FINE - Ein Magazin für Wein und Genuss
Festtagsweine und Champagner
Festtagsweine und Champagner
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
E I N E S O N D E R B E I L A G E D E S T R E T O R R I V E R L A G S<br />
der Verlag <strong>für</strong> Essen, Trinken <strong>und</strong> <strong>Genuss</strong> 3|2016<br />
EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS<br />
FESTTAGSWEINE UND CHAMPAGNER
EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS<br />
Verleger <strong>und</strong> Herausgeber<br />
Ralf Frenzel<br />
ralf.frenzel@fine-magazines.de<br />
Chefredakteur<br />
Thomas Schröder<br />
thomas.schroeder@fine-magazines.de<br />
Redaktion<br />
Katja Richter<br />
Art Direction<br />
Guido Bittner<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />
Kristine Bäder, Bernd Fritz, Angelika Ricard-Wolf,<br />
Rainer Schäfer, Christian Volbracht, Dirk Würtz<br />
Fotografen<br />
Guido Bittner, Rui Camilo, Johannes Grau,<br />
Christof Herdt, Serge Lutens<br />
Titel-Foto: Guido Bittner<br />
Editorial-Fotos: Johannes Grau<br />
<strong>und</strong> Pekka Nuikki<br />
Verlag<br />
Tre Torri Verlag GmbH<br />
Sonnenberger Straße 43<br />
65191 Wiesbaden<br />
www.tretorri.de<br />
Geschäftsführer: Ralf Frenzel<br />
Anzeigen<br />
Judith Völkel<br />
Tre Torri Verlag GmbH<br />
+49 (o) 611-57 990<br />
info@fine-magazines.de<br />
Druck<br />
Prinovis Ltd. & Co. KG · Nürnberg<br />
Fine <strong>Ein</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> <strong>Wein</strong> <strong>und</strong> <strong>Genuss</strong> ist<br />
eine Sonder beilage des Tre Torri Verlags<br />
<strong>und</strong> erscheint im Verb<strong>und</strong> mit Fine Das<br />
<strong>Wein</strong> magazin viermal Jährlich im ausgesuchten<br />
Zeitschriftenhandel.<br />
Verehrte Leserin, lieber Leser,<br />
die Kinder werden langsam unruhig, bei den Erwachsenen<br />
steigt der Stressfaktor merklich. Auch hat es<br />
schon geschneit da <strong>und</strong> dort, <strong>und</strong> die Christbaumverkäufer<br />
haben auf den alt bekannten Stand plätzen<br />
ihre duftend grünen Nadelwäldchen aufgebaut.<br />
Douglasie oder Tanne? Fichte oder Nordmann?<br />
Das sind so die großen Fragen, die jetzt beant wortet<br />
sein wollen. Die Ruh’, jedenfalls, ist hin: noch gerade<br />
zwei Wochen, dann ist es da, das Fest der Feste. Ja,<br />
die Weihnachtsuhr tickt, <strong>und</strong> da gilt bei allzu vielen<br />
von uns: An alles gedacht, noch gar nichts gemacht.<br />
Nerven behalten – das ist in diesen Tagen erste<br />
Bürger pflicht. Dieses Heft will dazu einige Handreichungen<br />
geben – mit Hinweisen auf Dinge, die<br />
schön sind <strong>und</strong> wohltun, auf solche also, die man<br />
seinen Lieben <strong>und</strong> auch sich selbst zur Freude auf<br />
den Gabentisch stellen kann. Ver führerisches zu<br />
riechen, Köstliches zu schmecken, sich <strong>und</strong> einander<br />
einmal einen Hauch von Luxus zu gönnen:<br />
Auch die festliche Tafel wird bereichert, wenn zu<br />
erlesenen Speisen ein großer <strong>Wein</strong> kredenzt wird.<br />
Unsere Empfehlungen zu Rot-, Weiss- <strong>und</strong> Schaumweinen<br />
bieten den Fre<strong>und</strong>en edlen Trinkens eine<br />
animierende Auswahl, jeden Festschmaus genussvoll<br />
zu begleiten. Wir reichen Ihnen dazu als Hors<br />
d’oeuvre Geschichten aus der Welt der Schönen, der<br />
Reichen <strong>und</strong> den Eichenwäldern Frankreichs, die Sie<br />
wo möglich die eine <strong>und</strong> andere Widrigkeit der Welt<br />
träumerisch <strong>für</strong> einen kleinen Moment vergessen<br />
lassen. Vor allem aber wünschen wir, dass uns allen<br />
Weihnachten 2o16 nicht nur als kulinarisch harmonisch<br />
in Erinnerung bleiben wird. Hoffen wir also<br />
auf fröhliche Kontinuität! Denn nach dem Fest ist<br />
vor dem Fest.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt<br />
die Meinung der Redaktion wieder. Der Verlag haftet nicht <strong>für</strong><br />
unverlangt eingereichte Manus kripte, Dateien, Datenträger <strong>und</strong><br />
Bilder. Alle in diesem <strong>Magazin</strong> veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich<br />
geschützt.<br />
INHALT<br />
Ralf Frenzel Thomas Schröder<br />
Herausgeber Chefredakteur<br />
Im Palast der Duftmärchen<br />
<strong>Ein</strong> Hausbesuch bei dem französischen Parfüm-Impresario Serge Lutens<br />
Luxusgipfel beim Sonnenkönig<br />
Alain Ducasse <strong>und</strong> Richard Geoffroy laden zum Champagner-Diner ins Schloss Versailles<br />
<strong>Ein</strong>fach prickelnd<br />
Der Designer Marc Jacobs belebt seinen neuen Duft mit Champagner<br />
Rind <strong>und</strong> Rioja<br />
Welche Steaks passen zu den <strong>Wein</strong>en des Marqués de Riscal?<br />
Genießen – <strong>für</strong> ein langes Leben<br />
Der neue Gaggenau-Showroom in München ist ein gesuchter Ort <strong>für</strong> Luxus-Events<br />
Hier regiert die Königin<br />
Rosendüfte sind das Markenzeichen des Mode- <strong>und</strong> Parfümhauses Chloé<br />
Schöner Schenken<br />
Duftende Gaben, edle Brände, genussvolle Präsente <strong>und</strong> mehr<br />
Wo bleibt der <strong>Wein</strong>?<br />
Kochshows im deutschen Fernsehen lassen das Beste vermissen<br />
Festliche Getränke<br />
Rotwein, Weißwein <strong>und</strong> Champagner<br />
Mythos <strong>Wein</strong> <strong>und</strong> Mythos Wald<br />
Über die Kunst der Küfer<br />
46 Barley Wine<br />
<strong>Ein</strong> Bier zum Dessert?<br />
8<br />
12<br />
16<br />
18<br />
22<br />
26<br />
28<br />
32<br />
34<br />
40<br />
EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016<br />
3
DISCOVERY SPORT<br />
ABENTEUER LIEGT<br />
IN UNSERER DNA.<br />
Auch wenn die Straße endet: Das Abenteuer geht weiter – mit Terrain Response*<br />
<strong>für</strong> optimale Traktion. Im Innenraum bieten Ihnen die 5+2 Sitze* dabei jede<br />
Menge Platz <strong>für</strong> weitere Abenteurer, oder auch bis zu 1.698 Liter zusätzlichen<br />
Stauraum. Diese sowie viele weitere Features machen den Discovery Sport zu<br />
einem der vielseitigsten Kompakt-SUV. Ab 33.250,00 €**.<br />
landrover.de<br />
*Modellabhängig. Weitere Informationen erhalten Sie bei Ihrem Land Rover Partner.<br />
**UVP ab Lager der Jaguar Land Rover Deutschland GmbH, Am Kronberger Hang 2a, 65825 Schwalbach/Ts.<br />
Verbrauchs- <strong>und</strong> Emissionswerte Discovery Sport 2.0l eD4: Kraftstoffverbrauch (l/100 km) innerorts 5,5,<br />
außerorts 4,2, kombiniert 4,7; CO 2 -Emissionen 123 g/km; CO 2 -Effizienzklasse A+. Alle Angaben wurden<br />
nach dem Messverfahren RL 80/1286/EWG ermittelt. Abb. zeigt Sonderausstattung.
GÜLTIG VOM 12.12. - 24.12.2016<br />
Das Gute essen.<br />
Frohe Weihnachten<br />
Entdecken Sie viele<br />
besondere Produkte<br />
<strong>und</strong> Rezepte zu<br />
Weihnachten im<br />
Markt oder auf<br />
real.de/dasguteessen<br />
zum Beispiel:<br />
Hafermastgans<br />
HKL. A, bratfertig, gefroren<br />
7,99<br />
je kg nur<br />
Hier geht´s zu den<br />
Rezepten oder auf<br />
real.de/dasguteessen<br />
Impressum real,- SB-Warenhaus GmbH, Metro-Straße1, 40235 Düsseldorf
Im Palast der<br />
Duftmärchen<br />
<strong>Ein</strong> Hausbesuch in Marrakesch bei Serge Lutens,<br />
dem französischen Parfüm-Impresario<br />
Märchenhaft: Im Herzen<br />
von Marrakesch hat sich der<br />
Schönheitssucher Serge Lutens<br />
auf tausend Quadratmetern<br />
eine Schatzkammer errichtet<br />
– voll alter Handwerkskunst<br />
<strong>und</strong> orientalischem Zauber.<br />
Von Angelika Ricard-Wolf<br />
Fotos Johannes Grau, Serge Lutens<br />
Das Taxi holpert <strong>und</strong> staubt durch die schmalen Gassen der Medina. Vorbei an Händlern,<br />
H<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Passanten, die sich schmal machen. Zwischen Mensch <strong>und</strong> Blech gibt ein<br />
Moped Gas. Es wird eng, der Rückspiegel ist längst Geschichte.<br />
Endlich Halt vor einem schweren Holz portal<br />
mitten in einer langen, schlichten, sandfarben<br />
verputzten Wand. <strong>Ein</strong>er der Torflügel<br />
öffnet sich lautlos einen Spalt breit, man<br />
schlüpft hindurch – <strong>und</strong> die Welt bleibt draußen.<br />
Stille umfängt den Gast, die Dunkelheit<br />
eines hohen, großen Raumes, in dem die Augen<br />
nach der gleißen den Sonne draußen nur langsam<br />
erste Umrisse wahrnehmen. Wenige Lampen<br />
mit bunten Butzenscheiben spenden schummrigdiffuses<br />
Licht. Vier Säulen umsäumen ein Wasserbecken<br />
im Boden, es duftet intensiv nach Zedernholz,<br />
verströmt von filigran geschnitzten Wänden.<br />
<strong>Ein</strong> Schachtelwerk kleinster Facetten überzieht die<br />
Decke, braunrote Ziegelquader glänzen am Boden<br />
in einem strengen Muster. Nichts stört die vorherrschende<br />
Symmetrie, kein Möbel, kein Stuhl.<br />
Leere, wie sie beeindruckender kaum inszeniert<br />
werden kann, die den Betrachter sprachlos macht.<br />
Er fühlt sich verlassen, verloren, verzaubert.<br />
Nach <strong>und</strong> nach sind drei schmale Aussparungen<br />
in den Wänden zu erkennen. Wohin führen<br />
die dunklen Gänge dahinter? Tief ins obskure<br />
Labyrinth von Serge Lutens, das er auf tausend<br />
Quadratmetern im Herzen der Altstadt angelegt<br />
hat. Jedes noch so kleine Detail in diesem Palast aus<br />
Tausend <strong>und</strong> einer Nacht mit seiner unüberschaubaren<br />
Vielzahl an Räumen, Gängen, Treppen <strong>und</strong><br />
Innenhöfen hat der französische Impresario selbst<br />
entworfen. Mit derselben Akribie, mit der dieser<br />
inzwischen vier<strong>und</strong>siebzig Jahre alte Franzose<br />
wegweisende Make-up-Looks, stil gebende Fotografien<br />
<strong>und</strong> modernistische Anzeigen kampagnen<br />
<strong>für</strong> Dior <strong>und</strong> Shiseido, <strong>und</strong> seit dem Jahr 2000<br />
auch die ausgefallenen Kompositionen seiner<br />
eigenen Parfüm marke konzipiert hat. Niemand<br />
in der Kosmetik welt huldigt dem Ideal Frau mit<br />
einem derart ausgeprägten <strong>und</strong> vor allem konsequenten<br />
Ästheti zismus wie er. Seit mehr als fünfzig<br />
Jahren hat er nur eine Obsession: die weibliche<br />
Schönheit zu verherrlichen.<br />
»Mein Haus« – wie er die begehbare Schatzkammer<br />
marokkanischer Handwerkskunst nennt –<br />
ist die logische Umsetzung dieser Obsession in die<br />
dritte Dimension. Hier manifestiert er seine Verehrung,<br />
setzt ihr ein Denkmal. Diese Beauty aus<br />
Stein <strong>und</strong> Holz schminkt sich nicht ab, ist nicht<br />
bloß ein abgelichtetes Porträt, ein Bild, das verblasst,<br />
ihr Duft verfliegt nicht – sie bleibt. Sie überdauert.<br />
<strong>Ein</strong>es Tages auch ihn.<br />
»Ich bin verliebt in dieses Haus«, sagt Serge<br />
Lutens beim Gespräch in einem der von haus hohen<br />
Palmen beschatteten Innenhöfe des Palastes. Vor<br />
vierzig Jahren hat er angefangen, ihn zu errichten.<br />
Urzelle war die Madrassa, eine ehe malige Schule<br />
nahe der Ben Youssef Moschee. Nach <strong>und</strong> nach<br />
kaufte der schmale, zerbrechlich wirkende Mann<br />
umliegende Gebäude dazu <strong>und</strong> fügte sie harmonisch<br />
in das Ensemble ein.<br />
Anfangs wohnte er hier, egal, wie groß der<br />
Lärm der Umbauarbeiten auch war, an<br />
denen im Laufe der Zeit mehr als fünfh<strong>und</strong>ert<br />
Handwerker beteiligt waren. Das Getöse<br />
sei <strong>für</strong> ihn Musik gewesen. Aber dann habe ihn<br />
das Haus vor die Tür gesetzt. Bitte? »Es ist eine<br />
Frau, meine Frau« erklärt er, »Mein Desaster ist,<br />
dass ich keinen <strong>Genuss</strong> an schönen Dingen habe.«<br />
Auch jetzt entdeckt er bei jedem R<strong>und</strong>gang immer<br />
wieder Kleinigkeiten, die ihn stören. Gr<strong>und</strong> genug<br />
<strong>für</strong> ihn, einen Raum komplett neu zu gestalten <strong>und</strong><br />
entsprechend renovieren zu lassen.<br />
Das Leben mit einer Unvollendeten war ihm<br />
unmöglich. »Ich suche das Ideal der Perfektion.<br />
Daher konnte ich nicht bleiben, weil mich die<br />
Leiden schaft treibt, das Haus immer noch schöner<br />
zu machen. Ich habe es erf<strong>und</strong>en, aber es gehört mir<br />
nicht. Wie keine Frau. Deshalb ist es unbewohnt,<br />
es ist wie eine Liebe, mit der man nicht schläft.« Er<br />
zog aus, wohnt seitdem im Viertel »La Palmeraie«.<br />
Aber er besucht seine Schöne. Nahezu täglich.<br />
Schon wegen des Duftlabors, das – wo eigentlich?<br />
– versteckt in einem der oberen Teile des <strong>für</strong><br />
Besucher unergründlichen Irrgartens liegt. Jedenfalls<br />
windet sich eine schmale, kaum beleuchtete<br />
Treppe hinauf in Lutens Hexenküche. Auch hier<br />
dominieren Schnitzereien <strong>und</strong> Intarsien in dunklen<br />
Hölzern das geheimnisvolle Ambiente. Schwere<br />
Leder hocker stehen vor dem Arbeitstisch, auf dem<br />
Duftproben <strong>und</strong> Flakons einen aufgeräumten <strong>Ein</strong>druck<br />
machen. Drei mit Türchen verschlossene<br />
kleine Durchreichen ver binden das Kabinett mit<br />
einem zweiten, das Wand an Wand mit ihm liegt<br />
<strong>und</strong> spiegelverkehrt eingerichtet ist. Es ist das Reich<br />
von Lutens treuem Mitstreiter, dem aus England<br />
stammenden Parfümeur Christopher Sheldrake.<br />
Alle paar Wochen kommt er aus seiner Wahl heimat<br />
Paris nach Marrakesch zu Gedankenaustausch,<br />
Duftmischerei <strong>und</strong> Probeschnuppern. Gemeinsam<br />
hat das Duo fast alle Düfte der Marke kreiert.<br />
Davon, dass dieses doppelte Edellabor nicht<br />
bloß Schauzwecken dient, sondern tatsächlich<br />
genutzt wird, zeugen ein normaler, leicht durchgesessener<br />
Schreibtischstuhl auf Rollen <strong>und</strong> mit<br />
bequemer Rücken- <strong>und</strong> Armlehne, der dezent im<br />
Dunkel einer Ecke auf Lutens’ Seite über sehen<br />
werden soll. Ähnlich versteckt ist in Sheldrakes<br />
8 9<br />
<strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016
Kemenate ein größerer Kühlschrank auszumachen<br />
– unabdingbar <strong>für</strong> Parfümeure, um empfindliche<br />
Ingredienzien temperaturgerecht aufzubewahren.<br />
Zwei gewöhnliche Gebrauchsmöbel,<br />
die der Meister in diesen hehren Hallen nie dulden<br />
würde, brauchte er sie nicht.<br />
Die kleinen optischen Makel geben dem sonst<br />
so märchenhaften Ambiente des Anwesens etwas<br />
Menschliches. Stuhl wie Kühlschrank machen<br />
bewusst, zumindest in diesem Bereich herrscht<br />
<strong>für</strong> die Kreateure Alltag – trotz aller Erhabenheit<br />
um sie herum. Hier sitzen sie St<strong>und</strong>e um St<strong>und</strong>e,<br />
um an den feinen Nuancen zu tüfteln, die den einmaligen<br />
Zauber dieser Duftlinie ausmachen.<br />
Z<br />
uletzt sind so die Kompositionen<br />
»Baptême du Feu«, Feuertaufe, <strong>und</strong><br />
»Veilleur du Nuit«, Nachtwächter, entstanden.<br />
Wie immer bei Serge Lutens erzählen<br />
auch sie olfaktorisch eine Episode aus seinem<br />
Leben. Weshalb er ein Parfüm auch nicht nur so,<br />
sondern als »Identität« bezeichnet. Als er 1992<br />
Inspirierend: Neben vielen Salons <strong>und</strong><br />
Innenhöfen beherbergt Lutens’ Palast<br />
auch ein Duftlabor, in dem er die beiden<br />
luxuriösen Parfüms Veilleur du Nuit<br />
<strong>und</strong> Baptême du Feu ertüftelte.<br />
<strong>für</strong> Shiseido auszog, die Parfümwelt zu erobern,<br />
hätte genau sie den damals angebotenen Düften<br />
gefehlt: die eigene Identität. »Es waren mehr oder<br />
weniger akzeptable Suppen, wie ich sie nenne, mit<br />
auf geklebten Etiketten wie <strong>für</strong> ›die sexy Frau‹ oder<br />
›den sportlichen Mann‹.«<br />
Er habe damals zwar keine Ahnung von der<br />
Parfümerie gehabt, aber er wusste, was gut riecht.<br />
So manche ansprechende Essenz hatte er zuvor<br />
schon im Basar erstanden, nur weil ihn ihr Duft<br />
betörte. Und gut fabulieren konnte der verkannte<br />
Poet schon immer. Zwei ideale Voraussetzungen,<br />
um mit feinen Ingredienzien Parfüm-Geschichten<br />
zu erzählen. »Baptême du Feu« weckt mit<br />
kandierten Mandarinenschalen, Nelken, Ingwer<br />
<strong>und</strong> Zimt die Erinnerung an einen Rummelplatz,<br />
auf dem Serge Lutens als Junge in seiner Geburtsstadt<br />
Nantes in Nordfrankreich war. »Ich mochte<br />
keine Jahrmärkte. Ich mochte als Junge eigentlich<br />
gar nichts. Ich war immer traurig. Man ist mit<br />
mir dahingegangen, um mich zu zerstreuen. Die<br />
Erwachsenen haben sich amüsiert, ich nicht«, sagt<br />
er, grinst dann aber doch. Immerhin hat ihn die<br />
»Mischung aus Karussells, Musik, Liebes äpfeln,<br />
Zuckerwatte <strong>und</strong> Schießbude« jetzt zu einem<br />
überaus anregenden Duft animiert.<br />
Seine Kindheit. Auf sie kommt er immer<br />
wieder zurück. Sie hat ihn, sein ganzes<br />
Schaffen geprägt. Als »Kind der Liebe«,<br />
wie er charmant sagt, wird er 1942 während des<br />
Zweiten Weltkrieges geboren. Seine Mutter gibt<br />
ihn in eine Pflegefamilie, er sieht sie die ersten<br />
Jahre nur selten. Durch die früh erlebte Distanz<br />
erhebt er sie zur unerreichbaren, geheimnisvollen<br />
Göttin. Diese <strong>Ein</strong>stellung formt sein Frauenbild,<br />
sein Verhältnis zu Frauen <strong>und</strong> die Ehrerbietung,<br />
die er ihnen gegenüber mit Make-up- <strong>und</strong> Duftkreationen<br />
zum Ausdruck bringt.<br />
Die »unziemlichen« Umstände seiner Geburt<br />
kreidete die Gesellschaft damals Mutter wie Sohn<br />
an. <strong>Ein</strong> Verhalten, das er seinen Landsleuten bis<br />
heute nicht verziehen hat, <strong>und</strong> das der Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong><br />
seine Wahlheimat Marrakesch ist. »Ich bin durch<br />
<strong>und</strong> durch Franzose, aber ich wollte eine Distanz<br />
zu Frankreich haben.« Deshalb suchte er sich 1972<br />
eine dauerhafte Bleibe in der Wüsten stadt, deren<br />
Faszination er vier Jahre zuvor auf einem Motorradtrip<br />
entdeckt hatte. Es war seine erste Auslandsreise,<br />
spontan finanziert mit einem Vorschuss zum<br />
Vertrags abschluss mit dem Modehaus Dior, <strong>für</strong> das<br />
er eine Make-up-Linie aus der Taufe heben sollte.<br />
Bis dato hatte der gelernte Friseur als Visagist<br />
<strong>und</strong> Stilist <strong>für</strong> die französische Vogue gearbeitet.<br />
<strong>Ein</strong> Engagement, das er einer Reihe von Frauenporträts<br />
verdankte, die er noch in Lille als Amateur<br />
mit seiner Kodak Instamatic aufgenommen hatte.<br />
»Ich habe einfach in der Redaktion angerufen<br />
<strong>und</strong> gefragt, ob ich mit meinen Bildern vorbeikommen<br />
kann. Die haben Ja gesagt. Als ich aufgelegt<br />
hatte, dachte ich, ich spinne. Aber dann<br />
sagte ich mir, die können dich nicht ab lehnen, weil<br />
die Fotos so schön sind.« Pause. »Ich habe mich<br />
nicht getäuscht.«<br />
Irgendwo ist er eben bei aller Bescheidenheit<br />
doch ein Filou. Es macht einen unglaublichen<br />
Spaß, mit diesem intelligenten, belesenen Mann<br />
zu plaudern, der so zielgerichtet wie zerrissen ist.<br />
Das spiegelt sich auch in seinem zweiten aktuellen<br />
Duft »Veilleur du Nuit«. Die Idee dazu ist in einer,<br />
nein, im Laufe vieler seiner schlaflosen Nächte<br />
ent standen. »Ich bin ein Nachtwandler, schlafe<br />
schlecht, maximal drei bis vier St<strong>und</strong>en, egal, wie<br />
spät ich ins Bett gehe«, verrät er. »Es ist eine Katastrophe.<br />
Wenn ich aufwache, wage ich nie auf die<br />
Uhr zu schauen.« Dann holen sie ihn ein, die<br />
Dämonen. »Ich bedaure so viel. Vielleicht sollte<br />
ich ein Buch über mein Bedauern schreiben«, sinniert<br />
er <strong>und</strong> fügt, mit einem Lächeln aus seinen<br />
braunen Augen treuherzig hinzu: »Das Schreiben<br />
hilft mir. Es ist eine Art Selbstanalyse. Jeden<br />
Morgen schreibe ich auf, was mich bewegt. Auch<br />
wenn es mir schlecht geht. Es ist eine Frage der<br />
Disziplin.«<br />
Zum Glück gewinnen die guten Geister in der<br />
Düsternis dann doch wieder die Oberhand. Sie<br />
meldeten sich <strong>für</strong> »Veilleur du Nuit« mit Vetiver,<br />
Tuberose <strong>und</strong> Moschus. Die blumig-orientalische<br />
Identität punktet mit einem Verwöhn-Effekt: Sie<br />
duftet herrlich nach Schokolade. Was der Naschsucht<br />
des Meisters zu verdanken ist, mit der er sich<br />
manchmal das Morgengrauen versüßt. •<br />
10 <strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS
Luxusgipfel<br />
beim<br />
Sonnenkönig<br />
Meisterhaft: Das luxuriöse<br />
Champagner-Diner von<br />
Richard Geoffroy, Chef de<br />
cave von Dom Pérignon,<br />
<strong>und</strong> Sternekoch Alain<br />
Ducasse ist Schauplatz eines<br />
faszinierenden Aromenspiels.<br />
Der Hochadel der französischen <strong>Genuss</strong>kultur zelebriert<br />
seine Künste im Schloss von Versailles. Meisterkoch Alain<br />
Ducasse hat im Königsschloss ein neues Restaurant <strong>für</strong><br />
private Galadiners eröffnet. Zusammen mit Richard Geoffroy,<br />
dem Kellermeister von Dom Pérignon, konzipierte er zur<br />
Eröffnung ein Champagner-Menu mit der Sondercuvée P2 –<br />
das »ultimative Diner« zum »ultimativen Champagner«.<br />
Von Christian Volbracht<br />
Fotos: Dom Pérignon<br />
Richard Geoffroy liebt seine Rollen. Den eigenen Champagner zu inszenieren, ist <strong>für</strong><br />
den Kellermeister von Dom Pérignon eine Leiden schaft. Er tänzelt wie ein Entertainer<br />
durch die Reihen der Gäste im Restaurant von Alain Ducasse im Schloss von Versailles.<br />
Die Hand wedelt mit einem Glas mit Dom Pérignon Cuvée P2 aus dem Jahrgang 1998.<br />
Das P steht <strong>für</strong> Plénitude, also Fülle oder Überfluss, <strong>und</strong> auch hier ist alles praller Luxus.<br />
Schon bei der Ankunft kann man sich der<br />
Magie des Ortes nicht entziehen. Unter tiefgrauen<br />
Oktober-Wolken leuchtet die riesige<br />
Schlossanlage, als sei die Abendsonne gerade<br />
gelandet. Vor den hell illuminierten Sandsteinmauern<br />
strahlen die mächtigen schmiede eisernen<br />
Gitter am Ministerhof in etwas protzigem Gold.<br />
Das Restaurant liegt im Gabrielflügel gleich neben<br />
der Kapelle, nur wenige Schritte vom Spiegelsaal<br />
<strong>und</strong> den Prunkgemächern des Sonnenkönigs<br />
Ludwig XIV. entfernt.<br />
Niemand wäre geeigneter <strong>für</strong> ein Restaurant<br />
an diesem Ort als Alain Ducasse mit seinem<br />
Restaurant- Imperium von jetzt drei<strong>und</strong>zwanzig<br />
Häusern. Er ist der einzige Koch, der es je schaffte,<br />
<strong>für</strong> drei seiner Küchen einmal gleichzeitig je drei<br />
Michelin-Sterne zu bekommen, in Monaco, Paris<br />
<strong>und</strong> New York. Das neue Restaurant in Versailles<br />
taufte er »ore – Ducasse au Château de Versailles«.<br />
ore, lateinisch M<strong>und</strong>, klingt in französischen<br />
Ohren aber auch wie or, das Gold. Es ist ein Doppelrestaurant.<br />
Tagsüber ist das ore ein informelles französisches<br />
Café-Restaurant <strong>für</strong> Versailles- Besucher.<br />
Das Angebot ist klassisch, von Steinbutt schnitten<br />
über Perlhuhnbrust bis zum warmen Croque-<br />
Monsieur-Sandwich <strong>für</strong> dreizehn Euro.<br />
Abends verwandeln sich die Räume in das<br />
»Ducasse au Château de Versailles«, ein exklusives<br />
Restaurant <strong>für</strong> private Events <strong>für</strong> zwei bis<br />
mehr als h<strong>und</strong>ert Personen. Man blickt aus den<br />
modern gestalteten Räumen auf die gepflasterten<br />
Innenhöfe des Schlosses, auf Fassaden mit hohen<br />
Fenstern <strong>und</strong> Steinfiguren. Die Küche bietet<br />
modern interpretierte Gerichte aus der Zeit des<br />
Sonnen königs mit den feinsten <strong>Wein</strong>en Frankreichs<br />
– vom Dom Pérignon P2 über Montrachet<br />
<strong>und</strong> Château Cheval blanc bis zum Abschluss mit<br />
Château d’Yquem. Der Preis beträgt fünfh<strong>und</strong>ert<br />
bis eintausend Euro pro Person, <strong>Wein</strong> inklusive.<br />
Ducasse hatte als eines seiner herausragenden<br />
Symbol-Projekte im Jahr 2007 schon<br />
das Restaurant im Eiffelturm übernommen.<br />
Aber selbst Versailles ist <strong>für</strong> den Erfolgsgewohnten<br />
nicht der Gipfel der Karriere. »Nein, es<br />
ist nur eine, wenn auch sehr schmackhafte, Etappe<br />
auf gutem Niveau«, sagt er. »Ich werde immer<br />
weiter versuchen, Dinge zu entdecken, die ich noch<br />
nicht kenne. Ich bin ständig auf der Suche nach<br />
neuen Emotionen. Das ist eine Obsession.«<br />
Zu Beginn des Interviews vor dem Diner lässt<br />
Ducasse schnell noch ein neues Löffel- Häppchen<br />
probieren: <strong>Ein</strong> Gelee mit Kaviar <strong>und</strong> kleinen<br />
Linsen. Die Frage, wie all der Luxus in schwierige<br />
Zeiten passe, kann ihn nicht beirren: »Man muss<br />
sehen, dass wir hier fünf<strong>und</strong>vierzig Arbeitsplätze<br />
geschaffen haben, wie viel wir investiert haben <strong>für</strong><br />
die Restaurierung des Gebäudes <strong>und</strong> die <strong>Ein</strong>richtung<br />
des Restaurants. Es ist ein absoluter Luxus,<br />
heute Arbeitsplätze zu schaffen in einer Welt der<br />
wirtschaftlichen Schwierigkeiten, einer erschütterten<br />
<strong>und</strong> gestörten Welt. Ich habe da keine<br />
Komplexe.«<br />
»Im ore kann man <strong>für</strong> fünfzig Euro einen<br />
Croque Monsieur essen <strong>und</strong> ein Glas Dom<br />
Pérignon trinken, <strong>und</strong> das im Schloss von Versailles.<br />
Das ist doch etwas!«, sagt Ducasse. »Jeder muss<br />
auf seine Art dazu beitragen, dass die Welt sich<br />
weiter entwickelt.« Richard Geoffroy stimmt<br />
zu: »Man muss weiter Träume <strong>und</strong> Fantasien<br />
haben, das Schöne suchen. Wenn die Menschheit<br />
diesen Traum aufgeben würde, wäre ich sehr beunruhigt.«<br />
Der sechzigjährige Ducasse spricht leise<br />
<strong>und</strong> zurückhaltend, der zwei Jahre ältere Geoffroy<br />
lebhafter – er schaut ein bisschen aus, als sei er der<br />
Bruder von Mr. Pumpernickel, dem Schlager sänger<br />
<strong>und</strong> Moderator Chris Howland (»Das hab ich in<br />
Paris gelernt«).<br />
Pompös: In den<br />
Salons unweit des<br />
Spiegel saals wird<br />
die Sondercuvée<br />
P2 akzentuiert zur<br />
Schau gestellt.<br />
12 13<br />
<strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016
ilden ein Eau parfumée aus Johannisbeeren <strong>und</strong><br />
Rosenwasser <strong>und</strong> Le Fruit in Form von kandierten<br />
Zitrusfrüchten.<br />
Ducasse hat schöne Harmonien zum Dom<br />
Pérignon gef<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> so wurde es eines<br />
der seltenen Champagner-Diners, bei<br />
dem man sich nicht nach dem dritten Gang irgendwie<br />
nach einem Glas Rotwein zu sehnen beginnt.<br />
Richard Geoffroy freut sich über das Kompliment.<br />
Er kreist immer wieder um die Tafel <strong>und</strong> fragt nach<br />
der Wirkung des Spiels der Aromen, Temperaturen<br />
<strong>und</strong> Glasformen. In der Tat ändert der Champagner<br />
seine Aromatik mit der Temperatur <strong>und</strong> der<br />
Glasform. »<strong>Ein</strong> kühlerer <strong>Wein</strong> verschließt sich, ein<br />
wärmerer erweitert sich«, sagt Geoffroy. »Ebenso<br />
sorgt eine enges Glas da<strong>für</strong>, den <strong>Wein</strong> exzessiv einzuschränken<br />
<strong>und</strong> ein weites, ihn zu öffnen.« Dabei<br />
können sich die Effekte auch gegenseitig aufheben.<br />
Etappen des Dom Pérignon. »Zweimal pro Jahr<br />
werden die <strong>Wein</strong>e von mir verkostet, um ihre Entwicklung<br />
zu prüfen. Öfter geht nicht, zu viel Nähe<br />
macht blind«, sagt Geoffroy.<br />
1998 war ein schwieriges Jahr. Nach einem<br />
nassen August sorgte erst ein überaus sonniger<br />
September <strong>für</strong> die Qualität des Jahrgangs. Und<br />
dann musste auch noch die Assemblage der Cuvée<br />
wegen einer Erkrankung Geoffroys im Frühjahr<br />
1999 <strong>für</strong> längere Zeit unterbrochen werden. Der<br />
<strong>Wein</strong>macher hatte an einem Kongress auf Kuba<br />
teilgenommen, bei dem es um Zigarren <strong>und</strong> <strong>Wein</strong><br />
ging. »Ich saß bei einem Essen mit Castro an einem<br />
Tisch, direkt unter dem Auslass der Klimaanlage<br />
<strong>und</strong> holte mir eine ernste Infektion.« Man trank<br />
Dom Pérignon 1990. »Aber ich weiß nicht mehr,<br />
wie ich ins Flugzeug gekommen bin.« Es bestand<br />
aber keine Eile, die Assemblage aus r<strong>und</strong> fünfzig<br />
Gr<strong>und</strong>weinen glückte.<br />
Gelb ist Honig, Marzipan, eine r<strong>und</strong>e Aromatik.<br />
Grau oder silbern zeigt Reife auf der Hefe, mineralische<br />
Töne, Jod <strong>und</strong> Meeresfrüchte«, erklärt er.<br />
»Diese Sprache erleichtert es mir, mit vielen Menschen<br />
zu kommunizieren. Der <strong>Wein</strong>jargon ist etwas<br />
<strong>für</strong> Experten <strong>und</strong> nicht <strong>für</strong> jedermann.« Geoffroy<br />
hat Medizin studiert, bevor er sich <strong>für</strong> die Öno logie<br />
entschied. »Wenn ich als Arzt mit einem Kollegen<br />
über einen Krebskranken spreche, benutze ich auch<br />
andere Wörter als mit dem Patienten selbst. Paradebeispiel<br />
<strong>für</strong> diese andere Sprache ist Plénitude, ein<br />
Begriff aus dem Leben von uns allen.«<br />
Geoffroy spricht bildhaft <strong>und</strong> oft etwas<br />
wolkig, wenn es um Harmonie, Sublimierung<br />
<strong>und</strong> Innovation beim Dom Pérignon<br />
geht, um Reisen in die Vergangenheit, Energie,<br />
Emotion <strong>und</strong> die <strong>für</strong> ihn ewig junge Kraft des<br />
Dom Pérignon. Er weiß um den Wert der Sprache.<br />
Dass der weitgereiste Kellermeister <strong>und</strong> der<br />
weltweit agierende Koch nun zusammenarbeiten,<br />
erscheint ihnen nur als eine logische Folge ihres<br />
bisherigen Schaffens. Bescheidenheit hat da nicht<br />
viel Platz. »Wir erreichen hier Exzellenz in jeder<br />
Hinsicht, beim Geschmack, dem Visuellen, den<br />
Emotionen. Sie müssen nur empfänglich da<strong>für</strong> sein<br />
<strong>und</strong> bereit«, gibt Ducasse den Gästen mit auf den<br />
Weg. »Seien Sie offen, durchlässig.«<br />
Denn heute gibt es erstmals das vom kommenden<br />
Jahr an regelmäßig im Angebot stehende<br />
Mal mit seinem kongenialen Partner getroffen, um<br />
ein spannendes Spiel der Aromen zu konzipieren.<br />
Der Champagner wird in Temperatur stufen<br />
von neun, zehn <strong>und</strong> zwölf Grad ausgeschenkt.<br />
Auch die r<strong>und</strong>lichen Gläser sind unterschiedlich<br />
weit, sie haben ein welliges Glas nach venezianischer<br />
Art <strong>und</strong> kurze Stiele. Dazu gibt es jeweils<br />
harmo nierende Appetithappen: Dorade mit<br />
Zitrus früchten oder Hummer mit Sauer ampfer<br />
passen zum kältesten Champagner. Danach folgen<br />
Jakobsmuscheln mit Kürbiskernen zu dem auf zehn<br />
hauben. Die etwas schwache Decken beleuchtung<br />
besteht aus kolben förmigen Strahlern. In den<br />
modernen Kandelabern auf der Tafel flackern<br />
kleine elektrische Kerzen. Man folgt der Speiseordnung<br />
der Könige von Versailles, zuerst die<br />
Oille, die Suppe: In einer köstlichen Krustentier-<br />
Bouillon schwimmen kleine Gemüse, Krabben,<br />
Muscheln, Bigorneau-Schnecken. Geschmackliche<br />
Akzente setzen kleine Fenchelblüten <strong>und</strong><br />
australischer Limettenkaviar, dazu harmoniert der<br />
kühle P2 mit seinen Hefenoten.<br />
Königlich: Gespeist wird im Gabrielflügel,<br />
direkt neben den Prunkgemächern<br />
von Ludwig XIV. Kellner<br />
in stilisierter Hoftracht servieren<br />
Richard Geoffroy <strong>und</strong> seinen Gästen<br />
hier Dinkel töpfchen mit Artischocken<br />
<strong>und</strong> Alba-Trüffeln.<br />
Menu mit Dom Pérignon P2. Plénitude-Cuvées<br />
sind länger auf der Hefe gereifte Jahrgangschampagner<br />
von Dom Pérignon. Früher wurden<br />
sie als Oenothèque-Cuvées angeboten. Normaler<br />
Dom Pérignon, gewissermaßen die Stufe P1, wird<br />
nach mindestens sieben Jahren Reife vermarktet.<br />
<strong>Ein</strong> P2 muss mindestens zwölf Jahre auf der Hefe<br />
liegen, bevor er <strong>für</strong> Geoffroy einen neuen Reifehöhepunkt<br />
erreicht hat. Der <strong>Wein</strong>macher spricht<br />
von der »Plénitude de l’Énergie«. Es folgt der P3,<br />
der mindestens zwanzig Jahre auf der Hefe gelegen<br />
hat: die »Plénitute de la Complexité«.<br />
Es ist ein faszinierendes Diner, bei dem der P2<br />
aus dem Jahrgang 1998 seine ganze Kraft <strong>und</strong> Vielfalt<br />
zeigt. Ducasse hat sich zur Vorbereitung vier<br />
Grad temperierten P2, Pollack- Dorsch mit Kaviar<br />
<strong>und</strong> Geflügel mit Trüffeln zum Zwölf-Grad-P2.<br />
Die Aromen ergänzen sich, nur mit Räucheraal<br />
<strong>und</strong> grünem Apfel hat der Champagner etwas zu<br />
kämpfen.<br />
Das Spiel der Harmonien der Geschmäcker<br />
geht beim eigentlichen Diner weiter. Es<br />
wird im großen Saal des Restaurants von<br />
Kellnern in stilisierter Hoftracht serviert. Wie zu<br />
Zeiten des Sonnenkönigs kündigt der Chef de<br />
Service die Gänge an, indem er mit seinem Holzstab<br />
aufs Parkett klopft. Die Kellner schauen etwas<br />
unglücklich drein, denn sie müssen stilisierte Gaze-<br />
Perücken tragen, die wirken wie verrutschte Dusch-<br />
Als Entrées folgen ein attraktiver Teller mit<br />
Kaviar <strong>und</strong> Jakobsmuschel in einem Kranz von<br />
Grüner Sauce, dann Frosch-Kroketten mit Sauerampfer<br />
<strong>und</strong> kleine Gemüse aus dem Garten von<br />
Versailles. Der Champagner hält auch den Kontrast<br />
zur gebratenen Gänseleber mit gedünsteten<br />
Feigen, die unter einer Art Glocke aus einem<br />
duftenden getrockneten Feigenblatt aufgetragen<br />
werden. Als Relevé-Zwischengang kommt ein<br />
Dinkel töpfchen mit Artischocken mit frisch gehobelter<br />
Alba-Trüffel auf die Teller. Der Champagner<br />
hat damit ebenso wenig Schwierigkeiten wie<br />
mit dem Rôst, dem Hauptgang, einer traditionellen<br />
sahnigen Königinpastete mit Kalbsbriesstückchen<br />
<strong>und</strong> feinem Ragout. Den Abschluss<br />
Das Extrem führte Geoffroy vor, indem er den P2<br />
in enge traditionelle Kelchgläser füllen ließ. Für<br />
ihn ein Graus: »<strong>Ein</strong> schrecklicher <strong>Wein</strong> war das!«<br />
Solch ein fröhlich gesagtes Urteil kann sich<br />
der Nachfolger des visionären Mönchs Dom<br />
Pérignon in der Abtei von Hautvilliers in der<br />
Champagne erlauben. Der Benediktinermönch<br />
Dom Pérignon starb 1715, im selben Jahr wie der<br />
Sonnen könig, <strong>und</strong> wird oft fälschlich als »Erfinder«<br />
des Champagners bezeichnet. Seine Bedeutung<br />
liegt aber vielmehr in der Verbesserung der<br />
Champagnerweine durch strengen Rebschnitt,<br />
Reduzierung der Erträge <strong>und</strong> durch die Assemblage<br />
verschiedener <strong>Wein</strong>e. Der Mönch war ein<br />
Gegner der Schaumentwicklung im <strong>Wein</strong> durch<br />
die zweite Gärung, die damals noch viele Flaschen<br />
platzen ließ <strong>und</strong> erst später gezielt hervorgerufen<br />
wurde. Um die zweite Gärung nach Möglichkeit zu<br />
vermeiden, kelterte Dom Pérignon deshalb weiße<br />
<strong>Wein</strong>e aus roten Trauben.<br />
Heute ist Geoffroy der Mastermind des<br />
Dom Pérignon im Luxuskonzern LVMH Moët<br />
Hennessy. Er hatte die Leitung der Keller im Jahr<br />
1990 übernommen <strong>und</strong> das Potenzial der länger<br />
reifenden <strong>Wein</strong>e erkannt. Er allein ist da<strong>für</strong> verantwortlich,<br />
eine Ernte zum Jahrgangswein zu<br />
erklären, <strong>und</strong> er definiert die zeitlichen Plénitude-<br />
Wenn ein Champagner-<strong>Wein</strong> länger auf der<br />
Hefe liegt, werde er seidiger, cremiger, tiefer <strong>und</strong><br />
aromatischer, sagt Geoffroy. Die süße Dosage-<br />
Zufuhr nach dem Degorgieren kann dann immer<br />
mehr reduziert werden. »Im Vergleich zum 1998er<br />
Dom Pérignon P1 ist der P2 zurückhaltender,<br />
frischer, weniger oxidativ, mineralischer, rauchiger,<br />
grauer«, analysiert Geoffroy. – Grauer? – »Ja,<br />
ich benutze Farben, um Aromen zu beschreiben.<br />
Weiß sind helle Früchte, vegetabilische Aromen.<br />
Köstlich: Gemüse aus den Schloss gärten,<br />
Foie gras mit Feigen <strong>und</strong> weiße Trüffel<br />
harmonieren mit dem 1998er P2. <strong>Ein</strong> Eau<br />
parfumée aus Johannis beeren <strong>und</strong> Rosenwasser<br />
beschließt den kulinarischen Reigen.<br />
»Worte sind extrem wichtig bei der Darstellung<br />
des <strong>Wein</strong>es«, sagt er. »<strong>Wein</strong> ohne Worte, das geht<br />
nicht.« Sein Lebenszyklus verlaufe zwischen dem<br />
<strong>Wein</strong>berg <strong>und</strong> Präsentationen wie hier in Versailles.<br />
»Ich bin <strong>für</strong> alle Etappen verantwortlich, von der<br />
Traube bis zum Moment, wo der <strong>Wein</strong> in Szene<br />
gesetzt wird. Wichtig in diesem Spiel ist die Integration,<br />
man muss eine globale Verantwortung <strong>für</strong><br />
den ganzen Prozess haben.«<br />
<strong>Ein</strong> nächster Schritt ist dann der zwanzig Jahre<br />
gereifte P3 des Jahres 1998, der einen weiteren<br />
genussvollen Höhepunkt an aromatischer Komplexität<br />
bringen soll. Auch die Preise steigen. <strong>Ein</strong><br />
P2 kostet mehr als dreih<strong>und</strong>ert Euro, P3-Abfüllungen<br />
je nach Alter ein Mehrfaches. Und folgt<br />
auf die P3-Cuvée auch P4? Nein, wohl nicht mit<br />
diesem Namen, meint Geoffroy. Er glaubt, dass<br />
die Wirkung der Hefen bis zu einh<strong>und</strong>ert Jahre<br />
anhält. »Die Reifung in der Flasche geht aber dann<br />
nicht mehr in Etappen weiter, sondern kontinuierlicher.«<br />
Er lacht: »Vielleicht nennen wir ihn<br />
beyond P3, über P3 hinaus, oder beyond beyond<br />
P3. Auf jeden Fall: Es gibt ein Leben nach P3.«<br />
Und weitere ultimative Inszenierungen mit großen<br />
Köchen aus aller Welt. •<br />
14 15<br />
<strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016
<strong>Ein</strong>fach<br />
PRICKELND<br />
Pssst! Sie sprechen ja nicht darüber, Marc Jacobs<br />
<strong>und</strong> Anne Bouzantian. Aber das eine oder andere<br />
Glas Champagner werden der US-Designer <strong>und</strong><br />
die Parfümeu rin seines neuen Dufts »Divine<br />
Decadence« wohl getrunken haben. Es blieb ihnen<br />
quasi nichts anderes übrig. Ging es ihnen doch um<br />
Glamour verflüssigen –<br />
geht das? Durchaus,<br />
wenn man es wie der<br />
amerikanische Designer<br />
Marc Jacobs schafft,<br />
Parfüm mit Champagner<br />
zu beleben<br />
Von Angelika Ricard-Wolf<br />
die Ideenfindung <strong>für</strong> dessen Rezeptur. Die sollte<br />
nämlich, so Wunsch <strong>und</strong> Vorgabe des Modemachers,<br />
»prickelnde, glamouröse Dekadenz ausstrahlen«.<br />
Womit die Duftmischerin sofort das Bild »eines<br />
extra vaganten Mädchens mit einem Champagnerglas<br />
in der Hand« vor Augen hatte. Was könnte<br />
verführerischer als eine schöne Frau, was belebender als<br />
perlen der Champagner sein? Für die Inspiration bei der Wahl<br />
des Glamour girls genügten ein Blick auf die Kollektion von<br />
Jacobs <strong>und</strong> ein Besuch seiner Modenschau. Aber was den<br />
Champagner angeht – ohne Verkostung läuft da doch gar<br />
nichts!<br />
Je nach Marke <strong>und</strong> Jahrgang erinnert ein Bouquet dieser<br />
Nobelbrause an Blüten, an Heu oder es riecht nussig, vielleicht<br />
sogar metallisch. Sagen die, die es von Berufs wegen<br />
alle naslang verkosten (müssen), die Sommeliers. Aber die<br />
ließen Jacobs <strong>und</strong> Bouzantian außen vor. Sie erfanden ihr<br />
ganz eigenes spritziges Bouquet, das als Kopfnote aus dem<br />
»Divine Decadence«-Flacon steigt.<br />
Es ist ein erfrischender Auftakt aus Orangenblüte, Bergamotte,<br />
Zitronenverbene <strong>und</strong> – moderne Dufttechnologien<br />
machen es möglich – veritablem Champagnerextrakt. Raffiniert<br />
komponiert. Typisch <strong>für</strong> Anne Bouzantian. Die Parfümeurin,<br />
eine gebürtige Rumänin, die seit 1970 in den Vereinigten<br />
Staaten lebt, beherrscht die Klaviatur der Noten. Nicht<br />
nur als ausgebildete Pianistin am Konzert-Flügel, sondern<br />
auch in ihrem jetzigen Job beim Riechstoffhersteller Firmenich.<br />
Dort arbeitet sie seit 1972. Zuerst war sie im Labor an<br />
der Entwicklung neuer Ingredienzien beteiligt, dann wechselte<br />
sie ins Kreationsteam <strong>und</strong> darf seit 1988 als einzige Frau<br />
im Unternehmen den Titel »Meister-Parfümeur« tragen.<br />
<strong>Ein</strong>e rein olfaktorische Hommage an edlen Champagner<br />
passt ihrer Meinung nach perfekt zum neuen Jacobs-<br />
Duft. »<strong>Wein</strong> <strong>und</strong> Alkohol sind seit Dionysos <strong>und</strong> Bacchus,<br />
den griechischen <strong>und</strong> römischen Gottheiten, ein Synonym<br />
<strong>für</strong> Überschwang – ihre Verehrung diente dazu, die Sinne zu<br />
stimulieren.« Der Champagner-Akkord gebe dem Parfüm<br />
eine ganz besondere Ausstrahlung, sagt sie. Geißblatt, Gardenie,<br />
Safran <strong>und</strong> Vanille unterstreichen in Herz- <strong>und</strong> Basisnote<br />
sein luxuriöses Profil.<br />
Betrunken werden kann man von ihrer Komposition<br />
zwar nicht, trunken schon. Was ja Sinn eines jeden Parfüms<br />
ist. Bei diesem besteht, so hoffen seine Macher,<br />
Suchtgefahr. »Man kann damit«, meint Anne Buzantian<br />
mit einem Augenzwinkern, »seine wilde Seite entfesseln.<br />
Auf kultivierte Weise.«<br />
Zur Taufparty des Duftes hatte Marc Jacobs übrigens ins<br />
The Ace United Artists Theater in Los Angeles eingeladen. Im<br />
Mittelpunkt des luxuriösen Events, im Überfluss von Kaviar<br />
<strong>und</strong>, natürlich, Champagner stand Kampagnen-Model Adriana<br />
Lima. Zur Feier des Tages verriet sie den anwesenden<br />
Reportern, wo sie selbst den Duft aufträgt. Im Haar, hinter<br />
den Ohren, in den Kniekehlen <strong>und</strong> – auf dem Bauchnabel.<br />
Wenn das keine göttliche Dekadenz ist! •<br />
Der Champagner-Duft<br />
im smaragdgrünen<br />
Flakon ist eine Hommage<br />
an das glamouröse<br />
Holly wood von gestern.<br />
Topmodel Adriana<br />
Lima ist nicht nur das<br />
Gesicht der Kampagne –<br />
sie ist auch eine große<br />
Liebhaberin des eigenwilligen<br />
Parfüms.<br />
Fotos: Marc Jacobs Fragrances<br />
16 17<br />
<strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016
Rind <strong>und</strong> Rioja<br />
<strong>Ein</strong> Wettstreit besonderer Art:<br />
Welche Steaks passen am besten zu<br />
den <strong>Wein</strong>en des Marqués de Riscal?<br />
Es ist ein ungewöhnlicher Wettkampf, der auf dem <strong>Wein</strong>gut Marqués de Riscal in<br />
Elciego ausgetragen wird: Sechs Spitzenköche haben sich auf der Terrasse des Hotels in der City of<br />
Wine versammelt. Jeder von ihnen gilt in Spanien als Virtuose am Grill. Jeder von ihnen will zeigen, wie man das<br />
perfekte Steak zubereitet. Gregorio Tolosa <strong>und</strong> José Gordón stehen bereit. Iñaki <strong>und</strong> Mikel Gorrochategui sind<br />
aus der Casa Julián in Tolosa angereist, das weltweit als eines der besten Steak-Restaurants gilt. Alle überragt der<br />
hoch aufgeschossene Juan Antonio Zaldua, ein Volksheld im Baskenland. Jahrelang stand er bei Athletic Bilbao<br />
im Tor, bevor er sein Können an der Parrilla, dem Grill, zeigte. Fernsehteams <strong>und</strong> Fotografen drängen sich um<br />
die Köche, einer steht immer wieder im Mittelpunkt: Francis Paniego, Gastgeber <strong>und</strong> Sterne koch, der in Elciego<br />
eine raffinierte baskische Küche zelebriert. Vor den Grillstationen liegen auf einem Tisch Fleisch stücke aus dem<br />
Basken land, aus Galicien, Bayern <strong>und</strong> Polen: T-Bone-Steaks sind darunter, schaufelgroß, Ochsenfleisch mit sattem<br />
gelbem Fettrand, achtzig Tage gereift. Aber auch zarte Kalbsteaks sind dabei, wenige Tage jung.<br />
Von Rainer Schäfer<br />
Fotos Rui Camilo<br />
Im Hintergr<strong>und</strong> beobachtet Mikel Zeberio<br />
zufrieden, wie die Köche sich an den Grills<br />
zu schaffen machen. Das Schwergewicht mit<br />
dem Zauselbart ist eine kulinarische Institution<br />
in Spanien. Er ist in Galicien auch an einer Farm<br />
beteiligt, die neue Wege geht bei der Aufzucht<br />
von Rindern. Auch deswegen hat Zeberio die<br />
Star köche um sich versammelt. »Wir müssen die<br />
Tiere besser behandeln«, fordert er. Mikel Zeberio<br />
musste sich mächtig ins Zeug legen, um das Kräftemessen<br />
in Elciego zu organisieren. »So etwas«,<br />
sagt er, »hat es in Spanien noch nicht gegeben.«<br />
Über den Steak-Gurus glitzert das Dach in psychedelischen<br />
Farben <strong>und</strong> Formen, das Hotel ist der<br />
Mittelpunkt der vom kanadischen Stararchitekten<br />
Frank O. Gehry entworfenen City of Wine. Viel<br />
Zeit bleibt den Köchen nicht, sich mit der spektakulären<br />
Kulisse zu beschäftigen: Die Fleisch stücke<br />
müssen punktgenau zubereitet werden. Dabei<br />
schwört jeder auf seine Methode <strong>und</strong> seine Tricks:<br />
Iñaki Gorrochategui bedeckt sein Steak dick mit<br />
einer speziellen Salzmischung. José Gordón versiegelt<br />
sein Fleisch bei knapp unter fünfzig Grad.<br />
»Sellar« sagt er dazu, wenn die Kruste karamellisiert<br />
<strong>und</strong> der Fleischsaft eingeschlossen wird. Es ist<br />
eine Wissenschaft <strong>für</strong> sich, über deren Details man<br />
sich ewig auslassen könnte. Wenig später präsentieren<br />
die Grillmeister stolz ihre Steaks, es fällt<br />
schwer, Messer <strong>und</strong> Gabel wegzulegen. Jeder Arzt<br />
hätte Verständnis, wenn man sich daran über essen<br />
würde.<br />
Wenn im Baskenland Fleisch auf den Tisch kommt,<br />
darf der Rotwein nicht fehlen. Wenn aber so exzellentes<br />
Fleisch aufgetischt werde, müssten auch<br />
besondere <strong>Wein</strong>e ausgeschenkt werden, erklärt<br />
José Luis Muguiro, Verkaufsdirektor <strong>und</strong> im Vorstand<br />
von Marqués de Riscal. Er lässt seine Spitzenweine<br />
auftragen, Finca Torrea 2012, einen modern<br />
interpretierten Tempranillo. Den edlen Barón de<br />
Beim Grillwettstreit findet alles Fleisch<br />
seine Vollendung. Die Rotweine aus<br />
den Kellern von Marqués de Riscal<br />
komplettieren das von Sternekoch<br />
Francis Paniego <strong>und</strong> Farmer Mikel<br />
Zeberio inszenierte <strong>Genuss</strong>spektakel.<br />
Chirel aus dem Jahr 2012, der neben Tempranillo<br />
auch Cabernet Sauvignon zeigt. Aber es sind vor<br />
allem die traditionell erzeugten, würzigen Rioja,<br />
die das Fleisch genussvoll begleiten, vor allem die<br />
Gran Reserva aus 2006. »Es sind die Gerbstoffe<br />
der Tempranillo-Traube, die diese Verbindung so<br />
besonders machen«, weiß José Luis Muguiro. »Sie<br />
haben Kraft <strong>und</strong> sind trotzdem geschmeidig.«<br />
Kein anderes <strong>Wein</strong>gut der Rioja verbindet Tradition<br />
<strong>und</strong> Fortschritt so stimmig wie Marqués de<br />
16 17<br />
<strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016
In der von Frank O. Gehry<br />
<strong>für</strong> Marqués de Riscal entworfenen<br />
City of Wine<br />
begegnet man den <strong>Wein</strong>en<br />
des Hauses aus der<br />
Tempranillo-Traube. So<br />
auch einer kost baren Flasche<br />
des Jahr gangs 1964, die<br />
vor dem Kredenzen von<br />
<strong>Wein</strong>guts direktor Alejandro<br />
Aznar mit einer heißen<br />
Zange geöffnet wird.<br />
zu erkennen: Den Gürtel enger zu schnallen, das<br />
kommt <strong>für</strong> ihn nicht in Frage. Aber <strong>Genuss</strong> funktioniere<br />
nicht ohne Ethik <strong>und</strong> Verantwortung:<br />
Als er sich in Elciego mit den Köchen traf, diskutierten<br />
sie auch lebhaft über die Haltung <strong>und</strong><br />
Schlachtung von Rindern. »Es geht um die Lebensqualität<br />
der Tiere«, sagt Zeberio. »Sie dürfen nicht<br />
leiden.« Zeberio macht sich stark <strong>für</strong> eine artgerechte<br />
Tierhaltung <strong>und</strong> einen Tod ohne unnötigen<br />
Stress. »Wenn Tiere schon sterben müssen«,<br />
sagt er, »dann wenigstens auf eine respektvolle<br />
Art.« Seine Herden liegen ihm am Herzen. Wenn<br />
er von ihnen redet, schlägt er sich immer wieder<br />
mit der flachen Hand auf die Brust.<br />
Petra Mora, sagt Mikel Zeberio, sei im Kern<br />
eine »romantische Idee«. Aber bei allem<br />
Idealismus müsse die Farm auf Sicht auch<br />
»rentabel wirtschaften«. Weil man mit dem Verkauf<br />
des eigenen Fleischs noch nicht über die<br />
R<strong>und</strong>en komme, arbeitet Petra Mora mit h<strong>und</strong>ertfünf<strong>und</strong>siebzig<br />
anderen Erzeugern zusammen. Die<br />
Produkte werden in Läden in Madrid, Barcelona<br />
oder Alicante, aber auch online vertrieben. Es sind<br />
regionale Spezialitäten von bester Güte: Pata de<br />
Mulo, ein Schafskäse aus León, mit weicher Textur<br />
<strong>und</strong> natürlicher Schimmelkruste, der wie der Huf<br />
eines Maultiers geformt ist. Anchovis-Filets aus<br />
dem Kantabrischen Meer mit einer fleischigen<br />
Textur <strong>und</strong> einem eindringlichen Geschmack.<br />
Oder Fuet, eine delikate Wurst, die in Schwarzbier<br />
eingelegt wurde. »Petra Mora ist das Siegel <strong>für</strong> das<br />
Beste vom Besten«, sagt Justino Guerra Frade, der<br />
als Manager den Verkauf <strong>und</strong> das Warenhaus in der<br />
nahegelegenen Stadt Benavente leitet. Petra Mora,<br />
sagt Frade, sei auch eine Chance <strong>für</strong> ein heimische<br />
Erzeuger, sich zu etablieren. »Wir wollen Perspektiven<br />
bieten, die das ländliche Galicien nicht hat«,<br />
sagt Frade. In Granja de Moreruela war der Tele-<br />
Club noch vor wenigen Jahren das einzige Lokal<br />
mit einem Fernseher. Dort versammelten sich die<br />
<strong>Ein</strong>wohner, wenn Wahlen oder wichtige Fußballspiele<br />
anstanden. Viele der Jungen wandern in die<br />
Städte ab, wo sie sich bessere Möglichkeiten versprechen.<br />
»Wenn wir hier Arbeitsplätze schaffen«,<br />
sagt Justino Guerra Frade, »dann können<br />
wir etwas dagegen setzen.«<br />
Es ist Abend geworden in Galicien, Mikel Zeberio<br />
fängt in der Küche der Dehesa La Guadaña an zu<br />
kochen. Es wird ein Menü, das sich in die Länge<br />
zieht, ganz nach Zeberios Geschmack. Auf das<br />
Bries vom Rind lässt er ein Ragout folgen, das<br />
aus Leber, Lunge <strong>und</strong> Milz vom Lamm besteht.<br />
Zeberio brät nicht nur Filets <strong>und</strong> Steaks, gekonnt<br />
bereitet er auch den in Rotwein geschmorten<br />
Rinder schwanz zu. Aus Respekt verarbeitet er nur<br />
komplette Tiere, wenn Zeberio kocht, dann auch<br />
ein bisschen <strong>für</strong> eine bessere Welt. Für den Hauptgang<br />
brät er in der Pfanne eine Chuleta, ein Kotelett<br />
von einem der eigenen Kälber. Das Fleisch isst<br />
Zeberio ungeniert mit den Händen, »wir sind in<br />
Spanien«, sagt er. Das Kotelett sei so zart, saftig<br />
<strong>und</strong> schmackhaft, weil die Tiere in vollkommener<br />
Freiheit lebten. »Je weniger Stress sie haben,<br />
desto besser schmeckt das Fleisch«, sagt Zeberio.<br />
»Es wird Zeit, dass sich das auch unter Köchen<br />
herumspricht.« Zur Chuleta wählt Zeberio den<br />
weißen Barón de Chirel von Marqués de Riscal.<br />
Die Verdejo- Trauben kommen von Rebstöcken,<br />
die vor der Reblausplage gepflanzt wurden <strong>und</strong><br />
h<strong>und</strong>ert zwanzig Jahre alt sind. Es ist eine famose<br />
Kombination, die Vereinigung spanischer Extraklasse.<br />
»Viele meckern, wenn man Weißwein zur<br />
Chuleta reicht«, erzählt Zeberio. Er aber will »Traditionen<br />
brechen <strong>und</strong> neue Horizonte öffnen«.<br />
Am nächsten Morgen will Mikel Zeberio<br />
zuerst nach den Rindern schauen. Im<br />
Geländewagen fährt er über holprige <strong>und</strong><br />
staubige Wege. Am Fluss stehen die Mauern einer<br />
Mühle, in denen die Mönche ihr Getreide gemahlen<br />
haben. Am Horizont steigt ein Schwarm Enten<br />
in die Luft, im Formationsflug präsentieren sie<br />
am Himmel eine symmetrische Choreographie,<br />
wie mit dem Laser vermessen. Unter Steineichen<br />
stehen Rinder, als Zeberio sich der Herde nähert<br />
<strong>und</strong> zu pfeifen beginnt, kommen sie zu ihm gelaufen<br />
<strong>und</strong> reiben sich an ihm. »Wo gibt es das sonst<br />
noch?«, fragt Mikel Zeberio mit weichem Blick.<br />
In diesem Moment sieht man ihm an, dass er von<br />
seiner Mission überzeugt ist: Zeberio will mit Petra<br />
Mora das beste Fleisch Spaniens erzeugen, mit den<br />
»glücklichsten Rindern des Landes«. Manchmal,<br />
wenn ihm danach ist, tanzt der füllige Mann auch<br />
auf der Weide mit seinen Rindern, es ist ein majestätischer<br />
Tanz der Kolosse. Auf dem Heimweg zur<br />
Farm fährt Zeberio an der alten Stierkampfarena<br />
vorbei. Wo früher Stiere ihr Blut vergossen, ist<br />
lautes Gegacker zu hören. Mikel Zeberio, der so<br />
fest an ein Leben in Freiheit glaubt, hat die Arena<br />
zum Hühnerpalast umbauen lassen. •<br />
Riscal. In den vergangenen Jahren wurden gewaltige<br />
Anstrengungen unternommen, um diese<br />
besondere Stellung zu untermauern: Die <strong>Wein</strong>e<br />
zählen zu den besten der Rioja, die City of Wine<br />
lockt mit ihrer extravaganten Architektur r<strong>und</strong><br />
h<strong>und</strong>erttausend Besucher im Jahr nach Elciego.<br />
Das <strong>Wein</strong>gut pflegt schon seit seiner Gründung<br />
1858 eine enge Beziehung zum Königshaus: In regelmäßigen<br />
Intervallen kommt der spanische König<br />
vorbei, um <strong>Wein</strong>e zu verkosten. Der könig liche<br />
Besuch kann sich in die Länge ziehen, schließlich<br />
lagern in der Catedral del Vino h<strong>und</strong>ert vierzigtausend<br />
Flaschen <strong>Wein</strong>. Die ältesten stammen<br />
aus dem Jahr 1862, als die erste Ernte eingebracht<br />
wurde. Es ist ein Schatz, den José Luis Muguiro<br />
gerne vorführt. Durch unterirdische Gänge geht<br />
er zur Catedral. Auch Alejandro Aznar, der Direktor<br />
des <strong>Wein</strong>guts, lässt es sich nicht nehmen, seinen<br />
Cousin zu begleiten. <strong>Ein</strong>e besondere Flasche soll<br />
geöffnet werden aus dem famosen Jahrgang 1964,<br />
die 75 Prozent Tempranillo wurden mit Cabernet<br />
Sauvignon veredelt. Wenn solche Schätze ver kostet<br />
werden, muss die Flasche mit einer Tenazas, einer<br />
glühend heißen Zange, geöffnet werden. Sonst<br />
wäre das Risiko, dass der Kork zerbröseln könnte,<br />
zu groß. Langsam wird die Tenazas über dem<br />
Bunsen brenner erhitzt, mit einem mächtigen Satz<br />
springt der Hals von der Flasche <strong>und</strong> gibt einen<br />
grandiosen <strong>Wein</strong> frei mit jugendlicher Energie,<br />
dicht, strahlend <strong>und</strong> langanhaltend.<br />
Wenige Tage nach dem Duell am Grill<br />
wartet Mikel Zeberio am Bahnhof von<br />
Zamora in Galicien. Was Marqués de<br />
Riscal im <strong>Wein</strong> gelingt, will Zeberio auch bei der<br />
Fleischqualität erreichen. Da<strong>für</strong> hat er das Projekt<br />
Petra Mora gegründet. An riesigen Weideflächen<br />
vorbei geht es zur Dehesa La Guadaña, die Farm<br />
liegt beim Dorf Granja de Moreruela. Im Gutshaus<br />
öffnet Zeberio die Tür zu einem kleinen Raum:<br />
Hier habe alles angefangen. Da wurden 2010 die<br />
ersten Pläne geschmiedet <strong>und</strong> über den Namen<br />
abgestimmt: Petra Mora steht <strong>für</strong> den roten Boden<br />
der Gegend. Inzwischen weiden auf 600 Hektar<br />
Land tausendzweih<strong>und</strong>ert Schafe <strong>und</strong> sechs h<strong>und</strong>ert<br />
Rinder. Mikel Zeberio setzt sich immer <strong>für</strong> das<br />
Unterdrückte, das Bedrohte ein: Die Rinder zählen<br />
zu der autochthonen Bergrasse Parda de Montaña.<br />
Die Churra-Schafe, an den dunklen Flecken am<br />
Kopf zu erkennen, sind nur noch im Nordwesten<br />
Spaniens verbreitet. »Kuhhotel«, so nennt<br />
Zeberio die Farm, bei der die Tiere im Mittel punkt<br />
stehen sollen, vom Menschen be hütet »<strong>und</strong> nicht<br />
drangsaliert«. Die Herden können sich frei bewegen,<br />
sie haben Zugang zum Esla, der Fluss bildet auf<br />
drei Kilo metern die natürliche Grenze zur Farm.<br />
Dreißigtausend Stein eichen liefern Futter, Rinder<br />
<strong>und</strong> Schafe schätzen die Eicheln der Bäume, die<br />
im Sommer Schatten spenden. In der industriellen<br />
Massenhaltung, sagt Zeberio, seien Tiere auf engem<br />
Raum eingesperrt, »oft werden sie mit Stöcken <strong>und</strong><br />
Elektroschlägen traktiert«. Bei Petra Mora kennen<br />
die Tiere ihre Hüter, sie reagieren auf ihre Pfiffe <strong>und</strong><br />
zeigen keine Scheu.<br />
Neben dem <strong>Ein</strong>gang der Farm stehen die Ruinen<br />
des Klosters Santa María de Moreruela, das französische<br />
Zisterzienser-Mönche im 11. Jahr h<strong>und</strong>ert<br />
erbauten. Es diente auch Pilgern als Herberge,<br />
die auf dem Jakobsweg unterwegs waren. »Die<br />
Mönche wählten immer die besten <strong>und</strong> fruchtbarsten<br />
Plätze aus«, sagt Mikel Zeberio, der sich<br />
auch als »Missionar« fühlt, allerdings im Dienste<br />
des guten Geschmacks. Schon früh lernte der Baske<br />
seinen Gaumen einzusetzen <strong>und</strong> gute Gerichte von<br />
schlechten zu unterscheiden. Sein Vater war Grillmeister<br />
im Palace Hotel in Madrid, seine Mutter<br />
galt als eine der besten Köchinnen an der Biskaya.<br />
Seit elf Jahren unterrichtet Zeberio als Pro fessor<br />
am einflussreichen baskischen Zentrum <strong>für</strong> Kulinarik<br />
in San Sebastián. Der 64-Jährige ist ein großer<br />
Genießer, es gibt nichts, was er lieber tut, als ausgiebig<br />
zu speisen. »Essen«, sagt er, »bedeutet Freiheit<br />
<strong>für</strong> mich.« Es ist unschwer an seiner Figur<br />
Die Tiere auf der Farm<br />
Petra Mora leben<br />
würde voll in Freiheit<br />
<strong>und</strong> werden stressfrei<br />
geschlachtet. Das<br />
beruhigt das Gewissen<br />
<strong>und</strong> dient laut Mikel<br />
Zeberio zudem der<br />
Qualität des Fleisches.<br />
18 19<br />
<strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016
Advertorial<br />
Advertorial<br />
eniessen<br />
G– <strong>für</strong> ein langes Leben<br />
<strong>Ein</strong> neuer Platz <strong>für</strong> Luxus-Events:<br />
der Gaggenau-Showroom in München<br />
Am Westrand des Nordschwarzwaldes, an beiden Ufern der Murg, liegt<br />
Gaggenau. <strong>Ein</strong>e mittelgroße Stadt mit einer langen Geschichte, die sich bis ins<br />
13. Jahr h<strong>und</strong>ert zurückverfolgen lässt. Den Gaggenauern geht es gut. Industrie,<br />
Natur <strong>und</strong> gute Infrastruktur sorgen <strong>für</strong> eine hohe Lebensqualität. Um letztere<br />
geht es in einem achtjährigen Feldversuch, den die Uni-Kliniken Mannheim<br />
<strong>und</strong> Tübingen sowie das Mannheimer Zentrum <strong>für</strong> seelische Ges<strong>und</strong>heit<br />
in diesem Jahr in Gaggenau gestartet haben. »<strong>Ein</strong> gutes Jahr mehr« lautet<br />
die Überschrift des Projekts, dessen Ziel es ist, durch optimale Ges<strong>und</strong>heitsversorgung,<br />
Betreuung von älteren Mitbürgern <strong>und</strong> ideale Arbeitsbedingungen<br />
die Lebenserwartung der <strong>Ein</strong>wohner Gaggenaus zu verlängern. Idealerweise<br />
um ein ganzes – gutes – Jahr.<br />
Von Cora Besnich<br />
Die zeitlichen Dimensionen des Unternehmens<br />
Gaggenau sind ganz andere. Im Jahr 1683 als<br />
Hammer- <strong>und</strong> Nagelschmiede in eben jenem<br />
Gaggenau gegründet, ist Gaggenau Hausgeräte<br />
heute einer der exklusivsten Hersteller hoch wertiger Backöfen<br />
<strong>und</strong> Küchengeräte. Der Großteil der Produktion findet<br />
auch jetzt im nahe Gaggenau gelegenen Lipstadt im Elsass<br />
statt, den Firmensitz hat Gaggenau 2003 nach München<br />
verlegt. Im 333. Jahr seines Bestehens hat das Unternehmen<br />
dort den ersten Gaggenau Showroom in Deutschland eröffnet.<br />
In Miami <strong>und</strong> San Francisco, in Barcelona <strong>und</strong> Honolulu,<br />
in Paris <strong>und</strong> London gibt es diese Showrooms schon<br />
seit vielen Jahren, nur an der Basis fehlte bisher eine entsprechende<br />
Location.<br />
Doch nun gibt es, seit Anfang des Jahres, in der Münchner<br />
Arabellastraße die Möglichkeit, die modernsten Geräte<br />
der Gaggenau Collection in Aktion zu erleben: R<strong>und</strong> achtzig,<br />
vom Herd bis zum <strong>Wein</strong>kühlschrank <strong>und</strong> der Kaffeemaschine,<br />
wurden im Showroom eingebaut. Das Ambiente<br />
wirkt nur auf den ersten Blick kühl, im Innern stehen dicke<br />
Fotos: Gaggenau<br />
Stämme von Douglasien als Reminiszenz an die Herkunft des<br />
Unternehmens aus dem Schwarzwald <strong>und</strong> als Symbol seiner<br />
Tradition, feinster Jura-Marmor bildet das Material <strong>für</strong> die<br />
Arbeitsflächen. In der rauen Holzvertäfelung mit Schwarzwälder<br />
Kuckucksuhr wurde wie selbstverständlich einer der<br />
eleganten Backöfen <strong>für</strong> Profis eingebaut. Kein Widerspruch,<br />
denn in der klaren Formensprache des Showrooms funktioniert<br />
das Nebeneinander der unterschiedlichen Materialien<br />
problemlos.<br />
Die Gestaltung, umgesetzt vom Architekturbüro <strong>Ein</strong>szu33,<br />
berücksichtigt die unterschiedlichen Ansprüche; denn im<br />
Ambiente des Ausstellungsraums sollen nicht nur die Geräte<br />
der Firma in Szene gesetzt, sondern den Gästen der regelmäßig<br />
veranstalteten <strong>Genuss</strong>abende auch ein ansprechendes<br />
Wohlgefühl vermittelt werden. Natürlich will Gaggenau hier<br />
nicht als Konkurrent zum Handel in Erscheinung treten. Im<br />
Gegenteil: Mit Kochevents, <strong>Wein</strong>abenden <strong>und</strong> Firmenveranstaltungen<br />
weist der Showroom fast beiläufig auf die breite<br />
Palette der Profi-Küchengeräte <strong>für</strong> den privaten Bereich hin.<br />
Gleich nach dem <strong>Ein</strong>treten erfährt der Besucher in einer<br />
Art Mini-Museum die wichtigsten Ereignisse der Gaggenau-<br />
Geschichte <strong>und</strong> flaniert anschließend durch die Gegenwart<br />
der modernen Gaggenau-Welt. Die teilt sich in den Bereich<br />
Live Cooking, in dem Backofen <strong>und</strong> Herd dominieren, in<br />
den Bereich <strong>Wein</strong> <strong>und</strong> Kaffee, der vom <strong>Wein</strong>klimaschrank<br />
bis zur hochwertigen Kaffeemaschine alles aufbietet, was zum<br />
Thema gezeigt werden kann, <strong>und</strong> schließlich den reinen Ausstellungsbereich,<br />
in dem – dezent im Hintergr<strong>und</strong>, aber funktional<br />
– die wichtigsten Geräte aus allen Kategorien präsentiert<br />
werden.<br />
Mit fünf bis zehn Veranstaltungen pro Monat<br />
startet der Münchner Showroom in sein<br />
erstes Jahr. Das Motto »Gaggenau live erleben«<br />
wird dabei mit dezenter Beiläufigkeit<br />
umgesetzt. Im Vordergr<strong>und</strong> steht das Kulinarische: In Zusammenarbeit<br />
mit Sterneköchen wie Dieter Müller, Nils Henkel<br />
oder Christian Jürgens lädt das Unternehmen seine Gäste hier<br />
in eine hochklassige Welt des Genießens.<br />
Dieses Ambiente wissen aber auch Winzer zu schätzen. Seine<br />
Präsentationstour <strong>für</strong> das Buch über die beeindruckende<br />
Geschichte der Hauses Antinori führte auch Marchese Piero<br />
Antinori nach München in den neuen Showroom. Gemeinsam<br />
mit Mario Gamba, dem Besitzer <strong>und</strong> Koch des wohl<br />
besten italienischen Restaurants in Deutschland, dem Münchener<br />
Acquarello, <strong>und</strong> Verleger Ralf Frenzel bat er Journalisten,<br />
Blogger, Buchhändler <strong>und</strong> <strong>Wein</strong>liebhaber zur Vorstellung<br />
des Buchs <strong>und</strong> einiger seiner besten <strong>Wein</strong>e. Für die<br />
Gäste eine Gelegenheit, nicht nur erstmalig den neuen Showroom<br />
zu betreten, sondern auch eine außergewöhnliche Persönlichkeit<br />
der italienischen <strong>Wein</strong>szene kennen zu lernen.<br />
Während Mario Gamba in der Live-Küche vor den Augen der<br />
Eventkultur im<br />
Münchner Gaggenau-<br />
Showroom: Mario<br />
Gamba, Großmeister<br />
italienischer Koch kunst<br />
in Deutschland, bereitet<br />
in der Live-Küche an<br />
einem Sommer abend<br />
seine kuli narischen Highlights<br />
<strong>für</strong> erwartungsfrohe<br />
Gäste.<br />
22 23<br />
<strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016
Advertorial<br />
Gäste Spezialitäten von Vitello Tonnato über Onsen Ei bis<br />
hin zum traditionellen Brasato, einem langsam in Rotwein<br />
geschmorten Rinderbraten aus der norditalienischen Küche<br />
zubereitete, präsentierte der Marchese eine Auswahl seiner<br />
<strong>Wein</strong>e. Vom leichten, fruchtigen Vermentino über den perfekt<br />
zum Rinderbraten passenden Il Bruciato bis zum Prunotto<br />
Moscato d’Asti als Begleitung zu Zitronenravioli <strong>und</strong> Pina-<br />
Colada-Eis wurde die ganze Skala des Antinori-Portfolios in<br />
Szene gesetzt. Nach anregenden Gesprächen voller Hintergr<strong>und</strong>wissen<br />
konnten die Gäste zum Schluss ein vom Marchese<br />
signiertes Exemplar des prachtvollen Antinori-Buchs<br />
als Geschenk mit nach Hause nehmen.<br />
Das passende Ambiente fand hier auch das Forum<br />
Marke.Luxus.Lebensstil des Markenverbandes.<br />
Zum dritten Mal von der Wiesbadener CPA!<br />
Communications- <strong>und</strong> Projektagentur organisiert,<br />
kamen zum alljährlichen Treffen des Forums im<br />
Gaggenau Showroom die wichtigsten Vertreter der Luxusbranche<br />
zu einem außergewöhnlich genussreichen Abend<br />
<strong>Ein</strong> weiteres Mal wurde das Fleisch in den Mittelpunkt gestellt,<br />
als hier im Showroom der neue Fine-Blog präsentiert wurde.<br />
Als Online-Ergänzung zur Printausgabe von Fine Das <strong>Wein</strong>magazin<br />
berichtet Fine-Autor Dirk Würtz unter www.fineblog.de<br />
regelmäßig über Verkostungen <strong>und</strong> <strong>Genuss</strong> events<br />
unter dem Dach der Zeitschrift. Passend dazu hatten sich<br />
zahlreiche Blogger in der Arabellastraße eingef<strong>und</strong>en, als<br />
Dirk Würtz gemeinsam mit dem renommiertesten Metzger<br />
Jürgen David aus Worms <strong>und</strong> Frank Albers von Albers Food<br />
zu einem Fleischtasting der besonderen Art baten. Die Auswahl<br />
der hochwertigen Steaks zeigte die ganze Bandbreite<br />
unterschiedlicher Herkünfte, Cuts <strong>und</strong> Zubereitungsarten.<br />
Porterhouse vom Limousin aus Deutschland, sechs Wochen<br />
trocken gereift als Bistecca alla Fiorentina, Entrecôte vom<br />
irischen Aberdeen Angus, ebenfalls sechs Wochen trocken<br />
gereift, Greater Omaha Packers, Gold Label, Entrecôte aus<br />
den USA, Jack’s Creek Black Angus, Entrecôte aus Australien,<br />
japanisches Kobe Beef <strong>und</strong> trocken gereiftes Chuleton,<br />
Rib Eye aus Galizien repräsentierten die ganze Welt des Rindfleisches.<br />
Den Reiz machte jedoch die <strong>Wein</strong>auswahl von Dirk<br />
Kulturevents im Münchner<br />
Gaggenau-Showroom: Ob<br />
Marchese Piero Antinori die<br />
erste große Mono grafie über<br />
sein Haus präsentiert, der<br />
Kaviar produzent Prunier<br />
sein schwarzes Gold verkosten<br />
lässt oder Fine Das<br />
<strong>Wein</strong>magazin den neuen<br />
Blog seines Autors Dirk<br />
Würtz vorstellt – Genuß<br />
aller Art ist hier garantiert.<br />
zusammen. Passend dazu sorgten einige der besten Lieferanten<br />
qualitätvoller <strong>Wein</strong>e <strong>und</strong> Lebensmittel <strong>für</strong> die kulinarische<br />
Ausstattung des Abends. Den ersten Teil bestritt –<br />
passend zum Thema Luxus <strong>und</strong> Lebensstil – die klassische<br />
Verbindung von Champagner <strong>und</strong> Kaviar. Prunier Tradition,<br />
Prunier St James, Prunier Malossol <strong>und</strong> die Caviar House<br />
Selection Quindao aus dem Caviarhouse Prunier bildeten<br />
die edlen Partner zu klassischen Champagner aus dem Hause<br />
Moët Hennessy: Dom Ruinart zum Aperitif, zum Kaviar<br />
dann Dom Pérignon Vintage 2006 <strong>und</strong> die Krug Grande<br />
Cuvée. Im zweiten Teil wurde es etwas bodenständiger, aber<br />
kaum weniger klassisch <strong>und</strong> köstlich. Die herrlichsten Steaks<br />
zu ausgewählten Rotweinen kamen auf den Tisch. Jack Greek,<br />
Black Angus <strong>und</strong> Greater Omaha Wagyu von Albers Food,<br />
einer der besten Adressen <strong>für</strong> hochwertiges Fleisch, wurden<br />
in der Live-Küche auf den Punkt gegart. Frank Albers erläuterte<br />
die Unterschiede der Cuts, Herkünfte <strong>und</strong> Rassen der<br />
verschiedenen Steaks, Urs Hessenauer vom Luxuskonzern<br />
LVMH präsentierte dazu passend die Rotweine Cloudy Bay<br />
Pinot Noir 2014, Terrazas de los Andes Malbec 2013 <strong>und</strong><br />
Terraazas Single Vineyard Malbec 2011.<br />
24 <strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS<br />
Würtz aus. Statt der klassischen Kombination mit kräftigen<br />
Rotweinen schenkte er eine Auswahl verschiedenster weißer<br />
<strong>Wein</strong>e mit einer mal mehr, mal weniger ausgeprägten Restsüße<br />
aus: Ob eine Riesling Spätlese vom <strong>Wein</strong>gut Johannishof<br />
aus dem Jahr 2007 oder eine 2011er vom <strong>Wein</strong>gut Toni<br />
Jost oder gar aus dem Jahrgang 1995 vom <strong>Wein</strong>gut Balthasar<br />
Ress – die Gäste waren überrascht, dass die Kombination<br />
von Fleisch <strong>und</strong> restsüßen <strong>Wein</strong>en wirklich eine tolle Alternative<br />
zu den klassischen Empfehlungen ist. Selbst eine 2013<br />
Traminer Auslese vom <strong>Wein</strong>gut G<strong>und</strong>erloch zum Rib Eye<br />
von der galizischen Weidekuh überzeugte.<br />
Wenn in Gaggenau an der Murg nun also an der Lebensqualität<br />
<strong>und</strong> –verlängerung geforscht <strong>und</strong> gearbeitet wird,<br />
sollte man das Thema <strong>Genuss</strong> nicht außen vor lassen. Die<br />
geschichtlich enge Verbindung der Stadt mit dem Unternehmen,<br />
das ihren Namen in die Welt trägt, bietet genügend<br />
Anknüpfungspunkte, gutes Essen <strong>und</strong> Trinken einzubeziehen.<br />
Denn dass ein zusätzliches Lebensjahr nur dann gut <strong>und</strong> lohnend<br />
genannt zu werden verdient, wenn es genussvoll war:<br />
Das ist wohl leicht zu beweisen. •<br />
MENSWEAR | WOMENSWEAR | LEATHERWEAR | SHOES | BAGS | ACCESSORIES | HOMEWEAR | UNDERWEAR | BUGATTI-FASHION.COM
Hier<br />
regiert<br />
die<br />
Königin<br />
Weshalb verführerische<br />
Rosendüfte das Markenzeichen<br />
des Pariser Mode- <strong>und</strong><br />
Parfümhauses Chloé sind<br />
Von Angelika Ricard-Wolf<br />
Südfrankreich. Das Wort allein schürt die Reiselust. Nichts wie<br />
hin – aber zu welcher Jahreszeit am besten? Wenn die Mairosen<br />
blühen! Mit den ersten Sonnenstrahlen öffnen sich an ihren<br />
mannshohen Büschen die Knospen <strong>und</strong> verströmen einen geradezu<br />
betörenden Duft. Wie ein zarter Schleier liegt er über der<br />
Bilderbuch-Landschaft zwischen Mougins, Vence <strong>und</strong> Grasse, im<br />
Hinterland des Küstenstreifens zwischen Cannes <strong>und</strong> Nizza an<br />
der Côte d’Azur. Es ist die Region der Blumenbauern, die hier<br />
seit Generationen <strong>für</strong> die Parfümindustrie Jasmin <strong>und</strong> Rosen auf<br />
ihren Feldern züchten. Vor allem Rosen.<br />
Fotos: Chloé Fragrances<br />
Mit ihrem Duft ist Michel Almairac, der aus Grasse<br />
stammt, von klein auf vertraut. Er ist ihm erlegen<br />
<strong>und</strong> Parfümeur geworden. Mit einer Vorliebe: <strong>für</strong><br />
Rosen. Ihre Facetten beherrscht er wie kein zweiter in der<br />
Branche, was ihn da<strong>für</strong> prädestiniert, die Düfte <strong>für</strong> die Pariser<br />
Parfüm- <strong>und</strong> Modemarke Chloé zu entwickeln, in deren<br />
Eaux die dornige Schöne stets die Hauptrolle spielt.<br />
Gerade hat er <strong>für</strong> das Label mit »Fleur de Parfum« eine<br />
neue Variante aufgelegt. In ihrem Mittelpunkt steht ein feinfruchtiger<br />
Himbeerakkord, den Almairac im Herzen der<br />
knospenden Mairose entdeckt hat. Vermischt mit einer frischen<br />
Spur Verbene, Extrakten der Kirschblüte <strong>und</strong> einem<br />
milchigen Mandelaspekt hat er daraus, unterstützt von seiner<br />
Kollegin Mylène Alran, einen schmeichelnden, samtigen Duft<br />
zusammengestellt.<br />
Himbeeraroma in der Rose - wer würde das vermuten!<br />
Zum Glück gibt es Profischnüffler wie Almairac, die solch<br />
feinen Nuancen auf die Spur kommen. »Die Rose ist komplex<br />
<strong>und</strong> steckt voller Überraschungen«, begeistert er sich. »Sie<br />
ist vielseitig, weil ihr Rohmaterial eine Dualität besitzt, die<br />
mit Sinnlichkeit <strong>und</strong> Eleganz einhergeht. Sie ist die Quintessenz<br />
der Weiblichkeit. Ihre Zeitlosigkeit macht sie zur Königin<br />
der Blumen.«<br />
Auf ihre royale Ausstrahlung setzt die Marke Chloé seit<br />
mehr als vierzig Jahren. Den Ausschlag da<strong>für</strong> gab noch<br />
ihre Gründerin, die talentierte Madame Aghion. Sie<br />
war nicht nur eine gute Schneiderin, sie hatte auch ein Händchen<br />
<strong>für</strong>s Geschäft. Das fing mit dem Namen ihres kleinen<br />
Pariser Unternehmens an. Sie taufte es nicht auf ihren, sondern<br />
auf den Vornamen ihrer Fre<strong>und</strong>in. Chloé war 1952 allemal<br />
besser als Gabrielle. So hieß ja schon die Chanel.<br />
Aghions feminine, weich fließende Kleider machten bald<br />
Furore. Erst recht, als sie sich 1963 entschloss, die Linie einem<br />
jungen Chefdesigner anzuvertrauen. Es war Karl Lagerfeld. Er<br />
blieb zwanzig Jahre <strong>und</strong> verhalf Chloé-Mode zu Weltruhm.<br />
Seine umtriebige Chefin nutzte die Chance, in aller M<strong>und</strong>e<br />
zu sein, um auch ins Duftgeschäft einzusteigen. 1975 kam der<br />
Signaturduft »Chloé« heraus.<br />
Komponiert hat ihn seinerzeit Betty Busse, damals eine<br />
der wenigen Parfümeurinnen der Branche. Der Amerikanerin<br />
gelang ein Geniestreich. Zum einen spielte sie mit Geißblatt-Elementen,<br />
die Frische <strong>und</strong> Unbeschwertheit vermitteln,<br />
auf die mythologische Bedeutung des Namens an. Chloé<br />
heißt so viel wie »die Grünende« <strong>und</strong> ist ein Beiname von<br />
Demeter, der griechischen Fruchtbarkeitsgöttin. Zum anderen<br />
verschmolzen in Busses Rezeptur Pfirsich, Moschus <strong>und</strong><br />
eine betörende Rosennote zu einer weichen Blumigkeit, die<br />
kongenial die weibliche Attitüde der Modelinie unterstrich.<br />
Ihre Auftraggeberin war begeistert – <strong>und</strong> der Rest der Damenwelt<br />
bald darauf auch. Das Eau de Toilette avancierte zum<br />
Bestseller <strong>und</strong> verlieh Chloé den Ruf, auch auf dem Duftsektor<br />
fashionable zu sein. Mehr noch: seitdem sind Rosen <strong>und</strong><br />
Chloé–Parfüms unzertrennlich.<br />
Daran hat sich auch nichts geändert, als der Beauty-Konzern<br />
Coty 2005 die Duftlizenz übernahm. Im Gegenteil. Für<br />
den groß angelegten Relaunch des Klassikers engagierte das<br />
Unternehmen niemand anderen als den französischen Meisterparfümeur<br />
Michel Almairac. Gemeinsam mit seiner Kollegin<br />
Amandine Marie schuf er 2008 »Chloé Eau de Parfum«,<br />
der heute als Signaturduft der Marke gilt. Es ist eine floralpudrige<br />
Mischung, in deren Zentrum natürlich die Rose steht.<br />
Hier wird sie von frischen Freesiennoten, fruchtigen Litschi-<br />
Aromen <strong>und</strong> Nuancen von Magnolie, Maiglöckchen, Amber<br />
<strong>und</strong> Zedernholz begleitet. So wie der Urduft einer modernen<br />
Version gewichen ist, so verjüngte sich auch die Form<br />
des Flakons. Aus r<strong>und</strong> wurde eckig, aus glatt geriffelt. Dem<br />
strengen Quader gibt ein zartes Bändchen r<strong>und</strong> um den silbernen<br />
Hals Couture-Attitüde.<br />
Inzwischen hat der drei<strong>und</strong>sechzigjährige Michel<br />
Almairac eine ganze Reihe von Rosendüften <strong>für</strong> Chloé<br />
komponiert. Darunter auch das »Eau de Toilette«, das<br />
auf dem Duft weißer Rosen aufbaut, denen die Aspekte von<br />
Bergamotte <strong>und</strong> Baumwollblüten einen frisch- blumigen<br />
Charakter geben.<br />
<strong>Ein</strong> Ende der Rosen-Vielfalt ist, glaubt man Almairac,<br />
nicht abzusehen. Seit Ende der neunziger Jahre arbeitet er<br />
als Meisterparfümeur bei Robertet. Der französische Riechstoffhersteller<br />
ist weltweit führend, was das Angebot an natürlichen<br />
Rohstoffen angeht. Über genügend Auswahl <strong>und</strong><br />
Nachschub braucht er sich also keine Gedanken zu machen.<br />
Außerdem glaubt er sowieso, dass seiner blumigen Fre<strong>und</strong>in<br />
noch einiges zuzutrauen ist. » Wir wissen, dass die Rose,<br />
trotz der großen Anzahl an ätherischen Ölen <strong>und</strong> Extrakten,<br />
die uns schon zur Verfügung stehen, noch lange nicht all ihre<br />
kostbaren Geheimnisse verraten hat.«<br />
Glück <strong>für</strong> ihn. Und <strong>für</strong> Chloé. •<br />
In Südfrankreich werden<br />
<strong>für</strong> die Duftbranche Jahr<br />
um Jahr tonnenweise<br />
Rosen blätter von Hand<br />
gelesen. Auch Fleur de<br />
Parfum von Chloé betört<br />
mit den fruchtigen<br />
Himbeer akkorden der<br />
knospenden Mairose.<br />
Die zaubrische Essenz<br />
wird ver körpert von<br />
Model <strong>und</strong> Schau spielerin<br />
Dree Hemingway – sie ist<br />
die Urenkelin des großen<br />
Schriftstellers.<br />
26 27<br />
<strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016
Schöner Schenken<br />
»Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeiten<br />
in kleinen Dingen, Unglück oft<br />
durch Vernachlässigung kleiner Dinge« –<br />
so hat Wilhelm Busch einmal eine zeitlose<br />
Wahrheit in einfache Worte gefasst.<br />
Und wirklich: In Zeiten wie diesen kann<br />
eine Rückbesinnung auf die kleinen Gesten<br />
nicht schaden. <strong>Ein</strong> duftender Kaffee, frühmorgens<br />
ans Bett gebracht, verzaubert<br />
womöglich mehr als die neueste Espresso-<br />
Maschine auf dem Gabentisch. <strong>Ein</strong> kleiner<br />
versteckter Liebesgruß als Weihnachtsbrief<br />
am Baum berührt vielleicht mehr als<br />
der exquisite Ring. Und doch darf es zu<br />
den kommenden festlichen Tagen auch<br />
mal ein bisschen Luxus sein – mit Bedacht<br />
gewählt <strong>und</strong> von Herzen kommend. Und<br />
auch wenn das Fest noch nicht wirklich eingeläutet<br />
ist, die Vorfreude darauf ist längst<br />
entfacht <strong>und</strong> die Suche nach dem richtigen<br />
Präsent schon in vollem Gang.<br />
Duftende Gaben<br />
© by Leif Carlsson for MONTEVERRO<br />
MIU MIU<br />
<strong>Ein</strong>zigartige Duftmomente<br />
kann man verlängern: <strong>und</strong><br />
zwar mit einer Bade- <strong>und</strong><br />
Pflegelinie. Der in Duschgel<br />
<strong>und</strong> Bodycream eingefangene<br />
raffinierte Duft von<br />
Miu Miu umschmeichelt<br />
die Haut mit floralen <strong>und</strong><br />
erdigen Noten. <strong>Ein</strong> verführerisches<br />
Set, das definitiv<br />
einen Platz unterm Baum<br />
verdient.<br />
Viktor & Rolf<br />
Flowerbomb<br />
Olfaktorisch ist Flowerbomb<br />
ein Spaziergang<br />
durch einen Blumengarten.<br />
Optisch erinnert<br />
die Weihnachtsausgabe<br />
des Erfolgsdufts an einen<br />
kostbaren Edelstein in kristallinem<br />
Festgewand. Mit<br />
dem opulenten Bouquet,<br />
komponiert aus tausend<strong>und</strong>einer<br />
Blüte, kann man<br />
der Herzens dame wie mit<br />
Blumen aufwarten.<br />
Kostbare Kosmetik<br />
Alaïa Paris<br />
Mit seinen modisch gewagten<br />
Meisterwerken hat<br />
Azzedine Alaia weltweit<br />
Furore gemacht. Auch<br />
sein Eau de Parfum überrascht<br />
mit außergewöhnlichen<br />
Kontrasten, da es<br />
kühle Duftakkorde mit<br />
floralen, warmen Noten<br />
vereint <strong>und</strong> so ganz neue<br />
Wahrnehmungswelten<br />
erzeugt. Der elegante<br />
schwarze Flakon ist verziert<br />
mit Loch muster –<br />
dem unverwechselbaren<br />
Marken zeichen von Alaïa.<br />
Armani Prive<br />
Pivoine Suzhou<br />
Pfingstrosen zum Fest?<br />
Warum nicht: Armanis<br />
limitierte Sonderedition<br />
ist eine duftende Ode an die<br />
beliebteste Blume Chinas,<br />
die zudem Glück verheißt.<br />
Das Parfüm ist kunstvoll<br />
mit Perlmutt-Partikeln<br />
angereichert <strong>und</strong> vollführt<br />
bei jeder Bewegung einen<br />
verführerischen Tanz aus<br />
Licht- <strong>und</strong> Farbeffekten.<br />
Marc Jacobs<br />
Parfüm<br />
Echtes Gold <strong>für</strong> die Nase:<br />
Die Decadence One Eight<br />
K Edition birgt die sinnlich-holzige<br />
Duftkomposition<br />
des original Decadence<br />
Parfüms – ist aber<br />
um einiges glamouröser<br />
verpackt. Der goldgefärbte<br />
Glasflakon wird durch eine<br />
Quaste aus schwarzer Seide<br />
<strong>und</strong> eine Goldkette komplettiert<br />
– <strong>und</strong> hat damit<br />
beste Chancen am oder<br />
unterm Christbaum zu<br />
landen.<br />
Prada<br />
Ob gold oder grau, ob Mann<br />
oder Frau: Die beiden<br />
Prada-Düfte La Femme<br />
<strong>und</strong> L’Homme kommen in<br />
gradlinig puristischen Flakons<br />
mit geriffelten Seiten<br />
daher <strong>und</strong> beweisen eindrucksvoll:<br />
das Auge riecht<br />
mit. Der Frauenduft ist ein<br />
sinnlicher Reigen aus blumig-pudrigen<br />
Noten, das<br />
Männerparfüm dagegen<br />
eine Essenz der Kontraste,<br />
bei dem kühle Distanz auf<br />
sinnliche Wärme trifft <strong>und</strong><br />
sich maskuline Nuancen<br />
mit femininen vereinen.<br />
Givenchy<br />
Wer seine Liebste mit<br />
Goldstaub bedecken will,<br />
hat hier das passende<br />
Geschenk: Dahlia Divin<br />
Le Nectar de Parfum, eine<br />
Melange aus sinn lichen<br />
Mimose-Noten <strong>und</strong> opulentem<br />
Arabischem Jasmin,<br />
kommt äußerst luxuriös<br />
daher. Schwebende Goldsplitter<br />
in der Flacon-<br />
Haube komplettieren das<br />
Aromenspiel <strong>und</strong> verleihen<br />
dem Parfüm einen Hauch<br />
von Haute Couture.<br />
MONTEVERRO 2013<br />
» … zu den ganz grossen<br />
<strong>Wein</strong>en gehörend. 19/20 «<br />
RENÉ GABRIEL<br />
» This is a Bordeaux blend that competes<br />
with the best of Tuscany such as<br />
Sassicaia and Ornellaia. 97/100 «<br />
JAMES SUCKLING<br />
YSL – Sparkle Clash Edition<br />
Die beliebte Make-up-Serie von Yves Saint Laurent trägt zum Fest<br />
ein zauberhaftes Gewand. So kommt die Beautybox daher wie<br />
eine goldene Clutch voll funkelnder Ingredienzien: mit Puder <strong>und</strong><br />
Pinseln, mit vier schimmernden Lidschatten- Nuancen <strong>und</strong> zwei<br />
Lippenstiften. <strong>Ein</strong> Ensemble, das strahlende Blicke verspricht.<br />
Lancaster<br />
Schöner durch die Nacht: mit der »365 Skin Repair«- Pflegelinie<br />
von Lancaster. Dank des innovativen Repair-Serums wird<br />
der Hautalterung im Schlaf vorgebeugt <strong>und</strong> <strong>für</strong> die jugendliche<br />
Ausstrahlung bei Tag gesorgt. Wer anderen was Gutes<br />
tun will, verschenke das noble Set mit Peeling-Schaum, Serum<br />
<strong>und</strong> Nachtcreme.<br />
Armani Night Light Palette<br />
Dem Weihnachtsmann schöne Augen machen? Mit der luxuriösen<br />
XXL-Schminkpalette von Armani ein leichtes. Denn sie<br />
bietet neben einer Symphonie aus zehn strahlenden Lidschattennuancen<br />
auch ein Kompaktpuder sowie zwei Fo<strong>und</strong>ations <strong>für</strong><br />
den verführerischen Look <strong>und</strong> ein wahrhaft glanzvolles Fest.<br />
Monteverro · Strada Aurelia Capalbio 11 · I-58011 Capalbio (GR), Italia<br />
www.monteverro.com<br />
28 <strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS
Edle Brände<br />
Heritage Heroes<br />
The Winemasters<br />
The Manor House<br />
Fo<strong>und</strong>ation<br />
Glenmorangie<br />
Besondere Anlässe erfordern besondere Abfüllungen.<br />
Inspiriert vom schottischen Winter<br />
bringt Glenmorangie mit »A Midwinter Night´s<br />
Dram« einen Whisky auf den Markt, der feine<br />
Süße mit würzig-nussigen Nuancen vereint <strong>und</strong><br />
sowohl am offenen Kaminfeuer als auch in festlicher<br />
R<strong>und</strong>e seine geschmacklichen Vorzüge<br />
entfaltet.<br />
Hennessy X.O<br />
Sinnliche Accessoires<br />
Guten Cognac sollte man teilen. Das luxuriöse<br />
Hennessy X.O Coffret birgt daher neben der<br />
aufwändig veredelten Flasche auch zwei passende<br />
Gläser – eigens entworfen vom französischen<br />
Designer Thomas Bastide. Sie liegen<br />
dank der Griffmulden nicht nur gut in der Hand,<br />
sondern bringen auch große Eiswürfel vorzüglich<br />
zum Schmelzen.<br />
Belvedere Vodka »Bespoke«<br />
An alle Vodka-Fre<strong>und</strong>e: Jetzt wird´s persönlich!<br />
Denn die limitierte Edition »Bespoke«<br />
kommt mit individualisierbaren Flaschen daher.<br />
Ob Name oder Nachricht: Die Flasche wird<br />
wie gewünscht gelasert, wobei Schriftzug <strong>und</strong><br />
Logo nachts durch ein eingebautes LED-Licht<br />
erstrahlen. Das sorgt garantiert <strong>für</strong> leuchtende<br />
Momente auf dem Gabentisch. Zu beziehen<br />
über www.belvedereshop.de<br />
Ardbeg<br />
Für alle, die Rauch nicht nur im Kamin, sondern<br />
auch auf dem Gaumen zu schätzen wissen: Der<br />
zehnjährige Ardbeg ist ein Aromenw<strong>und</strong>er <strong>und</strong><br />
einer der beliebtesten Whiskies seiner Art. Die<br />
limitierte Geschenkbox umfasst zudem zwei<br />
Shortie-Tumbler, denn guten Whisky trinkt<br />
man doch am liebsten mit Fre<strong>und</strong>en.<br />
Schuhe CB made in Italy<br />
Schuhe auf dem Tisch bringen Unglück? Nicht auf dem Gabentisch.<br />
Denn die handgemachten Exemplare von Cecilia Bringheli sind<br />
ein Geschenk <strong>für</strong> jeden Fuß. Von Leder- <strong>und</strong> Wildleder schuhen<br />
über Mokassins bis hin zu Stiefeln: Das Mailänder Schuhwerk<br />
vereint höchste Qualität mit erlesenen Materialien <strong>und</strong> erfreut<br />
Mann wie Frau.<br />
Bucherer Collier<br />
In der Weihnachtszeit wirft sich die Welt gern in ein glitzerndes<br />
Gewand. So auch die Dame: Sie schmückt sich an den festlichen<br />
Tagen besonders gern mit Juwelen. Das prachtvolle Diamanten-<br />
Collier von Bucherer besticht mit zahlreichen kleinen Edel steinen,<br />
die sich kunstvoll aneinanderschmiegen <strong>und</strong> einen kostbar funkelnden<br />
Wintergruß ins Dekolleté zaubern.<br />
<strong>Genuss</strong>volle Präsente<br />
Die Meisterstücke<br />
von Nederburg<br />
Craftwerk<br />
Wer glaubt, zum Weihnachtsbraten<br />
passe nur <strong>Wein</strong>, der irrt. Das Craftwerk<br />
Holy Cowl Belgian Style Tripel<br />
mit Malz- <strong>und</strong> Fruchtnuancen ist ein<br />
nicht minder perfekter Begleiter zur<br />
Gänsekeule. Zum Dessert gibt es<br />
dann Craftwerk Dark Season Sweet<br />
Stout mit verlockenden Aromen von<br />
Kaffee <strong>und</strong> Karamell. Zu beziehen<br />
über www.craftwerk.de<br />
Beefer<br />
Echte Aficionados grillen auch im<br />
Winter, am liebsten mit diesem gasbetriebenen<br />
Grill, der nur mit Oberhitze<br />
arbeitet <strong>und</strong> dessen Hochleistungsbrenner<br />
Temperaturen von 800<br />
Grad Celsius erreicht. Das Ergebnis:<br />
Idealer Garpunkt bei zugleich perfekt<br />
karamellisierter Kruste.<br />
30 <strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS<br />
Bücher aus dem<br />
Tre Torri Verlag<br />
Guter Lesestoff ist ein Klassiker<br />
auf dem Gabentisch. Der opulente<br />
Bildband »Kloster Eberbach« führt<br />
durch Kunst, mönchische Kultur <strong>und</strong><br />
Geschichte der fast neunh<strong>und</strong>ert Jahre<br />
alten Abtei im Rheingau <strong>und</strong> bietet<br />
dazu alles Wissenswerte zur Kloster-<br />
Architektur <strong>und</strong> zu dem bis heute<br />
rühmenswerten <strong>Wein</strong>bau.<br />
<strong>Ein</strong> perfektes Geschenk, passend zum<br />
Griller-Must-have, ist »800 Grad.<br />
Der Beefer«: Ohne Zweifel das heißeste<br />
Rezeptbuch der Welt mit viel<br />
Wissenswertem r<strong>und</strong> um den Beefer<br />
sowie einer detaillierten Beschreibung<br />
des innovativen Grills samt Zubehör.<br />
Caviar House & Prunier<br />
<strong>Ein</strong> augenfälliges Schmuckstück ist<br />
die handgefertigte silberne Prunier<br />
Caviar Stülpdeckeldose mit sechs kleinen<br />
vergoldeten Kaviarlöffeln, die<br />
sich beim Öffnen dem Genießer auffordernd<br />
entgegenrecken. Mit den<br />
von der Silbermanufaktur Robbe<br />
& Berking gefertigten Löffeln kann<br />
man edlen Kaviar so richtig genießen.<br />
Mit großer Leidenschaft <strong>und</strong> jahrh<strong>und</strong>ertelanger Erfahrung vollbracht.<br />
<strong>Ein</strong>zigartig hochwertige Qualität <strong>für</strong> einen unvergesslichen <strong>Genuss</strong>.<br />
Nederburg ist das meistausgezeichnete <strong>Wein</strong>gut Südafrikas.<br />
Jeder <strong>Wein</strong> erzählt seine eigene Geschichte – entdecken Sie das gesamte Sortiment von Nederburg auf www.nederburg.com<br />
Wo Sie die <strong>Wein</strong>e von Nederburg erhalten, erfahren Sie von www.mack-schuehle.de<br />
facebook.com/nederburgwein
Wo bleibt der <strong>Wein</strong>?<br />
Aber vielleicht ist es besser, wenn in den Kochshows des deutschen<br />
Fernsehens nicht auch edle Gewächse noch missbraucht werden<br />
<strong>Ein</strong> satirischer Ausbruch von Bernd Fritz<br />
Foto: obs/ZDF/ZDF/Gunnar Nicolaus<br />
Foto: obs/ZDF/ZDF/Ulrich Perrey<br />
Foto: obs/S<strong>und</strong>ance Communications gmbH/Ali Salehi <strong>für</strong> tibool<br />
Foto: ZDF / Gunnar Nicolaus Foto: VOX/Frank W. Hempel<br />
Foto: Mitja Arzenšek <strong>für</strong> Tre Torri Verlag<br />
Foto: ZDF / Frank Dicks<br />
Ach, Bio! Das waren noch Fernseh-Zeiten, als Alfred Biolek mit seinen Gästen zwischen<br />
Tisch <strong>und</strong> Herd auch über <strong>Wein</strong> sprach – <strong>und</strong> ihn vor der Kamera k<strong>und</strong>ig kredenzte!<br />
Foto: obs/SWR - Das Erste/Peter Hillert<br />
Foto: obs/N24/Tammo Brettschneider<br />
Foto: obs/ZDF/Gunnar Nicolaus<br />
Sie tragen Namen wie »Schmecksplosion«, »Topfgeldjäger«, »Promi Kocharena«,<br />
»Küchenschlacht«, »Kochduell«, »Kitchen impossible«, »Lafer! Lichter! Lecker!«,<br />
»Das perfekte Dinner«, »Grill den Henssler«, »Koch im Ohr«, »Das große Kochprofis-<br />
Battle« – wem das schon aufstößt, der sollte jetzt nicht weiterlesen. Es braucht schon<br />
einen guten Magen, um auch nur einen Blick in die gegenwärtig grassierenden Fernsehkochsendungen<br />
zu werfen. Zum Beispiel in die »Küchenschlacht«, wo sogenannte Promis<br />
(gern bekannt aus Sendungen wie »Dschungelcamp«) unter der Aufsicht eines altgedienten<br />
Sternekochs gegeneinander dilettieren. Unter Zeitdruck, versteht sich, <strong>und</strong> auf<br />
das Kommando »An die Töpfe, fertig, los!«.<br />
Heute ist Entenbrust dran, die von den drei<br />
Promis ordentlich gequält wird. <strong>Ein</strong>er<br />
von ihnen verbrennt sich zur Strafe die<br />
Finger an einer Pfanne. Die Kombattan ten wirken<br />
gehetzt (»Noch zwei Minuten!«), dann kommt<br />
der Countdown, den das Publikum rhythmisch<br />
klatschend begleitet. Die <strong>Genuss</strong>ferne ist galaktisch.<br />
Probieren darf den Entenversuch ein Juror,<br />
dessen Kommentare vom Publikum im Chor<br />
(»Hmmm!«) imitiert werden. Am Ende gibt es<br />
einen glücklichen Verlierer, der nicht in die nächste<br />
»Küchenschlacht« ziehen muss.<br />
Doch keine Sorge, es geht auch anders, <strong>und</strong><br />
zwar bei »Grill den Henssler«. Steffen heißt der<br />
beliebte Unterhaltungskünstler mit Vornamen,<br />
ist ein alerter Mittvierziger <strong>und</strong> Betreiber zweier<br />
Lokale in Hamburg. Hier tritt er gegen drei Promis<br />
an, <strong>und</strong> sobald er in der Arena erscheint, wobei<br />
er kurz artistisch auf einen Arbeitstisch springt,<br />
bricht Beifall los im spaßbereiten Studiopublikum<br />
der Fans in Form von minutenlangem Klatschen<br />
<strong>und</strong> Johlen.<br />
Die blondgelaunte Moderatorin stellt ihre<br />
Eignung gleich zu Anfang unter Beweis, indem<br />
sie – Kompetenz ist alles – den allbekannten<br />
»Raditschio« hochleben läßt. Aber sie hat noch<br />
weit Unaussprechlicheres im Repertoire. Als die<br />
Vorspeise in der Mache ist (Rinderzunge), wird<br />
sie von einem Promi gefragt, ob sie schon einmal<br />
Zunge gegessen habe. Antwort: »Beim Knutschen<br />
beinahe.« Die Gaudi im Studio ist so groß wie<br />
der <strong>Ein</strong>druck, die Mitwirkenden – »Leck mich<br />
am Arsch«, »Fuck«, »Scheiße« tönt’s ein ums<br />
andere Mal gestresst aus Promim<strong>und</strong> – stammten<br />
sämtlich aus Vulgarien (um einen schönen Monty-<br />
Python-Scherz aufzuwärmen).<br />
Gekocht wird selbstverständlich auch hier<br />
in unanständiger Hast (um ein Wort Friedrich<br />
Nietzsches aufzugreifen). Beim Fischgang müssen<br />
ganze Lachse <strong>für</strong> ein paar Filets dran glauben, der<br />
Fleischgang ist Rücken vom Iberico-Schwein. Als<br />
der Profi dazu einige Feigen bereitet, wird dies<br />
Promiseits mit –Witz, komm raus! – »feige Sau«<br />
kommentiert. Haha!<br />
Bewertet werden die Resultate von einer<br />
dreiköpfigen Jury verlässlicher Schlecklecker<br />
aus schwerbeleibten Genießern <strong>und</strong> schlanken<br />
Kalorien zählern. Die Gewinner erhalten eine Siegprämie<br />
in vierstelliger Euro-Höhe, die aber nicht<br />
eingestrichen, sondern gespendet wird, vornehmlich<br />
an Organisationen, die sich bedrängter Kinder<br />
annehmen. Da heiligt wirklich der hehre Zweck<br />
die profanen Mittel.<br />
Apropos Kinder: Zwischendurch findet die<br />
Moderatorin Zeit, kurz mit einem weiblichen<br />
Promi zu plaudern, einer Schauspielerin, die<br />
Ergötzliches von ihrer Rolle als stillende Mutter<br />
berichtet. Vor allem von der kulinarischen Kreation,<br />
zu der sie sich angeregt gefühlt habe: nämlich,<br />
ein Eis mit Muttermilch zu bereiten. Da jauchzt<br />
der Säugling vor der Glotze! Muttermilch soll ja<br />
ges<strong>und</strong> sein, besonders welche aus Bodenhaltung<br />
(um einen alten »Titanic«-Scherz aufzuwärmen).<br />
Wohl bekomm’s.<br />
Zuweilen wird, wenn die Akteure in ihrer<br />
Hektik am Herd zu sehr schwitzen, auch Champagner<br />
ausgeschenkt, nichts Edles, wie wir hoffen, da<br />
er ja nur zur Befeuchtung <strong>und</strong> Kühlung der trocknen<br />
Kehlen dient. <strong>Wein</strong> wird übrigens auch getrunken,<br />
<strong>und</strong> zwar von einem durstigen Promi, dem die<br />
Moderatorin fleißig nachschenkt. Freilich: Anbaugebiet,<br />
Rebsorte <strong>und</strong> Jahrgang unter liegen offenbar<br />
ihrer Verschwiegenheitspflicht. Das ist auch besser<br />
so. Denn ein anständiger Tropfen würde hier gar<br />
nicht erkannt werden wollen – jeder Weißwein<br />
würde rot, jeder Rotwein würde blaß vor Scham.<br />
Manchmal wird ja eine Kochshow auch<br />
eingestellt, so etwa »Lafer! Lichter!<br />
Lecker!«. <strong>Ein</strong>e weniger, wird man<br />
erleichtert feststellen – <strong>und</strong> sich gewaltig täuschen.<br />
Denn es ist sogar eine mehr geworden.<br />
Ersatz kam in Gestalt zweier neuer Shows, »Stadt,<br />
Land, Lecker« mit Johann Lafer sowie »Koch im<br />
Ohr« mit Horst Lichter. Bei letzterer handelt es<br />
sich um eine Art Menschenversuch, aufs appetitzügelndste<br />
begleitet von Lichters Markenzeichen,<br />
dem Geschmacks antennen simulierenden Zwirbelbart.<br />
Die Versuchsanordnung: Zwei Sterne köche<br />
kochen gegeneinander, legen aber nicht selbst<br />
Hand an, sondern dirigieren je einen von zwei<br />
koch technisch völlig unbeleckten Probanden aus<br />
Volkes Mitte, die sich beide als absolute Küchenmuffel<br />
geoutet haben. Die Köche sitzen jeder in<br />
einer schalldichten Kabine, beobachten die blutigen<br />
Laien auf Monitoren <strong>und</strong> sind mit ihnen über<br />
Mikrofone verb<strong>und</strong>en. Die Küchenmuffel erhalten<br />
ihre Anweisungen über kleine Kopfhörer, die<br />
sie im Ohr tragen. Die Versuchsdauer beträgt eine<br />
ganze verzweiflungsvolle St<strong>und</strong>e, gewonnen hat der<br />
Koch, dessen Kandidat das Gericht (beispiels weise<br />
Bœuf Stroganoff ) am wenigsten vergeigt. Prädikat:<br />
zäh <strong>und</strong> fad.<br />
Angesichts des obwaltenden Tohuwabohus<br />
kann man es dem gewöhnlichen TV- Konsumenten<br />
nicht verübeln, wenn er beim »ARD-Buffet«<br />
Erholung sucht. Hier werden vom »Buffet«-Koch<br />
schlichte Klassiker wie Rindsrouladen <strong>und</strong> Bratkartoffeln<br />
zubereitet. Zwischendurch wird man über<br />
die Entstehung des Kartoffelchips von der Saatkartoffel<br />
bis zum Industrieprodukt unterrichtet,<br />
<strong>und</strong> Autofahrer erhalten Tipps, worauf es bei überraschendem<br />
Schneefall resp. Glatteis ankommt.<br />
Zum Schluss tun sich Koch, Moderatorin sowie<br />
zwei Studiogäste (»Guten Appetit!«) an Rouladen<br />
<strong>und</strong> Kartoffeln gütlich. Trocken – denn <strong>Wein</strong><br />
wird bei Tisch erst gar nicht angeboten, <strong>und</strong> es fällt<br />
auch kein Sterbenswörtchen über den Roten, der<br />
als Schmorhilfe an die Rouladen gegeben wurde.<br />
Dagegen ist »Das perfekte Dinner« ein wahres<br />
Trinkgelage. Schon der Aperitif hat es in sich:<br />
Ramazotti plus Rotsekt. Auch das Heidelbeerragout<br />
wird mit <strong>Wein</strong> verstärkt, <strong>und</strong> während des<br />
Dinners werden – aus Angst vor Blamage? – gänzlich<br />
namenlose <strong>Wein</strong>e aus langstieligen Rot- <strong>und</strong><br />
Weißweingläsern genommen. Damit ist, nebenbei<br />
bemerkt, der Verdacht entkräftet, die stiefmütterliche<br />
Behandlung des <strong>Wein</strong>s, die sämtlichen Kochsendungen<br />
eignet, geschähe aus Rücksicht auf die<br />
Volksges<strong>und</strong>heit (Alkoholismus).<br />
Das wäre womöglich sogar nachvollziehbar.<br />
Aber der Gr<strong>und</strong> ist, leider, viel banaler. Kochen<br />
im Fernsehen ist gar kein Kochen, es ist dessen<br />
Parodie. <strong>Ein</strong> Comedy-»Format«. Wie TV-Quiz<br />
oder Voksmusik-Shows Klamauk, Vormittags<strong>und</strong><br />
Vorabend-Zerstreuung ohne Nachhaltigkeits-<br />
Faktor. Es geht eben nicht um Kochkunst, nicht um<br />
das schöne Küchenhandwerk, <strong>und</strong> schon gar nicht<br />
geht es um Genuß. Was, um Himmels willen, hätte<br />
da der <strong>Wein</strong>, der uns am Herzen liegt, verloren?<br />
Inmitten dieser nicht einmal von den schlechtesten<br />
Köchen bewirtschafteten Entertainment-<br />
Wüstenei denkt der Genießer mit Wehmut an<br />
»alfredissimo!« zurück.<br />
Alfred Bioleks kultivierte Plauder-Kochshow<br />
wartete bisweilen schon beim Zubereiten der<br />
Gerichte mit einer kleinen <strong>Wein</strong>probe auf – erstklassige<br />
Tropfen wie Rheingauer Riesling oder<br />
Spätburg<strong>und</strong>er von der Ahr –, wobei zu erläutern<br />
versucht wurde, weshalb welcher <strong>Wein</strong> zu welchem<br />
Gericht passt. Auch der prominente Gast, dem<br />
»Bio« beim Kochen assistierte, gehörte meist zur<br />
ersten Garnitur. Aber das ist allgemein bekannt<br />
<strong>und</strong> braucht hier nicht weiter ausgeführt zu werden.<br />
Was nicht bekannt ist: Mit »alfredissimo!« haben<br />
wir Satiriker etwas vor, ja, gar einen regelrechten<br />
Master plan in petto: Die Fernsehküchen werden<br />
geschlossen, das gesamte überdrehte Fernsehkochwesen<br />
wird im Interesse der mentalen Volksges<strong>und</strong>heit<br />
bis auf weiteres aus gesetzt <strong>und</strong> an seiner Stelle<br />
täglich eine Folge von »alfredissimo!« wiederholt.<br />
Das bedeutet bei 459 Folgen knapp anderthalb<br />
Jahre Ruhe <strong>und</strong> das B<strong>und</strong>esverdienstkreuz! •<br />
32 33<br />
<strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016
Rotwein Zwölf herrliche Italiener <strong>für</strong> die weihnachtliche Tafel,<br />
Verkostet <strong>und</strong> empfohlen von Kristine Bäder<br />
Festtagsweine<br />
Und urplötzlich ist wieder Dezember <strong>und</strong> damit<br />
Weihnachten <strong>und</strong> Silvester, <strong>und</strong> ebenso unerwartet<br />
steht man vor der alljährlich quälenden Frage,<br />
was man zu diesen Anlässen denn trinken soll.<br />
Etwas Gutes natürlich. Wir haben da ein paar<br />
Empfehlungen <strong>für</strong> Sie, kultige Rotweinklassiker,<br />
extravagante, schicke Champagner <strong>und</strong> nein, keinen<br />
Riesling, sondern etwas überraschend anderes:<br />
Sauvignon blanc, aus Deutschland, Südtirol,<br />
Österreich <strong>und</strong> Übersee. Unsere Auswahl nimmt<br />
Ihnen natürlich nicht ganz die Qual der Wahl,<br />
macht die Entscheidung aber vielleicht ein kleines<br />
bisschen einfacher.<br />
2012 Monteverro,<br />
Monteverro, Capalbio<br />
Der Shootingstar aus der Toskana<br />
hat sich inzwischen fest etabliert. Am<br />
Gaumen dominiert von dunkler Kirschfrucht<br />
<strong>und</strong> ätherisch-würziger Aromatik.<br />
Im M<strong>und</strong> dann intensiv würzig<br />
<strong>und</strong> saftig mit auffallender Säurestruktur,<br />
reifen, crispen Tanninen <strong>und</strong><br />
festem Körper. Alles intensiv, komplex<br />
<strong>und</strong> strukturiert, gut aufeinander abgestimmt,<br />
harmonisch <strong>und</strong> ausgewogen<br />
<strong>und</strong> mit enormem Spaßfaktor.<br />
2012 Loto,<br />
Villa Santo Stefano, Lucca<br />
In der Nase ein Auftakt mit dunklen<br />
Aromen: Schokolade, Teer, rote, gegrillte<br />
Paprika, alles kompakt <strong>und</strong> fest. Gewinnt<br />
durch den <strong>Ein</strong>fluss von Luft an Weichheit<br />
<strong>und</strong> Frucht. Das wiederholt sich am<br />
Gaumen zusammen mit einer weichen<br />
Textur, dichter Struktur <strong>und</strong> angenehmem<br />
Tiefgang. Viel Saft, dunkle Frucht<br />
von reifer Brombeere <strong>und</strong> Kirsche, dazu<br />
etwas animalische Noten <strong>und</strong> eine angenehm<br />
weiche Säure. <strong>Ein</strong>e gute Spannung<br />
verhindert, dass der <strong>Wein</strong> plump wirkt.<br />
2012 Sassicaia,<br />
Tenuta San Guido, Bolgheri<br />
<strong>Ein</strong> <strong>Wein</strong> mit einer feinen Nase von<br />
Kirsche, Mandel <strong>und</strong> dunkler Schokolade,<br />
dazu gesellen sich nach einiger Zeit<br />
der Duft nach Kaffee <strong>und</strong> Nuss. Am<br />
Gaumen mit kühl-würzigem Gerüst,<br />
einer festen Struktur <strong>und</strong> w<strong>und</strong>erbar<br />
seidigen Tanninen, dass alles dicht <strong>und</strong><br />
konzentriert bei gleichzeitiger Eleganz<br />
<strong>und</strong> mit einem saftig-langen Abgang.<br />
2012 Lupicaia,<br />
Castello del Terriccio,<br />
Castellina Marittima<br />
<strong>Ein</strong>e zunächst eher verhaltene Nase,<br />
die dann mit viel roter Frucht <strong>und</strong> Saft<br />
auf sich aufmerksam macht. Reif trotz<br />
feiner Aromen von grünen Kräutern<br />
<strong>und</strong> Rhabarber, die <strong>für</strong> Frische sorgen.<br />
Am Gaumen duftig, elegant <strong>und</strong> mit<br />
perfekt integrierten, feinen Tanninen,<br />
saftig, rauchig <strong>und</strong> vielschichtig. Kirscharomatik<br />
von auffallender Klarheit, dazu<br />
ätherische Noten von Thymian <strong>und</strong><br />
Eukalyptus, sehr komplex <strong>und</strong> mit Tiefgang,<br />
saftig, weich <strong>und</strong> mit harmonischem<br />
Abgang.<br />
2012 Kepos,<br />
Ampeleia, Meleta Grosseto<br />
Himbeere, Rhabarber <strong>und</strong> Fruchtjoghurt<br />
in der Nase, dazu etwas grünliche<br />
Anklänge, die sich auch am<br />
Gaumen wieder finden. Dazu gefällt<br />
dieser <strong>Wein</strong> aus fünf Rebsorten mit<br />
seiner frischen Säure, etwas Himbeeraromatik<br />
<strong>und</strong> Röstnoten. Das alles endet<br />
in einem leichten, filigranen Abgang.<br />
2012 Ornellaia,<br />
Tenuta dell’ Ornellaia,<br />
Castagneto Carducci<br />
Die intensive Nase ist herrlich würzig,<br />
mit reifer, dunkle Frucht. Dazu schwarze<br />
Schokolade <strong>und</strong> grüner Tabak. Am<br />
Gaumen weich <strong>und</strong> geschmeidig <strong>und</strong><br />
gleichzeitig von großer Konzen tration.<br />
Kräftige Tannine <strong>und</strong> eine dichte Struktur<br />
münden in ein würzig-elegantes<br />
Finale.<br />
2012 Guado al Tasso,<br />
Marchesi Antinori, Tenuta<br />
Guado al Tasso, Bolgheri<br />
In der Nase mit einer auffallend würzigen<br />
<strong>und</strong> zugleich eleganten Aromatik.<br />
Statt Frucht punkten hier Mokka-<br />
Aromen, viel Kräuterwürze <strong>und</strong> eine<br />
feste Struktur, die von Eleganz <strong>und</strong><br />
einer konstanten Spannung getragen<br />
wird. Mit der Luft entwickeln sich intensive<br />
Aromen von reifer, dunkler Kirsche<br />
<strong>und</strong> roter Paprika, das alles ist kühl <strong>und</strong><br />
würzig am Gaumen <strong>und</strong> von erdigem<br />
Charakter geprägt. Im M<strong>und</strong> dominieren<br />
außerdem eine kräftige Cassis-Note<br />
<strong>und</strong> der Geruch von Teer.<br />
2012 Tignanello,<br />
Marchesi Antinori, Tenuta<br />
Tignanello, San Casciano in<br />
Val di Pesa<br />
Intensiv, dicht <strong>und</strong> saftig schon in der<br />
Nase mit Aromen von reifen, schwarzen<br />
Kirschen <strong>und</strong> reifer Schlehe. Am<br />
Gaumen würzig <strong>und</strong> konzentriert,<br />
Noten von Teer <strong>und</strong> intensiver, fetter<br />
dunkler Frucht, sehr kirschig, saftig <strong>und</strong><br />
mit knackig-starkem Abgang.<br />
2012 Paleo Rosso,<br />
Le Macchiole,<br />
Castagneto Carducci<br />
Konzentriertes Violett mit Purpurreflexen.<br />
Im Duft überzeugt der Paleo<br />
mit Aromen von dunklen Waldbeeren<br />
<strong>und</strong> Cassis, ein dezenter Barrique-<strong>Ein</strong>satz<br />
spiegelt sich in Zedernholzwürze<br />
sowie Kaffee- <strong>und</strong> Tabaknoten wider.<br />
Im Gaumen deuten eine herbe Frucht<br />
<strong>und</strong> feste Tannine das beträchtliche Alterungspotential<br />
dieses Cabernet Franc an.<br />
Feinbittere Schokolade <strong>und</strong> geröstete<br />
Kaffeebohnen setzen subtile Akzente<br />
beim Finish.<br />
2010 Bramaterrra,<br />
Le Pianelle, Brusnengo<br />
2010 San Leonardo,<br />
Tenuta San Leonardo, Avio<br />
2010 Tinata,<br />
Monteverro, Capalbio<br />
Foto: Arne Landwehr<br />
Nebbiolo aus dem Nord-Piemont.<br />
Dunkles, transparentes Rubinrot, süßherbe<br />
Würze, getrocknete Alpenkräuter,<br />
reife Kirsche <strong>und</strong> Pflaume. Verführerischer<br />
Geschmack mit m<strong>und</strong>füllender<br />
Intensität. Geschmeidig, r<strong>und</strong>, warm.<br />
Im Finale kühler, feinnervig, sublim.<br />
Dabei straff <strong>und</strong> schwerelos. Sehr fein<br />
<strong>und</strong> filigran gebaut. Mit harmonischer<br />
Länge im Abgang.<br />
In der Nase zunächst noch etwas verhalten<br />
mit rauchigen Anklängen <strong>und</strong> den<br />
ersten Anflügen einer intensiven, dunklen<br />
Frucht. Würzig <strong>und</strong> mit dem Duft<br />
von Vanille. Am Gaumen sehr saftig <strong>und</strong><br />
konzentriert mit einer tollen Säure. Alles<br />
vollm<strong>und</strong>ig <strong>und</strong> mit bemerkenswerter<br />
Intensität.<br />
In der Nase zeigt diese Cuvée aus<br />
Syrah <strong>und</strong> Grenache zunächst fruchtige<br />
Aromen von Pflaume, Schattenmorelle<br />
<strong>und</strong> auch etwas Schlehe, dazu<br />
der Duft von Veilchen. Dazu kommen<br />
Aromen von Lebkuchengewürz, Ingwer<br />
<strong>und</strong> Pfeffer. Am Gaumen gesellen sich<br />
zur Frucht ausgeprägte Tanninen <strong>und</strong><br />
eine Röstnote, kandierte Kirsche <strong>und</strong><br />
fleischige Schlehe. <strong>Ein</strong>e saftige Säure<br />
verleiht dem <strong>Wein</strong> etwas jugendlich<br />
Ungestümes.<br />
34 35<br />
<strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016
Weisswein Zwölf Flaschen vom fruchtig-frischen Trendwein<br />
Sauvignon Blanc, verkostet <strong>und</strong> empfohlen von Dirk Würtz<br />
DIE SCHÖNSTE<br />
2015 Marlborough<br />
Sauvignon Blanc,<br />
Whitehaven Wine<br />
Company, Neuseeland<br />
<strong>Ein</strong> Potpourri aus Stachelbeeren <strong>und</strong><br />
Pampelmuse. Ganz klassisch das, was<br />
man »gelbfruchtig« nennt. Der <strong>Wein</strong><br />
wirkt warm <strong>und</strong> extrem saftig. Etwas rauchig<br />
ist er auch, <strong>und</strong> die knackige Säure<br />
verpasst ihm den notwendigen Grip.<br />
Toller Trinkwein auf hohem Niveau.<br />
2015 Life from a Stone<br />
Sauvignon Blanc,<br />
Springfield Estate,<br />
Südafrika<br />
Typisch Südafrika! Stachelbeere ohne<br />
Ende, Heu <strong>und</strong> frisch gemähtes Gras.<br />
Die Säure ist prägnant, das Ganze<br />
knalltrocken. Im ersten Moment<br />
etwas ruppig, nach einigen Minuten<br />
aber unwahrscheinlich saftig, lang <strong>und</strong><br />
sofort einen Reflex nach dem nächsten<br />
Glas auslösend.<br />
2015 Sauvignon Blanc<br />
Kaitu Fumé,<br />
<strong>Wein</strong>gut Markus Schneider,<br />
Pfalz<br />
Schneider kann, wovon viele nur träumen:<br />
Trinkweine auf allerhöchstem<br />
Niveau erzeugen. Dieser hier hat den <strong>für</strong><br />
einen Fumé klassischen leichten Holzton.<br />
Dazu kommen feinste Wiesenkräuter<br />
<strong>und</strong> eine schier atemraubende<br />
Frische. Der <strong>Wein</strong> animiert vom ersten<br />
Moment an <strong>und</strong> macht einfach Spaß.<br />
Großartiger Trinkfluss!<br />
ÜBERSETZUNG FÜR<br />
DOLCE VITA<br />
2015 Sauvignon Blanc Sans,<br />
<strong>Wein</strong>gut Benzinger, Pfalz<br />
Jenseits vom Geschmacks-Mainstream:<br />
ein »natural wine«, ein <strong>Wein</strong> also frei<br />
von jeglichen Zusätzen – nichts rein,<br />
nichts raus. Leicht trüb, extrem rauchig<br />
<strong>und</strong> voller Röst- <strong>und</strong> Karamellaromen,<br />
dabei sehr fein, beinahe schon zart. Ganz<br />
anders, <strong>und</strong> auch deshalb faszinierend.<br />
2015 Sauvignon Blanc trocken,<br />
<strong>Wein</strong>gut Knipser, Pfalz<br />
Sehr gelbfruchtiger <strong>Wein</strong>, fast schon<br />
zitrus fruchtig. Knochentrocken mit<br />
leicht spürbarer Kohlensäure. Sehr<br />
schön zu trinken, doch auch sehr lang<br />
<strong>und</strong> druckvoll. Ausgewogen, sortentypisch<br />
<strong>und</strong> in seiner Herkunft deutlich<br />
erkennbar.<br />
2015 Ried Sernauberg<br />
Sauvignon Blanc,<br />
Sattlerhof, Steiermark<br />
<strong>Ein</strong> vielschichtiger Sauvignon, der sich<br />
von Minute zu Minute im Glas mehr<br />
offenbart. Etwas Holz, ein Hauch von<br />
Erdnüssen <strong>und</strong> Röstaromen. Der <strong>Wein</strong><br />
hat einen sehr festen Kern <strong>und</strong> wirkt<br />
dennoch extrem frisch <strong>und</strong> animierend.<br />
Lang ist er auch <strong>und</strong>, im richtigen<br />
Moment getrunken, einfach groß!<br />
Vertrieb: Mack & SChühle AG<br />
2015 Alto Adige<br />
Sauvignon Blanc,<br />
<strong>Wein</strong>gut Franz Haas,<br />
Südtirol<br />
<strong>Ein</strong> hocharomatischer <strong>Wein</strong>, der dem<br />
Sortentyp perfekt gerecht wird. Kommt<br />
von der kräuterwürzigen Seite mit einem<br />
kleinen Anklang von Minze. Die Säure<br />
steht perfekt <strong>und</strong> macht den <strong>Wein</strong> saftig.<br />
Spaß im Glas mit viel Grip.<br />
2014 Sauvignon Blanc<br />
Sonoma Coast,<br />
Schug Carneros Estate,<br />
Kalifornien<br />
Zwar ist der <strong>Wein</strong> noch viel zu jung<br />
<strong>und</strong> noch verschlossen, aber er verspricht<br />
Großes. Tief <strong>und</strong> fein ist er, ein<br />
Hauch von Melone entströmt dem Glas<br />
bei gut eingeb<strong>und</strong>ener Säure. Kaufen –<br />
<strong>und</strong> noch ein wenig weglegen.<br />
2014 Sauvignon Blanc Fumé,<br />
<strong>Wein</strong>gut Weedenborn,<br />
Rheinhessen<br />
Vielschichtig, mit einem Duft wie ein<br />
veritabler Früchtekorb: Mandarine,<br />
Cassis, Stachelbeere <strong>und</strong> Litschi. Dazu<br />
perfekt eingeb<strong>und</strong>enes Holz, saftige <strong>und</strong><br />
harmonische Säure – <strong>und</strong> ein enormes<br />
Potenzial <strong>für</strong> die kommenden zehn Jahre.<br />
2013 Ried Kranachberg<br />
Sauvignon,<br />
Sattlerhof, Steiermark<br />
Im ersten Moment etwas zurückhaltend,<br />
kommt der <strong>Wein</strong> nach einiger Zeit im<br />
Glas gewaltig. Ganz viel Minze <strong>und</strong> eine<br />
feine, tiefe Struktur bilden sein F<strong>und</strong>ament.<br />
Sehr lang <strong>und</strong> balanciert.<br />
2012 Terra Rossa<br />
Sauvignon Blanc,<br />
<strong>Wein</strong>gut Weedenborn,<br />
Rheinhessen<br />
Typischer geht es kaum, <strong>und</strong> mehr<br />
Cassis, Pampelmuse <strong>und</strong> Stachelbeere<br />
im Bukett geht auch kaum. Ausdrucksstark<br />
<strong>und</strong> konzentriert erscheint der<br />
<strong>Wein</strong> mit enormem Druck am Gaumen,<br />
dazu unendlich dicht <strong>und</strong> ellenlang.<br />
Extrem viel Zug – <strong>und</strong> ganz am Ende,<br />
hinten auf der Zunge, liegt ein kleines<br />
Salzkörnchen. <strong>Ein</strong> Meisterwerk!<br />
2010 Marlborough<br />
Sauvignon Blanc,<br />
Whitehaven Wine<br />
Company, Neuseeland<br />
<strong>Ein</strong> typischer Vertreter der Neuen<br />
Welt, als solcher auch sofort erkennbar.<br />
Stachel beere ohne Ende, mit einem<br />
Hauch von Spargel. Leicht süßlich<br />
wirkend im ersten Moment, packt aber<br />
dann doch zu <strong>und</strong> zieht mit viel Spiel<br />
in seinen Bann. Wirkt dabei taufrisch!<br />
36 <strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS
Schaumwein zwölf Champagner <strong>für</strong> den festlich-prickelnden<br />
Start ins Neue Jahr, verkostet <strong>und</strong> empfohlen von Kristine Bäder<br />
2007 Roederer Cristal Rosé<br />
Die feinsten alten Pinots noirs auf<br />
den besten Anbaugebieten des Grand<br />
Cru d’Aÿ bilden die Gr<strong>und</strong>lage eines<br />
der besten Rosé-Champagner überhaupt.<br />
Ergänzt von 45 Prozent Chardonnay<br />
reift der Rosé durchschnittlich<br />
sechs Jahre. In der Nase imponiert er<br />
mit Noten von weißen Blüten, roten<br />
Früchten <strong>und</strong> karamellisiertem Apfel.<br />
<strong>Ein</strong>e füllige Textur <strong>und</strong> die typisch<br />
weinige Art prägen den Gaumen,<br />
ergänzt durch ausgeprägte Mineralität<br />
<strong>und</strong> eine feine rote Frucht im Abgang.<br />
2006 Comtes de Champagne<br />
Rosé Taittinger<br />
<strong>Ein</strong> etwas reiferer Jahrgang, nach fünf<br />
Jahren Hefelager mit großer Komplexität:<br />
<strong>Ein</strong>e intensive Nase mit einer fast<br />
kalkigen Note <strong>und</strong> intensiver Beerenfrucht.<br />
Am Gaumen mit leichter Süße,<br />
lebendiger Struktur <strong>und</strong> anregender<br />
Perlage, Aromen von Bitter-Orange,<br />
Kumquats <strong>und</strong> Sternfrucht, komplex,<br />
frisch <strong>und</strong> saftig mit ausdrucksvollem<br />
Abgang.<br />
2007 Roederer Cristal<br />
Der Inbegriff eines Champagners:<br />
In der Nase mit feinen Aromen von<br />
Zitrus, kandierten Früchten, Haselnuss<br />
<strong>und</strong> Vanille. Am Gaumen überzeugt<br />
die charakteristische feine Perlage<br />
<strong>und</strong> die deutliche Säure. Dazu Aromen<br />
von Minze, eine deutliche Mineralität<br />
<strong>und</strong> salzig Nuancen. Seidige Struktur<br />
<strong>und</strong> am Ende ein rassiger, lang anhaltender<br />
Abgang.<br />
DER KLEINE JOHNSON<br />
Nr. 1-Bestseller<br />
unter den <strong>Wein</strong>guides<br />
2008 Moët & Chandon<br />
Grand Vintage<br />
Zum 72. Mal brachte Moët & Chandon<br />
mit dem Jahrgang 2008 einen Grand<br />
Vintage auf den Markt. Das kühlere<br />
Jahr spiegelt sich in einer knacki gen<br />
<strong>und</strong> würzi gen Art wieder. Am Gaumen<br />
strukturiert mit einer lebendigen Säure<br />
<strong>und</strong> Aromen von weißen Früchten <strong>und</strong><br />
Blüten.<br />
2008 Pol Roger<br />
Blanc de Blancs<br />
Ausschließlich von der Côtes de blancs<br />
stammen die Trauben <strong>für</strong> diesen Blanc<br />
de Blancs: Aromen von reifem, etwas<br />
oxidiertem Apfel <strong>und</strong> dazu Brioche in<br />
der Nase. Am Gaumen dann saftig <strong>und</strong><br />
reif mit einer angenehmen Perlage <strong>und</strong><br />
fester Struktur. Die Säure spritzig, dazu<br />
alles harmonisch <strong>und</strong> mit Schmelz, vollm<strong>und</strong>ig<br />
<strong>und</strong> mit starkem Abgang.<br />
2006 Laurent-Perrier<br />
Je fünfzig Prozent Pinot noir <strong>und</strong><br />
Chardonnay prägen den seltenen Jahrgangschampagner<br />
von Laurent-Perrier.<br />
Der hier lag acht Jahre auf der Hefe<br />
<strong>und</strong> zeigt sich entsprechend komplex<br />
mit Aromen von Kaffee, Grapefruit <strong>und</strong><br />
Brioche. Am Gaumen mit kräftiger <strong>und</strong><br />
zugleich harmonischer Perlage, geradlinig,<br />
pfeffrig <strong>und</strong> würzig <strong>und</strong> mit einem<br />
saftigen Finale.<br />
2006 La Grande Dame<br />
Veuve Clicquot<br />
<strong>Ein</strong> nicht ganz einfacher Jahrgang mit<br />
einem versöhnlichen Ende. Die Trauben<br />
stammen aus acht klassischen Grand<br />
Cru Lagen, erst nach acht Jahren auf<br />
der Hefe wird »La Grande Dame«<br />
degorgiert. <strong>Ein</strong> opulenter <strong>und</strong> kräftiger<br />
<strong>Wein</strong> mit Aromen von süßer Zitrus<br />
<strong>und</strong> Grapefruit, reifem, etwas oxidiertem<br />
Apfel. Im M<strong>und</strong> saftig-herb mit viel<br />
gelber <strong>und</strong> fast roter Frucht, angenehmer<br />
<strong>und</strong> frischer Säure, Briochenoten<br />
<strong>und</strong> einem üppigen Körper.<br />
2006 Dom Perignon<br />
Kein anderes Champagnerhaus geht<br />
so konsequent den Weg, ausschließlich<br />
Jahrgangschampagner zu produzieren.<br />
Der Jahrgang 2006 ist ein sehr<br />
eigen ständiger <strong>Wein</strong> mit rauchigen <strong>und</strong><br />
würzi gen Aromen schon in der Nase,<br />
kandierten Früchten <strong>und</strong> einem Hauch<br />
Zimt. Im M<strong>und</strong> mit komplexer Struktur,<br />
reifen Aromen von Brioche <strong>und</strong> Nuss,<br />
einem salzigen Hauch im Abgang <strong>und</strong><br />
eleganter Perlage.<br />
2004 Dom Ruinart<br />
Der Dom Ruinart ist ein Blanc de<br />
blancs <strong>und</strong> zeigt eine auffallende Aromatik<br />
von Zitrus <strong>und</strong> Bergamotte <strong>und</strong><br />
reifem Apfel. Am Gaumen mit großer<br />
Komplexität, fester Struktur, kräftiger<br />
Säure, Aromen von Bitter-Orange <strong>und</strong><br />
reifer, süßer Grapefruit, das alles kompakt<br />
<strong>und</strong> fest <strong>und</strong> von einem langen,<br />
kräftigem Abgang geprägt.<br />
Seit 40 Jahren liefert der weltweit<br />
meistverkaufte <strong>Wein</strong>führer<br />
Genießern, <strong>Wein</strong>kennern <strong>und</strong><br />
denen, die es werden wollen,<br />
ausführliche Informationen<br />
zu über 15.000 <strong>Wein</strong>en, Jahrgängen,<br />
Winzern <strong>und</strong> aktuellen<br />
<strong>Wein</strong>themen.<br />
2002 Rare Millésime<br />
Piper Heidsieck<br />
Gut 70 Prozent Chardonnay prägen den<br />
Rare <strong>und</strong> geben dem <strong>Wein</strong> seine fruchtbetonte<br />
<strong>und</strong> reife Note. Schon in der<br />
Nase mit intensiver Aromatik, sehr reif,<br />
Brioche, etwas oxidierter Apfel, rauchig<br />
<strong>und</strong> mit etwas exotischer Frucht. Am<br />
Gaumen angenehm füllig <strong>und</strong> etwas<br />
süßlich ger<strong>und</strong>et, dabei strukturiert mit<br />
reifer Zitrusfrucht <strong>und</strong> etwas kandiertem<br />
Ingwer. Komplex, kräftig, spannend.<br />
Krug Grande Cuvée<br />
Mit Sicherheit einer der besten <strong>und</strong><br />
bekanntesten Premium- Champagner,<br />
das Aushängeschild des Hauses Krug.<br />
R<strong>und</strong> 50 <strong>Wein</strong>e der drei Rebsorten, die<br />
von 20 bis 25 verschiedenen Lagen <strong>und</strong><br />
aus sechs bis zehn Jahrgängen stammen,<br />
zeigen die große Kunst der Assemblage.<br />
Reife Früchte, Marzipan <strong>und</strong> Zitrus<br />
prägen die feine Nase. Am Gaumen<br />
übernehmen Brioche, Nuss <strong>und</strong> Mandel<br />
das Kommando, ergänzt durch Eleganz<br />
<strong>und</strong> Fülle <strong>und</strong> eine lebhafte Perlage.<br />
1995 Charles Heidsieck<br />
Blanc de Millénaires<br />
Ganze 15 Jahre reift dieser <strong>Wein</strong> des<br />
legendären 1995er Jahrgangs in den<br />
Kellern des Hauses Heidsieck. <strong>Ein</strong><br />
feiner Duft von Marillen, Quitte <strong>und</strong><br />
reifer Birne, im Geschmack dann mit<br />
viel Fülle <strong>und</strong> Körper, angenehmer Reife<br />
<strong>und</strong> feiner Struktur. Jodig <strong>und</strong> salzig <strong>und</strong><br />
mit Anklängen von Nuss <strong>und</strong> Kaffee.<br />
Komplex <strong>und</strong> kompakt <strong>und</strong> sehr frisch<br />
mit würzig-erdigem Abgang. •<br />
19,99 € [D]/20,60 € [A]<br />
ISBN 978-3-8338-5721-8<br />
www.hallwag.de<br />
38 <strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS
Die Kunst der Küfer<br />
Mythos <strong>Wein</strong><br />
<strong>und</strong> Mythos<br />
Wa l d<br />
»<strong>Wein</strong>fässer sind konstruiert wie die Kuppeln der Kathedralen«<br />
Text: Christian Volbracht<br />
Fotos: Johannes Grau<br />
Das Fass ist ideal zum Aufbewahren <strong>und</strong> Transportieren.<br />
Es rollt auf dem r<strong>und</strong>en Bauch wendig<br />
in alle Richtungen, ist stabil <strong>und</strong> lässt sich sicher<br />
stapeln. Man konnte Flüssigkeiten oder Salz hineinfüllen,<br />
später in Amerika sogar Rohöl. Man<br />
baute schwimmende Brücken aus Fässern. Und<br />
man setzte sie in Kriegen <strong>und</strong> Revolutionen ein.<br />
Cäsar berichtet, wie belagerte Gallier brennende<br />
Fässer voll Talg, Pech <strong>und</strong> Holzspänen auf seine<br />
angreifenden Truppen schleudern.<br />
Im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert entsteht die dem <strong>Wein</strong>liebhaber<br />
vertraute Bezeichnung Barrique –<br />
der Name leitet sich vom italienischen Barra<br />
ab, einem absperrenden Balken, <strong>und</strong> von Barricata,<br />
der Verschanzung: Barrikaden werden damals<br />
<strong>und</strong> noch Jahrh<strong>und</strong>erte später gern aus Fässern<br />
errichtet.<br />
Nicolas Vivas kennt die Geschichte, die Mythen<br />
<strong>und</strong> auch die Herausforderungen der modernen<br />
<strong>Wein</strong>wirtschaft. Der Fünfzig jährige ist Forscher,<br />
Ausbilder <strong>und</strong> international tätiger Oenologe. Er<br />
leitet die Forschungs abteilung der Tonnellerie<br />
Demptos, eines der größten Fass produzenten der<br />
Welt, <strong>und</strong> ist zugleich Forschungs beauftragter<br />
an der Universität von Bordeaux-Talence. Sein<br />
»Manuel de Tonnellerie« ist das Standardwerk<br />
der Fassmacherei. Die Universität stellt ihm Laborräume<br />
zur Verfügung, Demptos finanziert die<br />
Analyse geräte mit – »die modernste Ausrüstung,<br />
die es gibt.«<br />
Vivas ist ein <strong>Genuss</strong>mensch – schwarz haarig,<br />
etwas füllig, aber flink –, er doziert mit lebhaften<br />
Augen in seinem kleinen Büro über Holz struktur<br />
<strong>und</strong> Aromen. »Ich liebe das Leben, den <strong>Wein</strong>,<br />
gutes Essen, ich mag alles!« Sein Chef François<br />
Witasse, der Generaldirektor von Demptos,<br />
schwärmt von den Kochkünsten – besonders von<br />
der Gänseleber – des Oenologen.<br />
»Vom Wald zu sprechen, ist gut <strong>und</strong> schön, man<br />
darf träumen, aber als Wissenschaftler merkt man,<br />
dass der Wald, ja jeder einzelne Baum eine unerschöpfliche<br />
Quelle von Fragen ist«, sagt Vivas.<br />
Im Forst von Tronçais im Département Allier,<br />
einem der berühmtesten Eichen wälder Frankreichs,<br />
stehen hohe gerade Bäume, die so gar nicht<br />
zum Bild der knorrigen dicken Eichen passen, die<br />
in Deutschland als Symbol der Ewigkeit gelten:<br />
keine Motive <strong>für</strong> einen Caspar David Friedrich! Bis<br />
zur Krone astfreie Stämme wachsen dicht nebeneinander.<br />
Fürs <strong>Wein</strong>fass braucht man hohe, keine<br />
dicken Stämme, braucht man enge Jahresringe <strong>und</strong><br />
damit möglichst atmungsaktives Holz.<br />
Um die Eichenforsten Frankreichs haben sich<br />
zum Glück seit je die Könige gekümmert. Heinrich<br />
IV. ordnete 1597 angesichts der Knappheit von<br />
Holz <strong>für</strong> die Werften an, jeder Wald besitzer müsse<br />
ein Drittel seiner Eichen hoch wachsen lassen.<br />
<strong>Ein</strong> h<strong>und</strong>ert Jahre später wurde per Dekret festgelegt,<br />
dass Eichenforsten auch zur Sicherung<br />
der <strong>Wein</strong>fass produktion dienen. Heute kontrolliert<br />
das Office National des Forêts streng die<br />
Nachhaltig keit der Holzwirtschaft. Paul Pontallier,<br />
der unlängst verstorbene Direktor von Château<br />
Margaux, sagte uns dazu: »Wir haben das Glück,<br />
dass die Forsten in Zentral frankreich seit vierh<strong>und</strong>ert<br />
Jahren sehr gut ver waltet werden <strong>und</strong> dass der<br />
Wechsel der Regime dies nicht ver ändert hat. Wir<br />
haben ja in Frankreich eine extrem starke, unerschütterliche<br />
Verwaltung. Aber <strong>für</strong> den Wald ist<br />
das gut. Das ist der entscheidende Gr<strong>und</strong> da<strong>für</strong>,<br />
dass Frankreich Hauptlieferant von Fässern in der<br />
Welt ist.«<br />
R<strong>und</strong> eine Million Fässer werden pro Jahr<br />
weltweit hergestellt, sechzig Prozent davon<br />
in Frankreich. R<strong>und</strong> sechzigtausend stammen<br />
von Demptos <strong>und</strong> die Hälfte davon aus dem<br />
Betrieb in St. Caprais de Bordeaux. Große Zahlen,<br />
aber eine Million Fässer reichen gerade mal <strong>für</strong> 2,25<br />
Millionen Hekto liter, also <strong>für</strong> weit weniger als ein<br />
Zehntel der Weltweinproduktion. Nach Schätzungen<br />
werden nur zwei bis vier Prozent aller <strong>Wein</strong>e in<br />
neuen Eichenfässern ausgebaut – Barrique weine<br />
sind eine kleine exklusive Minderheit.<br />
Eichenholz <strong>für</strong> <strong>Wein</strong>fässer wird danach beurteilt,<br />
ob es feinporig oder grobporig ist, also nach<br />
der Stärke der einzelnen Jahresringe, der Maserung.<br />
»Je feiner die Holzringe sind, desto poröser ist das<br />
Holz, desto stärker ist der Sauer stoff-Austausch im<br />
Fass, desto reicher ist das Holz an Aromen <strong>und</strong><br />
umso ärmer an Tanninen«, sagt Vivas.<br />
Im Frühjahr wachsen die Bäume schneller,<br />
bilden dickere Gefäße, im Herbst werden die<br />
Zellen schmaler. Das hängt auch von den Eichenarten<br />
ab, aus denen <strong>Wein</strong>fässer gemacht werden:<br />
Bei den Traubeneichen im Allier sind die Holzringe<br />
oft weniger als einen Millimeter stark, bei<br />
den Stieleichen im Limousin häufig mehr als fünf<br />
Milli meter. Die schnell wachsenden amerikanischen<br />
Weißeichen haben meist viel weitere Jahresringe<br />
<strong>und</strong> eine wenig poröse Struktur.<br />
»Aber Vorsicht«, sagt Vivas, »die Holzdichte<br />
ist immer nur ein statistischer Mittelwert.« In<br />
Wahrheit finde man an jedem Baumstamm verschiedene<br />
Werte, je nach Standort, Wetterseite<br />
<strong>und</strong> Alter. »Man muss deshalb das Holz selektieren,<br />
nicht seine Herkunft«, sagt Vivas. »In einem<br />
Im Eichenhain von Tronçais: Begehrt von<br />
den <strong>Wein</strong>gütern der Welt ist das Holz der<br />
Eichen aus dem Département Allier. Wissenschaftlich<br />
befasst sich mit der Vermählung<br />
von Fass <strong>und</strong> <strong>Wein</strong> Nicolas Vivas, Leiter der<br />
Forschung in der Tonnellerie Demptos.<br />
Wer das Hohe Lied des <strong>Wein</strong>s anstimmt, muss auch das Lob des Fasses singen. Ohne das Eichen fass, das Barrique, sind die edelsten<br />
<strong>Wein</strong>e unserer Zeit nicht mehr denkbar. In den <strong>Wein</strong> bau gebieten um Bordeaux liegen Güter <strong>und</strong> Fass machereien dicht beieinander.<br />
Wenn die Lese beendet ist <strong>und</strong> der Most in den Fässern gärt, beginnt das noch immer mysteriöse Zusammenspiel von <strong>Wein</strong> <strong>und</strong> Holz.<br />
Zwar wird das Holzfass schon seit zweieinhalb Jahrtausenden als Behälter <strong>und</strong> Transportmittel genutzt, aber erst in den letzten fünfzig<br />
Jahren wurde es zum bewusst eingesetzten zentralen Werkzeug beim Ausbau der <strong>Wein</strong>e. Die Qualität des Holzes <strong>und</strong> der Grad<br />
der Toastung, wie die Fässer also über offenem Feuer angeröstet werden, sind <strong>für</strong> die aromatische Tiefe, die Farbe <strong>und</strong> das Alterungspotential<br />
der <strong>Wein</strong>e mit entscheidend. Winzer <strong>und</strong> Keller meister nutzen diese Erfahrung seit langem, seit fünf<strong>und</strong> zwanzig Jahren<br />
nimmt sich auch die Forschung des Themas intensiv an. Wir wollen die Kunst der Küfer kennenlernen, wollen wissen, wie weit die<br />
Wissenschaft gekommen ist <strong>und</strong> was erfahrene <strong>Wein</strong>macher davon halten.<br />
Auf der Anreise lauschen wir dem Rauschen<br />
der Eichenkronen in den Jahrh<strong>und</strong>erte<br />
alten Eichenforsten des Départements<br />
Allier in der Auvergne. Dann beobachten wir auf<br />
beiden Seiten der Gironde die Arbeit der Tonnelliers<br />
<strong>und</strong> befragen schließlich <strong>Wein</strong>macher <strong>und</strong><br />
ihre Berater, wie sie die Vermählung der uralten<br />
Mythen <strong>Wein</strong> <strong>und</strong> Wald erleben. »Es ist eine wirkliche<br />
Ehe«, sagt der Forscher Dr. Nicolas Vivas an<br />
der Universität von Bordeaux, »im Besten <strong>und</strong> im<br />
Schlimmsten.«<br />
<strong>Ein</strong> bisschen Geschichte muss sein, um zu<br />
zeigen, welch große Bedeutung das Holzfass<br />
<strong>für</strong> die menschliche Zivilisation hat. Wasser, Öl<br />
oder <strong>Wein</strong> verwahrten <strong>und</strong> transportierten die<br />
Menschen im Altertum in tönernen Amphoren<br />
oder Schläuchen aus Tierhäuten. Dreih<strong>und</strong>ert<br />
bis sechsh<strong>und</strong>ert Jahre vor Christus wurde dann<br />
irgendwo am Alpenrand das erste Fass aus Nadelholz<br />
gezimmert <strong>und</strong> mit <strong>Wein</strong> gefüllt. Vermutlich<br />
beim Volk der Räter (oder Räther), vielleicht waren<br />
es auch gallische Kelten, die Bier fässer fertigten,<br />
oder die Etrusker in der Po-Ebene: Die Wissenschaft<br />
streitet noch.<br />
40 41<br />
<strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 3 | 2016
Grosse <strong>Wein</strong>e von Mosel <strong>und</strong> Rheingau<br />
Barley Wine<br />
<strong>Ein</strong> Bier zum Dessert?<br />
Von Bernd Fritz<br />
Foto Christof Herdt<br />
Das gebräuchlichste Synonym <strong>für</strong> Bier im deutschen Sprachraum ist zweifelsfrei der<br />
Gersten saft. Souverän unterschlägt das scherzhafte Kompositum den Alkoholgehalt des<br />
Brau produkts, dem daher etwa Gersten-Alkopop, wenn nicht gar Gerstenwein besser<br />
zu Gesicht stünde – sofern man bei einem Getränk von Gesicht sprechen mag (Kann<br />
man, höre ich gerade, danke!). Gleichwohl würde es sich bei Gerstenwein um eine synonyme<br />
Über treibung handeln. Zum einen, weil selbst unser Doppelbock mit seinen 7 bis<br />
8 Volumenprozent Alkohol dem <strong>Wein</strong> nicht das Wasser reichen kann; zum andern, weil<br />
Gerstenwein bereits vergeben ist, <strong>und</strong> zwar im Angloamerikanischen mit Barley (engl.<br />
<strong>für</strong> Gerste) Wine als Bezeichnung <strong>für</strong> einen Bierstil, der es in punkto Alkohol mit jedem<br />
Rebensaft aufnimmt.<br />
Aufgekommen war Barley Wine Mitte des<br />
18. Jahrh<strong>und</strong>erts als eine Art Trotz reaktion.<br />
England hatte intensiv mit Frankreich<br />
Krieg zu führen begonnen, was die Zufuhr der<br />
begehrten französischen <strong>Wein</strong>e naturgemäß unterband.<br />
Sollten die Froschfresser ihre vollen Fässer<br />
doch selber leeren; was die in ihren Gärbottichen<br />
fabrizierten, bekam man in Braukesseln ebenso<br />
gut hin! Ohnehin trug man den Franzosen nach,<br />
dass sie sich mit Aquitanien auch der englischen<br />
<strong>Wein</strong> anbaugebiete bemächtigt hatten, darunter<br />
kein geringeres als das Bordelais. Das war nun zwar<br />
schon dreih<strong>und</strong>ert Jahre her, aber schließlich hatte<br />
man das Rebenland auch dreih<strong>und</strong>ert Jahre lang<br />
in Besitz gehabt. Und das nicht durch Aggression,<br />
sondern durch Heirat.<br />
Weiter ging es im Jahrh<strong>und</strong>erttakt: Mitte des<br />
19. vertrug man sich wieder mit Frankreich, das<br />
<strong>Wein</strong> ersatzbier kam peu à peu aus der Mode, bis<br />
es am Ende gänzlich verschwand, um Mitte des<br />
20. Jahrh<strong>und</strong>erts wieder zu erscheinen aus Anlass<br />
der Krönung von Elisabeth II. Später nahm sich<br />
46 <strong>FINE</strong> 3 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS<br />
die Craft-Bier-Bewegung seiner an, mit dem Erfolg,<br />
dass heute r<strong>und</strong> tausend Gerstenweine der Verkostung<br />
durch die Bierfre<strong>und</strong>e harren.<br />
Und wie ist nun so ein Barley Wine? In<br />
der Farbe meist dunkel, mit viel festem<br />
Schaum, recht süß <strong>und</strong> sehr malzig, dabei<br />
extrem gehopft mit Aromahopfen, der ihm eine<br />
starke Bittere verleiht sowie hohe Fruchtigkeit.<br />
<strong>Ein</strong>e kuriose Abweichung bildet dabei ein deutscher<br />
Gersten wein, der die maximale organoleptische<br />
Nähe zum Trauben wein sucht. So reift<br />
er drei Monate in gebrauchten Barriques, ausgewählte<br />
ober gärige Hefen verleihen ihm einen<br />
weini gen Ton, im Hopfen ist er eher zartbitter.<br />
Geringe Kohlensäure <strong>und</strong> kaum Schaum lassen an<br />
Stillwein denken <strong>und</strong> die leichte Trübung an einen<br />
ungefilterten Ökowein. In Farbe <strong>und</strong> Viskosität<br />
gemahnt er an eine bejahrte Trockenbeerenauslese,<br />
<strong>und</strong> last but not least gehört er mit 13,5 Volumenprozent<br />
Alkohol in die Spätlese-Liga. »Arrique«<br />
heißt das <strong>Wein</strong>bier, kommt von Braufactum<br />
<strong>und</strong> beim Weihnachtsmenü zusammen mit dem<br />
Dessert (vorzugsweise Zimtmousse oder Zimteis)<br />
auf die festliche Tafel.<br />
<strong>Ein</strong> Dessertbier ist auch der stärkste Stoff<br />
der Braufactum-Kollektion, das »Xyauyù<br />
Gold« des italienischen Brauer-Gurus<br />
Teo Musso. Doch kann man die 14,5 Volumenprozent<br />
Alkohol keines wegs rekordverdächtig<br />
nennen. Denn der Wettkampf ums stärkste Bier<br />
der Welt spielt sich oberhalb der 50 ab. In der<br />
Craft- Bierszene »the battle« genannt, kämpfen<br />
hier seit Jahren die fränkische Brauerei Schorschbräu<br />
<strong>und</strong> zwei schottische Konkurrenten, Brewdog<br />
<strong>und</strong> Brewmeister, um die Alkoholkrone. 2011<br />
trumpfte Schorschbräu mit dem »Schorschbock<br />
57« <strong>und</strong> 57,5 Volumenprozent auf, was vom<br />
»Guiness buch der Rekorde« allerdings souverän<br />
ignoriert wurde, das heuer noch immer die 55 Prozent<br />
des Brewdog-Biers »End of history« an der<br />
Spitze führt. Dabei war auch in Schottland die<br />
Geschichte keineswegs zu Ende gewesen, denn<br />
Brewmeister schlug 2012 mit »Armageddon« (65<br />
Prozent) zurück <strong>und</strong> stellte im Jahr darauf die<br />
Gersten spirituose »Snake venom« vor, die seither<br />
mit 67,5 Volumenprozent das Ende der Alkoholpegel<br />
stange markiert.<br />
Falls es jemanden interessiert, wie diese exzessiven<br />
Alkoholwerte erreicht werden (Das interessiert<br />
doch jeden, höre ich gerade, okay!): Die<br />
Biere werden gefroren <strong>und</strong> die sich bildenden Eiskristalle<br />
abgeschöpft. Das Verfahren wird dann<br />
so oft wieder holt, bis der gewünschte Alkoholgrad<br />
erreicht ist. Und was kostet wohl so ein<br />
Barley Sprit? Zwischen 55 Britischen Pf<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
200 Euro <strong>für</strong> das Drittelliter- Gebinde. Na, dann:<br />
Prost Weihnacht! •<br />
www.wegeler.com