Teil 12/12: Landwirtschaft
Anthroposophische Perspektiven - In dieser Aufsatzreihe stellen Autoren beispielhaft Perspektiven der Anthroposophie auf das Lebensgebiet ihrer Berufspraxis vor.
Anthroposophische Perspektiven - In dieser Aufsatzreihe stellen Autoren beispielhaft Perspektiven der Anthroposophie auf das Lebensgebiet ihrer Berufspraxis vor.
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WIR ESSEN DIE PRODUKTE DER<br />
LANDWIRTSCHAFT<br />
Durch Atmung und Ernährung nehmen wir die Stoffe<br />
der Erde in unseren Organismus auf, verbinden uns auf<br />
diese Weise engstens mit ihr. Die Substanzen, die wir in<br />
uns aufnehmen, und die durch sie vermittelten Kräfte<br />
sollen uns nützlich sein und uns fördern, gerade auch<br />
hinsichtlich unserer geistigen Entwicklungs- und Freiheitsfähigkeit.<br />
Das gelingt am besten, wenn unsere Nahrung<br />
einer <strong>Landwirtschaft</strong> entstammt, die als ein Organismus<br />
gedacht und gestaltet wird. Und es gelingt nur<br />
dann richtig, wenn in der landwirtschaftlichen Produktion<br />
keine Giftstoffe oder zum Beispiel gentechnisch veränderten<br />
Organismen verwendet werden, wie sie die<br />
Natur nicht kennt und deren Spuren in der Nahrung<br />
sich nicht verhindern lassen.<br />
Albrecht Daniel Thaer, ein Zeitgenosse Goethes, hat<br />
die <strong>Landwirtschaft</strong> als »ein Gewerbe wie jedes andere<br />
auch« bezeichnet. Zu seiner Zeit wird das richtig gewesen<br />
sein. Heute ist aber klar, dass die <strong>Landwirtschaft</strong><br />
gerade kein Gewerbe wie jedes andere ist, dass sie nicht<br />
allein nach wirtschaftlichen Kriterien betrieben werden<br />
kann und dass sie der Spezialisierung und Arbeitsteiligkeit<br />
enge Grenzen setzt. Denn ein Organismus braucht die<br />
Vielfalt seiner Organe, um sich gesund, fruchtbar und<br />
nachhaltig entfalten zu können, um uns gesunde Nahrung<br />
zu spenden und um seine Leistungen für die Ressourcen<br />
Biodiversität, Boden, Wasser und Luft auch in<br />
der Zukunft erbringen zu können.<br />
»Nun, eine <strong>Landwirtschaft</strong> erfüllt eigentlich ihr Wesen<br />
im besten Sinne des Wortes, wenn sie aufgefasst<br />
werden kann als eine Art Individualität für sich, eine<br />
wirklich in sich geschlossene Individualität […] Das<br />
heisst, es sollte die Möglichkeit herbeigeführt werden,<br />
alles dasjenige, was man braucht zur Hervorbringung,<br />
innerhalb der <strong>Landwirtschaft</strong> selbst zu haben […].«<br />
Rudolf Steiner im Vortrag am 10. Juni 1924<br />
DIE AUTORIN<br />
Dr. Manon Haccius, geboren<br />
1959 in Hamburg, Studium der<br />
Agrarwissenschaften in Göttingen,<br />
Berlin, Fort Collins (Colorado,<br />
USA) und Kiel, Promotion im<br />
Fachgebiet Tierzucht 1986, Arbeit<br />
für die Verbände des ökologischen<br />
Landbaus national und international von 1987 bis<br />
2000; seit April 2000 Mitarbeiterin des Bio-Handelsunternehmens<br />
Alnatura, dort leitend für Qualität, Recht und<br />
Nachhaltigkeit verantwortlich.<br />
LESE-TIPPS<br />
Koepf, Herbert H. / Schaumann, Wolfgang /<br />
Haccius, Manon: »Biologisch-Dynamische <strong>Landwirtschaft</strong>«,<br />
Ulmer Verlag, Stuttgart, 1996.<br />
Schaumann, Wolfgang: »Rudolf Steiners Kurs für<br />
Landwirte – Eine Einführung«, SÖL-Sonderausgabe<br />
Nr. 46, Deukalion Verlag, Holm, 1996.<br />
Ders.: »Das Lebendige in der <strong>Landwirtschaft</strong>«, herausgegeben<br />
vom Forschungsring für Biologisch-<br />
Dynamische Wirtschaftsweise, Darmstadt, 2002.<br />
8 Eine Publikation von