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bersteiger127 zur Korrektur

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Das einzig relevante Fanzine>Ich kenne nur den Übersteiger>Ihr habt ja gar keine Ahnung>Manchmal nervig und anstrengend> Es ist ein Segen für einen e.V., wenn ein<br />

Fanzine Dinge besser und genauer aufschreiben<br />

kann, als die Vereinsführung


"Eure Scheiss-Stimmung - da seid ihr doch<br />

dafür verantwortlich und nicht wir!"<br />

(Uli Hoeneß, 2007)<br />

Pfui, Uli! Einen Riesenkomplex bauen, diesen für Business-Seat-Fußball-Touristen<br />

öffnen und sich wundern,<br />

dass sich Mitglieder über die fehlende Stimmung in einem<br />

seelenlosen Stadion beschweren? Das war doch eine echte<br />

Milchmädchenrechnung! War doch klar, dass sowas ein<br />

Supportkiller ist.<br />

Support. Was ist das eigentlich? Zunächst einmal ein Anglizismus<br />

für Unterstützung. Doch zugegebenermaßen klingt<br />

Support besser als „Unterstützung“, meint es auch dasselbe.<br />

Ich nehme es vorweg, entscheidet selbst, was Support für<br />

euch ist und wo er anfängt. Der kann nämlich lustig, traurig,<br />

wütend, fröhlich, laut, leise, chaotisch, bunt, und so viel mehr<br />

Adjektive für sich beanspruchen, als man sich vorstellen<br />

kann.<br />

Die englische Sprache ist aber ein Hinweis für das, was jahrelang<br />

Vorbild für die hiesige Kurvenkultur war; die britische<br />

Fankultur. Ein Anhaltspunkt auf der Suche nach der Herkunft:<br />

Der Support auf der Insel. Was wurde nicht neidisch<br />

in den 60er- und 70er-Jahren nach Großbritannien geschielt.<br />

Ganze Kurven, die singen, ganze Lieder sogar. Donnerwetter.<br />

Über das bisschen Wasser in der Nordsee schwappte das<br />

irgendwie rüber und zack: lauter und sichtbarer Support.<br />

Wo das alles anfing, kann allerdings nur gemutmaßt werden.<br />

Ein Teil von Support ist definitiv der Fangesang, welchen<br />

die 11Freunde bereits als „den letzten authentischen Rülpser<br />

in einer immer sterileren Fußballwelt“ betitelt hat. Auf der<br />

Insel, in Liverpool. In den 60er-Jahren (so genau weiß das<br />

natürlich keiner mehr) wurde neben Beatles-Gassenhauern<br />

angeblich auch hier das erste Mal „You‘ll never walk alone“<br />

gesungen. Ob nun vorher woanders auch schon ganze Lieder<br />

intoniert wurden oder nicht, bleibt unklar, aber die Legende<br />

passt ins Bild.<br />

Support kann bei uns am Millerntor verschiedenste Formen<br />

annehmen. Sichtbar mit Bannern, Fahnen, Konfetti, hörbar<br />

mit Trommeln, klatschenden Händen oder heiseren Kehlen.<br />

Außerhalb des Stadions (und in keiner Weise örtlich<br />

oder zeitlich gebunden) wird genauso intensiv unterstützt.<br />

In Kneipen, Wohnzimmern, an Arbeitsplätzen, vor Radios,<br />

Computerbildschirmen und quälend langsam aktualisierenden<br />

Live-Tickern auf Smartphones. Dabei ist die Intensität<br />

der Unterstützung mindestens genauso stark. Wenn ich<br />

bedenke, wie idiotisch ich (als vermeintlich gemäßigter Fan)<br />

vereinzelt klatschend und singend vor dem Fernseher bei<br />

Spielen stehe/sitze, will ich mir gar nicht vorstellen, wie das<br />

bei anderen aussieht. Wer, unterwegs in der Öffentlichkeit,<br />

über Kopfhörer gebannt und fiebernd die Maschinengewehr-Wortketten<br />

des AFM-Radios verfolgt und, für Umstehende<br />

verwirrend und schockierend zugleich, explosionsartig<br />

Anfeuerungsrufe in die Peripherie schleudert, leistet definitiv<br />

genauso viel leidenschaftlichen Support wie alle im Stadion<br />

Anwesenden.<br />

Support fängt dabei nicht erst am Spieltag an. Allein das<br />

sportlichen Erfolgs.<br />

Da man Support ja sowieso schon schwer genug fassen kann,<br />

ist dieser auch noch einem ständigen Wandel unterzogen.<br />

Auf der Insel wird dieser seit Jahren immer weiter durch<br />

„Eventisierung“ <strong>zur</strong>ückgedrängt. Auch hierzulande ist es für<br />

manche Stadionbesucher schwierig zu verstehen, dass der<br />

Eventfaktor von Fußballspielen von einem selbst abhängt.<br />

Womit wir wieder beim zitierten Uli wären. Leuten das<br />

Geld für teure Business-Seats aus der Tasche ziehen, klappt<br />

nur dann lange gut, wenn denen auch etwas geboten wird.<br />

Der Support im Stadion ist Teil dieses Deals. Von schlechter<br />

Stimmung sind wir glücklicherweise weit entfernt am<br />

Millerntor, doch es gibt eindeutig noch Potenzial nach oben.<br />

Schwankungen in der Intensität von Support gab es schon<br />

immer. Kurz vor der Singing Area und kurz vor USP waren<br />

wir schon näher dran an der „Scheiß-Stimmung“, allerdings<br />

sollte beachtet werden, in was für fußballerischen Seuchenjahren<br />

vermehrt die fehlende Stimmung am Millerntor<br />

kritisiert wurde. Support hängt vom Umfeld ab, kann alles<br />

sein und sich ständig wandeln, angleichen, abgrenzen und<br />

neu erfinden.<br />

Und wann ist Support nun gut oder schlecht? Entscheidet<br />

selbst! Ich persönlich habe die Chance, dem hilflosen Leser<br />

hier nun völlig ungefragt meine unbedeutende Meinung dazu<br />

mitzuteilen. Support ist immer dann gut, wenn er wirklich<br />

vom Herzen kommt. Fans, die meilenweit fahren, um sich<br />

bittere, wie zu erwartende Niederlagen im Schneeregen<br />

reinzuziehen, müssen nicht besonders laut sein, um guten<br />

Support zu leisten. Die Grundvoraussetzung dafür ist in dem<br />

Fall und hier bei uns nämlich schon längst vorhanden. Überlegt<br />

nur mal, in wie vielen Liedern wir davon singen, diesen<br />

Verein zu lieben …<br />

//flippa // Fotos: A. Gramelspacher<br />

als Statement der politischen Haltung) beschrieben werden.<br />

Wenn also in Urlauben weltweit Klamotten vom Herzensverein<br />

<strong>zur</strong> Schau gestellt und Sticker verklebt werden, dann<br />

ist auch das eine Form von Support. Das fängt schon bei der<br />

Kommunikation an. Ein Beispiel ist das freundliche „Hail!<br />

Hail!“ in Glasgow als Begrüßung von Gleichgesinnten. Das<br />

nicht so freundliche „Scheiß St. Pauli!“ von schlimmen Atzen<br />

am Bahnhof unterstützt zwar nicht direkt einen Verein, aber<br />

bestimmt nicht den anderen Verein und wäre als Gegenbeispiel<br />

zu nennen.<br />

Der vorliegende Übersteiger versucht herauszufinden, was<br />

guten Support ausmacht und wie dieser aussehen sollte. Auf<br />

der Suche danach landet man unweigerlich bei Gesängen im<br />

Stadion.<br />

Der gemeine Fangesang bei uns kann mitunter verschiedenste<br />

Formen annehmen. Eine erschöpfende Aufzählung<br />

ist schier unmöglich, aber ein paar Rubriken lassen sich<br />

definieren. Es gibt die eingängigen und bis <strong>zur</strong> Ekstase lauter<br />

werdenden Gesänge, bis Teilnehmenden die Hirnschlagader<br />

zu platzen droht. Viel kritisiert werden die einlullenden,<br />

gefühlt zwanzigminütigen monotonen Gesänge, welche am<br />

besten zu tristem sonntäglichen Zweitligapartien passen –<br />

komischerweise sind es genau diese Gesänge, welche bei mir<br />

im Kopf bleiben und mich noch Tage danach verfolgen. Die<br />

liebevolle Härte der gekreischten Worte (auch am Millerntor<br />

anzutreffen), welche motivieren oder auf vermeintliche Fehler<br />

hinweisen sollen, kann ebenfalls als Support beschrieben<br />

werden; wobei sich mir nie erschlossen hat, in welcher Art<br />

und Weise hier eine Unterstützung stattfindet. Exotisch<br />

und schwer als solcher zu entdecken, weil selten und nahezu<br />

unauffällig: der stille Support. Dieser kann mitfühlend gemeint<br />

sein oder ist als Liebesentzug zu bewerten. Am meisten<br />

Energie aber haben die spielabhängigen Anfeuerungen von<br />

den Rängen. Jedes „Aux Armes“ kann noch so laut und gut<br />

sein; wenn nach einer Aktion auf dem Platz der Roar von den<br />

Rängen gefeuert wird, dann knistert die Luft.<br />

Den Zusammenhang zwischen der Leistung auf dem Platz<br />

und der auf den Tribünen muss man nicht lange suchen.<br />

Jedes Vorhaben, mit der entsprechenden Durchführung auf<br />

den Rängen alles zu geben, wird von dem Funken, den ein<br />

mitreißendes Spiel spendiert, in den Schatten gestellt. Die<br />

Truppe auf dem Platz ist mitverantwortlich für die eigene<br />

Unterstützung. Zwar gibt es in seltenen Fällen bei Krisenzeiten<br />

(Abstiegsjahre oder schlicht schlechten Phasen) eine<br />

Stimmung à la „auf jeder Beerdigung gibt es einen guten<br />

Lacher“, aber den richtigen Roar, den gibt es nur bei beson-<br />

4 Suche nach dem Ursprung landet man dann wieder auf der Tragen von Merchandise kann als Support (mitunter auch<br />

deren Spielen (oder Spielaktionen), vor allem in Jahren des<br />

5


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Die Bande des Grauens<br />

Kommentar <strong>zur</strong> "Nix für Pussies"-Peinlichkeit<br />

Nicht die Pussies sind das Problem. Ich bin ein riesen Fan<br />

von Pussy Terror TV. Ich mag das Wort, wenn es eine Frau<br />

selbstbewusst nutzt. Was ich weniger mag, ist der Satz „Nix<br />

für Pussies“ im Stadion. Und auch noch als Werbung für ein<br />

dickes Sportcoupé mit 328 PS. Zielgruppe: Der Machoarsch,<br />

der auch gerne mal einen Spieler „Schwuchtel“ nennt oder<br />

sich witzig findet, wenn er Bibiana Steinhaus <strong>zur</strong>uft, sie<br />

möge sich „ausziehen“.<br />

Klar, das ist jetzt schwer in die Klischeekiste gegriffen. Aber<br />

so ging es mir durch den Kopf, als ich die Bande sah. Dabei<br />

wollen wir doch ein Stadion, in dem genau keine Machokultur<br />

den Ton angibt. Wir brüllen uns die Seele aus dem Leib,<br />

um das Team anzufeuern, nicht um Spieler als Weicheier zu<br />

beschimpfen. Denn auf unseren Rängen ist Platz für alle,<br />

Kinder, Frauen, Heteros, Schwule, Menschen mit Depression,<br />

Menschen mit Behinderung, alte Menschen - sie alle<br />

sind auch wichtig und lieben den Fußball und unseren FC<br />

St. Pauli. So sehen wir es jedenfalls und setzen uns dafür ein,<br />

dass der alte Hut, dass Fußball ein „Männersport“ ist, in der<br />

Mottenkiste verschwindet.<br />

Umso mehr wurmt es uns dann, wenn genau dieses Klischee<br />

von einem Werbepartner so billig bedient wird. Ja,<br />

liebes Autohaus C. Thomsen, ich befürchte ja, es hätte gar<br />

nichts genützt, wenn ihr vor der Gestaltung der Werbebande<br />

nochmal im Selbstverständnis der Fanclubs des FC St. Pauli<br />

gelesen hättet, wo es heißt: „Die Fanclubs wenden sich gegen<br />

jede Form der Diskriminierung von Menschen.“ Denn für<br />

euch ist es ja anscheinend völlig okay, jemanden als Weichei<br />

abzuqualifizieren, so verstehe ich jedenfalls euer Entschuldigungs-Posting<br />

auf Facebook. Ich denke, darüber sollten wir<br />

ins Gespräch kommen. Vielleicht liest ja jemand von euch<br />

das hier und hat Lust, sich darauf einzulassen. Stellt ihr aber<br />

auf stur, werden wir das auf Dauer nicht auf sich beruhen<br />

lassen können und Gegenwind fabrizieren.<br />

Eine andere Sache ist natürlich noch, dass U!Sports, die<br />

Vermarktungsabteilung unseres FCSP, bei der ganzen Sache<br />

grandios geschlafen hat. Die Bande wurde nach eigenen Angaben<br />

unbesehen durchgewunken. Wir können nur hoffen,<br />

dass das nicht wieder passiert und die Abläufe entsprechend<br />

überprüft werden. Nicht auszudenken, was passierte, wenn<br />

ein Werbepartner versehentlich in die Schublade mit den<br />

„Die Raute im Herzen“-Vorlagen griffe und so eine dann<br />

plötzlich auf unseren Bannern rotierte – ja, immer dran<br />

denken, es geht noch peinlicher! //kurzpass<br />

8 9


ÜS: Zuletzt wurde eine teilweise Rückkehr von Hooligan-Gruppierungen<br />

in deutsche Fanblocks beobachtet. Warum ist das so?<br />

DW: Das hängt einerseits mit dem Rechtsruck zusammen,<br />

da die traditionellen Hooligan-Gruppen in Deutschland<br />

oftmals mindestens rechtsoffen waren. Diese Gruppen waren<br />

durch das Aufkommen der zumeist antirassistischen Ultrakultur<br />

viele Jahre marginalisiert, trauen sich nun aber wieder<br />

aus „ihren Löchern“. Zudem haben sich die sicherheitspolitischen,<br />

repressiven Maßnahmen der letzten zehn Jahre<br />

im Fußball vor allem auf die Ultragruppen konzentriert und<br />

diese damit durchaus auch geschwächt. Das haben nun manwas<br />

ist guter support<br />

Frauenpower beim FCSP<br />

haben. Dadurch konnten viele Negativentwicklungen, die in<br />

anderen Ländern <strong>zur</strong> Normalität gehören, wie reine Sitzplatzstadien,<br />

Alkoholverbot, sogenannte Kombitickets oder<br />

Fanausweise zumindest aufgehalten werden. Auch deshalb<br />

ist die Bundesliga in Zahlen nach wie vor die zuschauerstärkste<br />

Liga der Welt.<br />

Die Sozialpädagogin Daniela Wurbs (bald 40), von 2005 bis<br />

2007 Mitarbeiterin des Fanladens, hat bis 2016 als Geschäftsführerin<br />

für Football Supporters Europe (FSE), ein Netzwerk<br />

europäischer Fußballfans aus 37 Ländern, von Hamburg aus<br />

die internationale Fanarbeit koordiniert und war stellvertretende<br />

AFM-Vorsitzende. Mit dem Übersteiger spricht<br />

sie über die Entwicklung der Ultra-Bewegung, den zunehmenden<br />

Rassismus in europäischen Fanblöcken und ihre<br />

momentan ämterlose Zeit.<br />

ÜS: Wie hat sich die Ultra-Bewegung in den letzten 10 Jahren<br />

entwickelt?<br />

Daniela Wurbs (DW): Schwer, das verallgemeinernd zu<br />

sagen, kommt natürlich darauf an, über welche Region in<br />

Europa wir reden. In England ist die Ultrakultur beispielsweise<br />

noch eher im Aufwind, während sie sich in Südeuropa<br />

eher rückläufig entwickelt. In Deutschland hat sich Ultra<br />

von einer anfangs an Italien orientierten Bewegung gewandelt<br />

zu einem Netzwerk engagierter Gruppen, welche nicht<br />

nur durch bunte Choreos aufgefallen sind, sondern auch<br />

fanpolitisch auf nationaler Ebene zusammenarbeiten und<br />

vielfach Akzente gesetzt haben, beispielsweise beim Thema<br />

Kennzeichnungspflicht für Polizei, im Rahmen der Sicherheitsdebatte<br />

2012 oder der Kampagne <strong>zur</strong> Legalisierung von<br />

Pyrotechnik im Stadion. In den vergangenen Jahren haben<br />

sich zahlreiche Gruppen in anderen Ländern deshalb auch<br />

die deutsche Ultraszene zum Vorbild genommen, wenn<br />

es darum ging, über Rivalitäten hinaus zusammen und<br />

konstruktiv für die gemeinsame Sache zu arbeiten, beispielsweise<br />

in Frankreich oder Schweden. Trotzdem gibt es derzeit<br />

in Deutschland auch gegenläufige Tendenzen und eine<br />

wachsende Anzahl von Gruppen, die sich trotz zahlreicher<br />

gemeinsamer Probleme im Fußball bestenfalls noch auf die<br />

Vereinsarbeit <strong>zur</strong>ückziehen.<br />

ÜS: Welche dieser Entwicklungen sind als positiv, welche als<br />

negativ zu beurteilen?<br />

DW: Positiv ist sicher die Tatsache, dass die absolute Mehrheit<br />

von Ultragruppen hierzulande einen antirassistischen<br />

Grundkonsens hat und nach wie vor nicht nur in der Kurve,<br />

sondern auch vereinspolitisch sehr konstruktiv engagiert<br />

ist. Das ist europaweit betrachtet überhaupt nicht selbstverständlich.<br />

Allerdings findet zeitgleich eine Polarisierung<br />

statt und es finden sich immer mehr Gruppen oder Einzelpersonen<br />

in den Stadien, die sich mindestens als Ultra-nah<br />

definieren, für die aber Rivalitäten und Territorialdenken<br />

deutlich in den Vordergrund gerückt sind. Kritische Stim-<br />

ÜS: Worin unterscheiden sich die Situationen der Fans in verschiedenen<br />

Ländern?<br />

DW: Ich wollte hier eigentlich nix fürs Phrasenschwein<br />

dreschen, aber jetzt muss ich doch: Fanszenen sind doch<br />

immer ein Mikrokosmos einer Gesellschaft. Die wesentlichen<br />

Unterscheidungsmerkmale der Situation für die Fans<br />

lassen sich wohl vor allem an Themen wie Mitbestimmung,<br />

Sicherheitsfragen und Landesgröße festmachen. Fans, die in<br />

demokratischen Vereinsstrukturen mitbestimmen können,<br />

wie in Deutschland, haben deutlich größere Handlungsspielräume<br />

<strong>zur</strong> Vertretung ihrer Interessen als beispielsweise<br />

Fans in England oder Russland. Fans in kleinen Fußballländern<br />

haben oft weitaus größere Probleme mit alltäglicher<br />

Spielmanipulation, Korruption oder maroder Stadioninfrastruktur<br />

und (damit einhergehend) leeren Rängen. Sicherheitsmaßnahmen<br />

im Fußball hängen von Land zu Land<br />

davon ab, wie sehr Polizei im Einsatz zwischen verschiedenen<br />

(Fan-)Gruppen differenziert und generell auf Deeskalation<br />

und Dialog setzt. In den Niederlanden oder Belgien<br />

können Fans in der Regel ihre Anreise zum Spiel nicht frei<br />

bestimmen, sondern müssen vorgesehene Reisewege und<br />

nur offizielle Fanbusse nutzen. In Frankreich gab es seit den<br />

Anschlägen weit über 300 Auswärtsfahrverbote für Gästefans.<br />

In der Türkei beispielsweise kommt man nur noch mit<br />

einem speziellen Fanausweis ins Stadion. In der Schweiz ist<br />

der Einsatz von Tränengas oder auch von Gummigeschossen<br />

im Fußball durchaus üblich. Dialog oder Deeskalation<br />

seitens der Polizei gibt es hingegen jeweils weniger oder so<br />

gut wie gar nicht.<br />

Die Fankulturen selbst haben vielfach große Ähnlichkeiten,<br />

wenngleich unterschiedliche Ausprägungen hinsichtlich<br />

ihrer Zusammensetzung und Gruppenstruktur und ihrer<br />

Probleme, zum Beispiel in Bezug auf Rassismus und Gewalt.<br />

men moderater Ultras werden zeitgleich geschwächt. Das<br />

hat aber auch damit zu tun, dass die Fußballinstitutionen<br />

kritisches Fanengagement in der Vergangenheit eher nur<br />

oberflächlich ernstgenommen haben. Angesichts steigender<br />

Repression und sich immer weiter zuspitzender Kommerzialisierungs-<br />

und Verdrängungsprozesse im Fußball ist diese<br />

Entwicklung gefährlich und kontraproduktiv. Gerade jetzt<br />

wäre ein sinnvolles überregionales Fanengagement für gemeinsame<br />

Themen wichtiger denn je – und Fußballverbände,<br />

die auf die Stimme der engagiertesten Fanaktivist*innen<br />

hören. Und unter ihnen sind Ultras nach wie vor die größte<br />

und aktivste Gruppe.<br />

ÜS: Verglichen zum Beispiel mit Griechenland, wo momentan<br />

nur sporadisch Fußball gespielt wird, ist die Situation für Fußballfans<br />

in Deutschland anscheinend recht gut.<br />

DW: Das schon, aber das ist sie ja auch deshalb, WEIL sich<br />

die Fans hierzulande – anders als in Griechenland - seit den<br />

1990er-Jahren gemeinsam organisiert, die Entwicklung des<br />

Fußballs kritisch begleitet und ihre Interessen auch in Richtung<br />

DFB und DFL lautstark und nachdrücklich vertreten<br />

ÜS: In einigen osteuropäischen Ländern wird offen Rassismus<br />

in Fanblocks gezeigt. Wie beurteilst du die Entwicklung der<br />

europäischen Fanszene in Bezug auf Rassismus?<br />

DW: Na ja, offenen Rassismus in Fanblocks gibt es nicht<br />

nur in Osteuropa, sondern beispielsweise auch in anderen<br />

europäischen Regionen wie Belgien, Deutschland oder auch<br />

in Spanien oder Schweden. Und grundsätzlich ist es so, dass<br />

der gesamtgesellschaftliche Rechtsruck auch an den Stadiontoren<br />

nicht halt macht. Allerdings bin ich positiv überrascht<br />

davon, wie viele Fangruppen sich in Deutschland oder<br />

anderswo auch rechten Tendenzen im Stadion aktiv entgegenstellen.<br />

Das wird in den nächsten Jahren immer wichtiger<br />

werden.<br />

10 11


was ist guter support<br />

Frauenpower beim FCSP<br />

cherorts die alten Hoolgruppen für sich zu nutzen gewusst<br />

und machen sich seither wieder im Stadion breit, etablieren<br />

eine Angstkultur und rekrutieren unter den jungen Fans.<br />

ÜS: Wie gefällt dir die ämterlose Zeit (keine AfM, FSE)? Was<br />

machst du jetzt?<br />

DW: Ich find’s super! Ich habe mir erst mal eine Auszeit genommen<br />

und genieße es, im Fußball einfach nur Fan zu sein<br />

und mir völlig frei aussuchen zu können, wie ich meinen Tag<br />

und auch mein Fansein gestalte. Stillsitzen und gar nix machen<br />

ist aber auch nicht meins. Deshalb engagiere ich mich<br />

unter anderem ehrenamtlich in der Braun-weißen Hilfe der<br />

St.-Pauli-Fanszene und nebenbei noch in zwei europäischen<br />

Projekten: Zum einen bin ich in der Projektleitung für eine<br />

europäische Wanderausstellung über weibliche Fankultur<br />

als einfaches Mitglied von FSE – unter anderem mit Unterstützung<br />

des Aktionsbündnisses und des Fanladen St. Pauli.<br />

Zum anderen habe ich ganz außerhalb des Fußballs gerade<br />

gemeinsam mit Freund*innen einen europäischen Verein<br />

mit Namen RISE gegründet. RISE hat es sich unter anderem<br />

<strong>zur</strong> Aufgabe gemacht, die größte Bibliothek <strong>zur</strong> Sozialforschung<br />

und Geschichte sozialer Bewegungen in Europa zu<br />

retten und nächstes Jahr in Hamburg wiederaufzubauen.<br />

ÜS: Na, dann bleibt ja noch Zeit, uns beim Übersteiger zu<br />

unterstützen…<br />

//hog // Fotos: A. Gramelspacher<br />

PS: Sandra Schwedler (Aufsichtsratsvorsitzende) konnte aus<br />

Zeitgründen hierzu nichts schreiben - wird nachgereicht.<br />

„Frauen bewegen“ ist eine Initiative inspiriert von den weltweiten<br />

Women‘s Marches des Januars 2017, die Menschen<br />

jeden Geschlechts und Alters, jeglicher Herkunft und Rasse,<br />

jeglicher Glaubensrichtung und sozialer Hintergründe<br />

zusammenbringen möchte, um gemeinsam eine Botschaft<br />

der Menschlichkeit an die Weltpolitik zu senden, aber auch<br />

der Selbstbestimmung und Wehrhaftigkeit. Wir wollen nicht<br />

länger dabei zusehen, wie europa- und weltweit Autokratie<br />

und mit ihnen demokratie-, menschen- und dabei besonders<br />

frauenfeindliche Positionen an Zulauf gewinnen. Wir wollen<br />

dieser Entwicklung rechtzeitig etwas entgegensetzen.<br />

Frauen sind auf vielfache Weise besonders oft von sozialer<br />

Ungleichheit und Menschenrechtsverletzungen betroffen.<br />

Wir wollen eine freie und gerechte Gesellschaft, in welcher<br />

ALLE Frauen fair und gleichberechtigt behandelt werden.<br />

Wir wollen, dass ALLE Frauen frei von Hindernissen in<br />

Würde leben und überleben können. Frauenrechte sind<br />

Menschenrechte. Wir wollen etwas bewegen.<br />

Wir fordern ein Leben ohne Gewalt jeglicher Form.<br />

Wir fordern faire und gleiche Bezahlung und Karrierechancen.<br />

Wir fordern barrierefreie, gesellschaftliche, wirtschaftliche<br />

und kulturelle Teilhabe.<br />

Wir fordern, unsere sexuelle Orientierung frei von Geschlechternormen<br />

leben zu können.<br />

Wir fordern alle auf, mit uns zusammen für Migration und<br />

Asyl als Menschenrecht einzustehen.<br />

Wir fordern alle auf, mit uns zusammen gegen geschlechtsund<br />

rassistisch-motivierte Unrechtmäßigkeiten in polizeilichem<br />

Handeln und Strafrecht vorzugehen.<br />

WO? Lattenplatz (vor dem Knust), Neuer Kamp.<br />

WANN? 8. März 2017, 18 Uhr – 23 Uhr (Werktag)<br />

WAS? Open-Air-Tanzparty. Bringt eure Freund*innen mit!<br />

Die Party ist für alle offen. Gemeinsam und mit Musik protestiert<br />

es sich einfach schöner.<br />

Dafür planen wir mehrere Mobilisierungsaktionen. Neben<br />

kleineren wie zum Beispiel bei Choreos und Aktionen bei<br />

St.-Pauli-Spielen wird es zum Weltfrauentag eine größer<br />

angelegte geben:<br />

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Holocaust-Gedenktag am 27.02.2017<br />

an der Gedenktafel auf dem Harald-Stender-Platz mit Kranzniederlegung.<br />

Etwa 350 Begleiter*innen fanden sich ein, die kalte (wettermäßig),<br />

kurze und knappe Ansprache (ca. 5 Minuten) von Justus aus dem<br />

Fanladen (Julius-Hirsch-Preis-Gewinner 2016, vom DFB ausgelobt),<br />

wurde abgerundet mit der Kranzniederlegung von Ann aus<br />

dem Ragazzi-Umfeld und mal wieder Jan-Philipp Kalla, unserem<br />

Vorzeigeprofi, wenn es um politische Veranstaltungen geht. Aber<br />

heute war es anders als sonst. Die gesamte erste Mannschaft und<br />

die Vereinsspitze waren angetreten für ein Mannschaftsfoto mit<br />

dem im Hintergrund befindlichen Banner „Kein Fußball den Faschisten“<br />

und den Gedenktafeln. Sehr schöne Geste, die hoffentlich<br />

nicht noch für irgendwelche Marketingaktionen missbraucht wird.<br />

Dann trafen wir uns in den Fanräumen, um dem Vortrag von Jörn<br />

Kreuzer (Mitglied St.-Pauli-Museum) zu lauschen. Thema „Wie<br />

die Hamburger Juden vor aller Augen aus der Stadt deportiert und<br />

ausgebeutet werden“. Er wurde bei dem Vortrag unterstützt von<br />

unserem Historiker und Buchautor Gregor Backes. Hier waren<br />

dann wieder nur ein paar wenige aus Mannschaft und Vereinsspitze<br />

zu sehen. Wer sonst außer der verschnupfte Jan-Philipp, Ewald,<br />

der zwischenzeitlich den Türsteher machte, und natürlich unser<br />

Tausendsassa Oke Göttlich mit seiner ganzen Familie. Oke, du bist<br />

wirklich überall, wenn es um den FCSP geht, Respekt! Außerdem<br />

gesehen wurden noch Tom Happe vom Präsidium, Roger (Aufsichtsrat),<br />

Tjark (Museums-Vorstand) und Sönke (St.-Pauli-Museum).<br />

Sind noch andere Spieler gesehen worden? ...<br />

Der Vortrag war recht interessant. Er befasste sich mit der Forschungsarbeit<br />

von Jörn in Zusammenarbeit mit der Staatsbibliothek<br />

(Stabi) Carl von Ossietzky. Ziel ist es, 8.500 von den Nazis<br />

beschlagnahmte Bücher zu durchsuchen und die Bücher deren<br />

jüdischen Eigentümer*innen oder Familien <strong>zur</strong>ückzugeben wollen.<br />

Bisher konnten erst 185 Bücher Familiennamen zugeordnet werden<br />

und es wurden gerade einmal 14 Bücher übergeben.<br />

Wir erfuhren die Geschichte des Hannoverschen Bahnhofs, der in<br />

der Nazizeit als Verladestelle der zum Tod Verdammten genutzt<br />

wurde. Bis zum Jahr 2019 soll an dieser Stelle (Lohsepark-Hafen-<br />

City) ein Denkmal fertiggestellt werden, das daran erinnert. Schon<br />

jetzt kann man die alten Gleise, die in die Vernichtungslager führten,<br />

und den Infocontainer wie auch Anzeigetafeln begutachten.<br />

Ein Ausflug dorthin lohnt sich, will man dem Trubel der Elphi in<br />

der HafenCity entkommen.<br />

Michael Pahl stellte auch die Lebenswege einiger St.-Pauli-Mitglieder<br />

in der damaligen Zeit kurz dar. Zum Beispiel von Mitglied<br />

Peter Jürs, der wegen „Wehrkraftzersetzung“ zunächst zum Tode,<br />

dann zu lebenslanger Zuchthausstrafe verurteilt wurde und wenige<br />

Tage vor Ende des Krieges bei der Bombardierung des Schiffes<br />

„Cap Arcona“ ums Leben kam. Oder von Dr. Otto Wolff, ehemals<br />

Spieler der 1. Mannschaft des FC St. Pauli, der als SS-Standartenführer<br />

eine steile NS-Karriere hinlegte und als Gauwirtschaftsberater<br />

unter anderem die „Arisierung“ der Hamburger Wirtschaft<br />

entscheidend mit organisierte. Über diese und andere Lebenswege<br />

werden wir demnächst mehr erfahren, bis dahin könnt ihr ja<br />

Gregors neues Buch „Mit deutschem Sportgruß - Der FC St. Pauli<br />

im Nationalsozialismus“ , ISBN 978-3-89771-825-8, Unrast Verlag<br />

abarbeiten.<br />

Beim Frage- und Antwortspiel wurde daran erinnert, dass es auch<br />

einige wenige gab, die damals jüdische Kinder retteten und sogar<br />

Deportationszüge begleiteten, um Kinder aus den Waggons zu<br />

befreien.<br />

Alles in allem, mal wieder, eine runde Veranstaltung. Wir freuen<br />

uns auf die angekündigte Ausstellung von FCSP-Mitgliedern<br />

aus der damaligen Zeit und welche Entscheidungen sie trafen.<br />

Historische Unterlagen können gern im Fanladen oder beim Verein<br />

abgegeben werden.<br />

Es soll auch ein Pädagogikprogramm erstellt werden, das für<br />

Schüler genutzt werden kann. Wir sind gespannt auf die Arbeit,<br />

die geleistet werden muss, um unsere „Freunde“ aus St. Ellingen<br />

endlich einmal im Rahmen der Vereinsgeschichtsaufarbeitung<br />

Paroli bieten zu können. Viel Erfolg wünschen wir dem St.-Pauli-Museum!<br />

//Doddel und hog<br />

Mit fachlicher Unterstützung von Michael Pahl, vielen Dank dafür!<br />

Fotos Stefan Groenveld und hog<br />

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Erfrischendes Potpourri aus Gedichten, Lesung und Erzählung vorgetragen beim<br />

AUTORENABEND IN DEN FANRÄUMEN AM 26.01.2017<br />

Am 26.01.2017, genau um 19:10 Uhr, fing ein interessanter<br />

Abend in den Fanräumen an. Es waren nur 30 Interessierte<br />

gekommen, verdient hätte der Abend 300 Zuhörer*innen.<br />

Das Motto dieses Treffens war: Wie schafft man es, die Tatsache,<br />

ein Fan des FC St. Pauli zu sein, zu verarbeiten? Drei<br />

St.-Pauli-Fans und aktive Mitglieder der St.-Pauli-Marathonabteilung<br />

haben es auf folgende Art und Weise bewältigt:<br />

Einer schrieb ein Buch über den FC St. Pauli und seine<br />

Fanszene auf Polnisch, der andere schrieb Fußballgedichte,<br />

und der Dritte schrieb ein Buch über Stress…<br />

Die drei Autoren der Bücher haben an dem Abend nicht wie<br />

angekündigt nur eine „Lesung“ angeboten, es war viel mehr<br />

… ein Potpourri aus Gedichten, Lesung, Erzählung und<br />

Punkvideos.<br />

Die Sache ist einfach, weil alle drei andere Sichtweisen auf<br />

St. Pauli haben, unterschiedliche (sympathische) Deutschakzente<br />

und auf ganz verschiedenen Wegen zum FC St. Pauli<br />

gekommen sind.<br />

Fabian Balicki, Autor des polnischen St.-Pauli-Buchs Więcej<br />

niż piłka nożna? St. Pauli jest tą możliwością (siehe in ÜS<br />

121, ausführliche Rezension des Buches mit Nachdruck des<br />

Vorwortes auf Polnisch), ist aus Polen nach Deutschland<br />

zum Studieren gekommen und hat damals nichts so gehasst<br />

wie Fußball. Dank Fans von St. Pauli und ihrer gesellschaftlichen<br />

Reife hat er erst Fußball wahrgenommen. Sein<br />

Buch heißt übersetzt „Mehr als Fußball – St. Pauli ist DIE<br />

Möglichkeit“, was an polnische Fans gerichtet ist, die sonst<br />

keinen Bezug zum Viertel und der Mannschaft haben. 1998<br />

wurde der erste offizielle St.-Pauli-Fanclub in Polen mit<br />

15 Menschen gegründet und Fabian erklärte, die Tafel mit<br />

Regeln/Verboten im Millerntor-Stadion, die auch hätte in<br />

Polen angebracht sein können.<br />

Musikvideos von Psy Wojny, die ihren FCSP-Song schon<br />

dreißig Jahre, auch beim Woodstock in Polen, singen, rundeten<br />

seine Buchvorstellung ab. Alle Punks kennen diesen<br />

Song, aber wenige wissen, wo St. Pauli liegt.<br />

Auch die Gruppe Uliczny Opryszek mit ihrem Stück „Kicken<br />

wir den Faschismus aus den Stadien“ wurde gezeigt.<br />

Urs Willmann aus der Schweiz ist ausgerechnet wegen des<br />

FC St. Pauli nach Hamburg umgezogen. Er hat zuerst das<br />

Vorwort für das obengenannte polnische Buch geschrieben<br />

und als naturwissenschaftlicher Journalist der Zeitung „Die<br />

Zeit“ ein Buch „Stress. Das Lebenselixier“ gemeistert. Rezension<br />

im ÜS 128, wenn alles klappt.<br />

Und schließlich Stephan de Vogel, gebürtiger St. Paulianer.<br />

Er hatte keine andere Wahl, als St.-Pauli-Fan zu werden. Der<br />

Titel seiner Dichtungssammlung sagt alles „Das Herz von St.<br />

Pauli (schlägt immer noch…)“ und beinhaltet diverse kurze<br />

oder auch lange Gedichte (siehe ÜS 118).<br />

Die Jungs haben sich gut ergänzt. Abwechselnd erzählten<br />

sie persönliche Anekdoten, zeigten Bilder oder Musikvideos<br />

und natürlich lasen sie aus ihren Büchern. Dabei wurden den<br />

St.-Pauli-Fans etwa herrliche Beispiele aus dem Buch über<br />

Stresssituationen vorgelesen und erklärt, dass es mit dem<br />

„Glückshormon“ Dopamin zu tun, wenn sich die Fans bei<br />

Toren in den Armen liegen. Auch das Zitat von Fin Bartels<br />

„Je schriller die Pfiffe, desto geiler das Auswärtsspiel“ wurde<br />

erklärt.<br />

Es gab mehrere Gedichte aus dem Leben eines Torwarts<br />

(„Die Null muss stehen“) und das Gedicht „Das Pech is‘<br />

wech“.<br />

Die anderthalb Stunden waren schnell vorbei. Im Nachhinein<br />

blieben fast alle noch <strong>zur</strong> dritten Halbzeit, um bei<br />

einem Bier die Themen zu vertiefen. Das Interesse bei den<br />

Zuschauer*innen war groß und es gibt schon Nachfragen<br />

nach Wiederholung der Veranstaltung. Aber dann in einer<br />

St.-Pauli-Kneipe (oder im Literaturhaus), denn die Geschichten<br />

der Drei passen ideal zu einem gemütlichen Abend in<br />

den Straßen von St. Pauli (oder eben ins Literaturhaus). /<br />

hog, Fabian<br />

Fotos: Anna Balicka / Dziękuję bardzo euch allen!<br />

Frohes neues Pauli-Jahr!<br />

von Stephan de Vogel<br />

(Im Ernst: Das wird echt wunderbar…)<br />

Oder: Wir werden es schaffen!!!<br />

Wir sind die Hüter<br />

der roten Laterne,<br />

und viele Gegner<br />

mochten uns gerne<br />

Wer uns nicht mochte,<br />

war das Glück<br />

Das ist vorbei:<br />

Wir sind <strong>zur</strong>ück<br />

3-Punktegeschenke<br />

gibt es nicht mehr<br />

Wir jagen alle<br />

vor uns her<br />

Wir sind noch<br />

im Tabellenkeller,<br />

aber ganz langsam<br />

wird es heller<br />

Im Sommer, da wird<br />

groß gefeiert,<br />

macht nichts, wenn man<br />

vom Bier dann reihert,<br />

sich besoffen tut<br />

zusammenfalten:<br />

Hauptsache die Klasse<br />

ist dann gehalten!!!<br />

16 17


Timbos Kleine Taktikschule<br />

Heute: Grundformationen<br />

Mit der Beschreibung von Grundformationen ist das so eine<br />

Sache. Haben die Bayern unter Guardiola ein 4-1-4-1 oder ein<br />

3-4-3 gespielt? Zählt eine abkippende Sechs <strong>zur</strong> Viererkette<br />

und der aufrückende Außenverteidiger ins Mittelfeld oder<br />

gar in den Sturm? Viele Fachleute können mit den Zahlenspielen<br />

in der Fußballjournalistik nichts anfangen, geht es<br />

doch um das Spielsystem in Defensiv- und Offensivsituationen<br />

und davon gibt es weit mehr als das übliche „Mannschaft<br />

xx spielt heute im 4-2-3-1.“. Es ist eher so: Nennt einfach drei<br />

oder vier Zahlen, die zusammen eine 10 ergeben, fangt mit<br />

einer Vier an und ihr könnt euch sicher sein, dass es diese<br />

Formation schon einmal im Weltfußball gegeben hat. Einig<br />

ist man sich immerhin darüber, dass die Mannschaften ihre<br />

Formation während des Spiels variieren, es jedoch zumindest<br />

eine Grundformation gibt.<br />

Wenn die eigene Grundformation mit der des gegnerischen<br />

Teams verglichen wird, geht es darum, wie viele Spieler*innen<br />

im Verhältnis zum gegnerischen Team im Raum verteilt<br />

sind. Das Ziel ist einfach: Mit der eigenen Formation soll eine<br />

Überzahl in den Fokusbereichen des Spielfelds geschaffen<br />

werden. Eine numerische Überzahl führt zwar nicht zwingend<br />

zu einem Torabschluss oder einem Ballgewinn, allerdings<br />

erhöht sich die Chance enorm. Doch welche Formation<br />

ist wann die beste? Wir zeigen die aktuell gängigsten Formationen<br />

mit ihren Vor- und Nachteilen.<br />

4-4-2 flach:<br />

„Flach“ bedeutet in diesem<br />

Fall, dass anstelle einer<br />

Raute, wie sie vor zehn<br />

Jahren angesagt war (und<br />

Bremen 2004 zum Double-Sieger<br />

machte), nun eine<br />

Doppel-Sechs aufgeboten<br />

wird. Dieses System besticht<br />

durch Variabilität,<br />

birgt aber auch Risiken. Während ein Stürmer durchgehend<br />

zentrumsfokussiert agiert, kann der zweite Stürmer als falsche<br />

Neun wirken und Räume für nachrückende Spieler<br />

schaffen. Meist lösen sich eine Sechs und ein Stürmer horizontal,<br />

es kann aus dieser Formation aber auch über das Zentrum<br />

aufgebaut werden, wenn die gegnerische Mannschaft nur<br />

eine Sechs aufbietet. In der Offensive steht und fällt der Erfolg<br />

des Teams mit der Leistung der falschen Neun, da nur diese<br />

Räume schaffen kann. Zur Unterstützung werden deshalb<br />

inzwischen häufig die äußeren Mittelfeldspieler nach innen<br />

gezogen, wodurch den Außenverteidigern eine zentrale Rolle<br />

im Spielaufbau zukommt. Gegen den Ball können leicht Pässe<br />

allerdings besteht gegen Teams im 4-2-3-1 eine numerische<br />

Unterzahl im Zentrum, welches diesen eine Vielfalt an Möglichkeiten<br />

bietet.<br />

4-2-3-1:<br />

Momentan der Shit in Liga<br />

Zwei. Im Offensivspiel<br />

können die drei offensiven<br />

Mittelfeldspieler bei Ballgewinn<br />

sofort in Szene gesetzt<br />

werden und sehr variabel<br />

verschieben. Eine Sechs<br />

kann ebenfalls einrücken,<br />

ohne dass bei Ballverlust<br />

zu große Lücken entstehen, da die zweite Sechs rückverteidigt.<br />

Die Sechsen und die Zehn führen zu enormer Präsenz<br />

im Zentrum. Diese muss vom gegnerischen Team, egal in<br />

welcher Formation, erst einmal zugestellt werden, was wiederum<br />

Räume auf den Außenbahnen ermöglicht, die mit geschicktem<br />

Verschiebeverhalten der Zehn in Überzahlsituationen<br />

münden können. Nachteilig ist die Einzelbesetzung der<br />

Stürmerposition, da dieser positionsgebunden ist und ohne<br />

Horizontalbewegungen agiert. Das führt dazu, dass Räume<br />

im Zentrum nur schwerlich geöffnet werden können. Einige<br />

Teams spielen daher mit einer einrückenden Sechs als Halbstürmer<br />

(siehe Rzatkowski 14/15). Im Spiel gegen den Ball<br />

sorgen die Sechsen ebenfalls für Präsenz im Zentrum und<br />

können auch abkippen, falls die gegnerische Mannschaft zwei<br />

Stürmer aufbietet. Die Überzahl im Zentrum führt zwangsläufig<br />

zu einer Unterzahl auf den Flügeln, welche nur durch<br />

hohe Laufbereitschaft und geschlossenes Verschieben ausgeglichen<br />

werden kann.<br />

3-5-2:<br />

Eine Formation, die uns in<br />

Zukunft häufiger begegnen<br />

wird. Das System lässt sich<br />

mit einem Wort beschreiben:<br />

variabel. Eigentlich ist<br />

es eine Frechheit, es 3-5-2<br />

zu nennen, denn je nach<br />

Spielsituation ist es ein 5-3-<br />

2, 4-4-2, 3-3-4 oder 4-3-3.<br />

Die Dreierkette kann variabel durch die äußeren Mittelfeldspieler<br />

zu einer Vierer- oder Fünferkette anwachsen, was die<br />

Räume stark verengt. Hierbei werden allerdings die Flügel<br />

vernachlässigt. Die Unterzahl auf den Flügeln führt dazu,<br />

technisch höchste Qualität abverlangt wird. Ist diese Qualität<br />

vorhanden, erfüllt diese Formation alle Ansprüche: Zwei<br />

Stürmer besetzen dauerhaft die Tiefe. Das Zentrum ist mit<br />

drei Spielern ausreichend besetzt und die letzte Kette kann in<br />

Notsituationen aus fünf Spielern bestehen. Die taktische Feinabstimmung<br />

muss aber sitzen, ansonsten kann sich die gegnerische<br />

Mannschaft durch schnelles Verlagern oder strikt<br />

vertikales Umschaltspiel recht einfach in die Gefahrenzone<br />

kombinieren.<br />

18 nach Außen provoziert werden, anschließend wird gedoppelt, dass den äußeren Mittelfeldspielern läuferisch, taktisch und<br />

19<br />

4-3-3:<br />

Ein tolles System, weil es<br />

verwirrende Optionen im<br />

Umschaltspiel bietet. Nach<br />

Ballgewinn stehen drei<br />

tiefe Anspielstationen <strong>zur</strong><br />

Verfügung, welche die andere<br />

Mannschaft bei guten<br />

Passläufen in Unterzahl<br />

bringen. Durch hohes Verschieben<br />

der Stürmer können Räume geöffnet werden. Bei<br />

Ballverlust sind allerdings ebenfalls Kontersituationen denkbar,<br />

da die hohe Staffelung Probleme in der Rückverteidigung<br />

forciert. Der gegnerischen Mannschaft bieten sich bei Ballbesitz<br />

das Spiel über die Flügel als auch eine Formation mit zwei<br />

Stürmern (da meist nur eine Sechs) an. Das führt dazu, dass<br />

die Mittelfeldspieler gestaffelt verteidigen (4-2-1-3 oder 4-1-2-<br />

3) Auch hier besteht ein hoher spielerischer und läuferischer<br />

Anspruch an die Außenverteidiger, da die Mittelfeldspieler<br />

defensiv eng zusammenziehen, um ein Spiel durch das Zentrum<br />

zu unterbinden.<br />

4-1-4-1:<br />

Ebenfalls eine Formation<br />

mit Zukunft. Üblicherweise<br />

ist die Sechs am Offensivspiel<br />

unbeteiligt, der<br />

Spielaufbau erfolgt häufig<br />

vertikal über die Außenbahnen.<br />

Das risikoreiche<br />

vertikale Spiel legitimiert<br />

sich dadurch, dass zwei<br />

Zehner im Zentrum eine optimale Raumaufteilung für das<br />

Gegenpressing bieten. Daher sind eigene Ballverluste im<br />

Spielaufbau risikoarm und bieten weitere Offensiv-Option, da<br />

sofort mit dem Gegenpressing gestartet werden kann. Wenn<br />

sich allerdings die Zehner nicht gut im Raum bewegen, wird<br />

das Spiel statisch. Sollten die Zehner jedoch eine gute Raumaufteilung<br />

und –bewegung zeigen, werden die gegnerischen<br />

Ketten auseinandergezogen. In der Defensive bilden sich<br />

zwei Viererketten, was ein Doppeln auf den Flügeln ermöglicht.<br />

Eine Steuerung des gegnerischen Spielaufbaus ist kaum<br />

möglich, jedoch sind sowohl Zentrum als auch Außen ausreichend<br />

besetzt. Schwierig wird es nur, wenn das gegnerische<br />

Team einen zweiten Stürmer aufbietet oder die Ketten durch<br />

Schnittstellenpässe durchbrochen werden, weil die Abstände<br />

nicht stimmen.<br />

Auch bei unserem FC wurden in der Hinrunde viele Formationen<br />

probiert. Aus dem 4-2-3-1 der Vorsaison wurde ein 4-4-<br />

2 und später ein 4-1-4-1, teilweise sogar wieder ein 4-2-3-1.<br />

Es wurde deutlich, dass keine der Formationen greift, wenn<br />

Laufbereitschaft und taktische Disziplin nicht vorhanden<br />

sind und in der letzten Kette die Abstände nicht stimmen.<br />

Die richtige Einstellung muss also formationsunabhängig gegeben<br />

sein.


Ein Jahr alt nun<br />

… und so entstand unser Fanclub Glasgow St. Pauli<br />

Stellt euch folgende Szenerie vor: Eine Junggesellen-Woche in<br />

Portugal. Nach zwei Tagen Bier, Essen, Party und viel Gelächter<br />

entscheidet sich die Gruppe, etwas Sinnvolles zu tun – Sonne<br />

tanken und einen Tag ohne Alkoholexzess einlegen. Und<br />

während 12 Schotten an der Algarve die Sonne einfangen, die<br />

sie zuhause an 364 Tagen im Jahr normalerweise nicht zu sehen<br />

bekommen, passiert etwas Bemerkenswertes. Komplett unabhängig<br />

voneinander lesen vier von ihnen dasselbe Buch, das sie<br />

für den Urlaub eingepackt hatten: Pirates, Punks & Politics von<br />

Nick Davidson. Ein Traum entsteht, den noch niemand erahnt.<br />

Drei aus der Gruppe hatten fünf Jahre zuvor schon mal ein<br />

Spiel am Millerntor besucht – als St. Pauli noch in den schwindelerregenden<br />

Höhen der 1. Bundesliga wandelte – und erste<br />

Erfahrungen mit Astra und dem St.-Pauli-Way-of-Life gemacht.<br />

Sie waren angefixt!<br />

Ein Zeitsprung: Einer aus der Urlaubsgruppe von damals steht<br />

kurz vor seinem 50. Geburtstag, einem Meilenstein im Leben,<br />

und erwähnt, zu einem St. Pauli-Spiel fahren zu wollen, weil<br />

dies schon seit einiger Zeit auf seiner „To-do-Liste“ stehe. Die<br />

meisten aus der Gruppe sagen, dass sie mitkommen wollen. Der<br />

Traum nimmt langsam Gestalt an.<br />

Glasgower Innenstadt. Nur zwei aus der Gruppe schaffen es<br />

zum Treffen, das passenderweise in einer deutschen Bar in<br />

Glasgow stattfindet. Sechs Pints später sind einige Ideen auf<br />

Notizzettel gekritzelt und der Fanclub „Glasgow St. Pauli“ ist<br />

geboren. Der Traum ist Realität geworden.<br />

Gegründet wurde der Fanclub auf der Basis, ein reiner FC-St.-<br />

Pauli-Fanclub und kein Bindeglied zu einem anderen Team<br />

zu sein. Zwar unterstützt man natürlich andere Clubs, wenn<br />

man in Glasgow aufgewachsen ist, aber diese Gruppe sollte von<br />

Anfang an allein für unsere Liebe zum FC St. Pauli sein. Wir<br />

hofften, vielleicht ein paar Aufkleber und Schals herstellen lassen<br />

und etwas Geld für gute Zwecke sammeln zu können. Aber<br />

inzwischen können wir sagen, dass wir in der kurzen Zeit ganz<br />

schön was auf die Beine gestellt haben!<br />

Innerhalb von weniger als einem Jahr ist es uns gelungen,<br />

bei unseren Club Charity Nights und mit dem Verkauf von<br />

Merchandise über 10.000 Pfund zu sammeln, unter anderem<br />

für Obdachlosen- und Flüchtlingsinitiativen, Hilfsorganisationen<br />

für Opfer von häuslicher Gewalt und für Kinderkrankenhäuser.<br />

Unsere 26 Clubmitglieder vereint der Glaube an sozialer Gerechtigkeit.<br />

Bei uns sind Leute aus allen Gesellschaftsschichten<br />

vertreten. Wir bringen den St.-Pauli-Way-of-Life nach Glasgow.<br />

„Ich bin politisch links aufgewachsen und das Ethos von St.<br />

Pauli ist meinem sehr ähnlich”, erzählt Gary. „Als wir den<br />

Fanclub gründeten, hatten wir noch keine Ahnung davon, wie<br />

sich das alles entwickeln würde und was wir würden erreichen<br />

können. Wir haben mit einigen gemeinnützigen Organisationen<br />

gearbeitet, die Probleme mit der Finanzierung hatten. Wir<br />

sprachen Glasgow Women’s Aid an, die in beispielhafter Weise<br />

Frauen unterstützen, die Opfer häuslicher Gewalt wurden. Unser<br />

Angebot, zu helfen, traf bei ihnen auf eine gewisse Skepsis<br />

und sie fragten, warum ausgerechnet eine Gruppe von Fußballfans<br />

ihnen helfen wolle. Wir hingegen hatten einen anderen<br />

Blick auf die Sache. Wir dachten uns: Warum sollten wir denn<br />

nicht helfen?!“ führt Gary fort.<br />

„Je mehr ich über das St.-Pauli-Ethos las, desto größer wurde<br />

mein Interesse“, sagt Mark. „Ich bin in zwei Gegenden von<br />

Glasgow aufgewachsen, die mit als die ärmsten in ganz Europa<br />

galten. Trotzdem sagten meine Eltern mir immer, dass ich<br />

der Gesellschaft bei jeder sich bietenden Gelegenheit etwas<br />

<strong>zur</strong>ückgeben solle. Vor einiger Zeit Ias ich ein Zitat, das besagte,<br />

dass man immer jemandem helfen sollte, der sich nie dafür<br />

erkenntlich zeigen kann. Das löste echt etwas bei mir aus. Celtic<br />

ist meine erste Liebe und ein Club, der ähnlich sozial engagiert<br />

ist wie St. Pauli. Für mich die perfekte Kombination!“<br />

„Vor kurzem haben wir in Hamburg ein weiteres Projekt ins<br />

Leben gerufen, für das wir Spenden sammeln, um Flüchtlingskindern<br />

den Besuch am Millerntor zu ermöglichen. Dabei<br />

arbeiten wir eng mit den Vereinsoffiziellen zusammen. St. Pauli<br />

unterstützt uns großartig bei diesem Projekt und ist über unser<br />

Engagement auch ziemlich überrascht. Wobei man ehrlicherweise<br />

aber wohl sagen muss, dass einigen Kindern der Besuch –<br />

bei dem Kick, den St. Pauli gerade bietet – im Moment eher wie<br />

eine Strafe denn als Belohnung vorkommen dürfte!“<br />

Mark fügt noch folgendes hinzu: „Das Motto unseres Fanclubs<br />

ist: More Than Football. Und dies beinhaltet wirklich all das,<br />

was uns ausmacht: gegen Faschismus, Rassismus, Sexismus und<br />

Homophobie“.<br />

„Ende Januar haben wir den ersten Geburtstag unseres Fanclubs<br />

gefeiert“, berichtet Gary. „Für die Zukunft haben wir große<br />

Pläne, die wir in Kürze auch öffentlich machen werden. Es<br />

gibt noch so viele Teile der Gesellschaft, von denen wir glauben,<br />

dass wir ihnen helfen können, und unsere Mitglieder sind mit<br />

großem Eifer dabei, diesen Traum umzusetzen. Dieser Fanclub<br />

soll noch eine lange Zeit bestehen und in der Zeit wollen wir<br />

unbedingt etwas bewegen.“<br />

Glasgow St. Pauli<br />

http://www.glasgowstpauli.com/<br />

(deutsche Fassung: MacKozie)<br />

20 Ein Sprung in den Januar 2016: Eine stürmische Nacht in der<br />

21


Pro ! vs. Kontra! zum Videobeweis Lauf gegen Rechts 2017:<br />

… Ein Beitrag gegen Faschismus, Rechtspopulismus und Rassismus<br />

Zur neuen Saison wird der Videobeweis eingeführt. Die Meinungen<br />

hierzu sind in der ÜS-Redaktion gespalten. Zeit also, mal einen<br />

Befürworter und einen Kritiker zu Wort kommen zu lassen.<br />

Entscheidet selbst!<br />

Videobeweis? Pro!<br />

Thomas Tuchel brachte es nach einer Fehlentscheidung auf den<br />

Punkt: „Es kann nicht sein, dass die Schiedsrichter es nicht wissen,<br />

aber jeder im Stadion mit einem Smartphone weiß es Sekunden<br />

später.“ Der Videobeweis soll den Sport fairer machen, damit<br />

Fehlentscheidungen geringeren Einfluss auf das Spiel haben. Ich<br />

finde Fehlentscheidungen ätzend und frage mich sowieso, warum<br />

der Videobeweis erst jetzt kommt. Macht es allen Beteiligten<br />

wirklich so viel Spaß, die Schiedsrichter zu bepöbeln? Ich kann<br />

mich nur bedingt freuen, wenn wir durch einen unberechtigten<br />

Elfmeter gewinnen, und meine Wut kocht über, wenn eine Abseitssituation<br />

zum Gegentor führt. Das ist unfair. Warum sollte<br />

es in solchen Situationen nicht jede erdenkliche Hilfe für Schiedsrichter<br />

geben? Der Fußball ist ein Milliardengeschäft und vollgepumpt<br />

mit unseren Emotionen. Leider wird er von Amateuren<br />

mit limitierten technischen Hilfsmitteln geleitet. Falsche Pfiffe<br />

können Abstiege bedeuten und Existenzen bedrohen. Es geht um<br />

zu viel, als dass wir wichtige Entscheidungen in die bloßen Hände<br />

von Amateuren geben sollten. Klar, auch mit Videobeweis wird<br />

es weiterhin gravierende Fehlentscheidungen geben. Aber wenn<br />

drei von vier Fehlentscheidungen korrigiert werden können, wie<br />

es die DFL nach der ersten Testphase berichtet, wäre das ein großer<br />

Schritt. Ich bin es jedenfalls leid, der Schauspielerei auf dem<br />

Spielfeld zusehen zu müssen. Ob sich die Spieler noch zu einer<br />

dreisten Schwalbe hinreißen lassen würden, wenn der Videobeweis<br />

da wäre? // timbo<br />

Videobeweis? Kontra!<br />

Der „Kicker“ befragte 45.000 Leser*innen, und Dreiviertel entschieden<br />

sich für die Einführung eines Videoschiedsrichters! Ob<br />

dabei tatsächlich alle wussten, worum es eigentlich geht? Ich wage<br />

es zu bezweifeln, zumal auch ich bei meiner kurzen Recherche<br />

überrascht wurde. Lediglich in vier Situationen nämlich darf der<br />

Videoschiri überhaupt einschreiten: bei Tor, Elfmeter, Roter Karte<br />

und bei Kartenvergabe-Verwechslungen – und das auch immer<br />

nur bei „klaren Fehlentscheidungen“! Es bleibt also viel Spielraum.<br />

Eine kleine Statistik aus der BuLi-Hinrunde besagt zwar,<br />

dass 44 krasse Fehlentscheidungen in 33 Fällen vom Videoassistenten<br />

(der übrigens gar nicht im Stadion sitzt) hätten aufgeklärt<br />

werden können. Aber, ganz ehrlich: Das ist es mir echt nicht wert,<br />

dass der ohnehin schon viel zu oft unterbrochene Spielfluss dadurch<br />

noch gebremst wird. Zumal der Unparteiische im Zweifelsfall<br />

ohnehin das letzte Wort hat – gegebenenfalls nach zusätzlicher<br />

Sichtung strittiger Szenen auf einem Fernsehschirm an der<br />

Seitenlinie. Vielmehr sollte einmal das Thema der sogenannten<br />

„Tatsachenentscheidung“ überdacht werden. Beispiel aus dem<br />

Januar: Köln-Kicker Modeste, der Darmstadt-Gegenspieler Sulu<br />

zwar „eine sportwidrige Schlagbewegung“ (Sportgericht) verpasste,<br />

aber nachträglich allein deshalb nicht gesperrt werden konnte,<br />

weil Schiedsrichter Kampka den Zweikampf zwar gesehen, aber<br />

anders bewertet hatte. Hätte er das Duell gar nicht wahrgenommen,<br />

wäre Modeste im Nachhinein gesperrt worden, weil dann<br />

keine „unangreifbare Tatsachenentscheidung“ vorgelegen hätte.<br />

Für mich ist das absurd: Hier werden Tatsachenentscheidungen,<br />

selbst wenn sie nachweislich falsch waren, als unumstößlich festge<strong>zur</strong>rt,<br />

beim Videobeweis hingegen können diese inkorrekten<br />

Tatsachenentscheidungen jedoch wieder annulliert werden.<br />

// Ronny<br />

Am 28. Mai 2017<br />

wird zum 6. Mal der<br />

Lauf gegen Rechts<br />

(LgR) stattfinden.<br />

Der erste LgR 2012<br />

fand als Teil der<br />

Mobilisierung gegen<br />

den Naziaufmarsch,<br />

den sogenannten<br />

„Tag der deutsche<br />

Zukunft“ (TddZ), als Demo/Lauf links rum um die Alster statt.<br />

Der TddZ konnte mit großem Erfolg <strong>zur</strong>ückgedrängt werden.<br />

In den weiteren Jahren wurde mit dem Lauf gegen Rechts ein<br />

deutliches Zeichen gesetzt, um weiter gegen den TddZ, der jedes<br />

Jahr in einer anderen Stadt stattfindet, aufmerksam zu machen<br />

und aktiv dagegen zu mobilisieren.<br />

Mittlerweile hat sich die politische Situation weiter verschlechtert.<br />

Rechtspopulisten der sogenannten Alternative für Deutschland<br />

(AfD) machen mit rassistischer Hetze mobil, zusammen<br />

mit anderen faschistischen Organisationen aus den europäischen<br />

Nachbarstaaten. Der thüringische AfD Fraktionsvorsitzende<br />

Björn Höcke und andere in der AfD scheuen sich nicht, ihr<br />

nationalsozialistisches Gedankengut öffentlich zu verbreiten.<br />

Auch wenn die AfD häufig versucht, sich nach außen von der<br />

NPD und der Nähe zu faschistischen Strukturen zu distanzieren,<br />

gibt es deutliche Verstrickungen mit der extremen Rechten.<br />

Zudem tritt die AfD offen rassistisch auf und spricht sich gegen<br />

Geflüchtete in Deutschland aus. Eine plurale, offene Gesellschaft<br />

ist ihr ein Dorn im Auge.<br />

Auch der Hamburger Landesverband der AfD hat über die Jahre<br />

einen deutlichen Rechtsschwenk gemacht. In der Bürgerschaft<br />

hört man seit einem Jahr fast nur noch AfD-Beiträge von den<br />

rechten Hardlinern: Dem ehemaligen Schill-Funktionär Dirk<br />

Nockemann, dem deutsch-nationalen Alexander Wolf, dessen<br />

Burschenschaft Danubia in Teilen vom Verfassungsschutz<br />

überwacht wird und dem Landesvorsitzenden Bernd Baumann,<br />

der in seinen Reden<br />

gegen Geflüchtete<br />

agitiert. Der Abgeordnete<br />

Ludwig<br />

Flocken, ein übler<br />

Rassist, der dem<br />

thüringischen Björn<br />

Höcke in nichts<br />

nachsteht, wurde<br />

nicht von der Partei<br />

ausgeschlossen und darf weiter – wenn auch fraktionslos – gegen<br />

Geflüchtete u.a. hetzen. Flocken hatte in der Vergangenheit bei<br />

der NPD-nahen Bewegung MV-Gida gesprochen und versucht<br />

dort neue Potenziale zu erschließen.<br />

Da der Lauf gegen Rechts 2017 im Vorfeld einer Bundestagswahl<br />

steht, wollen wir dieses Jahr ein klares Zeichen gegen Faschismus,<br />

Rechtspopulismus und Rassismus in der AfD setzen. Im<br />

kommenden Wahlkampf wird es zu wiederkehrenden menschenverachtenden<br />

Äußerungen vom rechten Rand kommen.<br />

Diese dürfen nicht salonfähig werden. Es gilt dagegen zu halten<br />

und sich aktiv für eine offene Gesellschaft einzusetzen, die alle<br />

unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religionszugehörigkeit<br />

oder sexueller Orientierung frei leben lässt. So halten wir es in<br />

unserem Verein und das sollte auch außerhalb des Millerntors<br />

gelten: Refugees welcome - fight fascism!<br />

Alle Einnahmen beim Lauf gegen Rechts gehen als Spende an<br />

das HAMBURGER BÜNDNIS GEGEN RECHTS (//keine-stimme-den-nazis.org)<br />

und an zahlreiche antirassistische Initiativen,<br />

die mit ihrer Arbeit verschiedene Aktivitäten veranstalten und<br />

unterstützen, um den Vormarsch der Rassisten zu stoppen. Wir<br />

möchten noch auf die internationalen Wochen gegen Rassismus<br />

vom 13. bis 26. März 2017 (//internationale-wochen-gegen-rassismus.de)<br />

erinnern. Auch in Hamburg finden dazu Veranstaltungen<br />

statt, wie z.B. „Elses Geschichte“ im Kulturhof Dulsberg.<br />

Fight Facism Refugees Welcome! // Anke und Christian aus der<br />

Marathonabteilung<br />

22 23


FC St. Pauli FuSSball-Archiv von Fanräume<br />

sucht Helfer*innen<br />

Die 1. Frauen (schon wieder) in Bielefeld<br />

Moin!<br />

Wir basteln derzeit für das Fanräume-Archiv, das räumlich im<br />

Fanladen beheimatet ist, eine Datenbank. Darin werden alle Bücher,<br />

Fanzines, hunderte Fotos aus dem Übersteiger-Archiv und<br />

sonstige Werke erfasst und können dann anhand von Schlagworten,<br />

Titeln oder Autoren gefunden werden.<br />

Die Datenbank ist nach dem Wikipedia-Prinzip aufgebaut und<br />

basiert auf eben jenem Programm.<br />

Wir suchen daher:<br />

• Menschen, die sich mit dem Wiki-Programm auskennen<br />

(und ggfs. wissen, wie man falsch eingegebene Unterkategorien<br />

entfernt oder wie man Fehler in Kategorie-Titeln ändert)<br />

• Menschen, die Lust haben, bei der Erfassung von Titeln zu<br />

helfen (stundenweise oder am WE, wiederholt oder einmalig)<br />

Da sich unser schnuckeliges kleines Archiv im Millerntor-Stadion<br />

befindet, müsstet ihr für das Erfassen vor Ort sein können,<br />

für die Beantwortung unserer Wiki-Fragen könnt ihr euch aber<br />

überall auf der Welt befinden. Wenn ihr euch für Fußball interessiert,<br />

ist das schön, aber für das Erfassen der Bücher, Fotos und<br />

Fanzines nicht ausschlaggebend.<br />

Zum Umfang: Wir haben derzeit mehrere Meter Fanzines (FC St.<br />

Pauli und andere Vereine) sowie fünf Regalmeter FCSP-Literatur,<br />

fünf Regalmeter zu den Themen Bundesliga/EM/WM, vier Regalmeter<br />

Biografien, fünf Regalmeter Literatur zu anderen Vereinen<br />

sowie Bücher über Groundhopping, Gewalt, KOS, Gesänge in<br />

Stadien und mehrere Regalmeter zu Fußball generell.<br />

Bitte meldet euch auf unserer Facebook-Seite unter @fanraeumearchiv<br />

oder auf Twitter unter @FRArchiv .<br />

Vielen Dank fürs Weitersagen oder Mitmachen!<br />

Die Archiv-Crew von Fanräume e.V<br />

Das Frauen-Team weiter auf<br />

Erfolgskurs und im Bielefelder-Paadie-Fieber<br />

Am Bielefeld-Wochenende waren<br />

wir nach längerer Zeit mal<br />

wieder auswärts und trafen zufällig<br />

im Rock Café in Bielefeld<br />

unsere 1. Fußballfrauen. Wir<br />

nutzten die Gelegenheit, um<br />

mit dem Trainer der ersten, Kai<br />

Czarnowski, auf die gelungene<br />

Hinrunde in der Regionalliga Nord <strong>zur</strong>ückzublicken und über<br />

seinen Abschied als Trainer zum Saisonende zu sprechen.<br />

In der Sommerpause war die Ungewissheit vor der 3. Liga groß.<br />

Lina Rosemann stieß als weitere Trainerin zum Team von Coach<br />

Kai hinzu. Dennoch fragten sich viele, ob das Team den Klassenerhalt<br />

schaffen kann. Doch schon während der Sommervorbereitung<br />

wurde deutlich, dass das große Plus des Teams die Eingespieltheit<br />

und der vorhandene Teamgeist ist. Es wurde hart<br />

gearbeitet und das sollte sich auszahlen, denn insbesondere in<br />

der Schlussphase entschieden die Kiezkickerinnen viele knappe<br />

Spiele für sich.<br />

Sechsmal konnte das Team ein Spiel nach Rückstand drehen oder<br />

zumindest noch einen Punkt holen. Nach dem zwölften Spieltag<br />

belegen die 1. Frauen mit acht Siegen, zwei Unentschieden und<br />

drei Niederlagen einen hervorragenden dritten Tabellenplatz. Die<br />

Heimspiele in der FeldArena verfolgen regelmäßig mehr als 200<br />

Zuschauer*innen! Somit wächst auch die Begeisterung im Umfeld<br />

des FC St. Pauli für den Frauenfußball weiter.<br />

Die Winterpause wurde ebenfalls genutzt, um eine Kooperation<br />

mit dem ENDO Reha-Zentrum der Helios-Klinik in der Holstenstraße<br />

einzugehen. Dort können unsere Kiezkickerinnen<br />

ab sofort, individuell oder als Team, die Fitnessräume und den<br />

Saunabereich nutzen. „Aufgrund der durch die Teilnahme an<br />

der Regionalliga Nord gestiegenen körperlichen Belastung bin<br />

ich froh, dass wir das hinbekommen haben“, zeigt sich Trainer<br />

Kai erfreut. „Wenn wir jetzt noch die Möglichkeit hätten, einmal<br />

wöchentlich auf Rasen zu trainieren, wären die Trainingsbedingungen<br />

perfekt“, blickt der Coach, der im Dezember leider seinen<br />

Rückzug zum Ende der Saison angekündigt hat, nach vorne.<br />

Die 2. Liga im Kopf<br />

Etwas Wehmut kommt bei der Trainersuche auf, schließlich betreut<br />

Kai über 13 Jahre die 1. Frauen und trägt großen Anteil daran,<br />

dass sich das Team in seiner Amtszeit zu einem der besten Teams<br />

anderer Funktion weiter der<br />

1. Frauen treu bleiben und organisatorische<br />

Aufgaben rund<br />

um das Team übernehmen. So<br />

machte er sich Anfang Februar<br />

gemeinsam mit Sanna Barudi<br />

auf den Weg in die DFB-Zentrale<br />

in Frankfurt, um an einer<br />

Schulung <strong>zur</strong> Zulassung für die<br />

2. Frauen-Bundesliga teilzunehmen.<br />

„Aktuell ist das zwar noch<br />

keine Option und auch kein Thema, aber wir wollen schon mal wissen,<br />

was eines Tages auf uns zukommen könnte“, so Kai. Die Einladung<br />

vom DFB kam übrigens aufgrund der sportlichen Situation,<br />

denn als aktuell Dritter der Regionalliga Nord haben unsere Girls<br />

in Brown rein theoretisch noch Chancen, den Durchmarsch in die<br />

zweite Liga zu schaffen.<br />

Zufrieden zeigt sich Kai mit der Vorbereitung auf die Rückrunde:<br />

„Wir wollen versuchen. die gute Hinrunde zu bestätigen. und wenn<br />

wir am Ende unter den ersten fünf einlaufen, ist es eine tolle erste<br />

Regionalligasaison!“<br />

Schon wieder Bielefeld<br />

Vom 18.2. auf den 19.2. 2017 fuhr das Team nahezu geschlossen<br />

nach Bielefeld, um die Profis zu unterstützen (Foto). Gerade in<br />

Bielefeld angekommen, ging es für die 1. Frauen in das Rock Café,<br />

um Bundesliga (HSV – Freiburg 2:2) zu schauen und den Rückrundenstart<br />

einzuläuten.<br />

Wie Kai uns am nächsten Tag berichtete, wurde es noch eine lange<br />

Nacht. Kiezkickerin Nina Philipp – gebürtige Bielefelderin - führte<br />

durch das Bielefelder Nachtleben. Am nächsten Morgen zeigten<br />

sich die meisten gut erholt und es ging ab <strong>zur</strong> Bielefelder Alm.<br />

Aufgrund des späten Ausgleichstores war die Stimmung auf der<br />

Rückfahrt doch etwas betrübt, da das Unentschieden unnötig war.<br />

„Die Fahrt war aber insgesamt ein voller Erfolg. Es hat sich erneut<br />

gezeigt. wie gut der Teamgeist bei uns ist. und das erfreuliche ist<br />

einfach, dass alle sich nicht nur auf dem Platz, sondern auch neben<br />

dem Platz gut verstehen“, so Trainer Kai abschließend.<br />

Hier die kommenden Spiele, Support wird ausdrücklich gewünscht:<br />

05.03.2017 um 14 Uhr Duwo 08 – FCSP<br />

12.03.2017 um 15 Uhr FCSP – Burg Gretesch<br />

18.03.2017 um 14 Uhr Jesteburg – FCSP<br />

Den weiteren Spielplan seht bitte unter //fcstpauli-frauenfussball.<br />

de/1-frauen-tabelle-spielplan/ nach.<br />

Solltest du Interesse haben, Teil des Trainerteams der 1. Frauen zu<br />

werden, kannst du dich unter trainergesuch@fcstpauli-frauenfuss-<br />

24 im Hamburger Frauenfußball entwickelt hat. Kai wird jedoch in ball.de bewerben.<br />

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26 27


Klassenkampf gegen Karlsruhe<br />

Es gibt Spiele zwischen dem FC St. Pauli und dem Karlsruher<br />

Sport-Club, an die erinnere ich mich oft und gerne <strong>zur</strong>ück. Zum<br />

Beispiel an einen 1:0-Heimsieg gegen die Badener aus dem Jahre<br />

1989. Aus mir heute unerklärlichen Gründen, verfolgte ich das<br />

Spiel von der Gegengeraden aus unter Einfluss von Halluzinogenen<br />

(für solch jugendlichen Leichtsinn war ich eigentlich damals<br />

schon zu alt...). Das hatte <strong>zur</strong> Folge, dass um mich herum schon<br />

ausgiebig der einzige Treffer des Spiels bejubelt wurde, während<br />

Dirk Zander bei mir im Kopf noch nicht einmal den finalen<br />

Sieg-Torschuss abgegeben hatte! Eine weitere Begegnung mit<br />

dem KSC, die sich häufig in meine Tagträume schleicht, ist das<br />

bis heute legendäre 2:0 aus dem Jahre 1991. Das Spiel war bereits<br />

nach 4 Minuten entschieden, und gefeierter Held des Tages war<br />

erneut Dirk Zander, der bis heute gültige Geschichte als schnellster<br />

„Doppelpacker“ der Bundesliga schrieb. Auch ein Spiel aus<br />

der jüngeren Vergangenheit blieb mir auf gar liebliche Art und<br />

Weise im Gedächtnis kleben: Der 4:0-Auswärtssieg aus der Saison<br />

2009/10. Freistoßkönig Matze Lehmann 2, Rouwen Hennings<br />

und Marius Ebbers schossen damals einen klaren 4:0-Auswärtssieg<br />

heraus – und allen Augenzeugen war klar, dass diese Mannschaft<br />

tatsächlich das Zeug hat, in die Bundesliga aufzusteigen<br />

(was dann ja am Ende auch tatsächlich klappte!).<br />

Es gibt natürlich auch Spiele gegen den KSC, die ich bewusst<br />

versuche zu verdrängen: Spontan fällt mir da eine 0:4-Auswärtsklatsche<br />

aus 1996 ein, als Stani früh vom Platz flog und uns<br />

Tor-Krokodil Sean Dundee mit einem Dreierpack fast im Alleingang<br />

auseinandernahm. Auf dem Heimweg hörten wir die Ton<br />

Steine Scherben und weinten um Rio Reiser, von dessen viel zu<br />

frühem Tod wir kurz zuvor erfahren hatten. Schlimm waren auch<br />

die letzten 3 Heimspiele gegen die Blau-Weißen, die wir allesamt<br />

verloren haben - und zwar verdient! Sehr verärgert war ich auch<br />

nach dem Hinspiel im Wildparkstadion. Da hatten wir den Gegner<br />

fast eine Stunde lang absolut im Griff, führten völlig verdient<br />

durch unseren Sturmtank „Atze“ mit 1:0, hatten die Chance auf<br />

2:0 (und später auf 2:1) zu stellen – und mussten uns am Ende<br />

doch nur mit einem Punkt zufriedengeben (1:1).<br />

Trainer beim KSC war damals noch Tomas Oral, der nach einer<br />

1:2-Heimniederlage gegen Greuther Fürth am 15. Spieltag (nach<br />

nur gut 5 Monaten im Amt) gehen musste. Sportdirektor war damals<br />

noch Jens Todt, der seinen Stuhl schon ein paar Tage früher<br />

als Oral räumen musste – und heute in direkter Nachbarschaft bei<br />

unserem Lokalrivalen in gleicher Funktion seine Brötchen verdient.<br />

Mal sehen, wie lange sich der durchaus sympathische Todt<br />

auf diesem Schleudersitz hält?<br />

Die sportlichen Geschicke rund um den Wildpark werden seit<br />

Jahresbeginn vom Tandem Mirko Slomka (Trainer) und Oliver<br />

Kreuzer (Sportdirektor) geleitet – auch diese beiden sind in unserer<br />

Heimatstadt ja wahrlich keine Unbekannten. Beide durften<br />

sich im Mai 2014 beim HSV zunächst als Retter feiern lassen, ehe<br />

sie wenig später mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt wurden.<br />

Slomka wirkte auf den allmächtigen Investor Klaus-Michael<br />

Kühne von Anfang an „gequält und weinerlich“, Kreuzer wurde<br />

von ihm als „Drittligamanager“ verunglimpft. Augen auf bei der<br />

Vereinswahl, werte Herren!<br />

Das gilt in erster Linie für Herrn Kreuzer, der sich danach ja<br />

tatsächlich auch noch als Sportchef des TSV 1860 München ausprobierte<br />

– und dort am notorisch unberechenbaren Geldgeber<br />

Hasan Ismaik scheiterte – Kreuzer dürfte froh sein, wieder im<br />

beschaulichen Karlsruhe zu sein, wo seine große Spielerkarriere<br />

einst seinen Anfang nahm, und er zuvor bereits erfolgreich als<br />

Manager tätig war.<br />

Gleich im ersten Rückrundenspiel gab es unter der neuen Führung<br />

ein berauschendes 3:2 gegen Arminia Bielefeld – aber danach<br />

gab es nur noch wenig Grund zum Jubeln: 1:1 in Bochum,<br />

1:2 bei den Münchner Löwen und zuletzt 1:2 gegen Union Berlin.<br />

3 Spiele ohne Sieg, Anfangseuphorie um den neuen Trainer längst<br />

verflogen und vor dem Gastspiel am Millerntor ist der KSC mindestens<br />

genauso sehr unter Druck wie wir.<br />

Und unsere Jungs? Ganz ehrlich, nach der schwachen Hinrunden-Ausbeute<br />

mit 11 Punkten und dem trostlosen Rückrundenstart<br />

gegen einen schwachen VfB Stuttgart (0:1), fehlte mir<br />

doch ein wenig die Phantasie, um noch an den Klassenerhalt zu<br />

glauben. Nach den starken Auftritten in Braunschweig (2:1) und<br />

gegen Dresden (2:0) kehrte dieser Glaube allerdings in Überschallgeschwindigkeit<br />

<strong>zur</strong>ück – und ich weigere mich auch nach<br />

dem bitteren „Tollschock“ in der Nachspielzeit auf der Alm, diesen<br />

Glauben wieder zu verlieren. Warum auch? Das total verunsicherte<br />

Häuflein Elend aus der Hinrunde präsentiert sich<br />

wieder als eine lauf-, kampf- und spielstarke Einheit – das Trainerteam<br />

um unseren Cheftrainer Ewald (kurz: „Chewald“) hat<br />

in er Winterpause ganze Arbeit geleistet. In der Defensive stehen<br />

wir kompakt und machen kaum noch nennenswerte Fehler, das<br />

Umschaltspiel funktioniert sehr viel besser und die Anzahl der<br />

echten Torchancen nimmt deutlich zu. Es klappt natürlich noch<br />

nicht alles. Oft fehlt es am letzten Pass, in anderen Situationen<br />

fehlt uns die Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor. Natürlich<br />

hätte Cenk Sahin in Bielefeld den Sack zumachen können<br />

(müssen), natürlich hätte ich mir von ihm hier und da gewünscht,<br />

dass er den Pass spielt und nicht dribbelt. Aber er ist halt so, wie<br />

er ist. Ein Freund von mir formulierte es neulich so: „Der treibt<br />

mich wirklich in den Wahnsinn, trotzdem bin ich froh, dass wir<br />

ihn haben“ - das unterschreibe ich sofort!<br />

Während Rückkehrer Lenny Thy wohl noch etwas Zeit braucht,<br />

ehe er wieder der Spieler ist, den wir im Mai letzten Jahres nach<br />

Bremen ziehen lassen mussten, haben die anderen beiden Winter-Transfers<br />

schon eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie<br />

echte Verstärkungen sind: Johannes Flum ist genau der Souverän<br />

auf der Sechs, den wir nach den Abgängen von Ratsche und Alushi<br />

in der Hinrunde so sehr vermisst haben, Mats Möller Daehli<br />

war in Braunschweig bis zu seinem Crash mit Patrick Schönfeld<br />

Angriff lief über den kleinen, schmächtigen und technisch-versierten<br />

„Raumdeuter“. Ich würde mich freuen, ihn gegen den KSC<br />

wieder auf dem Platz sehen zu dürfen, auch wenn seine Vertreter<br />

Choi und Buchtmann in den letzten beiden Spielen jeweils getroffen<br />

haben.<br />

Heute steht für unsere Helden gegen den punktgleichen Karlsruher<br />

SC also das nächste Duell gegen einen direkten Konkurrenten<br />

im Abstiegskampf auf dem Programm – und ich hoffe, dass ich<br />

mich irgendwann mit großer Freude an diese Partie <strong>zur</strong>ück erinnern<br />

darf.<br />

Auf halluzinogene Drogen werde ich im Stadion definitiv verzichten.<br />

Meine Nervosität werde ich versuchen mit Kippen, Kaffee<br />

und Nägelkauen zu bekämpfen. Und am Ende hoffe ich, dass ich<br />

mindestens einmal mehr zu „Song 2“ von Blur feiern darf, als laut<br />

„Scheiße!“ zu schreien…<br />

Tipp: Die Stimmung am Millerntor wird ähnlich genial wie gegen<br />

Dresden, Aziz Bouhaddouz (es war nicht die allerbeste Idee, die<br />

Ewald je hatte, als er Aziz in Bielefeld vom Platz holte, denn es<br />

war das Ende aller Gegenangriffe, weil keiner mehr vorne war, der<br />

mal einen Ball behaupten konnte!) und Cenk Sahin schießen für<br />

uns einen 2:1-Sieg heraus und wir klettern das erste Mal seit einer<br />

gefühlten Ewigkeit (5 Monate!) über den Strich!<br />

Tschüß,<br />

Euer Käpt’n Braunbär<br />

P.S. „Don‘t mention the war!“ (Basil Fawlty)<br />

P.P.S. „Karlsruh‘, Karlsruh‘, wir küssen euch zu“ (#fairgesänge)<br />

// Foto A.Gramelsbacher<br />

28 für mich der beste Spieler auf dem Platz. Nahezu jeder gefährliche<br />

29


Während in Villariba noch gefeiert wird,<br />

wird in Villabajo bereits abgeschoben...<br />

Dienstagabend, 29.11.2016, Barcelona, día cuatro. Die Coaching<br />

Crew des FC Lampedusa St. Pauli hat die Trainingsjacke gegen<br />

das kleine Schwarze getauscht. Eine halbe Stunde später sitzt<br />

auch die Frisur. Das Make-up bringt etwas Glanz in unsere leicht<br />

übermüdeten Augen.<br />

Eine monatelange Planung liegt hinter uns, hunderte von<br />

E-Mails mit den Veranstaltern des City to City Barcelona FAD<br />

Award 2016, der Ausländerbehörde. Jede Menge Papierkram war<br />

nötig, um schließlich 11 Spielern diese Reise zu ermöglichen. Die<br />

letzten beiden Tage vor dem Abflug waren von Verhandlungen<br />

mit der Airline, die uns noch im letzten Moment einen Strich<br />

durch die Rechnung machen wollte, geprägt. In großartiger<br />

Teamarbeit mit den Gastgebern, der Stadt Barcelona und dem<br />

FC Barcelona, bestätigte die Holding der Airline 15 Stunden vor<br />

Abflug dann doch noch, dass der FC Lampedusa St. Pauli mit<br />

allen gebuchten Spielern reisen darf.<br />

Auf die Idee, dass eine Airline die Reisedokumente der Bundesrepublik<br />

Deutschland anzweifeln könnte, war nun wirklich<br />

niemand von uns gekommen. Man lernt nie aus. Zwei der jungen<br />

Spieler, die wir gerne mit nach Barcelona genommen hätten,<br />

wurden noch während der Beantragung gezwungen, innerhalb<br />

einer Woche das Land zu verlassen. Das war schon schlimm genug!<br />

Die Spieler machen sich ebenfalls frisch und wir sind sehr gespannt,<br />

wer heute Abend das „Hemd des Tages“ wird, eine der<br />

Lieblings-Competitions beim FC Lampedusa St. Pauli.<br />

In fünf Minuten sollen wir von unseren großartigen Gastgebern<br />

an der Rezeption des Hostels abgeholt und <strong>zur</strong> Preisverleihung<br />

des City to City Barcelona FAD Award 2016 gebracht werden,<br />

dem eigentlichen Anlass für diese Reise.<br />

„Bing bing“ – eine WhatsApp flattert in das Zimmer der Coaching<br />

Crew. Einer unserer FCLSP-Spieler, der am Vormittag<br />

einen Termin in der Ausländerbehörde hatte. Wir hatten den<br />

ganzen Tag nichts von ihm gehört, und machten uns schon Sorgen,<br />

dass er bestimmt auch innerhalb von einer Woche das Land<br />

verlassen muss und jetzt vor lauter Kummer alle Endgeräte ausgemacht<br />

hat.<br />

Schon der erste Satz im Sperrbildschirm bringt uns <strong>zur</strong>ück auf<br />

den Boden der Tatsachen.<br />

„...it‘s not a good situation, I‘m in a closed camp right now near<br />

the airport. I have to stay here till 2/12 and then they will deport<br />

me...“<br />

Jetzt bloß nicht in Tränen ausbrechen und Ruhe bewahren. Für<br />

eine zweite Schminksession ist definitiv keine Zeit mehr.<br />

Warum gerade jetzt, wenn wir in Barcelona sind? Warum nicht<br />

noch eine Verlängerung? Er musste doch sowieso jeden Montag<br />

<strong>zur</strong> Ausländerbehörde, um seine Duldung für eine weitere Woche<br />

verlängern zu lassen. Warum soll sich der FC Lampedusa St.<br />

Pauli nicht verabschieden dürfen?<br />

Warum wird der neue „Abschiebegewahrsam“ der Hansestadt<br />

Hamburg mit unserem Mittelfeldspieler aufgefüllt, während wir<br />

gerade im internationalen Rampenlicht stehen und einen Preis<br />

bekommen für hervorragende Projektarbeit? Warum wird ausgerechnet<br />

an einem Heimspieltag des FC St. Pauli abgeschoben?<br />

Und warum bitte wird unser Habibi als fünfter Mensch überhaupt<br />

in dieser neuen Hafteinrichtung weggeschlossen?<br />

Und dann auch noch ALLEINE mit 20 24/7-Angestellten der<br />

Ausländerbehörde und einem Sicherheitsdienst, während wir in<br />

Barcelona seit vier Tagen auf Händen getragen werden, weil wir<br />

unter die letzten drei von insgesamt 100 eingereichten Projekten<br />

des City to City Barcelona FAD Award 2016 gekommen sind?<br />

Was stimmt denn eigentlich mit unserer Welt nicht? Wenigstens<br />

lässt uns dieses Kopfkino, was jede von uns sicherlich in<br />

unterschiedlichsten Nuancen abspult, nicht im Tränenmeer versinken.<br />

Man wächst mit seinen Aufgaben, wie es gemeinhin so<br />

heißt. Gemein!<br />

Natürlich war uns allen bewusst, dass dieser Schmerz mit zu unserem<br />

Projekt gehört, und dennoch zeigt die Behörde für Inneres<br />

und Sport der Hansestadt Hamburg immer wieder neue Schattierungen<br />

ihrer fiesen Fratze. Umso willkürlicher die Abschiebungen<br />

angesetzt werden, desto dreister werden die Methoden.<br />

Doch Jammern hat noch nie jemandem geholfen.<br />

Nur HELFEN wollen wir schon gar nicht und integrieren können<br />

WIR nur in Strukturen, die das zulassen. Allein die Tatsache,<br />

dass die Behörde für Inneres und Sport EINE Behörde ist,<br />

spricht für sich. Vielleicht wurde deswegen unserem Habibi wenigstens<br />

im Erstaufnahme-Container-Lager ein Bett in einem<br />

Zimmer mit Aussicht auf das Trainingsgelände des FC St. Pauli<br />

gegeben? Zynismus bringt uns eben manchmal zum Lachen,<br />

wenn sonst nichts mehr hilft.<br />

Wir tun, was man in dieser Situation tun muss. Ruhe bewahren!<br />

Ein kurzes Telefonat mit dem Anwalt und der Verlobten unseres<br />

Mittelfeld-Habibis und dann müssen wir auch schon los.<br />

Das Team merkt, dass etwas nicht stimmt, manche fragen,<br />

manche nicht. Wir wollen den mitgereisten Spielern nicht ihren<br />

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einzigen und ersten Urlaub ihres Lebens vermiesen, die Ängste<br />

und Sorgen, die sie in Hamburg <strong>zur</strong>ück gelassen haben, kommen<br />

früh genug <strong>zur</strong>ück. Sie sollen Spaß haben und für ein paar Tage<br />

ihre Probleme vergessen.<br />

Die Absurdität kommt so langsam in unseren Köpfen an. Man<br />

gewinnt einen Preis für ein Projekt, für das man seit drei Jahren<br />

alles gibt, international bekannt ist, und wird dann so brutal<br />

wieder in die grausame Realität <strong>zur</strong>ückgeholt. Drei Tage hatten<br />

wir hier so viel Spaß, so tolle Menschen um uns, haben großartige<br />

Gespräche geführt und stets die sehr interessierte Presse an<br />

der Hacke.<br />

Und Hamburg? Sperrt einen unserer Spieler alleine ins Gefängnis,<br />

was sie nicht mal so nennen wollen und eklige Begriffe wie<br />

„Ausreise-Gewahrsam“ dafür erfinden? Und auch noch genau<br />

dann, wenn wir gerade nicht in der Stadt sind? Unser Habibi!<br />

Nun ist er die Nummer 5 im neuen Abschiebeknast am Hamburger<br />

Flughafen.<br />

Immer wieder dreht sich die gleiche Schleife in unseren Köpfen.<br />

Vor dem Rathaus Barcelonas ist alles weihnachtlich geschmückt.<br />

Der Timetable ist eng. Weder für eine Entspannungszigarette<br />

noch für einen erneuten Make-up-Check bleibt Zeit. Die wasserfeste<br />

Mascara hält einzelnen Kullertränen zum Glück tapfer<br />

stand. Im Vorzimmer der Bürgermeisterin Ada Colau treffen<br />

sich alle Gewinner*innen und Preisverleiher*innen. Alle stürzen<br />

sich auf uns. „Was für ein tolles Projekt“, „So schön, dass ihr da<br />

seid“.<br />

Eigentlich würden wir uns jetzt bedanken und freuen. Nach<br />

Feiern ist uns irgendwie nicht wirklich zumute. Wir versuchen,<br />

uns nichts anmerken zu lassen. Doch warum sollen wir unsere<br />

aktuelle Situation für uns behalten? Der Vizepräsident der FC<br />

Barcelona Foundation, Jordi Cardoner, ist der erste der sich der<br />

Realität stellen muss. Alle schütteln den Kopf, sind sprachlos. Es<br />

soll auch den gesamten Abend so bleiben.<br />

Und schon geht die Tür auf und Ada Colau betritt den Raum,<br />

kurze Begrüßung und los geht‘s. Wir versuchen uns auf unsere<br />

Rede zu konzentrieren, noch mal alles Wort für Wort durchzugehen.<br />

Unsere Dankbarkeit für den Preis, für diese Einladung<br />

soll schließlich gebührend transportiert werden. Eine von uns<br />

wird zwei Minuten Catalan sprechen, die Zweite wird dann die<br />

Rede auf Englisch fortsetzen. Beschäftigungstherapie in der aktuellen<br />

Situation.<br />

Schließlich managen wir alles souverän, das anschließende Shakehands<br />

und der Foto- und Pressemarathon tun gut, zeigt das<br />

doch, dass wir anscheinend irgendwas richtig machen.<br />

Auf jeden Fall schaffen wir Bilder und das werden wir auch weiterhin<br />

tun.<br />

„Wenn Ihr was braucht, meldet Euch“, ist einer der zentralen<br />

Sätze des Abends, ganz gleich, mit wem wir reden.<br />

Das tut richtig gut, das macht einem warm ums Herz und füllt<br />

unseren Akku für die nächsten Monate. Und den werden wir in<br />

Hamburg ganz sicher zu 100 Prozent geladen brauchen.<br />

„Wir würden gerne Eure Bürgermeisterin Ada Colau klonen<br />

und sie mit nach Hamburg nehmen“, antworten wir.<br />

Wenn es am schlimmsten ist, sind wir meistens am witzigsten,<br />

da wir wissen, dass wir es ernst meinen.<br />

Und jetzt gehen wir mal vor die Tür, eine Zigarette rauchen und<br />

im Knast anrufen, der ja angeblich kein Knast ist, drum gibt es<br />

wenigstens free Wi-Fi!<br />

Gastartikel und Teil 1 einer Trilogie vom<br />

FC Lampedusa St. Pauli<br />

SUPPORT YOUR LOCAL<br />

MUSEUM !<br />

Those were the days: Dienstag, 25. September 2012. FC St.<br />

Pauli vs. VfR Aalen. Ein Zweitliga-Spiel, wie es grauer kaum<br />

sein könnte, und der Himmel passt dazu. Trotzdem liegt<br />

Spannung in der Luft: „Museum statt Goliathwache“. Mit<br />

der Rückkehr des Jolly Rouge und der vermutlich weltersten<br />

Ganzstadion-Choreo für eine gemeinnützige Bildungseinrichtung<br />

schreiben die Supporter des „Magischen FC“ einmal mehr<br />

Fankulturgeschichte.<br />

Heute ist längst klar: Jede Pappe und jeder Flyer, jedes Transparent<br />

und jede Fahne, jeder Blopgpost, jeder Sprechchor,<br />

jede E-Mail und jede Aktion (längst nicht nur an diesem 25.<br />

September) – sie alle haben sich gelohnt. Längst ist die Fläche<br />

im Norden der Gegengerade für den Verein gesichert, längst ist<br />

1910 – Museum für den FC St. Pauli e.V. Mieter, und längst hat<br />

der Ausbau begonnen.<br />

ENDLICH FUSSBODENHEIZUNG IM STADION<br />

In den letzten Wochen hat das FC St. Pauli-Museum dabei<br />

große Fortschritte gemacht: „Voran St. Pauli“ heißt es auf der<br />

Südtribüne, „Voran Museum“ in der zukünftigen Ausstellungsfläche<br />

in der Gegengerade. Wer, wie viele Mitglieder und Aktive<br />

von 1910 – Museum für den FC St. Pauli e.V., die Gelegenheit<br />

nutzte, um in den letzten Wochen hineinzuschauen oder auch<br />

mitzuhelfen, konnte sich zum Beispiel über ein angenehmes,<br />

aber auch irritierendes Gefühl freuen: Warme Füße am Millerntor<br />

– mitten im Winter.<br />

Der Grund: Die neue Fußbodenheizung muss <strong>zur</strong>zeit auf voller<br />

Kraft laufen, damit etwaige Probleme schon in der Bauphase<br />

auffallen. Wobei an dieser Stelle festzuhalten ist, dass die Fußbodenheizung<br />

nicht auf ein gesteigertes Komfortbedürfnis der<br />

„Museums-Hoschis“ <strong>zur</strong>ückgeht, sondern schlicht damit zu tun<br />

hat, dass jede andere Lösung zu viel Platz und Flexibilität für<br />

die Flächennutzung gekostet hätte.<br />

VIEL GLAS UND EIN TRESEN FÜRS FOYER<br />

Neben dem fertig verlegten Fußboden samt Heizung und diversen<br />

Kabeln ist die auch nach außen sichtbare neue Glasfront<br />

des zukünftigen Museums-Foyers einer der vielen geschafften<br />

Schritte auf dem Weg zu einem „Museum wie es die Welt noch<br />

nicht gesehen hat“. Sogar der Tresen im Foyer (wie so vieles im<br />

FCSP-Museum gebaut von der Hamburger bontempo-Gruppe)<br />

nimmt Formen an, und ein Büro mit Glasfenstern nach außen<br />

und zum Foyerbereich macht vorstellbar, wie in Zukunft hier<br />

auch „hinter den Kulissen“ gearbeitet werden kann.<br />

Wann das Foyer feierlich eröffnet wird? Noch steht kein<br />

Termin fest, doch eins ist sicher: Schon 2017 werden die ersten<br />

(zunächst noch temporären) Veranstaltungen auf der Fläche<br />

stattfinden, wie etwa die geplante Ausstellung über den FC St.<br />

Pauli im „Dritten Reich“.<br />

MINIATUR-MILLERNTOR: ODDSET-POKAL UND 230 NEUE<br />

FIGUREN<br />

Parallel hat sich auch in der „Zweigstelle Rindermarkthalle“<br />

einiges getan, wo bekanntlich seit Ende letzten Jahres das Miniatur-Millerntor<br />

der Stadionmodellbauer Holger und Veronika<br />

Tribian ausgestellt wird (wer es noch nicht gesehen hat: hin da,<br />

der Eintritt ist frei!). Unter anderem bekam die Vitrine, die das<br />

Modell schützt, neue, größere Scheiben verpasst – und als besonderes<br />

Highlight wird jetzt auch der legendäre Oddset-Pokal<br />

dort ausgestellt („Nie was gewonnen? Von wegen!“).<br />

Inzwischen sind rund 1800 Figuren im Modell vertreten, die<br />

magische „1910“ ist also nicht mehr weit entfernt. Wer auch<br />

dort „einziehen“ möchte: Gutscheine gibt es bei FinoVino in der<br />

Rindermarkthalle, bei jedem Heimspiel am 1910-Container vor<br />

der „Süd“ und auch online unter: www.miniatur-millerntor.de<br />

VIEL GESCHAFFT – VIEL VOR<br />

Eins bleibt bei allen Fortschritten aber entscheidend wichtig:<br />

Auch jetzt ist das FC St. Pauli-Museum kein Selbstgänger. Nach<br />

wie vor gilt: Support your local museum! Durch Zeit, Geld,<br />

Erwerb von Museums-Merchandise oder Gutscheinen für Stadionführungen<br />

(am 1910-Container oder unter shop.1910-museum.de),<br />

durch Kauf des FC St. Pauli Albums (empfohlen vom<br />

Übersteiger!) oder natürlich durch eine Mitgliedschaft, die es<br />

schon für 2 Euro im Monat gibt und die uns enorm weiterhilft.<br />

www.1910-museum.de // Christoph und Sönke<br />

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Moin moin, liebe Übersteigerleser*innen !<br />

Herzlich willkommen zu den ersten Fanladennews des neuen Jahres.<br />

Los geht´s…<br />

Die neue Feindseligkeit<br />

Am 27. Januar fanden sich auf Einladung des Fanladens wieder<br />

gut 150 Personen am Denkmal der verfolgten Vereinsmitglieder<br />

auf dem Harald-Stender-Platz ein, um den Opfern des<br />

Holocausts mit einer Kranzniederlegung und einer Schweigeminute<br />

zu gedenken. Anschließend gingen alle gemeinsam in<br />

die Fanräume, wo Jörn Kreuzer vom Institut für die Geschichte<br />

der deutschen Juden einen sehr informativen Vortrag zum<br />

Thema „Deportation der jüdischen Bevölkerung Hamburgs<br />

ab 1941“ vorbereitet hatte. Jörn beschloss den Vortrag mit den<br />

Worten „Wegschauen und mitmachen darf nie wieder Option<br />

sein!“ Anschließend gab Michael Pahl vom Museum 1910 e.V.<br />

noch einen Ausblick auf die Ausstellung „Der FC St. Pauli im<br />

Dritten Reich“, welche im Frühjahr eröffnet werden soll. Dank<br />

geht an Jörn und Michael, sowie wieder einmal an Stefan<br />

Groenveld für die tollen Fotos, an die AFM und Fanräume e.V.<br />

sowie das Präsidium des FC St. Pauli für die Unterstützung.<br />

Am 4. Februar wurde in der Alsterdorfer Sporthalle der 25.<br />

Millerntorcup – das Hallenturnier der eingetragenen Fanclubs<br />

des FC St. Pauli ausgetragen. Wie immer eine Runde Veranstaltung,<br />

vielen Dank an alle Teilnehmer*innen. Besondere<br />

Glückwünsche gehen an die Teams von Bright Side (Fairplaypokal<br />

für eine denkwürdige „Schnick-schnack-schnuck-Aktion“)<br />

und Britt‘s Eleven (Sieger*innen Spaßgruppe UND Pokal<br />

für den besten Gesamtauftritt – vermutlich jüngstes Team,<br />

mit einigen sehr sehenswerten Toren, inkl. Fallrückzieher!).<br />

Den Pokal für den Turniersieg überreichte Tom Happe dem<br />

Non-League-Team vom FC Hamburger Berg, welche einen<br />

Startplatz für Ihr großartiges Engagement für geflüchtete<br />

Menschen erhalten hatten. Wir gratulieren!<br />

Am 23. März wird es einen antifaschistischen Viertel-Rundgang<br />

unter dem Motto „Auf jüdischen Spuren durch Eimsbüttel“<br />

geben. Organisiert wird die Veranstaltung von der<br />

Geschichtswerkstatt Eimsbüttel, der HSV-Fanbetreuung, dem<br />

HSV-Fanprojekt sowie dem Fanladen St. Pauli. Treffpunkt ist<br />

am 23.03. um 18:30 Uhr an der U-Bahn Schlump.<br />

Auf vielfachen Wunsch wieder da: Wunderschöne Kapuzenpullis<br />

im Black-Flag-Style. Für schlanke 40,- Euro erhältlich<br />

im Fanladen.<br />

Die nächsten Auswärtsspiele<br />

Am Samstag, den 4. März fahren spielen wir um 13:00 Uhr bei<br />

München blau. Zu diesem Spiel bieten wir eine Bahngruppenfahrt<br />

an. Die Fahrt ist ausverkauft. Hinfahrt: 4:41 Uhr ab<br />

HH-Altona, 4:56 HBF, 5:07 Harburg. Umsteigen in Nürnberg.<br />

Ankunft in München HBF 10:39 Uhr. Rückfahrt: 17:21 Uhr ab<br />

München HBF. Ankunft in HH-Altona 23:10. Fahrpreise: 86<br />

Euro normal und 73 Euro für AFM-Mitglieder. Eintrittskarten<br />

für das Spiel sind noch bis zum 28. Februar im Fanladen<br />

erhältlich.<br />

Am Freitag, dem 31. März um 18:30 Uhr spielen wir bei Erzgebirge<br />

Aue. Zu diesem Spiel bieten wir eine Busfahrt vom<br />

Millerntor (Südkurve/Ecke Gegengerade) an. Abfahrtszeit:<br />

9:00 Uhr. Voraussichtliche Rückkehr in HH ca. 4:30 Uhr<br />

am nächsten Morgen. Fahrpreise: 40 Euro normal und 34<br />

Euro ermäßigt für AFM-Mitglieder. FANCLUBS können<br />

vom 25. Februar bis zum 12. März von ihrem Vorbestellrecht<br />

Gebrauch machen. Der freie Verkauf der Tickets sowie der<br />

Verkauf der vorbestellten Tickets beginnen am 21. März im<br />

Fanladen.<br />

Am Freitag, dem 7. April um 18:30 Uhr spielen wir in Nürnberg.<br />

Zu diesem Spiel bieten wir eine Busfahrt vom Millerntor<br />

(Südkurve/Ecke Gegengerade) an. Abfahrtszeit: 7:30 Uhr.<br />

Voraussichtliche Rückkehr in HH: ca. 5:00 Uhr am nächsten<br />

Morgen. Fahrpreise: 47 Euro normal und 40 Euro ermäßigt<br />

für AFM-Mitglieder. FANCLUBS können vom 4. März bis<br />

zum 19. März von ihrem Vorbestellrecht Gebrauch machen.<br />

Der freie Verkauf der Tickets sowie der Verkauf der vorbestellten<br />

Tickets beginnen am 28. März im Fanladen.<br />

Nutzt Euren Fanladen – er ist sehr gut. Im Ausnahmefall<br />

virtuell unter www.stpauli-fanladen.de oder facebook.com/<br />

fanladen. Aber am liebsten natürlich wie immer analog und<br />

persönlich von Dienstag bis Freitag zwischen 15:00 und 19:00<br />

Uhr sowie an den Heimspieltagen. Wir freuen uns auf Euch!<br />

Euer Fanladen-Team: Justus, Maleen, Romy, Stefan, Sven und<br />

Zoe<br />

Das kam nach dem Stuttgart-Spiel nicht überraschend: Für<br />

das Dresden Spiel weist der Verein darauf hin, dass auf der<br />

Gegengrade, der Haupttribüne und in der Südkurve keine<br />

Fanutensilien von Dynamo Dresden erlaubt sind.<br />

Irgendwie hatte sich da was angedeutet. Im Übersteiger-Blog<br />

kam es nach dem Spiel gegen Stuttgart zu einer ausführlichen<br />

Diskussion des Verhaltens einiger Stuttgarter Fans.<br />

Bemängelt wurde die Art und Weise, wie der ärgerliche<br />

Siegestreffer der Stuttgarter beim 0:1 bejubelt wurde. Es ist<br />

normal, dass bei Auseinandersetzungen im Stadion der Ablauf<br />

der Dinge nicht mehr einwandfrei zu rekonstruieren ist.<br />

Es waren ja immer die anderen. Wir haben nur reagiert!<br />

Ist ja auch eigentlich egal. Es hat ja immer mal Probleme<br />

dieser Art gegeben.<br />

Damit muss man eigentlich als Fan leben können. Ich besuche<br />

ja auch gern Auswärtsspiele des FCSP und trag da auch<br />

gern meinen Schal. Und bejubele Tore des FCSP – kommt ja<br />

selten genug vor.<br />

Wie soll ich mich denn jetzt verhalten? Im fremden Stadion<br />

die Klappe halten und so tun als wäre mir der Sieger des<br />

edlen Wettstreits egal? Gibt es da irgendwo eine schriftliche<br />

Verhaltensrichtlinie für Auswärtsspiele? Wie schaffe ich es,<br />

den entsprechenden Ultras nicht die Stimmung zu verderben?<br />

Was tue ich, wenn selbsternannte Rächer der Enterbten<br />

nächste Woche in Bielefeld mich auffordern, meine St. Pauli<br />

Nadel abzunehmen?<br />

Das sind Fragen, die ich mir als Fan nicht stellen möchte.<br />

Das soll hier auch kein Angriff auf die Entscheider in<br />

der Vereinsführung sein. Die werden schon Gründe für<br />

diese Anweisung haben. Aber eigentlich geht es hier ans<br />

Eingemachte. Ich möchte auch weiterhin meine Kumpels<br />

aus anderen Städten mit in meinen Block nehmen können.<br />

Dabei möchte ich auch keine Verhaltensregeln vermitteln<br />

müssen. Wo bleibt denn da der Spaß? Die neue Situation<br />

wird uns allen noch gewaltig schaden und die Stimmung<br />

im Stadion verschlechtern. Warum ist es nicht möglich, den<br />

Fans anderer Teams den Freiraum zuzugestehen, den wir für<br />

uns auch beanspruchen? Wenn übermotivierte Freunde des<br />

Ballsports Fans des gegnerischen Teams bedrohen, ist eine<br />

Grenze überschritten. Nach den Ereignissen von Dortmund<br />

ist es umso wichtiger, der neuen Feindlichkeit in den Stadien<br />

entgegenzutreten. Wo soll das noch hinführen? Es kann<br />

auch bei uns so kommen wie in Griechenland. Da dürfen<br />

Auswärtsfans gar nicht mehr ins Stadion.<br />

Wollen wir das?<br />

// hjp<br />

Anwaltsbüro Schulterblatt 36<br />

Britta Eder • Nina Kromm<br />

Gerrit Onken • Hendrik Schulze<br />

Alexandra Wichmann<br />

Strafrecht • Familienrecht • Mietrecht • Verkehrsrecht<br />

Verwaltungsrecht • Sozialrecht-ALG II • Arbeitsrecht<br />

Polizei- und Ordnungsrecht • Versicherungsrecht<br />

Haftpflichtversicherungsrecht • Allgemeines Zivilrecht<br />

Schulterblatt 36 • 20357 Hamburg<br />

Tel. 040 - 43 28 05 80 • Fax 040 - 43 28 05 810<br />

34 35


Till Rolli Fahrer<br />

Moin Till, was ist guter Support für dich? Auch im Bettchen<br />

die Spiele hören (Anmerkung: Till kann nicht nur nicht gehen,<br />

sondern ist auch fast blind), wenn St. Pauli spielt, auch im<br />

Krankenhaus (wo Till schon oft und über viele Monate ausharren<br />

musste). St. Pauli tragen, wo auch immer – Trikot, T-Shirt,<br />

Zimmer und auch aufm Arm. Immer da sein nach Möglichkeit.<br />

Und nicht weinen, wenn St. Pauli verliert. Ein Bier drauf trinken<br />

und abgehakt. Meckern und fluchen kann ich ja, wenn ich<br />

tot bin. Und für dich, Jenny? Hingehen, anfeuern, unterstützen<br />

– ganz egal, wie es gerade läuft bei St. Pauli und bei uns. Fragt<br />

mal Björn Weidlich (Behindertenbeauftragter von St. Pauli,<br />

Mitglied vom Fanclub “Ey; die Hunde“), der weiß auf jeden Fall<br />

mal, wie‘s geht!<br />

Infos zu Till. Jenny und Luca<br />

Wer wir sind: Moin, ich bin Till, 43 Jahre alt, Langenhorner, seit<br />

2011 in der AfM, seit 2008 wegen Krankheit auf ‚nem Rolli-Platz,<br />

inzwischen im E-Rolli mit AfM-Radio über Kopfhörer<br />

für Blinde. In der Lehre als Maurer war das für Lehrbengels<br />

Pflicht, St.-Pauli-Fan und Gewerkschafter zu sein ... oder es<br />

war zumindest besser, wenn du das warst, weil so ziemlich alle<br />

Gesellen St.-Pauli-Fans waren. Ich bin so Anfang der Neunziger<br />

zum FC St. Pauli gekommen. Bin dann immer mit ‚ner Horde<br />

Punker-Kollegen zum Spiel gegangen. Das war noch die Zeit,<br />

in der man ohne Karte zum Stadion kam und sich einfach noch<br />

eine gekauft hat, oder auch mal eine Dauerkarte durch den<br />

Zaun gereicht bekam – in der Gegengraden – wo wir immer<br />

standen, damals als ich noch stand und ging.<br />

Ich bin Jenny, Tills Frau, 44 Jahre. Zum Geburtstag hat mir Till<br />

eine Mitgliedschaft in der AfM geschenkt. Bin auch Anfang der<br />

Neunziger zu St. Pauli gekommen. Ebenfalls immer mit ‚ner<br />

Horde Punks hingegangen. Es war jedes Mal wie ein Familientreffen<br />

(aber is‘ ja heute auch nicht viel anders, man kennt<br />

sich). Ich weiß noch, dass ich gewarnt wurde, als ich das erste<br />

Mal ins Stadion ging, dass ich mein Bier besser vor dem ersten<br />

Tor austrinken sollte. Wusste erst nicht, warum ... bis es dann<br />

soweit war. Das Tor fiel und alle Becher flogen hoch … und<br />

meiner runter. Mein Bier war weg und die “Bierdusche” tränkte<br />

meine Klamotten. Damals gab es ja noch diese leichten weichen<br />

Plastikbecher. Nun ja, das war ja nicht weiter schlimm, als<br />

Punk war man Bierduschen damals ja von fast jedem Konzert<br />

gewohnt. Ich weiß auch noch, dass es in der Gegengeraden<br />

immer so voll war, dass wir manchmal froh waren, wenn<br />

den Ball und ganze Spielverläufe. Die Stimmung war immer<br />

grandios. Heute stehen wir ja doch recht ruhig bei den Rollifahrern,<br />

direkt unter der Sitztribüne der Haupt. Dort allerdings<br />

wechselnd, mal mehr <strong>zur</strong> Süd, mal fast an der Mittellinie<br />

und manchmal beim Gästeblock (was uns aber eher nicht so<br />

gefällt). Obwohl man sagen muss, dass es bei den Rollifahrern<br />

eher ein freundschaftliches Miteinander mit den Gästefans ist<br />

(hört, hört, die Gegenleserin). Beim letzten Spiel haben wir uns<br />

immer gegenseitig bemitleidet und uns danach noch ‚ne ganze<br />

Weile gut unterhalten.<br />

Unsere Tochter Luca ist 12 und seit 2015 Mitglied bei den<br />

Rabauken. Seit sie 5 Jahre alt ist, kommt sie mit ins Stadion und<br />

fühlte sich dort von Anfang an wohl. Alle sind immer super lieb<br />

zu ihr und sehr hilfsbereit. Da konnte sie auch immer schon<br />

allein zum Klo oder sich ‚ne Sprite kaufen und man musste<br />

keine Angst haben, dass sie irgendwie wegkommt. Beim „Kessel<br />

Braun Weißes“ hat sie dann auch ‚n Foto von ihrem damaligen<br />

Lieblingsspieler Rzatkowski machen können. Außerdem war<br />

sie ganz stolz, als Tschauner sie lobte, da sie mit einem Foto der<br />

beiden zu ihm ging und ein Autogramm wollte: „Guck mal,<br />

so macht man das. Man macht erst zusammen ein Foto und<br />

kommt dann später damit und lasst sich das signieren.“ Da war<br />

sie mächtig stolz. Als Einlaufkind hatte sie dann auch noch<br />

mal ein großes Glück, als sie mit Rzatkowski auflaufen durfte.<br />

Eigentlich wollte sie diese Hand ja nie wieder waschen, aber mit<br />

der Zeit kam sie dann doch davon ab.<br />

Ich weiß, warum ich hier sitze und das ist nicht fürn Arsch . . .<br />

Es ist wieder Spieltag und wir freuen uns wie immer wie Bolle<br />

aufs Spiel ... aber bei uns läuft die ganze Nummer, wie bei vielen<br />

Dingen, eben etwas anders.<br />

Wenn wir „Das Herz von St. Pauli“ singen, sind wir alle gleich<br />

und zu den „Hells Bells“ klopft unser Herz genauso wild wie bei<br />

allen anderen im Stadion, aber unser Weg dahin ist eben etwas<br />

anders.<br />

Wir stehen immer bei den „Nichtgehern“, weil man ohne Beine<br />

eben etwas schlecht gehen kann, aber zum Glück erspart man<br />

sich die Überlegung, welche Schuhe dem Herrn (Till) heute<br />

genehm wären. Gut, ich (Jenny), die Begleitung macht sich<br />

darüber ja nun doch Gedanken ... aber nur kurz, ehrlich!<br />

Aber das Ganze fängt ja nun mal bei den Tickets an. Das geht<br />

bei uns etwas anders als bei den gehenden Fans. Wir schreiben<br />

eine „Bewerbung“ ans Ticketcenter und hoffen jedes Mal, dass<br />

es klappt. Es gibt halt oft mehr Rollifahrer, die ins Stadion wollen,<br />

als es Plätze gibt. Dann das bange Warten, ob es wat wird.<br />

Wenn wir dann ‚ne E-Mail vom Ticket-Center bekommen,<br />

ist es jedes Mal wie ein „Glücksmoment“, wenn es heißt: „Du<br />

wurdest ausgelost“. Yeah!!!!!! Millerntor, wir kommen!<br />

Vor dem Spieltag überlegt der Herr dann immer schon tagelang,<br />

was er denn anziehen soll, und nervt damit täglich seine<br />

ganze Familie, inklusive Kater Oskar. Oskar ist jedoch der<br />

einzige, der es gleichmütig hinnimmt und für den gutes Braunweiß<br />

Katzenfutter mit Milchschaum wäre.<br />

Am Spieltag den Rolli gesattelt und den Herrn in die gewünschte<br />

Klamotte geprügelt. Auf <strong>zur</strong> U-Bahn. Hoffentlich ist der<br />

und während des ewig langen, lahmen Aufstiegs Richtung<br />

Bahnsteig dem wunderschönen monotonen und völlig sinnfreien<br />

Piepton lauschen.<br />

Auf dem Bahnsteig den Rolli erst einmal an der richtigen Stelle<br />

positionieren, da wo der Bahnsteig erhöht ist, sonst kommen<br />

wir nicht rein. Und jetzt bloß schön grade rein fahren, sonst<br />

rutschen die hinteren Reifen in die Lücke <strong>zur</strong> Bahnsteigkante.<br />

Der Herr nimmt es gelassen, die Begleitung gerät ins Schwitzen.<br />

Geschafft.<br />

Das Umsteigen wird noch ein Spaß. An Spieltagen fährt fast<br />

immer nur die alte U-Bahn, da muss man im Grunde ein Stück<br />

hoch hüpfen. Gestaltet sich mit ‚nem schweren E-Rolli etwas<br />

schwierig. Ganz davon abgesehen, dass die meisten Gehenden<br />

meinen, sie müssten unbedingt noch vor dem Rollifahrer in<br />

die Bahn steigen und sich dann wundern, dass sie noch aus<br />

dem Weg gehen müssen, damit der Rolli noch rein passt ... aber<br />

bitte nur ein winzig kleines Stückchen. Ich für meinen Teil<br />

hätte es manchmal gerne, wenn Till einfach mal ein paar Füße<br />

überfährt, damit sie sich für das nächste Mal merken, dass man<br />

besser mal etwas mehr Platz macht.<br />

Aber wenn St.-Pauli-Fans in der Nähe sind und es Schwierigkeiten<br />

beim Ein- oder Aussteigen gibt, dann sind wir jedes Mal<br />

froh. Der Rolli klemmt mal wieder mit den Hinterrädern in der<br />

gefürchteten Lücke und sofort ist ‚ne Horde Fans da, die das<br />

120 Kilogramm schwere Gefährt einfach in die Bahn wuppen,<br />

ohne großes Tamtam. Wunderbar! Dazu muss ich natürlich<br />

noch eine gute Freundin zitieren, welche HSV-Fan ist. Als sie<br />

mal Begleitung von meinem Mann war und Probleme in der<br />

Bahn hatte, standen auch gleich alle parat. Sie sagte: Also das<br />

war so klasse, alle haben einfach so geholfen, beim HSV hätte<br />

das sicher nicht so gut geklappt. Das macht uns natürlich stolz<br />

auf unsere Fans.<br />

Bei St. Pauli angekommen, ist dann alles unproblematisch. Reservierte<br />

Karten geholt und den Kopfhörer aus dem AFM-Container<br />

bei Thommy besorgt. Leider kann der Herr auch noch<br />

schlecht gucken ... kann so etwa bis kurz über die Nasenspitze<br />

weit sehen ... und wie gut er hören kann, darüber streiten wir<br />

noch ...<br />

Nun aber rein. Die Ordner kennen einen schon alle. Wir sind<br />

da ja nicht allzu viele im Rollibereich und einige sind eben<br />

immer da. Man kennt sich, man grüßt sich.<br />

Super ist bei den Rollifahrern die Nähe zum Spielfeld. Man<br />

kann einfach mal die Hand über die Bande reichen und den<br />

Spielern zu ‚nem guten Spiel gratulieren. Ein Autogramm<br />

bekommt man so eventuell auch mal etwas leichter - ab und an<br />

Der Herr hat mal ein schönes Foto beim Spiel der U-23 in Norderstedt<br />

mit Schnecke gemacht. Wir hatten dann später einmal<br />

im Millerntor unseren Behindertenbeauftragten Jörn gebeten,<br />

Kalla zu fragen, ob er es signieren würde. Gesagt, getan. Wir<br />

warteten auf Jörn, aber der kam nicht wieder. Stattdessen kam<br />

Schnecke selbst mit dem signierten Foto über die Bande gehüpft<br />

und ließ sich noch zu einem kleinen Klönschnack nieder.<br />

Unser Nico (gehört zu den “Gehern” im Rollibereich) macht<br />

sogar des Öfteren eine eigene Choreo. Und das ganz alleine.<br />

Wenn er dann Luftballons, Fähnchen oder ähnliches verteilt,<br />

machen alle, denen es möglich ist, immer gerne mit. Seine<br />

Freude über seine gelungene Choreo ist immer zu schön und<br />

rührt mich manchmal sogar zu Tränen (... bin aber auch nah<br />

am Wasser gebaut).<br />

Es gibt bei den Rollstuhlfahrern die unterschiedlichsten<br />

Gründe, warum sie nun gerade hier stehen/sitzen. Körperliche<br />

Einschränkungen oder geistige und da stört es denn auch eben<br />

keinen, wenn einer beim Mitfiebern sabbert. Das ist auch eine<br />

Form von Freiheit.<br />

Text + Fotos: Jenny Wolff<br />

Human photography<br />

Layout<br />

Grafik Design<br />

Jörn Manzke<br />

manzke@freigeist-design.de<br />

36 wir überhaupt mal was vom Rasen sahen ... geschweige denn Fahrstuhl nicht kaputt. Ah, super, er geht. Also rein in das Ding<br />

wird auch mal ein Trikot rüber gereicht.<br />

37


Fanzines<br />

Bücher<br />

Erwin Nummer 81<br />

Unabhängiges OFC-Fanmagazin<br />

ERWIN. Klingt zwar nicht<br />

nach dem schönsten Namen,<br />

aber dafür hat das Fanmagazin<br />

der Offenbacher Kickers<br />

einiges zu bieten. Vor 23 Jahren<br />

ging das Fanzine zum<br />

ersten Mal auf dem Biberer<br />

Berg in Umlauf. Und schnell<br />

wird klar, dass sich in der<br />

Redaktion und hinter jedem<br />

Artikel eingefleischte Fans<br />

befinden. Stadionneubau,<br />

Zwangsabstieg, Punkteabzug:<br />

Liebes- und Leidensgeschichte,<br />

die nicht nur unser<br />

Magischer FC durchlebt,<br />

sondern auch andere Vereine,<br />

mit genauso hingebungsvollen<br />

Fans im Rücken, die<br />

treu bleiben. Beim Lesen<br />

der tagebuchartigen Spielberichte<br />

der Kickers aus der<br />

Stadt südlich des Mains wird<br />

man von den emotionalen<br />

Artikeln in das Geschehen<br />

mitgerissen. Nicht nur über<br />

Spieltage wird berichtet, sondern<br />

der Fan und Leser wird<br />

auf dem Laufenden gehalten,<br />

wenn es um Entscheide<br />

über Insolvenzanträge geht.<br />

Liebe, Wut und Herzblut:<br />

ERWIN hat das alles - und<br />

für über 80 Seiten voller<br />

Fußballleidenschaft sollten<br />

gerne die 2 € bezahlt werden.<br />

Vor allem, weil die Hälfte<br />

davon (sowie auch Spenden<br />

und Trinkgelder) direkt in<br />

die Entschuldungs-Kampagne<br />

des OFC investiert werden,<br />

um weiterhin an dem<br />

Traum festhalten zu können,<br />

irgendwann mal wieder in<br />

der Profiliga zu spielen. Die<br />

Hoffnung stirbt wie immer<br />

zuletzt und zu wünschen<br />

wäre es den hingebungsvollen<br />

Fans. Also: lesen, es<br />

macht Spaß und lässt einen<br />

oft an unseren Verein denken!<br />

ERWIN, Luisenstraße 61<br />

HH, 63067 Offenbach, erwinbuero@web.de,<br />

2 € // SR<br />

Kiezkieker #94<br />

Kontakt: //kiezkieker-fanzine.net<br />

und kiezkieker@<br />

gmx.de<br />

Erfreut über die Nummer<br />

94, die ich beim Aufstieg zu<br />

den Stehplätzen in Braunschweig<br />

käuflich erwerben<br />

konnte. Und wie der Titel<br />

schon besagte …“Immer<br />

noch eine Handbreit Wasser<br />

unterm Kiel!“ So begann<br />

auch die Fahrt morgens um<br />

neun vom Bahnhof Altona,<br />

locker, freudig und mit tollen<br />

Gesprächen. Die Fahrtzeit<br />

verging im Bahn-Flug,<br />

das Spiel noch schneller<br />

und die kleinen Pieksereien<br />

der Ordnungskräfte waren<br />

auch nur eine kleine lästige<br />

Randerscheinung und<br />

schnell vergessen. „Fick dich<br />

3. Liga“ wird wieder ernst<br />

genommen und die Mannschaft<br />

spielt wieder Fussball!<br />

Erfreulich auch dieser KK<br />

mit vollen 42 Seiten und Stickern.<br />

Schön die Seiten „Du bist<br />

als St. Pauli-Fan wirklich alt<br />

geworden, wenn du…“, z. B.<br />

“Sonny Wenzel für den letzten<br />

fähigen Stürmer beim<br />

FCSP hältst“. Von Witte<br />

kommen „Die drei Fragezeichen“,<br />

eine Voranalyse und<br />

Einschätzung der Saison.<br />

Diesmal viel Fotomaterial<br />

verbaut, weil wohl einige<br />

Schreiber*innen ausgefallen<br />

sind. Aber immer schön, das<br />

Heftchen durchzublättern<br />

und viel Lob an Ben, das<br />

Heft in diesem Rhythmus<br />

rauszubringen. //hog<br />

und dann erreichten uns<br />

noch: Plastic bomb, Monkey,<br />

Fan geht vor, bash, Kapeiken<br />

Post und und und ...<br />

Alan Jewell, Bertram Job<br />

Ali – Tribut an eine Legende (1942-2016)<br />

Die Nächte mit Muhammad Ali gehörten zu den Highlights<br />

meiner Kindheit: Mein Vater weckte mich kleinen Buttje<br />

damals nachts auf, wenn das deutsche Fernsehen (bei uns zu<br />

Hause natürlich alles noch in schwarzweiß) die WM-Kämpfe<br />

von Cassius Marcellus Clay live zeigte. Und mein Dad und<br />

ich fieberten natürlich mit dem unvergleichlichen jungen<br />

Mann aus den USA mit, der durch den Ring sprang wie eine<br />

Mischung aus Gazelle und Gibbon und seine Gegner damit<br />

<strong>zur</strong> Verzweiflung brachte. Nun sind sie beide im vergangenen<br />

Jahr gestorben: Ali Anfang Juni, mein Vater drei<br />

Wochen später.<br />

Ich kickte damals zunächst ein paar Jahre auf den Grandplätzen<br />

des FC St. Pauli, doch die Auftritte von „The<br />

Greatest“ überzeugten mich, und ich startete meine kurze<br />

Box“karriere“ beim Traditionsboxverein BC Sportmann in<br />

der Seilerstraße, wo ich mit meinen Eltern seinerzeit auch<br />

wohnte und <strong>zur</strong> Schule ging. Mein Trainer damals: Olympiagoldmedaillengewinner<br />

Dieter Kottysch. Fußball war<br />

damit erst einmal passé. Leider zogen wir dann weg aus St.<br />

Pauli, und auch der aktive Faustkampf fand damit – nach<br />

dutzenden von anstrengenden Trainingseinheiten, aber nur<br />

drei Punktkämpfen und einer blutigen Nase – sein schnelles<br />

Ende. Nur die Liebe zum Boxen und insbesondere zu Ali<br />

blieb stets bestehen. Das hatte natürlich nicht nur mit den<br />

sportlichen Glanzleistungen des Kriegsdienstverweigerers zu<br />

tun, sondern auch mit dessen expliziter Haltung zu wichtigen<br />

Dingen des gesellschaftlichen Zusammenlebens.<br />

Der vorliegende Bildband (Großformat, Hardcover, durchgehend<br />

farbig) dokumentiert in eindringlicher Manier und<br />

mit bis dato teilweise noch unveröffentlichten und vielen<br />

seltenen Fotos das Leben des besten Boxers aller Zeiten, ohne<br />

dessen Vita etwa zu heroisieren oder glattzupolieren. So<br />

werden beispielsweise auch traurig machende Bilder gezeigt,<br />

die Ali in fortgeschrittenen Stadien seiner Parkinson-Erkrankung<br />

zeigen. Für kompakte und kompetente Texte in<br />

diesem Fotobuch sorgt der renommierte Boxsport-Journalist<br />

Bertram Job.<br />

Verlag Die Werkstatt,<br />

ISBN 978-3-7307-0311-2, 112 Seiten, 16,90 Euro // Ronny<br />

Elektro- und Hybridfahrzeuge<br />

38<br />

39


Bühne am Hafen 2017<br />

THE REAL<br />

MCKENZIES<br />

SPERMBIRDS<br />

44 LENINGRAD<br />

RUDE PRIDE C3I<br />

ARRESTED DENIAL FAHNENFLUCHT<br />

SKA ´N SKA BARAYAN FRO-TEE SLIPS<br />

RADICAL RADIO FCKR BRUTALE GRUPPE 5000<br />

CUICO CAPTAIN CAPGRAS TINNITUSSIS LES PÜNKS<br />

KOLLMARLIBRE<br />

5.-7. MAI 2017 Tosca<br />

ÜBERWACHUNGSMODUL RUSTY ROBBER LEGS<br />

LOVE MUSIC - HATE FASClSM!<br />

Tonträger<br />

– Going Going Going<br />

!K7 Records<br />

„Going back to my roots“ – ein<br />

formidabler Soulklassiker von<br />

Lamont Dozier aus dem Jahr<br />

1977 – stand nun zwar musikalisch<br />

nicht unbedingt Pate<br />

für das achte Studioalbum des<br />

Austro-Duos Tosca, „Going<br />

Going Going“. Doch „back to the<br />

roots“ geht es hier allemal, denn<br />

Richard Dorfmeister und Rupert<br />

Huber besinnen sich ihrer instrumentalen<br />

Wurzeln. Ohne Retro<br />

zu klingen, knüpft die über 20<br />

Jahre alte Mini-Band an Sounds<br />

an, die man schon immer irgendwie<br />

mit den Wiener Soundtüftlern<br />

in Verbindung gebracht hat:<br />

Dub, Elektro, House, Disco & Co.<br />

Das „Update“ (Huber) funktioniert<br />

heute genauso wie früher.<br />

Für mich zudem fast schon ein<br />

musikalischer Quantensprung<br />

gegenüber dem Vorgänger „Outta<br />

Here“ aus 2014. // Ronny<br />

zeitlich gab es Bandpausen, -auflö-<br />

40 41<br />

sungen, -Reunions, Nebenprojekte<br />

und Sonderkonzerte, ehe man sich<br />

entschloss, doch wieder zusammen<br />

was zu machen. Das Ergebnis ist<br />

ein in meinen Augen fulminantes<br />

Gitarrenpopalbum, das irgendwie<br />

und irgendwo zwischen Michel<br />

van Dyke und Bernd Begemann<br />

changiert. Thematisch geht es in<br />

mehreren Songs unter anderem<br />

auch um Geschlechterrollen und<br />

das Queer-Outing von Sänger Alex<br />

Tsitsigias (aka Saskia Lavaux).<br />

Anspieltipp: „Sterne“, der – neben<br />

dem Titeltrack – Schlüsselsong auf<br />

dieser wirklich sehr guten Platte. //<br />

Ronny<br />

Jeb Loy Nichols – Country<br />

Hustle<br />

City Country City<br />

Ich habe einige Zeit überlegen<br />

müssen, woher ich diese Stimme<br />

und musikalische Anmutung kenne;<br />

bis dann schnell die Erleuchtung<br />

kam: Natürlich – die genialen<br />

Fellow Travellers, die zwischen<br />

1990 und 1995 mit ein paar Alben<br />

deutlich auf sich aufmerksam<br />

gemacht hatten, standen hier Pate.<br />

Jeb Loy Nichols war (Mit-)Gründer<br />

dieser Kombo, die im Grunde die<br />

gleiche Mucke wie der Songwriter<br />

heute solo machte, nur mit ganz<br />

viel Dub-Elementen: Country,<br />

Folk, LowFi-Rap, Blues, Funk,<br />

Soul. Seit 1995 ist Nichols ohne feste<br />

Band allein unterwegs und hat<br />

seither ein knappes Dutzend Alben<br />

veröffentlicht. Das Vorliegende<br />

hat der in Wyoming geborene und<br />

lange auch in Texas, New York und<br />

London lebende Musiker auf seinem<br />

eigenen Label veröffentlicht,<br />

und es wäre sehr wünschenswert,<br />

wenn dem ewigen „Geheimtipp“<br />

mit diesem Album auch mal ein<br />

kommerzieller Erfolg gelänge. Übrigens:<br />

Die Platte erscheint erst am<br />

17. März, und am 26. April spielt<br />

der Künstler live im Hamburger<br />

Nochtspeicher! // Ronny<br />

Fermin Muguruza &<br />

Chalart58 presenten Black<br />

is Beltza ASM Sessions –<br />

Irun Lion Zion in Dub (Vol II)<br />

Kasba / Galileo MC<br />

Fermin Muguruza ist ein baskischer<br />

Musiker und hat gemeinsam<br />

mit Chalart58 befreundete<br />

Künstler aus verschiedenen Kulturen<br />

für dieses hervorragende<br />

Reggae/Ragga/Dub-Musikprojekt<br />

eingeladen, um gemeinsam ein<br />

unterhaltsames aber gleichwohl<br />

bleibendes Werk auf den Weg zu<br />

bringen. Charlart58 aka Gerard<br />

Casajús und Muguruza hatten<br />

sich während der 2003er-Tournee<br />

von Manu Chao kennengelernt,<br />

und seither haben sich die Jungs<br />

nicht aus den Augen verloren.<br />

Entstanden ist ein hochmodernes<br />

Album, das in jeder Hinsicht<br />

auch internationalen Standards<br />

absolut gerecht wird und der<br />

Beletage des Genres zuzuordnen<br />

ist. Klasse! // Ronny Fermin<br />

Muguruza ist ein baskischer<br />

Musiker und hat gemeinsam mit<br />

Chalart58 befreundete Künstler<br />

aus verschiedenen Kulturen für<br />

dieses hervorragende Reggae/<br />

Ragga/Dub-Musikprojekt<br />

eingeladen, um gemeinsam ein<br />

unterhaltsames aber gleichwohl<br />

bleibendes Werk auf den Weg zu<br />

bringen. Charlart58 aka Gerard<br />

Casajús und Muguruza hatten<br />

sich während der 2003er-Tournee<br />

von Manu Chao kennengelernt,<br />

und seither haben sich die Jungs<br />

nicht aus den Augen verloren.<br />

Entstanden ist ein hochmodernes<br />

Album, das in jeder Hinsicht<br />

auch internationalen Standards<br />

absolut gerecht wird und der<br />

Beletage des Genres zuzuordnen<br />

ist. Klasse! // Ronny<br />

A Projection – Framework<br />

Tapete Records<br />

Schon komisch, dass das Debüt<br />

„Exit“ der Stockholmer Band<br />

gänzlich an mir vorbeigegangen<br />

ist, obgleich es 2015 ebenso auf<br />

Tapete erschien wie das aktuelle<br />

zweite Werk des Schweden-Männerquintetts.<br />

Referenzen an die<br />

Musik des „New Wave“/Postpunk/Indie-Ensembles<br />

sind für<br />

mich unter anderem Joy Division,<br />

Editors, Swans, Prince Of The<br />

Blood (wer kennt die eigentlich<br />

noch?), The Cure, Sisters Of<br />

Mercy. Inhaltlich soll die Band<br />

für sich selbst sprechen: „Wir<br />

wollten, dass das Album unser<br />

Leben und unsere persönlichen<br />

Erfahrungen ungeschönt widerspiegelt.<br />

Darum ist das Ineinander<br />

von Licht und Dunkel, von<br />

Freude und Verzweiflung das bestimmende<br />

Thema.“ Alles Klar?<br />

Das Ganze gibt’s als CD, Vinyl<br />

(+CD) und als Download. Und<br />

am 25. April live im Hafenklang<br />

zu begutachten – soll sich lohnen.<br />

Anspieltipp: der Opener „Hands“.<br />

// Ronny<br />

Seydu – Sadaka (The Gift)<br />

Fol Música / Galileo MC<br />

Der in den 1980er Jahren aus<br />

Sierra Leones Hauptstadt Freetown<br />

über Nigeria und London,<br />

wo er jeweils einige Zeit lebte,<br />

nach Spanien geflüchtete Künstler<br />

hat bereits zusammen mit Fela<br />

Kuti, Yousso N’Dour und Cesaria<br />

Evora musiziert und gilt als einer<br />

der besten Percussionisten seiner<br />

neuen Heimat. Das dritte Album<br />

arbeitet mit dem vonehmlich<br />

in Liberia und Sierra Leone<br />

bekannten Afro-Musikstil „Palm<br />

Wine Music“, auch als Maringa<br />

bekannt. Von Seydu verpoppt<br />

ist dabei ein sehr melodisches<br />

Album entstanden, wo auch Jazz<br />

und Reggae ihre Rolle spielen.<br />

Lyrisch entscheidet sich Seydu<br />

nicht zwischen persönlich und<br />

politisch, sondern lässt beide Seiten<br />

zu ihrem Recht kommen – im<br />

Schrottgrenze – Glitzer Auf<br />

Beton<br />

Tapete Records<br />

Deutschsprachigen Indierock vom<br />

Feinsten kredenzt das in Peine<br />

gegründete und Anfang der 2000er<br />

Jahre nach Hamburg umgesiedelte<br />

Quartett auch auf seinem siebten<br />

veröffentlichten Album – das<br />

mutmaßlich musikalisch poppigste<br />

Werk seit dem Debüt 1995. Zehn<br />

Jahre sind vergangen, seit Vorgänger<br />

„Schrottism“ die Ohren der<br />

Hörer*innen erreichte – zwischen-


Tonträger<br />

Idealfall in einem Song vereint.<br />

// Ronny<br />

Cairobi – Cairobi<br />

Week Of Wonders<br />

Uff, was für eine schrill-bunte<br />

und vielschichtige Mischung an<br />

Musikgenres, die hier auf dem<br />

Full-length-Debüt von Cairobi,<br />

die früher Vadoinmessici hießen,<br />

zu hören ist: Psychedelic, Krautrock,<br />

Latino-Folk, Tropica, Indieund<br />

Afro-Pop, Jazz et al. Nicht zu<br />

Unrecht hat mein Lieblings-Radiosender<br />

Byte.FM (leider nur<br />

über Internet bzw. Internetradio<br />

zu empfangen) aus dem<br />

Heiligengeistfeld-Hochbunker<br />

dieses Album um Mastermind<br />

Giorgio Poti zu Jahresbeginn<br />

zum „Album der Woche“ erklärt.<br />

Das italienisch-französisch-mexikanische<br />

Quartett, beheimatet<br />

in London, Berlin und Rom,<br />

experimentiert freudig mit zeitgenössischer<br />

Synthie-Popmusik,<br />

ohne dabei ein austauschbares<br />

Sammelsurium von Stilen entstehen<br />

zu lassen. Hübsch! // Ronny<br />

Jim James „Eternally Even“<br />

Capitol<br />

Eine Platte mit einem bösen<br />

Clown auf dem Cover kann man<br />

auch ablehnen. Böse Clowns<br />

haben so viele Menschen verschreckt<br />

und die amerikanischen<br />

Wahlen so manipuliert, dass einer<br />

der ihren nun dieses seltsame<br />

Land führt. Jim James sieht nicht<br />

wie ein Clown aus. Hauptberuflich<br />

ist er bei MY MORNING<br />

Gitarrengott und schreibt die<br />

meisten Songs.<br />

Warum macht er dann eine<br />

Soloplatte? Auf ETERNALLY<br />

EVEN glänzt er nicht durch<br />

Gitarrensoli, es dominieren<br />

knarzige Orgeln und symphonische<br />

Arrangements. Live auf der<br />

Bühne markiert er den verrückten<br />

Prediger: Lange Haare, langer<br />

Bart, Hemd mit Westernschleife<br />

und hässlicher Anzug. Dazu<br />

bewegt er sich befremdlich, so<br />

eine Art Hippie-Tanz, wie er<br />

in meiner Jugend sehr oft von<br />

blumenberockten Studentinnen<br />

praktiziert wurde. Im Plattenladen<br />

(gibt es noch welche?)<br />

wird diese Art Musik unter<br />

„psychedelisch“ abgelegt. Die<br />

Songtexte befassen sich mit dem<br />

American way of life und wirken<br />

sehr resignativ. Für vernünftige<br />

Leute gibt es im Moment auch<br />

nix zu lachen! Der Song „Same<br />

Old Lie“ wird von bezauberndem<br />

Backgroundgesang veredelt<br />

und behandelt die Stimmung in<br />

Amerika vor den Wahlen. Jim<br />

James hat auch einen Song nur<br />

für die Gegengerade geschrieben,<br />

der heißt „ We ain‘t getting any<br />

younger“. Der geht ab wie Bolle.<br />

Da rockt das Altersheim!<br />

hjp/02.02.2017<br />

Channel Rats – Worst Days<br />

Channel Rats Records<br />

Von unweit des Millerntors kommen<br />

diese gut 25 Minuten Musik<br />

für auffe Ohren. Die Channel<br />

Rats existierten bereits von 1982<br />

bis 1988 (mit einem ersten Proberaum<br />

im Keller eines Seniorentreffs)<br />

und fanden vor gerade mal<br />

fünf Jahren „aus Spaß“ zwecks<br />

Teilnahme an einem Festival in<br />

der Hafenstraße wieder zusammen.<br />

Seitdem spielen die fünf<br />

Unterwelthausener Nager regelmäßig<br />

auf Hamburgs Bühnen<br />

kleinerer und mittlerer Größe<br />

zum Pogen auf. „Worst Days“<br />

Eigenregie produzierter und im<br />

Eigenvertrieb herausgebrachter<br />

Tonträger und bietet reifen, gut<br />

abgehangenen, aber im Herzen<br />

trotzdem wild gebliebenen,<br />

eingängigen Old-School-Punkrock<br />

mit kettensägenartigem<br />

Lead- und gefälligem Background-Gesang,<br />

bei dem auch live<br />

– ob nun im Wohnzimmer, in<br />

Keller-Kaschemmen auf St. Pauli<br />

oder anderswo in Stadionnähe –<br />

keine Füße still bleiben dürften.<br />

Anhörenswert sind insbesondere<br />

das Titelstück, das bereits auf<br />

dem „Waterkant-Hits“-Sampler<br />

von 1983 enthaltene „Night On<br />

The Graveyeard“, „Leave The<br />

Lights On“ und der Schmunzler<br />

„Mickey Maus“. //MacKozie<br />

One Step Ahead – Hinter<br />

Fassaden<br />

Riot Bike Records/ Antifaschistische<br />

Aktion<br />

One Step Ahead existieren schon<br />

seit 2010, wird höchste Zeit für<br />

ihre erste Veröffentlichung.<br />

So verging seit der Verkündung<br />

2015, eine erste Scheibe<br />

produzieren zu wollen, bis <strong>zur</strong><br />

Veröffentlichung im Januar 2017<br />

reichlich Zeit. Aber es hat sich<br />

wirklich gelohnt. Gesehen habe<br />

ich die Band zum ersten Mal im<br />

Gängeviertel, ich glaube 2015?<br />

Und dort spielten sie wieder am<br />

24. Februar 2017 im Rahmen<br />

ihrer Album Release Tour. Die<br />

Antifaschistische Aktion, die auf<br />

dem Plattencover prangt, wird<br />

auf Vinyl und Live voll umgesetzt.<br />

Den Rest des Covers kann<br />

ich leider nicht richtig deuten.<br />

Auf Nachfrage bei Riot Bike wurde<br />

ich an die Band verwiesen, lass<br />

ich mal offen … Da ich bei LPs<br />

immer mit der B-Seite anfange,<br />

habe ich gleich den Titel der LP<br />

als Song in den Ohren - „Hinter<br />

Fassaden“ wird in die Bürgerstuben<br />

geschaut. Herrlich schneller<br />

Punk mit Texten wie „Anhänger<br />

und Patrioten kein Fussbreit für<br />

Nazi Idioten“. In „Desprecio“ die<br />

aus dem Spanischen übersetzte<br />

Textzeile „keine Aktion ohne<br />

Reaktion“. Es geht gegen sexuelle<br />

Diskriminierung und Macho-Gehabe<br />

in den Songs „Straight white<br />

male“ und „Importprodukt“. Die<br />

Songs sind rau, hart und real. Die<br />

Hardcore-Punk-Songs rütteln<br />

uns auf. Es ist nicht zu spät,<br />

steh auf und tu was und das mit<br />

voller Überzeugung und ganzem<br />

Herzen, wollen uns Gunnar (was<br />

für Drums!! + Vocal) und Robert<br />

(Gitarre + Vocal) mit Verstärkung<br />

von Jan und Peter zusingen,<br />

zuschreien und wachrütteln. Und<br />

das passt, wie Nazi in der Tonne.<br />

11 Stücke und auch in Englisch<br />

wird gesungen, „Superlative<br />

Conspiracy“ will die neue Weltordnung<br />

einfordern. Live und auf<br />

Vinyl (nur 500er Auflage, also<br />

jetzt kaufen), unbedingtes Muss.<br />

Die Tour geht weiter, besonders<br />

im Osten, da die Band aus<br />

Limbach-Oberfrohna kommt:<br />

10.03. Halle, 11.03. Aachen, 17.03.<br />

Straussberg, 18.03. Dessau usw.<br />

//facebook.com/ONExSTEPxA-<br />

HEAD /hog<br />

Notjemeinschaft Peter Pan/<br />

Zujezogen 03 -<br />

Solipladde für Welcome<br />

United 03<br />

DIY-Maxi-CD<br />

Die Notgemeinschaft Peter Pan<br />

hat in Kooperation mit den Babelsberger_innen<br />

von Zujezogen<br />

03 eine Solipladde aufgenommen.<br />

Um die 150 CDs in mehreren<br />

Auflagen - alles handgefertigt,<br />

vom Cover, Booklet bis zum<br />

handgeschriebenen Vorwort.<br />

Darauf enthalten sind 4 Songs,<br />

inklusive einer Neuaufnahme<br />

(„Pro KarLi Version“) des NPP-<br />

Songs „Genie & Wahnsinn“.<br />

Die Solipladde enthält zudem<br />

ein 8-seitiges Textheft und ein<br />

blau-weißes Siebdruckpappcover.<br />

Aus dem Vorwort:<br />

„(…) Die Idee zu dieser Maxi-CD<br />

hatte ihren Ursprung vor gut<br />

zwei Jahren, im Frühsommer<br />

2014, als wir mit der Notgemeinschaft<br />

<strong>zur</strong> fünften Geburtstags-<br />

fete des Fanclubs „Zujezogen<br />

03“ nach Potsdam eingeladen<br />

wurden. Im Vorfeld unseres<br />

Auftritts in der wunderschönen<br />

„La Datscha“ am Havelstrand<br />

gab es bandintern den Vorschlag,<br />

unseren Song „Genie & Wahnsinn“<br />

zu einer Art nachträglichen<br />

Hymne auf die erfolgreiche „Pro<br />

KarLi“ Initivative der Babelsberger<br />

Fanszene umzudichten.<br />

Der Grund dafür war eigentlich<br />

ziemlich simple: unser alter Sänger<br />

Sibbe hatte den Originalsong<br />

einst für seinen besten Freund<br />

Charly Traktor geschrieben. Da<br />

lag es nahe aus jenem „für Charly“<br />

ein „Pro KarLi“ zu machen.<br />

Gesagt, getan. […] Als im Herbst<br />

2015 dann die TV-Doku über<br />

„Welcome United 03“ in der ARD<br />

lief, entstand beim Schauen die<br />

Idee zu einer Solipladde, welche<br />

zusammen mit den Zujezogenen<br />

nun in die Tat umgesetzt wurde.“<br />

Die „Solipladde“ erschien am<br />

Sa.20.August 2016 beim DFB-Pokalspiel<br />

im Karl-Liebknecht-Stadion<br />

gegen den SC Freiburg und<br />

ist gegen eine freiwillige Spende<br />

für Babelsberger*innen ab 03<br />

Euro (für Münchner*innen ab<br />

18,60, für St. Paulianer*innen ab<br />

19,10 Euro, für Rostocker*innen<br />

ab 65 Euro) zu haben. Auch der<br />

leider ausgestiegene Ex-Sänger<br />

von NPP ist auf „Action now!“<br />

vom „Here to stay“ Sampler,<br />

sowie der Altversion „Genie und<br />

Wahnsinn“ zu hören. Sämtliche<br />

Einnahmen gehen direkt an<br />

Welcome United 03. Das gute<br />

Stück ist auch als Download<br />

gegen Spende (s.o.) auf der<br />

Bandcamp-Seite erhältlich und<br />

ab heute auch im Fanladen zu erwerben.<br />

Die Notgemeinschaft ist<br />

am 8.4.17 im Schokoladen in Berlin<br />

zu Gast. Ein weiterer Auftritt<br />

wird am 10.06. in Barcelona beim<br />

Fanclubturnier des CF Catalunya<br />

sein. // hog<br />

UK Punk Explosion Quartett<br />

– Kerresinhio Quartett<br />

40 Jahre Punk, das muss doch<br />

vermarktet werden. Nach dem<br />

Quartett aus 2012 nun das aus<br />

2016.<br />

Und warum nicht mal wieder ein<br />

Quartett, was du spielen kannst<br />

wie du willst. Keine Regeln, keine<br />

Gewinner, aber viel Spaß dabei.<br />

32 Karten, 32 Bands aus UK,<br />

von Buzzcocks bis Sex Pistols,<br />

von The Fall bis Joy Division.<br />

Abgefragt werden so bedeutende<br />

Sachen wie Gründungsjahr (von<br />

1977 Cock Sparrer bis 1988 Leatherface),<br />

Erstveröffentlichung,<br />

Anzahl Veröffentlichungen. Hier<br />

gewinnen eindeutig mit 85 Veröffentlichungen<br />

„The Fall“. Mann,<br />

habe ich wenig Scheiben von<br />

denen im Regal. Zweiter werden<br />

„The Stranglers“ mit etwas mehr<br />

als der Hälfte (59) gefolgt von den<br />

„UK Subs“ (54). Kürzester Song<br />

(1 Sekunde, „Napalm Death“)<br />

und längster Song (34.16, The Varukers)<br />

können gespielt werden.<br />

Aber was der Kerresinhio-Faktor<br />

ist, musste ich erst nachlesen.<br />

Hier wurden die Veröffentlichungen<br />

der Bands ermittelt, Singles<br />

und LPs, eine Jury hat den<br />

Gesamtwert ermittelt, der stellt<br />

dann den Kerresinhio-Faktor<br />

dar. Hier gewinnen „Wire“ und<br />

verlieren „The Exploited“ und<br />

„The Stranglers“. Naja, darf man/<br />

frau nicht so ernst nehmen. Die<br />

Kurztexte auf den Karten sind<br />

sehr interessant und mit einem<br />

Anspieltipp wie „We’re all Punks<br />

and we dont care“ versehen. Na,<br />

von wem war das noch? Das Spiel<br />

ist handnummeriert und auf 2016<br />

Verkaufsexemplare limitiert.<br />

Meine Nummer bewegt sich im<br />

oberen Drittel. Pro verkauftes<br />

Exemplar gehen 50 Cent an die<br />

Unterstützungsstiftung Kinder<br />

in Hamburg e.V., zum Wohle<br />

Hamburger Kinder in finanziellen<br />

Notlagen. Zu erwerben<br />

ist das Quartett natürlich über<br />

Kerresinhio Quartett und bei<br />

Sam, wenn er dann unterwegs bei<br />

Konzerten ist. //kerresinhio.de/<br />

und //unterstuetzungsstiftung.<br />

hamburg.de //hog<br />

Blut Hirn Schranke - S/T<br />

Kidnap Music<br />

Haudi - Hier gibts auf die Fresse!<br />

Textlich und musikalisch ist das<br />

mal ein Debütalbum, dass sich<br />

hervorragend hören lässt. Im<br />

Stil erinnert mich das Machwerk<br />

etwas an Pascow oder Marathonmann.<br />

Indirock mit kritischen<br />

Worten die man sich gut reinziehen<br />

kann. Nach der Single,<br />

die 2016 auf dem Markt kam,<br />

hier nun ein volles und rundes<br />

Werk, bei dem es Spaß macht<br />

der Tätigkeit der Plattennadel zu<br />

fröhnen und das eckige Vibrato<br />

der runden Boxen zu erleben. Ich<br />

kann das Ding empfehlen. Ein<br />

wirklich leckerer Einsteiger. Man<br />

darf gespannt sein, was da noch<br />

so kommen mag. //Jörn<br />

Embryo - It Do<br />

Trikont<br />

„Seit 1969 haben sie den halben<br />

Globus bereist und überall<br />

mit Musiker gespielt, ob Fela<br />

Kuti, Ravi Shankar, Trilok<br />

Gurtu, Charlie Marano oder<br />

Mal Waldron. Embryo sind die<br />

ultimative Weltmusik-Krautrock-Formation!<br />

In 28 raren<br />

Tracks aus dem Archiv von<br />

Embryo-Leader Christian<br />

Burchard wird die abenteuerliche<br />

Geschichte der Band<br />

nachgezeichnet und im Booklet<br />

ausführlich kommentiert und<br />

mit seltenen Fotos illustriert.<br />

Eine 40-jährige Reise in ein<br />

Abenteuer ohne geographische<br />

und musikalische Grenzen.“ ...<br />

So beschreibt Trikont die urlate<br />

Band, die sicherlich musikalische<br />

Beachtung verdient. Mir<br />

persönlich liegt allerdings der<br />

Sound nicht wirklich, da ich<br />

doch eher Gitarrenverhaftet bin.<br />

Dennoch bin ich ja offen für<br />

andere Musikrichtungen und<br />

Stile - wenn ich mal einen meditativen<br />

Abend brauche, dann<br />

wird dieses Album sehr sicher<br />

bei mir auch mal den CD-Player<br />

erobern. //Jörn<br />

Bitume - AKU<br />

Rookie Records<br />

Manchmal ist es doch eine<br />

schöne Sache, wenn man ältere<br />

bands erst via „mach mal ne<br />

REzi“ entdeckt. Bitume ist im<br />

Jahre 2000 gegründet worden<br />

und macht seit dem grundsoliden<br />

sehr sauber gespielten Punk. Ich<br />

habe das neue Album „AKU“ ein<br />

paar mal hören müssen um mich<br />

zu entscheiden wie ich das Ganze<br />

nun wirklich einschätze. Doch<br />

am Ende blieb mir ein klares „Leckerbissen“<br />

als Fazit. Hier sind 13<br />

Songs die eine schöne Mischung<br />

als altem und neuem Punkrock<br />

sind. Für diejenigen, die die Band<br />

schon vor mir kannten sicher<br />

ein Highlight in der Sammlung,<br />

denn das Album ist wirklich goßartig<br />

umgesetzt, sauber gespielt<br />

und abgemischt und einfach eine<br />

runde Sache. Bitume-Anhänger<br />

kommen hier voll auf ihre kosten<br />

und auch diejenigen, die ihnen<br />

noch nicht begegnet sind werden<br />

sich mit Sicherheit an diesem<br />

Album erfreuen können. Ich tue<br />

es! // Jörn<br />

42<br />

JACKET aktiv. Dort agiert er als ist tatsächlich ihr allererster, in<br />

43


Die anderen seiten<br />

Geh 30! Leb 30!<br />

Am 13. Mai jährt sich zum 30. Mal die Besetzung eines Studienraumes<br />

an der damaligen Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP), aus<br />

der, nach sechs Wochen HWP-Streik, das Café Knallhart entstanden<br />

ist. Ein Grund, gemeinsam an der heutigen Fakultät für Wirtschaft und<br />

Sozialwissenschaften zu feiern, zu erzählen, zu diskutieren oder sich<br />

einfach zu treffen.<br />

Natürlich können wir nicht die kompletten sechs Wochen Besetzung<br />

zelebrieren, aber eine soll es dann schon werden! Dafür werden wir uns<br />

vom 9. bis 14. Mai den Freiraum nehmen und was Knallhartes auf die<br />

Beine stellen. Neben dem verdienten Hedonismus soll auch die Politik<br />

nicht zu kurz kommen, wir streben eine Kombination aus beidem an.<br />

Freut euch also auf ein Programm, das sowohl euren Wissensdurst stillt<br />

als auch leckeren Kaffee (damals Sandino Dröhnung, heute Sandino<br />

Organico von El Rojito) parat hält - zu den Feierlichkeiten soll auch der<br />

Antirepressionskaffee am Start sein. Dem Hunger wird etwas zu essen<br />

entgegensetzt (damals sind wir mit Bananen und Brötchen angefangen)<br />

und ein sattes Bühnenprogramm präsentiert. Während wir uns mit<br />

den allgemeinen Vorbereitungen auseinandersetzen, freuen wir uns<br />

natürlich über jegliche Hilfe und Unterstützung. Gerade Menschen, die<br />

vielleicht zu anderen Zeiten das Knallhart aufgebaut und belebt haben,<br />

sind herzlichst eingeladen, ihre Ideen, Wünsche und Anregungen<br />

mit einzubringen. Schreibt gerne ‚ne Mail an: cafe-knallhart@riseup.<br />

net oder kommt vorbei, Von Melle Park 9 an der Uni. Sagt es auch<br />

ehemaligen Studienkolleg*innen weiter, besonders denen aus dem 57.<br />

Lehrgang.<br />

Das politische Jahr 2017 in Hamburg steht bislang vor allem für den<br />

G20-Gipfel, der mitten in der Stadt durchgedrückt werden soll. Lasst<br />

uns dem gemeinsam etwas Solidarisches entgegensetzen, Kämpfe<br />

miteinander verbinden und KNALLHART für ein besseres Leben ohne<br />

Kapitalismus eintreten.<br />

Die vorläufige Planung sieht folgendermaßen aus:<br />

Montag: Plenum, Vorbereitungen<br />

Dienstag: Vortrag (Vorschlag: Ale Dumbsky anfragen) und Film (Vorschlag:<br />

Vinciennes - Die revolutionäre Uni)<br />

Mittwoch: Soli-Kochen (Knallo übernimmt reguläre Solischicht) mit<br />

Kuchen + Kicker-Turnier & Dart<br />

Donnerstag: Soli-Kneipe, Kneipenquiz, „Erzähl-Kneipe“<br />

Freitag: Hip-Hop-Konzert, Party (Techno)<br />

Samstag: Kinderspace, Umsonst-/Flohmarkt, Spiele, Keller anmalen,<br />

Konzerte, Party (DnB ...) ...<br />

Sonntag: evtl. Frühstück<br />

https://www.facebook.com/Café-Knallhart-200714583300442/<br />

Die anderen seiteN<br />

Holger Stanislawski, ex St.<br />

Pauli-Profi, mit dem man noch<br />

schnacken konnte, und Teilhaber<br />

an einem Hamburger Supermarkt<br />

in der Dorotheenstraße, hat seine<br />

Absage an den Bundesligisten SV<br />

Darmstadt 98 St.-Pauli-gerecht<br />

begründet. „Wenn Verstand und<br />

Herz nicht zu 100 Prozent ja sagen,<br />

dann sollte man im eigenen<br />

Sinne und im Sinne des Vereins<br />

absagen“, sagte der 47 Jahre alte<br />

Stani bei sport1.de<br />

Boykott der türkischen Trainingslager<br />

bei den deutschen<br />

Fußballklubs, aufgrund der bescheuerten<br />

Politik des türkischen<br />

Präsidenten Erdogan. Fuhren<br />

2015 noch 16 der 36 Profiklubs<br />

in die schönen Trainingslager<br />

wie Belek, boykottierten 2016<br />

alle Bundesliga-Klubs die Türkei.<br />

Wer will schon in einem faschistischen<br />

Staat trainieren. Hut ab<br />

für dieses deutliche Zeichen!<br />

„Der Spiegel“, ähnliche Auflage<br />

wie „Der Übersteiger“, aber dafür<br />

drei Mal so alt, ist 70 geworden.<br />

Gegründet 1947 in Hamburg,<br />

führte der Artikel „Bedingt<br />

abwehrbereit“ 1962<br />

zu einer Staatskrise, die zunächst<br />

Gründer Rudolf Augstein ins<br />

Gefängnis und später den Lügner<br />

FJS aus seinem Amt als Verteidigungsminister<br />

katapultierte. Die<br />

Spiegel-Sympathisanten riefen<br />

damals vor dem Knast „SPIEGEL<br />

tot – Freiheit tot“ oder „Augstein<br />

raus – rein mit Strauß“.<br />

Die diesjährige Jubiläumsfeier<br />

im Hamburger Rathaus wurde<br />

genutzt, um auf die Krise der<br />

Demokratie und des ehrlichen<br />

Journalismus aufmerksam zu<br />

machen. Populisten wie Trump,<br />

AfD, Le Pen, dazu Fake News im<br />

Netz usw. müssten mit anständigem<br />

Journalismus bekämpft<br />

werden. Jetziger Spiegel-Chefredakteur<br />

Klaus Brinkbäumer:<br />

„Recherchieren, was stimmt, und<br />

sagen, was ist.“ Eben auch unser<br />

Motto! Weiter so und Stachel in<br />

der Politik setzen.<br />

Harry L. aus Neumünster mit<br />

seinen Physio- und Mentaltrainern<br />

ist nun doch nicht Trainer<br />

beim FCSP geworden. Gut so.<br />

Auch wenn wir am 17.12.16 schon<br />

Schlimmes befürchteten wegen<br />

der kurzfristig angesetzten Pressekonferenz<br />

am 18.12.2016, die<br />

dann „aus familiären Gründen“<br />

wieder ebenso schnell abgesagt<br />

wurde. Die familiären Gründe<br />

liegen auf der Hand. Ewald<br />

gehört als Trainer der ersten<br />

Mannschaft zum Club.<br />

Es ist schon schwierig, Auswärtsspiele<br />

unserer Mannschaft in einer<br />

Location in Hamburg im TV<br />

zu sehen. In Schleswig-Holstein<br />

ist das fast unmöglich. Umso<br />

erfreulicher ist die Tapasbar<br />

„Temptation“ an der Hafenspitze<br />

2, in 24340 Eckernförde. Leckere<br />

Paella zum Sattwerden für unter<br />

10 Euro. Frischer Fisch und<br />

Steaks gibt es auch und Getränke<br />

wie Cocktails und Whiskey, tolle<br />

Auswahl. Service und Geschäftsinhaber<br />

sind sehr zuvorkommend<br />

und eine ganz tolle Aussicht auf<br />

den Hafen hat man noch dazu,<br />

wenn man am Fenster einen Platz<br />

bekommt und sich nicht gerade<br />

das Spiel im TV ansieht.<br />

„Das braune Netzwerk“ ist ein<br />

Dokumentarfilm der ARD über<br />

die zunehmend entfesselten<br />

Fascho-Rufe auf den Straßen.<br />

Hassgesteuert gegen Merkel,<br />

Flüchtlinge, Demokratie und<br />

Rechtsstaat. Was mit Pegida<br />

begann, ist mit dem hoffentlich<br />

kurzfristigen Wahlerfolg der<br />

AfD zu einer neuen, wütenden<br />

Bewegung geworden. Sehr zu<br />

empfehlen. Auch die Identitären,<br />

faschistische intellektuelle Vordenker,<br />

vor denen der Übersteiger<br />

schon 2015 warnte, werden<br />

beleuchtet. Dieser Film macht<br />

Angst, aber wir können und<br />

müssen uns wehren!<br />

//www1.wdr.de/mediathek/<br />

video/sendungen/die-story/<br />

video-das-braune-netzwerk-100.<br />

html<br />

Absage der Autogrammstunde<br />

von Suicidal Tendencies am<br />

23. Januar im Fanshop auf der<br />

Reeperbahn. Grund: Die Band<br />

wurde für das von den Böhsen<br />

Onkelz organisierte Matapaloz-Festival<br />

gebucht. Die Band<br />

Ignite, die ebenfalls dort gebucht<br />

wurde, hat sich nach Protesten<br />

ihrer Fans von sich aus bereits<br />

<strong>zur</strong>ückgezogen. Ich wollte die<br />

Scheibe der Suicidal Tendencies<br />

rezensieren, aber alleine wer bei<br />

den Onkelz zusagt ist bei mir unten<br />

durch. Wer mit Nazis singt,<br />

ist selbst ein Nazi. Geht kacken!<br />

Nachgereicht aus ÜS 126:<br />

Der Sportsday in der Budapester<br />

Sporthalle sollte ein großer Event<br />

werden. Leider gab es kaum Werbung<br />

im Viertel und so waren<br />

dann auch wenig Interessierte<br />

dort. Die Marathonabteilung war<br />

zwar auch dabei, aber für die hat<br />

sich fast niemand interessiert.<br />

Viel spannender waren Boxen,<br />

Blindenfußball und Tischtennis.<br />

Wer mehr erfahren möchte: //<br />

fcstpauli.com/news/fc-st-paulisportsday/<br />

Eine Schweigeminute wurde<br />

vor dem Spiel gegen Kaiserslautern<br />

für die Verstorbenen des<br />

Flugzeugabsturzes in der Nähe<br />

von Medellin (Kolumbien)<br />

abgehalten, darunter waren auch<br />

19 Spieler vom brasilianischen<br />

Erstligisten Chapecoense, die<br />

zum Südamerika-Cup unterwegs<br />

waren. Eine beeindruckende<br />

Minute für alle im Stadion.<br />

Football Leaks, die Enthüllungsplattform,<br />

wartet mit riesen Steuerbetrugsskandalen<br />

unserer ach<br />

so idolhaften Fußballer auf. Der<br />

„Spiegel“ veröffentlicht, welche<br />

Fußballer windige Steuerschlupflöcher<br />

mit Briefkastenfirmen<br />

betreiben, um ihre Millionen<br />

nicht versteuern zu müssen. Bestimmt<br />

auch bei uns im nächsten<br />

Heft ein Thema, bei den Boys<br />

in Brown wohl eher nicht. Die<br />

zahlen alle brav.<br />

... und dann waren da noch:<br />

Das KIEZHELDEN-Konzert im<br />

KNUST Hamburg zugunsten der<br />

Flüchtlingshilfeprojekte des FC<br />

St.Pauli, mit Jupiter Jones, das<br />

Komitee für Unterhaltungskunst<br />

und Abramowicz, sowie Felgen<br />

Ralle als Moderator.<br />

Der Zeckensalon, der jeden<br />

ersten Donnerstag im Monat ab<br />

20 Uhr im Fanladen St. Pauli<br />

Termine:<br />

Die Antifaschistischen Hafentage<br />

„WOLF HOFFMANN“<br />

finden vom 19. Bis 21. Mai u.<br />

44 45


Die anderen seiteN<br />

46<br />

a. im Gewerkschaftshaus, im<br />

Kölibri, am „Bullenhuser Damm“<br />

und dem KZ „KolaFu“ statt.<br />

Schwerpunkt ist der 80. Jahrestag<br />

der Zerstörung der baskischen<br />

Stadt Guernica. Veranstalter ist<br />

die Willi-Bredel-Gesellschaft<br />

und Geschichtswerkstatt e.V. //<br />

agdaz.de<br />

Die Nacht der Legenden, Konzert<br />

veranstaltet von den Skinheads,<br />

findet am 25.03.2017 in den<br />

Fanräumen statt. Komintern<br />

Sect, RAS und Haddocks sind zu<br />

hören und sehen. Restkarten gibt<br />

es im Jolly zu 15 Euro.<br />

Das junge Monkeys wird 2 Jahre<br />

alt. Wir gratulieren und wünschen<br />

euch und uns noch viele<br />

geile Konzerte, Fußball-Pubs und<br />

Geburtstage. Weiter so!<br />

…war schon unser Cover vom ÜS<br />

#120 im Frühjahr 2015 und soll<br />

auch diese Saison helfen „Oben<br />

bleiben“.<br />

Rollifahrer*innen und andere<br />

Inklusionsabhängige wünschen<br />

sich mehr Inklusion vom FCSP.<br />

Wenn ihr Ideen, Meinungen<br />

oder Anregungen habt, schreibt<br />

uns doch bitte an redaktion@<br />

uebersteiger.de . Wir wollen im<br />

kommenden Heft ÜS #128 das<br />

Thema etwas breiter angehen.<br />

Wut auf RB-Leipzig-Fans,<br />

warum? Thilo Danielsmeier vom<br />

BvB-Fanprojekt, sagt, Einfluss<br />

nehmen auf seine Fanclientel<br />

ist schwierig. Es waren bei den<br />

Angriffen auf RB-Familien, Jugendliche<br />

dabei, die sich sonst für<br />

Flüchtlinge einsetzen. Warum<br />

ziehen diese Jugendlichen dann<br />

mit Hogesa-Anhänger*innen und<br />

anderen gewaltbereiten Menschen<br />

in die Schlacht? Hier muss<br />

endlich mal eine Entschärfung<br />

für RB-Leipzig her. Schließlich<br />

ist ohne Kommerz, der ganze<br />

Bezahlwahnsinn im Fussball<br />

nicht möglich.<br />

Die Turbojugend veranstaltete<br />

am Holocaust-Gedenktag eine<br />

Kleidersammlung für Flüchtlinge<br />

im Schlemmer-Eck. Wie viel gesammelt<br />

wurde können wir nicht<br />

schreiben, aber eine tolle Idee ist<br />

es allemal.<br />

Die Club-Awards wurden im<br />

Klubsen im Januar vom „Clubkombinat<br />

Hamburg“ an die<br />

besten Hamburger Clubs vergeben.<br />

„Club des Jahres“ wurde der<br />

Resonanzraum im Bunker. Das<br />

Moloch vom Gängeviertel e.V.<br />

räumte gleich zwei Mal ab – es<br />

wurde als „Bester neuer Club“<br />

und mit dem Publikumspreis<br />

ausgezeichnet. Congratulations.<br />

Jan-Philipp Kalla muss immer<br />

wieder explizit genannt werden,<br />

wenn es um soziale Hilfsprojekte<br />

geht. Nun hat er mit seinem<br />

Freund, Sven Flohr, den „Friends<br />

Cup“ geründet (//friendscup.de).<br />

Monatlich treffen sich Freunde<br />

zum Fussballspielen, Baggerrennen<br />

oder Mini-Olympiade.<br />

Die Spendenbox ist so groß<br />

geworden, dass ein Förderverein<br />

gegründet wurde. Unterstützt<br />

werden <strong>zur</strong> Zeit das Kinderhospiz<br />

Sternenbrücke, Hamburg Leuchtfeuer,<br />

die Krankenstube für<br />

Obdachlose und ein Boxprojekt<br />

auf St. Pauli. Na dann mal hin da!<br />

Stolpersteine in Magdeburg<br />

wurden von Schülern am Holocaust-Gedenktag<br />

mit Zahnbürsten<br />

gereinigt, damit die<br />

Namen der Menschen, die in der<br />

Nazizeit deportiert und ermordet<br />

wurden, auch zu lesen sind. Auch<br />

soll die Sauberkeit Menschen<br />

darauf aufmerksam machen,<br />

nicht auf die Stolpersteine zu<br />

treten, sondern sie zu achten,<br />

als Mahnung, dass so etwas nie<br />

wieder passieren darf! Ella und<br />

Siegfried Salomon wohnten in<br />

der Susannenstr. 6 in Hamburg.<br />

// stolpersteine-hamburg.de<br />

40 Jahre Gorleben… und kein<br />

Ende. Am 12. März 1977 fand die<br />

erste Demo auf dem Atomkomplex<br />

statt. 16.000 Atomkraftgegner<br />

wurden übelst von der Polizei<br />

gedemütigt. Die ersten vierzig<br />

Jahre sind eine Erfolgsgeschichte,<br />

aber leider ohne Happy-End. Am<br />

18. Februar fand der Aktionstag,<br />

mit den bekannten Trecker-Konvois<br />

und Kundgebung statt.<br />

Die kulturellen Landpartie im<br />

Wendland findet vom 25. Mai bis<br />

5. Juni statt, am Pfingstfreitag<br />

die „Widerstandsparty“ vor den<br />

Gorlebener Atomanlagen //ausgestrahlt.de<br />

No G20 Infoabend im Gängeviertel<br />

am 9. März 2017 in der Kneipe<br />

der Interventionistischen Linken<br />

ab 21 Uhr. //das-gaengeviertel.<br />

info<br />

Fußball und Liebe steigt wann?<br />

Hallo zusammen,<br />

alle sprechen über Hass.<br />

Hasskommentare, Hass auf der<br />

Straße. Wie sollen wir diesen Zustand<br />

in das Positive umdrehen?<br />

Einfach: Wir sprechen über Liebe.<br />

Das Konzept der „Love Speech<br />

Therapy“ scheint ein probates<br />

Mittel der negativen Stimmung<br />

in Deutschland, Europa und der<br />

Welt etwas entgegen zu setzen.<br />

Nicht wir allein, sondern mit den<br />

Menschen die das Leben ohne<br />

Grenzen und der Vielfalt des<br />

menschlichen Daseins lieben.<br />

Ab 01. März 2017 startet Laut<br />

gegen Nazis offiziell mit der<br />

Kampagne. Im Vorwege haben<br />

sie bereits über Facebook, Übersteiger<br />

#126 und Twitter dazu<br />

aufgerufen, ganz persönliche<br />

Statements & Fotos zu senden.<br />

Online arbeiten sie über www.<br />

lautgegennazis.de an einer „Love<br />

Speech Therapy“ Homepage.<br />

Hier werden LgN in Zukunft die<br />

Menschen vorstellen, die etwas<br />

zu sagen haben. „Love Speech<br />

Therapy“ ist keine reine plakative<br />

Aktion. Es soll Menschen auch<br />

für die anstehende Bundestagswahl<br />

motivieren. Jede Stimme<br />

zählt bekanntlich. Geplant sind<br />

zudem Aufklärungsveranstaltungen<br />

und Handouts <strong>zur</strong> Wahl, die<br />

den Wahlgang leichter machen.<br />

Einzelne Workshops und eine<br />

intensive Aufklärungsarbeit für<br />

2017 sind in Planung.<br />

Love Speech Therapy<br />

Ein Plädoyer für die „Liebe“<br />

<strong>zur</strong> Freiheit und Demokratie<br />

„Love Speech Therapy“ Wahlkampfplakate/Jury<br />

entscheidet:<br />

Laut gegen Nazis sucht Sponsoren<br />

und Partner, die mit in den<br />

Bundestagswahlkampf ziehen.<br />

Zwischen den Wahlplakaten der<br />

Parteien sollen die „Userinnen<br />

und User“ platziert werden. Mit<br />

ihren Statements zu unserem Leben.<br />

Geplant ist diese Aktion in<br />

fünf Medienstädten in Deutschland.<br />

Eine Jury, die zum Sommer<br />

2017 die besten eingereichten<br />

zehn Statements & Fotos der<br />

Kampagne bewertet. Jene werden<br />

dann entsprechend auf A1<br />

Plakaten in den Straßen der fünf<br />

Städte ausgestellt.<br />

Links <strong>zur</strong> Kampagne:<br />

http://www.lautgegennazis.de/<br />

hass-gib-uns-liebe-love-speechtherapy-du-gestaltest-mit/<br />

https://www.facebook.com/<br />

LoveSpeechTherapy/<br />

Der offizielle Video-Spot zu<br />

den „Internationalen Wochen<br />

gegen Rassismus 2017“ in Zusammenarbeit<br />

mit der Bundesliga<br />

Stiftung -Liebe ist stärker als<br />

Rassismus-<br />

Der Regisseur Oliver Tietgen<br />

ist in diesem Jahr für den Spot<br />

„Liebe ist stärker als Rassismus!“<br />

verantwortlich. Bereits 2015<br />

drehte und produzierte er den<br />

offiziellen Spot unter dem Titel<br />

„Pass auf-was Du sagst“.<br />

Die Anfragen in Richtung<br />

Fußball Bundesliga und an<br />

prominente Persönlichkeiten für<br />

Videostatements laufen.<br />

Pressestelle: Büro LÄRM / Make<br />

A Noise - Laut gegen Nazis e. V.<br />

Jörn Menge<br />

www.lautgegennazis.de www.<br />

lautgegennazis.de/blog www.<br />

facebook.com/istlaut<br />

Make A Noise | Büro LÄRM<br />

| Eschelsweg 4 | 22767 Hamburg<br />

Pressestelle: Laut gegen Nazis e.V.<br />

Tel.: 040-22867561 | Fax: folgt<br />

E-Mail: jm@makeanoise.de<br />

Aleen Solari, bekanntlich ex-Fanladenmitarbeiterin,<br />

ist von Februar<br />

bis Juni in der Galerie der<br />

Gegenwart und verschiedenen<br />

Orten innerhalb und außerhalb<br />

der Kunsthalle, anzutreffen.<br />

Die Ausstellung, „WARTEN.<br />

Zwischen Macht und Möglichkeit“<br />

hat eröffnet und wer nicht<br />

mehr warten will, geht einfach in<br />

die tolle Ausstellung, die Godot<br />

schon immer empfohlen hätte.<br />

www.warten-kunsthalle.de<br />

SHIRTS, HOODIES, BÜDDEL<br />

UND MEHR!<br />

WWW.PINKMACABRE.DE<br />

WIR BEDRUCKEN AUCH<br />

EURE KLAMOTTEN, OB FÜR<br />

FANCLUB, POLITGRUPPE<br />

ODER BAND.<br />

WWW.ZECKENDRUCK.DE<br />

Mit 17 Jahren wurde Anders Petersen<br />

von seinen Eltern aus Stockholm<br />

nach Hamburg verschickt,<br />

um einen deutschen Sprachkurs<br />

zu belegen. Das war 1967. Bis 1970<br />

fotografierte Petersen u.a. das Cafe<br />

Lehmitz auf der Reeperbahn, mit<br />

seinen menschlichen originalen.<br />

Geöffnet hatte das „Tanzlokal“<br />

von 24 Uhr bis morgens um Acht<br />

und beherbergte auch viele, die<br />

kein Dach über den Kopf hatten.<br />

Seine Fotos zeigen die Exzesse mit<br />

Toleranz, das erste Gendering in<br />

Hamburg, Tranvestiten wurden behördlich<br />

bestraft. Als Petersen seine<br />

Fotos im Lehmitz ausstellte, durfte<br />

jeder der sich darauf erkannte, das<br />

Foto mit nehmen. So blieben keine<br />

übrig, aber das Bildband zeugt von<br />

dieser außergewöhnlichen Gaststätte,<br />

die es heute noch in anderer<br />

Form und anderem Platz ist.<br />

PINKMACABRE<br />

F A I R T R A D E L A B E L & Z E C K E N D R U C K<br />

SCHREIBT UNS EINFACH<br />

AN!<br />

i n f o<br />

@<br />

p i n k m a c a b r e . d e<br />

VORAN SANKT PAULI!<br />

47


Döntjes<br />

Die Deutsche Bahn<br />

ist sich nicht zu schade,<br />

Unschuldige für ihre Verspätungen<br />

verantwortlich<br />

zu machen. In den ICE 2028<br />

von Nürnberg nach Hamburg<br />

stiegen am Kölner Hbf<br />

zahlreiche Fans des 1. FC<br />

Köln zum Pokalspiel nach<br />

Hamburg ein. Im Laufe<br />

der Strecke meldet sich der<br />

Zugführer: „Liebe Fahrgäste,<br />

leider haben wir heute<br />

Fußball-Fans an Bord“.<br />

Das wäre nachvollziehbar<br />

gewesen, wenn man entschuldigen<br />

wollte, dass Bier<br />

trinkende, laut singende<br />

Fans die Ruhe der anderen<br />

Fahrgäste störten. Leider<br />

entschuldigte der Zugführer<br />

damit eine 14-minütige Verspätung.<br />

Blöd nur, dass der<br />

Zug bereits mit 10-minütiger<br />

Verspätung am Kölner<br />

Hbf angekommen war ...<br />

Stadion nicht voll – Hoffenheim<br />

jammert<br />

Die TSG Hoffenheim<br />

spielt diese Saison wirklich<br />

ansehnlichen Fußball.<br />

Trotzdem ist das Stadion<br />

nur selten gänzlich gefüllt.<br />

Ein untragbarer Zustand für<br />

Trainer und Manager des<br />

Vereins. Laut TSG-Manager<br />

Alexander Rosen hat „die<br />

Mannschaft so viele freie<br />

Plätze nicht verdient“. Wenn<br />

man bedenkt, dass Hoffenheim<br />

gerade mal 3263 Einwohner<br />

hat, ist das Jammern<br />

auf ganz hohem Niveau.<br />

Selbst wenn man berücksichtigt,<br />

dass Hoffenheim<br />

eine Gemeinde Sinsheims<br />

ist, immer noch großes Mimimi.<br />

Sinsheim zählt 35.175<br />

Einwohner. Das Stadion<br />

fasst 30.150 Zuschauer. Im<br />

Schnitt kommen 26.000 –<br />

28.000 Zuschauer zu den<br />

Heimspielen. Wie sich ein<br />

Plastikverein wie Hoffenheim,<br />

der gerade mal seit 10<br />

Jahren höher als Regionalliga<br />

spielt, hier beschweren<br />

kann, ist uns ein Rätsel.<br />

Stadion verzichtete. Dieses<br />

darf stattdessen ein Jahr<br />

lang den Namen Jonathan<br />

Heimes‘ tragen, eines im<br />

März 2016 an Krebs verstorben<br />

Darmstädter Fans und<br />

Vereinsidols. Bleibt zu hoffen,<br />

dass das Schule macht,<br />

auch wenn sich der Effekt<br />

ein wenig abnutzen könnte,<br />

wenn alle Sponsoren auf<br />

diesen Zug aufspringen.<br />

1860 in den Medien, weil sie<br />

nicht in den Medien sein<br />

wollen<br />

Dass 1860 München – ähnlich<br />

wie der HSV – von einer<br />

Negativ-Schlagzeile in die<br />

nächste stolpert ist ja nichts<br />

Neues. Neu ist, dass sich der<br />

Verein durch Entzug von<br />

Akkreditierungen davor<br />

schützen will. Drei regionalen<br />

Zeitungen verweigerten<br />

die Löwen die Dauerakkreditierung:<br />

der BILD, der tz<br />

und dem Münchner Merkur.<br />

„Wir haben uns für diesen<br />

Schritt entschieden, da wir<br />

aufgrund der Berichterstattung<br />

in den letzten Wochen<br />

und Monaten derzeit keine<br />

Basis für eine partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit<br />

sehen.“ (Zitat aus einer<br />

E-Mail des Geschäftsführers<br />

des TSV 1860 an den<br />

Bayerischen Journalisten-Verband).<br />

Nun denn.<br />

So sehr wir den Wunsch<br />

verstehen, dem unterirdischen<br />

Boulevard‘journalismus‘<br />

der BILD und der<br />

tz in den Arsch zu treten:<br />

Dass das Einschränken der<br />

Pressefreiheit nicht gerade<br />

für Ruhe, sondern für<br />

Empörung in der Medienlandschaft<br />

sorgen dürfte,<br />

hätte den Verantwortlichen<br />

bei den Löwen klar sein<br />

müssen.<br />

Altes von den Alten + Neues von den Alten<br />

Musik aus dem Grab - Wiederentdeckt<br />

50 Jahre Musikbesessenheit<br />

lassen sich nicht so einfach<br />

wegwischen. In dieser Zeit ist<br />

viel passiert. Um den Jüngeren<br />

die Musikgeschichte etwas<br />

näher zu bringen, möchten wir<br />

in jedem Übersteiger unsere<br />

musikalischen Highlights aus der<br />

Vergangenheit rezensieren, die<br />

auch heute noch gehört werden.<br />

Ich hoffe, ihr habt Spaß dabei;<br />

wir schon!<br />

La Düsseldorf – VIVA<br />

Warner Music Group – Grönland<br />

Records<br />

Mit freundlicher Unterstützung<br />

von Wikipedia! La Düsseldorf<br />

war eine deutsche Rockband,<br />

die 1975 aus der Gruppe Neu!<br />

hervorging. Die Songs von Neu!<br />

werden jetzt auf Grönland Records<br />

wiederveröffentlicht, dem<br />

Label von Herbert Grönemeyer,<br />

mit dem auch alte Zeiten wiederbelebt<br />

werden sollen. Seitenhieb<br />

an die Grönemeyer-Agentur, die<br />

Übersteiger-Anfragen nicht beantwortete.<br />

Ignorant eben! Mitglieder<br />

von La Düsseldorf waren<br />

der ehemalige Kraftwerk-Schlagzeuger<br />

Klaus Dinger (Gesang,<br />

Gitarre, Keyboards, +21. März<br />

2008), Thomas Dinger (Gesang,<br />

Perkussion, + 9. April 2002)<br />

sowie Hans Lampe (Perkussion,<br />

Elektronik). Typisch für die Musik<br />

von La Düsseldorf sind lange,<br />

über weite Strecken instrumentale<br />

Stücke, die mit Klangkollagen<br />

und Gesang ergänzt wurden.<br />

Die Musik von Neu! und La<br />

Düsseldorf übte großen Einfluss<br />

auf die Musik von Brian Eno und<br />

David Bowie aus. Bowie nannte<br />

La Düsseldorf „the soundtrack of<br />

the Eighties“. Das ist es auch für<br />

mich. Aber auch die ersten Punkklänge<br />

wurden vernommen, in<br />

„White Overalls“, 2:07 Minuten<br />

kurz und richtig fetzig. „Geld“ ist<br />

eine fast vierzig Jahre alte Hymne<br />

aller Punks: „Geld regiert die<br />

Welt mein Freund, egal ob‘s uns<br />

gefällt, mein Joint, Geld ist nichts<br />

und Geld ist alles VIVA, es lebe<br />

unsere Welt, die Liebe und das<br />

Leben.“ Als Meilensteine gelten<br />

die 1976 herausgebrachten Songs<br />

„Düsseldorf“ und „Time“. 1978<br />

hatten sie mit dem Titel „Rheinita“<br />

aus dem Album „Viva“ einen<br />

großen Erfolg, unter anderem<br />

in den Hörfunkhitparaden<br />

„Schlagerrallye“ und „Diskothek<br />

im WDR“ (WDR 2). Der Song<br />

ist ohne Gesang, zum Träumen,<br />

Tanzen und in Erinnerungen<br />

schwelgen. Die Rhythmuswechsel<br />

sind einfach genial. Die Alben<br />

der Band wurden nach jahrelangen<br />

Rechtsstreitigkeiten zwischen<br />

Bandmitgliedern und Plattenfirmen<br />

im September 2005 in<br />

Deutschland wieder- beziehungsweise<br />

erstmals auf CD veröffentlicht,<br />

jedoch nach kurzer Zeit<br />

wieder vom Markt genommen.<br />

Am 23. September 2006 fand<br />

sich das letzte Aufgebot von La<br />

Düsseldorf auf der Düsseldorfer<br />

Königsallee zu einer entspannten<br />

Fotosession zusammen. Klaus<br />

Dinger beabsichtigte, unter dem<br />

Arbeitstitel „Japandorf“ sämtliche<br />

Werke von La Düsseldorf mit<br />

den japanischen Musikern Masaki<br />

Nakao, Miki Yui, Kazuyuki<br />

Onouchi und Satoshi Okamoto<br />

neu einzuspielen. Viva (1978),<br />

Individuellos (1980), Blue (1989<br />

/ 1999), Neondian (Mon Amour)<br />

(2006); //klausdinger.com/news/<br />

und groenland.com/kunstler<br />

//hog<br />

„Back to the roots“ lautet auch<br />

bei Mainz 05 und PETAR<br />

SLISKOVIC (26) das Motto: Der<br />

Stürmer, der zuletzt beim<br />

Halleschen FC in der 3. Liga<br />

gekickt hatte, kehrt auf Leihbasis<br />

zum dritten Mal zu seinem<br />

Heimatverein <strong>zur</strong>ück, um dort<br />

möglicherweise mit seinen Toren<br />

die zweite Mannschaft vor dem<br />

drohenden Abstieg in die<br />

Regionalliga zu bewahren.<br />

Ebenfalls kräftig vom Abstieg aus<br />

selbiger Liga bedroht ist der SV<br />

Wehen Wiesbaden. Nun zog<br />

Chefcoach TORSTEN FRÖH-<br />

LING (50) die Konsequenz und<br />

trat am 6. Februar von seinem<br />

Posten <strong>zur</strong>ück – wahrscheinlich<br />

kam er damit seinem sich<br />

anbahnenden Rauswurf zuvor.<br />

Vergleichbar verhielt es sich auch<br />

bei FABRICE-JEAN PICAULT<br />

(27). Ähnlich wie bei Goethe<br />

(„Halb zog sie ihn, halb sank er<br />

hin und ward nicht mehr<br />

gesehn“) drängte der FC den<br />

Spieler, sich einen neuen Verein<br />

zu suchen, den er nach einem<br />

Vorspielen Ende Januar prompt<br />

auch im US-Team Philadelphia<br />

Union aus der MLS (Eastern<br />

Conference) fand. Viel Glück,<br />

Fafà. Viel Erfolg wünschen wir<br />

auch FELIX LUZ (35) und<br />

FABIAN BOLL (37), die Ende<br />

Januar gemeinsam ihre<br />

Trainer-A-Lizenz bestanden<br />

haben. Schon ein wenig länger im<br />

Trainergeschäft ist inzwischen<br />

ANDRÉ SCHUBERT (45), nun<br />

aber auch schon wieder ohne Job,<br />

nachdem sich Borussia Mönchengladbach<br />

am 20. Dezember des<br />

vergangenen Jahres von ihm<br />

getrennt hat. Schubert war dort<br />

seit September 2015 Übungsleiter.<br />

Ebenso geschasst wurde im<br />

Dezember ACHIM HOLLE-<br />

RIETH (43): Entlassen wurde er<br />

in der Monatsmitte vom<br />

abstiegsbedrohten Nordost-Regionalligaaufsteiger<br />

FSV Union<br />

Fürstenwalde, wo Hollerieth erst<br />

zum Juli die Mannschaft<br />

übernommen hatte. „Holler“ fiel<br />

allerdings weich, denn schon ein<br />

paar Tage später unterschrieb er<br />

in derselben Liga beim Tabellenletzten<br />

TSG Neustrelitz. Neu im<br />

Amt ist auch wieder ZLATAN<br />

BAJRAMOVIC (37), der seit<br />

Jahresende als Co-Trainer unter<br />

Karlsruhes neuem Chefcoach<br />

Mirko Slomka fungiert. Die<br />

beiden Übungsleiter kennen sich<br />

aus gemeinsamen Zeiten beim<br />

Hamburger SV. Nur knapp einen<br />

Monat ohne Anstellung blieb St.<br />

Paulis ehemaliger A-Jugendspieler<br />

Norbert Meier (58), der nach<br />

seiner Beurlaubung Anfang<br />

Dezember 2016 beim Bundesligisten<br />

Darmstadt 98 bereits<br />

Anfang Januar beim Zweitligisten<br />

1. FC Kaiserslautern einen<br />

neuen Kontrakt unterschrieb. So<br />

leicht hat es ROBERT PALIKU-<br />

CA scheinbar nicht, denn seit<br />

seiner Trennung Anfang<br />

Dezember als Trainer beim<br />

abstiegsgefährdeten Oberligisten<br />

TSV Meerbusch, wo er zweieinhalb<br />

Jahre amtierte, gibt’s heute<br />

noch keine neue Perspektive für<br />

den 38-jährigen Kroaten. Mehr<br />

oder minder war es eine<br />

gemeinsame Entscheidung von<br />

Coach und Verein, zumal<br />

Palikuca aus beruflichen<br />

Gründen (unter anderem<br />

übernahm er mehr Kaderplanungs-<br />

und Scouting-Aufgaben<br />

bei seinem Arbeitgeber Fortuna<br />

Düsseldorf) immer kürzer treten<br />

musste. Auch GERALD<br />

ASAMOAH (38) ist heute bei<br />

seinem Herzensverein administrativ<br />

tätig: Im November<br />

vergangenen Jahres übernahm er<br />

die neu geschaffene Position des<br />

U23-Managers bei Schalke 04.<br />

Beim SC Eltersdorf (Bayernliga<br />

Nord) hat inzwischen BERND<br />

EIGNER (44) angeheuert, der<br />

zuvor beim Ligakonkurrenten 1.<br />

FC Sand als Chef auf der Bank<br />

saß. Auch JÖRN GROSSKOPF<br />

(50) hat wieder einen Verein<br />

gefunden: Nach seiner Entlassung<br />

beim Nord-Regionalligisten<br />

SV Eichede hat der Coach im<br />

Januar nun doch beim Oberliga-Aufsteiger<br />

Wedeler TSV<br />

unterschrieben. Dort also, wo er<br />

Neuer Trend: Imagegewinn<br />

durch Symbolkraft<br />

Neuerdings zahlen Sponsoren<br />

nicht mehr unbedingt<br />

dafür, dass das Stadion<br />

ihren, sondern einen nicht<br />

kommerziellen, symbolkräftigen<br />

Namen trägt und<br />

erhoffen sich genau dadurch<br />

einen Imagegewinn. So wird<br />

der Unternehmer Klaus-Michael<br />

Kühne den HSV-Fans<br />

mit Sicherheit trotz nerviger<br />

Einmischung in alle sportlichen<br />

Belange in positiver<br />

Erinnerung bleiben, allein<br />

weil er ihnen ihr ‚Volksparkstadion‘<br />

<strong>zur</strong>ückgegeben<br />

hat, nach all den peinlichen<br />

‚Nach-welcher-Insolvenzfirma-sie-gerade-heißt-Arena‘-Jahren.<br />

Auch Nürnberg<br />

musste sich lange mit<br />

unwürdigen Stadionnamen<br />

herumschlagen. Nun dürfte<br />

der lang gehegte Wunsch<br />

der Fans, das Stadion nach<br />

dem Nürnberger Fußballhelden<br />

Max Morlock zu<br />

benennen, wahr werden. Die<br />

Consorsbank will ab März<br />

eine sechswöchige Crowdfunding-Kampagne<br />

ins Leben<br />

rufen und das Dreifache<br />

dazu geben, falls Fans und<br />

Geldgeber in diesem Zeitraum<br />

800.000 € sammeln.<br />

Das würde dem Stadion<br />

drei Jahre lang den Namen<br />

Max Morlocks garantieren.<br />

Der Chemiekonzern Merck<br />

polierte sein Image damit<br />

auf, dass er auf seine Na-<br />

48 mensrechte am Darmstädter //rakete<br />

49<br />

eigentlich schon einmal zugesagt


Neues von den Alten<br />

hatte, dann aber zu Eichede ging.<br />

Dafür rückt DANIEL DOMIN-<br />

GO (40), der zuletzt die Chefrolle<br />

innehatte, ins zweite Glied und<br />

wird Großkopfs Assistent. In<br />

Wedel unterschrieben hat Ende<br />

Januar auch der 20-jährige<br />

Stürmer FURKAN PINARLIK,<br />

der viele Jahre in der Jugend und<br />

der U23 des FC St. Pauli kickte<br />

(in der aktuellen Hinrunde sechs<br />

Einsätze und ein Tor) und nun<br />

auf Wunsch des neuen Trainergespanns<br />

bei den Elbstädtern<br />

eincheckte. ROBERT SUBASIC<br />

(24), ebenfalls ehemaliger<br />

U23-Spieler St. Paulis, wechselte<br />

in der Winterpause vom<br />

Hamburger Oberligisten FC<br />

Süderelbe zum Bezirksligisten<br />

Croatia Hamburg. Ebenso wie<br />

der oben erwähnte Picault war<br />

auch ARMANDO COOPER (29)<br />

einer der wenigen Spieler beim<br />

FC St. Pauli, die vom Verein<br />

während einer laufenden Saison<br />

freigestellt wurden – Cooper galt<br />

im August 2015 zwei Wochen<br />

lang als „verschollen“. Eben<br />

dieser Cooper schrieb Ende<br />

vergangenen Jahres Geschichte,<br />

weil er mit seinen starken<br />

Leistungen den MLS-Klub<br />

Toronto FC als ersten kanadischen<br />

Verein bis ins US-Profiliga-Finale<br />

beförderte; hier<br />

unterlag man allerdings nach<br />

Elfmeterschießen den Seattle<br />

Sounders. Auch vom 22-jährigen<br />

LAURYNAS KULIKAS (28<br />

U23- sowie ein Profimatch für St.<br />

Pauli) hatte man sich überall ein<br />

wenig mehr versprochen. Nun<br />

hat „Laury“ auch Eintracht<br />

Norderstedt, wo er zu Saisonbeginn<br />

einen Neuanfang wagte,<br />

bereits wieder verlassen; der<br />

gebürtige Kieler Stürmer<br />

wechselte im Januar zum<br />

Südwest-Regionalligisten TSV<br />

Steinbach. Ebenfalls neu<br />

orientiert hat sich JULIAN<br />

KOCH (26), der während der<br />

Wintertransferzeit von Fortuna<br />

Düsseldorf an Ferencváros<br />

Budapest mit seinem Trainer<br />

Thomas Doll abgegeben wurde.<br />

Auch ENIS ALUSHI (31) kickt<br />

bereits wieder woanders: Auf<br />

Leihbasis kehrt er dem 1. FC<br />

Nürnberg bis zum Sommer den<br />

Rücken, um bei Israels Erstligisten<br />

Maccabi Haifa gegen den Ball<br />

zu treten. Auch MARVIN<br />

DUCKSCH (22) ist momentan<br />

auf Leihbasis unterwegs: Der FC<br />

St. Pauli schickte seinen Stürmer<br />

bis zum Saisonende zum<br />

Drittligisten Holstein Kiel.<br />

Umgekehrt stürmt bekanntlich<br />

für uns bis zum Ende der<br />

Spielzeit LENNART THY (25),<br />

den sich der FC von Werder<br />

Bremen geborgt hat. Ganz weg ist<br />

zu meinem absoluten Bedauern<br />

der erst 19 Jahre alte JACOB<br />

RASMUSSEN, der zu Jahresbeginn<br />

auf eigenen Wunsch und für<br />

kleine Ablöse zu Rosenborg<br />

Trondheim wechselte. Abwehrmann<br />

Rasmussen war bei St.<br />

Paulis U23 mein Lieblingsspieler,<br />

bei dem ich enormes Potenzial<br />

gesehen habe. Zum selben Verein<br />

wechselte völlig überraschend<br />

und, wie es offiziell heißt, auf<br />

eigenen Wunsch, VEGAR<br />

EGGEN HEDENSTAD (25), der<br />

erst zu Saisonbeginn vom SC<br />

Freiburg zu uns transferiert<br />

worden war. Man munkelt von<br />

einer Ablösesumme in Höhe von<br />

ungefähr 500.000 Euro. Kein<br />

schlechtes Geschäft, wenn man<br />

bedenkt, dass der Norweger<br />

ablösefrei zu uns kam. Für mich<br />

sportlich aber nicht nachvollziehbar<br />

– zumal in unserer immer<br />

noch prekären Tabellensituation.<br />

Ein anderer ehemaliger<br />

Hoffnungsträger beim FC St.<br />

Pauli, DENIZ HERBER (24), ist<br />

mittlerweile in Hamburgs<br />

Kreisklasse gelandet: Bei der<br />

zweiten Elf von HT 16 soll er mit<br />

dafür sorgen, dass der Aufstieg in<br />

die Kreisliga glückt. Auch ESAD<br />

MORINA (20) war mal so ein<br />

Nachwuchstalent, in das im<br />

Sommer 2015, als der Spieler aus<br />

Hoffenheim ans Millerntor<br />

wechselte, viele beim FC St. Pauli<br />

hohe Erwartungen setzten.<br />

Nachdem der Deutsch-Albaner<br />

von unserer A-Jugend dann zum<br />

Jahresbeginn 2016 in die<br />

Vereinslosigkeit katapultiert<br />

wurde (ich weiß bis heute nicht,<br />

warum), unterschrieb der<br />

Stürmer und mehrfache<br />

Jugendnationalspieler nun im<br />

Januar 2017 beim Niederrhein-Landesligisten<br />

Rot-Weiß<br />

Oberhausen II. Aussortiert<br />

wurde auch KEVIN SCHIND-<br />

LER (28), der noch im Januar von<br />

Trainer Torsten Fröhling (siehe<br />

oben) aus dem Kader des SC<br />

Wehen Wiesbaden gestrichen<br />

wurde. Selbst aus dem Kader des<br />

SC Victoria II freiwillig<br />

eliminiert hat sich St. Paulis<br />

Ex-U23er DAVID EYBÄCHER<br />

(28), der nun nach der Winterpause<br />

beim ambitionierten<br />

Hamburg-Altonaer Klub FC<br />

Teutonia 05 die Abwehr stärken<br />

will. Als oberster Jugendkoordinator<br />

soll Eybächer dem SC<br />

Victoria allerdings erhalten<br />

bleiben. Auch MARC LANGE<br />

(27) und PATRICK FRANKE<br />

(20) kickten dereinst bei unserer<br />

U23. Lange wechselte im Januar<br />

innerhalb der Oberliga Hamburg<br />

vom HSV Barmbek-Uhlenhorst<br />

(aka BU) zum SC Victoria.<br />

Franke lief noch im letzten<br />

Monat des vergangenen Jahres<br />

nach einem halben Jahr VfB<br />

Stuttgart II <strong>zur</strong> Hammer<br />

Spielvereinigung (Oberliga<br />

Westfalen) über – Frankes<br />

Jugendverein bis <strong>zur</strong> D-Jugend.<br />

JOSEPH-CLAUDE GYAU (24),<br />

den der FC St. Pauli 2012/13 von<br />

der TSG Hoffenheim ausgeliehen<br />

hatte, wechselte <strong>zur</strong> Rückrunde<br />

ablösefrei von Borussia<br />

Dortmund II <strong>zur</strong> SG Sonnenhof<br />

Großaspach, nachdem Dortmund<br />

zweieinhalb Jahre zuvor noch<br />

120.000 Euro an die TSG zu<br />

zahlen hatte. Zum Abschluss,<br />

anlässlich des 15-jährigen<br />

Jubiläums der Weltpokalsiegerbesieger-Partie<br />

vom 6. Februar<br />

2002, noch zwei Protagonisten<br />

von damals, die in dieser Rubrik<br />

in den vergangenen Jahren nicht<br />

mehr vorkamen, mit ihren<br />

letzten beziehungsweise heutigen<br />

Tätigkeiten: MORTON BERRE<br />

kickt 41-jährig immer noch in<br />

der dritten norwegischen Liga,<br />

wo er für Skeid Oslo aufläuft, und<br />

MARCEL RATH, gleichaltrig mit<br />

Berre, der noch 2015 für Stahl<br />

Eisenhüttenstadt II in der<br />

Brandenburg-Liga kickte,<br />

arbeitet laut „Kicker“ heute als<br />

Kurierfahrer in der Stadt seines<br />

Heimatvereins. // Ronny<br />

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