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FINE - Ein Magazin für Wein und Genuss

Festtagsweine und Champagner

Festtagsweine und Champagner

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E I N E S O N D E R B E I L A G E D E S T R E T O R R I V E R L A G S<br />

der Verlag <strong>für</strong> Essen, Trinken <strong>und</strong> <strong>Genuss</strong> 3|2016<br />

EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS<br />

FESTTAGSWEINE UND CHAMPAGNER


EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS<br />

Verleger <strong>und</strong> Herausgeber<br />

Ralf Frenzel<br />

ralf.frenzel@fine-magazines.de<br />

Chefredakteur<br />

Thomas Schröder<br />

thomas.schroeder@fine-magazines.de<br />

Redaktion<br />

Katja Richter<br />

Art Direction<br />

Guido Bittner<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />

Kristine Bäder, Bernd Fritz, Angelika Ricard-Wolf,<br />

Rainer Schäfer, Christian Volbracht, Dirk Würtz<br />

Fotografen<br />

Guido Bittner, Rui Camilo, Johannes Grau,<br />

Christof Herdt, Serge Lutens<br />

Titel-Foto: Guido Bittner<br />

Editorial-Fotos: Johannes Grau<br />

<strong>und</strong> Pekka Nuikki<br />

Verlag<br />

Tre Torri Verlag GmbH<br />

Sonnenberger Straße 43<br />

65191 Wiesbaden<br />

www.tretorri.de<br />

Geschäftsführer: Ralf Frenzel<br />

Anzeigen<br />

Judith Völkel<br />

Tre Torri Verlag GmbH<br />

+49 (o) 611-57 990<br />

info@fine-magazines.de<br />

Druck<br />

Prinovis Ltd. & Co. KG · Nürnberg<br />

Fine <strong>Ein</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> <strong>Wein</strong> <strong>und</strong> <strong>Genuss</strong> ist<br />

eine Sonder beilage des Tre Torri Verlags<br />

<strong>und</strong> erscheint im Verb<strong>und</strong> mit Fine Das<br />

<strong>Wein</strong> magazin viermal Jährlich im ausgesuchten<br />

Zeitschriftenhandel.<br />

Verehrte Leserin, lieber Leser,<br />

die Kinder werden langsam unruhig, bei den Erwachsenen<br />

steigt der Stressfaktor merklich. Auch hat es<br />

schon geschneit da <strong>und</strong> dort, <strong>und</strong> die Christbaumverkäufer<br />

haben auf den alt bekannten Stand plätzen<br />

ihre duftend grünen Nadelwäldchen aufgebaut.<br />

Douglasie oder Tanne? Fichte oder Nordmann?<br />

Das sind so die großen Fragen, die jetzt beant wortet<br />

sein wollen. Die Ruh’, jedenfalls, ist hin: noch gerade<br />

zwei Wochen, dann ist es da, das Fest der Feste. Ja,<br />

die Weihnachtsuhr tickt, <strong>und</strong> da gilt bei allzu vielen<br />

von uns: An alles gedacht, noch gar nichts gemacht.<br />

Nerven behalten – das ist in diesen Tagen erste<br />

Bürger pflicht. Dieses Heft will dazu einige Handreichungen<br />

geben – mit Hinweisen auf Dinge, die<br />

schön sind <strong>und</strong> wohltun, auf solche also, die man<br />

seinen Lieben <strong>und</strong> auch sich selbst zur Freude auf<br />

den Gabentisch stellen kann. Ver führerisches zu<br />

riechen, Köstliches zu schmecken, sich <strong>und</strong> einander<br />

einmal einen Hauch von Luxus zu gönnen:<br />

Auch die festliche Tafel wird bereichert, wenn zu<br />

erlesenen Speisen ein großer <strong>Wein</strong> kredenzt wird.<br />

Unsere Empfehlungen zu Rot-, Weiss- <strong>und</strong> Schaumweinen<br />

bieten den Fre<strong>und</strong>en edlen Trinkens eine<br />

animierende Auswahl, jeden Festschmaus genussvoll<br />

zu begleiten. Wir reichen Ihnen dazu als Hors<br />

d’oeuvre Geschichten aus der Welt der Schönen, der<br />

Reichen <strong>und</strong> den Eichenwäldern Frankreichs, die Sie<br />

wo möglich die eine <strong>und</strong> andere Widrigkeit der Welt<br />

träumerisch <strong>für</strong> einen kleinen Moment vergessen<br />

lassen. Vor allem aber wünschen wir, dass uns allen<br />

Weihnachten 2o16 nicht nur als kulinarisch harmonisch<br />

in Erinnerung bleiben wird. Hoffen wir also<br />

auf fröhliche Kontinuität! Denn nach dem Fest ist<br />

vor dem Fest.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion wieder. Der Verlag haftet nicht <strong>für</strong><br />

unverlangt eingereichte Manus kripte, Dateien, Datenträger <strong>und</strong><br />

Bilder. Alle in diesem <strong>Magazin</strong> veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich<br />

geschützt.<br />

INHALT<br />

Ralf Frenzel Thomas Schröder<br />

Herausgeber Chefredakteur<br />

Im Palast der Duftmärchen<br />

<strong>Ein</strong> Hausbesuch bei dem französischen Parfüm-Impresario Serge Lutens<br />

Luxusgipfel beim Sonnenkönig<br />

Alain Ducasse <strong>und</strong> Richard Geoffroy laden zum Champagner-Diner ins Schloss Versailles<br />

<strong>Ein</strong>fach prickelnd<br />

Der Designer Marc Jacobs belebt seinen neuen Duft mit Champagner<br />

Rind <strong>und</strong> Rioja<br />

Welche Steaks passen zu den <strong>Wein</strong>en des Marqués de Riscal?<br />

Genießen – <strong>für</strong> ein langes Leben<br />

Der neue Gaggenau-Showroom in München ist ein gesuchter Ort <strong>für</strong> Luxus-Events<br />

Hier regiert die Königin<br />

Rosendüfte sind das Markenzeichen des Mode- <strong>und</strong> Parfümhauses Chloé<br />

Schöner Schenken<br />

Duftende Gaben, edle Brände, genussvolle Präsente <strong>und</strong> mehr<br />

Wo bleibt der <strong>Wein</strong>?<br />

Kochshows im deutschen Fernsehen lassen das Beste vermissen<br />

Festliche Getränke<br />

Rotwein, Weißwein <strong>und</strong> Champagner<br />

Mythos <strong>Wein</strong> <strong>und</strong> Mythos Wald<br />

Über die Kunst der Küfer<br />

46 Barley Wine<br />

<strong>Ein</strong> Bier zum Dessert?<br />

8<br />

12<br />

16<br />

18<br />

22<br />

26<br />

28<br />

32<br />

34<br />

40<br />

EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016<br />

3


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außerorts 4,2, kombiniert 4,7; CO 2 -Emissionen 123 g/km; CO 2 -Effizienzklasse A+. Alle Angaben wurden<br />

nach dem Messverfahren RL 80/1286/EWG ermittelt. Abb. zeigt Sonderausstattung.


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Im Palast der<br />

Duftmärchen<br />

<strong>Ein</strong> Hausbesuch in Marrakesch bei Serge Lutens,<br />

dem französischen Parfüm-Impresario<br />

Märchenhaft: Im Herzen<br />

von Marrakesch hat sich der<br />

Schönheitssucher Serge Lutens<br />

auf tausend Quadratmetern<br />

eine Schatzkammer errichtet<br />

– voll alter Handwerkskunst<br />

<strong>und</strong> orientalischem Zauber.<br />

Von Angelika Ricard-Wolf<br />

Fotos Johannes Grau, Serge Lutens<br />

Das Taxi holpert <strong>und</strong> staubt durch die schmalen Gassen der Medina. Vorbei an Händlern,<br />

H<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Passanten, die sich schmal machen. Zwischen Mensch <strong>und</strong> Blech gibt ein<br />

Moped Gas. Es wird eng, der Rückspiegel ist längst Geschichte.<br />

Endlich Halt vor einem schweren Holz portal<br />

mitten in einer langen, schlichten, sandfarben<br />

verputzten Wand. <strong>Ein</strong>er der Torflügel<br />

öffnet sich lautlos einen Spalt breit, man<br />

schlüpft hindurch – <strong>und</strong> die Welt bleibt draußen.<br />

Stille umfängt den Gast, die Dunkelheit<br />

eines hohen, großen Raumes, in dem die Augen<br />

nach der gleißen den Sonne draußen nur langsam<br />

erste Umrisse wahrnehmen. Wenige Lampen<br />

mit bunten Butzenscheiben spenden schummrigdiffuses<br />

Licht. Vier Säulen umsäumen ein Wasserbecken<br />

im Boden, es duftet intensiv nach Zedernholz,<br />

verströmt von filigran geschnitzten Wänden.<br />

<strong>Ein</strong> Schachtelwerk kleinster Facetten überzieht die<br />

Decke, braunrote Ziegelquader glänzen am Boden<br />

in einem strengen Muster. Nichts stört die vorherrschende<br />

Symmetrie, kein Möbel, kein Stuhl.<br />

Leere, wie sie beeindruckender kaum inszeniert<br />

werden kann, die den Betrachter sprachlos macht.<br />

Er fühlt sich verlassen, verloren, verzaubert.<br />

Nach <strong>und</strong> nach sind drei schmale Aussparungen<br />

in den Wänden zu erkennen. Wohin führen<br />

die dunklen Gänge dahinter? Tief ins obskure<br />

Labyrinth von Serge Lutens, das er auf tausend<br />

Quadratmetern im Herzen der Altstadt angelegt<br />

hat. Jedes noch so kleine Detail in diesem Palast aus<br />

Tausend <strong>und</strong> einer Nacht mit seiner unüberschaubaren<br />

Vielzahl an Räumen, Gängen, Treppen <strong>und</strong><br />

Innenhöfen hat der französische Impresario selbst<br />

entworfen. Mit derselben Akribie, mit der dieser<br />

inzwischen vier<strong>und</strong>siebzig Jahre alte Franzose<br />

wegweisende Make-up-Looks, stil gebende Fotografien<br />

<strong>und</strong> modernistische Anzeigen kampagnen<br />

<strong>für</strong> Dior <strong>und</strong> Shiseido, <strong>und</strong> seit dem Jahr 2000<br />

auch die ausgefallenen Kompositionen seiner<br />

eigenen Parfüm marke konzipiert hat. Niemand<br />

in der Kosmetik welt huldigt dem Ideal Frau mit<br />

einem derart ausgeprägten <strong>und</strong> vor allem konsequenten<br />

Ästheti zismus wie er. Seit mehr als fünfzig<br />

Jahren hat er nur eine Obsession: die weibliche<br />

Schönheit zu verherrlichen.<br />

»Mein Haus« – wie er die begehbare Schatzkammer<br />

marokkanischer Handwerkskunst nennt –<br />

ist die logische Umsetzung dieser Obsession in die<br />

dritte Dimension. Hier manifestiert er seine Verehrung,<br />

setzt ihr ein Denkmal. Diese Beauty aus<br />

Stein <strong>und</strong> Holz schminkt sich nicht ab, ist nicht<br />

bloß ein abgelichtetes Porträt, ein Bild, das verblasst,<br />

ihr Duft verfliegt nicht – sie bleibt. Sie überdauert.<br />

<strong>Ein</strong>es Tages auch ihn.<br />

»Ich bin verliebt in dieses Haus«, sagt Serge<br />

Lutens beim Gespräch in einem der von haus hohen<br />

Palmen beschatteten Innenhöfe des Palastes. Vor<br />

vierzig Jahren hat er angefangen, ihn zu errichten.<br />

Urzelle war die Madrassa, eine ehe malige Schule<br />

nahe der Ben Youssef Moschee. Nach <strong>und</strong> nach<br />

kaufte der schmale, zerbrechlich wirkende Mann<br />

umliegende Gebäude dazu <strong>und</strong> fügte sie harmonisch<br />

in das Ensemble ein.<br />

Anfangs wohnte er hier, egal, wie groß der<br />

Lärm der Umbauarbeiten auch war, an<br />

denen im Laufe der Zeit mehr als fünfh<strong>und</strong>ert<br />

Handwerker beteiligt waren. Das Getöse<br />

sei <strong>für</strong> ihn Musik gewesen. Aber dann habe ihn<br />

das Haus vor die Tür gesetzt. Bitte? »Es ist eine<br />

Frau, meine Frau« erklärt er, »Mein Desaster ist,<br />

dass ich keinen <strong>Genuss</strong> an schönen Dingen habe.«<br />

Auch jetzt entdeckt er bei jedem R<strong>und</strong>gang immer<br />

wieder Kleinigkeiten, die ihn stören. Gr<strong>und</strong> genug<br />

<strong>für</strong> ihn, einen Raum komplett neu zu gestalten <strong>und</strong><br />

entsprechend renovieren zu lassen.<br />

Das Leben mit einer Unvollendeten war ihm<br />

unmöglich. »Ich suche das Ideal der Perfektion.<br />

Daher konnte ich nicht bleiben, weil mich die<br />

Leiden schaft treibt, das Haus immer noch schöner<br />

zu machen. Ich habe es erf<strong>und</strong>en, aber es gehört mir<br />

nicht. Wie keine Frau. Deshalb ist es unbewohnt,<br />

es ist wie eine Liebe, mit der man nicht schläft.« Er<br />

zog aus, wohnt seitdem im Viertel »La Palmeraie«.<br />

Aber er besucht seine Schöne. Nahezu täglich.<br />

Schon wegen des Duftlabors, das – wo eigentlich?<br />

– versteckt in einem der oberen Teile des <strong>für</strong><br />

Besucher unergründlichen Irrgartens liegt. Jedenfalls<br />

windet sich eine schmale, kaum beleuchtete<br />

Treppe hinauf in Lutens Hexenküche. Auch hier<br />

dominieren Schnitzereien <strong>und</strong> Intarsien in dunklen<br />

Hölzern das geheimnisvolle Ambiente. Schwere<br />

Leder hocker stehen vor dem Arbeitstisch, auf dem<br />

Duftproben <strong>und</strong> Flakons einen aufgeräumten <strong>Ein</strong>druck<br />

machen. Drei mit Türchen verschlossene<br />

kleine Durchreichen ver binden das Kabinett mit<br />

einem zweiten, das Wand an Wand mit ihm liegt<br />

<strong>und</strong> spiegelverkehrt eingerichtet ist. Es ist das Reich<br />

von Lutens treuem Mitstreiter, dem aus England<br />

stammenden Parfümeur Christopher Sheldrake.<br />

Alle paar Wochen kommt er aus seiner Wahl heimat<br />

Paris nach Marrakesch zu Gedankenaustausch,<br />

Duftmischerei <strong>und</strong> Probeschnuppern. Gemeinsam<br />

hat das Duo fast alle Düfte der Marke kreiert.<br />

Davon, dass dieses doppelte Edellabor nicht<br />

bloß Schauzwecken dient, sondern tatsächlich<br />

genutzt wird, zeugen ein normaler, leicht durchgesessener<br />

Schreibtischstuhl auf Rollen <strong>und</strong> mit<br />

bequemer Rücken- <strong>und</strong> Armlehne, der dezent im<br />

Dunkel einer Ecke auf Lutens’ Seite über sehen<br />

werden soll. Ähnlich versteckt ist in Sheldrakes<br />

8 9<br />

<strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016


Kemenate ein größerer Kühlschrank auszumachen<br />

– unabdingbar <strong>für</strong> Parfümeure, um empfindliche<br />

Ingredienzien temperaturgerecht aufzubewahren.<br />

Zwei gewöhnliche Gebrauchsmöbel,<br />

die der Meister in diesen hehren Hallen nie dulden<br />

würde, brauchte er sie nicht.<br />

Die kleinen optischen Makel geben dem sonst<br />

so märchenhaften Ambiente des Anwesens etwas<br />

Menschliches. Stuhl wie Kühlschrank machen<br />

bewusst, zumindest in diesem Bereich herrscht<br />

<strong>für</strong> die Kreateure Alltag – trotz aller Erhabenheit<br />

um sie herum. Hier sitzen sie St<strong>und</strong>e um St<strong>und</strong>e,<br />

um an den feinen Nuancen zu tüfteln, die den einmaligen<br />

Zauber dieser Duftlinie ausmachen.<br />

Z<br />

uletzt sind so die Kompositionen<br />

»Baptême du Feu«, Feuertaufe, <strong>und</strong><br />

»Veilleur du Nuit«, Nachtwächter, entstanden.<br />

Wie immer bei Serge Lutens erzählen<br />

auch sie olfaktorisch eine Episode aus seinem<br />

Leben. Weshalb er ein Parfüm auch nicht nur so,<br />

sondern als »Identität« bezeichnet. Als er 1992<br />

Inspirierend: Neben vielen Salons <strong>und</strong><br />

Innenhöfen beherbergt Lutens’ Palast<br />

auch ein Duftlabor, in dem er die beiden<br />

luxuriösen Parfüms Veilleur du Nuit<br />

<strong>und</strong> Baptême du Feu ertüftelte.<br />

<strong>für</strong> Shiseido auszog, die Parfümwelt zu erobern,<br />

hätte genau sie den damals angebotenen Düften<br />

gefehlt: die eigene Identität. »Es waren mehr oder<br />

weniger akzeptable Suppen, wie ich sie nenne, mit<br />

auf geklebten Etiketten wie <strong>für</strong> ›die sexy Frau‹ oder<br />

›den sportlichen Mann‹.«<br />

Er habe damals zwar keine Ahnung von der<br />

Parfümerie gehabt, aber er wusste, was gut riecht.<br />

So manche ansprechende Essenz hatte er zuvor<br />

schon im Basar erstanden, nur weil ihn ihr Duft<br />

betörte. Und gut fabulieren konnte der verkannte<br />

Poet schon immer. Zwei ideale Voraussetzungen,<br />

um mit feinen Ingredienzien Parfüm-Geschichten<br />

zu erzählen. »Baptême du Feu« weckt mit<br />

kandierten Mandarinenschalen, Nelken, Ingwer<br />

<strong>und</strong> Zimt die Erinnerung an einen Rummelplatz,<br />

auf dem Serge Lutens als Junge in seiner Geburtsstadt<br />

Nantes in Nordfrankreich war. »Ich mochte<br />

keine Jahrmärkte. Ich mochte als Junge eigentlich<br />

gar nichts. Ich war immer traurig. Man ist mit<br />

mir dahingegangen, um mich zu zerstreuen. Die<br />

Erwachsenen haben sich amüsiert, ich nicht«, sagt<br />

er, grinst dann aber doch. Immerhin hat ihn die<br />

»Mischung aus Karussells, Musik, Liebes äpfeln,<br />

Zuckerwatte <strong>und</strong> Schießbude« jetzt zu einem<br />

überaus anregenden Duft animiert.<br />

Seine Kindheit. Auf sie kommt er immer<br />

wieder zurück. Sie hat ihn, sein ganzes<br />

Schaffen geprägt. Als »Kind der Liebe«,<br />

wie er charmant sagt, wird er 1942 während des<br />

Zweiten Weltkrieges geboren. Seine Mutter gibt<br />

ihn in eine Pflegefamilie, er sieht sie die ersten<br />

Jahre nur selten. Durch die früh erlebte Distanz<br />

erhebt er sie zur unerreichbaren, geheimnisvollen<br />

Göttin. Diese <strong>Ein</strong>stellung formt sein Frauenbild,<br />

sein Verhältnis zu Frauen <strong>und</strong> die Ehrerbietung,<br />

die er ihnen gegenüber mit Make-up- <strong>und</strong> Duftkreationen<br />

zum Ausdruck bringt.<br />

Die »unziemlichen« Umstände seiner Geburt<br />

kreidete die Gesellschaft damals Mutter wie Sohn<br />

an. <strong>Ein</strong> Verhalten, das er seinen Landsleuten bis<br />

heute nicht verziehen hat, <strong>und</strong> das der Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong><br />

seine Wahlheimat Marrakesch ist. »Ich bin durch<br />

<strong>und</strong> durch Franzose, aber ich wollte eine Distanz<br />

zu Frankreich haben.« Deshalb suchte er sich 1972<br />

eine dauerhafte Bleibe in der Wüsten stadt, deren<br />

Faszination er vier Jahre zuvor auf einem Motorradtrip<br />

entdeckt hatte. Es war seine erste Auslandsreise,<br />

spontan finanziert mit einem Vorschuss zum<br />

Vertrags abschluss mit dem Modehaus Dior, <strong>für</strong> das<br />

er eine Make-up-Linie aus der Taufe heben sollte.<br />

Bis dato hatte der gelernte Friseur als Visagist<br />

<strong>und</strong> Stilist <strong>für</strong> die französische Vogue gearbeitet.<br />

<strong>Ein</strong> Engagement, das er einer Reihe von Frauenporträts<br />

verdankte, die er noch in Lille als Amateur<br />

mit seiner Kodak Instamatic aufgenommen hatte.<br />

»Ich habe einfach in der Redaktion angerufen<br />

<strong>und</strong> gefragt, ob ich mit meinen Bildern vorbeikommen<br />

kann. Die haben Ja gesagt. Als ich aufgelegt<br />

hatte, dachte ich, ich spinne. Aber dann<br />

sagte ich mir, die können dich nicht ab lehnen, weil<br />

die Fotos so schön sind.« Pause. »Ich habe mich<br />

nicht getäuscht.«<br />

Irgendwo ist er eben bei aller Bescheidenheit<br />

doch ein Filou. Es macht einen unglaublichen<br />

Spaß, mit diesem intelligenten, belesenen Mann<br />

zu plaudern, der so zielgerichtet wie zerrissen ist.<br />

Das spiegelt sich auch in seinem zweiten aktuellen<br />

Duft »Veilleur du Nuit«. Die Idee dazu ist in einer,<br />

nein, im Laufe vieler seiner schlaflosen Nächte<br />

ent standen. »Ich bin ein Nachtwandler, schlafe<br />

schlecht, maximal drei bis vier St<strong>und</strong>en, egal, wie<br />

spät ich ins Bett gehe«, verrät er. »Es ist eine Katastrophe.<br />

Wenn ich aufwache, wage ich nie auf die<br />

Uhr zu schauen.« Dann holen sie ihn ein, die<br />

Dämonen. »Ich bedaure so viel. Vielleicht sollte<br />

ich ein Buch über mein Bedauern schreiben«, sinniert<br />

er <strong>und</strong> fügt, mit einem Lächeln aus seinen<br />

braunen Augen treuherzig hinzu: »Das Schreiben<br />

hilft mir. Es ist eine Art Selbstanalyse. Jeden<br />

Morgen schreibe ich auf, was mich bewegt. Auch<br />

wenn es mir schlecht geht. Es ist eine Frage der<br />

Disziplin.«<br />

Zum Glück gewinnen die guten Geister in der<br />

Düsternis dann doch wieder die Oberhand. Sie<br />

meldeten sich <strong>für</strong> »Veilleur du Nuit« mit Vetiver,<br />

Tuberose <strong>und</strong> Moschus. Die blumig-orientalische<br />

Identität punktet mit einem Verwöhn-Effekt: Sie<br />

duftet herrlich nach Schokolade. Was der Naschsucht<br />

des Meisters zu verdanken ist, mit der er sich<br />

manchmal das Morgengrauen versüßt. •<br />

10 <strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS


Luxusgipfel<br />

beim<br />

Sonnenkönig<br />

Meisterhaft: Das luxuriöse<br />

Champagner-Diner von<br />

Richard Geoffroy, Chef de<br />

cave von Dom Pérignon,<br />

<strong>und</strong> Sternekoch Alain<br />

Ducasse ist Schauplatz eines<br />

faszinierenden Aromenspiels.<br />

Der Hochadel der französischen <strong>Genuss</strong>kultur zelebriert<br />

seine Künste im Schloss von Versailles. Meisterkoch Alain<br />

Ducasse hat im Königsschloss ein neues Restaurant <strong>für</strong><br />

private Galadiners eröffnet. Zusammen mit Richard Geoffroy,<br />

dem Kellermeister von Dom Pérignon, konzipierte er zur<br />

Eröffnung ein Champagner-Menu mit der Sondercuvée P2 –<br />

das »ultimative Diner« zum »ultimativen Champagner«.<br />

Von Christian Volbracht<br />

Fotos: Dom Pérignon<br />

Richard Geoffroy liebt seine Rollen. Den eigenen Champagner zu inszenieren, ist <strong>für</strong><br />

den Kellermeister von Dom Pérignon eine Leiden schaft. Er tänzelt wie ein Entertainer<br />

durch die Reihen der Gäste im Restaurant von Alain Ducasse im Schloss von Versailles.<br />

Die Hand wedelt mit einem Glas mit Dom Pérignon Cuvée P2 aus dem Jahrgang 1998.<br />

Das P steht <strong>für</strong> Plénitude, also Fülle oder Überfluss, <strong>und</strong> auch hier ist alles praller Luxus.<br />

Schon bei der Ankunft kann man sich der<br />

Magie des Ortes nicht entziehen. Unter tiefgrauen<br />

Oktober-Wolken leuchtet die riesige<br />

Schlossanlage, als sei die Abendsonne gerade<br />

gelandet. Vor den hell illuminierten Sandsteinmauern<br />

strahlen die mächtigen schmiede eisernen<br />

Gitter am Ministerhof in etwas protzigem Gold.<br />

Das Restaurant liegt im Gabrielflügel gleich neben<br />

der Kapelle, nur wenige Schritte vom Spiegelsaal<br />

<strong>und</strong> den Prunkgemächern des Sonnenkönigs<br />

Ludwig XIV. entfernt.<br />

Niemand wäre geeigneter <strong>für</strong> ein Restaurant<br />

an diesem Ort als Alain Ducasse mit seinem<br />

Restaurant- Imperium von jetzt drei<strong>und</strong>zwanzig<br />

Häusern. Er ist der einzige Koch, der es je schaffte,<br />

<strong>für</strong> drei seiner Küchen einmal gleichzeitig je drei<br />

Michelin-Sterne zu bekommen, in Monaco, Paris<br />

<strong>und</strong> New York. Das neue Restaurant in Versailles<br />

taufte er »ore – Ducasse au Château de Versailles«.<br />

ore, lateinisch M<strong>und</strong>, klingt in französischen<br />

Ohren aber auch wie or, das Gold. Es ist ein Doppelrestaurant.<br />

Tagsüber ist das ore ein informelles französisches<br />

Café-Restaurant <strong>für</strong> Versailles- Besucher.<br />

Das Angebot ist klassisch, von Steinbutt schnitten<br />

über Perlhuhnbrust bis zum warmen Croque-<br />

Monsieur-Sandwich <strong>für</strong> dreizehn Euro.<br />

Abends verwandeln sich die Räume in das<br />

»Ducasse au Château de Versailles«, ein exklusives<br />

Restaurant <strong>für</strong> private Events <strong>für</strong> zwei bis<br />

mehr als h<strong>und</strong>ert Personen. Man blickt aus den<br />

modern gestalteten Räumen auf die gepflasterten<br />

Innenhöfe des Schlosses, auf Fassaden mit hohen<br />

Fenstern <strong>und</strong> Steinfiguren. Die Küche bietet<br />

modern interpretierte Gerichte aus der Zeit des<br />

Sonnen königs mit den feinsten <strong>Wein</strong>en Frankreichs<br />

– vom Dom Pérignon P2 über Montrachet<br />

<strong>und</strong> Château Cheval blanc bis zum Abschluss mit<br />

Château d’Yquem. Der Preis beträgt fünfh<strong>und</strong>ert<br />

bis eintausend Euro pro Person, <strong>Wein</strong> inklusive.<br />

Ducasse hatte als eines seiner herausragenden<br />

Symbol-Projekte im Jahr 2007 schon<br />

das Restaurant im Eiffelturm übernommen.<br />

Aber selbst Versailles ist <strong>für</strong> den Erfolgsgewohnten<br />

nicht der Gipfel der Karriere. »Nein, es<br />

ist nur eine, wenn auch sehr schmackhafte, Etappe<br />

auf gutem Niveau«, sagt er. »Ich werde immer<br />

weiter versuchen, Dinge zu entdecken, die ich noch<br />

nicht kenne. Ich bin ständig auf der Suche nach<br />

neuen Emotionen. Das ist eine Obsession.«<br />

Zu Beginn des Interviews vor dem Diner lässt<br />

Ducasse schnell noch ein neues Löffel- Häppchen<br />

probieren: <strong>Ein</strong> Gelee mit Kaviar <strong>und</strong> kleinen<br />

Linsen. Die Frage, wie all der Luxus in schwierige<br />

Zeiten passe, kann ihn nicht beirren: »Man muss<br />

sehen, dass wir hier fünf<strong>und</strong>vierzig Arbeitsplätze<br />

geschaffen haben, wie viel wir investiert haben <strong>für</strong><br />

die Restaurierung des Gebäudes <strong>und</strong> die <strong>Ein</strong>richtung<br />

des Restaurants. Es ist ein absoluter Luxus,<br />

heute Arbeitsplätze zu schaffen in einer Welt der<br />

wirtschaftlichen Schwierigkeiten, einer erschütterten<br />

<strong>und</strong> gestörten Welt. Ich habe da keine<br />

Komplexe.«<br />

»Im ore kann man <strong>für</strong> fünfzig Euro einen<br />

Croque Monsieur essen <strong>und</strong> ein Glas Dom<br />

Pérignon trinken, <strong>und</strong> das im Schloss von Versailles.<br />

Das ist doch etwas!«, sagt Ducasse. »Jeder muss<br />

auf seine Art dazu beitragen, dass die Welt sich<br />

weiter entwickelt.« Richard Geoffroy stimmt<br />

zu: »Man muss weiter Träume <strong>und</strong> Fantasien<br />

haben, das Schöne suchen. Wenn die Menschheit<br />

diesen Traum aufgeben würde, wäre ich sehr beunruhigt.«<br />

Der sechzigjährige Ducasse spricht leise<br />

<strong>und</strong> zurückhaltend, der zwei Jahre ältere Geoffroy<br />

lebhafter – er schaut ein bisschen aus, als sei er der<br />

Bruder von Mr. Pumpernickel, dem Schlager sänger<br />

<strong>und</strong> Moderator Chris Howland (»Das hab ich in<br />

Paris gelernt«).<br />

Pompös: In den<br />

Salons unweit des<br />

Spiegel saals wird<br />

die Sondercuvée<br />

P2 akzentuiert zur<br />

Schau gestellt.<br />

12 13<br />

<strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016


ilden ein Eau parfumée aus Johannisbeeren <strong>und</strong><br />

Rosenwasser <strong>und</strong> Le Fruit in Form von kandierten<br />

Zitrusfrüchten.<br />

Ducasse hat schöne Harmonien zum Dom<br />

Pérignon gef<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> so wurde es eines<br />

der seltenen Champagner-Diners, bei<br />

dem man sich nicht nach dem dritten Gang irgendwie<br />

nach einem Glas Rotwein zu sehnen beginnt.<br />

Richard Geoffroy freut sich über das Kompliment.<br />

Er kreist immer wieder um die Tafel <strong>und</strong> fragt nach<br />

der Wirkung des Spiels der Aromen, Temperaturen<br />

<strong>und</strong> Glasformen. In der Tat ändert der Champagner<br />

seine Aromatik mit der Temperatur <strong>und</strong> der<br />

Glasform. »<strong>Ein</strong> kühlerer <strong>Wein</strong> verschließt sich, ein<br />

wärmerer erweitert sich«, sagt Geoffroy. »Ebenso<br />

sorgt eine enges Glas da<strong>für</strong>, den <strong>Wein</strong> exzessiv einzuschränken<br />

<strong>und</strong> ein weites, ihn zu öffnen.« Dabei<br />

können sich die Effekte auch gegenseitig aufheben.<br />

Etappen des Dom Pérignon. »Zweimal pro Jahr<br />

werden die <strong>Wein</strong>e von mir verkostet, um ihre Entwicklung<br />

zu prüfen. Öfter geht nicht, zu viel Nähe<br />

macht blind«, sagt Geoffroy.<br />

1998 war ein schwieriges Jahr. Nach einem<br />

nassen August sorgte erst ein überaus sonniger<br />

September <strong>für</strong> die Qualität des Jahrgangs. Und<br />

dann musste auch noch die Assemblage der Cuvée<br />

wegen einer Erkrankung Geoffroys im Frühjahr<br />

1999 <strong>für</strong> längere Zeit unterbrochen werden. Der<br />

<strong>Wein</strong>macher hatte an einem Kongress auf Kuba<br />

teilgenommen, bei dem es um Zigarren <strong>und</strong> <strong>Wein</strong><br />

ging. »Ich saß bei einem Essen mit Castro an einem<br />

Tisch, direkt unter dem Auslass der Klimaanlage<br />

<strong>und</strong> holte mir eine ernste Infektion.« Man trank<br />

Dom Pérignon 1990. »Aber ich weiß nicht mehr,<br />

wie ich ins Flugzeug gekommen bin.« Es bestand<br />

aber keine Eile, die Assemblage aus r<strong>und</strong> fünfzig<br />

Gr<strong>und</strong>weinen glückte.<br />

Gelb ist Honig, Marzipan, eine r<strong>und</strong>e Aromatik.<br />

Grau oder silbern zeigt Reife auf der Hefe, mineralische<br />

Töne, Jod <strong>und</strong> Meeresfrüchte«, erklärt er.<br />

»Diese Sprache erleichtert es mir, mit vielen Menschen<br />

zu kommunizieren. Der <strong>Wein</strong>jargon ist etwas<br />

<strong>für</strong> Experten <strong>und</strong> nicht <strong>für</strong> jedermann.« Geoffroy<br />

hat Medizin studiert, bevor er sich <strong>für</strong> die Öno logie<br />

entschied. »Wenn ich als Arzt mit einem Kollegen<br />

über einen Krebskranken spreche, benutze ich auch<br />

andere Wörter als mit dem Patienten selbst. Paradebeispiel<br />

<strong>für</strong> diese andere Sprache ist Plénitude, ein<br />

Begriff aus dem Leben von uns allen.«<br />

Geoffroy spricht bildhaft <strong>und</strong> oft etwas<br />

wolkig, wenn es um Harmonie, Sublimierung<br />

<strong>und</strong> Innovation beim Dom Pérignon<br />

geht, um Reisen in die Vergangenheit, Energie,<br />

Emotion <strong>und</strong> die <strong>für</strong> ihn ewig junge Kraft des<br />

Dom Pérignon. Er weiß um den Wert der Sprache.<br />

Dass der weitgereiste Kellermeister <strong>und</strong> der<br />

weltweit agierende Koch nun zusammenarbeiten,<br />

erscheint ihnen nur als eine logische Folge ihres<br />

bisherigen Schaffens. Bescheidenheit hat da nicht<br />

viel Platz. »Wir erreichen hier Exzellenz in jeder<br />

Hinsicht, beim Geschmack, dem Visuellen, den<br />

Emotionen. Sie müssen nur empfänglich da<strong>für</strong> sein<br />

<strong>und</strong> bereit«, gibt Ducasse den Gästen mit auf den<br />

Weg. »Seien Sie offen, durchlässig.«<br />

Denn heute gibt es erstmals das vom kommenden<br />

Jahr an regelmäßig im Angebot stehende<br />

Mal mit seinem kongenialen Partner getroffen, um<br />

ein spannendes Spiel der Aromen zu konzipieren.<br />

Der Champagner wird in Temperatur stufen<br />

von neun, zehn <strong>und</strong> zwölf Grad ausgeschenkt.<br />

Auch die r<strong>und</strong>lichen Gläser sind unterschiedlich<br />

weit, sie haben ein welliges Glas nach venezianischer<br />

Art <strong>und</strong> kurze Stiele. Dazu gibt es jeweils<br />

harmo nierende Appetithappen: Dorade mit<br />

Zitrus früchten oder Hummer mit Sauer ampfer<br />

passen zum kältesten Champagner. Danach folgen<br />

Jakobsmuscheln mit Kürbiskernen zu dem auf zehn<br />

hauben. Die etwas schwache Decken beleuchtung<br />

besteht aus kolben förmigen Strahlern. In den<br />

modernen Kandelabern auf der Tafel flackern<br />

kleine elektrische Kerzen. Man folgt der Speiseordnung<br />

der Könige von Versailles, zuerst die<br />

Oille, die Suppe: In einer köstlichen Krustentier-<br />

Bouillon schwimmen kleine Gemüse, Krabben,<br />

Muscheln, Bigorneau-Schnecken. Geschmackliche<br />

Akzente setzen kleine Fenchelblüten <strong>und</strong><br />

australischer Limettenkaviar, dazu harmoniert der<br />

kühle P2 mit seinen Hefenoten.<br />

Königlich: Gespeist wird im Gabrielflügel,<br />

direkt neben den Prunkgemächern<br />

von Ludwig XIV. Kellner<br />

in stilisierter Hoftracht servieren<br />

Richard Geoffroy <strong>und</strong> seinen Gästen<br />

hier Dinkel töpfchen mit Artischocken<br />

<strong>und</strong> Alba-Trüffeln.<br />

Menu mit Dom Pérignon P2. Plénitude-Cuvées<br />

sind länger auf der Hefe gereifte Jahrgangschampagner<br />

von Dom Pérignon. Früher wurden<br />

sie als Oenothèque-Cuvées angeboten. Normaler<br />

Dom Pérignon, gewissermaßen die Stufe P1, wird<br />

nach mindestens sieben Jahren Reife vermarktet.<br />

<strong>Ein</strong> P2 muss mindestens zwölf Jahre auf der Hefe<br />

liegen, bevor er <strong>für</strong> Geoffroy einen neuen Reifehöhepunkt<br />

erreicht hat. Der <strong>Wein</strong>macher spricht<br />

von der »Plénitude de l’Énergie«. Es folgt der P3,<br />

der mindestens zwanzig Jahre auf der Hefe gelegen<br />

hat: die »Plénitute de la Complexité«.<br />

Es ist ein faszinierendes Diner, bei dem der P2<br />

aus dem Jahrgang 1998 seine ganze Kraft <strong>und</strong> Vielfalt<br />

zeigt. Ducasse hat sich zur Vorbereitung vier<br />

Grad temperierten P2, Pollack- Dorsch mit Kaviar<br />

<strong>und</strong> Geflügel mit Trüffeln zum Zwölf-Grad-P2.<br />

Die Aromen ergänzen sich, nur mit Räucheraal<br />

<strong>und</strong> grünem Apfel hat der Champagner etwas zu<br />

kämpfen.<br />

Das Spiel der Harmonien der Geschmäcker<br />

geht beim eigentlichen Diner weiter. Es<br />

wird im großen Saal des Restaurants von<br />

Kellnern in stilisierter Hoftracht serviert. Wie zu<br />

Zeiten des Sonnenkönigs kündigt der Chef de<br />

Service die Gänge an, indem er mit seinem Holzstab<br />

aufs Parkett klopft. Die Kellner schauen etwas<br />

unglücklich drein, denn sie müssen stilisierte Gaze-<br />

Perücken tragen, die wirken wie verrutschte Dusch-<br />

Als Entrées folgen ein attraktiver Teller mit<br />

Kaviar <strong>und</strong> Jakobsmuschel in einem Kranz von<br />

Grüner Sauce, dann Frosch-Kroketten mit Sauerampfer<br />

<strong>und</strong> kleine Gemüse aus dem Garten von<br />

Versailles. Der Champagner hält auch den Kontrast<br />

zur gebratenen Gänseleber mit gedünsteten<br />

Feigen, die unter einer Art Glocke aus einem<br />

duftenden getrockneten Feigenblatt aufgetragen<br />

werden. Als Relevé-Zwischengang kommt ein<br />

Dinkel töpfchen mit Artischocken mit frisch gehobelter<br />

Alba-Trüffel auf die Teller. Der Champagner<br />

hat damit ebenso wenig Schwierigkeiten wie<br />

mit dem Rôst, dem Hauptgang, einer traditionellen<br />

sahnigen Königinpastete mit Kalbsbriesstückchen<br />

<strong>und</strong> feinem Ragout. Den Abschluss<br />

Das Extrem führte Geoffroy vor, indem er den P2<br />

in enge traditionelle Kelchgläser füllen ließ. Für<br />

ihn ein Graus: »<strong>Ein</strong> schrecklicher <strong>Wein</strong> war das!«<br />

Solch ein fröhlich gesagtes Urteil kann sich<br />

der Nachfolger des visionären Mönchs Dom<br />

Pérignon in der Abtei von Hautvilliers in der<br />

Champagne erlauben. Der Benediktinermönch<br />

Dom Pérignon starb 1715, im selben Jahr wie der<br />

Sonnen könig, <strong>und</strong> wird oft fälschlich als »Erfinder«<br />

des Champagners bezeichnet. Seine Bedeutung<br />

liegt aber vielmehr in der Verbesserung der<br />

Champagnerweine durch strengen Rebschnitt,<br />

Reduzierung der Erträge <strong>und</strong> durch die Assemblage<br />

verschiedener <strong>Wein</strong>e. Der Mönch war ein<br />

Gegner der Schaumentwicklung im <strong>Wein</strong> durch<br />

die zweite Gärung, die damals noch viele Flaschen<br />

platzen ließ <strong>und</strong> erst später gezielt hervorgerufen<br />

wurde. Um die zweite Gärung nach Möglichkeit zu<br />

vermeiden, kelterte Dom Pérignon deshalb weiße<br />

<strong>Wein</strong>e aus roten Trauben.<br />

Heute ist Geoffroy der Mastermind des<br />

Dom Pérignon im Luxuskonzern LVMH Moët<br />

Hennessy. Er hatte die Leitung der Keller im Jahr<br />

1990 übernommen <strong>und</strong> das Potenzial der länger<br />

reifenden <strong>Wein</strong>e erkannt. Er allein ist da<strong>für</strong> verantwortlich,<br />

eine Ernte zum Jahrgangswein zu<br />

erklären, <strong>und</strong> er definiert die zeitlichen Plénitude-<br />

Wenn ein Champagner-<strong>Wein</strong> länger auf der<br />

Hefe liegt, werde er seidiger, cremiger, tiefer <strong>und</strong><br />

aromatischer, sagt Geoffroy. Die süße Dosage-<br />

Zufuhr nach dem Degorgieren kann dann immer<br />

mehr reduziert werden. »Im Vergleich zum 1998er<br />

Dom Pérignon P1 ist der P2 zurückhaltender,<br />

frischer, weniger oxidativ, mineralischer, rauchiger,<br />

grauer«, analysiert Geoffroy. – Grauer? – »Ja,<br />

ich benutze Farben, um Aromen zu beschreiben.<br />

Weiß sind helle Früchte, vegetabilische Aromen.<br />

Köstlich: Gemüse aus den Schloss gärten,<br />

Foie gras mit Feigen <strong>und</strong> weiße Trüffel<br />

harmonieren mit dem 1998er P2. <strong>Ein</strong> Eau<br />

parfumée aus Johannis beeren <strong>und</strong> Rosenwasser<br />

beschließt den kulinarischen Reigen.<br />

»Worte sind extrem wichtig bei der Darstellung<br />

des <strong>Wein</strong>es«, sagt er. »<strong>Wein</strong> ohne Worte, das geht<br />

nicht.« Sein Lebenszyklus verlaufe zwischen dem<br />

<strong>Wein</strong>berg <strong>und</strong> Präsentationen wie hier in Versailles.<br />

»Ich bin <strong>für</strong> alle Etappen verantwortlich, von der<br />

Traube bis zum Moment, wo der <strong>Wein</strong> in Szene<br />

gesetzt wird. Wichtig in diesem Spiel ist die Integration,<br />

man muss eine globale Verantwortung <strong>für</strong><br />

den ganzen Prozess haben.«<br />

<strong>Ein</strong> nächster Schritt ist dann der zwanzig Jahre<br />

gereifte P3 des Jahres 1998, der einen weiteren<br />

genussvollen Höhepunkt an aromatischer Komplexität<br />

bringen soll. Auch die Preise steigen. <strong>Ein</strong><br />

P2 kostet mehr als dreih<strong>und</strong>ert Euro, P3-Abfüllungen<br />

je nach Alter ein Mehrfaches. Und folgt<br />

auf die P3-Cuvée auch P4? Nein, wohl nicht mit<br />

diesem Namen, meint Geoffroy. Er glaubt, dass<br />

die Wirkung der Hefen bis zu einh<strong>und</strong>ert Jahre<br />

anhält. »Die Reifung in der Flasche geht aber dann<br />

nicht mehr in Etappen weiter, sondern kontinuierlicher.«<br />

Er lacht: »Vielleicht nennen wir ihn<br />

beyond P3, über P3 hinaus, oder beyond beyond<br />

P3. Auf jeden Fall: Es gibt ein Leben nach P3.«<br />

Und weitere ultimative Inszenierungen mit großen<br />

Köchen aus aller Welt. •<br />

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<strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016


<strong>Ein</strong>fach<br />

PRICKELND<br />

Pssst! Sie sprechen ja nicht darüber, Marc Jacobs<br />

<strong>und</strong> Anne Bouzantian. Aber das eine oder andere<br />

Glas Champagner werden der US-Designer <strong>und</strong><br />

die Parfümeu rin seines neuen Dufts »Divine<br />

Decadence« wohl getrunken haben. Es blieb ihnen<br />

quasi nichts anderes übrig. Ging es ihnen doch um<br />

Glamour verflüssigen –<br />

geht das? Durchaus,<br />

wenn man es wie der<br />

amerikanische Designer<br />

Marc Jacobs schafft,<br />

Parfüm mit Champagner<br />

zu beleben<br />

Von Angelika Ricard-Wolf<br />

die Ideenfindung <strong>für</strong> dessen Rezeptur. Die sollte<br />

nämlich, so Wunsch <strong>und</strong> Vorgabe des Modemachers,<br />

»prickelnde, glamouröse Dekadenz ausstrahlen«.<br />

Womit die Duftmischerin sofort das Bild »eines<br />

extra vaganten Mädchens mit einem Champagnerglas<br />

in der Hand« vor Augen hatte. Was könnte<br />

verführerischer als eine schöne Frau, was belebender als<br />

perlen der Champagner sein? Für die Inspiration bei der Wahl<br />

des Glamour girls genügten ein Blick auf die Kollektion von<br />

Jacobs <strong>und</strong> ein Besuch seiner Modenschau. Aber was den<br />

Champagner angeht – ohne Verkostung läuft da doch gar<br />

nichts!<br />

Je nach Marke <strong>und</strong> Jahrgang erinnert ein Bouquet dieser<br />

Nobelbrause an Blüten, an Heu oder es riecht nussig, vielleicht<br />

sogar metallisch. Sagen die, die es von Berufs wegen<br />

alle naslang verkosten (müssen), die Sommeliers. Aber die<br />

ließen Jacobs <strong>und</strong> Bouzantian außen vor. Sie erfanden ihr<br />

ganz eigenes spritziges Bouquet, das als Kopfnote aus dem<br />

»Divine Decadence«-Flacon steigt.<br />

Es ist ein erfrischender Auftakt aus Orangenblüte, Bergamotte,<br />

Zitronenverbene <strong>und</strong> – moderne Dufttechnologien<br />

machen es möglich – veritablem Champagnerextrakt. Raffiniert<br />

komponiert. Typisch <strong>für</strong> Anne Bouzantian. Die Parfümeurin,<br />

eine gebürtige Rumänin, die seit 1970 in den Vereinigten<br />

Staaten lebt, beherrscht die Klaviatur der Noten. Nicht<br />

nur als ausgebildete Pianistin am Konzert-Flügel, sondern<br />

auch in ihrem jetzigen Job beim Riechstoffhersteller Firmenich.<br />

Dort arbeitet sie seit 1972. Zuerst war sie im Labor an<br />

der Entwicklung neuer Ingredienzien beteiligt, dann wechselte<br />

sie ins Kreationsteam <strong>und</strong> darf seit 1988 als einzige Frau<br />

im Unternehmen den Titel »Meister-Parfümeur« tragen.<br />

<strong>Ein</strong>e rein olfaktorische Hommage an edlen Champagner<br />

passt ihrer Meinung nach perfekt zum neuen Jacobs-<br />

Duft. »<strong>Wein</strong> <strong>und</strong> Alkohol sind seit Dionysos <strong>und</strong> Bacchus,<br />

den griechischen <strong>und</strong> römischen Gottheiten, ein Synonym<br />

<strong>für</strong> Überschwang – ihre Verehrung diente dazu, die Sinne zu<br />

stimulieren.« Der Champagner-Akkord gebe dem Parfüm<br />

eine ganz besondere Ausstrahlung, sagt sie. Geißblatt, Gardenie,<br />

Safran <strong>und</strong> Vanille unterstreichen in Herz- <strong>und</strong> Basisnote<br />

sein luxuriöses Profil.<br />

Betrunken werden kann man von ihrer Komposition<br />

zwar nicht, trunken schon. Was ja Sinn eines jeden Parfüms<br />

ist. Bei diesem besteht, so hoffen seine Macher,<br />

Suchtgefahr. »Man kann damit«, meint Anne Buzantian<br />

mit einem Augenzwinkern, »seine wilde Seite entfesseln.<br />

Auf kultivierte Weise.«<br />

Zur Taufparty des Duftes hatte Marc Jacobs übrigens ins<br />

The Ace United Artists Theater in Los Angeles eingeladen. Im<br />

Mittelpunkt des luxuriösen Events, im Überfluss von Kaviar<br />

<strong>und</strong>, natürlich, Champagner stand Kampagnen-Model Adriana<br />

Lima. Zur Feier des Tages verriet sie den anwesenden<br />

Reportern, wo sie selbst den Duft aufträgt. Im Haar, hinter<br />

den Ohren, in den Kniekehlen <strong>und</strong> – auf dem Bauchnabel.<br />

Wenn das keine göttliche Dekadenz ist! •<br />

Der Champagner-Duft<br />

im smaragdgrünen<br />

Flakon ist eine Hommage<br />

an das glamouröse<br />

Holly wood von gestern.<br />

Topmodel Adriana<br />

Lima ist nicht nur das<br />

Gesicht der Kampagne –<br />

sie ist auch eine große<br />

Liebhaberin des eigenwilligen<br />

Parfüms.<br />

Fotos: Marc Jacobs Fragrances<br />

16 17<br />

<strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016


Rind <strong>und</strong> Rioja<br />

<strong>Ein</strong> Wettstreit besonderer Art:<br />

Welche Steaks passen am besten zu<br />

den <strong>Wein</strong>en des Marqués de Riscal?<br />

Es ist ein ungewöhnlicher Wettkampf, der auf dem <strong>Wein</strong>gut Marqués de Riscal in<br />

Elciego ausgetragen wird: Sechs Spitzenköche haben sich auf der Terrasse des Hotels in der City of<br />

Wine versammelt. Jeder von ihnen gilt in Spanien als Virtuose am Grill. Jeder von ihnen will zeigen, wie man das<br />

perfekte Steak zubereitet. Gregorio Tolosa <strong>und</strong> José Gordón stehen bereit. Iñaki <strong>und</strong> Mikel Gorrochategui sind<br />

aus der Casa Julián in Tolosa angereist, das weltweit als eines der besten Steak-Restaurants gilt. Alle überragt der<br />

hoch aufgeschossene Juan Antonio Zaldua, ein Volksheld im Baskenland. Jahrelang stand er bei Athletic Bilbao<br />

im Tor, bevor er sein Können an der Parrilla, dem Grill, zeigte. Fernsehteams <strong>und</strong> Fotografen drängen sich um<br />

die Köche, einer steht immer wieder im Mittelpunkt: Francis Paniego, Gastgeber <strong>und</strong> Sterne koch, der in Elciego<br />

eine raffinierte baskische Küche zelebriert. Vor den Grillstationen liegen auf einem Tisch Fleisch stücke aus dem<br />

Basken land, aus Galicien, Bayern <strong>und</strong> Polen: T-Bone-Steaks sind darunter, schaufelgroß, Ochsenfleisch mit sattem<br />

gelbem Fettrand, achtzig Tage gereift. Aber auch zarte Kalbsteaks sind dabei, wenige Tage jung.<br />

Von Rainer Schäfer<br />

Fotos Rui Camilo<br />

Im Hintergr<strong>und</strong> beobachtet Mikel Zeberio<br />

zufrieden, wie die Köche sich an den Grills<br />

zu schaffen machen. Das Schwergewicht mit<br />

dem Zauselbart ist eine kulinarische Institution<br />

in Spanien. Er ist in Galicien auch an einer Farm<br />

beteiligt, die neue Wege geht bei der Aufzucht<br />

von Rindern. Auch deswegen hat Zeberio die<br />

Star köche um sich versammelt. »Wir müssen die<br />

Tiere besser behandeln«, fordert er. Mikel Zeberio<br />

musste sich mächtig ins Zeug legen, um das Kräftemessen<br />

in Elciego zu organisieren. »So etwas«,<br />

sagt er, »hat es in Spanien noch nicht gegeben.«<br />

Über den Steak-Gurus glitzert das Dach in psychedelischen<br />

Farben <strong>und</strong> Formen, das Hotel ist der<br />

Mittelpunkt der vom kanadischen Stararchitekten<br />

Frank O. Gehry entworfenen City of Wine. Viel<br />

Zeit bleibt den Köchen nicht, sich mit der spektakulären<br />

Kulisse zu beschäftigen: Die Fleisch stücke<br />

müssen punktgenau zubereitet werden. Dabei<br />

schwört jeder auf seine Methode <strong>und</strong> seine Tricks:<br />

Iñaki Gorrochategui bedeckt sein Steak dick mit<br />

einer speziellen Salzmischung. José Gordón versiegelt<br />

sein Fleisch bei knapp unter fünfzig Grad.<br />

»Sellar« sagt er dazu, wenn die Kruste karamellisiert<br />

<strong>und</strong> der Fleischsaft eingeschlossen wird. Es ist<br />

eine Wissenschaft <strong>für</strong> sich, über deren Details man<br />

sich ewig auslassen könnte. Wenig später präsentieren<br />

die Grillmeister stolz ihre Steaks, es fällt<br />

schwer, Messer <strong>und</strong> Gabel wegzulegen. Jeder Arzt<br />

hätte Verständnis, wenn man sich daran über essen<br />

würde.<br />

Wenn im Baskenland Fleisch auf den Tisch kommt,<br />

darf der Rotwein nicht fehlen. Wenn aber so exzellentes<br />

Fleisch aufgetischt werde, müssten auch<br />

besondere <strong>Wein</strong>e ausgeschenkt werden, erklärt<br />

José Luis Muguiro, Verkaufsdirektor <strong>und</strong> im Vorstand<br />

von Marqués de Riscal. Er lässt seine Spitzenweine<br />

auftragen, Finca Torrea 2012, einen modern<br />

interpretierten Tempranillo. Den edlen Barón de<br />

Beim Grillwettstreit findet alles Fleisch<br />

seine Vollendung. Die Rotweine aus<br />

den Kellern von Marqués de Riscal<br />

komplettieren das von Sternekoch<br />

Francis Paniego <strong>und</strong> Farmer Mikel<br />

Zeberio inszenierte <strong>Genuss</strong>spektakel.<br />

Chirel aus dem Jahr 2012, der neben Tempranillo<br />

auch Cabernet Sauvignon zeigt. Aber es sind vor<br />

allem die traditionell erzeugten, würzigen Rioja,<br />

die das Fleisch genussvoll begleiten, vor allem die<br />

Gran Reserva aus 2006. »Es sind die Gerbstoffe<br />

der Tempranillo-Traube, die diese Verbindung so<br />

besonders machen«, weiß José Luis Muguiro. »Sie<br />

haben Kraft <strong>und</strong> sind trotzdem geschmeidig.«<br />

Kein anderes <strong>Wein</strong>gut der Rioja verbindet Tradition<br />

<strong>und</strong> Fortschritt so stimmig wie Marqués de<br />

16 17<br />

<strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016


In der von Frank O. Gehry<br />

<strong>für</strong> Marqués de Riscal entworfenen<br />

City of Wine<br />

begegnet man den <strong>Wein</strong>en<br />

des Hauses aus der<br />

Tempranillo-Traube. So<br />

auch einer kost baren Flasche<br />

des Jahr gangs 1964, die<br />

vor dem Kredenzen von<br />

<strong>Wein</strong>guts direktor Alejandro<br />

Aznar mit einer heißen<br />

Zange geöffnet wird.<br />

zu erkennen: Den Gürtel enger zu schnallen, das<br />

kommt <strong>für</strong> ihn nicht in Frage. Aber <strong>Genuss</strong> funktioniere<br />

nicht ohne Ethik <strong>und</strong> Verantwortung:<br />

Als er sich in Elciego mit den Köchen traf, diskutierten<br />

sie auch lebhaft über die Haltung <strong>und</strong><br />

Schlachtung von Rindern. »Es geht um die Lebensqualität<br />

der Tiere«, sagt Zeberio. »Sie dürfen nicht<br />

leiden.« Zeberio macht sich stark <strong>für</strong> eine artgerechte<br />

Tierhaltung <strong>und</strong> einen Tod ohne unnötigen<br />

Stress. »Wenn Tiere schon sterben müssen«,<br />

sagt er, »dann wenigstens auf eine respektvolle<br />

Art.« Seine Herden liegen ihm am Herzen. Wenn<br />

er von ihnen redet, schlägt er sich immer wieder<br />

mit der flachen Hand auf die Brust.<br />

Petra Mora, sagt Mikel Zeberio, sei im Kern<br />

eine »romantische Idee«. Aber bei allem<br />

Idealismus müsse die Farm auf Sicht auch<br />

»rentabel wirtschaften«. Weil man mit dem Verkauf<br />

des eigenen Fleischs noch nicht über die<br />

R<strong>und</strong>en komme, arbeitet Petra Mora mit h<strong>und</strong>ertfünf<strong>und</strong>siebzig<br />

anderen Erzeugern zusammen. Die<br />

Produkte werden in Läden in Madrid, Barcelona<br />

oder Alicante, aber auch online vertrieben. Es sind<br />

regionale Spezialitäten von bester Güte: Pata de<br />

Mulo, ein Schafskäse aus León, mit weicher Textur<br />

<strong>und</strong> natürlicher Schimmelkruste, der wie der Huf<br />

eines Maultiers geformt ist. Anchovis-Filets aus<br />

dem Kantabrischen Meer mit einer fleischigen<br />

Textur <strong>und</strong> einem eindringlichen Geschmack.<br />

Oder Fuet, eine delikate Wurst, die in Schwarzbier<br />

eingelegt wurde. »Petra Mora ist das Siegel <strong>für</strong> das<br />

Beste vom Besten«, sagt Justino Guerra Frade, der<br />

als Manager den Verkauf <strong>und</strong> das Warenhaus in der<br />

nahegelegenen Stadt Benavente leitet. Petra Mora,<br />

sagt Frade, sei auch eine Chance <strong>für</strong> ein heimische<br />

Erzeuger, sich zu etablieren. »Wir wollen Perspektiven<br />

bieten, die das ländliche Galicien nicht hat«,<br />

sagt Frade. In Granja de Moreruela war der Tele-<br />

Club noch vor wenigen Jahren das einzige Lokal<br />

mit einem Fernseher. Dort versammelten sich die<br />

<strong>Ein</strong>wohner, wenn Wahlen oder wichtige Fußballspiele<br />

anstanden. Viele der Jungen wandern in die<br />

Städte ab, wo sie sich bessere Möglichkeiten versprechen.<br />

»Wenn wir hier Arbeitsplätze schaffen«,<br />

sagt Justino Guerra Frade, »dann können<br />

wir etwas dagegen setzen.«<br />

Es ist Abend geworden in Galicien, Mikel Zeberio<br />

fängt in der Küche der Dehesa La Guadaña an zu<br />

kochen. Es wird ein Menü, das sich in die Länge<br />

zieht, ganz nach Zeberios Geschmack. Auf das<br />

Bries vom Rind lässt er ein Ragout folgen, das<br />

aus Leber, Lunge <strong>und</strong> Milz vom Lamm besteht.<br />

Zeberio brät nicht nur Filets <strong>und</strong> Steaks, gekonnt<br />

bereitet er auch den in Rotwein geschmorten<br />

Rinder schwanz zu. Aus Respekt verarbeitet er nur<br />

komplette Tiere, wenn Zeberio kocht, dann auch<br />

ein bisschen <strong>für</strong> eine bessere Welt. Für den Hauptgang<br />

brät er in der Pfanne eine Chuleta, ein Kotelett<br />

von einem der eigenen Kälber. Das Fleisch isst<br />

Zeberio ungeniert mit den Händen, »wir sind in<br />

Spanien«, sagt er. Das Kotelett sei so zart, saftig<br />

<strong>und</strong> schmackhaft, weil die Tiere in vollkommener<br />

Freiheit lebten. »Je weniger Stress sie haben,<br />

desto besser schmeckt das Fleisch«, sagt Zeberio.<br />

»Es wird Zeit, dass sich das auch unter Köchen<br />

herumspricht.« Zur Chuleta wählt Zeberio den<br />

weißen Barón de Chirel von Marqués de Riscal.<br />

Die Verdejo- Trauben kommen von Rebstöcken,<br />

die vor der Reblausplage gepflanzt wurden <strong>und</strong><br />

h<strong>und</strong>ert zwanzig Jahre alt sind. Es ist eine famose<br />

Kombination, die Vereinigung spanischer Extraklasse.<br />

»Viele meckern, wenn man Weißwein zur<br />

Chuleta reicht«, erzählt Zeberio. Er aber will »Traditionen<br />

brechen <strong>und</strong> neue Horizonte öffnen«.<br />

Am nächsten Morgen will Mikel Zeberio<br />

zuerst nach den Rindern schauen. Im<br />

Geländewagen fährt er über holprige <strong>und</strong><br />

staubige Wege. Am Fluss stehen die Mauern einer<br />

Mühle, in denen die Mönche ihr Getreide gemahlen<br />

haben. Am Horizont steigt ein Schwarm Enten<br />

in die Luft, im Formationsflug präsentieren sie<br />

am Himmel eine symmetrische Choreographie,<br />

wie mit dem Laser vermessen. Unter Steineichen<br />

stehen Rinder, als Zeberio sich der Herde nähert<br />

<strong>und</strong> zu pfeifen beginnt, kommen sie zu ihm gelaufen<br />

<strong>und</strong> reiben sich an ihm. »Wo gibt es das sonst<br />

noch?«, fragt Mikel Zeberio mit weichem Blick.<br />

In diesem Moment sieht man ihm an, dass er von<br />

seiner Mission überzeugt ist: Zeberio will mit Petra<br />

Mora das beste Fleisch Spaniens erzeugen, mit den<br />

»glücklichsten Rindern des Landes«. Manchmal,<br />

wenn ihm danach ist, tanzt der füllige Mann auch<br />

auf der Weide mit seinen Rindern, es ist ein majestätischer<br />

Tanz der Kolosse. Auf dem Heimweg zur<br />

Farm fährt Zeberio an der alten Stierkampfarena<br />

vorbei. Wo früher Stiere ihr Blut vergossen, ist<br />

lautes Gegacker zu hören. Mikel Zeberio, der so<br />

fest an ein Leben in Freiheit glaubt, hat die Arena<br />

zum Hühnerpalast umbauen lassen. •<br />

Riscal. In den vergangenen Jahren wurden gewaltige<br />

Anstrengungen unternommen, um diese<br />

besondere Stellung zu untermauern: Die <strong>Wein</strong>e<br />

zählen zu den besten der Rioja, die City of Wine<br />

lockt mit ihrer extravaganten Architektur r<strong>und</strong><br />

h<strong>und</strong>erttausend Besucher im Jahr nach Elciego.<br />

Das <strong>Wein</strong>gut pflegt schon seit seiner Gründung<br />

1858 eine enge Beziehung zum Königshaus: In regelmäßigen<br />

Intervallen kommt der spanische König<br />

vorbei, um <strong>Wein</strong>e zu verkosten. Der könig liche<br />

Besuch kann sich in die Länge ziehen, schließlich<br />

lagern in der Catedral del Vino h<strong>und</strong>ert vierzigtausend<br />

Flaschen <strong>Wein</strong>. Die ältesten stammen<br />

aus dem Jahr 1862, als die erste Ernte eingebracht<br />

wurde. Es ist ein Schatz, den José Luis Muguiro<br />

gerne vorführt. Durch unterirdische Gänge geht<br />

er zur Catedral. Auch Alejandro Aznar, der Direktor<br />

des <strong>Wein</strong>guts, lässt es sich nicht nehmen, seinen<br />

Cousin zu begleiten. <strong>Ein</strong>e besondere Flasche soll<br />

geöffnet werden aus dem famosen Jahrgang 1964,<br />

die 75 Prozent Tempranillo wurden mit Cabernet<br />

Sauvignon veredelt. Wenn solche Schätze ver kostet<br />

werden, muss die Flasche mit einer Tenazas, einer<br />

glühend heißen Zange, geöffnet werden. Sonst<br />

wäre das Risiko, dass der Kork zerbröseln könnte,<br />

zu groß. Langsam wird die Tenazas über dem<br />

Bunsen brenner erhitzt, mit einem mächtigen Satz<br />

springt der Hals von der Flasche <strong>und</strong> gibt einen<br />

grandiosen <strong>Wein</strong> frei mit jugendlicher Energie,<br />

dicht, strahlend <strong>und</strong> langanhaltend.<br />

Wenige Tage nach dem Duell am Grill<br />

wartet Mikel Zeberio am Bahnhof von<br />

Zamora in Galicien. Was Marqués de<br />

Riscal im <strong>Wein</strong> gelingt, will Zeberio auch bei der<br />

Fleischqualität erreichen. Da<strong>für</strong> hat er das Projekt<br />

Petra Mora gegründet. An riesigen Weideflächen<br />

vorbei geht es zur Dehesa La Guadaña, die Farm<br />

liegt beim Dorf Granja de Moreruela. Im Gutshaus<br />

öffnet Zeberio die Tür zu einem kleinen Raum:<br />

Hier habe alles angefangen. Da wurden 2010 die<br />

ersten Pläne geschmiedet <strong>und</strong> über den Namen<br />

abgestimmt: Petra Mora steht <strong>für</strong> den roten Boden<br />

der Gegend. Inzwischen weiden auf 600 Hektar<br />

Land tausendzweih<strong>und</strong>ert Schafe <strong>und</strong> sechs h<strong>und</strong>ert<br />

Rinder. Mikel Zeberio setzt sich immer <strong>für</strong> das<br />

Unterdrückte, das Bedrohte ein: Die Rinder zählen<br />

zu der autochthonen Bergrasse Parda de Montaña.<br />

Die Churra-Schafe, an den dunklen Flecken am<br />

Kopf zu erkennen, sind nur noch im Nordwesten<br />

Spaniens verbreitet. »Kuhhotel«, so nennt<br />

Zeberio die Farm, bei der die Tiere im Mittel punkt<br />

stehen sollen, vom Menschen be hütet »<strong>und</strong> nicht<br />

drangsaliert«. Die Herden können sich frei bewegen,<br />

sie haben Zugang zum Esla, der Fluss bildet auf<br />

drei Kilo metern die natürliche Grenze zur Farm.<br />

Dreißigtausend Stein eichen liefern Futter, Rinder<br />

<strong>und</strong> Schafe schätzen die Eicheln der Bäume, die<br />

im Sommer Schatten spenden. In der industriellen<br />

Massenhaltung, sagt Zeberio, seien Tiere auf engem<br />

Raum eingesperrt, »oft werden sie mit Stöcken <strong>und</strong><br />

Elektroschlägen traktiert«. Bei Petra Mora kennen<br />

die Tiere ihre Hüter, sie reagieren auf ihre Pfiffe <strong>und</strong><br />

zeigen keine Scheu.<br />

Neben dem <strong>Ein</strong>gang der Farm stehen die Ruinen<br />

des Klosters Santa María de Moreruela, das französische<br />

Zisterzienser-Mönche im 11. Jahr h<strong>und</strong>ert<br />

erbauten. Es diente auch Pilgern als Herberge,<br />

die auf dem Jakobsweg unterwegs waren. »Die<br />

Mönche wählten immer die besten <strong>und</strong> fruchtbarsten<br />

Plätze aus«, sagt Mikel Zeberio, der sich<br />

auch als »Missionar« fühlt, allerdings im Dienste<br />

des guten Geschmacks. Schon früh lernte der Baske<br />

seinen Gaumen einzusetzen <strong>und</strong> gute Gerichte von<br />

schlechten zu unterscheiden. Sein Vater war Grillmeister<br />

im Palace Hotel in Madrid, seine Mutter<br />

galt als eine der besten Köchinnen an der Biskaya.<br />

Seit elf Jahren unterrichtet Zeberio als Pro fessor<br />

am einflussreichen baskischen Zentrum <strong>für</strong> Kulinarik<br />

in San Sebastián. Der 64-Jährige ist ein großer<br />

Genießer, es gibt nichts, was er lieber tut, als ausgiebig<br />

zu speisen. »Essen«, sagt er, »bedeutet Freiheit<br />

<strong>für</strong> mich.« Es ist unschwer an seiner Figur<br />

Die Tiere auf der Farm<br />

Petra Mora leben<br />

würde voll in Freiheit<br />

<strong>und</strong> werden stressfrei<br />

geschlachtet. Das<br />

beruhigt das Gewissen<br />

<strong>und</strong> dient laut Mikel<br />

Zeberio zudem der<br />

Qualität des Fleisches.<br />

18 19<br />

<strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016


Advertorial<br />

Advertorial<br />

eniessen<br />

G– <strong>für</strong> ein langes Leben<br />

<strong>Ein</strong> neuer Platz <strong>für</strong> Luxus-Events:<br />

der Gaggenau-Showroom in München<br />

Am Westrand des Nordschwarzwaldes, an beiden Ufern der Murg, liegt<br />

Gaggenau. <strong>Ein</strong>e mittelgroße Stadt mit einer langen Geschichte, die sich bis ins<br />

13. Jahr h<strong>und</strong>ert zurückverfolgen lässt. Den Gaggenauern geht es gut. Industrie,<br />

Natur <strong>und</strong> gute Infrastruktur sorgen <strong>für</strong> eine hohe Lebensqualität. Um letztere<br />

geht es in einem achtjährigen Feldversuch, den die Uni-Kliniken Mannheim<br />

<strong>und</strong> Tübingen sowie das Mannheimer Zentrum <strong>für</strong> seelische Ges<strong>und</strong>heit<br />

in diesem Jahr in Gaggenau gestartet haben. »<strong>Ein</strong> gutes Jahr mehr« lautet<br />

die Überschrift des Projekts, dessen Ziel es ist, durch optimale Ges<strong>und</strong>heitsversorgung,<br />

Betreuung von älteren Mitbürgern <strong>und</strong> ideale Arbeitsbedingungen<br />

die Lebenserwartung der <strong>Ein</strong>wohner Gaggenaus zu verlängern. Idealerweise<br />

um ein ganzes – gutes – Jahr.<br />

Von Cora Besnich<br />

Die zeitlichen Dimensionen des Unternehmens<br />

Gaggenau sind ganz andere. Im Jahr 1683 als<br />

Hammer- <strong>und</strong> Nagelschmiede in eben jenem<br />

Gaggenau gegründet, ist Gaggenau Hausgeräte<br />

heute einer der exklusivsten Hersteller hoch wertiger Backöfen<br />

<strong>und</strong> Küchengeräte. Der Großteil der Produktion findet<br />

auch jetzt im nahe Gaggenau gelegenen Lipstadt im Elsass<br />

statt, den Firmensitz hat Gaggenau 2003 nach München<br />

verlegt. Im 333. Jahr seines Bestehens hat das Unternehmen<br />

dort den ersten Gaggenau Showroom in Deutschland eröffnet.<br />

In Miami <strong>und</strong> San Francisco, in Barcelona <strong>und</strong> Honolulu,<br />

in Paris <strong>und</strong> London gibt es diese Showrooms schon<br />

seit vielen Jahren, nur an der Basis fehlte bisher eine entsprechende<br />

Location.<br />

Doch nun gibt es, seit Anfang des Jahres, in der Münchner<br />

Arabellastraße die Möglichkeit, die modernsten Geräte<br />

der Gaggenau Collection in Aktion zu erleben: R<strong>und</strong> achtzig,<br />

vom Herd bis zum <strong>Wein</strong>kühlschrank <strong>und</strong> der Kaffeemaschine,<br />

wurden im Showroom eingebaut. Das Ambiente<br />

wirkt nur auf den ersten Blick kühl, im Innern stehen dicke<br />

Fotos: Gaggenau<br />

Stämme von Douglasien als Reminiszenz an die Herkunft des<br />

Unternehmens aus dem Schwarzwald <strong>und</strong> als Symbol seiner<br />

Tradition, feinster Jura-Marmor bildet das Material <strong>für</strong> die<br />

Arbeitsflächen. In der rauen Holzvertäfelung mit Schwarzwälder<br />

Kuckucksuhr wurde wie selbstverständlich einer der<br />

eleganten Backöfen <strong>für</strong> Profis eingebaut. Kein Widerspruch,<br />

denn in der klaren Formensprache des Showrooms funktioniert<br />

das Nebeneinander der unterschiedlichen Materialien<br />

problemlos.<br />

Die Gestaltung, umgesetzt vom Architekturbüro <strong>Ein</strong>szu33,<br />

berücksichtigt die unterschiedlichen Ansprüche; denn im<br />

Ambiente des Ausstellungsraums sollen nicht nur die Geräte<br />

der Firma in Szene gesetzt, sondern den Gästen der regelmäßig<br />

veranstalteten <strong>Genuss</strong>abende auch ein ansprechendes<br />

Wohlgefühl vermittelt werden. Natürlich will Gaggenau hier<br />

nicht als Konkurrent zum Handel in Erscheinung treten. Im<br />

Gegenteil: Mit Kochevents, <strong>Wein</strong>abenden <strong>und</strong> Firmenveranstaltungen<br />

weist der Showroom fast beiläufig auf die breite<br />

Palette der Profi-Küchengeräte <strong>für</strong> den privaten Bereich hin.<br />

Gleich nach dem <strong>Ein</strong>treten erfährt der Besucher in einer<br />

Art Mini-Museum die wichtigsten Ereignisse der Gaggenau-<br />

Geschichte <strong>und</strong> flaniert anschließend durch die Gegenwart<br />

der modernen Gaggenau-Welt. Die teilt sich in den Bereich<br />

Live Cooking, in dem Backofen <strong>und</strong> Herd dominieren, in<br />

den Bereich <strong>Wein</strong> <strong>und</strong> Kaffee, der vom <strong>Wein</strong>klimaschrank<br />

bis zur hochwertigen Kaffeemaschine alles aufbietet, was zum<br />

Thema gezeigt werden kann, <strong>und</strong> schließlich den reinen Ausstellungsbereich,<br />

in dem – dezent im Hintergr<strong>und</strong>, aber funktional<br />

– die wichtigsten Geräte aus allen Kategorien präsentiert<br />

werden.<br />

Mit fünf bis zehn Veranstaltungen pro Monat<br />

startet der Münchner Showroom in sein<br />

erstes Jahr. Das Motto »Gaggenau live erleben«<br />

wird dabei mit dezenter Beiläufigkeit<br />

umgesetzt. Im Vordergr<strong>und</strong> steht das Kulinarische: In Zusammenarbeit<br />

mit Sterneköchen wie Dieter Müller, Nils Henkel<br />

oder Christian Jürgens lädt das Unternehmen seine Gäste hier<br />

in eine hochklassige Welt des Genießens.<br />

Dieses Ambiente wissen aber auch Winzer zu schätzen. Seine<br />

Präsentationstour <strong>für</strong> das Buch über die beeindruckende<br />

Geschichte der Hauses Antinori führte auch Marchese Piero<br />

Antinori nach München in den neuen Showroom. Gemeinsam<br />

mit Mario Gamba, dem Besitzer <strong>und</strong> Koch des wohl<br />

besten italienischen Restaurants in Deutschland, dem Münchener<br />

Acquarello, <strong>und</strong> Verleger Ralf Frenzel bat er Journalisten,<br />

Blogger, Buchhändler <strong>und</strong> <strong>Wein</strong>liebhaber zur Vorstellung<br />

des Buchs <strong>und</strong> einiger seiner besten <strong>Wein</strong>e. Für die<br />

Gäste eine Gelegenheit, nicht nur erstmalig den neuen Showroom<br />

zu betreten, sondern auch eine außergewöhnliche Persönlichkeit<br />

der italienischen <strong>Wein</strong>szene kennen zu lernen.<br />

Während Mario Gamba in der Live-Küche vor den Augen der<br />

Eventkultur im<br />

Münchner Gaggenau-<br />

Showroom: Mario<br />

Gamba, Großmeister<br />

italienischer Koch kunst<br />

in Deutschland, bereitet<br />

in der Live-Küche an<br />

einem Sommer abend<br />

seine kuli narischen Highlights<br />

<strong>für</strong> erwartungsfrohe<br />

Gäste.<br />

22 23<br />

<strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016


Advertorial<br />

Gäste Spezialitäten von Vitello Tonnato über Onsen Ei bis<br />

hin zum traditionellen Brasato, einem langsam in Rotwein<br />

geschmorten Rinderbraten aus der norditalienischen Küche<br />

zubereitete, präsentierte der Marchese eine Auswahl seiner<br />

<strong>Wein</strong>e. Vom leichten, fruchtigen Vermentino über den perfekt<br />

zum Rinderbraten passenden Il Bruciato bis zum Prunotto<br />

Moscato d’Asti als Begleitung zu Zitronenravioli <strong>und</strong> Pina-<br />

Colada-Eis wurde die ganze Skala des Antinori-Portfolios in<br />

Szene gesetzt. Nach anregenden Gesprächen voller Hintergr<strong>und</strong>wissen<br />

konnten die Gäste zum Schluss ein vom Marchese<br />

signiertes Exemplar des prachtvollen Antinori-Buchs<br />

als Geschenk mit nach Hause nehmen.<br />

Das passende Ambiente fand hier auch das Forum<br />

Marke.Luxus.Lebensstil des Markenverbandes.<br />

Zum dritten Mal von der Wiesbadener CPA!<br />

Communications- <strong>und</strong> Projektagentur organisiert,<br />

kamen zum alljährlichen Treffen des Forums im<br />

Gaggenau Showroom die wichtigsten Vertreter der Luxusbranche<br />

zu einem außergewöhnlich genussreichen Abend<br />

<strong>Ein</strong> weiteres Mal wurde das Fleisch in den Mittelpunkt gestellt,<br />

als hier im Showroom der neue Fine-Blog präsentiert wurde.<br />

Als Online-Ergänzung zur Printausgabe von Fine Das <strong>Wein</strong>magazin<br />

berichtet Fine-Autor Dirk Würtz unter www.fineblog.de<br />

regelmäßig über Verkostungen <strong>und</strong> <strong>Genuss</strong> events<br />

unter dem Dach der Zeitschrift. Passend dazu hatten sich<br />

zahlreiche Blogger in der Arabellastraße eingef<strong>und</strong>en, als<br />

Dirk Würtz gemeinsam mit dem renommiertesten Metzger<br />

Jürgen David aus Worms <strong>und</strong> Frank Albers von Albers Food<br />

zu einem Fleischtasting der besonderen Art baten. Die Auswahl<br />

der hochwertigen Steaks zeigte die ganze Bandbreite<br />

unterschiedlicher Herkünfte, Cuts <strong>und</strong> Zubereitungsarten.<br />

Porterhouse vom Limousin aus Deutschland, sechs Wochen<br />

trocken gereift als Bistecca alla Fiorentina, Entrecôte vom<br />

irischen Aberdeen Angus, ebenfalls sechs Wochen trocken<br />

gereift, Greater Omaha Packers, Gold Label, Entrecôte aus<br />

den USA, Jack’s Creek Black Angus, Entrecôte aus Australien,<br />

japanisches Kobe Beef <strong>und</strong> trocken gereiftes Chuleton,<br />

Rib Eye aus Galizien repräsentierten die ganze Welt des Rindfleisches.<br />

Den Reiz machte jedoch die <strong>Wein</strong>auswahl von Dirk<br />

Kulturevents im Münchner<br />

Gaggenau-Showroom: Ob<br />

Marchese Piero Antinori die<br />

erste große Mono grafie über<br />

sein Haus präsentiert, der<br />

Kaviar produzent Prunier<br />

sein schwarzes Gold verkosten<br />

lässt oder Fine Das<br />

<strong>Wein</strong>magazin den neuen<br />

Blog seines Autors Dirk<br />

Würtz vorstellt – Genuß<br />

aller Art ist hier garantiert.<br />

zusammen. Passend dazu sorgten einige der besten Lieferanten<br />

qualitätvoller <strong>Wein</strong>e <strong>und</strong> Lebensmittel <strong>für</strong> die kulinarische<br />

Ausstattung des Abends. Den ersten Teil bestritt –<br />

passend zum Thema Luxus <strong>und</strong> Lebensstil – die klassische<br />

Verbindung von Champagner <strong>und</strong> Kaviar. Prunier Tradition,<br />

Prunier St James, Prunier Malossol <strong>und</strong> die Caviar House<br />

Selection Quindao aus dem Caviarhouse Prunier bildeten<br />

die edlen Partner zu klassischen Champagner aus dem Hause<br />

Moët Hennessy: Dom Ruinart zum Aperitif, zum Kaviar<br />

dann Dom Pérignon Vintage 2006 <strong>und</strong> die Krug Grande<br />

Cuvée. Im zweiten Teil wurde es etwas bodenständiger, aber<br />

kaum weniger klassisch <strong>und</strong> köstlich. Die herrlichsten Steaks<br />

zu ausgewählten Rotweinen kamen auf den Tisch. Jack Greek,<br />

Black Angus <strong>und</strong> Greater Omaha Wagyu von Albers Food,<br />

einer der besten Adressen <strong>für</strong> hochwertiges Fleisch, wurden<br />

in der Live-Küche auf den Punkt gegart. Frank Albers erläuterte<br />

die Unterschiede der Cuts, Herkünfte <strong>und</strong> Rassen der<br />

verschiedenen Steaks, Urs Hessenauer vom Luxuskonzern<br />

LVMH präsentierte dazu passend die Rotweine Cloudy Bay<br />

Pinot Noir 2014, Terrazas de los Andes Malbec 2013 <strong>und</strong><br />

Terraazas Single Vineyard Malbec 2011.<br />

24 <strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS<br />

Würtz aus. Statt der klassischen Kombination mit kräftigen<br />

Rotweinen schenkte er eine Auswahl verschiedenster weißer<br />

<strong>Wein</strong>e mit einer mal mehr, mal weniger ausgeprägten Restsüße<br />

aus: Ob eine Riesling Spätlese vom <strong>Wein</strong>gut Johannishof<br />

aus dem Jahr 2007 oder eine 2011er vom <strong>Wein</strong>gut Toni<br />

Jost oder gar aus dem Jahrgang 1995 vom <strong>Wein</strong>gut Balthasar<br />

Ress – die Gäste waren überrascht, dass die Kombination<br />

von Fleisch <strong>und</strong> restsüßen <strong>Wein</strong>en wirklich eine tolle Alternative<br />

zu den klassischen Empfehlungen ist. Selbst eine 2013<br />

Traminer Auslese vom <strong>Wein</strong>gut G<strong>und</strong>erloch zum Rib Eye<br />

von der galizischen Weidekuh überzeugte.<br />

Wenn in Gaggenau an der Murg nun also an der Lebensqualität<br />

<strong>und</strong> –verlängerung geforscht <strong>und</strong> gearbeitet wird,<br />

sollte man das Thema <strong>Genuss</strong> nicht außen vor lassen. Die<br />

geschichtlich enge Verbindung der Stadt mit dem Unternehmen,<br />

das ihren Namen in die Welt trägt, bietet genügend<br />

Anknüpfungspunkte, gutes Essen <strong>und</strong> Trinken einzubeziehen.<br />

Denn dass ein zusätzliches Lebensjahr nur dann gut <strong>und</strong> lohnend<br />

genannt zu werden verdient, wenn es genussvoll war:<br />

Das ist wohl leicht zu beweisen. •<br />

MENSWEAR | WOMENSWEAR | LEATHERWEAR | SHOES | BAGS | ACCESSORIES | HOMEWEAR | UNDERWEAR | BUGATTI-FASHION.COM


Hier<br />

regiert<br />

die<br />

Königin<br />

Weshalb verführerische<br />

Rosendüfte das Markenzeichen<br />

des Pariser Mode- <strong>und</strong><br />

Parfümhauses Chloé sind<br />

Von Angelika Ricard-Wolf<br />

Südfrankreich. Das Wort allein schürt die Reiselust. Nichts wie<br />

hin – aber zu welcher Jahreszeit am besten? Wenn die Mairosen<br />

blühen! Mit den ersten Sonnenstrahlen öffnen sich an ihren<br />

mannshohen Büschen die Knospen <strong>und</strong> verströmen einen geradezu<br />

betörenden Duft. Wie ein zarter Schleier liegt er über der<br />

Bilderbuch-Landschaft zwischen Mougins, Vence <strong>und</strong> Grasse, im<br />

Hinterland des Küstenstreifens zwischen Cannes <strong>und</strong> Nizza an<br />

der Côte d’Azur. Es ist die Region der Blumenbauern, die hier<br />

seit Generationen <strong>für</strong> die Parfümindustrie Jasmin <strong>und</strong> Rosen auf<br />

ihren Feldern züchten. Vor allem Rosen.<br />

Fotos: Chloé Fragrances<br />

Mit ihrem Duft ist Michel Almairac, der aus Grasse<br />

stammt, von klein auf vertraut. Er ist ihm erlegen<br />

<strong>und</strong> Parfümeur geworden. Mit einer Vorliebe: <strong>für</strong><br />

Rosen. Ihre Facetten beherrscht er wie kein zweiter in der<br />

Branche, was ihn da<strong>für</strong> prädestiniert, die Düfte <strong>für</strong> die Pariser<br />

Parfüm- <strong>und</strong> Modemarke Chloé zu entwickeln, in deren<br />

Eaux die dornige Schöne stets die Hauptrolle spielt.<br />

Gerade hat er <strong>für</strong> das Label mit »Fleur de Parfum« eine<br />

neue Variante aufgelegt. In ihrem Mittelpunkt steht ein feinfruchtiger<br />

Himbeerakkord, den Almairac im Herzen der<br />

knospenden Mairose entdeckt hat. Vermischt mit einer frischen<br />

Spur Verbene, Extrakten der Kirschblüte <strong>und</strong> einem<br />

milchigen Mandelaspekt hat er daraus, unterstützt von seiner<br />

Kollegin Mylène Alran, einen schmeichelnden, samtigen Duft<br />

zusammengestellt.<br />

Himbeeraroma in der Rose - wer würde das vermuten!<br />

Zum Glück gibt es Profischnüffler wie Almairac, die solch<br />

feinen Nuancen auf die Spur kommen. »Die Rose ist komplex<br />

<strong>und</strong> steckt voller Überraschungen«, begeistert er sich. »Sie<br />

ist vielseitig, weil ihr Rohmaterial eine Dualität besitzt, die<br />

mit Sinnlichkeit <strong>und</strong> Eleganz einhergeht. Sie ist die Quintessenz<br />

der Weiblichkeit. Ihre Zeitlosigkeit macht sie zur Königin<br />

der Blumen.«<br />

Auf ihre royale Ausstrahlung setzt die Marke Chloé seit<br />

mehr als vierzig Jahren. Den Ausschlag da<strong>für</strong> gab noch<br />

ihre Gründerin, die talentierte Madame Aghion. Sie<br />

war nicht nur eine gute Schneiderin, sie hatte auch ein Händchen<br />

<strong>für</strong>s Geschäft. Das fing mit dem Namen ihres kleinen<br />

Pariser Unternehmens an. Sie taufte es nicht auf ihren, sondern<br />

auf den Vornamen ihrer Fre<strong>und</strong>in. Chloé war 1952 allemal<br />

besser als Gabrielle. So hieß ja schon die Chanel.<br />

Aghions feminine, weich fließende Kleider machten bald<br />

Furore. Erst recht, als sie sich 1963 entschloss, die Linie einem<br />

jungen Chefdesigner anzuvertrauen. Es war Karl Lagerfeld. Er<br />

blieb zwanzig Jahre <strong>und</strong> verhalf Chloé-Mode zu Weltruhm.<br />

Seine umtriebige Chefin nutzte die Chance, in aller M<strong>und</strong>e<br />

zu sein, um auch ins Duftgeschäft einzusteigen. 1975 kam der<br />

Signaturduft »Chloé« heraus.<br />

Komponiert hat ihn seinerzeit Betty Busse, damals eine<br />

der wenigen Parfümeurinnen der Branche. Der Amerikanerin<br />

gelang ein Geniestreich. Zum einen spielte sie mit Geißblatt-Elementen,<br />

die Frische <strong>und</strong> Unbeschwertheit vermitteln,<br />

auf die mythologische Bedeutung des Namens an. Chloé<br />

heißt so viel wie »die Grünende« <strong>und</strong> ist ein Beiname von<br />

Demeter, der griechischen Fruchtbarkeitsgöttin. Zum anderen<br />

verschmolzen in Busses Rezeptur Pfirsich, Moschus <strong>und</strong><br />

eine betörende Rosennote zu einer weichen Blumigkeit, die<br />

kongenial die weibliche Attitüde der Modelinie unterstrich.<br />

Ihre Auftraggeberin war begeistert – <strong>und</strong> der Rest der Damenwelt<br />

bald darauf auch. Das Eau de Toilette avancierte zum<br />

Bestseller <strong>und</strong> verlieh Chloé den Ruf, auch auf dem Duftsektor<br />

fashionable zu sein. Mehr noch: seitdem sind Rosen <strong>und</strong><br />

Chloé–Parfüms unzertrennlich.<br />

Daran hat sich auch nichts geändert, als der Beauty-Konzern<br />

Coty 2005 die Duftlizenz übernahm. Im Gegenteil. Für<br />

den groß angelegten Relaunch des Klassikers engagierte das<br />

Unternehmen niemand anderen als den französischen Meisterparfümeur<br />

Michel Almairac. Gemeinsam mit seiner Kollegin<br />

Amandine Marie schuf er 2008 »Chloé Eau de Parfum«,<br />

der heute als Signaturduft der Marke gilt. Es ist eine floralpudrige<br />

Mischung, in deren Zentrum natürlich die Rose steht.<br />

Hier wird sie von frischen Freesiennoten, fruchtigen Litschi-<br />

Aromen <strong>und</strong> Nuancen von Magnolie, Maiglöckchen, Amber<br />

<strong>und</strong> Zedernholz begleitet. So wie der Urduft einer modernen<br />

Version gewichen ist, so verjüngte sich auch die Form<br />

des Flakons. Aus r<strong>und</strong> wurde eckig, aus glatt geriffelt. Dem<br />

strengen Quader gibt ein zartes Bändchen r<strong>und</strong> um den silbernen<br />

Hals Couture-Attitüde.<br />

Inzwischen hat der drei<strong>und</strong>sechzigjährige Michel<br />

Almairac eine ganze Reihe von Rosendüften <strong>für</strong> Chloé<br />

komponiert. Darunter auch das »Eau de Toilette«, das<br />

auf dem Duft weißer Rosen aufbaut, denen die Aspekte von<br />

Bergamotte <strong>und</strong> Baumwollblüten einen frisch- blumigen<br />

Charakter geben.<br />

<strong>Ein</strong> Ende der Rosen-Vielfalt ist, glaubt man Almairac,<br />

nicht abzusehen. Seit Ende der neunziger Jahre arbeitet er<br />

als Meisterparfümeur bei Robertet. Der französische Riechstoffhersteller<br />

ist weltweit führend, was das Angebot an natürlichen<br />

Rohstoffen angeht. Über genügend Auswahl <strong>und</strong><br />

Nachschub braucht er sich also keine Gedanken zu machen.<br />

Außerdem glaubt er sowieso, dass seiner blumigen Fre<strong>und</strong>in<br />

noch einiges zuzutrauen ist. » Wir wissen, dass die Rose,<br />

trotz der großen Anzahl an ätherischen Ölen <strong>und</strong> Extrakten,<br />

die uns schon zur Verfügung stehen, noch lange nicht all ihre<br />

kostbaren Geheimnisse verraten hat.«<br />

Glück <strong>für</strong> ihn. Und <strong>für</strong> Chloé. •<br />

In Südfrankreich werden<br />

<strong>für</strong> die Duftbranche Jahr<br />

um Jahr tonnenweise<br />

Rosen blätter von Hand<br />

gelesen. Auch Fleur de<br />

Parfum von Chloé betört<br />

mit den fruchtigen<br />

Himbeer akkorden der<br />

knospenden Mairose.<br />

Die zaubrische Essenz<br />

wird ver körpert von<br />

Model <strong>und</strong> Schau spielerin<br />

Dree Hemingway – sie ist<br />

die Urenkelin des großen<br />

Schriftstellers.<br />

26 27<br />

<strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016


Schöner Schenken<br />

»Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeiten<br />

in kleinen Dingen, Unglück oft<br />

durch Vernachlässigung kleiner Dinge« –<br />

so hat Wilhelm Busch einmal eine zeitlose<br />

Wahrheit in einfache Worte gefasst.<br />

Und wirklich: In Zeiten wie diesen kann<br />

eine Rückbesinnung auf die kleinen Gesten<br />

nicht schaden. <strong>Ein</strong> duftender Kaffee, frühmorgens<br />

ans Bett gebracht, verzaubert<br />

womöglich mehr als die neueste Espresso-<br />

Maschine auf dem Gabentisch. <strong>Ein</strong> kleiner<br />

versteckter Liebesgruß als Weihnachtsbrief<br />

am Baum berührt vielleicht mehr als<br />

der exquisite Ring. Und doch darf es zu<br />

den kommenden festlichen Tagen auch<br />

mal ein bisschen Luxus sein – mit Bedacht<br />

gewählt <strong>und</strong> von Herzen kommend. Und<br />

auch wenn das Fest noch nicht wirklich eingeläutet<br />

ist, die Vorfreude darauf ist längst<br />

entfacht <strong>und</strong> die Suche nach dem richtigen<br />

Präsent schon in vollem Gang.<br />

Duftende Gaben<br />

© by Leif Carlsson for MONTEVERRO<br />

MIU MIU<br />

<strong>Ein</strong>zigartige Duftmomente<br />

kann man verlängern: <strong>und</strong><br />

zwar mit einer Bade- <strong>und</strong><br />

Pflegelinie. Der in Duschgel<br />

<strong>und</strong> Bodycream eingefangene<br />

raffinierte Duft von<br />

Miu Miu umschmeichelt<br />

die Haut mit floralen <strong>und</strong><br />

erdigen Noten. <strong>Ein</strong> verführerisches<br />

Set, das definitiv<br />

einen Platz unterm Baum<br />

verdient.<br />

Viktor & Rolf<br />

Flowerbomb<br />

Olfaktorisch ist Flowerbomb<br />

ein Spaziergang<br />

durch einen Blumengarten.<br />

Optisch erinnert<br />

die Weihnachtsausgabe<br />

des Erfolgsdufts an einen<br />

kostbaren Edelstein in kristallinem<br />

Festgewand. Mit<br />

dem opulenten Bouquet,<br />

komponiert aus tausend<strong>und</strong>einer<br />

Blüte, kann man<br />

der Herzens dame wie mit<br />

Blumen aufwarten.<br />

Kostbare Kosmetik<br />

Alaïa Paris<br />

Mit seinen modisch gewagten<br />

Meisterwerken hat<br />

Azzedine Alaia weltweit<br />

Furore gemacht. Auch<br />

sein Eau de Parfum überrascht<br />

mit außergewöhnlichen<br />

Kontrasten, da es<br />

kühle Duftakkorde mit<br />

floralen, warmen Noten<br />

vereint <strong>und</strong> so ganz neue<br />

Wahrnehmungswelten<br />

erzeugt. Der elegante<br />

schwarze Flakon ist verziert<br />

mit Loch muster –<br />

dem unverwechselbaren<br />

Marken zeichen von Alaïa.<br />

Armani Prive<br />

Pivoine Suzhou<br />

Pfingstrosen zum Fest?<br />

Warum nicht: Armanis<br />

limitierte Sonderedition<br />

ist eine duftende Ode an die<br />

beliebteste Blume Chinas,<br />

die zudem Glück verheißt.<br />

Das Parfüm ist kunstvoll<br />

mit Perlmutt-Partikeln<br />

angereichert <strong>und</strong> vollführt<br />

bei jeder Bewegung einen<br />

verführerischen Tanz aus<br />

Licht- <strong>und</strong> Farbeffekten.<br />

Marc Jacobs<br />

Parfüm<br />

Echtes Gold <strong>für</strong> die Nase:<br />

Die Decadence One Eight<br />

K Edition birgt die sinnlich-holzige<br />

Duftkomposition<br />

des original Decadence<br />

Parfüms – ist aber<br />

um einiges glamouröser<br />

verpackt. Der goldgefärbte<br />

Glasflakon wird durch eine<br />

Quaste aus schwarzer Seide<br />

<strong>und</strong> eine Goldkette komplettiert<br />

– <strong>und</strong> hat damit<br />

beste Chancen am oder<br />

unterm Christbaum zu<br />

landen.<br />

Prada<br />

Ob gold oder grau, ob Mann<br />

oder Frau: Die beiden<br />

Prada-Düfte La Femme<br />

<strong>und</strong> L’Homme kommen in<br />

gradlinig puristischen Flakons<br />

mit geriffelten Seiten<br />

daher <strong>und</strong> beweisen eindrucksvoll:<br />

das Auge riecht<br />

mit. Der Frauenduft ist ein<br />

sinnlicher Reigen aus blumig-pudrigen<br />

Noten, das<br />

Männerparfüm dagegen<br />

eine Essenz der Kontraste,<br />

bei dem kühle Distanz auf<br />

sinnliche Wärme trifft <strong>und</strong><br />

sich maskuline Nuancen<br />

mit femininen vereinen.<br />

Givenchy<br />

Wer seine Liebste mit<br />

Goldstaub bedecken will,<br />

hat hier das passende<br />

Geschenk: Dahlia Divin<br />

Le Nectar de Parfum, eine<br />

Melange aus sinn lichen<br />

Mimose-Noten <strong>und</strong> opulentem<br />

Arabischem Jasmin,<br />

kommt äußerst luxuriös<br />

daher. Schwebende Goldsplitter<br />

in der Flacon-<br />

Haube komplettieren das<br />

Aromenspiel <strong>und</strong> verleihen<br />

dem Parfüm einen Hauch<br />

von Haute Couture.<br />

MONTEVERRO 2013<br />

» … zu den ganz grossen<br />

<strong>Wein</strong>en gehörend. 19/20 «<br />

RENÉ GABRIEL<br />

» This is a Bordeaux blend that competes<br />

with the best of Tuscany such as<br />

Sassicaia and Ornellaia. 97/100 «<br />

JAMES SUCKLING<br />

YSL – Sparkle Clash Edition<br />

Die beliebte Make-up-Serie von Yves Saint Laurent trägt zum Fest<br />

ein zauberhaftes Gewand. So kommt die Beautybox daher wie<br />

eine goldene Clutch voll funkelnder Ingredienzien: mit Puder <strong>und</strong><br />

Pinseln, mit vier schimmernden Lidschatten- Nuancen <strong>und</strong> zwei<br />

Lippenstiften. <strong>Ein</strong> Ensemble, das strahlende Blicke verspricht.<br />

Lancaster<br />

Schöner durch die Nacht: mit der »365 Skin Repair«- Pflegelinie<br />

von Lancaster. Dank des innovativen Repair-Serums wird<br />

der Hautalterung im Schlaf vorgebeugt <strong>und</strong> <strong>für</strong> die jugendliche<br />

Ausstrahlung bei Tag gesorgt. Wer anderen was Gutes<br />

tun will, verschenke das noble Set mit Peeling-Schaum, Serum<br />

<strong>und</strong> Nachtcreme.<br />

Armani Night Light Palette<br />

Dem Weihnachtsmann schöne Augen machen? Mit der luxuriösen<br />

XXL-Schminkpalette von Armani ein leichtes. Denn sie<br />

bietet neben einer Symphonie aus zehn strahlenden Lidschattennuancen<br />

auch ein Kompaktpuder sowie zwei Fo<strong>und</strong>ations <strong>für</strong><br />

den verführerischen Look <strong>und</strong> ein wahrhaft glanzvolles Fest.<br />

Monteverro · Strada Aurelia Capalbio 11 · I-58011 Capalbio (GR), Italia<br />

www.monteverro.com<br />

28 <strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS


Edle Brände<br />

Heritage Heroes<br />

The Winemasters<br />

The Manor House<br />

Fo<strong>und</strong>ation<br />

Glenmorangie<br />

Besondere Anlässe erfordern besondere Abfüllungen.<br />

Inspiriert vom schottischen Winter<br />

bringt Glenmorangie mit »A Midwinter Night´s<br />

Dram« einen Whisky auf den Markt, der feine<br />

Süße mit würzig-nussigen Nuancen vereint <strong>und</strong><br />

sowohl am offenen Kaminfeuer als auch in festlicher<br />

R<strong>und</strong>e seine geschmacklichen Vorzüge<br />

entfaltet.<br />

Hennessy X.O<br />

Sinnliche Accessoires<br />

Guten Cognac sollte man teilen. Das luxuriöse<br />

Hennessy X.O Coffret birgt daher neben der<br />

aufwändig veredelten Flasche auch zwei passende<br />

Gläser – eigens entworfen vom französischen<br />

Designer Thomas Bastide. Sie liegen<br />

dank der Griffmulden nicht nur gut in der Hand,<br />

sondern bringen auch große Eiswürfel vorzüglich<br />

zum Schmelzen.<br />

Belvedere Vodka »Bespoke«<br />

An alle Vodka-Fre<strong>und</strong>e: Jetzt wird´s persönlich!<br />

Denn die limitierte Edition »Bespoke«<br />

kommt mit individualisierbaren Flaschen daher.<br />

Ob Name oder Nachricht: Die Flasche wird<br />

wie gewünscht gelasert, wobei Schriftzug <strong>und</strong><br />

Logo nachts durch ein eingebautes LED-Licht<br />

erstrahlen. Das sorgt garantiert <strong>für</strong> leuchtende<br />

Momente auf dem Gabentisch. Zu beziehen<br />

über www.belvedereshop.de<br />

Ardbeg<br />

Für alle, die Rauch nicht nur im Kamin, sondern<br />

auch auf dem Gaumen zu schätzen wissen: Der<br />

zehnjährige Ardbeg ist ein Aromenw<strong>und</strong>er <strong>und</strong><br />

einer der beliebtesten Whiskies seiner Art. Die<br />

limitierte Geschenkbox umfasst zudem zwei<br />

Shortie-Tumbler, denn guten Whisky trinkt<br />

man doch am liebsten mit Fre<strong>und</strong>en.<br />

Schuhe CB made in Italy<br />

Schuhe auf dem Tisch bringen Unglück? Nicht auf dem Gabentisch.<br />

Denn die handgemachten Exemplare von Cecilia Bringheli sind<br />

ein Geschenk <strong>für</strong> jeden Fuß. Von Leder- <strong>und</strong> Wildleder schuhen<br />

über Mokassins bis hin zu Stiefeln: Das Mailänder Schuhwerk<br />

vereint höchste Qualität mit erlesenen Materialien <strong>und</strong> erfreut<br />

Mann wie Frau.<br />

Bucherer Collier<br />

In der Weihnachtszeit wirft sich die Welt gern in ein glitzerndes<br />

Gewand. So auch die Dame: Sie schmückt sich an den festlichen<br />

Tagen besonders gern mit Juwelen. Das prachtvolle Diamanten-<br />

Collier von Bucherer besticht mit zahlreichen kleinen Edel steinen,<br />

die sich kunstvoll aneinanderschmiegen <strong>und</strong> einen kostbar funkelnden<br />

Wintergruß ins Dekolleté zaubern.<br />

<strong>Genuss</strong>volle Präsente<br />

Die Meisterstücke<br />

von Nederburg<br />

Craftwerk<br />

Wer glaubt, zum Weihnachtsbraten<br />

passe nur <strong>Wein</strong>, der irrt. Das Craftwerk<br />

Holy Cowl Belgian Style Tripel<br />

mit Malz- <strong>und</strong> Fruchtnuancen ist ein<br />

nicht minder perfekter Begleiter zur<br />

Gänsekeule. Zum Dessert gibt es<br />

dann Craftwerk Dark Season Sweet<br />

Stout mit verlockenden Aromen von<br />

Kaffee <strong>und</strong> Karamell. Zu beziehen<br />

über www.craftwerk.de<br />

Beefer<br />

Echte Aficionados grillen auch im<br />

Winter, am liebsten mit diesem gasbetriebenen<br />

Grill, der nur mit Oberhitze<br />

arbeitet <strong>und</strong> dessen Hochleistungsbrenner<br />

Temperaturen von 800<br />

Grad Celsius erreicht. Das Ergebnis:<br />

Idealer Garpunkt bei zugleich perfekt<br />

karamellisierter Kruste.<br />

30 <strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS<br />

Bücher aus dem<br />

Tre Torri Verlag<br />

Guter Lesestoff ist ein Klassiker<br />

auf dem Gabentisch. Der opulente<br />

Bildband »Kloster Eberbach« führt<br />

durch Kunst, mönchische Kultur <strong>und</strong><br />

Geschichte der fast neunh<strong>und</strong>ert Jahre<br />

alten Abtei im Rheingau <strong>und</strong> bietet<br />

dazu alles Wissenswerte zur Kloster-<br />

Architektur <strong>und</strong> zu dem bis heute<br />

rühmenswerten <strong>Wein</strong>bau.<br />

<strong>Ein</strong> perfektes Geschenk, passend zum<br />

Griller-Must-have, ist »800 Grad.<br />

Der Beefer«: Ohne Zweifel das heißeste<br />

Rezeptbuch der Welt mit viel<br />

Wissenswertem r<strong>und</strong> um den Beefer<br />

sowie einer detaillierten Beschreibung<br />

des innovativen Grills samt Zubehör.<br />

Caviar House & Prunier<br />

<strong>Ein</strong> augenfälliges Schmuckstück ist<br />

die handgefertigte silberne Prunier<br />

Caviar Stülpdeckeldose mit sechs kleinen<br />

vergoldeten Kaviarlöffeln, die<br />

sich beim Öffnen dem Genießer auffordernd<br />

entgegenrecken. Mit den<br />

von der Silbermanufaktur Robbe<br />

& Berking gefertigten Löffeln kann<br />

man edlen Kaviar so richtig genießen.<br />

Mit großer Leidenschaft <strong>und</strong> jahrh<strong>und</strong>ertelanger Erfahrung vollbracht.<br />

<strong>Ein</strong>zigartig hochwertige Qualität <strong>für</strong> einen unvergesslichen <strong>Genuss</strong>.<br />

Nederburg ist das meistausgezeichnete <strong>Wein</strong>gut Südafrikas.<br />

Jeder <strong>Wein</strong> erzählt seine eigene Geschichte – entdecken Sie das gesamte Sortiment von Nederburg auf www.nederburg.com<br />

Wo Sie die <strong>Wein</strong>e von Nederburg erhalten, erfahren Sie von www.mack-schuehle.de<br />

facebook.com/nederburgwein


Wo bleibt der <strong>Wein</strong>?<br />

Aber vielleicht ist es besser, wenn in den Kochshows des deutschen<br />

Fernsehens nicht auch edle Gewächse noch missbraucht werden<br />

<strong>Ein</strong> satirischer Ausbruch von Bernd Fritz<br />

Foto: obs/ZDF/ZDF/Gunnar Nicolaus<br />

Foto: obs/ZDF/ZDF/Ulrich Perrey<br />

Foto: obs/S<strong>und</strong>ance Communications gmbH/Ali Salehi <strong>für</strong> tibool<br />

Foto: ZDF / Gunnar Nicolaus Foto: VOX/Frank W. Hempel<br />

Foto: Mitja Arzenšek <strong>für</strong> Tre Torri Verlag<br />

Foto: ZDF / Frank Dicks<br />

Ach, Bio! Das waren noch Fernseh-Zeiten, als Alfred Biolek mit seinen Gästen zwischen<br />

Tisch <strong>und</strong> Herd auch über <strong>Wein</strong> sprach – <strong>und</strong> ihn vor der Kamera k<strong>und</strong>ig kredenzte!<br />

Foto: obs/SWR - Das Erste/Peter Hillert<br />

Foto: obs/N24/Tammo Brettschneider<br />

Foto: obs/ZDF/Gunnar Nicolaus<br />

Sie tragen Namen wie »Schmecksplosion«, »Topfgeldjäger«, »Promi Kocharena«,<br />

»Küchenschlacht«, »Kochduell«, »Kitchen impossible«, »Lafer! Lichter! Lecker!«,<br />

»Das perfekte Dinner«, »Grill den Henssler«, »Koch im Ohr«, »Das große Kochprofis-<br />

Battle« – wem das schon aufstößt, der sollte jetzt nicht weiterlesen. Es braucht schon<br />

einen guten Magen, um auch nur einen Blick in die gegenwärtig grassierenden Fernsehkochsendungen<br />

zu werfen. Zum Beispiel in die »Küchenschlacht«, wo sogenannte Promis<br />

(gern bekannt aus Sendungen wie »Dschungelcamp«) unter der Aufsicht eines altgedienten<br />

Sternekochs gegeneinander dilettieren. Unter Zeitdruck, versteht sich, <strong>und</strong> auf<br />

das Kommando »An die Töpfe, fertig, los!«.<br />

Heute ist Entenbrust dran, die von den drei<br />

Promis ordentlich gequält wird. <strong>Ein</strong>er<br />

von ihnen verbrennt sich zur Strafe die<br />

Finger an einer Pfanne. Die Kombattan ten wirken<br />

gehetzt (»Noch zwei Minuten!«), dann kommt<br />

der Countdown, den das Publikum rhythmisch<br />

klatschend begleitet. Die <strong>Genuss</strong>ferne ist galaktisch.<br />

Probieren darf den Entenversuch ein Juror,<br />

dessen Kommentare vom Publikum im Chor<br />

(»Hmmm!«) imitiert werden. Am Ende gibt es<br />

einen glücklichen Verlierer, der nicht in die nächste<br />

»Küchenschlacht« ziehen muss.<br />

Doch keine Sorge, es geht auch anders, <strong>und</strong><br />

zwar bei »Grill den Henssler«. Steffen heißt der<br />

beliebte Unterhaltungskünstler mit Vornamen,<br />

ist ein alerter Mittvierziger <strong>und</strong> Betreiber zweier<br />

Lokale in Hamburg. Hier tritt er gegen drei Promis<br />

an, <strong>und</strong> sobald er in der Arena erscheint, wobei<br />

er kurz artistisch auf einen Arbeitstisch springt,<br />

bricht Beifall los im spaßbereiten Studiopublikum<br />

der Fans in Form von minutenlangem Klatschen<br />

<strong>und</strong> Johlen.<br />

Die blondgelaunte Moderatorin stellt ihre<br />

Eignung gleich zu Anfang unter Beweis, indem<br />

sie – Kompetenz ist alles – den allbekannten<br />

»Raditschio« hochleben läßt. Aber sie hat noch<br />

weit Unaussprechlicheres im Repertoire. Als die<br />

Vorspeise in der Mache ist (Rinderzunge), wird<br />

sie von einem Promi gefragt, ob sie schon einmal<br />

Zunge gegessen habe. Antwort: »Beim Knutschen<br />

beinahe.« Die Gaudi im Studio ist so groß wie<br />

der <strong>Ein</strong>druck, die Mitwirkenden – »Leck mich<br />

am Arsch«, »Fuck«, »Scheiße« tönt’s ein ums<br />

andere Mal gestresst aus Promim<strong>und</strong> – stammten<br />

sämtlich aus Vulgarien (um einen schönen Monty-<br />

Python-Scherz aufzuwärmen).<br />

Gekocht wird selbstverständlich auch hier<br />

in unanständiger Hast (um ein Wort Friedrich<br />

Nietzsches aufzugreifen). Beim Fischgang müssen<br />

ganze Lachse <strong>für</strong> ein paar Filets dran glauben, der<br />

Fleischgang ist Rücken vom Iberico-Schwein. Als<br />

der Profi dazu einige Feigen bereitet, wird dies<br />

Promiseits mit –Witz, komm raus! – »feige Sau«<br />

kommentiert. Haha!<br />

Bewertet werden die Resultate von einer<br />

dreiköpfigen Jury verlässlicher Schlecklecker<br />

aus schwerbeleibten Genießern <strong>und</strong> schlanken<br />

Kalorien zählern. Die Gewinner erhalten eine Siegprämie<br />

in vierstelliger Euro-Höhe, die aber nicht<br />

eingestrichen, sondern gespendet wird, vornehmlich<br />

an Organisationen, die sich bedrängter Kinder<br />

annehmen. Da heiligt wirklich der hehre Zweck<br />

die profanen Mittel.<br />

Apropos Kinder: Zwischendurch findet die<br />

Moderatorin Zeit, kurz mit einem weiblichen<br />

Promi zu plaudern, einer Schauspielerin, die<br />

Ergötzliches von ihrer Rolle als stillende Mutter<br />

berichtet. Vor allem von der kulinarischen Kreation,<br />

zu der sie sich angeregt gefühlt habe: nämlich,<br />

ein Eis mit Muttermilch zu bereiten. Da jauchzt<br />

der Säugling vor der Glotze! Muttermilch soll ja<br />

ges<strong>und</strong> sein, besonders welche aus Bodenhaltung<br />

(um einen alten »Titanic«-Scherz aufzuwärmen).<br />

Wohl bekomm’s.<br />

Zuweilen wird, wenn die Akteure in ihrer<br />

Hektik am Herd zu sehr schwitzen, auch Champagner<br />

ausgeschenkt, nichts Edles, wie wir hoffen, da<br />

er ja nur zur Befeuchtung <strong>und</strong> Kühlung der trocknen<br />

Kehlen dient. <strong>Wein</strong> wird übrigens auch getrunken,<br />

<strong>und</strong> zwar von einem durstigen Promi, dem die<br />

Moderatorin fleißig nachschenkt. Freilich: Anbaugebiet,<br />

Rebsorte <strong>und</strong> Jahrgang unter liegen offenbar<br />

ihrer Verschwiegenheitspflicht. Das ist auch besser<br />

so. Denn ein anständiger Tropfen würde hier gar<br />

nicht erkannt werden wollen – jeder Weißwein<br />

würde rot, jeder Rotwein würde blaß vor Scham.<br />

Manchmal wird ja eine Kochshow auch<br />

eingestellt, so etwa »Lafer! Lichter!<br />

Lecker!«. <strong>Ein</strong>e weniger, wird man<br />

erleichtert feststellen – <strong>und</strong> sich gewaltig täuschen.<br />

Denn es ist sogar eine mehr geworden.<br />

Ersatz kam in Gestalt zweier neuer Shows, »Stadt,<br />

Land, Lecker« mit Johann Lafer sowie »Koch im<br />

Ohr« mit Horst Lichter. Bei letzterer handelt es<br />

sich um eine Art Menschenversuch, aufs appetitzügelndste<br />

begleitet von Lichters Markenzeichen,<br />

dem Geschmacks antennen simulierenden Zwirbelbart.<br />

Die Versuchsanordnung: Zwei Sterne köche<br />

kochen gegeneinander, legen aber nicht selbst<br />

Hand an, sondern dirigieren je einen von zwei<br />

koch technisch völlig unbeleckten Probanden aus<br />

Volkes Mitte, die sich beide als absolute Küchenmuffel<br />

geoutet haben. Die Köche sitzen jeder in<br />

einer schalldichten Kabine, beobachten die blutigen<br />

Laien auf Monitoren <strong>und</strong> sind mit ihnen über<br />

Mikrofone verb<strong>und</strong>en. Die Küchenmuffel erhalten<br />

ihre Anweisungen über kleine Kopfhörer, die<br />

sie im Ohr tragen. Die Versuchsdauer beträgt eine<br />

ganze verzweiflungsvolle St<strong>und</strong>e, gewonnen hat der<br />

Koch, dessen Kandidat das Gericht (beispiels weise<br />

Bœuf Stroganoff ) am wenigsten vergeigt. Prädikat:<br />

zäh <strong>und</strong> fad.<br />

Angesichts des obwaltenden Tohuwabohus<br />

kann man es dem gewöhnlichen TV- Konsumenten<br />

nicht verübeln, wenn er beim »ARD-Buffet«<br />

Erholung sucht. Hier werden vom »Buffet«-Koch<br />

schlichte Klassiker wie Rindsrouladen <strong>und</strong> Bratkartoffeln<br />

zubereitet. Zwischendurch wird man über<br />

die Entstehung des Kartoffelchips von der Saatkartoffel<br />

bis zum Industrieprodukt unterrichtet,<br />

<strong>und</strong> Autofahrer erhalten Tipps, worauf es bei überraschendem<br />

Schneefall resp. Glatteis ankommt.<br />

Zum Schluss tun sich Koch, Moderatorin sowie<br />

zwei Studiogäste (»Guten Appetit!«) an Rouladen<br />

<strong>und</strong> Kartoffeln gütlich. Trocken – denn <strong>Wein</strong><br />

wird bei Tisch erst gar nicht angeboten, <strong>und</strong> es fällt<br />

auch kein Sterbenswörtchen über den Roten, der<br />

als Schmorhilfe an die Rouladen gegeben wurde.<br />

Dagegen ist »Das perfekte Dinner« ein wahres<br />

Trinkgelage. Schon der Aperitif hat es in sich:<br />

Ramazotti plus Rotsekt. Auch das Heidelbeerragout<br />

wird mit <strong>Wein</strong> verstärkt, <strong>und</strong> während des<br />

Dinners werden – aus Angst vor Blamage? – gänzlich<br />

namenlose <strong>Wein</strong>e aus langstieligen Rot- <strong>und</strong><br />

Weißweingläsern genommen. Damit ist, nebenbei<br />

bemerkt, der Verdacht entkräftet, die stiefmütterliche<br />

Behandlung des <strong>Wein</strong>s, die sämtlichen Kochsendungen<br />

eignet, geschähe aus Rücksicht auf die<br />

Volksges<strong>und</strong>heit (Alkoholismus).<br />

Das wäre womöglich sogar nachvollziehbar.<br />

Aber der Gr<strong>und</strong> ist, leider, viel banaler. Kochen<br />

im Fernsehen ist gar kein Kochen, es ist dessen<br />

Parodie. <strong>Ein</strong> Comedy-»Format«. Wie TV-Quiz<br />

oder Voksmusik-Shows Klamauk, Vormittags<strong>und</strong><br />

Vorabend-Zerstreuung ohne Nachhaltigkeits-<br />

Faktor. Es geht eben nicht um Kochkunst, nicht um<br />

das schöne Küchenhandwerk, <strong>und</strong> schon gar nicht<br />

geht es um Genuß. Was, um Himmels willen, hätte<br />

da der <strong>Wein</strong>, der uns am Herzen liegt, verloren?<br />

Inmitten dieser nicht einmal von den schlechtesten<br />

Köchen bewirtschafteten Entertainment-<br />

Wüstenei denkt der Genießer mit Wehmut an<br />

»alfredissimo!« zurück.<br />

Alfred Bioleks kultivierte Plauder-Kochshow<br />

wartete bisweilen schon beim Zubereiten der<br />

Gerichte mit einer kleinen <strong>Wein</strong>probe auf – erstklassige<br />

Tropfen wie Rheingauer Riesling oder<br />

Spätburg<strong>und</strong>er von der Ahr –, wobei zu erläutern<br />

versucht wurde, weshalb welcher <strong>Wein</strong> zu welchem<br />

Gericht passt. Auch der prominente Gast, dem<br />

»Bio« beim Kochen assistierte, gehörte meist zur<br />

ersten Garnitur. Aber das ist allgemein bekannt<br />

<strong>und</strong> braucht hier nicht weiter ausgeführt zu werden.<br />

Was nicht bekannt ist: Mit »alfredissimo!« haben<br />

wir Satiriker etwas vor, ja, gar einen regelrechten<br />

Master plan in petto: Die Fernsehküchen werden<br />

geschlossen, das gesamte überdrehte Fernsehkochwesen<br />

wird im Interesse der mentalen Volksges<strong>und</strong>heit<br />

bis auf weiteres aus gesetzt <strong>und</strong> an seiner Stelle<br />

täglich eine Folge von »alfredissimo!« wiederholt.<br />

Das bedeutet bei 459 Folgen knapp anderthalb<br />

Jahre Ruhe <strong>und</strong> das B<strong>und</strong>esverdienstkreuz! •<br />

32 33<br />

<strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016


Rotwein Zwölf herrliche Italiener <strong>für</strong> die weihnachtliche Tafel,<br />

Verkostet <strong>und</strong> empfohlen von Kristine Bäder<br />

Festtagsweine<br />

Und urplötzlich ist wieder Dezember <strong>und</strong> damit<br />

Weihnachten <strong>und</strong> Silvester, <strong>und</strong> ebenso unerwartet<br />

steht man vor der alljährlich quälenden Frage,<br />

was man zu diesen Anlässen denn trinken soll.<br />

Etwas Gutes natürlich. Wir haben da ein paar<br />

Empfehlungen <strong>für</strong> Sie, kultige Rotweinklassiker,<br />

extravagante, schicke Champagner <strong>und</strong> nein, keinen<br />

Riesling, sondern etwas überraschend anderes:<br />

Sauvignon blanc, aus Deutschland, Südtirol,<br />

Österreich <strong>und</strong> Übersee. Unsere Auswahl nimmt<br />

Ihnen natürlich nicht ganz die Qual der Wahl,<br />

macht die Entscheidung aber vielleicht ein kleines<br />

bisschen einfacher.<br />

2012 Monteverro,<br />

Monteverro, Capalbio<br />

Der Shootingstar aus der Toskana<br />

hat sich inzwischen fest etabliert. Am<br />

Gaumen dominiert von dunkler Kirschfrucht<br />

<strong>und</strong> ätherisch-würziger Aromatik.<br />

Im M<strong>und</strong> dann intensiv würzig<br />

<strong>und</strong> saftig mit auffallender Säurestruktur,<br />

reifen, crispen Tanninen <strong>und</strong><br />

festem Körper. Alles intensiv, komplex<br />

<strong>und</strong> strukturiert, gut aufeinander abgestimmt,<br />

harmonisch <strong>und</strong> ausgewogen<br />

<strong>und</strong> mit enormem Spaßfaktor.<br />

2012 Loto,<br />

Villa Santo Stefano, Lucca<br />

In der Nase ein Auftakt mit dunklen<br />

Aromen: Schokolade, Teer, rote, gegrillte<br />

Paprika, alles kompakt <strong>und</strong> fest. Gewinnt<br />

durch den <strong>Ein</strong>fluss von Luft an Weichheit<br />

<strong>und</strong> Frucht. Das wiederholt sich am<br />

Gaumen zusammen mit einer weichen<br />

Textur, dichter Struktur <strong>und</strong> angenehmem<br />

Tiefgang. Viel Saft, dunkle Frucht<br />

von reifer Brombeere <strong>und</strong> Kirsche, dazu<br />

etwas animalische Noten <strong>und</strong> eine angenehm<br />

weiche Säure. <strong>Ein</strong>e gute Spannung<br />

verhindert, dass der <strong>Wein</strong> plump wirkt.<br />

2012 Sassicaia,<br />

Tenuta San Guido, Bolgheri<br />

<strong>Ein</strong> <strong>Wein</strong> mit einer feinen Nase von<br />

Kirsche, Mandel <strong>und</strong> dunkler Schokolade,<br />

dazu gesellen sich nach einiger Zeit<br />

der Duft nach Kaffee <strong>und</strong> Nuss. Am<br />

Gaumen mit kühl-würzigem Gerüst,<br />

einer festen Struktur <strong>und</strong> w<strong>und</strong>erbar<br />

seidigen Tanninen, dass alles dicht <strong>und</strong><br />

konzentriert bei gleichzeitiger Eleganz<br />

<strong>und</strong> mit einem saftig-langen Abgang.<br />

2012 Lupicaia,<br />

Castello del Terriccio,<br />

Castellina Marittima<br />

<strong>Ein</strong>e zunächst eher verhaltene Nase,<br />

die dann mit viel roter Frucht <strong>und</strong> Saft<br />

auf sich aufmerksam macht. Reif trotz<br />

feiner Aromen von grünen Kräutern<br />

<strong>und</strong> Rhabarber, die <strong>für</strong> Frische sorgen.<br />

Am Gaumen duftig, elegant <strong>und</strong> mit<br />

perfekt integrierten, feinen Tanninen,<br />

saftig, rauchig <strong>und</strong> vielschichtig. Kirscharomatik<br />

von auffallender Klarheit, dazu<br />

ätherische Noten von Thymian <strong>und</strong><br />

Eukalyptus, sehr komplex <strong>und</strong> mit Tiefgang,<br />

saftig, weich <strong>und</strong> mit harmonischem<br />

Abgang.<br />

2012 Kepos,<br />

Ampeleia, Meleta Grosseto<br />

Himbeere, Rhabarber <strong>und</strong> Fruchtjoghurt<br />

in der Nase, dazu etwas grünliche<br />

Anklänge, die sich auch am<br />

Gaumen wieder finden. Dazu gefällt<br />

dieser <strong>Wein</strong> aus fünf Rebsorten mit<br />

seiner frischen Säure, etwas Himbeeraromatik<br />

<strong>und</strong> Röstnoten. Das alles endet<br />

in einem leichten, filigranen Abgang.<br />

2012 Ornellaia,<br />

Tenuta dell’ Ornellaia,<br />

Castagneto Carducci<br />

Die intensive Nase ist herrlich würzig,<br />

mit reifer, dunkle Frucht. Dazu schwarze<br />

Schokolade <strong>und</strong> grüner Tabak. Am<br />

Gaumen weich <strong>und</strong> geschmeidig <strong>und</strong><br />

gleichzeitig von großer Konzen tration.<br />

Kräftige Tannine <strong>und</strong> eine dichte Struktur<br />

münden in ein würzig-elegantes<br />

Finale.<br />

2012 Guado al Tasso,<br />

Marchesi Antinori, Tenuta<br />

Guado al Tasso, Bolgheri<br />

In der Nase mit einer auffallend würzigen<br />

<strong>und</strong> zugleich eleganten Aromatik.<br />

Statt Frucht punkten hier Mokka-<br />

Aromen, viel Kräuterwürze <strong>und</strong> eine<br />

feste Struktur, die von Eleganz <strong>und</strong><br />

einer konstanten Spannung getragen<br />

wird. Mit der Luft entwickeln sich intensive<br />

Aromen von reifer, dunkler Kirsche<br />

<strong>und</strong> roter Paprika, das alles ist kühl <strong>und</strong><br />

würzig am Gaumen <strong>und</strong> von erdigem<br />

Charakter geprägt. Im M<strong>und</strong> dominieren<br />

außerdem eine kräftige Cassis-Note<br />

<strong>und</strong> der Geruch von Teer.<br />

2012 Tignanello,<br />

Marchesi Antinori, Tenuta<br />

Tignanello, San Casciano in<br />

Val di Pesa<br />

Intensiv, dicht <strong>und</strong> saftig schon in der<br />

Nase mit Aromen von reifen, schwarzen<br />

Kirschen <strong>und</strong> reifer Schlehe. Am<br />

Gaumen würzig <strong>und</strong> konzentriert,<br />

Noten von Teer <strong>und</strong> intensiver, fetter<br />

dunkler Frucht, sehr kirschig, saftig <strong>und</strong><br />

mit knackig-starkem Abgang.<br />

2012 Paleo Rosso,<br />

Le Macchiole,<br />

Castagneto Carducci<br />

Konzentriertes Violett mit Purpurreflexen.<br />

Im Duft überzeugt der Paleo<br />

mit Aromen von dunklen Waldbeeren<br />

<strong>und</strong> Cassis, ein dezenter Barrique-<strong>Ein</strong>satz<br />

spiegelt sich in Zedernholzwürze<br />

sowie Kaffee- <strong>und</strong> Tabaknoten wider.<br />

Im Gaumen deuten eine herbe Frucht<br />

<strong>und</strong> feste Tannine das beträchtliche Alterungspotential<br />

dieses Cabernet Franc an.<br />

Feinbittere Schokolade <strong>und</strong> geröstete<br />

Kaffeebohnen setzen subtile Akzente<br />

beim Finish.<br />

2010 Bramaterrra,<br />

Le Pianelle, Brusnengo<br />

2010 San Leonardo,<br />

Tenuta San Leonardo, Avio<br />

2010 Tinata,<br />

Monteverro, Capalbio<br />

Foto: Arne Landwehr<br />

Nebbiolo aus dem Nord-Piemont.<br />

Dunkles, transparentes Rubinrot, süßherbe<br />

Würze, getrocknete Alpenkräuter,<br />

reife Kirsche <strong>und</strong> Pflaume. Verführerischer<br />

Geschmack mit m<strong>und</strong>füllender<br />

Intensität. Geschmeidig, r<strong>und</strong>, warm.<br />

Im Finale kühler, feinnervig, sublim.<br />

Dabei straff <strong>und</strong> schwerelos. Sehr fein<br />

<strong>und</strong> filigran gebaut. Mit harmonischer<br />

Länge im Abgang.<br />

In der Nase zunächst noch etwas verhalten<br />

mit rauchigen Anklängen <strong>und</strong> den<br />

ersten Anflügen einer intensiven, dunklen<br />

Frucht. Würzig <strong>und</strong> mit dem Duft<br />

von Vanille. Am Gaumen sehr saftig <strong>und</strong><br />

konzentriert mit einer tollen Säure. Alles<br />

vollm<strong>und</strong>ig <strong>und</strong> mit bemerkenswerter<br />

Intensität.<br />

In der Nase zeigt diese Cuvée aus<br />

Syrah <strong>und</strong> Grenache zunächst fruchtige<br />

Aromen von Pflaume, Schattenmorelle<br />

<strong>und</strong> auch etwas Schlehe, dazu<br />

der Duft von Veilchen. Dazu kommen<br />

Aromen von Lebkuchengewürz, Ingwer<br />

<strong>und</strong> Pfeffer. Am Gaumen gesellen sich<br />

zur Frucht ausgeprägte Tanninen <strong>und</strong><br />

eine Röstnote, kandierte Kirsche <strong>und</strong><br />

fleischige Schlehe. <strong>Ein</strong>e saftige Säure<br />

verleiht dem <strong>Wein</strong> etwas jugendlich<br />

Ungestümes.<br />

34 35<br />

<strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016


Weisswein Zwölf Flaschen vom fruchtig-frischen Trendwein<br />

Sauvignon Blanc, verkostet <strong>und</strong> empfohlen von Dirk Würtz<br />

DIE SCHÖNSTE<br />

2015 Marlborough<br />

Sauvignon Blanc,<br />

Whitehaven Wine<br />

Company, Neuseeland<br />

<strong>Ein</strong> Potpourri aus Stachelbeeren <strong>und</strong><br />

Pampelmuse. Ganz klassisch das, was<br />

man »gelbfruchtig« nennt. Der <strong>Wein</strong><br />

wirkt warm <strong>und</strong> extrem saftig. Etwas rauchig<br />

ist er auch, <strong>und</strong> die knackige Säure<br />

verpasst ihm den notwendigen Grip.<br />

Toller Trinkwein auf hohem Niveau.<br />

2015 Life from a Stone<br />

Sauvignon Blanc,<br />

Springfield Estate,<br />

Südafrika<br />

Typisch Südafrika! Stachelbeere ohne<br />

Ende, Heu <strong>und</strong> frisch gemähtes Gras.<br />

Die Säure ist prägnant, das Ganze<br />

knalltrocken. Im ersten Moment<br />

etwas ruppig, nach einigen Minuten<br />

aber unwahrscheinlich saftig, lang <strong>und</strong><br />

sofort einen Reflex nach dem nächsten<br />

Glas auslösend.<br />

2015 Sauvignon Blanc<br />

Kaitu Fumé,<br />

<strong>Wein</strong>gut Markus Schneider,<br />

Pfalz<br />

Schneider kann, wovon viele nur träumen:<br />

Trinkweine auf allerhöchstem<br />

Niveau erzeugen. Dieser hier hat den <strong>für</strong><br />

einen Fumé klassischen leichten Holzton.<br />

Dazu kommen feinste Wiesenkräuter<br />

<strong>und</strong> eine schier atemraubende<br />

Frische. Der <strong>Wein</strong> animiert vom ersten<br />

Moment an <strong>und</strong> macht einfach Spaß.<br />

Großartiger Trinkfluss!<br />

ÜBERSETZUNG FÜR<br />

DOLCE VITA<br />

2015 Sauvignon Blanc Sans,<br />

<strong>Wein</strong>gut Benzinger, Pfalz<br />

Jenseits vom Geschmacks-Mainstream:<br />

ein »natural wine«, ein <strong>Wein</strong> also frei<br />

von jeglichen Zusätzen – nichts rein,<br />

nichts raus. Leicht trüb, extrem rauchig<br />

<strong>und</strong> voller Röst- <strong>und</strong> Karamellaromen,<br />

dabei sehr fein, beinahe schon zart. Ganz<br />

anders, <strong>und</strong> auch deshalb faszinierend.<br />

2015 Sauvignon Blanc trocken,<br />

<strong>Wein</strong>gut Knipser, Pfalz<br />

Sehr gelbfruchtiger <strong>Wein</strong>, fast schon<br />

zitrus fruchtig. Knochentrocken mit<br />

leicht spürbarer Kohlensäure. Sehr<br />

schön zu trinken, doch auch sehr lang<br />

<strong>und</strong> druckvoll. Ausgewogen, sortentypisch<br />

<strong>und</strong> in seiner Herkunft deutlich<br />

erkennbar.<br />

2015 Ried Sernauberg<br />

Sauvignon Blanc,<br />

Sattlerhof, Steiermark<br />

<strong>Ein</strong> vielschichtiger Sauvignon, der sich<br />

von Minute zu Minute im Glas mehr<br />

offenbart. Etwas Holz, ein Hauch von<br />

Erdnüssen <strong>und</strong> Röstaromen. Der <strong>Wein</strong><br />

hat einen sehr festen Kern <strong>und</strong> wirkt<br />

dennoch extrem frisch <strong>und</strong> animierend.<br />

Lang ist er auch <strong>und</strong>, im richtigen<br />

Moment getrunken, einfach groß!<br />

Vertrieb: Mack & SChühle AG<br />

2015 Alto Adige<br />

Sauvignon Blanc,<br />

<strong>Wein</strong>gut Franz Haas,<br />

Südtirol<br />

<strong>Ein</strong> hocharomatischer <strong>Wein</strong>, der dem<br />

Sortentyp perfekt gerecht wird. Kommt<br />

von der kräuterwürzigen Seite mit einem<br />

kleinen Anklang von Minze. Die Säure<br />

steht perfekt <strong>und</strong> macht den <strong>Wein</strong> saftig.<br />

Spaß im Glas mit viel Grip.<br />

2014 Sauvignon Blanc<br />

Sonoma Coast,<br />

Schug Carneros Estate,<br />

Kalifornien<br />

Zwar ist der <strong>Wein</strong> noch viel zu jung<br />

<strong>und</strong> noch verschlossen, aber er verspricht<br />

Großes. Tief <strong>und</strong> fein ist er, ein<br />

Hauch von Melone entströmt dem Glas<br />

bei gut eingeb<strong>und</strong>ener Säure. Kaufen –<br />

<strong>und</strong> noch ein wenig weglegen.<br />

2014 Sauvignon Blanc Fumé,<br />

<strong>Wein</strong>gut Weedenborn,<br />

Rheinhessen<br />

Vielschichtig, mit einem Duft wie ein<br />

veritabler Früchtekorb: Mandarine,<br />

Cassis, Stachelbeere <strong>und</strong> Litschi. Dazu<br />

perfekt eingeb<strong>und</strong>enes Holz, saftige <strong>und</strong><br />

harmonische Säure – <strong>und</strong> ein enormes<br />

Potenzial <strong>für</strong> die kommenden zehn Jahre.<br />

2013 Ried Kranachberg<br />

Sauvignon,<br />

Sattlerhof, Steiermark<br />

Im ersten Moment etwas zurückhaltend,<br />

kommt der <strong>Wein</strong> nach einiger Zeit im<br />

Glas gewaltig. Ganz viel Minze <strong>und</strong> eine<br />

feine, tiefe Struktur bilden sein F<strong>und</strong>ament.<br />

Sehr lang <strong>und</strong> balanciert.<br />

2012 Terra Rossa<br />

Sauvignon Blanc,<br />

<strong>Wein</strong>gut Weedenborn,<br />

Rheinhessen<br />

Typischer geht es kaum, <strong>und</strong> mehr<br />

Cassis, Pampelmuse <strong>und</strong> Stachelbeere<br />

im Bukett geht auch kaum. Ausdrucksstark<br />

<strong>und</strong> konzentriert erscheint der<br />

<strong>Wein</strong> mit enormem Druck am Gaumen,<br />

dazu unendlich dicht <strong>und</strong> ellenlang.<br />

Extrem viel Zug – <strong>und</strong> ganz am Ende,<br />

hinten auf der Zunge, liegt ein kleines<br />

Salzkörnchen. <strong>Ein</strong> Meisterwerk!<br />

2010 Marlborough<br />

Sauvignon Blanc,<br />

Whitehaven Wine<br />

Company, Neuseeland<br />

<strong>Ein</strong> typischer Vertreter der Neuen<br />

Welt, als solcher auch sofort erkennbar.<br />

Stachel beere ohne Ende, mit einem<br />

Hauch von Spargel. Leicht süßlich<br />

wirkend im ersten Moment, packt aber<br />

dann doch zu <strong>und</strong> zieht mit viel Spiel<br />

in seinen Bann. Wirkt dabei taufrisch!<br />

36 <strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS


Schaumwein zwölf Champagner <strong>für</strong> den festlich-prickelnden<br />

Start ins Neue Jahr, verkostet <strong>und</strong> empfohlen von Kristine Bäder<br />

2007 Roederer Cristal Rosé<br />

Die feinsten alten Pinots noirs auf<br />

den besten Anbaugebieten des Grand<br />

Cru d’Aÿ bilden die Gr<strong>und</strong>lage eines<br />

der besten Rosé-Champagner überhaupt.<br />

Ergänzt von 45 Prozent Chardonnay<br />

reift der Rosé durchschnittlich<br />

sechs Jahre. In der Nase imponiert er<br />

mit Noten von weißen Blüten, roten<br />

Früchten <strong>und</strong> karamellisiertem Apfel.<br />

<strong>Ein</strong>e füllige Textur <strong>und</strong> die typisch<br />

weinige Art prägen den Gaumen,<br />

ergänzt durch ausgeprägte Mineralität<br />

<strong>und</strong> eine feine rote Frucht im Abgang.<br />

2006 Comtes de Champagne<br />

Rosé Taittinger<br />

<strong>Ein</strong> etwas reiferer Jahrgang, nach fünf<br />

Jahren Hefelager mit großer Komplexität:<br />

<strong>Ein</strong>e intensive Nase mit einer fast<br />

kalkigen Note <strong>und</strong> intensiver Beerenfrucht.<br />

Am Gaumen mit leichter Süße,<br />

lebendiger Struktur <strong>und</strong> anregender<br />

Perlage, Aromen von Bitter-Orange,<br />

Kumquats <strong>und</strong> Sternfrucht, komplex,<br />

frisch <strong>und</strong> saftig mit ausdrucksvollem<br />

Abgang.<br />

2007 Roederer Cristal<br />

Der Inbegriff eines Champagners:<br />

In der Nase mit feinen Aromen von<br />

Zitrus, kandierten Früchten, Haselnuss<br />

<strong>und</strong> Vanille. Am Gaumen überzeugt<br />

die charakteristische feine Perlage<br />

<strong>und</strong> die deutliche Säure. Dazu Aromen<br />

von Minze, eine deutliche Mineralität<br />

<strong>und</strong> salzig Nuancen. Seidige Struktur<br />

<strong>und</strong> am Ende ein rassiger, lang anhaltender<br />

Abgang.<br />

DER KLEINE JOHNSON<br />

Nr. 1-Bestseller<br />

unter den <strong>Wein</strong>guides<br />

2008 Moët & Chandon<br />

Grand Vintage<br />

Zum 72. Mal brachte Moët & Chandon<br />

mit dem Jahrgang 2008 einen Grand<br />

Vintage auf den Markt. Das kühlere<br />

Jahr spiegelt sich in einer knacki gen<br />

<strong>und</strong> würzi gen Art wieder. Am Gaumen<br />

strukturiert mit einer lebendigen Säure<br />

<strong>und</strong> Aromen von weißen Früchten <strong>und</strong><br />

Blüten.<br />

2008 Pol Roger<br />

Blanc de Blancs<br />

Ausschließlich von der Côtes de blancs<br />

stammen die Trauben <strong>für</strong> diesen Blanc<br />

de Blancs: Aromen von reifem, etwas<br />

oxidiertem Apfel <strong>und</strong> dazu Brioche in<br />

der Nase. Am Gaumen dann saftig <strong>und</strong><br />

reif mit einer angenehmen Perlage <strong>und</strong><br />

fester Struktur. Die Säure spritzig, dazu<br />

alles harmonisch <strong>und</strong> mit Schmelz, vollm<strong>und</strong>ig<br />

<strong>und</strong> mit starkem Abgang.<br />

2006 Laurent-Perrier<br />

Je fünfzig Prozent Pinot noir <strong>und</strong><br />

Chardonnay prägen den seltenen Jahrgangschampagner<br />

von Laurent-Perrier.<br />

Der hier lag acht Jahre auf der Hefe<br />

<strong>und</strong> zeigt sich entsprechend komplex<br />

mit Aromen von Kaffee, Grapefruit <strong>und</strong><br />

Brioche. Am Gaumen mit kräftiger <strong>und</strong><br />

zugleich harmonischer Perlage, geradlinig,<br />

pfeffrig <strong>und</strong> würzig <strong>und</strong> mit einem<br />

saftigen Finale.<br />

2006 La Grande Dame<br />

Veuve Clicquot<br />

<strong>Ein</strong> nicht ganz einfacher Jahrgang mit<br />

einem versöhnlichen Ende. Die Trauben<br />

stammen aus acht klassischen Grand<br />

Cru Lagen, erst nach acht Jahren auf<br />

der Hefe wird »La Grande Dame«<br />

degorgiert. <strong>Ein</strong> opulenter <strong>und</strong> kräftiger<br />

<strong>Wein</strong> mit Aromen von süßer Zitrus<br />

<strong>und</strong> Grapefruit, reifem, etwas oxidiertem<br />

Apfel. Im M<strong>und</strong> saftig-herb mit viel<br />

gelber <strong>und</strong> fast roter Frucht, angenehmer<br />

<strong>und</strong> frischer Säure, Briochenoten<br />

<strong>und</strong> einem üppigen Körper.<br />

2006 Dom Perignon<br />

Kein anderes Champagnerhaus geht<br />

so konsequent den Weg, ausschließlich<br />

Jahrgangschampagner zu produzieren.<br />

Der Jahrgang 2006 ist ein sehr<br />

eigen ständiger <strong>Wein</strong> mit rauchigen <strong>und</strong><br />

würzi gen Aromen schon in der Nase,<br />

kandierten Früchten <strong>und</strong> einem Hauch<br />

Zimt. Im M<strong>und</strong> mit komplexer Struktur,<br />

reifen Aromen von Brioche <strong>und</strong> Nuss,<br />

einem salzigen Hauch im Abgang <strong>und</strong><br />

eleganter Perlage.<br />

2004 Dom Ruinart<br />

Der Dom Ruinart ist ein Blanc de<br />

blancs <strong>und</strong> zeigt eine auffallende Aromatik<br />

von Zitrus <strong>und</strong> Bergamotte <strong>und</strong><br />

reifem Apfel. Am Gaumen mit großer<br />

Komplexität, fester Struktur, kräftiger<br />

Säure, Aromen von Bitter-Orange <strong>und</strong><br />

reifer, süßer Grapefruit, das alles kompakt<br />

<strong>und</strong> fest <strong>und</strong> von einem langen,<br />

kräftigem Abgang geprägt.<br />

Seit 40 Jahren liefert der weltweit<br />

meistverkaufte <strong>Wein</strong>führer<br />

Genießern, <strong>Wein</strong>kennern <strong>und</strong><br />

denen, die es werden wollen,<br />

ausführliche Informationen<br />

zu über 15.000 <strong>Wein</strong>en, Jahrgängen,<br />

Winzern <strong>und</strong> aktuellen<br />

<strong>Wein</strong>themen.<br />

2002 Rare Millésime<br />

Piper Heidsieck<br />

Gut 70 Prozent Chardonnay prägen den<br />

Rare <strong>und</strong> geben dem <strong>Wein</strong> seine fruchtbetonte<br />

<strong>und</strong> reife Note. Schon in der<br />

Nase mit intensiver Aromatik, sehr reif,<br />

Brioche, etwas oxidierter Apfel, rauchig<br />

<strong>und</strong> mit etwas exotischer Frucht. Am<br />

Gaumen angenehm füllig <strong>und</strong> etwas<br />

süßlich ger<strong>und</strong>et, dabei strukturiert mit<br />

reifer Zitrusfrucht <strong>und</strong> etwas kandiertem<br />

Ingwer. Komplex, kräftig, spannend.<br />

Krug Grande Cuvée<br />

Mit Sicherheit einer der besten <strong>und</strong><br />

bekanntesten Premium- Champagner,<br />

das Aushängeschild des Hauses Krug.<br />

R<strong>und</strong> 50 <strong>Wein</strong>e der drei Rebsorten, die<br />

von 20 bis 25 verschiedenen Lagen <strong>und</strong><br />

aus sechs bis zehn Jahrgängen stammen,<br />

zeigen die große Kunst der Assemblage.<br />

Reife Früchte, Marzipan <strong>und</strong> Zitrus<br />

prägen die feine Nase. Am Gaumen<br />

übernehmen Brioche, Nuss <strong>und</strong> Mandel<br />

das Kommando, ergänzt durch Eleganz<br />

<strong>und</strong> Fülle <strong>und</strong> eine lebhafte Perlage.<br />

1995 Charles Heidsieck<br />

Blanc de Millénaires<br />

Ganze 15 Jahre reift dieser <strong>Wein</strong> des<br />

legendären 1995er Jahrgangs in den<br />

Kellern des Hauses Heidsieck. <strong>Ein</strong><br />

feiner Duft von Marillen, Quitte <strong>und</strong><br />

reifer Birne, im Geschmack dann mit<br />

viel Fülle <strong>und</strong> Körper, angenehmer Reife<br />

<strong>und</strong> feiner Struktur. Jodig <strong>und</strong> salzig <strong>und</strong><br />

mit Anklängen von Nuss <strong>und</strong> Kaffee.<br />

Komplex <strong>und</strong> kompakt <strong>und</strong> sehr frisch<br />

mit würzig-erdigem Abgang. •<br />

19,99 € [D]/20,60 € [A]<br />

ISBN 978-3-8338-5721-8<br />

www.hallwag.de<br />

38 <strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS


Die Kunst der Küfer<br />

Mythos <strong>Wein</strong><br />

<strong>und</strong> Mythos<br />

Wa l d<br />

»<strong>Wein</strong>fässer sind konstruiert wie die Kuppeln der Kathedralen«<br />

Text: Christian Volbracht<br />

Fotos: Johannes Grau<br />

Das Fass ist ideal zum Aufbewahren <strong>und</strong> Transportieren.<br />

Es rollt auf dem r<strong>und</strong>en Bauch wendig<br />

in alle Richtungen, ist stabil <strong>und</strong> lässt sich sicher<br />

stapeln. Man konnte Flüssigkeiten oder Salz hineinfüllen,<br />

später in Amerika sogar Rohöl. Man<br />

baute schwimmende Brücken aus Fässern. Und<br />

man setzte sie in Kriegen <strong>und</strong> Revolutionen ein.<br />

Cäsar berichtet, wie belagerte Gallier brennende<br />

Fässer voll Talg, Pech <strong>und</strong> Holzspänen auf seine<br />

angreifenden Truppen schleudern.<br />

Im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert entsteht die dem <strong>Wein</strong>liebhaber<br />

vertraute Bezeichnung Barrique –<br />

der Name leitet sich vom italienischen Barra<br />

ab, einem absperrenden Balken, <strong>und</strong> von Barricata,<br />

der Verschanzung: Barrikaden werden damals<br />

<strong>und</strong> noch Jahrh<strong>und</strong>erte später gern aus Fässern<br />

errichtet.<br />

Nicolas Vivas kennt die Geschichte, die Mythen<br />

<strong>und</strong> auch die Herausforderungen der modernen<br />

<strong>Wein</strong>wirtschaft. Der Fünfzig jährige ist Forscher,<br />

Ausbilder <strong>und</strong> international tätiger Oenologe. Er<br />

leitet die Forschungs abteilung der Tonnellerie<br />

Demptos, eines der größten Fass produzenten der<br />

Welt, <strong>und</strong> ist zugleich Forschungs beauftragter<br />

an der Universität von Bordeaux-Talence. Sein<br />

»Manuel de Tonnellerie« ist das Standardwerk<br />

der Fassmacherei. Die Universität stellt ihm Laborräume<br />

zur Verfügung, Demptos finanziert die<br />

Analyse geräte mit – »die modernste Ausrüstung,<br />

die es gibt.«<br />

Vivas ist ein <strong>Genuss</strong>mensch – schwarz haarig,<br />

etwas füllig, aber flink –, er doziert mit lebhaften<br />

Augen in seinem kleinen Büro über Holz struktur<br />

<strong>und</strong> Aromen. »Ich liebe das Leben, den <strong>Wein</strong>,<br />

gutes Essen, ich mag alles!« Sein Chef François<br />

Witasse, der Generaldirektor von Demptos,<br />

schwärmt von den Kochkünsten – besonders von<br />

der Gänseleber – des Oenologen.<br />

»Vom Wald zu sprechen, ist gut <strong>und</strong> schön, man<br />

darf träumen, aber als Wissenschaftler merkt man,<br />

dass der Wald, ja jeder einzelne Baum eine unerschöpfliche<br />

Quelle von Fragen ist«, sagt Vivas.<br />

Im Forst von Tronçais im Département Allier,<br />

einem der berühmtesten Eichen wälder Frankreichs,<br />

stehen hohe gerade Bäume, die so gar nicht<br />

zum Bild der knorrigen dicken Eichen passen, die<br />

in Deutschland als Symbol der Ewigkeit gelten:<br />

keine Motive <strong>für</strong> einen Caspar David Friedrich! Bis<br />

zur Krone astfreie Stämme wachsen dicht nebeneinander.<br />

Fürs <strong>Wein</strong>fass braucht man hohe, keine<br />

dicken Stämme, braucht man enge Jahresringe <strong>und</strong><br />

damit möglichst atmungsaktives Holz.<br />

Um die Eichenforsten Frankreichs haben sich<br />

zum Glück seit je die Könige gekümmert. Heinrich<br />

IV. ordnete 1597 angesichts der Knappheit von<br />

Holz <strong>für</strong> die Werften an, jeder Wald besitzer müsse<br />

ein Drittel seiner Eichen hoch wachsen lassen.<br />

<strong>Ein</strong> h<strong>und</strong>ert Jahre später wurde per Dekret festgelegt,<br />

dass Eichenforsten auch zur Sicherung<br />

der <strong>Wein</strong>fass produktion dienen. Heute kontrolliert<br />

das Office National des Forêts streng die<br />

Nachhaltig keit der Holzwirtschaft. Paul Pontallier,<br />

der unlängst verstorbene Direktor von Château<br />

Margaux, sagte uns dazu: »Wir haben das Glück,<br />

dass die Forsten in Zentral frankreich seit vierh<strong>und</strong>ert<br />

Jahren sehr gut ver waltet werden <strong>und</strong> dass der<br />

Wechsel der Regime dies nicht ver ändert hat. Wir<br />

haben ja in Frankreich eine extrem starke, unerschütterliche<br />

Verwaltung. Aber <strong>für</strong> den Wald ist<br />

das gut. Das ist der entscheidende Gr<strong>und</strong> da<strong>für</strong>,<br />

dass Frankreich Hauptlieferant von Fässern in der<br />

Welt ist.«<br />

R<strong>und</strong> eine Million Fässer werden pro Jahr<br />

weltweit hergestellt, sechzig Prozent davon<br />

in Frankreich. R<strong>und</strong> sechzigtausend stammen<br />

von Demptos <strong>und</strong> die Hälfte davon aus dem<br />

Betrieb in St. Caprais de Bordeaux. Große Zahlen,<br />

aber eine Million Fässer reichen gerade mal <strong>für</strong> 2,25<br />

Millionen Hekto liter, also <strong>für</strong> weit weniger als ein<br />

Zehntel der Weltweinproduktion. Nach Schätzungen<br />

werden nur zwei bis vier Prozent aller <strong>Wein</strong>e in<br />

neuen Eichenfässern ausgebaut – Barrique weine<br />

sind eine kleine exklusive Minderheit.<br />

Eichenholz <strong>für</strong> <strong>Wein</strong>fässer wird danach beurteilt,<br />

ob es feinporig oder grobporig ist, also nach<br />

der Stärke der einzelnen Jahresringe, der Maserung.<br />

»Je feiner die Holzringe sind, desto poröser ist das<br />

Holz, desto stärker ist der Sauer stoff-Austausch im<br />

Fass, desto reicher ist das Holz an Aromen <strong>und</strong><br />

umso ärmer an Tanninen«, sagt Vivas.<br />

Im Frühjahr wachsen die Bäume schneller,<br />

bilden dickere Gefäße, im Herbst werden die<br />

Zellen schmaler. Das hängt auch von den Eichenarten<br />

ab, aus denen <strong>Wein</strong>fässer gemacht werden:<br />

Bei den Traubeneichen im Allier sind die Holzringe<br />

oft weniger als einen Millimeter stark, bei<br />

den Stieleichen im Limousin häufig mehr als fünf<br />

Milli meter. Die schnell wachsenden amerikanischen<br />

Weißeichen haben meist viel weitere Jahresringe<br />

<strong>und</strong> eine wenig poröse Struktur.<br />

»Aber Vorsicht«, sagt Vivas, »die Holzdichte<br />

ist immer nur ein statistischer Mittelwert.« In<br />

Wahrheit finde man an jedem Baumstamm verschiedene<br />

Werte, je nach Standort, Wetterseite<br />

<strong>und</strong> Alter. »Man muss deshalb das Holz selektieren,<br />

nicht seine Herkunft«, sagt Vivas. »In einem<br />

Im Eichenhain von Tronçais: Begehrt von<br />

den <strong>Wein</strong>gütern der Welt ist das Holz der<br />

Eichen aus dem Département Allier. Wissenschaftlich<br />

befasst sich mit der Vermählung<br />

von Fass <strong>und</strong> <strong>Wein</strong> Nicolas Vivas, Leiter der<br />

Forschung in der Tonnellerie Demptos.<br />

Wer das Hohe Lied des <strong>Wein</strong>s anstimmt, muss auch das Lob des Fasses singen. Ohne das Eichen fass, das Barrique, sind die edelsten<br />

<strong>Wein</strong>e unserer Zeit nicht mehr denkbar. In den <strong>Wein</strong> bau gebieten um Bordeaux liegen Güter <strong>und</strong> Fass machereien dicht beieinander.<br />

Wenn die Lese beendet ist <strong>und</strong> der Most in den Fässern gärt, beginnt das noch immer mysteriöse Zusammenspiel von <strong>Wein</strong> <strong>und</strong> Holz.<br />

Zwar wird das Holzfass schon seit zweieinhalb Jahrtausenden als Behälter <strong>und</strong> Transportmittel genutzt, aber erst in den letzten fünfzig<br />

Jahren wurde es zum bewusst eingesetzten zentralen Werkzeug beim Ausbau der <strong>Wein</strong>e. Die Qualität des Holzes <strong>und</strong> der Grad<br />

der Toastung, wie die Fässer also über offenem Feuer angeröstet werden, sind <strong>für</strong> die aromatische Tiefe, die Farbe <strong>und</strong> das Alterungspotential<br />

der <strong>Wein</strong>e mit entscheidend. Winzer <strong>und</strong> Keller meister nutzen diese Erfahrung seit langem, seit fünf<strong>und</strong> zwanzig Jahren<br />

nimmt sich auch die Forschung des Themas intensiv an. Wir wollen die Kunst der Küfer kennenlernen, wollen wissen, wie weit die<br />

Wissenschaft gekommen ist <strong>und</strong> was erfahrene <strong>Wein</strong>macher davon halten.<br />

Auf der Anreise lauschen wir dem Rauschen<br />

der Eichenkronen in den Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

alten Eichenforsten des Départements<br />

Allier in der Auvergne. Dann beobachten wir auf<br />

beiden Seiten der Gironde die Arbeit der Tonnelliers<br />

<strong>und</strong> befragen schließlich <strong>Wein</strong>macher <strong>und</strong><br />

ihre Berater, wie sie die Vermählung der uralten<br />

Mythen <strong>Wein</strong> <strong>und</strong> Wald erleben. »Es ist eine wirkliche<br />

Ehe«, sagt der Forscher Dr. Nicolas Vivas an<br />

der Universität von Bordeaux, »im Besten <strong>und</strong> im<br />

Schlimmsten.«<br />

<strong>Ein</strong> bisschen Geschichte muss sein, um zu<br />

zeigen, welch große Bedeutung das Holzfass<br />

<strong>für</strong> die menschliche Zivilisation hat. Wasser, Öl<br />

oder <strong>Wein</strong> verwahrten <strong>und</strong> transportierten die<br />

Menschen im Altertum in tönernen Amphoren<br />

oder Schläuchen aus Tierhäuten. Dreih<strong>und</strong>ert<br />

bis sechsh<strong>und</strong>ert Jahre vor Christus wurde dann<br />

irgendwo am Alpenrand das erste Fass aus Nadelholz<br />

gezimmert <strong>und</strong> mit <strong>Wein</strong> gefüllt. Vermutlich<br />

beim Volk der Räter (oder Räther), vielleicht waren<br />

es auch gallische Kelten, die Bier fässer fertigten,<br />

oder die Etrusker in der Po-Ebene: Die Wissenschaft<br />

streitet noch.<br />

40 41<br />

<strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016


Grosse <strong>Wein</strong>e von Mosel <strong>und</strong> Rheingau<br />

Barley Wine<br />

<strong>Ein</strong> Bier zum Dessert?<br />

Von Bernd Fritz<br />

Foto Christof Herdt<br />

Das gebräuchlichste Synonym <strong>für</strong> Bier im deutschen Sprachraum ist zweifelsfrei der<br />

Gersten saft. Souverän unterschlägt das scherzhafte Kompositum den Alkoholgehalt des<br />

Brau produkts, dem daher etwa Gersten-Alkopop, wenn nicht gar Gerstenwein besser<br />

zu Gesicht stünde – sofern man bei einem Getränk von Gesicht sprechen mag (Kann<br />

man, höre ich gerade, danke!). Gleichwohl würde es sich bei Gerstenwein um eine synonyme<br />

Über treibung handeln. Zum einen, weil selbst unser Doppelbock mit seinen 7 bis<br />

8 Volumenprozent Alkohol dem <strong>Wein</strong> nicht das Wasser reichen kann; zum andern, weil<br />

Gerstenwein bereits vergeben ist, <strong>und</strong> zwar im Angloamerikanischen mit Barley (engl.<br />

<strong>für</strong> Gerste) Wine als Bezeichnung <strong>für</strong> einen Bierstil, der es in punkto Alkohol mit jedem<br />

Rebensaft aufnimmt.<br />

Aufgekommen war Barley Wine Mitte des<br />

18. Jahrh<strong>und</strong>erts als eine Art Trotz reaktion.<br />

England hatte intensiv mit Frankreich<br />

Krieg zu führen begonnen, was die Zufuhr der<br />

begehrten französischen <strong>Wein</strong>e naturgemäß unterband.<br />

Sollten die Froschfresser ihre vollen Fässer<br />

doch selber leeren; was die in ihren Gärbottichen<br />

fabrizierten, bekam man in Braukesseln ebenso<br />

gut hin! Ohnehin trug man den Franzosen nach,<br />

dass sie sich mit Aquitanien auch der englischen<br />

<strong>Wein</strong> anbaugebiete bemächtigt hatten, darunter<br />

kein geringeres als das Bordelais. Das war nun zwar<br />

schon dreih<strong>und</strong>ert Jahre her, aber schließlich hatte<br />

man das Rebenland auch dreih<strong>und</strong>ert Jahre lang<br />

in Besitz gehabt. Und das nicht durch Aggression,<br />

sondern durch Heirat.<br />

Weiter ging es im Jahrh<strong>und</strong>erttakt: Mitte des<br />

19. vertrug man sich wieder mit Frankreich, das<br />

<strong>Wein</strong> ersatzbier kam peu à peu aus der Mode, bis<br />

es am Ende gänzlich verschwand, um Mitte des<br />

20. Jahrh<strong>und</strong>erts wieder zu erscheinen aus Anlass<br />

der Krönung von Elisabeth II. Später nahm sich<br />

46 <strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS<br />

die Craft-Bier-Bewegung seiner an, mit dem Erfolg,<br />

dass heute r<strong>und</strong> tausend Gerstenweine der Verkostung<br />

durch die Bierfre<strong>und</strong>e harren.<br />

Und wie ist nun so ein Barley Wine? In<br />

der Farbe meist dunkel, mit viel festem<br />

Schaum, recht süß <strong>und</strong> sehr malzig, dabei<br />

extrem gehopft mit Aromahopfen, der ihm eine<br />

starke Bittere verleiht sowie hohe Fruchtigkeit.<br />

<strong>Ein</strong>e kuriose Abweichung bildet dabei ein deutscher<br />

Gersten wein, der die maximale organoleptische<br />

Nähe zum Trauben wein sucht. So reift<br />

er drei Monate in gebrauchten Barriques, ausgewählte<br />

ober gärige Hefen verleihen ihm einen<br />

weini gen Ton, im Hopfen ist er eher zartbitter.<br />

Geringe Kohlensäure <strong>und</strong> kaum Schaum lassen an<br />

Stillwein denken <strong>und</strong> die leichte Trübung an einen<br />

ungefilterten Ökowein. In Farbe <strong>und</strong> Viskosität<br />

gemahnt er an eine bejahrte Trockenbeerenauslese,<br />

<strong>und</strong> last but not least gehört er mit 13,5 Volumenprozent<br />

Alkohol in die Spätlese-Liga. »Arrique«<br />

heißt das <strong>Wein</strong>bier, kommt von Braufactum<br />

<strong>und</strong> beim Weihnachtsmenü zusammen mit dem<br />

Dessert (vorzugsweise Zimtmousse oder Zimteis)<br />

auf die festliche Tafel.<br />

<strong>Ein</strong> Dessertbier ist auch der stärkste Stoff<br />

der Braufactum-Kollektion, das »Xyauyù<br />

Gold« des italienischen Brauer-Gurus<br />

Teo Musso. Doch kann man die 14,5 Volumenprozent<br />

Alkohol keines wegs rekordverdächtig<br />

nennen. Denn der Wettkampf ums stärkste Bier<br />

der Welt spielt sich oberhalb der 50 ab. In der<br />

Craft- Bierszene »the battle« genannt, kämpfen<br />

hier seit Jahren die fränkische Brauerei Schorschbräu<br />

<strong>und</strong> zwei schottische Konkurrenten, Brewdog<br />

<strong>und</strong> Brewmeister, um die Alkoholkrone. 2011<br />

trumpfte Schorschbräu mit dem »Schorschbock<br />

57« <strong>und</strong> 57,5 Volumenprozent auf, was vom<br />

»Guiness buch der Rekorde« allerdings souverän<br />

ignoriert wurde, das heuer noch immer die 55 Prozent<br />

des Brewdog-Biers »End of history« an der<br />

Spitze führt. Dabei war auch in Schottland die<br />

Geschichte keineswegs zu Ende gewesen, denn<br />

Brewmeister schlug 2012 mit »Armageddon« (65<br />

Prozent) zurück <strong>und</strong> stellte im Jahr darauf die<br />

Gersten spirituose »Snake venom« vor, die seither<br />

mit 67,5 Volumenprozent das Ende der Alkoholpegel<br />

stange markiert.<br />

Falls es jemanden interessiert, wie diese exzessiven<br />

Alkoholwerte erreicht werden (Das interessiert<br />

doch jeden, höre ich gerade, okay!): Die<br />

Biere werden gefroren <strong>und</strong> die sich bildenden Eiskristalle<br />

abgeschöpft. Das Verfahren wird dann<br />

so oft wieder holt, bis der gewünschte Alkoholgrad<br />

erreicht ist. Und was kostet wohl so ein<br />

Barley Sprit? Zwischen 55 Britischen Pf<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

200 Euro <strong>für</strong> das Drittelliter- Gebinde. Na, dann:<br />

Prost Weihnacht! •<br />

www.wegeler.com

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