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Moshav

Analyse der Masterthesis von Daniel Factor

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- <strong>Moshav</strong> -<br />

Eine Siedlung in der Negev-Wüste<br />

Analyse<br />

Masterarbeit | Daniel Factor


Betreuung:<br />

Universität Stuttgart<br />

IBK2 Peter Seger | ILPÖ Antje Stokman


Inhalt<br />

1 Einleitung 7<br />

2 Geschichte Israels 9<br />

3 Siedlungsformen in Palästina 13<br />

3.1 Der Kibbuz 13<br />

3.2 Der <strong>Moshav</strong> 17<br />

4.1 Traditionelle Wohnhäuser in Palästina 21<br />

4.2 Neues Bauen in Palästina 22<br />

4.3 Lehmbauweise 25<br />

5 Das Land Israel 28<br />

6 Entwicklung des Landes 32<br />

6.1 Aufforstung der Wüste 33<br />

6.2 Meerwasserentsalzungsanlagen 34<br />

6.3 Wasserrecycling 36<br />

7 Globale Umweltprobleme 38<br />

7.1 Folgen für das Ökosystem Erde 38<br />

8 Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft 43<br />

8.1 Vertical farming 43<br />

8.2 Aquaponik 45<br />

9 Resümee 50<br />

10 Literaturverzeichnis 54


1 Einleitung<br />

Als Grundlage dieser Masterarbeit wurde die israelische Siedlungsform<br />

<strong>Moshav</strong> gewählt. Der <strong>Moshav</strong> (plural: <strong>Moshav</strong>im) stellt eine landwirtschaftliche<br />

Siedlung dar, die sich aus mehreren Familienbetrieben zusammensetzt.<br />

Hervorgegangen ist der <strong>Moshav</strong> aus der genossenschaftlich<br />

organisierten Kollektivsiedlung Kibbuz (plural: Kibbuzim). Diese beiden<br />

israelischen Siedlungsformen spielten eine entscheidende Rolle bei der<br />

Besiedelung des Landes sowie bei der Entwicklung des späteren Staates.<br />

Als Ende des 19. Jahrhunderts die Juden begannen nach Palästina einzuwandern,<br />

taten sie es mit dem Ziel in der verlorenen Heimat ihrer Väter<br />

den jüdischen Staat wieder aufzurichten. Die Grundlage dieses Staates<br />

sahen sie in einer modernen Landwirtschaft. Ein <strong>Moshav</strong> bietet einerseits<br />

die Möglichkeit einer Zusammenarbeit auf dem Gebiet der landwirtschaftlichen<br />

Produktion und andererseits eine kommunale Einheit. Auch heute<br />

noch stellen die Kibbuzim und die <strong>Moshav</strong>im einen wichtigen Teil Israels<br />

dar. In den ersten beiden Kapiteln wird auf die Geschichte und Entwicklung<br />

Israels, die Prinzipien und die Bedeutung der beiden israelischen<br />

Siedlungsformen eingegangen.<br />

Neben den architektonischen und ideologischen Grundlagen eines <strong>Moshav</strong><br />

werden in dem Entwurf noch weitere Aspekte berücksichtigt, die für<br />

das Bauen in Israel wesentlich und vorteilhaft sind. Diese werden in dem<br />

Kapitel „Architektur in Palästina“ näher erläutert. Des Weiteren werden<br />

besonderen Gegebenheiten des Landes Israel beschrieben, die für die<br />

Planung eine wichtige Rolle spielen.<br />

Aufgrund der schwierigen Bedingungen in Israel, wie ungenügende Vorräte<br />

an Wasser, wenig landwirtschaftlich nutzbaren Boden und relativ dicht<br />

besiedelte Regionen, haben sich verschiedene Organisation wie der Jüdische<br />

Nationalfond KKL (Kerem Kayemet Leisrael) und OR Movement zum<br />

Ziel gesetzt bestehende Städte auszubauen sowie neue Wohnsiedlungen<br />

zu schaffen. Dies wird in dem Kapitel „Entwicklung des Landes“ genauer<br />

- 7 -


eschrieben. Die Initiative dieser Organisationen werden bei der Planung<br />

des <strong>Moshav</strong> aufgegriffen und durch weitere Ideen ergänzt. Außerdem<br />

werden neben den spezifischen Gegebenheiten in Israel auch globale<br />

Umweltprobleme berücksichtigt und Lösungsansätze für eine nachhaltige<br />

Landwirtschaft entwickelt.<br />

- 8 -


2 Geschichte Israels<br />

Staatsgründung Alija Turm und Palisaden<br />

Zu Beginn werden die Hintergründe des jüdischen Volkes beschrieben, um<br />

ein besseres Verständnis für die Entstehung jüdischer Siedlungsformen zu<br />

schaffen. Die Heimat des jüdischen Volkes ist das Land Israel. Hier bildete<br />

sich seine religiöse, kulturelle und nationale Identität. Das jüdische Volk<br />

hatte während den letzten 4000 Jahren eine untrennbare Beziehung zum<br />

Land Israel, auch wenn die Mehrheit des jüdischen Volkes in diesen Jahrtausenden<br />

im Exil leben musste. Trotzdem gab es nie eine Zeit, in der alle<br />

Juden aus dem Land vertrieben worden waren. Das jüdische Volk erhielt in<br />

all den Jahren seiner Zerstreuung eine ununterbrochene Präsenz in Israel<br />

aufrecht. 1<br />

Immer wieder hatte es im Mittelalter und danach kleinere und größere Einwanderungsschübe<br />

gegeben. Häufig war es die religiöse-spirituelle Sehnsucht<br />

nach dem Land der Bibel, die die Immigranten trieb. Im jüdischen<br />

Tanach, für Christen das Alte Testament, gibt es zahlreiche Textstellen, in<br />

denen Juden nach Palästina gerufen werden. So siedelten Juden immer<br />

wieder in Palästina und mischten sich unauffällig unter die muslimische<br />

und christliche Bevölkerung. 1882 lösten landesweite Pogrome und Diskriminierung<br />

gegen Juden in Osteuropa eine erste Einwanderungswelle<br />

(Alija) aus. Damals lebten etwa 13.000 Juden unter rund 27.000 Christen<br />

und 300.000 Muslimen in dem unter osmanischer Herrschaft stehenden<br />

Palästina. Zwischen 1882 und 1903 wanderten etwa 20.000 bis 30.000<br />

russische Juden nach Palästina ein. 2<br />

Im Ersten Weltkrieg wurde das Land von den Engländern erobert und im<br />

1 http://www.dbb-j.de/geschichte-israels.html (Stand 01.08.16)<br />

2 Vgl. DER SPIEGEL (2015), 16f<br />

- 9 -


Jahr 1917 britisches Mandatsgebiet. Zu den Mandatsbedingungen gehörte,<br />

dass die Briten die Verwirklichung der Balfour-Deklaration ermöglichen<br />

sollten, in der sie die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das<br />

jüdische Volk versprochen hatten. 3 Es waren die ersten Zionisten, die an<br />

den Aufbau einer jüdischen Nation in ihrer biblischen Heimat glaubten.<br />

Durch die extremen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungen<br />

in Europa im 18. und 19. Jahrhundert sowie dem immer stärker<br />

werdenden Antisemitismus gewann der zionistische Gedanke und die jüdische<br />

Zukunftsvision von Gleichheit immer mehr an Bedeutung. Die Gründung<br />

jüdischer Siedlungsformen wie Kibbuz und <strong>Moshav</strong> war demzufolge<br />

die Reaktion der Juden auf den jahrhundertelangen Ausschluss von jeder<br />

landwirtschaftlichen und gewerblichen Betätigung.<br />

In den jüdischen Siedlungen sahen die Vordenker und Politiker des zionistischen<br />

Siedlungswerkes eine produktive Möglichkeit, den Boden in Besitz<br />

zu nehmen und die eingewanderten Juden im Lande zu verwurzeln. 4 Zu<br />

Beginn bekamen die Neusiedler Hilfe von Multimillionär Edmond James<br />

de Rothschild, der von der Idee einer Heimatstätte der Juden im Gelobten<br />

Land begeistert war. Er kaufte Grundstücke, die er an Siedler weitergab,<br />

sponserte Neuankömmlinge, entsandte Agrarspezialisten, die ihnen<br />

den landwirtschaftlichen Anbau beibringen sollten. Der Wiener Journalist<br />

Theodor Herzl entwickelte 1896 die Idee eines jüdischen Staates. 5 Er initiierte<br />

1897 die Gründung der Zionistischen Weltorganisation (ZWO) in<br />

Basel. Das Basler-Programm verkündete als zentrales Ziel die Schaffung<br />

einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina. Verwirklicht<br />

werden sollte dies durch die Besiedlung Palästinas mit jüdischen Ackerbauern,<br />

Handwerkern und Gewerbetreibenden. Voraussetzung dafür waren<br />

die Grundstückskäufe des Jüdischen Nationalfonds KKL, der 1900 in<br />

Basel im Auftrag und auf Initiative Theodor Herzls gegründet wurde. Der<br />

3 Vgl. BESCH (1995), 19f<br />

4 Vgl. DARIN-DRABKIN (1967), 57<br />

5 Vgl. DER SPIEGEL (2015), 18f<br />

- 10 -


KKL stützte sich auf finanzielle Hilfen durch jüdische Gemeinden weltweit.<br />

Vor der Staatsgründung Israels wurden die israelischen Siedlungsgenossenschaften<br />

hauptsächlich vom Jüdischen Nationalfond KKL, danach vom<br />

israelischen Staat finanziell unterstützt. Sie werden bis heute als Eigentum<br />

der Nation betrachtet. 6<br />

In der Anfangszeit kam es in Palästina immer wieder zu Spannungen zwischen<br />

den Arabern und der jüdischen Bevölkerung, die durch die Alija<br />

(Einwanderung) kontinuierlich anwuchsen. Bei einer Siedlungsgründung<br />

mussten die Siedler von Beginn an mit arabischen Angriffen rechnen. Daher<br />

mussten die Siedlungen schnell zu bauen und von Anfang an gut zu<br />

verteidigen sein. Laut dem Gesetz durfte ein Gebäude in Palästina selbst<br />

dann nicht wieder abgerissen werden, wenn es illegal errichtet war. Die<br />

Lösung für die schnelle Errichtung der Gebäude lag in der Fertigbauweise.<br />

Die ersten Gebäude wurden in einem nahegelegenen Kibbuz komplett aus<br />

Holz vorgefertigt, an den betreffenden Ort transportiert und über Nacht<br />

von den Siedlern montiert. Innerhalb eines Tages konnte so eine doppelwandige<br />

Holzpalisade mit Kiesfüllung, einige Hütten und ein vorgefertigter<br />

Wachturm aufgestellt werden. Die Wohnhäuser der Arbeiter und oftmals<br />

ein größeres Gebäude mit den Ess- und Nebenräumen gruppierten sich<br />

um einen offenen Platz. Die kompakte und geschlossene Form der Siedlung<br />

diente dabei Verteidigungszwecken und ermöglichte den Arbeitern,<br />

die Siedlung im Blick zu behalten. 7<br />

Als 1948 der Staat Israel ausgerufen wurde, bildeten die Kibbuzim und<br />

<strong>Moshav</strong>im gemeinsam einen Kernpunkt im wirtschaftlichen, kulturellen<br />

und sozialen Aufbau des Staates. Gab es im Jahr 1922 nur 19 Kibbuzim<br />

und 4 <strong>Moshav</strong>im, so standen 2001 schon rund 270 Kibbuzim mit knapp<br />

130.000 Einwohnern mehr als 430 <strong>Moshav</strong>im mit 160.000 Einwohnern<br />

gegenüber. 8<br />

6 6 Vgl. PALLMANN (1966), 25ff<br />

7 Vgl. SHARON (1976), 17f<br />

8 8 http://www.hagalil.com/israel/kibbutz/siedlung.htm (Stand 01.08.16)<br />

- 11 -


n -<br />

Abb. Orient by Kluger - Tower and Stockade settlement, 1938<br />

Typisches arabisches Dorf<br />

Rosch Pina, eine der ersten jüdischen Siedlungen


3 Siedlungsformen in Palästina<br />

In Palästina gab es sowohl verschiedene arabische als auch jüdische Siedlungsformen.<br />

Ein arabisches Dorf war häufig sehr dicht bebaut. Zwischen<br />

den Häusern gab es kleine Innenhöfe und enge, gewundene Gassen. Eine<br />

der ersten jüdischen Siedlungen ist Rosch Pina, das entlang einer Dorfhauptstraße<br />

erbaut wurde. Doch die wichtigsten zwei jüdischen Siedlungsformen<br />

sind der Kibbuz und der <strong>Moshav</strong>. Palästina war ein von Stein- und<br />

Sandwüsten und Sümpfen bedecktes Land. Um sich unter den schwierigen<br />

Bedingungen behaupten zu können, war ein enger Zusammenschluss der<br />

jüdischen Siedler eine Notwendigkeit. So erfolgte die Gründung der kollektivistischen<br />

Siedlungsform Kibbuz. 9<br />

3.1 Der Kibbuz<br />

Kibbuz ist der hebräische Begriff für Gemeinschaft und bezeichnet eine<br />

Genossenschaft auf freiwilliger Basis mit gemeinsamem Eigentum, gemeinsamer<br />

Produktion und Arbeit sowie gemeinsamen Einrichtungen<br />

des Konsums und der Lebenshaltung. Es soll eine Siedlung sein, die sich<br />

auf Landwirtschaft, Industrie, Handwerk und alle anderen Arbeiten stützt.<br />

Diese Siedlung soll zum ständigen Wohnort werden und seinen Mitgliedern<br />

eine vollwertige Beschäftigung besorgen. Dabei sollen persönliche<br />

Neigungen und Begabungen berücksichtigt werden und Fähigkeiten im<br />

ökonomischen, kulturellen, wissenschaftlichen und künstlerischen Bereich<br />

gefördert werden. Die Gemeinschaft sorgt für alle Bedürfnisse der Mitglieder,<br />

die keinen Lohn erhalten. 10 Der einzigartige Charakter des Kibbuz<br />

äußert sich in seinem totalen Kollektivismus. Kein Privatbesitz und keine<br />

private wirtschaftliche Tätigkeit sind erlaubt. Das gemeinschaftliche Eigentum<br />

schließt alle Produktionsmittel, Ländereien, Wohngebäude und Verbrauchsgüter<br />

ein. Es werden keine Anteilscheine ausgegeben und keine<br />

9 Vgl. MEYER (1967), 6f<br />

10 http://judentum-projekt.de/geschichte/staatisrael/kibbuz/index.html (Stand 01.08.16)<br />

- 13 -


privaten Parzellen zugeteilt. Beim Ausführen jeglicher wirtschaftlichen Tätigkeit<br />

wirkt das Mitglied als Teil der Kibbuz-Gemeinschaft und in ihrem<br />

Auftrag. Jeder der Gemeinschaft gibt sein Bestes und erhält im Austausch<br />

hierfür von der Gemeinschaft Dienstleistungen und materielle Güter. 11<br />

Auch der Arbeitsmarkt des Kibbuz ist in der Regel ein geschlossener und<br />

autarker Arbeitsmarkt. Die Kibbuzmitglieder (Kibbuznik) werden gemäß<br />

ihrer beruflichen Qualifikation und individuellen Neigungen an verschiedenen<br />

Arbeitsplätzen innerhalb des Kibbuz beschäftigt. 12 Darüber hinaus<br />

schließt der Kollektivismus auch den kulturellen, sozialen und pädagogischen<br />

Bereich ein. Die Familie ist von der Verantwortung für das persönliche<br />

Wohl und für die Erziehung ihrer Kinder entlastet. Vom Tag ihrer Geburt<br />

an leben und lernen Kibbuz-Kinder in besonderen Einrichtungen von<br />

ihren Eltern getrennt. In jedem Kibbuz gibt es eine Gemeinschaftsküche<br />

mit Speisesaal. Hier treffen sich die Mitglieder nicht nur dreimal täglich<br />

zu den Mahlzeiten, sondern auch zu vielen anderen Veranstaltungen. Der<br />

Kibbuznik erhält seine Bekleidung von einem Gemeinschaftsdepot, bringt<br />

sie zu einer Gemeinschaftswäscherei und wohnt in einem vom Kibbuz gebauten<br />

und eingerichteten Haus. 13<br />

Das erste Stadium der Kibbuzgründung waren behelfsmäßige Unterkünfte<br />

in einer abgelegenen Gegend. Nach und nach entwickelte sich, hervorgehend<br />

aus den sozialen Strukturen des Kibbuz und den daraus resultierenden<br />

Anforderungen, ein ganz eigener Aufbau der Kibbuzim. In<br />

einem Bauerndorf sind die Häuser über die ganze Gemeinde verstreut,<br />

da jeder Bauer so nah wie möglich bei seinen Feldern sein möchte. Im<br />

Kibbuz gibt es keinen eigenen Landbesitz, so dass kein Grund besteht,<br />

die Wohnhäuser zu verteilen. Dies wäre sogar nachteilig, da ein Großteil<br />

der Mitglieder nicht auf dem Feld, sondern in den Dienstleistungsbetrieben,<br />

der Milchwirtschaft, der Hühnerzucht, den Werkstätten oder Fabriken<br />

11 Vgl. DARIN-DRABKIN (1967), 79ff<br />

12 Vgl. FEINGOLD-STUDNIK (2002), 22f<br />

13 Vgl. DARIN-DRABKIN (1967), 80f<br />

- 14 -


Wirtschaft und die Sicherheit des Staates Israel zu<br />

stärken.<br />

Das Ziel als Definition<br />

„Die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft, die auf<br />

wirtschaftlicher und sozialer Gleichheit basiert“.<br />

- Siedlungsformen -<br />

Kibbuz Siedlungsform Kibbuz + <strong>Moshav</strong><br />

Kollektivismus<br />

Kollektivism<br />

arabische als<br />

sches Dorf war<br />

500<br />

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Gassen. Eine<br />

<strong>Moshav</strong><br />

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Beispiele von Kibbutzim<br />

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eigenes Arbeit und Produktion Speisesaal<br />

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enKollektivismus<br />

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1921 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010<br />

ibbuzim und 4<br />

270 Kibbuzim<br />

ehr als 430<br />

Zahlenmäßige Entwicklung der beiden Siedlungstypen<br />

enüber.<br />

Kibbuz und <strong>Moshav</strong> (Central Bureau of Statistics Israel)<br />

Typis<br />

<strong>Moshav</strong><br />

Definition und Unterschied<br />

Hervorgegangen sind die <strong>Moshav</strong>im (plural) aus den<br />

älteren Kibbuzim. Der starke kollektive Charakter der<br />

inderhäuser Kibbuzim wurde von Schule den Gründern des Gesundheitsversorgung <strong>Moshav</strong> als zu<br />

Maschienen<br />

Lagerhallen Gemeindezentrum<br />

einengend empfunden. Sie favorisierten andere<br />

Siedlungsformen, die die familiäre<br />

Haushaltsgemeinschaft und Eigentumssphäre nicht<br />

kollektivierten. So entwickelte sich mit dem <strong>Moshav</strong> eine<br />

neue Siedlungsform. Die im Mittelpunkt der jüdischen<br />

Tradition stehende Familie sollte wieder zur Geltung<br />

kommen und sich in ihrem eigenen Betrieb ungehindert<br />

einschaft. entfalten Es ist können. Es ging um eine intensive<br />

ngsform. Landwirtschaft Man auf einer der Familiengröße<br />

n die meistens entsprechenden Bodenfläche. Die Struktur des <strong>Moshav</strong><br />

t. bietet dem Einzelnen einen geeigneten institutionellen<br />

Rahmen und eine materielle und moralische Hilfe,<br />

nimmt ihm aber nicht die persönliche Verantwortung ab.<br />

nsmittel Anders derals im Kibbuz gibt es im <strong>Moshav</strong> individuelle<br />

ohnarbeit Interessen wird und Bedürfnisse und vor allem<br />

enossenschaft Privateigentum. Jede Familie führt ihren eigenen<br />

edern Haushalt gerecht und bewirtschaftet selbst eine Parzelle Boden<br />

glieder(mit werden einer Fläche von drei bis vier Hektar). Die<br />

nerell Maschinen werden sind gemeinsames Eigentum. Auch der<br />

g gefasst. Einkauf Die und der Verkauf von Produkten wird<br />

Speisesaal gemeinschaftlich vorgenommen. Die Entscheidung was<br />

iehungangebaut obliegt werden soll liegt beim Einzelnen.<br />

buz eine ideale<br />

haft inDerallen<br />

erste <strong>Moshav</strong> war Nahalal westlich von Nazareth in<br />

s wieder Arbeit, Jesreelebene (Galiläa), Gründung 1921. An der<br />

hem Gründung Umfeld waren auch einige Mitglieder des ersten<br />

Kibbuz Degania beteiligt die dieser Siedlung den Rücken<br />

gekehrt hatten. Am Grundriss Nahalals ist das Prinzip<br />

des <strong>Moshav</strong> baulich verwirklicht:<br />

Landwirtschaft, Um einen kreisrunden Ortskern mit den<br />

digen Wohnort gemeinschaftlichen Gebäuden führt eine Ringstraße, an<br />

werden.<br />

die<br />

Für<br />

sich nach außen hin - (vergleichbar mit<br />

ch individuelle<br />

Tortenstücken) - die gleich großen Grundstücke der<br />

t werden<br />

Dorfbewohner<br />

und<br />

anschließen.<br />

en. Außerdem<br />

ieder gefördert<br />

Siedlungsform <strong>Moshav</strong> (Beispiel Nahalal von Richard Kaufmann)<br />

n, das Niveau<br />

ntwickeln und<br />

Position, die<br />

ates Israel zu<br />

lschaft, die auf<br />

siert“.<br />

Richard Kaufmann)<br />

Individualismus<br />

Siedlungsform Kibbuz Siedlingsform Kibbuz<br />

Beispiele von Moschavim<br />

Beispiele von Kibb


arbeiten. Daher ist eine kompakte Form und Anlage der verschiedenen<br />

landwirtschaftlichen Siedlungen notwendig. Im Allgemeinen wird die Siedlung<br />

in verschiedene Zonen unterteilt. Zum einen gibt es das Quartier<br />

mit den Wohnhäusern und Kinderhäusern. Die Häuser sind praktisch und<br />

einfach erstellt und sind in einer Reihe um einen Rasenplatz platziert. Im<br />

Zentrum befindet sich der Speisesaal und die allgemeinen Dienste, wie<br />

Wäscherei, Gemeinschaftsduschen und Kleiderkammer. Der Speisesaal in<br />

zentraler Lage ist der Mittelpunkt der Gemeinschaft. Eine weitere Zone ist<br />

die landwirtschaftliche Zone mit den Wirtschaftsgebäuden, der Molkerei,<br />

Ställen, Geräteschuppen, Garagen und Werkstätten. Die verschiedenen<br />

Zonen sind einerseits durch Grünstreifen voneinander getrennt, andererseits<br />

durch Wege miteinander verbunden. Die Entfernung zwischen den<br />

einzelnen Gebäuden des Kibbuz und seiner Mitte soll nicht mehr als 200-<br />

400 m betragen. Lange Wege im Kibbuz zwischen Wohnhäusern und<br />

Arbeitsplätzen würden Zeitverlust bedeuten. Daher ist ein zentralisierter<br />

Bebauungsplan absolut notwendig. 14 Die ständig anwachsende Zahl der<br />

Mitglieder im Kibbuz durch Heirat, Geburt, aber auch durch Neuaufnahmen,<br />

machte eine Anpassung der baulichen Substanz der Kibbuzim erforderlich.<br />

Das war häufig sehr schwierig, da die bestehenden Siedlungen als<br />

eine geschlossene Einheit kaum Möglichkeiten der Erweiterung boten. 15<br />

Ein Kibbuz wird durchschnittlich von 350 Mitgliedern bewohnt, wobei die<br />

Bewohnerzahl zwischen 100 und 2000 variiert. Die Kibbuznik bauten Weizen,<br />

Hafer und Gemüse an, pflanzten Orangenhaine und Olivenbäume<br />

und betrieben Bienen-, Geflügel- und Rinderzucht. Aufgrund der Industrialisierung<br />

und der zunehmenden wirtschaftlichen Expansion musste die<br />

ideologische Orientierung der Gründerjahre etwas zurückgestellt werden.<br />

Individuelle Bedürfnisse und Ansprüche wurden nun mehr als früher berücksichtigt.<br />

Außerdem entschied man sich in vielen Kibbuzim für den Bau<br />

14 Vgl. DARIN-DRABKIN (1967),127f<br />

15 Vgl. DURSTHOFF (2010) , 68ff<br />

- 16 -


von Fabriken. Diese wurden ab den 1950er Jahren verstärkt bei den Planungen<br />

integriert. Die bedeutendsten Wirtschaftszweige der Kibbuzim sind<br />

Holz und Möbel, Metall- und Textilverarbeitung, Kunststoff und Gummi,<br />

Elektronik und Energieversorgung. 16<br />

3.2 Der <strong>Moshav</strong><br />

Während die Mehrzahl der jüdischen Einwanderer vor 1948 aus ideologischen<br />

Gründen ins Land kamen, fehlte den einwandernden Juden in<br />

den Jahren danach eine solche Orientierung fast völlig. Die neuen Einwanderer<br />

kamen aus Ländern, in denen der Sozialismus überhaupt nicht<br />

bekannt war. Sie favorisierten andere Siedlungsformen, die die familiäre<br />

Haushaltsgemeinschaft und Eigentumssphäre nicht kollektivierten. So<br />

entwickelte sich mit dem <strong>Moshav</strong> eine neue Siedlungsform. Es ging um<br />

eine intensive Landwirtschaft auf einer der Familiengröße entsprechenden<br />

Bodenfläche. Die Struktur des <strong>Moshav</strong> bietet dem Einzelnen einen geeigneten<br />

institutionellen Rahmen und eine materielle und moralische Hilfe,<br />

nimmt ihm aber nicht die persönliche Verantwortung ab. 1921 wurde<br />

mit dem Aufbau zweier Siedlungen, Nahalal und Kfar Yecheskel, nach<br />

diesen Prinzipien begonnen. 17 Die im Mittelpunkt der jüdischen Tradition<br />

stehende Familie sollte wieder zur Geltung kommen und sich in ihrem<br />

eigenen Betrieb ungehindert entfalten können. Die Erziehung der Kinder<br />

bleibt außerhalb von Kindergarten und Schule Aufgabe der Familie. Die<br />

wichtigste genossenschaftliche Funktion des <strong>Moshav</strong> ist der Absatz der<br />

landwirtschaftlichen Produkte. Um die hohen Fixkosten innerhalb eines<br />

<strong>Moshav</strong> zu decken, ist es Pflicht, sämtliche Verkäufe durch die Genossenschaft<br />

zu tätigen. In einer Sammelstelle werden die landwirtschaftlichen<br />

Erzeugnisse abgeliefert, gewogen und gutgeschrieben. Vergütet wird der<br />

16 Vgl. FEINGOLD-STUDNIK (2002), 7f<br />

17 Vgl. MEYER (1967), 10ff<br />

- 17 -


erzielte Durchschnittspreis. Da der <strong>Moshav</strong> nicht nur eine Wirtschaftsgemeinschaft,<br />

sondern auch eine kommunale Einheit darstellt, gehören noch<br />

zahlreiche weitere Aufgaben, wie Schul- und Bildungswesen, die kulturelle<br />

und religiöse Betreuung und das Gesundheitswesen, dazu. Daher erwies<br />

es sich für den <strong>Moshav</strong> als notwendig, immer mehr Vertreter anderer Berufsgruppen,<br />

wie zum Beispiel Lehrer oder einen Arzt, aber auch Mitarbeiter<br />

für die Verwaltung und Arbeiter für die genossenschaftlichen Betriebe,<br />

aufzunehmen. Diese Gruppe macht fast ein Drittel der Gesamtbevölkerung<br />

in einem <strong>Moshav</strong> aus. Während die Arbeitnehmer für ihre Dienste<br />

einen festen Lohn erhalten, wird das Einkommen der Bauern vom wirtschaftlichen<br />

Erfolg ihrer Betriebe bestimmt. In stadtnahen <strong>Moshav</strong>im gibt<br />

es schließlich noch eine Gruppe von Bewohnern, die keine wirtschaftliche<br />

Beziehung zur Siedlung, sondern nur ihren Wohnort dort haben. 18<br />

Auch bei der Planung eines <strong>Moshav</strong> sind die sozialen Strukturen ausschlaggebend.<br />

In der Mandatszeit und im ersten Jahr nach der Staatsgründung<br />

wurden einige <strong>Moshav</strong>im in Form einer aufgelockerten Siedlung errichtet.<br />

Die Gebäude befanden sich im Zentrum des landwirtschaftlichen Betriebes.<br />

Dadurch ergaben sich zum einen kurze Arbeitswege, zum anderen<br />

waren die Distanzen von Farm zu Farm recht groß und auch die Wege zu<br />

den zentral gelegenen Gemeinschaftsinstitutionen sehr weit. Dies beeinträchtigte<br />

den sozialen Zusammenhalt. Im Gegensatz dazu stand die geballte<br />

Siedlungsform, bei der sich die Gebäude im Zentrum befanden und<br />

vom dazugehörigen Land getrennt waren. Dadurch ergaben sich jedoch<br />

längere Arbeitswege. Als Beispiel dient hier die Siedlung Nahalal, die vom<br />

deutschen Stadtplaner Richard Kaufmann geplant wurde. Im Zentrum befinden<br />

sich die genossenschaftlichen und kommunalen Einrichtungen und<br />

die Häuser der Angestellten und Arbeiter. Daran schließen sich mehrere<br />

Farmen in einem abgerundeten Kreis an. Das übrige Land befindet sich<br />

außerhalb dieses Kreises und ist in rechteckige Parzellen aufgeteilt. Jedoch<br />

18 Ebd. 16ff<br />

- 18 -


s auf Landwirtschaft,<br />

m ständigen Wohnort<br />

hörigen werden. Für<br />

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n werden. Außerdem<br />

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Siedlungsform <strong>Moshav</strong> (Beispiel Nahalal von Richard Kaufmann)<br />

Gesellschaft, die auf<br />

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heit basiert“.<br />

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Dorfbewohner anschließen.<br />

Beispiele von Moschavim<br />

Individualismus<br />

Siedlungsform <strong>Moshav</strong> (Beispiel Nahalal von<br />

Beispiele von Moschavim<br />

Beispiele von<br />

Privatbesitz Familie Arbeit und Produktion Nahversorger<br />

K<br />

+<br />

Kollektivismus<br />

Kollektivismus Kollektivismus<br />

Kollektivismus<br />

Arbeit und Produktion<br />

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Arbeit und Produktion<br />

Kindergarten<br />

Speisesaal<br />

Schule<br />

Kinderhäuser<br />

Gesundheitsversorgung Maschienen<br />

Schule Gesundheitsversorgu<br />

Schule Gesundheitsversorgung Maschienen<br />

Lagerhallen Gemeindezentrum<br />

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wieder zur Geltung<br />

n Betrieb ungehindert<br />

um eine intensive<br />

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Struktur des <strong>Moshav</strong><br />

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he Verantwortung ab.<br />

<strong>Moshav</strong> individuelle<br />

und vor allem<br />

führt ihren eigenen<br />

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Siedlingsform <strong>Moshav</strong><br />

(Beispiel Nahalal von Richard Kaufmann)<br />

Siedlungsform <strong>Moshav</strong> (Beispiel Nahalal von Richard Kaufmann)<br />

Beispiele von


erkannte man sehr schnell, dass der Aufbau von Nahalal vom wirtschaftlichen<br />

Standpunkt aus betrachtet unbefriedigend war. Die Zahl der Betriebe<br />

war durch die Struktur begrenzt und es konnten keine weiteren Betriebe<br />

mehr hinzugefügt werden. 19 Im Allgemeinen ist eine möglichst kompakte<br />

Bauweise erwünscht. Man ist bestrebt, die Größe des <strong>Moshav</strong> so zu planen,<br />

dass ein gewisses Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichen und sozialen<br />

Erfordernissen gewährleistet werden kann. Folgende Faktoren bilden<br />

die Grundlage, unter Berücksichtigung der Sozialstruktur, für die Planung<br />

einer Siedlung: das Klima (Niederschlagsmenge und ihre zeitliche Verteilung,<br />

Temperatur), Bodenbeschaffenheit, Topographie, Wasserläufe und<br />

Quellen, verfügbare Fläche, Distanz zu den Absatzmärkten und zu anderen<br />

Wirtschaftszentren, Straßennetz innerhalb der Siedlungen und den<br />

Zugangsstraßen und Anschluß an das Elektrizitäts- und Wassernetz des<br />

Landes. 20<br />

Der <strong>Moshav</strong> hat sich als ein idealer Siedlungstyp erwiesen, um die angestrebte<br />

enge und natürliche Verbindung des jüdischen Menschen mit<br />

dem Boden Israels zu verwirklichen. Im Gegensatz zum Kibbuz, der sein<br />

Tätigkeitsfeld mehr und mehr in den industriellen Bereich verlagerte, ist<br />

der <strong>Moshav</strong> eine reine Landwirtschaftssiedlung geblieben. Etwa 75% der<br />

Landwirtschaftsproduktion Israels gehen auf den Kibbuz und den <strong>Moshav</strong><br />

zurück. 21<br />

Bei der jüdischen Siedlungsform <strong>Moshav</strong> sind der strukturelle Aufbau der<br />

Siedlung und die ideologischen Grundlagen auch zukünftig umsetzbar.<br />

Zudem ist der <strong>Moshav</strong> ein idealer Siedlungstyp sowohl für Siedler als<br />

Landwirte als auch für Bewohner die keine wirtschaftliche Beziehung zur<br />

Siedlung haben. Des Weiteren gibt es noch weitere Aspekte die bei der Architektur<br />

in Israel und somit auch bei der Planung eines <strong>Moshav</strong> beachtet<br />

werden sollten. Diese werden im folgenden Kapitel erläutert.<br />

19 Vgl. MEYER (1967), 75f<br />

20 Ebd. 65ff<br />

21 Ebd. 10ff<br />

- 20 -


4 Architektur in Palästina<br />

Laubhütten Neues Bauen Stampflehm<br />

Die Architektur von Wohnhäusern wird grundsätzlich stark von der vorherrschenden<br />

Kultur, der Tradition und dem Klima beeinflusst. Somit gibt<br />

es unterschiedliche Bedingungen, denen jedes Wohnhaus in Palästina<br />

entsprechen muss. Abgesehen vom Material und der Konstruktion, die in<br />

den verschiedenen Landschaften sehr unterschiedlich sind, gibt es noch<br />

einige weitere Forderungen. Das Haus muss beispielsweise vor Regen und<br />

Sonnenstrahlen schützen, es muss den Wind einlassen und schattige Plätze<br />

zum Leben im Freien bieten. Diese Bedingungen erklären die starken<br />

Mauern, die Art der Fenster, die Vorliebe für Lauben und Höfe, die sich in<br />

allen palästinensischen Architekturen finden. 22<br />

4.1 Traditionelle Wohnhäuser in Palästina<br />

Der Großteil der palästinensischen Bevölkerung lebte im frühen 19. Jahrhundert<br />

auf dem Land als Bauern oder Beduinen. Die Beduinen lebten<br />

in der einfachsten und transportabelsten Wohnform, den Zelten. Diese<br />

wurden aus vier bis sechs Holzstelzen errichtet, worüber Felle und Decken<br />

gespannt wurden. Im Sommer heizten sich die Zelte zu sehr auf, so<br />

dass temporäre Hütten als Schlafstädten dienten. Die Behausung diente<br />

allgemein als Schutz- und Rückzugsort, Schlafplatz, sowie als Aufbewahrungsort<br />

für Vorräte. Das Bauernhaus stellte die Grundform des palästinensischen<br />

Wohnhauses dar. Die Bauern lebten meist in Stein- und Lehmhäusern.<br />

Durch die kalten Winter und heißen, trockenen Sommer war eine<br />

22 22 http://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=wbw-002:1938:25::1416 (Stand 05.08.16)<br />

- 21 -


Behausung notwendig, die sowohl wärmende, als auch kühlende, vor der<br />

Sonne schützende Eigenschaften besaß. Während die Häuser der flachen<br />

Gebiete aus weniger wetterbeständigen Lehmziegeln errichtet wurden,<br />

verwendete man in den Bergregionen überwiegend die soliderer und stabilere<br />

Steinbauweise. Die Häuser waren einräumig und eingeschossig gebaut<br />

und waren oft nicht größer als eine Hütte oder ein Zelt. Die Dächer<br />

bestanden aus flachen, einfachen Holzkonstruktionen. Die Dachbalken<br />

wurden direkt auf die Außenwände gelegt und mit Stroh und Kleinholz<br />

abgedichtet. Lange Zeit wurde in Europa diese Bauweise als „Laubhüttenarchitektur“<br />

23 abgewertet.<br />

4.2 Neues Bauen in Palästina<br />

Zu Zeiten der ersten jüdischen Pioniere Ende des 19. Jahrhunderts in Palästina<br />

beschränkte sich die Kolonisation auf die Gründung und Errichtung<br />

einzelner landwirtschaftlicher Siedlungsformen. Die Architektur der<br />

jüdischen Pioniere war stark beeinflusst von der Suche nach realisierbaren<br />

Lösungen und einem Stil, der sich mit dem Land und den Gepflogenheiten<br />

seiner neuen Bevölkerung auseinandersetzte. Dies führte zu einem funktionellen<br />

Pragmatismus. Doch unter den Neuankömmlingen befanden sich<br />

auch viele Architekten und Künstler, wie zum Beispiel Arieh Sharon (1900-<br />

1984), die in Deutschland mit den Ideen der Bauhausschule in Kontakt<br />

gekommen waren. Die bestehende Baukultur empfanden viele jüdische<br />

Einwanderer als primitiv und unkultiviert. Sie wollten sich von diesem Stil<br />

absetzen und einen eigenen gestalten. Für die jüdischen Menschen in Palästina<br />

bedeutete die moderne Architektur eine Befreiung von der Vergangenheit,<br />

die durch Ausgrenzung und Antisemitismus geprägt war. Die<br />

23 Alljährlich feiern die Juden das Sukkotfest und erinnern mit dem Bau von Laubhütten an<br />

die Wüstenwanderung. Laubhütte ist in der Bibel die Bezeichnung für eine aus Ästen,<br />

Zweigen, Laub, Stroh und Ähnlichem erstellte Hütte.<br />

- 22 -


Einwanderer wollten eine neue Gesellschaft gründen, und das spiegelte<br />

sich auch in der Architektur wider: keine Schnörkel des Jugendstils mehr,<br />

keine Symbole der Repräsentation, sondern erschwinglicher, funktionaler<br />

Wohnraum für Jedermann. Kaum irgendwo sonst wurde dieser Baustil so<br />

konsequent umgesetzt wie in Tel Aviv. 24 Die „weiße Stadt“ wurde 1909 gegründet.<br />

Sie sollte eine jüdische Gartenvorstadt auf den Dünen im Norden<br />

von Jaffa werden. Nach dem Ersten Weltkrieg entwarf Sir Patrick Geddes<br />

einen Plan für eine Gartenvorstadt mit kleinen Parzellen für Privathäuser,<br />

engen friedlichen Straßen und kleinen öffentlichen Gärten. Typische Merkmale<br />

des dortigen Bauhausstils waren Flachdächer, vertikale Lichtleisten<br />

über den Treppenhäusern und riesige Balkone, in deren Balustraden horizontale<br />

Schlitze eingezogen wurden. Diese Konstruktion war einfach,<br />

ansprechend, klimatisch besser orientiert und durchlüftet. Tel Aviv wuchs<br />

schnell zu einer Handelsmetropole heran. Es musste vor allem Platz sparender<br />

und bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden. Der funktionale<br />

Bauhausstil trug diesen Bedürfnissen Rechnung. Es wurden Häuser auf<br />

Stützen, den „Pilotis“, errichtet, die den Straßenraum optisch erweiterten<br />

und ein angenehmes Wohnklima schufen, indem offene schattige Räume<br />

unter der Gebäudemasse entstanden. 25<br />

Während der 1920er und 1930er Jahre entstand in Palästina ein großes<br />

Potenzial an Bauprojekten, die im Stil der modernen Architektur ausgeführt<br />

wurden. Neben dem Bauhaus sind auch einzelne einflussreiche Impulse<br />

von Le Corbusier und Erich Mendelsohn zu finden.<br />

Es kamen auch neue Werkzeuge, Arbeits- und Baumaschinen zum Einsatz.<br />

Stahlbeton wurde 1912 zum ersten Mal in Palästina angewandt. Dieser<br />

relativ preiswerte Baustoff war geeignet, da Kies und Steine im Überfluss<br />

vorhanden waren. Tragwerkkonstruktionen wurden nur noch aus Beton<br />

24 Vgl. DURSTHOFF (2010), 36<br />

25 http://www.dw.com/de/wie-das-bauhaus-nach-tel-aviv-kam/a-4138786<br />

(Stand 02.08.16)<br />

- 23 -


Abb.: Rudi Weissenstein - Rothschild Boulevard, Tel-Aviv, 1936<br />

Abb.: G. Eric and Edith Matson - Dizengoff Square, Tel-Aviv, 1937


hergestellt. Durch die neue Art mit Beton zu bauen, entstanden überall im<br />

Land Bauwerke mit glatten, flächigen Mauern, Flachdach und geraden<br />

Umrisslinien. Auffallend sind die Stilelemente der auf Eck gesetzten Öffnungen.<br />

Fenster und Loggien wurden an die Hausecken gebaut. Man entwarf<br />

einfache, in sich plastisch gegliederte Baukörper mit auskragenden<br />

Platten oder Schatten spendenden Ausladungen. Die Gebäude mussten<br />

gegen Sonne geschützt, aber auch zum Meereswind hin orientiert werden.<br />

Dementsprechend wurden die Apartments zum Ost- West- bzw. Nord-Süd-<br />

Wind ausgerichtet. Größere, flächige Öffnungen nach Außen wurden reduziert,<br />

und anstelle des neuen Baustoffes Glas wurden eher Glasbausteine<br />

eingesetzt, die das Sonnenlicht nur gefiltert hereinließen. Auch wurden<br />

sogenannte Schattenzonen durch Loggien geschaffen. Durch die Pilotis<br />

wurde das Gebäude in das erste Geschoss gehoben, wodurch es der<br />

Erdfeuchtigkeit entzogen wurde. Außerdem erhielten die Gebäude somit<br />

einen durchgehenden Garten, der aufgrund seiner Schattenlage zusätzlichen<br />

Schutz vor Sonne bot. Auch Dachgärten wurden zum einen aus<br />

klimatischen Gründen eingeplant, zum anderen hatten diese aber auch<br />

einen sozialen Aspekt. Mit den Dachgärten sollte der Allgemeinheit ein<br />

zusätzlicher gemeinsamer Aufenthaltsraum zur Verfügung gestellt werden.<br />

Dies passte zu den sozialistischen Gedanken der neuen Städter, die denen<br />

der Kibbuz-Bewegung ähnlich waren. 26<br />

4.3 Lehmbauweise<br />

In den meisten heiß-trockenen und gemäßigten Klimazonen der Erde war<br />

Lehm das vorherrschende Baumaterial, so auch in Israel. Lehm steht fast<br />

überall auf der Welt als lokales Baumaterial zur Verfügung. Er ist der älteste<br />

und am weitesten verbreitete Baustoff der Welt. Schon in früherer<br />

Zeit war es weltweit selbstverständlich den vor Ort gewonnenen Lehm auf-<br />

26 Vgl. DURSTHOFF (2010) , 41ff<br />

- 25 -


geschichtet, gemauert oder gestampft zu Behausungen verschiedenster<br />

Art zu verwenden. Für industrialisierte Baustoffe, wie z.B. Ziegel, Beton<br />

oder Stahl war weder die Produktionskapazität noch das Kapital vorhanden.<br />

Die Lehmbauten waren im Vergleich zu Fachwerkbauten einfach und<br />

schmucklos. Aus diesem Grund haftete dem Lehm jahrhundertelang der<br />

Ruf eines Baustoffes des armen Mannes an. Doch man konnte die Vorteile<br />

des Lehmbaus nicht verleugnen. So entstanden auch in den israelischen<br />

Siedlungen Häuser aus Lehm, um sowohl die nachhaltigen als auch die<br />

klimatischen Vorteile des Baustoffes zu nutzen. In den letzten Jahren entdeckten<br />

immer mehr Architekten und Bauherren den Baustoff Lehm. Es<br />

wurde immer mehr Wert auf energie- und kostensparendes Bauen, sowie<br />

auf ein gesundes ausgeglichenes Raumklima gelegt. Lehm weist Eigenschaften<br />

auf, die in dieser Hinsicht sowohl der Natur als auch dem<br />

Menschen zugute kommen. Er zählt zu den ökologisch und bauklimatisch<br />

geeignetsten Baustoffen. Dazu gehört, dass Lehm die Feuchte reguliert,<br />

die Temperatur ausgleicht, frei von Schadstoffen ist, energieunaufwändig<br />

zu gewinnen und umweltfreundlich zu entsorgen ist. Im Vergleich zu Beton<br />

wird bis zu 40% des Primärenergiebedarfs bei der Herstellung und<br />

Verarbeitung eingespart. Lehm fällt häufig direkt auf der Baustelle beim<br />

Aushub der Fundamente an, wodurch lange Transportwege wegfallen. Er<br />

ist hundertprozentig recyclebar und ist damit das einzig formbare Baumaterial<br />

das ohne Qualitätsverlust unbegrenzt wiederverwendet werden<br />

kann. Zudem wird das Raumklima durch den Lehm positiv beeinflusst,<br />

was ihn zu einem idealen Baumaterial für den Wohnungsbau macht. In<br />

dieser Hinsicht ist der natürliche Baustoff Lehm den industriellen Baumaterialen<br />

überlegen. Je nach vorherrschendem Klima, Vegetation und den<br />

jeweiligen geologischen Gegebenheiten haben sich im Laufe der Menschheitsgeschichte<br />

verschiedenartige Bauweisen und Konstruktionsformen<br />

herausgebildet. In Israel und anderen trockenen-heißen Gebieten ohne<br />

- 26 -


edeutende Holzvorkommen dominiert der Lehmmassivbau. Dabei hat<br />

der Lehm in der Wand lastabtragende Funktion und dient zudem als große<br />

thermische Speichermasse. Und auch die Zusammensetzung ist je nach<br />

Einsatzgebiet des Lehmbaustoffes unterschiedlich. Stampflehm erfordert<br />

beispielsweise einen hohen Sandanteil, Lehmsteine benötigen einen höheren<br />

Tonanteil. Stampflehm ist ein erdfeucht aufbereiteter, relativ magerer<br />

Lehmbaustoff. Dieser wird schichtweise in einer Schalung gestampft, wodurch<br />

eine ähnlich hohe Dichte wie bei Beton erreicht wird. Nach der Verdichtung<br />

hat der Stampflehm bereits seine endgültige Festigkeit erreicht.<br />

Zum Erosionsschutz der Stampflehmbauteile werden während des Stampfvorgangs<br />

Hartziegel oder Steinplatten in die Schalung eingelegt. Durch<br />

die konstruktionsbedingt massiven Bauteile eignen sich diese auch für die<br />

Bauteilaktivierung und Wärmespeicherung.<br />

Anders als noch vor wenigen Jahren gibt es heute einen Markt für Lehm<br />

als Baustoff. Es existieren Baufirmen die sich auf Lehm als Baumaterial<br />

spezialisiert haben. Mittlerweile gibt es auch Architekten und andere Fachkräfte,<br />

die umfassende Erfahrungen beim Lehmbau gesammelt haben und<br />

diese auch anbieten. Die Nutzung heutiger Technik ermöglicht den Bau<br />

von Häusern die sich optisch, in den statischen Möglichkeiten und in der<br />

Bautechnik (Isolierung, Deckenkonstruktion, Wasser-, Strom- und Heizanschlüsse)<br />

erheblich von den historischen Beispielen unterscheiden. Heute<br />

gibt es viele innovative Produkt- und Anwendungsentwicklungen für den<br />

Baustoff Lehm: von der Lehmbauplatte über Lehmputz und Lehmfarbe bis<br />

zum Lehmestrich und Lehmwandheizsystem. Technisch, ökologisch, ästhetisch<br />

und baubiologisch ist Lehm auf der Höhe der Zeit. 27 Der Baustoff<br />

Lehm bietet ideale Voraussetzungen für die heißtrockene Klimazone des<br />

Planungsgebiets in Israel und ist vor Ort nahezu unbegrenzt verfügbar.<br />

27 Vgl. RAUCH (2015), 65ff<br />

- 27 -


5 Das Land Israel<br />

Um die Planung des <strong>Moshav</strong> optimal an die vorherrschenden Bedingungen<br />

anzupassen, wird kurz auf das Land Israel eingegangen. In Israel ist<br />

eine große Vielfalt der Fauna und Flora zu finden. Die ersten jüdischen<br />

Einwanderer fanden ein zum größten Teil aus Steppe bestehendes Land<br />

vor. In den Trockengebieten fand man nur wenig Grün und die Feuchtgebiete<br />

bestanden aus unzugänglichem und verseuchtem Sumpf. Erst in<br />

den letzten Jahrzehnten konnten mit großem Arbeitseifer, unterstützt durch<br />

vermehrte Regenfälle, großartige Landschaften entstehen. Pioniere und<br />

Einwanderer erweckten Einöden zur Blüte. 28 Israel lässt sich heute in vier<br />

Regionen einteilen: eine schmale Mittelmeerküste, die Hügellandschaft im<br />

Zentrum, das Jordantal und im Süden die Negev-Wüste. Der größte Teil<br />

Israels besteht aus Steppen und Wüstengebiet, wobei die Negev-Wüste<br />

die größte Fläche darstellt. Die Wüste Negev umfasst mit einer Fläche<br />

von rund 12.000 km² mehr als die Hälfte der Landfläche Israels, jedoch<br />

leben dort nur acht Prozent der Bevölkerung. Die Einwanderer siedelten<br />

sich hauptsächlich im zentralen Küstenland an. Dieses ist wegen seiner<br />

Fruchtbarkeit für Israel von großer Bedeutung. Heute findet man hier viele<br />

Städte und über 90% der ländlichen Siedlungen mit landwirtschaftlichen<br />

und industriellen Betrieben. Obwohl Israel ein sehr kleines Land ist, hat es<br />

mehrere Klimazonen. Im Norden ist es eher gemäßigt und bewaldet, im<br />

Süden dagegen heiß und wüst. Während der nördliche Bereich im Winter<br />

angenehm abkühlt, bleibt der Süden ganzjährig heiß und trocken. Niederschläge<br />

fallen im Wesentlichen in den Wintermonaten. Sie verringern<br />

sich sehr stark zum Süden hin. Im Süden beträgt der durchschnittliche<br />

Niederschlag weniger als 100 Millimeter im Jahr, im Norden dagegen<br />

sind es 1128 Millimeter im Jahr. Es fällt also, von der Region abhängig,<br />

genug Wasser zum Leben, aber durch die Verdunstung kommt es zu Wasserproblemen.<br />

29<br />

28 Vgl. DARIN-DRABKIN (1967), 242f<br />

29 http://altes-gymnasium.schule.bremen.de/wasserprojekt/nk/lang_nahost.htm<br />

(Stand 04.08.16)<br />

- 28 -


ca. 270<br />

Kibbuzim<br />

ca. 430<br />

<strong>Moshav</strong>im<br />

Großteil der Bevölkerung<br />

lebt in Städten am zebntralen<br />

Küstenland<br />

60 % des Landes<br />

ist mit Wüste<br />

bedeckt<br />

Flora - extrem<br />

unterschiedliche<br />

Vegetationszonen<br />

Fauna - viele verschiedene<br />

Spezies aufgrund der unterschiedlichen<br />

Klimazonen


Viele Teile der Erde sind von Wasserknappheit bedroht. Der Nahe Osten<br />

ist eine der Problemregionen. Da Israel am Rande eines Wüstengürtels<br />

liegt, hatte es seit jeher unter Wassermangel zu leiden. Jährlich stehen<br />

Israel aus sich regenerierenden Quellen ca. 1,7 Milliarden Kubikmeter<br />

Wasser zur Verfügung. Davon werden 75% zur Bewässerung verwendet,<br />

der Rest ist für den privaten und industriellen Gebrauch bestimmt. Zu den<br />

Wasserquellen des Landes gehören der Jordan, der See Genezareth und<br />

einige kleinere Flusssysteme. Diese natürlichen Quellen und Grundwasservorräte<br />

werden in genau geregelten Mengen angezapft, um der Austrocknung<br />

und Versalzung vorzubeugen. Um regionale Engpässe in der<br />

Wasserversorgung auszugleichen, ist der größte Teil der Süßwasservorräte<br />

Israels zu einem landesweiten Netz zusammengeschlossen. Der See Genezareth<br />

liefert ein Drittel des Trinkwassers in Israel. Allerdings hat sich die<br />

Lage des Sees vor einigen Jahren dramatisch zugespitzt. Es wurde mehr<br />

Grundwasser abgepumpt, als sich auf natürlichen Wegen neu bildete. Der<br />

Normalpegel liegt bei -208 m. Im Sommer 2002 lag der Pegel bei -215<br />

m. Es besteht höchste Alarmstufe, wenn der Wasserpegel unter -212 m<br />

sinkt. Aufgrund des chronischen Wassermangels und der damit verbundenen<br />

Senkung des Grundwasserspiegels besteht zunehmend die Gefahr,<br />

dass die Grundwasservorräte durch Meerwasser verschmutzt werden können.<br />

30 Deshalb sind neue Ansätze künftig von entscheidender Bedeutung.<br />

Es muss eine gerechte Aufteilung des Wassers erfolgen, und durch neue<br />

technische Methoden muss es geschafft werden, das Wasser so effizient<br />

wie möglich zu nutzen, ohne es auszubeuten. Neue Ansätze, wie beispielsweise<br />

Wiederaufbereitung von Abwasser, künstlicher Regen (Impfen von<br />

Wolken mit Silberiodid), Entsalzung usw. müssen zukünftig genutzt werden.<br />

Diese Ansätze werden in den folgenden Abschnitten genauer erläutert.<br />

30 30 http://www.einzigartiges-israel.de/html/131-flora-fauna.html (Stand 02.08.16)<br />

- 30 -


6 Entwicklung des Landes<br />

Nach der Gründung des Staates Israel 1948 lebten etwa 806.000 Menschen<br />

in Israel. In den darauffolgenden Jahren stieg die Bevölkerungszahl<br />

stark an. 2014 zählte Israel rund 8,3 Millionen Einwohner. Die Bevölkerungsdichte<br />

beträgt rund 380 Personen pro km2. Jedoch ist die Bevölkerungsdichte<br />

ungleich verteilt. Lebensfeindliche Gebiete wie die Negev-Wüste<br />

oder die Golanhöhen haben eine geringe Bevölkerungsdichte.<br />

Dagegen lebt in den Küstenregionen im Westen des Landes der bei weitem<br />

größte Teil der Bevölkerung. Etwa 91% der Bevölkerung leben in urbanen<br />

Gebieten, 25% in einer der großen Städte, wie Jerusalem, Tel-Aviv oder<br />

Haifa. Statistiken zufolge soll die Bevölkerung bis zum Jahr 2048 auf rund<br />

16 Millionen ansteigen, und die Bevölkerungsdichte wird sich vor allem<br />

in den Großstädten und der Küstenregion weiterhin erhöhen. Um eine<br />

breitere Bevölkerungsverteilung zu erreichen haben sich Organisationen<br />

wie beispielsweise OR Movement und der Jüdische Nationalfond KKL zum<br />

Ziel gesetzt, bisher lebensfeindliche Trockengebiete wie die Negev-Wüste<br />

zu besiedeln und begrünen. OR Movement wurde 2002 von jungen Israelis<br />

gegründet. Die Aufgabe der Organisationen besteht darin, Israel zu<br />

stärken, neue Dörfer und Städte zu bauen, Familien zu unterstützen und<br />

Bauvorhaben bei der Planung, Umsetzung und dem Betrieb zu unterstützen.<br />

Es soll ein Lebensraum in der Wüste entstehen, der die Bedürfnisse<br />

der Zeit wahrnimmt und die Lebensqualität fördert. Die Peripherien sollen<br />

zu unabhängigen Zentren der Bevölkerung werden, indem erschwingliche<br />

Wohnungen, ein Bildungs- und Gesundheitswesen, eine Infrastruktur, Arbeitsplätze<br />

usw. errichtet werden. Um das Bevölkerungswachstum in die<br />

Negev-Wüste zu bringen, müssen genau diese Bedingungen umgesetzt<br />

und unabhängige Lebenszentren geschaffen werden. Durch die sozialen<br />

Ungleichheiten in den Großstädten, die hohen Preise von Wohnungen,<br />

den Mangel an Freiflächen und die Spannungen zwischen ethnischen<br />

Gruppen bieten die Bebauungen in der Negev-Wüste eine gute Alterna-<br />

- 32 -


tive. Bisher ist die Nachfrage nach Wohnraum in der Wüste noch relativ<br />

gering, doch aufgrund des stetigen Bevölkerungswachstums steigt die<br />

Notwendigkeit immer mehr an, den Lebensraum zu erweitern. 31 Folgende<br />

Ansätze werden in Israel bereits erfolgreich umgesetzt.<br />

6.1 Aufforstung der Wüste<br />

Eine der wichtigsten Aufgaben ist die Aufforstung des Landes. Der Jüdische<br />

Nationalfond KKL begann bereits in den 1940er Jahren mit der Bepflanzung<br />

von Bäumen, dem Experimentieren mit salztoleranten Anbaupflanzen<br />

und der Verbesserung der Wasserernte. Doch fast alle israelischen<br />

Siedlungen in der Negev-Wüste litten unter den salzhaltigen Böden. Im<br />

Jahr 1965 bot der Wasseringenieur Simcha Blass den Kibbuzim seine Erfindung<br />

der Tröpfchenbewässerung an. Die Tröpfchenbewässerung ist ein<br />

Schlauchsystem mit kleinen Löchern, das über das gesamte Feld verteilt<br />

ist. Je nach Bedarf werden die Pflanzen daraus zielgenau mit der richtigen<br />

Menge an Wasser versorgt. Auf diese Weise sinkt der Wasserverbrauch<br />

bei gleichzeitiger Steigerung der Erträge. Aus der Zusammenarbeit von<br />

Simcha Blass und den Kibbuzim ging Netafim hervor, der globale Anbieter<br />

von Tröpfchenbewässerungssystemen. 32 Heute ist diese ehemals öde<br />

Region der Negev-Wüste mit mehr als 50 km2 Wald bedeckt. Es wurden<br />

320 Millionen Bäume gesetzt und Israel hat dank der massiven Aufforstung<br />

durch den KKL eine Waldfläche von immerhin 8%. Die gezielte Anpflanzung<br />

von Wäldern und ihre Bewässerung konnten den Nordrand der<br />

Negev-Wüste in den Süden verschieben und haben zur Gewinnung landwirtschaftlicher<br />

Nutzflächen beigetragen. 33 Die Wüste zu begrünen und zu<br />

besiedeln bzw. die Verwüstung von Landstrichen aufzuhalten, erfordert in<br />

31 http://en.or1.org.il/future/israel-2048/ (Stand 07.09.16)<br />

32 Vgl. SENOR (2012), 158<br />

33 http://www.jnf-kkl.de/d/aufforstung_der_wueste_.htm (Stand 07.09.16)<br />

- 33 -


erster Linie das Vorhandensein von Wasser. Eine sehr effektive Methode<br />

ist der Bau von Staubecken, die ein Teil des Flutwassers auffangen. Das<br />

gestaute Wasser versickert dann im Boden und verwandelte die trockene<br />

Wüste in fruchtbare Nutzflächen.<br />

6.2 Meerwasserentsalzungsanlagen<br />

Fast die Hälfte der Weltbevölkerung lebt weniger als 100 km von der Küste<br />

entfernt, da bietet sich die Meerentsalzung zwangsläufig an. Der Ozean<br />

bietet ein schier unerschöpfliches Reservoir an Wasser. Israel hat in den<br />

letzten zehn Jahren mehrere Meerentsalzungsanlagen aufgebaut. Diese<br />

zählen zu den größten und leistungsfähigsten Entsalzungsanlagen der<br />

Welt. In den Anlagen wird die Technologie der Umkehrosmose genutzt.<br />

Das Wasser wird unter hohem Druck durch Röhren gepresst, die mit tausenden<br />

von Kunststoffmembranen ausgestattet sind. Zurück bleiben dann<br />

hochkonzentriertes Salzwasser auf der einen Seite und Trinkwasser auf der<br />

anderen Seite. Durch die Anlagen ist es möglich, mehr als 500 Millionen<br />

Kubikmeter an Frischwasser pro Jahr bereitzustellen. Das entspricht<br />

etwa der Hälfte des Wasserbedarfs in Israel. 34 Zwar kommt man durch<br />

diese Technologie an frisches Trinkwasser, jedoch ist die Entsalzung nicht<br />

wirklich umweltfreundlich. Durch das Absaugen des Meerwassers werden<br />

Fische, Plankton und andere Organismen in die Anlage geschleust, die<br />

dort im Filtersystem verenden. Des Weiteren werden die Stoffe, die von<br />

den Wassermolekülen getrennt werden, zurück ins Meer geleitet. Dieses<br />

Abwasser hat einen sehr hohen Salzgehalt, sodass Tier- und Pflanzenwelt<br />

im Umfeld der Anlage nachhaltig beeinflusst werden. Hinzu kommen die<br />

hohen Kosten für solche Anlagen. Rund 400 bis 500 Millionen US-Dollar<br />

kostet eine Entsalzungsanlage. Und auch der enorm hohe Energiebedarf,<br />

34 http://www.spektrum.de/news/neue-methoden-zur-trinkwassergewinnung/1306738<br />

(Stand 04.08.16)<br />

- 34 -


Negev Wüste zu besiedeln.<br />

Aufforstung der Wüste<br />

Aufforstung der Wüste<br />

Um das Leben in der Wüste zu ermöglichen, müssen bestimmte Maßnahmen getroffen werden, wie Beispielsweise das Aufforsten<br />

der Wüste.<br />

Israelische Wasserstrategien<br />

Der Jüdische Nationalfond KKL begann bereits in den 1940er Jahren mit der Bepflanzung von Bäumen, dem Experimentieren mit<br />

salztoleranten Anbaupflanzen, der Verbesserung der Wasserernte und der Einführung von Tröpfchenbewässerung in Nord- und<br />

Zentralisrael. Die Wüste zu begrünen und zu besiedeln bzw. die Verwüstung von Landstrichen aufzuhalten erfordert in erster Linie<br />

das Vorhandensein von Wasser. Dies war in Israel nicht immer in der Fall. Zu Beginn dieses Jahrtausends litt das Land sieben Jahre<br />

in Folge Israelische unter einer Dürre. Es Wasserstrategien<br />

wurden viele Werbekampangnen gezeigt, die die Bevölkerung dazu bewegen sollte das Wasser zu<br />

sparen. Doch Israel hat sein Wasserproblem in den Griff bekommen. Durch die Kombination von Wasseraufbereitungsanlagen von<br />

Grau-Der und Jüdische Schwarzwasser, Nationalfond KKLdurch begann bereits verschiedene in 1940er Methoden Jahren mit der der Bepflanzung Wassererhaltung von Bäumen, und dem vorExperimentieren allem durch mit die<br />

Meerwasserentsalzungstechnologie salztoleranten Anbaupflanzen, der hat Verbesserung Israel heuteder mehr Wasserernte zuund verfügung der Einführung als es braucht. von Tröpfchenbewässerung Israel ist mit 85 % inweltweit Nord- und führend<br />

in derZentralisrael. Grauwasserwiederverwendung Die Wüste zu begrünen und und hat zuauch besiedeln die weltweit bzw. diegrößte Verwüstung Entsalzungsanlage von Landstrichendieaufzuhalten nach demerfordert SWRO in (seawater erster Linie reverse<br />

osmosis das -Vorhandensein Meerwsser-Umkehrosmose) von Wasser. DiesProzess war in Israel funktioniert. nicht immer Entsprechend in der Fall. Zu der Beginn Gegebenheit dieses Jahrtausends der Region, litt wird das Land die jeweils sieben Jahre passende<br />

Variante in Folge gewählt unter umeiner Aufforstung Dürre. Esder wurden Wüste viele weiter Werbekampangnen voranzutreiben. gezeigt, die die Bevölkerung dazu bewegen sollte das Wasser zu<br />

sparen. Doch Israel hat sein Wasserproblem in den Griff bekommen. Durch die Kombination von Wasseraufbereitungsanlagen von<br />

Grau- und Schwarzwasser, durch verschiedene Methoden der Wassererhaltung und vor allem durch die<br />

Meerwasserentsalzungstechnologie hat Israel heute mehr Wasser zu verfügung als es braucht. Israel ist mit 85 % weltweit führend<br />

in der Grauwasserwiederverwendung und hat auch die weltweit größte Entsalzungsanlage die nach dem SWRO (seawater reverse<br />

osmosis - Meerwsser-Umkehrosmose) Prozess funktioniert. Entsprechend der Gegebenheit der Region, wird die jeweils passende<br />

Variante gewählt um Aufforstung der Wüste weiter voranzutreiben.<br />

Israelische Wasserstrategien<br />

Israelische Wasserstrategien<br />

Der Jüdische Nationalfond KKL begann bereits in den 1940er Jahren mit der Bepflanzung von Bäumen, dem Experimentieren mit<br />

salztoleranten Anbaupflanzen, der Verbesserung der Wasserernte und der Einführung von Tröpfchenbewässerung in Nord- und<br />

Zentralisrael. Die Wüste zu begrünen und zu besiedeln bzw. die Verwüstung von Landstrichen aufzuhalten erfordert in erster Linie<br />

das Vorhandensein von Wasser. Dies war in Israel nicht immer in der Fall. Zu Beginn dieses Jahrtausends litt das Land sieben Jahre<br />

in Folge unter einer Dürre. Es wurden viele Werbekampangnen gezeigt, die die Bevölkerung dazu bewegen sollte das Wasser zu<br />

sparen. Doch Israel hat sein Wasserproblem in den Griff bekommen. Durch die Kombination von Wasseraufbereitungsanlagen von<br />

Grau- und Schwarzwasser, durch verschiedene Methoden der Wassererhaltung und vor allem durch die<br />

Meerwasserentsalzungstechnologie hat Israel heute mehr Wasser zu verfügung als es braucht. Israel ist mit 85 % weltweit führend<br />

in der Grauwasserwiederverwendung und hat auch die weltweit größte Entsalzungsanlage die nach dem SWRO (seawater reverse<br />

Tröpfchenbewässerung<br />

osmosis - Meerwsser-Umkehrosmose) Prozess funktioniert. Meerentsalzung<br />

Entsprechend der Gegebenheit der Region, NeoTopWater wird die jeweils Systems passende<br />

Variante gewählt um Aufforstung der Wüste weiter voranzutreiben.<br />

Tröpfchenbewässerung<br />

Meerentsalzung<br />

NeoTopWater Systems<br />

Grauwasserwiederverwendung<br />

Grauwasserwiederverwendung<br />

Grauwasseraufbereitung<br />

Israel Spanien Australien<br />

Italien<br />

Griechenland<br />

Israel Spanien Australien<br />

Italien<br />

Griechenland<br />

Tröpfchenbewässerung<br />

Meerentsalzung<br />

NeoTopWater Systems


der oftmals aus fossilen Quellen wie Kohle oder Erdgas gedeckt wird, stellt<br />

einen gewaltigen Nachteil der Technologie dar. 35 Inzwischen wurden die<br />

Technologie und die Nachhaltigkeit der Meerentsalzungsanlagen weiterentwickelt,<br />

indem durch eine Reihe von Maßnahmen die Umweltauswirkungen<br />

und die Stromkosten verringert werden.<br />

Als Beispiel kann hier die weltweit größte Meerwasserentsalzungsanlage<br />

Sorek aufgeführt werden, die sich südlich von Tel Aviv befindet. 36<br />

6.3 Wasserrecycling<br />

Eine weitere israelische Wasserstrategie ist die Aufbereitung und Wiederverwendung<br />

von Abwasser. Israel steht in Sachen Grauwasser-Recycling<br />

mit einem Recyclinganteil von 85% weltweit an der Spitze. Auf Platz zwei<br />

liegt Spanien mit einer Quote von gerade einmal 17%. Mithilfe des Jüdischen<br />

Nationalfonds wurden zahlreiche Recycling-Anlagen und Auffangbecken<br />

in israelischen Siedlungen gebaut, wie zum Beispiel in der Siedlung<br />

Yerucham in der Negev- Wüste. Im Großraum Tel Aviv wird Abwasser zu<br />

100% in der Landwirtschaft und Industrie wieder verwendet. Früher musste<br />

die Landwirtschaft zu 70% mit Frischwasser versorgt werden, heute sind es<br />

nur noch 40%. Besonders die Landwirte hatten in den vergangenen Jahren<br />

am meisten unter den vielen Trockenjahren zu leiden, da ihnen immer<br />

zuerst das Wasser entzogen wurde. Industrie und Haushalte hatten Vorrang.<br />

Daher mussten viele Landwirte vor dem Ausbau der Recycling-Anlagen<br />

Felder und sogar ganze Farmen aufgeben. Mehr als die Hälfte des<br />

gesamten in der Landwirtschaft verwendeten Wassers ist Grundwasser, das<br />

über ein landesweites Rohrleitungssystem auf die Felder gelangt. In den<br />

Recycling-Anlagen wird das Wasser zunächst sowohl von den nicht-or-<br />

35 http://www.3sat.de/page/?source=/boerse/magazin/183127/index.html (Stand<br />

28.09.16)<br />

36 http://www.eib.org/infocentre/stories/all/2015-january-01/sorek-alleviates-israels-water-shortage.htm?lang=de<br />

(Stand 28.09.16)<br />

- 36 -


ganischen als auch von den organischen Stoffen mithilfe von mehreren<br />

Barrieren bzw. Bakterien gefiltert und gereinigt. Die Stoffe setzen sich als<br />

Schlamm am Boden des Reaktors ab. Im nächsten Reinigungsprozess wird<br />

das Wasser dann durch Sand gepresst, was für eine letzte Klärung sorgt.<br />

In einem rund 400 Tage dauernden Prozess versickert das Wasser in dem<br />

Sand und wird so auf natürlichem Weg gereinigt. Nach dem Zusatz von<br />

Chlor verlässt das Wasser die Anlage und kann nun in der Landwirtschaft<br />

genutzt werden. 37<br />

Die Feststoffe, die aus dem Abwasser herausgefiltert werden, landen getrocknet<br />

und aufbereitet als Dünger ebenfalls in der Landwirtschaft. Der<br />

Energiebedarf der Anlagen soll in Zukunft aus dem bei dem Klärprozess<br />

anfallenden Biogas gedeckt werden. 38 Eine weitere Möglichkeit Wasser<br />

nachhaltig wiederzuverwenden wird später in dem Kapitel „Nachhaltige<br />

Landwirtschaft“ beschrieben. Zunächst soll auf globale Umweltprobleme<br />

eingegangen werden die besonders für die landwirtschaftliche Planung<br />

eine Rolle spielen.<br />

37 http://www.jnf-kkl.de/d/wasserrecycling.htm (Stand 07.09.16)<br />

38 http://www.welt.de/145475040 (Stand 07.09.16)<br />

- 37 -


7 Globale Umweltprobleme<br />

Die Erfolge der industriellen Landwirtschaft führten dazu, dass die Erzeugerländer<br />

immer mehr landwirtschaftliche Produkte exportieren konnten.<br />

Im Sinne der Globalisierung sollten einzelne Länder in der Landwirtschaft<br />

keine reine Selbstversorgung mit ihren Produkten anstreben, sondern Erzeugnisse<br />

für den allgemeinen Markt herstellen. Werden diese Erzeugnisse<br />

der Landwirtschaft auf den Märkten vertrieben, kann das Erzeugerland auf<br />

dem Markt wiederum mehr von benötigten anderen Erzeugnissen einkaufen,<br />

als es selber produzieren könnte. Somit macht das Land insgesamt<br />

einen Gewinn. Gleichzeitig aber verursacht die weltweite Nahrungsmittelproduktion<br />

in einigen Bereichen enorme Umweltprobleme. Dies liegt<br />

vor allem am Wasser- und Flächenbedarf, den CO2-Emissionen beim<br />

Transport, sowie der Verwendung von Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln.<br />

39<br />

7.1 Folgen für das Ökosystem Erde<br />

Enormer Wasserverbrauch<br />

Die grundlegende Ressource für die Nahrungsmittelproduktion ist das<br />

Wasser. Ohneausreichend zur Verfügung stehendes Wasser ist keine Landwirtschaft<br />

möglich. Durch die Bewässerung ist die Landwirtschaft der mit<br />

Abstand größte Wasserverbraucher weltweit. 70% des gesamten Wassers<br />

gehen in die Landwirtschaft. Aus Mangel an Niederschlägen wird in vielen<br />

Regionen häufig Grundwasser oder Wasser aus natürlichen Gewässern<br />

verwendet. Doch dies kann zum Absenken des Grundwasserspiegels und<br />

zum Austrocknen natürlicher Gewässer führen, was wiederum bedrohliche<br />

Folgen für die ganze Welt hat. Das Schwinden des größten Süßwasserreservoirs<br />

der Erde gefährdet die künftige Produktion von Lebensmitteln.<br />

Besonders in trockenen Gegenden mit intensiver Landwirtschaft stellt dies<br />

39 http://www.oekosystem-erde.de/html/industrielle_landwirtschaft_02.html (Stand<br />

09.09.16)<br />

- 38 -


ein großes Problem dar.<br />

In diesen Regionen müssen die Grundwasservorräte durch regional angepasste<br />

Verfahren dringend stabilisiert werden. 40<br />

Bodenzerstörung<br />

Eine zweite grundlegende wichtige Ressource ist die landwirtschaftliche<br />

Nutzfläche. Eine steigende landwirtschaftliche Produktion geht häufig<br />

auch mit der Vergrößerung der Anbaufläche einher. Ein steigender Flächenbedarf<br />

führt in vielen Regionen der Erde zur Rodung von Wald. Die<br />

Abholzungen wiederum haben Folgen für die Umwelt. Nicht nur wichtige<br />

Lebensräume für Tiere und Pflanzen werden durch Rodungen zerstört. Ein<br />

weiteres Problem ist das CO2, das durch Brandrodungen zusätzlich freigesetzt<br />

wird. Die Rodung von Wäldern ist für mehr als 10% der menschlich<br />

verursachten Kohlenstoffdioxidemissionen verantwortlich. Zudem werden<br />

durch die Umwandlung von Wäldern und Feuchtgebieten in landwirtschaftliche<br />

Nutzflächen natürliche Lebensräume zerstört, wodurch die biologische<br />

Vielfalt zurückgeht.<br />

Pestizideinsatz und Kunstdünger<br />

Chemische Pflanzenschutzmittel werden wegen ihrer Giftwirkung auf<br />

Pflanzenschädlinge eingesetzt, wodurch allerdings nicht nur die Pflanzenschädlinge<br />

bekämpft werden, sondern die Pestizide auch auf andere Lebewesen<br />

einwirken. Dies führt zum Aussterben mehrerer Tierarten. Auch<br />

Flora und Fauna verarmen durch den Einsatz von Pestiziden. Doch nicht<br />

nur die Natur ist von der Giftwirkung der Pflanzenschutzmittel betroffen,<br />

sondern auch der Mensch. Pestizide können in geringen Konzentrationen<br />

Krebs auslösen und das Nervensystem beeinflussen. Des Weiteren führt<br />

die Verwendung von Kunstdüngern zu einem Eingriff in die globalen Stick-<br />

40 http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/landwirtschaft-grundwasserspiegel-sinken-rapide-a-868064.html<br />

(Stand 09.09.16)<br />

- 39 -


NITRITE<br />

FISCH TANK<br />

NÄHRSTOFF TANK<br />

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Schlechte Lebensmittelqualität<br />

Verunreinigung des Grundwassers und<br />

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Schlechte Lebensmittelqualität<br />

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Bodens<br />

Folgen für das Ökosystem Erde<br />

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70% des globalen Süßwasserverbauchs<br />

entsteht durch die Landwirtschaft<br />

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Unter Vertical farming versteht man ein landwirtschaftliches<br />

Konzept, bei dem die Produktion in Hochhäusern<br />

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Wachstumsraten Nachhaltige erreichen. Der amerikanische Lösungsansätze<br />

Dr. Dickson Despommier<br />

Wissenschaftler Dr. Dickson Despommier entwickelte<br />

Aquakultur<br />

1999 die ersten Gedanken zur vertikalen<br />

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mit Hydroponik in einer symbiotische Weise kombiniert. Aquakultur<br />

1999 die ersten Gedanken zur vertikalen<br />

Als Auquakultur bezeichnet man heute einen vom<br />

Landwirtschaft.Derzeit gibt es weltweit nur eine Hand voll


stoff-, Phosphat- und Kaliumkreisläufe. Die Böden können die anfallenden<br />

Stoffmengen nicht komplett aufnehmen, so dass die Stoffe ins Grundwasser<br />

gelangen und zur Wasserverschmutzung beitragen.<br />

Klimawandel<br />

Mit ihren Kohlendioxid- und Methanemissionen trägt die industrielle Landwirtschaft<br />

auch zum Klimawandel bei. Insgesamt hat die Landwirtschaft<br />

einen Anteil von 18% am Klimawandel. Einen besonders großen Anteil<br />

daran hat die Tierhaltung, da insbesondere für die Rinderhaltung Regenwälder<br />

abgeholzt werden und aus den Rindermägen entweicht das Treibhausgas<br />

Methan. Aber auch Ferntransporte von Futtermitteln und Produkten,<br />

die eine weltweite Verflechtung der Landwirtschaft ermöglichen,<br />

belasten die Umwelt erheblich. 41<br />

Hungersnöte und Bevölkerungswachstum<br />

Obwohl heute theoretisch genug Nahrung für alle Menschen weltweit vorhanden<br />

ist, ist diese nicht für alle Menschen in gleichem Maße verfügbar.<br />

So leiden auf der einen Seite etwa 800 Millionen Menschen weltweit an<br />

Hunger, während auf der anderen Seite viele Menschen über Nahrungsmittel<br />

im Überfluss verfügen und sogar einen beträchtlichen Teil der Nahrung<br />

wegwerfen. Vor allem durch die ständig wachsende Weltbevölkerung<br />

werden viele natürliche Ressourcen in großem Umfang ständig benötigt<br />

und auch der Bedarf an Lebensmitteln steigt ständig. Diese Menge kann<br />

die Erde aber nicht nachproduzieren, da die Kapazitäten ausgereizt sind.<br />

Zudem findet die Bevölkerungszunahme vor allem in den Teilen der Welt<br />

statt, die schon heute mit Nahrungsmittelknappheit zu kämpfen haben. 42<br />

41 http://www.oekosystem-erde.de/html/industrielle_landwirtschaft_02.html<br />

(Stand 09.09.16)<br />

42 http://www.acker-land.de/landwirtschaft.html (Stand 09.09.16)<br />

- 41 -


Verunreinigung des desGrundwassers und und<br />

Bodens<br />

Ziele<br />

Ziele<br />

Bevölkerungswachstum<br />

42 %<br />

der derErdoberfläche wird für fürdie dieLandwirtschaft<br />

genutzt, eine Fläche ca. ca. so sogroß wie wieSüdamerika<br />

und undAfrika zusammen.<br />

Weltbevölkerung bis bis2050:<br />

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Vertical Farming & Rooftop Farms<br />

Unter Vertical farming versteht man ein landwirtschaftliches<br />

Konzept, bei dem die Produktion in Hochhäusern<br />

(vertikal) stattfindet, um urbanen Raum nachhaltig<br />

landwirtschaftlich zu nutzen. Basierend auf<br />

mit mit den den Kreislaufwirtschaft vorhandenen<br />

und Hydrokulturen unter Gewächshausbedingungen<br />

mehr produzieren<br />

sollen in Gebäudekomplexen auf<br />

Ressourcen mehreren übereinander gelagerten Ebenen ganzjährig<br />

Früchte, Gemüse, usw. erzeugt werden. Vertikale<br />

Landwirtschaft braucht durch das geschlossene<br />

Kreislaufsystem ca. 90% weniger Wasser als in der<br />

herkömmlichen Landwirtschaft, bis zu 60% weniger<br />

Düngemittel und man kann zwei bis drei Mal schnellere<br />

Wachstumsraten erreichen. Der amerikanische<br />

Wissenschaftler Dr. Dickson Despommier entwickelte<br />

1999 die ersten Gedanken zur vertikalen<br />

Landwirtschaft.Derzeit gibt es weltweit nur eine Hand voll<br />

Pilotprojekte. In Singapur ist 2014 Skygreens, eine<br />

kommerzielle vertikale Landwirtschaft in Betrieb<br />

gegangen. In Montreal, Quebec steht die Lufa Farm. Es<br />

hat den Ruf, das weltweit erste gebaute kommerzielle<br />

Gewächshaus auf dem Dach eines Gebäudes zu sein.<br />

Das erste Gewächshaus der Firma in Montreal begann<br />

seinen Vertrieb Anfang des Jahres 2011. Das zweites<br />

Gewächshaus, befindet sich in Laval und eröffnete Ende<br />

lokaler 2013. Anbau<br />

Die Brooklyn Grange & Rooftop Farms in New<br />

York bauen Grünflächen auf Dächern von Gebäuden an<br />

und werben für eine nachhaltige Lebensweise und eine<br />

lokale ökologische Ernährung.<br />

Vertical farming - -<br />

Dr. Dr. Dickson Despommier<br />

Ungleiche Nahrungsverteilung<br />

Prinzipien der der ökologischen<br />

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Dr. Dickson Despommier<br />

Aquaponik System<br />

Aquaponik ist ist ein einSystem, das das herköm<br />

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8 Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft<br />

Die bisherigen Praktiken der Landwirtschaft sind schon heute, bei einer Bevölkerung<br />

von 7 Milliarden Menschen, nicht nachhaltig. In Zukunft sollen<br />

aber über 9 Milliarden Menschen auf der Erde ernährt werden. Angesichts<br />

der wachsenden Weltbevölkerung und den Folgen für das Ökosystem<br />

Erde lautet das Ziel für die Zukunft, mehr landwirtschaftliche Produktivität<br />

zu erreichen und gleichzeitig negative Auswirkungen auf die Umwelt zu<br />

vermeiden. Dafür müssen vielfältige Lösungsansätze verfolgt werden, wie<br />

eine effizientere Nutzung der Produktion, eine höhere Produktion mit den<br />

vorhandenen Ressourcen oder die Umsetzung der Prinzipien der ökologischen<br />

Landwirtschaft. Die folgenden beiden Ansätze Vertical farming und<br />

Aquaponik erscheinen im Bezug auf die globalen Umweltprobleme und<br />

die spezifischen Probleme Israels als sehr sinnvoll und nachhaltig.<br />

8.1 Vertical farming<br />

Die landwirtschaftlichen Methoden, mit denen wir bisher unsere Lebensmittel<br />

herstellen,beanspruchen ungefähr die Fläche von Südamerika und<br />

Afrika zusammen. Damit 2050 mit den gleichen Anbauweisen schätzungsweise<br />

drei Milliarden Menschen mehr ernährt werden können, wäre<br />

eine enorme zusätzliche landwirtschaftliche Nutzfläche nötig. Eine derartige<br />

Erhöhung ist nicht realisierbar und würde zu massiven Umweltschäden<br />

führen. Vertical farming (engl.) könnte durch ressourcenschonende<br />

Nutzung und Kreislaufwirtschaft diesem Problem Abhilfe schaffen. Unter<br />

Vertical farming (vertikale Landwirtschaft) versteht man ein landwirtschaftliches<br />

Konzept, bei dem die Produktion in Hochhäusern (vertikal) stattfindet,<br />

um urbanen Raum nachhaltig landwirtschaftlich zu nutzen. Basierend<br />

auf einer Kreislaufwirtschaft und Hydrokulturen unter Gewächshausbedingungen<br />

sollen in Gebäudekomplexen auf mehreren übereinander gelagerten<br />

Ebenen ganzjährig Früchte, Gemüse, usw. erzeugt werden. Verti-<br />

- 43 -


kale Landwirtschaft braucht durch das geschlossene Kreislaufsystem ca.<br />

90% weniger Wasser als in der herkömmlichen Landwirtschaft und bis zu<br />

60% weniger Düngemittel, und man kann zwei bis drei Mal schnellere<br />

Wachstumsraten erreichen. Für diese landwirtschaftliche Nutzung ist eine<br />

Vielzahl moderner Technologien, wie Tröpfchenbewässerung, Aquaponik,<br />

Beleuchtungstechniken, Kompostierung, usw. nötig.<br />

Die Vorteile der vertikalen Landwirtschaft:<br />

- Durch die Verlagerung der Produktion vom Boden in die Höhe und der<br />

damit verbundenen Nutzung von mehreren übereinander gelagerten Ebenen<br />

kann mehr angebaut werden als auf der vergleichbaren Grundfläche<br />

auf dem Boden.<br />

- Zudem können Nutzpflanzen das ganze Jahr hindurch angebaut und<br />

geerntet werden, da für sie optimale Bedingungen künstlich geschaffen<br />

werden können.<br />

- Produktion von stets frischen, lokalen und gesunden Lebensmitteln.<br />

- Schnelleres Wachstum, höhere Erträge und hohe Produktqualität.<br />

- Durch lokalen Anbau lassen sich Energiekosten für den Transport von<br />

den Erzeugern bis zu den Konsumenten reduzieren.<br />

Mehraufwand und Zusatzkosten durch Beleuchtung, Wärmeerzeugung<br />

und Energiebereitstellung könnten die Vorteile bei den verminderten<br />

Transportkosten möglicherweise mindern. Bedingt durch den Stockwerkbau<br />

kann aber wesentlich weniger Sonnenlicht, als beim Feldbau genutzt<br />

werden. 43<br />

Derzeit gibt es weltweit nur eine Hand voll Pilotprojekte. Der amerikanische<br />

Wissenschaftler Dr. Dickson Despommier entwickelte 1999 die ersten Gedanken<br />

zur vertikalen Landwirtschaft. Die ursprüngliche Idee sollte 50.000<br />

Bewohner Manhattans mit ca. 5 Hektar Nutzpflanzen auf Dachgärten versorgen.<br />

Doch diese zur Verfügung stehende Fläche hätte nur etwa 2% der<br />

43 http://www.pflanzenforschung.de/de/themen/lexikon/vertical-farming-10036<br />

(Stand 14.09.16)<br />

- 44 -


Bewohner ernährt. Daraus entstand die Idee, die Nutzpflanzen in vertikaler<br />

Anordnung anzubauen, um Platz zu sparen. Mittlerweile wird diese<br />

ursprüngliche Idee zahlreich weiterverfolgt. 2011 baute die Organisation<br />

Lufa Farms ihr erstes „rooftop greenhouse“ in Montreal. In Singapur ist<br />

2014 eine kommerzielle vertikale Landwirtschaft in Betrieb gegangen.<br />

8.2 Aquaponik<br />

Aquaponik setzt sich aus Aquakultur (Fischproduktion) und Hydroponik<br />

(Pflanzenproduktion im Wasser ohne Boden) zusammen. Also eine Kombination<br />

der Fisch- und Pflanzenzucht.<br />

Als Auquakultur bezeichnet man heute eine vom Menschen betriebene<br />

Fischzucht mit sowohl Süßwasserfischen als auch Meeresbewohnern. Die<br />

einzelnen Zuchtmethoden unterscheiden sich durch extensiven und intensiven<br />

Aufwand bei der Zucht. Bei der extensiven Zucht bleiben die Fische<br />

weitestgehend in natürlichen Gewässern sich selbst überlassen. Bei der<br />

intensiven Zucht steht hingegen eine starke Besatzdichte und eine stark<br />

kontrollierte Umgebung im Vordergrund. Im Binnenland findet man mehr<br />

die extensive Teichhaltung ohne Zufütterung, an der Meeresküste, in Seen<br />

oder in Flüssen findet eher die intensive Netzgehegehaltung Anwendung.<br />

Doch die Netzgehege sind in den letzten Jahren aus ökologischer Sicht in<br />

Verruf geraten, da sich in den meisten Fällen der Kot und das nicht verzehrte<br />

Futter unter dem Netz am Boden sammeln und durch Verfaulungsprozesse<br />

das Wasser belasten.<br />

Hydroponik bezeichnet den Anbau von Pflanzen in Nährlösungen, also in<br />

erdlosen Kulturen. Durch Pumpen wird die Nährlösung in einem Wasserkreislauf<br />

zum Zirkulieren gebracht und sammelt sich am Ende in einem<br />

Tank. Hier beginnt der Kreislauf von vorne. Es gelangt somit kein Dünger<br />

in die Umwelt, wo er sich schädlich auswirken könnte. Die Nährstofflö-<br />

- 45 -


NITRITE<br />

TANK<br />

FISCH TANK<br />

Aquakultur<br />

Die Ausscheidungen der<br />

Fische belasten das Wasser.<br />

NÄHRSTOFF TANK<br />

NITRATE<br />

PUMPE<br />

Das Wasser<br />

fließt vom<br />

Pflanzenbeet<br />

wieder<br />

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wird auf die<br />

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Hydroponik<br />

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belastete Fischwasser. Die<br />

umgewandelten Nährstoffe<br />

sind danach für das<br />

Wachstum der Pflanzen<br />

verfügbar.


sungen sind je nach Anbausorte speziell zusammengestellt. Und auch die<br />

Anbauverfahren, wie zum Beispiel das Ebbe-Flut-System für Salate und<br />

Kräuter oder die Tröpfchenbewässerung für Tomaten, sind für die jeweiligen<br />

Pflanzenart optimal.<br />

Somit werden Wassermengen, Nährstoffzusammensetzungen und Bewässerungsrhythmen<br />

kontinuierlich überwacht und gesteuert, wodurch ein<br />

bestmögliches Ernteergebnis erreicht wird. Ein weiterer Vorteil der Hydroponik<br />

ist die sparsame Wassernutzung, was sich durch denzirkulierenden<br />

Kreislauf ergibt. 44<br />

In der konventionellen Aquaponik wird die manuell und chemisch kontrollierte<br />

Nährstoffzufuhr aus der Hydroponik durch die Ausscheidungen<br />

der eingesetzten Fische ersetzt. Das heißt, das Wasser aus der Aquakultur<br />

wird auf die per Hydrokultur betriebenen Pflanzenbeete gepumpt. Die in<br />

der Hydrokultur lebenden Bakterien säubern dann wiederum das belastete<br />

Fischwasser. Somit wird das Ammoniak der Fischausscheidungen bakteriell<br />

in Nitrat umgewandelt, welches dann als Nährstoff den Nutzpflanzen<br />

zur Verfügung steht. Das Wasser fließt vom Pflanzenbeet wieder zurück in<br />

den Fischtank, wo der Kreislauf von vorne beginnt. Es gibt auch Aquaponik-Systeme,<br />

in denen Fische und Pflanzen nicht in einem gemeinsamen<br />

Wasserkreislauf produziert werden, sondern in zwei gekoppelten Kreisläufen,<br />

dem Aquakultur-Kreislauf für die Fischkultur sowie dem Hydroponik-Kreislauf<br />

für die Pflanzenkultur. Dadurch entstehen einige Vorteile. Zum<br />

einen können zwei unterschiedliche, auf den jeweiligen Kreislauf optimierte<br />

pH-Werte eingestellt werden. In der Fischproduktion ist der pH-Wert 7<br />

vorteilhaft, während die Pflanzenproduktion eher den pH-Wert 5 benötigt.<br />

Des Weiteren können in der Hydroponik für die Pflanzen beispielsweise<br />

wichtige Mineralien als Substitutionsdünger hinzugegeben werden, ohne<br />

den Fischen zu schaden. Außerdem kann jeder Kreislauf unabhängig vom<br />

44 http://www.aquaponik-eigenbau.de/aquaponik/was-ist-das (Stand 10.09.16)<br />

- 47 -


anderen zu Reinigungsund Wartungszwecken abgeschaltet werden, was<br />

zudem das Produktionsrisiko minimiert. Durch die Koppelung der Kreisläufe<br />

gelangt einerseits CO 2<br />

-reiche und warme Luft sowie nitrathaltiges<br />

Wasser aus der Aquakultur in den Hydroponik-Kreislauf. Andererseits gibt<br />

der Hydroponikkreislauf sauerstoffreiche Luft an die Aquakultur ab.<br />

Unter den veränderten Voraussetzungen von Globalisierung, Klimawandel,<br />

Rohstoffknappheit sowie einem stärkeren Umwelt- und Verantwortungsbewusstsein<br />

bringt die aquaponische Produktion authentische Lebensmittel<br />

auf den Markt, die durch höchste Ansprüche an Umwelt und Tierschutz,<br />

an Ressourceneffizienz und Transparenz sowie durch den Verzicht auf Hormone,<br />

Pestizide und Antibiotika die Umwelt schonen. Aquaponik-Farmen<br />

ermöglichen eine Lebensmittelproduktion mit bis zu 90% weniger Wasserverbrauch<br />

gegenüber herkömmlicher Landwirtschaft. Durch den Einsatz<br />

von Kreislaufsystemen ist eine hohe Wassereffizienz gegeben, die durch<br />

die zweigleisige Nutzung des Wassers für Fisch- und Pflanzenproduktion<br />

verdoppelt wird. Auch die CO 2<br />

-Emission wird durch das Aquaponik-System<br />

optimiert. Das CO 2<br />

der Aquakultur wird zu den Pflanzen geleitet, dort<br />

als zusätzlicher Dünger verwertet und in Sauerstoff umgewandelt. Außerdem<br />

fallen lange Kühlketten und oftmals weite Transportwege weg, die<br />

sich ebenfalls negativ auf die CO 2<br />

-Belastung auswirken. 45<br />

Diese beiden Ansätze „Vertical farming“ und „Aquaponik“ bieten angesichts<br />

der Problemlage speziell in Israel, aber auch weltweit, eine sinnvolle<br />

Alternative und verschiedene Möglichkeiten zur Ressourcenschonung. Zudem<br />

ermöglichen sie eine Lebensmittelproduktion in Gebieten, in denen<br />

die Umweltfaktoren den Anbau stark beeinflussen und eine bedarfsorientierte<br />

Verwendung des Wassers nötig ist. Die beiden Systeme erleichtern<br />

eine effizientere Produktion. Im Vergleich zur herkömmlichen Landwirtschaft<br />

kann der Ertrag um das 10fache gesteigert werden. Und auch die<br />

45 http://www.ecf-farm.de (Stand 10.09.16)<br />

- 48 -


landwirtschaftliche Nutzfläche kann um 98% verringert werden, da die<br />

Pflanzen in Nährlösungen wachsen und somit weniger Fläche benötigen. 46<br />

46 http://www.effekt.dk/work#/regenvillages/ (Stand 02.10.16)<br />

- 49 -


9 Resümee<br />

Abschließend werden die wichtigsten Punkte der Analyse zusammenfassend<br />

dargestellt. Das Konzept, die Grundlage für die Planung und die<br />

Standortwahl des <strong>Moshav</strong> dieser Masterarbeit ergeben sich aus den<br />

Schlussfolgerungen der einzelnen Kapitel. Der Standort im nördlichen Teil<br />

der Negev-Wüste wurde aufgrund der einzelnen Analyseabschnitte festgelegt.<br />

Aus der Analyse über den geschichtlichen Hintergrund wird die vorteilhafte<br />

Bauweise mit Fertigteilen aufgegriffen. Aufgrund der vorherrschenden<br />

klimatischen Bedingungen in der Negev- Wüste und der Notwendigkeit<br />

einer schnellen Errichtung der Gebäude erweist sich die Fertigbauweise<br />

als sehr sinnvoll. Durch das anhaltende Bevölkerungswachstum wurden in<br />

den vergangenen Jahren behelfsmäßige Container für die Unterbringung<br />

der Menschen errichtet. Diese Übergangslösung soll durch den schnellen<br />

Aufbau von neuen Siedlungen vermieden werden.<br />

Die zweite Analyse über die jüdische Siedlungsformen ergab, dass die<br />

<strong>Moshav</strong>genossenschaft und deren struktureller Aufbau als kommunale<br />

Einheit eine von der Bevölkerung angenommene und zukunftsfähige Siedlungsform<br />

ist. Für die Umsetzung eines <strong>Moshav</strong> stellt die Kombination aus<br />

der aufgelockerten und geballten Siedlungsstruktur eine ideale und optimierte<br />

Lösung dar, um die verschiedenen Vor- und Nachteile der Strukturen<br />

möglichst auszugleichen.<br />

In dem Kapitel „Architektur in Palästina“ werden zahlreiche Element der<br />

modernen Architektur erwähnt die immer noch umgesetzt und erwünscht<br />

werden. Die zeitgemäße Formensprache wird in der Planung des <strong>Moshav</strong><br />

ebenso aufgegriffen wie die Berücksichtigung der klimatischen Bedingungen.<br />

Daher wird die bereits erwähnte Fertigbauweise einerseits in Form<br />

einer massiven Bauweise mithilfe lokaler Materialien wie Lehm und andererseits<br />

einer Skelettbauweise mit Betonteilen aus einem nahegelegenen<br />

Betonwerk errichtet.<br />

- 50 -


Der ausgewählte Standort ergibt sich aus den Gegebenheiten in Israel<br />

und den spezifischen Bedingungen in der Negev-Wüste, die in der Analyse<br />

über das Land Israel und dessen Entwicklung aufgeführt sind. Aufgrund<br />

der hohen Bevölkerungsdichte in den Küstenregionen bietet sich<br />

die Besiedelung in weniger bewohnten Regionen wie der Negev-Wüste<br />

an. Dabei müssen jedoch die Anbindung an das Wasserversorgungsnetz,<br />

gegebenenfalls nahegelegene Flusssysteme oder Wadis, die vorhandene<br />

Infrastruktur, die Niederschlagsmengen und die Bodenbeschaffenheit beachtet<br />

werden. Bereits bewährte Lösungssysteme für einen nachhaltigen<br />

Umgang mit Wasser, wie die Tröpfchenbewässerung und das Wasserrecycling<br />

werden ebenfalls aufgegriffen.<br />

Da der Schwerpunkt der Planung des <strong>Moshav</strong> die landwirtschaftliche Produktion<br />

ist, werden aus den Kapiteln „Globale Umweltprobleme“ und<br />

„Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft“ weitere Lösungsansätze verfolgt.<br />

Vertical farming und Aquaponik bieten die ideale Grundlage, um einerseits<br />

eine autarke Landwirtschaft in der Negev-Wüste zu ermöglichen<br />

und andererseits die Vorteile der Wasser- und Flächenersparnis optimal<br />

auszunutzen. Außerdem kann durch die Verwendung dieser Systeme die<br />

bereits beschriebene kombinierte Siedlungsform eines <strong>Moshav</strong> umgesetzt<br />

werden. Insgesamt soll ein autarkes Dorf entstehen, das die Umwelt nicht<br />

belastet, sondern verantwortungsvoll und nachhaltig mit ihr umgeht. Der<br />

Flächenbedarf für Gemüse<br />

beträgt ca. 125m 2 pro Person bei einer fleischlosen Ernährung, um sich<br />

komplett selbstzuversorgen. 47 Bei der Planung der einzelnen Wohneinheiten<br />

ist auf den Dächern eine maximale Nutzfläche in vertikaler Anbauweise<br />

von 75m 2 möglich. Da der Ertrag bei den bereits erwähnten<br />

Systemen um das ca. 10fache höher ausfällt als bei der herkömmlichen<br />

Landwirtschaft, reicht diese landwirtschaftliche Nutzfläche für eine sechs-<br />

47 http://www.derkleinegarten.de/nutzgarten-kleingarten/selbstversorgung/selbstversorgergarten-groesse-2.html<br />

(Stand 02.10.16)<br />

- 51 -


köpfige Familie aus. Eine zusätzliche landwirtschaftliche Nutzfläche auf<br />

den Dächern der gemeinschaftlich genutzten Gebäude wie Schule, Kindergarten,<br />

Lager- und Markthalle, Fischzucht und Speisesaal steht allein<br />

für die Produktion und Verkauf von Gemüse zur Verfügung und dient somit<br />

den finanziellen Einnahmen des <strong>Moshav</strong>. Des Weiteren können nochmals<br />

125m 2 Obstbäume pro Person veranschlagt werden. Der Bedarf an Obst<br />

wird in dem geplanten <strong>Moshav</strong> über gemeinsam genutzte Plantagen gedeckt.<br />

Auch das Aquaponiksystem produziert große Mengen an Fischen,<br />

die zur Ernährung genutzt werden können.<br />

Das Ergebnis dieser Analyse und der damit verbundene Entwurf kann auf<br />

der folgenden Internetadresse betrachtet werden:<br />

- 52 -


10 Literaturverzeichnis<br />

BESCH, Nikolaus (1995)<br />

Die israelische Genossenschaften, besonders die<br />

Siedlungsgenossenschaften des Kibbutz, des<br />

Moschaw Owdim und des Moschaw Schitufi.<br />

Verlag Regensburg, Münster.<br />

DARIN-DRABKIN, H. (1967) Der Kibbuz. Die neue Gesellschaft in Israel.<br />

Ernst Klett Verlag Stuttgart.<br />

DER SPIEGEL, Geschichte (2015) Israel. Land der Hoffnung, Land des Leids.<br />

SPIEGEL-Verlag Rudolf Zugstein GmbH & Co. KG,<br />

Hamburg. Ausgabe 2/2015<br />

DURSTHOFF, Wiebke (2010) Kibbutz und Bauhaus.<br />

Arieh Sharon und die Moderne in Palästina.<br />

Dissertation.<br />

Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover.<br />

FEINGOLD-STUDNIK, Shoshana Der Kibbuz im Wandel. Wirtschaftliche und<br />

(2002) politische Grundlagen.<br />

Deutscher Universitäts-Verlag GmbH, Wiesbaden.<br />

1. Auflage<br />

MEYER, Egon (1967)<br />

Der Moschav. Die Dorfkooperation in Israel unter<br />

besonderer Berücksichtigung des Moschav Ovdim<br />

im Zeitraum 1948 - 1963.<br />

Kyklos-Verlag Basel, Tübingen.<br />

PALLMANN, Martin (1966) Der Kibbuz.<br />

Kyklos-Verlag Basel, Tübingen.<br />

RAUCH, Martin (2015)<br />

Gebaute Erde gestalten & konstruieren mit<br />

Stampflehm.<br />

DETAIL, München.<br />

SENOR, Dan / SINGER,<br />

Saul Start-Up Nation Israel. Was wir vom<br />

(2012) innovativsten Land der Welt lernen können.<br />

Carl Hanser Verlag, München.


SHARON, Arieh (1976)<br />

Kibbuz und Bauhaus.<br />

Israel. Neue Architektur. Moderne Foto Bildband.<br />

Karl Krämer Verlag, Stuttgart.<br />

http://www.dbb-j.de/geschichte-israels.html<br />

http://www.hagalil.com/israel/kibbutz/siedlung.htm<br />

http://judentum-projekt.de/geschichte/staatisrael/kibbuz/index.html<br />

http://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=wbw-002:1938:25::1416<br />

http://www.dw.com/de/wie-das-bauhaus-nach-tel-aviv-kam/a-4138786<br />

http://altes-gymnasium.schule.bremen.de/wasserprojekt/nk/lang_nahost.htm<br />

http://www.einzigartiges-israel.de/html/131-flora-fauna.html<br />

http://en.or1.org.il/future/israel-2048/<br />

http://www.jnf-kkl.de/d/aufforstung_der_wueste_.htm<br />

http://www.spektrum.de/news/neue-methoden-zur-trinkwassergewinnung/1306738<br />

http://www.3sat.de/page/?source=/boerse/magazin/183127/index.html<br />

http://www.eib.org/infocentre/stories/all/2015-january-01/sorek-alleviates-israels-watershortage.<br />

htm?lang=de<br />

http://www.jnf-kkl.de/d/wasserrecycling.htm<br />

http://www.welt.de/145475040<br />

http://www.oekosystem-erde.de/html/industrielle_landwirtschaft_02.html<br />

http://www.acker-land.de/landwirtschaft.html<br />

http://www.pflanzenforschung.de/de/themen/lexikon/vertical-farming-10036<br />

http://www.aquaponik-eigenbau.de/aquaponik/was-ist-das<br />

http://www.ecf-farm.de<br />

http://www.effekt.dk/work#/regenvillages/<br />

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/landwirtschaft-grundwasserspiegel-sinken-rapidea-868064.html<br />

http://www.derkleinegarten.de/nutzgarten-kleingarten/selbstversorgung/selbstversorgergartengroesse-2.html

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