16.01.2017 Aufrufe

Martin Luther: Vom unfreien Willen

Luthers berühmte Widerlegung der Lehre von der freien Willensentscheidung, Paperback, 341 Seiten, Betanien Verlag -- Luthers Schrift Vom unfreien Willen behandelt die zentralen Anliegen der Reformation. Ausgangspunkt ist die alte Frage, ob der Mensch von Natur aus Entscheidungsfreiheit habe, oder ob sein Wille an eine höhere Macht gebunden ist. In seiner Argumentation dringt Luther zu den Kernthemen des Evangeliums vor. Mit großer Geisteskraft und biblischer Kompetenz widerlegt Luther hier die katholisch-philosophische Fehleinschätzung des Humanisten Erasmus, dass der Mensch einen freien Willen habe. Dabei entfaltet er die reformatorischen Lehren von der Rechtfertigung aus Glauben und von der Vorherbestimmung Gottes. Nirgends kommt man Luthers grundlegendem Denken – das er vor allem von Paulus aus dem Römer- und Galaterbrief aufgesogen hat – und den Kerngedanken der Reformation näher als in Vom unfreien Willen.

Luthers berühmte Widerlegung der Lehre von der freien Willensentscheidung, Paperback, 341 Seiten, Betanien Verlag
--
Luthers Schrift Vom unfreien Willen behandelt die zentralen Anliegen der Reformation. Ausgangspunkt ist die alte Frage, ob der Mensch von Natur aus Entscheidungsfreiheit habe, oder ob sein Wille an eine höhere Macht gebunden ist. In seiner Argumentation dringt Luther zu den Kernthemen des Evangeliums vor.

Mit großer Geisteskraft und biblischer Kompetenz widerlegt Luther hier die katholisch-philosophische Fehleinschätzung des Humanisten Erasmus, dass der Mensch einen freien Willen habe. Dabei entfaltet er die reformatorischen Lehren von der Rechtfertigung aus Glauben und von der Vorherbestimmung Gottes.

Nirgends kommt man Luthers grundlegendem Denken – das er vor allem von Paulus aus dem Römer- und Galaterbrief aufgesogen hat – und den Kerngedanken der Reformation näher als in Vom unfreien Willen.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Vom</strong> <strong>unfreien</strong> <strong>Willen</strong> · Kapitel 2<br />

Aber ich will darauf nicht so ausführlich eingehen, wie es die<br />

Sache verdient, sondern mich kurzfassen. Ein guter Theologe<br />

lehrt so: Das Volk muss durch die äußerliche Gewalt des Schwertes<br />

im Zaum gehalten werden, wenn es böse handelt, wie Paulus<br />

lehrt (Röm 13,4); sein Gewissen aber darf nicht in falsche Gesetze<br />

verstrickt werden, sodass man es mit Sünden quält, die doch vor<br />

Gott gar keine Sünden sind. Das Gewissen ist nämlich allein an<br />

Gottes Gebot gebunden. Dadurch wird die Tyrannei der Päpste<br />

ganz und gar aus dem Weg geräumt, die sich zwischen Gott und<br />

Menschen drängt, innerlich die Seele zu Unrecht erschreckt und<br />

tötet und äußerlich den Leib vergeblich schindet. Denn wenn sie<br />

auch äußerlich zur Beichte und anderen Lasten zwingt, so wird<br />

doch dadurch das Herz nicht in Schranken gehalten, sondern<br />

nur noch stärker zum Hass gegen Gott und Menschen gereizt.<br />

Vergeblich peinigt die Tyrannei der Päpste den Leib in äußerlichen<br />

Dingen und bringt nur Heuchler hervor, sodass die Tyrannen,<br />

die derartige Gesetze machen, nichts anderes sind als<br />

reißende Wölfe (Mt 7,15), Diebe und Seelenmörder (Joh 10,8).<br />

Und solche empfiehlst du uns wiederum, du »guter Seelsorger«!<br />

Das heißt, du bist Gewährsmann der grausamsten Seelenmörder,<br />

48 dass sie die Welt mit Heuchlern füllen, die Gott lästern<br />

und im Herz verachten, wenn sie auch äußerlich halbwegs im<br />

Zaum gehalten werden – als ob es kein anderes Mittel dazu gäbe,<br />

das keine Heuchler macht und die Gewissen nicht verdirbt, wie<br />

ich schon sagte.<br />

Hier führst du nun Gleichnisse an und willst als jemand<br />

scheinen, der sie in reichem Maße hat und höchst zutreffend gebraucht,<br />

nämlich: »Es gibt Krankheiten, die man mit geringerem<br />

Schaden erträgt als kuriert«, wie den Aussatz usw. 49 Desglei-<br />

48 So nach der Weimarer Ausgabe: »auctor es crudelissimorum animicidarum«<br />

= »Gewährsmann bist du der grausamsten Seelenmörder«. Nach anderer Textfassung:<br />

»auctores crudelissimorum animicidarum« = »sie sind die Meister<br />

[oder Urheber, Vollbringer] grausamster Seelenmorde«.<br />

49 Erasmus nennt hierzu als Beispiel den Aberglauben, dass man »im noch warmen<br />

Blut geschlachteter Kinder badet, um Aussatz zu heilen« (Diatribe I a 9).<br />

48

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!