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Langenberger Kulturlexikon - unter der muren

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Dorothea von Schlözer heiratet den Lübecker Bürgermeister Mattheus Rodde (1754-1825)<br />

und gilt mit ihrer Unterschrift „Rodde-Schlözer“ als Erfin<strong>der</strong>in des deutschen<br />

Doppelnamens.<br />

Siehe: Zeitgenossen. Biographien und Charakteristiken. Vierter Band (XIII-XV.) Leipzig : Brockhaus, 1818.<br />

Aus:<br />

August Ludwig von Schlözers öffentliches und Privatleben.<br />

aus Originalurkunden und, mit wörtlicher Beifügung mehrerer dieser letzteren, vollständig beschrieben von<br />

dessen ältestem Sohne Christian von Schlözer. Erster Band. S. 242-243.<br />

Leipzig : J. C. Hinrichssche Buchhandlung. 1828.<br />

Schlözer an Fräulein Frie<strong>der</strong>ike Platzmann. Göttingen d. 19. März 1807.<br />

Mademoiselle,<br />

Gehört hatte ich schon viel Angenehmes von Ihnen, Mademoiselle; noch angenehmer war mir, was ich von<br />

Ihnen selbst sah, Ihr schöner Brief, mit dem Sie mir <strong>unter</strong> dem 10. d. M. eine Freude machten.<br />

Meine Gratulation zur Verlobung meines Sohns habe ich demselben schon <strong>unter</strong> dem 26. Januar<br />

abgestattet; natürlich galt solche auch Sie. Jetzt füge ich nur den Wunsch hinzu, daß Sie die Wonne-Tage,<br />

in denen Sie jetzt schweben, in dieser schönen Welt, wie sie meine Enkelin Dortchen nennt, ein volles halbes<br />

Säkulum - so viel mensch=möglich, un<strong>unter</strong>brochen - genießen können.<br />

Sie wollen uns besuchen? Auch hierüber habe ich schon in erwähntem Briefe mein freundliches<br />

Willkommen zugerufen. Nur bei Ihnen muß ich mit einer Vorklage kommen, und Sie bitten, daß Sie sich ein<br />

halbes Jahr - diesen Termin bis zu Ihrer Hierherreise haben Sie selbst angesetzt - darauf praepariren, daß Sie<br />

einen alten Mann, <strong>der</strong> nicht grämlich, aber von Natur nicht jovialisch, dabei seit Jahr und Tagen 1/2 blind und<br />

1/4 taub ist, folglich außer <strong>der</strong> gelehrten Welt kaum mehr producibel ist, toleriren lernen. Ihr Trost sey indeß,<br />

so wie es auch <strong>der</strong> meinige ist, daß an<strong>der</strong>e Connaissanzen, die Sie hier machen werden, Ihnen die Langeweile,<br />

die Sie bei mir persönlich auszuhalten haben, im Uebermaaß vergüten werden.<br />

Sie wollen etwas von mir Gedrucktes lesen? wie sehr bedaure ich, daß in mir nicht die A<strong>der</strong> von<br />

Bel-Esprit ist, und ich daher in allen 52 Alphabeten, die ich in 52 Jahren habe drucken lassen, nicht Einen Bogen<br />

wüßte, den ich ohne Pedantism´ einer erwachsenen cultivirten Dame - die paar Kin<strong>der</strong>bücher dürfen hier nicht<br />

erwähnt werden - zur nützlichen nicht nur, son<strong>der</strong>n zugleich anmuthigen Lektüre anbieten dürfte.<br />

Alle meine Schiften sind schwerfällig, ernsthaft, finster, wie ihr Verfasser.<br />

Meiner Tochter, Fr. Bürgermeisterin Rodde, bin ich Antworten, Danksagungen und Glückwünsche zu<br />

den überstandenen Masern ihrer Kin<strong>der</strong> schuldig: Belieben Sie mich, bei Ihr zu entschuldigen, daß ich nicht<br />

heute schon anfange, diese Schulden abzutragen.<br />

Mit Vergnügen <strong>unter</strong>zeichne ich mich als<br />

Ihren<br />

ergebenen Diener und treuen Vater<br />

(<strong>unter</strong>z.) Aug. Ludw. Ritter<br />

von Schlözer<br />

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