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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Der pädagogische Leiter war Don Daniel Goens 596 . Zielinski 597 (1950: 74)<br />

berichtet über seine Gespräche mit ihm:<br />

Um die Jugendlichen an das im wesentlichen von wirtschaftlichen Zwängen<br />

bestimmte Erwachsenenleben zu gewöhnen, sollte die Erziehung in <strong>der</strong> Jungenstadt<br />

bei Civitaveccia ebenfalls durch ein Leben geschehen, das vor allem<br />

durch finanziell-wirtschaftliche Zwänge bestimmt war: Geld war hier das<br />

Haupterziehungsmittel. Alles Gute mußte sich buchstäblich <strong>aus</strong>zahlen, alles<br />

Schlechte mußte Geld kosten. Alle nützliche Tätigkeit, alle Arbeit einschließlich<br />

des Schulbesuches und <strong>der</strong> öffentlichen Ämter wurden so in Geld entlohnt,<br />

alle Vergehen ebenso gestraft.<br />

„<strong>Wer</strong> gut lernt, hat den Vorteil, dafür Geld einzuheimsen, wofür er nach seines Herzens<br />

Wünschen <strong>aus</strong> dem Dorfladen kaufen kann, was ihm gut dünkt.“ (Zielinski 1950:<br />

74)<br />

Kurz zusammengefasst: Ziel war die Verhaltenskontrolle durch ein automatisches<br />

Belohnungssystem: die Umgebung sollte so gestaltet werden, daß richtiges<br />

Verhalten stets einen individuellen Vorteil (Geld) bringt und sich so bezahlt<br />

macht. Erziehung geschah durch wirtschaftlichen Zwang (Hunger, Kälte),<br />

Moral war gleichbedeutend mit erfolgreicher Zweck-Mittel-Kalkulation.<br />

This principle of self-interest, one of the psychological characteristics of these adolescents'<br />

lives, has been preserved in the village in the same way as freedom has been. The<br />

basic idea was to reward and remunerate the children for all their work. The issuing and<br />

circulation of the currency are controlled by the village ‚Bank‘, which is managed by a<br />

boy nominated as ‚Banker‘.<br />

We found that if self-interest was to be aroused and maintained, it was necessary that the<br />

‚Merits‘ should bring tangible advantages. We therefore opened a ‚Shop‘, where sweets,<br />

toys, and, later on, toilet and school supplies could be bought.<br />

Later still we realized that the Shop's attractions were not a sufficient incentive to boys<br />

who had been ren<strong>der</strong>ed chronically lazy by their disor<strong>der</strong>ly life. We took a further step<br />

forward: all the basic factors in moral and social rehabilitation - work, profit, selfmaintainance<br />

- were introduced into the great educational game of the village (a game<br />

which consists in imitating the life of grown-ups). While, on the one hand, all work was<br />

rewarded, the children realized that their dignity as human beings was heightened when<br />

they had to make a contribution in ‚Merits‘ to the cost of their food, housing and<br />

clothing. The village Bank has also a special office for exchanging ‚Merits‘ into Italian lire.<br />

The rate of exchange varies with the amount of currency available.“ (Vortrag Don<br />

Antonio Rivoltas auf <strong>der</strong> FICE- Gründungskonferenz, in Brosse 1950a: 51)<br />

596 Don Daniel Goens wirkte später (1950) in Brüssel im Le ‚Paradis des Enfants‘, 199,<br />

route de Boussart, Brussels, Director: Mr. Abbé Goens (Rotten 1954: 22).<br />

597 Zielinski war damals Leiter <strong>der</strong> Jungenstadt Buchhof (vgl. Kapitel 22.6.2.), wo er mit einem<br />

ähnlichen, abgeschwächten Honour-System schlechte Ergebnisse erzielte (vgl. Zielinski<br />

1950: 108).<br />

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