robinson A4
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Gerd Dengler<br />
Robinsonade in Linol
Eine Bilder-Robinsonade,<br />
die sich am ersten Teil des ersten englischen Romans von 1719 orientiert,<br />
die eine Hommage an Daniel Defoe und Alexander Selkirk ist<br />
und die auch noch Anderen und Anderem gewidmet sein soll.<br />
Von Gerd Dengler in Linol geschnitten und im Sommer 1979,<br />
in 10 Exemplaren auf Mörzinger Bütten (105 cm x 63 cm) gedruckt.<br />
Text & Gestaltung des Heftes im Januar 2012.<br />
Zweite, überarbeitete Auflage im Januar 2017.<br />
Gerd Dengler<br />
Robinsonade in Linol<br />
Der Titel des Romans von Daniel Defoe lautet:<br />
„The Life and Strange Surprising Adventures<br />
of Robinson Crusoe of York, Mariner:<br />
who lived Eight and Twenty Years,<br />
all alone in an uninhabited Island on the coast of America,<br />
near the Mouth of the Great River of Oroonoque;<br />
Having been cast on Shore by Shipwreck,<br />
wherein all the Men perished but himself.<br />
With An Account how he was at last as strangely deliver‘d by Pirates.<br />
Written by Himself.“<br />
„Das Leben und die seltsamen überraschenden Abenteuer<br />
des Robinson Crusoe aus York, Seemann,<br />
der 28 Jahre allein auf einer unbewohnten Insel an der Küste von Amerika lebte,<br />
in der Nähe der Mündung des großen Flusses Oroonoque;<br />
durch einen Schiffbruch an Land gespült,<br />
bei dem alle außer ihm ums Leben kamen.<br />
Mit einer Aufzeichnung,<br />
wie er endlich seltsam durch Piraten befreit wurde.<br />
Geschrieben von ihm selbst.“<br />
10 Farblinolschnitte und ein geätzter Zinkhochdruck von 1979.<br />
Siebengescheite Texte, 2012 hinzugefügt.<br />
Abb. links: Daniel Defoe. Mitte: Frontispiece from the 1719 First Edition of Robinson Crusoe. Rechts: Alexander Selkirk
Scheitern.<br />
Weil er als Kind alles genau beobachtete,<br />
er immer absurde Einfälle hatte<br />
(heute würde man sagen, dass er besonders creativ war)<br />
und weil dies dazumal ein angesehener Beruf war*),<br />
sollte R., dem Wunsche seiner Oma entsprechend,<br />
Maler werden.<br />
Davon erzählt Defoe nichts und die Umstände brachten es mit sich,<br />
dass Robinson schließlich Seemann wurde**).<br />
Und scheiterte.<br />
Zunächst.<br />
*) Man bedenke, dass zwar das Goldene Zeitalter der Malerei<br />
in den Niederlanden sich seinem Ende zuneigte,<br />
aber der Ruhm und Reichtum der Maler<br />
in England hoch im Kurs standen.<br />
Robinsons Vater, ein mittelständischer Emigrant,<br />
wollte aber, dass R. einen anständigen Beruf ergreife.<br />
Weder den des Künstlers noch des Seemanns.<br />
**) Die von Wikipedia zusammengefasste Geschichte D.s und R.s<br />
ist am Ende dieses Heftes abgedruckt.
Erkundung & Erkenntnis.<br />
Als R. am rettenden Ufer entlang ruderte,<br />
kam er immer wieder an der gleichen Stelle vorbei.<br />
Er war zutiefst ermattet und gab endlich auf.<br />
Da erst erkannte*) er,<br />
dass er an einer Insel gelandet war.<br />
**) ***)<br />
*) Ein weiser taoistischer Philosoph<br />
erkannte und formulierte,<br />
dass zur Ruhe zu kommen Voraussetzung ist,<br />
um zu erkennen wer, was und wo man ist.<br />
Dionysos fügte hinzu, um auch noch zu erkennen wozu,<br />
bedürfe es etlicher Becher süffigen Weines.<br />
**) Zirka 10 Jahre vor R.s Landung war der Maler Frans Post<br />
auf seiner Brasilienfahrt an jenen Juan-Fernández-Inseln vorbei gekommen.<br />
Leider trafen sich Frans und Robinson nicht.<br />
***) Die eingefügten Kupferstiche sind um 1810 entstanden<br />
und einer illustrierten Ausgabe des Robinson entnommen.<br />
Sie stammen von François Aimé Louis Dumoulin.<br />
Die 150 Originale befinden sich<br />
im Musée historique de Vevey am schönen Lac Léman.<br />
Abb. links: Frans Post, Brazilian landscape with anteater, 1649
Ernährung.<br />
Ehe R. zum Agrarier wurde<br />
und Weizen anbaute,<br />
war er Sammler und Jäger*).<br />
Aus ökologischen Gründen**)<br />
stahl er aus dem Nest an steiler Wand***)<br />
nur immer eines von zwei Eiern.<br />
*)<br />
**) Der Begriff der Ökologie<br />
war dazumal nicht im Schwange,<br />
aber R. wusste, dass er nur mit nachwachsender Energie<br />
eine Chance haben würde.<br />
***) Sollte ein weiches, eher dem Gefühligen offenes Gemüt<br />
bei dem Nest an steiler Wand<br />
an Wilhelmine von Hillerns Geierwally gemahnt sein –<br />
"what shalls" grummelt Defoe.
Kultur.<br />
Dem Autor Daniel D. war es sehr angelegen,<br />
dass der erste Romanheld Englands<br />
nicht nur Abenteuer besteht,<br />
sondern unter Umständen der Wildnis und Einsamkeit<br />
die Kultur- und Zivilisationsgeschichte durch- und vorlebt.*)<br />
Suspence und Bildungsauftrag<br />
sollten zukünftig zum Leitbild<br />
der Zunft der Literaten werden.**)<br />
*) Wenn R. am Horizont schon kein rettendes Schiff erblickt,<br />
so steht für seinen Autor D. D. dort<br />
ein christlich- (protestantisch-) bürgerliches Weltbild klar vor Augen:<br />
Vom Urbarmachen (Rodung) des Terrains,<br />
über erste Kulturtechniken (Töpfern und Brennen)<br />
zu Errungenschaften medizinischer und hygienischer Art.<br />
Die Freiheit, das dazumal unübliche rosa Klopapier abzubilden,<br />
nimmt sich der Linoldrucker aus ästhetischen Gründen:<br />
Korrespondiert es im Bilde doch trefflich<br />
mit dem im Rosa verdämmenden Tag.<br />
**) Siehe dazu die englische Literaturgeschichte folgender Jahrhunderte.
Fund.<br />
Der Schrecken war groß,<br />
als Robinson das Skelett am Strand fand.<br />
Aber nun wusste R. auch,<br />
dass er nicht der erste Mensch auf der Insel ist<br />
und auch hier das irdische Leben endlich*).<br />
**)<br />
***)<br />
*) Pieter Claesz hatte im vorangegangenen Barock<br />
die Metapher des Memento mori und der Vanitas so ins Bild<br />
(und darin aufs Buch) gesetzt,<br />
dass ein religiös geprägter Autor wie D. D.<br />
(zumal bei der Kreation einer neuen Literaturgattung) nicht umhin konnte,<br />
dies nun Spannung erzeugend in die Handlungsgeschichte einzubauen.<br />
So wurde D. D. zu einem der Väter<br />
des Schauer-, Fantasie- und Fiction-Romans.<br />
**) Es gibt seither in Literatur und bildender Kunst<br />
immer wieder Beispiele,<br />
wo die Verwendung der Vanitassymbole<br />
wegen glitzernder pekuniärer Erfolge erfolgt.<br />
***) Allerdings scheut manch bürgerlicher Pirat,<br />
weil er die Gunst der Öffentlichkeit sucht,<br />
das altbewährte Label des Totenkopfes auf seiner Fahne.<br />
(Aus dem geblähten Segel im Logo ist heute längst die Luft raus.)<br />
Abb. links: Pieter Claesz, Vanitas, 1630. Mitte: Damien Hirst, For The Love of God, 2007. Rechts: Logo der Piratenpartei, 2006.
Spur.<br />
Freilich war R. überrascht,<br />
am Strand im Sand<br />
den Abdruck eines menschlichen Fußes zu entdecken.<br />
Hatte er sich doch die Spur<br />
einer 500er Honda*) anders vorgestellt.<br />
*)Wohlweislich**)<br />
hat Defoe im Roman nichts von einer besonderen Fähigkeit R.s erwähnt;<br />
der Begabung nämlich, den Inhalt zukünftiger Bücher zu erträumen.<br />
So ersehnte sich R. die Realisation einer Textstelle aus<br />
„The Best of H. C. Artmann“ (etwa 250 Jahre später editiert),<br />
in der eine langmähnige kesse Robinsonia<br />
auf einer 500er Honda um die Insel düst.<br />
(H. C. A.: Robinsonia, ein hübsches junges ding, ist ein loses luder...).<br />
**) „Wohlweislich“ deshalb, weil sich die englische Literatur<br />
(Charles Robert Maturin, Mary Shelley, die Gothic Novel allgemein)<br />
erst etwa 70 bis 100 Jahre später<br />
mit parapsychologischen Phänomenen befassen wird.<br />
Abb.: Honda CBR500R (STANDARD)
Kreuz des Südens.<br />
R. lebte bereits eine geraume Zeit auf der Insel<br />
(wenn man etliche Jahre so benennen mag).<br />
Um sich die Einsamkeit zu vertreiben<br />
und aus Gründen seiner christlichen Gesinnung<br />
(was sich ja bedingen mag),<br />
hatte er es sich zur Gewohnheit gemacht,<br />
von einem Hügel aus das Kreuz des Südens zu betrachten.<br />
Da sah er deutlich, wie unten am Strand etliche Kannibalen*)<br />
genüsslich einen nackten Menschen am Feuer brieten.<br />
*) Die Tatsache, dass Menschenfresser „seine“ Insel aufsuchten,<br />
um eine Mahlzeit zuzubereiten und zu verspeisen,<br />
beunruhigte R. nur insofern,<br />
als die Kannibalen bei seiner eventuellen Ergreifung<br />
zu spät bemerken könnten,<br />
dass wegen seines unfreiwillig spartanischen Lebenswandels,<br />
nicht allzuviel an ihm dran ist.<br />
Immerhin wusste er nach der kürzlich geträumten Lektüre von<br />
Gerhard Polts „Menschenfresser“,<br />
dass sich das Thema mit Humor ertragen lässt.<br />
Abb. links: Gerhard Polt, Menschenfresser und andere Delikatessen, 1997
Mahlzeit.<br />
Endlich hatte R. einen Gefährten.<br />
Er hatte ihn aus der Gewalt von Kannibalen befreit*),<br />
die den jungen Wilden als Dessert vorgesehen hatten.<br />
An diesem Freitag servierte R. ein delikates Mahl**) zur Begrüßung,<br />
als Vorstufe einer Taufe***)<br />
und als vertrauensbildende Maßnahme****).<br />
**) Mit Warhols Suppendose oder Manzonis Merda d‘artista<br />
will der Autor lediglich etwas aufschneiden,<br />
um kunstszenemäßig progressiv mitzuhalten.<br />
Die abgebildete FB ART-Dose steht eigentlich<br />
für ein ursprünglich vom havarierten Schiff gerettetes Fässchen Rum,<br />
das R. für einen besonderen Anlass aufgespart hatte.<br />
In allen Billen und Unbillen der Natur war das kleine Fass<br />
so etwas wie ein Kontrapunkt, quasi ein Kunstprodukt (ART) gewesen,<br />
das nun Freitag zukommen sollte.<br />
***) Freilich ging es R. darum, seinen Gefährten einer christlichen Taufe<br />
zu unterziehen – um es direkt auszusprechen – ihn zu missionieren.<br />
Und dazu war die Kunst schon von jeher ein probates Mittel.<br />
****) Zuerst brachte Robinson Freitag bei, ihn mit Master anzusprechen.<br />
Abb. links: Piero Manzoni, Merda d’artista, 1961. Rechts: Andy Warhol, Campbell‘s Soup Can, 1962
Unfall.<br />
Auf Robinson & Freitag lauerte so manche Gefahr*),<br />
doch gab es auch sorglose Tage voller Übermut.<br />
F. fischte mit R.s Angel im Meer<br />
und R. ballerte mit der Muskete angeberisch in die Wipfel der Palmen.<br />
Unbeabsichtigt (wie er betroffen stotterte) hat er dabei die weiße Taube**) getroffen,<br />
die kopfüber auf die blaue Blume am Grund des Palmenhains stürzte.***)<br />
*) Kannibalische Wilde, Piraten, Soldaten...<br />
**) Nie ist seither das Lied der weißen Taube verstummt.<br />
Lauscht der werte Betrachter und geneigte Leser genau in sich hinein,<br />
wird er das sanfte, tinnitusgleiche Rauschen der Meereswogen<br />
und den Klang des Liedes La Paloma in sich hören.<br />
***) Gottseidank hat R. anscheinend die weiße Taube nur scheinbar erlegt.<br />
Wie sonst könnte sie Jahrhunderte später in René Magrittes Gemälde<br />
munter ein und aus fliegen? René meint zurecht:<br />
„Tout ce que nous voyons cache quelque chose d’autre.“<br />
Abb. links:: René Magritte, Die große Familie, 1947
Kalender.<br />
Seit Beginn seines Insulanerdaseins hatte R.<br />
täglich eine Kerbe in ein von ihm errichtetes Holzkreuz geschnitten*).<br />
So war nach all den Jahren ein ansehnlicher Kalender entstanden,<br />
der genau die Anzahl der auf der Insel verbrachten Tage angibt***).<br />
**)<br />
*) Unbewusst hat R. den Druckstock eines Holzschnittes angefertigt,<br />
den der Autor des vorliegenden Heftes nur abzudrucken brauchte.<br />
Wie GD an das originale Holzkreuz<br />
im British Museum in London herangekommen ist,<br />
hat Scotland Yard zwar recherchiert,<br />
aber nicht herausgefunden.<br />
**) Die wunderbaren, sehr reizvollen Holzschnitte<br />
in historischen Robinson-Ausgaben<br />
erreichen hohe ästhetische Qualität,<br />
doch können sie die Authentizität des „Kalenders“ nicht erreichen.<br />
***) Sollte der geneigte Leser das Verlangen haben,<br />
die exakte Zahl der Tage zu erfahren,<br />
muss er sich der kurzweiligen Mühe des Kerbenzählens unterziehen.<br />
Abb.: links: GD, Kruzifix– decefix, 1989. Rechts: A General History of the Pyrates: A black slave escorting Captain Avery, woodcut, 1725
Abschied.<br />
Endlich, nach 28 Jahren,<br />
hat R. mit F. die Insel verlassen.<br />
Ob die Sonne ihrer Zukunft auf oder unter geht,<br />
kann der geneigte Betrachter, der werte Leser<br />
dem 2. Band Robinson entnehmen,<br />
dessen Lektüre empfohlen sei.<br />
„Robinson Crusoe hat den Kindern unglaubliche Dienste geleistet;<br />
es ist ihr Entzücken und ihr Evangelium.“<br />
Johann Wolfgang von Goethe<br />
Wie recht er hat, unser J. W. v. G.,<br />
dessen Zitate jeden gutbildungsbürgerlichen Text,<br />
so auch dieses Heft schmücken.<br />
Der Geheimrat,<br />
dessen nahezu überall dazugegebener Senf vermeintlich alles adelt,<br />
benützt hier das Kind, um zu verbergen,<br />
dass er selbst als Robinson den Roman genussvoll durchlebt hat:<br />
In gefahrvoll wilder Natur, zunächst in Einsamkeit,<br />
doch mit Gottvertrauen (bei J. W. v. G. = Selbstvertrauen),<br />
den Aufbau einer bürgerlichen Kultur schaffend,<br />
schließlich alles als „Master“ bestanden zu haben:<br />
„Freitag, pardon, Eckermann, rudern Sie!“
Robinson Crusoe, Sohn eines nach England ausgewanderten Bremer Kaufmanns mit dem ursprünglichen Namen Kreutznaer,<br />
wird 1632 in York geboren. Sein Vater schärft dem jungen Robinson ein, er gehöre in den Mittelstand, und warnt ihn<br />
eindringlich davor, zur See zu gehen, dort würde er seinen Untergang finden. Robinson Crusoe missachtet diese Ermahnungen<br />
und wird auf einer seiner ersten Fahrten vor der Küste Nordafrikas von arabischen Piraten überfallen und versklavt.<br />
Erst nach zweijähriger Gefangenschaft in der marokkanischen Hafenstadt Salé gelingt ihm zusammen mit dem ebenfalls<br />
versklavten Jungen Xury die Flucht; beide segeln entlang der afrikanischen Atlantikküste nach Süden. Schließlich werden<br />
sie von einem portugiesischen Kapitän auf hoher See aufgenommen. Er bringt sie über den Ozean nach Brasilien; Robinson<br />
verkauft Xury an den Kapitän, lässt sich von ihm aber schriftlich zusichern, dass Xury nach 10 Jahren Dienst, wenn er ein<br />
Christ geworden ist, die Freiheit erhalten soll.<br />
In Brasilien kommt Robinson durch Geschick im Handel schnell zu Geld. Er erwirbt eine eigene Zuckerplantage und<br />
bewirtschaftet sie so gut er es vermag. Um schwarze Sklaven für seine und andere Plantagen aus Guinea zu holen, geht er<br />
wieder zur See. Auf dieser Fahrt erleidet er bei einem Sturm in der Karibik Schiffbruch, den er als einziges Mitglied der<br />
Besatzung überlebt. Er strandet an einer abgelegenen Insel im Mündungsgebiet des Orinoco. Crusoe kann an den folgenden<br />
Tagen mit einem selbstgebauten Floß noch verschiedene Ausrüstungsgegenstände aus dem Schiffswrack retten, bevor er eines<br />
Morgens feststellen muss, dass es nach einem weiteren Sturm verschwunden ist.<br />
Robinson baut sich eine kleine Festung, in deren Schutz er lebt. Er beginnt, Getreide anzubauen, zu jagen und Kleidung aus<br />
den Fellen wilder Ziegen herzustellen. Etwa am zwölften Tag nach seiner Landung errichtet er ein großes Kreuz, in das er<br />
den 30. September 1659 als Datum seiner Ankunft auf der Insel einritzt, und beschließt, fortan jeden Tag eine Kerbe in das<br />
Kreuz zu ritzen. Auch führt er ein Tagebuch, bis ihm schließlich die Tinte ausgeht. Seine Festung rüstet er mit vom Schiff<br />
geretteten Musketen aus. All dies tut er mit äußerster Vorsicht, da er sich auf der Insel nicht sicher fühlt.<br />
Crusoe erkrankt ernsthaft. Im Fieber erscheint ihm ein Mann, der von einer schwarzen Wolke auf einer großen Flamme<br />
herabsteigt und ihm sagt, dass sein Leben ihn noch nicht zur Reue gebracht habe. Robinson wird letztlich wieder gesund.<br />
Zuvor nicht religiös, erstarkt er zunehmend im Glauben an Gott, dem er sein Leben und alles zu verdanken glaubt, was er<br />
auf der Insel besitzt. So liest er jeden Morgen in einer Bibel, die er vom Schiff bergen konnte.<br />
Abseits seiner Festung errichtet sich Crusoe noch eine Laube. Bei einer Expedition zum Westende der Insel macht er in der<br />
Entfernung im Ozean Land aus. Auf der Insel gefangene Ziegen verwendet er zur Zucht und gelangt so zu einer eigenen<br />
Ziegenherde.<br />
Eines Tages entdeckt er im Sand einen Fußabdruck, der größer ist als sein eigener. Zwei Jahre später findet er am Strand<br />
die Überreste eines Kannibalengelages. Die Insel wird offenbar bisweilen von Kannibalen besucht, die dort ihre Festmähler<br />
abhalten.<br />
Eines Nachts träumt Robinson, dass Kannibalen seine Insel mit einem Opfer aufsuchen, das jedoch entkommt und zu Robinson<br />
läuft. Tatsächlich erscheinen anderthalb Jahre später wieder „Wilde“ auf seiner Insel, und eines ihrer vorgesehenen<br />
Schlachtopfer läuft, von zwei Kannibalen verfolgt, auf Robinsons Versteck zu. Robinson und dem Verfolgten gelingt es, die<br />
beiden Kannibalen zu töten. Den zu ihm geflohenen Wilden, der später sein Freund und Diener wird, nennt Robinson<br />
Freitag zur Erinnerung an den Tag, an dem er ihm das Leben gerettet hat. Er bringt Freitag die englische Sprache bei, macht<br />
ihn mit der europäischen Lebensweise vertraut und führt ihn an die christliche Lehre heran.<br />
Bevor Robinson nach 28 Jahren schließlich gerettet wird, gelingt es ihm und Freitag, einen schiffbrüchigen Spanier und<br />
einen anderen Eingeborenen aus den Klauen der Kannibalen zu befreien, die wieder einmal einen Festschmaus auf Robinsons<br />
Insel abhalten wollen. Der gerettete Eingeborene stellt sich als Freitags Vater heraus, während der Spanier berichtet,<br />
dass weitere mit ihm zusammen gestrandete Spanier auf Freitags Heimatinsel ein bedauernswertes Dasein führen. So wird<br />
beschlossen, dass Freitags Vater mit dem Spanier losfahren soll, um die anderen Europäer zu Robinsons Insel zu bringen.<br />
Während die beiden noch unterwegs sind, ankert eines Tages ein englisches Schiff vor der Insel, dessen Mannschaft gemeutert<br />
und beschlossen hat, den Kapitän und noch zwei Unglückliche auf der scheinbar unbewohnten Insel auszusetzen. Nach<br />
harten und verlustreichen Kämpfen mit den Meuterern gelingt es Robinson, das Schiff zurückzuerobern. Nun werden die<br />
überlebenden Rädelsführer der Meuterei auf der Insel ausgesetzt, und Robinson fährt am 19. Dezember 1686 nach England<br />
zurück, wo er am 11. Juni 1687 nach 35 Jahren Abwesenheit eintrifft.<br />
Von dort schifft er sich mit Freitag nach Lissabon ein, wo er den alten portugiesischen Kapitän wiedertrifft, der ihm<br />
Rechenschaft über seine Pflanzungen in Brasilien gibt. Robinson erfährt, dass er während seiner Abwesenheit zu einem<br />
wohlhabenden Mann geworden ist, da seine Plantage inzwischen ein kleines Vermögen eingebracht hat. Für die Rückkehr<br />
nach England benutzen Robinson und Freitag zunächst den Landweg, auf dem sie Abenteuer mit Wölfen und einem Bären<br />
bestehen. Zurück in England verkauft Robinson seine Pflanzungen in Brasilien, legt das Geld an und heiratet.<br />
Nach dem Tod seiner Frau besucht er seine Insel erneut und lässt sich von den Bewohnern ihre Geschichte berichten. Die<br />
Spanier haben sich nach zunächst heftigen Kämpfen mit den Meuterern geeinigt, da die Insel von Kannibalen angegriffen<br />
wurde. Die Bewohner bilden inzwischen eine friedliche Kolonie, zu der Robinson bei späteren Besuchen sogar Neuansiedler<br />
bringen kann. Das sagt Wikipedia.<br />
Anmerkungen:<br />
Zahlreiche Robinson-Adaptionen, Robinsonaden, folgten bis zum heutigen Tag auf Defoes Masterpiece.<br />
Bei jenen aus Österreich (z.B. H. C. Artmann) fällt auf,<br />
dass Freitag häufig einer Geschlechtsumwandlung unterzogen wurde.<br />
Warum gerade in Sigmund Freuds Vaterland?<br />
Unerwähnt blieb im vorliegenden Heft (und auch in Defoes Roman nur marginal gewürdigt),<br />
dass R. vom Schiffswrack einen Hund gerettet hatte,<br />
der ihm wertvolle Dienste und Gesellschaft leistete. (Quinta grüßt!)<br />
Auch der Papagei sei nicht vergessen.<br />
© Quint-Edition 2017 gerd-dengler.com<br />
Repros: Christoph Vohler, Druck: nn GmbH<br />
Abb.: Robinson Island
Quint Edition