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Zwischen „Postdramatik“ und „Neuem Realismus"

Das deutschsprachige Drama entdeckt die poetischen Zwischentöne des Alltags (Ein kurzer Einblick in die zeitgenössische deutschsprachige Dramatik) Ein Vortrag von Christiane Neudeck anlässlich der Tage der deutschen Dramatik in Petrozavodsk 2010

Das deutschsprachige Drama entdeckt die poetischen Zwischentöne des Alltags
(Ein kurzer Einblick in die zeitgenössische deutschsprachige Dramatik)
Ein Vortrag von Christiane Neudeck anlässlich der Tage der deutschen Dramatik in Petrozavodsk 2010

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Christiane Neudeck – Vortrag in Petrozavodsk 2010<br />

Das klappt manchmal <strong>und</strong> führt gelegentlich zu einer ungewollten<br />

Albernheit. Vor allem junge Frauen glänzen momentan mit poetisch<br />

verdichteten, inhaltlich anspruchsvollen <strong>und</strong> doch lebensnahen Texten.<br />

Aber wir stehen am Anfang dieser Strömung <strong>und</strong> gehaltvoll, kreativ <strong>und</strong><br />

literarisch versiert gehandhabt, verspricht diese Herangehensweise noch<br />

viele neue <strong>und</strong> dann auch überzeitliche Stücke. Brutalo-Ausdrücke <strong>und</strong><br />

Fäkalsprache sind dabei nicht mehr wegzudenken. Die neue Generation<br />

bedient sich ihrer, wie all der anderen sprachlichem Mittel, die sie zur<br />

Verfügung hat. Eine provokative Signalwirkung haben solche Begriffe<br />

schon lange eingebüßt. Der Alltag ist eben, wie er ist: schwul, multikulti,<br />

brutal <strong>und</strong> poetisch.<br />

Ich schließe wieder mit Kathrin Röggla:<br />

„... deswegen wünsche ich mir ein theater, das mit authentizität spielt<br />

<strong>und</strong> ihr mit höchster künstlichkeit begegnet, ein theater, das seinen<br />

rahmen mitdenkt, seine medialität reflektiert, seinen ort als mögliche<br />

mediale schnittstelle begreift.<br />

<strong>und</strong> ein theater, das ein sprechen zulässt, welches sich nicht<br />

gleich ausradiert, das einen sprachkörper sichtbar werden lässt, der über<br />

die figuren hinausgeht. ein theater, das nicht so tut, als ob die sprache<br />

einzig dazu da ist, in figuren zu versickern, sondern sprache in ihrem<br />

zusammenhang versteht. ja, kein spracheskapismus mehr auf dem<br />

hintergr<strong>und</strong> des spektakels, des aktionismus! ich wünsche mir ein theater,<br />

das nicht im spektakulären bild hängenbleibt, sondern in bewegung ist,<br />

das die präsenzmaschine, die es reitet, mit nichtpräsenzen, abwesenheiten,<br />

sich entziehendem gleichermaßen füllt.“<br />

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