Kursbuch Agrarwende 2050
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Neben der klassischen Selektionszüchtung gewinnen neue biotechnologische Entwicklungen<br />
an Bedeutung. Zu den neuesten Techniken gehören u.a. die markergestützte Selektion, das<br />
Tilling, die Protoplastenfusion und neue gentechnische Verfahren, darunter Cis- und<br />
Intragenese sowie verschiedene Methoden des „Genome Editing“ (z.B. Oligonukleotidgesteuerte<br />
Mutagenese und Nuklease-Techniken oder CRISPR-Cas9).<br />
Pflanzenschutz<br />
Der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln (Herbizide, Insektizide,<br />
Fungizide) diente in den letzten 20 Jahren in erster Linie der Ertragssicherung und -steigerung.<br />
Neue Wirkstoffgruppen wurden bisher nicht zur Marktreife entwickelt und Innovationen<br />
beschränken sich auf neue Kombinationen bewährter Wirkstoffe oder auf hoch konzentrierte<br />
Wirkstoffe, die eine geringere Ausbringmenge erfordern. Gleichzeitig nimmt die<br />
Resistenzbildung in allen Bereichen zu. Ein Beispiel hierfür ist die Entstehung von sogenannten<br />
„Superweeds“ durch den Einsatz von Glyphosat (Then, 2015). Erfolg versprechende<br />
Pflanzenschutzmittel werden aus dem Bereich Biologika (Bayer, 2014) erwartet. Die Wirkstoffe<br />
stammen aus natürlichen Materialien wie Bakterien, Pilzen oder Pflanzen. Der weltweite Markt<br />
für solche biologischen Pflanzenschutzmittel wird auch nach Meinungen der Produzenten<br />
(Bayer, 2014) schneller wachsen als für chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und dient<br />
als neuer Baustein eines integrierten Pflanzenbaumanagements.<br />
Weitere Entwicklungen<br />
Es werden zunehmend Verfahren entwickelt, welche die Lebensmittelproduktion vom<br />
Produktionsfaktor Boden/Erde loslösen. Beispiele hierfür sind die Aquaponik, eine Kombination<br />
aus Aquakultur und Hydrokultur von Nutzpflanzen auf engstem Raum. Das Vertical Farming<br />
ermöglicht die landwirtschaftliche Produktion in mehrstöckigen Gebäuden und kann damit<br />
Fläche sparen, z. B. in Ballungsräumen und Mega-Städten.<br />
Mit der Entwicklung moderner Agroforstsysteme im letzten Jahrzehnt, beispielsweise in<br />
Frankreich und England, wurde gezeigt, dass sich Bäume auf landwirtschaftlichen Nutzflächen<br />
produktiv in die heutige europäische Landwirtschaft integrieren lassen (Institut für<br />
Waldwachstum, 2009).<br />
5 Landwirtschaft in <strong>2050</strong><br />
5.1 Die Business-As-Usual (BAU)-Landwirtschaft<br />
Die BAU-Landwirtschaft ist ein Modell, das auf der Fortschreibung der bereits bestehenden<br />
Trends (Rahmenbedingungen) bis zum Jahr <strong>2050</strong> basiert. Sie dient als Vergleich zum<br />
Greenpeace-Zukunftsmodell (s. 5.2) und soll das Ergebnis verschiedener möglicher<br />
Entwicklungspfade der Landwirtschaft in Deutschland bis <strong>2050</strong> veranschaulichen.<br />
Für dieses Modell gehen wir davon aus, dass sich die aktuelle Politikausrichtung in absehbarer<br />
Zeit nicht wesentlich verändert und eine konsequente Umsetzung vorhandener Ansätze, z. B.<br />
zur Erreichung politischer Ziele im Umweltbereich, nicht erfolgt. In der Gemeinsamen<br />
Europäischen Agrarpolitik (GAP) ist mit einer Reduzierung der Direktzahlungen aus der 1.<br />
Säule und einem weiteren Ausgleich für „gesellschaftliche Leistungen“ über die 2. Säule zu<br />
rechnen. Die Politik reagiert unzureichend mit ordnungsrechtlichen Maßnahmen auf<br />
<strong>Kursbuch</strong> <strong>Agrarwende</strong> <strong>2050</strong> – ökologisierte Landwirtschaft in Deutschland“ Seite 30