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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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schweren Black-und-Decker Industrie-Elektrobohrmaschinen sowie Nachbauten<br />

von Leica-Kleinbildkameras herstellten.<br />

„Die Arbeit mußte so organisiert werden, daß sie einen Überschuß einbrachte“<br />

(Heimpel 1956: 21).<br />

„Die Dsershinski-Kommune wurde zunächst ein <strong>Wer</strong>k für holz- und metallverarbeitende<br />

Produktion. Während im ersten Jahr schlechte Möbel für den eigenen Gebrauch<br />

hergestellt worden waren, wurden nun in strenger Arbeitsteilung und nach einem festen<br />

Produktionsplan Stühle und vernickelte Bettwinkel fabriziert. Die zwölf- bis<br />

achtzehnjährigen Zöglinge wurden Arbeiter. Ihr Verdienst gestattete <strong>der</strong> Kolonie ein<br />

besseres Leben, sehr bald schon trug er den ganzen Verbrauch. Nach einem weiteren<br />

Jahr (1931) erreichte man jene alte, damals so ferne Perspektive: Die Kommunarden<br />

erbauten ihre erste Fabrik zur Herstellung eines bisher vom Ausland eingeführten<br />

Elektrobohrers. Da die Arbeitskräfte nicht reichten, erhöhte man ihre Zahl um das<br />

Doppelte, von 150 auf 300 Zöglinge. Ein Jahr später entstand - auf Grund des Produktionsüberschusses<br />

- ein neuer Plan, eine zweite Fabrik und damit eine neue Erweiterung<br />

des Kollektivs.“ (Heimpel 1956: 22)<br />

In <strong>der</strong> zweiten Fabrik wurden dann die damals mo<strong>der</strong>nsten Leica-<br />

Kleinbildfotoapparate nachgebaut 536 .<br />

„1932 hieß es in <strong>der</strong> Kommune: ‚Wir werden Leicas bauen!‘ [...] Darüber regten sich<br />

die Kommunarden nicht weiter auf: ‚Leicas? Selbstverständlich werden wir Leicas<br />

bauen.‘ Aber Hun<strong>der</strong>te Menschen - Ingenieure, Optiker und Konstrukteure - entgegneten:<br />

‚Leicas? Wo denkt ihr hin? Haha! [...] Leicas? Diese Jungen? Linsen bis zu einer<br />

Genauigkeit von einem Mikron? Hehe!‘ Doch schon haben sich fünfhun<strong>der</strong>t Jungen<br />

und Mädchen in die Welt <strong>der</strong> Mikrone gestürzt,“ ... (Makarenko 1970: 680, Auslassung<br />

von mir).<br />

Makarenkos Darstellungen <strong>der</strong> Dzierzynski-Kommune im Poem und in <strong>der</strong><br />

Erzählung FD1 (1970: 657 - 682; 1974: 167 - 333) klingen allzu sagenhaft:<br />

Lehrlinge bzw. angelernte Jungarbeiter erwirtschaften in nur einem knappen<br />

Jahr in einer Fabrik ihren gesamten eigenen Unterhalt und außerdem noch<br />

soviel Überschuß, daß davon eine große Fabrik für Leica-Fotoapparate<br />

(Eröffnung: 7.1.32) und außerdem eine zweimonatige (14.7. - 16.9.1931)<br />

Urlaubsfahrt in den Kaukasus finanziert werden können. Pestalozzi und Fellenberg,<br />

George und Silva haben erheblich Bescheideneres vergeblich versucht.<br />

Makarenko behauptet, es geschafft zu haben. Auch die Behauptung<br />

Makarenkos (1970: 679 f.), die Jungen hätten geschafft, was den US-<br />

Ingenieuren von Black und Decker mißlang: <strong>der</strong> Maschine das Funkensprühen<br />

abzugewöhnen, weckt Zweifel.<br />

In <strong>der</strong> Dzierzynski-Kommune spielte Makarenko eine geringere Rolle als<br />

von ihm selbst dargestellt. Der - üblicherweise verschwiegene - Konflikt<br />

536 Vermutlich baut das <strong>Wer</strong>k noch immer Kameras, zumindest habe ich schon mehrfach<br />

relativ mo<strong>der</strong>ne sowjetische Kameras des Typs FED gesehen.<br />

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