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Energie und Baudenkmal 1 Gebäudehülle

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3.5 Bauklimatisches Verhalten<br />

historischer Bautypen<br />

Massivbauten sind Mauerwerksbauten aus Naturstein<br />

(z.B. Feldstein, Bruchstein oder Haustein) oder aus<br />

künstlich hergestellten Steinen wie Backstein oder Beton.<br />

Die Wände der Massivbauten übernehmen gleichzeitig<br />

Trag- <strong>und</strong> Hüllfunktion. Skelettbauten, z.B. Holzständerbauten<br />

oder Stahlskelette <strong>und</strong> Fachwerke, trennen das<br />

tragende Gerüst aus Stützen <strong>und</strong> Trägern oder Platten<br />

von den hüllenden Wandflächen. Blockbauten sind<br />

gemäss obiger Definition Massivbauten, aus bauphysikalischer<br />

<strong>und</strong> energetischer Sicht haben sie wegen ihrer<br />

Materialisierung eher die Eigenschaften von Skelettbauten.<br />

Die <strong>Gebäudehülle</strong> bildet als Grenzschicht zwischen<br />

innen <strong>und</strong> aussen, als Systemgrenze zwischen Aussen<strong>und</strong><br />

Innenklima, zusammen mit dem Öffnungsanteil<br />

der Aussenhülle die entscheidende Grösse für das Raumklima<br />

eines Gebäudes. Die im Kapitel 3.3 diskutierte<br />

Wärmespeicherung spielt dabei eine zentrale Rolle.<br />

Massivbauten<br />

Natursteinmauerwerke besitzen eine relativ hohe Wärmeleitfähigkeit.<br />

Die häufig grosse Konstruktionsstärke<br />

wirkt hier kompensierend. Die vergleichsweise schlanker<br />

dimensionierten Beton- <strong>und</strong> Stahlbetonwände mit ähnlicher<br />

Wärmeleitfähigkeit schneiden daher schlechter ab.<br />

Massivbauten besitzen eine gute Wärmespeicherfähigkeit.<br />

Im Winter bedeutet dies, dass schwere Bauten zwar<br />

eine längere Aufheizzeit benötigen als Leichtbauten, da<br />

nebst der Raumluft auch die eigene Masse erwärmt werden<br />

muss. Sie vermögen aber solare Wärme von innen<br />

<strong>und</strong> aussen zu speichern <strong>und</strong>, wie im letzten Kapitel gezeigt<br />

wurde, auch die Transmission durch Aussenbauteile<br />

positiv zu beeinflussen. Gut speicherfähige Aussenwände<br />

besitzen ein Temperaturamplitudenverhältnis von 0.1.<br />

Das heisst, dass nur 10% oder weniger der Temperaturschwankungen<br />

der Aussenoberfläche eines Bauteils auf<br />

die Innenoberfläche übertragen wird. Die Phasenverschiebung<br />

beträgt bei guten Wärmespeichern ca. 8 bis<br />

12 St<strong>und</strong>en, so dass die am Mittag gewonnene Wärme<br />

erst am Abend <strong>und</strong> in der Nacht in den Raum gelangt.<br />

Im Sommer dringt die Wärme reduziert erst in der Nacht<br />

in die Räume ein, welche jetzt auch gelüftet werden<br />

können. Beim Aufbringen einer Innendämmung wird<br />

diese Wechselwirkung mit den massiven Aussenbauteilen<br />

stark reduziert. Die thermisch aktive Speichermasse<br />

dieser Bauteile für die Speicherung der inneren Gewinne<br />

(Solargewinne durch die Fenster) geht verloren.<br />

l <strong>Gebäudehülle</strong><br />

Bern, Haus Münstergasse 30, Strassenfront, spätgotischer<br />

Massivbau von 1569 –70 (Abb. 15)<br />

Bern, Haus Gerechtigkeitsgasse 33, innen vertäferter<br />

Massivbau (Abb. 16)<br />

<strong>Energie</strong> <strong>und</strong> <strong>Baudenkmal</strong> – <strong>Gebäudehülle</strong> – V1 – 2014<br />

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