STREITKRÄFTE
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Kommando<br />
Feldjäger der Bundeswehr<br />
60 Jahre Feldjäger in der Bundeswehr<br />
Akzente<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS
Akzentuierung<br />
Am 24. November 1740, also vor exakt 275 Jahren,<br />
ordnete Friedrich II. von Preußen per Allerhöchster<br />
Kabinettsorder die auf der folgenden Seite abgebildete<br />
Aufstellung eines Feldjägerkorps zu Pferde an.<br />
Dieses Datum markiert die Entstehung einer Truppengattung,<br />
deren vornehmlichste Aufgaben die<br />
Wegweisung der eigenen Truppen und der Schutz<br />
des Königs und des königlichen Hauses waren -<br />
Aufgaben, die in ihren Grundzügen auch heute<br />
noch in den Kernfähigkeiten des Aufgabenbereichs<br />
Feldjägerwesen der Bundeswehr abgebildet sind. Zur<br />
Entwicklung des Feldjägerwesens seit dieser Zeit sind<br />
bereits ausführliche Veröffentlichungen erschienen,<br />
von denen einige an dieser Stelle beispielhaft in der<br />
Fußnote benannt sind. 1 Diesen Publikationen ist gemeinsam,<br />
dass sie - neben anderen Quellen - einen<br />
umfassenden Überblick über die Geschichte der<br />
Feldjäger seit 1740 geben.<br />
Die vorliegende Festschrift verzichtet daher darauf,<br />
die Geschichte der Feldjäger in den preußisch-deutschen<br />
Streitkräften ein weiteres Mal nachzuerzählen.<br />
Das hat den Vorteil, das Hauptaugenmerk auf die<br />
eigene Tradition der Feldjäger in der Bundeswehr seit 1955 zu richten. Auch bei dieser bewussten Akzentuierung<br />
auf 60 Jahre Feldjäger will die Festschrift indes keine chronologische Aneinanderreihung von<br />
Daten, sondern vielmehr inhaltliche Schwerpunkte setzen.<br />
Sie sind daher herzlich zu diesen Akzenten eingeladen. Zeichnen Sie den Weg der Feldjäger der Bundeswehr<br />
von der Gründung der Truppengattung bis zur Entstehung des heutigen Aufgabenbereichs und<br />
ihren derzeitigen Standort nach. Nicht zuletzt können Sie dabei auch einen Blick auf die angestrebte<br />
Zukunftsentwicklung erhalten.<br />
1<br />
Rettinghaus, Helmut: Die Deutsche Militärpolizei. Kgl. Preuß. Reit. Feldjägerkorps, Feldgendarmerie, Feldjägertruppe der Bundeswehr im Dienste der<br />
Sicherheit und Ordnung in den deutschen Armeen von 1740 bis zum heutigen Zeitpunkt, Langen 2009.<br />
Schütz, Peter:Die Vorläufer der Bundeswehr-Feldjäger - Ein Beitrag zur preußisch-deutschen Wehrrechtsgeschichte, Berlin 2005.<br />
Böckle, Karlheinz: Feldgendarmen, Feldjäger, Militärpolizisten. Ihre Geschichte bis heute, Stuttgart 1987.<br />
Winter, Robert: Die Geheime Feldpolizei, Wolfenbüttel 2013..<br />
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5
Kabinettsorder an den Oberjäger Schenck<br />
„Lieber getreuer. Da Ich ein Corps von Meiner Armee nechstens<br />
marschieren zu laßen gesonnen bin, bey solchem aber ein<br />
Capitaine de Guides mit erfordert wird, deßen Function ist,<br />
wenn die Armee in frembden Landen kommet und marschiret,<br />
von gute Wegweyser zu sorgen und solche an die Hand zu<br />
haben, damit wenn marschiret wird, oder Commandos geschickt<br />
werden, Ihnen jederzeit gute Wegweysers, die alle Wege und<br />
Stege kennen, mit gegeben werden können; so habe Ich aus<br />
besonders gnädigen Vertrauen zu Euch, resolvieret, Euch, bey<br />
dem nechst bevorstehenden Marsch solche Function, mit<br />
Beybehaltung Eurer bisherigen Bedienung, Tractament und<br />
emolumenten, aufzutragen, daher dann Ihr Euch gleich fertig<br />
machen und Eure Sachen so einrichten sollet, daß Ihr in Zeit<br />
von acht Tagen höchstens, im Stande seyd sogleich abzugehen.<br />
Ihr sollet demnächst 12 berittene Jägers unter Euch haben, die<br />
Ihr aus denen in Meinen diensten stehenden Jägers selbst aussuchen<br />
und Mir citisime vorschlagen sollet, welches treue Leuthe<br />
von guten Verstande seyn müßen und die Ihr zu allem was Eure<br />
Function erfordert, gebrauchen könnet. Es soll ein jeder von diesen<br />
Jägern Monatlich 4 Tal. a part bekommen, sich aber selbst<br />
ein kleines Pferdt nebst einem grünen Rock anschaffen, dabey<br />
sie die versicherung bekommen sollen, daß wenn der Marsch<br />
vorbey, selbige alsdann mit recht guten Diensten versorget<br />
werden sollen. Wegen Eures künftigen Verhaltens in dieser<br />
Function sollet Ihr noch hiernächst mit einer besonderen Instruction<br />
versehen werden, und damit Ihr um sofüglicher im<br />
Stande seydt, Eurer Function vorzustehen, so soll Euch noch ein<br />
Assistent zugegeben werden, welchen Ihr zu Hilfe nehmen sollet.<br />
Ihr und Euer Assistent bekommet auf 8 Pferde Fourage, wovon<br />
jeder von Euch sich ein paar Pferde, beyde zusammen aber Ihr<br />
Euch einen Wagen halten könnet. Ihr habt Euch also danach zu<br />
achten und keine Stunde zu versäumen, damit Ihr mit Euren<br />
Jägers nechstens in Berlin und in marschfertigen Stande seyn<br />
könnet. Rheinsberg, den 24. November 1740.“<br />
"Friedrich"<br />
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6<br />
7
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Vorwort und Grußworte 11<br />
1.1 Vorwort des Kommandeurs Kommando Feldjäger der Bundeswehr 12<br />
1.2 Grußwort des Niedersächsischen Ministerpräsidenten 15<br />
1.3 Grußwort des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Hannover 17<br />
1.4 Grußwort des Inspekteurs der Streitkräftebasis 18<br />
1.5 Grußwort des Kommandeurs Kommando Territoriale Aufgaben 21<br />
der Bundeswehr<br />
1.6 Grußwort des Befehlshabers Einsatzführungskommando 22<br />
der Bundeswehr (bis 03.11.2015)<br />
1.7 Grußwort des Präsidenten des Bundespolizeipräsidiums 24<br />
1.8 Grußwort des Inspekteurs der Bereitschaftspolizeien der Länder 27<br />
1.9 Grußwort des Präsidenten der Kameradschaft der Feldjäger e.V. 29<br />
2 Die Feldjäger der Bundeswehr 31<br />
2.1 Die Gründung der Feldjägertruppe und ihre Namensgebung 32<br />
2.2 Die Entwicklung der Feldjägertruppe in der Bundeswehr 41<br />
3 Der Aufgabenbereich Feldjägerwesen Bundeswehr in der 53<br />
Neuausrichtung der Bundeswehr<br />
3.1 Feldjäger in der Neuausrichtung der Bundeswehr 54<br />
3.2 Konzeption im Wandel 56<br />
3.3 Doktrin 64<br />
3.4 Rüstung und Ausrüstung 67<br />
3.5 Neugestaltung der Ausbildung 80<br />
3.6 Feldjäger im Blick der internationalen Zusammenarbeit 87<br />
Headline<br />
4 Feldjäger im Ausland/Auslandseinsatz 93<br />
4 Feldjäger im Ausland/Auslandseinsatz 94<br />
4.1 Feldjäger in Afrika 99<br />
4.2 Feldjäger auf dem Balkan 106<br />
4.3 Feldjäger in Afghanistan 113<br />
4.4 Feldjäger in See 118<br />
4.5 Einsatzgleiche Verpflichtungen 122<br />
4.6 Militärische Evakuierungsoperationen 123<br />
4.7 Gedenken 124<br />
5 Vorstellung der aktuellen Dienststellen und Verbände 127<br />
5.1 Feldjäger in der Neuausrichtung der Bundeswehr 128<br />
5.2 Das Feldjägerregiment 1 133<br />
5.3 Das Feldjägerregiment 2 140<br />
5.4 Das Feldjägerregiment 3 145<br />
5.5 Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr 151<br />
6 Kameradschaft der Feldjäger 163<br />
7 Der Platz der Erinnerung - Lebendige Tradition der Feldjägertruppe 169<br />
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8<br />
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1 Vorwort und Grußworte<br />
1.1 Vorwort des Kommandeurs Kommando Feldjäger der Bundeswehr<br />
1.2 Grußwort des Niedersächsischen Ministerpräsidenten<br />
1.3 Grußwort des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Hannover<br />
1.4 Grußwort des Inspekteurs der Streitkräftebasis<br />
1.5 Grußwort des Kommandeurs Kommando Territoriale Aufgaben<br />
der Bundeswehr<br />
1.6 Grußwort des Befehlshabers Einsatzführungskommando der Bundeswehr<br />
1.7 Grußwort des Präsidenten des Bundespolizeipräsidiums<br />
1.8 Grußwort des Inspekteurs der Bereitschaftspolizeien der Länder<br />
1.9 Grußwort des Präsidenten der Kameradschaft der Feldjäger e.V.<br />
Wappen KdoFJgBw<br />
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1.1 Vorwort des Kommandeurs Kommando Feldjäger der Bundeswehr<br />
Sehr geehrte Damen und Herren, geschätzte Ehemalige,<br />
Freundinnen und Freunde der Feldjäger,<br />
liebe Kameraden Feldjäger!<br />
Vor 275 Jahren erließ Friedrich II (später: der Große) noch auf<br />
Schloss Rheinsberg bei Neuruppin eine Kabinettsorder, mit der er<br />
das Feldjägercorps zu Pferde begründete und damit den Namen<br />
dieser Truppengattung in die Welt setzte.<br />
Vor 60 Jahren ordnete das damalige Bundesministerium für Verteidigung<br />
der jungen Bundesrepublik Deutschland im Aufstellungsbefehl<br />
Nr. 1 vom 6. Oktober 1955 die Aufstellung einer Militärpolizei-<br />
Lehrkompanie an. Nur wenige Wochen später wurde mit Blick auf<br />
die vornehmliche Länderverantwortung für Polizeiaufgaben der<br />
Name Feldjäger auf die eigene Ordnungstruppe übertragen, die<br />
zugleich dennoch als die Militärpolizei der Bundeswehr im Sinne<br />
der NATO-Verträge definiert wurde. Hier knüpft unsere eigene<br />
Geschichte in der Bundeswehr an, schafft die Grundlage für eine<br />
völlig eigene Entwicklung und Traditionsbildung in modernen, multinational ausgerichteten und parlamentarisch<br />
kontrollierten Streitkräften.<br />
Mit der vorliegenden Festschrift soll die Geschichte der Feldjäger in der Bundeswehr, vor allem ihre<br />
Entwicklung, die in der Aufstellung eines Fähigkeitskommandos Feldjägerwesen Bundeswehr 2013 ihren<br />
zunächst letzten Meilenstein gefunden hat, dargestellt werden. Der Weg dorthin und das bislang Erreichte<br />
stehen im Vordergrund.<br />
Von 1955 bis 2001 war die Feldjägertruppe eine Truppengattung des Heeres. Seit Aufstellung der Streitkräftebasis<br />
im Jahr 2001 ist die Feldjägertruppe ein fester Bestandteil dieses auf professionelle und verlässliche<br />
Dienstleistung ausgerichteten Organisationsbereichs der Bundeswehr. Die Breite des durch Feldjäger<br />
wahrgenommenen Aufgaben- und Fähigkeitsspektrums hat sich hier noch einmal rasant weiter entwickelt<br />
und die Feldjägertruppe zu dem in der heutigen Form existierenden hoch professionellen und flexiblen<br />
Aufgabenbereich werden lassen. Unserem Selbstverständnis „Wir. Dienen. Deutschland." sind wir damit<br />
im In- und Ausland in ganz besonderer Weise verbunden und verpflichtet.<br />
Am 1. September dieses für uns historischen Jahres 2015 wurde erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik<br />
Deutschland durch ein Bundesland die prüfungsfreie Übernahme von ehemaligen Zeitsoldaten<br />
der Feldjägertruppe in den mittleren Polizeivollzugsdienst ermöglicht. Unter Anerkennung großer Teile der<br />
Feldjägerausbildung und gewonnener Praxiserfahrungen im Feldjägerdienst werden die ersten 25 jungen<br />
Kameraden derzeit in Oranienburg/Brandenburg als Beamte auf Probe in einer verkürzten Ausbildung<br />
für diesen Dienst vorbereitet. Sie haben damit nach einer erfolgreichen Zeit als Feldjägerfeldwebel einen<br />
neuen Lebensberuf begonnen, der es ihnen erlaubt, in der Heimat tiefere oder neue Wurzeln zu schlagen.<br />
Mit dieser aktiv ergriffenen Maßnahme wurde der Zeitsoldatenstatus attraktiv verstärkt und unterstrichen,<br />
dass auch eine zeitlich befristete Beschäftigung bei uns so ganz anders und vor allem auch in die Zukunft<br />
gerichtet chancenreich sein kann.<br />
Nicht zuletzt schufen die zunächst durch die Heeresentwicklungen geprägten Veränderungen in der Personal-<br />
und Binnenstruktur der Feldjägertruppe einen beständig größer werdenden, an einer militärischen<br />
Heimat auch über die aktive Dienstzeit hinaus interessierten Personenkreis. Folgerichtig wurde 1980 die<br />
Gründung der Kameradschaft der Feldjäger e.V. vorgenommen, einem Verein, der sich als Teil des Feldjägerkorps<br />
versteht, der aktiven Truppe unterstützend zur Seite steht und auch an der Verwirklichung dieser<br />
Festschrift einen wesentlichen Anteil hatte.<br />
Diese Festschrift wagt einen Blick auf sechs Jahrzehnte, sie soll aber vor allem eines unterstreichen: die<br />
Feldjäger sind „mitten drin" im Leben unseres Vaterlandes, unserer Bundesrepublik Deutschland!<br />
Ich wünsche Ihnen viele interessante Momente bei der Lektüre,<br />
Ihr<br />
Udo Schnittker<br />
Brigadegeneral<br />
Die hohe Professionalität und das Können meiner Soldatinnen und Soldaten sowie zivilen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter machen den Kern des heutigen Feldjägerwesens aus. Um in deren Begabungen zu investieren<br />
und ihre hohe Leistungsbereitschaft zu erhalten, dienen neben den in den Auslandseinsätzen und<br />
im Feldjägerdienst gewonnenen Erfahrungen weitreichende konzeptionelle Überlegungen und unmittelbare<br />
Festlegungen zu Ausbildung und Einsatzgrundsätzen. Diese Grundzüge werden in der vorliegenden<br />
Schrift dargestellt. Insgesamt stellt sich damit ein Aufgabenbereich der Bundeswehr dar, auf den Verlass<br />
ist, dessen Dienstleistung in Deutschland ebenso wie in den Auslandseinsatzgebieten der Bundeswehr<br />
gefragt ist und der sich nach knapp 60 Jahren nunmehr erstmals unter einheitlicher Führung - in einem<br />
eigenen „Haus der Feldjäger" - befindet.<br />
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1.2 Grußwort des Niedersächsischen Ministerpräsidenten<br />
In diesen Tagen können die Feldjägerinnen und Feldjäger ein<br />
besonderes Jubiläum begehen. Vor 60 Jahren wurde die Bundeswehr<br />
gegründet und ebenso lange bestehen die Feldjäger in der<br />
Bundeswehr. Aber das Jahr 2015 ist noch in weiterer Hinsicht ein<br />
besonderes Jahr: Am 24. November 1740, also vor 275 Jahren, unterzeichnete<br />
König Friedrich II. von Preußen die Stiftungsurkunde<br />
des „Reitenden Feldjägercorps" und begründete damit die historische<br />
Truppengattung der Feldjäger. Zu diesen Jubiläen gratuliere<br />
ich namens der Niedersächsischen Landesregierung sehr herzlich.<br />
Die sicherheitspolitischen und krisenbezogenen Anforderungen<br />
an die Bundeswehr haben sich in den vergangenen Jahrzehnten<br />
grundlegend geändert. Die Aufgaben der Feldjägertruppe reichen<br />
mittlerweile vom militärischen Ordnungs- und Verkehrsdienst über<br />
strategische Sicherungsaufgaben bis zu Einsatzszenarien im Kosovo<br />
und in Afghanistan. Gerade die Auslandseinsätze erfordern ein<br />
deutlich erweitertes militärpolizeiliches Anforderungsprofil, denn<br />
zum Teil ist es nötig, auch fehlende zivile Strukturen zu ersetzen<br />
und aufzubauen.<br />
Die Soldatinnen und Soldaten der Feldjägertruppen haben bei ihren Auslandseinsätzen ein hohes Maß<br />
an Einsatzbereitschaft und Leistungsfähigkeit gezeigt und die ihnen gestellten Aufgaben hervorragend<br />
gemeistert. 60 Jahre Feldjäger in der Bundeswehr stehen damit auch stellvertretend für 60 Jahre Friedensdienst<br />
der Bundeswehr für unser Land und für Europa. Dafür gebührt den Feldjägerinnen und Feldjägern<br />
und der gesamten Bundeswehr mein besonderer Dank und meine Anerkennung.<br />
Bundeswehr und Feldjägertruppen haben auch für das Land Niedersachsen eine besondere Bedeutung.<br />
Mit über 600 festen Dienstposten und unterjährig circa 6.000 Lehrgangsteilnehmerinnen und -teilnehmern<br />
führen die Feldjäger die Dienstpostenliste in Hannover deutlich an. Die Landeshauptstadt verfügt mit<br />
der Schule für Feldjäger und Stabsdienst über einen europaweit einzigartigen Ausbildungsbetrieb.<br />
Dieser ist international ausgerichtet und führt regelmäßig Soldatinnen und Soldaten in die Stadt und die<br />
Region Hannover. Neben der Schule für Feldjäger sind hier das Kommando Feldjäger Bundeswehr und das<br />
Landeskommando für territoriale Aufgaben aufgestellt. Mit allen Kommandeuren und ihren Dienststellen<br />
verbindet das Land eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit.<br />
Dies zeigt exemplarisch, dass die Bundeswehr fest in den Städten und Regionen des Landes verankert ist.<br />
Für die Zukunft wünsche ich allen Soldatinnen und Soldaten der Feldjäger Glück, Gesundheit und Erfolg<br />
bei herausfordernden, aber möglichst gefahrlosen Einsätzen.<br />
Hannover, im August 2015<br />
Stephan Weil<br />
Niedersächsischer Ministerpräsident<br />
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1.3 Grußwort des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Hannover<br />
Für die Bundeswehr ist das Jahr 2015 mit mehreren Gedenktagen<br />
verbunden. Es kann nicht nur das 60-jährige Bestehen, sondern<br />
auch das historische Datum „25 Jahre Armee der Einheit" gefeiert<br />
werden.<br />
Wie die Bundeswehr selbst besteht auch die Truppengattung der<br />
Feldjäger nunmehr seit 60 Jahren und gleichzeitig gedenkt man<br />
des 275. Jahrestages der Gründung des Reitenden Feldjägerkorps.<br />
Im Namen der Landeshauptstadt Hannover gratuliere ich herzlich<br />
zu diesen Jubiläen! Ich tue dies aus voller Überzeugung und in<br />
dem Bewusstsein, dass Hannover und die Bundeswehr eine besondere<br />
Beziehung zueinander haben.<br />
Ein Jahr nach Gründung wurde die 1. Panzerdivision ins Leben gerufen,<br />
deren Stab nahezu sechs Jahrzehnte in Hannover seinen Sitz<br />
hatte und von hier aus die Geschicke der Division lenkte. Leider<br />
wird der Stab im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr nach<br />
Oldenburg verlegt. Die Landeshauptstadt Hannover hat 1983 die weiter bestehende Ehrenpatenschaft für<br />
die Division übernommen, was die enge Verbundenheit unterstreicht.<br />
Eine solche Verbindung besteht auch zu den Feldjägern, denn mit dem Kommando Feldjäger der Bundeswehr<br />
in der Scharnhorst-Kaserne in Bothfeld befindet sich seit 2013 die zentrale Kommandobehörde der<br />
Truppe hier in Hannover.<br />
Wenn die Feldjäger jetzt ihr Jubiläum feiern, feiert Hannover mit, auch wenn die recht junge Bundesbehörde<br />
hier erst seit zweieinhalb Jahren besteht, in dieser Zeit gab es jedoch schon zahlreiche Begegnungen<br />
zwischen den Feldjägern und der Stadt und aus zahlreichen Gesprächen weiß ich, dass sich die Feldjäger<br />
in Hannover sehr wohlfühlen und der Standort bundesweit einen guten Ruf genießt. Nicht umsonst<br />
redet man mittlerweile von der Feldjägerhauptstadt Hannover.<br />
Ich wünsche den Feierlichkeiten einen guten Verlauf und allen Feldjägern weiterhin alles Gute.<br />
Stefan Schostok<br />
Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover<br />
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1.4 Grußwort des Inspekteurs der Streitkräftebasis<br />
Liebe Soldatinnen und Soldaten,<br />
liebe Ehemalige der Feldjägertruppe der Bundeswehr!<br />
Meine Damen und Herren!<br />
In 15 Jahre Streitkräftebasis, 25 Jahre Armee der Einheit und 60<br />
Jahre Bundeswehr reiht sich die Feldjägertruppe mit ihrem 60-jährigen<br />
Jubiläum in diesem Jahr würdig ein. Ich gratuliere allen Angehörigen<br />
und Ehemaligen der Feldjägertruppe sehr herzlich zu sechs<br />
Jahrzehnten Dienst für Frieden und Freiheit.<br />
Darüber hinaus ergänzt ein weiteres besonderes Jubiläum die<br />
lange Traditionslinie dieser Truppengattung. Vor 275 Jahren wurde<br />
in der preußischen Armee das Reitende Feldjägerkorps gegründet,<br />
das heute Namensgeber unserer Feldjägertruppe ist.<br />
60 Jahre Feldjäger der Bundeswehr stehen auch für 60 Jahre<br />
Dienst an Recht und Gerechtigkeit und den zentralen Werten<br />
der Inneren Führung: Pflichtbewusstsein, Disziplin, Kameradschaft und das Auftreten als Staatsbürger<br />
in Uniform. Die Wahrung dieser starken Werte im Rahmen des Militärischen Ordnungsdienstes darf alle<br />
Angehörigen und Ehemaligen der Feldjägertruppe mit Stolz erfüllen. Aber Feldjäger sein bedeutet heute<br />
noch weit mehr.<br />
Unsere Feldjäger sind hochprofessionelle Spezialisten. Neben den klassischen Aufgaben des Militärischen<br />
Ordnungsdienstes und des Militärischen Verkehrsdienstes gehören Sicherheitsaufgaben, Erhebungen und<br />
Ermittlungen sowie Unterstützungsleistungen für Heimat-, Raum- und Objektschutz zum breiten Leistungsspektrum<br />
der Feldjägertruppe.<br />
Das gesamte Einsatzspektrum der Bundeswehr ist heute Betätigungsfeld der Feldjäger. An Land, auf See<br />
und in der Luft - kein Einsatz der Bundeswehr findet mehr ohne unsere Feldjäger statt.<br />
Weltweite Einsätze im gesamten Intensitätsspektrum sind natürlich immer auch eine Herausforderung.<br />
Allen Angehörigen der Feldjägertruppe gilt daher mein besonderer Dank und meine große Anerkennung<br />
für diese Leistungen. In diesen Dank schließe ich ausdrücklich Ihre Familienangehörigen mit ein. Mir ist bewusst,<br />
dass gerade die häufigen durch Auslandseinsätze bedingten Abwesenheiten eine große Belastung<br />
für Ehefrauen, Ehemänner, Kinder und Eltern darstellen.<br />
Ich verneige mich insbesondere vor all denen, die für Frieden, Freiheit und den Schutz ihrer Kameradinnen<br />
und Kameraden Leib und Leben gegeben haben. Wir werden sie nie vergessen!<br />
Durch ihre beispielgebenden Leistungen und ihre hohe Einsatzbereitschaft hat sich die Feldjägertruppe national<br />
und international zu Recht einen hervorragenden Ruf erworben. Ein tolles Zeichen dieser Wertschätzung<br />
ist die erstmalige Einstellung von Feldjägerfeldwebeln als Beamte auf Probe im Polizeivollzugsdienst<br />
des Landes Brandenburg am 1. September 2015.<br />
Das Bundesland in der Mitte Deutschlands hat damit ein Signal gesetzt. Die Verantwortungsträger in<br />
Politik und Polizei schätzen das Potenzial der Feldjägerausbildung für den Polizeidienst und sind von der<br />
großen Qualität unserer Militärpolizisten überzeugt.<br />
Mein Dank gilt allen, die sich für dieses beispielgebende Projekt persönlich eingesetzt haben. Ich bin<br />
überzeugt: Unsere Feldjägertruppe ist für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bestens gerüstet.<br />
Ich wünsche den Kameradinnen und Kameraden alles erdenklich Gute für die Zukunft und Ihren Dienst an<br />
unserem Land und unser Bundeswehr. Wir in der Streitkräftebasis sind sehr stolz auf unsere Feldjäger!<br />
Ihr<br />
Martin Schelleis<br />
Generalleutnant<br />
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1.5 Grußwort des Kommandeurs Kommando Territoriale Aufgaben<br />
der Bundeswehr<br />
Headline<br />
Als Kommandeur des Kommandos Territoriale Aufgaben ist mir<br />
das Kommando Feldjäger als eines der meinem Kommandobereich<br />
zugeordneten Fähigkeitskommandos unterstellt.<br />
Im Rückblick auf meine frühere Verwendung als Stellvertreter Befehlshaber<br />
im Wehrbereich II, wo mir 2 Feldjägerbataillone unmittelbar<br />
unterstellt waren, ist es mir eine Freude heute feststellen zu<br />
können, weiche Entwicklung die Feldjägertruppe, gerade auch in<br />
ihrer strukturellen Ausprägung, in den letzten Jahren erfahren hat.<br />
Die heute aus einem Fähigkeitskommando sichergestellte Führung<br />
ist ein Gewinn und wird der Bedeutung dieser Truppengattung mit<br />
ihren vielfältigen und unterschiedlichen Spezialisierungen gerecht,<br />
hier vor allem auch mit dem Blick auf sich immer wieder verändernde<br />
Einsatzerfordernisse, auf die nur so flexibel und angemessen<br />
reagiert werden kann.<br />
Im persönlichen Erleben möchte ich hier auch meine eigene Einsatzerfahrung<br />
herausstellen, wo es gerade „meine Feldjäger" waren, die nicht nur in ihrem Einsatzauftrag<br />
überzeugt haben, sondern auch in ganz besonderem Maße durch ihr Engagement für Teamgeist und<br />
Zusammenhalt dafür gesorgt haben, dass keiner „ALLEINE" war.<br />
Das was wir unter dem Begriff „Kameradschaft" manchmal so richtig im täglichen Dienst nicht „fassen"<br />
können, habe ich dort im täglichen Miteinander erleben dürfen. Und das hat die Feldjägertruppe praktiziert.<br />
Es freut mich und es macht mich auch ein wenig stolz, dass ich in meiner neuen Verwendung nunmehr<br />
ein zweites Mal für diese Truppengattung Mitverantwortung tragen darf.<br />
Jürgen Knappe<br />
Brigadegeneral<br />
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1.6 Grußwort des Befehlshabers Einsatzführungskommando der Bundeswehr<br />
(bis 03.11.2015)<br />
Kameradinnen und Kameraden, sehr geehrte Damen und Herren,<br />
unsere Bundeswehr ist eine Armee im Einsatz. Als Befehlshaber<br />
des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr und verantwortlicher<br />
Vorgesetzter für die Auslandseinsätze auf operativer Ebene<br />
erlebe ich immer wieder, dass die Auftragserfüllung in der gesamten<br />
Bandbreite unserer Einsätze ohne die besondere Rolle der<br />
Feldjägertruppe schwerlich vorstellbar wäre. „Wenn man einem<br />
Feldjäger einen Befehl gab, war man sicher" - diesen preußischen<br />
Grundsatz kennen Sie alle, und auch ich zitiere ihn gerne, wenn<br />
ich an den elementaren Beitrag unserer Feldjäger im Einsatz<br />
denke. Angefangen von den ersten Einsätzen noch in den frühen<br />
1990er Jahren in Somalia über die Stabilisierungsmaßnahmen in<br />
Bosnien-Herzegowina und Kosovo sowie den vielfältigen Aufgaben<br />
in Afghanistan bis hin zu der mandatierten Strafverfolgung im<br />
Kontext des aktuell laufenden, maritimen Einsatzes ATALANTA ist<br />
der Beitrag der Feldjägertruppe an der gesamten Erfüllung unseres<br />
jeweiligen Auftrags im Einsatz nicht mehr wegzudenken. Es trifft<br />
also tatsächlich zu, wie es landläufig heißt: „Überall, wo Truppe ist, ist auch ein Feldjäger." Dies bedeutet<br />
auch den Einsatz des eigenen Lebens, wie es dem Beruf des Soldaten entspricht - und in Trauer und Dankbarkeit<br />
verneige ich mich vor den in den Einsätzen der Bundeswehr gefallenen Feldjägern.<br />
Für mich als militärischen Führer stellen nicht nur, aber insbesondere auch die besonderen Fähigkeiten der<br />
Feldjäger im Bereich des militärischen Ordnungsdienstes einschließlich der Erhebungen und Ermittlungen<br />
absolut unverzichtbare Grundlagen meiner Führungsentscheidungen dar.<br />
Der Wandel unserer Bundeswehr von der reinen Landesverteidigung im Kalten Krieg hin zu Streitkräften<br />
im weltweiten Einsatz hat die Feldjägertruppe vor besonders große Herausforderungen gestellt- und die<br />
Feldjäger haben sie angenommen und bestanden, ich sehe heute und in Zukunft keine Operation zu<br />
Wasser und zu Lande und selbst keine militärische Evakuierung auf dem Luftwege, wo nicht auf so gut<br />
wie jedem Luftfahrzeug und jedem Schiff ein Feldjägerkontingent fest eingeplant ist. Ich selbst - und diese<br />
persönliche Anmerkung sei mir erlaubt - schulde „meinen" Feldjägern, die mich in den Einsätzen als treue<br />
und aufopfernde Kameraden in der Rolle der Personenschützer begleitet haben, großen Dank, den ich<br />
auch hier abstatten möchte.<br />
Es ist gut zu wissen, dass wir an dieser Stelle auf sechs überaus erfolgreiche Dekaden der Feldjägertruppe<br />
unserer Bundeswehr zurückschauen dürfen und auf eine Geschichte aufbauen können, die für die Feldjäger<br />
mit der Gründung des Reitenden Feldjägerkorps der Preußischen Armee im Jahre 1740 nun sogar 275<br />
Jahre zurückreicht. Zu diesem doppelten Jubiläum gratuliere ich den Feldjägern im Namen des Einsatzführungskommandos<br />
der Bundeswehr aus ganzem Herzen und verbinde dies mit meinem Dank und meiner<br />
vorzüglichen Wertschätzung für ihre Leistungen in sämtlichen Auslandseinsätzen, die wir bisher zu bestehen<br />
hatten und auch weiterhin zu bestehen haben werden.<br />
Fritz<br />
Generalleutnant<br />
Diese reichen von justitiablen Tatsachenfeststellungen bis hin zu Feldjägerberichten, die häufig wiederum<br />
Grundlage der Berichte an die Leitung des Bundesministeriums der Verteidigung sowie der Zusammenarbeit<br />
meiner Rechtsberater mit den Staatsanwaltschaften sind. Auch bei der Ausführung des mandatierten<br />
Auftrags, sei es bei „Crowd and Riot Control"-Operationen oder „Search and Detention", können Feldjäger<br />
von ihrer Ausbildung und den Erfahrungen in den streitkräftepolizeilichen Verwendungen im Inland<br />
profitieren.<br />
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1.7 Grußwort des Präsidenten des Bundespolizeipräsidiums<br />
Die Feldjäger in der Bundeswehr feiern in diesem Jahr ein doppeltes<br />
Jubiläum - 60 Jahre Feldjäger in der Bundeswehr und 25 Jahre<br />
Armee der Einheit. Dazu gratuliere ich herzlich.<br />
Unsere beiden Organisationen, Bundeswehr sowie Bundespolizei,<br />
waren in den letzten Jahrzehnten tiefgreifenden Veränderungen<br />
unterworfen. Mit dem Zusammenbruch der Berliner Mauer am 9.<br />
November 1989 entfiel für zahlreiche Grenzschützer aus Ost und<br />
West die Beschäftigungsgrundlage. Sowohl der Bundesgrenzschutz<br />
als auch die Bundeswehr hatten zudem gemeinsam mit ihren ostdeutschen<br />
Pendants die Herkulesaufgabe zu stemmen, über Nacht<br />
aus zwei Organisationen eine zu machen.<br />
Wie geht man mit den Angehörigen der NVA um, wie mit denen<br />
der Grenztruppen der DDR? Und dies vor dem Hintergrund einer<br />
sich grundsätzlich verändernden politischen Weltlage?<br />
Die Zusammenführungen ost- und westdeutscher Soldaten und<br />
ost- und westdeutscher Polizisten gelangen, wenn auch nicht ganz reibungslos. In jedem Fall wurden die<br />
beiden großen Organisationen Bundeswehr und Bundesgrenzschutz wie der damalige Bundesverteidigungsminister<br />
Gerhard Stoltenberg es einmal bezeichnete: „Schrittmacher der deutschen Einheit".<br />
Es war eine mühsame Aufgabe, die die deutschen Polizisten und die Bundeswehrangehörigen erledigten,<br />
eine Arbeit der vielen kleinen Schritte, die mit viel Geduld und viel Zeit zum Erfolg führen sollte. Im Ergebnis<br />
wurden im Rahmen des bilateralen Polizeiprojekts German Police Project Team (GPPT) in den letzten 13<br />
Jahren insgesamt rund 72.000 Aus- und Fortbildungs- sowie Mentoringmaßnahmen für die afghanische<br />
Polizei durchgeführt. Mit rund 157.000 ausgebildeten Polizisten war der personelle Aufbau der afghanischen<br />
Polizei 2014 abgeschlossen. Zukünftig wird sich das Engagement der Bundespolizei auf die Beratung<br />
von Entscheidungsträgern und die Fortbildung in speziellen Bereichen beschränken.<br />
Zu den verfassungsbedingt weniger ausgeprägten Berührungspunkten zwischen Bundespolizei und Bundeswehr<br />
im Inland zählen Ausbildungskooperationen, auch im Personenschutz, Einsätze in Katastrophenfällen,<br />
wie beim Hochwasser 2013, sowie ein ständiger Abgleich über Verbindungsbeamte.<br />
Unsere Organisationen verbindet eine enge Partnerschaft, die sich auch im personellen Bereich in Form<br />
von zahlreichen Wechseln von Bundeswehrangehörigen zur Bundespolizei und umgekehrt zeigt. Wir ergänzen<br />
uns mit unseren Fähigkeiten gut und können so, im In- wie auch im Ausland, optimale Ergebnisse<br />
bei unseren Einsätzen erzielen.<br />
Ich wünsche uns allen, dass sich die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Bundespolizei auch in<br />
Zukunft so erfolgreich weiterentwickeln wird.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Zu den notwendigen und gut gemeisterten Reformen der Bundeswehr und des damaligen Bundesgrenzschutzes<br />
gesellten sich für beide Organisationen schnell neue Herausforderungen.<br />
Seit 1989 nehmen deutsche Polizeivollzugsbeamte des Bundes und der Länder an friedenssichernden und<br />
friedenserhaltenden Einsätzen in verschiedenen Krisengebieten der Weit teil. Die Bundeswehr ist seit 1990<br />
zunächst in humanitären, später in friedenserzwingenden Einsätzen, die zuweilen immer robuster wurden,<br />
gefordert.<br />
Dr. Dieter Romann<br />
Uns allen ist dabei vor allem der langjährige Afghanistaneinsatz vor Augen. Hier haben insbesondere die<br />
Feldjäger und die Bundespolizei durch ihren Einsatz die zivil-militärische Zusammenarbeit in einem neuen<br />
Licht erscheinen lassen. Sie kümmerten sich gemeinsam um die Ausbildung afghanischer Polizisten in den<br />
so genannten FDD Teams (Focused District Development).<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
24 24<br />
25
1.8 Grußwort des Inspekteurs der Bereitschaftspolizeien der Länder<br />
Zum 275-jährigen Bestehen der Feldjäger und zum 60-jährigen<br />
Jubiläum der Feldjäger in der Bundeswehr übermittle ich Ihnen<br />
meinen herzlichen Glückwunsch.<br />
Bereits 1740 wurde in der damaligen preußischen Armee das Reitende<br />
Feldjägerkorps aufgestellt. Diese weitsichtige Entscheidung<br />
Friedrichs des Großen zeigt, dass Feldjäger schon damals als unverzichtbarer<br />
Teil einer funktionierenden Armee gesehen wurden.<br />
Hieran hat sich bis heute nichts geändert.<br />
Nach Unterzeichnung des Aufstellungsbefehls Nr. 1 für die Bundeswehr<br />
am 6. Oktober 1955 durch den ersten Generalinspekteur der<br />
Bundeswehr, General Adolf Heusinger, wurde in Andernach eine<br />
Lehrkompanie für die Militärpolizei aufgestellt. Ende Januar 1956<br />
wurde der Begriff Militärpolizei durch „Feldjäger" aufgrund der<br />
den Ländern obliegenden Polizeihoheit ersetzt. Damit wurde die<br />
Traditionsbezeichnung Feldjäger wieder aufgegriffen und ist seither<br />
im Sprachgebrauch fest als „Marke" verankert.<br />
Die Feldjäger haben sich in der Bundeswehr mit ihrem inzwischen breiten Aufgabenspektrum zu einem<br />
unverzichtbaren Truppenteil entwickelt. Die Feldjägertruppe ist damit eine bedeutende Organisation im<br />
Gesamtgefüge der Bundeswehr geworden. Sie unterstützt in vielen Bereichen durch die Wahrnehmung<br />
vielfältiger militärpolizeilicher Aufgaben die Auftragserfüllung der Bundeswehr. Sie helfen beim Überwachen<br />
der militärischen Disziplin und Ordnung, sorgen für Sicherheit und sind verantwortlich für den<br />
militärischen Verkehrsdienst sowie Erhebungen und Ermittlungen, insbesondere bei Großveranstaltungen,<br />
die von der Bundeswehr ausgerichtet werden, wie zum Beispiel öffentliche Gelöbnisse, arbeiten Polizei<br />
und Feldjäger in enger Abstimmung zusammen. Gemeinsam die Sicherheit aller Teilnehmer bei derartigen<br />
Veranstaltungen zu gewährleisten, verbindet und schafft ein gemeinsames Verständnis als Basis guter<br />
Kooperation zwischen Feldjägern und Polizei.<br />
Genauso wie die Bundeswehr insgesamt, befinden sich auch die Soldaten der Feldjägertruppe seit langem<br />
regelmäßig im Auslandseinsatz und beteiligen sich an friedenserhaltenden und friedenssichernden<br />
Maßnahmen. Hierbei haben sich die Angehörigen der Feldjägertruppe insbesondere durch das Erfüllen<br />
anspruchsvoller Spezialaufgaben auch auf internationaler Ebene große Anerkennung erworben. Der<br />
insgesamt gewachsenen Bedeutung der Feldjäger wurde durch die Einrichtung des in Hannover beheimateten<br />
Kommandos Feldjäger im Jahre 2013 Rechnung getragen.<br />
Mit ihrem Einsatz leisten die Soldaten der Feldjägertruppe einen wichtigen Beitrag, die Weit ein Stück<br />
sicherer zu machen.<br />
Ich wünsche der Feldjägertruppe, die ich gemeinsam mit vielen Kollegen der Polizei in zahlreichen Einsätzen<br />
schätzen gelernt habe, für die Zukunft alles Gute und stets eine gesunde Rückkehr aus den Einsätzen.<br />
Wolfgang Lohmann<br />
Inspekteur der Bereitschaftspolizeien der Länder<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
27
1.9 Grußwort des Präsidenten der Kameradschaft der Feldjäger e.V.<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
das Jahr 2015 ist für alle aktiven und ehemaligen Soldaten, Reservisten<br />
und Freunde der Feldjägertruppe, kurz für das gesamte<br />
Feldjägerkorps ein Jahr der Jubiläen.<br />
So ist es exakt 275 Jahre her, dass Friedrich der Große am 24.<br />
November 1740 dem Oberjäger Schenck die Aufstellung einer<br />
schon bald darauf als „Feldjäger" bezeichneten neuen Truppengattung<br />
befahl, von der das Feldjägerwesen der Bundeswehr<br />
seine Namensgebung ableitet. Zugleich blicken die Feldjäger der<br />
Bundeswehr in diesem Jahr aber auch auf eine eigene bereits 60<br />
Jahre währende Geschichte zurück, da sie zu den ersten Soldaten<br />
zählten, die am 12. November 1955 in Andernach zusammengezogen<br />
wurden und die Kadereinheiten der neu aufzustellenden<br />
bundesdeutschen Streitkräfte bildeten. Und schließlich jährt sich<br />
der Gründungstag der Kameradschaft der Feldjäger e.V. und<br />
damit desjenigen Vereins, der sich zum Ziel gesetzt hat, die aktive<br />
Feldjägertruppe mit den Mitteln einer zivilrechtlich verfassten Personenvereinigung nach besten Kräften zu<br />
unterstützen, alle Angehörigen des Feldjägerkorps auch über die aktive Dienstzeit hinaus kameradschaftlich<br />
miteinander zu verbinden sowie dazu beizutragen, Tradition und Geschichte des Feldjägerwesens zu<br />
bewahren, in diesem Jahr bereits zum 35. Mal.<br />
Anlass genug also, nicht nur zu feiern, sondern auch eine Festschrift vorzulegen, um die anstehenden<br />
Jubiläen angemessen zu würdigen. Herausgekommen ist eine - wie ich meine - sowohl für das militärische<br />
Fachpublikum als auch für den interessierten Laien ebenso informative wie spannende und lehrreiche<br />
Darstellung, die sich nicht nur - wie andere Publikationen zu ähnlichen Anlässen - darauf beschränkt, die<br />
Historie nachzuzeichnen, sondern vielmehr einen Bogen von der Vergangenheit über die Gegenwart bis<br />
hin zur Zukunft des Feldjägerwesens spannt. Dies konnte nur aufgrund der guten und engen Zusammenarbeit<br />
zwischen dem Kommando Feldjäger der Bundeswehr einerseits und der Kameradschaft der Feldjäger<br />
e.V. andererseits gelingen.<br />
Für diese Zusammenarbeit bin ich als Präsident der Kameradschaft der Feldjäger e.V. dem Kommando<br />
Feldjäger der Bundeswehr ausgesprochen dankbar und hoffe, dass sie sich auch zukünftig weiterhin so<br />
fruchtbar gestaltet, wie dies durch die Herausgabe der vorliegenden Festschrift exemplarisch verdeutlicht<br />
wird. Der Festschrift selbst wünsche ich eine weite Verbreitung und eine positive Resonanz der hoffentlich<br />
zahlreichen Leserschaft.<br />
Ihr<br />
Dr. Peter Schütz<br />
Präsident der Kameradschaft der Feldjäger e.V.<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
29
2 Die Feldjäger der Bundeswehr<br />
2.1 Die Gründung der Feldjägertruppe und ihre Namensgebung<br />
2.2 Die Entwicklung der Feldjägertruppe in der Bundeswehr<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
31
2 Die Feldjäger der Bundeswehr<br />
2.1 Die Gründung der Feldjägertruppe und ihre Namensgebung<br />
Oberstlt d.R. Dr. Peter Schütz,<br />
Präsident der Kameradschaft der Feldjäger e.V.<br />
Die Feldjägertruppe ist die Militärpolizei der<br />
Bundeswehr. Diese scheinbar banale Erkenntnis ist<br />
keineswegs so selbstverständlich, wie es zunächst<br />
den Anschein haben mag. Denn dass es sich bei<br />
der Feldjägertruppe um eine Truppengattung handelt,<br />
die militärpolizeiliche Aufgaben wahrnimmt,<br />
ist weder dem militärisch nicht vorgebildeten Betrachter<br />
noch den an die Bezeichnung „Militärpolizei“<br />
gewöhnten Angehörigen der verbündeten<br />
Streitkräfte in der NATO auf den ersten Blick ersichtlich.<br />
1 Die durch diesen Befund aufgeworfene<br />
Frage, wie es dazu kommen konnte, dass die für<br />
die Aufstellung der Bundeswehr verantwortlichen<br />
Planer im Bundesministerium der Verteidigung<br />
nicht den Begriff „Militärpolizei“, sondern die<br />
Bezeichnung „Feldjäger“ für die neu zu schaffende<br />
militärische Ordnungstruppe auswählten, lässt<br />
sich nur im Wege eines Rückblicks auf die Frühzeit<br />
der bundesdeutschen Verteidigungsplanungen<br />
beantworten.<br />
Die Planungen für die europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG) und ihre<br />
Auswirkungen auf die deutsche Bezeichnung für die geplante militärische<br />
Ordnungstruppe<br />
Nachdem sich die anfänglich vollständig ablehnende<br />
Haltung der Siegermächte des Zweiten<br />
Weltkrieges gegenüber einer deutschen Wiederbewaffnung,<br />
die ihren sichtbarsten Ausdruck in<br />
den alliierten Rechtsetzungsakten zur Entmilitarisierung<br />
Deutschlands 2 gefunden hatte, unter dem<br />
Eindruck des Kalten Krieges und der Verschärfung<br />
des Ost-West-Konfliktes schon bald nach Inkrafttreten<br />
des Grundgesetzes gewandelt hatte und<br />
der zunehmenden Befürwortung einer deutschen<br />
Wiederbewaffnung durch das westliche Ausland<br />
gewichen war, 3 gab der französische Ministerpräsident<br />
Pleven am 24. Oktober 1950 vor der Nationalversammlung<br />
eine Regierungserklärung ab, die<br />
die Grundlage für den Entwurf einer Europäischen<br />
Verteidigungsgemeinschaft (EVG) bildete. Dieser<br />
sogenannte „Pleven-Plan“ sah die Schaffung von<br />
gemeinsamen europäischen Streitkräften vor,<br />
innerhalb welcher keine nationalen militärischen<br />
Verbände mehr bestehen, sondern alle Verbände<br />
europäisch sein sollten. 4<br />
1 So auch Raap, Christian: „Umbenennung der Feldjägertruppe in<br />
‚Militärpolizei‘?“, NZWehrr 1997, S. 199.<br />
2 Vgl. Alliierte Kontrollratsproklamation Nr. 2 vom 20.09.1945, Amtsblatt<br />
der Militärregierung Deutschland - Britisches Kontrollgebiet<br />
(nachfolgend: Amtsbl.) Nr. 5, S. 27; Kontrollrats Direktive Nr. 18 vom<br />
12.11.1945, Amtsbl. Nr. 9, S. 190; Kontrollratsgesetz Nr. 34 vom<br />
20.08.1946, Amtsbl. Nr. 13, S. 295.<br />
3 Ausführlich: Hahnenfeld, Günter: „Wehrverfassungsrecht“, Hamburg/<br />
Berlin 1964, S. 35 f.<br />
Dementsprechend waren auch in der Bundesrepublik<br />
die Verteidigungsplanungen der Jahre 1950<br />
bis 1954 ausschließlich auf die Organisation des<br />
deutschen Beitrags zur Europäischen Verteidigungsgemeinschaft<br />
ausgerichtet.<br />
Dabei musste man sich schon sehr frühzeitig mit<br />
der Frage einer militärischen Ordnungstruppe<br />
befassen, da sowohl das ergänzend zum EVG-<br />
Vertrag ausgehandelte „Justizprotokoll“ in Art. 30<br />
Ziffer 8 als auch das ‚Abkommen über die Rechtsstellung<br />
der europäischen Verteidigungsstreitkräfte“<br />
in Art. 5, § 2 die Aufstellung einer solchen<br />
Truppengattung vorsah. 5 Der in den genannten<br />
Abkommen verwendete Begriff für diese militärische<br />
Ordnungstruppe lautete „police militaire“.<br />
Das hatte dann beinahe zwangsläufig zur Folge,<br />
dass sich alsbald auch im Sprachgebrauch der<br />
deutschen Aufstellungsplanungen für den Beitrag<br />
zur Europäischen Verteidigungsgemeinschaft der<br />
Name „Militärpolizei“ durchsetzte.<br />
4 Vgl. Art. 9 und 15 EVG-Vertrag (BGBl. II 1954, S. 342) und ausführlich:<br />
Scheuner, Ulrich: „Beitritt der Bundesrepublik zur Europäischen<br />
Verteidigungsgemeinschaft und Grundgesetz. Rechtsgutachten“,<br />
(Bonn), 1952, S. 6 ff.<br />
5 Stellungnahme der deutschen Delegation der Section 1/I zum Schreiben<br />
CM/Org/ll/168 vom 05.05.1953, Bundesarchiv-Militärarchiv<br />
(nachfolgend: BA-MA), Signatur BW 9/1578, Bl. 167.<br />
Die Rechtsstellung der geplanten Militärpolizei<br />
Die demzufolge allgemein als „Militärpolizei“ bezeichnete<br />
Ordnungstruppe der geplanten Europäischen<br />
Verteidigungsgemeinschaft sollte auch nach<br />
den Vorstellungen der deutschen Delegation im<br />
Planungsstab polizeiliche Aufgaben in einem umfassenden<br />
Sinne wahrnehmen. Vorgesehen war<br />
nämlich nicht nur eine Aufgabenzuweisung auf<br />
dem Gebiet des militärischen Ordnungsdienstes.<br />
Vielmehr sollten spezielle Einheiten der Militärpolizei<br />
der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft<br />
(die sogenannten „circulation routière“) auch mit<br />
Befugnissen zur Regelung des zivilen Straßenverkehrs<br />
ausgestattet werden 6 und damit eine<br />
Tätigkeit ausüben, die nach deutschem Recht<br />
materiell immer eine Polizeiaufgabe ist. Darüber<br />
hinaus sahen die Planungen auch die Mitwirkung<br />
der Militärpolizei im Bereich der zivilen Strafverfolgung<br />
vor. 7 Zu diesem Zweck sollten den Militärpolizisten<br />
im Dienst gegenüber allen Angehörigen<br />
der Streitkräfte ohne Differenzierungen nach<br />
Dienstgraden die im Einzelnen genau festgelegten<br />
Befugnisse eines Hilfsbeamten der Wehrstaatsanwaltschaft,<br />
die in der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft<br />
auch im Frieden vorgesehen war 8 ,<br />
verliehen werden.<br />
Gegenüber Zivilpersonen, die bestimmte strafbare<br />
Handlungen wie etwa Sabotage oder Beschädigung<br />
von Einrichtungen der Streitkräfte begingen,<br />
war schließlich sogar vorgesehen, dass die<br />
Militärpolizisten der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft<br />
die Rechtsstellung der damals noch<br />
so bezeichneten „Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft"<br />
9 (§ 152 Abs. 1 des Gerichtsverfassungsgesetzes)<br />
mit allen sich daraus in den einzelnen<br />
Mitgliedsländern ergebenden Befugnissen 10<br />
erhalten sollten. 11<br />
Die Verteidigungsplanungen der Bundesrepublik<br />
nach dem Scheitern der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft<br />
Indessen scheiterte das Vorhaben der Aufstellung<br />
einer europäischen Verteidigungsgemeinschaft,<br />
weil die französische Nationalversammlung den<br />
zu diesem Zweck geschlossenen Verträgen am<br />
25. Oktober 1954 die Ratifikation verweigerte.<br />
Nunmehr musste die Bundesrepublik ihre Absichten<br />
hinsichtlich einer Wiederbewaffnung ändern<br />
und die Errichtung einer nationalen Armee in<br />
Angriff nehmen. Aus naheliegenden Gründen der<br />
Planungseffizienz griff man dabei aber so weit<br />
als möglich auf die mit Blick auf die Europäische<br />
Verteidigungsgemeinschaft geleisteten Vorarbeiten<br />
zurück.<br />
6 Vortragsnotiz des G1/Paris vom 07.05.1953, BA-MA, Signatur BW<br />
9/1578, Bl. 16<br />
7 Stellungnahme der deutschen Delegation der Section 1/l, a.a.O. (s.o.<br />
Fn. 5), Bl. 168.<br />
8 Zu dieser Zeit enthielt das Grundgesetz noch nicht die Ermächtigung<br />
zur Errichtung von Wehrstrafgerichten für die nationalen<br />
Streitkräfte, bei denen eine Wehrstaatsanwaltschaft hätte tätig sein<br />
können. Dieser Ermächtigung bedurfte es vielmehr überhaupt erst<br />
nach dem Scheitern der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft.<br />
Daher ist sie erst durch das „Gesetz zur Ergänzung des Grundgesetzes“<br />
vom 19.03.1956 (BGBl. I 1956, S. 111) als Art. 96 a (heute<br />
Art. 96 Abs. 2 GG) in das Grundgesetz eingefügt worden. Danach<br />
können Wehrstrafgerichte für die Streitkräfte durch Bundesgesetz<br />
errichtet werden, die jedoch im Frieden die Strafgerichtsbarkeit<br />
lediglich über solche Angehörige der Streitkräfte ausüben können,<br />
die in das Ausland entsandt oder an Bord von Kriegsschiffen eingeschifft<br />
sind. Indessen hat der Bundesgesetzgeber von der ihm in Art.<br />
96 Abs. 2 GG eingeräumten Befugnis keinen Gebrauch gemacht, so<br />
dass eine Wehrstaatsanwaltschaft in Deutschland bis zum heutigen<br />
Tag nicht existiert. Hiervon zu unterscheiden sind die Wehrdisziplinaranwälte<br />
bei den Truppendienstgerichten bzw. der Bundeswehrdisziplinaranwalt<br />
beim Bundesverwaltungsgericht, die von § 81 Abs.<br />
1 und 3 WDO vorgesehen sind, denn die Wehrdienstgerichte des<br />
Bundes basieren nicht auf Art. 96 Abs. 2 GG, sondern gehen auf<br />
Art. 96 Abs. 4 GG zurück. Sie sind von der deutschen Delegation in<br />
ihrer Stellungnahme (a.a.O., s. o. Fn. 5) auch nicht gemeint.<br />
9 Seit dem 30. August 2004 wird stattdessen im Gerichtsverfassungsgesetz<br />
ebenso wie in der Strafprozessordnung der Begriff der „Ermittlungspersonen<br />
der Staatsanwaltschaft“ verwendet, ohne dass<br />
mit diesem Wechsel in der Bezeichnung inhaltliche Veränderungen<br />
verbunden gewesen sind.<br />
10 In Deutschland waren das nach der Strafprozessordnung in der<br />
damals gültigen Fassung: Anordnung einer körperlichen Untersuchung<br />
eines Beschuldigten, § 81 a StPO, oder eines Unverdächtigen,<br />
§ 81 c StPO; Anordnung einer Beschlagnahme, § 98 Abs. 1 StPO;<br />
Anordnung einer Durchsuchung, § 105 Abs. 1 Satz 1 StPO.<br />
11 Vgl. die „Studie über die Forderungen hinsichtlich der Rechtsstellung<br />
der Militär-Polizei“ vom 04.03.1953, BA-MA, Signatur BW<br />
9/1578, Bl. 104.<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
32<br />
32<br />
33
Headline<br />
Headline<br />
Die Planungen für den militärischen Ordnungsdienst der Bundeswehr:<br />
Die Friedensorganisation<br />
Für den militärischen Ordnungsdienst hieß dies<br />
zunächst, dass die künftige Bundeswehr ebenso,<br />
wie es schon die Planungen für die Europäische<br />
Verteidigungsgemeinschaft vorgesehen hatten, 12<br />
auch im Frieden eine dafür zuständige Truppengattung<br />
aufweisen sollte. Neben den anlässlich<br />
der Verhandlungen mit den Partnern der Europäischen<br />
Verteidigungsgemeinschaft gewonnenen<br />
Einsichten in die Notwendigkeit einer solchen<br />
Truppe waren dafür auch die Erfahrungen, die im<br />
Zweiten Weltkrieg mit den nur im Kriegsfall bestehenden<br />
Ordnungstruppen gemacht worden waren,<br />
ausschlaggebend. Danach war klargeworden,<br />
dass ein moderner Krieg eine bereits im Frieden<br />
geübte und auf ihre kriegsbedingten Aufgaben<br />
vorbereitete Truppe erforderte, die Ordnung und<br />
Disziplin aufrechterhalten, den umfangreichen<br />
Verkehrsdienst versehen und Sicherheitsaufgaben<br />
zuverlässig wahrnehmen konnte. 13<br />
So hatte es sich etwa beim Einsatz der Feldgendarmerie<br />
im Zweiten Weltkrieg nachteilig<br />
bemerkbar gemacht, dass ihre Angehörigen vor<br />
dem Kriegsausbruch lediglich bei einigen wenigen<br />
Großmanövern mit der Art ihrer militärischen<br />
Verwendung in Berührung gekommen waren.<br />
Das hatte nämlich nicht nur dazu geführt, dass<br />
die Feldgendarmen nur unzureichend auf ihre<br />
Aufgaben vorbereitet waren und die notwendigen<br />
Kenntnisse über die Eigenarten und Erfordernisse<br />
der Streitkräfte sowie über die kriegsbedingten<br />
Schwierigkeiten des militärischen Straßenverkehrs<br />
erst im Laufe des Krieges erwerben mussten. 14<br />
Vielmehr war damit umgekehrt auch eine die<br />
zweckmäßige Verwendung der Feldgendarmerie<br />
erheblich behindernde Unkenntnis der Einsatzmöglichkeiten<br />
dieser Truppengattung bei den<br />
übrigen Streitkräften im Allgemeinen und der<br />
12 Vgl. zur geplanten Friedensorganisation der Militärpolizei der<br />
Europäischen Verteidigungsgemeinschaft die bereits erwähnte<br />
Vortragsnotiz des G1/Paris vom 07.05.1953, a. a. O. (s. o. Fn. 6),<br />
passim.<br />
13 Böckle, Karlheinz: „Feldgendarmen. Feldjäger. Militärpolizisten. Ihre<br />
Geschichte bis heute“, Stuttgart, 1987, S. 195.<br />
14 Weitere Schwierigkeiten, die aus der Kaderung der Feldgendarmerie<br />
resultierten, führt Boßbrügge, Herbert: „Zum Aufsatz ,Die Feldgendarmerie‘<br />
von A. Sehrt“, in: „Wehrkunde“, Jahrgang 1955, S. 453,<br />
an und folgert daraus sogar, dass der Feldgendarmerie während des<br />
gesamten Krieges das improvisorische Wesen eigen gewesen sei.<br />
Truppenführung im Besonderen verbunden. 15<br />
Entscheidend aber dürfte für die friedensmäßige<br />
Einplanung eines Ordnungsdienstes in der Bundeswehr<br />
diejenige Überlegung gewesen sein, die<br />
der Berichterstatter des Verteidigungsministeriums<br />
in der 52. Sitzung des Bundestagsausschusses<br />
für Fragen der europäischen Sicherheit (später<br />
Verteidigungsausschuss genannt) am 13. Oktober<br />
1955 vorgetragen hat, als sich einige Ausschussmitglieder<br />
darüber wunderten, dass im Gegensatz<br />
zur Situation in der Wehrmacht nunmehr eine<br />
militärische Ordnungstruppe auch in Friedenszeiten<br />
für erforderlich gehalten wurde. Danach<br />
wurde es im Verteidigungsministerium als unausweichlich<br />
eingeschätzt, dass es in Standorten, in<br />
denen deutsche Soldaten gemeinsam mit Angehörigen<br />
der in Deutschland stationierten ausländischen<br />
Streitkräfte untergebracht waren, zu<br />
Zusammenstößen kommen würde. Ein wirksames<br />
Einschreiten in diesen Fällen erforderte aber nach<br />
der Überzeugung des Verteidigungsministeriums,<br />
insbesondere im Hinblick auf die Tatsache, dass<br />
gerade die ausländischen Soldaten den Begriff<br />
„Militärpolizei“ schon seit Jahren oder vielleicht<br />
sogar Jahrzehnten gewöhnt waren, das Auftreten<br />
eines Militärpolizisten, der sich „gewissermaßen<br />
ausweist, dass er zu Recht eingreift“. 16 Aus diesen<br />
Gründen wurde das Bestehen einer militärischen<br />
Ordnungstruppe auch im Frieden eingeplant.<br />
Dabei ging man davon aus, dass diese Truppe<br />
schon aus den ersten Soldaten, die aufgrund<br />
des „Freiwilligengesetzes“ vom 23. Juli 1955 17<br />
die Kadereinheiten für die neu aufzustellenden<br />
deutschen Streitkräfte bildeten, formiert werden<br />
sollte, da zumindest die Einsatzbereitschaft einiger<br />
Gruppen erwünscht war, sobald die personelle<br />
Auffüllung der Bundeswehr in größerem Umfang<br />
vorangetrieben würde. 18<br />
15 Sehrt, A.: „Die Feldgendarmerie“, in: „Wehrkunde“, Jahrgang<br />
1955, S. 302.<br />
16 Stenographisches Protokoll der 52. Sitzung des Ausschusses für<br />
Fragen der europäischen Sicherheit am 13.10.1955, S. 9 und S. 31<br />
f., Parlamentsarchiv des Deutschen Bundestags.<br />
17 BGBl. I 1955, S. 449.<br />
18 Stenographisches Protokoll der 52. Sitzung des Ausschusses für<br />
Fragen der europäischen Sicherheit am 13.10.1955, S. 31, a.a.O.<br />
(s.o. Fn. 16)<br />
Die „Entpolizeilichung“ der Aufgaben<br />
Indessen begnügte sich der Ausschuss für Fragen<br />
der europäischen Sicherheit in der vorerwähnten<br />
Sitzung nicht damit, den Berichterstatter des Verteidigungsministeriums<br />
lediglich nach der Friedensorganisation<br />
der geplanten Ordnungstruppe<br />
zu befragen, sondern wollte darüber hinaus auch<br />
noch über die ihr zugedachten Aufgaben informiert<br />
werden. Hierzu führte der Berichterstatter<br />
des Verteidigungsministeriums daraufhin wörtlich<br />
aus: 21<br />
„Es ist ganz klar unterschieden zwischen der<br />
Aufgabe im Frieden - das ist eine reine Aufgabe<br />
der Aufrechterhaltung der Ordnung der eigenen<br />
Truppe - und der Aufgabe im Kriege, wo insbesondere<br />
im Feindesland möglicherweise weitere<br />
Dementsprechend sahen sowohl die Aufstellungsweisung<br />
Nr. 1 des Verteidigungsministers Blank<br />
vom 4. Oktober 1955 19 als auch der zur Ausführung<br />
dieser Weisung von General Heusinger am<br />
6. Oktober 1955 erlassene Aufstellungsbefehl<br />
Nr. 1 20 zum 1. Januar 1956 bereits die Bildung einer<br />
Militärpolizei-Lehrkompanie in Andernach vor,<br />
die die heeresübliche Gliederung mit sechs Offizieren,<br />
137 Unteroffizieren und 33 Mannschaften<br />
aufweisen sollte. Damit zählte die Feldjägertruppe<br />
zu den ersten fünf Lehreinheiten des neu aufzustellenden<br />
Heeres.<br />
Abb. 1 Erster Besuch Konrad Adenauer bei den Streitkräften in Andernach am 20. Januar 1956<br />
19 BA-MA, Signatur BW 2/5143, Bl. 68 f.<br />
20 BA-MA, Signatur BW2/5143, ohne Blattangabe.<br />
21 Sitzungsprotokoll, a.a.O. (s. o. Fn. 16), S. 29 bis 31.<br />
Aufgaben hinzukommen, die dann eine gewisse<br />
Parallele zu normalen Polizeibefugnissen haben<br />
können. Im Frieden hat diese [...] Militärpolizei<br />
keine Hoheitsrechte sondern ist nur ein internes<br />
Organ zur Aufrechterhaltung der Disziplin: das<br />
wären also ,Streifendienst‘ und ähnliche Dinge.<br />
Die zweite Aufgabe ist die der Verkehrsregelung<br />
z. B. bei Marschbewegungen. Da ist ein verkehrspolizeiliches<br />
Recht gegenüber der eigenen Truppe<br />
gegeben, nicht aber das ergänzende verkehrspolizeiliche<br />
Recht gegenüber Zivilfahrzeugen. Das<br />
muss bei einem solchen Manöver vorher vereinbart<br />
sein und z. B. in der Form der vorübergehenden<br />
Sperrung einer Straße durch die zuständige<br />
Polizei gemacht werden.<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
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Headline<br />
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[...]. Eine dritte mögliche Aufgabe besteht für die<br />
Militärpolizei darin, dass man für vorübergehende<br />
Aufgaben rasch eine Truppe zur Verfügung hat,<br />
die zu der einen oder anderen Bewachungsaufgabe<br />
eingesetzt wird.“<br />
Vergleicht man die mit diesen Äußerungen nur<br />
kursorisch umrissenen Aufgaben und Befugnisse,<br />
die für die Militärpolizei der Bundeswehr vorgesehen<br />
worden waren, mit denen, die die Militärpolizei<br />
der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft<br />
hätte erhalten sollen, so fällt die starke Restriktion<br />
auf, die in dieser Hinsicht in den Planungen eingetreten<br />
ist und die sich am ehesten mit dem Schlagwort<br />
„Entpolizeilichung" 22 umschreiben lässt.<br />
Jegliche über den Bereich der eigenen Streitkräfteorganisation<br />
hinausreichende polizeiliche Funktion<br />
und Kompetenz, die noch für die Militärpolizei der<br />
Europäischen Verteidigungsgemeinschaft vorgesehen<br />
war, ist der Militärpolizei der Bundeswehr in<br />
diesem Stadium der Vorbereitung für die Aufstellung<br />
der bundesdeutschen Streitkräfte genommen<br />
worden. Es handelte sich bei der Militärpolizei<br />
jetzt nicht mehr um eine Polizeitruppe in dem<br />
Sinne, dass ihr auch allgemeinpolizeiliche Aufgaben<br />
und Befugnisse übertragen waren, sondern<br />
vielmehr nur noch um ein Instrument der Stäbe<br />
und Kommandobehörden zur Truppenführung. 23<br />
fugnisse der Länder nicht zu besorgen war, wollte<br />
er schon im Ansatz das Aufkommen des Verdachts<br />
verhindern, die Bundesrepublik schaffe sich<br />
auf dem Umweg über die Bundeswehr nach dem<br />
durch das Gesetz vom 16. März 1951 27 gegründeten<br />
Bundesgrenzschutz eine weitere Bundespolizei<br />
und umgehe damit die im Grundgesetz verankerte<br />
föderative Struktur der Polizei. 28<br />
Dieser kritischen Argumentation des Ausschusses<br />
für Fragen der europäischen Sicherheit schloss sich<br />
nunmehr auch das Verteidigungsministerium an:<br />
im Textband des Tagebuchs des Referats IV V Min<br />
(Bl) 2 des Bundesverteidigungsministeriums findet<br />
sich folgerichtig am 17. Januar 1956 auch folgender<br />
Eintrag:<br />
"Besprechung IV A:<br />
[...]. Der Verteidigungsausschuss hat sich gegen<br />
den Begriff der Militärpolizei gewandt. Nun wird<br />
dafür die Bezeichnung 'Feldjäger' verwendet". 29<br />
Die Entwicklung der Namensgebung der Feldjägertruppe<br />
endet dann schließlich offiziell mit der<br />
Anordnung des Staatssekretärs Dr. Josef Rust vom<br />
30. Januar 1956, wonach der bisher angewandte<br />
Begriff "Militärpolizei" ab sofort durch die Bezeichnung<br />
"Feldjägertruppe" zu ersetzen war. 30<br />
Die Entwicklung der Namensgebung der Feldjägertruppe in den Jahren 1955/56<br />
Dessen ungeachtet wurde die Bezeichnung der<br />
neuen Ordnungstruppe der Bundeswehr als „Militärpolizei“<br />
zunächst unverändert beibehalten. Eine<br />
Hinterfragung dieser Namensgebung durch die<br />
verantwortlichen Planer im Verteidigungsministerium<br />
lässt sich in den überlieferten Akten für diesen<br />
Zeitpunkt nicht nachweisen.<br />
Im Gegensatz dazu gab sich der Ausschuss für<br />
Fragen der europäischen Sicherheit in seiner schon<br />
erwähnten 52. Sitzung am 13. Oktober 1955 mit<br />
dem Begriff der „Militärpolizei“ nicht mehr zufrieden<br />
und sprach sich ausdrücklich dagegen aus.<br />
Abgesehen davon, dass die Bezeichnung als Militärpolizei<br />
für eine Truppengattung, die überhaupt<br />
keine polizeilichen Aufgaben wahrnehmen sollte,<br />
den Ausschussmitgliedern widersinnig vorkam, 24<br />
22 Der Begriff „Entpolizeilichung“ wird im allgemeinen in einem<br />
anderen Zusammenhang verwendet. Danach kennzeichnet er die<br />
aufgrund besatzungsrechtlicher Anordnungen in der amerikanischen<br />
und britischen Besatzungszone seit 1946 vollzogene Abtrennung<br />
zahlreicher Verwaltungsaufgaben der gefahrenabwehrenden<br />
Verwaltung von der Zuständigkeit der Polizeibehörden. Hier wird<br />
der Begriff hingegen umgekehrt dazu verwendet zu verdeutlichen,<br />
dass der Militärpolizei nach dem Scheitern der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft<br />
Aufgaben und Befugnisse entzogen wurden,<br />
die auch nach der heute gültigen Definition des Polizeibegriffs noch<br />
als „polizeilich“ bezeichnet werden.<br />
23 Vgl. Hommer, Dieter: „Die Führungstruppen des Heeres“, in:<br />
„Kampftruppen“, Jahrgang 1977, Heft 6, S. 201; Wagner, P./<br />
Gutsfeld, Wolfgang: „Freunde und Helfer. Feldjägertruppe im<br />
Porträt“, in: „Truppenmagazin - Heer“, Jahrgang 1974, Heft 10, S.<br />
16; vgl. dazu auch die Nr. 422 und 436 der früheren HDv 100/100<br />
„Truppenführung“.<br />
24 Sitzungsprotokoll, a.a.O. (s. o. Fn. 16), S. 32.<br />
waren für dieses Votum auch Gründe der deutschen<br />
Militärtradition ausschlaggebend, denn eine<br />
als Militärpolizei bezeichnete Truppe stellte ein<br />
Novum in der deutschen Heeresgeschichte dar.<br />
Dementsprechend führte ein Abgeordneter auch<br />
aus, er halte den Ausdruck „Militärpolizei“ nicht<br />
für glücklich, „weil die Bezeichnung ‚Militärpolizei‘<br />
uns überhaupt fremd ist - sie klingt so amerikanisch<br />
[...]“. 25<br />
Schließlich fürchteten die Ausschussmitglieder<br />
noch, dass die Bezeichnung „Militärpolizei“ zur<br />
Begriffsverwirrung beitragen könne, da nach der<br />
Verfassung der Bundesrepublik die Polizei nun<br />
einmal reine Hoheitsaufgabe der Länder sei. 26<br />
Obwohl der Ausschuss sich darüber im Klaren<br />
war, dass nach der geplanten Ausgestaltung der<br />
Rechtsstellung der Militärpolizei ein Eingriff in Be-<br />
25 A. a. O. (s.o. Fn. 16), S. 28.<br />
26 A. a. O. (s.o. Fn. 16), S. 28; die hier vom Ausschuss geäußerte Ansicht,<br />
das Grundgesetz behalte die Polizeihoheit ausschließlich den<br />
Ländern vor, ist in dieser Allgemeinheit allerdings nicht zutreffend,<br />
da der Bund eine ganze Reihe spezieller polizeilicher Zuständigkeiten<br />
besitzt. Neben einzelnen im Grundgesetz ausdrücklich aufgeführten<br />
Gesetzgebungszuständigkeiten des Bundes im Bereich der<br />
ausschließlichen ebenso wie auf dem Gebiet der konkurrierenden<br />
und der Rahmen-Gesetzgebungskompetenz ist insoweit insbesondere<br />
darauf zu verweisen, dass nach ständiger Rechtsprechung des<br />
Bundesverfassungsgerichts (seit BVerfGE 3, 407, 433 und 8, 143,<br />
149 f.) jede Zuweisung einer Gesetzgebungskompetenz zugleich<br />
als Annex- Kompetenz auch die Befugnis mit einschließt, innerhalb<br />
des betreffenden Sachgebietes auch polizeiliche Fragen zu regeln.<br />
Schließlich gibt es auch - wenngleich in weit geringerem Umfang<br />
- Bundeskompetenzen zur Errichtung von Polizeibehörden (z. B. in<br />
Art. 87 Abs. 1 Satz 2 GG).<br />
27 BGBl. I 1951, S. 201.<br />
28 Diese rücksichtsvolle Haltung gegenüber potentiellen Empfindlichkeiten<br />
der Länder in Bezug auf ihre Polizeihoheit musste dem Ausschuss schon<br />
deshalb angezeigt erscheinen, weil der Widerstand der Länder gegen<br />
die Errichtung des Bundesgrenzschutzes in den Jahren 1950 und 1951<br />
zeitweise nahezu unüberwindlich gewesen war, vgl. Ehlert, Hans /<br />
Greiner, Christian / Meyer, Georg / Thoß, Bruno: „Die NATO-Option",<br />
in: „Anfänge westdeutscher Sicherheitspolitik 1945 - 1956", hrsg.<br />
vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Band 3, München, 1993, S.<br />
476 m.w.N. in Fn. 210, sowie den im Bundeskanzleramt zum internen<br />
Gebrauch erstellten "Abriss über die Geschichte des Bundesgrenzschutzes",<br />
Bundesarchiv, Signatur B 136/1929, Bl. 167. Noch im Jahre 1956,<br />
als mit dem "Zweiten Gesetz über den Bundesgrenzschutz" vom 30.<br />
Mai 1956 (BGBl. I 1956, S. 436) die weitgehende Heranziehung der<br />
Grenzschutzangehörigen zum Zwecke eines beschleunigten Aufbaus<br />
der Streitkräfte angestrebt wurde, der Bundesgrenzschutz gemäß § 4<br />
des Gesetzes aber dennoch weiter bestehen und personell wieder aufgefüllt<br />
werden sollte, gab es Versuche einzelner Länder, die ungeliebte<br />
Bundespolizei wieder abzuschaffen (Ehlert/Greiner/Meyer/Thoß, a.a.O.,<br />
S. 479; "Abriss über die Geschichte des Bundesgrenzschutzes", a.a.O.,<br />
Bl. 170 f.). So führte der Vertreter des Landes Hessen, unterstützt durch<br />
die Vertreter der Länder Nordrhein-Westfalen und Bayern, schon in der<br />
137. Sitzung des Bundesratsausschusses für Innere Angelegenheiten<br />
am 14./15. Dezember 1955 aus, die Aufgaben des Bundesgrenzschutzes<br />
"einschließlich der Passnachschau könnten künftig auch von der<br />
Landespolizei wahrgenommen werden, was eine Verstärkung der<br />
Bereitschaftspolizeien der Länder bedingen würde". Er schlug daher<br />
vor, den Bundesgrenzschutz aufzuheben und seine bei Aufstellung der<br />
Streitkräfte noch verbleibenden Angehörigen in die Bereitschaftspolizeien<br />
der Länder zu überführen (Niederschrift über die 137. Sitzung des<br />
Ausschusses für Innere Angelegenheiten am 14./15. Dezember 1955,<br />
S. 26, in: Gesetzesdokumentation Nr. 392/55, Archiv des Bundesrats).<br />
Im Ausschuss für Fragen der europäischen Sicherheit begründete das<br />
Land Hessen diesen Vorschlag dann ausdrücklich damit, dass "die<br />
bisherige Durchlöcherung der Polizeihoheit der Länder" bedenklich<br />
genug erscheine (Niederschrift über die 9. Sitzung des Ausschusses für<br />
Fragen der europäischen Sicherheit des Bundesrats am 16. Dezember<br />
1955, S. 3, a.a.O.). Indessen wurde der Vorschlag des Landes Hessen<br />
schon vom Innenausschuss des Bundesrats in der zuvor erwähnten<br />
Sitzung gegen die Stimmen der Vertreter von Bayern, Hessen und<br />
Nordrhein-Westfalen bei Stimmenenthaltung der Vertreter von Berlin<br />
und Baden-Württemberg abgelehnt (Sitzungsniederschrift, a.a.O., S.<br />
29). Auch im Plenum des Bundesrats fand der Antrag des Landes Hessen<br />
(BR-Drucks. 392/2/55, a.a.O.) in erster Lesung am 21. Dezember<br />
1955 keine Mehrheit (Stenographische Berichte der Verhandlungen des<br />
Bundesrates, 151. Sitzung am 21. Dezember 1955, S. 385 (D)). Obwohl<br />
sich in der Folgezeit auch die Bundestagsabgeordneten der SPD sowohl<br />
in den Beratungen des Bundestagsausschusses für Angelegenheiten<br />
der inneren Verwaltung am 11. April 1956 als auch im Plenum des<br />
Bundestags (vgl. z.B. die Rede des Abgeordneten Eschmann, Stenographische<br />
Berichte der Verhandlungen des Deutschen Bundestags, 2.<br />
Wahlperiode, 145. Sitzung, S. 7657 (B)) der Auffassung anschlossen,<br />
dass der Bundesgrenzschutz aufgelöst werden müsse, weil ihm nach<br />
der Gründung der Bundeswehr nur noch polizeiliche Aufgaben verblieben,<br />
für deren Wahrnehmung der Bund aber nicht zuständig sei (so die<br />
in der 22. Sitzung des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren<br />
Verwaltung des Bundestags am 11. April 1956 unter Zustimmung der<br />
SPD gewählte Formulierung des anwesenden Vertreters des Landes<br />
Bayern, vgl. das Stenographische Protokoll dieser Sitzung, S. 9, a.a.O.),<br />
blieb der Bundesrat auch in letzter Lesung bei seiner Ablehnung des<br />
nochmals gestellten hessischen Antrags (BR-Drucks. 188/1/56, a.a.O.)<br />
und beschloss dementsprechend, den Antrag gem. Art. 77 Abs. 2 Satz<br />
1 GG nicht zu stellen und damit auf eine Anrufung des Vermittlungsausschusses<br />
zu verzichten (Stenographische Berichte der Verhandlungen<br />
des Bundesrates, 159. Sitzung am 18. Mai 1956, S. 164 (A)).<br />
Auch der Bundestag verabschiedete das Gesetz mit den Stimmen der<br />
Mehrheitsfraktionen (Stenographische Berichte der Verhandlungen<br />
des Deutschen Bundestags, 2. Wahlperiode, 145. Sitzung, S. 7660<br />
(D)). Zwar blieb damit der Bundesgrenzschutz erhalten, doch zeigt der<br />
erhebliche Widerstand einiger Länder gegen die Existenz einer Bundespolizei,<br />
dass der Ausschuss für Fragen der europäischen Sicherheit<br />
zu Recht befürchtete, die Bezeichnung "Militärpolizei" könne zu einer<br />
Beunruhigung der Länder führen. Raap, a.a.O. (s.o. Fn. 1), S. 202, hat<br />
sogar noch im Jahre 1997 die Ansicht vertreten, dass auch heute noch<br />
eine etwaige Umbenennung der Feldjägertruppe der Bundeswehr in<br />
"Militärpolizei" ablehnende Reaktionen der Länder hervorrufen könnte.<br />
29 BA-MA, Signatur BW 9/2527-8, Bl. 16.<br />
30 BA-MA, Signatur BW 1/1040, Bl. 10. Damit hatte man indessen ebenfalls<br />
einen Begriff gewählt, der der deutschen Polizeigeschichte nicht<br />
völlig fremd war. So waren beispielsweise bereits kurz nach Beginn des<br />
Ersten Weltkrieges zahlreiche Unteroffiziere und Mannschaften aller<br />
Truppengattungen des Heeres unter der Bezeichnung "Hilfsfeldjäger",<br />
die in einer in den Kriegs-Korps- Verordnungsblättern Ende 1917<br />
erschienenen Dienstanweisung offiziell übernommen wurde, zur Bekämpfung<br />
des Lebensmittel-Schleichhandels auf das Land abkommandiert<br />
worden. Obgleich demnach auch der Name "Feldjäger" schon<br />
früher polizeiliche Bezüge aufgewiesen hatte, waren diese doch nur<br />
sehr schwach ausgeprägt und fanden sich lediglich an so versteckten<br />
Stellen der deutschen Polizeigeschichte, dass eine Beunruhigung der<br />
Länder im Hinblick auf eine etwaige Beschneidung ihrer Polizeihoheit<br />
keinesfalls im gleichen Maße zu besorgen war, wie es bei der Wahl der<br />
Bezeichnung "Militärpolizei" der Fall gewesen wäre.<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
36<br />
36<br />
37
Headline<br />
Headline<br />
Das preußische Reitende Feldjägerkorps als Leitbild der Namensgebung der<br />
Feldjägertruppe der Bundeswehr<br />
Damit steht zwar der äußere Ablauf der Namensgebung<br />
der Feldjägertruppe der Bundeswehr<br />
fest. Auf welche Art und Weise der Gedanke<br />
aufgekommen ist, die künftige Ordnungstruppe<br />
der Bundeswehr „Feldjäger" zu nennen, lässt sich<br />
dem heute noch zugänglichen Quellenmaterial<br />
indessen nicht entnehmen. Berichten aus den<br />
Kreisen der ersten Offiziere der „Militärpolizei-<br />
Lehrkompanie" in Andernach zufolge hat jedoch<br />
das Verteidigungsministerium die zuständigen<br />
Referenten im Ministerium und die Offiziere der<br />
Lehrkompanie kurzfristig dazu aufgefordert, unverzüglich<br />
einen neuen Namen für die Ordnungstruppe<br />
der Bundeswehr zu suchen, nachdem die<br />
Bezeichnung als „Militärpolizei" durch das Votum<br />
des Verteidigungsausschusses obsolet geworden<br />
war. In stundenlangen Diskussionen einigten sich<br />
die Teilnehmer des vom Ministerium eingesetzten<br />
Gesprächskreises dann schließlich darauf, den Namen<br />
„Feldjäger" vorzuschlagen. Mit der Annahme<br />
dieses Vorschlags und der nachfolgenden entsprechenden<br />
Umbenennung der Ordnungstruppe der<br />
Bundeswehr hat das Verteidigungsministerium<br />
an die Bezeichnung anderer Truppengattungen<br />
angeknüpft, die in der preußischdeutschen Heeresgeschichte<br />
schon einmal den Namen „Feldjäger"<br />
getragen haben. So hat es Feldjägertruppen<br />
in Hessen, Bayern, Österreich und insbesondere<br />
in Preußen gegeben, wo in Gestalt des Reitenden<br />
Feldjägerkorps und des Feldjägerregiments zu Fuß<br />
gleich zwei Namensvorläufer der Bundeswehr-<br />
Feldjäger existiert haben. Auch in späteren Zeiten<br />
hat es immer wieder Truppenteile gegeben, die<br />
die Bezeichnung „Feldjäger" führten. Gleichwohl<br />
war von Anfang an allein das preußische Reitende<br />
Feldjägerkorps das Leitbild für die Namensgebung<br />
der neuen Ordnungstruppe der Bundeswehr,<br />
wie sich einer Stellungnahme des Bundesverteidigungsministeriums<br />
vom 11. November 1958<br />
entnehmen lässt, in der es wörtlich heißt: „Bei der<br />
Schaffung der Feldjägertruppe der Bundeswehr<br />
1956 war nicht an eine Polizei-Funktion dieser<br />
Truppe gedacht."<br />
Nach ihrem Auftrag und entsprechenden Bestimmungen<br />
der Vorschrift „Die Feldjägertruppe" ist<br />
sie Ordnungs- und Marschregelungstruppe der<br />
Bundeswehr und Führungsorgan der Kommandobehörden<br />
des Heeres. Dabei obliegen ihr in erster<br />
Linie folgende Aufgaben:<br />
• Den flüssigen Ablauf militärischer Marschbewegungen<br />
sicherzustellen,<br />
• Marschstraßen zu erkunden und zu kennzeichnen,<br />
• Kuriere zu stellen usw.<br />
Fast die gleichen Aufgaben sind in der Stiftungsurkunde<br />
des „Reitenden Feldjägerkorps“ durch<br />
Friedrich II. im Jahre 1740 zu lesen. Die Aufgabenstellung<br />
zeigt also durchaus eine gewisse Wesensverwandtschaft.<br />
Selbst die Personalauswahl trifft<br />
in zeitbedingter Abänderung für die heutige Feldjägertruppe<br />
als Elite-Einrichtung zu. Aus diesen<br />
Gründen schien bei einem militärgeschichtlichen<br />
Rückblick auf die Vorgänger dieser Truppe die<br />
Bezeichnung „Feldjäger" zutreffend. 31<br />
In geradezu diametralem Gegensatz hierzu stand<br />
indessen die Einschätzung der Akademischen<br />
Vereinigung Feldjäger an der Georg-August-<br />
Universität in Göttingen und des Feldjägervereins<br />
e.V., die beide satzungsgemäß noch heute die<br />
akademische Tradition des preußischen Reitenden<br />
Feldjägerkorps fortführen. So hatte der Vorstand<br />
des Feldjägervereins e.V. der beabsichtigten<br />
Umbenennung der künftigen Ordnungstruppe<br />
der Bundeswehr in „Feldjägertruppe" schon sehr<br />
frühzeitig nachdrücklich widersprochen und seinen<br />
Standpunkt am 25. September 1958 gegenüber<br />
dem Bundesministerium der Verteidigung in<br />
einer Denkschrift zusammengefasst, in der unter<br />
Darlegung der geschichtlichen Entwicklung des<br />
Reitenden Feldjägerkorps und seiner studentischen<br />
Nachfolge-Organisationen die Auffassung<br />
vertreten wurde, dass der „personelle und organisatorische<br />
Aufbau des ehemaligen Preuß. Reitenden<br />
Feldjägercorps und seine Zweckbestimmung<br />
in der kennzeichnenden Verbindung von Forst-,<br />
Militär- und Kurierdienst in einer seit dem Jahre<br />
1871 nur aus Offizieren bestehenden Armee-<br />
Einheit niemals die geringste Verwandtschaft mit<br />
einer Polizeitruppe gehabt" habe. Daher stellten<br />
„Namensgebung und Traditionsübernahme der<br />
derzeitigen Feldjägertruppe der Bundeswehr [eine]<br />
sinnwidrige und wesensfremde [Inanspruchnahme<br />
von] Sinn und Wesen des ehemaligen Preuß. Reitenden<br />
Feldjägercorps und seiner heute bestehenden<br />
Nachfolge-Organisationen" dar. 32<br />
Welcher dieser beiden divergierenden Ansichten<br />
letztlich zuzustimmen ist, kann im hier interessierenden<br />
Zusammenhang ebenso wenig abschließend<br />
geklärt werden wie die Frage, ob sich<br />
das Bundesministerium der Verteidigung bei der<br />
Umbenennung der künftigen Ordnungstruppe der<br />
Bundeswehr zu Recht am Vorbild<br />
des preußischen Reitenden<br />
Feldjägerkorps orientiert hat oder<br />
ob nicht doch die Anknüpfung<br />
an die Tradition einer anderen<br />
Truppengattung als Namensvorläufer<br />
naheliegender gewesen<br />
wäre. Festgehalten werden kann<br />
jedoch, dass das preußische Reitende<br />
Feldjägerkorps zwar ganz<br />
zweifellos keine militärpolizeiliche<br />
Truppengattung im eigentlichen<br />
Sinne gewesen ist, jedoch mit<br />
Blick auf das Spektrum seiner<br />
Aufgaben und Befugnisse eine<br />
beachtliche Anzahl von Berührungspunkten<br />
mit der Feldjägertruppe<br />
der Bundeswehr aufgewiesen<br />
hat.<br />
Zudem lässt eine (an dieser Stelle<br />
nicht im Einzelnen darstellbare)<br />
Betrachtung aller historischen<br />
Truppenteile der preußischdeutschen<br />
Heeresgeschichte, die als<br />
„Feldjäger" bezeichnet worden<br />
sind, die im Laufe der Zeit deutlich<br />
ansteigende Tendenz erkennen,<br />
mit dem Begriff „Feldjäger"<br />
auch schon vor der Gründung<br />
31 Abgedruckt in: Knigge, Wolfgang / Möhring, Karl: „Die Geschichte der<br />
Akademischen Vereinigung Feldjäger an der Georg August - Universität<br />
Göttingen und des Feldjägervereins 1945 - 1970", Göttingen, 1990,<br />
Anlage 7, S. 249. 32 Knigge / Möhring, a.a.O. (s.o.Fn. 31), S. 248.<br />
der Bundeswehr militärpolizeiliche Tätigkeiten zu<br />
assoziieren. Vor diesem Hintergrund war zwar<br />
mit der Wahl der Bezeichnung „Feldjäger" für die<br />
neue Ordnungstruppe der Bundeswehr zwangsläufig<br />
eine Abkehr von der herkömmlichen Art der<br />
Bezeichnung der Militärpolizei in den preußischdeutschen<br />
Streitkräften als „Feldgendarmerie"<br />
verbunden, so dass es zu einer eigentümlichen<br />
Aufspaltung zwischen den Namens- und den<br />
Aufgabenvorläufern des Feldjägerwesens der<br />
Bundeswehr gekommen ist; gleichwohl erweist<br />
sich die Anknüpfung an das preußische Reitende<br />
Feldjägerkorps bei der Namensgebung im Jahre<br />
1956 aus den genannten Gründen als durchaus<br />
konsequent, nachdem der ursprünglich vorgesehene<br />
Name „Militärpolizei" aufgrund des Votums<br />
des Ausschusses für Fragen der europäischen<br />
Sicherheit obsolet geworden war.<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
38<br />
38<br />
39
2.2 Die Entwicklung der Feldjägertruppe in der Bundeswehr<br />
Oberst a.D. Heiner Erdmann<br />
Wann immer sich Soldaten treffen, dauert es nur<br />
eine kurze Zeit, bis Gemeinsamkeiten aus der<br />
Vergangenheit gesucht werden. „Warst du nicht<br />
mal in...?", „Gehörtest du nicht mal zu...?" Bei<br />
Feldjägern geht dann häufig ein Streitgespräch los<br />
über die Frage, wo es mal Feldjägereinheiten oder<br />
-teileinheiten gegeben habe, welche Aufgaben<br />
sie hatten und wie sie ausgerüstet waren. Ganz<br />
schnell landen solche Diskussionen im „Klein-<br />
Klein". Dabei wird häufig übersehen, dass ein<br />
Blick auf größere Zusammenhänge manchen Streit<br />
beenden könnte.<br />
Junge Feldjägerinnen und Feldjäger stehen häufig<br />
vor den Erinnerungstafeln am Platz der Erinnerung<br />
in der Schule für Feldjäger und Stabsdienst der<br />
Bundeswehr und staunen, wo überall Feldjäger<br />
mal stationiert waren. Ihnen erschließt sich das<br />
Rational dieser Stationierungen nicht mehr und so<br />
bleibt ihnen die Geschichte der Feldjägertruppe<br />
der Bundeswehr fremd.<br />
Im Folgenden will der Autor den Versuch wagen,<br />
die konzeptionellen Grundlagen der Feldjägertruppe<br />
darzustellen und die Bindung an die<br />
Konzeptionen der Bundeswehr und des Heeres<br />
aufzuzeigen.<br />
Diese Betrachtung erhebt keinen wissenschaftlichen<br />
Anspruch, dazu fehlt es an hinreichendem<br />
Grundlagenmaterial. Vielmehr soll der Weg sein,<br />
retrospektiv die wahrscheinlichen konzeptionellen<br />
Ableitungen für die Feldjägertruppe zu interpretieren,<br />
indem die konzeptionellen Aussagen der<br />
NATO, der Bundeswehr und des Heeres (später<br />
der Streitkräftebasis) herangezogen werden. Eine<br />
andere Methode ist nicht möglich, da es in langen<br />
Phasen keine verwertbaren konzeptionellen<br />
Aussagen zur Feldjägertruppe der Bundeswehr<br />
gab. Aufgaben, Organisation, Ausrüstung und<br />
Ausbildung wurden meist aus übergeordneten<br />
Konzeptionen oder Aufgabendarstellungen der<br />
zu unterstützenden Truppen abgeleitet. In einigen<br />
Phasen waren auch zeitlich begrenzte Entwicklungen<br />
in Bundeswehr und Gesellschaft von konzeptioneller<br />
Bedeutung.<br />
Ziel dieser Betrachtung soll es sein, den Lesern<br />
aller Altersgruppen eine Handreichung zu geben,<br />
die Geschichte und die Entwicklung der Feldjägertruppe<br />
der Bundeswehr besser zu verstehen<br />
und darüber einen Zugang zu Fragen der Stationierung,<br />
der Aufgabenstellung, der Ausrüstung<br />
und der Ausbildung zu finden. Eine historische<br />
Betrachtung über diesen Rahmen hinaus ist nicht<br />
das Ziel dieser Arbeit und würde auch den Rahmen<br />
sprengen.<br />
In Schritten, die sich an konzeptionellen Entwicklungen<br />
der NATO, der Bundeswehr und des Heeres<br />
orientieren, werden die Rahmenbedingungen<br />
für die Feldjägertruppe beschrieben und die sich<br />
daraus erkennbar ergebenden konzeptionellen<br />
Ableitungen der Feldjägertruppe dargestellt.<br />
1951-1955<br />
Bereits 1950 wurde in der beratenden Versammlung<br />
des Europarates die Bildung einer Europäischen<br />
Armee mit deutscher Beteiligung angeregt.<br />
In der „Himmeroder Denkschrift" wurden auf<br />
dieser Basis Überlegungen zur Aufstellung eines<br />
deutschen Kontingentes im Rahmen einer internationalen<br />
Streitmacht zur Verteidigung Westeuropas<br />
skizziert. Die aufzustellenden bundesdeutschen<br />
Landstreitkräfte sollten danach 12<br />
Panzerdivisionen und 6 Korpsstäbe umfassen,<br />
insgesamt 250.000 Soldaten.<br />
Nachdem die Bemühungen für eine EVG gescheitert<br />
waren, wurde 1954 der Beitritt Westdeutschlands<br />
zur NATO beschlossen. Hierbei wurde der Grundgedanke<br />
der „Inneren Führung" und der Verankerung<br />
der Streitkräfte in der Gesellschaft, nicht jedoch die<br />
in der „Himmeroder Denkschrift" vorgeschlagene<br />
Stärke der Streitkräfte übernommen.<br />
Auch Luftwaffe und Marine wurden für Defensivaufgaben<br />
im Rahmen der Bündnisverteidigung<br />
entlang der innerdeutschen Grenze und im Bereich<br />
der Ostsee konzipiert.<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
40<br />
40<br />
41
Headline<br />
Headline<br />
Feldjägertruppe<br />
1955-1959 NATO<br />
Im Rahmen der Erarbeitung der Grundlagen<br />
für das deutsche Kontingent der EVG wurde<br />
bereits 1953 in einer Arbeitsgruppe Militärpolizei<br />
grundlegende Überlegungen für eine zukünftige<br />
deutsche Militärpolizei formuliert. Dabei wurde<br />
eine bemerkenswerte Kombination aus Erfahrungen<br />
des Zweiten Weltkriegs und Erkenntnissen<br />
durch Kontakte mit den Militärpolizeien der USA,<br />
Großbritanniens und Frankreichs zu einem ersten<br />
konzeptionellen Entwurf. Dabei kristallisierte sich<br />
u.a. die Idee einer Militärpolizei mit damals so<br />
bezeichneten „Wehrmachtsaufgaben" heraus.<br />
Heute würden wir wohl von Aufgaben für alle<br />
Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche sprechen.<br />
Es wurde dabei sehr schnell deutlich, dass<br />
man nach der eigenen Idee einer Militärpolizei<br />
suchte.<br />
Man entwickelte so das Konzept einer „Wehrmachtsmilitärpolizei"<br />
mit sehr begrenzten polizeilichen<br />
Aufgaben, die sie lediglich in der Bundeswehr<br />
ausüben sollte. Dementsprechend sollte sie<br />
keinerlei „zivile Aufgaben" haben, ein deutlicher<br />
Unterschied zu Aufgaben früherer Militärpolizeien.<br />
Dies hatte die auch heute noch in Deutschland<br />
geltende „Polizeipflichtigkeit der Bundeswehr"<br />
zur Folge. Wohl aus den Erfahrungen des Zweiten<br />
Weltkrieges heraus legte man fest, dass es in der<br />
Bundeswehr nur eine Militärpolizei geben sollte,<br />
die sich im Schwerpunkt am Feldheer zu orientieren<br />
hatte, in zweiter Linie an einem Territorialheer<br />
und Unterstützungsleistungen auch für Luftwaffe<br />
und Marine leisten sollte.<br />
Die Militärpolizei sollte 1% der Gesamtstreitkräfte<br />
umfassen. Die Herkunft dieses Wertes ist heute<br />
nicht mehr zu recherchieren, es ist anzunehmen,<br />
dass Erfahrungswerte aus dem Zweiten Weitkrieg<br />
zugrunde lagen.<br />
Das Ergebnis dieser konzeptionellen Überlegungen<br />
war:<br />
• Die Aufstellung von Militärpolizeikräften orientierte<br />
sich im Schwerpunkt an den neu aufzustellenden<br />
Heeresdivisionen.<br />
• Militärpolizei sollte ein „Leitdienst" des Heeres<br />
sein.<br />
• Das Personal sollte anteilig aus Abstellungen<br />
aller Teilstreitkräfte gewonnen werden. Die<br />
Feldjäger sollten weiterhin die Uniformen ihrer<br />
Teilstreitkraft tragen. Dies galt nur für die Feldjägerkräfte<br />
des Territorialheeres. Das Personal der<br />
Feldjägerkompanien des Heeres sollte nur aus<br />
Soldaten des Heeres bestehen.<br />
• Militärpolizei war keine eigenständige Laufbahn<br />
und hatte keine eigenen Rekrutierungsquellen.<br />
• Die Grundausbildung sollte bei den abgebenden<br />
„Truppengattungen und Truppenarten"<br />
stattfinden.<br />
• Innerhalb der Militärpolizei, also an ihrer Schule,<br />
sollte lediglich Militärpolizei-Fachausbildung<br />
durchgeführt werden.<br />
• Das an die Militärpolizei abgegebene Personal<br />
sollte nach wenigen Jahren wieder zu den abgebenden<br />
„Truppengattungen und Truppenarten"<br />
zurückkehren.<br />
Darüber hinaus wurde bereits formuliert, dass die<br />
rechtlichen Abstimmung und Zusammenarbeit<br />
mit anderen Militärpolizeien in Westdeutschland<br />
zwingend notwendig sei.<br />
Wohlgemerkt, wir betrachten Überlegungen, die<br />
vor 1955 angestellt wurden! Offensichtlich ist das<br />
Bemühen, die neue deutsche Militärpolizei nicht<br />
zu einem Fremdkörper in den Streitkräften werden<br />
zu lassen, wie es in der Vergangenheit mit Militärpolizeieinheiten<br />
war, die aus Polizisten rekrutiert<br />
wurden, solange die personellen Ressourcen dazu<br />
ausreichten.<br />
Dass die zeitlich begrenzte Verwendung als<br />
Militärpolizist der Professionalität und die unterschiedliche<br />
Herkunft der Militärpolizisten auf Zeit<br />
der Herausbildung eines stabilen Inneren Gefüges<br />
in den Militärpolizeieinheiten und der bruchlosen<br />
Dienstausübung nicht förderlich sein konnte, war<br />
wohl nicht zu übersehen, vielleicht aber auch<br />
gewollt.<br />
Seit 1952 galt in der NATO die "Vorwärtsstrategie".<br />
Dieses Prinzip einer beweglich geführten<br />
Vorneverteidigung basierte auf der Überlegenheit<br />
der NATO an Atomwaffen, in Deutschland bedeutete<br />
dies den Streitkräfteeinsatz zwischen innerdeutscher<br />
Grenze und der Linie Rhein-Ijssel, die<br />
Mitwirkung bei der Erringung der Luftüberlegenheit<br />
und Verteidigung Dänemarks und Sperrung<br />
der Ostseezugänge.<br />
1957 wurde diese Militärstrategie durch die<br />
Doktrin der „Massiven Vergeltung", also der<br />
eines nuklearen Gegenschlages gegen potentielle<br />
Heeresstruktur I 1955 -1959<br />
In der Heeresstruktur I wurden die Zusagen<br />
Deutschlands an die NATO, bis 1959 zwölf Heeresdivisionen<br />
zu stellen, umgesetzt. Es begann die<br />
Aufstellungsphase, in der etwa alle 6 Monate die<br />
aufgestellten Verbände in zwei Verbände geteilt<br />
wurden.<br />
Feldjägertruppe<br />
Die seit 1953 formulierten konzeptionellen Überlegungen<br />
griffen nun. Allerdings lagen anfänglich<br />
noch keine ausformulierten Rechtsgrundlagen für<br />
den Einsatz der deutschen Militärpolizei vor. Dennoch<br />
nahm bereits die erste (Andernacher) Militärpolizeikompanie<br />
im Raum Andernach Verkehrsdienst<br />
und protokollarische Aufgaben wahr. Mit<br />
Inkrafttreten des Soldatengesetzes am 19.03.1956<br />
und der Vorgesetztenverordnung kurz darauf hatten<br />
die inzwischen in „Feldjäger" umbenannten<br />
deutschen Militärpolizisten eine Rechtsgrundlage<br />
für ihr Handeln gegenüber Angehörigen der Bundeswehr,<br />
die sich letztlich im Grundsatz bis heute<br />
nicht geändert hat.<br />
Feldjäger handeln stets als „verlängerter Arm" der<br />
zuständigen Vorgesetzten, seien es Vorgesetzte<br />
als Disziplinarvorgesetzte oder Vorgesetzte, deren<br />
rechtmäßige Befehle durchzusetzen sind.<br />
Parallel wurden Feldjägereinheiten für das Feldheer<br />
und für die Territoriale Organisation aufgestellt,<br />
woraus sich schon sehr früh die über<br />
Jahrzehnte bestehende Spannungslage zwischen<br />
nukleare und nicht-nukleare Angriffshandlungen<br />
abgelöst. Die Begründung lag in der damaligen<br />
konventionellen Überlegenheit der Sowjetunion in<br />
Europa und der gleichzeitigen nuklearen Überlegenheit<br />
der USA.<br />
Inwieweit diese Militärstrategie im Interesse der<br />
Europäer, insbesondere Deutschlands lag, mag<br />
jeder selbst beurteilen. Sicher ist, dass die Bemühungen<br />
um den Aufbau konventioneller Streitkräfte<br />
intensiver wurden.<br />
Bereits zu diesem Zeitpunkt wurden die Landstreitkräfte<br />
in das Heer und die Territoriale Verteidigung<br />
gegliedert. Die Truppenteile der Territorialen<br />
Verteidigung sollten unter nationalem Kommando<br />
bleiben. Die Territoriale Verteidigung bildete eigentlich<br />
einen eigenen Bereich neben den Teilstreitkräften<br />
Heer, Luftwaffe und Marine.<br />
Feldjägern des Feldheeres und denen des Territorialheeres<br />
entwickelte.<br />
Kompaniestandorte sollten stets die Standorte<br />
der vorgesetzten Kommandobehörden, also der<br />
Divisionsstäbe und der Wehrbereichskommandos<br />
(WBK), sein. Die Feldjägerzüge sollten als „Feldjägerwachkommandos"<br />
in wichtigen Standorten<br />
oder an von den Wehrbereichskommandos<br />
festgelegten örtlichen Schwerpunkten stationiert<br />
werden.<br />
Schwerpunkt war in dieser Zeit aber sicher der<br />
Aufbau der Feldjägerkompanien des Feldheeres.<br />
Die Einsatzverantwortung im Friedensdienst lag<br />
beim WBK, dem damit auch die Feldjägerkräfte<br />
des Feldheeres für den Feldjägereinsatz unterstanden<br />
- wenn diese nicht für Übungen und/oder<br />
Ausbildungsvorhaben des Feldheeres benötigt<br />
wurden. Hierdurch entstand ein zusätzliches Spannungsfeld<br />
für die kommenden Jahre.<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
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Headline<br />
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Abb. 2 Verkehrsregelung durch die Feldjäger, 1962<br />
1959-1970 NATO<br />
Heeresstruktur II<br />
Zunächst als Folge der atomaren Bedrohung durch<br />
die Sowjetunion, später dann auch die Strategie<br />
der „Flexiblen Reaktion" erforderten ein flexibles,<br />
Feldjägertruppe<br />
Obwohl sich für die Feldjägertruppe in dieser Heeresstruktur<br />
keine grundlegend neuen konzeptionellen<br />
Herausforderungen ergaben, gewann der<br />
militärische Verkehrsdienst erheblich an Bedeutung,<br />
während parallel Aufgaben des Militärischen<br />
Ordnungsdienstes ein wenig in den Hintergrund<br />
traten. Das erste war der erhöhten Mobilität der<br />
Landstreitkräfte, das zweite den Veränderungen<br />
des militärischen Dienstes geschuldet, die die<br />
Soldaten weniger als zuvor an die Standorte band.<br />
Zunehmend war an den Wochenenden in den<br />
Standorten Ruhe, allerdings nahm der Reiseverkehr<br />
von Soldaten zu.<br />
Seit 1961 entwickelte die Feldjägertruppe die Idee<br />
Die seit 1957 geltende Doktrin der „Massiven<br />
Vergeltung", die ja letztlich die Bedeutung konventioneller<br />
Streitkräfte relativierte, wurde durch<br />
die Entwicklung sowjetischer Atomwaffen weniger<br />
glaubwürdig. Dies führte 1967 zu der bereits<br />
seit 1961 insbesondere in den USA diskutierten<br />
Strategie der „Flexiblen Reaktion".<br />
hochmobiles Heer. Die als unbeweglich eingestuften<br />
Divisionen wurden in kleinere mobile Einheiten,<br />
die Brigaden, untergliedert.<br />
eines „Verkehrsleitnetzes" und setzte damit für<br />
sich einen deutlichen konzeptionellen Schwerpunkt,<br />
der weitreichende Auswirkungen auch und<br />
gerade für die Reservistenarbeit hatte.<br />
Das Verkehrsleitnetz bestand aus dem Militärstraßengrundnetz<br />
(also Straßen, die im Verteidigungsfall<br />
den Streitkräften vorbehalten waren - es gab<br />
auch ein Zivilstraßengrundnetz -), einem Verkehrsfernmeldenetz<br />
(festen Drahtverbindungen, die<br />
weitgehend abhörsicher waren) und von durch<br />
Feldjäger betriebenen Verkehrsleitstellen und<br />
Verkehrsleitpunkten, auf die abgestützt Feldjäger<br />
den Militärverkehr leiteten, Störungen beseitigten,<br />
Abb. 3 Feldjägereinsatz mit Munga, mit Hubschrauber Alouette I, 1962<br />
Umleitungen und Umgehungen vorbereiteten und<br />
den fließenden Militärverkehr so beeinflussten,<br />
dass er „nach Absicht der Führung" ablief.<br />
Im Verkehrsleitnetz befanden sich zusätzliche<br />
Kräfte, wie Pioniere, logistische Kräfte und Sanitätseinrichtungen.<br />
Geplant und koordiniert wurde der Militärverkehr<br />
durch Verkehrskommandanturen. Wer von den<br />
„Alten" erinnert sich nicht an die Anschlusskästen<br />
60 und 62 und den FF OB/ ZB (Feldfernsprecher<br />
Ortsbetrieb/ Zentralbetrieb) mit Wählzusatz, mit<br />
denen sich Feldjäger an das Verkehrsfernmeldenetz<br />
anschlossen. Wer erinnert sich heute noch an<br />
die gelben Schilder an den Brücken mit den MLC-<br />
Angaben (Military Load Class), die auch heute<br />
noch mancherorts, insbesondere in der Nähe von<br />
Brücken, zu sehen sind?<br />
Die Pflege des Verkehrsleitnetzes, insbesondere<br />
des Verkehrsfernmeldenetzes, und der übungsweise<br />
Betrieb desselben war über Jahrzehnte der<br />
Hauptinhalt des Übungs- und Ausbildungsbetriebes<br />
der Feldjägertruppe.<br />
Bereits 1960 setzte sich die Erkenntnis durch, dass<br />
es für die Leistungsfähigkeit der Feldjägertruppe<br />
nicht förderlich war, das Personal permanent auszutauschen<br />
und mit Herkunft aus den verschiedenen<br />
Teilstreitkräften Personalführung und Personalförderung<br />
zu belasten. Von da an wurden Feldjäger<br />
Heeressoldaten - die Feldjäger aus anderen Teilstreitkräften<br />
durften ins Heer wechseln - und Feldjäger<br />
wurde eine Laufbahn mit Grundausbildung und<br />
Laufbahnausbildung. In den nächsten Jahren entstanden<br />
Feldjägerausbildungskompanien, in denen<br />
Rekruten grundausgebildet und auf die Ausbildung<br />
zum Feldjägerunteroffizier vorbereitet wurden.<br />
Der Gewinn von Reservisten aus dem nun der<br />
Feldjägertruppe verfügbaren Personal war ein<br />
weiterer wesentlicher Auftrag.<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
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Headline<br />
Headline<br />
1970 -1979 NATO<br />
Die Doktrin der „Flexiblen Reaktion" wurde nun<br />
bestimmendes Element aller konzeptionellen<br />
Überlegungen und blieb es bis zum Ende des Kalten<br />
Krieges. Entspannungsbemühungen, z.B. die<br />
Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in<br />
Heer<br />
Feldjägertruppe<br />
1980-1990 NATO<br />
Diese Phase war gekennzeichnet durch nahezu<br />
diametrale Entwicklungen. Während bis<br />
1983/84 noch die Problematik der „Intermediate<br />
Nuclear Forces (INF)" und die Auswirkungen<br />
des NATO-Doppelbeschlusses bestimmend waren,<br />
änderte sich die sowjetische Außenpolitik<br />
unter Michail Gorbatschow.<br />
Heer<br />
Europa, kennzeichneten diese Phase genauso wie<br />
der NATO- Doppelbeschluss als Reaktion auf die<br />
Stationierung sowjetischer nuklearer Mittelstreckenraketen<br />
(SS-20) westlich des Urals.<br />
Die Heeresstruktur 3 trug zwei Faktoren Rechnung,<br />
nämlich zum einen endlich die der NATO<br />
assignierten Divisionen komplett mit 36 Brigaden<br />
auffüllen zu können und zum anderen der Notwendigkeit<br />
der höheren Mobilität und Flexibilität<br />
der Landstreitkräfte. Die 2. und 4. Panzergrenadierdivision<br />
wurden zu Jägerdivisionen umgegliedert.<br />
Die Korps erhielten als Reserve Panzerregimenter<br />
und eigene Luftlandekräfte.<br />
Und schon warf eine neue Heeresstruktur ihre<br />
Schatten voraus - die drei zuletzt aufgestellten<br />
Brigaden des Heeres wurden Modellbrigaden in<br />
Erprobung der Heeresstruktur 4.<br />
In dieser Phase verlagerte sich der Schwerpunkt<br />
der aktiven Feldjägertruppe zunehmend in die<br />
Feldjägerkräfte des Territorialheeres, während<br />
die Feldjägerkräfte des Feldheeres weitgehend<br />
gekadert wurden (je Kompanie nur ein aktiver<br />
Feldjägerzug, zwei Züge wurden durch Reservisten<br />
besetzt) und einerseits Kräfte an das Territorialheer<br />
abgeben mussten sowie andererseits Personal für<br />
die Aufstellung der drei Korpsfeldjägerbataillone<br />
190, 290 und 390 verfügbar zu machen hatten.<br />
Die Bataillonsstruktur hatte sich sowohl im Feldheer<br />
als auch im Territorialheer als konzeptionelle<br />
Linie durchgesetzt. In dieser Zeit wurden für die<br />
Wehrbereiche und die Korps Feldjägerbataillone,<br />
allerdings in unterschiedlicher Konfiguration, aufgestellt.<br />
Die in dieser Zeit vorgenommenen Veränderungen<br />
wirken bis heute nach und sind ein häufiger<br />
Grund für Irritationen und Missverständnisse.<br />
Ganze Teileinheiten wurden neu unterstellt und<br />
umbenannt, behielten aber die Bezeichnung des<br />
Feldjägerdienstkommandos bei. Das Bemühen um<br />
eine einheitliche Unterstellung und damit Führung<br />
der Feldjägertruppe war in dieser Struktur nicht<br />
erfolgreich.<br />
Die Bedeutung der Reservekräfte wurde noch<br />
einmal erhöht, indem auch die nicht aktiven Verbände<br />
der Feldjägertruppe und die „V- gestellten"<br />
Anteile der aktiven Einheiten intensiv personell<br />
aufgefüllt und intensiv ausgebildet wurden.<br />
Dies führte zu kontroversen Diskussionen in der<br />
NATO, wie auf diese Veränderung zu reagieren<br />
sei. Letztlich wurde 1990 der Zwei-Plus- Vier-<br />
Vertrag unterzeichnet, der die Wiedervereinigung<br />
Deutschlands ermöglichte und den Kalten Krieg<br />
beendete, welcher die politische Landschaft über<br />
Jahrzehnte geprägt hatte.<br />
In der Heeresstruktur 4 wurde das Ziel verfolgt,<br />
erneut eine Untergliederung in kleinere, flexiblere<br />
Kampfverbände zu erreichen. Die Brigaden<br />
wurden erneut verstärkt (auf 4 Bataillone). Die<br />
offenbar nicht hinreichend mobilen Jägerkräfte<br />
wurden weitgehend aufgegeben und die 2. und<br />
4. Jägerdivision wurden wieder in Panzergrenadierdivisionen<br />
zurück gegliedert, aus 1. und 7.<br />
Panzergrenadierdivision wurden Panzerdivisionen.<br />
Das Territorialheer mit seinen Wehrbereichskommandos<br />
gliederte seine Heimatschutzkommandos<br />
Feldjägertruppe<br />
In der Heeresstruktur 4 gelang es, die seit vielen<br />
Jahren verfolgte konzeptionelle Idee der<br />
Zusammenfassung aller Feldjägerkräfte in einer<br />
einheitlichen Struktur durchzusetzen. Die Korpsfeldjägerbataillone<br />
und die Divisionsfeldjägerkompanien<br />
wurden aufgegeben, bzw. gingen in den<br />
Feldjägerbataillonen des Territorialheeres auf. Der<br />
Feldjägerdienst wurde nunmehr ausschließlich<br />
aus den Feldjägerbataillonen des Territorialheeres<br />
geleistet, in denen einzelne Kompanien für die<br />
Divisionen des Feldheeres assigniert waren und<br />
bei Übungen (und im Verteidigungsfall) diesen<br />
wieder unterstellt wurden. Die Feldjägerbataillone<br />
der Reserve wurden zielgerichtet für Aufgaben im<br />
Verkehrsleitnetz für Anfangs- und Folgebewegungen<br />
vorbereitet, entsprechend (orientiert an den<br />
damaligen Verkehrsbezirken) planerisch disloziert<br />
und ihre Ausstattung entsprechend vorbereitet.<br />
1991 -2001 NATO<br />
In der NATO begann eine Phase der Neuorientierung,<br />
der Öffnung für neue Partner aus Osteuropa<br />
und dem Bemühen um eine vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
vor allem mit Russland. Parallel dazu entwickelten<br />
sich Einsätze außerhalb des NATO-Gebietes<br />
in einer bis dahin nicht für möglich gehaltenen<br />
Dimension. Die gesamte NATO-Landschaft wurde<br />
konzeptionell neu betrachtet und geordnet, die<br />
selbstgewählte Ordnung, orientiert am Kalten Krieg,<br />
nach und nach aufgegeben. Letztlich entschieden<br />
sich die NATO-Partner, das Bündnis für den eher<br />
unwahrscheinlichen Fall eines Verteidigungsfalles im<br />
NATO- Vertragsgebiet beizubehalten und darüber<br />
hinaus die Mechanismen und Instrumente der<br />
NATO für die Bewältigung von Krisen und regionalen<br />
Konflikten zu nutzen, die u.U. auf das NATO-<br />
in leistungsfähige Heimatschutzbrigaden um, von<br />
denen 4 (teil)aktive Kampfverbände waren. Hinzu<br />
kam nun die Aufgabe des Wartime Host Nation<br />
Support für die amerikanischen Streitkräfte in<br />
der Bundesrepublik, die durch dafür aufgestellte<br />
Unterstützungskommandos sichergestellt werden<br />
sollte.<br />
Die Aufgaben des Host Nation Supports strahlten<br />
auch auf die konzeptionelle Ausrichtung der Feldjägertruppe<br />
aus, indem zum ersten Mal logistische<br />
Elemente der Bundeswehr zur Unterstützung<br />
der Alliierten, insbesondere der US-Streitkräfte,<br />
geplant und aufgestellt wurden. In der zweiten<br />
Hälfte des Jahrzehnts verfügte die Feldjägertruppe<br />
im Territorialheer über 6 aktive Feldjägerbataillone<br />
und 11 Feldjägerbataillone der Reserve. Darüber<br />
hinaus gab es keine Feldjägerkräfte mehr.<br />
Diese zweite tiefgreifende Restrukturierung der<br />
Feldjägertruppe wirkte sich über viele Jahre auf<br />
das innere Gefüge der Feldjägertruppe und auf<br />
das Selbstverständnis vieler Feldjäger aus. Die Auswirkungen<br />
sind noch bis heute zu spüren.<br />
Und dann kam die „Wende".<br />
Gebiet und die NATO-Staaten ausstrahlen konnten<br />
oder die Sicherheitslage insgesamt so verschärften,<br />
dass die Gefahr einer Destabilisierung der gesamten<br />
Sicherheitsarchitektur weltweit entstehen konnte.<br />
Einige NATO-Mitgliedsstaaten begannen, ihre<br />
Streitkräfte mangels einer konkreten Bedrohung zu<br />
reduzieren. Fragen der Rechtmäßigkeit von „Out of<br />
area“-Einsätzen wurden genauso heiß diskutiert wie<br />
Fragen der Mandatierung solcher Einsätze. Die Diskussion<br />
über die zukünftige Ausrichtung der NATO<br />
ist aus der Sicht des Autors noch nicht abgeschlossen,<br />
da es sich um einen ständigen Entwicklungsund<br />
Anpassungsprozess handelt, ist dies vielleicht<br />
auch nicht möglich.<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
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46<br />
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Headline<br />
Headline<br />
Heer<br />
Das Heer durchlebte in rascher Folge eine Serie<br />
von Strukturen oder besser Strukturanpassungen.<br />
In den neuen Bundesländern wurde das Bundeswehrkommando<br />
Ost eingerichtet mit den beiden<br />
Wehrbereichskommandos VII und VIII. Sehr bald<br />
wurde die insgesamt geplante Fusion von Feldheer<br />
und Territorialheer vollzogen, die allerdings auf<br />
den Führungsebenen nur in Ostdeutschland vollständig<br />
eingenommen wurde. Es entstanden das<br />
Korps/ Territorialkommando Ost und die Divisionen/<br />
Wehrbereichskommandos VII und VIII. Durch<br />
die Aufnahme von Soldaten der ehemaligen NVA<br />
führte das gesamtdeutsche Heer zunächst 14<br />
Divisionen und 43 Kampfbrigaden (zuzüglich der<br />
neu aufgestellten deutschfranzösischen Brigade)<br />
sowie 6 aktive und 6 nichtaktive Heimatschutzbrigaden.<br />
Die Brigaden wurden auf 26 teils teilaktive<br />
Brigaden reduziert.<br />
Schon bald (1993) erfolgte eine Nachsteuerung.<br />
Die Territorialkommandos wurden aufgelöst, das<br />
IV. Korps verlor damit auch seinen Anteil Territorialkommando.<br />
Einige Korps wurden in multinationale Stäbe<br />
umgewandelt (Deutsch-Niederländisches Korps<br />
und Deutsch-Amerikanisches Korps). Das III. Korps<br />
wurde aufgelöst und als Basis für das neu aufzustellende<br />
Heeresführungskommando genutzt. Das<br />
Heeresunterstützungskommando wurde aufgestellt<br />
und sollte u.a. die logistischen und sanitätsdienstlichen<br />
Aufgaben im Heer zentralisieren.<br />
Das IV. Korps in Potsdam blieb das einzige rein<br />
nationale Korps im Heer. Mit dem Aufbau des<br />
Kommando Spezialkräfte wurde im Heer erstmals<br />
mit dem Aufbau eines Verbandes für Kommandooperationen<br />
begonnen.<br />
Ein weiterer Anpassungsschritt wurde ab 1997<br />
mit dem Neuen Heer für Neue Aufgaben vorgenommen.<br />
Unter dem Aspekt des erweiterten<br />
Aufgabenspektrums des Heeres wurde die<br />
Differenzierung in Hauptverteidigungskräfte und<br />
Krisenreaktionskräfte vorangetrieben.<br />
Neben den Krisenreaktionskräften verfügte das<br />
Heer über 20 Brigaden als HVK-Kräfte (Hauptverteidigungskräfte).<br />
Das Heer war weiterhin am Deutsch-Niederländischen<br />
Korps, am Deutsch- Amerikanischen Korps,<br />
dem Eurokorps, dem ACE Rapid Reaction Corps<br />
und dem Multinationalen Korps Nord-Ost beteiligt,<br />
das inzwischen aus dem deutsch-dänischen<br />
LANDJUT unter Eingliederung polnischer Heeresanteile<br />
entstanden war, und unterstellte diesen<br />
Kräfte für Übungen und den Einsatz. Das IV. Korps<br />
blieb zunächst bestehen.<br />
Diese recht detaillierten Ausführungen sind notwendig,<br />
um deutlich zu machen, wie das Heer<br />
von einem Heer, das sich auf den Einsatz in der<br />
Landesverteidigung seit Jahrzehnten einstellte und<br />
vorbereitete, zu einem Heer im Einsatz in „Out of<br />
area“-Einsätzen wurde; um deutlich zu machen,<br />
wie die Multinationalität eine völlig neue Bedeutung<br />
erfuhr; um die neue Qualität asymmetrischer<br />
Auseinandersetzungen sichtbar zu machen und<br />
um letztlich erkennbar zu machen, wie diese<br />
Veränderungen bei einer gleichzeitigen erheblichen<br />
Reduzierung der Umfänge der Streitkräfte zu<br />
leisten waren.<br />
Zunächst einmal waren aber die Konsequenzen der<br />
Wiedervereinigung Deutschlands, der damit verbundenen<br />
Aufstellung neuer Verbände in Ostdeutschland<br />
und der Aufnahme und Ausbildung von<br />
Soldaten aus der ehemaligen NVA abzuarbeiten.<br />
Für die nächsten Jahre sollte die Frage, wie die<br />
ungleichen Umfänge der Feldjägerbataillone in<br />
Ostdeutschland und die Lage des Feldjägerbataillons<br />
des BMVg optimiert werden könnten, die<br />
Konzeptionäre der Feldjägertruppe beschäftigen.<br />
Verschiedene Modelle wurden betrachtet und<br />
erprobt. Die jeweils notwendigen Umbenennungen<br />
von Feldjägerkompanien führten dazu, dass<br />
im Sprachgebrauch die Einheiten kaum noch mit<br />
ihren offiziellen Bezeichnungen sondern nach<br />
ihrem Standort bezeichnet wurden.<br />
2001 - heute NATO<br />
Trotz der Kernaufgabe der Kollektiven Verteidigung<br />
des Bündnisterritoriums war die Phase stark<br />
durch die Anschläge des 11. September 2001<br />
geprägt, die verdeutlichten, dass eine Bedrohung<br />
Zur Mitte des Jahrzehnts wurde auch die Feldjägertruppe<br />
bei Einsätzen in Somalia und in Ex-Jugoslawien<br />
gefordert. Schwerpunkt war sicherlich<br />
zunächst der Einsatz in Bosnien-Herzegowina. In<br />
dieser Zeit wurden konzeptionell bedeutsame Erfahrungen<br />
gesammelt, die in enger Abstimmung<br />
zwischen zunächst dem Feldjägerstabsoffizier<br />
und Verkehrsstabsoffizier im III. Korps, danach<br />
vom Heeresführungskommando, Dezernat 2<br />
(Auslandseinsatz) und Dezernat 3 Feldjägereinsatz,<br />
der Gruppe Feldjäger im Heeresamt und<br />
der Gruppe Weiterentwicklung an der Schule<br />
für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr<br />
aufgearbeitet und umgesetzt wurden. Schrittweise<br />
setzte sich die Erkenntnis durch, dass der<br />
Auslandseinsatz neue, zusätzliche Fähigkeiten<br />
der Feldjägertruppe fordert, die nicht mehr jeder<br />
Feldjäger beherrschen konnte - die Spezialisierung<br />
der Feldjäger wurde schrittweise definiert<br />
und in Ausbildung und Ausstattung umgesetzt.<br />
Auch die Feldjägertruppe hatte Krisenreaktionskräfte<br />
und Hauptverteidigungskräfte zu definieren<br />
und bereitzustellen.<br />
Die Multinationalität bekam für die Feldjäger<br />
eine neue Bedeutung! Im Auslandseinsatz fand<br />
und findet militärpolizeiliche multinationale<br />
Zusammenarbeit auf Streifenebene statt, mit den<br />
notwendigen Konsequenzen für die Ausbildung<br />
der Feldjäger.<br />
Insgesamt führte diese Entwicklung zu konzeptionellen<br />
Veränderung der Feldjägertruppe in der<br />
inneren Struktur der Einheiten und Teileinheiten.<br />
Der Feldjägerdienst im Inland trat konzeptionell<br />
in den Hintergrund, ohne dadurch an Bedeutung<br />
zu verlieren. Der flächendeckende Feldjägerdienst<br />
aus Feldjägerdienstkommandos wurde weiterhin<br />
geleistet, allerdings lag der Schwerpunkt bei der<br />
Vorbereitung und der Abstellung von Feldjägern für<br />
die Einsätze, wie mittlerweile verkürzend die Auslandseinsätze<br />
genannt wurden. In dieser Zeit wurde<br />
schrittweise der Weg hin zu dem heute bekannten<br />
Prinzip „Zuerst Soldat - dann Feldjäger - dann Spezialist"<br />
begangen.<br />
Die Entwicklung nicht nur der Feldjägertruppe<br />
wurde durch die Erfahrungen im Einsatz im Kosovo<br />
am Ende dieses Jahrzehnts beschleunigt und ausgeweitet.<br />
Unvermeidlich war, dass nach Wegfall des Kernauftrages<br />
„Unterstützung von Anfangs- und Folgebewegungen<br />
im Verteidigungsfall" die Anzahl der<br />
nicht aktiven Feldjägerbataillone reduziert wurde.<br />
nicht wie während des Kalten Krieges und unmittelbar<br />
danach aus Europa, sondern jenseits des<br />
Kontinents zu erwarten war.<br />
Feldjägertruppe<br />
Streitkräftebasis<br />
All die Veränderungen des Heeres hatten unmittelbare<br />
Auswirkungen auf die Feldjägertruppe.<br />
Der Aufbau von zwei neuen Feldjägerbataillonen<br />
in Ostdeutschland, die neuen konzeptionellen<br />
Erfahrungen durch die Unterstellung dieser<br />
Feldjägerbataillone unter die Divisionen/ Wehrbereichskommandos,<br />
die neue Form der Unterstützungsleistung<br />
für den zweiten Dienstsitz des<br />
Verteidigungsministeriums in Berlin sowie die<br />
Personalgewinnung und -auswahl von geeigneten<br />
Soldaten der ehemaligen NVA und darüber hinaus<br />
die Schaffung infrastruktureller und materieller<br />
Rahmenbedingen erforderten Anstrengungen der<br />
gesamten Feldjägertruppe.<br />
Mit dem Jahr 2001 begann für die Bundeswehr<br />
eine tiefgreifende Umwälzung. Die bisher eingehaltene,<br />
aus dem Bild eines klassischen Krieges in<br />
Mitteleuropa stammende Linie, bereits im Frieden<br />
kleine mobile und eigenständig handlungs- und<br />
zeitlich begrenzt durchhaltefähige Elemente zu<br />
schaffen, wurde unter dem Eindruck der veränderten<br />
Rahmenbedingungen und Notwendigkeiten<br />
durch die Einsätze vor allem in Bosnien-Herzegowina<br />
und im Kosovo aufgegeben. Es entstanden<br />
die neuen Organisationsbereiche „Zentraler<br />
Sanitätsdienst" und „Streitkräftebasis", in denen<br />
querschnittliche Unterstützungsaufgaben für<br />
die Teilstreitkräfte zusammengefasst wurden,<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
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Headline<br />
Headline<br />
um durch Zusammenfassung von Fachaufgaben<br />
flexibler und wirtschaftlicher Unterstützung leisten<br />
zu können.<br />
Feldjägertruppe<br />
Sehr schnell wurden, wie das gesamte Streitkräfteunterstützungskommando,<br />
die Fachabteilungen<br />
(eben auch die selbständige Gruppe Feldjägerwesen<br />
der Bundeswehr, später Abteilung Feldjägerwesen<br />
der Bundeswehr) gefordert in der Auswertung der<br />
Einsatzerfahrungen, vor allem im Kosovo.<br />
Die wesentliche Erkenntnis für das Feldjägerwesen<br />
war, dass Feldjäger als Einzige polizeiliche Aufgaben<br />
für und mit der Bundeswehr wahrnehmen können,<br />
insbesondere dann, wenn in einem zusammengebrochenen<br />
Staat (Failed State) keine anderen<br />
Elemente zur Aufrechterhaltung der öffentlichen<br />
Sicherheit und Ordnung vorhanden sind. Feldjäger<br />
mussten also lernen, polizeiliche Aufgaben wahrzunehmen,<br />
Aufgaben, die sie im Inland, politisch<br />
gewollt und im Grundgesetz verankert, nicht wahrnehmen<br />
sollen und wollen.<br />
Dies wurde noch stärker deutlich, als ab 2002 der<br />
Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan begann, der<br />
von da an nahezu das gesamte Denken und Handeln<br />
bestimmen sollte. Die Bedeutung der Feldjäger<br />
mit Spezialaufgaben nahm im Einsatz enorm zu.<br />
Während anfänglich die Unterstützungskräfte für<br />
den Auslandseinsatz dem Heeresführungskommando<br />
für den Einsatz unterstellt wurden, wurden sie ab<br />
Konzeptionell war die Feldjägertruppe seit Anfang<br />
der Bundeswehr auf die querschnittliche Unterstützung<br />
aller Teilstreitkräfte ausgelegt. Das Feldjägerwesen<br />
war eine sogenannte Pilotaufgabe des<br />
Heeres für alle Teilstreitkräfte. Konsequenterweise<br />
wurde das „Feldjägerwesen der Bundeswehr"<br />
nun auch in die Streitkräftebasis überführt. Da die<br />
Streitkräftebasis auch Elemente des früheren Territorialheeres,<br />
wie WBK und VBK (Verteidigungsbezirkskommandos),<br />
übernahm, änderte sich für<br />
die Feldjägerverbände an der truppendienstlichen<br />
Unterstellung unter die Wehrbereichskommandos<br />
nichts. Allerdings wurden in allen Fachaufgaben,<br />
so auch für das Feldjägerwesen der Bundeswehr,<br />
die fachliche Verantwortung und die Weiterentwicklungsaufgaben<br />
im Streitkräfteunterstützungskommando<br />
in Fachabteilungen zusammengefasst.<br />
Damit kamen die konzeptionellen Vorgaben<br />
nunmehr aus der Streitkräftebasis. Die unmittelbare<br />
Linie Bundesministerium der Verteidigung,<br />
Stellvertreter des Generalinspekteurs und Inspekteur<br />
der Streitkräftebasis, Referat für das Feldjägerwesen<br />
der Bundeswehr - Streitkräfteunterstützungskommando,<br />
Fachabteilung Feldjägerwesen<br />
der Bundeswehr, verkürzte Entscheidungswege<br />
deutlich und machte ein schnelleres Reagieren auf<br />
Erkenntnisse aus dem Einsatz möglich, auch wenn<br />
zusätzliche Abstimmung mit dem Heer (alle Feldjäger<br />
gehören dem Heeresuniformträgerbereich an)<br />
und querschnittlich mit dem Streitkräfteamt zu<br />
leisten waren. Auch andere Neuschöpfungen, wie<br />
z.B. die Fuhrpark Service GmbH, machten schnellere<br />
Neuentwicklungen möglich.<br />
2002 dem aus dem IV. Korps hervorgegangenen Einsatzführungskommando<br />
der Bundeswehr unterstellt,<br />
das national die Kräfte im Auslandseinsatz seitdem<br />
führt. Mit ihm waren nunmehr auch Erfahrungen<br />
und Konsequenzen aus den Einsätzen abzustimmen.<br />
Die Verlegung der Schule für Feldjäger und Stabsdienst<br />
der Bundeswehr von Sonthofen nach Hannover<br />
war ein weiterer Kraftakt, der die Ausbildungsmöglichkeiten<br />
erheblich verbesserte.<br />
Ein irritierendes Problem war und ist die Neubenennung<br />
der Feldjägerbataillone, die für erforderlich<br />
erachtet wurde, um die Zuordnung in der<br />
Streitkräftebasis sichtbar zu machen. Die Orientierung<br />
am Auslandseinsatz überstrahlte alle konzeptionelle<br />
Arbeit, dennoch gelang es, das Netz der<br />
Feldjägerdienstkommandos in Deutschland, wenn<br />
auch weniger dicht, zu erhalten und die materielle<br />
Ausstattung zu verbessern, insbesondere den<br />
Fahrzeugpark, Waffen und Ausbildungsgerät. In<br />
hohem Tempo wurden Ausrüstung, Ausstattung<br />
und Ausbildung auf die Erfordernisse des Einsatzes<br />
ausgerichtet - „Einsatzbedingter Sofortbedarf"<br />
war das Zauberwort. Die konzeptionelle Arbeit<br />
konzentrierte sich auf die Optimierung der inneren<br />
Struktur der Feldjägereinheiten, die Verbesserung<br />
und Neuentwicklung von Ausrüstung und Ausstat- Abb. 4 Feldjäger regelt bei Duvno den Verkehr zur Durchfahrt eines Konvois. IFOR 1996<br />
tung für die Auslandseinsätze und die Definition<br />
von Spezialfähigkeiten und der dazu erforderlichen<br />
Ausbildung. Natürlich waren auch querschnittliche<br />
Strukturvorgaben umzusetzen, die Umfänge<br />
und Zahl der Feldjägereinheiten veränderten. Die<br />
Feldjägerverbände wurden übrigens geschlossen<br />
den Einsatzkräften zugordnet, was auf Grund der<br />
Einsatzforderungen erforderlich war und vermied,<br />
dass Feldjägereinheiten qualitativ unterschiedlich<br />
ausgestattet werden mussten. Auch die Reserve<br />
veränderte sich erneut. Die letzten nicht aktiven<br />
Bataillone wurden aufgelöst, in jedem aktiven<br />
Feldjägerbataillon wurde allerdings eine nicht<br />
aktive Kompanie eingerichtet. Die Mehrzahl der<br />
Reservisten wurde auf sog. Spiegeldienstposten<br />
eingeplant. Damit wurde sichtbar, dass die Kernaufgabe<br />
der Reserve die Kompensation der im<br />
Auslandseinsatz verwendeten aktiven Feldjäger<br />
wurde. Mit den Einsatzaufgaben und den konkret<br />
gewordenen Aufgaben für die Evakuierung deutscher<br />
Staatsbürger aus Krisenregionen wurde auch<br />
die Unterstützung der Teilstreitkräfte Luftwaffe<br />
und Marine auf eine neue Grundlage gestellt. Feldjäger<br />
in Luftfahrzeugen der Bundeswehr und auf<br />
Schiffen der Marine wurden Normalität. In diesem<br />
Zusammenhang wurde auch die Unterstützung<br />
von Evakuierungsmaßnahmen des Heeres planerisch<br />
festgelegt. Die neue Qualität der multinationalen<br />
Zusammenarbeit wirkte sich auch auf die<br />
Arbeit in NATO-Gremien aus. Die NATO Military<br />
Police Chiefs Conference, die historisch aus der<br />
ehemals jährlich stattfindenden Militärpolizeikonferenz<br />
hervorging, bestellte für die Erarbeitung<br />
von Grundsätzen für den multinationalen Einsatz<br />
von Militärpolizeikräften eine Arbeitsgruppe, die<br />
in enger Abstimmung mit der Land Operations<br />
Working Group der NATO die Grundlagen für ein<br />
erstmalig erstelltes Grundlagendokument für den<br />
operativen Einsatz von Militärpolizeikräften, das<br />
weit über das einzige bis dahin existierende und<br />
mittlerweile veraltete Dokument, die STANAG<br />
2085 - „Die gemeinsame Militärpolizei der NATO",<br />
hinausging. Die Ergebnisse dieser Arbeit flossen in<br />
die Erarbeitung einer „Teilkonzeption Feldjägerwesen<br />
der Bundeswehr" ein, in der, erstmals in der<br />
Geschichte der Feldjägertruppe der Bundeswehr,<br />
die konzeptionellen Grundlagen des Feldjägerwesens<br />
umfassend formuliert wurden. Diese Teilkonzeption<br />
wurde vom damaligen Generalinspekteur<br />
der Bundeswehr unterzeichnet.<br />
In den letzten Jahren hat sich die Feldjägertruppe,<br />
auch nach dem Urteil unserer alliierten Kameraden,<br />
zu einer modernen, dem Aufgabenspektrum<br />
angepassten, leistungsfähigen Militärpolizei<br />
entwickelt, die sich im Einsatz, aber eben auch in<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
50<br />
50<br />
51
3 Der Aufgabenbereich Feldjägerwesen Bundeswehr<br />
in der Neuausrichtung der Bundeswehr<br />
Deutschland, mit einem breiten Unterstützungsangebot<br />
bewährt hat und dem Eigennamen „Feldjäger"<br />
nicht nur in Deutschland einen neuen, guten<br />
Klang gegeben hat.<br />
In einem weiteren Schritt gelang es, alle Feldjägerkräfte<br />
in einem Kommandobereich, dem Kommando<br />
Feldjägerwesen der Bundeswehr, zusammenzufassen<br />
und so die Unterstützungsleistungen<br />
noch einmal zu optimieren. Feldjäger sind in auf<br />
den jeweiligen Auftrag zugeschnittener Konfiguration<br />
integraler Bestandteil der Einsätze der<br />
Bundeswehr. An dieser Stelle endet die Betrachtung<br />
der konzeptionellen Entwicklung der Feldjägertruppe<br />
Bundeswehr und der Autor schaut, mit<br />
ihnen gemeinsam, auf die weitere Entwicklung<br />
des Feldjägerkorps mit seinen aktiven Soldatinnen<br />
und Soldaten, seine Reservistinnen und Reservisten<br />
und auch mit dem unterstützenden Verein,<br />
der Kameradschaft der Feldjäger e.V.<br />
3.1 Feldjäger in der Neuausrichtung der Bundeswehr<br />
3.2 Konzeption im Wandel<br />
3.3 Doktrin<br />
3.4 Rüstung und Ausrüstung<br />
3.5 Neugestaltung der Ausbildung<br />
3.6 Feldjäger im Blick der internationalen Zusammenarbeit<br />
Abb 4a Feldjäger-Eskorte vor dem Brandenburger Tor in Berlin, 2009<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
52<br />
52<br />
53
Headline<br />
Headline<br />
3.1 Feldjäger in der Neuausrichtung der Bundeswehr<br />
Oberst Heiko Thieser, Abteilungsleiter Grundlagen<br />
und Weiterentwicklung<br />
Die Neuausrichtung der Bundeswehr hat zu einer<br />
fundamentalen Neugestaltung des Feldjägerwesens<br />
geführt. Ausgangspunkt waren die zunehmend<br />
komplexer werdenden und sich dynamisch wandelnden<br />
strategischen Rahmenbedingungen. Ziel<br />
und Maßstab der Neuausrichtung ist eine Bundeswehr,<br />
deren Aufgaben und Fähigkeiten sicherheitspolitisch<br />
abgeleitet sind, deren Struktur demographiefest<br />
ist und die insgesamt nachhaltig finanziert<br />
ist. Für den Aufgabenbereich Feldjägerwesen<br />
Bundeswehr spiegeln sich diese Herausforderungen<br />
in der gesetzten Teilaufgabe: „Die Bundeswehr<br />
zu befähigen, militärpolizeiliche Aufgaben<br />
im gesamten Aufgaben- und Intensitätsspektrum<br />
weltweit wahrzunehmen." Die Bestandsaufnahme<br />
zu Beginn der Neuausrichtung hatte gezeigt, dass<br />
die Organisation und Struktur, einschließlich ihrer<br />
Fähigkeiten, Finanzierung und Führungsstruktur für<br />
den zukünftigen Auftrag der Bundeswehr unzureichend<br />
sind. Verschärft wurde diese Bestandsaufnahme<br />
durch die Herausforderungen des Einsatzes.<br />
Dabei umfasst Einsatz nach dem neuen Verständnis<br />
der Bundeswehr alle Aufgaben, die die Bundeswehr<br />
jenseits von Ausbildung und Übung täglich<br />
bewältigt. Dieses betrifft insbesondere die Feldjäger<br />
in ihren Aufgabenfeldern des Feldjägerdienstes<br />
Inland, des Feldjägereinsatzes Inland sowie des<br />
Feldjäger und Military Police Einsatzes Ausland.<br />
Viele der Leistungen und Erfolge der Feldjäger wären<br />
ohne die Reformschritte nach Ende des „kalten<br />
Krieges" nicht möglich gewesen. Beispielhaft ist<br />
der Aufwuchs der Feldjägerverbände zu nennen,<br />
die umfassende Ausstattung und Ausrüstung von<br />
Feldjägerkräften, die Ausrichtung und Vertiefung<br />
der Spezialisierungen oder die konzeptionelle<br />
Ausrichtung auf das sich wandelnde Aufgabenspektrum<br />
mit der Teilkonzeption Feldjägerwesen<br />
Bundeswehr. Dreh- und Angelpunkt dabei waren<br />
die hervorragenden Leistungen und Ergebnisse, mit<br />
welchen die Feldjäger im Feldjägerdienst und Feldjägereinsatz<br />
national und international überzeugen<br />
konnten. Dabei steht der Name FELDJÄGER für die<br />
Qualität deutscher Militärpolizei.<br />
Die Neuausrichtung der Bundeswehr verfolgt einen<br />
umfassenden Ansatz, dessen Startschuss im Mai<br />
2011 mit den Eckpunkten zur Neuausrichtung<br />
erfolgte und bis 2017 weitestgehend abgeschlossen<br />
sein soll. Dabei geht es nicht nur um die öffentlichkeitswirksamen<br />
Themen der Stationierung und<br />
strukturellen Fragen von Auflösungen, sondern auch<br />
um tiefgreifende Veränderungen beispielsweise in<br />
den Bereichen der Organisation, des Personalmanagements,<br />
der Rüstung und Nutzung, der Ausbildung<br />
sowie der Steuerung und des Controllings.<br />
Diese Fragen haben auch entscheidende Veränderungen<br />
für den Aufgabenbereich Feldjägerwesen<br />
Bundeswehr zur Folge. Die offensichtlichen<br />
Veränderungen liegen in der neuen Struktur des<br />
Kommandobereichs mit einem Kommando Feldjäger<br />
der Bundeswehr mit einem Brigadegeneral<br />
an der Spitze, drei Feldjägerregimentern und der<br />
unterstellten Schule für Feldjäger und Stabsdienst<br />
der Bundeswehr als Kommandobereich. Auch die<br />
Standortfrage ist durch die persönliche Betroffenheit<br />
von Mensch und Kommune ein äußerst<br />
sensibles Thema.<br />
Weitere nicht unwichtige Themenfelder sind aber<br />
erst auf den zweiten Blick zu erkennen, jedoch in<br />
ihren Auswirkungen ebenso, wenn nicht wesentlich<br />
einschneidender für die zukünftige Ausrichtung<br />
der Bundeswehr. Eine neue Organisationsstruktur,<br />
beginnend mit der Umstrukturierung des Bundesministeriums<br />
der Verteidigung mit einer umfassenden<br />
Abschichtung bisheriger ministerieller Aufgaben, die<br />
Aufstellung von Teilstreitkräftekommandos unterhalb<br />
der ministeriellen Ebene sowie die Schaffung<br />
von Fähigkeitskommandos sind hier zu nennen.<br />
Die Folgen für die Feldjäger waren fundamental:<br />
Ein eigenes Fähigkeitskommando mit der zentralen<br />
Verantwortung für alle Feldjäger und militärpolizeilichen<br />
Angelegenheiten.<br />
Hier kommt ein weiterer neuer Ansatz zum Tragen:<br />
die Prozessverantwortung.<br />
Der prozessorientierte Ansatz ergänzt das Prinzip<br />
der truppendienstlichen Führung. Ziel ist die<br />
Zusammenführung von Aufgabe, Kompetenz und<br />
Verantwortung an einer Stelle. Der Aufgabenbereich<br />
Feldjägerwesen Bundeswehr ist in der Prozessverantwortung<br />
für das Feldjägerwesen/Military<br />
Police zuständig, er vereinigt als einzige Stelle innerhalb<br />
der Bundeswehr Aufgabe, Kompetenz und<br />
Abb. 5 System der Weiterentwicklung Feldjägerwesen Bundeswehr<br />
Verantwortung dieses Bereiches und ist in diesem<br />
Ansatz direkt dem Inspekteur der Streitkräftebasis<br />
als dem „Prozesseigner" nachgeordnet.<br />
Im Kommando Feldjäger der Bundeswehr werden<br />
neben den Aufgaben der truppendienstlichen<br />
Führung sowie der Führung und Koordinierung<br />
des Feldjägereinsatzes die Aufgaben der Weiterentwicklung<br />
des Aufgabenbereichs wahrgenommen.<br />
Hierzu wurde im Kommando eine Abteilung<br />
Grundlagen und Weiterentwicklung geschaffen.<br />
Dort werden in dem System „Weiterentwicklung"<br />
die Aufgabenfelder Konzeption, Rüstung/Nutzung,<br />
Ausbildung und Internationale Kooperation sowie<br />
Doktrin gebündelt.<br />
Hierzu gestaltet und begleitet die Abteilung den<br />
Prozess der Weiterentwicklung von der Konzeption<br />
bis zur Planungsumsetzung sowie der späteren<br />
Betreuung und Nutzung. Ausbildungsvorgaben,<br />
Ausrüstung sowie Einsatzgrundsätze werden<br />
entsprechend den konzeptionellen Vorgaben und<br />
Einsatzerfordernissen aufeinander abgestimmt.<br />
Dabei steht nicht die Binnenoptimierung eines<br />
Aufgabenbereiches im Fokus, sondern der ganzheitliche<br />
aufgabenbereichsübergreifende Ansatz<br />
der Weiterentwicklung zum Erreichen der oben<br />
erwähnten Teilaufgabe „Die Bundeswehr zu<br />
befähigen, militärpolizeiliche Aufgaben im gesamten<br />
Aufgaben- und Intensitätsspektrum weltweit<br />
wahrzunehmen."<br />
Zukunft ist nicht vorhersehbar und alle Ansätze,<br />
dieses doch zu versuchen misslingen. Versuche,<br />
Kräfte für eine spezielle Zukunft oder Einsätze in einem<br />
so wenig vorhersehbaren Umfeld aufzubauen,<br />
auszubilden und auszurüsten sind zum Scheitern<br />
verurteilt. Die Weiter- und Zukunftsentwicklung<br />
sollte auf alles Denkbare vorbereitet sein, auf das<br />
Wahrscheinlichste besonders gut. Wir brauchen<br />
daher Führungs- und Einsatzgrundsätze (Doktrin),<br />
Ausbildung und Übungen sowie Ausrüstung,<br />
die auf einer klaren konzeptionellen Ausrichtung<br />
beruhen und uns eine schnelle Anpassung an<br />
entstehende Konflikte ermöglichen. Die Weiterentwicklung<br />
zukunftsorientierter Kräfte zielt daher, auf<br />
Flexibilität basierend, auf die Fähigkeit zum Kampf<br />
sowie die Befähigung zu Stabilisierungsoperationen<br />
beizutragen.<br />
Die Neuausrichtung ist eine Chance, die wir als<br />
Feldjäger zum Aufbau einer zukunftsfähigen<br />
Truppe in Konzeption, Doktrin, Ausrüstung und<br />
Ausbildung genutzt haben, die sich an der Einsatzrealität<br />
und potentiellen Herausforderungen<br />
ausrichtet. Dieses stellt aber nur das Fundament<br />
dar, welches durch die Soldatinnen und Soldaten<br />
mit Kraft, Stärke und Professionalität umgesetzt<br />
wird. Die entsprechende Weiterentwicklung und<br />
Ausrichtung der Feldjäger erfolgt innerhalb des<br />
oben erwähnten Systems Weiterentwicklung und<br />
wird in den folgenden Abschnitten vertieft.<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
54<br />
54<br />
55
Headline<br />
Headline<br />
3.2 Konzeption im Wandel<br />
Oberstleutnant i. G. Andreas Düpmann,<br />
Dezernatsleiter Grundsatz/Konzeption<br />
Das Aufgabenfeld „Konzeption" im System Weiterentwicklung<br />
Das Aufgabenfeld Konzeption beinhaltet im<br />
System Weiterentwicklung die Abbildung und die<br />
Einordnung von militärpolizeilichen Erfordernissen<br />
auf ministerieller/strategischer Ebene sowohl im<br />
multinationalen wie auch im nationalen Bereich.<br />
Es umfasst dabei die Definition der sogenannten<br />
Soll-Fähigkeiten, also die Frage - was sollen Feldjäger<br />
zukünftig können. Die Konzeption bestimmt<br />
somit das sogenannte Fähigkeitsprofil und damit<br />
die zukünftige Ausrichtung des Feldjägerwesens<br />
in den verschiedenen Einsatzarten.<br />
Entsprechend den ministeriellen Vorgaben für die<br />
Bundeswehr werden im Kommando Feldjäger der<br />
Bundeswehr die Soll-Fähigkeiten für militärpolizeiliche<br />
Aufgaben definiert und dann in sogenannten<br />
bedarfsbegründenden Dokumenten auf konzeptioneller<br />
Ebene festgeschrieben. Dieser Prozess<br />
erfolgt in bundeswehrgemeinsamer Abstimmung.<br />
Maßgeblich hierfür ist der sogenannte „Integrierte<br />
Planungsprozess", in welchem die jeweiligen<br />
Forderungen am Fähigkeitsverbund „Führung-<br />
Aufklärung-Wirkung-Unterstützung" ausgerichtet<br />
sind und sich am Handlungs- und Leistungsspektrum<br />
der Bundeswehr orientieren.<br />
Das Fundament der Konzeption<br />
Hierbei geht es nicht um eine Optimierung von<br />
Feldjägerkräften, sondern um das Leistungsvermögen<br />
der Streitkräfte in Gänze. Ziel hierbei ist es,<br />
die Bundeswehr zu befähigen, militärpolizeiliche<br />
Aufgaben im gesamten Einsatzspektrum weltweit<br />
wahrzunehmen.<br />
Diese konzeptionellen Festlegungen sind dann<br />
in der Folge die Grundlage für die Weiterentwicklung<br />
des Aufgabenbereiches Feldjägerwesen<br />
Bundeswehr in allen weiteren Bereichen wie<br />
Ausrüstung, Ausbildung oder Doktrin. Dieser<br />
Prozess findet permanent statt und wird daher als<br />
kontinuierliche Zukunftsentwicklung bezeichnet.<br />
Sie dient im Zuge der Zielbildung zur Vorbereitung<br />
der Bundeswehr auf wahrscheinliche Herausforderungen.<br />
Die daraus abgeleitete Umsetzung im<br />
Aufgabenbereich Feldjägerwesen Bundeswehr hat<br />
zur Zielsetzung, langfristig die konzeptionelle und<br />
planerische Stabilität des eigenen Leistungs- und<br />
Fähigkeitsprofil zu gewährleisten. Dabei wird das<br />
aktuelle Aufgabenprofil ständig überprüft, Sachstände<br />
aktualisiert und auf Basis neuer Impulse<br />
ggf. um weitere Themen ergänzt. Impulse können<br />
aus allen Bereichen eingesteuert werden.<br />
(AJP) "Allied Joint Doctrine for Military Police", welche<br />
allerdings auch nur den (kleinsten) „gemeinsamen<br />
Nenner" abbildet, da die Bandbreite nationaler<br />
Militärpolizeien groß ist und vom sogenannten<br />
„US MP-Warrior" (eher infanteristisch geprägter<br />
Militärpolizist) über die Gendarmerien (eigenständige<br />
Polizeibehörden wie z. B. in Italien, den Niederlanden<br />
oder Spanien) bis hin zur traditionellen<br />
Militärpolizei reicht. Die deutschen Abweichungen<br />
von diesem internationalen Kerndokument spiegeln<br />
sich im sogenannten „Nationalen Ergänzungsdokument<br />
zur Allied Joint Publication 'Allied Joint<br />
Einsatz-, Aufgaben- und Fähigkeitsprofil<br />
Doctrine for Military Police'" wider. Als das national<br />
höchste feldjägerspezifische Dokument ist dieses<br />
Dachdokument für die Feldjäger richtungsweisend.<br />
Dieses Dokument grenzt die Regelungen der spezifischen<br />
deutschen militärpolizeilichen Führungsund<br />
Einsatzgrundsätze sowie Einsatzverfahren für<br />
den Einsatz von Feldjägern zum NATO Dokument<br />
ab. Es verdeutlicht den ganzheitlichen Ansatz<br />
der Rolle von Feldjägerkräften und Military Police<br />
Kräften in der Einsatz- und Operationsführung im<br />
Kontext der nationalen Besonderheiten.<br />
Das Einsatz-, Aufgaben- und Fähigkeitsprofil der<br />
Feldjägerkräfte wird in den oben genannten konzeptionellen<br />
Dokumenten sowie der Dokumentenlandschaft<br />
Einsatz festgelegt. Es umfasst dabei<br />
die wesentlichen Elemente:<br />
Im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr<br />
wurde mit der Konzeption der Bundeswehr (KdB)<br />
ein neues verbindliches Fundament gelegt. Dieses<br />
Dokument ist die zentrale, langfristige Grundsatzweisung<br />
für die gesamte Bundeswehr und das<br />
Dachdokument wie auch Ausgangspunkt für alle<br />
weiteren konzeptionellen Arbeiten. Mit diesem<br />
Neuansatz erfolgte eine noch stärkere Fokussierung<br />
als bisher auf den fähigkeitsorientierten<br />
Ansatz. In Folge verlieren alle bisherigen aufgabenbereichs-<br />
oder truppengattungsspezifischen<br />
konzeptionellen Papiere, wie die Teilkonzeption<br />
Feldjägerwesen Bundeswehr, ihre Bedeutung. Der<br />
Aufgabenbereich Feldjägerwesen Bundeswehr<br />
verfügt daher zukünftig nicht mehr über eine<br />
eigenständige Teilkonzeption, sondern ist mit<br />
seinem Aufgaben- und Fähigkeitsprofil in anderen<br />
Teilkonzeptionen eingebracht. Als Beispiel hierfür<br />
stehen die Teilkonzeption der Reihe Wirkung<br />
(bspw. Teilkonzeption Wirkung Land) oder die<br />
Teilkonzeption Territoriale und gesamtstaatliche<br />
Aufgaben.<br />
Die Einsätze der Bundeswehr erfolgen heute<br />
größtenteils im multinationalen Umfeld, sodass<br />
die Multinationalität die Aufgabenwahrnehmung<br />
der Bundeswehr prägt. Entsprechend sind die<br />
Regelungen/Doktrinen der NATO anzuwenden und<br />
im Bedarfsfall durch sogenannte nationale Ergänzungsdokumente<br />
zu ergänzen. Dieses wird in der<br />
sogenannten „Dokumentenlandschaft Einsatz" zusammengefasst.<br />
Für die Feldjäger besteht als Kerndokument<br />
bei der NATO die Allied Joint Publication<br />
Abb. 6 Aufgaben und Einsatzspektrum<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
56<br />
56<br />
57
Headline<br />
Headline<br />
• Einsatzprofil: Feldjägerdienst Inland/ Ausland,<br />
Feldjägereinsatz Inland, Feldjäger-/MP Einsatz<br />
Ausland<br />
• Sechs Kernaufgaben<br />
• Einzelaufgaben, Spezialisierungen<br />
• Fähigkeitsprofil: „Soldat-Feldjäger- Spezialist"<br />
Mit diesem Einsatz-, Aufgaben- und Fähigkeitsprofil<br />
unterstützt der Aufgabenbereich Feldjägerwesen<br />
Bundeswehr alle Organisationsbereiche<br />
und das Bundesministerium der Verteidigung<br />
sowie alliierte und befreundete Streitkräfte.<br />
Einsatzprofil<br />
Feldjägerdienst Inland/Ausland<br />
Der Aufgabenbereich Feldjägerwesen Bundeswehr<br />
trägt im Rahmen des Feldjägerdienstes Inland<br />
durch bedarfs-, zeit- und fähigkeitsgerechte Unterstützung<br />
zur Gewährleistung des Grundbetriebes<br />
bei. Die Wahrnehmung feldjägerspezifischer<br />
Aufgaben erfolgt dabei insbesondere zur Unterstützung<br />
der jeweils zuständigen Vorgesetzten bei<br />
der Gewährleistung der militärischen Sicherheit<br />
zum Schutz der eigenen Kräfte, der Aufrechterhaltung<br />
der militärischen Ordnung und Disziplin<br />
sowie zur sonstigen Unterstützung der Vorgesetzten.<br />
Der Feldjägerdienst Inland dient dabei der<br />
Erhöhung der Einsatzbereitschaft der Streitkräfte<br />
durch Unterstützungsleistungen, insbesondere<br />
durch die permanente Reaktionsfähigkeit rund um<br />
Feldjägereinsatz Inland<br />
In klarer Abgrenzung zum Feldjägerdienst Inland<br />
erfolgt der Feldjägereinsatz Inland im Rahmen<br />
der Katastrophenhilfe. Feldjäger können bei<br />
Naturkatastrophen oder besonders schweren<br />
Unglücksfällen im verfassungsrechtlichen Rahmen<br />
die Uhr, sowie die Bereitstellung feldjägerspezifischer<br />
Fähigkeiten, einschließlich eines Meldewesens<br />
für außergewöhnliche sicherheitsrelevante<br />
Lagen. Diese Unterstützungsleistung erfolgt<br />
flächendeckend im Inland. Der Feldjägerdienst<br />
Ausland findet im Zusammenhang mit Übungsvorhaben<br />
oder einer zeitlich befristeten Stationierung<br />
deutscher Kräfte im Ausland statt. Dafür<br />
erfolgt regelmäßig die Ausplanung von Feldjägern<br />
zur Wahrnehmung von erforderlichen militärpolizeilichen<br />
Aufgaben auf Grundlage der jeweiligen<br />
rechtlichen Vorgaben und unter Berücksichtigung<br />
der Einsatzgrundsätze für den Feldjägerdienst im<br />
Inland.<br />
auf Weisung des Verteidigungsministeriums hoheitliche,<br />
eingreifende und polizeiliche Befugnisse<br />
nach Maßgabe des jeweiligen Landesrechts - nach<br />
Übertragung durch die zuständigen Stellen - wahrnehmen.<br />
Abb. 7 Kernaufgaben Feldjägerwesen Bundeswehr<br />
Zuge der Neuausrichtung wurden diese Kernaufgaben<br />
umfassend überarbeitet: So wurde<br />
u. a. der bisherige „Aufgabenübergreifende Feldjägereinsatz"<br />
als selbstständige Aufgabe durch<br />
Gewahrsamsaufgaben ausgetauscht und der<br />
Beitrag zur Unterstützung von Heimat-, Raum und<br />
Militärischer Ordnungsdienst<br />
Objektschutz hervorgehoben. Weiterhin wurden<br />
die bisherigen Kernaufgaben in ihrer Ausgestaltung<br />
und inhaltlichen Hinterlegung (bspw. in<br />
Einsatzgrundsätzen, Ausbildung und Ausrüstung)<br />
der Einsatzrealität und dem neuen Aufgaben- und<br />
Einsatzspektrum angepasst.<br />
Feldjäger-/MP Einsatz Ausland<br />
Beim Einsatz deutscher Streitkräfte im Ausland<br />
sind im Rahmen der jeweiligen operationellen<br />
Erfordernisse Feldjäger vorzusehen, um Kommandeure<br />
oder Kommandeurinnen der deutschen<br />
Einsatzkontingente, deren Rechtsberater-Stabsoffiziere<br />
und die Vorgesetzten aller Ebenen durch<br />
Wahrnehmung militärpolizeilicher Aufgaben in<br />
Kernaufgaben<br />
nationaler wie multinationaler Verantwortung<br />
zu unterstützen. Daneben können internationale<br />
Organisationen oder andere Nationen durch<br />
Wahrnehmung militärpolizeilicher Aufgaben -<br />
gegebenenfalls auch im Rahmen einer multinationalen<br />
Militärpolizei - bei deren Einsatzaufgaben<br />
unterstützt werden.<br />
Militärischer Verkehrsdienst<br />
Im Militärischen Ordnungsdienst unterstützen<br />
Feldjäger die militärischen Vorgesetzten bei der<br />
Wahrnehmung ihrer Dienstaufsichtspflicht. Sie<br />
überwachen die militärische Disziplin und Ordnung<br />
und unterstützen bei deren Aufrechterhaltung<br />
und Wiederherstellung. Der Militärische<br />
Ordnungsdienst ist insbesondere gekennzeichnet<br />
durch Präventivdienst und unterstützenden Feldjägerdienst.<br />
Im Militärischen Verkehrsdienst wirken Feldjäger<br />
mit, die taktische und operative Bewegungsfreiheit<br />
der Streitkräfte zu gewährleisten. Sie leiten<br />
bei Bedarf Befehle der Führung weiter, unterstüt-<br />
In Abhängigkeit von den politischen und rechtlichen<br />
Vorgaben nimmt der Aufgabenbereich<br />
Feldjägerwesen Bundeswehr im oben beschrieben<br />
Einsatzprofil die sechs Kernaufgaben wahr. Im<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
58<br />
58<br />
59
Headline<br />
Headline<br />
zen die Führung der marschierenden Truppenteile<br />
in deren Aufgaben, stellen bei Bedarf deren Information<br />
über den weiteren Marschverlauf sicher<br />
und warnen oder regeln 1 den Zivilverkehr.<br />
Sie überwachen die Einhaltung der Kraftfahrbestimmungen<br />
beim Führen von Dienstfahrzeugen<br />
der Bundeswehr sowie, bei Vorliegen entsprechender<br />
Vereinbarungen, deren Einhaltung durch<br />
andere Streitkräfte.<br />
Sicherheitsaufgaben<br />
Durch Wahrnehmung von Sicherheitsaufgaben<br />
unterstützen Feldjäger die zuständigen Vorgesetzten<br />
bei der Durchführung ihrer Aufgaben zur Abwehr<br />
von Straftaten gegen die Bundeswehr, zur<br />
Beseitigung rechtswidriger Störungen der dienstlichen<br />
Tätigkeit und zur Auftragserfüllung der Bundeswehr.<br />
Hierbei stehen der Schutz, insbesondere<br />
von besonders gefährdeten Personen, und die<br />
Erhöhung der Einsatzbereitschaft von Kräften und<br />
Mitteln im Fokus (z. B. die Abwehr von Angriffen<br />
bzw. Straftaten und die Beseitigung von Störungen<br />
im Rahmen der Auftragsdurchführung).<br />
Erhebungen und Ermittlungsunterstützung<br />
Feldjäger stellen im Rahmen der jeweiligen gesetzlichen<br />
Befugnisse und des völkerrechtlichen<br />
Mandats Erhebungen und - aufgrund eines Ersuchens<br />
oder einer Beauftragung durch berechtigte<br />
Personen bzw. Institutionen - weitere Erhebungen<br />
und Ermittlungen an. Erhebungen durch Feldjäger<br />
sind Feststellungen eines Sachverhaltes im dienstlichen<br />
Bereich.<br />
Ziel solcher Erhebungen ist es, gesetzes- bzw.<br />
pflichtwidrige Zustände festzustellen oder zu beseitigen.<br />
Ermittlungsunterstützungen zum Zweck<br />
der Aufklärung eines Dienstvergehens führen<br />
Feldjäger nur auf Grundlage eines konkreten<br />
Ersuchens durch zuständige Disziplinarvorgesetzte<br />
durch.<br />
Abb. 8 Fähigkeitsprofil Feldjäger<br />
Spezialisierungen<br />
Unterstützung bei Heimat-/Raum- und Objektschutz<br />
Gewahrsamsaufgaben<br />
1 Bei Vorliegen der verfassungsrechtlichen Voraussetzungen<br />
Feldjäger leisten einen fachspezifischen Unterstützungsbeitrag<br />
im Rahmen des Heimat-, Raumund<br />
Objektschutzes mit dem vorrangigen Ziel,<br />
Beschädigungen, Zerstörungen, Inbesitznahme<br />
durch Dritte oder andere Beeinträchtigungen der<br />
Funktion von Objekten zu verhindern. Der Feldjägerbeitrag<br />
zum Heimatschutz ist vorrangig die<br />
Unterstützung der Absicherung militärischer Anlagen<br />
der Bundeswehr und der Stationierungsstreitkräfte<br />
Verbündeter im Inland. Der Beitrag zum<br />
Objektschutz durch Feldjäger umfasst den Schutz<br />
von besonders eingestuften und sicherheitsgefährdeten<br />
Objekten sowie kritischer Infrastruktur.<br />
Der Beitrag zum Raumschutz beinhaltet u. a. das<br />
Überwachen von Räumen sowie fähigkeitsspezifische<br />
Beiträge der Feldjäger zur Konvoi- und<br />
Marschbegleitung.<br />
Bei der Wahrnehmung von Gewahrsamsaufgaben<br />
der Bundeswehr außerhalb internationaler<br />
bewaffneter Konflikte unterstützen Feldjäger die<br />
zuständigen Vorgesetzten auf Grundlage der<br />
jeweiligen rechtlichen Vorgaben. Diese Unterstützung<br />
findet in allen Phasen dieser Aufgabe durch<br />
fachspezifische Beiträge sowie fachliche Beratung<br />
seitens Feldjäger statt.<br />
Fähigkeitsprofil Feldjäger<br />
Das individuelle Fähigkeitsprofil von Feldjägern<br />
besteht dabei aus drei Qualifikationsebenen: In<br />
erster Linie sind Feldjäger Soldaten, welche über<br />
die allgemeinmilitärischen Fähigkeiten ihrer jeweiligen<br />
Laufbahnausbildung verfügen. Sie erreichen<br />
damit die allgemeine Befähigung zum Kampf,<br />
die im Rahmen der Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />
vertieft wird. Kampf ist die verbindende Klammer<br />
der Landstreitkräfte. In zweiter Linie sind Feldjäger<br />
Militärpolizisten. Im Rahmen der fachlichen<br />
Dienstpostenausbildung werden Feldjäger in der<br />
Alle zuvor dargestellten Kernaufgaben bestehen<br />
aus Einzelaufgaben. Teile dieser Einzelaufgaben<br />
sind aufgrund ihres polizeiähnlichen Einsatzspektrums<br />
nur auf Grundlage einer ergänzenden<br />
militärpolizeispezifischen Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />
wahrzunehmen. Diese Einzelaufgaben<br />
werden als Spezialisierungen bezeichnet. Die wesentlichen<br />
Spezialisierungen sind in der Abbildung<br />
des Fähigkeitsprofils dargestellt. Sie erfordern<br />
neben den handwerklichen Kenntnissen eingehende<br />
Kenntnisse der rechtlichen Grundlagen<br />
sowie Einsatz- und Verfahrensgrundsätze militärpolizeilichen<br />
Vorgehens.<br />
Die umfangreichen unterschiedlichen Anforderungen<br />
an Feldjäger im Rahmen des Aufgaben - und<br />
Einsatzprofiles benötigen abgestimmte, aufeinander<br />
aufbauende Qualifikationsmerkmale, die zu einem<br />
individuellem Fähigkeitsprofil von Feldjägern<br />
führen sollen.<br />
lehrgangsgebundenen Ausbildung an der Schule<br />
für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr mit<br />
dem notwendigen militärpolizeilichen Basiswissen<br />
für alle Kernaufgaben im Sinne einer querschnittlichen<br />
militärpolizeilichen Erstbefähigung ausgestattet.<br />
In dritter Linie sind Feldjäger Spezialisten.<br />
Aus den Kernaufgaben herausgelöst benötigen<br />
bestimmte Einzelaufgaben, aufgrund des vielseitigen<br />
militärpolizeilichen Anforderungsspektrums<br />
im In- und Ausland, ein höheres Maß an fachlicher<br />
Spezialisierung und deren spezifischer Aus-,<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
60<br />
60<br />
61
63
Headline<br />
Headline<br />
3.3 Doktrin<br />
Oberstleutnant Ruben Thiel,<br />
Dezernatsleiter Regelungen/STANAG<br />
Fort- und Weiterbildung. Art und Umfang des<br />
Fähigkeitsbedarfs sind unter Berücksichtigung<br />
der jeweiligen Einsatz- und Ausbildungsspezifika<br />
ausgeplant. Dabei sieht der Regelfall eine auf<br />
maximal zwei Spezialisierungen begrenzte Zusatzqualifikation<br />
vor. Gleichzeitig spiegelt dieses Profil<br />
das Selbstverständnis des Aufgabenbereiches<br />
Feldjägerwesen Bundeswehr, „Soldat-Feldjäger-<br />
Spezialist", wider.<br />
Das Vorschriftenwesen der Bundeswehr unterliegt<br />
einem umfassenden Wandel. Dieser Wandel<br />
umfasst nicht nur eine Änderung der Bezeichnung<br />
- im neuen System werden aus den allseits<br />
bekannten Vorschriften die sogenannten Regelungen<br />
- sondern auch das äußere Erscheinungsbild<br />
der neuen Dokumente sowie die umfangreichen<br />
inhaltlichen Anpassungen. Dieser Paradigmenwechsel<br />
wird als das „Aktive Regelungsmanagement"<br />
bezeichnet. Hierfür zeichnet im System<br />
Weiterentwicklung Feldjägerwesen Bundeswehr<br />
das Systemelement Doktrin verantwortlich, welches<br />
sich im Dezernat Regelungen widerspiegelt.<br />
Doktrinen, insbesondere die neuen Regelungen,<br />
umfassen dabei die Umsetzung, vor allem die<br />
Verschriftlichung, der Fähigkeiten durch Festlegung<br />
von Führungs- und Einsatzgrundsätzen auf<br />
taktischer Ebene, im nationalen aber auch im<br />
multinationalen Bereich.<br />
des Umfangs erschwert wurde. Besonders für<br />
Feldjäger und deren Aufgabenerfüllung ist ein<br />
umfangreiches Vorschriftenwissen essentiell, welches<br />
mit der alten Vorschriftenlandschaft deutlich<br />
erschwert war. Auch war die Überarbeitung einer<br />
Vorschrift aufgrund der Schwerfälligkeit und<br />
Komplexität des damaligen Mitzeichnungssystems<br />
sehr zeitintensiv. Insbesondere konnten Erfahrungen<br />
aufgrund verschiedener Interessenlagen<br />
nicht zeitgerecht erfasst und eingebracht werden.<br />
Hinzu kam, dass der Änderungsdienst zusätzliche<br />
Ressourcen verbrauchte.<br />
Mit dem Arbeitsprogramm Deregulierung wurden<br />
die alten Strukturen des Vorschriftenwesens<br />
aufgebrochen und die Regelungen eingeführt.<br />
Auch unterliegen die Dokumente des Aktiven<br />
Regelungsmanagements einem regelmäßigen<br />
Zwang zur Überprüfung, sodass die Aktualität der<br />
enthaltenen Informationen stets hoch gehalten<br />
wird. Zudem sind die Zeiten für eine Überarbeitung<br />
deutlich verkürzt, wodurch auch kurzfristige<br />
Änderungen zeitnah umgesetzt werden können.<br />
Aktives Regelungsmanagement<br />
Die Entscheidung zur Reform des Vorschriftenwesens<br />
ist im Rahmen des Arbeitsprogramms<br />
Deregulierung im Zuge der Neuausrichtung der<br />
Bundeswehr im Jahr 2013 mit dem Ziel getroffen<br />
worden, einerseits die Zahl der Vorschriften<br />
deutlich zu reduzieren und den Wechsel von der<br />
gedruckten zur digitalen Form zu initiieren. Im Folgejahr<br />
waren die Vorschriften auf den Prüfstand<br />
zu stellen und bei Bedarf des Erhalts in das Regelungsformat<br />
zu überführen. Alle Vorschriften, die<br />
bis zum Ende des Jahres 2014, sozusagen als erste<br />
Hürde, nicht in die neue Systematik überführt<br />
wurden, sind außer Kraft. Spätestens seit 2015<br />
müssen alle formal überführten Vorschriften inhaltlich<br />
überarbeitet werden, um sie vor allem zu<br />
„entschlacken" und zu aktualisieren. Diese zweite<br />
Hürde muss bis Ende 2015 vollzogen sein, da<br />
alle bis dahin zwar formal überführten, inhaltlich<br />
aber nicht überarbeiteten Vorschriften ebenfalls<br />
außer Kraft gesetzt werden. Unberührt von dieser<br />
zeitlichen Regelung bleiben Neuerstellungen. Für<br />
die Feldjäger bietet diese vollständige Überarbeitung<br />
der gesamten Vorschriftenlandschaft sowie<br />
weiterer fachspezifischer Konzepte, Befehle und<br />
Weisungen - aus insgesamt etwa 100 verschiedenen<br />
Dokumenten werden etwa 35 - eine historische<br />
Chance. Mit dem Kommando Feldjäger<br />
der Bundeswehr gibt es nur noch eine Stelle, die<br />
fachliche Vorgaben macht, das heißt, dass eine<br />
einheitliche, stringente und logisch nachvollziehbare<br />
Dokumentenlandschaft geschaffen werden<br />
kann. Weiterhin kann, zentral gesteuert, auf die<br />
Fachexpertise der Feldjäger aus den Feldjägerverbänden<br />
als auch der Schule für Feldjäger und<br />
Stabsdienst der Bundeswehr zurückgegriffen werden,<br />
um einen kontinuierlichen Wissenstransfer<br />
sowie einen möglichst umfassenden Erfahrungserhalt<br />
zu garantieren.<br />
Vorteile von Regelungen<br />
Die Dokumente des Vorschriftenwesens der<br />
Bundeswehr zeichneten sich, besonders in der<br />
Endphase, in vielerlei Hinsicht negativ aus. Wenngleich<br />
die Inhalte über Jahrzehnte gewachsen und<br />
erprobt waren, konnte dennoch nicht verhindert<br />
werden, dass bereits Überholtes oder Binsen niedergeschrieben<br />
waren.<br />
Dies führte mitunter zu Dokumenten, deren<br />
Lesbarkeit und Verständlichkeit allein aufgrund<br />
Abb. 9 Dokumentenhierarchie<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
64<br />
64<br />
65
Headline<br />
Headline<br />
Dokumentenlandschaft Aufgabenbereich Feldjägerwesen Bundeswehr<br />
Fazit<br />
Die oben dargestellten Veränderungen im Rahmen<br />
des Aktiven Regelungsmanagement haben<br />
uns die Möglichkeit gegeben, eine eigene Dokumentenlandschaft<br />
Feldjägerwesen Bundeswehr<br />
aufzubauen. Diese kann man sich dabei als ein<br />
Haus vorstellen, welches in den beiden letzten<br />
Jahren entstand und bezogen wurde. Wie beim<br />
Hausbau gilt auch hier, ständig zu renovieren,<br />
zu verbessern, auszubauen und die Einrichtung<br />
aktuell zu halten.<br />
Im aktiven Regelungsmanagement wurde den<br />
feldjägerspezifischen Regelungen eine eigene Ordnungsnummer<br />
zugeteilt. Entsprechend haben alle<br />
Bundeswehrangehörigen auf der Intranet-Seite<br />
„Regelungen-Online" unter der Ordnungsnummer<br />
256 „Militärpolizeiliche Aufgaben" Zugriff<br />
auf die feldjägerspezifischen Regelungen.<br />
Dachdokument dieser feldjägerspezifischen Regelungslandschaft<br />
ist das schon im Absatz Konzeption<br />
erwähnte nationale Ergänzungsdokument zur<br />
NATO Allied Joint Publication (AJP) "Allied Joint<br />
Doctrine for Military Police". Dieses Dokument<br />
stellt mit der einschlägigen NATO Publikation den<br />
Rahmen für den Feldjägereinsatz auf der operativen<br />
Ebene. Parallel hierzu bestehen streitkräftegemeinsame<br />
Dokumente, die den Rahmen bei<br />
Multinationaler Bereich<br />
Neben der beschriebenen nationalen Hauptaufgabe<br />
des Dezernats Regelungen beteiligt sich das<br />
Kommando Feldjäger der Bundeswehr auch an<br />
der Ausrichtung der NATO Militärpolizei. Dazu<br />
wurde innerhalb des regelmäßig tagenden NATO<br />
Militärpolizei-Gremiums, dem sogenannten MP<br />
Panel, eine Arbeitsgruppe Doktrin gebildet. Deren<br />
Aufgabe ist es, die NATO Dokumente mit militärpolizeilicher<br />
Relevanz aktuell zu halten sowie<br />
politische Entwicklungen und Einsatzerfahrungen<br />
aller NATO Mitgliedsstaaten zu berücksichtigen.<br />
Dabei wird das wichtigste NATO Dokument für<br />
Militärpolizei derzeit von Deutschland als Verfasser<br />
betreut.<br />
Im Rahmen der Neuausrichtung haben NATO Dokumente<br />
einen signifikanten Stellenwert.<br />
querschnittlichen und übergreifenden Themen<br />
bilden. Diese gelten grundsätzlich für die gesamte<br />
Bundeswehr oder zumindest klar definierte Teile<br />
davon und haben in der Regel zumindest einen<br />
feldjägerspezifischen Anteil. Für diese Regelungen<br />
ist der Aufgabenbereich Feldjägerwesen Bundeswehr<br />
federführend verantwortlich. Im Obergeschoss<br />
unseres Dokumentengebäudes befinden<br />
sich die Grundsatzdokumente des Aufgabenbereiches<br />
Feldjägerwesen Bundeswehr. Diese<br />
setzen die grundsätzlichen Vorgaben für den<br />
Aufgabenbereich. Das Themenspektrum reicht<br />
von den grundsätzlichen Vorgaben zur Aufgabenwahrnehmung<br />
des Feldjägerdienstes Inland in der<br />
Bundeswehr, über die Beschreibung der Feldjägerregimenter<br />
bis hin zu Vorgaben wie im Bereich<br />
Datenschutz oder dem Grundsatzdokument für<br />
Aus-, Fort- und Weiterbildung. Im Erdgeschoss befinden<br />
sich die Verfahrens- und Durchführungsbestimmungen<br />
von Spezialisierungen und Einzelaufgaben.<br />
Sie bilden die Basis für Taktiken, Techniken<br />
und Verfahren der Feldjäger im Feldjägerdienst<br />
und Feldjäger-/MP- Einsatz. Aufbauend auf diesen<br />
Regelungen werden nach Maßgabe des Kommandos<br />
Feldjäger der Bundeswehr weitere fachspezifische<br />
detaillierte Ausbildungsunterlagen erstellt<br />
und erlassen. Hiermit wird die Einheitlichkeit von<br />
Lehre und Ausbildung sichergestellt.<br />
Die Dokumentenlandschaft der Bundeswehr baut<br />
verstärkt auf den NATO Doktrinen auf und verdeutlicht<br />
so den Stellenwert der multinationalen<br />
Interoperabilität.<br />
Dafür werden, neben den militärpolizeilich relevanten,<br />
auch querschnittliche NATO Dokumente<br />
auf ihre Konsistenz mit Grundsätzen, Taktiken,<br />
Techniken und Verfahren der Feldjäger hin geprüft,<br />
um eine möglichst umfangreiche Abbildung<br />
des deutschen Verständnisses der militärpolizeilichen<br />
Aufgaben zu erzielen. In ähnlicher Weise<br />
werden die Feldjäger auch durch die anderen<br />
Organisationsbereiche an ihren Regelungen beteiligt.<br />
So wird sichergestellt, dass die feldjägerspezifischen<br />
Anteile, wo notwendig und angebracht,<br />
umfassend und relevant abgedeckt sind.<br />
Aufgabe und Absicht des Systemelements Doktrin<br />
ist demnach keineswegs das simple Verfassen<br />
von Vorgaben und Verbindlichkeiten. Vielmehr<br />
werden durch das Sammeln, Auswerten und<br />
Beurteilen von aktuellen Entwicklungen sowie<br />
Erfahrungen und Ideen von Feldjägern handhabbare<br />
Handlungsanweisungen ebenengerecht<br />
erstellt. Unter Beteiligung der jeweiligen Experten<br />
3.4 Rüstung und Ausrüstung<br />
Oberstleutnant Andreas Birke,<br />
Dezernatsleiter Customer Product Management/<br />
Rüstung<br />
Innerhalb des Systems Weiterentwicklung erfolgt<br />
im Systemelement „Rüstung" des Dezernates<br />
„Customer Product Management/ Ausrüstung/Rüstung/Fähigkeitslage"<br />
die materielle Hinterlegung<br />
der im Systemelement „Konzeption" definierten<br />
SOLL-Fähigkeiten durch materielle IST-Fähigkeiten.<br />
Für die differenzierte Einsatz- und Auftragslage des<br />
Aufgabenbereiches Feldjägerwesen Bundeswehr<br />
ist es, insbesondere vor dem Hintergrund eines sich<br />
ständig wandelnden Umfeldes, im Rahmen der<br />
konzeptionellen Ausrichtung der Bundeswehr weiterhin<br />
unumgänglich, die Ausrüstung dem Einsatzund<br />
Wirkungsszenario kontinuierlich anzupassen.<br />
Dies wird für die materielle Rüstung im „Integrierten<br />
Planungsprozess" (IPP) und durch den Prozess<br />
des „Customer Product Management (novelliert)"<br />
(CPM (nov.)) - dem Verfahren zur Bedarfsermittlung<br />
und -deckung mit Produkten und Dienstleistungen<br />
im Geschäftsbereich des Verteidigungsministeriums<br />
- in Form haushaltsbegründender Dokumente,<br />
der haushälterischen Planung sowie durch die<br />
Finanzbedarfsanalyse sichergestellt. Als weiterer<br />
Prozess-Baustein erfolgt die Sicherstellung der<br />
durchgängigen Nutzung des eingeführten Wehrmaterials<br />
durch die Betriebs- und Versorgungsverantwortung.<br />
aus den Feldjägerregimentern und der Schule für<br />
Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr sollen<br />
praktikable Verhaltens- und Handlungsgrundsätze<br />
standardisiert zur Verfügung gestellt werden.<br />
So wird Handlungssicherheit im Feldjägerdienst<br />
beziehungsweise Feldjägereinsatz, national wie<br />
international, geschaffen.<br />
Das betrifft zum einen das querschnittliche Material,<br />
das zum größten Teil die Ausrüstung der<br />
Feldjäger bestimmt und somit die Basis bildet.<br />
Die Weiterentwicklung hat hier aufgrund verschiedenster<br />
beeinflussender Faktoren, wie z. B. dem<br />
immer schneller werdenden Innovationszyklus<br />
der Industrie, dem allgemeinen technologischen<br />
Fortschritt bzw. der immer wichtiger werdenden<br />
Integration von Bausteinen der Informationstechnologie<br />
oder des sich in der Qualität rasant ändernden<br />
Bedrohungspotential im Einsatz, in den<br />
letzten Jahren an Dynamik erheblich gewonnen.<br />
Wenngleich auch die vor mehr als zwei Jahren neu<br />
formulierten Verfahren in der Rüstung und Beschaffung<br />
die Schnittstellen deutlich reduziert und eine<br />
streitkräftegemeinsame Betrachtung aller Projekte<br />
deutlich vereinfacht haben, ist es deshalb umso<br />
wichtiger, ein Informations- und Netzwerkmanagement<br />
zu bilden, in dem Interessen des Aufgabenbereiches<br />
Feldjägerwesen Bundeswehr adäquat<br />
vertreten werden können. Zum anderen ist auch<br />
die feldjägerspezifische Ausrüstung, welche die<br />
querschnittliche Ausstattung in militärpolizeilicher<br />
Hinsicht ergänzt, permanent der Auftrags- und<br />
Einsatzlage anzupassen. Neben der Auswertung<br />
der Erkenntnisse aus dem Feldjägerdienst Inland<br />
und aus dem Feldjägereinsatz im Ausland ist insbesondere<br />
auch an ressortübergreifenden Vorgängen,<br />
Vorhaben und Prozessen zu partizipieren, um auch<br />
Entwicklungen bei den Polizeien der Länder und<br />
des Bundes in die Weiterentwicklung des Aufgabenbereiches<br />
Feldjägerwesen Bundeswehr einfließen<br />
lassen zu können.<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
66<br />
66<br />
67
Headline<br />
Fahrzeuge im Aufgabenbereich Feldjägerwesen Bundeswehr<br />
Abb. 11 VW T5<br />
Abb. 12 VW Widder<br />
Abb. 10 VW Widder während einer Marschbegleitung durch Feldjäger<br />
Ungeschützte Fahrzeuge<br />
Nach dem langen Nutzungszeitraum, in dem das<br />
Feldjägerstreifenfahrzeug „0,4t FJg" den Standard<br />
markierte und die Einführung des „Opel Kadett,<br />
FJg" zumindest in technischer Hinsicht ein neues<br />
Zeitalter im Feldjägerdienst einläutete, gestaltete<br />
sich die Weiterentwicklung der Feldjägerstreifenfahrzeuge<br />
in immer kürzeren Zyklen und gewann<br />
auch immer mehr an Dynamik. Natürlich war<br />
dies auch maßgeblich den Erkenntnissen aus den<br />
Einsätzen im In- und Ausland geschuldet. Mit der<br />
Einführung des Fahrzeugmanagements über die<br />
Bundeswehrfuhrparkservice GmbH wurde jedoch<br />
ein wahrer „Quantensprung" vollzogen. Für den<br />
Grundbetrieb und den Feldjägerdienst Inland ist<br />
der Aufgabenbereich mit ungeschützten Streifenfahrzeugen<br />
ausgestattet, welche für einen<br />
Zeitraum von ein bis vier Jahren bei der Bundeswehrfuhrparkservice<br />
GmbH angemietet werden.<br />
Diese überwiegend handelsüblichen Fahrzeuge<br />
sind neben der Sondersignalanlage („Blaulichtbrücke")<br />
unter anderem auch mit Fernmeldemitteln<br />
ausgestattet. Feldjägerspezifische Ausstattungen<br />
wie beispielsweise die Unfallaufnahmeausstattung<br />
können mit diesen Fahrzeugen ladungssicher<br />
transportiert werden.<br />
Zusätzlich ist der Aufgabenbereich mit geländegängigen,<br />
ungeschützten Fahrzeugen ausgestattet,<br />
weiche neben dem Einsatz im Inland auch für<br />
den Feldjägerdienst im Ausland vorgesehen sind.<br />
Auch hier ist die Weiterentwicklung seit Einführung<br />
des VW T2 Syncro in die Feldjägertruppe<br />
deutlich dokumentiert.<br />
Abb. 13 Wechselzeichenanlage<br />
Abb. 11<br />
Abb. 12<br />
Abb. 13<br />
Abb. 14<br />
Abb. 14 BMW R1200 RT<br />
Der VW T5 ist neben dem MB Vito das Standardfahrzeug im FJgDst<br />
Der Widder von VW markiert den Standard bei den geländegängigen<br />
Einsatzfahrzeugen<br />
Zur Begleitung von Schwerlasttransporten verfügt der AufgBer über<br />
Wechselzeichenanlagen, welche auf handelsübliche Transportfahrzeuge montiert sind<br />
Eskortendienst Aufgabenbereich Feldjägerwesen Bundeswehr<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
68<br />
69
Geschützte Fahrzeuge<br />
Speziell für den Feldjägereinsatz Ausland unter<br />
dem Szenar einer Bedrohung war es notwendig,<br />
an die jeweiligen Einsatzanforderungen angepasste,<br />
geschützte Fahrzeuge zu beschaffen. So verfügt<br />
der Aufgabenbereich über eine Typenvielfalt<br />
von geschütztem Transportraum. Diese Fahrzeuge<br />
verfügen über unterschiedliche Funktionalitäten<br />
wie Schutz, Kommunikationsmittel, Bewaffnung,<br />
Ladungskapazität sowie der Ausstattung mit einer<br />
Sondersignalanlage.<br />
Bei den Geschützten Führungs- und Funktionsfahrzeugen<br />
(GFF) verfügt der Aufgabenbereich in<br />
der Klasse 1 (GFF 1) über das geschützte Fahrzeug<br />
„ENOK" in der Variante „ENOK, Feldjäger" und<br />
„ENOK, Hundetransport", welche sukzessive den<br />
„WOLF, SSA" ablösen. Diese unbewaffneten Fahrzeuge<br />
sind mit Kommunikationsmitteln wie Funk,<br />
Satellitentelefon und einem Führungs- Informationssystem<br />
ausgestattet. Während in der Variante<br />
„ENOK, Feldjäger" Transportraum für vier Soldaten<br />
vorhanden ist, bietet die Variante „ENOK,<br />
Hundetransport" Platz für zwei Diensthundeführer<br />
und deren Diensthunde.<br />
Abb. 15 Protokollfahrzeug mit Sondersignalanlage<br />
Für den Personenschutzeinsatz im Inland stehen<br />
dem Aufgabenbereich Fahrzeuge der P5 Klasse<br />
(MB E-Klasse, 5er BMW und Audi A6) zur Verfügung,<br />
welche mit einer verdeckten Sondersignalanlage<br />
und zusätzlich mit Wechselkennzeichen<br />
ausgestattet sind. Für Personenschutzeinsätze in<br />
besonderen Einsatz- und Gefährdungslagen werden<br />
auch im Inland sondergeschützte Fahrzeuge<br />
eingesetzt. Im Rahmen protokollarischer Einsätze<br />
kann der Aufgabenbereich sowohl auf Protokollfahrzeuge<br />
der P5 Klasse (MB E-Klasse, 5er BMW<br />
und Audi A6) mit Sondersignalanlage als auch auf<br />
Eskortekräder vom Typ BMW R 1200 RT zurückgreifen.<br />
Abb. 16 Feldjäger ENOK<br />
Abb. 17 EAGLE<br />
Abb. 18 Mercedes Benz SSA markiert den Standard bei den geschützten geländegängigen Einsatzfahrzeugen<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
70<br />
70<br />
71
Headline<br />
Headline<br />
In der Klasse 2 (GFF 2) wurden der „EAGLE IV"<br />
und der „EAGLE V" für den Aufgabenbereich<br />
beschafft. Auch diese Fahrzeuge bieten Transportraum<br />
für vier Mann Besatzung, verbunden mit<br />
einem höheren Schutzniveau gegenüber der GFF<br />
Klasse 1, dazu verfügt das GFF 2 zusätzlich über<br />
eine fernlenkbare Waffenstation für das mittlere<br />
Maschinengewehr (derzeit Maschinengewehr MG<br />
3, Kaliber 7,62 mm). Eine Integration des Rüstsatzes,<br />
Feldjäger, unter anderem mit einer Sondersignalanlage,<br />
wurde initiiert.<br />
Als DINGO 2 und YAK werden die geschützten<br />
Fahrzeuge bezeichnet, welche für den Aufgabenbereich<br />
in der Klasse 3 (GFF 3) zum Einsatz kommen.<br />
Neben dem noch höheren Schutz der Besatzung<br />
gegenüber der Klassen 1 und 2 verfügen<br />
diese Fahrzeuge ebenfalls über eine fernlenkbare<br />
Waffenstation, allerdings für das schwere Maschinengewehr,<br />
Kaliber 12,7 mm oder für die 40<br />
mm Granatmaschinenwaffe. Der DINGO 2 bietet<br />
Transportraum für sechs Soldaten. Eine Integration<br />
des Rüstsatzes Feldjäger unter anderem mit einer<br />
Sondersignalanlage wurde analog zum EAGLE<br />
ebenfalls auf den Weg gebracht.<br />
Der YAK wiederum kann jeweils einen von drei<br />
unterschiedlichen Mehrzweckaufbauten aufnehmen.<br />
Diese bieten die Möglichkeit, den YAK als<br />
Gefangenentransporter, als Wasserwerfer oder als<br />
Feldjägereinsatzfahrzeug einzusetzen, im Detail<br />
bieten die Mehrzweckaufbauten folgende Spezifikationen:<br />
• Der Mehrzweckaufbau „Gefangenentransport"<br />
bietet sechs in Gewahrsam genommenen Personen<br />
und zwei Soldaten bzw. Soldatinnen zur<br />
Überwachung Platz.<br />
• Der Mehrzweckaufbau „Feldjägereinsatz" bietet<br />
Platz für drei Soldaten bzw. Soldatinnen, verfügt<br />
über eine fernlenkbare Waffenstation und kann<br />
- unter anderem - feldjägerspezifische Ausstattungen<br />
ladungssicher transportieren.<br />
• Der Mehrzweckaufbau „Wasserwerfer" kann<br />
mittels Druckluftimpuls 12 Liter Wasser im<br />
Einzelschuss oder 24 Liter im Doppelschuss bis<br />
zu 55 m weit werfen und wird im Rahmen von<br />
Crowd and Riot Control Einsätzen bei unfriedlichen<br />
Demonstrationen eingesetzt.<br />
Abb. 19 EAGLE IV Abb. 20 Dingo 2<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
72<br />
72<br />
73
Headline<br />
Headline<br />
Funk und Führungsmittel im Wandel<br />
Der Weg vom Feldkabel zu Funk- und Kommunikationssystemen<br />
Abb. 21 YAK mit Mehrzweckaufbau Gefangenentransport, FJg-Einsatz und Wasserwerfer<br />
(von links nach rechts)<br />
Zur Betankung des YAK mit Mehrzweckaufbau<br />
„Wasserwerfer" kommt der Lkw 15t Multi mit<br />
Fahrzeug-Schutz-Ausstattung zum Einsatz, welcher<br />
10.000 Liter Wasser in seinem verlasteten<br />
Tankcontainer mitführen kann. Zum Transport von<br />
Munition, Wasser, Betriebsstoff oder Stückgut<br />
kommen Geschützte Transportfahrzeuge (GTF)<br />
zum Einsatz. Speziell im Aufgabenbereich wird<br />
hierzu der „Lkw, 4x4, Winde, geschützt" eingesetzt.<br />
Dieser Lkw bietet Transportraum für zwei<br />
Soldaten bzw. Soldatinnen und ist ebenfalls mit<br />
Kommunikationsmitteln ausgestattet.<br />
Über Jahre umfassten die Funk- und Fernmeldemittel<br />
die Möglichkeit der Weitergabe von<br />
Befehlen mittels Sprache. Dabei handelte es sich<br />
um eine analoge Welt, bestehend aus dem Feldkabelbau<br />
bis hin zu den heute noch in Nutzung<br />
befindlichen Funkgeräten, z. B. SEM 52.<br />
Dabei war die Leistungsfähigkeit der verschiedenen<br />
Funk- und Fernmeldemittel unter den besonderen<br />
Bedarfsforderungen des Feldjägerdienst/<br />
Feldjägereinsatz eher limitiert. Insbesondere der<br />
nichtsprachliche Informationsaustausch, wie z.<br />
B. mittels Kurznachrichten, lässt sich mit den<br />
derzeitigen Fernmeldemitteln nur eingeschränkt<br />
realisieren.<br />
Mit dem Wandel der Fernmelde- und Informationstechnik<br />
von analoger zu digitaler Datennutzung<br />
war bzw. ist es unerlässlich, mit der auch<br />
zivil genutzten Technik Schritt zu halten. Dem<br />
folgend, wurde eine Initiative erarbeitet, die „Mobile<br />
Taktische Kommunikation". Das Ziel dieser<br />
Initiative ist nicht nur die Beschaffung von neuen<br />
Funkgeräten, sondern auch die Hinwendung zur<br />
Nutzung eines „Internet Protokoll" basierenden<br />
Netzwerks. Hier sollen alle gesammelten Erfahrungen<br />
der letzten Jahre mit einfließen.<br />
Insbesondere die Herausforderungen zur Netzabdeckung,<br />
die Anbindung an unsere nationalen<br />
aber auch multinationalen Partner, das Übermitteln<br />
der eigenen Position und auch die mobile<br />
Anbindung an die „Behörden und Organisationen<br />
mit Sicherheitsaufgaben" wurden als Kernforderungen<br />
formuliert. Für unseren Aufgabenbereich<br />
skizziert soll es dabei eine Verbindung von einem<br />
Gefechtsstand bis hin zur Ebene „Feldjägerstreife"<br />
ohne Zwischenstationen geben - das heißt im<br />
taktischen Sinne - „ebenenübergreifend".<br />
Abb. 23 SEM 52 SL<br />
Abb. 22 GTF 5t (LKW, 4x4, geschützt)<br />
Um die taktische und mobile Kommunikation zu<br />
verbessern, wird unter anderem in einer Studie<br />
untersucht und erprobt, inwiefern eine Breitbanddatenübertragung<br />
und eine Bündelung von Funk<br />
nutzbar sind. Da ein solches System aus mobilen<br />
Zellen bestehen soll, welche die Integration<br />
der Systemkomponenten in einem geschützten<br />
Fahrzeug (GFF/GTF) erlauben, spricht man von<br />
„Hochmobilen Zellularen Netzen". Diese hochmobilen<br />
Zellen erlauben nicht nur eine direkte<br />
Funkkommunikation von einem zum anderen<br />
Fahrzeug, sondern bilden in der Fläche verteilt<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
74<br />
74<br />
75
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eine Infrastruktur, welche eine weitreichende<br />
Netzabdeckung ermöglicht (zellulares Netz). Das<br />
heißt jeder ist nicht nur Sender und Empfänger<br />
einer Nachricht sondern reicht diese automatisch<br />
bei Bedarf an den eigentlichen Empfänger weiter.<br />
Ein zukünftig geplantes zellulares Netz besteht dabei<br />
aus den Hauptkomponenten „Mobile Zelle",<br />
„Grundbefähigung" und „Verlegefähige Zelle".<br />
Die Initiative „Mobile Taktische Kommunikation"<br />
und die daraus resultierende Umsetzung, wie z. B.<br />
„Hochmobile Zellulare Netze", wird für das Feldjägerwesen<br />
Bundeswehr eine deutliche Steigerung<br />
der Führungsfähigkeit bedeuten, was sich nicht<br />
zuletzt auf die Qualität der Auftragserfüllung<br />
auswirken wird.<br />
Feldjägerspezifische Bekleidung und Ausrüstung<br />
Grundsätzlich verfügte der Feldjäger seit Gründung<br />
der Truppengattung über die persönliche<br />
Bekleidung und Ausrüstung des Heeres. Darüber<br />
hinaus galt es, den einsatzspezifischen Forderungen<br />
der Feldjäger auch in diesem Segment<br />
gerecht zu werden.<br />
Anfang der 70er Jahre wurden Feldjäger mit dem<br />
„Koppelzeug" und der „Pistolentasche, Feldjäger"<br />
ausgerüstet. Aufgrund der Fertigung in<br />
weißem Leder wurde dieser Sonderbekleidungssatz<br />
- insbesondere auch im Zusammenhang mit<br />
der „Schirmmütze, Feldjäger" mit einem weißen<br />
Schirmbezug - umgangssprachlich als „Weißzeug"<br />
bezeichnet. Aufgrund der Standardisierung<br />
und des Bedarfs, sich auch optisch an die<br />
Militärpolizeien der verbündeten NATO Staaten<br />
anzupassen und gleichzeitig den immer mehr<br />
aufkommenden Einsatzverpflichtungen gerecht<br />
zu werden, wurde ab 1992 daran gearbeitet, das<br />
„Weißzeug" gegen das heute noch vorhandene<br />
„Schwarzzeug" auszutauschen.<br />
Seit 2004 tragen Feldjäger das „Schwarzzeug",<br />
wie früher bereits das „Weißzeug", mit Stolz. Die<br />
Armbinde „MP/Feldjäger" gilt als klares Erkennungszeichen<br />
für den heutigen deutschen Militärpolizisten<br />
im In- sowie im Ausland. Ansonsten<br />
erhielt der Feldjäger mit Einführung des Schwarzzeuges<br />
moderne Einsatzmittel wie den Rettungsund<br />
Mehrzweckeinsatzstock, eine Stabtaschenlampe<br />
und ein neues adaptives Koppel, mit der<br />
Möglichkeit zur Aufnahme von Magazintaschen,<br />
Reizstoffsprühgerät 4, Pistolenholster, Handschließen<br />
und weiterer Ausrüstungsgegenstände.<br />
Abb. 24 Operationelles Konzept HochZeN (oben) und Mobile Zelle integriert in EAGLE IV (unten)<br />
Abb. 25 So könnten Teile des geplanten neuen „Schwarzzeugs" aussehen<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
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Headline<br />
Waffen: Vom Gewehr G1 und Pistole P1 zu den heutigen Handwaffen<br />
Das gilt auch für die Bewaffnung. Die erste Ausstattung<br />
der Feldjägertruppe mit Waffen war sehr<br />
übersichtlich und bestand in den Anfängen aus<br />
der Pistole P1. Ergänzt wurde die Ausstattung ab<br />
1959 mit dem bekannten Gewehr G3, das seinerzeit<br />
das erste Standardgewehr der Bundeswehr,<br />
das G1, ersetzte.<br />
Auch eingeführt wurde die Maschinenpistole MP2<br />
(UZI), weiche bis zum heutigen Tage vereinzelt<br />
noch in der Nutzung ist.<br />
Damit war die Feldjägertruppe lange Zeit nur<br />
querschnittlich bewaffnet.<br />
Als erste Waffe für eine Spezialisierung im Aufgabenbereich<br />
Feldjägerwesen Bundeswehr wurde<br />
in den sechziger Jahren die Pistole P21, auch<br />
bekannt als Walther PPK, sowie ab 1985 erstmalig<br />
eine Pistole „exklusiv" für den Aufgabenbereich,<br />
die Pistole P7, eingeführt, welche 2013 durch die<br />
Pistole P30 abgelöst wurde. Zusätzlich wurde den<br />
besonderen Anforderungen des Personen- und<br />
Begleitschutzes mit dem Austausch der Maschinenpistole<br />
MP2 durch die MP5k Rechnung<br />
getragen. Die MP5k wurde bis 2012 genutzt und<br />
bereits ab 2008 durch die Maschinenpistole MP7<br />
schrittweise abgelöst. Hier wurden erstmalig nutzerspezifische<br />
Ergänzungssätze (Standard/ Personenschutz)<br />
implementiert. Ein Konzept, das auch<br />
für das ab 1998 eingeführte Sturmgewehr G36<br />
später umgesetzt wurde. Die nutzerspezifischen<br />
Anforderungen wurden hier bei dem in 2014 eingeführten<br />
Gewehr G36K A4, berücksichtigt. Auch<br />
hier gibt es einen speziell auf die Feldjägertruppe<br />
zugeschnittenen Ergänzungssatz.<br />
Anstehende Projekte sind u. a. die Regeneration<br />
des Maschinengewehrs MG3. Dies soll in<br />
zwei Klassen erfolgen, MG, leicht (MG4, Kaliber<br />
5,56mm) sowie MG, mittel (MG5, Kaliber<br />
7,62mm). Der Aufgabenbereich verfügt bereits<br />
jetzt, jedoch in geringen Stückzahlen, über das<br />
MG4.<br />
Auch an dem Projekt für den Nachfolger des<br />
Scharfschützengewehrs G22 ist der Aufgabenbereich<br />
beteiligt.<br />
Über „Einsatzbedingten Sofortbedarf" wurde<br />
auch das Gewehr G28 „Designated Marksman<br />
Rifle" eingeführt.<br />
Nicht vergessen werden soll hier die Pistole P8,<br />
die vor fast 20 Jahren als Standardbewaffnung,<br />
zeitgleich mit dem G 36, eingeführt wurde und<br />
auch weiterhin im Aufgabenbereich Feldjägerwesen<br />
Bundeswehr genutzt wird.<br />
Abb. 26 Über Jahrzehnte hinweg der Standard in der Bewaffnung der Bw: P1, G3 und MP2 (von links nach rechts)<br />
Abb. 27 Können mit nutzerspezifischen Ergänzungssätzen ausgestattet werden - MP7, G36k und G28<br />
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<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
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3.5 Neugestaltung der Ausbildung<br />
Oberstleutnant Oliver Stratmann,<br />
Dezernatsleiter Ausbildung und Internationale<br />
Kooperation<br />
Im System der Weiterentwicklung des Aufgabenbereiches<br />
Feldjägerwesen Bundeswehr stellt der<br />
Bereich der Ausbildung das Element dar, in dem<br />
Konzeption und Rüstung in die konkreten Vorgaben<br />
für die fachliche Ausbildung von Feldjägern<br />
integriert werden. Darüber hinaus werden hier<br />
streitkräftegemeinsame Vorgaben und Forderungen<br />
in die Ausbildung der Feldjäger implementiert.<br />
Laufbahnausbildung<br />
Als fachlich zuständige Stelle für die Aus-, Fort -<br />
und Weiterbildung der Feldjäger entwickelt das<br />
Kommando Feldjäger der Bundeswehr Vorgaben<br />
für die militärfachliche Ausbildung von Führungsund<br />
Fachpersonal im Aufgabenbereich und übernimmt<br />
die Steuerung der Ausbildung an der Schule<br />
für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr.<br />
Angelehnt an das bewährte Prinzip der Verbindung<br />
von Unterricht und Praxis, wie es aus<br />
der zivilen Berufsausbildung bekannt ist, ist die<br />
Ausbildung der Feldjäger in mehrere Lehrgangsund<br />
Praktikumsabschnitte gegliedert. Insgesamt<br />
verbringen die Soldatinnen und Soldaten im<br />
Verlaufe ihrer ersten drei Ausbildungsjahre etwa<br />
24 Monate an verschiedenen Ausbildungseinrichtungen<br />
der Bundeswehr und 12 Monate in einer<br />
Feldjägereinheit, wo sie das erworbene Wissen<br />
unter Anleitung erfahrener Feldjäger in der Praxis<br />
anwenden können.<br />
Der dabei zu erreichende Dreiklang „Soldat-<br />
Feldjäger-Spezialist" stellt aufgrund der Vielfältigkeit<br />
der Fähigkeitsforderungen an die Feldjäger<br />
die größte Herausforderung dar. Trotz des stark<br />
militärpolizeilich geprägten Aufgabenspektrums<br />
sind Feldjäger in erster Linie Soldaten. Die zum<br />
Bestehen im Kampf erforderlichen Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten stehen folglich zu Beginn der<br />
militärischen Ausbildung im Mittelpunkt.<br />
Abb. 29 Feldjäger bei der Schießausbildung<br />
Im Rahmen der Laufbahnausbildung erfolgt darüber<br />
hinaus die Qualifikation als Feldjäger für den<br />
Dienst in Deutschland und für Einsätze weltweit.<br />
Jeder Feldjägerfeldwebel kann zum Abschluss des<br />
dritten Ausbildungsjahres im militärischen Verkehrs-<br />
und Ordnungsdienst eingesetzt werden. Er<br />
kann weiterhin Sicherheitsaufgaben wahrnehmen,<br />
zum Beispiel bei der Absicherung eines feierlichen<br />
Gelöbnisses in der Öffentlichkeit oder im<br />
Rahmen der Zugangskontrolle zu einem militärischen<br />
Sicherheitsbereich. Darüber hinaus kann er<br />
an einem Unfall- oder Tatort erste Maßnahmen<br />
der Spurensicherung durchführen und erforderliche<br />
Maßnahmen zur Aufklärung von einfachen<br />
Sachverhalten einleiten. Er ist zur Sicherung von<br />
Objekten befähigt und kann im Rahmen von Einsätzen<br />
zur Bewältigung von Unglücksfällen oder<br />
Katastrophen eingesetzt werden. Der korrekte<br />
und rechtssichere Umgang mit in Gewahrsam<br />
genommenen Personen rundet dieses grundlegende,<br />
jedoch bereits überaus fachlich geprägte und<br />
vielfältige Fähigkeitsprofil des Aufgabenbereiches<br />
Feldjägerwesen Bundeswehr ab.<br />
Feldjägeroffiziere erreichen diesen Ausbildungsstand<br />
nach 7 1/2 Jahren, bedingt durch das in die<br />
Laufbahnausbildung integrierte Hochschulstudium.<br />
Abb. 28 Feldjäger eingesetzt als Wasserwerfer mit Postenkette<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
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Fachliche Spezialisierung<br />
Weiterbildung und Fortbildung<br />
Als letzter Schritt der Ausbildung der Feldjägerfeldwebel<br />
erfolgt im vierten Dienstjahr der Erwerb<br />
von einer oder auch zwei Spezialisierungen, die<br />
eine deutliche Vertiefung der Kenntnisse, Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten aus dem grundlegenden<br />
Aufgabenspektrum mit klarer Fokussierung auf<br />
einen kleinen Bereich darstellen. In der Abbildung<br />
„Fähigkeitsprofil Feldjägerwesen Bundeswehr"<br />
(siehe Abb. 8 Fähigkeitsprofil Feldjäger) sind diese<br />
Spezialisierungen im äußeren Kreis erkenntlich.<br />
Aufgrund der differenzierten Rechtsstellung der<br />
Feldjäger je nach Auftrag und Ort, sind in der<br />
Ausbildung die Herausforderungen des Feldjägerdienstes<br />
im Inland mit den Anforderungen<br />
von Feldjägereinsätzen im Ausland in Einklang zu<br />
bringen.<br />
Dies verleiht der Ausbildung ein hohes Maß an<br />
Komplexität. Während einige Aufgaben, wie zum<br />
Beispiel die Kontrolle von Gefahrguttransporten,<br />
nur in Deutschland ausgeführt werden, sind<br />
andere Aufgaben, wie beispielsweise die Durchführung<br />
von Zugriffsdurchsuchungen, ausschließlich<br />
im Ausland bzw. im Einsatz anzuwenden. Ein<br />
erheblicher Anteil des Aufgabenspektrums findet<br />
dennoch sowohl im Inland wie auch im Ausland<br />
Anwendung.<br />
Dies wiederum bringt teilweise sehr unterschiedliche<br />
Ausführungsmodalitäten mit sich. Zur<br />
Verdeutlichung sei aufgeführt, dass der Personenschutz<br />
für eine Person innerhalb Deutschlands sich<br />
vom Personenschutz für eine Person im Auslandseinsatz<br />
unter anderem aufgrund der Bedrohungslage,<br />
der eingesetzten Waffen und des Materials,<br />
der Evakuierungsoptionen, der Verfügbarkeit<br />
ärztlicher Unterstützung, der Einbindung anderer<br />
Kräfte und vieler weiterer Umstände unterscheidet,<br />
die teilweise erhebliche taktische Anpassungen<br />
erforderlich machen.<br />
Für Feldjägeroffiziere ist der Erwerb derjenigen<br />
Spezialisierung vorgesehen, die dem geführten<br />
Feldjägerzug entspricht.<br />
Um die dargestellte Pluralität der Fähigkeitsforderungen<br />
bewältigen zu können, sind zusätzlich zu<br />
einer fundierten Ausbildung die stetige Weiterbildung<br />
und Inübunghaltung sowie eine zielgerichtete<br />
Fortbildung erforderlich.<br />
Eine besondere Bedeutung hat deshalb die<br />
Fortbildung zum Führer bzw. zur Führerin einer<br />
Spezialisierung, zum Beispiel zum Kommandoführer<br />
bzw. zur Kommandoführerin im Personenschutz<br />
oder zum Führer bzw. zur Führerin einer<br />
Ausbildungseinrichtungen<br />
Lebenslanges Lernen und damit die stetige persönliche<br />
Weiterentwicklung ist auch außerhalb<br />
der Spezialisierung ein Eckpfeiler der Qualitätssicherung<br />
im Aufgabenbereich Feldjägerwesen<br />
Bundeswehr. Aus diesem Gedanken heraus<br />
werden sowohl für Feldjägerfeldwebel als auch für<br />
Feldjägeroffiziere regelmäßig Fort- und Weiterbildungslehrgänge<br />
durch die Schule für Feldjäger<br />
und Stabsdienst der Bundeswehr durchgeführt.<br />
Erhebungs- und Ermittlungsgruppe. Soldaten<br />
bzw. Soldatinnen mit besonderem Leistungsprofil<br />
werden in diesem Rahmen dazu geschult, spezialisierte<br />
Feldjäger ihrer Einheiten in Übung zu halten<br />
und weiterzubilden. Im Sinne dieses Prinzips<br />
des lebenslangen Lernens besuchen die Führer<br />
bzw. Führerinnen der Spezialisierungen einmal<br />
innerhalb von jeweils zwei Jahren einen Weiterbildungslehrgang<br />
bei der Schule für Feldjäger und<br />
Stabsdienst der Bundeswehr.<br />
Als zentrale Ausbildungseinrichtung für die<br />
fachliche Ausbildung von Feldjägern ist die Schule<br />
für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr in<br />
Hannover mit einer ausgezeichneten Infrastruktur<br />
ausgestattet.<br />
Die Nachstellung von Tatorten, eine hoch professionelle<br />
Fahrfläche, Teile des Truppenübungsplatzes<br />
Bergen und eine Raumschießanlage sind dabei<br />
nur einige Beispiele für sogenannte „Handlungs-<br />
Abb. 30 Feldjäger bei der Ausübung ihrer Spezialisierungen (Personenschutz)<br />
Abb. 30a Feldjäger bei der Ausübung ihrer Spezialisierungen (Personenschutz)<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
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3.6 Feldjäger im Blick der internationalen Zusammenarbeit<br />
Oberstleutnant Oliver Stratmann, Dezernatsleiter<br />
Ausbildung und internationale Kooperation<br />
Die internationale Zusammenarbeit in NATO,<br />
Europäischer Union und den Vereinten Nationen<br />
ist ein bestimmender Faktor für die Auftragserfüllung<br />
der Bundeswehr. Auf der Ebene Kommando<br />
Feldjäger der Bundeswehr ist es die internationale<br />
Kooperation als Element des Systems Weiterentwicklung,<br />
welche die internationale Zusammenarbeit<br />
steuert. Die internationale Zusammenarbeit<br />
im Auftrag der Bundesregierung vollzieht sich<br />
ressortübergreifend und auf mehreren Ebenen mit<br />
dem Ziel, mit Regierungen anderer Staaten Kontakte<br />
zu entwickeln, zu pflegen und auszubauen,<br />
um so Konfliktvorsorge zu treffen und damit langfristig<br />
zur Krisenvorsorge und Stabilitätsförderung<br />
beizutragen.<br />
Um eine zielgerichtete und erfolgreiche internationale<br />
Zusammenarbeit zu ermöglichen, ist es<br />
erforderlich, ein breites Spektrum von Fähigkeiten<br />
vorzuhalten.<br />
Handlungsfelder der internationalen Zusammenarbeit<br />
Das Kommando Feldjäger der Bundeswehr<br />
gestaltet die internationale Zusammenarbeit im<br />
Militärpolizeiwesen in verschiedenen Handlungsfeldern<br />
aus.<br />
Abb. 31 Erheber und Ermittler bei der Ausbildung in einem Handlungstrainer der Schule für Feldjäger und Stabsdienst der<br />
Bundeswehr<br />
trainer", welche die Ausbildung unter realistischen<br />
Bedingungen und mit abwechslungsreichen Situationen<br />
gewährleisten.<br />
Die Verknüpfung dieser Einrichtungen ermöglicht<br />
am Ende den letzten Schritt der Ausbildung: die<br />
Übung. Nachdem die Feldjäger in ihrer Spezialisierung<br />
ausgebildet und durch die Führer bzw.<br />
Führerinnen der Spezialisierungen zu einem funktionierenden<br />
Team weitergebildet worden sind,<br />
gilt es nun abschließend dafür Sorge zu tragen,<br />
dass die verschiedenen Spezialisierungen auch<br />
gemeinsam wirken können. Im Rahmen einer<br />
Zugriffsdurchsuchung können beispielsweise der<br />
Zugriffstrupp selbst, die Erheber/Ermittler, mehrere<br />
Diensthundeteams, Präzisionsschützen und nicht<br />
spezialisierte Sicherungskräfte beteiligt sein.<br />
Um das Zusammenwirken dieser Kräfte noch<br />
effektiver zu ermöglichen, werden die Ressourcen<br />
der Schule für Feldjäger und Stabsdienst der<br />
Bundeswehr ab 2016 in dem Übungszentrum<br />
Feldjäger Bundeswehr zusammengefasst. Dadurch<br />
werden die Nutzung für die Feldjägerregimenter<br />
vereinfacht und die beschriebenen Übungen<br />
ermöglicht.<br />
In der Zusammenfassung ist festzustellen, dass die<br />
fachliche Ausbildung von Feldjägern der stetigen<br />
Anpassung an die Anforderungen des Dienstes<br />
und der Einsätze unterliegt und auf bewährte<br />
Prinzipien der Erwachsenenbildung zurückgreift.<br />
Die Ausbilder sind einsatzerfahrene Profis und die<br />
Ausbildungseinrichtungen entsprechen hohen<br />
Standards. Wir können unseren Feldjägern keine<br />
Erfahrung lehren, aber wir bereiten sie so gut vor,<br />
dass sie diese selbst sammeln können.<br />
Abb. 32 Handlungsfelder der internationalen Zusammenarbeit im Jahr 2015<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
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86<br />
86<br />
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Headline<br />
Headline<br />
So besteht mit Österreich eine strukturierte Partnerschaft,<br />
welche über viele Jahrzehnte gewachsen<br />
ist. Diese erstreckt sich von gegenseitigen<br />
Lehrgangsteilnahmen über gemeinsame Übungen<br />
bis hin zu gemeinsamen Einsätzen im Rahmen der<br />
Krisenvorsorge. In den letzten Jahren wurde diese<br />
Zusammenarbeit als eine Kooperation im sogenannten<br />
D-A-CH Verband (Deutschland - Österreich<br />
- Schweiz) sowie unter Beteiligung von Polen<br />
Besondere Kooperationen im Rahmen der NATO<br />
Ein weiterer Bestandteil der internationalen<br />
Kooperation ist die Beteiligung des Aufgabenbereiches<br />
Feldjägerwesen Bundeswehr am Standardisierungsprozess<br />
der NATO.<br />
Für die Ausplanung zur Neuausrichtung der<br />
Bundeswehr wurde als eine der ministeriellen<br />
Leitlinien die konsequente Ausrichtung auf den<br />
Einsatz sowie die zukünftig steigende Bedeutung<br />
der multinationalen Zusammenarbeit vorgegeben.<br />
Es kam dabei nicht nur darauf an, eingegangene<br />
internationale Verpflichtungen verlässlich erfüllen<br />
zu können, sondern auch die Befähigung der Bundeswehr<br />
zum multinationalen Zusammenwirken<br />
mit den Partnern in NATO und Europäischer Union<br />
durch konsequenten Aus- und Aufbau modularer<br />
und interoperabler Fähigkeitspakete zu verbessern<br />
und zu erweitern.<br />
Das wesentliche Instrument zur Herstellung und<br />
Erhaltung von Interoperabilität ist die Standardisierung<br />
von Grundsätzen, Verfahren und Material.<br />
Vor dem Hintergrund der Erweiterung der NATO<br />
und der Zusammenarbeit mit „Partnership for<br />
Peace“-Staaten wächst die Bedeutung von Standardisierung<br />
stetig.<br />
Diese Standardisierungsarbeit für die Militärpolizeien<br />
der NATO und „Partnership for Peace“-<br />
Nationen findet im „NATO Military Police Panel"<br />
statt. Dieses Gremium ist der „Land Operations<br />
Working Group" zugeordnet und fester Bestandteil<br />
der NATO Standardisierungsorganisation.<br />
Das NATO Military Police Panel tagt dreimal<br />
jährlich an wechselnden Orten. Es hat durchschnittlich<br />
50 Teilnehmer aus 22 Nationen sowie<br />
NATO Dienststellen bzw. Partnerorganisationen.<br />
Dies sind beispielsweise das Allied Command<br />
Operations, das Allied Command Transformation,<br />
das NATO Military Police Centre of Excellence, das<br />
NATO Stability Policing Centre of Excellence, die<br />
Joint Forces Commands sowie das Hauptquartier<br />
der European Gendarmerie Force.<br />
Das wesentliche Grundlagendokument der NATO<br />
für die Aufgabe „Military Police" ist das Standardization<br />
Agreement 2296, die „Allied Joint<br />
Doctrine for Military Police". Dieses Dokument<br />
definiert auf operativer Ebene die Möglichkeiten<br />
der militärpolizeilichen Unterstützung in multinationalen<br />
Einsätzen sowie die Rolle des Provost<br />
Marshal als militärpolizeilicher Berater des Kommandeurs.<br />
Deutschland nimmt seit 2009 die Funktion<br />
des Kustoden für dieses Dokument wahr. Dies<br />
beinhaltet die Verantwortlichkeiten als Bearbeiter<br />
bzw. Verfasser sowie als international arbeitender,<br />
fachlicher und administrativer Koordinator für das<br />
Dokument im Auftrag der NATO.<br />
Abb. 33 Feldjäger bei einer multinationalen Übung<br />
in verschiedenen Projekten fortgeschrieben und<br />
intensiviert. Mit Polen bestehen derzeit bilaterale<br />
Beziehungen auf Ebene einer wechselseitigen<br />
Unterstützung mit dem Ziel, eine strukturierte<br />
Partnerschaft zu schaffen. Entsprechende Positionspapiere<br />
(Letters of Intent) im Militärpolizeiwesen<br />
wurden durch die Verantwortlichen der<br />
beiden Militärpolizeien gezeichnet.<br />
Im Rahmen dieser Zusammenarbeit wurde 2014<br />
erstmalig eine gemeinsame Übung mit Österreich,<br />
der Schweiz und Polen in Deutschland durchgeführt.<br />
Bei dieser Übung wurde die Spezialisierung<br />
„Personenschutz" mit dem Ziel der Identifizierung<br />
von gemeinsamen Anknüpfungspunkten für Ausbildung<br />
und Einsatz geübt.<br />
Weitere gemeinsame Übungen wurden für die<br />
Jahre 2015 und 2016 vereinbart. Im Aufgabenfeld<br />
der internationalen Ausbildungskooperation<br />
bilden die Zusammenarbeitsprogramme (ZAP) mit<br />
Österreich und der Schweiz auf Basis der jeweiligen<br />
bilateralen Ausbildungsabkommen sowie<br />
die Ausbildungskooperation mit USA derzeit die<br />
Schwerpunkte. Aber auch die Möglichkeit der Partizipation<br />
an Einzelmaßnahmen des Ausbildungsverbundes<br />
„Nordic Defence Cooperation", einem<br />
zweckgebundenen Zusammenschluss skandinavischer<br />
Staaten, sowie zum Beispiel die Teilhabe<br />
am sogenannten „International Military Police<br />
Course" in Irland bieten in diesem Aufgabenfeld<br />
Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung von<br />
Feldjägern an ausländischen Ausbildungseinrichtungen.<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
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88<br />
88<br />
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Headline<br />
Headline<br />
Internationale Kooperation außerhalb bestehender Bündnisstrukturen<br />
Über die Kooperationen innerhalb der Bündnisstrukturen<br />
hinaus pflegt das Bundesministerium<br />
der Verteidigung die militärpolitische und militärische<br />
Zusammenarbeit mit annähernd 90 Staaten,<br />
welche mehr oder weniger von besonderer militärpolitischer<br />
Bedeutung sind. Diesen Staaten werden<br />
aktiv bei großer militärpolitischer Bedeutung<br />
oder reaktiv bei weniger militärpolitischer Bedeutung<br />
Kooperationsprogramme in Form bilateraler<br />
Jahresprogramme unterbreitet. Im Aufgabenbereich<br />
Feldjägerwesen Bundeswehr werden jährlich<br />
bis zu sechs dieser Kooperationsmaßnahmen<br />
entweder als Besuch in einem Kooperationsland<br />
oder als Gastgeber für ausländische Delegationen<br />
in Deutschland durchgeführt. Weitere Instrumente<br />
der internationalen Kooperation stellen militärische<br />
Berater, militärische Ausbildungsunterstützung<br />
und -hilfen, Ausbilderleistung im Ausland<br />
sowie die Ausrüstungs- bzw. Ausstattungshilfe<br />
dar. So bildet der Aufgabenbereich Feldjägerwesen<br />
Bundeswehr regelmäßig unter anderem afghanische,<br />
ukrainische und mongolische Soldaten<br />
auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen<br />
Qualifikationen teilweise über mehrere Jahre aus.<br />
Außerdem durchlaufen zum Beispiel afghanische<br />
Kadetten die gesamte Ausbildung zum Feldjägeroffizier,<br />
je nach Vereinbarung mit oder ohne<br />
Hochschulausbildung an einer der beiden Universitäten<br />
der Bundeswehr.<br />
Bei der Anwendung dieser Instrumente wird<br />
grundsätzlich der nachgeordnete Bereich, also die<br />
Feldjägerregimenter und die Schule für Feldjäger<br />
und Stabsdienst der Bundeswehr, mit der Durchführung<br />
beauftragt.<br />
Abb. 34 Feldjäger bei der ILÜ LandOp 2013<br />
Abb. 35 Feldjäger und schwedische Soldaten bei der ILÜ 2008<br />
Abb. 36 Besuch einer Delegation aus Armenien<br />
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BASIS<br />
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4 Feldjäger im Ausland/Auslandseinsatz<br />
4.1 Feldjäger in Afrika<br />
4.2 Feldjäger auf dem Balkan<br />
4.3 Feldjäger in Afghanistan<br />
4.4 Feldjäger in See<br />
4.5 Einsatzgleiche Verpflichtungen<br />
4.6 Militärische Evakuierungsoperationen<br />
4.7 Gedenken<br />
Feldjäger überwachen das Gelände während eines Buzkashi-Spiels in Kunduz, 2005. (Buzkashi ist ein traditionelles<br />
Reiterspiel in Afghanistan und anderen persisch- und turksprachigen Teilen Zentralasiens.)<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
93
4 Feldjäger im Ausland/Auslandseinsatz eadline<br />
Headline<br />
Hptm Ralph Müller, Dez FJgEinsAusl/EinsNBer<br />
Die Bundeswehr war bis 1994 außerhalb der Bundesrepublik<br />
Deutschland nur für humanitäre Missionen<br />
eingesetzt. Deutsche Soldaten führen jedoch<br />
bereits seit 1960 weltweite humanitäre Hilfsaktionen<br />
im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland<br />
durch, beispielsweise in Agadir, Marokko nach der<br />
Erdbebenkatastrohe (1960), bei der internationalen<br />
Hilfsaktion für Algerien (1965), bei Katastrophenhilfen<br />
nach Erdbeben in Italien (1976, 1980)<br />
oder der Hungerhilfe in Äthiopien (1984) und<br />
Namibia (1988).<br />
Neben den humanitären Missionen der Bundeswehr<br />
wurden von August 1990 bis September<br />
1992 die Operation „Südflanke" von Minenabwehrkräften<br />
der Marine zur Minenräumung im<br />
Persischen Golf, gefolgt vom Einsatz der Luftabwehrkräfte<br />
in Diyarbakir (Türkei) im Rahmen der<br />
Allied Command Europe Mobile Force (AMF Air)<br />
der NATO zum Schutz der Türkei vor Angriffen<br />
aus dem Irak und ab November 1991 die Unterstützung<br />
der UN Advanced Mission in Cambodia<br />
(UNAMiC) in Kambodscha durch Sanitätssoldaten<br />
durchgeführt. Feldjäger der Bundeswehr wurden<br />
im Rahmen der Stabilisierungsmission „United<br />
Nations Operation in Somalia II“ ab Januar 1993<br />
erstmals in einem mandatierten Auslandseinsatz<br />
der Bundeswehr eingesetzt. Die Erfahrungen bei<br />
Durchführung des Feldjägerdienstes im internationalen<br />
Umfeld, welche bis dato in den Feldjägerkommandos<br />
der Truppenübungsplätze Castlemartin<br />
(Großbritannien) und Shilo (Kanada), auf<br />
Kreta bei der Unterstützung taktischer Schießen<br />
der Luftwaffe oder bei der Teilnahme an Manövern<br />
der internationalen Allied Mobile Force z.B.<br />
in der Türkei, Griechenland, Italien, und Skandinavien<br />
sowie weiterer internationaler Übungen<br />
gesammelt werden konnten, unterstützten einen<br />
reibungsarmen Eintritt der Feldjäger in das Erweiterte<br />
Aufgabenspektrum der Bundeswehr.<br />
Seit 1993 sind Feldjägerkräfte mit ihren speziellen<br />
Aufgaben und Fähigkeiten in nahezu jedem<br />
Auslandseinsatz der Bundeswehr eingebunden.<br />
Mit den aus unterschiedlichen Einsatzszenarien<br />
resultierenden Veränderungen und Anforderungen<br />
an unsere Truppengattung hat sich auch das<br />
Fähigkeitsbild und Selbstverständnis des Feldjägers<br />
gewandelt und entwickelt, wie das Bild und die<br />
Wahrnehmung des Feldjägers bei Truppenführern<br />
und der Truppe selbst.<br />
Während 1993 beim Einsatz in Somalia noch ein<br />
allgemeiner Schlüssel von einem Feldjäger auf 50<br />
Soldaten für die Abdeckung der militärpolizeilichen<br />
Kernaufgaben militärischer Ordnungsdienst,<br />
militärischer Verkehrsdienst und Wahrnehmung<br />
von Sicherheitsaufgaben zur Anwendung kam,<br />
werden heute für jedes einzelne Einsatzszenario<br />
benötigte Fähigkeiten wie allgemeine Feldjägerfähigkeiten,<br />
Personenschutz, Erhebungen und<br />
Ermittlungen, Luftsicherheitsaufgaben, Diensthundewesen,<br />
Zugriff oder Crowd and Riot Control-<br />
Kräfte (CRC) bewertet und abgerufen. Trotz<br />
der notwendigen und erfolgten Spezialisierung<br />
unserer Truppengattung ist die allgemein-militärische<br />
Ausbildung und Ausrichtung des Soldaten<br />
die grundlegende Basis geblieben, gefolgt von<br />
der in allen Laufbahnlehrgängen abgebildeten<br />
militärpolizeilichen Grundlagenausbildung. Infolgedessen<br />
ist der Feldjäger unabhängig von seiner<br />
Spezialisierung überall und jederzeit für allgemeinmilitärische<br />
Aufträge wie Force Protection<br />
und allgemeine militärpolizeiliche Aufträge wie<br />
die Wahrnehmung von Aufgaben im Rahmen des<br />
Militärischen Verkehrsdienstes, z.B. zur Marschstraßenerkundung<br />
oder Aufnahme von Kraftfahrzeugunfällen,<br />
einsetzbar. Gleichzeitig befähigt die<br />
Ausbildung den Feldjäger, bei Bedarf und Auftrag<br />
im Auslandseinsatz, polizeiliche Aufgaben wahrzunehmen<br />
und dies auch in Zusammenarbeit mit<br />
Militärpolizeien anderer Nationen oder nationaler<br />
und internationaler Polizeikontingente durchzuführen.<br />
Die vergleichsweise hohe Dienstgradstruktur<br />
der Truppengattung, begünstigt durch den<br />
damit verbundenen hohen Ausbildungsstand und<br />
Erfahrungsstufen der Soldaten, ermöglicht eine<br />
ad-hoc Gestellung von Feldjäger-Kräftedispositiven<br />
für alle Szenarien. Ein weiterer besonderer Wert<br />
liegt in der Dokumentation der Aufträge der<br />
Feldjäger. Nicht nur über die Feldjägermeldungen<br />
und -mitteilungen, sondern insbesondere über<br />
die Feldjägerberichte zu Erhebungen und Ermittlungen,<br />
aber auch über die Dokumentation aller<br />
Auftragsdurchführungen in den Tätigkeitsbüchern<br />
der Feldjägerdienstkommandos und Feldjägerkommandos<br />
lassen sich selbst Jahrzehnte nach<br />
den Ereignissen Sachverhalte aus den Einsatzkontingenten<br />
nachvollziehen.<br />
Abb. 37 Feldjäger im Gespräch mit US-Soldaten und deutschen Infanteriekräften im Raum Imam Sahib, 2010<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
94<br />
94<br />
95
Headline<br />
Headline<br />
Auslandseinsätze Feldjägereinsatzkontingente:<br />
Aug 1993 - Mar 1994<br />
Jan 1996 -Feb 1997<br />
Jan 1997 - Jan 2005<br />
Dez 1998 - Jun 1999<br />
Jun 1999 - heute<br />
Apr 1999 - Aug 1999<br />
Jun 2001 - Jun 2002<br />
Jan 2002 - Jul 2003<br />
Jan 2002 - Nov 2007<br />
Jan 2002 - Dez 2014<br />
Mar 2002 - Okt 2003<br />
Jan 2005 - Mar 2005<br />
Jul 2006 - Dez 2006<br />
Nov 2007 - heute<br />
Feb 2013 - heute<br />
Feb 2013 - Feb 2015<br />
Apr 2013 - heute<br />
Jan 2015 - heute<br />
Mar 2015 - heute<br />
United Nations Operation Somalia (UNOSOM II)<br />
Implementation Force (IFOR, Kroatien u. BiH)<br />
Stabilization Force (SFOR, Bosnien u. Herzegow.)<br />
Kosovo Verification Mission (KVM, Mazedonien)<br />
Kosovo Force (KFOR)<br />
Albanian Force (AFOR)<br />
Task Force Fox (TF Fox, Mazedonien)<br />
Operation Enduring Freedom Kuwait (OEF Kuwait)<br />
Operation Enduring Freedom (OEF Djibouti)<br />
Internationale Security Assistance Force (ISAF, Afghanistan)<br />
Operation Enduring Freedom (OEF Mombasa)<br />
Humanitäre Hilfe Südostasien<br />
European Force RD Congo (EUFOR RD Congo)<br />
European Union Naval Force Somalia - Operation Atalanta (EUNAVFOR Atalanta)<br />
Active Fence Turkey (AF TUR, Türkei)<br />
Logistischer Umschlagpunkt Trabzon (Türkei, Auslandsdienst Verwendung)<br />
European Union Training Mission Mali (EUTM MLI)<br />
Operation Resolute Support (RS, Afghanistan)<br />
Operation Inherent Resolve (OIR Nordirak)<br />
Mai 2015 - heute European Naval Force - Mediterranean (EUNAVFOR MED, Mittelmeer) /<br />
Humanitäre Hilfe Seenotrettung Mittelmeer<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
96<br />
96<br />
97
Neben der Gestellung der Feldjägerkräftedispositive<br />
für die deutschen Einsatzkontingente in<br />
mandatierten Auslandseinsätzen der Bundeswehr<br />
werden Einzelabstellungen in verschiedensten<br />
Szenarien geleistet. So nehmen Feldjäger an<br />
UN-Beobachtermissionen im Sudan und Südsudan<br />
(UNMIS und UNMISS) teil, leisten Dienst als<br />
Ausbilder und Stabspersonal in Somalia (EUTM<br />
SOM), in Mali (EUTM MLI), im NATO Liaison and<br />
Advisory Team im Kosovo und im Stabsquartier<br />
Kabul (Afghanistan) bei Resolute Support.<br />
Parallel zu den Feldjägern im Einsatz stellt die<br />
Feldjägertruppe einsatzbereite Kräfte für „Einsatzgleiche<br />
Verpflichtungen", bringt hier ihre Fähigkeiten<br />
in die Nato Response Force (NFR), die Quick<br />
Reaktion Force (ORF), die European Battlegroup<br />
(EUBG), die Operational Response Force (ORF),<br />
die Very High Readiness Joint Task Force (VJTF),<br />
als regelmäßige Unterstützung der Operation Air<br />
Policing Baltikum sowie für Verbände zur Nationalen<br />
Krisenvorsorge mit Auftrag zur Durchführung<br />
militärischer Evakuierungsoperationen und<br />
Krisenunterstützungsteams ein. Mit Veränderung<br />
der ehemals kräfteintensiven und robusten<br />
Einsatzszenarien im Kosovo und Afghanistan und<br />
den damit einhergehenden bereits erfolgten Kräftereduzierungen<br />
nimmt aktuell der Anteil kleiner<br />
und kleinster deutscher Einsatzkontingente mit<br />
Ausbildungs- und Unterstützungsaufträgen wie in<br />
Mali, Somalia oder im Nordirak zu.<br />
Infolgedessen werden verstärkt die Fähigkeiten<br />
Personenschutz sowie Erhebungen und Ermittlungen<br />
für die deutschen Einsatzkontingente abgefragt.<br />
In der Tendenz sind die Zahlen querschnittlich<br />
und damit einhergehend auch die der Feldjäger<br />
im Einsatz derzeit rückläufig. Während in 2011<br />
noch mehr als 200 Feldjäger gleichzeitig weltweit<br />
im Einsatz waren, ging diese Zahl bis Januar 2013<br />
auf 179 Feldjäger in vier Einsatzszenarien zurück.<br />
Im Juli 2015 befanden sich 85 Feldjäger in sieben<br />
verschiedenen Ländern im Einsatz. Gleichzeitig<br />
steigen mit der Veränderung der Sicherheitslage<br />
in Europa die Forderungen und personellen<br />
Verpflichtungen im Bereich der Bereitschaftskräfte<br />
auf annähernd 180 Feldjäger an.<br />
Nach Beendigung der United Nations Operation II<br />
in Somalia 1994 und mit Beginn des Engagements<br />
auf dem Balkan mit IFOR 1996 ist die Feldjägertruppe<br />
bzw. das Feldjägerwesen der Bundeswehr<br />
ununterbrochen im Einsatz. In verschiedenen<br />
Szenarien mit unterschiedlichsten Anforderungen<br />
konnte ein hohes Maß an Erfahrung gesammelt<br />
werden. Die Feldjäger mit Hauptauftrag zur<br />
Unterstützung der eigenen Truppe sind zu einer<br />
unmittelbar und vielseitig einsetzbaren, leicht verlegbaren,<br />
international kompatiblen Militärpolizei<br />
gereift.<br />
4.1 Feldjäger in Afrika<br />
United Nations Operation in Somalia II (UNOSOM II)<br />
Die Geschichte des Einsatzes<br />
von Feldjägern in<br />
mandatierten Auslandseinsätzen<br />
reicht in das<br />
Jahr 1993 zurück. Die<br />
Friedensmission United<br />
Nations Operation in<br />
Somalia II (UNOSOM<br />
II) unter Führung der<br />
USA basierte auf der<br />
Resolution 814 des<br />
UN-Sicherheitsrates. Ziel<br />
war die Schaffung und<br />
Durchsetzung der Waffenruhe „mit allen erforderlichen<br />
Mitteln", um die Voraussetzungen für<br />
die Durchführung Humanitärer Hilfsaktionen in<br />
Somalia herzustellen.<br />
Das deutsche Einsatzkontingent umfasste etwa<br />
1700 Soldaten mit dem ursprünglichen Hauptauftrag<br />
zur Versorgung von ca. 4000 Blauhelmsoldaten<br />
im Raum Hiiraan. Im Mai 1993 verlegte<br />
ein Vorkommando unter Beteiligung von drei<br />
Feldjägern (hierbei - historisch - der erste Feldjäger<br />
mit Personenschutzauftrag) nach Beledweyne<br />
und kehrte nach etwa zwei Wochen Aufenthalt<br />
im Feldlager mit wenig Informationen nach<br />
Deutschland zurück. Das Interesse zur Teilnahme<br />
an diesem Auslandseinsatz unter den Feldjägern<br />
war groß, der Auftrag der Feldjäger jedoch unklar.<br />
Deshalb wurde entschieden, die Feldjägerkräfte<br />
durch gezielte Personalauswahl mit nützlichen<br />
Nebenfunktionen wie Kompaniefeldwebel, Fahrlehrer,<br />
Fernmelder und sogar Feldkoch möglichst<br />
unabhängig aufzustellen. Sicher war auch, dass<br />
polizeiliche Aufgaben und Ermittlungen zum<br />
Aufgabenspektrum gehören würden. Die Landespolizeischule<br />
Rheinland-Pfalz bildete deshalb<br />
Feldjäger in Tatortarbeit aus. Letztlich durften 21<br />
Feldjäger aus Zweibrücken und 11 Feldjäger aus<br />
Koblenz nach vorbereitender militärischer Ausbildung<br />
in Hammelburg mit dem ersten deutschen<br />
Einsatzkontingent UNOSOM II im August 1993<br />
nach Somalia verlegen. Parallel hierzu wurden<br />
sieben weitere Feldjäger der Koblenzer Kompanie<br />
während der ersten sieben Wochen des Einsatzes<br />
mit der Aufnahmeorganisation im Hafen von<br />
Mogadischu beauftragt.<br />
Wie die Bundeswehr konnte auch die Feldjägertruppe<br />
auf diesen kurzfristigen, ersten und völlig<br />
neuartigen Auftrag nicht vorbereitet sein. Die<br />
weißen Armbinden der Feldjägertruppe mussten<br />
durch die international anerkannten, schwarzen<br />
MP-Armbinden ersetzt werden. Diese konnten aus<br />
Beständen der US-MP beschafft und mit deutschen<br />
Hoheitsabzeichen sowie UN-Kennzeichnung<br />
versehen werden. Letzteres führte im Einsatz<br />
zum Befehl, die MP-Armbinde im Gegensatz zur<br />
FJg-Armbinde in Deutschland am rechten Arm zu<br />
tragen.<br />
Fast das gesamte deutsche Einsatzkontingent<br />
wurde mit einem grauen, französischen Feldanzug<br />
sowie einem sandfarbenen Tropenhut ausgestattet,<br />
welcher wie ein „Südwester" zu tragen war.<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
98<br />
98<br />
99
Headline<br />
Headline<br />
Abb. 38 Feldjäger im UNOSOM II Einsatz, 1993<br />
Am 3. August 1993 kam der erste Teil der Feldjägerkräfte<br />
des Deutschen Einsatzkontingentes<br />
am Flughafen in Mogadischu an. Am 4. August<br />
verließen mehrere US-Konvois unter deutschitalienischer<br />
Sicherung Mogadischu, um nach<br />
340 km Landmarsch durch ungesichertes Gebiet<br />
und nach nächtlicher Rast in einem italienischen<br />
Camp im „Nirgendwo" am Folgetag Beledweyne<br />
zu erreichen. Hier wurde unmittelbar das<br />
(Zelt-) Dienstkommando errichtet und fortan<br />
im Vier-Schichtsystem betrieben. Zur Erfüllung<br />
der Aufträge standen den Feldjägern drei VWT3<br />
Syncro und sieben LKW 2-Tonner FJg zur Verfügung,<br />
die Bewaffnung entsprach mit Gewehr G3,<br />
Maschinenpistole MP2, Maschinenpistole MP5k<br />
und Pistole P7 für Personenschützer ihrer Zeit. Der<br />
Feldjägerdienst gestaltete sich schwierig, da die<br />
Führung - in der Mehrzahl Fallschirmjäger - wenig<br />
Interesse daran zeigte, die Feldjäger einzusetzen.<br />
Im Laufe des Kontingentes verbesserte sich dieser<br />
Zustand, auch weil die Feldjäger auf Grund ihrer<br />
englischen Sprachkenntnisse und ihres diplomatischen<br />
Verhandlungsgeschickes während der Nacht<br />
den Gefechtsstand „Kastell Rühe" des Deutschen<br />
Unterstützungsverbandes besetzten. Mit „Unfallstreifen"<br />
gliederten sich Feldjäger in die Konvois<br />
des Einsatzkontingentes ein, um die unmittelbare<br />
Aufnahme der häufigen Verkehrsunfälle sicherzustellen<br />
und bildeten so auch eine zusätzliche Komponente<br />
für den Konvoischutz ab. Später wurde<br />
durch den deutschen Kontingentführer befohlen,<br />
dass neben den Fallschirmjägern auch Feldjäger<br />
Konvoischutzaufgaben wahrnehmen dürfen, was<br />
unter den gegebenen Umständen einer Auszeichnung<br />
und Anerkennung der Leistungen der<br />
Feldjäger gleichkam.<br />
Bis Ende des ersten deutschen Einsatzkontingentes<br />
wurden 91 Konvoischutzeinsätze durch<br />
Feldjäger durchgeführt.<br />
Innerhalb des Feldlagers nahmen Feldjäger Sicherheitsaufgaben<br />
wahr, begleiteten Einheimische,<br />
stellten Eindringlinge und sicherten den sonntäglichen<br />
„Basar" innerhalb des Feldlagers. Erhebungen<br />
und Ermittlungen wurden für eine Vielzahl<br />
von Einbrüchen und Diebstählen, den Besitz und<br />
Konsum von Betäubungsmitteln und auch im<br />
bekannten Fall des Todes eines einheimischen<br />
Eindringlings, welcher nach mehrfachem erfolglosen<br />
Ansprechen und Warnschüssen durch einen<br />
Wachsoldaten angeschossen wurde, durchgeführt.<br />
Im Laufe des Kontingentes wurde darüber<br />
Abb. 39 und 39a Feldjägereinsatzfahrzeuge im UNOSOM II Einsatz, 1993<br />
hinaus eine Vielzahl von Personenschutzeinsätzen<br />
zum Schutz hochrangiger militärischer und politischer<br />
Besucher geleistet. Regelmäßig fungierten<br />
die Feldjäger auch als Bindeglied zur somalischen<br />
Polizei und zur UN-MP.<br />
Im Zuge des Kontingentwechsels im Dezember<br />
1993 wurden die Feldjäger durch Kräfte<br />
des Feldjägerbataillons 760 ersetzt. Der Einsatz<br />
UNOSOM II endete am 23. März 1994 mit der<br />
Marineoperation „Southern Cross". Der Erfolg der<br />
Mission UNOSOM ist heute politisch zweifelhaft<br />
und strittig. Für die Feldjägertruppe muss dieser<br />
erste Auslandseinsatz als Erfolg bewertet werden.<br />
Die Fähigkeiten und das Leistungsvermögen der<br />
Feldjäger wurden in Somalia unter Beweis gestellt.<br />
Bis heute sind Feldjäger in (fast) jedem Auslandseinsatz<br />
der Bundeswehr gegenwärtig.<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
100<br />
100<br />
101
Headline<br />
Headline<br />
Operation Enduring Freedom (OEF)<br />
Diese Operation ist die<br />
bisher einzige militärische<br />
Großoperation<br />
im Rahmen des von<br />
den USA ausgerufenen<br />
„Krieges gegen den<br />
Terrorismus" und wurde<br />
mit Afghanistan, dem<br />
Horn von Afrika, den<br />
Philippinen und in Afrika<br />
südlich der Sahara im<br />
Wesentlichen in vier<br />
Gebieten durchgeführt. Deutschland beteiligte sich<br />
neben der beendeten Teiloperation in Afghanistan<br />
auch mit ABC- Abwehrkräften in Kuwait (Vorderasien).<br />
Diese wurden von Februar 2002 bis Juli<br />
2003 bei der Durchführung des Auftrages durch<br />
Feldjäger unterstützt.<br />
Der Schwerpunkt des deutschen Engagements<br />
innerhalb der Operation Enduring Freedom wurde<br />
mit maritimen Operationen am Horn von Afrika<br />
zur Überwachung des Seegebietes durch Aufklärung<br />
irregulärer und dem Schutz verbündeter<br />
Kräfte gesetzt. Zur logistischen und organisatorischen<br />
Unterstützung der Schiffe und der Maritime<br />
Patrol Aircraft Bréguet Atlantic - den luftgestützten<br />
Marinefernaufklärungskräften - der OEF wurden in<br />
Djibouti und Mombasa (Kenia) deutsche Verbindungsgruppen<br />
eingerichtet. Von März 2002 bis<br />
Oktober 2003 wurden die Marinefernaufklärer im<br />
kenianischen Mombasa durch 11 Feldjäger mit allgemeinem<br />
militärpolizeilichen Auftrag unterstützt.<br />
Darüber hinaus nahmen Feldjäger Absicherungsaufträge<br />
und Begleitschutzaufgaben wahr. Als<br />
Vorläufer des heutigen Air Marshal-Auftrages darf<br />
wohl die Sicherung der Flüge von Mombasa nach<br />
Djibouti und zurück zum Schutz der fliegenden<br />
Besatzungen bewertet werden.<br />
Seit Januar 2002 bis heute sind mit kleinen Pausen<br />
Feldjäger in Djibouti bei der Deutschen Verbindungs-<br />
und Unterstützungsgruppe stationiert. Mit<br />
Umgliederung der Deutschen Marineeinheiten<br />
von OEF zur European Union Naval Force - Somalia<br />
(EU NAVFOR Somalia) - Operation Atalanta im<br />
Jahr 2008 wurden auch die Feldjäger in Djibouti<br />
der Operation Atalanta zugeordnet. Die Feldjäger<br />
unterstehen hierbei dem Commander Task Group<br />
(CTG), dem deutschen Kontingentführer im Einsatz,<br />
weicher sich grundsätzlich als Kommandant<br />
an Bord eines Schiffes befindet. Neben den allgemeinen<br />
militärpolizeilichen Aufgaben wie Aufnahme<br />
von Verkehrsunfällen, dem Überwachen von<br />
Sperrzonen und Landgangszeiten, der Überwachung<br />
der Einhaltung gültiger Kontingentbefehle<br />
oder dem Begleitschutz hochrangiger Besucher<br />
stellt die Unterstützung und Organisation des IN<br />
und OUT (Kontingentwechsel) deutscher Soldaten<br />
auf dem Flughafen in Djibouti einen zeitintensiven<br />
und sehr einsatzspezifischen Auftrag dar.<br />
Abb. 40 Feldjägerstreifendienst in Mombasa, 2002 Abb. 41 Bréguet Atlantic auf dem Flughafen in Kuslo (Mombasa), 2002<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
102<br />
102<br />
103
Headline<br />
Headline<br />
European Union Force Demokratische Republik Kongo (EUFOR RD Congo)<br />
European Union Training Mission Mali (EUTM MLI)<br />
Auftrag des Einsatzverbandes<br />
EUFOR RD<br />
Congo war die Unterstützung<br />
der bereits<br />
seit 1999 im Kongo<br />
laufenden UN-Mission<br />
MONUC während der<br />
dortigen Wahlen im<br />
Jahr 2006. Die Mission<br />
umfasste etwa 2400<br />
Soldaten, darunter 780 Soldaten der Bundeswehr,<br />
welche in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa<br />
und in Libreville im Nachbarstaat Gabun stationiert<br />
wurden. Wie der Großteil des deutschen<br />
Einsatzkontingentes mussten auch die Feldjägerkräfte<br />
uneingeschränkt luftverlegbar sein.<br />
Fünf Feldjäger wurden beim Hauptquartier in<br />
der gabunischen Hauptstadt Libreville stationiert.<br />
Hauptauftrag dieser Feldjäger waren die Wahrnehmung<br />
nationaler militärpolizeilicher Aufgaben,<br />
dabei Beratung und Schutz des deutschen<br />
Kontingentführers sowie die Unterstützung bei<br />
möglichen militärischen Evakuierungsoperationen.<br />
Als besondere Herausforderung stellte sich hier<br />
die Dislozierung des Einsatzkontingentes in elf<br />
verschiedenen Liegenschaften innerhalb<br />
Librevilles dar.<br />
Zehn Feldjäger unter Führung eines Feldjägerstabsoffiziers<br />
verlegten in die kongolesische<br />
Hauptstadt Kinshasa. Über die Durchführung<br />
der allgemeinen militärpolizeilichen Aufgaben<br />
hinaus wurden hier Unterstützungen für die vor<br />
Ort befindlichen niederländischen und schwedischen<br />
EUFOR-Kräfte und Verbindung zu weiteren<br />
Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben<br />
geleistet und Luftsicherheitsaufgaben<br />
wie Flugabfertigungen und Begleitschutzeinsätze<br />
durchgeführt.<br />
Sicherlich waren auch in diesem Einsatz die<br />
dienstbegleitenden Lebensumstände eine besondere<br />
Herausforderung. Neben afrikatypischen<br />
Temperaturen, tierischen Gefahrenquellen und<br />
provisorischen Dienst- und Wohnunterkünften<br />
blieb die Lage im Land angespannt und schwer<br />
kalkulierbar.<br />
Nach der Offensive<br />
islamistischer Rebellen<br />
im Dezember 2012 im<br />
Süden Malis griff Frankreich<br />
mit der Operation<br />
„Serval" militärisch ein.<br />
Gleichzeitig wurde die<br />
Umsetzung des bereits<br />
durch die Europäische<br />
Union und den UN-<br />
Sicherheitsrat gebilligten<br />
Einsatzes zur Unterstützung der territorialen Integrität<br />
und Schutz der demokratischen Ordnung<br />
vorangetrieben.<br />
Die Bundeswehr stellte für die geplante Ausbildungsmission<br />
ca. 80 Ausbilder mit Schwerpunkt<br />
Pionierausbildung sowie sanitätsdienstliche Ausbildung<br />
und Realversorgung bereit. Dem zu Beginn<br />
der Mission ca. 180 Soldaten starken deutschen<br />
Kontingent sind drei Feldjäger mit Spezialisierung<br />
und Schwerpunktauftrag Erhebungen und Ermittlungen<br />
zugeordnet. Auf Grund der räumlichen<br />
und logistischen Einschränkungen vor Ort blieben<br />
diese Feldjäger als temporäre Unterstützungskräfte<br />
in Deutschland und werden bei Bedarf abgerufen<br />
und in das Einsatzland verlegt.<br />
Seit Juli 2015 hat Deutschland die Führung der<br />
European Union Training Mission Mali übernommen.<br />
Damit einhergehend übernimmt ein Personenschutzkommando,<br />
hier Kräfte des Feldjägerregimentes<br />
2, den Schutz des Kommandeurs EUTM<br />
Mali.<br />
Abb. 42 Feldjäger im Kongo, 2006 Abb. 43 Impressionen Mali, 2014<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
104<br />
104<br />
105
Headline<br />
Headline<br />
4.2 Feldjäger auf dem Balkan<br />
Bosnien und Herzegowina<br />
Mit Ende des Ost-<br />
West -Konfliktes und<br />
Zusammenbruch des<br />
Warschauer Paktes<br />
begann Anfang der<br />
1990er Jahre auch das<br />
Auseinanderbrechen der<br />
Sozialistischen Föderativen<br />
Republik Jugoslawien.<br />
Serbien versuchte ab<br />
1991 mit militärischen<br />
Mitteln, den Vielvölkerstaat<br />
zusammenzuhalten. Gleichzeitig stiegen die<br />
Spannungen zwischen den Ethnien, die letztlich in<br />
einer militärischen Eskalation und ethnischen Säuberungen<br />
endeten. Im November 1995 erzwang<br />
die internationale Gemeinschaft mit dem Abkommen<br />
von Dayton das Ende des Krieges.<br />
Die Bundeswehr beteiligte sich seit 1992 an<br />
verschiedenen humanitären Hilfsaktionen und<br />
Aufklärungsmissionen und unterstützte mit<br />
Sanitäts-, Lufttransport- und Luftaufklärungsleistungen<br />
die United Nations Protection Force (UN-<br />
PROFOR). Die Vereinten Nationen beauftragten<br />
am 15.12.1995 die NATO mit der Überwachung<br />
des Waffenstillstandsabkommens und der Einhaltung<br />
der Vereinbarungen von Dayton. An diesem<br />
Einsatz beteiligten sich 16 NATO- und 17 Nicht-<br />
NATO-Staaten. Die Sollstärke der IFOR-Truppen<br />
betrug bis zu 57000 Soldatinnen und Soldaten.<br />
Ab Januar 1996 stellte die Bundeswehr für das<br />
1. Deutsche Kontingent IFOR (Land) (Implementation<br />
Force) GECONIFOR (L) 2600 Soldaten ab.<br />
Vorauskommandos, hier auch Feldjäger des FJgBtl<br />
760, hatten die Liegenschaften in Kroatien seit<br />
dem 20. Dezember 1995 vorbereitet. GECONIFOR<br />
gliederte sich in vier deutsche Einsatzverbände<br />
und ein Feldlazarett. Die Feldjägerkompanie mit<br />
30 Soldaten folgte am 3. Januar 1996, um aus<br />
der Liegenschaft im kroatischen Primošten heraus<br />
vor allem Verkehrsdienst zu leisten und in zum Teil<br />
mehrtägigen Konvoibegleitungen deutsche Kräfte<br />
bei Transporten und Märschen nach Bosnien in<br />
die „Box" hinein und zurück zu leiten und zu<br />
sichern. So führte das deutsche Heereskontingent<br />
IFOR bis Dezember 1996 insgesamt 492 Konvois<br />
und Transporteinsätze durch, welche (fast) alle<br />
durch Feldjäger begleitet wurden - dies unter<br />
ständiger Gefährdung durch Minen und versteckte<br />
Ladungen sowie den noch ungewohnten<br />
Eindrücken einer völlig zerstörten, zerrütteten<br />
und latent bedrohlichen Umgebung. In insgesamt<br />
drei IFOR-Kontingenten leisteten so bis Februar<br />
1997 Feldjäger Dienst „auf der Straße", bis dieser<br />
Einsatz in die Stabilisation Force (SFOR) überging<br />
und auch die Feldjäger in das Feldlager Rajlovac<br />
verlegt wurden.<br />
Die Stationierung in<br />
Bosnien-Herzegowina<br />
nahe Sarajevo führte zu<br />
Neustrukturierungen im<br />
Bereich der internationalen<br />
Militärpolizeikräfte.<br />
20 Feldjäger führten<br />
nun Feldjägerdienst<br />
(Kopfbedeckung französisches<br />
Barett mit Feldjägerstern)<br />
zur Unterstützung<br />
des deutschen<br />
Einsatzkontingentes<br />
aus dem Feldjägerdienstkommando im Feldlager<br />
Rajlovac heraus durch. Parallel hierzu koordinierte<br />
erstmals ein Theater Provost Marshal im HQ SFOR<br />
in Butmir eine internationale Militärpolizei (IMP).<br />
Bis zu 105 Militärpolizisten aus Italien, Belgien,<br />
Deutschland, den Niederlanden, Irland, Dänemark,<br />
Großbritannien, den USA und im späteren Verlauf<br />
weiterer Nationen wurden der IMP unterstellt.<br />
Besonders zu Beginn der Nutzung des Feldlagers<br />
Rajlovac waren die Tätigkeiten der Feldjäger als<br />
„Lagerpolizei" gefordert, da es weder eine Wache<br />
noch einen Wachvorgesetzten gab. Selbst in späteren<br />
Einsatzkontingenten blieben die Aufträge<br />
im Rahmen der Sicherheit des Feldlagers aktuell,<br />
erreichte die Liegenschaft doch nie einen Sicherheitsstandard,<br />
welcher ein unbefugtes Betreten<br />
gänzlich ausgeschlossen hätte. Darüber hinaus<br />
blieben die Aufgaben der Feldjäger unverändert.<br />
Im Laufe der Jahre änderte sich der Schwerpunkt<br />
vom militärischen Verkehrsdienst hin zum militärischen<br />
Ordnungsdienst. Erhebungen und Ermittlungen<br />
in ungezählten Delikten wie Diebstählen<br />
oder Einbrüchen und schwerwiegenden Verkehrsunfällen,<br />
aber auch bei Todesfällen wurden<br />
durchgeführt. Personenschützer gewährleisteten<br />
den Schutz des Nationalen Befehlshabers im Einsatzland<br />
mit Begleitschutzeinsatz ebenso wie den<br />
Schutz hochrangiger Besucher. Feldjägerstreifen<br />
unterstützten die Truppe in der Fläche und wurden<br />
in Feldjägerkommandos den Kommandeuren<br />
dislozierter Einheiten vor Ort „auf Zusammenarbeit<br />
angewiesen", beispielsweise im Feldlager<br />
Filipovici nahe Foca oder im Camp Mostar.<br />
Abb. 44 Feldjäger bei der Marschbegleitung und Verkehrsregelung, 1996<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
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Im Dezember 2004<br />
endete der Einsatz der<br />
Stabilisation Force. Der<br />
Auftrag wurde jedoch<br />
durch die Europäische<br />
Union mit der Operation<br />
Althea der European<br />
Force fortgesetzt. Zu<br />
diesem Zeitpunkt war<br />
die einst mehr als 30<br />
Feldjäger starke Einsatzkompanie bereits auf Zugstärke<br />
abgeschmolzen. 2006 wurde das Feldjägerdienstkommando<br />
im Feldlager Rajlovac geschlossen<br />
und die weiter verminderten Feldjägerkräfte<br />
der internationalen Militärpolizei (IMP) in Butmir<br />
unterstellt. Hier leisteten Feldjäger noch bis 2010<br />
Dienst. Damit schließt offiziell das Kapitel Bosnien<br />
und Herzegowina, es bedeutet jedoch nicht das<br />
Ende des Einsatzes der Feldjäger auf dem Balkan.<br />
Kosovo<br />
Während sich die Lage<br />
in Bosnien und Herzegowina<br />
1998 weiter<br />
entspannte, verschärften<br />
sich die Auseinandersetzungen<br />
zwischen serbischen<br />
und albanischen<br />
Kräften im Kosovo weiter.<br />
Im Dezember 1998<br />
erreichte das Deutsche<br />
Einsatzkontingent Kosovo Verification Mission<br />
(Land) [KVM (L)] über das griechische Thessaloniki<br />
schließlich Tetovo in Mazedonien, unweit der<br />
serbischen Grenze zum Kosovo. Dem deutschen<br />
Einsatzkontingent KVM (L) gehörten neun Feldjäger<br />
aus der damals den Krisenreaktionskräften der<br />
Bundeswehr zugeordneten Feldjägerkompanie in<br />
Roding an. Neben den allgemeinen militärpolizeilichen<br />
Aufgaben bestand der Auftrag der Feldjäger<br />
darin, die Marschstraßen vom Hafen in Thessaloniki<br />
nach Mazedonien sowie Ausweichrouten zu<br />
erkunden und zu dokumentieren und dabei unter<br />
anderem auch die Traglast von Brücken einzuschätzen.<br />
An manchen Tagen wurden so mehr als<br />
1000 Kilometer gefahren und zeitweise bestand<br />
auf Grund des enormen Auftragsaufkommens<br />
eine Feldjägerstreife nur noch aus einem Feldjäger.<br />
Parallel hierzu waren die Feldjäger der „Extraction<br />
Force" zugeordnet. Dieser in Mazedonien<br />
stationierte, etwa 1600 Mann starke, gepanzerte<br />
multinationale Verband hatte den Auftrag, die bis<br />
zu 1400 im Kosovo eingesetzten, unbewaffneten<br />
OSCE- Beobachter der Kosovo Verification Mission<br />
im Notfall zu evakuieren. Hauptauftrag der Feldjäger<br />
war hier die Identifizierung der OSCE- Beobachter<br />
vor der Evakuierung.<br />
Im Februar 1999 wurden die ersten Konvois mit<br />
Material der designierten KFOR-Truppe unter großem<br />
medialem Interesse in Nachtmärschen nach<br />
Tetovo begleitet.<br />
Im März 1999 wurden die Rodinger Feldjäger<br />
durch eine 60 Mann starke Feldjägerkompanie aus<br />
dem eigenen 760er Bataillon abgelöst.<br />
Abb. 45 Feldlager Rajlovac,<br />
SFOR 1997<br />
Abb. 46 Feldjäger bei Verkehrsregelung, EUFOR 2005<br />
Abb. 47 Feldjäger auf Streife in Sarajevo, SFOR 2002 Abb. 48 Feldjägerdienstkommando Rajlovac, SFOR 1998 Abb. 49 Feldjäger bei der Unfallaufnahme Abb. 50 Feldjäger bei der Durchsuchung eines<br />
Waffenlagers<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
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BASIS<br />
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Headline<br />
Headline<br />
Diese organisierten den<br />
Feldjägerdienst in Mazedonien<br />
aus Tetovo, später<br />
Ohrid und Strumica<br />
heraus und führten mit<br />
Schwerpunkt weitere<br />
Konvois und Märsche<br />
nach Mazedonien. Die<br />
NATO fliegt zu diesem<br />
Zeitpunkt nach gescheiterten<br />
Bemühungen um<br />
eine politische Lösung seit dem 24. März Luftangriffe<br />
auf serbische Ziele im Kosovo und Serbien.<br />
Am 12. Juni, nur zwei Tage nach Abschluss des<br />
Abkommens zwischen Jugoslawien und der NATO<br />
und der damit verbundenen Aussetzung der<br />
Luftangriffe, rückte die Einsatzbrigade KFOR in<br />
das Kosovo vor. Da für die deutschen KFOR-Kräfte<br />
keine eigenen Feldjäger ausgeplant und verlegt<br />
wurden, verstärkten acht Streifen der Feldjägerkompanie<br />
KVM(L) die Brigade. Nach Beendigung<br />
des Krieges im Kosovo und Abzug der serbischen<br />
Kräfte befand sich das gesamte Gebiet mangels<br />
jeglicher rechtsstaatlicher Instanzen praktisch im<br />
rechtsfreien Raum. Neben der Abstellung von<br />
zwei Feldjägern für den Personenschutz des Deutschen<br />
Kontingentführers war die Herstellung der<br />
öffentlichen Ordnung und Sicherheit eine der wesentlichsten<br />
und herausforderndsten Aufgaben.<br />
Dies bedingte unter anderem die unmittelbare<br />
Einrichtung und den Betrieb eines Gefängnisses in<br />
Prizren - Fähigkeiten, die bis dato von der Feldjägertruppe<br />
nicht abgefordert wurden. Gleichzeitig<br />
wurden Erhebungen und Ermittlungen in einer<br />
bislang unbekannten Dimension zur Dokumentation<br />
und Aufklärung von Verbrechen notwendig.<br />
Zahllose Tötungsdelikte mussten in den ersten<br />
Wochen und Monaten bearbeitet, Kriegsverbrechen<br />
dokumentiert und Massengräber geöffnet<br />
werden. Parallel hierzu galt es, Plünderungen und<br />
weitere Übergriffe zu verhindern, die einsetzenden<br />
Rückkehrerströme aus Albanien in das Kosovo<br />
zu organisieren und die Räumung widerrechtlich<br />
besetzter Gebäude bis hin zu Maßnahmen zur<br />
Entwaffnung der UCK mit Erstürmung der von<br />
der UCK besetzten Gebäude sicherzustellen. Aus<br />
Feldjägern wurden Polizisten, Kriminalbeamte,<br />
Justizvollzugsbeamte und sogar Haftrichter. Bis zu<br />
138 Feldjäger nahmen gleichzeitig ihren Auftrag<br />
im Kosovo wahr, sorgten für die Herstellung und<br />
die Einhaltung der öffentlichen Ordnung u.a. in<br />
Prizren, Pristina, Suva Reka, Dragash, Orahovac<br />
und Malisevo.<br />
Bis heute sind Feldjäger im Kosovo im Einsatz.<br />
Der Einsatzzug ist noch 10 Mann stark. Neben<br />
dem Betrieb des Feldjägerdienstkommandos im<br />
Feldlager in Prizren erbringen Erheber und Ermittler<br />
sowie Luftsicherheitskräfte Dienstleistungen<br />
für das deutsche Einsatzkontingent und arbeiten<br />
mit den vor Ort befindlichen Militärpolizeikräften<br />
verbündeter Nationen zusammen. Möglich ist hier<br />
eine kurzfristige Verstärkung des Einsatzkontingentes<br />
KFOR durch ein Operational Reserve Force<br />
(ORF) Bataillon, um auf Spannungen im Kosovo<br />
reagieren zu können. Aktuell ist dem deutsch-österreichischen<br />
ORF-Bataillon ein Feldjägerzug mit<br />
22 Feldjägern zugeordnet, welcher die Fähigkeiten<br />
Greiftrupp, Dokumentationstrupp, Gewahrsamsstelle<br />
und Präzisionsschützen für den Einsatz bei<br />
unfriedlichen Demonstrationen einbringt.<br />
Abb. 51 Feldjägerfuhrpark, 1999 Abb. 52 Feldjäger im Gespräch mit Soldaten der UCK, 1999 Abb. 53 Feldjäger bei der Zugriffdurchsuchung Abb. 54 Feldjäger MB Greenliner vor dem HQ Pristina<br />
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Headline<br />
Headline<br />
Albanien und Mazedonien<br />
4.3 Feldjäger in Afghanistan<br />
Parallel zu den Einsätzen der Feldjäger in KVM(L)<br />
und KFOR fanden zwei weitere, zeitlich befristete<br />
Szenarien und Operationen auf dem Balkan unter<br />
Beteiligung von Feldjägerkräften statt. In Albanien<br />
wurde im Rahmen einer humanitären Hilfsaktion<br />
im Zeitraum 3. Juni bis 11. August 1999 ein Unterstützungsverband<br />
Albanien (UstgVerb ALB), im<br />
Schwerpunkt Pionierkräfte, unter Beteiligung von<br />
10 Feldjägern beauftragt, bei Auf- und Ausbau<br />
von Flüchtlingslagern zu unterstützen und Verkehrswege<br />
im Bedarfsfall auszubauen.<br />
Ab September 2001 operierte als Nachfolger<br />
der Operation Essential Harvest für ein Jahr die<br />
deutsch-niederländische Task Force Fox in Mazedonien.<br />
Auslöser dieses Einsatzes waren die ethnischen<br />
Spannungen zwischen den slawischen und<br />
albanischen Volksgruppen in Mazedonien, welche<br />
bürgerkriegsähnliche Ausmaße anzunehmen drohten.<br />
Hauptauftrag dieser Kräfte war der Schutz der<br />
in Mazedonien tätigen internationalen Beobachter.<br />
Den etwa 600 Soldaten starken Einsatzkräften der<br />
TF Fox wurde von Juni 2001 bis Juli 2002 ein Feldjägerzug<br />
zugeordnet und auf dem Erebino, einem<br />
Berg südlich von Tetovo, stationiert.<br />
Nach den Terroranschlägen<br />
vom 11.09.2001<br />
in den USA begann der<br />
friedenserzwingende<br />
UN-mandatierte internationale<br />
Einsatz unter<br />
NATO-Führung in Afghanistan.<br />
Von Beginn<br />
an beteiligte sich die<br />
Bundeswehr an diesem<br />
Einsatz, welcher in seinem Verlauf zunehmend<br />
herausfordernder werden sollte. Hauptauftrag<br />
der International Security Assistance Force (ISAF)<br />
war die Unterstützung der gewählten Regierung<br />
Afghanistans durch Herstellung und Aufrechterhaltung<br />
eines stabilen und sicheren Umfeldes,<br />
was auch die Ausbildung afghanischer Sicherheitsorgane<br />
beinhaltete. Mit den Vorauskräften<br />
der Bundeswehr trafen im Januar 2002 auch die<br />
ersten Feldjäger in Kabul ein. Bereits im Folgemonat<br />
verlegte die erste Feldjägereinsatzkompanie<br />
mit Kräften des FJgBtl 750 nach Kabul, wo bis<br />
heute ununterbrochen Feldjäger im Einsatz sind.<br />
Der Schwerpunkt des Auftrages der Feldjäger in<br />
Afghanistan und besonders in Kabul liegt nach<br />
wie vor im Personen- und Begleitschutz, wenngleich<br />
auch die Erheber und Ermittler vor neue Herausforderungen<br />
gestellt werden. Ab 2003 wurde<br />
das Engagement der internationalen ISAF-Truppe<br />
über den Großraum Kabul hinaus erweitert.<br />
Abb. 55 Camp Fox TFF, Mazedonien<br />
Abb. 56 Feldjäger unterwegs in Kabul<br />
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Headline<br />
Die Feldjägereinsatzkompanie Kunduz verlegte<br />
noch in diesem Jahr und nahm über zehn Jahre<br />
bis 2013 mit bis zu 37 Feldjägern militärpolizeiliche<br />
Aufgaben und allgemeinmilitärische Aufgaben<br />
unter einer zum Teil hohen Gefährdungslage<br />
wahr. Bis zum Abzug der Bundeswehr aus Kunduz<br />
und Übergabe des Feldlagers fielen im Raum<br />
Kunduz 25 deutsche Soldaten, unzählige wurden<br />
bei Sprengstoffanschlägen und Feuergefechten<br />
verwundet.<br />
2004 wurde in Faizabad ein weiteres Regionales<br />
Wiederaufbauteams (PRT) unter deutscher Führung<br />
eingerichtet. Das Feldlager wurde im Januar<br />
2005 offiziell in Betrieb genommen. In Zugstärke<br />
mit bis zu 18 Soldaten stellten Feldjäger hier bis<br />
2012 den Personen- und Begleitschutz ebenso<br />
sicher wie die Durchführung von Erhebungen und<br />
Ermittlungen und die Wahrnehmung von Luftsicherheitsaufgaben.<br />
Im Jahr 2006 baute Deutschland die britische Forward<br />
Support Base in Mazar-i-Sharif zum Feldlager<br />
„Camp Marmal" aus. Im Juni übernahm Deutschland<br />
das Regionalkommando Nord mit Sitz des<br />
Stabes im Camp Marmal. Damit wurde das Camp<br />
Marmal zur Basis des deutschen Einsatzkontingentes.<br />
Im Stab des Regionalkommandos Nord (RC N)<br />
plante und koordinierte ein international besetztes<br />
Provost-Marshal-Office unter deutscher Führung<br />
bis 2014 nationale und internationale Militärpolizeieinsätze.<br />
Die Feldjägereinsatzkompanie Mazari-Sharif<br />
war bis zu 54 Feldjäger stark, wurde darüber<br />
hinaus über mehrere Jahre mit amerikanischen<br />
und kroatischen, später u.a. mit belgischen und<br />
lettischen Militärpolizisten verstärkt.<br />
Ab Dezember 2010 bis zur Übergabe des Außenpostens<br />
„Operation Post North" bei Pol-e Chomri<br />
an die afghanischen Sicherheitskräfte wurde der<br />
erste Zug der Feldjägereinsatzkompanie Mazar-i-<br />
Sharif mit Hauptauftrag Erhebungen und Ermittlungen<br />
sowie Force Protection hier stationiert.<br />
Abb. 57 Feldjäger in der Sicherung, Faizabad<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
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Headline<br />
Headline<br />
Neben der Feldjägereinsatzkompanie lag im Camp<br />
Marmal auch das bis zu 45 Feldjäger umfassende<br />
„Feldjägerausbildungskommando zur Unterstützung<br />
der Afghanischen Nationalen Polizei" (ANP).<br />
Anfangs in Zuggliederung, wurden ab 2009 in<br />
der Teamstruktur eines Police Mentoring Teams<br />
(PMT) und in Zusammenarbeit mit internationalen<br />
Polizeikräften im Norden des Landes die nationalen<br />
afghanischen Polizeikräfte vor Ort in deren<br />
Distrikten aus- und weitergebildet.<br />
Aufbauend auf den Erfahrungen vorheriger Einsätze<br />
wurden die Feldjäger in Afghanistan zu jeder<br />
Zeit vor neue Herausforderungen in einem robusten<br />
Einsatz mit hoher Gefährdungslage gestellt.<br />
So passten Personenschützer Ausstattung und<br />
Einsatztaktik regelmäßig an die veränderten<br />
Gegebenheiten an und arbeiten mit Sprengstoffspürhundeteams<br />
zusammen. Erheber und<br />
Ermittler wurden bei Einsätzen durch Präzisionsschützen<br />
der eigenen Truppengattung gesichert<br />
und entwickelten Techniken, Spuren- und<br />
Beweissicherung an Anschlagsorten innerhalb<br />
von 30 Minuten durchführen zu können. Der<br />
Feldjägerdienst wurde erstmalig aus dem verlegefähigen<br />
modularen Feldjägerdienstkommando<br />
heraus betrieben. Feldjäger nahmen Kontroll- und<br />
Ausbildungsaufgaben für afghanisches Gefängnispersonal<br />
wahr. Luftsicherheitskräfte kontrollierten<br />
nationale und internationale Lufttransportfracht<br />
auf die Einhaltung der<br />
Sicherheitsbestimmungen<br />
und übernahmen<br />
Sicherheitsaufgaben in<br />
Luftfahrzeugen.Zum 1.<br />
Januar 2015 ging ISAF<br />
in die Mission „Resolute<br />
Support" (RS) über.<br />
Während die Mandatsobergrenze<br />
für ISAF bei 5350 Soldaten lag, legt der<br />
Beschluss des Deutschen Bundestages diese bei RS<br />
für 850 Soldaten fest. Die Reduzierungen spiegeln<br />
sich natürlich auch bei Feldjägerkräften wider.<br />
Annähernd 200 Feldjäger waren 2011 zeitgleich<br />
in Afghanistan in 5 Standorten eingesetzt. 2015<br />
zählen wir noch 38 Feldjäger in Kabul und Mazari-Sharif.<br />
Die Herausforderungen bleiben. Neue<br />
werden hinzukommen.<br />
Abb. 58 Feldjäger MB SSA am Helipad in Faizabad<br />
Abb. 59 Feldjäger beobachtet den Luftraum<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
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Headline<br />
4.4 Feldjäger in See<br />
European Union Naval Force - Somalia<br />
(EU NAVFOR Somalia) - Operation Atalanta<br />
Erste Überlegungen zur<br />
Gestellung von Feldjägerkräften<br />
auf Schiffen<br />
der Marine gab es<br />
bereits 2002 während<br />
der Operation Enduring<br />
Freedom.<br />
Es sollte jedoch noch<br />
sechs Jahre dauern, bis<br />
die ersten Feldjäger im<br />
Rahmen der Operation European Union Naval<br />
Force - Somalia (EU NAVFOR Somalia) Operation<br />
Atalanta erstmals als Teil eines deutschen Einsatzkontingentes<br />
an Bord eines deutschen Marineschiffs<br />
in See stachen.<br />
Die multinationale Operation Atalanta wurde<br />
2008 mit dem Ziel des Schutzes der Hilfslieferungen<br />
für Somalia sowie der Gewährleistung einer<br />
freien Seefahrt und Bekämpfung der Piraterie am<br />
Horn von Afrika und im Golf von Aden gestartet.<br />
Die ersten Feldjäger, Kräfte aus dem FJgBtl 451<br />
und FJgBtl 252, gingen im Dezember 2008 an<br />
Bord der Fregatte Karlsruhe. Hauptauftrag der<br />
Feldjäger war und ist die Unterstützung des Kommandanten<br />
bei der Durchführung der Gewahrsamnahme<br />
der Piraterie verdächtigter Personen<br />
sowie die gerichtsverwertbare Sicherung und<br />
Dokumentation der diesbezüglichen Beweismittel.<br />
Zur Erfüllung dieses Auftrages sind auf jeder in EU<br />
NAVFOR Atalanta eingesetzten Einheiten (Fregatte<br />
bzw. Einsatzgruppenversorger) drei Feldjäger<br />
unter Führung eines Feldjägeroffiziers mit Spezialisierung<br />
und Befähigung für Erhebungen und<br />
Ermittlungen an Bord.<br />
Heute zählen wir das 22. Deutsche Einsatzkontingent<br />
EU NAVFOR Atalanta und 24 Feldjägerkommandos<br />
waren bis dato für mindestens 4 Monate<br />
als Angehörige der Besatzungen in See. Wohl<br />
jeder der auf einer seegehenden Marineeinheit<br />
eingesetzten Feldjäger musste sich hierbei in einer<br />
organisatorisch, sozial und kommunikativ fremden<br />
Umgebung integrieren. Mittlerweile ist jedoch<br />
vielen Feldjägern bekannt, dass jeder Marinestabsoffizier-<br />
kurz mit „Herr Kap'tän" angesprochen<br />
wird, dass er in einer kleinen Kammer auf dem<br />
Bock schläft, welche nicht vom „Spieß", sondern<br />
vom Schiffswachtmeister zugewiesen wurde, sein<br />
Mitbewohner vielleicht der 2SVO - der 2. Schiffsversorgungsoffizier<br />
- ist und man in der Kantine<br />
Kleinigkeiten einkaufen kann, weil die Mahlzeiten<br />
in der Messe eingenommen werden, wobei jede<br />
Dienstgradgruppe über eine eigene Messe verfügt<br />
und der Zutritt von dienstgradgruppenfremden<br />
Soldaten ausschließlich mit Erlaubnis aller Anwesenden<br />
möglich ist, was wiederum während der<br />
Mahlzeiten gänzlich ausgeschlossen ist.<br />
Auch für die Marine waren anfangs die Feldjäger<br />
an Bord doch gewöhnungsbedürftig und es galt<br />
besonders für die ersten Feldjägerkommandos in<br />
See einige Ressentiments auszuräumen. Durch<br />
Fachwissen, professionelle Einstellung, Kooperations-<br />
und Anpassungsfähigkeit, ein klein wenig<br />
Geduld von Feldjägeroffizieren und Feldjägerportepeeunteroffizieren<br />
(die hier übrigens Feldjägermeister<br />
heißen) und viel Unterstützung von<br />
den Marinesoldaten wurden die Feldjäger jedoch<br />
schnell zu Besatzungsmitgliedern und anerkannten<br />
Fachleuten innerhalb ihres speziellen Aufgabenbereiches.<br />
Mussten die ersten Feldjägeroffiziere<br />
noch um die Übertragung von Ermittlungen<br />
nach der Wehrdisziplinarordnung kämpfen, ist<br />
dies heute an Bord selbstverständlich. Der eigentliche<br />
Hauptauftrag bleibt jedoch die Wahrnehmung<br />
der Garantenpflicht des Kommandanten gegenüber<br />
den Gewahrsamspersonen sowie die Durchführung<br />
der Gewahrsamnahme mit Sicherung<br />
und gerichtsverwertbarer Dokumentation von<br />
Beweismitteln. Die Gewahrsamnahme umfasst<br />
hierbei die Aufnahme, die Betreuung und Beaufsichtigung<br />
der Personen im Gewahrsamsbereich<br />
sowie die Übergabe bzw. Freilassung. Bei allen<br />
Phasen der Gewahrsamnahme sind die Feldjäger<br />
an Bord auf Unterstützung von Marinesoldaten<br />
angewiesen. Die hier eingeteilten Soldaten müssen<br />
durch die Feldjäger eingewiesen und ausgebildet<br />
werden. Der Erfolg der Operation EUNAVFOR<br />
Atalanta kann in Zahlen dokumentiert werden.<br />
Wurden im Jahr 2009 163 Piratenangriffe und<br />
Geiselnahmen registriert, lag die Zahl in 2014 nur<br />
noch bei zwei gemeldeten Angriffen. Insgesamt<br />
wurden durch den internationalen Marineverband<br />
155 Piraten den Strafverfolgungsbehörden übergeben,<br />
davon 128 rechtskräftig verurteilt.<br />
Abb. 60 Feldjäger an Bord bei der Registrierung und Dokumentation von Beweismitteln<br />
Abb. 61 Feldjäger bei der Fotoüberwachung an Bord der Fregatte Hamburg<br />
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European Union Naval Force - Mediterranean (EU NAVFOR MED)<br />
Nach nur fünf Tagen<br />
Vorbereitungszeit gingen<br />
am 4. Mai 2015 die<br />
ersten dreizehn Feldjäger<br />
aus der 8./ FJgRgt<br />
1 in Burg an Bord der<br />
Fregatte Hessen und des<br />
Einsatzgruppenversorgers<br />
Berlin. Das Feldjägerdienstkommando<br />
Burg stellte vorübergehend den durchgehenden<br />
Feldjägerdienst ein. Auftrag an Bord der Schiffe,<br />
die kurzfristig zur Humanitären Hilfe Seenotrettung<br />
ins Mittelmeer abgestellt wurden, war die<br />
Aufnahme, Betreuung und Beaufsichtigung sowie<br />
die Übergabe von durch die Marine aus Seenot<br />
geretteten und an Bord genommenen Flüchtlingen.<br />
Grundsätzlich ist dieser Auftrag artverwandt<br />
mit den Aufgaben der Feldjäger bei EU NAVFOR<br />
Atalanta im Bereich Gewahrsamnahme, die Herausforderungen<br />
sind jedoch andere. Während sich<br />
bei Atalanta i.d.R. nicht mehr als zehn der Piraterie<br />
verdächtige Personen bis zu zehn Tagen an<br />
Bord befinden, mussten auf der Fregatte Hessen<br />
zeitweise mehr als 800 Personen aufgenommen<br />
und betreut werden.<br />
Diese sind zwar grundsätzlich keiner Straftaten<br />
verdächtigt und werden als Flüchtlinge behandelt,<br />
dafür werden Problemlösungen bedingt durch<br />
Anzahl, Alter und Ethnien erforderlich. Diesen<br />
Herausforderungen stellen sich sechs Feldjäger mit<br />
Unterstützung von Marinesoldaten, welche aber<br />
natürlich nicht den Ausbildungs- und Erfahrungsstand<br />
der eingesetzten Feldjäger besitzen können.<br />
Zum Teil bis zu 36 Stunden ohne Unterbrechung<br />
waren die Feldjäger in der Aufnahme und Betreuung<br />
gebunden, bevor die Flüchtlinge in Italien den<br />
dortigen Behörden übergeben werden konnten.<br />
Aufgrund der hohen physischen und psychischen<br />
Belastungen wurde erstmalig eine Einsatzdauerobergrenze<br />
von 70 Tagen für die Feldjägerkräfte<br />
befohlen.<br />
Im Juli 2015 ging die Humanitäre Hilfeleistung<br />
Seenotrettung Mittelmeer in den mandatierten<br />
Einsatz European Union Naval Force - Mediterranean<br />
(EU NAVFOR MED) über. Damit einher geht<br />
ein Wechsel des Hauptauftrages für die Marineeinheiten<br />
von Seenotrettung zu Erkundung und<br />
Aufklärung. Der Hauptauftrag und Kräfteansatz<br />
der Feldjäger bleibt davon jedoch unberührt.<br />
Zusätzliche Aufträge im Bereich von Erhebungen<br />
und Ermittlungen und Unterstützungsleistungen<br />
werden außerhalb der Flüchtlingshilfe wahrgenommen.<br />
Abb. 62 u. 63 Seenotrettung Mittelmeer: Feldjäger an Bord der Fregatte Hessen<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
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4.5 Einsatzgleiche Verpflichtungen<br />
4.6 Militärische Evakuierungsoperationen<br />
Der Aufgabenbereich Feldjägerwesen Bundeswehr<br />
(AufgBer FJgWesBw) plant neben den „klassischen<br />
Auslandseinsätzen" auch Feldjägerkräftedispositive<br />
für die Einsatzgleichen Verpflichtungen<br />
aus. Im Schwerpunkt werden hierbei die European<br />
Battlegroup (EUBG) und die NATO Response<br />
Force (NRF) betrachtet. Einsatzkontingente der<br />
EUBG unterliegen einer Standby-Phase von sechs<br />
Monaten, wobei diese grundsätzlich im Januar<br />
und im Juli beginnt. Die Bereitschaftsphase der<br />
NRF umfasst ein volles Kalenderjahr. Sie beginnt<br />
im Januar und endet im Dezember. Die eingeplanten<br />
Feldjägerkräfte sind in den entsprechenden<br />
Zeiträumen fest gebunden und können nicht für<br />
andere Einsatzverpflichtungen eingeplant werden,<br />
die parallel zu den entsprechenden Kontingenten<br />
zu stellen sind. Für beide Einsatzgleichen Verpflichtungen<br />
gilt, dass die eingeplanten Feldjägerkräfte<br />
sowie das benötigte Material einen Monat<br />
über das Ende der jeweiligen Standby-Phase<br />
hinaus bereitgehalten werden müssen.<br />
Die Einsatzkontingente<br />
der NRF und<br />
der EUBG werden,<br />
abhängig von der Gesamtstärke<br />
des jeweiligen<br />
deutschen Einsatzkontingentes,<br />
als<br />
Einheit (verminderte<br />
Feldjägereinsatzkompanie)<br />
oder Teileinheit<br />
(verminderter Feldjägerzug)<br />
ausgeplant.<br />
Absicht ist es, mithilfe<br />
einer bereits erfolgten Standardisierung dieser<br />
Elemente, zukünftig die Ausplanungen und die<br />
damit einhergehenden Koordinierungen zwischen<br />
den militärischen Organisationsbereichen (MilOrgBer),<br />
den Fähigkeitskommandos der Streitkräftebasis<br />
und den Verbänden innerhalb des AufgBer<br />
FJgWesBw nachhaltig zu optimieren. Neben einer<br />
rein nationalen Aufstellung der Einsatzkontingente<br />
spielt die Zusammenarbeit im multinationalen<br />
Verbund eine immer stärkere Rolle. So werden die<br />
aufgestellten Feldjägereinsatzkompanien regelmäßig<br />
durch andere Partnernationen unterstützt<br />
und durch Komponenten anderer Militärpolizeien<br />
ergänzt. Beispielgebend kann hier die multinationale<br />
Militärpolizeikompanie für die EUBG II/2016<br />
genannt werden, die durch das Kommando<br />
Feldjäger der Bundeswehr ausgeplant wurde, im<br />
Schwerpunkt durch Feldjäger betrieben und durch<br />
mehr als 40 Militärpolizisten aus Österreich und<br />
der Tschechischen Republik unterstützt wird. Umgekehrt<br />
ist es allerdings auch möglich, dass sich<br />
Feldjägerkräfte an eine multinationale Militärpolizeikompanie<br />
der EUBG oder der NRF angliedern,<br />
die durch eine andere Nation geführt wird. Um<br />
die multinationale Zusammenarbeit zu optimieren,<br />
findet nach den entsprechenden Absprachen eine<br />
zielgerichtete Übungstätigkeit im In- und Ausland<br />
statt. Ziel ist hierbei, die eingesetzten Kräfte der<br />
verschiedenen Militärpolizeien miteinander zu<br />
harmonisieren und zu zertifizieren.<br />
So ist zum Beispiel in Vorbereitung auf die EUBG<br />
II/2016 eine trinationale Teilnahme an der Volltruppenübung<br />
EUROPEAN SPIRIT 2016 geplant,<br />
bei der deutsche Feldjäger zusammen mit den<br />
Partnern aus Österreich und der Tschechischen<br />
Republik ihre allgemeinmilitärischen sowie ihre<br />
militärpolizeilichen Fähigkeiten beüben und kohäsieren<br />
können.<br />
Das Kommando Feldjäger der Bundeswehr stellt<br />
für Militärische Evakuierungsoperationen (MilEvakOp)<br />
ein Kräftedispositiv bereit, um jederzeit<br />
und zielgerichtet im gesamten militärpolizeilichen<br />
Aufgabenspektrum im Rahmen der Nationalen<br />
Krisenvorsorge eingesetzt zu werden. Das Einsatzportfolio<br />
dieses Kräftedispositives ist äußerst facettenreich<br />
und reicht von der Personenregistrierung<br />
der zu Evakuierenden bis hin zur Durchführung<br />
von Personenschutz für entsprechend eingestufte<br />
Soldaten des Einsatzverbandes MilEvakOp. Eingesetzt<br />
wurden Feldjägerkräfte zum Beispiel im Zuge<br />
der Operation Pegasus (Evakuierung deutscher<br />
Abb. 64 Feldjäger bei der Operation Pegasus<br />
Staatsbürger aus Libyen im Februar 2011) sowohl<br />
an Bord eines Ausbildungs- und Einsatzverbandes<br />
(EAV) der Deutschen Marine im Mittelmeer, als<br />
auch an Bord von zwei Transall-Transportflugzeugen,<br />
welche zur Unterstützung dieser Operation<br />
bereit standen. Für den Erfolg von Militärischen<br />
Evakuierungsoperationen geben Geheimhaltung<br />
in der Vorbereitung, Überraschung im Ansatz und<br />
zupackendes Handeln in der Durchführung den<br />
Ausschlag. Deshalb sehen Sie uns bitte nach, dass<br />
wir an dieser Stelle thematisch nicht weiter in die<br />
Tiefe gehen, sondern es bei diesem allgemeinen<br />
Überblick belassen.<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
122<br />
122<br />
123
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Headline<br />
4.7 Gedenken<br />
Die Feldjäger der Bundeswehr haben seit Beginn<br />
mandatierter Auslandseinsätze der Bundeswehr<br />
eine enorme Entwicklung vollzogen, die viele Anfang<br />
der 1990er Jahre nicht für möglich hielten.<br />
Die Feldjägertruppe hat die Herausforderungen<br />
angenommen, hat sie bestanden und ist daran<br />
gewachsen -<br />
sie hat hierfür jedoch auch einen hohen Preis<br />
zahlen müssen, da nicht jeder Feldjäger lebend<br />
nach Hause zurückkehren konnte. Unseren<br />
Kameraden ein ehrendes Andenken zu bewahren<br />
ist und bleibt Verpflichtung aller Feldjäger der<br />
Bundeswehr.<br />
Bei Verkehrsunfällen im Kosovo starben die Feldjäger<br />
• Hauptfeldwebel Christian Falk am 12. Oktober 1999 (5./FJgBtl 801) - Bild oben rechts<br />
• Feldwebel Thomas Grubert am 12. Oktober 1999 (5./FJgBtl 801) - Bild oben rechts<br />
• Oberfeldwebel Michael Zirkelbach am 3. Oktober 2003 (3./FJgBtl 451) - Bild unten rechts<br />
• Stabsunteroffizier Marco Heling am 3. Oktober 2003 (4./FJgBtl 451) - Bild unten rechts<br />
Die einheimische Bevölkerung im Kosovo pflegt die Gedenkstätten an unsere Kameraden bis<br />
zum heutigen Tag.<br />
Bei einem Sprengstoffanschlag in Taloqan/Afghanistan starb am<br />
28.05.2011 Hauptfeldwebel Tobias Lagenstein (5./FJgBtl 152)<br />
in Ausübung seines Dienstes. Er fiel als Kommandoführer des<br />
Personenschutzteams des Kommandeurs<br />
Regionalkommando Nord.<br />
Auch dieser fünf Kameraden wird am Platz der Erinnerung (Kapitel 7) gedacht.<br />
Abb. 65 u. 66 Der Kommandeur KdoFJgBw an den Gedenkstätten der im Kosovo gestorbenen Feldjäger<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
124<br />
124<br />
125
Headline<br />
5 Vorstellung der aktuellen Dienststellen und<br />
Verbände<br />
5.1 Feldjäger in der Neuausrichtung der Bundeswehr<br />
5.2 Feldjägerregiment 1<br />
5.3 Feldjägerregiment 2<br />
5.4 Feldjägerregiment 3<br />
5.5 Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
126 126<br />
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Headline<br />
5.1 Feldjäger in der Neuausrichtung der Bundeswehr<br />
Das Kommando Feldjäger der Bundeswehr in<br />
Hannover ist die vorgesetzte Dienststelle aller Feldjägerverbände<br />
und der Schule für Feldjäger und<br />
Stabsdienst der Bundeswehr. Als Dienststelle der<br />
Streitkräftebasis ist es dem Kommando Territoriale<br />
Aufgaben der Bundeswehr truppendienstlich<br />
nachgeordnet.<br />
In ihm liegen erstmals in der Geschichte des<br />
Feldjägerwesens Bundeswehr Führung, Einsatz,<br />
Ausbildung und Weiterentwicklung in einer Hand.<br />
Kernaufgabe des Kommandos ist es, militärpolizeiliche<br />
Fähigkeiten der Bundeswehr im In- und<br />
Ausland lageabhängig abzubilden, den Feldjägerdienst<br />
Inland zu führen und hierfür die erforderlichen<br />
Feldjägerkräfte bereitzustellen.<br />
Der Feldjägerführer Bundeswehr und Kommandeur<br />
des Kommandos Feldjäger der Bundeswehr,<br />
Herr Brigadegeneral Udo Schnittker, nimmt alle<br />
Aufgaben des zentralen fachlichen Beraters in<br />
Fragen des Feldjägerwesens und des militärpolizeilichen<br />
Aufgabenspektrums der Bundeswehr<br />
für das Bundesministerium der Verteidigung und<br />
alle Organisationsbereiche der Bundeswehr wahr.<br />
Er wird hierbei durch den Stab des Kommandos<br />
Feldjäger der Bundeswehr unterstützt.<br />
Das Kommando Feldjäger der Bundeswehr wurde<br />
am 20. Februar 2013 im Rahmen eines feierlichen<br />
Appells durch den Stellvertretenden Inspekteur<br />
der Streitkräftebasis, Herrn Generalleutnant Engelhardt,<br />
in der Scharnhorst-Kaserne in Hannover<br />
in Dienst gestellt. Alle Truppenteile des Aufgabenbereiches<br />
Feldjägerwesen Bundeswehr sowie die<br />
Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr<br />
wurden hierbei dem Kommando Feldjäger<br />
der Bundeswehr unterstellt (Abb. 69).<br />
Das Kommando Feldjäger der Bundeswehr ist<br />
verantwortlich für die truppendienstliche und<br />
fachliche Führung der drei Feldjägerregimenter<br />
in Berlin, Hilden und München sowie der bundeswehrgemeinsamen<br />
Schule für Feldjäger und<br />
Stabsdienst der Bundeswehr in Hannover mit einer<br />
Gesamtstärke von 2700 Soldaten und Soldatinnen<br />
sowie zivilen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen<br />
(Abb. 67).<br />
Abb. 67 Dislozierung der Truppenteile des Feldjägerwesens Bundeswehr in der Zielstruktur der Streitkräftebasis der Zukunft<br />
Der Stab des Kommandos Feldjäger der Bundeswehr<br />
besteht aus zwei Fachabteilungen<br />
(Feldjägereinsatz und Weiterentwicklung), einer<br />
Stabsabteilung (Führung), einem Dezernat Zentrale<br />
Aufgaben, einem Dezernat Controlling, den<br />
Rechtsberatern sowie dem Stabsquartier mit rund<br />
150 Soldaten und Soldatinnen sowie zivilen Mitarbeitern<br />
und Mitarbeiterinnen (Abb. 68).<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
128<br />
128<br />
129
Headline<br />
Headline<br />
Die Abteilung Führung nimmt die truppendienstliche<br />
Führung für den gesamten Kommandobereich<br />
in allen Führungsgrundgebieten im Auftrag<br />
des Kommandeurs Kommando Feldjäger der<br />
Bundeswehr wahr. Das Personal der Abteilung<br />
Führung setzt sich aus Soldaten und Soldatinnen<br />
aller Uniformträger- und Organisationsbereiche<br />
zusammen.<br />
Die Abteilung Feldjägereinsatz Bundeswehr ist<br />
verantwortlich für die Planung und Führung des<br />
Feldjägerdienstes Inland, die Koordinierung der<br />
Grundsätze des Feldjägereinsatzes Ausland in<br />
enger Abstimmung mit dem Einsatzführungskommando<br />
der Bundeswehr und die Bedarfsdeckung<br />
der militärpolizeilichen Fähigkeiten im In- und<br />
Ausland.<br />
Die Abteilung Grundlagen und Weiterentwicklung<br />
nimmt die fachliche Weiterentwicklung des<br />
Aufgabenbereiches Feldjägerwesen Bundeswehr<br />
wahr.<br />
Dieses umfasst im ganzheitlichen System Weiterentwicklung<br />
die Zuständigkeit für Konzeption,<br />
Doktrin, Ausbildung, Rüstung und Ausrüstung<br />
sowie internationale Kooperation.<br />
In seiner Grundgliederung ist das Kommando<br />
Feldjäger der Bundeswehr befähigt, alle truppendienstlichen<br />
und fachlichen Aufgaben im engen<br />
Zusammenwirken mit dem nachgeordneten<br />
Bereich zu erfüllen und so den militärpolizeilichen<br />
Beitrag zur Erfüllung des Gesamtauftrages der<br />
Bundeswehr zu leisten.<br />
Abb. 69 Einmarsch der Truppenfahnen während des Indienststellungsappells Kommando Feldjäger der Bundeswehr am<br />
20. Februar 2013<br />
Abb. 68 Gliederung des Stabes Kommando Feldjäger der Bundeswehr<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
130<br />
130<br />
131
Vom Inspizienten der Feldjägertruppe bis zum Feldjägerführer Bundeswehr<br />
5.2 Das Feldjägerregiment 1<br />
Weiträumig. Flexibel. Exzellent.<br />
Oberst Fischer<br />
1958-1961<br />
Oberst Koch<br />
1970-1974<br />
Oberst Brucker<br />
1961-1963<br />
Oberst Schwarz<br />
1974<br />
Oberst Ballhorn<br />
1963-1967<br />
Oberst Herold<br />
1974-1981<br />
Oberst Elfering<br />
1967-1970<br />
Oberst Neumann<br />
1981-1985<br />
Am 26.09.2013 wurde das Feldjägerregiment 1<br />
(FJgRgt 1) im Rahmen eines feierlichen Appells<br />
durch den Kommandeur Kommando Feldjäger<br />
der Bundeswehr, Brigadegeneral Udo Schnittker,<br />
zum 01.10.2013 unter der Führung von Oberst<br />
Carsten Bullwinkel in Dienst gestellt. Die im neuen<br />
Einsatzraum befindlichen Kompanien der Feldjägerbataillone<br />
151, 350 und 351 wurden dabei<br />
dem FJgRgt 1 unterstellt.<br />
Das Alte bewahren und das Neue formen - dieser<br />
Grundsatz führte zu einer einmaligen mathematischen<br />
Gleichung:<br />
151+350+351=1<br />
Die drei ehemaligen Bataillone waren in Berlin<br />
(350) unter Führung von Oberstleutnant Andreas<br />
Reitz, in Neubrandenburg (151) unter Führung<br />
von Oberstleutnant Ulf Lübberstedt und in Leipzig<br />
(351) unter Führung von Oberstleutnant Dirk<br />
Gerlich disloziert. Durch die Beibehaltung wesentlichen<br />
Führungspersonals aus den drei Verbänden<br />
gelang es verzugslos, vorhandene Expertise aus<br />
dem jeweiligen Verantwortungsbereich zu konservieren<br />
und im neu aufgestellten Regimentsstab in<br />
Berlin verwertbar zu machen. So ist seit der Aufstellung<br />
Oberstleutnant Reitz der stellvertretende<br />
Kommandeur des Regimentes und Oberstleutnant<br />
Lübberstedt der Abteilungsleiter S3. Im Wesentlichen<br />
trugen die Last der Neuaufstellung die<br />
Unteroffiziere der drei Verbände, die bekanntes<br />
Terrain verlassen und sich in „neuen" Kompanien<br />
zurechtfinden mussten. Ihre Professionalität und<br />
ihre Leistungsbereitschaft trugen im Kern dazu<br />
bei, dass in kürzester Zeit ein „Wir-Gefühl" im<br />
Feldjägerregiment 1 entstand.<br />
Jedoch sei an dieser Stelle auch kurz an die aufgelösten<br />
Kompanien erinnert: Das Feldjägerdienstkommando<br />
Potsdam ist sicherlich das geschichtsträchtigste<br />
von allen Kompanien gewesen. Auch<br />
Hagenow hatte ein eigenes Dienstkommando.<br />
Deren Einsatzräume und Aufträge sind natürlich<br />
durch die anderen Einsatzkompanien lückenlos<br />
übernommen worden.<br />
Die langjährigen und intensiven Patenschaften<br />
mit dem Bezirk Berlin-Mitte in Wedding sowie der<br />
polnischen Zandarmerii Wojskowej in Zagan sind<br />
weiter bestimmende Merkmale dieses Verbandes.<br />
Oberst Trampusch<br />
1985-1988<br />
Oberst Diez<br />
1988-1994<br />
Oberst Herzog<br />
1995-2000<br />
Oberst Helms<br />
2000-2001<br />
Oberst Erdmann<br />
2001-2008<br />
Oberst Stumpp<br />
2008-2012<br />
Brigadegeneral Schnittker<br />
seit 2013<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
132<br />
132<br />
133
Headline<br />
Headline<br />
Stab Feldjägerregiment 1<br />
Teamfähig. Kompetent. Innovativ.<br />
Oberstleutnant Uwe Staab nimmt als Regimentskommandeur<br />
die fachliche Beratungsfunktion für<br />
alle Bedarfsträger in seinem Verantwortungsbereich<br />
wahr und ist als Verbandsführer der erste Mann des<br />
Regimentes. Er ist verantwortlich für die truppendienstliche<br />
Führung der acht Feldjägerkompanien<br />
in Berlin, Eckernförde, Neubrandenburg, Hamburg,<br />
Storkow, Burg und Leipzig sowie der Versorgungskompanie<br />
in Berlin mit einer Gesamtstärke von ca.<br />
800 Soldaten und Soldatinnen sowie zivilen Mitarbeitern<br />
und Mitarbeiterinnen.<br />
Hierbei wird er durch den Stab FJgRgt 1 unter<br />
Führung des StvRgtKdr mit seinen sechs Fachabteilungen<br />
sowie dem Stabszug, unter Führung des<br />
Stabszugführers mit der Disziplinargewalt der Stufe<br />
1, mit insgesamt 42 Soldaten und Soldatinnen<br />
sowie zivilen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen unterstützt.<br />
Somit nehmen die täglichen ablauforganisatorischen<br />
Verantwortlichkeiten Oberstleutnant<br />
Andreas Reitz als stellvertretender Kommandeur<br />
und Hauptmann Ferdinand Storm als Stabszugführer<br />
wahr und sind folglich die Garanten für das gute<br />
Gelingen des Stabes.<br />
1./Feldjägerregiment 1<br />
Unterstützend. Breitgefächert. Reibungslos.<br />
Einsatzraum im Nordosten Deutschlands<br />
Der Einsatzraum des Feldjägerregiments 1 erstreckt<br />
sich von der deutsch-dänischen Grenze<br />
im Norden bis hin zum Erzgebirge im Süden, der<br />
Grenze zu Polen und Tschechien im Osten auf<br />
einer Fläche von 108.919 km2. Darin befinden<br />
sich 229 Dienststellen an 83 Standorten in 116<br />
Liegenschaften der Bundeswehr mit insgesamt ca.<br />
49.000 Soldatinnen und Soldaten.<br />
Soweit die Fakten. Was sich aber hinter diesem<br />
Einsatzraum verbirgt, kann eher folgende Darstellung<br />
vermitteln: Das Bundesministerium der Verteidigung<br />
hat im Bendler-Block in Berlin seinen 2.<br />
Dienstsitz. Weitere prominente und den Einsatzraum<br />
kennzeichnende Dienststellen auf der operativen<br />
Ebene sind das Einsatzführungskommando<br />
der Bundeswehr, das Planungsamt, die Bundesakademie<br />
für Sicherheitspolitik, das Kommando<br />
Heer, das Kommando Luftwaffe, das Marinekommando,<br />
das Kommando Territoriale Aufgaben der<br />
Bundeswehr, die Führungsakademie der Bundeswehr,<br />
die Offizierschule des Heeres u.v.m. Neben<br />
diesen hochkarätigen Bedarfsträgern sind mit dem<br />
Verantwortungsbereich des Feldjägerregiments<br />
1 auch die Hochwertveranstaltungen wie das<br />
Feierliche Gelöbnis am 20.07. eines jeden Jahres,<br />
der Hafengeburtstag in Hamburg, der Hanse Sail<br />
in Rostock oder aber auch die Kieler Woche verknüpft,<br />
die immer wieder herausragende Feldjägereinsätze<br />
darstellen.<br />
Das heißt: Die Aufgaben des Feldjägerregimentes<br />
1 können sich aufgrund der Konzentration der<br />
unterschiedlichsten Dienststellen wohl von seinen<br />
Schwesterregimentern etwas unterscheiden.<br />
Doch nun zu den einzelnen Manöverelementen<br />
des Verbandes.<br />
Die 1. Kompanie ist als Versorgungskompanie im<br />
Wesentlichen für das gesamte Regiment zuständig<br />
und betreibt die Realversorgung des Verbandes.<br />
Intern bezeichnet sich die Kompanie als „Dienstleister<br />
der Dienstleister". Die 1. Kompanie leistet<br />
durch verschiedenste Unterstützungsleistungen<br />
ihren Beitrag für das Gelingen der Aufträge des<br />
2./Feldjägerregiment 1<br />
Zuverlässig. Wendig. Bereit.<br />
Die 2. Kompanie ist als „schwere Kompanie" eine<br />
Ausnahme im Feldjägerwesen Bundeswehr. Unter<br />
Führung von Hauptmann Manuel Myrrhe sichert<br />
sie mit dem Absicherungszug den 2. Dienstsitz<br />
des Bundesverteidigungsministeriums im Bendler-<br />
Block. Darüber hinaus hat die Kompanie den<br />
Auftrag, den Generalinspekteur der Bundeswehr<br />
3./Feldjägerregiment 1<br />
Weitreichend. Facettenreich. Bärenstark.<br />
Die 3. Kompanie ist nicht nur durch ihren „Buddy-<br />
Bären" bekannt, sondern ist das Leit-Dienstkommando<br />
des Regimentes und verrichtet ihren Dienst<br />
in Berlin sowie im westlichen Brandenburg. Sie ist<br />
Verbandes. Sichtbar sind eher der Technische Zug<br />
oder die Verpflegungsgruppe: jedoch ist die Leistungsfähigkeit<br />
der Material- und der Transportgruppe<br />
den „externen" Kompanien hinlänglich<br />
bekannt. Die Kompanie wird durch Hauptmann<br />
Sebastian Büchler geführt.<br />
weltweit mit ihren Personenschützern zu beschützen.<br />
Ferner ist der Eskortenzug für die deutschlandweite<br />
protokollarische Begleitung von Gästen<br />
zuständig, die durch das BMVg angeordnet wird,<br />
und ist in Berlin als „ausgelagerter" Teil der Schule<br />
für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr<br />
lehrbeauftragt für die Vergabe der Eskorten ATN.<br />
die Allzweckwaffe im Raum Berlin und versieht<br />
mit ihren Feldjägern in Berlin und im westlichen<br />
Brandenburg den Feldjägerdienst. Erfahrung im<br />
Handling von Großveranstaltungen in der Bun-<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
134<br />
134<br />
135
Headline<br />
Headline<br />
deshauptstadt sind Kennzeichen dieser Kompanie<br />
unter der Führung von Major Alexander Schikora.<br />
Aber Berlin ist aus Sicht unseres Regimentes nicht<br />
alles. Dafür stehen die gleichrangingen Schwesterkompanien.<br />
9./Feldjägerregiment 1<br />
Elementar. Präzise. Robust.<br />
4./Feldjägerregiment 1<br />
Nordisch. Maritim. Aktiv.<br />
5./Feldjägerregiment 1<br />
Spezialisiert. Schützend. Ausgezeichnet.<br />
Die 5. Kompanie ist in Neubrandenburg stationiert.<br />
Unter Führung von Hauptmann Stefan<br />
Quandt ist sie die zweite maritim orientierte<br />
Kompanie. Gleichwohl ist mit der Panzerbrigade<br />
Die 4. Kompanie ist derzeit noch in Eckernförde<br />
ansässig. Frau Major Diana Klotz bereitet<br />
gleichwohl als erster weiblicher Stabsoffizier des<br />
Aufgabenbereiches den Umzug ihrer Kompanie<br />
nach Kiel vor. Das Symbol der Kompanie hat logischerweise<br />
ein Schiff im Wappen, da der Hauptbedarfsträger<br />
die Kameradinnen und Kameraden<br />
der Marine sind, die wesentlich im Einsatzraum<br />
des Dienstkommandos stationiert sind.<br />
41 eine der sechs Heeresbrigaden Bedarfsträger<br />
unserer Kompanie im Nordosten. Die Weiten<br />
Mecklenburg-Vorpommers sind ebenfalls charakteristisch<br />
für den Raum.<br />
Das Leipziger Dienstkommando unter Führung<br />
von Major Stefan Nitsche leistet seinen Dienst in<br />
Sachsen. In der Vergangenheit konnten die Leipziger<br />
ihre hervorragende Leistung bei Einsätzen wie<br />
Das Zusammenwachsen der drei Bataillone ist<br />
vollumfänglich abgeschlossen. Das Regiment ist<br />
nun EINS. Davon zeugen verbandsinterne Zusammenziehungen,<br />
wie zum Beispiel der „Tag des<br />
Feldwebels", an dem sich im September eines<br />
jeden Jahres unter der Schirmherrschaft des Kommandeurs<br />
alle verfügbaren Portepeeunteroffiziere<br />
treffen, um unter Ausgestaltung durch die Offiziere<br />
des Verbandes einen kameradschaftlichen Tag<br />
im letzten Elbe-Hochwasser unter Beweis stellen<br />
oder aber bei der Kommandoübergabe des Inspekteurs<br />
des Heeres sowie der Leutnantsbeförderung<br />
in Dresden an der Offizierschule des Heeres.<br />
zu erleben. Auch der Regimentssporttag ist ein<br />
Zeichen der Kameradschaft und des Wettkampfes.<br />
Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl wird auch<br />
bei den zahlreichen Einsätzen und Unterstützungen<br />
deutlich.<br />
Das Feldjägerregiment 1 ist und bleibt:<br />
Weiträumig. Flexibel. Exzellent.<br />
6./Feldjägerregiment 1<br />
Qualifiziert. Dynamisch. Weitblickend.<br />
Die 6. Kompanie unter Führung von Hauptmann<br />
Markus Diegler ist in der Freien und Hansestadt<br />
Hamburg stationiert und hat einen Einsatzraum,<br />
der von Holstein nach Mecklenburg reicht. Somit<br />
sind nicht nur der Hamburger Hafen und die Helmut-Schmidt-Universität<br />
im Schwerpunkt abzusichern,<br />
sondern auch der interessante Einsatzraum,<br />
der wie in Berlin, Ost und West verbindet.<br />
7./Feldjägerregiment 1<br />
Beständig. Treu. Fokussiert.<br />
Die 7. Kompanie leistet ihren Dienst im ostwärtigen<br />
Teil Brandenburgs unter Führung von Hauptmann<br />
Stefan Otto. Mit der Internationalen Luftfahrtausstellung<br />
und diversen Großereignissen unter Federführung<br />
des Kommandos Heer ist dieses Dienstkommando<br />
auch in der Öffentlichkeit deutlich sichtbar.<br />
Daneben ist in Storkow der Regimentsbeauftragte<br />
für das Diensthundewesen des Verbandes ansässig.<br />
8./Feldjägerregiment 1<br />
Einzigartig. Vorausschauend. Vernetzt.<br />
Die 8. Kompanie unter Führung von Major Stefan<br />
Zickelkau leistet ihren Dienst in Burg. Der Auftrag<br />
der Kompanie wird im Wesentlichen durch das<br />
Gefechtsübungszentrum (GÜZ) des Heeres in<br />
Letzlingen, und somit in unmittelbarer Nähe zum<br />
Dienstkommando, geprägt. Jährlich wird dort die<br />
gesamte Kompanie im Rahmen des präventiven<br />
Feldjägerdienstes gebunden, um militante Störaktionen<br />
zu verhindern.<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
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136<br />
136<br />
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Führungspersonal Feldjägerregiment 1 (im Jubiläumsjahr)<br />
Führung Feldjägerregiment 1<br />
Kommandeur<br />
Oberstleutnant Staab<br />
Stellvertretender Kommandeur Oberstleutnant Reitz<br />
Stab Feldjägerregiment 1<br />
AbtLtr S1 Oberstleutnant Baganz AbtLtr S2 Hauptmann Lehmann<br />
AbtLtr S3 Oberstleutnant Lübberstedt AbtLtr S4 Major Loose<br />
T-Offz Hauptmann Jurk AbtLtr S6 Hauptmann Kostelnik<br />
StZgFhr Hauptmann Storm TrPsych Regierungsrätin Lippok<br />
Feldjägerkompanien<br />
Kompaniechefs<br />
Kompaniefeldwebel<br />
1./1 Hauptmann Büchler Oberstabsfeldwebel Müller<br />
2./1 Hauptmann Myrrhe Oberstabsfeldwebel Stagge<br />
3./1 Major Schikora Oberstabsfeldwebel Winterboer<br />
4./1 Major Klotz Stabsfeldwebel Stier<br />
5./1 Hauptmann Quandt Oberstabsfeldwebel Widmann<br />
6./1 Hauptmann Diegler Oberstabsfeldwebel Ruhnke<br />
7./1 Hauptmann Otto Oberstabsfeldwebel Beer<br />
8./1 Major Zickelkau Oberstabsfeldwebel Schilling<br />
9./1 Major Nitsche Oberstabsfeldwebel Walther<br />
10./1 Hauptmann d. R. Nerger<br />
11./1 Major d. R. Stiehler Stabsfeldwebel d. R. David<br />
12./1 Major d. R. Schmidt Oberstabsfeldwebel d. R. Wotschke<br />
Gespiegelte Führungskräfte im Feldjägerregiment 1<br />
Kommandeur<br />
vakant<br />
Stellvertretender Kommandeur Oberstleutnant d.R. Kanold<br />
Stab Feldjägerregiment 1<br />
AbtLtr S1 vakant AbtLtr S2 vakant<br />
AbtLtr S3 Oberstleutnant d.R. Seeger AbtLtr S4 vakant<br />
T-Offz Hauptmann d.R. Hasner AbtLtr S6 vakant<br />
StZgFhr vakant TrPsych vakant<br />
Feldjägerkompanien<br />
Kompaniechefs<br />
Kompaniefeldwebel<br />
1./1 Hauptmann d.R. Bouchouchi Oberstabsfeldwebel d.R. Baum<br />
2./1 vakant vakant<br />
3./1 Major d.R. Ehmer vakant<br />
4./1 Hauptmann d.R. Ropte vakant<br />
5./1 Hauptmann d.R. Rech vakant<br />
6./1 Major d.R. Franzke vakant<br />
7./1 Hauptmann d.R. Lück vakant<br />
8./1 Major d.R. Simon vakant<br />
9./1 Major d.R. Enzmann Oberstabsfeldwebel d.R. Wotschke<br />
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Headline<br />
5.3 Das Feldjägerregiment 2<br />
Team 2 -„Wir sind 2! Gemeinsam gestalten!"<br />
Nach offizieller Außerdienststellung der traditionsreichen<br />
Feldjägerbataillone 152, 251 und 252 am 26.<br />
September 2013 wurde mit dem Feldjägerregiment<br />
2 zum 01.10.2013 die neue militärische Heimat der<br />
Soldatinnen und Soldaten der genannten Altverbände<br />
in Dienst gestellt. In die vorgelagerte Aufstellungsphase<br />
zwischen Juli und September 2013<br />
fiel die Auflösung der bisherigen Bataillonsstäbe<br />
in Hannover und Mainz sowie der dazugehörigen<br />
Stabskompanien.<br />
Die Angehörigen der bisherigen 1. Kompanie des<br />
Feldjägerbataillons 252 wurden in die umgegliederte<br />
Versorgungskompanie und den neu aufgestellten<br />
Stab des Regimentes in Hilden überführt. Zeitgleich<br />
wurden dem neuen Verband im Rahmen einer<br />
ersten Umgliederung die noch bestehenden zwölf<br />
Feldjägerkompanien, drei nichtaktive Einheiten, zwei<br />
ZAW-Betreuungsstellen und die Ausbildungskompanie<br />
(6. Kompanie des Feldjägerbataillons 251)<br />
mit alter Bataillonsbezeichnung unterstellt. Zum<br />
31.10.2013 wurde mit der Auflösung der Mainzer<br />
ZAW-Betreuungsstelle und der Rotenburger Ausbildungskompanie<br />
die bevorstehende Reduzierung der<br />
Kompanien eingeläutet. Es folgte zum 31.03.2014<br />
die Auflösung der Feldjägerkompanien aus Zweibrücken,<br />
Münster, Koblenz und Bremen. An allen<br />
Standorten wurde dazu ein entsprechender Appell<br />
durchgeführt. Zum 01.04.2014 erfolgte die zweite<br />
Umgliederung und gleichzeitige Umbenennung der<br />
verbliebenen acht Feldjägerkompanien aus Munster,<br />
Hannover, Wilhelmshaven, Augustdorf, Bonn,<br />
Hilden, Mainz und Rotenburg a.d. Fulda. Die drei<br />
neu aufgestellten Ergänzungstruppenteile wurden<br />
an den Standorten Hannover, Mainz und Hilden mit<br />
dem Ziel des Erhalts einer militärischen Heimat, einer<br />
flächendeckenden Unterstützungs- und Einsatzmöglichkeit<br />
der Aktiven und einer bestmöglichen<br />
Erreichbarkeit für die Reservistendienstleistenden<br />
verortet. Zur äußerlichen Wahrnehmung der innerlichen<br />
Verpflichtung und Bindung des Regimentes<br />
an die jahrzehntelange Tradition der Altverbände<br />
fanden die Wappen von 152, 251 und 252 schon<br />
im Oktober 2013 ihren Platz auf dem neuen Regimentswimpel.<br />
Alle ehemaligen und aktiven (Vorgänger-)<br />
Verbände und Einheiten im heutigen Verantwortungsbereich<br />
des Regimentes begrüßen zudem<br />
mit ihren Wappen jede Besucherin, jeden Besucher<br />
im Stabsgebäude in Hilden, denn Tradition wird im<br />
Verband groß geschrieben.<br />
Der Prozess von Auflösung, Aufstellung und zweifacher<br />
Umgliederung wurde maßgeblich bestimmt<br />
durch eine schrittweise personelle Reduzierung<br />
von rund 1.200 auf rund 800 aktive Soldatinnen<br />
und Soldaten. Dieser von viel Kommunikation,<br />
Planungsvariabilität und organisatorischer wie individueller<br />
Flexibilität und Professionalität geprägte<br />
Schritt war bis Mitte 2014 abgeschlossen. Ende<br />
2015 fühlen sich, inklusive Reserve und ZAW-<br />
Betreuungsstelle, rund 1.600 Soldatinnen und<br />
Soldaten dem Verband zugehörig. Der logistische<br />
Anteil des Reformprozesses mit der Organisation,<br />
Steuerung, Lagerung, Wartung und Rücklieferung<br />
von Material und Fahrzeugen von insgesamt sieben<br />
aufgelösten Einheiten war hoch komplex und<br />
dauerte bis weit ins Jahr 2015.<br />
Neben der strukturellen, personellen und materiellen<br />
„Pflicht" galt es frühzeitig, neue Grundlagen<br />
in Sachen Befehle, Weisungen und Vorgaben zu<br />
schaffen und auf Basis eines Meilensteinplanes<br />
die Zukunft zu gestalten. Unvergessen bleiben aus<br />
den ersten Monaten die erste Führungsrunde mit<br />
fast 50 Führungskräften auf der Kompaniechef-,<br />
Kompaniefeldwebel- und Stabsabteilungsleiterebene,<br />
das erste Regimentsbiwak als eigene<br />
„Aufstellungsveranstaltung" sowie die erste große<br />
„3.a-Reise" des Kommandeurs mit allen Stabsabteilungsleitern<br />
in alle Kompanien.<br />
Neben dem vom ersten Tag an von Reformen und<br />
Veränderungen unbeeindruckt weiter „brummenden"<br />
Tagesgeschäft im In- und Ausland und<br />
- damit verbunden - einer der neuen Größenordnung<br />
geschuldeten, unvermeidlich hohen Taktzahl<br />
waren vom Start weg regelmäßige Begegnungen<br />
und Zusammenziehungen im weit dislozierten<br />
Verband eine wichtige Säule des hiesigen „Team<br />
2"-Konzeptes.<br />
Führungs-/Kompetenzrunden und Offizier-/<br />
Führer-/Spezialistenweiterbildungen u. ä. besaßen<br />
schnell große Regelmäßigkeit und Intensität. Biwak-<br />
und Kohäsions- sowie Wettkampfveranstaltungen<br />
verschiedenster Art ergänzten das neue,<br />
breite „Kommunikations-Portfolio" zum Ziele<br />
einer gesund wachsenden „Corporate Identity".<br />
Am 1. Oktober 2015 wurde mit Gästen und<br />
Freunden aus Gesellschaft und Politik feierlich mit<br />
einer Serenade aus Anlass „Zwei Jahre Feldjägerregiment<br />
2" gefeiert, vorgeschaltet wurde ein<br />
internes Regimentsbiwak mit knapp 400 Teilnehmenden<br />
durchgeführt.<br />
Hinzu kommen u. a. regelmäßige Zusammenziehungen<br />
im Bereich der Reserve, die vom ersten<br />
Tag an eng (ein)gebunden wurde, und im Bereich<br />
des Offizier- und Unteroffiziernachwuchses, beispielsweise<br />
unter den Namen P.E.T.Z. (Prägung, Erziehung<br />
und Training von Zugführern) und F.A.T.I.<br />
(Feldwebel-Anwärter-Training und Integration).<br />
Der Regimentseinsatzraum umfasst die sechs<br />
Bundesländer Niedersachsen, Bremen, Nordrhein-<br />
Westfalen, Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen<br />
und wird im Norden durch die Nordsee und im<br />
Westen durch die Benelux-Staaten und Frankreich<br />
begrenzt. Die acht dislozierten Feldjägerdienstkommandos<br />
sind Dienstleister für ca. 50% aller<br />
Bundeswehrangehörigen, was schon einiges allein<br />
hinsichtlich des Umfangs des Feldjägerdienstes<br />
Inland verrät. Als besondere Bedarfsträger sind<br />
insbesondere der erste Dienstsitz des Bundesministeriums<br />
der Verteidigung, das Kommando<br />
Streitkräftebasis, das 1. Deutsch- Niederländische<br />
Korps, das Kommando Sanitätsdienst und die 1.<br />
Panzerdivision hervorzuheben.<br />
Um den ständigen Anforderungen neben der häufig<br />
leitungsrelevanten „24/7"- Reaktionsfähigkeit<br />
und den unvermindert hohen Einsatzbelastungen<br />
und Weiterbildungsverpflichtungen gerecht zu<br />
werden, wurden zwischen jeweils zwei Feldjägerkompanien<br />
konkrete Couleur-Verhältnisse neu<br />
zugeordnet, um sich im Bedarfsfall im „direkten<br />
Richten" zu unterstützen. In der neuen Struktur<br />
hat sich gezeigt, dass viele Aufträge gar nur noch<br />
als Regimentsaufgabe zu lösen sind.<br />
Bei den Feldjägerkompanien verfügt die personell<br />
und materiell stärker aufgestellte 2./2 aus Munster<br />
über die Besonderheit des Quick Reaction-<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
140<br />
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141
Headline<br />
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und Military Evacuation Operations-Status. Alle<br />
anderen Einheiten sind gleichermaßen „robust"<br />
mit allen Fähigkeiten, die das Feldjägerwesen zu<br />
bieten hat, ausgestattet. In der jungen Geschichte<br />
des Regimentes sind bereits einige nennenswerte<br />
Großeinsätze im Inland geleistet worden. Neben<br />
der Beteiligung an den jährlichen Informationslehrübungen<br />
sind hier vor allem die Feldjägereinsätze<br />
in Münster (Absicherung öffentlicher Veranstaltungen<br />
des I. Deutsch-Niederländischen Korps)<br />
sowie am Tag der Bundeswehr zu nennen.<br />
Die zuletzt genannte Veranstaltung stellte die<br />
Leistungsfähigkeit des Verbandes auf die bislang<br />
größte Bewährungsprobe. Hierbei wurde mit<br />
massiver Unterstützung der drei nichtaktiven<br />
Feldjägerkompanien mit insgesamt rund 450 Verbandsangehörigen<br />
an den Standorten Nörvenich,<br />
Hannover, Bonn, Wilhelmshaven, Fritzlar und Koblenz<br />
die militärische Sicherheit und der reibungslose<br />
Ablauf aller Veranstaltungen sichergestellt.<br />
Das Regiment blickt stolz auf zwei von 275 Jahren<br />
„Feldjägerei" zurück.<br />
Ob es hell oder dunkel ist, „mit dem 2ten (Regiment)<br />
sieht man besser"!!! So soll es auch noch<br />
viele viele weitere Jahre sein!<br />
Führungspersonal Feldjägerregiment 2 (im Jubiläumsjahr)<br />
Führung Feldjägerregiment 2<br />
Kommandeur<br />
Oberst Wiesner<br />
Stellvertretender Kommandeur Oberstleutnant Gerlich<br />
Stab Feldjägerregiment 2<br />
AbtLtr S1 Major Katterbach AbtLtr S2 Hauptmann Erley<br />
AbtLtr S3 Oberstleutnant Kessler AbtLtr S4 Oberstleutnant Weinberger<br />
T-Offz Hauptmann Nepora AbtLtr S6 Hauptmann Koch<br />
StZgFhr Hauptmann Pommerenke TrPsych Oberregierungsrat Abel<br />
Feldjägerkompanien / ZAW Betreuungsstelle<br />
Kompaniechefs<br />
Kompaniefeldwebel<br />
1./2 Hauptmann Jakob Oberstabsfeldwebel Peters<br />
2./2 Major v. Loeper Stabsfeldwebel Tschense<br />
3./2 Major König Oberstabsfeldwebel Dikty<br />
4./2 Hauptmann Heuchert Stabsfeldwebel Matzeschke<br />
5./2 Hauptmann Tiedau Oberstabsfeldwebel Schröder<br />
6./2 Hauptmann Seifert Stabsfeldwebel Ozekala<br />
7./2 Hauptmann Mühlbach Oberstabsfeldwebel Haugrund<br />
8./2 Major Vogel Stabsfeldwebel Wendsche<br />
9./2 Hauptmann v. Kannen Oberstabsfeldwebel v. Holten<br />
10./2 Major d. R. Liesmann Stabsfeldwebel d.R. Hildebrandt<br />
11./2 Major d. R. Janz Oberstabsfeldwebel d. R. Weber<br />
Stabsfeldwebel d.R. Schmidt<br />
12./2 Major d. R. Dr. Klohs<br />
Oberstabsfeldwebel d. R. Kirchel<br />
Major d. R. Langhoff<br />
ZAW BetrSt Oberleutnant Braun Hauptfeldwebel Baumann<br />
Abb. 70 Das Stabsgebäude des Feldjägerregiments 2<br />
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5.4 Das Feldjägerregiment 3<br />
Gespiegelte Führungskräfte im Feldjägerregiment 2<br />
Kommandeur<br />
Oberstleutnant d.R. Tönsgerlemann<br />
Stellvertretender Kommandeur Oberstleutnant d.R. Bächt<br />
Oberstleutnant d.R. Schürmann<br />
Stab Feldjägerregiment 2<br />
AbtLtr S1<br />
Oberstleutnant d.R. Schulze- AbtLtr S2 vakant<br />
Pellengahn<br />
Major d.R. Rinke<br />
AbtLtr S3<br />
Oberstleutnant d.R. Anders AbtLtr S4 Oberstleutnant d.R. Schmitz<br />
Major d.R. Buchwalder<br />
T-Offz vakant AbtLtr S6 vakant<br />
StZgFhr vakant TrPsych vakant<br />
Feldjägerkompanien<br />
Kompaniechefs<br />
Kompaniefeldwebel<br />
1./2 Oberleutnant d.R. Kraska Oberstabsfeldwebel d.R. Sukau<br />
2./2 Major d.R. Mindemann vakant<br />
3./2 vakant vakant<br />
4./2 Major d.R. Nienerza Oberstabsfeldwebel d.R. Gasenzer<br />
5./2 Hauptmann d.R. Wilms vakant<br />
6./2 Hauptmann d.R. Mahrenbach Oberstabsfeldwebel d.R. Bents<br />
7./2 Major d.R. Gerard vakant<br />
8./2 Major d.R. Berndt Oberstabsfeldwebel Stramm<br />
9./2 Major d.R. Pausch Oberstabsfeldwebel Stock<br />
ZAW BetrSt vakant vakant<br />
Am 26. September 2013 wurde mit der formalen<br />
Außerdienststellung aller Feldjägerbataillone in<br />
Deutschland im Rahmen der Neuausrichtung der<br />
Bundeswehr auch das Feldjägerregiment 3 zum 1.<br />
Oktober 2013 neu aufgestellt. Die neue militärische<br />
Heimat der Soldatinnen und Soldaten ging<br />
aus dem in Bayern stationierten Feldjägerbataillon<br />
451, dem hauptsächlich in Baden-Württemberg<br />
beheimateten Feldjägerbataillon 452 sowie der 3./<br />
Feldjägerbataillon 351 in Erfurt hervor.<br />
Durch den Einsatz eines Aufstellungsstabes (Juli<br />
2013) unter der Führung von OTL i.G. Claus Jeske<br />
hatte dies für die Bataillonsstäbe der Feldjägerbataillone<br />
451 und 452 die Folge, dass diese zum<br />
30. September 2013 aufgelöst und der Regimentsstab<br />
mit einem Stabszug mit Sitz in München<br />
zum 1. Oktober 2013 neu aufgestellt wurde.<br />
Die Angehörigen der Stabs- und Versorgungskompanie<br />
des Feldjägerbataillons 451 wurden zum 1.<br />
Oktober 2013 in die umgegliederte Versorgungskompanie<br />
des Regimentes überführt. Alle anderen<br />
Feldjägerkompanien der Feldjägerbataillone 451,<br />
452 und die 3./Feldjägerbataillon 351 wurden<br />
vorerst noch unter ihrer alten Bezeichnung<br />
geführt. Die Umgliederung und Umbenennung<br />
der Feldjägerkompanien in die 2./ bis 9./ Feldjägerregiment<br />
3 sowie die Indienststellung der<br />
drei neu aufgestellten und fest in den Verband<br />
integrierten Ergänzungstruppenteile 10./ bis 12./<br />
Feldjägerregiment 3 erfolgte zum 1. April 2014.<br />
Der Einsatzraum des Regimentes besteht seitdem<br />
auf den Gebieten des Freistaates Bayern (Standorte<br />
München, Amberg, Roding, Veitshöchheim),<br />
des Bundeslandes Baden-Württemberg (Bruchsal,<br />
Stetten am kalten Markt, Ulm) und des Freistaates<br />
Thüringen (Erfurt). Dies deckt rund 30% der<br />
Fläche der Bundesrepublik Deutschland ab. Neben<br />
der strukturellen und materiellen Neugliederung<br />
galt es zu Beginn der Umstrukturierung, den<br />
jungen Verband mit Leben und Geist zu füllen,<br />
um eine gemeinsame Identität zu entwickeln und<br />
zu festigen. Hierzu werden seitdem regelmäßig<br />
Zusammenziehungen bzw. verbandsweite Veran-<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
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144<br />
144<br />
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In der noch relativ jungen Geschichte des Feldjägerregimentes<br />
3 wurden bereits einige Großeinsätze<br />
geleistet. Hier gilt es vor allem die Feldjägestaltungen<br />
wie Offizier-Weiterbildungen, Politische<br />
Bildungsfahrten und vor allem die Aus- und Weiterbildung<br />
der Spezialisten durchgeführt.<br />
Im Bereich der Spezialaufgaben erfolgte eine<br />
Neuausrichtung. So wurden die Beauftragten auf<br />
Kompanie- und Regimentsebene mit der Absicht<br />
neu bestimmt, „frischen Wind" in die Ausbildung<br />
und Weiterentwicklung der jeweiligen Spezialisierungen<br />
zu bringen, ambitioniertem Personal eine<br />
Bewährungschance zu geben und alle Spezialbereiche<br />
konzeptionell neu aufzustellen. So ist<br />
nun jeder bzw. jede Regimentsbeauftragte für 2<br />
Jahre gesetzt und wesentlich verantwortlich für<br />
die regimentsinterne Aus- und Weiterbildung der<br />
jeweiligen Spezialisierung. Ein Blick in die jeweilige<br />
Kompanie soll einen Eindruck vom breiten<br />
Spektrum an Verpflichtungen und den einzelnen<br />
Spezifika der Einheiten im Regiment geben:<br />
Für die 1. Kompanie des Regiments, deren Schwerpunkt<br />
in der Versorgung des gesamten dislozierten<br />
Verbandes z.B. mit Munition und Material sowie<br />
der Instandsetzung von Waffen, Gerät und Fahrzeugen<br />
definiert ist, stellt die Neugliederung eine<br />
enorme Herausforderung dar. Diese Dienstleistungen<br />
wurden vorher von zwei eigenständigen und<br />
zentral stationierten Einheiten erfüllt und müssen<br />
nun - ohne zusätzliches Personal - zentral vom<br />
Standort München aus geleistet werden. Daher ist<br />
eine gute und vorausschauende logistische Planung<br />
ein Muss. Anders als in den Feldjägerkompanien<br />
leisten in der 1./- etliche Freiwillig Wehrdienstleistende<br />
ihren Dienst. Der Anteil der Stabsarbeit<br />
wurde mit der Aufstellung des Stabszuges mit dem<br />
Stabszugführer an den Regimentsstab abgegeben.<br />
Rund 23 km liegen zwischen Sigmaringen und<br />
Stetten am kalten Markt, dem neuen Standort der<br />
2. Kompanie. Sie hat 2014/2015 die Verpflichtung<br />
als sogenannte „MilEvakOp - Kompanie" übernommen<br />
und unterscheidet sich aufgrund dieses<br />
Auftrages und der hieraus abgeleiteten Größe<br />
und Ausstattung von den anderen Kompanien des<br />
Regimentes. Als „MilEvakOp - Kompanie" sind die<br />
Stettener Feldjäger insbesondere dazu befähigt,<br />
in einer weltweiten militärischen Evakuierungsoperation<br />
die erforderliche Feldjägerexpertise und<br />
-fähigkeit im Verbund mit anderen Truppengattungen<br />
abzubilden. In dieser Funktion wurde die<br />
Kompanie bereits mehrfach alarmiert und konnte<br />
sich international bewähren.<br />
Die 3. Kompanie des Feldjägerregiments 3 ist<br />
durch ihre Stationierung in der bayerischen Landeshauptstadt<br />
München für die Absicherung von<br />
Großereignissen, wie beispielsweise die Wahrnehmung<br />
von Schutzmaßnahmen für exponierte Bundeswehrangehörige<br />
und Angehörige befreundeter<br />
Streitkräfte im Rahmen der Münchner Sicherheitskonferenz,<br />
eingesetzt. Durch die Übernahme<br />
eines Großteils des Einsatzraumes der aufgelösten<br />
Kompanie in Murnau mit der oberbayerischen<br />
Alpenregion hat die 3./- einen deutlich größeren<br />
Zuständigkeitsraum abzudecken. Noch sind die<br />
vier Diensthundeteams in Murnau stationiert, der<br />
Umzug nach München ist geplant.<br />
Neu in unseren süddeutschen Verband hinzugekommen<br />
ist die 4. Kompanie in Erfurt. Die Lage<br />
in der reizvollen Landeshauptstadt Thüringens ist<br />
sicher ein Grund für die Attraktivität dieser Kompanie,<br />
in der annähernd alle Stellen besetzt sind.<br />
So gelingt es den Erfurtern in diesem Jahr, auch<br />
die Unterstützung der Informationslehrübung (ILÜ)<br />
2015 im September und Oktober weitgehend im<br />
eigenen Beritt zu stemmen.<br />
Die 5. Kompanie bedient durch die Stationierung<br />
in Veitshöchheim zwei Bundesländer in ihrem Einsatzraum,<br />
was durch unterschiedliche Regelungen<br />
und Behördenstrukturen nicht immer einfach ist.<br />
Daher legt die Kompanie großen Wert auf gute<br />
Beziehungen zu den im weitläufigen Umfeld befindlichen<br />
Behörden. Behördenvergleichsschießen<br />
und andere gemeinsame Veranstaltungen tragen<br />
hier zu einem guten Miteinander bei. Durch die<br />
beiden großen Truppenübungsplätze Wildflecken<br />
und Hammelburg sowie dem Ausbildungszentrum<br />
Infanterie sind im Einsatzraum der Kompanie<br />
zahlreiche Truppenbewegungen zu unterstützen.<br />
Für den eigenen Verband leistet die Kompanie<br />
durch die „Veitshöchheimer Runde" im Bereich<br />
der Erhebung und Ermittlung ihren Beitrag zur<br />
Qualitätssicherung und erarbeitet Innovationen.<br />
Die Tradition der 6. Kompanie („Die Badische")<br />
begründet sich auf der ehemaligen Luftlandefeld-<br />
jägerkompanie 9 aus Bruchsal und der ehemaligen<br />
2./Feldjägerbataillon 750 aus Karlsruhe. Seit jeher<br />
sind Feldjäger auf dem Bruchsaler Eichelberg am<br />
westlichen Rand des Kraichgaus und unweit von<br />
Karlsruhe stationiert. Als besondere Bedarfsträger<br />
im Einsatzraum, der sich grob von Mannheim im<br />
Norden bis zur Schweizer Grenze im Süden erstreckt,<br />
sind das Bildungszentrum der Bundeswehr<br />
in Mannheim und die Deutsch/ Französische Brigade<br />
in Müllheim zu nennen. Dadurch besteht eine<br />
enge Verbindung zur französischen Gendarmerie<br />
in Müllheim. Ein Herausstellungsmerkmal für die<br />
Kompanie ist die Bereitstellung eines einsatzfähigen<br />
Zugriffsteams und der daraus resultierenden<br />
Leitfunktion und Fachexpertise für das Feldjägerregiment<br />
3 und den Aufgabenbereich Feldjägerwesen<br />
Bundeswehr. Feldjägereinsätze zur Unterstützung<br />
des Evangelischen Kirchentages in Stuttgart<br />
und zur Aufrechterhaltung der Bewegungsfreiheit<br />
für die belgischen Streitkräfte zählten zu den<br />
Highlights des letzten Jahres. Weiterhin präsentierte<br />
sich die Kompanie beim Tag der Sicherheit<br />
im Rahmen der Heimattage Baden-Württembergs<br />
der breiten Öffentlichkeit im Stadtzentrum Bruchsals.<br />
Sowohl bei der Ausbildungsmission im IRAK,<br />
als auch bei der Rettung schiffbrüchiger Flüchtlinge<br />
im Mittelmeer waren Feldjäger der Kompanie<br />
zuletzt eingesetzt.Mehrmals im Jahr führt die<br />
Kompanie in Zusammenarbeit mit der Karriereberatung<br />
der Bundeswehr Praktikumswochen für an<br />
der Bundeswehr Interessierte durch.<br />
"Furchtlos und Treu" ist der Leitspruch der Ulmer<br />
Spatzen - der 7. Kompanie des Regiments. Im<br />
Einsatzraum dieser Kompanie befindet sich das<br />
einzige multinationale Kommando in Deutschland.<br />
Mit dem Kommando Operative Führung und<br />
ihrem Provost Marshal arbeitet die Kompanie eng<br />
zusammen und unterstützt hier im ganzen Einsatzspektrum<br />
des Aufgabenbereiches. Für das Bundeswehrkrankenhaus<br />
in Ulm werden notfallmedizinische<br />
Transporte von verwundeten Soldaten<br />
und Soldatinnen durch die Feldjäger abgesichert<br />
und begleitet. Insgesamt stellt die Kompanie 29<br />
Verbänden und Einheiten, vier Bundeswehrschulen<br />
und einem Munitionsdepot militärpolizeiliche<br />
Unterstützung zur Verfügung. Und dass die<br />
Kompanie "Furchtlos und Treu" in allen Regionen<br />
ihres Einsatzraumes ihren Dienst versieht, wird<br />
bei Einsätzen im Hochgebirge der Allgäuer Alpen<br />
bewiesen. Für diese hält sich die Kompanie im<br />
Sommer wie im Winter fit.<br />
Wie die Beziehungen zu den befreundeten Streitkräften,<br />
zu den Reservistenverbänden und zur<br />
Bevölkerung gepflegt werden können, zeigt die<br />
8. Kompanie in Roding. Zwar nicht mehr zu ihrem<br />
Einsatzraum gehörend, betreuen die Rodinger<br />
dennoch den Truppenübungsplatz Hohenfels<br />
und pflegen dort eine intensive Partnerschaft mit<br />
der 527th Military Police Company. Hier stehen<br />
regelmäßige gemeinsame Ausbildungen wie<br />
Schießübungen oder Märsche auf dem Programm.<br />
Ebenfalls eng ist die Verbindung zu den<br />
Reservistenverbänden und zur Kameradschaft der<br />
Feldjäger. So konnte das 25-jährige Bestehen des<br />
Ortsverbandes der Kameradschaft der Feldjäger<br />
sowohl im Kreise als auch unterstützt durch die<br />
Rodinger Kompanie gefeiert werden. Auch zur<br />
Bevölkerung, die der Bundeswehr im Bayerischen<br />
Wald positiv gegenübersteht, wird ein enger Kontakt<br />
gepflegt, so z.B. zur Patengemeinde Bruck.<br />
Mehrere Behördenschießen oder die Teilnahme<br />
mit Abordnungen zu Festen und Feierlichkeiten<br />
sind hier Zeugnis für ein gutes Miteinander. In<br />
naher Zukunft sollen in Roding auch vier Diensthundeteams<br />
ihren Dienst leisten, von denen<br />
bereits zwei in die neu errichtete Zwingeranlage<br />
eingezogen sind.<br />
Die stetige Neuausrichtung der Bundeswehr wirkt<br />
sich durch Standortschließungen oder - Verlagerungen<br />
auch auf die dislozierten Feldjägereinheiten<br />
aus. So stellt für die 9. Kompanie der für<br />
2017 geplante Umzug von Amberg nach Roth<br />
eine große Herausforderung dar. Mit einem der<br />
größten Einsatzräume des Feldjägerregiments 3<br />
und dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr bringt<br />
die 9. Kompanie als „Haus und Hof Kompanie"<br />
der Panzerbrigade 12 - „Oberpfalz" einiges an<br />
Kilometern auf die Straße. Sie unterhält zudem<br />
eine Patenschaft zur 615th US MP COY in Grafenwöhr<br />
und wird ab November 2015 mit großen<br />
Teilen der Kompanie am 4. DEU Einsatzkontingent<br />
der ISAF-Nachfolgemission Resolute Support in<br />
Afghanistan teilnehmen.<br />
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reinsätze im Rahmen des G7- Gipfels in Elmau bei<br />
Garmisch-Partenkirchen, den Tag der Bundeswehr,<br />
bei dem das Feldjägerregiment 3 mit Feldjägerunterstützung<br />
in Manching, Bischofswiesen, Laupheim,<br />
Bonn und einer luftbeweglichen Reserve in<br />
Nörvenich seine Leistungsfähigkeit unter Beweis<br />
stellte, oder die Leutnantsbeförderungen der Studenten<br />
der Universität der Bundeswehr München<br />
in der Öffentlichkeit hervorzuheben.<br />
Ebenso leistete der junge Verband in diversen<br />
Einsätzen wie beispielsweise dem Stabsquartier<br />
2014/2015 in Kabul/Afghanistan oder verschiedensten<br />
Verpflichtungen im Rahmen der nationalen<br />
Krisenvorsorge seinen Dienst. Bei all diesen<br />
Aufgaben werden die Einheiten und auch der<br />
Stab des Regiments unterstützt von einer Reihe<br />
Reservedienstleistender, die neben ihren zivilen<br />
Berufen oder bereits im Ruhestand befindlich mit<br />
großem Engagement durch einzelne Übungstage<br />
oder auch für mehrere Monate Vakanzen auffangen<br />
oder Sonderprojekte begleiten.<br />
Führungspersonal Feldjägerregiment 3 (im Jubiläumsjahr)<br />
Führung Feldjägerregiment 3<br />
Kommandeur<br />
Oberst Jeske<br />
Stellvertretender Kommandeur Oberstleutnant Böer<br />
Stab Feldjägerregiment 3<br />
AbtLtr S1 Oberstleutnant Dittmann AbtLtr S2 Hauptmann Gebel<br />
AbtLtr S3 Oberstleutnant Thimm AbtLtr S4 Oberstleutnant Ullrich<br />
T-Offz Hauptmann Liwack AbtLtr S6 Oberleutnant Herrmann<br />
StZgFhr Hauptmann Fischer TrPsych Oberregierungsrätin Landerer<br />
Feldjägerkompanien<br />
Kompaniechefs<br />
Kompaniefeldwebel<br />
1./3 Hauptmann Gutsmiedl Oberstabsfeldwebel Turba<br />
2./3 Hauptmann Lehner Oberstabsfeldwebel Seitz<br />
3./3 Hauptmann Wehnert Oberstabsfeldwebel Krips<br />
4./3 Major Kratzius Oberstabsfeldwebel Graf<br />
5./3 Hauptmann Parlak Oberstabsfeldwebel Schröter<br />
6./3 Hauptmann Pantel Oberstabsfeldwebel Arndt<br />
7./3 Hauptmann Scheffler Oberstabsfeldwebel Ditscher<br />
8./3 Hauptmann Zeps Oberstabsfeldwebel Dümig<br />
9./3 Hauptmann Rohder Oberstabsfeldwebel Hutzler<br />
10./3 Hauptmann d. R. Trantow Oberstabsfeldwebel d.R. Maier<br />
11./3 Major d. R. Kretschmann Stabsfeldwebel d. R. Wensauer<br />
12./3 Hauptmann d.R. Fritzen Oberstabsfeldwebel d. R. Bayer<br />
Gespiegelte Führungskräfte im Feldjägerregiment 3<br />
Kommandeur<br />
Oberst d.R. Schwarz<br />
Stellvertretender Kommandeur Oberstleutnant d.R. Cipolla<br />
Oberstleutnant d.R. Schmitz<br />
Oberstleutnant d.R. Schönfisch<br />
Stab Feldjägerregiment 3<br />
AbtLtr S1<br />
Oberstleutnant d.R. Kuzmany<br />
Major d.R. Klix<br />
AbtLtr S2 Hauptmann d.R. Happel<br />
Hauptmann D.R. Wilhelm<br />
AbtLtr S3<br />
Oberstleutnant d.R. Hähn AbtLtr S4 Oberstleutnant d.R. Auracher<br />
Oberstleutnant d.R. Eberle<br />
T-Offz Hauptmann d.R. Gruber AbtLtr S6 vakant<br />
StZgFhr vakant TrPsych vakant<br />
Feldjägerkompanien<br />
Kompaniechefs<br />
Kompaniefeldwebel<br />
1./3 vakant Oberstabsfeldwebel d.R. Henning<br />
2./3 Major d.R. Wocher<br />
vakant<br />
Major d.R. Degen<br />
3./3 Major d.R. Knuschke Oberstabsfeldwebel d.R. Schaller<br />
4./3 Major d.R. Firme vakant<br />
5./3 Major d.R. Müller vakant<br />
6./3 Major d.R. Walter Oberstabsfeldwebel d.R. Oberle<br />
7./3 Major d.R. Ginzel vakant<br />
8./3 Hauptmann d.R. Maier Oberstabsfeldwebel d.R. Fuchs<br />
9./3 Major d.R. Dr. Gänsbauer Oberstabsfeldwebel d.R. Kremmel<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
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5.5 Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr<br />
Die Schule für Feldjäger und Stabsdienst der<br />
Bundeswehr (SFJg/StDstBw) ist die zentrale<br />
Ausbildungseinrichtung der Streitkräfte für das<br />
Feldjägerwesen und den Stabsdienst der Bundeswehr.<br />
Der heutige Standort Hannover ist allerdings<br />
erst seit 2009 die neue „Feldjägerheimat", in rund<br />
50 Jahren davor wurde der Lehr- und Ausbildungsauftrag<br />
der Schule in der Generaloberst-<br />
Beck-Kaserne in Sonthofen wahrgenommen. Die<br />
vergangenen 59 Jahre lassen die Schule auf eine<br />
lange Tradition als Ausbildungseinrichtung der<br />
Bundeswehr sowie eine facettenreiche Geschichte<br />
zurückblicken, in der sie bewiesen hat, wie<br />
wandelbar und anpassungsfähig sie ist. 275 Jahre<br />
Feldjägertruppe bieten nun einen hervorragenden<br />
Anlass, diese Geschichte und die besonderen<br />
Ereignisse und Veränderungen wiederzugeben.<br />
Die Anfänge ...<br />
Ursprünglich war nach der Neuaufstellung der<br />
deutschen Streitkräfte als Standort zunächst<br />
Mittenwald vorgesehen, wo auch der Aufbau der<br />
Schule im Mai 1956 begann. Doch die endgültige<br />
Entscheidung fiel letztendlich auf Sonthofen<br />
- einen bekannten Luftkur- und Wintersportort<br />
des Allgäus. Die einst als Ordensburg bekannte<br />
Generaloberst-Beck- Kaserne - heute den meisten<br />
als „Burg" in Erinnerung geblieben - sollte das<br />
neue Zuhause der Feldjägertruppe werden. Die<br />
ersten fünf Offiziere und sieben Unteroffiziere,<br />
die zunächst in Mittenwald eingetroffen waren,<br />
verlegten am 15. Juni 1956 als Vorauspersonal<br />
nach Sonthofen an die neue „Feldjägerschule der<br />
Streitkräfte". Neben der Feldjägerschule befanden<br />
sich in der ehemaligen Ordensburg weitere<br />
Truppenschulen wie beispielsweise die ABC- und<br />
die Fernmeldeschule.<br />
Erste Gliederung der Feldjägerschule<br />
Kommandeur: Oberst Wölfinger<br />
S1: Major Turner<br />
S3: Kapitänleutnant Paulus<br />
Leiter Lehrstab: Oberstleutnant Ulrich<br />
Leiter ATP-Stab: Hauptmann Ross<br />
(Auswertung, Truppenversuch und Planung)<br />
Am 27. Juni 1956 begann die offizielle Ausbildung<br />
des Lehrpersonals unter Leitung von Oberstleutnant<br />
Ulrich. Zu diesem Zeitpunkt existierten<br />
keine Vorschriften oder Anweisungen, sodass der<br />
ATP-Stab die erforderlichen vorläufigen „Ausbildungs-<br />
und Lehrhilfen" unter der Federführung<br />
von Hauptmann Ross konzipiert hat. Einige<br />
Monate später wurde Major Ross, der inzwischen<br />
befördert wurde, ins „Bundesministerium für Verteidigung"<br />
versetzt, um dort die ersten offiziellen<br />
Vorschriften für die Ausbildung und Führung der<br />
Feldjägerkräfte zu erstellen. Die „Geburtsstunde<br />
der Feldjägerschule" erfolgte am 23. Juni 1956<br />
im Rahmen des ersten Planspiels, welches beim 1.<br />
Stabsoffizierlehrgang durchgeführt wurde. Dieses<br />
gab einen ersten Einblick in die Aufgaben des<br />
Feldjägerwesens.<br />
Am Sonntag, den 5.<br />
August 1956, kamen<br />
die ersten rund 500<br />
Lehrgangsteilnehmer -<br />
künftige Feldjäger vom<br />
Schützen bis zum Major<br />
- an. Nach der Einkleidung<br />
und Zuordnung<br />
zu den jeweiligen Inspektionen<br />
und Hörsälen<br />
konnte der planmäßige<br />
Lehrbetrieb eine Woche<br />
später, am 13. August, aufgenommen werden.<br />
Die Zusammensetzung der Lehrgangsteilnehmer<br />
war im gleichen Verhältnis wie der Stab der Schule<br />
gegliedert: 6 (Heer) zu 3 (Luftwaffe) zu 1 (Marine).<br />
Zu Beginn gab es zunächst fünf Inspektionen mit<br />
je drei Hörsälen, in denen Offiziere, Feldwebel,<br />
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Unteroffiziere und Mannschaften ausgebildet wurden,<br />
wobei die V. Inspektion eine Ausbildungsinspektion<br />
für die Rekruten war. Das Offizierskorps<br />
der Feldjägertruppe bestand zu der Zeit aufgrund<br />
des geringen Umfangs zunächst aus den zuversetzten<br />
Offizieren anderer Truppengattungen.<br />
Unter Leitung des ersten Schulkommandeurs<br />
Oberst Wölfinger - ehemals Polizeirat der Bayerischen<br />
Bereitschaftspolizei - erhielten die Lehrgangsteilnehmer<br />
in Einsatzlehre und Recht von<br />
Beginn an eine praxisorientierte Ausbildung.<br />
Dies lag vor allem daran, dass die Lehroffiziere<br />
selbst überwiegend aus der Polizei der Bundesländer<br />
stammten und ihre Erfahrung erfolgreich<br />
vermitteln konnten. Zudem wurden die Hörsaaloffiziere<br />
von einem neunköpfigen US-Team unterstützt,<br />
einer „German Training Assistance Group"<br />
(GTAG) unter Führung des LtCol Michau und Capt<br />
Schneider. Somit konnte an den US-Waffen und<br />
-geräten sowie in den Verfahrensweisen, wie der<br />
Verkehrsunfallaufnahme, nach dem Vorbild der<br />
US-Militärpolizei ausgebildet werden. Der erste<br />
Feldjägerlehrgang wurde am 19. November 1956<br />
in Anwesenheit zahlreicher militärischer Gäste<br />
offiziell verabschiedet. Mit wachsender Personalstärke<br />
der Bundeswehr sowie der Entwicklung<br />
des „Verkehrsleitnetzes" zur Bewältigung des<br />
Militärverkehrs in einem Verteidigungsfall kam es<br />
innerhalb der Feldjägerkompanien, aber auch in<br />
der Ausbildung an der Feldjägerschule zu Anpassungen.<br />
So erweiterte sich das Lehrgangsangebot<br />
beispielsweise um den Streifenführer- und Zugführerlehrgang,<br />
den Funktruppführerlehrgang sowie<br />
Feldwebel-, Fähnrichs- und Stabsfeldwebellehrgang.<br />
Auch Verkehrsüberwachungslehrgänge an<br />
den neu eingeführten Traffipax- und Radaranlagen<br />
zur Geschwindigkeitsmessung wurden in das<br />
neue Ausbildungsprogramm der Feldjägerschule<br />
übernommen.<br />
Ab 1960 bestand der Auftrag der Feldjägerschule<br />
zusammenfassend in der Durchführung von<br />
Laufbahn- und Verwendungslehrgängen, der<br />
Entwicklung von Einsatzverfahren, Erprobung von<br />
Gerät sowie der Bearbeitung von Dienstvorschriften.<br />
Organisatorisch unterstand die Schule den<br />
Führungstruppen im Truppenamt.<br />
Im November 1965 wurde an der Schule zum<br />
225. Bestehen der Feldjägertruppe eine Gedenktafel<br />
durch den General der Führungstruppen, Brigadegeneral<br />
v. Winning, enthüllt. Der erste Höhepunkt<br />
der Schule war erreicht, der Lehrbetrieb lief<br />
auf vollen Touren und es gab immerzu Besuche inund<br />
ausländischer Gäste. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />
- seit der Gründung der Schule waren bereits zehn<br />
Jahre vergangen - wurden rund 11.500 Offiziere,<br />
Unteroffiziere und Mannschaften in 29 verschiedenen<br />
Lehrgangsarten ausgebildet.<br />
Die Schule im Wandel ...<br />
In den folgenden Jahren gab es - bedingt durch<br />
die unterschiedlichen Heeresmodelle und der<br />
damit einhergehenden teilweisen Umgliederung<br />
der Truppe - einige Änderungen bei der Organisations-<br />
und Verantwortungsstruktur der Truppengattung.<br />
1972 erhielt die Schule den Auftrag, die<br />
Stabsdienstausbildung für das Heer durchzuführen.<br />
Bis zu diesem Zeitpunkt wurden im Heer alle<br />
Stabsdiensttätigkeiten am Arbeitsplatz erlernt.<br />
Damit erhielt die Schule auch einen neuen offiziellen<br />
Namen: Schule für Feldjäger und Stabsdienst.<br />
Alle Kompaniefeldwebel, Rechnungsführer und<br />
Leitungsgehilfen der Kommandeure wurden somit<br />
in Sonthofen vorbereitet und ausgebildet. Nur drei<br />
Jahre später, im Oktober 1975, wurde der Schule<br />
ein dritter Aufgabenbereich zugewiesen, die<br />
Ausbildung in Betriebswirtschaft - Schwerpunkt<br />
Personalwirtschaft - für Unteroffiziere. Geeignete<br />
Soldaten sollten in der neu geschaffenen Lehrgruppe<br />
C über einen Zeitraum von zwei Jahren<br />
zum staatlich geprüften Betriebswirt ausgebildet<br />
werden. Diese haben im Anschluss daran die<br />
Offizierausbildung und -prüfung durchlaufen und<br />
wurden als Personalfachleute in Truppenstäben<br />
und Kommandobehörden eingesetzt. Dieser neue<br />
Auftrag hatte eine erneute Namensänderung der<br />
Schule zu Folge, die nun als „Schule für Feldjäger/<br />
Stabsdienst und Fachakademie für Wirtschaft des<br />
Heeres" bezeichnet wurde. Bereits wenige Jahre<br />
später - im Jahr 1982 - wurde die Lehrgruppe C<br />
jedoch wieder herausgelöst und als selbstständige<br />
Akademie mit Sitz in Darmstadt weitergeführt.<br />
Seit 1975 hat die Schule den Rahmen für die<br />
damals jährlich stattfindende „Alliierte Militärpolizeikonferenz"<br />
geboten. Zu Beginn stand die<br />
Notwendigkeit gegenseitiger Information über<br />
Aufgaben, Gliederung und Einsatzverfahren, um<br />
bei Bedarf möglichst ungehindert und störungsfrei<br />
zusammenwirken zu können. Belgien, Dänemark,<br />
Frankreich, Großbritannien, Kanada, Niederlande<br />
und die Vereinigten Staaten nahmen mit ranghöchsten<br />
Offizieren und<br />
Kommandeuren der Militärpolizei,<br />
die in der Bundesrepublik<br />
Deutschland<br />
stationiert oder dafür<br />
vorgesehen waren, daran<br />
teil. Die Veranstaltung<br />
hatte sich schnell etabliert<br />
und wurde zur aktuellen<br />
Information, Regelung<br />
von Grundsätzen, zur<br />
Verbesserung der Zusammenarbeit,<br />
Abstimmung von Verfahrensweisen und<br />
zur Aufbereitung besonderer Einsätze genutzt.<br />
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Es ist offensichtlich, dass die Schule einem stetigen<br />
Wandel ausgesetzt war. Die im Feldjägerdienst<br />
gesammelten Erfahrungen führten zur Konzeption<br />
weiterer neuer Lehrgänge wie beispielsweise<br />
„Englisch für Feldjäger" und „Angewandte Psychologie<br />
im Feldjägerdienst". Der Entwicklung der<br />
Sicherheitslage in der Bundesrepublik Deutschland<br />
in den 70er Jahren im Rahmen der Mordanschläge<br />
der RAF (Rote Armee Fraktion) erforderte die<br />
Wahrnehmung zusätzlicher Schutzaufgaben für<br />
gefährdete Personen und militärische Bereiche.<br />
Innerhalb kurzer Zeit musste das Personal auf die<br />
neue Herausforderung vorbereitet werden, wobei<br />
die Personenschutzausbildung ihren Weg in die<br />
Feldjägertruppe fand.<br />
In den 70er Jahren entstand weiterhin die Idee,<br />
einen Traditionsraum der Feldjäger an der Schule<br />
einzurichten. Dieses wurde<br />
mit dem Ziel, die Entwicklung<br />
der Feldjägertruppe vorzustellen<br />
und die Traditionspflege<br />
zu fördern, in Form der<br />
Eröffnung einer Lehrsammlung<br />
am 20. Januar 1982 in<br />
die Tat umgesetzt.<br />
feierlich übergeben. Der fünf Tonnen schwere<br />
Stein aus dem Naturspaltfelsen des Grünten - der<br />
bereits für den Bau der Burg verwendet wurde -<br />
steht als Wahrzeichen und Gedenkstein für die<br />
Tradition der Feldjäger seit 1740.<br />
Im Rahmen der folgenden Heeresstruktur „Neues<br />
Heer für Neue Aufgaben" wurde im Mai 1998<br />
vom Inspekteur des Heeres entschieden, dass<br />
der Kommandeur der Schule für Feldjäger und<br />
Stabsdienst der Bundeswehr die zusätzliche Bezeichnung<br />
„General der Feldjägertruppe" tragen<br />
wird. Künftig sollte der Kommandeur der Schule<br />
oberster Repräsentant der Feldjägertruppe sein,<br />
der für die lehrgangsgebundene Ausbildung sowie<br />
für die personelle und materielle Ausbildung in<br />
den Verbänden verantwortlich ist.<br />
Die nächste Strukturänderung ließ nicht lange auf<br />
sich warten, denn schon bald musste die gesamte<br />
Feldjägertruppe die bis dahin größte und einschneidendste<br />
Änderung ihrer bisherigen 45-jährigen<br />
Geschichte vornehmen. Im Jahr 2001 erfolgte<br />
die Verabschiedung aus dem Heer, die Integration<br />
in den neu aufgestellten Organisationsbereich<br />
Streitkräftebasis (SKB) und damit einhergehend<br />
die Überführung der Funktion des „Generals der<br />
Feldjägertruppe" in das<br />
Streitkräfteunterstützungskommando,<br />
an<br />
den Leiter Gruppe Feldjägerwesen<br />
Bundeswehr,<br />
Oberst Erdmann. Damit<br />
war dieses Amt - nun<br />
losgelöst vom Dienstposten<br />
des Schulkommandeurs<br />
- von einem<br />
Feldjäger besetzt. Im<br />
Rahmen dieser Strukturentscheidung<br />
wurde<br />
bereits zu diesem Zeitpunkt der Umzug der Schule<br />
für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr von<br />
Sonthofen (Generaloberst-Beck- Kaserne) nach<br />
Hannover (Emmich-Cambrai- Kaserne - ehemalige<br />
Offizierschule des Heeres) entschieden. Mit dieser<br />
Entscheidung bot sich die einmalige Möglichkeit,<br />
eine zukunftsorientierte und hochmoderne<br />
Ausbildungsinfrastruktur zentral in Deutschland<br />
zu schaffen. Damit konnte man den gewachsenen<br />
Herausforderungen sicherheitspolitischer<br />
Entwicklungen optimal gerecht werden. Neben<br />
den umfassenden Struktur-/ Laufbahnänderungen<br />
und Herausforderungen im Rahmen der<br />
Bundeswehrreform gab es jedoch auch grundlegende<br />
sicherheitspolitische Entscheidungen, die<br />
die Schule nicht unerheblich beeinflusst haben,<br />
wie beispielsweise die Erweiterung der Einsätze<br />
in ausländischen Einsatzgebieten. Aufgrund der<br />
unterschiedlichen Einsatzbedingungen und damit<br />
einhergehend immer umfänglicheren Anforderungen<br />
an die Feldjäger wurden die Ausbildungsinhalte<br />
stetig aktualisiert und verändert. Neben<br />
Wandel und erneute Strukturanpassungen<br />
an der<br />
Schule bleiben aber erforderlich,<br />
so auch im Rahmen<br />
der vierten Heeresstruktur<br />
(1980- 1992). Die bis dahin<br />
selbstständige Feldjägerausbildungskompanie<br />
905, die<br />
den Auftrag für die Spezialausbildung<br />
zum Feldjäger<br />
nach der Grundausbildung<br />
innehatte, wurde 1986 als IV.<br />
Inspektion in die Lehrgruppe<br />
A integriert. Der 25. Oktober<br />
1990 war für die Feldjägerschule<br />
ein ereignisreicher und<br />
wichtiger Tag. Im Sonnenhof<br />
der Generaloberst-Beck-<br />
Kaserne wurde zur Feier<br />
des 250. Jahrestages der<br />
Feldjägertruppe der von der<br />
„Kameradschaft der Feldjäger"<br />
gestiftete Feldjägerstein<br />
Abb. 71 Feierliche Übergabe „Feldjägerstein"<br />
Abb. 72 Ehrenhain Schule Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr in Sonthofen<br />
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der allgemeinen Feldjägerausbildung musste nun<br />
jeder Feldjäger eine Spezialisierung erhalten. So<br />
kam es dazu, dass - losgelöst von heeresbezogener<br />
Kontingentausbildung - die für den Einsatz<br />
bei SFOR und KFOR vorgesehenen Feldjägerkontingente<br />
zur Entlastung der Feldjägerbataillone<br />
zentral an der Schule auf den Auslandseinsatz<br />
vorbereitet wurden. Die Lehrgangsinhalte reichten<br />
von der Checkpoint- und Fahrausbildung über<br />
Sprachausbildung Englisch bis hin zu Psychologie<br />
und Tatortarbeit. Auch wenn weitere Einsätze wie<br />
ISAF und OEF folgten, wurde die anspruchsvolle<br />
Ausbildung den Anforderungen an die Feldjägerkräfte<br />
gerecht.<br />
Unabhängig von diesen Veränderungen an der<br />
Schule und in der Truppe wurde 2002 weiteres<br />
Traditionswürdiges geschaffen: der „Ehrenhain".<br />
Diese durch Spenden finanzierte Gedenkwand für<br />
die aufgelösten Feldjägertruppenteile fand unter den<br />
Arkaden des Sonnenhofs ihren würdigen Platz und<br />
sollte so vor dem Vergessen bewahren. Der Ehrenhain<br />
ergänzte die Ehrenhalle, in der die Feldjäger<br />
den im Dienst verstorbenen Soldaten gedachten.<br />
Mit Einführung der neuen Soldatenlaufbahnverordnung<br />
vom 19. März 2002 fand eine Zäsur in<br />
der Ausbildung der Unteroffiziere statt. Erstmals<br />
wurde die eigenständige<br />
Laufbahn der Feldwebel<br />
geschaffen. Dies hatte<br />
maßgeblichen Einfluss<br />
auf die Ausbildung an<br />
der Schule und erforderte<br />
eine Anpassung der<br />
bisherigen Ausbildungskonzepte.<br />
Die ersten<br />
- nach dem neuen<br />
Konzept ausgebildeten<br />
- Feldjägerfeldwebel<br />
standen ab 2006 zur Verfügung. Auch der Name<br />
der Schule wurde erneut geändert, sodass nun die<br />
neue - heute noch aktuelle - Bezeichnung Schule<br />
für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr<br />
lautete. Mit Einführung einer neuen STAN änderte<br />
sich auch die Grundgliederung der Schule in<br />
zwei Bereiche unterhalb der Schulführung: dem<br />
Stabsbereich und dem Bereich Lehre und Ausbildung.<br />
Der Auftrag der Schule dagegen blieb im<br />
Wesentlichen unverändert, jedoch kamen einige<br />
neue Verwendungslehrgänge dazu. Auf inzwischen<br />
rund 1.000 Lehrgangsplätze und etwa 80<br />
verschiedene Lehrgangstypen konnte die Schule in<br />
diesen Jahren ihr weitgefächertes Lehrgangsangebot<br />
erweitern.<br />
Am 23.10.2009<br />
nahm die Schule für<br />
Feldjäger und Stabsdienst<br />
der Bundeswehr<br />
den Lehrbetrieb<br />
in Hannover<br />
offiziell auf. Rund 80<br />
Mio. Euro wurden<br />
in etwa zwei Jahren<br />
in den Umbau der<br />
Emmich-Cambrai-<br />
Kaserne investiert,<br />
um diese zu einer<br />
der modernsten<br />
Ausbildungseinrichtungen<br />
der Bundeswehr<br />
zu machen.<br />
In der Liegenschaft,<br />
die im Norden von<br />
Hannover direkt an<br />
der Autobahn A2<br />
liegt, befand sich<br />
bis zur Verlegung<br />
nach Dresden 1997<br />
die Offizierschule des Heeres. Der Doppelname<br />
der neuen Feldjägerheimat hat ihren Ursprung<br />
im I. Weltkrieg. General Albert Theodor Otto von<br />
Emmich, der einige Jahre seines Lebens in Hannover<br />
verbrachte, war ein Truppenführer des I.<br />
Weltkrieges, und Cambrai ist ein Ort in Frankreich,<br />
an dem es 1917 erstmals zum Einsatz massierter<br />
Panzerkräfte durch die Engländer gegen deutsche<br />
Truppen kam. Die moderne Ausbildungsinfrastruktur<br />
in Hannover bot nunmehr die Möglichkeit,<br />
eine vernetzte und einsatzorientierte Ausbildung<br />
mit realistischen Szenarien umzusetzen. Hierzu<br />
wurden spezielle Handlungstrainer entwickelt, mit<br />
denen komplexe und vernetzte Lagen geübt und<br />
mit Hilfe von Videoaufnahmen konstruktiv ausgewertet<br />
werden können.<br />
Dazu gehört u.a. ein Lehr-Dienstkommando, ein<br />
Handlungstrainer Erhebungen und Ermittlungen<br />
mit integriertem Labor und Tatorträumen, sowie<br />
eine Raumschießanlage, in der im scharfen Schuss<br />
trainiert werden kann. Darüber hinaus verfügt die<br />
Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr<br />
mit dem Handlungstrainer 61 über ein<br />
Die Feldjäger verlassen die Burg…<br />
Zwischen der Entscheidung, die Schule von<br />
Sonthofen nach Hannover zu verlegen und dem<br />
tatsächlichen Umzug im Juli 2009 vergingen acht<br />
Jahre. Der Abschied von der bayerischen „Feldjägerheimat"<br />
in Sonthofen verlief eindrucksvoll,<br />
stilvoll und angemessen. Rund 50 Jahre Tradition<br />
mussten in der „Burg" zurückgelassen werden,<br />
die für viele Feldjägergenerationen viele Erinnerungen<br />
und Erfahrungen bedeutet hat, welche<br />
zusammengenommen das Wesen der Schule<br />
ausmachten. Bei der Verabschiedung hat Oberst<br />
Katz das mit den Worten verdeutlicht: „Es gilt<br />
nun, unsere „Burg" nach Hannover zu verlegen.<br />
Die Herausforderung dabei ist nicht der Transport<br />
der ca. 250 Tonnen an Material in etwa acht Umzugswochen.<br />
Wichtiger ist es, den Geist und die<br />
Seele unserer Schule zu transportieren, denn die<br />
Identität dieser Institution lebt durch ihre Angehörigen<br />
und ihr erfolgreiches Wirken."<br />
Nationale und internationale Repräsentanten aus<br />
Politik, Wirtschaft und Militär sowie insgesamt<br />
rund 4.000 Gäste nahmen an dieser Veranstaltung<br />
teil, um sich von der „Burg" gebührend zu<br />
verabschieden. Anschließend gab es als Andenken<br />
an die Berge eine Reihe von landestypischen<br />
Geschenken - Fahnen und Wimpel und das<br />
bayerische Staatswappen auf Holz für die zukünftige<br />
„Sonthofener Hütte" in Hannover sind hier<br />
beispielhaft zu nennen.<br />
Abb. 73 Einfahrtsbereich der Emmich-Cambrai-Kaserne in Hannover<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
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<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
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Die Schulkommandeure<br />
Gebäude mit über 120 unterschiedlichen Räumen,<br />
die z.B. als Wohnung, Hotel oder Industrieanlage<br />
in verschiedensten Szenaren für die unterschiedlichen<br />
Ausbildungsbereiche genutzt werden<br />
können.<br />
Mit der hochmodernen und in der Bundeswehr<br />
einmaligen Kraftfahrausbildungsfläche kann jederzeit<br />
eine zielgerichtete und fordernde Fahrausbildung<br />
gewährleistet werden - insbesondere im<br />
Bereich Personenschutz.<br />
Seit dem Jahr 2014 ist die Schule für Feldjäger<br />
und Stabsdienst der Bundeswehr mit erneuter<br />
Umgliederung der Bundeswehr und Auflösung<br />
der Feldjägerausbildungskompanien auch eine<br />
der Ausbildungseinrichtungen, welche die<br />
Allgemeine Grundausbildung sowie die Feldwebel-<br />
und Unteroffizieranwärterausbildung<br />
(Feldjägertruppe/ABC- Abwehrtruppe) für die<br />
SKB durchführt. Die vielfältigen, zum Teil hochspezialisierten<br />
Ausbildungsbereiche wären ohne<br />
eine umfassende Unterstützung aus dem Bereich<br />
externer Dienststellen und Einrichtungen nicht<br />
durchführbar, sodass sich auch hier in Hannover<br />
ein hervorragendes Netzwerk gegenseitiger<br />
Unterstützung bei der Ausbildung der Feldjäger<br />
und des Stabsdienstes nicht nur national sondern<br />
auch international entwickelt hat. Neben Behörden<br />
und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben<br />
und weiteren Einrichtungen wie der Medizinischen<br />
Hochschule aus Hannover gibt es eine<br />
enge Kooperation mit internationalen Partnern<br />
vor allem aus Österreich, der Schweiz und Polen.<br />
Im Rahmen des letzten Feldjägertages am 2. Juli<br />
2015 wurde mit dem Military Gendarmerie Training<br />
Centre aus Polen offiziell eine Patenschaft<br />
begründet. Regelmäßige Kontakte mit dem Kommando<br />
Militärstreife und Militärpolizei (Wien),<br />
der Heeresunteroffizierakademie (Enns), dem<br />
Kommando Militärische Sicherheit im Eidgenössischen<br />
Departement für Verteidigung (Bern) sowie<br />
dem Kommando Technische Lehrgänge (Luzern)<br />
sind ebenso fester Bestandteil der Jahresplanungen.<br />
Bereits praktizierte gegenseitige Lehrgangsbeschickung<br />
mit Österreich und der Schweiz und<br />
Austausch in den unterschiedlichen Ausbildungsbereichen,<br />
auch auf Expertenebene, tragen zu<br />
einem gegenseitigen Vertrauen und vertiefter<br />
Zusammenarbeit zur Vorbereitung multinationaler<br />
Einsätze bei.<br />
Die Schule für Feldjäger und Stabsdienst der<br />
Bundeswehr hat sich am Standort Hannover als<br />
die Ausbildungseinrichtung der Feldjäger, des<br />
Stabsdienstes und für den allgemeinmilitärischen<br />
Bereich der Spitzensportler der Bundeswehr<br />
etabliert. Dabei ist es gelungen, den „Geist und<br />
die Seele" von Sonthofen in die moderne und<br />
zukunftsorientierte Ausbildungseinrichtung<br />
nach Hannover mitzunehmen. So ist die Schule<br />
bestens auch für zukünftige Herausforderungen<br />
aufgestellt.<br />
Oberst Wölfinger<br />
1956-1958<br />
Oberst Ross<br />
1970-1974<br />
Oberst Ballhorn<br />
1958-1963<br />
Oberst Hackenbuchner<br />
1974-1977<br />
Oberst Elfering<br />
1963-1967<br />
Oberst Meitzel<br />
1977-1979<br />
Oberst Koch<br />
1967-1970<br />
Oberst Wohlgemuht<br />
1980-1984<br />
Oberst R. v. Waechter<br />
1984-1988<br />
Oberst Schlolaut<br />
1988-1992<br />
Oberst Herzog<br />
1993-2000<br />
Oberst Helms<br />
2000-2002<br />
Abb. 74 Ehrenhain Schule Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr in Hannover<br />
Oberst Müller<br />
2002-2008<br />
Oberst Katz<br />
2008-2013<br />
Oberst Keller<br />
seit 2013<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
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Die Leiter Lehre und Ausbildung<br />
Im Rahmen der Umstrukturierung gemäß der Heeresstruktur<br />
5 wurde an der Schule für Feldjäger<br />
und Stabsdienst der Bereich Lehre und Ausbildung<br />
geschaffen.<br />
Oberst Kurek 1995 - 1998<br />
Oberst Erdmann 1998 - 2001<br />
Oberst Richter 2001 - 2004<br />
Oberst Katz 2005 - 2008<br />
Oberst Körbi 2008 - 2011<br />
Oberst Meuser 2011 - 2014<br />
OTL Weschollek 2014 -<br />
Die Lehrgruppenkommandeure<br />
Kommandeur Lehrgruppe A<br />
OTL Ulrich 1956 - 1960<br />
OTL Bürkner 1960 - 1962<br />
OTL Elfering 1962 - 1963<br />
OTL Ross 1963 - 1970<br />
OTL Ludewig 1970 - 1972<br />
Oberst Schwarz 1972 - 1974<br />
Oberst Herold 1974 - 1974<br />
Oberst Singer 1974 - 1980<br />
Oberst Neumann 1980 - 1981<br />
Oberst Trampusch 1981 - 1985<br />
Oberst Barth 1985 - 1989<br />
Oberst Rehbein 1989 - 1993<br />
Oberst Kurek 1993 - 1995<br />
OTL Busse 1995 - 2000<br />
OTL Probst 2000 - 2004<br />
OTL Lache 2004 - 2010<br />
OTL Weschollek 2010 - 2014<br />
OTL Sdrojek 2014 -<br />
Dieser ist verantwortlich für die lehrgangsgebundene<br />
Ausbildung in den zwei Lehrgruppen A und<br />
Der Leiter dieses Bereiches ist seitdem auch gleichzeitig<br />
der stellvertretende Schulkommandeur.<br />
Kommandeur Lehrgruppe B<br />
OTL Schüssel 1972 - 1976<br />
OTL Heger 1976 - 1983<br />
OTL Schabert 1983 - 1989<br />
OTL Laqua 1989 - 1993<br />
OTL Sommer 1993 - 2002<br />
OTL Billek 2002 - 2003<br />
OTL Leuning 2004 - 2006<br />
OTL Maul 2006 - 2010<br />
OTL Abel 2010 - 2012<br />
OTL Kläsener 2012 - 2013<br />
OTL Hartmann 2013 -<br />
Die Leiter Spezialstab ATV/Weiterentwicklung<br />
Der Spezialstab ATV (Auswertung, Truppenversuch<br />
und Vorschriften) erstellte die Vorschriften für die<br />
Feldjägertruppe und passte diese sowohl an die<br />
praktischen Erfahrungen des Feldjägerdienstes als<br />
auch an neue Aufträge an. Somit prägte diese Abteilung<br />
das Gesicht der Feldjägertruppe seit jeher<br />
M Ross 1956 - 1956<br />
H Küppers 1956 - 1957<br />
M Nägler 1958 - 1960<br />
OTL Beck 1960 - 1961<br />
OTL Pieper 1962 - 1974<br />
OTL Nöchel 1974 - 1979<br />
OTL Böckle 1980 - 1987<br />
OTL Kreitz 1987 - 1989<br />
OTL Bräuni 1989 - 1992<br />
OTL Rösner 1992 - 1993<br />
OTL Jelinek 1993 - 1994<br />
Leiter Gruppe Weiterentwicklung<br />
OTL Jarosch 1994 - 2003<br />
entscheidend, bis schließlich 1994 der Spezialstab<br />
ATV aufgelöst wurde und in Teilen in der Gruppe<br />
Weiterentwicklung aufging. Im Jahr 2003 wurde<br />
die Gruppe Weiterentwicklung aus der Schule<br />
für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr<br />
ausgegliedert.<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
160<br />
160<br />
161
Headline<br />
6 Kameradschaft der Feldjäger<br />
35 Jahre Kameradschaft der Feldjäger e.V.<br />
275 Jahre Feldjäger<br />
Ein zuverlässiger Partner der Feldjägertruppe<br />
Es ist nun 35 Jahre her, dass die „Kameradschaft<br />
der Feldjäger e.V." am 6. Dezember 1980 in<br />
Sonthofen/Allgäu als gemeinnütziger Verein ins<br />
Leben gerufen wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren<br />
gerade einmal 25 Jahre vergangen, seit die Bundeswehr<br />
am 12. November 1955, dem Geburtstag<br />
des preußischen Heeresreformers Gerhard von<br />
Scharnhorst, gegründet worden war.<br />
Bereits mit der Aufstellung der ersten Einheiten<br />
der Feldjägertruppe 1955 in Andernach und Sonthofen<br />
kam es zu Anregungen aus der Truppe, eine<br />
eigene Feldjägertradition zu bilden. Doch war es<br />
noch ein langer Weg bis zur Verwirklichung und<br />
Umsetzung dieser Gedanken. So kam es erst im<br />
Jahre 1976 in Ulm zu einem Treffen eines kleinen<br />
Kreises von aktiven und ehemaligen Feldjägern,<br />
die damit begannen, sich intensiv mit dem Thema<br />
der Pflege einer eigenen Feldjägertradition und<br />
einer Kameradschaftsverbindung auseinanderzusetzen.<br />
Die Überlegungen gingen schließlich<br />
dahin, einen Zusammenschluss von Feldjägern zu<br />
schaffen, der ein Forum<br />
dafür bieten sollte, die<br />
im Dienst erlebte und<br />
gelebte Kameradschaft<br />
auch im außerdienstlichen<br />
Bereich weiter zu<br />
pflegen und zu intensivieren.<br />
Diese Idee wurde<br />
vom ehemaligen Inspizienten<br />
der Feldjägertruppe,<br />
Oberst Erwin Koch,<br />
dankbar aufgenommen,<br />
so dass er sich, gemeinsam mit einigen anderen,<br />
zur treibenden Kraft für die Gründung der Kameradschaft<br />
entwickelte. Damit nahm die Forderung,<br />
eine eigene Feldjägertradition zu entwickeln, ihren<br />
Lauf. Da jedoch allen Beteiligten bewusst war,<br />
dass dieses Vorhaben nicht während des täglichen<br />
Dienstes zu verwirklichen war, ging man den Weg,<br />
einen eigenen privatrechtlich organisierten Verein<br />
zu gründen und diesem den Namen „Feldjäger"<br />
beizugeben - hatte sich die Namensgebung der<br />
Feldjägertruppe der Bundeswehr doch an dem<br />
herausragenden Traditionsnamen des preußischen<br />
Reitenden Feldjägerkorps (1740-1919) orientiert.<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
162 162<br />
163
Headline<br />
Headline<br />
In der Fläche war man<br />
zu dieser Zeit indessen<br />
weiter. Hier hatten sich<br />
bei einzelnen Feldjägerwach-<br />
und -dienstkommandos<br />
lockere (Feldjäger-)<br />
Kameradschaften<br />
gebildet, zu denen nach<br />
ihrem Ausscheiden aus<br />
dem aktiven Dienst<br />
alsbald auch Ehemalige<br />
und Reservisten hinzustießen.<br />
Zugleich entwickelte sich der Wunsch,<br />
sich von Zeit zu Zeit überregional auf der „Burg"<br />
in Sonthofen, der damaligen Heimat der Feldjägerschule,<br />
zu treffen.<br />
Ende des Jahres 1980 war es dann endlich so<br />
weit, dass die Gründung eines Vereins in greifbare<br />
Nähe rückte. Die ersten „Wegbereiter" fanden<br />
sich in der Person des Obersten a.D. Ross, dem als<br />
Helfer bald die Oberstleutnante Willi Nöchel, Kurt<br />
Schnabel, Karlheinz Böckle und Hauptmann Hans<br />
Thomas zur Seite traten. Nach einer Gründungsveranstaltung<br />
wurden erste Gedanken auf einer<br />
konstituierenden Sitzung formuliert und schließlich<br />
am 24. September 1980 konkretisiert. Es wurde<br />
beschlossen, dem Verein den Namen „Kameradschaft<br />
der Feldjäger" (KamdFJg) zu geben und<br />
eine Zeitschrift mit dem Namen „Der Feldjäger"<br />
herauszugeben. Oberstleutnant Böckle stellte<br />
den Entwurf des "Vereinsabzeichens" vor, Oberst<br />
a.D. Elfering und Oberst a.D. Koch stifteten erste<br />
Geldbeträge. Folgende Leitlinien und Vereinsziele<br />
haben sich aus den Anfängen bis heute erhalten<br />
und unter dem Motto „unterstützt- verbindet -<br />
bewahrt" fortentwickelt:<br />
Die Kameradschaft der Feldjäger<br />
• unterstützt die Truppe ideell und materiell,<br />
• fördert die Kameradschaft der Feldjäger und<br />
hält Verbindung zur Feldjägertruppe,<br />
• fördert den Zusammenschluss aller Feldjäger<br />
und führt gemeinsame Veranstaltungen durch,<br />
• übernimmt Patenschaften von Feldjägereinheiten<br />
und -dienststellen,<br />
• bewahrt die militärische Tradition der Feldjäger,<br />
• führt gesellige Kameradschaftsveranstaltungen<br />
durch mit Vorträgen, Besichtigungen und Reisen,<br />
• unterstützt in Not geratene Feldjäger,<br />
• trägt zur Verbindung aller Angehörigen des<br />
Feldjägerkorps bei und<br />
• informiert die Mitglieder durch die Herausgabe<br />
unserer Zeitschrift „Der Feldjäger".<br />
Der Verein sollte offen sein für alle aktiven Soldaten<br />
der Feldjägertruppe, Reservisten, Pensionäre,<br />
Zivilbedienstete wie auch für Familienangehörige<br />
und Freunde der Feldjägertruppe.<br />
Am 6. Dezember 1980 fand in der Generaloberst-<br />
Beck-Kaserne dann die Gründungsversammlung<br />
mit 54 Gründungsmitgliedern statt. Oberst a.D.<br />
Erwin Koch, Präsident des Gründungsvorstandes,<br />
begrüßte die Versammlung und bedankte<br />
sich beim Hausherrn, Oberst Wohlgemuth, für<br />
die großzügig gewährte Unterstützung. Oberst<br />
Wohlgemuth in seiner Eigenschaft als Hausherr<br />
begrüßte die Teilnehmer und sagte unter dem Beifall<br />
der Anwesenden, dass er sich als in die Pflicht<br />
genommener Kamerad in der „Kameradschaft der<br />
Feldjäger" betrachte. Als solcher versprach er die<br />
volle Unterstützung. Zudem verlas er das Grußwort<br />
des Inspizienten der Feldjägertruppe, Oberst<br />
Herold. Bei der anschließenden Wahl wurde<br />
Oberst a.D. Koch für die nächsten zwei Jahre als<br />
1. Vorsitzender gewählt. Gleichzeitig konnten 140<br />
Mitglieder vermeldet werden und 100 weitere<br />
Bewerber warteten darauf, in die „Kameradschaft<br />
der Feldjäger" aufgenommen zu werden.<br />
Damit begann eine erfolgreiche Entwicklung der<br />
„Kameradschaft der Feldjäger". Wenn sich die<br />
Schwerpunkte der Vereinsarbeit im Laufe der Zeit<br />
auch teilweise verschoben, so blieb es doch stets<br />
dabei, dass die Kameradschaft als gemeinnütziger<br />
Verein die Feldjägertruppe ideell und materiell zu<br />
unterstützen, die Verbindung zu den Truppenteilen<br />
zu halten und den Zusammenhalt unter ihren<br />
Mitgliedern zu fördern bestrebt war. Dabei sollten<br />
aber auch gemeinsame Veranstaltungen, möglichst<br />
zusammen mit der aktiven Truppe, nicht zu<br />
kurz kommen. Als Bindeglied wollte der Verein<br />
den Zusammenhalt zwischen Aktiven, Reservisten,<br />
Ehemaligen und Freunden der Feldjägertruppe<br />
vermitteln und fördern. Zudem wollte man die<br />
Angehörigen der Feldjägertruppe besonders bei<br />
Versetzungen oder im Einsatz betreuen.<br />
Durch das Eingehen von Patenschaften zwischen<br />
den Ortsverbänden Sonthofen und der Feldjägerkompanie<br />
Murnau sowie Marburg-Wetzlar-Dietz<br />
und der Feldjägerkompanie in Erfurt wird auch<br />
heute noch die enge Verbindung zwischen der<br />
Kameradschaft der Feldjäger und der Feldjägertruppe<br />
bestätigt. Nicht vergessen werden darf,<br />
dass die Truppe mit der Kameradschaft der Feldjäger<br />
auch ein gemeinsames historisches Abzeichen<br />
verbindet, nämlich der „Feldjägerstern", der aus<br />
dem preußischen Schwarzen Adler Orden hervorgegangen<br />
ist und später von den Gardetruppen<br />
bis 1919 als Gardestern getragen wurde.<br />
Auch daran wird deutlich, dass sich die Kameradschaft<br />
der Feldjäger e.V. als Teil des Feldjägerkorps<br />
versteht.<br />
Die Kameradschaft der Feldjäger fand im Laufe<br />
der Zeit so starken Zuspruch, dass die Mitgliederzahl<br />
von ursprünglich 54 auf z.Zt. etwa 2.600<br />
Mitglieder anwuchs, die in acht Regionen mit<br />
bundesweit insgesamt neunundzwanzig Ortsverbänden<br />
von Heide bis Sonthofen und von<br />
Berlin bis Dinslaken aufgeteilt sind. Im Jahre 1990<br />
feierten die Kameradschaft der Feldjäger und<br />
die aktive Feldjägertruppe gemeinsam den 250.<br />
Geburtstag der Truppengattung in der Generaloberst-Beck-Kaserne<br />
in Sonthofen mit einem Großen<br />
Zapfenstreich. Nachdem die Bundesgeschäftsstelle<br />
im Jahr 2009 im Gleichschritt mit der Schule<br />
für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr von<br />
Sonthofen nach Hannover verlegt worden war,<br />
wurde auch hier die erfolgsreiche Vereinsarbeit<br />
fortgesetzt. Doch schon in Sonthofen hatte der<br />
stete Aufschwung eine Veränderung der Strukturen<br />
erfordert: Die Arbeit in der Geschäftsführung<br />
war allein mit ehrenamtlichen Mitarbeitern nicht<br />
mehr zu bewältigen. Aus diesem Grund wurde<br />
in den 90er Jahren nicht nur die Geschäftsstelle<br />
aus dem privaten Bereich in die Generaloberst-<br />
Beck-Kaserne verlegt, sondern auch erstmals eine<br />
hauptamtlich tätige Kraft angestellt.<br />
Wenn nachfolgend einige erfolgreiche Schwerpunkte<br />
in der Vereinsarbeit aufgezeigt werden, so<br />
ist damit ein besonderer Dank an unsere Mitglieder<br />
und die Funktionsträger in den Untergliederungen<br />
des Vereins verbunden, wobei die heute<br />
nicht mehr aktiv an der Vereinsarbeit Mitwirkenden<br />
ausdrücklich eingeschlossen sind. Oftmals<br />
waren sogar zeitgleich mehrere Angehörige einer<br />
Familie Mitglied bzw. in der Vorstandsarbeit der<br />
Kameradschaft der Feldjäger e.V. tätig.<br />
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. So werden<br />
beispielsweise seit frühester Zeit Geschichte und<br />
Tradition der Feldjäger und ihrer Truppe dokumentiert,<br />
archiviert und bearbeitet, wozu auch die<br />
Erstellung einer historischen Stellenbesetzungsliste<br />
der Feldjägertruppe zählt. Zu diesem Zweck wird<br />
überdies ein „Archiv" unterhalten, das schon in<br />
Sonthofen und nun auch wieder in Hannover<br />
durch ehrenamtliche Mitglieder betreut wurde<br />
und wird.<br />
In diesem Zusammenhang unterstützt die Kameradschaft<br />
der Feldjäger auch die „Militärgeschichtliche<br />
Lehrsammlung" (MGLS) an der Schule<br />
für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr<br />
nicht nur durch Fachexpertisen zur Feldjägertruppe,<br />
sondern auch materiell und mit Rat und Tat.<br />
So sind im Vorraum der MGLS etwa die Namen<br />
der Lehrgangsbesten eines Jahrgangs auf einer<br />
besonderen Tafel aufgeführt, die jährlich durch die<br />
Kameradschaft ergänzt wird. Bisher sind hier 68<br />
Feldjäger verzeichnet.<br />
Aus Anlass des 250sten Jahrestages der Gründung<br />
des preußischen Reitenden Feldjägerkorps, an dessen<br />
militärische Tradition die Feldjäger der Bundeswehr<br />
anknüpfen, stiftete die Kameradschaft der<br />
Feldjäger einen Feldjägerstein. Die Übergabe an<br />
die Truppe erfolgte am 25. Oktober 1990 durch<br />
den damaligen 1. Vorsitzenden, Oberstleutnant<br />
a.D. Karlheinz Böckle, im Sonnenhof der Generaloberst-Beck-Kaserne<br />
in Sonthofen. Seit 2009<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
164<br />
164<br />
165
Headline<br />
Headline<br />
Abb. 75 Kranzniederlegung am Platz der Erinnerung, Schule Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr in Hannover<br />
befindet sich der Stein auf dem Platz der Erinnerung<br />
in der Emmich-Cambrai Kaserne in Hannover.<br />
Dieser Platz war ein besonderes Anliegen der<br />
Kameradschaft, die in der Kaserne eine besondere<br />
Stätte zum Gedenken an die im Feldjägereinsatz<br />
gefallenen oder ums Leben gekommenen Kameraden<br />
schaffen wollte. Um dieses zu verwirklichen,<br />
wurde im Jahre 2006 in der Ehrenhalle der Generaloberst<br />
Beck Kaserne eine Gedenktafel angebracht.<br />
Seitdem wird zu jedem Feldjägertag an der<br />
Gedenkstätte, dem Platz der Erinnerung, der sich<br />
jetzt in Hannover befindet, von der aktiven Feldjägertruppe<br />
und der Kameradschaft der Feldjäger<br />
e.V. ein Kranz niedergelegt.<br />
Ebenfalls auf eine Initiative des Bundesvorstandes<br />
der Kameradschaft geht der „Feldjägertag"<br />
zurück, der jährlich gemeinsam von der aktiven<br />
Feldjägertruppe und der Kameradschaft der<br />
Feldjäger e.V. ausgerichtet wird. Mit einem Appell<br />
und einem Gottesdienst wird dabei an den Gründungstag<br />
der Feldjägertruppe am 24. November<br />
1740 erinnert. Zudem werden im Rahmen des<br />
Feldjägertages die jeweils besten Absolventen<br />
der Laufbahnlehrgänge an der Schule für Feldjäger<br />
und Stabdienst der Bundeswehr von der<br />
Kameradschaft der Feldjäger ausgezeichnet. Nach<br />
der Verlegung der Schule von Sonthofen nach<br />
Hannover ist der Feldjägertag seit dem Jahre 2013<br />
noch um einen Sommergarten erweitert worden,<br />
der sich an den Appell anschließt und von der Kameradschaft<br />
der Feldjäger mit einem namhaften<br />
Geldbetrag finanziell unterstützt wird.<br />
Auf diese Weise hat sich der Feldjägertag heute zu<br />
einem nicht mehr wegzudenkenden Ereignis entwickelt<br />
und findet regelmäßig großen Anklang. Er<br />
ist, kurz gesagt, ganz sicher eine Erfolgsgeschichte.<br />
Auf Anregung von Oberst a.D. Herold erinnert die<br />
Kameradschaft der Feldjäger e.V. seit dem Jahre<br />
2002 mit von ihr und ihren Mitgliedern gestifteten,<br />
besonders gestalteten Tafeln an die in der<br />
Vergangenheit aufgelösten Feldjägertruppenteile<br />
der Bundeswehr. Auf den Erinnerungstafeln finden<br />
sich Informationen über die jeweilige Einheit,<br />
ihren Standort, die Kaserne, in der sie untergebracht<br />
war, sowie den Zeitraum ihres Bestehens.<br />
Die ersten dieser Tafeln wurden zunächst unter<br />
den Arkaden der Generaloberst-Beck-Kaserne<br />
in Sonthofen aufgehängt, wo sie anlässlich des<br />
Feldjägertages 2002 durch den damaligen General<br />
der Feldjäger, Oberst Erdmann, ihrer Bestimmung<br />
übergeben wurden. In der Emmich-Cambrai-<br />
Kaserne in Hannover befinden sich die Tafeln<br />
nunmehr an einer Gedenkwand des Platzes der<br />
Erinnerung. Inzwischen sind dort insgesamt nicht<br />
weniger als 163 Erinnerungstafeln angebracht.<br />
Darüber hinaus hat die Kameradschaft der Feldjäger<br />
e.V. unter den Titeln „Die Feldjägertruppe<br />
der Bundeswehr 1955-2005" und „Die Namensvorläufer<br />
der Feldjägertruppe der Bundeswehr<br />
1740-1946" inzwischen zwei eigene Bücher zur<br />
Geschichte der Feldjägertruppe herausgegeben.<br />
Eine ganz besonders bedeutsame Einrichtung ist<br />
schließlich der Hilfsfonds „Feldjäger helfen Feldjägern",<br />
den die Kameradschaft der Feldjäger e.V.<br />
vor dem Hintergrund der zahlreicher werdenden<br />
Auslandseinsätze der Feldjägertruppe im Jahre<br />
2005 ins Leben gerufen hat. Bis heute konnte<br />
auf diese Weise durch die Spendenfreudigkeit der<br />
Mitglieder des gesamten Feldjägerkorps bereits<br />
mehrfach in Not geratenen Feldjägern unbürokratisch<br />
und schnell geholfen werden. Wenn auch in<br />
den 35 Jahren des Bestehens der Kameradschaft<br />
der Feldjäger e.V. sicherlich nicht alles gelungen<br />
ist, was unternommen wurde, so bleibt doch die<br />
Hoffnung, auf dem richtigen Weg zu sein. Der<br />
Rückblick auf die Geschichte der Kameradschaft<br />
der Feldjäger e.V. berechtigt sicherlich zu ein wenig<br />
Stolz auf das in der Vergangenheit Geleistete.<br />
Dadurch wird aber keineswegs der Blick auf die<br />
Herausforderungen der Zukunft verstellt, in der<br />
sich die Kameradschaft der Feldjäger e.V. in enger<br />
Kooperation mit der aktiven Feldjägertruppe auch<br />
weiterhin den zeitgemäßen Anforderungen stellen<br />
wird.<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
BASIS<br />
166<br />
166<br />
167
Die Präsidenten der Kameradschaft der Feldschaft e.V.<br />
Headline<br />
7 Der Platz der Erinnerung - Lebendige Tradition der<br />
Feldjägertruppe<br />
Oberst a.D. Koch<br />
1980-1984<br />
Oberstleutnant a.D. Böckle<br />
1984-1992<br />
Oberstleutnent a.D. Kammerer<br />
1992-2000<br />
Oberstleutnant a.D. Jarosch<br />
2000-2008<br />
Oberstleutnant a.D. Erdmann<br />
2008-2014<br />
Oberstleutnant d.R. Dr. Schütz<br />
2014-heute<br />
Die Feldjägertruppe feiert dieses Jahr ihr 275-jähriges<br />
Jubiläum und blickt stolz auf eine facettenreiche<br />
Geschichte, deren Wurzeln bis zum 24.<br />
November 1740 zurückreichen. Als Friedrich II.<br />
kurz nach seiner Krönung zum König von Preußen<br />
die Aufstellung eines Reitenden Feldjägerkorps<br />
veranlasste, begründete sich damit die Geschichte<br />
der Feldjägertruppe bis zum heutigen Tag.<br />
Bereits im 18. Jahrhundert gehörten das Überbringen<br />
von Befehlen und Nachrichten (Kurierjägertätigkeit),<br />
die Erkundung und Begleitung<br />
von Märschen (Kolonnenjägertätigkeit) sowie der<br />
Schutz der königlichen Familie (Furierjägertätigkeit)<br />
zu den Aufträgen des Feldjägerkorps. Bereits<br />
hier lassen sich Aufgaben der heutigen Feldjägertruppe,<br />
wie der militärische Verkehrsdienst oder<br />
der Personenschutz, erkennen. Dieses spiegelt sich<br />
auch in der Uniform der Truppengattung wider,<br />
denn das reitende Feldjägerkorps trug einen dem<br />
„Hohen Orden des Schwarzen Adler" nachempfundenen<br />
Gardestern und auch heute trägt ihn<br />
jeder Feldjäger in stilisierter Form und eingefasst<br />
in Eichenlaub als Barettabzeichen.<br />
In der gesamten Bundeswehr ist die Traditionspflege<br />
ein wichtiges Mittel, um die Integration der<br />
Streitkräfte in die pluralistische Gesellschaft und<br />
den demokratischen Rechtsstaat zu verankern. Als<br />
Überlieferung von Normen und Werten verbindet<br />
sie die Generationen, sichert die Identität und<br />
schlägt eine Brücke zwischen Vergangenheit,<br />
Gegenwart und Zukunft. Wir können stolz sein<br />
auf unsere eigene, mit dem Befehl zur Aufstellung<br />
einer Militärpolizeilehrkompanie vom 06.10.1955<br />
verbundene Tradition als Feldjäger in einer<br />
modernen, einem demokratischen Staatswesen<br />
verpflichteten Bundeswehr.<br />
Dass Tradition dabei hochaktuell sein kann, zeigt<br />
in der Feldjägertruppe der Platz der Erinnerung,<br />
der 2012 an der Schule für Feldjäger und Stabsdienst<br />
der Bundeswehr in Hannover entstand.<br />
Auf dem Gelände der Emmich-Cambrai-Kaserne<br />
- inmitten modernster Ausbildungseinrichtungen<br />
- liegt dieser Gedenkort an zentraler Stelle, sodass<br />
er sich im täglichen Blickfeld der meisten Soldaten<br />
und Soldatinnen befindet. Zwischen Militärgeschichtlicher<br />
Lehrsammlung und Feldjägerstein<br />
fügt sich der Platz der Erinnerung in ein harmonisches<br />
Gesamtkonzept ein und sticht dennoch<br />
sofort ins Auge. Die schlichte, offene Bauweise<br />
ermöglicht die Einsicht auf die im Inneren angebrachten<br />
Gedenktafeln. Diese erinnern auf der<br />
einen Seite an die 29 im Dienst verstorbenen und<br />
gefallenen Feldjäger, auf der anderen Seite an die<br />
aufgelösten Verbände, Einheiten und Dienstkommandos<br />
der Truppengattung. Die Idee zu einer<br />
Gedenkstätte entstand bereits vor dem Umzug<br />
der Schule nach Hannover. In der Generaloberst-<br />
Beck-Kaserne in Sonthofen existierte schon im<br />
Jahr 2002 der Ehrenhain mit zuletzt 133 Gedenktafeln<br />
für die aufgelösten Verbände sowie seit<br />
2005 die Gedenkstätte in der Ehrenhalle.<br />
Nach dem Umzug nach Hannover fanden diese<br />
beiden Ehrenmale unter der Federführung des damaligen<br />
Schulkommandeurs Oberst Katz am Platz<br />
der Erinnerung eine würdige Heimat. Seitdem<br />
ist dieser Platz der zentrale Ort für alle aktiven<br />
<strong>STREITKRÄFTE</strong><br />
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Headline<br />
und ehemaligen Feldjäger um innezuhalten, der<br />
verstorbenen Kameraden zu gedenken und über<br />
Vergangenheit und Zukunft der Truppengattung<br />
zu reflektieren. In seiner Rede zur Einweihung des<br />
Platzes der Erinnerung im Rahmen des Feldjägertages<br />
am 19.07.2012 fasste Oberst Katz diese<br />
Eindrücke mit den Worten Klarsicht, Durchsicht,<br />
Weitsicht und Einsicht zusammen. Der Platz der<br />
Erinnerung ist demnach ein Ort, der durch seine<br />
schnörkellose Architektur (Klarsicht) dazu anregt,<br />
die Vergangenheit zu beobachten (Durchsicht),<br />
ohne dabei den Weitblick zu verlieren (Weitsicht),<br />
den man braucht, um für die Zukunft Maximen<br />
für das eigene Handeln abzuleiten (Einsicht). Damit<br />
ist der Rückblick in die Vergangenheit gleichzeitig<br />
mit dem Ausblick in die Zukunft verbunden.<br />
In diesem Sinne ist es besonders erfreulich, dass<br />
Aktive und Ehemalige den Platz der Erinnerung<br />
immer weiter gestalten und dieser durch Spenden<br />
und die Unterstützung der Kameradschaft der<br />
Feldjäger finanziert wird. Dem jeweiligen Offizierlehrgang<br />
3 wird die Ehre zuteil, die Patenschaft<br />
für den Platz der Erinnerung für ein Jahr zu übernehmen.<br />
Zukünftige Generationen von Feldjägern<br />
werden diesen Ort weiter pflegen und dabei die<br />
Vergangenheit vor Augen haben, während sie<br />
selbst die Zukunft der Truppengattung aktiv mitgestalten.<br />
Am jährlich stattfinden „Feldjägertag"<br />
steht der Platz der Erinnerung im Rahmen eines<br />
Gottesdienstes und einer Kranzniederlegung im<br />
Mittelpunkt des Gedenkens an unsere verstorbenen<br />
Kameraden.<br />
Am Feldjägertag ist dieser Platz darüber hinaus<br />
auch ein zentraler Anlaufpunkt für jeden interessierten<br />
Besucher, da er die Tradition der Feldjäger<br />
lebendig macht.<br />
Abb. 76 Platz der Erinnerung, Schule Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr in Hannover<br />
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Die vorliegende Festschrift „60 Jahre Feldjäger in der Bundeswehr" wurde durch das Kommando Feldjäger<br />
der Bundeswehr in enger Zusammenarbeit mit der Kameradschaft der Feldjäger e.V. erstellt, die ihrerseits<br />
im Jubiläumsjahr 2015 ihr 35-jähriges Bestehen feiert.<br />
Herausgeber:<br />
Kommando Feldjäger der Bundeswehr<br />
Scharnhorst-Kaserne<br />
Langenforther Str. 1<br />
30657 Hannover<br />
Ansprechpartner Presse<br />
Presseoffizier<br />
Tel.: +49 (0)511 903-3850<br />
kdofjgbwpresse@bundeswehr.org<br />
Hannover, November 2015<br />
Zweite, überarbeitete Auflage<br />
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