Bedeutung der Feldjäger<br />

mit Spezialaufgaben nahm im Einsatz enorm zu.<br />

Während anfänglich die Unterstützungskräfte für<br />

den Auslandseinsatz dem Heeresführungskommando<br />

für den Einsatz unterstellt wurden, wurden sie ab<br />

Konzeptionell war die Feldjägertruppe seit Anfang<br />

der Bundeswehr auf die querschnittliche Unterstützung<br />

aller Teilstreitkräfte ausgelegt. Das Feldjägerwesen<br />

war eine sogenannte Pilotaufgabe des<br />

Heeres für alle Teilstreitkräfte. Konsequenterweise<br />

wurde das „Feldjägerwesen der Bundeswehr"<br />

nun auch in die Streitkräftebasis überführt. Da die<br />

Streitkräftebasis auch Elemente des früheren Territorialheeres,<br />

wie WBK und VBK (Verteidigungsbezirkskommandos),<br />

übernahm, änderte sich für<br />

die Feldjägerverbände an der truppendienstlichen<br />

Unterstellung unter die Wehrbereichskommandos<br />

nichts. Allerdings wurden in allen Fachaufgaben,<br />

so auch für das Feldjägerwesen der Bundeswehr,<br />

die fachliche Verantwortung und die Weiterentwicklungsaufgaben<br />

im Streitkräfteunterstützungskommando<br />

in Fachabteilungen zusammengefasst.<br />

Damit kamen die konzeptionellen Vorgaben<br />

nunmehr aus der Streitkräftebasis. Die unmittelbare<br />

Linie Bundesministerium der Verteidigung,<br />

Stellvertreter des Generalinspekteurs und Inspekteur<br />

der Streitkräftebasis, Referat für das Feldjägerwesen<br />

der Bundeswehr - Streitkräfteunterstützungskommando,<br />

Fachabteilung Feldjägerwesen<br />

der Bundeswehr, verkürzte Entscheidungswege<br />

deutlich und machte ein schnelleres Reagieren auf<br />

Erkenntnisse aus dem Einsatz möglich, auch wenn<br />

zusätzliche Abstimmung mit dem Heer (alle Feldjäger<br />

gehören dem Heeresuniformträgerbereich an)<br />

und querschnittlich mit dem Streitkräfteamt zu<br />

leisten waren. Auch andere Neuschöpfungen, wie<br />

z.B. die Fuhrpark Service GmbH, machten schnellere<br />

Neuentwicklungen möglich.<br />

2002 dem aus dem IV. Korps hervorgegangenen Einsatzführungskommando<br />

der Bundeswehr unterstellt,<br />

das national die Kräfte im Auslandseinsatz seitdem<br />

führt. Mit ihm waren nunmehr auch Erfahrungen<br />

und Konsequenzen aus den Einsätzen abzustimmen.<br />

Die Verlegung der Schule für Feldjäger und Stabsdienst<br />

der Bundeswehr von Sonthofen nach Hannover<br />

war ein weiterer Kraftakt, der die Ausbildungsmöglichkeiten<br />

erheblich verbesserte.<br />

Ein irritierendes Problem war und ist die Neubenennung<br />

der Feldjägerbataillone, die für erforderlich<br />

erachtet wurde, um die Zuordnung in der<br />

Streitkräftebasis sichtbar zu machen. Die Orientierung<br />

am Auslandseinsatz überstrahlte alle konzeptionelle<br />

Arbeit, dennoch gelang es, das Netz der<br />

Feldjägerdienstkommandos in Deutschland, wenn<br />

auch weniger dicht, zu erhalten und die materielle<br />

Ausstattung zu verbessern, insbesondere den<br />

Fahrzeugpark, Waffen und Ausbildungsgerät. In<br />

hohem Tempo wurden Ausrüstung, Ausstattung<br />

und Ausbildung auf die Erfordernisse des Einsatzes<br />

ausgerichtet - „Einsatzbedingter Sofortbedarf"<br />

war das Zauberwort. Die konzeptionelle Arbeit<br />

konzentrierte sich auf die Optimierung der inneren<br />

Struktur der Feldjägereinheiten, die Verbesserung<br />

und Neuentwicklung von Ausrüstung und Ausstat- Abb. 4 Feldjäger regelt bei Duvno den Verkehr zur Durchfahrt eines Konvois. IFOR 1996<br />

tung für die Auslandseinsätze und die Definition<br />

von Spezialfähigkeiten und der dazu erforderlichen<br />

Ausbildung. Natürlich waren auch querschnittliche<br />

Strukturvorgaben umzusetzen, die Umfänge<br />

und Zahl der Feldjägereinheiten veränderten. Die<br />

Feldjägerverbände wurden übrigens geschlossen<br />

den Einsatzkräften zugordnet, was auf Grund der<br />

Einsatzforderungen erforderlich war und vermied,<br />

dass Feldjägereinheiten qualitativ unterschiedlich<br />

ausgestattet werden mussten. Auch die Reserve<br />

veränderte sich erneut. Die letzten nicht aktiven<br />

Bataillone wurden aufgelöst, in jedem aktiven<br />

Feldjägerbataillon wurde allerdings eine nicht<br />

aktive Kompanie eingerichtet. Die Mehrzahl der<br />

Reservisten wurde auf sog. Spiegeldienstposten<br />

eingeplant. Damit wurde sichtbar, dass die Kernaufgabe<br />

der Reserve die Kompensation der im<br />

Auslandseinsatz verwendeten aktiven Feldjäger<br />

wurde. Mit den Einsatzaufgaben und den konkret<br />

gewordenen Aufgaben für die Evakuierung deutscher<br />

Staatsbürger aus Krisenregionen wurde auch<br />

die Unterstützung der Teilstreitkräfte Luftwaffe<br />

und Marine auf eine neue Grundlage gestellt. Feldjäger<br />

in Luftfahrzeugen der Bundeswehr und auf<br />

Schiffen der Marine wurden Normalität. In diesem<br />

Zusammenhang wurde auch die Unterstützung<br />

von Evakuierungsmaßnahmen des Heeres planerisch<br />

festgelegt. Die neue Qualität der multinationalen<br />

Zusammenarbeit wirkte sich auch auf die<br />

Arbeit in NATO-Gremien aus. Die NATO Military<br />

Police Chiefs Conference, die historisch aus der<br />

ehemals jährlich stattfindenden Militärpolizeikonferenz<br />

hervorging, bestellte für die Erarbeitung<br />

von Grundsätzen für den multinationalen Einsatz<br />

von Militärpolizeikräften eine Arbeitsgruppe, die<br />

in enger Abstimmung mit der Land Operations<br />

Working Group der NATO die Grundlagen für ein<br />

erstmalig erstelltes Grundlagendokument für den<br />

operativen Einsatz von Militärpolizeikräften, das<br />

weit über das einzige bis dahin existierende und<br />

mittlerweile veraltete Dokument, die STANAG<br />

2085 - „Die gemeinsame Militärpolizei der NATO",<br />

hinausging. Die Ergebnisse dieser Arbeit flossen in<br />

die Erarbeitung einer „Teilkonzeption Feldjägerwesen<br />

der Bundeswehr" ein, in der, erstmals in der<br />

Geschichte der Feldjägertruppe der Bundeswehr,<br />

die konzeptionellen Grundlagen des Feldjägerwesens<br />

umfassend formuliert wurden. Diese Teilkonzeption<br />

wurde vom damaligen Generalinspekteur<br />

der Bundeswehr unterzeichnet.<br />

In den letzten Jahren hat sich die Feldjägertruppe,<br />

auch nach dem Urteil unserer alliierten Kameraden,<br />

zu einer modernen, dem Aufgabenspektrum<br />

angepassten, leistungsfähigen Militärpolizei<br />

entwickelt, die sich im Einsatz, aber eben auch in<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

50<br />

50<br />

51


3 Der Aufgabenbereich Feldjägerwesen Bundeswehr<br />

in der Neuausrichtung der Bundeswehr<br />

Deutschland, mit einem breiten Unterstützungsangebot<br />

bewährt hat und dem Eigennamen „Feldjäger"<br />

nicht nur in Deutschland einen neuen, guten<br />

Klang gegeben hat.<br />

In einem weiteren Schritt gelang es, alle Feldjägerkräfte<br />

in einem Kommandobereich, dem Kommando<br />

Feldjägerwesen der Bundeswehr, zusammenzufassen<br />

und so die Unterstützungsleistungen<br />

noch einmal zu optimieren. Feldjäger sind in auf<br />

den jeweiligen Auftrag zugeschnittener Konfiguration<br />

integraler Bestandteil der Einsätze der<br />

Bundeswehr. An dieser Stelle endet die Betrachtung<br />

der konzeptionellen Entwicklung der Feldjägertruppe<br />

Bundeswehr und der Autor schaut, mit<br />

ihnen gemeinsam, auf die weitere Entwicklung<br />

des Feldjägerkorps mit seinen aktiven Soldatinnen<br />

und Soldaten, seine Reservistinnen und Reservisten<br />

und auch mit dem unterstützenden Verein,<br />

der Kameradschaft der Feldjäger e.V.<br />

3.1 Feldjäger in der Neuausrichtung der Bundeswehr<br />

3.2 Konzeption im Wandel<br />

3.3 Doktrin<br />

3.4 Rüstung und Ausrüstung<br />

3.5 Neugestaltung der Ausbildung<br />

3.6 Feldjäger im Blick der internationalen Zusammenarbeit<br />

Abb 4a Feldjäger-Eskorte vor dem Brandenburger Tor in Berlin, 2009<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

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52<br />

53


Headline<br />

Headline<br />

3.1 Feldjäger in der Neuausrichtung der Bundeswehr<br />

Oberst Heiko Thieser, Abteilungsleiter Grundlagen<br />

und Weiterentwicklung<br />

Die Neuausrichtung der Bundeswehr hat zu einer<br />

fundamentalen Neugestaltung des Feldjägerwesens<br />

geführt. Ausgangspunkt waren die zunehmend<br />

komplexer werdenden und sich dynamisch wandelnden<br />

strategischen Rahmenbedingungen. Ziel<br />

und Maßstab der Neuausrichtung ist eine Bundeswehr,<br />

deren Aufgaben und Fähigkeiten sicherheitspolitisch<br />

abgeleitet sind, deren Struktur demographiefest<br />

ist und die insgesamt nachhaltig finanziert<br />

ist. Für den Aufgabenbereich Feldjägerwesen<br />

Bundeswehr spiegeln sich diese Herausforderungen<br />

in der gesetzten Teilaufgabe: „Die Bundeswehr<br />

zu befähigen, militärpolizeiliche Aufgaben<br />

im gesamten Aufgaben- und Intensitätsspektrum<br />

weltweit wahrzunehmen." Die Bestandsaufnahme<br />

zu Beginn der Neuausrichtung hatte gezeigt, dass<br />

die Organisation und Struktur, einschließlich ihrer<br />

Fähigkeiten, Finanzierung und Führungsstruktur für<br />

den zukünftigen Auftrag der Bundeswehr unzureichend<br />

sind. Verschärft wurde diese Bestandsaufnahme<br />

durch die Herausforderungen des Einsatzes.<br />

Dabei umfasst Einsatz nach dem neuen Verständnis<br />

der Bundeswehr alle Aufgaben, die die Bundeswehr<br />

jenseits von Ausbildung und Übung täglich<br />

bewältigt. Dieses betrifft insbesondere die Feldjäger<br />

in ihren Aufgabenfeldern des Feldjägerdienstes<br />

Inland, des Feldjägereinsatzes Inland sowie des<br />

Feldjäger und Military Police Einsatzes Ausland.<br />

Viele der Leistungen und Erfolge der Feldjäger wären<br />

ohne die Reformschritte nach Ende des „kalten<br />

Krieges" nicht möglich gewesen. Beispielhaft ist<br />

der Aufwuchs der Feldjägerverbände zu nennen,<br />

die umfassende Ausstattung und Ausrüstung von<br />

Feldjägerkräften, die Ausrichtung und Vertiefung<br />

der Spezialisierungen oder die konzeptionelle<br />

Ausrichtung auf das sich wandelnde Aufgabenspektrum<br />

mit der Teilkonzeption Feldjägerwesen<br />

Bundeswehr. Dreh- und Angelpunkt dabei waren<br />

die hervorragenden Leistungen und Ergebnisse, mit<br />

welchen die Feldjäger im Feldjägerdienst und Feldjägereinsatz<br />

national und international überzeugen<br />

konnten. Dabei steht der Name FELDJÄGER für die<br />

Qualität deutscher Militärpolizei.<br />

Die Neuausrichtung der Bundeswehr verfolgt einen<br />

umfassenden Ansatz, dessen Startschuss im Mai<br />

2011 mit den Eckpunkten zur Neuausrichtung<br />

erfolgte und bis 2017 weitestgehend abgeschlossen<br />

sein soll. Dabei geht es nicht nur um die öffentlichkeitswirksamen<br />

Themen der Stationierung und<br />

strukturellen Fragen von Auflösungen, sondern auch<br />

um tiefgreifende Veränderungen beispielsweise in<br />

den Bereichen der Organisation, des Personalmanagements,<br />

der Rüstung und Nutzung, der Ausbildung<br />

sowie der Steuerung und des Controllings.<br />

Diese Fragen haben auch entscheidende Veränderungen<br />

für den Aufgabenbereich Feldjägerwesen<br />

Bundeswehr zur Folge. Die offensichtlichen<br />

Veränderungen liegen in der neuen Struktur des<br />

Kommandobereichs mit einem Kommando Feldjäger<br />

der Bundeswehr mit einem Brigadegeneral<br />

an der Spitze, drei Feldjägerregimentern und der<br />

unterstellten Schule für Feldjäger und Stabsdienst<br />

der Bundeswehr als Kommandobereich. Auch die<br />

Standortfrage ist durch die persönliche Betroffenheit<br />

von Mensch und Kommune ein äußerst<br />

sensibles Thema.<br />

Weitere nicht unwichtige Themenfelder sind aber<br />

erst auf den zweiten Blick zu erkennen, jedoch in<br />

ihren Auswirkungen ebenso, wenn nicht wesentlich<br />

einschneidender für die zukünftige Ausrichtung<br />

der Bundeswehr. Eine neue Organisationsstruktur,<br />

beginnend mit der Umstrukturierung des Bundesministeriums<br />

der Verteidigung mit einer umfassenden<br />

Abschichtung bisheriger ministerieller Aufgaben, die<br />

Aufstellung von Teilstreitkräftekommandos unterhalb<br />

der ministeriellen Ebene sowie die Schaffung<br />

von Fähigkeitskommandos sind hier zu nennen.<br />

Die Folgen für die Feldjäger waren fundamental:<br />

Ein eigenes Fähigkeitskommando mit der zentralen<br />

Verantwortung für alle Feldjäger und militärpolizeilichen<br />

Angelegenheiten.<br />

Hier kommt ein weiterer neuer Ansatz zum Tragen:<br />

die Prozessverantwortung.<br />

Der prozessorientierte Ansatz ergänzt das Prinzip<br />

der truppendienstlichen Führung. Ziel ist die<br />

Zusammenführung von Aufgabe, Kompetenz und<br />

Verantwortung an einer Stelle. Der Aufgabenbereich<br />

Feldjägerwesen Bundeswehr ist in der Prozessverantwortung<br />

für das Feldjägerwesen/Military<br />

Police zuständig, er vereinigt als einzige Stelle innerhalb<br />

der Bundeswehr Aufgabe, Kompetenz und<br />

Abb. 5 System der Weiterentwicklung Feldjägerwesen Bundeswehr<br />

Verantwortung dieses Bereiches und ist in diesem<br />

Ansatz direkt dem Inspekteur der Streitkräftebasis<br />

als dem „Prozesseigner" nachgeordnet.<br />

Im Kommando Feldjäger der Bundeswehr werden<br />

neben den Aufgaben der truppendienstlichen<br />

Führung sowie der Führung und Koordinierung<br />

des Feldjägereinsatzes die Aufgaben der Weiterentwicklung<br />

des Aufgabenbereichs wahrgenommen.<br />

Hierzu wurde im Kommando eine Abteilung<br />

Grundlagen und Weiterentwicklung geschaffen.<br />

Dort werden in dem System „Weiterentwicklung"<br />

die Aufgabenfelder Konzeption, Rüstung/Nutzung,<br />

Ausbildung und Internationale Kooperation sowie<br />

Doktrin gebündelt.<br />

Hierzu gestaltet und begleitet die Abteilung den<br />

Prozess der Weiterentwicklung von der Konzeption<br />

bis zur Planungsumsetzung sowie der späteren<br />

Betreuung und Nutzung. Ausbildungsvorgaben,<br />

Ausrüstung sowie Einsatzgrundsätze werden<br />

entsprechend den konzeptionellen Vorgaben und<br />

Einsatzerfordernissen aufeinander abgestimmt.<br />

Dabei steht nicht die Binnenoptimierung eines<br />

Aufgabenbereiches im Fokus, sondern der ganzheitliche<br />

aufgabenbereichsübergreifende Ansatz<br />

der Weiterentwicklung zum Erreichen der oben<br />

erwähnten Teilaufgabe „Die Bundeswehr zu<br />

befähigen, militärpolizeiliche Aufgaben im gesamten<br />

Aufgaben- und Intensitätsspektrum weltweit<br />

wahrzunehmen."<br />

Zukunft ist nicht vorhersehbar und alle Ansätze,<br />

dieses doch zu versuchen misslingen. Versuche,<br />

Kräfte für eine spezielle Zukunft oder Einsätze in einem<br />

so wenig vorhersehbaren Umfeld aufzubauen,<br />

auszubilden und auszurüsten sind zum Scheitern<br />

verurteilt. Die Weiter- und Zukunftsentwicklung<br />

sollte auf alles Denkbare vorbereitet sein, auf das<br />

Wahrscheinlichste besonders gut. Wir brauchen<br />

daher Führungs- und Einsatzgrundsätze (Doktrin),<br />

Ausbildung und Übungen sowie Ausrüstung,<br />

die auf einer klaren konzeptionellen Ausrichtung<br />

beruhen und uns eine schnelle Anpassung an<br />

entstehende Konflikte ermöglichen. Die Weiterentwicklung<br />

zukunftsorientierter Kräfte zielt daher, auf<br />

Flexibilität basierend, auf die Fähigkeit zum Kampf<br />

sowie die Befähigung zu Stabilisierungsoperationen<br />

beizutragen.<br />

Die Neuausrichtung ist eine Chance, die wir als<br />

Feldjäger zum Aufbau einer zukunftsfähigen<br />

Truppe in Konzeption, Doktrin, Ausrüstung und<br />

Ausbildung genutzt haben, die sich an der Einsatzrealität<br />

und potentiellen Herausforderungen<br />

ausrichtet. Dieses stellt aber nur das Fundament<br />

dar, welches durch die Soldatinnen und Soldaten<br />

mit Kraft, Stärke und Professionalität umgesetzt<br />

wird. Die entsprechende Weiterentwicklung und<br />

Ausrichtung der Feldjäger erfolgt innerhalb des<br />

oben erwähnten Systems Weiterentwicklung und<br />

wird in den folgenden Abschnitten vertieft.<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

54<br />

54<br />

55


Headline<br />

Headline<br />

3.2 Konzeption im Wandel<br />

Oberstleutnant i. G. Andreas Düpmann,<br />

Dezernatsleiter Grundsatz/Konzeption<br />

Das Aufgabenfeld „Konzeption" im System Weiterentwicklung<br />

Das Aufgabenfeld Konzeption beinhaltet im<br />

System Weiterentwicklung die Abbildung und die<br />

Einordnung von militärpolizeilichen Erfordernissen<br />

auf ministerieller/strategischer Ebene sowohl im<br />

multinationalen wie auch im nationalen Bereich.<br />

Es umfasst dabei die Definition der sogenannten<br />

Soll-Fähigkeiten, also die Frage - was sollen Feldjäger<br />

zukünftig können. Die Konzeption bestimmt<br />

somit das sogenannte Fähigkeitsprofil und damit<br />

die zukünftige Ausrichtung des Feldjägerwesens<br />

in den verschiedenen Einsatzarten.<br />

Entsprechend den ministeriellen Vorgaben für die<br />

Bundeswehr werden im Kommando Feldjäger der<br />

Bundeswehr die Soll-Fähigkeiten für militärpolizeiliche<br />

Aufgaben definiert und dann in sogenannten<br />

bedarfsbegründenden Dokumenten auf konzeptioneller<br />

Ebene festgeschrieben. Dieser Prozess<br />

erfolgt in bundeswehrgemeinsamer Abstimmung.<br />

Maßgeblich hierfür ist der sogenannte „Integrierte<br />

Planungsprozess", in welchem die jeweiligen<br />

Forderungen am Fähigkeitsverbund „Führung-<br />

Aufklärung-Wirkung-Unterstützung" ausgerichtet<br />

sind und sich am Handlungs- und Leistungsspektrum<br />

der Bundeswehr orientieren.<br />

Das Fundament der Konzeption<br />

Hierbei geht es nicht um eine Optimierung von<br />

Feldjägerkräften, sondern um das Leistungsvermögen<br />

der Streitkräfte in Gänze. Ziel hierbei ist es,<br />

die Bundeswehr zu befähigen, militärpolizeiliche<br />

Aufgaben im gesamten Einsatzspektrum weltweit<br />

wahrzunehmen.<br />

Diese konzeptionellen Festlegungen sind dann<br />

in der Folge die Grundlage für die Weiterentwicklung<br />

des Aufgabenbereiches Feldjägerwesen<br />

Bundeswehr in allen weiteren Bereichen wie<br />

Ausrüstung, Ausbildung oder Doktrin. Dieser<br />

Prozess findet permanent statt und wird daher als<br />

kontinuierliche Zukunftsentwicklung bezeichnet.<br />

Sie dient im Zuge der Zielbildung zur Vorbereitung<br />

der Bundeswehr auf wahrscheinliche Herausforderungen.<br />

Die daraus abgeleitete Umsetzung im<br />

Aufgabenbereich Feldjägerwesen Bundeswehr hat<br />

zur Zielsetzung, langfristig die konzeptionelle und<br />

planerische Stabilität des eigenen Leistungs- und<br />

Fähigkeitsprofil zu gewährleisten. Dabei wird das<br />

aktuelle Aufgabenprofil ständig überprüft, Sachstände<br />

aktualisiert und auf Basis neuer Impulse<br />

ggf. um weitere Themen ergänzt. Impulse können<br />

aus allen Bereichen eingesteuert werden.<br />

(AJP) "Allied Joint Doctrine for Military Police", welche<br />

allerdings auch nur den (kleinsten) „gemeinsamen<br />

Nenner" abbildet, da die Bandbreite nationaler<br />

Militärpolizeien groß ist und vom sogenannten<br />

„US MP-Warrior" (eher infanteristisch geprägter<br />

Militärpolizist) über die Gendarmerien (eigenständige<br />

Polizeibehörden wie z. B. in Italien, den Niederlanden<br />

oder Spanien) bis hin zur traditionellen<br />

Militärpolizei reicht. Die deutschen Abweichungen<br />

von diesem internationalen Kerndokument spiegeln<br />

sich im sogenannten „Nationalen Ergänzungsdokument<br />

zur Allied Joint Publication 'Allied Joint<br />

Einsatz-, Aufgaben- und Fähigkeitsprofil<br />

Doctrine for Military Police'" wider. Als das national<br />

höchste feldjägerspezifische Dokument ist dieses<br />

Dachdokument für die Feldjäger richtungsweisend.<br />

Dieses Dokument grenzt die Regelungen der spezifischen<br />

deutschen militärpolizeilichen Führungsund<br />

Einsatzgrundsätze sowie Einsatzverfahren für<br />

den Einsatz von Feldjägern zum NATO Dokument<br />

ab. Es verdeutlicht den ganzheitlichen Ansatz<br />

der Rolle von Feldjägerkräften und Military Police<br />

Kräften in der Einsatz- und Operationsführung im<br />

Kontext der nationalen Besonderheiten.<br />

Das Einsatz-, Aufgaben- und Fähigkeitsprofil der<br />

Feldjägerkräfte wird in den oben genannten konzeptionellen<br />

Dokumenten sowie der Dokumentenlandschaft<br />

Einsatz festgelegt. Es umfasst dabei<br />

die wesentlichen Elemente:<br />

Im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr<br />

wurde mit der Konzeption der Bundeswehr (KdB)<br />

ein neues verbindliches Fundament gelegt. Dieses<br />

Dokument ist die zentrale, langfristige Grundsatzweisung<br />

für die gesamte Bundeswehr und das<br />

Dachdokument wie auch Ausgangspunkt für alle<br />

weiteren konzeptionellen Arbeiten. Mit diesem<br />

Neuansatz erfolgte eine noch stärkere Fokussierung<br />

als bisher auf den fähigkeitsorientierten<br />

Ansatz. In Folge verlieren alle bisherigen aufgabenbereichs-<br />

oder truppengattungsspezifischen<br />

konzeptionellen Papiere, wie die Teilkonzeption<br />

Feldjägerwesen Bundeswehr, ihre Bedeutung. Der<br />

Aufgabenbereich Feldjägerwesen Bundeswehr<br />

verfügt daher zukünftig nicht mehr über eine<br />

eigenständige Teilkonzeption, sondern ist mit<br />

seinem Aufgaben- und Fähigkeitsprofil in anderen<br />

Teilkonzeptionen eingebracht. Als Beispiel hierfür<br />

stehen die Teilkonzeption der Reihe Wirkung<br />

(bspw. Teilkonzeption Wirkung Land) oder die<br />

Teilkonzeption Territoriale und gesamtstaatliche<br />

Aufgaben.<br />

Die Einsätze der Bundeswehr erfolgen heute<br />

größtenteils im multinationalen Umfeld, sodass<br />

die Multinationalität die Aufgabenwahrnehmung<br />

der Bundeswehr prägt. Entsprechend sind die<br />

Regelungen/Doktrinen der NATO anzuwenden und<br />

im Bedarfsfall durch sogenannte nationale Ergänzungsdokumente<br />

zu ergänzen. Dieses wird in der<br />

sogenannten „Dokumentenlandschaft Einsatz" zusammengefasst.<br />

Für die Feldjäger besteht als Kerndokument<br />

bei der NATO die Allied Joint Publication<br />

Abb. 6 Aufgaben und Einsatzspektrum<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

56<br />

56<br />

57


Headline<br />

Headline<br />

• Einsatzprofil: Feldjägerdienst Inland/ Ausland,<br />

Feldjägereinsatz Inland, Feldjäger-/MP Einsatz<br />

Ausland<br />

• Sechs Kernaufgaben<br />

• Einzelaufgaben, Spezialisierungen<br />

• Fähigkeitsprofil: „Soldat-Feldjäger- Spezialist"<br />

Mit diesem Einsatz-, Aufgaben- und Fähigkeitsprofil<br />

unterstützt der Aufgabenbereich Feldjägerwesen<br />

Bundeswehr alle Organisationsbereiche<br />

und das Bundesministerium der Verteidigung<br />

sowie alliierte und befreundete Streitkräfte.<br />

Einsatzprofil<br />

Feldjägerdienst Inland/Ausland<br />

Der Aufgabenbereich Feldjägerwesen Bundeswehr<br />

trägt im Rahmen des Feldjägerdienstes Inland<br />

durch bedarfs-, zeit- und fähigkeitsgerechte Unterstützung<br />

zur Gewährleistung des Grundbetriebes<br />

bei. Die Wahrnehmung feldjägerspezifischer<br />

Aufgaben erfolgt dabei insbesondere zur Unterstützung<br />

der jeweils zuständigen Vorgesetzten bei<br />

der Gewährleistung der militärischen Sicherheit<br />

zum Schutz der eigenen Kräfte, der Aufrechterhaltung<br />

der militärischen Ordnung und Disziplin<br />

sowie zur sonstigen Unterstützung der Vorgesetzten.<br />

Der Feldjägerdienst Inland dient dabei der<br />

Erhöhung der Einsatzbereitschaft der Streitkräfte<br />

durch Unterstützungsleistungen, insbesondere<br />

durch die permanente Reaktionsfähigkeit rund um<br />

Feldjägereinsatz Inland<br />

In klarer Abgrenzung zum Feldjägerdienst Inland<br />

erfolgt der Feldjägereinsatz Inland im Rahmen<br />

der Katastrophenhilfe. Feldjäger können bei<br />

Naturkatastrophen oder besonders schweren<br />

Unglücksfällen im verfassungsrechtlichen Rahmen<br />

die Uhr, sowie die Bereitstellung feldjägerspezifischer<br />

Fähigkeiten, einschließlich eines Meldewesens<br />

für außergewöhnliche sicherheitsrelevante<br />

Lagen. Diese Unterstützungsleistung erfolgt<br />

flächendeckend im Inland. Der Feldjägerdienst<br />

Ausland findet im Zusammenhang mit Übungsvorhaben<br />

oder einer zeitlich befristeten Stationierung<br />

deutscher Kräfte im Ausland statt. Dafür<br />

erfolgt regelmäßig die Ausplanung von Feldjägern<br />

zur Wahrnehmung von erforderlichen militärpolizeilichen<br />

Aufgaben auf Grundlage der jeweiligen<br />

rechtlichen Vorgaben und unter Berücksichtigung<br />

der Einsatzgrundsätze für den Feldjägerdienst im<br />

Inland.<br />

auf Weisung des Verteidigungsministeriums hoheitliche,<br />

eingreifende und polizeiliche Befugnisse<br />

nach Maßgabe des jeweiligen Landesrechts - nach<br />

Übertragung durch die zuständigen Stellen - wahrnehmen.<br />

Abb. 7 Kernaufgaben Feldjägerwesen Bundeswehr<br />

Zuge der Neuausrichtung wurden diese Kernaufgaben<br />

umfassend überarbeitet: So wurde<br />

u. a. der bisherige „Aufgabenübergreifende Feldjägereinsatz"<br />

als selbstständige Aufgabe durch<br />

Gewahrsamsaufgaben ausgetauscht und der<br />

Beitrag zur Unterstützung von Heimat-, Raum und<br />

Militärischer Ordnungsdienst<br />

Objektschutz hervorgehoben. Weiterhin wurden<br />

die bisherigen Kernaufgaben in ihrer Ausgestaltung<br />

und inhaltlichen Hinterlegung (bspw. in<br />

Einsatzgrundsätzen, Ausbildung und Ausrüstung)<br />

der Einsatzrealität und dem neuen Aufgaben- und<br />

Einsatzspektrum angepasst.<br />

Feldjäger-/MP Einsatz Ausland<br />

Beim Einsatz deutscher Streitkräfte im Ausland<br />

sind im Rahmen der jeweiligen operationellen<br />

Erfordernisse Feldjäger vorzusehen, um Kommandeure<br />

oder Kommandeurinnen der deutschen<br />

Einsatzkontingente, deren Rechtsberater-Stabsoffiziere<br />

und die Vorgesetzten aller Ebenen durch<br />

Wahrnehmung militärpolizeilicher Aufgaben in<br />

Kernaufgaben<br />

nationaler wie multinationaler Verantwortung<br />

zu unterstützen. Daneben können internationale<br />

Organisationen oder andere Nationen durch<br />

Wahrnehmung militärpolizeilicher Aufgaben -<br />

gegebenenfalls auch im Rahmen einer multinationalen<br />

Militärpolizei - bei deren Einsatzaufgaben<br />

unterstützt werden.<br />

Militärischer Verkehrsdienst<br />

Im Militärischen Ordnungsdienst unterstützen<br />

Feldjäger die militärischen Vorgesetzten bei der<br />

Wahrnehmung ihrer Dienstaufsichtspflicht. Sie<br />

überwachen die militärische Disziplin und Ordnung<br />

und unterstützen bei deren Aufrechterhaltung<br />

und Wiederherstellung. Der Militärische<br />

Ordnungsdienst ist insbesondere gekennzeichnet<br />

durch Präventivdienst und unterstützenden Feldjägerdienst.<br />

Im Militärischen Verkehrsdienst wirken Feldjäger<br />

mit, die taktische und operative Bewegungsfreiheit<br />

der Streitkräfte zu gewährleisten. Sie leiten<br />

bei Bedarf Befehle der Führung weiter, unterstüt-<br />

In Abhängigkeit von den politischen und rechtlichen<br />

Vorgaben nimmt der Aufgabenbereich<br />

Feldjägerwesen Bundeswehr im oben beschrieben<br />

Einsatzprofil die sechs Kernaufgaben wahr. Im<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

58<br />

58<br />

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Headline<br />

Headline<br />

zen die Führung der marschierenden Truppenteile<br />

in deren Aufgaben, stellen bei Bedarf deren Information<br />

über den weiteren Marschverlauf sicher<br />

und warnen oder regeln 1 den Zivilverkehr.<br />

Sie überwachen die Einhaltung der Kraftfahrbestimmungen<br />

beim Führen von Dienstfahrzeugen<br />

der Bundeswehr sowie, bei Vorliegen entsprechender<br />

Vereinbarungen, deren Einhaltung durch<br />

andere Streitkräfte.<br />

Sicherheitsaufgaben<br />

Durch Wahrnehmung von Sicherheitsaufgaben<br />

unterstützen Feldjäger die zuständigen Vorgesetzten<br />

bei der Durchführung ihrer Aufgaben zur Abwehr<br />

von Straftaten gegen die Bundeswehr, zur<br />

Beseitigung rechtswidriger Störungen der dienstlichen<br />

Tätigkeit und zur Auftragserfüllung der Bundeswehr.<br />

Hierbei stehen der Schutz, insbesondere<br />

von besonders gefährdeten Personen, und die<br />

Erhöhung der Einsatzbereitschaft von Kräften und<br />

Mitteln im Fokus (z. B. die Abwehr von Angriffen<br />

bzw. Straftaten und die Beseitigung von Störungen<br />

im Rahmen der Auftragsdurchführung).<br />

Erhebungen und Ermittlungsunterstützung<br />

Feldjäger stellen im Rahmen der jeweiligen gesetzlichen<br />

Befugnisse und des völkerrechtlichen<br />

Mandats Erhebungen und - aufgrund eines Ersuchens<br />

oder einer Beauftragung durch berechtigte<br />

Personen bzw. Institutionen - weitere Erhebungen<br />

und Ermittlungen an. Erhebungen durch Feldjäger<br />

sind Feststellungen eines Sachverhaltes im dienstlichen<br />

Bereich.<br />

Ziel solcher Erhebungen ist es, gesetzes- bzw.<br />

pflichtwidrige Zustände festzustellen oder zu beseitigen.<br />

Ermittlungsunterstützungen zum Zweck<br />

der Aufklärung eines Dienstvergehens führen<br />

Feldjäger nur auf Grundlage eines konkreten<br />

Ersuchens durch zuständige Disziplinarvorgesetzte<br />

durch.<br />

Abb. 8 Fähigkeitsprofil Feldjäger<br />

Spezialisierungen<br />

Unterstützung bei Heimat-/Raum- und Objektschutz<br />

Gewahrsamsaufgaben<br />

1 Bei Vorliegen der verfassungsrechtlichen Voraussetzungen<br />

Feldjäger leisten einen fachspezifischen Unterstützungsbeitrag<br />

im Rahmen des Heimat-, Raumund<br />

Objektschutzes mit dem vorrangigen Ziel,<br />

Beschädigungen, Zerstörungen, Inbesitznahme<br />

durch Dritte oder andere Beeinträchtigungen der<br />

Funktion von Objekten zu verhindern. Der Feldjägerbeitrag<br />

zum Heimatschutz ist vorrangig die<br />

Unterstützung der Absicherung militärischer Anlagen<br />

der Bundeswehr und der Stationierungsstreitkräfte<br />

Verbündeter im Inland. Der Beitrag zum<br />

Objektschutz durch Feldjäger umfasst den Schutz<br />

von besonders eingestuften und sicherheitsgefährdeten<br />

Objekten sowie kritischer Infrastruktur.<br />

Der Beitrag zum Raumschutz beinhaltet u. a. das<br />

Überwachen von Räumen sowie fähigkeitsspezifische<br />

Beiträge der Feldjäger zur Konvoi- und<br />

Marschbegleitung.<br />

Bei der Wahrnehmung von Gewahrsamsaufgaben<br />

der Bundeswehr außerhalb internationaler<br />

bewaffneter Konflikte unterstützen Feldjäger die<br />

zuständigen Vorgesetzten auf Grundlage der<br />

jeweiligen rechtlichen Vorgaben. Diese Unterstützung<br />

findet in allen Phasen dieser Aufgabe durch<br />

fachspezifische Beiträge sowie fachliche Beratung<br />

seitens Feldjäger statt.<br />

Fähigkeitsprofil Feldjäger<br />

Das individuelle Fähigkeitsprofil von Feldjägern<br />

besteht dabei aus drei Qualifikationsebenen: In<br />

erster Linie sind Feldjäger Soldaten, welche über<br />

die allgemeinmilitärischen Fähigkeiten ihrer jeweiligen<br />

Laufbahnausbildung verfügen. Sie erreichen<br />

damit die allgemeine Befähigung zum Kampf,<br />

die im Rahmen der Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />

vertieft wird. Kampf ist die verbindende Klammer<br />

der Landstreitkräfte. In zweiter Linie sind Feldjäger<br />

Militärpolizisten. Im Rahmen der fachlichen<br />

Dienstpostenausbildung werden Feldjäger in der<br />

Alle zuvor dargestellten Kernaufgaben bestehen<br />

aus Einzelaufgaben. Teile dieser Einzelaufgaben<br />

sind aufgrund ihres polizeiähnlichen Einsatzspektrums<br />

nur auf Grundlage einer ergänzenden<br />

militärpolizeispezifischen Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />

wahrzunehmen. Diese Einzelaufgaben<br />

werden als Spezialisierungen bezeichnet. Die wesentlichen<br />

Spezialisierungen sind in der Abbildung<br />

des Fähigkeitsprofils dargestellt. Sie erfordern<br />

neben den handwerklichen Kenntnissen eingehende<br />

Kenntnisse der rechtlichen Grundlagen<br />

sowie Einsatz- und Verfahrensgrundsätze militärpolizeilichen<br />

Vorgehens.<br />

Die umfangreichen unterschiedlichen Anforderungen<br />

an Feldjäger im Rahmen des Aufgaben - und<br />

Einsatzprofiles benötigen abgestimmte, aufeinander<br />

aufbauende Qualifikationsmerkmale, die zu einem<br />

individuellem Fähigkeitsprofil von Feldjägern<br />

führen sollen.<br />

lehrgangsgebundenen Ausbildung an der Schule<br />

für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr mit<br />

dem notwendigen militärpolizeilichen Basiswissen<br />

für alle Kernaufgaben im Sinne einer querschnittlichen<br />

militärpolizeilichen Erstbefähigung ausgestattet.<br />

In dritter Linie sind Feldjäger Spezialisten.<br />

Aus den Kernaufgaben herausgelöst benötigen<br />

bestimmte Einzelaufgaben, aufgrund des vielseitigen<br />

militärpolizeilichen Anforderungsspektrums<br />

im In- und Ausland, ein höheres Maß an fachlicher<br />

Spezialisierung und deren spezifischer Aus-,<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

60<br />

60<br />

61


63


Headline<br />

Headline<br />

3.3 Doktrin<br />

Oberstleutnant Ruben Thiel,<br />

Dezernatsleiter Regelungen/STANAG<br />

Fort- und Weiterbildung. Art und Umfang des<br />

Fähigkeitsbedarfs sind unter Berücksichtigung<br />

der jeweiligen Einsatz- und Ausbildungsspezifika<br />

ausgeplant. Dabei sieht der Regelfall eine auf<br />

maximal zwei Spezialisierungen begrenzte Zusatzqualifikation<br />

vor. Gleichzeitig spiegelt dieses Profil<br />

das Selbstverständnis des Aufgabenbereiches<br />

Feldjägerwesen Bundeswehr, „Soldat-Feldjäger-<br />

Spezialist", wider.<br />

Das Vorschriftenwesen der Bundeswehr unterliegt<br />

einem umfassenden Wandel. Dieser Wandel<br />

umfasst nicht nur eine Änderung der Bezeichnung<br />

- im neuen System werden aus den allseits<br />

bekannten Vorschriften die sogenannten Regelungen<br />

- sondern auch das äußere Erscheinungsbild<br />

der neuen Dokumente sowie die umfangreichen<br />

inhaltlichen Anpassungen. Dieser Paradigmenwechsel<br />

wird als das „Aktive Regelungsmanagement"<br />

bezeichnet. Hierfür zeichnet im System<br />

Weiterentwicklung Feldjägerwesen Bundeswehr<br />

das Systemelement Doktrin verantwortlich, welches<br />

sich im Dezernat Regelungen widerspiegelt.<br />

Doktrinen, insbesondere die neuen Regelungen,<br />

umfassen dabei die Umsetzung, vor allem die<br />

Verschriftlichung, der Fähigkeiten durch Festlegung<br />

von Führungs- und Einsatzgrundsätzen auf<br />

taktischer Ebene, im nationalen aber auch im<br />

multinationalen Bereich.<br />

des Umfangs erschwert wurde. Besonders für<br />

Feldjäger und deren Aufgabenerfüllung ist ein<br />

umfangreiches Vorschriftenwissen essentiell, welches<br />

mit der alten Vorschriftenlandschaft deutlich<br />

erschwert war. Auch war die Überarbeitung einer<br />

Vorschrift aufgrund der Schwerfälligkeit und<br />

Komplexität des damaligen Mitzeichnungssystems<br />

sehr zeitintensiv. Insbesondere konnten Erfahrungen<br />

aufgrund verschiedener Interessenlagen<br />

nicht zeitgerecht erfasst und eingebracht werden.<br />

Hinzu kam, dass der Änderungsdienst zusätzliche<br />

Ressourcen verbrauchte.<br />

Mit dem Arbeitsprogramm Deregulierung wurden<br />

die alten Strukturen des Vorschriftenwesens<br />

aufgebrochen und die Regelungen eingeführt.<br />

Auch unterliegen die Dokumente des Aktiven<br />

Regelungsmanagements einem regelmäßigen<br />

Zwang zur Überprüfung, sodass die Aktualität der<br />

enthaltenen Informationen stets hoch gehalten<br />

wird. Zudem sind die Zeiten für eine Überarbeitung<br />

deutlich verkürzt, wodurch auch kurzfristige<br />

Änderungen zeitnah umgesetzt werden können.<br />

Aktives Regelungsmanagement<br />

Die Entscheidung zur Reform des Vorschriftenwesens<br />

ist im Rahmen des Arbeitsprogramms<br />

Deregulierung im Zuge der Neuausrichtung der<br />

Bundeswehr im Jahr 2013 mit dem Ziel getroffen<br />

worden, einerseits die Zahl der Vorschriften<br />

deutlich zu reduzieren und den Wechsel von der<br />

gedruckten zur digitalen Form zu initiieren. Im Folgejahr<br />

waren die Vorschriften auf den Prüfstand<br />

zu stellen und bei Bedarf des Erhalts in das Regelungsformat<br />

zu überführen. Alle Vorschriften, die<br />

bis zum Ende des Jahres 2014, sozusagen als erste<br />

Hürde, nicht in die neue Systematik überführt<br />

wurden, sind außer Kraft. Spätestens seit 2015<br />

müssen alle formal überführten Vorschriften inhaltlich<br />

überarbeitet werden, um sie vor allem zu<br />

„entschlacken" und zu aktualisieren. Diese zweite<br />

Hürde muss bis Ende 2015 vollzogen sein, da<br />

alle bis dahin zwar formal überführten, inhaltlich<br />

aber nicht überarbeiteten Vorschriften ebenfalls<br />

außer Kraft gesetzt werden. Unberührt von dieser<br />

zeitlichen Regelung bleiben Neuerstellungen. Für<br />

die Feldjäger bietet diese vollständige Überarbeitung<br />

der gesamten Vorschriftenlandschaft sowie<br />

weiterer fachspezifischer Konzepte, Befehle und<br />

Weisungen - aus insgesamt etwa 100 verschiedenen<br />

Dokumenten werden etwa 35 - eine historische<br />

Chance. Mit dem Kommando Feldjäger<br />

der Bundeswehr gibt es nur noch eine Stelle, die<br />

fachliche Vorgaben macht, das heißt, dass eine<br />

einheitliche, stringente und logisch nachvollziehbare<br />

Dokumentenlandschaft geschaffen werden<br />

kann. Weiterhin kann, zentral gesteuert, auf die<br />

Fachexpertise der Feldjäger aus den Feldjägerverbänden<br />

als auch der Schule für Feldjäger und<br />

Stabsdienst der Bundeswehr zurückgegriffen werden,<br />

um einen kontinuierlichen Wissenstransfer<br />

sowie einen möglichst umfassenden Erfahrungserhalt<br />

zu garantieren.<br />

Vorteile von Regelungen<br />

Die Dokumente des Vorschriftenwesens der<br />

Bundeswehr zeichneten sich, besonders in der<br />

Endphase, in vielerlei Hinsicht negativ aus. Wenngleich<br />

die Inhalte über Jahrzehnte gewachsen und<br />

erprobt waren, konnte dennoch nicht verhindert<br />

werden, dass bereits Überholtes oder Binsen niedergeschrieben<br />

waren.<br />

Dies führte mitunter zu Dokumenten, deren<br />

Lesbarkeit und Verständlichkeit allein aufgrund<br />

Abb. 9 Dokumentenhierarchie<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

64<br />

64<br />

65


Headline<br />

Headline<br />

Dokumentenlandschaft Aufgabenbereich Feldjägerwesen Bundeswehr<br />

Fazit<br />

Die oben dargestellten Veränderungen im Rahmen<br />

des Aktiven Regelungsmanagement haben<br />

uns die Möglichkeit gegeben, eine eigene Dokumentenlandschaft<br />

Feldjägerwesen Bundeswehr<br />

aufzubauen. Diese kann man sich dabei als ein<br />

Haus vorstellen, welches in den beiden letzten<br />

Jahren entstand und bezogen wurde. Wie beim<br />

Hausbau gilt auch hier, ständig zu renovieren,<br />

zu verbessern, auszubauen und die Einrichtung<br />

aktuell zu halten.<br />

Im aktiven Regelungsmanagement wurde den<br />

feldjägerspezifischen Regelungen eine eigene Ordnungsnummer<br />

zugeteilt. Entsprechend haben alle<br />

Bundeswehrangehörigen auf der Intranet-Seite<br />

„Regelungen-Online" unter der Ordnungsnummer<br />

256 „Militärpolizeiliche Aufgaben" Zugriff<br />

auf die feldjägerspezifischen Regelungen.<br />

Dachdokument dieser feldjägerspezifischen Regelungslandschaft<br />

ist das schon im Absatz Konzeption<br />

erwähnte nationale Ergänzungsdokument zur<br />

NATO Allied Joint Publication (AJP) "Allied Joint<br />

Doctrine for Military Police". Dieses Dokument<br />

stellt mit der einschlägigen NATO Publikation den<br />

Rahmen für den Feldjägereinsatz auf der operativen<br />

Ebene. Parallel hierzu bestehen streitkräftegemeinsame<br />

Dokumente, die den Rahmen bei<br />

Multinationaler Bereich<br />

Neben der beschriebenen nationalen Hauptaufgabe<br />

des Dezernats Regelungen beteiligt sich das<br />

Kommando Feldjäger der Bundeswehr auch an<br />

der Ausrichtung der NATO Militärpolizei. Dazu<br />

wurde innerhalb des regelmäßig tagenden NATO<br />

Militärpolizei-Gremiums, dem sogenannten MP<br />

Panel, eine Arbeitsgruppe Doktrin gebildet. Deren<br />

Aufgabe ist es, die NATO Dokumente mit militärpolizeilicher<br />

Relevanz aktuell zu halten sowie<br />

politische Entwicklungen und Einsatzerfahrungen<br />

aller NATO Mitgliedsstaaten zu berücksichtigen.<br />

Dabei wird das wichtigste NATO Dokument für<br />

Militärpolizei derzeit von Deutschland als Verfasser<br />

betreut.<br />

Im Rahmen der Neuausrichtung haben NATO Dokumente<br />

einen signifikanten Stellenwert.<br />

querschnittlichen und übergreifenden Themen<br />

bilden. Diese gelten grundsätzlich für die gesamte<br />

Bundeswehr oder zumindest klar definierte Teile<br />

davon und haben in der Regel zumindest einen<br />

feldjägerspezifischen Anteil. Für diese Regelungen<br />

ist der Aufgabenbereich Feldjägerwesen Bundeswehr<br />

federführend verantwortlich. Im Obergeschoss<br />

unseres Dokumentengebäudes befinden<br />

sich die Grundsatzdokumente des Aufgabenbereiches<br />

Feldjägerwesen Bundeswehr. Diese<br />

setzen die grundsätzlichen Vorgaben für den<br />

Aufgabenbereich. Das Themenspektrum reicht<br />

von den grundsätzlichen Vorgaben zur Aufgabenwahrnehmung<br />

des Feldjägerdienstes Inland in der<br />

Bundeswehr, über die Beschreibung der Feldjägerregimenter<br />

bis hin zu Vorgaben wie im Bereich<br />

Datenschutz oder dem Grundsatzdokument für<br />

Aus-, Fort- und Weiterbildung. Im Erdgeschoss befinden<br />

sich die Verfahrens- und Durchführungsbestimmungen<br />

von Spezialisierungen und Einzelaufgaben.<br />

Sie bilden die Basis für Taktiken, Techniken<br />

und Verfahren der Feldjäger im Feldjägerdienst<br />

und Feldjäger-/MP- Einsatz. Aufbauend auf diesen<br />

Regelungen werden nach Maßgabe des Kommandos<br />

Feldjäger der Bundeswehr weitere fachspezifische<br />

detaillierte Ausbildungsunterlagen erstellt<br />

und erlassen. Hiermit wird die Einheitlichkeit von<br />

Lehre und Ausbildung sichergestellt.<br />

Die Dokumentenlandschaft der Bundeswehr baut<br />

verstärkt auf den NATO Doktrinen auf und verdeutlicht<br />

so den Stellenwert der multinationalen<br />

Interoperabilität.<br />

Dafür werden, neben den militärpolizeilich relevanten,<br />

auch querschnittliche NATO Dokumente<br />

auf ihre Konsistenz mit Grundsätzen, Taktiken,<br />

Techniken und Verfahren der Feldjäger hin geprüft,<br />

um eine möglichst umfangreiche Abbildung<br />

des deutschen Verständnisses der militärpolizeilichen<br />

Aufgaben zu erzielen. In ähnlicher Weise<br />

werden die Feldjäger auch durch die anderen<br />

Organisationsbereiche an ihren Regelungen beteiligt.<br />

So wird sichergestellt, dass die feldjägerspezifischen<br />

Anteile, wo notwendig und angebracht,<br />

umfassend und relevant abgedeckt sind.<br />

Aufgabe und Absicht des Systemelements Doktrin<br />

ist demnach keineswegs das simple Verfassen<br />

von Vorgaben und Verbindlichkeiten. Vielmehr<br />

werden durch das Sammeln, Auswerten und<br />

Beurteilen von aktuellen Entwicklungen sowie<br />

Erfahrungen und Ideen von Feldjägern handhabbare<br />

Handlungsanweisungen ebenengerecht<br />

erstellt. Unter Beteiligung der jeweiligen Experten<br />

3.4 Rüstung und Ausrüstung<br />

Oberstleutnant Andreas Birke,<br />

Dezernatsleiter Customer Product Management/<br />

Rüstung<br />

Innerhalb des Systems Weiterentwicklung erfolgt<br />

im Systemelement „Rüstung" des Dezernates<br />

„Customer Product Management/ Ausrüstung/Rüstung/Fähigkeitslage"<br />

die materielle Hinterlegung<br />

der im Systemelement „Konzeption" definierten<br />

SOLL-Fähigkeiten durch materielle IST-Fähigkeiten.<br />

Für die differenzierte Einsatz- und Auftragslage des<br />

Aufgabenbereiches Feldjägerwesen Bundeswehr<br />

ist es, insbesondere vor dem Hintergrund eines sich<br />

ständig wandelnden Umfeldes, im Rahmen der<br />

konzeptionellen Ausrichtung der Bundeswehr weiterhin<br />

unumgänglich, die Ausrüstung dem Einsatzund<br />

Wirkungsszenario kontinuierlich anzupassen.<br />

Dies wird für die materielle Rüstung im „Integrierten<br />

Planungsprozess" (IPP) und durch den Prozess<br />

des „Customer Product Management (novelliert)"<br />

(CPM (nov.)) - dem Verfahren zur Bedarfsermittlung<br />

und -deckung mit Produkten und Dienstleistungen<br />

im Geschäftsbereich des Verteidigungsministeriums<br />

- in Form haushaltsbegründender Dokumente,<br />

der haushälterischen Planung sowie durch die<br />

Finanzbedarfsanalyse sichergestellt. Als weiterer<br />

Prozess-Baustein erfolgt die Sicherstellung der<br />

durchgängigen Nutzung des eingeführten Wehrmaterials<br />

durch die Betriebs- und Versorgungsverantwortung.<br />

aus den Feldjägerregimentern und der Schule für<br />

Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr sollen<br />

praktikable Verhaltens- und Handlungsgrundsätze<br />

standardisiert zur Verfügung gestellt werden.<br />

So wird Handlungssicherheit im Feldjägerdienst<br />

beziehungsweise Feldjägereinsatz, national wie<br />

international, geschaffen.<br />

Das betrifft zum einen das querschnittliche Material,<br />

das zum größten Teil die Ausrüstung der<br />

Feldjäger bestimmt und somit die Basis bildet.<br />

Die Weiterentwicklung hat hier aufgrund verschiedenster<br />

beeinflussender Faktoren, wie z. B. dem<br />

immer schneller werdenden Innovationszyklus<br />

der Industrie, dem allgemeinen technologischen<br />

Fortschritt bzw. der immer wichtiger werdenden<br />

Integration von Bausteinen der Informationstechnologie<br />

oder des sich in der Qualität rasant ändernden<br />

Bedrohungspotential im Einsatz, in den<br />

letzten Jahren an Dynamik erheblich gewonnen.<br />

Wenngleich auch die vor mehr als zwei Jahren neu<br />

formulierten Verfahren in der Rüstung und Beschaffung<br />

die Schnittstellen deutlich reduziert und eine<br />

streitkräftegemeinsame Betrachtung aller Projekte<br />

deutlich vereinfacht haben, ist es deshalb umso<br />

wichtiger, ein Informations- und Netzwerkmanagement<br />

zu bilden, in dem Interessen des Aufgabenbereiches<br />

Feldjägerwesen Bundeswehr adäquat<br />

vertreten werden können. Zum anderen ist auch<br />

die feldjägerspezifische Ausrüstung, welche die<br />

querschnittliche Ausstattung in militärpolizeilicher<br />

Hinsicht ergänzt, permanent der Auftrags- und<br />

Einsatzlage anzupassen. Neben der Auswertung<br />

der Erkenntnisse aus dem Feldjägerdienst Inland<br />

und aus dem Feldjägereinsatz im Ausland ist insbesondere<br />

auch an ressortübergreifenden Vorgängen,<br />

Vorhaben und Prozessen zu partizipieren, um auch<br />

Entwicklungen bei den Polizeien der Länder und<br />

des Bundes in die Weiterentwicklung des Aufgabenbereiches<br />

Feldjägerwesen Bundeswehr einfließen<br />

lassen zu können.<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

66<br />

66<br />

67


Headline<br />

Fahrzeuge im Aufgabenbereich Feldjägerwesen Bundeswehr<br />

Abb. 11 VW T5<br />

Abb. 12 VW Widder<br />

Abb. 10 VW Widder während einer Marschbegleitung durch Feldjäger<br />

Ungeschützte Fahrzeuge<br />

Nach dem langen Nutzungszeitraum, in dem das<br />

Feldjägerstreifenfahrzeug „0,4t FJg" den Standard<br />

markierte und die Einführung des „Opel Kadett,<br />

FJg" zumindest in technischer Hinsicht ein neues<br />

Zeitalter im Feldjägerdienst einläutete, gestaltete<br />

sich die Weiterentwicklung der Feldjägerstreifenfahrzeuge<br />

in immer kürzeren Zyklen und gewann<br />

auch immer mehr an Dynamik. Natürlich war<br />

dies auch maßgeblich den Erkenntnissen aus den<br />

Einsätzen im In- und Ausland geschuldet. Mit der<br />

Einführung des Fahrzeugmanagements über die<br />

Bundeswehrfuhrparkservice GmbH wurde jedoch<br />

ein wahrer „Quantensprung" vollzogen. Für den<br />

Grundbetrieb und den Feldjägerdienst Inland ist<br />

der Aufgabenbereich mit ungeschützten Streifenfahrzeugen<br />

ausgestattet, welche für einen<br />

Zeitraum von ein bis vier Jahren bei der Bundeswehrfuhrparkservice<br />

GmbH angemietet werden.<br />

Diese überwiegend handelsüblichen Fahrzeuge<br />

sind neben der Sondersignalanlage („Blaulichtbrücke")<br />

unter anderem auch mit Fernmeldemitteln<br />

ausgestattet. Feldjägerspezifische Ausstattungen<br />

wie beispielsweise die Unfallaufnahmeausstattung<br />

können mit diesen Fahrzeugen ladungssicher<br />

transportiert werden.<br />

Zusätzlich ist der Aufgabenbereich mit geländegängigen,<br />

ungeschützten Fahrzeugen ausgestattet,<br />

weiche neben dem Einsatz im Inland auch für<br />

den Feldjägerdienst im Ausland vorgesehen sind.<br />

Auch hier ist die Weiterentwicklung seit Einführung<br />

des VW T2 Syncro in die Feldjägertruppe<br />

deutlich dokumentiert.<br />

Abb. 13 Wechselzeichenanlage<br />

Abb. 11<br />

Abb. 12<br />

Abb. 13<br />

Abb. 14<br />

Abb. 14 BMW R1200 RT<br />

Der VW T5 ist neben dem MB Vito das Standardfahrzeug im FJgDst<br />

Der Widder von VW markiert den Standard bei den geländegängigen<br />

Einsatzfahrzeugen<br />

Zur Begleitung von Schwerlasttransporten verfügt der AufgBer über<br />

Wechselzeichenanlagen, welche auf handelsübliche Transportfahrzeuge montiert sind<br />

Eskortendienst Aufgabenbereich Feldjägerwesen Bundeswehr<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

68<br />

69


Geschützte Fahrzeuge<br />

Speziell für den Feldjägereinsatz Ausland unter<br />

dem Szenar einer Bedrohung war es notwendig,<br />

an die jeweiligen Einsatzanforderungen angepasste,<br />

geschützte Fahrzeuge zu beschaffen. So verfügt<br />

der Aufgabenbereich über eine Typenvielfalt<br />

von geschütztem Transportraum. Diese Fahrzeuge<br />

verfügen über unterschiedliche Funktionalitäten<br />

wie Schutz, Kommunikationsmittel, Bewaffnung,<br />

Ladungskapazität sowie der Ausstattung mit einer<br />

Sondersignalanlage.<br />

Bei den Geschützten Führungs- und Funktionsfahrzeugen<br />

(GFF) verfügt der Aufgabenbereich in<br />

der Klasse 1 (GFF 1) über das geschützte Fahrzeug<br />

„ENOK" in der Variante „ENOK, Feldjäger" und<br />

„ENOK, Hundetransport", welche sukzessive den<br />

„WOLF, SSA" ablösen. Diese unbewaffneten Fahrzeuge<br />

sind mit Kommunikationsmitteln wie Funk,<br />

Satellitentelefon und einem Führungs- Informationssystem<br />

ausgestattet. Während in der Variante<br />

„ENOK, Feldjäger" Transportraum für vier Soldaten<br />

vorhanden ist, bietet die Variante „ENOK,<br />

Hundetransport" Platz für zwei Diensthundeführer<br />

und deren Diensthunde.<br />

Abb. 15 Protokollfahrzeug mit Sondersignalanlage<br />

Für den Personenschutzeinsatz im Inland stehen<br />

dem Aufgabenbereich Fahrzeuge der P5 Klasse<br />

(MB E-Klasse, 5er BMW und Audi A6) zur Verfügung,<br />

welche mit einer verdeckten Sondersignalanlage<br />

und zusätzlich mit Wechselkennzeichen<br />

ausgestattet sind. Für Personenschutzeinsätze in<br />

besonderen Einsatz- und Gefährdungslagen werden<br />

auch im Inland sondergeschützte Fahrzeuge<br />

eingesetzt. Im Rahmen protokollarischer Einsätze<br />

kann der Aufgabenbereich sowohl auf Protokollfahrzeuge<br />

der P5 Klasse (MB E-Klasse, 5er BMW<br />

und Audi A6) mit Sondersignalanlage als auch auf<br />

Eskortekräder vom Typ BMW R 1200 RT zurückgreifen.<br />

Abb. 16 Feldjäger ENOK<br />

Abb. 17 EAGLE<br />

Abb. 18 Mercedes Benz SSA markiert den Standard bei den geschützten geländegängigen Einsatzfahrzeugen<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

70<br />

70<br />

71


Headline<br />

Headline<br />

In der Klasse 2 (GFF 2) wurden der „EAGLE IV"<br />

und der „EAGLE V" für den Aufgabenbereich<br />

beschafft. Auch diese Fahrzeuge bieten Transportraum<br />

für vier Mann Besatzung, verbunden mit<br />

einem höheren Schutzniveau gegenüber der GFF<br />

Klasse 1, dazu verfügt das GFF 2 zusätzlich über<br />

eine fernlenkbare Waffenstation für das mittlere<br />

Maschinengewehr (derzeit Maschinengewehr MG<br />

3, Kaliber 7,62 mm). Eine Integration des Rüstsatzes,<br />

Feldjäger, unter anderem mit einer Sondersignalanlage,<br />

wurde initiiert.<br />

Als DINGO 2 und YAK werden die geschützten<br />

Fahrzeuge bezeichnet, welche für den Aufgabenbereich<br />

in der Klasse 3 (GFF 3) zum Einsatz kommen.<br />

Neben dem noch höheren Schutz der Besatzung<br />

gegenüber der Klassen 1 und 2 verfügen<br />

diese Fahrzeuge ebenfalls über eine fernlenkbare<br />

Waffenstation, allerdings für das schwere Maschinengewehr,<br />

Kaliber 12,7 mm oder für die 40<br />

mm Granatmaschinenwaffe. Der DINGO 2 bietet<br />

Transportraum für sechs Soldaten. Eine Integration<br />

des Rüstsatzes Feldjäger unter anderem mit einer<br />

Sondersignalanlage wurde analog zum EAGLE<br />

ebenfalls auf den Weg gebracht.<br />

Der YAK wiederum kann jeweils einen von drei<br />

unterschiedlichen Mehrzweckaufbauten aufnehmen.<br />

Diese bieten die Möglichkeit, den YAK als<br />

Gefangenentransporter, als Wasserwerfer oder als<br />

Feldjägereinsatzfahrzeug einzusetzen, im Detail<br />

bieten die Mehrzweckaufbauten folgende Spezifikationen:<br />

• Der Mehrzweckaufbau „Gefangenentransport"<br />

bietet sechs in Gewahrsam genommenen Personen<br />

und zwei Soldaten bzw. Soldatinnen zur<br />

Überwachung Platz.<br />

• Der Mehrzweckaufbau „Feldjägereinsatz" bietet<br />

Platz für drei Soldaten bzw. Soldatinnen, verfügt<br />

über eine fernlenkbare Waffenstation und kann<br />

- unter anderem - feldjägerspezifische Ausstattungen<br />

ladungssicher transportieren.<br />

• Der Mehrzweckaufbau „Wasserwerfer" kann<br />

mittels Druckluftimpuls 12 Liter Wasser im<br />

Einzelschuss oder 24 Liter im Doppelschuss bis<br />

zu 55 m weit werfen und wird im Rahmen von<br />

Crowd and Riot Control Einsätzen bei unfriedlichen<br />

Demonstrationen eingesetzt.<br />

Abb. 19 EAGLE IV Abb. 20 Dingo 2<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

72<br />

72<br />

73


Headline<br />

Headline<br />

Funk und Führungsmittel im Wandel<br />

Der Weg vom Feldkabel zu Funk- und Kommunikationssystemen<br />

Abb. 21 YAK mit Mehrzweckaufbau Gefangenentransport, FJg-Einsatz und Wasserwerfer<br />

(von links nach rechts)<br />

Zur Betankung des YAK mit Mehrzweckaufbau<br />

„Wasserwerfer" kommt der Lkw 15t Multi mit<br />

Fahrzeug-Schutz-Ausstattung zum Einsatz, welcher<br />

10.000 Liter Wasser in seinem verlasteten<br />

Tankcontainer mitführen kann. Zum Transport von<br />

Munition, Wasser, Betriebsstoff oder Stückgut<br />

kommen Geschützte Transportfahrzeuge (GTF)<br />

zum Einsatz. Speziell im Aufgabenbereich wird<br />

hierzu der „Lkw, 4x4, Winde, geschützt" eingesetzt.<br />

Dieser Lkw bietet Transportraum für zwei<br />

Soldaten bzw. Soldatinnen und ist ebenfalls mit<br />

Kommunikationsmitteln ausgestattet.<br />

Über Jahre umfassten die Funk- und Fernmeldemittel<br />

die Möglichkeit der Weitergabe von<br />

Befehlen mittels Sprache. Dabei handelte es sich<br />

um eine analoge Welt, bestehend aus dem Feldkabelbau<br />

bis hin zu den heute noch in Nutzung<br />

befindlichen Funkgeräten, z. B. SEM 52.<br />

Dabei war die Leistungsfähigkeit der verschiedenen<br />

Funk- und Fernmeldemittel unter den besonderen<br />

Bedarfsforderungen des Feldjägerdienst/<br />

Feldjägereinsatz eher limitiert. Insbesondere der<br />

nichtsprachliche Informationsaustausch, wie z.<br />

B. mittels Kurznachrichten, lässt sich mit den<br />

derzeitigen Fernmeldemitteln nur eingeschränkt<br />

realisieren.<br />

Mit dem Wandel der Fernmelde- und Informationstechnik<br />

von analoger zu digitaler Datennutzung<br />

war bzw. ist es unerlässlich, mit der auch<br />

zivil genutzten Technik Schritt zu halten. Dem<br />

folgend, wurde eine Initiative erarbeitet, die „Mobile<br />

Taktische Kommunikation". Das Ziel dieser<br />

Initiative ist nicht nur die Beschaffung von neuen<br />

Funkgeräten, sondern auch die Hinwendung zur<br />

Nutzung eines „Internet Protokoll" basierenden<br />

Netzwerks. Hier sollen alle gesammelten Erfahrungen<br />

der letzten Jahre mit einfließen.<br />

Insbesondere die Herausforderungen zur Netzabdeckung,<br />

die Anbindung an unsere nationalen<br />

aber auch multinationalen Partner, das Übermitteln<br />

der eigenen Position und auch die mobile<br />

Anbindung an die „Behörden und Organisationen<br />

mit Sicherheitsaufgaben" wurden als Kernforderungen<br />

formuliert. Für unseren Aufgabenbereich<br />

skizziert soll es dabei eine Verbindung von einem<br />

Gefechtsstand bis hin zur Ebene „Feldjägerstreife"<br />

ohne Zwischenstationen geben - das heißt im<br />

taktischen Sinne - „ebenenübergreifend".<br />

Abb. 23 SEM 52 SL<br />

Abb. 22 GTF 5t (LKW, 4x4, geschützt)<br />

Um die taktische und mobile Kommunikation zu<br />

verbessern, wird unter anderem in einer Studie<br />

untersucht und erprobt, inwiefern eine Breitbanddatenübertragung<br />

und eine Bündelung von Funk<br />

nutzbar sind. Da ein solches System aus mobilen<br />

Zellen bestehen soll, welche die Integration<br />

der Systemkomponenten in einem geschützten<br />

Fahrzeug (GFF/GTF) erlauben, spricht man von<br />

„Hochmobilen Zellularen Netzen". Diese hochmobilen<br />

Zellen erlauben nicht nur eine direkte<br />

Funkkommunikation von einem zum anderen<br />

Fahrzeug, sondern bilden in der Fläche verteilt<br />

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eine Infrastruktur, welche eine weitreichende<br />

Netzabdeckung ermöglicht (zellulares Netz). Das<br />

heißt jeder ist nicht nur Sender und Empfänger<br />

einer Nachricht sondern reicht diese automatisch<br />

bei Bedarf an den eigentlichen Empfänger weiter.<br />

Ein zukünftig geplantes zellulares Netz besteht dabei<br />

aus den Hauptkomponenten „Mobile Zelle",<br />

„Grundbefähigung" und „Verlegefähige Zelle".<br />

Die Initiative „Mobile Taktische Kommunikation"<br />

und die daraus resultierende Umsetzung, wie z. B.<br />

„Hochmobile Zellulare Netze", wird für das Feldjägerwesen<br />

Bundeswehr eine deutliche Steigerung<br />

der Führungsfähigkeit bedeuten, was sich nicht<br />

zuletzt auf die Qualität der Auftragserfüllung<br />

auswirken wird.<br />

Feldjägerspezifische Bekleidung und Ausrüstung<br />

Grundsätzlich verfügte der Feldjäger seit Gründung<br />

der Truppengattung über die persönliche<br />

Bekleidung und Ausrüstung des Heeres. Darüber<br />

hinaus galt es, den einsatzspezifischen Forderungen<br />

der Feldjäger auch in diesem Segment<br />

gerecht zu werden.<br />

Anfang der 70er Jahre wurden Feldjäger mit dem<br />

„Koppelzeug" und der „Pistolentasche, Feldjäger"<br />

ausgerüstet. Aufgrund der Fertigung in<br />

weißem Leder wurde dieser Sonderbekleidungssatz<br />

- insbesondere auch im Zusammenhang mit<br />

der „Schirmmütze, Feldjäger" mit einem weißen<br />

Schirmbezug - umgangssprachlich als „Weißzeug"<br />

bezeichnet. Aufgrund der Standardisierung<br />

und des Bedarfs, sich auch optisch an die<br />

Militärpolizeien der verbündeten NATO Staaten<br />

anzupassen und gleichzeitig den immer mehr<br />

aufkommenden Einsatzverpflichtungen gerecht<br />

zu werden, wurde ab 1992 daran gearbeitet, das<br />

„Weißzeug" gegen das heute noch vorhandene<br />

„Schwarzzeug" auszutauschen.<br />

Seit 2004 tragen Feldjäger das „Schwarzzeug",<br />

wie früher bereits das „Weißzeug", mit Stolz. Die<br />

Armbinde „MP/Feldjäger" gilt als klares Erkennungszeichen<br />

für den heutigen deutschen Militärpolizisten<br />

im In- sowie im Ausland. Ansonsten<br />

erhielt der Feldjäger mit Einführung des Schwarzzeuges<br />

moderne Einsatzmittel wie den Rettungsund<br />

Mehrzweckeinsatzstock, eine Stabtaschenlampe<br />

und ein neues adaptives Koppel, mit der<br />

Möglichkeit zur Aufnahme von Magazintaschen,<br />

Reizstoffsprühgerät 4, Pistolenholster, Handschließen<br />

und weiterer Ausrüstungsgegenstände.<br />

Abb. 24 Operationelles Konzept HochZeN (oben) und Mobile Zelle integriert in EAGLE IV (unten)<br />

Abb. 25 So könnten Teile des geplanten neuen „Schwarzzeugs" aussehen<br />

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Waffen: Vom Gewehr G1 und Pistole P1 zu den heutigen Handwaffen<br />

Das gilt auch für die Bewaffnung. Die erste Ausstattung<br />

der Feldjägertruppe mit Waffen war sehr<br />

übersichtlich und bestand in den Anfängen aus<br />

der Pistole P1. Ergänzt wurde die Ausstattung ab<br />

1959 mit dem bekannten Gewehr G3, das seinerzeit<br />

das erste Standardgewehr der Bundeswehr,<br />

das G1, ersetzte.<br />

Auch eingeführt wurde die Maschinenpistole MP2<br />

(UZI), weiche bis zum heutigen Tage vereinzelt<br />

noch in der Nutzung ist.<br />

Damit war die Feldjägertruppe lange Zeit nur<br />

querschnittlich bewaffnet.<br />

Als erste Waffe für eine Spezialisierung im Aufgabenbereich<br />

Feldjägerwesen Bundeswehr wurde<br />

in den sechziger Jahren die Pistole P21, auch<br />

bekannt als Walther PPK, sowie ab 1985 erstmalig<br />

eine Pistole „exklusiv" für den Aufgabenbereich,<br />

die Pistole P7, eingeführt, welche 2013 durch die<br />

Pistole P30 abgelöst wurde. Zusätzlich wurde den<br />

besonderen Anforderungen des Personen- und<br />

Begleitschutzes mit dem Austausch der Maschinenpistole<br />

MP2 durch die MP5k Rechnung<br />

getragen. Die MP5k wurde bis 2012 genutzt und<br />

bereits ab 2008 durch die Maschinenpistole MP7<br />

schrittweise abgelöst. Hier wurden erstmalig nutzerspezifische<br />

Ergänzungssätze (Standard/ Personenschutz)<br />

implementiert. Ein Konzept, das auch<br />

für das ab 1998 eingeführte Sturmgewehr G36<br />

später umgesetzt wurde. Die nutzerspezifischen<br />

Anforderungen wurden hier bei dem in 2014 eingeführten<br />

Gewehr G36K A4, berücksichtigt. Auch<br />

hier gibt es einen speziell auf die Feldjägertruppe<br />

zugeschnittenen Ergänzungssatz.<br />

Anstehende Projekte sind u. a. die Regeneration<br />

des Maschinengewehrs MG3. Dies soll in<br />

zwei Klassen erfolgen, MG, leicht (MG4, Kaliber<br />

5,56mm) sowie MG, mittel (MG5, Kaliber<br />

7,62mm). Der Aufgabenbereich verfügt bereits<br />

jetzt, jedoch in geringen Stückzahlen, über das<br />

MG4.<br />

Auch an dem Projekt für den Nachfolger des<br />

Scharfschützengewehrs G22 ist der Aufgabenbereich<br />

beteiligt.<br />

Über „Einsatzbedingten Sofortbedarf" wurde<br />

auch das Gewehr G28 „Designated Marksman<br />

Rifle" eingeführt.<br />

Nicht vergessen werden soll hier die Pistole P8,<br />

die vor fast 20 Jahren als Standardbewaffnung,<br />

zeitgleich mit dem G 36, eingeführt wurde und<br />

auch weiterhin im Aufgabenbereich Feldjägerwesen<br />

Bundeswehr genutzt wird.<br />

Abb. 26 Über Jahrzehnte hinweg der Standard in der Bewaffnung der Bw: P1, G3 und MP2 (von links nach rechts)<br />

Abb. 27 Können mit nutzerspezifischen Ergänzungssätzen ausgestattet werden - MP7, G36k und G28<br />

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3.5 Neugestaltung der Ausbildung<br />

Oberstleutnant Oliver Stratmann,<br />

Dezernatsleiter Ausbildung und Internationale<br />

Kooperation<br />

Im System der Weiterentwicklung des Aufgabenbereiches<br />

Feldjägerwesen Bundeswehr stellt der<br />

Bereich der Ausbildung das Element dar, in dem<br />

Konzeption und Rüstung in die konkreten Vorgaben<br />

für die fachliche Ausbildung von Feldjägern<br />

integriert werden. Darüber hinaus werden hier<br />

streitkräftegemeinsame Vorgaben und Forderungen<br />

in die Ausbildung der Feldjäger implementiert.<br />

Laufbahnausbildung<br />

Als fachlich zuständige Stelle für die Aus-, Fort -<br />

und Weiterbildung der Feldjäger entwickelt das<br />

Kommando Feldjäger der Bundeswehr Vorgaben<br />

für die militärfachliche Ausbildung von Führungsund<br />

Fachpersonal im Aufgabenbereich und übernimmt<br />

die Steuerung der Ausbildung an der Schule<br />

für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr.<br />

Angelehnt an das bewährte Prinzip der Verbindung<br />

von Unterricht und Praxis, wie es aus<br />

der zivilen Berufsausbildung bekannt ist, ist die<br />

Ausbildung der Feldjäger in mehrere Lehrgangsund<br />

Praktikumsabschnitte gegliedert. Insgesamt<br />

verbringen die Soldatinnen und Soldaten im<br />

Verlaufe ihrer ersten drei Ausbildungsjahre etwa<br />

24 Monate an verschiedenen Ausbildungseinrichtungen<br />

der Bundeswehr und 12 Monate in einer<br />

Feldjägereinheit, wo sie das erworbene Wissen<br />

unter Anleitung erfahrener Feldjäger in der Praxis<br />

anwenden können.<br />

Der dabei zu erreichende Dreiklang „Soldat-<br />

Feldjäger-Spezialist" stellt aufgrund der Vielfältigkeit<br />

der Fähigkeitsforderungen an die Feldjäger<br />

die größte Herausforderung dar. Trotz des stark<br />

militärpolizeilich geprägten Aufgabenspektrums<br />

sind Feldjäger in erster Linie Soldaten. Die zum<br />

Bestehen im Kampf erforderlichen Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten stehen folglich zu Beginn der<br />

militärischen Ausbildung im Mittelpunkt.<br />

Abb. 29 Feldjäger bei der Schießausbildung<br />

Im Rahmen der Laufbahnausbildung erfolgt darüber<br />

hinaus die Qualifikation als Feldjäger für den<br />

Dienst in Deutschland und für Einsätze weltweit.<br />

Jeder Feldjägerfeldwebel kann zum Abschluss des<br />

dritten Ausbildungsjahres im militärischen Verkehrs-<br />

und Ordnungsdienst eingesetzt werden. Er<br />

kann weiterhin Sicherheitsaufgaben wahrnehmen,<br />

zum Beispiel bei der Absicherung eines feierlichen<br />

Gelöbnisses in der Öffentlichkeit oder im<br />

Rahmen der Zugangskontrolle zu einem militärischen<br />

Sicherheitsbereich. Darüber hinaus kann er<br />

an einem Unfall- oder Tatort erste Maßnahmen<br />

der Spurensicherung durchführen und erforderliche<br />

Maßnahmen zur Aufklärung von einfachen<br />

Sachverhalten einleiten. Er ist zur Sicherung von<br />

Objekten befähigt und kann im Rahmen von Einsätzen<br />

zur Bewältigung von Unglücksfällen oder<br />

Katastrophen eingesetzt werden. Der korrekte<br />

und rechtssichere Umgang mit in Gewahrsam<br />

genommenen Personen rundet dieses grundlegende,<br />

jedoch bereits überaus fachlich geprägte und<br />

vielfältige Fähigkeitsprofil des Aufgabenbereiches<br />

Feldjägerwesen Bundeswehr ab.<br />

Feldjägeroffiziere erreichen diesen Ausbildungsstand<br />

nach 7 1/2 Jahren, bedingt durch das in die<br />

Laufbahnausbildung integrierte Hochschulstudium.<br />

Abb. 28 Feldjäger eingesetzt als Wasserwerfer mit Postenkette<br />

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Fachliche Spezialisierung<br />

Weiterbildung und Fortbildung<br />

Als letzter Schritt der Ausbildung der Feldjägerfeldwebel<br />

erfolgt im vierten Dienstjahr der Erwerb<br />

von einer oder auch zwei Spezialisierungen, die<br />

eine deutliche Vertiefung der Kenntnisse, Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten aus dem grundlegenden<br />

Aufgabenspektrum mit klarer Fokussierung auf<br />

einen kleinen Bereich darstellen. In der Abbildung<br />

„Fähigkeitsprofil Feldjägerwesen Bundeswehr"<br />

(siehe Abb. 8 Fähigkeitsprofil Feldjäger) sind diese<br />

Spezialisierungen im äußeren Kreis erkenntlich.<br />

Aufgrund der differenzierten Rechtsstellung der<br />

Feldjäger je nach Auftrag und Ort, sind in der<br />

Ausbildung die Herausforderungen des Feldjägerdienstes<br />

im Inland mit den Anforderungen<br />

von Feldjägereinsätzen im Ausland in Einklang zu<br />

bringen.<br />

Dies verleiht der Ausbildung ein hohes Maß an<br />

Komplexität. Während einige Aufgaben, wie zum<br />

Beispiel die Kontrolle von Gefahrguttransporten,<br />

nur in Deutschland ausgeführt werden, sind<br />

andere Aufgaben, wie beispielsweise die Durchführung<br />

von Zugriffsdurchsuchungen, ausschließlich<br />

im Ausland bzw. im Einsatz anzuwenden. Ein<br />

erheblicher Anteil des Aufgabenspektrums findet<br />

dennoch sowohl im Inland wie auch im Ausland<br />

Anwendung.<br />

Dies wiederum bringt teilweise sehr unterschiedliche<br />

Ausführungsmodalitäten mit sich. Zur<br />

Verdeutlichung sei aufgeführt, dass der Personenschutz<br />

für eine Person innerhalb Deutschlands sich<br />

vom Personenschutz für eine Person im Auslandseinsatz<br />

unter anderem aufgrund der Bedrohungslage,<br />

der eingesetzten Waffen und des Materials,<br />

der Evakuierungsoptionen, der Verfügbarkeit<br />

ärztlicher Unterstützung, der Einbindung anderer<br />

Kräfte und vieler weiterer Umstände unterscheidet,<br />

die teilweise erhebliche taktische Anpassungen<br />

erforderlich machen.<br />

Für Feldjägeroffiziere ist der Erwerb derjenigen<br />

Spezialisierung vorgesehen, die dem geführten<br />

Feldjägerzug entspricht.<br />

Um die dargestellte Pluralität der Fähigkeitsforderungen<br />

bewältigen zu können, sind zusätzlich zu<br />

einer fundierten Ausbildung die stetige Weiterbildung<br />

und Inübunghaltung sowie eine zielgerichtete<br />

Fortbildung erforderlich.<br />

Eine besondere Bedeutung hat deshalb die<br />

Fortbildung zum Führer bzw. zur Führerin einer<br />

Spezialisierung, zum Beispiel zum Kommandoführer<br />

bzw. zur Kommandoführerin im Personenschutz<br />

oder zum Führer bzw. zur Führerin einer<br />

Ausbildungseinrichtungen<br />

Lebenslanges Lernen und damit die stetige persönliche<br />

Weiterentwicklung ist auch außerhalb<br />

der Spezialisierung ein Eckpfeiler der Qualitätssicherung<br />

im Aufgabenbereich Feldjägerwesen<br />

Bundeswehr. Aus diesem Gedanken heraus<br />

werden sowohl für Feldjägerfeldwebel als auch für<br />

Feldjägeroffiziere regelmäßig Fort- und Weiterbildungslehrgänge<br />

durch die Schule für Feldjäger<br />

und Stabsdienst der Bundeswehr durchgeführt.<br />

Erhebungs- und Ermittlungsgruppe. Soldaten<br />

bzw. Soldatinnen mit besonderem Leistungsprofil<br />

werden in diesem Rahmen dazu geschult, spezialisierte<br />

Feldjäger ihrer Einheiten in Übung zu halten<br />

und weiterzubilden. Im Sinne dieses Prinzips<br />

des lebenslangen Lernens besuchen die Führer<br />

bzw. Führerinnen der Spezialisierungen einmal<br />

innerhalb von jeweils zwei Jahren einen Weiterbildungslehrgang<br />

bei der Schule für Feldjäger und<br />

Stabsdienst der Bundeswehr.<br />

Als zentrale Ausbildungseinrichtung für die<br />

fachliche Ausbildung von Feldjägern ist die Schule<br />

für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr in<br />

Hannover mit einer ausgezeichneten Infrastruktur<br />

ausgestattet.<br />

Die Nachstellung von Tatorten, eine hoch professionelle<br />

Fahrfläche, Teile des Truppenübungsplatzes<br />

Bergen und eine Raumschießanlage sind dabei<br />

nur einige Beispiele für sogenannte „Handlungs-<br />

Abb. 30 Feldjäger bei der Ausübung ihrer Spezialisierungen (Personenschutz)<br />

Abb. 30a Feldjäger bei der Ausübung ihrer Spezialisierungen (Personenschutz)<br />

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3.6 Feldjäger im Blick der internationalen Zusammenarbeit<br />

Oberstleutnant Oliver Stratmann, Dezernatsleiter<br />

Ausbildung und internationale Kooperation<br />

Die internationale Zusammenarbeit in NATO,<br />

Europäischer Union und den Vereinten Nationen<br />

ist ein bestimmender Faktor für die Auftragserfüllung<br />

der Bundeswehr. Auf der Ebene Kommando<br />

Feldjäger der Bundeswehr ist es die internationale<br />

Kooperation als Element des Systems Weiterentwicklung,<br />

welche die internationale Zusammenarbeit<br />

steuert. Die internationale Zusammenarbeit<br />

im Auftrag der Bundesregierung vollzieht sich<br />

ressortübergreifend und auf mehreren Ebenen mit<br />

dem Ziel, mit Regierungen anderer Staaten Kontakte<br />

zu entwickeln, zu pflegen und auszubauen,<br />

um so Konfliktvorsorge zu treffen und damit langfristig<br />

zur Krisenvorsorge und Stabilitätsförderung<br />

beizutragen.<br />

Um eine zielgerichtete und erfolgreiche internationale<br />

Zusammenarbeit zu ermöglichen, ist es<br />

erforderlich, ein breites Spektrum von Fähigkeiten<br />

vorzuhalten.<br />

Handlungsfelder der internationalen Zusammenarbeit<br />

Das Kommando Feldjäger der Bundeswehr<br />

gestaltet die internationale Zusammenarbeit im<br />

Militärpolizeiwesen in verschiedenen Handlungsfeldern<br />

aus.<br />

Abb. 31 Erheber und Ermittler bei der Ausbildung in einem Handlungstrainer der Schule für Feldjäger und Stabsdienst der<br />

Bundeswehr<br />

trainer", welche die Ausbildung unter realistischen<br />

Bedingungen und mit abwechslungsreichen Situationen<br />

gewährleisten.<br />

Die Verknüpfung dieser Einrichtungen ermöglicht<br />

am Ende den letzten Schritt der Ausbildung: die<br />

Übung. Nachdem die Feldjäger in ihrer Spezialisierung<br />

ausgebildet und durch die Führer bzw.<br />

Führerinnen der Spezialisierungen zu einem funktionierenden<br />

Team weitergebildet worden sind,<br />

gilt es nun abschließend dafür Sorge zu tragen,<br />

dass die verschiedenen Spezialisierungen auch<br />

gemeinsam wirken können. Im Rahmen einer<br />

Zugriffsdurchsuchung können beispielsweise der<br />

Zugriffstrupp selbst, die Erheber/Ermittler, mehrere<br />

Diensthundeteams, Präzisionsschützen und nicht<br />

spezialisierte Sicherungskräfte beteiligt sein.<br />

Um das Zusammenwirken dieser Kräfte noch<br />

effektiver zu ermöglichen, werden die Ressourcen<br />

der Schule für Feldjäger und Stabsdienst der<br />

Bundeswehr ab 2016 in dem Übungszentrum<br />

Feldjäger Bundeswehr zusammengefasst. Dadurch<br />

werden die Nutzung für die Feldjägerregimenter<br />

vereinfacht und die beschriebenen Übungen<br />

ermöglicht.<br />

In der Zusammenfassung ist festzustellen, dass die<br />

fachliche Ausbildung von Feldjägern der stetigen<br />

Anpassung an die Anforderungen des Dienstes<br />

und der Einsätze unterliegt und auf bewährte<br />

Prinzipien der Erwachsenenbildung zurückgreift.<br />

Die Ausbilder sind einsatzerfahrene Profis und die<br />

Ausbildungseinrichtungen entsprechen hohen<br />

Standards. Wir können unseren Feldjägern keine<br />

Erfahrung lehren, aber wir bereiten sie so gut vor,<br />

dass sie diese selbst sammeln können.<br />

Abb. 32 Handlungsfelder der internationalen Zusammenarbeit im Jahr 2015<br />

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So besteht mit Österreich eine strukturierte Partnerschaft,<br />

welche über viele Jahrzehnte gewachsen<br />

ist. Diese erstreckt sich von gegenseitigen<br />

Lehrgangsteilnahmen über gemeinsame Übungen<br />

bis hin zu gemeinsamen Einsätzen im Rahmen der<br />

Krisenvorsorge. In den letzten Jahren wurde diese<br />

Zusammenarbeit als eine Kooperation im sogenannten<br />

D-A-CH Verband (Deutschland - Österreich<br />

- Schweiz) sowie unter Beteiligung von Polen<br />

Besondere Kooperationen im Rahmen der NATO<br />

Ein weiterer Bestandteil der internationalen<br />

Kooperation ist die Beteiligung des Aufgabenbereiches<br />

Feldjägerwesen Bundeswehr am Standardisierungsprozess<br />

der NATO.<br />

Für die Ausplanung zur Neuausrichtung der<br />

Bundeswehr wurde als eine der ministeriellen<br />

Leitlinien die konsequente Ausrichtung auf den<br />

Einsatz sowie die zukünftig steigende Bedeutung<br />

der multinationalen Zusammenarbeit vorgegeben.<br />

Es kam dabei nicht nur darauf an, eingegangene<br />

internationale Verpflichtungen verlässlich erfüllen<br />

zu können, sondern auch die Befähigung der Bundeswehr<br />

zum multinationalen Zusammenwirken<br />

mit den Partnern in NATO und Europäischer Union<br />

durch konsequenten Aus- und Aufbau modularer<br />

und interoperabler Fähigkeitspakete zu verbessern<br />

und zu erweitern.<br />

Das wesentliche Instrument zur Herstellung und<br />

Erhaltung von Interoperabilität ist die Standardisierung<br />

von Grundsätzen, Verfahren und Material.<br />

Vor dem Hintergrund der Erweiterung der NATO<br />

und der Zusammenarbeit mit „Partnership for<br />

Peace“-Staaten wächst die Bedeutung von Standardisierung<br />

stetig.<br />

Diese Standardisierungsarbeit für die Militärpolizeien<br />

der NATO und „Partnership for Peace“-<br />

Nationen findet im „NATO Military Police Panel"<br />

statt. Dieses Gremium ist der „Land Operations<br />

Working Group" zugeordnet und fester Bestandteil<br />

der NATO Standardisierungsorganisation.<br />

Das NATO Military Police Panel tagt dreimal<br />

jährlich an wechselnden Orten. Es hat durchschnittlich<br />

50 Teilnehmer aus 22 Nationen sowie<br />

NATO Dienststellen bzw. Partnerorganisationen.<br />

Dies sind beispielsweise das Allied Command<br />

Operations, das Allied Command Transformation,<br />

das NATO Military Police Centre of Excellence, das<br />

NATO Stability Policing Centre of Excellence, die<br />

Joint Forces Commands sowie das Hauptquartier<br />

der European Gendarmerie Force.<br />

Das wesentliche Grundlagendokument der NATO<br />

für die Aufgabe „Military Police" ist das Standardization<br />

Agreement 2296, die „Allied Joint<br />

Doctrine for Military Police". Dieses Dokument<br />

definiert auf operativer Ebene die Möglichkeiten<br />

der militärpolizeilichen Unterstützung in multinationalen<br />

Einsätzen sowie die Rolle des Provost<br />

Marshal als militärpolizeilicher Berater des Kommandeurs.<br />

Deutschland nimmt seit 2009 die Funktion<br />

des Kustoden für dieses Dokument wahr. Dies<br />

beinhaltet die Verantwortlichkeiten als Bearbeiter<br />

bzw. Verfasser sowie als international arbeitender,<br />

fachlicher und administrativer Koordinator für das<br />

Dokument im Auftrag der NATO.<br />

Abb. 33 Feldjäger bei einer multinationalen Übung<br />

in verschiedenen Projekten fortgeschrieben und<br />

intensiviert. Mit Polen bestehen derzeit bilaterale<br />

Beziehungen auf Ebene einer wechselseitigen<br />

Unterstützung mit dem Ziel, eine strukturierte<br />

Partnerschaft zu schaffen. Entsprechende Positionspapiere<br />

(Letters of Intent) im Militärpolizeiwesen<br />

wurden durch die Verantwortlichen der<br />

beiden Militärpolizeien gezeichnet.<br />

Im Rahmen dieser Zusammenarbeit wurde 2014<br />

erstmalig eine gemeinsame Übung mit Österreich,<br />

der Schweiz und Polen in Deutschland durchgeführt.<br />

Bei dieser Übung wurde die Spezialisierung<br />

„Personenschutz" mit dem Ziel der Identifizierung<br />

von gemeinsamen Anknüpfungspunkten für Ausbildung<br />

und Einsatz geübt.<br />

Weitere gemeinsame Übungen wurden für die<br />

Jahre 2015 und 2016 vereinbart. Im Aufgabenfeld<br />

der internationalen Ausbildungskooperation<br />

bilden die Zusammenarbeitsprogramme (ZAP) mit<br />

Österreich und der Schweiz auf Basis der jeweiligen<br />

bilateralen Ausbildungsabkommen sowie<br />

die Ausbildungskooperation mit USA derzeit die<br />

Schwerpunkte. Aber auch die Möglichkeit der Partizipation<br />

an Einzelmaßnahmen des Ausbildungsverbundes<br />

„Nordic Defence Cooperation", einem<br />

zweckgebundenen Zusammenschluss skandinavischer<br />

Staaten, sowie zum Beispiel die Teilhabe<br />

am sogenannten „International Military Police<br />

Course" in Irland bieten in diesem Aufgabenfeld<br />

Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung von<br />

Feldjägern an ausländischen Ausbildungseinrichtungen.<br />

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Internationale Kooperation außerhalb bestehender Bündnisstrukturen<br />

Über die Kooperationen innerhalb der Bündnisstrukturen<br />

hinaus pflegt das Bundesministerium<br />

der Verteidigung die militärpolitische und militärische<br />

Zusammenarbeit mit annähernd 90 Staaten,<br />

welche mehr oder weniger von besonderer militärpolitischer<br />

Bedeutung sind. Diesen Staaten werden<br />

aktiv bei großer militärpolitischer Bedeutung<br />

oder reaktiv bei weniger militärpolitischer Bedeutung<br />

Kooperationsprogramme in Form bilateraler<br />

Jahresprogramme unterbreitet. Im Aufgabenbereich<br />

Feldjägerwesen Bundeswehr werden jährlich<br />

bis zu sechs dieser Kooperationsmaßnahmen<br />

entweder als Besuch in einem Kooperationsland<br />

oder als Gastgeber für ausländische Delegationen<br />

in Deutschland durchgeführt. Weitere Instrumente<br />

der internationalen Kooperation stellen militärische<br />

Berater, militärische Ausbildungsunterstützung<br />

und -hilfen, Ausbilderleistung im Ausland<br />

sowie die Ausrüstungs- bzw. Ausstattungshilfe<br />

dar. So bildet der Aufgabenbereich Feldjägerwesen<br />

Bundeswehr regelmäßig unter anderem afghanische,<br />

ukrainische und mongolische Soldaten<br />

auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen<br />

Qualifikationen teilweise über mehrere Jahre aus.<br />

Außerdem durchlaufen zum Beispiel afghanische<br />

Kadetten die gesamte Ausbildung zum Feldjägeroffizier,<br />

je nach Vereinbarung mit oder ohne<br />

Hochschulausbildung an einer der beiden Universitäten<br />

der Bundeswehr.<br />

Bei der Anwendung dieser Instrumente wird<br />

grundsätzlich der nachgeordnete Bereich, also die<br />

Feldjägerregimenter und die Schule für Feldjäger<br />

und Stabsdienst der Bundeswehr, mit der Durchführung<br />

beauftragt.<br />

Abb. 34 Feldjäger bei der ILÜ LandOp 2013<br />

Abb. 35 Feldjäger und schwedische Soldaten bei der ILÜ 2008<br />

Abb. 36 Besuch einer Delegation aus Armenien<br />

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4 Feldjäger im Ausland/Auslandseinsatz<br />

4.1 Feldjäger in Afrika<br />

4.2 Feldjäger auf dem Balkan<br />

4.3 Feldjäger in Afghanistan<br />

4.4 Feldjäger in See<br />

4.5 Einsatzgleiche Verpflichtungen<br />

4.6 Militärische Evakuierungsoperationen<br />

4.7 Gedenken<br />

Feldjäger überwachen das Gelände während eines Buzkashi-Spiels in Kunduz, 2005. (Buzkashi ist ein traditionelles<br />

Reiterspiel in Afghanistan und anderen persisch- und turksprachigen Teilen Zentralasiens.)<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

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4 Feldjäger im Ausland/Auslandseinsatz eadline<br />

Headline<br />

Hptm Ralph Müller, Dez FJgEinsAusl/EinsNBer<br />

Die Bundeswehr war bis 1994 außerhalb der Bundesrepublik<br />

Deutschland nur für humanitäre Missionen<br />

eingesetzt. Deutsche Soldaten führen jedoch<br />

bereits seit 1960 weltweite humanitäre Hilfsaktionen<br />

im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland<br />

durch, beispielsweise in Agadir, Marokko nach der<br />

Erdbebenkatastrohe (1960), bei der internationalen<br />

Hilfsaktion für Algerien (1965), bei Katastrophenhilfen<br />

nach Erdbeben in Italien (1976, 1980)<br />

oder der Hungerhilfe in Äthiopien (1984) und<br />

Namibia (1988).<br />

Neben den humanitären Missionen der Bundeswehr<br />

wurden von August 1990 bis September<br />

1992 die Operation „Südflanke" von Minenabwehrkräften<br />

der Marine zur Minenräumung im<br />

Persischen Golf, gefolgt vom Einsatz der Luftabwehrkräfte<br />

in Diyarbakir (Türkei) im Rahmen der<br />

Allied Command Europe Mobile Force (AMF Air)<br />

der NATO zum Schutz der Türkei vor Angriffen<br />

aus dem Irak und ab November 1991 die Unterstützung<br />

der UN Advanced Mission in Cambodia<br />

(UNAMiC) in Kambodscha durch Sanitätssoldaten<br />

durchgeführt. Feldjäger der Bundeswehr wurden<br />

im Rahmen der Stabilisierungsmission „United<br />

Nations Operation in Somalia II“ ab Januar 1993<br />

erstmals in einem mandatierten Auslandseinsatz<br />

der Bundeswehr eingesetzt. Die Erfahrungen bei<br />

Durchführung des Feldjägerdienstes im internationalen<br />

Umfeld, welche bis dato in den Feldjägerkommandos<br />

der Truppenübungsplätze Castlemartin<br />

(Großbritannien) und Shilo (Kanada), auf<br />

Kreta bei der Unterstützung taktischer Schießen<br />

der Luftwaffe oder bei der Teilnahme an Manövern<br />

der internationalen Allied Mobile Force z.B.<br />

in der Türkei, Griechenland, Italien, und Skandinavien<br />

sowie weiterer internationaler Übungen<br />

gesammelt werden konnten, unterstützten einen<br />

reibungsarmen Eintritt der Feldjäger in das Erweiterte<br />

Aufgabenspektrum der Bundeswehr.<br />

Seit 1993 sind Feldjägerkräfte mit ihren speziellen<br />

Aufgaben und Fähigkeiten in nahezu jedem<br />

Auslandseinsatz der Bundeswehr eingebunden.<br />

Mit den aus unterschiedlichen Einsatzszenarien<br />

resultierenden Veränderungen und Anforderungen<br />

an unsere Truppengattung hat sich auch das<br />

Fähigkeitsbild und Selbstverständnis des Feldjägers<br />

gewandelt und entwickelt, wie das Bild und die<br />

Wahrnehmung des Feldjägers bei Truppenführern<br />

und der Truppe selbst.<br />

Während 1993 beim Einsatz in Somalia noch ein<br />

allgemeiner Schlüssel von einem Feldjäger auf 50<br />

Soldaten für die Abdeckung der militärpolizeilichen<br />

Kernaufgaben militärischer Ordnungsdienst,<br />

militärischer Verkehrsdienst und Wahrnehmung<br />

von Sicherheitsaufgaben zur Anwendung kam,<br />

werden heute für jedes einzelne Einsatzszenario<br />

benötigte Fähigkeiten wie allgemeine Feldjägerfähigkeiten,<br />

Personenschutz, Erhebungen und<br />

Ermittlungen, Luftsicherheitsaufgaben, Diensthundewesen,<br />

Zugriff oder Crowd and Riot Control-<br />

Kräfte (CRC) bewertet und abgerufen. Trotz<br />

der notwendigen und erfolgten Spezialisierung<br />

unserer Truppengattung ist die allgemein-militärische<br />

Ausbildung und Ausrichtung des Soldaten<br />

die grundlegende Basis geblieben, gefolgt von<br />

der in allen Laufbahnlehrgängen abgebildeten<br />

militärpolizeilichen Grundlagenausbildung. Infolgedessen<br />

ist der Feldjäger unabhängig von seiner<br />

Spezialisierung überall und jederzeit für allgemeinmilitärische<br />

Aufträge wie Force Protection<br />

und allgemeine militärpolizeiliche Aufträge wie<br />

die Wahrnehmung von Aufgaben im Rahmen des<br />

Militärischen Verkehrsdienstes, z.B. zur Marschstraßenerkundung<br />

oder Aufnahme von Kraftfahrzeugunfällen,<br />

einsetzbar. Gleichzeitig befähigt die<br />

Ausbildung den Feldjäger, bei Bedarf und Auftrag<br />

im Auslandseinsatz, polizeiliche Aufgaben wahrzunehmen<br />

und dies auch in Zusammenarbeit mit<br />

Militärpolizeien anderer Nationen oder nationaler<br />

und internationaler Polizeikontingente durchzuführen.<br />

Die vergleichsweise hohe Dienstgradstruktur<br />

der Truppengattung, begünstigt durch den<br />

damit verbundenen hohen Ausbildungsstand und<br />

Erfahrungsstufen der Soldaten, ermöglicht eine<br />

ad-hoc Gestellung von Feldjäger-Kräftedispositiven<br />

für alle Szenarien. Ein weiterer besonderer Wert<br />

liegt in der Dokumentation der Aufträge der<br />

Feldjäger. Nicht nur über die Feldjägermeldungen<br />

und -mitteilungen, sondern insbesondere über<br />

die Feldjägerberichte zu Erhebungen und Ermittlungen,<br />

aber auch über die Dokumentation aller<br />

Auftragsdurchführungen in den Tätigkeitsbüchern<br />

der Feldjägerdienstkommandos und Feldjägerkommandos<br />

lassen sich selbst Jahrzehnte nach<br />

den Ereignissen Sachverhalte aus den Einsatzkontingenten<br />

nachvollziehen.<br />

Abb. 37 Feldjäger im Gespräch mit US-Soldaten und deutschen Infanteriekräften im Raum Imam Sahib, 2010<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

94<br />

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Headline<br />

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Auslandseinsätze Feldjägereinsatzkontingente:<br />

Aug 1993 - Mar 1994<br />

Jan 1996 -Feb 1997<br />

Jan 1997 - Jan 2005<br />

Dez 1998 - Jun 1999<br />

Jun 1999 - heute<br />

Apr 1999 - Aug 1999<br />

Jun 2001 - Jun 2002<br />

Jan 2002 - Jul 2003<br />

Jan 2002 - Nov 2007<br />

Jan 2002 - Dez 2014<br />

Mar 2002 - Okt 2003<br />

Jan 2005 - Mar 2005<br />

Jul 2006 - Dez 2006<br />

Nov 2007 - heute<br />

Feb 2013 - heute<br />

Feb 2013 - Feb 2015<br />

Apr 2013 - heute<br />

Jan 2015 - heute<br />

Mar 2015 - heute<br />

United Nations Operation Somalia (UNOSOM II)<br />

Implementation Force (IFOR, Kroatien u. BiH)<br />

Stabilization Force (SFOR, Bosnien u. Herzegow.)<br />

Kosovo Verification Mission (KVM, Mazedonien)<br />

Kosovo Force (KFOR)<br />

Albanian Force (AFOR)<br />

Task Force Fox (TF Fox, Mazedonien)<br />

Operation Enduring Freedom Kuwait (OEF Kuwait)<br />

Operation Enduring Freedom (OEF Djibouti)<br />

Internationale Security Assistance Force (ISAF, Afghanistan)<br />

Operation Enduring Freedom (OEF Mombasa)<br />

Humanitäre Hilfe Südostasien<br />

European Force RD Congo (EUFOR RD Congo)<br />

European Union Naval Force Somalia - Operation Atalanta (EUNAVFOR Atalanta)<br />

Active Fence Turkey (AF TUR, Türkei)<br />

Logistischer Umschlagpunkt Trabzon (Türkei, Auslandsdienst Verwendung)<br />

European Union Training Mission Mali (EUTM MLI)<br />

Operation Resolute Support (RS, Afghanistan)<br />

Operation Inherent Resolve (OIR Nordirak)<br />

Mai 2015 - heute European Naval Force - Mediterranean (EUNAVFOR MED, Mittelmeer) /<br />

Humanitäre Hilfe Seenotrettung Mittelmeer<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

96<br />

96<br />

97


Neben der Gestellung der Feldjägerkräftedispositive<br />

für die deutschen Einsatzkontingente in<br />

mandatierten Auslandseinsätzen der Bundeswehr<br />

werden Einzelabstellungen in verschiedensten<br />

Szenarien geleistet. So nehmen Feldjäger an<br />

UN-Beobachtermissionen im Sudan und Südsudan<br />

(UNMIS und UNMISS) teil, leisten Dienst als<br />

Ausbilder und Stabspersonal in Somalia (EUTM<br />

SOM), in Mali (EUTM MLI), im NATO Liaison and<br />

Advisory Team im Kosovo und im Stabsquartier<br />

Kabul (Afghanistan) bei Resolute Support.<br />

Parallel zu den Feldjägern im Einsatz stellt die<br />

Feldjägertruppe einsatzbereite Kräfte für „Einsatzgleiche<br />

Verpflichtungen", bringt hier ihre Fähigkeiten<br />

in die Nato Response Force (NFR), die Quick<br />

Reaktion Force (ORF), die European Battlegroup<br />

(EUBG), die Operational Response Force (ORF),<br />

die Very High Readiness Joint Task Force (VJTF),<br />

als regelmäßige Unterstützung der Operation Air<br />

Policing Baltikum sowie für Verbände zur Nationalen<br />

Krisenvorsorge mit Auftrag zur Durchführung<br />

militärischer Evakuierungsoperationen und<br />

Krisenunterstützungsteams ein. Mit Veränderung<br />

der ehemals kräfteintensiven und robusten<br />

Einsatzszenarien im Kosovo und Afghanistan und<br />

den damit einhergehenden bereits erfolgten Kräftereduzierungen<br />

nimmt aktuell der Anteil kleiner<br />

und kleinster deutscher Einsatzkontingente mit<br />

Ausbildungs- und Unterstützungsaufträgen wie in<br />

Mali, Somalia oder im Nordirak zu.<br />

Infolgedessen werden verstärkt die Fähigkeiten<br />

Personenschutz sowie Erhebungen und Ermittlungen<br />

für die deutschen Einsatzkontingente abgefragt.<br />

In der Tendenz sind die Zahlen querschnittlich<br />

und damit einhergehend auch die der Feldjäger<br />

im Einsatz derzeit rückläufig. Während in 2011<br />

noch mehr als 200 Feldjäger gleichzeitig weltweit<br />

im Einsatz waren, ging diese Zahl bis Januar 2013<br />

auf 179 Feldjäger in vier Einsatzszenarien zurück.<br />

Im Juli 2015 befanden sich 85 Feldjäger in sieben<br />

verschiedenen Ländern im Einsatz. Gleichzeitig<br />

steigen mit der Veränderung der Sicherheitslage<br />

in Europa die Forderungen und personellen<br />

Verpflichtungen im Bereich der Bereitschaftskräfte<br />

auf annähernd 180 Feldjäger an.<br />

Nach Beendigung der United Nations Operation II<br />

in Somalia 1994 und mit Beginn des Engagements<br />

auf dem Balkan mit IFOR 1996 ist die Feldjägertruppe<br />

bzw. das Feldjägerwesen der Bundeswehr<br />

ununterbrochen im Einsatz. In verschiedenen<br />

Szenarien mit unterschiedlichsten Anforderungen<br />

konnte ein hohes Maß an Erfahrung gesammelt<br />

werden. Die Feldjäger mit Hauptauftrag zur<br />

Unterstützung der eigenen Truppe sind zu einer<br />

unmittelbar und vielseitig einsetzbaren, leicht verlegbaren,<br />

international kompatiblen Militärpolizei<br />

gereift.<br />

4.1 Feldjäger in Afrika<br />

United Nations Operation in Somalia II (UNOSOM II)<br />

Die Geschichte des Einsatzes<br />

von Feldjägern in<br />

mandatierten Auslandseinsätzen<br />

reicht in das<br />

Jahr 1993 zurück. Die<br />

Friedensmission United<br />

Nations Operation in<br />

Somalia II (UNOSOM<br />

II) unter Führung der<br />

USA basierte auf der<br />

Resolution 814 des<br />

UN-Sicherheitsrates. Ziel<br />

war die Schaffung und<br />

Durchsetzung der Waffenruhe „mit allen erforderlichen<br />

Mitteln", um die Voraussetzungen für<br />

die Durchführung Humanitärer Hilfsaktionen in<br />

Somalia herzustellen.<br />

Das deutsche Einsatzkontingent umfasste etwa<br />

1700 Soldaten mit dem ursprünglichen Hauptauftrag<br />

zur Versorgung von ca. 4000 Blauhelmsoldaten<br />

im Raum Hiiraan. Im Mai 1993 verlegte<br />

ein Vorkommando unter Beteiligung von drei<br />

Feldjägern (hierbei - historisch - der erste Feldjäger<br />

mit Personenschutzauftrag) nach Beledweyne<br />

und kehrte nach etwa zwei Wochen Aufenthalt<br />

im Feldlager mit wenig Informationen nach<br />

Deutschland zurück. Das Interesse zur Teilnahme<br />

an diesem Auslandseinsatz unter den Feldjägern<br />

war groß, der Auftrag der Feldjäger jedoch unklar.<br />

Deshalb wurde entschieden, die Feldjägerkräfte<br />

durch gezielte Personalauswahl mit nützlichen<br />

Nebenfunktionen wie Kompaniefeldwebel, Fahrlehrer,<br />

Fernmelder und sogar Feldkoch möglichst<br />

unabhängig aufzustellen. Sicher war auch, dass<br />

polizeiliche Aufgaben und Ermittlungen zum<br />

Aufgabenspektrum gehören würden. Die Landespolizeischule<br />

Rheinland-Pfalz bildete deshalb<br />

Feldjäger in Tatortarbeit aus. Letztlich durften 21<br />

Feldjäger aus Zweibrücken und 11 Feldjäger aus<br />

Koblenz nach vorbereitender militärischer Ausbildung<br />

in Hammelburg mit dem ersten deutschen<br />

Einsatzkontingent UNOSOM II im August 1993<br />

nach Somalia verlegen. Parallel hierzu wurden<br />

sieben weitere Feldjäger der Koblenzer Kompanie<br />

während der ersten sieben Wochen des Einsatzes<br />

mit der Aufnahmeorganisation im Hafen von<br />

Mogadischu beauftragt.<br />

Wie die Bundeswehr konnte auch die Feldjägertruppe<br />

auf diesen kurzfristigen, ersten und völlig<br />

neuartigen Auftrag nicht vorbereitet sein. Die<br />

weißen Armbinden der Feldjägertruppe mussten<br />

durch die international anerkannten, schwarzen<br />

MP-Armbinden ersetzt werden. Diese konnten aus<br />

Beständen der US-MP beschafft und mit deutschen<br />

Hoheitsabzeichen sowie UN-Kennzeichnung<br />

versehen werden. Letzteres führte im Einsatz<br />

zum Befehl, die MP-Armbinde im Gegensatz zur<br />

FJg-Armbinde in Deutschland am rechten Arm zu<br />

tragen.<br />

Fast das gesamte deutsche Einsatzkontingent<br />

wurde mit einem grauen, französischen Feldanzug<br />

sowie einem sandfarbenen Tropenhut ausgestattet,<br />

welcher wie ein „Südwester" zu tragen war.<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

98<br />

98<br />

99


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Abb. 38 Feldjäger im UNOSOM II Einsatz, 1993<br />

Am 3. August 1993 kam der erste Teil der Feldjägerkräfte<br />

des Deutschen Einsatzkontingentes<br />

am Flughafen in Mogadischu an. Am 4. August<br />

verließen mehrere US-Konvois unter deutschitalienischer<br />

Sicherung Mogadischu, um nach<br />

340 km Landmarsch durch ungesichertes Gebiet<br />

und nach nächtlicher Rast in einem italienischen<br />

Camp im „Nirgendwo" am Folgetag Beledweyne<br />

zu erreichen. Hier wurde unmittelbar das<br />

(Zelt-) Dienstkommando errichtet und fortan<br />

im Vier-Schichtsystem betrieben. Zur Erfüllung<br />

der Aufträge standen den Feldjägern drei VWT3<br />

Syncro und sieben LKW 2-Tonner FJg zur Verfügung,<br />

die Bewaffnung entsprach mit Gewehr G3,<br />

Maschinenpistole MP2, Maschinenpistole MP5k<br />

und Pistole P7 für Personenschützer ihrer Zeit. Der<br />

Feldjägerdienst gestaltete sich schwierig, da die<br />

Führung - in der Mehrzahl Fallschirmjäger - wenig<br />

Interesse daran zeigte, die Feldjäger einzusetzen.<br />

Im Laufe des Kontingentes verbesserte sich dieser<br />

Zustand, auch weil die Feldjäger auf Grund ihrer<br />

englischen Sprachkenntnisse und ihres diplomatischen<br />

Verhandlungsgeschickes während der Nacht<br />

den Gefechtsstand „Kastell Rühe" des Deutschen<br />

Unterstützungsverbandes besetzten. Mit „Unfallstreifen"<br />

gliederten sich Feldjäger in die Konvois<br />

des Einsatzkontingentes ein, um die unmittelbare<br />

Aufnahme der häufigen Verkehrsunfälle sicherzustellen<br />

und bildeten so auch eine zusätzliche Komponente<br />

für den Konvoischutz ab. Später wurde<br />

durch den deutschen Kontingentführer befohlen,<br />

dass neben den Fallschirmjägern auch Feldjäger<br />

Konvoischutzaufgaben wahrnehmen dürfen, was<br />

unter den gegebenen Umständen einer Auszeichnung<br />

und Anerkennung der Leistungen der<br />

Feldjäger gleichkam.<br />

Bis Ende des ersten deutschen Einsatzkontingentes<br />

wurden 91 Konvoischutzeinsätze durch<br />

Feldjäger durchgeführt.<br />

Innerhalb des Feldlagers nahmen Feldjäger Sicherheitsaufgaben<br />

wahr, begleiteten Einheimische,<br />

stellten Eindringlinge und sicherten den sonntäglichen<br />

„Basar" innerhalb des Feldlagers. Erhebungen<br />

und Ermittlungen wurden für eine Vielzahl<br />

von Einbrüchen und Diebstählen, den Besitz und<br />

Konsum von Betäubungsmitteln und auch im<br />

bekannten Fall des Todes eines einheimischen<br />

Eindringlings, welcher nach mehrfachem erfolglosen<br />

Ansprechen und Warnschüssen durch einen<br />

Wachsoldaten angeschossen wurde, durchgeführt.<br />

Im Laufe des Kontingentes wurde darüber<br />

Abb. 39 und 39a Feldjägereinsatzfahrzeuge im UNOSOM II Einsatz, 1993<br />

hinaus eine Vielzahl von Personenschutzeinsätzen<br />

zum Schutz hochrangiger militärischer und politischer<br />

Besucher geleistet. Regelmäßig fungierten<br />

die Feldjäger auch als Bindeglied zur somalischen<br />

Polizei und zur UN-MP.<br />

Im Zuge des Kontingentwechsels im Dezember<br />

1993 wurden die Feldjäger durch Kräfte<br />

des Feldjägerbataillons 760 ersetzt. Der Einsatz<br />

UNOSOM II endete am 23. März 1994 mit der<br />

Marineoperation „Southern Cross". Der Erfolg der<br />

Mission UNOSOM ist heute politisch zweifelhaft<br />

und strittig. Für die Feldjägertruppe muss dieser<br />

erste Auslandseinsatz als Erfolg bewertet werden.<br />

Die Fähigkeiten und das Leistungsvermögen der<br />

Feldjäger wurden in Somalia unter Beweis gestellt.<br />

Bis heute sind Feldjäger in (fast) jedem Auslandseinsatz<br />

der Bundeswehr gegenwärtig.<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

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Operation Enduring Freedom (OEF)<br />

Diese Operation ist die<br />

bisher einzige militärische<br />

Großoperation<br />

im Rahmen des von<br />

den USA ausgerufenen<br />

„Krieges gegen den<br />

Terrorismus" und wurde<br />

mit Afghanistan, dem<br />

Horn von Afrika, den<br />

Philippinen und in Afrika<br />

südlich der Sahara im<br />

Wesentlichen in vier<br />

Gebieten durchgeführt. Deutschland beteiligte sich<br />

neben der beendeten Teiloperation in Afghanistan<br />

auch mit ABC- Abwehrkräften in Kuwait (Vorderasien).<br />

Diese wurden von Februar 2002 bis Juli<br />

2003 bei der Durchführung des Auftrages durch<br />

Feldjäger unterstützt.<br />

Der Schwerpunkt des deutschen Engagements<br />

innerhalb der Operation Enduring Freedom wurde<br />

mit maritimen Operationen am Horn von Afrika<br />

zur Überwachung des Seegebietes durch Aufklärung<br />

irregulärer und dem Schutz verbündeter<br />

Kräfte gesetzt. Zur logistischen und organisatorischen<br />

Unterstützung der Schiffe und der Maritime<br />

Patrol Aircraft Bréguet Atlantic - den luftgestützten<br />

Marinefernaufklärungskräften - der OEF wurden in<br />

Djibouti und Mombasa (Kenia) deutsche Verbindungsgruppen<br />

eingerichtet. Von März 2002 bis<br />

Oktober 2003 wurden die Marinefernaufklärer im<br />

kenianischen Mombasa durch 11 Feldjäger mit allgemeinem<br />

militärpolizeilichen Auftrag unterstützt.<br />

Darüber hinaus nahmen Feldjäger Absicherungsaufträge<br />

und Begleitschutzaufgaben wahr. Als<br />

Vorläufer des heutigen Air Marshal-Auftrages darf<br />

wohl die Sicherung der Flüge von Mombasa nach<br />

Djibouti und zurück zum Schutz der fliegenden<br />

Besatzungen bewertet werden.<br />

Seit Januar 2002 bis heute sind mit kleinen Pausen<br />

Feldjäger in Djibouti bei der Deutschen Verbindungs-<br />

und Unterstützungsgruppe stationiert. Mit<br />

Umgliederung der Deutschen Marineeinheiten<br />

von OEF zur European Union Naval Force - Somalia<br />

(EU NAVFOR Somalia) - Operation Atalanta im<br />

Jahr 2008 wurden auch die Feldjäger in Djibouti<br />

der Operation Atalanta zugeordnet. Die Feldjäger<br />

unterstehen hierbei dem Commander Task Group<br />

(CTG), dem deutschen Kontingentführer im Einsatz,<br />

weicher sich grundsätzlich als Kommandant<br />

an Bord eines Schiffes befindet. Neben den allgemeinen<br />

militärpolizeilichen Aufgaben wie Aufnahme<br />

von Verkehrsunfällen, dem Überwachen von<br />

Sperrzonen und Landgangszeiten, der Überwachung<br />

der Einhaltung gültiger Kontingentbefehle<br />

oder dem Begleitschutz hochrangiger Besucher<br />

stellt die Unterstützung und Organisation des IN<br />

und OUT (Kontingentwechsel) deutscher Soldaten<br />

auf dem Flughafen in Djibouti einen zeitintensiven<br />

und sehr einsatzspezifischen Auftrag dar.<br />

Abb. 40 Feldjägerstreifendienst in Mombasa, 2002 Abb. 41 Bréguet Atlantic auf dem Flughafen in Kuslo (Mombasa), 2002<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

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European Union Force Demokratische Republik Kongo (EUFOR RD Congo)<br />

European Union Training Mission Mali (EUTM MLI)<br />

Auftrag des Einsatzverbandes<br />

EUFOR RD<br />

Congo war die Unterstützung<br />

der bereits<br />

seit 1999 im Kongo<br />

laufenden UN-Mission<br />

MONUC während der<br />

dortigen Wahlen im<br />

Jahr 2006. Die Mission<br />

umfasste etwa 2400<br />

Soldaten, darunter 780 Soldaten der Bundeswehr,<br />

welche in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa<br />

und in Libreville im Nachbarstaat Gabun stationiert<br />

wurden. Wie der Großteil des deutschen<br />

Einsatzkontingentes mussten auch die Feldjägerkräfte<br />

uneingeschränkt luftverlegbar sein.<br />

Fünf Feldjäger wurden beim Hauptquartier in<br />

der gabunischen Hauptstadt Libreville stationiert.<br />

Hauptauftrag dieser Feldjäger waren die Wahrnehmung<br />

nationaler militärpolizeilicher Aufgaben,<br />

dabei Beratung und Schutz des deutschen<br />

Kontingentführers sowie die Unterstützung bei<br />

möglichen militärischen Evakuierungsoperationen.<br />

Als besondere Herausforderung stellte sich hier<br />

die Dislozierung des Einsatzkontingentes in elf<br />

verschiedenen Liegenschaften innerhalb<br />

Librevilles dar.<br />

Zehn Feldjäger unter Führung eines Feldjägerstabsoffiziers<br />

verlegten in die kongolesische<br />

Hauptstadt Kinshasa. Über die Durchführung<br />

der allgemeinen militärpolizeilichen Aufgaben<br />

hinaus wurden hier Unterstützungen für die vor<br />

Ort befindlichen niederländischen und schwedischen<br />

EUFOR-Kräfte und Verbindung zu weiteren<br />

Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben<br />

geleistet und Luftsicherheitsaufgaben<br />

wie Flugabfertigungen und Begleitschutzeinsätze<br />

durchgeführt.<br />

Sicherlich waren auch in diesem Einsatz die<br />

dienstbegleitenden Lebensumstände eine besondere<br />

Herausforderung. Neben afrikatypischen<br />

Temperaturen, tierischen Gefahrenquellen und<br />

provisorischen Dienst- und Wohnunterkünften<br />

blieb die Lage im Land angespannt und schwer<br />

kalkulierbar.<br />

Nach der Offensive<br />

islamistischer Rebellen<br />

im Dezember 2012 im<br />

Süden Malis griff Frankreich<br />

mit der Operation<br />

„Serval" militärisch ein.<br />

Gleichzeitig wurde die<br />

Umsetzung des bereits<br />

durch die Europäische<br />

Union und den UN-<br />

Sicherheitsrat gebilligten<br />

Einsatzes zur Unterstützung der territorialen Integrität<br />

und Schutz der demokratischen Ordnung<br />

vorangetrieben.<br />

Die Bundeswehr stellte für die geplante Ausbildungsmission<br />

ca. 80 Ausbilder mit Schwerpunkt<br />

Pionierausbildung sowie sanitätsdienstliche Ausbildung<br />

und Realversorgung bereit. Dem zu Beginn<br />

der Mission ca. 180 Soldaten starken deutschen<br />

Kontingent sind drei Feldjäger mit Spezialisierung<br />

und Schwerpunktauftrag Erhebungen und Ermittlungen<br />

zugeordnet. Auf Grund der räumlichen<br />

und logistischen Einschränkungen vor Ort blieben<br />

diese Feldjäger als temporäre Unterstützungskräfte<br />

in Deutschland und werden bei Bedarf abgerufen<br />

und in das Einsatzland verlegt.<br />

Seit Juli 2015 hat Deutschland die Führung der<br />

European Union Training Mission Mali übernommen.<br />

Damit einhergehend übernimmt ein Personenschutzkommando,<br />

hier Kräfte des Feldjägerregimentes<br />

2, den Schutz des Kommandeurs EUTM<br />

Mali.<br />

Abb. 42 Feldjäger im Kongo, 2006 Abb. 43 Impressionen Mali, 2014<br />

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4.2 Feldjäger auf dem Balkan<br />

Bosnien und Herzegowina<br />

Mit Ende des Ost-<br />

West -Konfliktes und<br />

Zusammenbruch des<br />

Warschauer Paktes<br />

begann Anfang der<br />

1990er Jahre auch das<br />

Auseinanderbrechen der<br />

Sozialistischen Föderativen<br />

Republik Jugoslawien.<br />

Serbien versuchte ab<br />

1991 mit militärischen<br />

Mitteln, den Vielvölkerstaat<br />

zusammenzuhalten. Gleichzeitig stiegen die<br />

Spannungen zwischen den Ethnien, die letztlich in<br />

einer militärischen Eskalation und ethnischen Säuberungen<br />

endeten. Im November 1995 erzwang<br />

die internationale Gemeinschaft mit dem Abkommen<br />

von Dayton das Ende des Krieges.<br />

Die Bundeswehr beteiligte sich seit 1992 an<br />

verschiedenen humanitären Hilfsaktionen und<br />

Aufklärungsmissionen und unterstützte mit<br />

Sanitäts-, Lufttransport- und Luftaufklärungsleistungen<br />

die United Nations Protection Force (UN-<br />

PROFOR). Die Vereinten Nationen beauftragten<br />

am 15.12.1995 die NATO mit der Überwachung<br />

des Waffenstillstandsabkommens und der Einhaltung<br />

der Vereinbarungen von Dayton. An diesem<br />

Einsatz beteiligten sich 16 NATO- und 17 Nicht-<br />

NATO-Staaten. Die Sollstärke der IFOR-Truppen<br />

betrug bis zu 57000 Soldatinnen und Soldaten.<br />

Ab Januar 1996 stellte die Bundeswehr für das<br />

1. Deutsche Kontingent IFOR (Land) (Implementation<br />

Force) GECONIFOR (L) 2600 Soldaten ab.<br />

Vorauskommandos, hier auch Feldjäger des FJgBtl<br />

760, hatten die Liegenschaften in Kroatien seit<br />

dem 20. Dezember 1995 vorbereitet. GECONIFOR<br />

gliederte sich in vier deutsche Einsatzverbände<br />

und ein Feldlazarett. Die Feldjägerkompanie mit<br />

30 Soldaten folgte am 3. Januar 1996, um aus<br />

der Liegenschaft im kroatischen Primošten heraus<br />

vor allem Verkehrsdienst zu leisten und in zum Teil<br />

mehrtägigen Konvoibegleitungen deutsche Kräfte<br />

bei Transporten und Märschen nach Bosnien in<br />

die „Box" hinein und zurück zu leiten und zu<br />

sichern. So führte das deutsche Heereskontingent<br />

IFOR bis Dezember 1996 insgesamt 492 Konvois<br />

und Transporteinsätze durch, welche (fast) alle<br />

durch Feldjäger begleitet wurden - dies unter<br />

ständiger Gefährdung durch Minen und versteckte<br />

Ladungen sowie den noch ungewohnten<br />

Eindrücken einer völlig zerstörten, zerrütteten<br />

und latent bedrohlichen Umgebung. In insgesamt<br />

drei IFOR-Kontingenten leisteten so bis Februar<br />

1997 Feldjäger Dienst „auf der Straße", bis dieser<br />

Einsatz in die Stabilisation Force (SFOR) überging<br />

und auch die Feldjäger in das Feldlager Rajlovac<br />

verlegt wurden.<br />

Die Stationierung in<br />

Bosnien-Herzegowina<br />

nahe Sarajevo führte zu<br />

Neustrukturierungen im<br />

Bereich der internationalen<br />

Militärpolizeikräfte.<br />

20 Feldjäger führten<br />

nun Feldjägerdienst<br />

(Kopfbedeckung französisches<br />

Barett mit Feldjägerstern)<br />

zur Unterstützung<br />

des deutschen<br />

Einsatzkontingentes<br />

aus dem Feldjägerdienstkommando im Feldlager<br />

Rajlovac heraus durch. Parallel hierzu koordinierte<br />

erstmals ein Theater Provost Marshal im HQ SFOR<br />

in Butmir eine internationale Militärpolizei (IMP).<br />

Bis zu 105 Militärpolizisten aus Italien, Belgien,<br />

Deutschland, den Niederlanden, Irland, Dänemark,<br />

Großbritannien, den USA und im späteren Verlauf<br />

weiterer Nationen wurden der IMP unterstellt.<br />

Besonders zu Beginn der Nutzung des Feldlagers<br />

Rajlovac waren die Tätigkeiten der Feldjäger als<br />

„Lagerpolizei" gefordert, da es weder eine Wache<br />

noch einen Wachvorgesetzten gab. Selbst in späteren<br />

Einsatzkontingenten blieben die Aufträge<br />

im Rahmen der Sicherheit des Feldlagers aktuell,<br />

erreichte die Liegenschaft doch nie einen Sicherheitsstandard,<br />

welcher ein unbefugtes Betreten<br />

gänzlich ausgeschlossen hätte. Darüber hinaus<br />

blieben die Aufgaben der Feldjäger unverändert.<br />

Im Laufe der Jahre änderte sich der Schwerpunkt<br />

vom militärischen Verkehrsdienst hin zum militärischen<br />

Ordnungsdienst. Erhebungen und Ermittlungen<br />

in ungezählten Delikten wie Diebstählen<br />

oder Einbrüchen und schwerwiegenden Verkehrsunfällen,<br />

aber auch bei Todesfällen wurden<br />

durchgeführt. Personenschützer gewährleisteten<br />

den Schutz des Nationalen Befehlshabers im Einsatzland<br />

mit Begleitschutzeinsatz ebenso wie den<br />

Schutz hochrangiger Besucher. Feldjägerstreifen<br />

unterstützten die Truppe in der Fläche und wurden<br />

in Feldjägerkommandos den Kommandeuren<br />

dislozierter Einheiten vor Ort „auf Zusammenarbeit<br />

angewiesen", beispielsweise im Feldlager<br />

Filipovici nahe Foca oder im Camp Mostar.<br />

Abb. 44 Feldjäger bei der Marschbegleitung und Verkehrsregelung, 1996<br />

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Im Dezember 2004<br />

endete der Einsatz der<br />

Stabilisation Force. Der<br />

Auftrag wurde jedoch<br />

durch die Europäische<br />

Union mit der Operation<br />

Althea der European<br />

Force fortgesetzt. Zu<br />

diesem Zeitpunkt war<br />

die einst mehr als 30<br />

Feldjäger starke Einsatzkompanie bereits auf Zugstärke<br />

abgeschmolzen. 2006 wurde das Feldjägerdienstkommando<br />

im Feldlager Rajlovac geschlossen<br />

und die weiter verminderten Feldjägerkräfte<br />

der internationalen Militärpolizei (IMP) in Butmir<br />

unterstellt. Hier leisteten Feldjäger noch bis 2010<br />

Dienst. Damit schließt offiziell das Kapitel Bosnien<br />

und Herzegowina, es bedeutet jedoch nicht das<br />

Ende des Einsatzes der Feldjäger auf dem Balkan.<br />

Kosovo<br />

Während sich die Lage<br />

in Bosnien und Herzegowina<br />

1998 weiter<br />

entspannte, verschärften<br />

sich die Auseinandersetzungen<br />

zwischen serbischen<br />

und albanischen<br />

Kräften im Kosovo weiter.<br />

Im Dezember 1998<br />

erreichte das Deutsche<br />

Einsatzkontingent Kosovo Verification Mission<br />

(Land) [KVM (L)] über das griechische Thessaloniki<br />

schließlich Tetovo in Mazedonien, unweit der<br />

serbischen Grenze zum Kosovo. Dem deutschen<br />

Einsatzkontingent KVM (L) gehörten neun Feldjäger<br />

aus der damals den Krisenreaktionskräften der<br />

Bundeswehr zugeordneten Feldjägerkompanie in<br />

Roding an. Neben den allgemeinen militärpolizeilichen<br />

Aufgaben bestand der Auftrag der Feldjäger<br />

darin, die Marschstraßen vom Hafen in Thessaloniki<br />

nach Mazedonien sowie Ausweichrouten zu<br />

erkunden und zu dokumentieren und dabei unter<br />

anderem auch die Traglast von Brücken einzuschätzen.<br />

An manchen Tagen wurden so mehr als<br />

1000 Kilometer gefahren und zeitweise bestand<br />

auf Grund des enormen Auftragsaufkommens<br />

eine Feldjägerstreife nur noch aus einem Feldjäger.<br />

Parallel hierzu waren die Feldjäger der „Extraction<br />

Force" zugeordnet. Dieser in Mazedonien<br />

stationierte, etwa 1600 Mann starke, gepanzerte<br />

multinationale Verband hatte den Auftrag, die bis<br />

zu 1400 im Kosovo eingesetzten, unbewaffneten<br />

OSCE- Beobachter der Kosovo Verification Mission<br />

im Notfall zu evakuieren. Hauptauftrag der Feldjäger<br />

war hier die Identifizierung der OSCE- Beobachter<br />

vor der Evakuierung.<br />

Im Februar 1999 wurden die ersten Konvois mit<br />

Material der designierten KFOR-Truppe unter großem<br />

medialem Interesse in Nachtmärschen nach<br />

Tetovo begleitet.<br />

Im März 1999 wurden die Rodinger Feldjäger<br />

durch eine 60 Mann starke Feldjägerkompanie aus<br />

dem eigenen 760er Bataillon abgelöst.<br />

Abb. 45 Feldlager Rajlovac,<br />

SFOR 1997<br />

Abb. 46 Feldjäger bei Verkehrsregelung, EUFOR 2005<br />

Abb. 47 Feldjäger auf Streife in Sarajevo, SFOR 2002 Abb. 48 Feldjägerdienstkommando Rajlovac, SFOR 1998 Abb. 49 Feldjäger bei der Unfallaufnahme Abb. 50 Feldjäger bei der Durchsuchung eines<br />

Waffenlagers<br />

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Diese organisierten den<br />

Feldjägerdienst in Mazedonien<br />

aus Tetovo, später<br />

Ohrid und Strumica<br />

heraus und führten mit<br />

Schwerpunkt weitere<br />

Konvois und Märsche<br />

nach Mazedonien. Die<br />

NATO fliegt zu diesem<br />

Zeitpunkt nach gescheiterten<br />

Bemühungen um<br />

eine politische Lösung seit dem 24. März Luftangriffe<br />

auf serbische Ziele im Kosovo und Serbien.<br />

Am 12. Juni, nur zwei Tage nach Abschluss des<br />

Abkommens zwischen Jugoslawien und der NATO<br />

und der damit verbundenen Aussetzung der<br />

Luftangriffe, rückte die Einsatzbrigade KFOR in<br />

das Kosovo vor. Da für die deutschen KFOR-Kräfte<br />

keine eigenen Feldjäger ausgeplant und verlegt<br />

wurden, verstärkten acht Streifen der Feldjägerkompanie<br />

KVM(L) die Brigade. Nach Beendigung<br />

des Krieges im Kosovo und Abzug der serbischen<br />

Kräfte befand sich das gesamte Gebiet mangels<br />

jeglicher rechtsstaatlicher Instanzen praktisch im<br />

rechtsfreien Raum. Neben der Abstellung von<br />

zwei Feldjägern für den Personenschutz des Deutschen<br />

Kontingentführers war die Herstellung der<br />

öffentlichen Ordnung und Sicherheit eine der wesentlichsten<br />

und herausforderndsten Aufgaben.<br />

Dies bedingte unter anderem die unmittelbare<br />

Einrichtung und den Betrieb eines Gefängnisses in<br />

Prizren - Fähigkeiten, die bis dato von der Feldjägertruppe<br />

nicht abgefordert wurden. Gleichzeitig<br />

wurden Erhebungen und Ermittlungen in einer<br />

bislang unbekannten Dimension zur Dokumentation<br />

und Aufklärung von Verbrechen notwendig.<br />

Zahllose Tötungsdelikte mussten in den ersten<br />

Wochen und Monaten bearbeitet, Kriegsverbrechen<br />

dokumentiert und Massengräber geöffnet<br />

werden. Parallel hierzu galt es, Plünderungen und<br />

weitere Übergriffe zu verhindern, die einsetzenden<br />

Rückkehrerströme aus Albanien in das Kosovo<br />

zu organisieren und die Räumung widerrechtlich<br />

besetzter Gebäude bis hin zu Maßnahmen zur<br />

Entwaffnung der UCK mit Erstürmung der von<br />

der UCK besetzten Gebäude sicherzustellen. Aus<br />

Feldjägern wurden Polizisten, Kriminalbeamte,<br />

Justizvollzugsbeamte und sogar Haftrichter. Bis zu<br />

138 Feldjäger nahmen gleichzeitig ihren Auftrag<br />

im Kosovo wahr, sorgten für die Herstellung und<br />

die Einhaltung der öffentlichen Ordnung u.a. in<br />

Prizren, Pristina, Suva Reka, Dragash, Orahovac<br />

und Malisevo.<br />

Bis heute sind Feldjäger im Kosovo im Einsatz.<br />

Der Einsatzzug ist noch 10 Mann stark. Neben<br />

dem Betrieb des Feldjägerdienstkommandos im<br />

Feldlager in Prizren erbringen Erheber und Ermittler<br />

sowie Luftsicherheitskräfte Dienstleistungen<br />

für das deutsche Einsatzkontingent und arbeiten<br />

mit den vor Ort befindlichen Militärpolizeikräften<br />

verbündeter Nationen zusammen. Möglich ist hier<br />

eine kurzfristige Verstärkung des Einsatzkontingentes<br />

KFOR durch ein Operational Reserve Force<br />

(ORF) Bataillon, um auf Spannungen im Kosovo<br />

reagieren zu können. Aktuell ist dem deutsch-österreichischen<br />

ORF-Bataillon ein Feldjägerzug mit<br />

22 Feldjägern zugeordnet, welcher die Fähigkeiten<br />

Greiftrupp, Dokumentationstrupp, Gewahrsamsstelle<br />

und Präzisionsschützen für den Einsatz bei<br />

unfriedlichen Demonstrationen einbringt.<br />

Abb. 51 Feldjägerfuhrpark, 1999 Abb. 52 Feldjäger im Gespräch mit Soldaten der UCK, 1999 Abb. 53 Feldjäger bei der Zugriffdurchsuchung Abb. 54 Feldjäger MB Greenliner vor dem HQ Pristina<br />

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Albanien und Mazedonien<br />

4.3 Feldjäger in Afghanistan<br />

Parallel zu den Einsätzen der Feldjäger in KVM(L)<br />

und KFOR fanden zwei weitere, zeitlich befristete<br />

Szenarien und Operationen auf dem Balkan unter<br />

Beteiligung von Feldjägerkräften statt. In Albanien<br />

wurde im Rahmen einer humanitären Hilfsaktion<br />

im Zeitraum 3. Juni bis 11. August 1999 ein Unterstützungsverband<br />

Albanien (UstgVerb ALB), im<br />

Schwerpunkt Pionierkräfte, unter Beteiligung von<br />

10 Feldjägern beauftragt, bei Auf- und Ausbau<br />

von Flüchtlingslagern zu unterstützen und Verkehrswege<br />

im Bedarfsfall auszubauen.<br />

Ab September 2001 operierte als Nachfolger<br />

der Operation Essential Harvest für ein Jahr die<br />

deutsch-niederländische Task Force Fox in Mazedonien.<br />

Auslöser dieses Einsatzes waren die ethnischen<br />

Spannungen zwischen den slawischen und<br />

albanischen Volksgruppen in Mazedonien, welche<br />

bürgerkriegsähnliche Ausmaße anzunehmen drohten.<br />

Hauptauftrag dieser Kräfte war der Schutz der<br />

in Mazedonien tätigen internationalen Beobachter.<br />

Den etwa 600 Soldaten starken Einsatzkräften der<br />

TF Fox wurde von Juni 2001 bis Juli 2002 ein Feldjägerzug<br />

zugeordnet und auf dem Erebino, einem<br />

Berg südlich von Tetovo, stationiert.<br />

Nach den Terroranschlägen<br />

vom 11.09.2001<br />

in den USA begann der<br />

friedenserzwingende<br />

UN-mandatierte internationale<br />

Einsatz unter<br />

NATO-Führung in Afghanistan.<br />

Von Beginn<br />

an beteiligte sich die<br />

Bundeswehr an diesem<br />

Einsatz, welcher in seinem Verlauf zunehmend<br />

herausfordernder werden sollte. Hauptauftrag<br />

der International Security Assistance Force (ISAF)<br />

war die Unterstützung der gewählten Regierung<br />

Afghanistans durch Herstellung und Aufrechterhaltung<br />

eines stabilen und sicheren Umfeldes,<br />

was auch die Ausbildung afghanischer Sicherheitsorgane<br />

beinhaltete. Mit den Vorauskräften<br />

der Bundeswehr trafen im Januar 2002 auch die<br />

ersten Feldjäger in Kabul ein. Bereits im Folgemonat<br />

verlegte die erste Feldjägereinsatzkompanie<br />

mit Kräften des FJgBtl 750 nach Kabul, wo bis<br />

heute ununterbrochen Feldjäger im Einsatz sind.<br />

Der Schwerpunkt des Auftrages der Feldjäger in<br />

Afghanistan und besonders in Kabul liegt nach<br />

wie vor im Personen- und Begleitschutz, wenngleich<br />

auch die Erheber und Ermittler vor neue Herausforderungen<br />

gestellt werden. Ab 2003 wurde<br />

das Engagement der internationalen ISAF-Truppe<br />

über den Großraum Kabul hinaus erweitert.<br />

Abb. 55 Camp Fox TFF, Mazedonien<br />

Abb. 56 Feldjäger unterwegs in Kabul<br />

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Die Feldjägereinsatzkompanie Kunduz verlegte<br />

noch in diesem Jahr und nahm über zehn Jahre<br />

bis 2013 mit bis zu 37 Feldjägern militärpolizeiliche<br />

Aufgaben und allgemeinmilitärische Aufgaben<br />

unter einer zum Teil hohen Gefährdungslage<br />

wahr. Bis zum Abzug der Bundeswehr aus Kunduz<br />

und Übergabe des Feldlagers fielen im Raum<br />

Kunduz 25 deutsche Soldaten, unzählige wurden<br />

bei Sprengstoffanschlägen und Feuergefechten<br />

verwundet.<br />

2004 wurde in Faizabad ein weiteres Regionales<br />

Wiederaufbauteams (PRT) unter deutscher Führung<br />

eingerichtet. Das Feldlager wurde im Januar<br />

2005 offiziell in Betrieb genommen. In Zugstärke<br />

mit bis zu 18 Soldaten stellten Feldjäger hier bis<br />

2012 den Personen- und Begleitschutz ebenso<br />

sicher wie die Durchführung von Erhebungen und<br />

Ermittlungen und die Wahrnehmung von Luftsicherheitsaufgaben.<br />

Im Jahr 2006 baute Deutschland die britische Forward<br />

Support Base in Mazar-i-Sharif zum Feldlager<br />

„Camp Marmal" aus. Im Juni übernahm Deutschland<br />

das Regionalkommando Nord mit Sitz des<br />

Stabes im Camp Marmal. Damit wurde das Camp<br />

Marmal zur Basis des deutschen Einsatzkontingentes.<br />

Im Stab des Regionalkommandos Nord (RC N)<br />

plante und koordinierte ein international besetztes<br />

Provost-Marshal-Office unter deutscher Führung<br />

bis 2014 nationale und internationale Militärpolizeieinsätze.<br />

Die Feldjägereinsatzkompanie Mazari-Sharif<br />

war bis zu 54 Feldjäger stark, wurde darüber<br />

hinaus über mehrere Jahre mit amerikanischen<br />

und kroatischen, später u.a. mit belgischen und<br />

lettischen Militärpolizisten verstärkt.<br />

Ab Dezember 2010 bis zur Übergabe des Außenpostens<br />

„Operation Post North" bei Pol-e Chomri<br />

an die afghanischen Sicherheitskräfte wurde der<br />

erste Zug der Feldjägereinsatzkompanie Mazar-i-<br />

Sharif mit Hauptauftrag Erhebungen und Ermittlungen<br />

sowie Force Protection hier stationiert.<br />

Abb. 57 Feldjäger in der Sicherung, Faizabad<br />

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Neben der Feldjägereinsatzkompanie lag im Camp<br />

Marmal auch das bis zu 45 Feldjäger umfassende<br />

„Feldjägerausbildungskommando zur Unterstützung<br />

der Afghanischen Nationalen Polizei" (ANP).<br />

Anfangs in Zuggliederung, wurden ab 2009 in<br />

der Teamstruktur eines Police Mentoring Teams<br />

(PMT) und in Zusammenarbeit mit internationalen<br />

Polizeikräften im Norden des Landes die nationalen<br />

afghanischen Polizeikräfte vor Ort in deren<br />

Distrikten aus- und weitergebildet.<br />

Aufbauend auf den Erfahrungen vorheriger Einsätze<br />

wurden die Feldjäger in Afghanistan zu jeder<br />

Zeit vor neue Herausforderungen in einem robusten<br />

Einsatz mit hoher Gefährdungslage gestellt.<br />

So passten Personenschützer Ausstattung und<br />

Einsatztaktik regelmäßig an die veränderten<br />

Gegebenheiten an und arbeiten mit Sprengstoffspürhundeteams<br />

zusammen. Erheber und<br />

Ermittler wurden bei Einsätzen durch Präzisionsschützen<br />

der eigenen Truppengattung gesichert<br />

und entwickelten Techniken, Spuren- und<br />

Beweissicherung an Anschlagsorten innerhalb<br />

von 30 Minuten durchführen zu können. Der<br />

Feldjägerdienst wurde erstmalig aus dem verlegefähigen<br />

modularen Feldjägerdienstkommando<br />

heraus betrieben. Feldjäger nahmen Kontroll- und<br />

Ausbildungsaufgaben für afghanisches Gefängnispersonal<br />

wahr. Luftsicherheitskräfte kontrollierten<br />

nationale und internationale Lufttransportfracht<br />

auf die Einhaltung der<br />

Sicherheitsbestimmungen<br />

und übernahmen<br />

Sicherheitsaufgaben in<br />

Luftfahrzeugen.Zum 1.<br />

Januar 2015 ging ISAF<br />

in die Mission „Resolute<br />

Support" (RS) über.<br />

Während die Mandatsobergrenze<br />

für ISAF bei 5350 Soldaten lag, legt der<br />

Beschluss des Deutschen Bundestages diese bei RS<br />

für 850 Soldaten fest. Die Reduzierungen spiegeln<br />

sich natürlich auch bei Feldjägerkräften wider.<br />

Annähernd 200 Feldjäger waren 2011 zeitgleich<br />

in Afghanistan in 5 Standorten eingesetzt. 2015<br />

zählen wir noch 38 Feldjäger in Kabul und Mazari-Sharif.<br />

Die Herausforderungen bleiben. Neue<br />

werden hinzukommen.<br />

Abb. 58 Feldjäger MB SSA am Helipad in Faizabad<br />

Abb. 59 Feldjäger beobachtet den Luftraum<br />

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4.4 Feldjäger in See<br />

European Union Naval Force - Somalia<br />

(EU NAVFOR Somalia) - Operation Atalanta<br />

Erste Überlegungen zur<br />

Gestellung von Feldjägerkräften<br />

auf Schiffen<br />

der Marine gab es<br />

bereits 2002 während<br />

der Operation Enduring<br />

Freedom.<br />

Es sollte jedoch noch<br />

sechs Jahre dauern, bis<br />

die ersten Feldjäger im<br />

Rahmen der Operation European Union Naval<br />

Force - Somalia (EU NAVFOR Somalia) Operation<br />

Atalanta erstmals als Teil eines deutschen Einsatzkontingentes<br />

an Bord eines deutschen Marineschiffs<br />

in See stachen.<br />

Die multinationale Operation Atalanta wurde<br />

2008 mit dem Ziel des Schutzes der Hilfslieferungen<br />

für Somalia sowie der Gewährleistung einer<br />

freien Seefahrt und Bekämpfung der Piraterie am<br />

Horn von Afrika und im Golf von Aden gestartet.<br />

Die ersten Feldjäger, Kräfte aus dem FJgBtl 451<br />

und FJgBtl 252, gingen im Dezember 2008 an<br />

Bord der Fregatte Karlsruhe. Hauptauftrag der<br />

Feldjäger war und ist die Unterstützung des Kommandanten<br />

bei der Durchführung der Gewahrsamnahme<br />

der Piraterie verdächtigter Personen<br />

sowie die gerichtsverwertbare Sicherung und<br />

Dokumentation der diesbezüglichen Beweismittel.<br />

Zur Erfüllung dieses Auftrages sind auf jeder in EU<br />

NAVFOR Atalanta eingesetzten Einheiten (Fregatte<br />

bzw. Einsatzgruppenversorger) drei Feldjäger<br />

unter Führung eines Feldjägeroffiziers mit Spezialisierung<br />

und Befähigung für Erhebungen und<br />

Ermittlungen an Bord.<br />

Heute zählen wir das 22. Deutsche Einsatzkontingent<br />

EU NAVFOR Atalanta und 24 Feldjägerkommandos<br />

waren bis dato für mindestens 4 Monate<br />

als Angehörige der Besatzungen in See. Wohl<br />

jeder der auf einer seegehenden Marineeinheit<br />

eingesetzten Feldjäger musste sich hierbei in einer<br />

organisatorisch, sozial und kommunikativ fremden<br />

Umgebung integrieren. Mittlerweile ist jedoch<br />

vielen Feldjägern bekannt, dass jeder Marinestabsoffizier-<br />

kurz mit „Herr Kap'tän" angesprochen<br />

wird, dass er in einer kleinen Kammer auf dem<br />

Bock schläft, welche nicht vom „Spieß", sondern<br />

vom Schiffswachtmeister zugewiesen wurde, sein<br />

Mitbewohner vielleicht der 2SVO - der 2. Schiffsversorgungsoffizier<br />

- ist und man in der Kantine<br />

Kleinigkeiten einkaufen kann, weil die Mahlzeiten<br />

in der Messe eingenommen werden, wobei jede<br />

Dienstgradgruppe über eine eigene Messe verfügt<br />

und der Zutritt von dienstgradgruppenfremden<br />

Soldaten ausschließlich mit Erlaubnis aller Anwesenden<br />

möglich ist, was wiederum während der<br />

Mahlzeiten gänzlich ausgeschlossen ist.<br />

Auch für die Marine waren anfangs die Feldjäger<br />

an Bord doch gewöhnungsbedürftig und es galt<br />

besonders für die ersten Feldjägerkommandos in<br />

See einige Ressentiments auszuräumen. Durch<br />

Fachwissen, professionelle Einstellung, Kooperations-<br />

und Anpassungsfähigkeit, ein klein wenig<br />

Geduld von Feldjägeroffizieren und Feldjägerportepeeunteroffizieren<br />

(die hier übrigens Feldjägermeister<br />

heißen) und viel Unterstützung von<br />

den Marinesoldaten wurden die Feldjäger jedoch<br />

schnell zu Besatzungsmitgliedern und anerkannten<br />

Fachleuten innerhalb ihres speziellen Aufgabenbereiches.<br />

Mussten die ersten Feldjägeroffiziere<br />

noch um die Übertragung von Ermittlungen<br />

nach der Wehrdisziplinarordnung kämpfen, ist<br />

dies heute an Bord selbstverständlich. Der eigentliche<br />

Hauptauftrag bleibt jedoch die Wahrnehmung<br />

der Garantenpflicht des Kommandanten gegenüber<br />

den Gewahrsamspersonen sowie die Durchführung<br />

der Gewahrsamnahme mit Sicherung<br />

und gerichtsverwertbarer Dokumentation von<br />

Beweismitteln. Die Gewahrsamnahme umfasst<br />

hierbei die Aufnahme, die Betreuung und Beaufsichtigung<br />

der Personen im Gewahrsamsbereich<br />

sowie die Übergabe bzw. Freilassung. Bei allen<br />

Phasen der Gewahrsamnahme sind die Feldjäger<br />

an Bord auf Unterstützung von Marinesoldaten<br />

angewiesen. Die hier eingeteilten Soldaten müssen<br />

durch die Feldjäger eingewiesen und ausgebildet<br />

werden. Der Erfolg der Operation EUNAVFOR<br />

Atalanta kann in Zahlen dokumentiert werden.<br />

Wurden im Jahr 2009 163 Piratenangriffe und<br />

Geiselnahmen registriert, lag die Zahl in 2014 nur<br />

noch bei zwei gemeldeten Angriffen. Insgesamt<br />

wurden durch den internationalen Marineverband<br />

155 Piraten den Strafverfolgungsbehörden übergeben,<br />

davon 128 rechtskräftig verurteilt.<br />

Abb. 60 Feldjäger an Bord bei der Registrierung und Dokumentation von Beweismitteln<br />

Abb. 61 Feldjäger bei der Fotoüberwachung an Bord der Fregatte Hamburg<br />

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European Union Naval Force - Mediterranean (EU NAVFOR MED)<br />

Nach nur fünf Tagen<br />

Vorbereitungszeit gingen<br />

am 4. Mai 2015 die<br />

ersten dreizehn Feldjäger<br />

aus der 8./ FJgRgt<br />

1 in Burg an Bord der<br />

Fregatte Hessen und des<br />

Einsatzgruppenversorgers<br />

Berlin. Das Feldjägerdienstkommando<br />

Burg stellte vorübergehend den durchgehenden<br />

Feldjägerdienst ein. Auftrag an Bord der Schiffe,<br />

die kurzfristig zur Humanitären Hilfe Seenotrettung<br />

ins Mittelmeer abgestellt wurden, war die<br />

Aufnahme, Betreuung und Beaufsichtigung sowie<br />

die Übergabe von durch die Marine aus Seenot<br />

geretteten und an Bord genommenen Flüchtlingen.<br />

Grundsätzlich ist dieser Auftrag artverwandt<br />

mit den Aufgaben der Feldjäger bei EU NAVFOR<br />

Atalanta im Bereich Gewahrsamnahme, die Herausforderungen<br />

sind jedoch andere. Während sich<br />

bei Atalanta i.d.R. nicht mehr als zehn der Piraterie<br />

verdächtige Personen bis zu zehn Tagen an<br />

Bord befinden, mussten auf der Fregatte Hessen<br />

zeitweise mehr als 800 Personen aufgenommen<br />

und betreut werden.<br />

Diese sind zwar grundsätzlich keiner Straftaten<br />

verdächtigt und werden als Flüchtlinge behandelt,<br />

dafür werden Problemlösungen bedingt durch<br />

Anzahl, Alter und Ethnien erforderlich. Diesen<br />

Herausforderungen stellen sich sechs Feldjäger mit<br />

Unterstützung von Marinesoldaten, welche aber<br />

natürlich nicht den Ausbildungs- und Erfahrungsstand<br />

der eingesetzten Feldjäger besitzen können.<br />

Zum Teil bis zu 36 Stunden ohne Unterbrechung<br />

waren die Feldjäger in der Aufnahme und Betreuung<br />

gebunden, bevor die Flüchtlinge in Italien den<br />

dortigen Behörden übergeben werden konnten.<br />

Aufgrund der hohen physischen und psychischen<br />

Belastungen wurde erstmalig eine Einsatzdauerobergrenze<br />

von 70 Tagen für die Feldjägerkräfte<br />

befohlen.<br />

Im Juli 2015 ging die Humanitäre Hilfeleistung<br />

Seenotrettung Mittelmeer in den mandatierten<br />

Einsatz European Union Naval Force - Mediterranean<br />

(EU NAVFOR MED) über. Damit einher geht<br />

ein Wechsel des Hauptauftrages für die Marineeinheiten<br />

von Seenotrettung zu Erkundung und<br />

Aufklärung. Der Hauptauftrag und Kräfteansatz<br />

der Feldjäger bleibt davon jedoch unberührt.<br />

Zusätzliche Aufträge im Bereich von Erhebungen<br />

und Ermittlungen und Unterstützungsleistungen<br />

werden außerhalb der Flüchtlingshilfe wahrgenommen.<br />

Abb. 62 u. 63 Seenotrettung Mittelmeer: Feldjäger an Bord der Fregatte Hessen<br />

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4.5 Einsatzgleiche Verpflichtungen<br />

4.6 Militärische Evakuierungsoperationen<br />

Der Aufgabenbereich Feldjägerwesen Bundeswehr<br />

(AufgBer FJgWesBw) plant neben den „klassischen<br />

Auslandseinsätzen" auch Feldjägerkräftedispositive<br />

für die Einsatzgleichen Verpflichtungen<br />

aus. Im Schwerpunkt werden hierbei die European<br />

Battlegroup (EUBG) und die NATO Response<br />

Force (NRF) betrachtet. Einsatzkontingente der<br />

EUBG unterliegen einer Standby-Phase von sechs<br />

Monaten, wobei diese grundsätzlich im Januar<br />

und im Juli beginnt. Die Bereitschaftsphase der<br />

NRF umfasst ein volles Kalenderjahr. Sie beginnt<br />

im Januar und endet im Dezember. Die eingeplanten<br />

Feldjägerkräfte sind in den entsprechenden<br />

Zeiträumen fest gebunden und können nicht für<br />

andere Einsatzverpflichtungen eingeplant werden,<br />

die parallel zu den entsprechenden Kontingenten<br />

zu stellen sind. Für beide Einsatzgleichen Verpflichtungen<br />

gilt, dass die eingeplanten Feldjägerkräfte<br />

sowie das benötigte Material einen Monat<br />

über das Ende der jeweiligen Standby-Phase<br />

hinaus bereitgehalten werden müssen.<br />

Die Einsatzkontingente<br />

der NRF und<br />

der EUBG werden,<br />

abhängig von der Gesamtstärke<br />

des jeweiligen<br />

deutschen Einsatzkontingentes,<br />

als<br />

Einheit (verminderte<br />

Feldjägereinsatzkompanie)<br />

oder Teileinheit<br />

(verminderter Feldjägerzug)<br />

ausgeplant.<br />

Absicht ist es, mithilfe<br />

einer bereits erfolgten Standardisierung dieser<br />

Elemente, zukünftig die Ausplanungen und die<br />

damit einhergehenden Koordinierungen zwischen<br />

den militärischen Organisationsbereichen (MilOrgBer),<br />

den Fähigkeitskommandos der Streitkräftebasis<br />

und den Verbänden innerhalb des AufgBer<br />

FJgWesBw nachhaltig zu optimieren. Neben einer<br />

rein nationalen Aufstellung der Einsatzkontingente<br />

spielt die Zusammenarbeit im multinationalen<br />

Verbund eine immer stärkere Rolle. So werden die<br />

aufgestellten Feldjägereinsatzkompanien regelmäßig<br />

durch andere Partnernationen unterstützt<br />

und durch Komponenten anderer Militärpolizeien<br />

ergänzt. Beispielgebend kann hier die multinationale<br />

Militärpolizeikompanie für die EUBG II/2016<br />

genannt werden, die durch das Kommando<br />

Feldjäger der Bundeswehr ausgeplant wurde, im<br />

Schwerpunkt durch Feldjäger betrieben und durch<br />

mehr als 40 Militärpolizisten aus Österreich und<br />

der Tschechischen Republik unterstützt wird. Umgekehrt<br />

ist es allerdings auch möglich, dass sich<br />

Feldjägerkräfte an eine multinationale Militärpolizeikompanie<br />

der EUBG oder der NRF angliedern,<br />

die durch eine andere Nation geführt wird. Um<br />

die multinationale Zusammenarbeit zu optimieren,<br />

findet nach den entsprechenden Absprachen eine<br />

zielgerichtete Übungstätigkeit im In- und Ausland<br />

statt. Ziel ist hierbei, die eingesetzten Kräfte der<br />

verschiedenen Militärpolizeien miteinander zu<br />

harmonisieren und zu zertifizieren.<br />

So ist zum Beispiel in Vorbereitung auf die EUBG<br />

II/2016 eine trinationale Teilnahme an der Volltruppenübung<br />

EUROPEAN SPIRIT 2016 geplant,<br />

bei der deutsche Feldjäger zusammen mit den<br />

Partnern aus Österreich und der Tschechischen<br />

Republik ihre allgemeinmilitärischen sowie ihre<br />

militärpolizeilichen Fähigkeiten beüben und kohäsieren<br />

können.<br />

Das Kommando Feldjäger der Bundeswehr stellt<br />

für Militärische Evakuierungsoperationen (MilEvakOp)<br />

ein Kräftedispositiv bereit, um jederzeit<br />

und zielgerichtet im gesamten militärpolizeilichen<br />

Aufgabenspektrum im Rahmen der Nationalen<br />

Krisenvorsorge eingesetzt zu werden. Das Einsatzportfolio<br />

dieses Kräftedispositives ist äußerst facettenreich<br />

und reicht von der Personenregistrierung<br />

der zu Evakuierenden bis hin zur Durchführung<br />

von Personenschutz für entsprechend eingestufte<br />

Soldaten des Einsatzverbandes MilEvakOp. Eingesetzt<br />

wurden Feldjägerkräfte zum Beispiel im Zuge<br />

der Operation Pegasus (Evakuierung deutscher<br />

Abb. 64 Feldjäger bei der Operation Pegasus<br />

Staatsbürger aus Libyen im Februar 2011) sowohl<br />

an Bord eines Ausbildungs- und Einsatzverbandes<br />

(EAV) der Deutschen Marine im Mittelmeer, als<br />

auch an Bord von zwei Transall-Transportflugzeugen,<br />

welche zur Unterstützung dieser Operation<br />

bereit standen. Für den Erfolg von Militärischen<br />

Evakuierungsoperationen geben Geheimhaltung<br />

in der Vorbereitung, Überraschung im Ansatz und<br />

zupackendes Handeln in der Durchführung den<br />

Ausschlag. Deshalb sehen Sie uns bitte nach, dass<br />

wir an dieser Stelle thematisch nicht weiter in die<br />

Tiefe gehen, sondern es bei diesem allgemeinen<br />

Überblick belassen.<br />

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BASIS<br />

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BASIS<br />

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4.7 Gedenken<br />

Die Feldjäger der Bundeswehr haben seit Beginn<br />

mandatierter Auslandseinsätze der Bundeswehr<br />

eine enorme Entwicklung vollzogen, die viele Anfang<br />

der 1990er Jahre nicht für möglich hielten.<br />

Die Feldjägertruppe hat die Herausforderungen<br />

angenommen, hat sie bestanden und ist daran<br />

gewachsen -<br />

sie hat hierfür jedoch auch einen hohen Preis<br />

zahlen müssen, da nicht jeder Feldjäger lebend<br />

nach Hause zurückkehren konnte. Unseren<br />

Kameraden ein ehrendes Andenken zu bewahren<br />

ist und bleibt Verpflichtung aller Feldjäger der<br />

Bundeswehr.<br />

Bei Verkehrsunfällen im Kosovo starben die Feldjäger<br />

• Hauptfeldwebel Christian Falk am 12. Oktober 1999 (5./FJgBtl 801) - Bild oben rechts<br />

• Feldwebel Thomas Grubert am 12. Oktober 1999 (5./FJgBtl 801) - Bild oben rechts<br />

• Oberfeldwebel Michael Zirkelbach am 3. Oktober 2003 (3./FJgBtl 451) - Bild unten rechts<br />

• Stabsunteroffizier Marco Heling am 3. Oktober 2003 (4./FJgBtl 451) - Bild unten rechts<br />

Die einheimische Bevölkerung im Kosovo pflegt die Gedenkstätten an unsere Kameraden bis<br />

zum heutigen Tag.<br />

Bei einem Sprengstoffanschlag in Taloqan/Afghanistan starb am<br />

28.05.2011 Hauptfeldwebel Tobias Lagenstein (5./FJgBtl 152)<br />

in Ausübung seines Dienstes. Er fiel als Kommandoführer des<br />

Personenschutzteams des Kommandeurs<br />

Regionalkommando Nord.<br />

Auch dieser fünf Kameraden wird am Platz der Erinnerung (Kapitel 7) gedacht.<br />

Abb. 65 u. 66 Der Kommandeur KdoFJgBw an den Gedenkstätten der im Kosovo gestorbenen Feldjäger<br />

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5 Vorstellung der aktuellen Dienststellen und<br />

Verbände<br />

5.1 Feldjäger in der Neuausrichtung der Bundeswehr<br />

5.2 Feldjägerregiment 1<br />

5.3 Feldjägerregiment 2<br />

5.4 Feldjägerregiment 3<br />

5.5 Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr<br />

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BASIS<br />

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5.1 Feldjäger in der Neuausrichtung der Bundeswehr<br />

Das Kommando Feldjäger der Bundeswehr in<br />

Hannover ist die vorgesetzte Dienststelle aller Feldjägerverbände<br />

und der Schule für Feldjäger und<br />

Stabsdienst der Bundeswehr. Als Dienststelle der<br />

Streitkräftebasis ist es dem Kommando Territoriale<br />

Aufgaben der Bundeswehr truppendienstlich<br />

nachgeordnet.<br />

In ihm liegen erstmals in der Geschichte des<br />

Feldjägerwesens Bundeswehr Führung, Einsatz,<br />

Ausbildung und Weiterentwicklung in einer Hand.<br />

Kernaufgabe des Kommandos ist es, militärpolizeiliche<br />

Fähigkeiten der Bundeswehr im In- und<br />

Ausland lageabhängig abzubilden, den Feldjägerdienst<br />

Inland zu führen und hierfür die erforderlichen<br />

Feldjägerkräfte bereitzustellen.<br />

Der Feldjägerführer Bundeswehr und Kommandeur<br />

des Kommandos Feldjäger der Bundeswehr,<br />

Herr Brigadegeneral Udo Schnittker, nimmt alle<br />

Aufgaben des zentralen fachlichen Beraters in<br />

Fragen des Feldjägerwesens und des militärpolizeilichen<br />

Aufgabenspektrums der Bundeswehr<br />

für das Bundesministerium der Verteidigung und<br />

alle Organisationsbereiche der Bundeswehr wahr.<br />

Er wird hierbei durch den Stab des Kommandos<br />

Feldjäger der Bundeswehr unterstützt.<br />

Das Kommando Feldjäger der Bundeswehr wurde<br />

am 20. Februar 2013 im Rahmen eines feierlichen<br />

Appells durch den Stellvertretenden Inspekteur<br />

der Streitkräftebasis, Herrn Generalleutnant Engelhardt,<br />

in der Scharnhorst-Kaserne in Hannover<br />

in Dienst gestellt. Alle Truppenteile des Aufgabenbereiches<br />

Feldjägerwesen Bundeswehr sowie die<br />

Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr<br />

wurden hierbei dem Kommando Feldjäger<br />

der Bundeswehr unterstellt (Abb. 69).<br />

Das Kommando Feldjäger der Bundeswehr ist<br />

verantwortlich für die truppendienstliche und<br />

fachliche Führung der drei Feldjägerregimenter<br />

in Berlin, Hilden und München sowie der bundeswehrgemeinsamen<br />

Schule für Feldjäger und<br />

Stabsdienst der Bundeswehr in Hannover mit einer<br />

Gesamtstärke von 2700 Soldaten und Soldatinnen<br />

sowie zivilen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen<br />

(Abb. 67).<br />

Abb. 67 Dislozierung der Truppenteile des Feldjägerwesens Bundeswehr in der Zielstruktur der Streitkräftebasis der Zukunft<br />

Der Stab des Kommandos Feldjäger der Bundeswehr<br />

besteht aus zwei Fachabteilungen<br />

(Feldjägereinsatz und Weiterentwicklung), einer<br />

Stabsabteilung (Führung), einem Dezernat Zentrale<br />

Aufgaben, einem Dezernat Controlling, den<br />

Rechtsberatern sowie dem Stabsquartier mit rund<br />

150 Soldaten und Soldatinnen sowie zivilen Mitarbeitern<br />

und Mitarbeiterinnen (Abb. 68).<br />

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<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

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Die Abteilung Führung nimmt die truppendienstliche<br />

Führung für den gesamten Kommandobereich<br />

in allen Führungsgrundgebieten im Auftrag<br />

des Kommandeurs Kommando Feldjäger der<br />

Bundeswehr wahr. Das Personal der Abteilung<br />

Führung setzt sich aus Soldaten und Soldatinnen<br />

aller Uniformträger- und Organisationsbereiche<br />

zusammen.<br />

Die Abteilung Feldjägereinsatz Bundeswehr ist<br />

verantwortlich für die Planung und Führung des<br />

Feldjägerdienstes Inland, die Koordinierung der<br />

Grundsätze des Feldjägereinsatzes Ausland in<br />

enger Abstimmung mit dem Einsatzführungskommando<br />

der Bundeswehr und die Bedarfsdeckung<br />

der militärpolizeilichen Fähigkeiten im In- und<br />

Ausland.<br />

Die Abteilung Grundlagen und Weiterentwicklung<br />

nimmt die fachliche Weiterentwicklung des<br />

Aufgabenbereiches Feldjägerwesen Bundeswehr<br />

wahr.<br />

Dieses umfasst im ganzheitlichen System Weiterentwicklung<br />

die Zuständigkeit für Konzeption,<br />

Doktrin, Ausbildung, Rüstung und Ausrüstung<br />

sowie internationale Kooperation.<br />

In seiner Grundgliederung ist das Kommando<br />

Feldjäger der Bundeswehr befähigt, alle truppendienstlichen<br />

und fachlichen Aufgaben im engen<br />

Zusammenwirken mit dem nachgeordneten<br />

Bereich zu erfüllen und so den militärpolizeilichen<br />

Beitrag zur Erfüllung des Gesamtauftrages der<br />

Bundeswehr zu leisten.<br />

Abb. 69 Einmarsch der Truppenfahnen während des Indienststellungsappells Kommando Feldjäger der Bundeswehr am<br />

20. Februar 2013<br />

Abb. 68 Gliederung des Stabes Kommando Feldjäger der Bundeswehr<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

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Vom Inspizienten der Feldjägertruppe bis zum Feldjägerführer Bundeswehr<br />

5.2 Das Feldjägerregiment 1<br />

Weiträumig. Flexibel. Exzellent.<br />

Oberst Fischer<br />

1958-1961<br />

Oberst Koch<br />

1970-1974<br />

Oberst Brucker<br />

1961-1963<br />

Oberst Schwarz<br />

1974<br />

Oberst Ballhorn<br />

1963-1967<br />

Oberst Herold<br />

1974-1981<br />

Oberst Elfering<br />

1967-1970<br />

Oberst Neumann<br />

1981-1985<br />

Am 26.09.2013 wurde das Feldjägerregiment 1<br />

(FJgRgt 1) im Rahmen eines feierlichen Appells<br />

durch den Kommandeur Kommando Feldjäger<br />

der Bundeswehr, Brigadegeneral Udo Schnittker,<br />

zum 01.10.2013 unter der Führung von Oberst<br />

Carsten Bullwinkel in Dienst gestellt. Die im neuen<br />

Einsatzraum befindlichen Kompanien der Feldjägerbataillone<br />

151, 350 und 351 wurden dabei<br />

dem FJgRgt 1 unterstellt.<br />

Das Alte bewahren und das Neue formen - dieser<br />

Grundsatz führte zu einer einmaligen mathematischen<br />

Gleichung:<br />

151+350+351=1<br />

Die drei ehemaligen Bataillone waren in Berlin<br />

(350) unter Führung von Oberstleutnant Andreas<br />

Reitz, in Neubrandenburg (151) unter Führung<br />

von Oberstleutnant Ulf Lübberstedt und in Leipzig<br />

(351) unter Führung von Oberstleutnant Dirk<br />

Gerlich disloziert. Durch die Beibehaltung wesentlichen<br />

Führungspersonals aus den drei Verbänden<br />

gelang es verzugslos, vorhandene Expertise aus<br />

dem jeweiligen Verantwortungsbereich zu konservieren<br />

und im neu aufgestellten Regimentsstab in<br />

Berlin verwertbar zu machen. So ist seit der Aufstellung<br />

Oberstleutnant Reitz der stellvertretende<br />

Kommandeur des Regimentes und Oberstleutnant<br />

Lübberstedt der Abteilungsleiter S3. Im Wesentlichen<br />

trugen die Last der Neuaufstellung die<br />

Unteroffiziere der drei Verbände, die bekanntes<br />

Terrain verlassen und sich in „neuen" Kompanien<br />

zurechtfinden mussten. Ihre Professionalität und<br />

ihre Leistungsbereitschaft trugen im Kern dazu<br />

bei, dass in kürzester Zeit ein „Wir-Gefühl" im<br />

Feldjägerregiment 1 entstand.<br />

Jedoch sei an dieser Stelle auch kurz an die aufgelösten<br />

Kompanien erinnert: Das Feldjägerdienstkommando<br />

Potsdam ist sicherlich das geschichtsträchtigste<br />

von allen Kompanien gewesen. Auch<br />

Hagenow hatte ein eigenes Dienstkommando.<br />

Deren Einsatzräume und Aufträge sind natürlich<br />

durch die anderen Einsatzkompanien lückenlos<br />

übernommen worden.<br />

Die langjährigen und intensiven Patenschaften<br />

mit dem Bezirk Berlin-Mitte in Wedding sowie der<br />

polnischen Zandarmerii Wojskowej in Zagan sind<br />

weiter bestimmende Merkmale dieses Verbandes.<br />

Oberst Trampusch<br />

1985-1988<br />

Oberst Diez<br />

1988-1994<br />

Oberst Herzog<br />

1995-2000<br />

Oberst Helms<br />

2000-2001<br />

Oberst Erdmann<br />

2001-2008<br />

Oberst Stumpp<br />

2008-2012<br />

Brigadegeneral Schnittker<br />

seit 2013<br />

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Stab Feldjägerregiment 1<br />

Teamfähig. Kompetent. Innovativ.<br />

Oberstleutnant Uwe Staab nimmt als Regimentskommandeur<br />

die fachliche Beratungsfunktion für<br />

alle Bedarfsträger in seinem Verantwortungsbereich<br />

wahr und ist als Verbandsführer der erste Mann des<br />

Regimentes. Er ist verantwortlich für die truppendienstliche<br />

Führung der acht Feldjägerkompanien<br />

in Berlin, Eckernförde, Neubrandenburg, Hamburg,<br />

Storkow, Burg und Leipzig sowie der Versorgungskompanie<br />

in Berlin mit einer Gesamtstärke von ca.<br />

800 Soldaten und Soldatinnen sowie zivilen Mitarbeitern<br />

und Mitarbeiterinnen.<br />

Hierbei wird er durch den Stab FJgRgt 1 unter<br />

Führung des StvRgtKdr mit seinen sechs Fachabteilungen<br />

sowie dem Stabszug, unter Führung des<br />

Stabszugführers mit der Disziplinargewalt der Stufe<br />

1, mit insgesamt 42 Soldaten und Soldatinnen<br />

sowie zivilen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen unterstützt.<br />

Somit nehmen die täglichen ablauforganisatorischen<br />

Verantwortlichkeiten Oberstleutnant<br />

Andreas Reitz als stellvertretender Kommandeur<br />

und Hauptmann Ferdinand Storm als Stabszugführer<br />

wahr und sind folglich die Garanten für das gute<br />

Gelingen des Stabes.<br />

1./Feldjägerregiment 1<br />

Unterstützend. Breitgefächert. Reibungslos.<br />

Einsatzraum im Nordosten Deutschlands<br />

Der Einsatzraum des Feldjägerregiments 1 erstreckt<br />

sich von der deutsch-dänischen Grenze<br />

im Norden bis hin zum Erzgebirge im Süden, der<br />

Grenze zu Polen und Tschechien im Osten auf<br />

einer Fläche von 108.919 km2. Darin befinden<br />

sich 229 Dienststellen an 83 Standorten in 116<br />

Liegenschaften der Bundeswehr mit insgesamt ca.<br />

49.000 Soldatinnen und Soldaten.<br />

Soweit die Fakten. Was sich aber hinter diesem<br />

Einsatzraum verbirgt, kann eher folgende Darstellung<br />

vermitteln: Das Bundesministerium der Verteidigung<br />

hat im Bendler-Block in Berlin seinen 2.<br />

Dienstsitz. Weitere prominente und den Einsatzraum<br />

kennzeichnende Dienststellen auf der operativen<br />

Ebene sind das Einsatzführungskommando<br />

der Bundeswehr, das Planungsamt, die Bundesakademie<br />

für Sicherheitspolitik, das Kommando<br />

Heer, das Kommando Luftwaffe, das Marinekommando,<br />

das Kommando Territoriale Aufgaben der<br />

Bundeswehr, die Führungsakademie der Bundeswehr,<br />

die Offizierschule des Heeres u.v.m. Neben<br />

diesen hochkarätigen Bedarfsträgern sind mit dem<br />

Verantwortungsbereich des Feldjägerregiments<br />

1 auch die Hochwertveranstaltungen wie das<br />

Feierliche Gelöbnis am 20.07. eines jeden Jahres,<br />

der Hafengeburtstag in Hamburg, der Hanse Sail<br />

in Rostock oder aber auch die Kieler Woche verknüpft,<br />

die immer wieder herausragende Feldjägereinsätze<br />

darstellen.<br />

Das heißt: Die Aufgaben des Feldjägerregimentes<br />

1 können sich aufgrund der Konzentration der<br />

unterschiedlichsten Dienststellen wohl von seinen<br />

Schwesterregimentern etwas unterscheiden.<br />

Doch nun zu den einzelnen Manöverelementen<br />

des Verbandes.<br />

Die 1. Kompanie ist als Versorgungskompanie im<br />

Wesentlichen für das gesamte Regiment zuständig<br />

und betreibt die Realversorgung des Verbandes.<br />

Intern bezeichnet sich die Kompanie als „Dienstleister<br />

der Dienstleister". Die 1. Kompanie leistet<br />

durch verschiedenste Unterstützungsleistungen<br />

ihren Beitrag für das Gelingen der Aufträge des<br />

2./Feldjägerregiment 1<br />

Zuverlässig. Wendig. Bereit.<br />

Die 2. Kompanie ist als „schwere Kompanie" eine<br />

Ausnahme im Feldjägerwesen Bundeswehr. Unter<br />

Führung von Hauptmann Manuel Myrrhe sichert<br />

sie mit dem Absicherungszug den 2. Dienstsitz<br />

des Bundesverteidigungsministeriums im Bendler-<br />

Block. Darüber hinaus hat die Kompanie den<br />

Auftrag, den Generalinspekteur der Bundeswehr<br />

3./Feldjägerregiment 1<br />

Weitreichend. Facettenreich. Bärenstark.<br />

Die 3. Kompanie ist nicht nur durch ihren „Buddy-<br />

Bären" bekannt, sondern ist das Leit-Dienstkommando<br />

des Regimentes und verrichtet ihren Dienst<br />

in Berlin sowie im westlichen Brandenburg. Sie ist<br />

Verbandes. Sichtbar sind eher der Technische Zug<br />

oder die Verpflegungsgruppe: jedoch ist die Leistungsfähigkeit<br />

der Material- und der Transportgruppe<br />

den „externen" Kompanien hinlänglich<br />

bekannt. Die Kompanie wird durch Hauptmann<br />

Sebastian Büchler geführt.<br />

weltweit mit ihren Personenschützern zu beschützen.<br />

Ferner ist der Eskortenzug für die deutschlandweite<br />

protokollarische Begleitung von Gästen<br />

zuständig, die durch das BMVg angeordnet wird,<br />

und ist in Berlin als „ausgelagerter" Teil der Schule<br />

für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr<br />

lehrbeauftragt für die Vergabe der Eskorten ATN.<br />

die Allzweckwaffe im Raum Berlin und versieht<br />

mit ihren Feldjägern in Berlin und im westlichen<br />

Brandenburg den Feldjägerdienst. Erfahrung im<br />

Handling von Großveranstaltungen in der Bun-<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

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deshauptstadt sind Kennzeichen dieser Kompanie<br />

unter der Führung von Major Alexander Schikora.<br />

Aber Berlin ist aus Sicht unseres Regimentes nicht<br />

alles. Dafür stehen die gleichrangingen Schwesterkompanien.<br />

9./Feldjägerregiment 1<br />

Elementar. Präzise. Robust.<br />

4./Feldjägerregiment 1<br />

Nordisch. Maritim. Aktiv.<br />

5./Feldjägerregiment 1<br />

Spezialisiert. Schützend. Ausgezeichnet.<br />

Die 5. Kompanie ist in Neubrandenburg stationiert.<br />

Unter Führung von Hauptmann Stefan<br />

Quandt ist sie die zweite maritim orientierte<br />

Kompanie. Gleichwohl ist mit der Panzerbrigade<br />

Die 4. Kompanie ist derzeit noch in Eckernförde<br />

ansässig. Frau Major Diana Klotz bereitet<br />

gleichwohl als erster weiblicher Stabsoffizier des<br />

Aufgabenbereiches den Umzug ihrer Kompanie<br />

nach Kiel vor. Das Symbol der Kompanie hat logischerweise<br />

ein Schiff im Wappen, da der Hauptbedarfsträger<br />

die Kameradinnen und Kameraden<br />

der Marine sind, die wesentlich im Einsatzraum<br />

des Dienstkommandos stationiert sind.<br />

41 eine der sechs Heeresbrigaden Bedarfsträger<br />

unserer Kompanie im Nordosten. Die Weiten<br />

Mecklenburg-Vorpommers sind ebenfalls charakteristisch<br />

für den Raum.<br />

Das Leipziger Dienstkommando unter Führung<br />

von Major Stefan Nitsche leistet seinen Dienst in<br />

Sachsen. In der Vergangenheit konnten die Leipziger<br />

ihre hervorragende Leistung bei Einsätzen wie<br />

Das Zusammenwachsen der drei Bataillone ist<br />

vollumfänglich abgeschlossen. Das Regiment ist<br />

nun EINS. Davon zeugen verbandsinterne Zusammenziehungen,<br />

wie zum Beispiel der „Tag des<br />

Feldwebels", an dem sich im September eines<br />

jeden Jahres unter der Schirmherrschaft des Kommandeurs<br />

alle verfügbaren Portepeeunteroffiziere<br />

treffen, um unter Ausgestaltung durch die Offiziere<br />

des Verbandes einen kameradschaftlichen Tag<br />

im letzten Elbe-Hochwasser unter Beweis stellen<br />

oder aber bei der Kommandoübergabe des Inspekteurs<br />

des Heeres sowie der Leutnantsbeförderung<br />

in Dresden an der Offizierschule des Heeres.<br />

zu erleben. Auch der Regimentssporttag ist ein<br />

Zeichen der Kameradschaft und des Wettkampfes.<br />

Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl wird auch<br />

bei den zahlreichen Einsätzen und Unterstützungen<br />

deutlich.<br />

Das Feldjägerregiment 1 ist und bleibt:<br />

Weiträumig. Flexibel. Exzellent.<br />

6./Feldjägerregiment 1<br />

Qualifiziert. Dynamisch. Weitblickend.<br />

Die 6. Kompanie unter Führung von Hauptmann<br />

Markus Diegler ist in der Freien und Hansestadt<br />

Hamburg stationiert und hat einen Einsatzraum,<br />

der von Holstein nach Mecklenburg reicht. Somit<br />

sind nicht nur der Hamburger Hafen und die Helmut-Schmidt-Universität<br />

im Schwerpunkt abzusichern,<br />

sondern auch der interessante Einsatzraum,<br />

der wie in Berlin, Ost und West verbindet.<br />

7./Feldjägerregiment 1<br />

Beständig. Treu. Fokussiert.<br />

Die 7. Kompanie leistet ihren Dienst im ostwärtigen<br />

Teil Brandenburgs unter Führung von Hauptmann<br />

Stefan Otto. Mit der Internationalen Luftfahrtausstellung<br />

und diversen Großereignissen unter Federführung<br />

des Kommandos Heer ist dieses Dienstkommando<br />

auch in der Öffentlichkeit deutlich sichtbar.<br />

Daneben ist in Storkow der Regimentsbeauftragte<br />

für das Diensthundewesen des Verbandes ansässig.<br />

8./Feldjägerregiment 1<br />

Einzigartig. Vorausschauend. Vernetzt.<br />

Die 8. Kompanie unter Führung von Major Stefan<br />

Zickelkau leistet ihren Dienst in Burg. Der Auftrag<br />

der Kompanie wird im Wesentlichen durch das<br />

Gefechtsübungszentrum (GÜZ) des Heeres in<br />

Letzlingen, und somit in unmittelbarer Nähe zum<br />

Dienstkommando, geprägt. Jährlich wird dort die<br />

gesamte Kompanie im Rahmen des präventiven<br />

Feldjägerdienstes gebunden, um militante Störaktionen<br />

zu verhindern.<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

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Führungspersonal Feldjägerregiment 1 (im Jubiläumsjahr)<br />

Führung Feldjägerregiment 1<br />

Kommandeur<br />

Oberstleutnant Staab<br />

Stellvertretender Kommandeur Oberstleutnant Reitz<br />

Stab Feldjägerregiment 1<br />

AbtLtr S1 Oberstleutnant Baganz AbtLtr S2 Hauptmann Lehmann<br />

AbtLtr S3 Oberstleutnant Lübberstedt AbtLtr S4 Major Loose<br />

T-Offz Hauptmann Jurk AbtLtr S6 Hauptmann Kostelnik<br />

StZgFhr Hauptmann Storm TrPsych Regierungsrätin Lippok<br />

Feldjägerkompanien<br />

Kompaniechefs<br />

Kompaniefeldwebel<br />

1./1 Hauptmann Büchler Oberstabsfeldwebel Müller<br />

2./1 Hauptmann Myrrhe Oberstabsfeldwebel Stagge<br />

3./1 Major Schikora Oberstabsfeldwebel Winterboer<br />

4./1 Major Klotz Stabsfeldwebel Stier<br />

5./1 Hauptmann Quandt Oberstabsfeldwebel Widmann<br />

6./1 Hauptmann Diegler Oberstabsfeldwebel Ruhnke<br />

7./1 Hauptmann Otto Oberstabsfeldwebel Beer<br />

8./1 Major Zickelkau Oberstabsfeldwebel Schilling<br />

9./1 Major Nitsche Oberstabsfeldwebel Walther<br />

10./1 Hauptmann d. R. Nerger<br />

11./1 Major d. R. Stiehler Stabsfeldwebel d. R. David<br />

12./1 Major d. R. Schmidt Oberstabsfeldwebel d. R. Wotschke<br />

Gespiegelte Führungskräfte im Feldjägerregiment 1<br />

Kommandeur<br />

vakant<br />

Stellvertretender Kommandeur Oberstleutnant d.R. Kanold<br />

Stab Feldjägerregiment 1<br />

AbtLtr S1 vakant AbtLtr S2 vakant<br />

AbtLtr S3 Oberstleutnant d.R. Seeger AbtLtr S4 vakant<br />

T-Offz Hauptmann d.R. Hasner AbtLtr S6 vakant<br />

StZgFhr vakant TrPsych vakant<br />

Feldjägerkompanien<br />

Kompaniechefs<br />

Kompaniefeldwebel<br />

1./1 Hauptmann d.R. Bouchouchi Oberstabsfeldwebel d.R. Baum<br />

2./1 vakant vakant<br />

3./1 Major d.R. Ehmer vakant<br />

4./1 Hauptmann d.R. Ropte vakant<br />

5./1 Hauptmann d.R. Rech vakant<br />

6./1 Major d.R. Franzke vakant<br />

7./1 Hauptmann d.R. Lück vakant<br />

8./1 Major d.R. Simon vakant<br />

9./1 Major d.R. Enzmann Oberstabsfeldwebel d.R. Wotschke<br />

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5.3 Das Feldjägerregiment 2<br />

Team 2 -„Wir sind 2! Gemeinsam gestalten!"<br />

Nach offizieller Außerdienststellung der traditionsreichen<br />

Feldjägerbataillone 152, 251 und 252 am 26.<br />

September 2013 wurde mit dem Feldjägerregiment<br />

2 zum 01.10.2013 die neue militärische Heimat der<br />

Soldatinnen und Soldaten der genannten Altverbände<br />

in Dienst gestellt. In die vorgelagerte Aufstellungsphase<br />

zwischen Juli und September 2013<br />

fiel die Auflösung der bisherigen Bataillonsstäbe<br />

in Hannover und Mainz sowie der dazugehörigen<br />

Stabskompanien.<br />

Die Angehörigen der bisherigen 1. Kompanie des<br />

Feldjägerbataillons 252 wurden in die umgegliederte<br />

Versorgungskompanie und den neu aufgestellten<br />

Stab des Regimentes in Hilden überführt. Zeitgleich<br />

wurden dem neuen Verband im Rahmen einer<br />

ersten Umgliederung die noch bestehenden zwölf<br />

Feldjägerkompanien, drei nichtaktive Einheiten, zwei<br />

ZAW-Betreuungsstellen und die Ausbildungskompanie<br />

(6. Kompanie des Feldjägerbataillons 251)<br />

mit alter Bataillonsbezeichnung unterstellt. Zum<br />

31.10.2013 wurde mit der Auflösung der Mainzer<br />

ZAW-Betreuungsstelle und der Rotenburger Ausbildungskompanie<br />

die bevorstehende Reduzierung der<br />

Kompanien eingeläutet. Es folgte zum 31.03.2014<br />

die Auflösung der Feldjägerkompanien aus Zweibrücken,<br />

Münster, Koblenz und Bremen. An allen<br />

Standorten wurde dazu ein entsprechender Appell<br />

durchgeführt. Zum 01.04.2014 erfolgte die zweite<br />

Umgliederung und gleichzeitige Umbenennung der<br />

verbliebenen acht Feldjägerkompanien aus Munster,<br />

Hannover, Wilhelmshaven, Augustdorf, Bonn,<br />

Hilden, Mainz und Rotenburg a.d. Fulda. Die drei<br />

neu aufgestellten Ergänzungstruppenteile wurden<br />

an den Standorten Hannover, Mainz und Hilden mit<br />

dem Ziel des Erhalts einer militärischen Heimat, einer<br />

flächendeckenden Unterstützungs- und Einsatzmöglichkeit<br />

der Aktiven und einer bestmöglichen<br />

Erreichbarkeit für die Reservistendienstleistenden<br />

verortet. Zur äußerlichen Wahrnehmung der innerlichen<br />

Verpflichtung und Bindung des Regimentes<br />

an die jahrzehntelange Tradition der Altverbände<br />

fanden die Wappen von 152, 251 und 252 schon<br />

im Oktober 2013 ihren Platz auf dem neuen Regimentswimpel.<br />

Alle ehemaligen und aktiven (Vorgänger-)<br />

Verbände und Einheiten im heutigen Verantwortungsbereich<br />

des Regimentes begrüßen zudem<br />

mit ihren Wappen jede Besucherin, jeden Besucher<br />

im Stabsgebäude in Hilden, denn Tradition wird im<br />

Verband groß geschrieben.<br />

Der Prozess von Auflösung, Aufstellung und zweifacher<br />

Umgliederung wurde maßgeblich bestimmt<br />

durch eine schrittweise personelle Reduzierung<br />

von rund 1.200 auf rund 800 aktive Soldatinnen<br />

und Soldaten. Dieser von viel Kommunikation,<br />

Planungsvariabilität und organisatorischer wie individueller<br />

Flexibilität und Professionalität geprägte<br />

Schritt war bis Mitte 2014 abgeschlossen. Ende<br />

2015 fühlen sich, inklusive Reserve und ZAW-<br />

Betreuungsstelle, rund 1.600 Soldatinnen und<br />

Soldaten dem Verband zugehörig. Der logistische<br />

Anteil des Reformprozesses mit der Organisation,<br />

Steuerung, Lagerung, Wartung und Rücklieferung<br />

von Material und Fahrzeugen von insgesamt sieben<br />

aufgelösten Einheiten war hoch komplex und<br />

dauerte bis weit ins Jahr 2015.<br />

Neben der strukturellen, personellen und materiellen<br />

„Pflicht" galt es frühzeitig, neue Grundlagen<br />

in Sachen Befehle, Weisungen und Vorgaben zu<br />

schaffen und auf Basis eines Meilensteinplanes<br />

die Zukunft zu gestalten. Unvergessen bleiben aus<br />

den ersten Monaten die erste Führungsrunde mit<br />

fast 50 Führungskräften auf der Kompaniechef-,<br />

Kompaniefeldwebel- und Stabsabteilungsleiterebene,<br />

das erste Regimentsbiwak als eigene<br />

„Aufstellungsveranstaltung" sowie die erste große<br />

„3.a-Reise" des Kommandeurs mit allen Stabsabteilungsleitern<br />

in alle Kompanien.<br />

Neben dem vom ersten Tag an von Reformen und<br />

Veränderungen unbeeindruckt weiter „brummenden"<br />

Tagesgeschäft im In- und Ausland und<br />

- damit verbunden - einer der neuen Größenordnung<br />

geschuldeten, unvermeidlich hohen Taktzahl<br />

waren vom Start weg regelmäßige Begegnungen<br />

und Zusammenziehungen im weit dislozierten<br />

Verband eine wichtige Säule des hiesigen „Team<br />

2"-Konzeptes.<br />

Führungs-/Kompetenzrunden und Offizier-/<br />

Führer-/Spezialistenweiterbildungen u. ä. besaßen<br />

schnell große Regelmäßigkeit und Intensität. Biwak-<br />

und Kohäsions- sowie Wettkampfveranstaltungen<br />

verschiedenster Art ergänzten das neue,<br />

breite „Kommunikations-Portfolio" zum Ziele<br />

einer gesund wachsenden „Corporate Identity".<br />

Am 1. Oktober 2015 wurde mit Gästen und<br />

Freunden aus Gesellschaft und Politik feierlich mit<br />

einer Serenade aus Anlass „Zwei Jahre Feldjägerregiment<br />

2" gefeiert, vorgeschaltet wurde ein<br />

internes Regimentsbiwak mit knapp 400 Teilnehmenden<br />

durchgeführt.<br />

Hinzu kommen u. a. regelmäßige Zusammenziehungen<br />

im Bereich der Reserve, die vom ersten<br />

Tag an eng (ein)gebunden wurde, und im Bereich<br />

des Offizier- und Unteroffiziernachwuchses, beispielsweise<br />

unter den Namen P.E.T.Z. (Prägung, Erziehung<br />

und Training von Zugführern) und F.A.T.I.<br />

(Feldwebel-Anwärter-Training und Integration).<br />

Der Regimentseinsatzraum umfasst die sechs<br />

Bundesländer Niedersachsen, Bremen, Nordrhein-<br />

Westfalen, Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen<br />

und wird im Norden durch die Nordsee und im<br />

Westen durch die Benelux-Staaten und Frankreich<br />

begrenzt. Die acht dislozierten Feldjägerdienstkommandos<br />

sind Dienstleister für ca. 50% aller<br />

Bundeswehrangehörigen, was schon einiges allein<br />

hinsichtlich des Umfangs des Feldjägerdienstes<br />

Inland verrät. Als besondere Bedarfsträger sind<br />

insbesondere der erste Dienstsitz des Bundesministeriums<br />

der Verteidigung, das Kommando<br />

Streitkräftebasis, das 1. Deutsch- Niederländische<br />

Korps, das Kommando Sanitätsdienst und die 1.<br />

Panzerdivision hervorzuheben.<br />

Um den ständigen Anforderungen neben der häufig<br />

leitungsrelevanten „24/7"- Reaktionsfähigkeit<br />

und den unvermindert hohen Einsatzbelastungen<br />

und Weiterbildungsverpflichtungen gerecht zu<br />

werden, wurden zwischen jeweils zwei Feldjägerkompanien<br />

konkrete Couleur-Verhältnisse neu<br />

zugeordnet, um sich im Bedarfsfall im „direkten<br />

Richten" zu unterstützen. In der neuen Struktur<br />

hat sich gezeigt, dass viele Aufträge gar nur noch<br />

als Regimentsaufgabe zu lösen sind.<br />

Bei den Feldjägerkompanien verfügt die personell<br />

und materiell stärker aufgestellte 2./2 aus Munster<br />

über die Besonderheit des Quick Reaction-<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

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<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

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und Military Evacuation Operations-Status. Alle<br />

anderen Einheiten sind gleichermaßen „robust"<br />

mit allen Fähigkeiten, die das Feldjägerwesen zu<br />

bieten hat, ausgestattet. In der jungen Geschichte<br />

des Regimentes sind bereits einige nennenswerte<br />

Großeinsätze im Inland geleistet worden. Neben<br />

der Beteiligung an den jährlichen Informationslehrübungen<br />

sind hier vor allem die Feldjägereinsätze<br />

in Münster (Absicherung öffentlicher Veranstaltungen<br />

des I. Deutsch-Niederländischen Korps)<br />

sowie am Tag der Bundeswehr zu nennen.<br />

Die zuletzt genannte Veranstaltung stellte die<br />

Leistungsfähigkeit des Verbandes auf die bislang<br />

größte Bewährungsprobe. Hierbei wurde mit<br />

massiver Unterstützung der drei nichtaktiven<br />

Feldjägerkompanien mit insgesamt rund 450 Verbandsangehörigen<br />

an den Standorten Nörvenich,<br />

Hannover, Bonn, Wilhelmshaven, Fritzlar und Koblenz<br />

die militärische Sicherheit und der reibungslose<br />

Ablauf aller Veranstaltungen sichergestellt.<br />

Das Regiment blickt stolz auf zwei von 275 Jahren<br />

„Feldjägerei" zurück.<br />

Ob es hell oder dunkel ist, „mit dem 2ten (Regiment)<br />

sieht man besser"!!! So soll es auch noch<br />

viele viele weitere Jahre sein!<br />

Führungspersonal Feldjägerregiment 2 (im Jubiläumsjahr)<br />

Führung Feldjägerregiment 2<br />

Kommandeur<br />

Oberst Wiesner<br />

Stellvertretender Kommandeur Oberstleutnant Gerlich<br />

Stab Feldjägerregiment 2<br />

AbtLtr S1 Major Katterbach AbtLtr S2 Hauptmann Erley<br />

AbtLtr S3 Oberstleutnant Kessler AbtLtr S4 Oberstleutnant Weinberger<br />

T-Offz Hauptmann Nepora AbtLtr S6 Hauptmann Koch<br />

StZgFhr Hauptmann Pommerenke TrPsych Oberregierungsrat Abel<br />

Feldjägerkompanien / ZAW Betreuungsstelle<br />

Kompaniechefs<br />

Kompaniefeldwebel<br />

1./2 Hauptmann Jakob Oberstabsfeldwebel Peters<br />

2./2 Major v. Loeper Stabsfeldwebel Tschense<br />

3./2 Major König Oberstabsfeldwebel Dikty<br />

4./2 Hauptmann Heuchert Stabsfeldwebel Matzeschke<br />

5./2 Hauptmann Tiedau Oberstabsfeldwebel Schröder<br />

6./2 Hauptmann Seifert Stabsfeldwebel Ozekala<br />

7./2 Hauptmann Mühlbach Oberstabsfeldwebel Haugrund<br />

8./2 Major Vogel Stabsfeldwebel Wendsche<br />

9./2 Hauptmann v. Kannen Oberstabsfeldwebel v. Holten<br />

10./2 Major d. R. Liesmann Stabsfeldwebel d.R. Hildebrandt<br />

11./2 Major d. R. Janz Oberstabsfeldwebel d. R. Weber<br />

Stabsfeldwebel d.R. Schmidt<br />

12./2 Major d. R. Dr. Klohs<br />

Oberstabsfeldwebel d. R. Kirchel<br />

Major d. R. Langhoff<br />

ZAW BetrSt Oberleutnant Braun Hauptfeldwebel Baumann<br />

Abb. 70 Das Stabsgebäude des Feldjägerregiments 2<br />

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5.4 Das Feldjägerregiment 3<br />

Gespiegelte Führungskräfte im Feldjägerregiment 2<br />

Kommandeur<br />

Oberstleutnant d.R. Tönsgerlemann<br />

Stellvertretender Kommandeur Oberstleutnant d.R. Bächt<br />

Oberstleutnant d.R. Schürmann<br />

Stab Feldjägerregiment 2<br />

AbtLtr S1<br />

Oberstleutnant d.R. Schulze- AbtLtr S2 vakant<br />

Pellengahn<br />

Major d.R. Rinke<br />

AbtLtr S3<br />

Oberstleutnant d.R. Anders AbtLtr S4 Oberstleutnant d.R. Schmitz<br />

Major d.R. Buchwalder<br />

T-Offz vakant AbtLtr S6 vakant<br />

StZgFhr vakant TrPsych vakant<br />

Feldjägerkompanien<br />

Kompaniechefs<br />

Kompaniefeldwebel<br />

1./2 Oberleutnant d.R. Kraska Oberstabsfeldwebel d.R. Sukau<br />

2./2 Major d.R. Mindemann vakant<br />

3./2 vakant vakant<br />

4./2 Major d.R. Nienerza Oberstabsfeldwebel d.R. Gasenzer<br />

5./2 Hauptmann d.R. Wilms vakant<br />

6./2 Hauptmann d.R. Mahrenbach Oberstabsfeldwebel d.R. Bents<br />

7./2 Major d.R. Gerard vakant<br />

8./2 Major d.R. Berndt Oberstabsfeldwebel Stramm<br />

9./2 Major d.R. Pausch Oberstabsfeldwebel Stock<br />

ZAW BetrSt vakant vakant<br />

Am 26. September 2013 wurde mit der formalen<br />

Außerdienststellung aller Feldjägerbataillone in<br />

Deutschland im Rahmen der Neuausrichtung der<br />

Bundeswehr auch das Feldjägerregiment 3 zum 1.<br />

Oktober 2013 neu aufgestellt. Die neue militärische<br />

Heimat der Soldatinnen und Soldaten ging<br />

aus dem in Bayern stationierten Feldjägerbataillon<br />

451, dem hauptsächlich in Baden-Württemberg<br />

beheimateten Feldjägerbataillon 452 sowie der 3./<br />

Feldjägerbataillon 351 in Erfurt hervor.<br />

Durch den Einsatz eines Aufstellungsstabes (Juli<br />

2013) unter der Führung von OTL i.G. Claus Jeske<br />

hatte dies für die Bataillonsstäbe der Feldjägerbataillone<br />

451 und 452 die Folge, dass diese zum<br />

30. September 2013 aufgelöst und der Regimentsstab<br />

mit einem Stabszug mit Sitz in München<br />

zum 1. Oktober 2013 neu aufgestellt wurde.<br />

Die Angehörigen der Stabs- und Versorgungskompanie<br />

des Feldjägerbataillons 451 wurden zum 1.<br />

Oktober 2013 in die umgegliederte Versorgungskompanie<br />

des Regimentes überführt. Alle anderen<br />

Feldjägerkompanien der Feldjägerbataillone 451,<br />

452 und die 3./Feldjägerbataillon 351 wurden<br />

vorerst noch unter ihrer alten Bezeichnung<br />

geführt. Die Umgliederung und Umbenennung<br />

der Feldjägerkompanien in die 2./ bis 9./ Feldjägerregiment<br />

3 sowie die Indienststellung der<br />

drei neu aufgestellten und fest in den Verband<br />

integrierten Ergänzungstruppenteile 10./ bis 12./<br />

Feldjägerregiment 3 erfolgte zum 1. April 2014.<br />

Der Einsatzraum des Regimentes besteht seitdem<br />

auf den Gebieten des Freistaates Bayern (Standorte<br />

München, Amberg, Roding, Veitshöchheim),<br />

des Bundeslandes Baden-Württemberg (Bruchsal,<br />

Stetten am kalten Markt, Ulm) und des Freistaates<br />

Thüringen (Erfurt). Dies deckt rund 30% der<br />

Fläche der Bundesrepublik Deutschland ab. Neben<br />

der strukturellen und materiellen Neugliederung<br />

galt es zu Beginn der Umstrukturierung, den<br />

jungen Verband mit Leben und Geist zu füllen,<br />

um eine gemeinsame Identität zu entwickeln und<br />

zu festigen. Hierzu werden seitdem regelmäßig<br />

Zusammenziehungen bzw. verbandsweite Veran-<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

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<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

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144<br />

144<br />

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In der noch relativ jungen Geschichte des Feldjägerregimentes<br />

3 wurden bereits einige Großeinsätze<br />

geleistet. Hier gilt es vor allem die Feldjägestaltungen<br />

wie Offizier-Weiterbildungen, Politische<br />

Bildungsfahrten und vor allem die Aus- und Weiterbildung<br />

der Spezialisten durchgeführt.<br />

Im Bereich der Spezialaufgaben erfolgte eine<br />

Neuausrichtung. So wurden die Beauftragten auf<br />

Kompanie- und Regimentsebene mit der Absicht<br />

neu bestimmt, „frischen Wind" in die Ausbildung<br />

und Weiterentwicklung der jeweiligen Spezialisierungen<br />

zu bringen, ambitioniertem Personal eine<br />

Bewährungschance zu geben und alle Spezialbereiche<br />

konzeptionell neu aufzustellen. So ist<br />

nun jeder bzw. jede Regimentsbeauftragte für 2<br />

Jahre gesetzt und wesentlich verantwortlich für<br />

die regimentsinterne Aus- und Weiterbildung der<br />

jeweiligen Spezialisierung. Ein Blick in die jeweilige<br />

Kompanie soll einen Eindruck vom breiten<br />

Spektrum an Verpflichtungen und den einzelnen<br />

Spezifika der Einheiten im Regiment geben:<br />

Für die 1. Kompanie des Regiments, deren Schwerpunkt<br />

in der Versorgung des gesamten dislozierten<br />

Verbandes z.B. mit Munition und Material sowie<br />

der Instandsetzung von Waffen, Gerät und Fahrzeugen<br />

definiert ist, stellt die Neugliederung eine<br />

enorme Herausforderung dar. Diese Dienstleistungen<br />

wurden vorher von zwei eigenständigen und<br />

zentral stationierten Einheiten erfüllt und müssen<br />

nun - ohne zusätzliches Personal - zentral vom<br />

Standort München aus geleistet werden. Daher ist<br />

eine gute und vorausschauende logistische Planung<br />

ein Muss. Anders als in den Feldjägerkompanien<br />

leisten in der 1./- etliche Freiwillig Wehrdienstleistende<br />

ihren Dienst. Der Anteil der Stabsarbeit<br />

wurde mit der Aufstellung des Stabszuges mit dem<br />

Stabszugführer an den Regimentsstab abgegeben.<br />

Rund 23 km liegen zwischen Sigmaringen und<br />

Stetten am kalten Markt, dem neuen Standort der<br />

2. Kompanie. Sie hat 2014/2015 die Verpflichtung<br />

als sogenannte „MilEvakOp - Kompanie" übernommen<br />

und unterscheidet sich aufgrund dieses<br />

Auftrages und der hieraus abgeleiteten Größe<br />

und Ausstattung von den anderen Kompanien des<br />

Regimentes. Als „MilEvakOp - Kompanie" sind die<br />

Stettener Feldjäger insbesondere dazu befähigt,<br />

in einer weltweiten militärischen Evakuierungsoperation<br />

die erforderliche Feldjägerexpertise und<br />

-fähigkeit im Verbund mit anderen Truppengattungen<br />

abzubilden. In dieser Funktion wurde die<br />

Kompanie bereits mehrfach alarmiert und konnte<br />

sich international bewähren.<br />

Die 3. Kompanie des Feldjägerregiments 3 ist<br />

durch ihre Stationierung in der bayerischen Landeshauptstadt<br />

München für die Absicherung von<br />

Großereignissen, wie beispielsweise die Wahrnehmung<br />

von Schutzmaßnahmen für exponierte Bundeswehrangehörige<br />

und Angehörige befreundeter<br />

Streitkräfte im Rahmen der Münchner Sicherheitskonferenz,<br />

eingesetzt. Durch die Übernahme<br />

eines Großteils des Einsatzraumes der aufgelösten<br />

Kompanie in Murnau mit der oberbayerischen<br />

Alpenregion hat die 3./- einen deutlich größeren<br />

Zuständigkeitsraum abzudecken. Noch sind die<br />

vier Diensthundeteams in Murnau stationiert, der<br />

Umzug nach München ist geplant.<br />

Neu in unseren süddeutschen Verband hinzugekommen<br />

ist die 4. Kompanie in Erfurt. Die Lage<br />

in der reizvollen Landeshauptstadt Thüringens ist<br />

sicher ein Grund für die Attraktivität dieser Kompanie,<br />

in der annähernd alle Stellen besetzt sind.<br />

So gelingt es den Erfurtern in diesem Jahr, auch<br />

die Unterstützung der Informationslehrübung (ILÜ)<br />

2015 im September und Oktober weitgehend im<br />

eigenen Beritt zu stemmen.<br />

Die 5. Kompanie bedient durch die Stationierung<br />

in Veitshöchheim zwei Bundesländer in ihrem Einsatzraum,<br />

was durch unterschiedliche Regelungen<br />

und Behördenstrukturen nicht immer einfach ist.<br />

Daher legt die Kompanie großen Wert auf gute<br />

Beziehungen zu den im weitläufigen Umfeld befindlichen<br />

Behörden. Behördenvergleichsschießen<br />

und andere gemeinsame Veranstaltungen tragen<br />

hier zu einem guten Miteinander bei. Durch die<br />

beiden großen Truppenübungsplätze Wildflecken<br />

und Hammelburg sowie dem Ausbildungszentrum<br />

Infanterie sind im Einsatzraum der Kompanie<br />

zahlreiche Truppenbewegungen zu unterstützen.<br />

Für den eigenen Verband leistet die Kompanie<br />

durch die „Veitshöchheimer Runde" im Bereich<br />

der Erhebung und Ermittlung ihren Beitrag zur<br />

Qualitätssicherung und erarbeitet Innovationen.<br />

Die Tradition der 6. Kompanie („Die Badische")<br />

begründet sich auf der ehemaligen Luftlandefeld-<br />

jägerkompanie 9 aus Bruchsal und der ehemaligen<br />

2./Feldjägerbataillon 750 aus Karlsruhe. Seit jeher<br />

sind Feldjäger auf dem Bruchsaler Eichelberg am<br />

westlichen Rand des Kraichgaus und unweit von<br />

Karlsruhe stationiert. Als besondere Bedarfsträger<br />

im Einsatzraum, der sich grob von Mannheim im<br />

Norden bis zur Schweizer Grenze im Süden erstreckt,<br />

sind das Bildungszentrum der Bundeswehr<br />

in Mannheim und die Deutsch/ Französische Brigade<br />

in Müllheim zu nennen. Dadurch besteht eine<br />

enge Verbindung zur französischen Gendarmerie<br />

in Müllheim. Ein Herausstellungsmerkmal für die<br />

Kompanie ist die Bereitstellung eines einsatzfähigen<br />

Zugriffsteams und der daraus resultierenden<br />

Leitfunktion und Fachexpertise für das Feldjägerregiment<br />

3 und den Aufgabenbereich Feldjägerwesen<br />

Bundeswehr. Feldjägereinsätze zur Unterstützung<br />

des Evangelischen Kirchentages in Stuttgart<br />

und zur Aufrechterhaltung der Bewegungsfreiheit<br />

für die belgischen Streitkräfte zählten zu den<br />

Highlights des letzten Jahres. Weiterhin präsentierte<br />

sich die Kompanie beim Tag der Sicherheit<br />

im Rahmen der Heimattage Baden-Württembergs<br />

der breiten Öffentlichkeit im Stadtzentrum Bruchsals.<br />

Sowohl bei der Ausbildungsmission im IRAK,<br />

als auch bei der Rettung schiffbrüchiger Flüchtlinge<br />

im Mittelmeer waren Feldjäger der Kompanie<br />

zuletzt eingesetzt.Mehrmals im Jahr führt die<br />

Kompanie in Zusammenarbeit mit der Karriereberatung<br />

der Bundeswehr Praktikumswochen für an<br />

der Bundeswehr Interessierte durch.<br />

"Furchtlos und Treu" ist der Leitspruch der Ulmer<br />

Spatzen - der 7. Kompanie des Regiments. Im<br />

Einsatzraum dieser Kompanie befindet sich das<br />

einzige multinationale Kommando in Deutschland.<br />

Mit dem Kommando Operative Führung und<br />

ihrem Provost Marshal arbeitet die Kompanie eng<br />

zusammen und unterstützt hier im ganzen Einsatzspektrum<br />

des Aufgabenbereiches. Für das Bundeswehrkrankenhaus<br />

in Ulm werden notfallmedizinische<br />

Transporte von verwundeten Soldaten<br />

und Soldatinnen durch die Feldjäger abgesichert<br />

und begleitet. Insgesamt stellt die Kompanie 29<br />

Verbänden und Einheiten, vier Bundeswehrschulen<br />

und einem Munitionsdepot militärpolizeiliche<br />

Unterstützung zur Verfügung. Und dass die<br />

Kompanie "Furchtlos und Treu" in allen Regionen<br />

ihres Einsatzraumes ihren Dienst versieht, wird<br />

bei Einsätzen im Hochgebirge der Allgäuer Alpen<br />

bewiesen. Für diese hält sich die Kompanie im<br />

Sommer wie im Winter fit.<br />

Wie die Beziehungen zu den befreundeten Streitkräften,<br />

zu den Reservistenverbänden und zur<br />

Bevölkerung gepflegt werden können, zeigt die<br />

8. Kompanie in Roding. Zwar nicht mehr zu ihrem<br />

Einsatzraum gehörend, betreuen die Rodinger<br />

dennoch den Truppenübungsplatz Hohenfels<br />

und pflegen dort eine intensive Partnerschaft mit<br />

der 527th Military Police Company. Hier stehen<br />

regelmäßige gemeinsame Ausbildungen wie<br />

Schießübungen oder Märsche auf dem Programm.<br />

Ebenfalls eng ist die Verbindung zu den<br />

Reservistenverbänden und zur Kameradschaft der<br />

Feldjäger. So konnte das 25-jährige Bestehen des<br />

Ortsverbandes der Kameradschaft der Feldjäger<br />

sowohl im Kreise als auch unterstützt durch die<br />

Rodinger Kompanie gefeiert werden. Auch zur<br />

Bevölkerung, die der Bundeswehr im Bayerischen<br />

Wald positiv gegenübersteht, wird ein enger Kontakt<br />

gepflegt, so z.B. zur Patengemeinde Bruck.<br />

Mehrere Behördenschießen oder die Teilnahme<br />

mit Abordnungen zu Festen und Feierlichkeiten<br />

sind hier Zeugnis für ein gutes Miteinander. In<br />

naher Zukunft sollen in Roding auch vier Diensthundeteams<br />

ihren Dienst leisten, von denen<br />

bereits zwei in die neu errichtete Zwingeranlage<br />

eingezogen sind.<br />

Die stetige Neuausrichtung der Bundeswehr wirkt<br />

sich durch Standortschließungen oder - Verlagerungen<br />

auch auf die dislozierten Feldjägereinheiten<br />

aus. So stellt für die 9. Kompanie der für<br />

2017 geplante Umzug von Amberg nach Roth<br />

eine große Herausforderung dar. Mit einem der<br />

größten Einsatzräume des Feldjägerregiments 3<br />

und dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr bringt<br />

die 9. Kompanie als „Haus und Hof Kompanie"<br />

der Panzerbrigade 12 - „Oberpfalz" einiges an<br />

Kilometern auf die Straße. Sie unterhält zudem<br />

eine Patenschaft zur 615th US MP COY in Grafenwöhr<br />

und wird ab November 2015 mit großen<br />

Teilen der Kompanie am 4. DEU Einsatzkontingent<br />

der ISAF-Nachfolgemission Resolute Support in<br />

Afghanistan teilnehmen.<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

BASIS<br />

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reinsätze im Rahmen des G7- Gipfels in Elmau bei<br />

Garmisch-Partenkirchen, den Tag der Bundeswehr,<br />

bei dem das Feldjägerregiment 3 mit Feldjägerunterstützung<br />

in Manching, Bischofswiesen, Laupheim,<br />

Bonn und einer luftbeweglichen Reserve in<br />

Nörvenich seine Leistungsfähigkeit unter Beweis<br />

stellte, oder die Leutnantsbeförderungen der Studenten<br />

der Universität der Bundeswehr München<br />

in der Öffentlichkeit hervorzuheben.<br />

Ebenso leistete der junge Verband in diversen<br />

Einsätzen wie beispielsweise dem Stabsquartier<br />

2014/2015 in Kabul/Afghanistan oder verschiedensten<br />

Verpflichtungen im Rahmen der nationalen<br />

Krisenvorsorge seinen Dienst. Bei all diesen<br />

Aufgaben werden die Einheiten und auch der<br />

Stab des Regiments unterstützt von einer Reihe<br />

Reservedienstleistender, die neben ihren zivilen<br />

Berufen oder bereits im Ruhestand befindlich mit<br />

großem Engagement durch einzelne Übungstage<br />

oder auch für mehrere Monate Vakanzen auffangen<br />

oder Sonderprojekte begleiten.<br />

Führungspersonal Feldjägerregiment 3 (im Jubiläumsjahr)<br />

Führung Feldjägerregiment 3<br />

Kommandeur<br />

Oberst Jeske<br />

Stellvertretender Kommandeur Oberstleutnant Böer<br />

Stab Feldjägerregiment 3<br />

AbtLtr S1 Oberstleutnant Dittmann AbtLtr S2 Hauptmann Gebel<br />

AbtLtr S3 Oberstleutnant Thimm AbtLtr S4 Oberstleutnant Ullrich<br />

T-Offz Hauptmann Liwack AbtLtr S6 Oberleutnant Herrmann<br />

StZgFhr Hauptmann Fischer TrPsych Oberregierungsrätin Landerer<br />

Feldjägerkompanien<br />

Kompaniechefs<br />

Kompaniefeldwebel<br />

1./3 Hauptmann Gutsmiedl Oberstabsfeldwebel Turba<br />

2./3 Hauptmann Lehner Oberstabsfeldwebel Seitz<br />

3./3 Hauptmann Wehnert Oberstabsfeldwebel Krips<br />

4./3 Major Kratzius Oberstabsfeldwebel Graf<br />

5./3 Hauptmann Parlak Oberstabsfeldwebel Schröter<br />

6./3 Hauptmann Pantel Oberstabsfeldwebel Arndt<br />

7./3 Hauptmann Scheffler Oberstabsfeldwebel Ditscher<br />

8./3 Hauptmann Zeps Oberstabsfeldwebel Dümig<br />

9./3 Hauptmann Rohder Oberstabsfeldwebel Hutzler<br />

10./3 Hauptmann d. R. Trantow Oberstabsfeldwebel d.R. Maier<br />

11./3 Major d. R. Kretschmann Stabsfeldwebel d. R. Wensauer<br />

12./3 Hauptmann d.R. Fritzen Oberstabsfeldwebel d. R. Bayer<br />

Gespiegelte Führungskräfte im Feldjägerregiment 3<br />

Kommandeur<br />

Oberst d.R. Schwarz<br />

Stellvertretender Kommandeur Oberstleutnant d.R. Cipolla<br />

Oberstleutnant d.R. Schmitz<br />

Oberstleutnant d.R. Schönfisch<br />

Stab Feldjägerregiment 3<br />

AbtLtr S1<br />

Oberstleutnant d.R. Kuzmany<br />

Major d.R. Klix<br />

AbtLtr S2 Hauptmann d.R. Happel<br />

Hauptmann D.R. Wilhelm<br />

AbtLtr S3<br />

Oberstleutnant d.R. Hähn AbtLtr S4 Oberstleutnant d.R. Auracher<br />

Oberstleutnant d.R. Eberle<br />

T-Offz Hauptmann d.R. Gruber AbtLtr S6 vakant<br />

StZgFhr vakant TrPsych vakant<br />

Feldjägerkompanien<br />

Kompaniechefs<br />

Kompaniefeldwebel<br />

1./3 vakant Oberstabsfeldwebel d.R. Henning<br />

2./3 Major d.R. Wocher<br />

vakant<br />

Major d.R. Degen<br />

3./3 Major d.R. Knuschke Oberstabsfeldwebel d.R. Schaller<br />

4./3 Major d.R. Firme vakant<br />

5./3 Major d.R. Müller vakant<br />

6./3 Major d.R. Walter Oberstabsfeldwebel d.R. Oberle<br />

7./3 Major d.R. Ginzel vakant<br />

8./3 Hauptmann d.R. Maier Oberstabsfeldwebel d.R. Fuchs<br />

9./3 Major d.R. Dr. Gänsbauer Oberstabsfeldwebel d.R. Kremmel<br />

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5.5 Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr<br />

Die Schule für Feldjäger und Stabsdienst der<br />

Bundeswehr (SFJg/StDstBw) ist die zentrale<br />

Ausbildungseinrichtung der Streitkräfte für das<br />

Feldjägerwesen und den Stabsdienst der Bundeswehr.<br />

Der heutige Standort Hannover ist allerdings<br />

erst seit 2009 die neue „Feldjägerheimat", in rund<br />

50 Jahren davor wurde der Lehr- und Ausbildungsauftrag<br />

der Schule in der Generaloberst-<br />

Beck-Kaserne in Sonthofen wahrgenommen. Die<br />

vergangenen 59 Jahre lassen die Schule auf eine<br />

lange Tradition als Ausbildungseinrichtung der<br />

Bundeswehr sowie eine facettenreiche Geschichte<br />

zurückblicken, in der sie bewiesen hat, wie<br />

wandelbar und anpassungsfähig sie ist. 275 Jahre<br />

Feldjägertruppe bieten nun einen hervorragenden<br />

Anlass, diese Geschichte und die besonderen<br />

Ereignisse und Veränderungen wiederzugeben.<br />

Die Anfänge ...<br />

Ursprünglich war nach der Neuaufstellung der<br />

deutschen Streitkräfte als Standort zunächst<br />

Mittenwald vorgesehen, wo auch der Aufbau der<br />

Schule im Mai 1956 begann. Doch die endgültige<br />

Entscheidung fiel letztendlich auf Sonthofen<br />

- einen bekannten Luftkur- und Wintersportort<br />

des Allgäus. Die einst als Ordensburg bekannte<br />

Generaloberst-Beck- Kaserne - heute den meisten<br />

als „Burg" in Erinnerung geblieben - sollte das<br />

neue Zuhause der Feldjägertruppe werden. Die<br />

ersten fünf Offiziere und sieben Unteroffiziere,<br />

die zunächst in Mittenwald eingetroffen waren,<br />

verlegten am 15. Juni 1956 als Vorauspersonal<br />

nach Sonthofen an die neue „Feldjägerschule der<br />

Streitkräfte". Neben der Feldjägerschule befanden<br />

sich in der ehemaligen Ordensburg weitere<br />

Truppenschulen wie beispielsweise die ABC- und<br />

die Fernmeldeschule.<br />

Erste Gliederung der Feldjägerschule<br />

Kommandeur: Oberst Wölfinger<br />

S1: Major Turner<br />

S3: Kapitänleutnant Paulus<br />

Leiter Lehrstab: Oberstleutnant Ulrich<br />

Leiter ATP-Stab: Hauptmann Ross<br />

(Auswertung, Truppenversuch und Planung)<br />

Am 27. Juni 1956 begann die offizielle Ausbildung<br />

des Lehrpersonals unter Leitung von Oberstleutnant<br />

Ulrich. Zu diesem Zeitpunkt existierten<br />

keine Vorschriften oder Anweisungen, sodass der<br />

ATP-Stab die erforderlichen vorläufigen „Ausbildungs-<br />

und Lehrhilfen" unter der Federführung<br />

von Hauptmann Ross konzipiert hat. Einige<br />

Monate später wurde Major Ross, der inzwischen<br />

befördert wurde, ins „Bundesministerium für Verteidigung"<br />

versetzt, um dort die ersten offiziellen<br />

Vorschriften für die Ausbildung und Führung der<br />

Feldjägerkräfte zu erstellen. Die „Geburtsstunde<br />

der Feldjägerschule" erfolgte am 23. Juni 1956<br />

im Rahmen des ersten Planspiels, welches beim 1.<br />

Stabsoffizierlehrgang durchgeführt wurde. Dieses<br />

gab einen ersten Einblick in die Aufgaben des<br />

Feldjägerwesens.<br />

Am Sonntag, den 5.<br />

August 1956, kamen<br />

die ersten rund 500<br />

Lehrgangsteilnehmer -<br />

künftige Feldjäger vom<br />

Schützen bis zum Major<br />

- an. Nach der Einkleidung<br />

und Zuordnung<br />

zu den jeweiligen Inspektionen<br />

und Hörsälen<br />

konnte der planmäßige<br />

Lehrbetrieb eine Woche<br />

später, am 13. August, aufgenommen werden.<br />

Die Zusammensetzung der Lehrgangsteilnehmer<br />

war im gleichen Verhältnis wie der Stab der Schule<br />

gegliedert: 6 (Heer) zu 3 (Luftwaffe) zu 1 (Marine).<br />

Zu Beginn gab es zunächst fünf Inspektionen mit<br />

je drei Hörsälen, in denen Offiziere, Feldwebel,<br />

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Unteroffiziere und Mannschaften ausgebildet wurden,<br />

wobei die V. Inspektion eine Ausbildungsinspektion<br />

für die Rekruten war. Das Offizierskorps<br />

der Feldjägertruppe bestand zu der Zeit aufgrund<br />

des geringen Umfangs zunächst aus den zuversetzten<br />

Offizieren anderer Truppengattungen.<br />

Unter Leitung des ersten Schulkommandeurs<br />

Oberst Wölfinger - ehemals Polizeirat der Bayerischen<br />

Bereitschaftspolizei - erhielten die Lehrgangsteilnehmer<br />

in Einsatzlehre und Recht von<br />

Beginn an eine praxisorientierte Ausbildung.<br />

Dies lag vor allem daran, dass die Lehroffiziere<br />

selbst überwiegend aus der Polizei der Bundesländer<br />

stammten und ihre Erfahrung erfolgreich<br />

vermitteln konnten. Zudem wurden die Hörsaaloffiziere<br />

von einem neunköpfigen US-Team unterstützt,<br />

einer „German Training Assistance Group"<br />

(GTAG) unter Führung des LtCol Michau und Capt<br />

Schneider. Somit konnte an den US-Waffen und<br />

-geräten sowie in den Verfahrensweisen, wie der<br />

Verkehrsunfallaufnahme, nach dem Vorbild der<br />

US-Militärpolizei ausgebildet werden. Der erste<br />

Feldjägerlehrgang wurde am 19. November 1956<br />

in Anwesenheit zahlreicher militärischer Gäste<br />

offiziell verabschiedet. Mit wachsender Personalstärke<br />

der Bundeswehr sowie der Entwicklung<br />

des „Verkehrsleitnetzes" zur Bewältigung des<br />

Militärverkehrs in einem Verteidigungsfall kam es<br />

innerhalb der Feldjägerkompanien, aber auch in<br />

der Ausbildung an der Feldjägerschule zu Anpassungen.<br />

So erweiterte sich das Lehrgangsangebot<br />

beispielsweise um den Streifenführer- und Zugführerlehrgang,<br />

den Funktruppführerlehrgang sowie<br />

Feldwebel-, Fähnrichs- und Stabsfeldwebellehrgang.<br />

Auch Verkehrsüberwachungslehrgänge an<br />

den neu eingeführten Traffipax- und Radaranlagen<br />

zur Geschwindigkeitsmessung wurden in das<br />

neue Ausbildungsprogramm der Feldjägerschule<br />

übernommen.<br />

Ab 1960 bestand der Auftrag der Feldjägerschule<br />

zusammenfassend in der Durchführung von<br />

Laufbahn- und Verwendungslehrgängen, der<br />

Entwicklung von Einsatzverfahren, Erprobung von<br />

Gerät sowie der Bearbeitung von Dienstvorschriften.<br />

Organisatorisch unterstand die Schule den<br />

Führungstruppen im Truppenamt.<br />

Im November 1965 wurde an der Schule zum<br />

225. Bestehen der Feldjägertruppe eine Gedenktafel<br />

durch den General der Führungstruppen, Brigadegeneral<br />

v. Winning, enthüllt. Der erste Höhepunkt<br />

der Schule war erreicht, der Lehrbetrieb lief<br />

auf vollen Touren und es gab immerzu Besuche inund<br />

ausländischer Gäste. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />

- seit der Gründung der Schule waren bereits zehn<br />

Jahre vergangen - wurden rund 11.500 Offiziere,<br />

Unteroffiziere und Mannschaften in 29 verschiedenen<br />

Lehrgangsarten ausgebildet.<br />

Die Schule im Wandel ...<br />

In den folgenden Jahren gab es - bedingt durch<br />

die unterschiedlichen Heeresmodelle und der<br />

damit einhergehenden teilweisen Umgliederung<br />

der Truppe - einige Änderungen bei der Organisations-<br />

und Verantwortungsstruktur der Truppengattung.<br />

1972 erhielt die Schule den Auftrag, die<br />

Stabsdienstausbildung für das Heer durchzuführen.<br />

Bis zu diesem Zeitpunkt wurden im Heer alle<br />

Stabsdiensttätigkeiten am Arbeitsplatz erlernt.<br />

Damit erhielt die Schule auch einen neuen offiziellen<br />

Namen: Schule für Feldjäger und Stabsdienst.<br />

Alle Kompaniefeldwebel, Rechnungsführer und<br />

Leitungsgehilfen der Kommandeure wurden somit<br />

in Sonthofen vorbereitet und ausgebildet. Nur drei<br />

Jahre später, im Oktober 1975, wurde der Schule<br />

ein dritter Aufgabenbereich zugewiesen, die<br />

Ausbildung in Betriebswirtschaft - Schwerpunkt<br />

Personalwirtschaft - für Unteroffiziere. Geeignete<br />

Soldaten sollten in der neu geschaffenen Lehrgruppe<br />

C über einen Zeitraum von zwei Jahren<br />

zum staatlich geprüften Betriebswirt ausgebildet<br />

werden. Diese haben im Anschluss daran die<br />

Offizierausbildung und -prüfung durchlaufen und<br />

wurden als Personalfachleute in Truppenstäben<br />

und Kommandobehörden eingesetzt. Dieser neue<br />

Auftrag hatte eine erneute Namensänderung der<br />

Schule zu Folge, die nun als „Schule für Feldjäger/<br />

Stabsdienst und Fachakademie für Wirtschaft des<br />

Heeres" bezeichnet wurde. Bereits wenige Jahre<br />

später - im Jahr 1982 - wurde die Lehrgruppe C<br />

jedoch wieder herausgelöst und als selbstständige<br />

Akademie mit Sitz in Darmstadt weitergeführt.<br />

Seit 1975 hat die Schule den Rahmen für die<br />

damals jährlich stattfindende „Alliierte Militärpolizeikonferenz"<br />

geboten. Zu Beginn stand die<br />

Notwendigkeit gegenseitiger Information über<br />

Aufgaben, Gliederung und Einsatzverfahren, um<br />

bei Bedarf möglichst ungehindert und störungsfrei<br />

zusammenwirken zu können. Belgien, Dänemark,<br />

Frankreich, Großbritannien, Kanada, Niederlande<br />

und die Vereinigten Staaten nahmen mit ranghöchsten<br />

Offizieren und<br />

Kommandeuren der Militärpolizei,<br />

die in der Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

stationiert oder dafür<br />

vorgesehen waren, daran<br />

teil. Die Veranstaltung<br />

hatte sich schnell etabliert<br />

und wurde zur aktuellen<br />

Information, Regelung<br />

von Grundsätzen, zur<br />

Verbesserung der Zusammenarbeit,<br />

Abstimmung von Verfahrensweisen und<br />

zur Aufbereitung besonderer Einsätze genutzt.<br />

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Es ist offensichtlich, dass die Schule einem stetigen<br />

Wandel ausgesetzt war. Die im Feldjägerdienst<br />

gesammelten Erfahrungen führten zur Konzeption<br />

weiterer neuer Lehrgänge wie beispielsweise<br />

„Englisch für Feldjäger" und „Angewandte Psychologie<br />

im Feldjägerdienst". Der Entwicklung der<br />

Sicherheitslage in der Bundesrepublik Deutschland<br />

in den 70er Jahren im Rahmen der Mordanschläge<br />

der RAF (Rote Armee Fraktion) erforderte die<br />

Wahrnehmung zusätzlicher Schutzaufgaben für<br />

gefährdete Personen und militärische Bereiche.<br />

Innerhalb kurzer Zeit musste das Personal auf die<br />

neue Herausforderung vorbereitet werden, wobei<br />

die Personenschutzausbildung ihren Weg in die<br />

Feldjägertruppe fand.<br />

In den 70er Jahren entstand weiterhin die Idee,<br />

einen Traditionsraum der Feldjäger an der Schule<br />

einzurichten. Dieses wurde<br />

mit dem Ziel, die Entwicklung<br />

der Feldjägertruppe vorzustellen<br />

und die Traditionspflege<br />

zu fördern, in Form der<br />

Eröffnung einer Lehrsammlung<br />

am 20. Januar 1982 in<br />

die Tat umgesetzt.<br />

feierlich übergeben. Der fünf Tonnen schwere<br />

Stein aus dem Naturspaltfelsen des Grünten - der<br />

bereits für den Bau der Burg verwendet wurde -<br />

steht als Wahrzeichen und Gedenkstein für die<br />

Tradition der Feldjäger seit 1740.<br />

Im Rahmen der folgenden Heeresstruktur „Neues<br />

Heer für Neue Aufgaben" wurde im Mai 1998<br />

vom Inspekteur des Heeres entschieden, dass<br />

der Kommandeur der Schule für Feldjäger und<br />

Stabsdienst der Bundeswehr die zusätzliche Bezeichnung<br />

„General der Feldjägertruppe" tragen<br />

wird. Künftig sollte der Kommandeur der Schule<br />

oberster Repräsentant der Feldjägertruppe sein,<br />

der für die lehrgangsgebundene Ausbildung sowie<br />

für die personelle und materielle Ausbildung in<br />

den Verbänden verantwortlich ist.<br />

Die nächste Strukturänderung ließ nicht lange auf<br />

sich warten, denn schon bald musste die gesamte<br />

Feldjägertruppe die bis dahin größte und einschneidendste<br />

Änderung ihrer bisherigen 45-jährigen<br />

Geschichte vornehmen. Im Jahr 2001 erfolgte<br />

die Verabschiedung aus dem Heer, die Integration<br />

in den neu aufgestellten Organisationsbereich<br />

Streitkräftebasis (SKB) und damit einhergehend<br />

die Überführung der Funktion des „Generals der<br />

Feldjägertruppe" in das<br />

Streitkräfteunterstützungskommando,<br />

an<br />

den Leiter Gruppe Feldjägerwesen<br />

Bundeswehr,<br />

Oberst Erdmann. Damit<br />

war dieses Amt - nun<br />

losgelöst vom Dienstposten<br />

des Schulkommandeurs<br />

- von einem<br />

Feldjäger besetzt. Im<br />

Rahmen dieser Strukturentscheidung<br />

wurde<br />

bereits zu diesem Zeitpunkt der Umzug der Schule<br />

für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr von<br />

Sonthofen (Generaloberst-Beck- Kaserne) nach<br />

Hannover (Emmich-Cambrai- Kaserne - ehemalige<br />

Offizierschule des Heeres) entschieden. Mit dieser<br />

Entscheidung bot sich die einmalige Möglichkeit,<br />

eine zukunftsorientierte und hochmoderne<br />

Ausbildungsinfrastruktur zentral in Deutschland<br />

zu schaffen. Damit konnte man den gewachsenen<br />

Herausforderungen sicherheitspolitischer<br />

Entwicklungen optimal gerecht werden. Neben<br />

den umfassenden Struktur-/ Laufbahnänderungen<br />

und Herausforderungen im Rahmen der<br />

Bundeswehrreform gab es jedoch auch grundlegende<br />

sicherheitspolitische Entscheidungen, die<br />

die Schule nicht unerheblich beeinflusst haben,<br />

wie beispielsweise die Erweiterung der Einsätze<br />

in ausländischen Einsatzgebieten. Aufgrund der<br />

unterschiedlichen Einsatzbedingungen und damit<br />

einhergehend immer umfänglicheren Anforderungen<br />

an die Feldjäger wurden die Ausbildungsinhalte<br />

stetig aktualisiert und verändert. Neben<br />

Wandel und erneute Strukturanpassungen<br />

an der<br />

Schule bleiben aber erforderlich,<br />

so auch im Rahmen<br />

der vierten Heeresstruktur<br />

(1980- 1992). Die bis dahin<br />

selbstständige Feldjägerausbildungskompanie<br />

905, die<br />

den Auftrag für die Spezialausbildung<br />

zum Feldjäger<br />

nach der Grundausbildung<br />

innehatte, wurde 1986 als IV.<br />

Inspektion in die Lehrgruppe<br />

A integriert. Der 25. Oktober<br />

1990 war für die Feldjägerschule<br />

ein ereignisreicher und<br />

wichtiger Tag. Im Sonnenhof<br />

der Generaloberst-Beck-<br />

Kaserne wurde zur Feier<br />

des 250. Jahrestages der<br />

Feldjägertruppe der von der<br />

„Kameradschaft der Feldjäger"<br />

gestiftete Feldjägerstein<br />

Abb. 71 Feierliche Übergabe „Feldjägerstein"<br />

Abb. 72 Ehrenhain Schule Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr in Sonthofen<br />

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der allgemeinen Feldjägerausbildung musste nun<br />

jeder Feldjäger eine Spezialisierung erhalten. So<br />

kam es dazu, dass - losgelöst von heeresbezogener<br />

Kontingentausbildung - die für den Einsatz<br />

bei SFOR und KFOR vorgesehenen Feldjägerkontingente<br />

zur Entlastung der Feldjägerbataillone<br />

zentral an der Schule auf den Auslandseinsatz<br />

vorbereitet wurden. Die Lehrgangsinhalte reichten<br />

von der Checkpoint- und Fahrausbildung über<br />

Sprachausbildung Englisch bis hin zu Psychologie<br />

und Tatortarbeit. Auch wenn weitere Einsätze wie<br />

ISAF und OEF folgten, wurde die anspruchsvolle<br />

Ausbildung den Anforderungen an die Feldjägerkräfte<br />

gerecht.<br />

Unabhängig von diesen Veränderungen an der<br />

Schule und in der Truppe wurde 2002 weiteres<br />

Traditionswürdiges geschaffen: der „Ehrenhain".<br />

Diese durch Spenden finanzierte Gedenkwand für<br />

die aufgelösten Feldjägertruppenteile fand unter den<br />

Arkaden des Sonnenhofs ihren würdigen Platz und<br />

sollte so vor dem Vergessen bewahren. Der Ehrenhain<br />

ergänzte die Ehrenhalle, in der die Feldjäger<br />

den im Dienst verstorbenen Soldaten gedachten.<br />

Mit Einführung der neuen Soldatenlaufbahnverordnung<br />

vom 19. März 2002 fand eine Zäsur in<br />

der Ausbildung der Unteroffiziere statt. Erstmals<br />

wurde die eigenständige<br />

Laufbahn der Feldwebel<br />

geschaffen. Dies hatte<br />

maßgeblichen Einfluss<br />

auf die Ausbildung an<br />

der Schule und erforderte<br />

eine Anpassung der<br />

bisherigen Ausbildungskonzepte.<br />

Die ersten<br />

- nach dem neuen<br />

Konzept ausgebildeten<br />

- Feldjägerfeldwebel<br />

standen ab 2006 zur Verfügung. Auch der Name<br />

der Schule wurde erneut geändert, sodass nun die<br />

neue - heute noch aktuelle - Bezeichnung Schule<br />

für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr<br />

lautete. Mit Einführung einer neuen STAN änderte<br />

sich auch die Grundgliederung der Schule in<br />

zwei Bereiche unterhalb der Schulführung: dem<br />

Stabsbereich und dem Bereich Lehre und Ausbildung.<br />

Der Auftrag der Schule dagegen blieb im<br />

Wesentlichen unverändert, jedoch kamen einige<br />

neue Verwendungslehrgänge dazu. Auf inzwischen<br />

rund 1.000 Lehrgangsplätze und etwa 80<br />

verschiedene Lehrgangstypen konnte die Schule in<br />

diesen Jahren ihr weitgefächertes Lehrgangsangebot<br />

erweitern.<br />

Am 23.10.2009<br />

nahm die Schule für<br />

Feldjäger und Stabsdienst<br />

der Bundeswehr<br />

den Lehrbetrieb<br />

in Hannover<br />

offiziell auf. Rund 80<br />

Mio. Euro wurden<br />

in etwa zwei Jahren<br />

in den Umbau der<br />

Emmich-Cambrai-<br />

Kaserne investiert,<br />

um diese zu einer<br />

der modernsten<br />

Ausbildungseinrichtungen<br />

der Bundeswehr<br />

zu machen.<br />

In der Liegenschaft,<br />

die im Norden von<br />

Hannover direkt an<br />

der Autobahn A2<br />

liegt, befand sich<br />

bis zur Verlegung<br />

nach Dresden 1997<br />

die Offizierschule des Heeres. Der Doppelname<br />

der neuen Feldjägerheimat hat ihren Ursprung<br />

im I. Weltkrieg. General Albert Theodor Otto von<br />

Emmich, der einige Jahre seines Lebens in Hannover<br />

verbrachte, war ein Truppenführer des I.<br />

Weltkrieges, und Cambrai ist ein Ort in Frankreich,<br />

an dem es 1917 erstmals zum Einsatz massierter<br />

Panzerkräfte durch die Engländer gegen deutsche<br />

Truppen kam. Die moderne Ausbildungsinfrastruktur<br />

in Hannover bot nunmehr die Möglichkeit,<br />

eine vernetzte und einsatzorientierte Ausbildung<br />

mit realistischen Szenarien umzusetzen. Hierzu<br />

wurden spezielle Handlungstrainer entwickelt, mit<br />

denen komplexe und vernetzte Lagen geübt und<br />

mit Hilfe von Videoaufnahmen konstruktiv ausgewertet<br />

werden können.<br />

Dazu gehört u.a. ein Lehr-Dienstkommando, ein<br />

Handlungstrainer Erhebungen und Ermittlungen<br />

mit integriertem Labor und Tatorträumen, sowie<br />

eine Raumschießanlage, in der im scharfen Schuss<br />

trainiert werden kann. Darüber hinaus verfügt die<br />

Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr<br />

mit dem Handlungstrainer 61 über ein<br />

Die Feldjäger verlassen die Burg…<br />

Zwischen der Entscheidung, die Schule von<br />

Sonthofen nach Hannover zu verlegen und dem<br />

tatsächlichen Umzug im Juli 2009 vergingen acht<br />

Jahre. Der Abschied von der bayerischen „Feldjägerheimat"<br />

in Sonthofen verlief eindrucksvoll,<br />

stilvoll und angemessen. Rund 50 Jahre Tradition<br />

mussten in der „Burg" zurückgelassen werden,<br />

die für viele Feldjägergenerationen viele Erinnerungen<br />

und Erfahrungen bedeutet hat, welche<br />

zusammengenommen das Wesen der Schule<br />

ausmachten. Bei der Verabschiedung hat Oberst<br />

Katz das mit den Worten verdeutlicht: „Es gilt<br />

nun, unsere „Burg" nach Hannover zu verlegen.<br />

Die Herausforderung dabei ist nicht der Transport<br />

der ca. 250 Tonnen an Material in etwa acht Umzugswochen.<br />

Wichtiger ist es, den Geist und die<br />

Seele unserer Schule zu transportieren, denn die<br />

Identität dieser Institution lebt durch ihre Angehörigen<br />

und ihr erfolgreiches Wirken."<br />

Nationale und internationale Repräsentanten aus<br />

Politik, Wirtschaft und Militär sowie insgesamt<br />

rund 4.000 Gäste nahmen an dieser Veranstaltung<br />

teil, um sich von der „Burg" gebührend zu<br />

verabschieden. Anschließend gab es als Andenken<br />

an die Berge eine Reihe von landestypischen<br />

Geschenken - Fahnen und Wimpel und das<br />

bayerische Staatswappen auf Holz für die zukünftige<br />

„Sonthofener Hütte" in Hannover sind hier<br />

beispielhaft zu nennen.<br />

Abb. 73 Einfahrtsbereich der Emmich-Cambrai-Kaserne in Hannover<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

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Die Schulkommandeure<br />

Gebäude mit über 120 unterschiedlichen Räumen,<br />

die z.B. als Wohnung, Hotel oder Industrieanlage<br />

in verschiedensten Szenaren für die unterschiedlichen<br />

Ausbildungsbereiche genutzt werden<br />

können.<br />

Mit der hochmodernen und in der Bundeswehr<br />

einmaligen Kraftfahrausbildungsfläche kann jederzeit<br />

eine zielgerichtete und fordernde Fahrausbildung<br />

gewährleistet werden - insbesondere im<br />

Bereich Personenschutz.<br />

Seit dem Jahr 2014 ist die Schule für Feldjäger<br />

und Stabsdienst der Bundeswehr mit erneuter<br />

Umgliederung der Bundeswehr und Auflösung<br />

der Feldjägerausbildungskompanien auch eine<br />

der Ausbildungseinrichtungen, welche die<br />

Allgemeine Grundausbildung sowie die Feldwebel-<br />

und Unteroffizieranwärterausbildung<br />

(Feldjägertruppe/ABC- Abwehrtruppe) für die<br />

SKB durchführt. Die vielfältigen, zum Teil hochspezialisierten<br />

Ausbildungsbereiche wären ohne<br />

eine umfassende Unterstützung aus dem Bereich<br />

externer Dienststellen und Einrichtungen nicht<br />

durchführbar, sodass sich auch hier in Hannover<br />

ein hervorragendes Netzwerk gegenseitiger<br />

Unterstützung bei der Ausbildung der Feldjäger<br />

und des Stabsdienstes nicht nur national sondern<br />

auch international entwickelt hat. Neben Behörden<br />

und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben<br />

und weiteren Einrichtungen wie der Medizinischen<br />

Hochschule aus Hannover gibt es eine<br />

enge Kooperation mit internationalen Partnern<br />

vor allem aus Österreich, der Schweiz und Polen.<br />

Im Rahmen des letzten Feldjägertages am 2. Juli<br />

2015 wurde mit dem Military Gendarmerie Training<br />

Centre aus Polen offiziell eine Patenschaft<br />

begründet. Regelmäßige Kontakte mit dem Kommando<br />

Militärstreife und Militärpolizei (Wien),<br />

der Heeresunteroffizierakademie (Enns), dem<br />

Kommando Militärische Sicherheit im Eidgenössischen<br />

Departement für Verteidigung (Bern) sowie<br />

dem Kommando Technische Lehrgänge (Luzern)<br />

sind ebenso fester Bestandteil der Jahresplanungen.<br />

Bereits praktizierte gegenseitige Lehrgangsbeschickung<br />

mit Österreich und der Schweiz und<br />

Austausch in den unterschiedlichen Ausbildungsbereichen,<br />

auch auf Expertenebene, tragen zu<br />

einem gegenseitigen Vertrauen und vertiefter<br />

Zusammenarbeit zur Vorbereitung multinationaler<br />

Einsätze bei.<br />

Die Schule für Feldjäger und Stabsdienst der<br />

Bundeswehr hat sich am Standort Hannover als<br />

die Ausbildungseinrichtung der Feldjäger, des<br />

Stabsdienstes und für den allgemeinmilitärischen<br />

Bereich der Spitzensportler der Bundeswehr<br />

etabliert. Dabei ist es gelungen, den „Geist und<br />

die Seele" von Sonthofen in die moderne und<br />

zukunftsorientierte Ausbildungseinrichtung<br />

nach Hannover mitzunehmen. So ist die Schule<br />

bestens auch für zukünftige Herausforderungen<br />

aufgestellt.<br />

Oberst Wölfinger<br />

1956-1958<br />

Oberst Ross<br />

1970-1974<br />

Oberst Ballhorn<br />

1958-1963<br />

Oberst Hackenbuchner<br />

1974-1977<br />

Oberst Elfering<br />

1963-1967<br />

Oberst Meitzel<br />

1977-1979<br />

Oberst Koch<br />

1967-1970<br />

Oberst Wohlgemuht<br />

1980-1984<br />

Oberst R. v. Waechter<br />

1984-1988<br />

Oberst Schlolaut<br />

1988-1992<br />

Oberst Herzog<br />

1993-2000<br />

Oberst Helms<br />

2000-2002<br />

Abb. 74 Ehrenhain Schule Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr in Hannover<br />

Oberst Müller<br />

2002-2008<br />

Oberst Katz<br />

2008-2013<br />

Oberst Keller<br />

seit 2013<br />

<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

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Die Leiter Lehre und Ausbildung<br />

Im Rahmen der Umstrukturierung gemäß der Heeresstruktur<br />

5 wurde an der Schule für Feldjäger<br />

und Stabsdienst der Bereich Lehre und Ausbildung<br />

geschaffen.<br />

Oberst Kurek 1995 - 1998<br />

Oberst Erdmann 1998 - 2001<br />

Oberst Richter 2001 - 2004<br />

Oberst Katz 2005 - 2008<br />

Oberst Körbi 2008 - 2011<br />

Oberst Meuser 2011 - 2014<br />

OTL Weschollek 2014 -<br />

Die Lehrgruppenkommandeure<br />

Kommandeur Lehrgruppe A<br />

OTL Ulrich 1956 - 1960<br />

OTL Bürkner 1960 - 1962<br />

OTL Elfering 1962 - 1963<br />

OTL Ross 1963 - 1970<br />

OTL Ludewig 1970 - 1972<br />

Oberst Schwarz 1972 - 1974<br />

Oberst Herold 1974 - 1974<br />

Oberst Singer 1974 - 1980<br />

Oberst Neumann 1980 - 1981<br />

Oberst Trampusch 1981 - 1985<br />

Oberst Barth 1985 - 1989<br />

Oberst Rehbein 1989 - 1993<br />

Oberst Kurek 1993 - 1995<br />

OTL Busse 1995 - 2000<br />

OTL Probst 2000 - 2004<br />

OTL Lache 2004 - 2010<br />

OTL Weschollek 2010 - 2014<br />

OTL Sdrojek 2014 -<br />

Dieser ist verantwortlich für die lehrgangsgebundene<br />

Ausbildung in den zwei Lehrgruppen A und<br />

Der Leiter dieses Bereiches ist seitdem auch gleichzeitig<br />

der stellvertretende Schulkommandeur.<br />

Kommandeur Lehrgruppe B<br />

OTL Schüssel 1972 - 1976<br />

OTL Heger 1976 - 1983<br />

OTL Schabert 1983 - 1989<br />

OTL Laqua 1989 - 1993<br />

OTL Sommer 1993 - 2002<br />

OTL Billek 2002 - 2003<br />

OTL Leuning 2004 - 2006<br />

OTL Maul 2006 - 2010<br />

OTL Abel 2010 - 2012<br />

OTL Kläsener 2012 - 2013<br />

OTL Hartmann 2013 -<br />

Die Leiter Spezialstab ATV/Weiterentwicklung<br />

Der Spezialstab ATV (Auswertung, Truppenversuch<br />

und Vorschriften) erstellte die Vorschriften für die<br />

Feldjägertruppe und passte diese sowohl an die<br />

praktischen Erfahrungen des Feldjägerdienstes als<br />

auch an neue Aufträge an. Somit prägte diese Abteilung<br />

das Gesicht der Feldjägertruppe seit jeher<br />

M Ross 1956 - 1956<br />

H Küppers 1956 - 1957<br />

M Nägler 1958 - 1960<br />

OTL Beck 1960 - 1961<br />

OTL Pieper 1962 - 1974<br />

OTL Nöchel 1974 - 1979<br />

OTL Böckle 1980 - 1987<br />

OTL Kreitz 1987 - 1989<br />

OTL Bräuni 1989 - 1992<br />

OTL Rösner 1992 - 1993<br />

OTL Jelinek 1993 - 1994<br />

Leiter Gruppe Weiterentwicklung<br />

OTL Jarosch 1994 - 2003<br />

entscheidend, bis schließlich 1994 der Spezialstab<br />

ATV aufgelöst wurde und in Teilen in der Gruppe<br />

Weiterentwicklung aufging. Im Jahr 2003 wurde<br />

die Gruppe Weiterentwicklung aus der Schule<br />

für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr<br />

ausgegliedert.<br />

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<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />

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6 Kameradschaft der Feldjäger<br />

35 Jahre Kameradschaft der Feldjäger e.V.<br />

275 Jahre Feldjäger<br />

Ein zuverlässiger Partner der Feldjägertruppe<br />

Es ist nun 35 Jahre her, dass die „Kameradschaft<br />

der Feldjäger e.V." am 6. Dezember 1980 in<br />

Sonthofen/Allgäu als gemeinnütziger Verein ins<br />

Leben gerufen wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren<br />

gerade einmal 25 Jahre vergangen, seit die Bundeswehr<br />

am 12. November 1955, dem Geburtstag<br />

des preußischen Heeresreformers Gerhard von<br />

Scharnhorst, gegründet worden war.<br />

Bereits mit der Aufstellung der ersten Einheiten<br />

der Feldjägertruppe 1955 in Andernach und Sonthofen<br />

kam es zu Anregungen aus der Truppe, eine<br />

eigene Feldjägertradition zu bilden. Doch war es<br />

noch ein langer Weg bis zur Verwirklichung und<br />

Umsetzung dieser Gedanken. So kam es erst im<br />

Jahre 1976 in Ulm zu einem Treffen eines kleinen<br />

Kreises von aktiven und ehemaligen Feldjägern,<br />

die damit begannen, sich intensiv mit dem Thema<br />

der Pflege einer eigenen Feldjägertradition und<br />

einer Kameradschaftsverbindung auseinanderzusetzen.<br />

Die Überlegungen gingen schließlich<br />

dahin, einen Zusammenschluss von Feldjägern zu<br />

schaffen, der ein Forum<br />

dafür bieten sollte, die<br />

im Dienst erlebte und<br />

gelebte Kameradschaft<br />

auch im außerdienstlichen<br />

Bereich weiter zu<br />

pflegen und zu intensivieren.<br />

Diese Idee wurde<br />

vom ehemaligen Inspizienten<br />

der Feldjägertruppe,<br />

Oberst Erwin Koch,<br />

dankbar aufgenommen,<br />

so dass er sich, gemeinsam mit einigen anderen,<br />

zur treibenden Kraft für die Gründung der Kameradschaft<br />

entwickelte. Damit nahm die Forderung,<br />

eine eigene Feldjägertradition zu entwickeln, ihren<br />

Lauf. Da jedoch allen Beteiligten bewusst war,<br />

dass dieses Vorhaben nicht während des täglichen<br />

Dienstes zu verwirklichen war, ging man den Weg,<br />

einen eigenen privatrechtlich organisierten Verein<br />

zu gründen und diesem den Namen „Feldjäger"<br />

beizugeben - hatte sich die Namensgebung der<br />

Feldjägertruppe der Bundeswehr doch an dem<br />

herausragenden Traditionsnamen des preußischen<br />

Reitenden Feldjägerkorps (1740-1919) orientiert.<br />

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In der Fläche war man<br />

zu dieser Zeit indessen<br />

weiter. Hier hatten sich<br />

bei einzelnen Feldjägerwach-<br />

und -dienstkommandos<br />

lockere (Feldjäger-)<br />

Kameradschaften<br />

gebildet, zu denen nach<br />

ihrem Ausscheiden aus<br />

dem aktiven Dienst<br />

alsbald auch Ehemalige<br />

und Reservisten hinzustießen.<br />

Zugleich entwickelte sich der Wunsch,<br />

sich von Zeit zu Zeit überregional auf der „Burg"<br />

in Sonthofen, der damaligen Heimat der Feldjägerschule,<br />

zu treffen.<br />

Ende des Jahres 1980 war es dann endlich so<br />

weit, dass die Gründung eines Vereins in greifbare<br />

Nähe rückte. Die ersten „Wegbereiter" fanden<br />

sich in der Person des Obersten a.D. Ross, dem als<br />

Helfer bald die Oberstleutnante Willi Nöchel, Kurt<br />

Schnabel, Karlheinz Böckle und Hauptmann Hans<br />

Thomas zur Seite traten. Nach einer Gründungsveranstaltung<br />

wurden erste Gedanken auf einer<br />

konstituierenden Sitzung formuliert und schließlich<br />

am 24. September 1980 konkretisiert. Es wurde<br />

beschlossen, dem Verein den Namen „Kameradschaft<br />

der Feldjäger" (KamdFJg) zu geben und<br />

eine Zeitschrift mit dem Namen „Der Feldjäger"<br />

herauszugeben. Oberstleutnant Böckle stellte<br />

den Entwurf des "Vereinsabzeichens" vor, Oberst<br />

a.D. Elfering und Oberst a.D. Koch stifteten erste<br />

Geldbeträge. Folgende Leitlinien und Vereinsziele<br />

haben sich aus den Anfängen bis heute erhalten<br />

und unter dem Motto „unterstützt- verbindet -<br />

bewahrt" fortentwickelt:<br />

Die Kameradschaft der Feldjäger<br />

• unterstützt die Truppe ideell und materiell,<br />

• fördert die Kameradschaft der Feldjäger und<br />

hält Verbindung zur Feldjägertruppe,<br />

• fördert den Zusammenschluss aller Feldjäger<br />

und führt gemeinsame Veranstaltungen durch,<br />

• übernimmt Patenschaften von Feldjägereinheiten<br />

und -dienststellen,<br />

• bewahrt die militärische Tradition der Feldjäger,<br />

• führt gesellige Kameradschaftsveranstaltungen<br />

durch mit Vorträgen, Besichtigungen und Reisen,<br />

• unterstützt in Not geratene Feldjäger,<br />

• trägt zur Verbindung aller Angehörigen des<br />

Feldjägerkorps bei und<br />

• informiert die Mitglieder durch die Herausgabe<br />

unserer Zeitschrift „Der Feldjäger".<br />

Der Verein sollte offen sein für alle aktiven Soldaten<br />

der Feldjägertruppe, Reservisten, Pensionäre,<br />

Zivilbedienstete wie auch für Familienangehörige<br />

und Freunde der Feldjägertruppe.<br />

Am 6. Dezember 1980 fand in der Generaloberst-<br />

Beck-Kaserne dann die Gründungsversammlung<br />

mit 54 Gründungsmitgliedern statt. Oberst a.D.<br />

Erwin Koch, Präsident des Gründungsvorstandes,<br />

begrüßte die Versammlung und bedankte<br />

sich beim Hausherrn, Oberst Wohlgemuth, für<br />

die großzügig gewährte Unterstützung. Oberst<br />

Wohlgemuth in seiner Eigenschaft als Hausherr<br />

begrüßte die Teilnehmer und sagte unter dem Beifall<br />

der Anwesenden, dass er sich als in die Pflicht<br />

genommener Kamerad in der „Kameradschaft der<br />

Feldjäger" betrachte. Als solcher versprach er die<br />

volle Unterstützung. Zudem verlas er das Grußwort<br />

des Inspizienten der Feldjägertruppe, Oberst<br />

Herold. Bei der anschließenden Wahl wurde<br />

Oberst a.D. Koch für die nächsten zwei Jahre als<br />

1. Vorsitzender gewählt. Gleichzeitig konnten 140<br />

Mitglieder vermeldet werden und 100 weitere<br />

Bewerber warteten darauf, in die „Kameradschaft<br />

der Feldjäger" aufgenommen zu werden.<br />

Damit begann eine erfolgreiche Entwicklung der<br />

„Kameradschaft der Feldjäger". Wenn sich die<br />

Schwerpunkte der Vereinsarbeit im Laufe der Zeit<br />

auch teilweise verschoben, so blieb es doch stets<br />

dabei, dass die Kameradschaft als gemeinnütziger<br />

Verein die Feldjägertruppe ideell und materiell zu<br />

unterstützen, die Verbindung zu den Truppenteilen<br />

zu halten und den Zusammenhalt unter ihren<br />

Mitgliedern zu fördern bestrebt war. Dabei sollten<br />

aber auch gemeinsame Veranstaltungen, möglichst<br />

zusammen mit der aktiven Truppe, nicht zu<br />

kurz kommen. Als Bindeglied wollte der Verein<br />

den Zusammenhalt zwischen Aktiven, Reservisten,<br />

Ehemaligen und Freunden der Feldjägertruppe<br />

vermitteln und fördern. Zudem wollte man die<br />

Angehörigen der Feldjägertruppe besonders bei<br />

Versetzungen oder im Einsatz betreuen.<br />

Durch das Eingehen von Patenschaften zwischen<br />

den Ortsverbänden Sonthofen und der Feldjägerkompanie<br />

Murnau sowie Marburg-Wetzlar-Dietz<br />

und der Feldjägerkompanie in Erfurt wird auch<br />

heute noch die enge Verbindung zwischen der<br />

Kameradschaft der Feldjäger und der Feldjägertruppe<br />

bestätigt. Nicht vergessen werden darf,<br />

dass die Truppe mit der Kameradschaft der Feldjäger<br />

auch ein gemeinsames historisches Abzeichen<br />

verbindet, nämlich der „Feldjägerstern", der aus<br />

dem preußischen Schwarzen Adler Orden hervorgegangen<br />

ist und später von den Gardetruppen<br />

bis 1919 als Gardestern getragen wurde.<br />

Auch daran wird deutlich, dass sich die Kameradschaft<br />

der Feldjäger e.V. als Teil des Feldjägerkorps<br />

versteht.<br />

Die Kameradschaft der Feldjäger fand im Laufe<br />

der Zeit so starken Zuspruch, dass die Mitgliederzahl<br />

von ursprünglich 54 auf z.Zt. etwa 2.600<br />

Mitglieder anwuchs, die in acht Regionen mit<br />

bundesweit insgesamt neunundzwanzig Ortsverbänden<br />

von Heide bis Sonthofen und von<br />

Berlin bis Dinslaken aufgeteilt sind. Im Jahre 1990<br />

feierten die Kameradschaft der Feldjäger und<br />

die aktive Feldjägertruppe gemeinsam den 250.<br />

Geburtstag der Truppengattung in der Generaloberst-Beck-Kaserne<br />

in Sonthofen mit einem Großen<br />

Zapfenstreich. Nachdem die Bundesgeschäftsstelle<br />

im Jahr 2009 im Gleichschritt mit der Schule<br />

für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr von<br />

Sonthofen nach Hannover verlegt worden war,<br />

wurde auch hier die erfolgsreiche Vereinsarbeit<br />

fortgesetzt. Doch schon in Sonthofen hatte der<br />

stete Aufschwung eine Veränderung der Strukturen<br />

erfordert: Die Arbeit in der Geschäftsführung<br />

war allein mit ehrenamtlichen Mitarbeitern nicht<br />

mehr zu bewältigen. Aus diesem Grund wurde<br />

in den 90er Jahren nicht nur die Geschäftsstelle<br />

aus dem privaten Bereich in die Generaloberst-<br />

Beck-Kaserne verlegt, sondern auch erstmals eine<br />

hauptamtlich tätige Kraft angestellt.<br />

Wenn nachfolgend einige erfolgreiche Schwerpunkte<br />

in der Vereinsarbeit aufgezeigt werden, so<br />

ist damit ein besonderer Dank an unsere Mitglieder<br />

und die Funktionsträger in den Untergliederungen<br />

des Vereins verbunden, wobei die heute<br />

nicht mehr aktiv an der Vereinsarbeit Mitwirkenden<br />

ausdrücklich eingeschlossen sind. Oftmals<br />

waren sogar zeitgleich mehrere Angehörige einer<br />

Familie Mitglied bzw. in der Vorstandsarbeit der<br />

Kameradschaft der Feldjäger e.V. tätig.<br />

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. So werden<br />

beispielsweise seit frühester Zeit Geschichte und<br />

Tradition der Feldjäger und ihrer Truppe dokumentiert,<br />

archiviert und bearbeitet, wozu auch die<br />

Erstellung einer historischen Stellenbesetzungsliste<br />

der Feldjägertruppe zählt. Zu diesem Zweck wird<br />

überdies ein „Archiv" unterhalten, das schon in<br />

Sonthofen und nun auch wieder in Hannover<br />

durch ehrenamtliche Mitglieder betreut wurde<br />

und wird.<br />

In diesem Zusammenhang unterstützt die Kameradschaft<br />

der Feldjäger auch die „Militärgeschichtliche<br />

Lehrsammlung" (MGLS) an der Schule<br />

für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr<br />

nicht nur durch Fachexpertisen zur Feldjägertruppe,<br />

sondern auch materiell und mit Rat und Tat.<br />

So sind im Vorraum der MGLS etwa die Namen<br />

der Lehrgangsbesten eines Jahrgangs auf einer<br />

besonderen Tafel aufgeführt, die jährlich durch die<br />

Kameradschaft ergänzt wird. Bisher sind hier 68<br />

Feldjäger verzeichnet.<br />

Aus Anlass des 250sten Jahrestages der Gründung<br />

des preußischen Reitenden Feldjägerkorps, an dessen<br />

militärische Tradition die Feldjäger der Bundeswehr<br />

anknüpfen, stiftete die Kameradschaft der<br />

Feldjäger einen Feldjägerstein. Die Übergabe an<br />

die Truppe erfolgte am 25. Oktober 1990 durch<br />

den damaligen 1. Vorsitzenden, Oberstleutnant<br />

a.D. Karlheinz Böckle, im Sonnenhof der Generaloberst-Beck-Kaserne<br />

in Sonthofen. Seit 2009<br />

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Abb. 75 Kranzniederlegung am Platz der Erinnerung, Schule Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr in Hannover<br />

befindet sich der Stein auf dem Platz der Erinnerung<br />

in der Emmich-Cambrai Kaserne in Hannover.<br />

Dieser Platz war ein besonderes Anliegen der<br />

Kameradschaft, die in der Kaserne eine besondere<br />

Stätte zum Gedenken an die im Feldjägereinsatz<br />

gefallenen oder ums Leben gekommenen Kameraden<br />

schaffen wollte. Um dieses zu verwirklichen,<br />

wurde im Jahre 2006 in der Ehrenhalle der Generaloberst<br />

Beck Kaserne eine Gedenktafel angebracht.<br />

Seitdem wird zu jedem Feldjägertag an der<br />

Gedenkstätte, dem Platz der Erinnerung, der sich<br />

jetzt in Hannover befindet, von der aktiven Feldjägertruppe<br />

und der Kameradschaft der Feldjäger<br />

e.V. ein Kranz niedergelegt.<br />

Ebenfalls auf eine Initiative des Bundesvorstandes<br />

der Kameradschaft geht der „Feldjägertag"<br />

zurück, der jährlich gemeinsam von der aktiven<br />

Feldjägertruppe und der Kameradschaft der<br />

Feldjäger e.V. ausgerichtet wird. Mit einem Appell<br />

und einem Gottesdienst wird dabei an den Gründungstag<br />

der Feldjägertruppe am 24. November<br />

1740 erinnert. Zudem werden im Rahmen des<br />

Feldjägertages die jeweils besten Absolventen<br />

der Laufbahnlehrgänge an der Schule für Feldjäger<br />

und Stabdienst der Bundeswehr von der<br />

Kameradschaft der Feldjäger ausgezeichnet. Nach<br />

der Verlegung der Schule von Sonthofen nach<br />

Hannover ist der Feldjägertag seit dem Jahre 2013<br />

noch um einen Sommergarten erweitert worden,<br />

der sich an den Appell anschließt und von der Kameradschaft<br />

der Feldjäger mit einem namhaften<br />

Geldbetrag finanziell unterstützt wird.<br />

Auf diese Weise hat sich der Feldjägertag heute zu<br />

einem nicht mehr wegzudenkenden Ereignis entwickelt<br />

und findet regelmäßig großen Anklang. Er<br />

ist, kurz gesagt, ganz sicher eine Erfolgsgeschichte.<br />

Auf Anregung von Oberst a.D. Herold erinnert die<br />

Kameradschaft der Feldjäger e.V. seit dem Jahre<br />

2002 mit von ihr und ihren Mitgliedern gestifteten,<br />

besonders gestalteten Tafeln an die in der<br />

Vergangenheit aufgelösten Feldjägertruppenteile<br />

der Bundeswehr. Auf den Erinnerungstafeln finden<br />

sich Informationen über die jeweilige Einheit,<br />

ihren Standort, die Kaserne, in der sie untergebracht<br />

war, sowie den Zeitraum ihres Bestehens.<br />

Die ersten dieser Tafeln wurden zunächst unter<br />

den Arkaden der Generaloberst-Beck-Kaserne<br />

in Sonthofen aufgehängt, wo sie anlässlich des<br />

Feldjägertages 2002 durch den damaligen General<br />

der Feldjäger, Oberst Erdmann, ihrer Bestimmung<br />

übergeben wurden. In der Emmich-Cambrai-<br />

Kaserne in Hannover befinden sich die Tafeln<br />

nunmehr an einer Gedenkwand des Platzes der<br />

Erinnerung. Inzwischen sind dort insgesamt nicht<br />

weniger als 163 Erinnerungstafeln angebracht.<br />

Darüber hinaus hat die Kameradschaft der Feldjäger<br />

e.V. unter den Titeln „Die Feldjägertruppe<br />

der Bundeswehr 1955-2005" und „Die Namensvorläufer<br />

der Feldjägertruppe der Bundeswehr<br />

1740-1946" inzwischen zwei eigene Bücher zur<br />

Geschichte der Feldjägertruppe herausgegeben.<br />

Eine ganz besonders bedeutsame Einrichtung ist<br />

schließlich der Hilfsfonds „Feldjäger helfen Feldjägern",<br />

den die Kameradschaft der Feldjäger e.V.<br />

vor dem Hintergrund der zahlreicher werdenden<br />

Auslandseinsätze der Feldjägertruppe im Jahre<br />

2005 ins Leben gerufen hat. Bis heute konnte<br />

auf diese Weise durch die Spendenfreudigkeit der<br />

Mitglieder des gesamten Feldjägerkorps bereits<br />

mehrfach in Not geratenen Feldjägern unbürokratisch<br />

und schnell geholfen werden. Wenn auch in<br />

den 35 Jahren des Bestehens der Kameradschaft<br />

der Feldjäger e.V. sicherlich nicht alles gelungen<br />

ist, was unternommen wurde, so bleibt doch die<br />

Hoffnung, auf dem richtigen Weg zu sein. Der<br />

Rückblick auf die Geschichte der Kameradschaft<br />

der Feldjäger e.V. berechtigt sicherlich zu ein wenig<br />

Stolz auf das in der Vergangenheit Geleistete.<br />

Dadurch wird aber keineswegs der Blick auf die<br />

Herausforderungen der Zukunft verstellt, in der<br />

sich die Kameradschaft der Feldjäger e.V. in enger<br />

Kooperation mit der aktiven Feldjägertruppe auch<br />

weiterhin den zeitgemäßen Anforderungen stellen<br />

wird.<br />

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Die Präsidenten der Kameradschaft der Feldschaft e.V.<br />

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7 Der Platz der Erinnerung - Lebendige Tradition der<br />

Feldjägertruppe<br />

Oberst a.D. Koch<br />

1980-1984<br />

Oberstleutnant a.D. Böckle<br />

1984-1992<br />

Oberstleutnent a.D. Kammerer<br />

1992-2000<br />

Oberstleutnant a.D. Jarosch<br />

2000-2008<br />

Oberstleutnant a.D. Erdmann<br />

2008-2014<br />

Oberstleutnant d.R. Dr. Schütz<br />

2014-heute<br />

Die Feldjägertruppe feiert dieses Jahr ihr 275-jähriges<br />

Jubiläum und blickt stolz auf eine facettenreiche<br />

Geschichte, deren Wurzeln bis zum 24.<br />

November 1740 zurückreichen. Als Friedrich II.<br />

kurz nach seiner Krönung zum König von Preußen<br />

die Aufstellung eines Reitenden Feldjägerkorps<br />

veranlasste, begründete sich damit die Geschichte<br />

der Feldjägertruppe bis zum heutigen Tag.<br />

Bereits im 18. Jahrhundert gehörten das Überbringen<br />

von Befehlen und Nachrichten (Kurierjägertätigkeit),<br />

die Erkundung und Begleitung<br />

von Märschen (Kolonnenjägertätigkeit) sowie der<br />

Schutz der königlichen Familie (Furierjägertätigkeit)<br />

zu den Aufträgen des Feldjägerkorps. Bereits<br />

hier lassen sich Aufgaben der heutigen Feldjägertruppe,<br />

wie der militärische Verkehrsdienst oder<br />

der Personenschutz, erkennen. Dieses spiegelt sich<br />

auch in der Uniform der Truppengattung wider,<br />

denn das reitende Feldjägerkorps trug einen dem<br />

„Hohen Orden des Schwarzen Adler" nachempfundenen<br />

Gardestern und auch heute trägt ihn<br />

jeder Feldjäger in stilisierter Form und eingefasst<br />

in Eichenlaub als Barettabzeichen.<br />

In der gesamten Bundeswehr ist die Traditionspflege<br />

ein wichtiges Mittel, um die Integration der<br />

Streitkräfte in die pluralistische Gesellschaft und<br />

den demokratischen Rechtsstaat zu verankern. Als<br />

Überlieferung von Normen und Werten verbindet<br />

sie die Generationen, sichert die Identität und<br />

schlägt eine Brücke zwischen Vergangenheit,<br />

Gegenwart und Zukunft. Wir können stolz sein<br />

auf unsere eigene, mit dem Befehl zur Aufstellung<br />

einer Militärpolizeilehrkompanie vom 06.10.1955<br />

verbundene Tradition als Feldjäger in einer<br />

modernen, einem demokratischen Staatswesen<br />

verpflichteten Bundeswehr.<br />

Dass Tradition dabei hochaktuell sein kann, zeigt<br />

in der Feldjägertruppe der Platz der Erinnerung,<br />

der 2012 an der Schule für Feldjäger und Stabsdienst<br />

der Bundeswehr in Hannover entstand.<br />

Auf dem Gelände der Emmich-Cambrai-Kaserne<br />

- inmitten modernster Ausbildungseinrichtungen<br />

- liegt dieser Gedenkort an zentraler Stelle, sodass<br />

er sich im täglichen Blickfeld der meisten Soldaten<br />

und Soldatinnen befindet. Zwischen Militärgeschichtlicher<br />

Lehrsammlung und Feldjägerstein<br />

fügt sich der Platz der Erinnerung in ein harmonisches<br />

Gesamtkonzept ein und sticht dennoch<br />

sofort ins Auge. Die schlichte, offene Bauweise<br />

ermöglicht die Einsicht auf die im Inneren angebrachten<br />

Gedenktafeln. Diese erinnern auf der<br />

einen Seite an die 29 im Dienst verstorbenen und<br />

gefallenen Feldjäger, auf der anderen Seite an die<br />

aufgelösten Verbände, Einheiten und Dienstkommandos<br />

der Truppengattung. Die Idee zu einer<br />

Gedenkstätte entstand bereits vor dem Umzug<br />

der Schule nach Hannover. In der Generaloberst-<br />

Beck-Kaserne in Sonthofen existierte schon im<br />

Jahr 2002 der Ehrenhain mit zuletzt 133 Gedenktafeln<br />

für die aufgelösten Verbände sowie seit<br />

2005 die Gedenkstätte in der Ehrenhalle.<br />

Nach dem Umzug nach Hannover fanden diese<br />

beiden Ehrenmale unter der Federführung des damaligen<br />

Schulkommandeurs Oberst Katz am Platz<br />

der Erinnerung eine würdige Heimat. Seitdem<br />

ist dieser Platz der zentrale Ort für alle aktiven<br />

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und ehemaligen Feldjäger um innezuhalten, der<br />

verstorbenen Kameraden zu gedenken und über<br />

Vergangenheit und Zukunft der Truppengattung<br />

zu reflektieren. In seiner Rede zur Einweihung des<br />

Platzes der Erinnerung im Rahmen des Feldjägertages<br />

am 19.07.2012 fasste Oberst Katz diese<br />

Eindrücke mit den Worten Klarsicht, Durchsicht,<br />

Weitsicht und Einsicht zusammen. Der Platz der<br />

Erinnerung ist demnach ein Ort, der durch seine<br />

schnörkellose Architektur (Klarsicht) dazu anregt,<br />

die Vergangenheit zu beobachten (Durchsicht),<br />

ohne dabei den Weitblick zu verlieren (Weitsicht),<br />

den man braucht, um für die Zukunft Maximen<br />

für das eigene Handeln abzuleiten (Einsicht). Damit<br />

ist der Rückblick in die Vergangenheit gleichzeitig<br />

mit dem Ausblick in die Zukunft verbunden.<br />

In diesem Sinne ist es besonders erfreulich, dass<br />

Aktive und Ehemalige den Platz der Erinnerung<br />

immer weiter gestalten und dieser durch Spenden<br />

und die Unterstützung der Kameradschaft der<br />

Feldjäger finanziert wird. Dem jeweiligen Offizierlehrgang<br />

3 wird die Ehre zuteil, die Patenschaft<br />

für den Platz der Erinnerung für ein Jahr zu übernehmen.<br />

Zukünftige Generationen von Feldjägern<br />

werden diesen Ort weiter pflegen und dabei die<br />

Vergangenheit vor Augen haben, während sie<br />

selbst die Zukunft der Truppengattung aktiv mitgestalten.<br />

Am jährlich stattfinden „Feldjägertag"<br />

steht der Platz der Erinnerung im Rahmen eines<br />

Gottesdienstes und einer Kranzniederlegung im<br />

Mittelpunkt des Gedenkens an unsere verstorbenen<br />

Kameraden.<br />

Am Feldjägertag ist dieser Platz darüber hinaus<br />

auch ein zentraler Anlaufpunkt für jeden interessierten<br />

Besucher, da er die Tradition der Feldjäger<br />

lebendig macht.<br />

Abb. 76 Platz der Erinnerung, Schule Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr in Hannover<br />

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Die vorliegende Festschrift „60 Jahre Feldjäger in der Bundeswehr" wurde durch das Kommando Feldjäger<br />

der Bundeswehr in enger Zusammenarbeit mit der Kameradschaft der Feldjäger e.V. erstellt, die ihrerseits<br />

im Jubiläumsjahr 2015 ihr 35-jähriges Bestehen feiert.<br />

Herausgeber:<br />

Kommando Feldjäger der Bundeswehr<br />

Scharnhorst-Kaserne<br />

Langenforther Str. 1<br />

30657 Hannover<br />

Ansprechpartner Presse<br />

Presseoffizier<br />

Tel.: +49 (0)511 903-3850<br />

kdofjgbwpresse@bundeswehr.org<br />

Hannover, November 2015<br />

Zweite, überarbeitete Auflage<br />

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