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Goldenes Eichenlaub

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Kinder müde und reif für die Heia. Hans-Peter teilte sein Zimmer mit Daniel,<br />

Markus, Beat und Arthur. Damit der Raum genügte, wurden Kajütenbetten montiert.<br />

Trotz grosser Müdigkeit gab es vor dem Einschlafen noch gute Gespräche<br />

oder, wenn es ganz hoch herging, eine lustige und intensive Kissenschlacht.<br />

Dann war Lichterlöschen und wie auf Kommando schliefen die Buben ein. Welch<br />

schönes Bild!<br />

Hans-Peter, gerade acht Jahre alt, ist mit dem Vater und mit zwei Brüdern im<br />

«Holz». Die Stämme müssen ausgeastet werden. Bewaffnet sind die Buben mit gut<br />

geschliffenen Beilen. Der kleine Hans-Peter will nicht nachstehen und schlägt<br />

kräftig zu, gleitet ab und trifft wuchtig die Aussenseite seines Unterschenkels.<br />

Blut spritzt! Es ist kein schöner Anblick. Ein Fall für den Arzt. Sicher nicht! Zu<br />

Hause wird kräftig Schnaps in die Wunde gegossen, ein Verband installiert und<br />

ab geht es wieder ins «Holz». Obwohl Hans-Peter nicht mehr im Vollbesitz seiner<br />

Kräfte ist, geht das Fighten am Holzstamm weiter! Die harte Schule beginnt bei<br />

ihm schon sehr früh.<br />

Richtig erholsam von allen diesen Strapazen ist der Schulweg. Immerhin dauert<br />

der Fussmarsch gut zwanzig Minuten und führt auf einem idyllischen Weg durch<br />

einen Wald. In der Regel sind immer drei bis vier Pellet-Kinder gemeinsam unterwegs.<br />

Nach der Schule ist Fussballspielen angesagt. Aber da müssen die Pellet-<br />

Buben passen. Der Vater hat nämlich schon am Mittagstisch verkündet, dass sie<br />

sofort nach der Schule nach Hause kommen sollen. Er war auf die Hilfe seiner<br />

Jungmannschaft dringend angewiesen. Ganz selten kam es vor, dass Hans-Peter<br />

dem Ruf des runden Leders nicht widerstehen konnte und freudig dem Ball nachrannte.<br />

Gekonnt, engagiert und alle Zeit der Welt vergessend! Der väterliche Empfang<br />

war dann weit weniger freudig. Mit strenger Miene sagte der Vater zu Hans-<br />

Peter: «Morn em Abe de nid, susch klöpfts!» Der Tarif war wieder durchgegeben!<br />

Hans-Peter ging sehr gerne zur Schule. Es war ja schliesslich eine willkommene<br />

Abwechslung zum wirklich harten Alltag. Zudem lernte er andere Kinder kennen<br />

und viele interessante Geschichten aus der ganzen Welt. Er sog die Informationen<br />

richtig in sich auf. Zufrieden und dankbar.<br />

Der heute pensionierte Lehrer Peter Haymoz erinnert sich gut an seinen damaligen<br />

Schüler und beschreibt ihn mit folgenden Worten: «Still, fleissig, sportlich<br />

sehr gut und lernwillig. Speziell in den Fächern, welche sein Interesse erweckten,<br />

zählte er zu den Besten. In den Sprachen blieb er unscheinbar und hielt sich<br />

vornehm zurück. Beispielsweise stand er blitzartig im vordersten Glied, wenn es<br />

etwas Schweres auf den Estrich zu tragen gab. Diese Willenskundgebung blieb<br />

dann gänzlich aus, wenn er vor der ganzen Klasse einen Vortrag hätte halten<br />

sollen. Aber Hans-Peter fiel während der ganzen Schulzeit nicht ein einziges Mal<br />

negativ auf. Hie und da merkte man ihm aber an, dass er mit seinen Kräften<br />

am Limit war. Und nicht selten musste er sogar um Urlaub bitten. Während der<br />

strengsten Zeit im ‹Heuet› konnte man zu Hause nicht auf ihn verzichten! Urlaub<br />

erhielt er auch, wenn die Tiere auf die Alp verreisten oder der Alpabzug bevorstand.<br />

Da konnte Hans-Peter unter keinen Umständen fehlen. Das war mir als<br />

Lehrer auch völlig klar.»<br />

18 Hans-Peter Pellet

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