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Die Deutschen kochen<br />
immer weniger und essen<br />
mehr Fertiggerichte –<br />
wie sieht’s in <strong>Augsburg</strong> aus?<br />
Talita<br />
Von Janina Kölbl<br />
„Die Deutschen kochen weniger und essen mehr Fertigprodukte“,<br />
so lautet das Ergebnis des vom Bund<br />
in Auftrag gegeben Ernährungsreportes <strong>2017</strong>. Die<br />
Zahl der Menschen, die täglich kochen, ist demnach<br />
von 41% auf 39 % gesunken. 33 % stehen nur zweibis<br />
dreimal die Woche am Herd (Vorjahr: 37 %) und<br />
12 % kochen überhaupt nicht. Die etwas schwammige<br />
Aussage „Ich esse gern mal eine Tiefkühlpizza<br />
oder andere Fertigprodukte“ bejahten 41 %, eine<br />
deutliche Steigerung von 32 % im Vorjahr.<br />
Dabei fasst man sich leicht an den Kopf und fragt<br />
sich, wie passt das mit dem stetigen Zelebrieren des<br />
eigenen Körpers und der Gesundheit zusammen?<br />
Schlagworte wie artgerechte Tierhaltung oder nachhaltiger<br />
Lifestyle gehen doch bekanntlich Hand in<br />
Hand mit dem Thema Ernährung, oder wieso sonst<br />
gibt es in Supermärkten eine geradezu inflationäre<br />
Zunahme an Bioprodukten? Damit wir dann doch<br />
eine Billigtiefkühlpizza aufmachen? Ja, anscheinend<br />
holen sich die meisten Deutschen lieber schnell was<br />
auf die Hand, um in ihrem alltäglichen Hamsterrad<br />
nicht noch mehr funktionieren zu müssen. Ist Kochen<br />
somit keine Entspannung, sondern Anspannung? Um<br />
das genauer herauszufinden, habe ich verschiedene<br />
<strong>Augsburg</strong>er befragt - und bin mit dem Ergebnis ganz<br />
zufrieden.<br />
Für Christian Schmidt (CSU), Bundesminister für Ernährung<br />
und Landwirtschaft, ist das Ergebnis des<br />
diesjährigen Ernährungsreports klar: Die Deutschen<br />
essen immer weniger frisch und kochen kaum noch<br />
selbst. Und aus seiner Sicht stellen die rund tausend<br />
befragten Bundesbürger einen „Spiegel der Gesellschaft“<br />
dar. Dies kann ich zwar für mich und meinen<br />
Freundeskreis, der zu 80 Prozent aus Vegetariern und<br />
Veganern besteht und zugleich täglich frisch kocht<br />
(sehr vorbildlich!), nicht unterschreiben, aber es soll<br />
ja noch andere Menschen geben. So frage ich mich,<br />
ob der grundsätzliche Gesundheitstonus in den Menschen<br />
mit den Ergebnissen der Studie zusammenpasst?<br />
Essen hält ja sprichwörtlich Leib und Seele<br />
zusammen. Gilt das nun doch nicht mehr und wir<br />
essen einfach, was uns in die Finger gerät? Na gut,<br />
ist ja alles schon stressig genug. Dann auch noch<br />
abends was Anständiges zu kochen wie zu Omas Zeiten<br />
ist wohl für viele eine Überforderung. Ich treffe<br />
<strong>Augsburg</strong>er, die mir etwas von ihrer Ernährungsweise<br />
preisgeben, um mir ein besseres Bild von der deutschen<br />
(oder in diesem Falle der hiesigen) Ernährungssituation<br />
machen zu können.<br />
TALITA: „DIE DEUTSCHEN ESSEN DOCH<br />
RELATIV GESUND!“<br />
Auf den Spuren der deutschen Essgewohnheiten begegnet<br />
mir als erstes Talita, 29 Jahre, die ursprünglich<br />
aus Brasilien stammt. Sie lebt hier als Studentin<br />
und findet, dass das deutsche Essen im Vergleich<br />
zum brasilianischen sogar gesund ist :„In Brasilien<br />
isst man allgemein mehr Fettes und Frittiertes“, erklärt<br />
sie mir. „Die Deutschen ernähren sich schon gesünder<br />
als die Brasilianer. Ich esse sehr gerne mal<br />
Fastfood, trotzdem koche ich zusammen mit meinem<br />
Mann jeden Tag.“ Gesünder ernähren würde sie sich<br />
zwar gerne, doch Ungesundes schmeckt ihr meist<br />
„einfach besser“. Einen Kochkurs hat die Studentin<br />
zwar noch nicht besucht, doch wäre sie nicht abgeneigt,<br />
zum Beispiel mehr über die italienische Küche<br />
zu erfahren: „Ich liebe nämlich Nudeln, Pizza und<br />
Pasta“, schwärmt sie und liegt damit im deutschen<br />
Trend: Nach der Lieblingsspeise „Fleischgerichte“ (53<br />
%) stehen die Bundesbürger voll auf Nudel- und<br />
Pasta-Variationen (38 %), Pizza kommt erst an siebter<br />
Stelle.<br />
Ich möchte aber jemanden finden, der sich deutlich<br />
extremer ernährt. Diese Suche gestaltet sich allerdings<br />
schwieriger als gedacht. Am besten wäre es,<br />
wenn man einen Freund hätte, der sich ausschließlich<br />
Tobias