pressekontakt - IFAJ 2011 Congress
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Aus dem Bundesverband<br />
Workshop im BMELV<br />
Als ein spezielles Angebot an die Chefredakteure der wichtigsten landwirtschaftlichen Fachmedien sowie an<br />
die mit Agrarpolitik befassten Redakteure hat der VDAJ gemeinsam mit dem Bundeslandwirtschaftsministerium<br />
Ende November einen Workshop angeboten. Dabei standen Bundesministerin Ilse Aigner und ihr Staatssekretär<br />
Dr. Robert Kloos sowie Referenten und Abteilungsleiter des Ministeriums den Journalisten Rede und<br />
Antwort.Themen waren unter anderem die Verhandlungen über die Weiterentwicklung der Gemeinsamen<br />
Europäischen Agrarpolitik, die Charta für Landwirtschaft und Verbraucher sowie die Erzeugung erneuerbarer<br />
Energie in der Landwirtschaft. Foto: bmelv<br />
Fünf unwiderstehliche<br />
Teaser-Typen<br />
Vorspanne und Teaser sollen Leser und<br />
Internet-Nutzer in Texte locken. Doch wie<br />
schafft man das in drei, vier knappen<br />
Sätzen? Wer gelungene Vorspanne analysiert,<br />
stößt auf wiederkehrende Strukturprinzipien<br />
– fünf bewährte Mechanismen,<br />
die Leser Lust auf mehr machen.<br />
1. Das Nutzwertversprechen:<br />
„Pickel sind eine peinliche Pubertätsplage.<br />
Bei uns erfährst Du, was du gegen sie tun<br />
kannst.” (bravo.de)<br />
Ratgeber-Teaser wie dieser zeigen den<br />
Lesern ein Problem, das sie umtreibt. Dann<br />
verheißen sie die Lösung.<br />
2. Der Cliffhanger:<br />
„Der Bergsteiger Aron Ralton wandert durch<br />
die einsamen Canyons Utahs. Plötzlich<br />
trifft den jungen Mann ein Steinschlag,<br />
seine rechte Hand bleibt zwischen einem<br />
Felsblock und der Canyonwand eingeklemmt.<br />
127 Stunden später trifft Aron die<br />
schwerste Entscheidung seines Lebens.”<br />
(zdf.de)<br />
Cliffhanger reißen die Geschichte an und<br />
brechen dann ab. Wer wissen will, wie’s<br />
weiterging, muss weiterlesen.<br />
3. Die Geschichte in der Nussschale:<br />
„Im westfranzösischen Angers biss eine<br />
Frau in ein Hacksteak, als sie plötzlich et-<br />
was Hartes spürte. Sie zog einen menschlichen<br />
Zahn mit Metallkrone aus ihrem Essen.”<br />
(welt.de)<br />
Anders als der Cliffhanger skizziert der Nussschalen-Vorspann<br />
die ganze Geschichte.<br />
Vorsicht: Das funktioniert nur, wenn der Inhalt<br />
stark von der Alltagserfahrung der Leser<br />
abweicht.<br />
4. Der Appetithappen:<br />
„Guillaume Néry ist einer der Top-Stars<br />
unter den Apnoe-Tauchern. Im Interview<br />
spricht der Franzose über die riskante Jagd<br />
nach neuen Rekorden, die Kunst, acht Minuten<br />
lang die Luft anzuhalten – und über<br />
den Rausch in hundert Metern Tiefe.”<br />
(spiegel.de)<br />
Der Autor lässt drei Höhepunkte des Interviews<br />
aufblitzen. Diese Appetitanreger machen<br />
Lust auf mehr.<br />
5. Das Paradoxon:<br />
„Wer scheitert gilt als Verlierer. Falsch, sagt<br />
der Buchautor Gerhard Scheucher – denn<br />
private und berufliche Rückschläge seien<br />
ein wichtiger Teil des Erfolgs. Im Interview<br />
erklärt er, wie man heiterer scheitert.”<br />
(spiegel.de)<br />
Teaser wie dieser konfrontieren den Leser mit<br />
einem Widerspruch, aufgelöst wird dieser<br />
erst im Haupttext. Quelle: ABZV<br />
Ausgabe 4 / <strong>2011</strong><br />
Die Leiter des Erzählers<br />
Agrarsubventionen, die Macht der katholischen<br />
Kirche, die europäische Finanzkrise<br />
– das sind komplizierte Themen. Die<br />
Leiter des Erzählers hilft Ihnen, solcherlei<br />
Materie interessant und in einfachen Worten<br />
zu vermitteln. Im besten Fall verwandeln<br />
Sie Sachtexte so in Geschichten.<br />
Wenn Sie „Bibel, Kerze, Kirchturm, Papst<br />
oder Weihrauch” lesen, produziert Ihr Hirn<br />
unwillkürlich Bilder – vielleicht sogar Gerüche<br />
und Gefühle. Wörter wie „Advent, Offenbarung<br />
oder Schöpfung” entfalten schon<br />
weniger Wucht, weil sie abstrakter sind. Und<br />
Begriffe wie „Katechese, Zölibat oder Exegese”,<br />
produzieren im Kopf vieler Leser nur<br />
noch eines: Fragezeichen.<br />
Häufig kommen Journalisten um abstrakte<br />
und komplizierte Wörter aber kaum herum,<br />
wenn sie die Wirklichkeit beschreiben oder<br />
vielleicht sogar erklären wollen. Dann hilft<br />
die Leiter des Erzählers. Sie ordnet die Begriffe:<br />
Auf den obersten Sprossen liegen die<br />
abstraktesten Wörter, zum Beispiel die Katechese.<br />
In der Mitte finden sich halbabstrakte,<br />
nicht sinnliche Informationen, etwa die<br />
Tatsache, dass die Katholische Kirche in<br />
Deutschland letzes Jahr 3.071 Pastoralreferenten<br />
beschäftigte. Ganz unten auf der<br />
Leiter des Erzählers wird es am sinnlichsten,<br />
am anschaulichsten, am begreifbarsten:<br />
Kerze, Klingelbeutel, Taufbecken.<br />
Schreibt ein Autor sehr abstrakt, steigt er für<br />
viele Leser zu hoch ein. Er lässt die unteren<br />
und mittleren Sprossen der Leiter einfach<br />
weg. Die Leser sind zu einem Klimmzug<br />
gezwungen. Ein Bruchteil der Zielgruppe<br />
wird diese Mühen auf sich nehmen. Vielen<br />
aber wird das zu anstrengend sein – manchen<br />
unmöglich. Je weiter unten auf der Leiter<br />
der Autor in sein Thema einsteigt, desto<br />
anschaulicher wird sein Text. Er wird viel<br />
mehr Leser erreichen, weil er ihnen erlaubt,<br />
eigene Bilder, Gefühle und Erfahrungen abzurufen.<br />
Ein solcher Text wirft die Assoziationsmaschine<br />
im Kopf der Leser an.<br />
Nach einem konkreten, sinnlichen Einstieg<br />
kann der Autor seine Leser ein paar Sprossen<br />
höher führen. Sie werden ihm mühelos<br />
folgen. Versierte Erzähler klettern die Leiter<br />
innerhalb eines Texts mehrmals hinauf und<br />
wieder hinunter. Sie motivieren die Leser mit<br />
Szenen, Anekdoten und konkreten Fakten,<br />
bevor sie abstrakte Schlüsse daraus ziehen.<br />
Um die unteren Sprossen der Leiter des Erzählers<br />
nutzen zu können, müssen Journalisten<br />
bei der Recherche ihren Schreibtisch<br />
verlassen.<br />
Die Leiter des Erzählers und andere Hilfsmittel,<br />
finden Sie im aktuellen Buch von ABZV-Mitarbeiterin<br />
Marie Lampert und Rolf Wespe: „Storytelling für<br />
Journalisten”, 262 Seiten, UVK <strong>2011</strong>, 24,90 Euro.<br />
Quelle: ABZV<br />
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