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kalbenser Fliegenklatsche

Bd.01 "gebundenes, bedrucktes Papier - vielseitig in der Verwendung"

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Donnerstag, der 15.August:<br />

Freitag, der 16. August:<br />

Nachgetragen aus meinem Notizbuch. Ehemaliges Gericht. Warm ist es heute, habe lange geschlafen, mein linkes<br />

Auge ist entzündet, die Kontaktlinse hat einen winzigen Riss. Die Haut, meine Haut, alles empfindlich. Hätte gern<br />

einen Schleier für diese Tage. Geht alles vorbei! L. hat die zarte Verschiebung meiner Stimmung sofort bemerkt,<br />

auch K. hat gefragt. Wir sind keine Rothäute, wir sind Dünnhäute. Woher kommen jetzt die Indianer? N.s Gedicht<br />

aus dem Gericht abgeschrieben. Schön. Sitze jetzt in L.s Installation/Spielplatz: Die Wirkbindenrolle, die ausgeworfene,<br />

die angebundene an den Enterhaken, endet an meinem schorfigen Knie. Der Enterhaken nach draußen, das<br />

Draußen erobern, sich retten in die Welt, vom Spielplatz in die Welt. Das Fenster war offen, jetzt ist es zu. Draußen<br />

klagt eine Katze. Wir haben mit unseren „Spielen“ Verwirrung gestiftet. Auch auf dem Spielplatz liegt eine tote Fledermaus.<br />

Eine Wippe, Pfeile in den Himmel, die an den Deckenhimmel zeigen, wie Leuchtreklamen. Ist alles nicht<br />

funktionstüchtig, viel zu fragil. Diesen Spielplatz gibt es nur, weil hier niemand mehr spielt. Falter, Käfer, Fledermäuse<br />

sind die Bewohner, die Gäste. Vielleicht vermissen die Häuser niemanden. Über Leuchtstoffröhren springen,<br />

einen dreibeinigen Hund sehr gern haben, Pastellkindergarten, Bonbonspiele. Ein Tipi, ein Zelt aus Besenstangen,<br />

da ist die Fledermaus durchs Dach gefallen. Im Schutt spielen, im Staub. Brücken über Flüsse, über rote Flüsse bauen.<br />

Eine Kletterwand ohne Griffe, Doktorspiele und Schläger. Spärliches Licht.<br />

Abends am Feuer bei M. und N., schöner Abend. Noch den Holzrauch in den Hemden, schöne Menschen hier. Und<br />

abheben konnte ich auch, sie haben ein Trampolin!<br />

Ein Falter oder Schwärmer kopfüber in den pinken Blüten<br />

auf meinem Fensterbrett, trinkt Nektar, ist zu beneiden.<br />

Ein stiller Tag, schön, still & sonnig. Hier kräht einem der Hahn nach. Gehe kurz Abendbrot kochen & Kaffee.<br />

Komme dann wieder: Nachtrag Dienstag, Mittwoch, heute; Brief an D.s NEUGEBORENES, Karte an S.,<br />

weitere Schnittgedichte, dritte & vierte Strophe von STILL, MIN HANNE lernen.<br />

Ich habe Besuch bekommen. Ihr werdet Euch noch kennenlernen. (Notiz von T.)<br />

Willkommen Nacht, willkommen ihr Falter und Knisterinsekten. Käfer sind heute auch da, ja verfangt euch<br />

in meinem Haar, macht ein bisschen Spuk. Vielleicht kommt auch der Giemk zu Kalbe (auch Kobold oder<br />

rotjackiger Junge). In Kalbe an der Milde trieb der Poltergeist sein neckisches Spiel und Wesen besonders in<br />

einem altertümlichen Hause, welches an der Milde gelegen war. Doch halt, es scheint, der Giemk zeigt sich nur<br />

am Tage. Diese kleinen Flugtiere, sie fliegen so unbändig durcheinander, dass ich mich gar nicht konzentrieren<br />

kann: INSEKTENDISCO. Das ist eine geschönte Wahrnehmung. Sie werden ja irre von dem Licht: INSEKTEN-<br />

ANSTALT. Da hat ein heller Falter es hinaus in die Nacht geschafft! So verhält es sich. Da, jetzt ist er wieder<br />

drin. Ach!!<br />

Ulrike Feibig<br />

*1984 in Magdeburg<br />

seit 2009 am Deutschen Literaturinstitut Leipzig<br />

Veröffentlichte in Literaturzeitschriften und Anthologien<br />

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