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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Verwaltung des Gemeinschaftslebens, etwa durch Wahrnehmen wichtiger<br />

Ämter und durch Diskussion und Beschluß wichtiger Regeln.<br />

Selbstregierung entlastet die Erwachsenen von <strong>der</strong> Aufrechterhaltung <strong>der</strong><br />

Disziplin, <strong>der</strong> negativen Sanktion, doch nicht als Selbstzweck, son<strong>der</strong>n um<br />

ihnen um so mehr Zeit zu geben, als Ansprechpartner für intensive Betreuung<br />

<strong>der</strong> Einzelnen zu fungieren.<br />

Carroll-Abbing sieht die Jungenstadt als brü<strong>der</strong>liche Gemeinschaft, in <strong>der</strong><br />

mißtrauische Kin<strong>der</strong> die Kunst des in Freiheit und gegenseitiger Toleranz<br />

Miteinan<strong>der</strong>lebens lernen und in <strong>der</strong> antisoziale Jungen Verständnis für ihre<br />

Probleme, Ermutigung bei ihren Bemühungen und Vertrauen als Schutzmittel<br />

gegen die Verzweiflung sowie geduldige Zuwendung, Wärme, Güte und<br />

Wachstumsmöglichkeiten für ihre natürlichen Begabungen finden, und in <strong>der</strong><br />

ihr - wohlverstecktes - Bedürfnis nach Zuwendung befriedigt wird. Solche<br />

Liebe soll ihre durch Verletzungen verschlossenen Herzen öffnen und frühere,<br />

zärtliche Gefühle wie<strong>der</strong>beleben.<br />

Carroll-Abbing geht es nicht um Kalküle individuellen Eigeninteresses,<br />

son<strong>der</strong>n um Gemeinschaft, Geborgenheit und Liebe, um emotionale, warme,<br />

angstfreie Beziehung, darum, eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen<br />

und so verschüttete Fähigkeiten freizulegen.<br />

„Oberstes Ziel in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>stadt ist: Je<strong>der</strong> Bürger soll die Gewißheit haben, daß er<br />

und sein Wohl zuerst kommen“ (Huber 1990: 38).<br />

Carroll-Abbing sieht die überhebliche Anmaßung und den Respektmangel <strong>der</strong><br />

Erwachsenen den Kin<strong>der</strong>n gegenüber als wesentliche und zunächst zu beseitigende<br />

Ursache für viele Kin<strong>der</strong>fehler.<br />

Er betont das Recht (!) <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> auf freie Meinungsäußerung und auf einen<br />

eigenen persönlichen Geschmack. Zwischen Erwachsenen und Kin<strong>der</strong>n<br />

herrscht Gleichwertigkeit, kein hierarchisches Verhältnis. Es gibt keine<br />

Kommandogewalt <strong>der</strong> Erwachsenen über Kin<strong>der</strong>. Niemand kann einem an<strong>der</strong>en<br />

etwa einfach befehlen: ‚hol mir mal..., aber schnell!‘ o<strong>der</strong> strafen. Kin<strong>der</strong><br />

sind hier nicht Empfänger von Almosen und Wohltaten, son<strong>der</strong>n haben ihr eigenes<br />

Geld, mit dem sie z. B. Erwachsene ebensogut zu einem Getränk einladen<br />

können wie umgekehrt.<br />

Carroll-Abbing bejaht die Anwesenheit von Erwachsenen, nicht nur als<br />

notwendiges Übel, son<strong>der</strong>n als Vorbil<strong>der</strong>, Beispiele, Modelle.<br />

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