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Das einzig relevante Fanzine>Ich kenne nur den Übersteiger>Ihr habt ja gar keine Ahnung>Manchmal nervig und anstrengend> Es ist ein Segen für einen e.V., wenn ein<br />
Fanzine Dinge besser und genauer aufschreiben<br />
kann, als die Vereinsführung
"Eure Scheiss-Stimmung - da seid ihr doch<br />
dafür verantwortlich und nicht wir!"<br />
(Uli Hoeneß, 2007)<br />
Pfui, Uli! Einen Riesenkomplex bauen, diesen für Business-Seat-Fußball-Touristen<br />
öffnen und sich wundern,<br />
dass sich Mitglieder über die fehlende Stimmung in einem<br />
seelenlosen Stadion beschweren? Das war doch eine echte<br />
Milchmädchenrechnung! War doch klar, dass sowas ein<br />
Supportkiller ist.<br />
Support. Was ist das eigentlich? Zunächst einmal ein Anglizismus<br />
für Unterstützung. Doch zugegebenermaßen klingt<br />
Support besser als „Unterstützung“, meint es auch dasselbe.<br />
Ich nehme es vorweg, entscheidet selbst, was Support für<br />
euch ist und wo er anfängt. Der kann nämlich lustig, traurig,<br />
wütend, fröhlich, laut, leise, chaotisch, bunt, und so viel mehr<br />
Adjektive für sich beanspruchen, als man sich vorstellen<br />
kann.<br />
Die englische Sprache ist aber ein Hinweis für das, was jahrelang<br />
Vorbild für die hiesige Kurvenkultur war; die britische<br />
Fankultur. Ein Anhaltspunkt auf der Suche nach der Herkunft:<br />
Der Support auf der Insel. Was wurde nicht neidisch<br />
in den 60er- und 70er-Jahren nach Großbritannien geschielt.<br />
Ganze Kurven, die singen, ganze Lieder sogar. Donnerwetter.<br />
Über das bisschen Wasser in der Nordsee schwappte das<br />
irgendwie rüber und zack: lauter und sichtbarer Support.<br />
Wo das alles anfing, kann allerdings nur gemutmaßt werden.<br />
Ein Teil von Support ist definitiv der Fangesang, welchen<br />
die 11Freunde bereits als „den letzten authentischen Rülpser<br />
in einer immer sterileren Fußballwelt“ betitelt hat. Auf der<br />
Insel, in Liverpool. In den 60er-Jahren (so genau weiß das<br />
natürlich keiner mehr) wurde neben Beatles-Gassenhauern<br />
angeblich auch hier das erste Mal „You‘ll never walk alone“<br />
gesungen. Ob nun vorher woanders auch schon ganze Lieder<br />
intoniert wurden oder nicht, bleibt unklar, aber die Legende<br />
passt ins Bild.<br />
Support kann bei uns am Millerntor verschiedenste Formen<br />
annehmen. Sichtbar mit Bannern, Fahnen, Konfetti, hörbar<br />
mit Trommeln, klatschenden Händen oder heiseren Kehlen.<br />
Außerhalb des Stadions (und in keiner Weise örtlich<br />
oder zeitlich gebunden) wird genauso intensiv unterstützt.<br />
In Kneipen, Wohnzimmern, an Arbeitsplätzen, vor Radios,<br />
Computerbildschirmen und quälend langsam aktualisierenden<br />
Live-Tickern auf Smartphones. Dabei ist die Intensität<br />
der Unterstützung mindestens genauso stark. Wenn ich<br />
bedenke, wie idiotisch ich (als vermeintlich gemäßigter Fan)<br />
vereinzelt klatschend und singend vor dem Fernseher bei<br />
Spielen stehe/sitze, will ich mir gar nicht vorstellen, wie das<br />
bei anderen aussieht. Wer, unterwegs in der Öffentlichkeit,<br />
über Kopfhörer gebannt und fiebernd die Maschinengewehr-Wortketten<br />
des AFM-Radios verfolgt und, für Umstehende<br />
verwirrend und schockierend zugleich, explosionsartig<br />
Anfeuerungsrufe in die Peripherie schleudert, leistet definitiv<br />
genauso viel leidenschaftlichen Support wie alle im Stadion<br />
Anwesenden.<br />
Support fängt dabei nicht erst am Spieltag an. Allein das<br />
sportlichen Erfolgs.<br />
Da man Support ja sowieso schon schwer genug fassen kann,<br />
ist dieser auch noch einem ständigen Wandel unterzogen.<br />
Auf der Insel wird dieser seit Jahren immer weiter durch<br />
„Eventisierung“ <strong>zur</strong>ückgedrängt. Auch hierzulande ist es für<br />
manche Stadionbesucher schwierig zu verstehen, dass der<br />
Eventfaktor von Fußballspielen von einem selbst abhängt.<br />
Womit wir wieder beim zitierten Uli wären. Leuten das<br />
Geld für teure Business-Seats aus der Tasche ziehen, klappt<br />
nur dann lange gut, wenn denen auch etwas geboten wird.<br />
Der Support im Stadion ist Teil dieses Deals. Von schlechter<br />
Stimmung sind wir glücklicherweise weit entfernt am<br />
Millerntor, doch es gibt eindeutig noch Potenzial nach oben.<br />
Schwankungen in der Intensität von Support gab es schon<br />
immer. Kurz vor der Singing Area und kurz vor USP waren<br />
wir schon näher dran an der „Scheiß-Stimmung“, allerdings<br />
sollte beachtet werden, in was für fußballerischen Seuchenjahren<br />
vermehrt die fehlende Stimmung am Millerntor<br />
kritisiert wurde. Support hängt vom Umfeld ab, kann alles<br />
sein und sich ständig wandeln, angleichen, abgrenzen und<br />
neu erfinden.<br />
Und wann ist Support nun gut oder schlecht? Entscheidet<br />
selbst! Ich persönlich habe die Chance, dem hilflosen Leser<br />
hier nun völlig ungefragt meine unbedeutende Meinung dazu<br />
mitzuteilen. Support ist immer dann gut, wenn er wirklich<br />
vom Herzen kommt. Fans, die meilenweit fahren, um sich<br />
bittere, wie zu erwartende Niederlagen im Schneeregen<br />
reinzuziehen, müssen nicht besonders laut sein, um guten<br />
Support zu leisten. Die Grundvoraussetzung dafür ist in dem<br />
Fall und hier bei uns nämlich schon längst vorhanden. Überlegt<br />
nur mal, in wie vielen Liedern wir davon singen, diesen<br />
Verein zu lieben …<br />
//flippa // Fotos: A. Gramelspacher<br />
als Statement der politischen Haltung) beschrieben werden.<br />
Wenn also in Urlauben weltweit Klamotten vom Herzensverein<br />
<strong>zur</strong> Schau gestellt und Sticker verklebt werden, dann<br />
ist auch das eine Form von Support. Das fängt schon bei der<br />
Kommunikation an. Ein Beispiel ist das freundliche „Hail!<br />
Hail!“ in Glasgow als Begrüßung von Gleichgesinnten. Das<br />
nicht so freundliche „Scheiß St. Pauli!“ von schlimmen Atzen<br />
am Bahnhof unterstützt zwar nicht direkt einen Verein, aber<br />
bestimmt nicht den anderen Verein und wäre als Gegenbeispiel<br />
zu nennen.<br />
Der vorliegende Übersteiger versucht herauszufinden, was<br />
guten Support ausmacht und wie dieser aussehen sollte. Auf<br />
der Suche danach landet man unweigerlich bei Gesängen im<br />
Stadion.<br />
Der gemeine Fangesang bei uns kann mitunter verschiedenste<br />
Formen annehmen. Eine erschöpfende Aufzählung<br />
ist schier unmöglich, aber ein paar Rubriken lassen sich<br />
definieren. Es gibt die eingängigen und bis <strong>zur</strong> Ekstase lauter<br />
werdenden Gesänge, bis Teilnehmenden die Hirnschlagader<br />
zu platzen droht. Viel kritisiert werden die einlullenden,<br />
gefühlt zwanzigminütigen monotonen Gesänge, welche am<br />
besten zu tristem sonntäglichen Zweitligapartien passen –<br />
komischerweise sind es genau diese Gesänge, welche bei mir<br />
im Kopf bleiben und mich noch Tage danach verfolgen. Die<br />
liebevolle Härte der gekreischten Worte (auch am Millerntor<br />
anzutreffen), welche motivieren oder auf vermeintliche Fehler<br />
hinweisen sollen, kann ebenfalls als Support beschrieben<br />
werden; wobei sich mir nie erschlossen hat, in welcher Art<br />
und Weise hier eine Unterstützung stattfindet. Exotisch<br />
und schwer als solcher zu entdecken, weil selten und nahezu<br />
unauffällig: der stille Support. Dieser kann mitfühlend gemeint<br />
sein oder ist als Liebesentzug zu bewerten. Am meisten<br />
Energie aber haben die spielabhängigen Anfeuerungen von<br />
den Rängen. Jedes „Aux Armes“ kann noch so laut und gut<br />
sein; wenn nach einer Aktion auf dem Platz der Roar von den<br />
Rängen gefeuert wird, dann knistert die Luft.<br />
Den Zusammenhang zwischen der Leistung auf dem Platz<br />
und der auf den Tribünen muss man nicht lange suchen.<br />
Jedes Vorhaben, mit der entsprechenden Durchführung auf<br />
den Rängen alles zu geben, wird von dem Funken, den ein<br />
mitreißendes Spiel spendiert, in den Schatten gestellt. Die<br />
Truppe auf dem Platz ist mitverantwortlich für die eigene<br />
Unterstützung. Zwar gibt es in seltenen Fällen bei Krisenzeiten<br />
(Abstiegsjahre oder schlicht schlechten Phasen) eine<br />
Stimmung à la „auf jeder Beerdigung gibt es einen guten<br />
Lacher“, aber den richtigen Roar, den gibt es nur bei beson-<br />
4 Suche nach dem Ursprung landet man dann wieder auf der Tragen von Merchandise kann als Support (mitunter auch<br />
deren Spielen (oder Spielaktionen), vor allem in Jahren des<br />
5
6 7
Die Bande des Grauens<br />
Kommentar <strong>zur</strong> "Nix für Pussies"-Peinlichkeit<br />
Nicht die Pussies sind das Problem. Ich bin ein riesen Fan<br />
von Pussy Terror TV. Ich mag das Wort, wenn es eine Frau<br />
selbstbewusst nutzt. Was ich weniger mag, ist der Satz „Nix<br />
für Pussies“ im Stadion. Und auch noch als Werbung für ein<br />
dickes Sportcoupé mit 328 PS. Zielgruppe: Der Machoarsch,<br />
der auch gerne mal einen Spieler „Schwuchtel“ nennt oder<br />
sich witzig findet, wenn er Bibiana Steinhaus <strong>zur</strong>uft, sie<br />
möge sich „ausziehen“.<br />
Klar, das ist jetzt schwer in die Klischeekiste gegriffen. Aber<br />
so ging es mir durch den Kopf, als ich die Bande sah. Dabei<br />
wollen wir doch ein Stadion, in dem genau keine Machokultur<br />
den Ton angibt. Wir brüllen uns die Seele aus dem Leib,<br />
um das Team anzufeuern, nicht um Spieler als Weicheier zu<br />
beschimpfen. Denn auf unseren Rängen ist Platz für alle,<br />
Kinder, Frauen, Heteros, Schwule, Menschen mit Depression,<br />
Menschen mit Behinderung, alte Menschen - sie alle<br />
sind auch wichtig und lieben den Fußball und unseren FC<br />
St. Pauli. So sehen wir es jedenfalls und setzen uns dafür ein,<br />
dass der alte Hut, dass Fußball ein „Männersport“ ist, in der<br />
Mottenkiste verschwindet.<br />
Umso mehr wurmt es uns dann, wenn genau dieses Klischee<br />
von einem Werbepartner so billig bedient wird. Ja,<br />
liebes Autohaus C. Thomsen, ich befürchte ja, es hätte gar<br />
nichts genützt, wenn ihr vor der Gestaltung der Werbebande<br />
nochmal im Selbstverständnis der Fanclubs des FC St. Pauli<br />
gelesen hättet, wo es heißt: „Die Fanclubs wenden sich gegen<br />
jede Form der Diskriminierung von Menschen.“ Denn für<br />
euch ist es ja anscheinend völlig okay, jemanden als Weichei<br />
abzuqualifizieren, so verstehe ich jedenfalls euer Entschuldigungs-Posting<br />
auf Facebook. Ich denke, darüber sollten wir<br />
ins Gespräch kommen. Vielleicht liest ja jemand von euch<br />
das hier und hat Lust, sich darauf einzulassen. Stellt ihr aber<br />
auf stur, werden wir das auf Dauer nicht auf sich beruhen<br />
lassen können und Gegenwind fabrizieren.<br />
Eine andere Sache ist natürlich noch, dass U!Sports, die<br />
Vermarktungsabteilung unseres FCSP, bei der ganzen Sache<br />
grandios geschlafen hat. Die Bande wurde nach eigenen Angaben<br />
unbesehen durchgewunken. Wir können nur hoffen,<br />
dass das nicht wieder passiert und die Abläufe entsprechend<br />
überprüft werden. Nicht auszudenken, was passierte, wenn<br />
ein Werbepartner versehentlich in die Schublade mit den<br />
„Die Raute im Herzen“-Vorlagen griffe und so eine dann<br />
plötzlich auf unseren Bannern rotierte – ja, immer dran<br />
denken, es geht noch peinlicher! //kurzpass<br />
8 9
ÜS: Zuletzt wurde eine teilweise Rückkehr von Hooligan-Gruppierungen<br />
in deutsche Fanblocks beobachtet. Warum ist das so?<br />
DW: Das hängt einerseits mit dem Rechtsruck zusammen,<br />
da die traditionellen Hooligan-Gruppen in Deutschland<br />
oftmals mindestens rechtsoffen waren. Diese Gruppen waren<br />
durch das Aufkommen der zumeist antirassistischen Ultrakultur<br />
viele Jahre marginalisiert, trauen sich nun aber wieder<br />
aus „ihren Löchern“. Zudem haben sich die sicherheitspolitischen,<br />
repressiven Maßnahmen der letzten zehn Jahre<br />
im Fußball vor allem auf die Ultragruppen konzentriert und<br />
diese damit durchaus auch geschwächt. Das haben nun manwas<br />
ist guter support<br />
Frauenpower beim FCSP<br />
haben. Dadurch konnten viele Negativentwicklungen, die in<br />
anderen Ländern <strong>zur</strong> Normalität gehören, wie reine Sitzplatzstadien,<br />
Alkoholverbot, sogenannte Kombitickets oder<br />
Fanausweise zumindest aufgehalten werden. Auch deshalb<br />
ist die Bundesliga in Zahlen nach wie vor die zuschauerstärkste<br />
Liga der Welt.<br />
Die Sozialpädagogin Daniela Wurbs (bald 40), von 2005 bis<br />
2007 Mitarbeiterin des Fanladens, hat bis 2016 als Geschäftsführerin<br />
für Football Supporters Europe (FSE), ein Netzwerk<br />
europäischer Fußballfans aus 37 Ländern, von Hamburg aus<br />
die internationale Fanarbeit koordiniert und war stellvertretende<br />
AFM-Vorsitzende. Mit dem Übersteiger spricht<br />
sie über die Entwicklung der Ultra-Bewegung, den zunehmenden<br />
Rassismus in europäischen Fanblöcken und ihre<br />
momentan ämterlose Zeit.<br />
ÜS: Wie hat sich die Ultra-Bewegung in den letzten 10 Jahren<br />
entwickelt?<br />
Daniela Wurbs (DW): Schwer, das verallgemeinernd zu<br />
sagen, kommt natürlich darauf an, über welche Region in<br />
Europa wir reden. In England ist die Ultrakultur beispielsweise<br />
noch eher im Aufwind, während sie sich in Südeuropa<br />
eher rückläufig entwickelt. In Deutschland hat sich Ultra<br />
von einer anfangs an Italien orientierten Bewegung gewandelt<br />
zu einem Netzwerk engagierter Gruppen, welche nicht<br />
nur durch bunte Choreos aufgefallen sind, sondern auch<br />
fanpolitisch auf nationaler Ebene zusammenarbeiten und<br />
vielfach Akzente gesetzt haben, beispielsweise beim Thema<br />
Kennzeichnungspflicht für Polizei, im Rahmen der Sicherheitsdebatte<br />
2012 oder der Kampagne <strong>zur</strong> Legalisierung von<br />
Pyrotechnik im Stadion. In den vergangenen Jahren haben<br />
sich zahlreiche Gruppen in anderen Ländern deshalb auch<br />
die deutsche Ultraszene zum Vorbild genommen, wenn<br />
es darum ging, über Rivalitäten hinaus zusammen und<br />
konstruktiv für die gemeinsame Sache zu arbeiten, beispielsweise<br />
in Frankreich oder Schweden. Trotzdem gibt es derzeit<br />
in Deutschland auch gegenläufige Tendenzen und eine<br />
wachsende Anzahl von Gruppen, die sich trotz zahlreicher<br />
gemeinsamer Probleme im Fußball bestenfalls noch auf die<br />
Vereinsarbeit <strong>zur</strong>ückziehen.<br />
ÜS: Welche dieser Entwicklungen sind als positiv, welche als<br />
negativ zu beurteilen?<br />
DW: Positiv ist sicher die Tatsache, dass die absolute Mehrheit<br />
von Ultragruppen hierzulande einen antirassistischen<br />
Grundkonsens hat und nach wie vor nicht nur in der Kurve,<br />
sondern auch vereinspolitisch sehr konstruktiv engagiert<br />
ist. Das ist europaweit betrachtet überhaupt nicht selbstverständlich.<br />
Allerdings findet zeitgleich eine Polarisierung<br />
statt und es finden sich immer mehr Gruppen oder Einzelpersonen<br />
in den Stadien, die sich mindestens als Ultra-nah<br />
definieren, für die aber Rivalitäten und Territorialdenken<br />
deutlich in den Vordergrund gerückt sind. Kritische Stim-<br />
ÜS: Worin unterscheiden sich die Situationen der Fans in verschiedenen<br />
Ländern?<br />
DW: Ich wollte hier eigentlich nix fürs Phrasenschwein<br />
dreschen, aber jetzt muss ich doch: Fanszenen sind doch<br />
immer ein Mikrokosmos einer Gesellschaft. Die wesentlichen<br />
Unterscheidungsmerkmale der Situation für die Fans<br />
lassen sich wohl vor allem an Themen wie Mitbestimmung,<br />
Sicherheitsfragen und Landesgröße festmachen. Fans, die in<br />
demokratischen Vereinsstrukturen mitbestimmen können,<br />
wie in Deutschland, haben deutlich größere Handlungsspielräume<br />
<strong>zur</strong> Vertretung ihrer Interessen als beispielsweise<br />
Fans in England oder Russland. Fans in kleinen Fußballländern<br />
haben oft weitaus größere Probleme mit alltäglicher<br />
Spielmanipulation, Korruption oder maroder Stadioninfrastruktur<br />
und (damit einhergehend) leeren Rängen. Sicherheitsmaßnahmen<br />
im Fußball hängen von Land zu Land<br />
davon ab, wie sehr Polizei im Einsatz zwischen verschiedenen<br />
(Fan-)Gruppen differenziert und generell auf Deeskalation<br />
und Dialog setzt. In den Niederlanden oder Belgien<br />
können Fans in der Regel ihre Anreise zum Spiel nicht frei<br />
bestimmen, sondern müssen vorgesehene Reisewege und<br />
nur offizielle Fanbusse nutzen. In Frankreich gab es seit den<br />
Anschlägen weit über 300 Auswärtsfahrverbote für Gästefans.<br />
In der Türkei beispielsweise kommt man nur noch mit<br />
einem speziellen Fanausweis ins Stadion. In der Schweiz ist<br />
der Einsatz von Tränengas oder auch von Gummigeschossen<br />
im Fußball durchaus üblich. Dialog oder Deeskalation<br />
seitens der Polizei gibt es hingegen jeweils weniger oder so<br />
gut wie gar nicht.<br />
Die Fankulturen selbst haben vielfach große Ähnlichkeiten,<br />
wenngleich unterschiedliche Ausprägungen hinsichtlich<br />
ihrer Zusammensetzung und Gruppenstruktur und ihrer<br />
Probleme, zum Beispiel in Bezug auf Rassismus und Gewalt.<br />
men moderater Ultras werden zeitgleich geschwächt. Das<br />
hat aber auch damit zu tun, dass die Fußballinstitutionen<br />
kritisches Fanengagement in der Vergangenheit eher nur<br />
oberflächlich ernstgenommen haben. Angesichts steigender<br />
Repression und sich immer weiter zuspitzender Kommerzialisierungs-<br />
und Verdrängungsprozesse im Fußball ist diese<br />
Entwicklung gefährlich und kontraproduktiv. Gerade jetzt<br />
wäre ein sinnvolles überregionales Fanengagement für gemeinsame<br />
Themen wichtiger denn je – und Fußballverbände,<br />
die auf die Stimme der engagiertesten Fanaktivist*innen<br />
hören. Und unter ihnen sind Ultras nach wie vor die größte<br />
und aktivste Gruppe.<br />
ÜS: Verglichen zum Beispiel mit Griechenland, wo momentan<br />
nur sporadisch Fußball gespielt wird, ist die Situation für Fußballfans<br />
in Deutschland anscheinend recht gut.<br />
DW: Das schon, aber das ist sie ja auch deshalb, WEIL sich<br />
die Fans hierzulande – anders als in Griechenland - seit den<br />
1990er-Jahren gemeinsam organisiert, die Entwicklung des<br />
Fußballs kritisch begleitet und ihre Interessen auch in Richtung<br />
DFB und DFL lautstark und nachdrücklich vertreten<br />
ÜS: In einigen osteuropäischen Ländern wird offen Rassismus<br />
in Fanblocks gezeigt. Wie beurteilst du die Entwicklung der<br />
europäischen Fanszene in Bezug auf Rassismus?<br />
DW: Na ja, offenen Rassismus in Fanblocks gibt es nicht<br />
nur in Osteuropa, sondern beispielsweise auch in anderen<br />
europäischen Regionen wie Belgien, Deutschland oder auch<br />
in Spanien oder Schweden. Und grundsätzlich ist es so, dass<br />
der gesamtgesellschaftliche Rechtsruck auch an den Stadiontoren<br />
nicht halt macht. Allerdings bin ich positiv überrascht<br />
davon, wie viele Fangruppen sich in Deutschland oder<br />
anderswo auch rechten Tendenzen im Stadion aktiv entgegenstellen.<br />
Das wird in den nächsten Jahren immer wichtiger<br />
werden.<br />
10 11
was ist guter support<br />
Frauenpower beim FCSP<br />
cherorts die alten Hoolgruppen für sich zu nutzen gewusst<br />
und machen sich seither wieder im Stadion breit, etablieren<br />
eine Angstkultur und rekrutieren unter den jungen Fans.<br />
ÜS: Wie gefällt dir die ämterlose Zeit (keine AfM, FSE)? Was<br />
machst du jetzt?<br />
DW: Ich find’s super! Ich habe mir erst mal eine Auszeit genommen<br />
und genieße es, im Fußball einfach nur Fan zu sein<br />
und mir völlig frei aussuchen zu können, wie ich meinen Tag<br />
und auch mein Fansein gestalte. Stillsitzen und gar nix machen<br />
ist aber auch nicht meins. Deshalb engagiere ich mich<br />
unter anderem ehrenamtlich in der Braun-weißen Hilfe der<br />
St.-Pauli-Fanszene und nebenbei noch in zwei europäischen<br />
Projekten: Zum einen bin ich in der Projektleitung für eine<br />
europäische Wanderausstellung über weibliche Fankultur<br />
als einfaches Mitglied von FSE – unter anderem mit Unterstützung<br />
des Aktionsbündnisses und des Fanladen St. Pauli.<br />
Zum anderen habe ich ganz außerhalb des Fußballs gerade<br />
gemeinsam mit Freund*innen einen europäischen Verein<br />
mit Namen RISE gegründet. RISE hat es sich unter anderem<br />
<strong>zur</strong> Aufgabe gemacht, die größte Bibliothek <strong>zur</strong> Sozialforschung<br />
und Geschichte sozialer Bewegungen in Europa zu<br />
retten und nächstes Jahr in Hamburg wiederaufzubauen.<br />
ÜS: Na, dann bleibt ja noch Zeit, uns beim Übersteiger zu<br />
unterstützen…<br />
//hog // Fotos: A. Gramelspacher<br />
PS: Sandra Schwedler (Aufsichtsratsvorsitzende) konnte aus<br />
Zeitgründen hierzu nichts schreiben - wird nachgereicht.<br />
„Frauen bewegen“ ist eine Initiative inspiriert von den weltweiten<br />
Women‘s Marches des Januars 2017, die Menschen<br />
jeden Geschlechts und Alters, jeglicher Herkunft und Rasse,<br />
jeglicher Glaubensrichtung und sozialer Hintergründe<br />
zusammenbringen möchte, um gemeinsam eine Botschaft<br />
der Menschlichkeit an die Weltpolitik zu senden, aber auch<br />
der Selbstbestimmung und Wehrhaftigkeit. Wir wollen nicht<br />
länger dabei zusehen, wie europa- und weltweit Autokratie<br />
und mit ihnen demokratie-, menschen- und dabei besonders<br />
frauenfeindliche Positionen an Zulauf gewinnen. Wir wollen<br />
dieser Entwicklung rechtzeitig etwas entgegensetzen.<br />
Frauen sind auf vielfache Weise besonders oft von sozialer<br />
Ungleichheit und Menschenrechtsverletzungen betroffen.<br />
Wir wollen eine freie und gerechte Gesellschaft, in welcher<br />
ALLE Frauen fair und gleichberechtigt behandelt werden.<br />
Wir wollen, dass ALLE Frauen frei von Hindernissen in<br />
Würde leben und überleben können. Frauenrechte sind<br />
Menschenrechte. Wir wollen etwas bewegen.<br />
Wir fordern ein Leben ohne Gewalt jeglicher Form.<br />
Wir fordern faire und gleiche Bezahlung und Karrierechancen.<br />
Wir fordern barrierefreie, gesellschaftliche, wirtschaftliche<br />
und kulturelle Teilhabe.<br />
Wir fordern, unsere sexuelle Orientierung frei von Geschlechternormen<br />
leben zu können.<br />
Wir fordern alle auf, mit uns zusammen für Migration und<br />
Asyl als Menschenrecht einzustehen.<br />
Wir fordern alle auf, mit uns zusammen gegen geschlechtsund<br />
rassistisch-motivierte Unrechtmäßigkeiten in polizeilichem<br />
Handeln und Strafrecht vorzugehen.<br />
WO? Lattenplatz (vor dem Knust), Neuer Kamp.<br />
WANN? 8. März 2017, 18 Uhr – 23 Uhr (Werktag)<br />
WAS? Open-Air-Tanzparty. Bringt eure Freund*innen mit!<br />
Die Party ist für alle offen. Gemeinsam und mit Musik protestiert<br />
es sich einfach schöner.<br />
Dafür planen wir mehrere Mobilisierungsaktionen. Neben<br />
kleineren wie zum Beispiel bei Choreos und Aktionen bei<br />
St.-Pauli-Spielen wird es zum Weltfrauentag eine größer<br />
angelegte geben:<br />
12 13
Holocaust-Gedenktag am 27.02.2017<br />
an der Gedenktafel auf dem Harald-Stender-Platz mit Kranzniederlegung.<br />
Etwa 350 Begleiter*innen fanden sich ein, die kalte (wettermäßig),<br />
kurze und knappe Ansprache (ca. 5 Minuten) von Justus aus dem<br />
Fanladen (Julius-Hirsch-Preis-Gewinner 2016, vom DFB ausgelobt),<br />
wurde abgerundet mit der Kranzniederlegung von Ann aus<br />
dem Ragazzi-Umfeld und mal wieder Jan-Philipp Kalla, unserem<br />
Vorzeigeprofi, wenn es um politische Veranstaltungen geht. Aber<br />
heute war es anders als sonst. Die gesamte erste Mannschaft und<br />
die Vereinsspitze waren angetreten für ein Mannschaftsfoto mit<br />
dem im Hintergrund befindlichen Banner „Kein Fußball den Faschisten“<br />
und den Gedenktafeln. Sehr schöne Geste, die hoffentlich<br />
nicht noch für irgendwelche Marketingaktionen missbraucht wird.<br />
Dann trafen wir uns in den Fanräumen, um dem Vortrag von Jörn<br />
Kreuzer (Mitglied St.-Pauli-Museum) zu lauschen. Thema „Wie<br />
die Hamburger Juden vor aller Augen aus der Stadt deportiert und<br />
ausgebeutet werden“. Er wurde bei dem Vortrag unterstützt von<br />
unserem Historiker und Buchautor Gregor Backes. Hier waren<br />
dann wieder nur ein paar wenige aus Mannschaft und Vereinsspitze<br />
zu sehen. Wer sonst außer der verschnupfte Jan-Philipp, Ewald,<br />
der zwischenzeitlich den Türsteher machte, und natürlich unser<br />
Tausendsassa Oke Göttlich mit seiner ganzen Familie. Oke, du bist<br />
wirklich überall, wenn es um den FCSP geht, Respekt! Außerdem<br />
gesehen wurden noch Tom Happe vom Präsidium, Roger (Aufsichtsrat),<br />
Tjark (Museums-Vorstand) und Sönke (St.-Pauli-Museum).<br />
Sind noch andere Spieler gesehen worden? ...<br />
Der Vortrag war recht interessant. Er befasste sich mit der Forschungsarbeit<br />
von Jörn in Zusammenarbeit mit der Staatsbibliothek<br />
(Stabi) Carl von Ossietzky. Ziel ist es, 8.500 von den Nazis<br />
beschlagnahmte Bücher zu durchsuchen und die Bücher deren<br />
jüdischen Eigentümer*innen oder Familien <strong>zur</strong>ückzugeben wollen.<br />
Bisher konnten erst 185 Bücher Familiennamen zugeordnet werden<br />
und es wurden gerade einmal 14 Bücher übergeben.<br />
Wir erfuhren die Geschichte des Hannoverschen Bahnhofs, der in<br />
der Nazizeit als Verladestelle der zum Tod Verdammten genutzt<br />
wurde. Bis zum Jahr 2019 soll an dieser Stelle (Lohsepark-Hafen-<br />
City) ein Denkmal fertiggestellt werden, das daran erinnert. Schon<br />
jetzt kann man die alten Gleise, die in die Vernichtungslager führten,<br />
und den Infocontainer wie auch Anzeigetafeln begutachten.<br />
Ein Ausflug dorthin lohnt sich, will man dem Trubel der Elphi in<br />
der HafenCity entkommen.<br />
Michael Pahl stellte auch die Lebenswege einiger St.-Pauli-Mitglieder<br />
in der damaligen Zeit kurz dar. Zum Beispiel von Mitglied<br />
Peter Jürs, der wegen „Wehrkraftzersetzung“ zunächst zum Tode,<br />
dann zu lebenslanger Zuchthausstrafe verurteilt wurde und wenige<br />
Tage vor Ende des Krieges bei der Bombardierung des Schiffes<br />
„Cap Arcona“ ums Leben kam. Oder von Dr. Otto Wolff, ehemals<br />
Spieler der 1. Mannschaft des FC St. Pauli, der als SS-Standartenführer<br />
eine steile NS-Karriere hinlegte und als Gauwirtschaftsberater<br />
unter anderem die „Arisierung“ der Hamburger Wirtschaft<br />
entscheidend mit organisierte. Über diese und andere Lebenswege<br />
werden wir demnächst mehr erfahren, bis dahin könnt ihr ja<br />
Gregors neues Buch „Mit deutschem Sportgruß - Der FC St. Pauli<br />
im Nationalsozialismus“ , ISBN 978-3-89771-825-8, Unrast Verlag<br />
abarbeiten.<br />
Beim Frage- und Antwortspiel wurde daran erinnert, dass es auch<br />
einige wenige gab, die damals jüdische Kinder retteten und sogar<br />
Deportationszüge begleiteten, um Kinder aus den Waggons zu<br />
befreien.<br />
Alles in allem, mal wieder, eine runde Veranstaltung. Wir freuen<br />
uns auf die angekündigte Ausstellung von FCSP-Mitgliedern<br />
aus der damaligen Zeit und welche Entscheidungen sie trafen.<br />
Historische Unterlagen können gern im Fanladen oder beim Verein<br />
abgegeben werden.<br />
Es soll auch ein Pädagogikprogramm erstellt werden, das für<br />
Schüler genutzt werden kann. Wir sind gespannt auf die Arbeit,<br />
die geleistet werden muss, um unsere „Freunde“ aus St. Ellingen<br />
endlich einmal im Rahmen der Vereinsgeschichtsaufarbeitung<br />
Paroli bieten zu können. Viel Erfolg wünschen wir dem St.-Pauli-Museum!<br />
//Doddel und hog<br />
Mit fachlicher Unterstützung von Michael Pahl, vielen Dank dafür!<br />
Fotos Stefan Groenveld und hog<br />
14 15
Erfrischendes Potpourri aus Gedichten, Lesung und Erzählung vorgetragen beim<br />
AUTORENABEND IN DEN FANRÄUMEN AM 26.01.2017<br />
Am 26.01.2017, genau um 19:10 Uhr, fing ein interessanter<br />
Abend in den Fanräumen an. Es waren nur 30 Interessierte<br />
gekommen, verdient hätte der Abend 300 Zuhörer*innen.<br />
Das Motto dieses Treffens war: Wie schafft man es, die Tatsache,<br />
ein Fan des FC St. Pauli zu sein, zu verarbeiten? Drei<br />
St.-Pauli-Fans und aktive Mitglieder der St.-Pauli-Marathonabteilung<br />
haben es auf folgende Art und Weise bewältigt:<br />
Einer schrieb ein Buch über den FC St. Pauli und seine<br />
Fanszene auf Polnisch, der andere schrieb Fußballgedichte,<br />
und der Dritte schrieb ein Buch über Stress…<br />
Die drei Autoren der Bücher haben an dem Abend nicht wie<br />
angekündigt nur eine „Lesung“ angeboten, es war viel mehr<br />
… ein Potpourri aus Gedichten, Lesung, Erzählung und<br />
Punkvideos.<br />
Die Sache ist einfach, weil alle drei andere Sichtweisen auf<br />
St. Pauli haben, unterschiedliche (sympathische) Deutschakzente<br />
und auf ganz verschiedenen Wegen zum FC St. Pauli<br />
gekommen sind.<br />
Fabian Balicki, Autor des polnischen St.-Pauli-Buchs Więcej<br />
niż piłka nożna? St. Pauli jest tą możliwością (siehe in ÜS<br />
121, ausführliche Rezension des Buches mit Nachdruck des<br />
Vorwortes auf Polnisch), ist aus Polen nach Deutschland<br />
zum Studieren gekommen und hat damals nichts so gehasst<br />
wie Fußball. Dank Fans von St. Pauli und ihrer gesellschaftlichen<br />
Reife hat er erst Fußball wahrgenommen. Sein<br />
Buch heißt übersetzt „Mehr als Fußball – St. Pauli ist DIE<br />
Möglichkeit“, was an polnische Fans gerichtet ist, die sonst<br />
keinen Bezug zum Viertel und der Mannschaft haben. 1998<br />
wurde der erste offizielle St.-Pauli-Fanclub in Polen mit<br />
15 Menschen gegründet und Fabian erklärte, die Tafel mit<br />
Regeln/Verboten im Millerntor-Stadion, die auch hätte in<br />
Polen angebracht sein können.<br />
Musikvideos von Psy Wojny, die ihren FCSP-Song schon<br />
dreißig Jahre, auch beim Woodstock in Polen, singen, rundeten<br />
seine Buchvorstellung ab. Alle Punks kennen diesen<br />
Song, aber wenige wissen, wo St. Pauli liegt.<br />
Auch die Gruppe Uliczny Opryszek mit ihrem Stück „Kicken<br />
wir den Faschismus aus den Stadien“ wurde gezeigt.<br />
Urs Willmann aus der Schweiz ist ausgerechnet wegen des<br />
FC St. Pauli nach Hamburg umgezogen. Er hat zuerst das<br />
Vorwort für das obengenannte polnische Buch geschrieben<br />
und als naturwissenschaftlicher Journalist der Zeitung „Die<br />
Zeit“ ein Buch „Stress. Das Lebenselixier“ gemeistert. Rezension<br />
im ÜS 128, wenn alles klappt.<br />
Und schließlich Stephan de Vogel, gebürtiger St. Paulianer.<br />
Er hatte keine andere Wahl, als St.-Pauli-Fan zu werden. Der<br />
Titel seiner Dichtungssammlung sagt alles „Das Herz von St.<br />
Pauli (schlägt immer noch…)“ und beinhaltet diverse kurze<br />
oder auch lange Gedichte (siehe ÜS 118).<br />
Die Jungs haben sich gut ergänzt. Abwechselnd erzählten<br />
sie persönliche Anekdoten, zeigten Bilder oder Musikvideos<br />
und natürlich lasen sie aus ihren Büchern. Dabei wurden den<br />
St.-Pauli-Fans etwa herrliche Beispiele aus dem Buch über<br />
Stresssituationen vorgelesen und erklärt, dass es mit dem<br />
„Glückshormon“ Dopamin zu tun, wenn sich die Fans bei<br />
Toren in den Armen liegen. Auch das Zitat von Fin Bartels<br />
„Je schriller die Pfiffe, desto geiler das Auswärtsspiel“ wurde<br />
erklärt.<br />
Es gab mehrere Gedichte aus dem Leben eines Torwarts<br />
(„Die Null muss stehen“) und das Gedicht „Das Pech is‘<br />
wech“.<br />
Die anderthalb Stunden waren schnell vorbei. Im Nachhinein<br />
blieben fast alle noch <strong>zur</strong> dritten Halbzeit, um bei<br />
einem Bier die Themen zu vertiefen. Das Interesse bei den<br />
Zuschauer*innen war groß und es gibt schon Nachfragen<br />
nach Wiederholung der Veranstaltung. Aber dann in einer<br />
St.-Pauli-Kneipe (oder im Literaturhaus), denn die Geschichten<br />
der Drei passen ideal zu einem gemütlichen Abend in<br />
den Straßen von St. Pauli (oder eben ins Literaturhaus). /<br />
hog, Fabian<br />
Fotos: Anna Balicka / Dziękuję bardzo euch allen!<br />
Frohes neues Pauli-Jahr!<br />
von Stephan de Vogel<br />
(Im Ernst: Das wird echt wunderbar…)<br />
Oder: Wir werden es schaffen!!!<br />
Wir sind die Hüter<br />
der roten Laterne,<br />
und viele Gegner<br />
mochten uns gerne<br />
Wer uns nicht mochte,<br />
war das Glück<br />
Das ist vorbei:<br />
Wir sind <strong>zur</strong>ück<br />
3-Punktegeschenke<br />
gibt es nicht mehr<br />
Wir jagen alle<br />
vor uns her<br />
Wir sind noch<br />
im Tabellenkeller,<br />
aber ganz langsam<br />
wird es heller<br />
Im Sommer, da wird<br />
groß gefeiert,<br />
macht nichts, wenn man<br />
vom Bier dann reihert,<br />
sich besoffen tut<br />
zusammenfalten:<br />
Hauptsache die Klasse<br />
ist dann gehalten!!!<br />
16 17
Timbos Kleine Taktikschule<br />
Heute: Grundformationen<br />
Mit der Beschreibung von Grundformationen ist das so eine<br />
Sache. Haben die Bayern unter Guardiola ein 4-1-4-1 oder ein<br />
3-4-3 gespielt? Zählt eine abkippende Sechs <strong>zur</strong> Viererkette<br />
und der aufrückende Außenverteidiger ins Mittelfeld oder<br />
gar in den Sturm? Viele Fachleute können mit den Zahlenspielen<br />
in der Fußballjournalistik nichts anfangen, geht es<br />
doch um das Spielsystem in Defensiv- und Offensivsituationen<br />
und davon gibt es weit mehr als das übliche „Mannschaft<br />
xx spielt heute im 4-2-3-1.“. Es ist eher so: Nennt einfach drei<br />
oder vier Zahlen, die zusammen eine 10 ergeben, fangt mit<br />
einer Vier an und ihr könnt euch sicher sein, dass es diese<br />
Formation schon einmal im Weltfußball gegeben hat. Einig<br />
ist man sich immerhin darüber, dass die Mannschaften ihre<br />
Formation während des Spiels variieren, es jedoch zumindest<br />
eine Grundformation gibt.<br />
Wenn die eigene Grundformation mit der des gegnerischen<br />
Teams verglichen wird, geht es darum, wie viele Spieler*innen<br />
im Verhältnis zum gegnerischen Team im Raum verteilt<br />
sind. Das Ziel ist einfach: Mit der eigenen Formation soll eine<br />
Überzahl in den Fokusbereichen des Spielfelds geschaffen<br />
werden. Eine numerische Überzahl führt zwar nicht zwingend<br />
zu einem Torabschluss oder einem Ballgewinn, allerdings<br />
erhöht sich die Chance enorm. Doch welche Formation<br />
ist wann die beste? Wir zeigen die aktuell gängigsten Formationen<br />
mit ihren Vor- und Nachteilen.<br />
4-4-2 flach:<br />
„Flach“ bedeutet in diesem<br />
Fall, dass anstelle einer<br />
Raute, wie sie vor zehn<br />
Jahren angesagt war (und<br />
Bremen 2004 zum Double-Sieger<br />
machte), nun eine<br />
Doppel-Sechs aufgeboten<br />
wird. Dieses System besticht<br />
durch Variabilität,<br />
birgt aber auch Risiken. Während ein Stürmer durchgehend<br />
zentrumsfokussiert agiert, kann der zweite Stürmer als falsche<br />
Neun wirken und Räume für nachrückende Spieler<br />
schaffen. Meist lösen sich eine Sechs und ein Stürmer horizontal,<br />
es kann aus dieser Formation aber auch über das Zentrum<br />
aufgebaut werden, wenn die gegnerische Mannschaft nur<br />
eine Sechs aufbietet. In der Offensive steht und fällt der Erfolg<br />
des Teams mit der Leistung der falschen Neun, da nur diese<br />
Räume schaffen kann. Zur Unterstützung werden deshalb<br />
inzwischen häufig die äußeren Mittelfeldspieler nach innen<br />
gezogen, wodurch den Außenverteidigern eine zentrale Rolle<br />
im Spielaufbau zukommt. Gegen den Ball können leicht Pässe<br />
allerdings besteht gegen Teams im 4-2-3-1 eine numerische<br />
Unterzahl im Zentrum, welches diesen eine Vielfalt an Möglichkeiten<br />
bietet.<br />
4-2-3-1:<br />
Momentan der Shit in Liga<br />
Zwei. Im Offensivspiel<br />
können die drei offensiven<br />
Mittelfeldspieler bei Ballgewinn<br />
sofort in Szene gesetzt<br />
werden und sehr variabel<br />
verschieben. Eine Sechs<br />
kann ebenfalls einrücken,<br />
ohne dass bei Ballverlust<br />
zu große Lücken entstehen, da die zweite Sechs rückverteidigt.<br />
Die Sechsen und die Zehn führen zu enormer Präsenz<br />
im Zentrum. Diese muss vom gegnerischen Team, egal in<br />
welcher Formation, erst einmal zugestellt werden, was wiederum<br />
Räume auf den Außenbahnen ermöglicht, die mit geschicktem<br />
Verschiebeverhalten der Zehn in Überzahlsituationen<br />
münden können. Nachteilig ist die Einzelbesetzung der<br />
Stürmerposition, da dieser positionsgebunden ist und ohne<br />
Horizontalbewegungen agiert. Das führt dazu, dass Räume<br />
im Zentrum nur schwerlich geöffnet werden können. Einige<br />
Teams spielen daher mit einer einrückenden Sechs als Halbstürmer<br />
(siehe Rzatkowski 14/15). Im Spiel gegen den Ball<br />
sorgen die Sechsen ebenfalls für Präsenz im Zentrum und<br />
können auch abkippen, falls die gegnerische Mannschaft zwei<br />
Stürmer aufbietet. Die Überzahl im Zentrum führt zwangsläufig<br />
zu einer Unterzahl auf den Flügeln, welche nur durch<br />
hohe Laufbereitschaft und geschlossenes Verschieben ausgeglichen<br />
werden kann.<br />
3-5-2:<br />
Eine Formation, die uns in<br />
Zukunft häufiger begegnen<br />
wird. Das System lässt sich<br />
mit einem Wort beschreiben:<br />
variabel. Eigentlich ist<br />
es eine Frechheit, es 3-5-2<br />
zu nennen, denn je nach<br />
Spielsituation ist es ein 5-3-<br />
2, 4-4-2, 3-3-4 oder 4-3-3.<br />
Die Dreierkette kann variabel durch die äußeren Mittelfeldspieler<br />
zu einer Vierer- oder Fünferkette anwachsen, was die<br />
Räume stark verengt. Hierbei werden allerdings die Flügel<br />
vernachlässigt. Die Unterzahl auf den Flügeln führt dazu,<br />
technisch höchste Qualität abverlangt wird. Ist diese Qualität<br />
vorhanden, erfüllt diese Formation alle Ansprüche: Zwei<br />
Stürmer besetzen dauerhaft die Tiefe. Das Zentrum ist mit<br />
drei Spielern ausreichend besetzt und die letzte Kette kann in<br />
Notsituationen aus fünf Spielern bestehen. Die taktische Feinabstimmung<br />
muss aber sitzen, ansonsten kann sich die gegnerische<br />
Mannschaft durch schnelles Verlagern oder strikt<br />
vertikales Umschaltspiel recht einfach in die Gefahrenzone<br />
kombinieren.<br />
18 nach Außen provoziert werden, anschließend wird gedoppelt, dass den äußeren Mittelfeldspielern läuferisch, taktisch und<br />
19<br />
4-3-3:<br />
Ein tolles System, weil es<br />
verwirrende Optionen im<br />
Umschaltspiel bietet. Nach<br />
Ballgewinn stehen drei<br />
tiefe Anspielstationen <strong>zur</strong><br />
Verfügung, welche die andere<br />
Mannschaft bei guten<br />
Passläufen in Unterzahl<br />
bringen. Durch hohes Verschieben<br />
der Stürmer können Räume geöffnet werden. Bei<br />
Ballverlust sind allerdings ebenfalls Kontersituationen denkbar,<br />
da die hohe Staffelung Probleme in der Rückverteidigung<br />
forciert. Der gegnerischen Mannschaft bieten sich bei Ballbesitz<br />
das Spiel über die Flügel als auch eine Formation mit zwei<br />
Stürmern (da meist nur eine Sechs) an. Das führt dazu, dass<br />
die Mittelfeldspieler gestaffelt verteidigen (4-2-1-3 oder 4-1-2-<br />
3) Auch hier besteht ein hoher spielerischer und läuferischer<br />
Anspruch an die Außenverteidiger, da die Mittelfeldspieler<br />
defensiv eng zusammenziehen, um ein Spiel durch das Zentrum<br />
zu unterbinden.<br />
4-1-4-1:<br />
Ebenfalls eine Formation<br />
mit Zukunft. Üblicherweise<br />
ist die Sechs am Offensivspiel<br />
unbeteiligt, der<br />
Spielaufbau erfolgt häufig<br />
vertikal über die Außenbahnen.<br />
Das risikoreiche<br />
vertikale Spiel legitimiert<br />
sich dadurch, dass zwei<br />
Zehner im Zentrum eine optimale Raumaufteilung für das<br />
Gegenpressing bieten. Daher sind eigene Ballverluste im<br />
Spielaufbau risikoarm und bieten weitere Offensiv-Option, da<br />
sofort mit dem Gegenpressing gestartet werden kann. Wenn<br />
sich allerdings die Zehner nicht gut im Raum bewegen, wird<br />
das Spiel statisch. Sollten die Zehner jedoch eine gute Raumaufteilung<br />
und –bewegung zeigen, werden die gegnerischen<br />
Ketten auseinandergezogen. In der Defensive bilden sich<br />
zwei Viererketten, was ein Doppeln auf den Flügeln ermöglicht.<br />
Eine Steuerung des gegnerischen Spielaufbaus ist kaum<br />
möglich, jedoch sind sowohl Zentrum als auch Außen ausreichend<br />
besetzt. Schwierig wird es nur, wenn das gegnerische<br />
Team einen zweiten Stürmer aufbietet oder die Ketten durch<br />
Schnittstellenpässe durchbrochen werden, weil die Abstände<br />
nicht stimmen.<br />
Auch bei unserem FC wurden in der Hinrunde viele Formationen<br />
probiert. Aus dem 4-2-3-1 der Vorsaison wurde ein 4-4-<br />
2 und später ein 4-1-4-1, teilweise sogar wieder ein 4-2-3-1.<br />
Es wurde deutlich, dass keine der Formationen greift, wenn<br />
Laufbereitschaft und taktische Disziplin nicht vorhanden<br />
sind und in der letzten Kette die Abstände nicht stimmen.<br />
Die richtige Einstellung muss also formationsunabhängig gegeben<br />
sein.
Ein Jahr alt nun<br />
… und so entstand unser Fanclub Glasgow St. Pauli<br />
Stellt euch folgende Szenerie vor: Eine Junggesellen-Woche in<br />
Portugal. Nach zwei Tagen Bier, Essen, Party und viel Gelächter<br />
entscheidet sich die Gruppe, etwas Sinnvolles zu tun – Sonne<br />
tanken und einen Tag ohne Alkoholexzess einlegen. Und<br />
während 12 Schotten an der Algarve die Sonne einfangen, die<br />
sie zuhause an 364 Tagen im Jahr normalerweise nicht zu sehen<br />
bekommen, passiert etwas Bemerkenswertes. Komplett unabhängig<br />
voneinander lesen vier von ihnen dasselbe Buch, das sie<br />
für den Urlaub eingepackt hatten: Pirates, Punks & Politics von<br />
Nick Davidson. Ein Traum entsteht, den noch niemand erahnt.<br />
Drei aus der Gruppe hatten fünf Jahre zuvor schon mal ein<br />
Spiel am Millerntor besucht – als St. Pauli noch in den schwindelerregenden<br />
Höhen der 1. Bundesliga wandelte – und erste<br />
Erfahrungen mit Astra und dem St.-Pauli-Way-of-Life gemacht.<br />
Sie waren angefixt!<br />
Ein Zeitsprung: Einer aus der Urlaubsgruppe von damals steht<br />
kurz vor seinem 50. Geburtstag, einem Meilenstein im Leben,<br />
und erwähnt, zu einem St. Pauli-Spiel fahren zu wollen, weil<br />
dies schon seit einiger Zeit auf seiner „To-do-Liste“ stehe. Die<br />
meisten aus der Gruppe sagen, dass sie mitkommen wollen. Der<br />
Traum nimmt langsam Gestalt an.<br />
Glasgower Innenstadt. Nur zwei aus der Gruppe schaffen es<br />
zum Treffen, das passenderweise in einer deutschen Bar in<br />
Glasgow stattfindet. Sechs Pints später sind einige Ideen auf<br />
Notizzettel gekritzelt und der Fanclub „Glasgow St. Pauli“ ist<br />
geboren. Der Traum ist Realität geworden.<br />
Gegründet wurde der Fanclub auf der Basis, ein reiner FC-St.-<br />
Pauli-Fanclub und kein Bindeglied zu einem anderen Team<br />
zu sein. Zwar unterstützt man natürlich andere Clubs, wenn<br />
man in Glasgow aufgewachsen ist, aber diese Gruppe sollte von<br />
Anfang an allein für unsere Liebe zum FC St. Pauli sein. Wir<br />
hofften, vielleicht ein paar Aufkleber und Schals herstellen lassen<br />
und etwas Geld für gute Zwecke sammeln zu können. Aber<br />
inzwischen können wir sagen, dass wir in der kurzen Zeit ganz<br />
schön was auf die Beine gestellt haben!<br />
Innerhalb von weniger als einem Jahr ist es uns gelungen,<br />
bei unseren Club Charity Nights und mit dem Verkauf von<br />
Merchandise über 10.000 Pfund zu sammeln, unter anderem<br />
für Obdachlosen- und Flüchtlingsinitiativen, Hilfsorganisationen<br />
für Opfer von häuslicher Gewalt und für Kinderkrankenhäuser.<br />
Unsere 26 Clubmitglieder vereint der Glaube an sozialer Gerechtigkeit.<br />
Bei uns sind Leute aus allen Gesellschaftsschichten<br />
vertreten. Wir bringen den St.-Pauli-Way-of-Life nach Glasgow.<br />
„Ich bin politisch links aufgewachsen und das Ethos von St.<br />
Pauli ist meinem sehr ähnlich”, erzählt Gary. „Als wir den<br />
Fanclub gründeten, hatten wir noch keine Ahnung davon, wie<br />
sich das alles entwickeln würde und was wir würden erreichen<br />
können. Wir haben mit einigen gemeinnützigen Organisationen<br />
gearbeitet, die Probleme mit der Finanzierung hatten. Wir<br />
sprachen Glasgow Women’s Aid an, die in beispielhafter Weise<br />
Frauen unterstützen, die Opfer häuslicher Gewalt wurden. Unser<br />
Angebot, zu helfen, traf bei ihnen auf eine gewisse Skepsis<br />
und sie fragten, warum ausgerechnet eine Gruppe von Fußballfans<br />
ihnen helfen wolle. Wir hingegen hatten einen anderen<br />
Blick auf die Sache. Wir dachten uns: Warum sollten wir denn<br />
nicht helfen?!“ führt Gary fort.<br />
„Je mehr ich über das St.-Pauli-Ethos las, desto größer wurde<br />
mein Interesse“, sagt Mark. „Ich bin in zwei Gegenden von<br />
Glasgow aufgewachsen, die mit als die ärmsten in ganz Europa<br />
galten. Trotzdem sagten meine Eltern mir immer, dass ich<br />
der Gesellschaft bei jeder sich bietenden Gelegenheit etwas<br />
<strong>zur</strong>ückgeben solle. Vor einiger Zeit Ias ich ein Zitat, das besagte,<br />
dass man immer jemandem helfen sollte, der sich nie dafür<br />
erkenntlich zeigen kann. Das löste echt etwas bei mir aus. Celtic<br />
ist meine erste Liebe und ein Club, der ähnlich sozial engagiert<br />
ist wie St. Pauli. Für mich die perfekte Kombination!“<br />
„Vor kurzem haben wir in Hamburg ein weiteres Projekt ins<br />
Leben gerufen, für das wir Spenden sammeln, um Flüchtlingskindern<br />
den Besuch am Millerntor zu ermöglichen. Dabei<br />
arbeiten wir eng mit den Vereinsoffiziellen zusammen. St. Pauli<br />
unterstützt uns großartig bei diesem Projekt und ist über unser<br />
Engagement auch ziemlich überrascht. Wobei man ehrlicherweise<br />
aber wohl sagen muss, dass einigen Kindern der Besuch –<br />
bei dem Kick, den St. Pauli gerade bietet – im Moment eher wie<br />
eine Strafe denn als Belohnung vorkommen dürfte!“<br />
Mark fügt noch folgendes hinzu: „Das Motto unseres Fanclubs<br />
ist: More Than Football. Und dies beinhaltet wirklich all das,<br />
was uns ausmacht: gegen Faschismus, Rassismus, Sexismus und<br />
Homophobie“.<br />
„Ende Januar haben wir den ersten Geburtstag unseres Fanclubs<br />
gefeiert“, berichtet Gary. „Für die Zukunft haben wir große<br />
Pläne, die wir in Kürze auch öffentlich machen werden. Es<br />
gibt noch so viele Teile der Gesellschaft, von denen wir glauben,<br />
dass wir ihnen helfen können, und unsere Mitglieder sind mit<br />
großem Eifer dabei, diesen Traum umzusetzen. Dieser Fanclub<br />
soll noch eine lange Zeit bestehen und in der Zeit wollen wir<br />
unbedingt etwas bewegen.“<br />
Glasgow St. Pauli<br />
http://www.glasgowstpauli.com/<br />
(deutsche Fassung: MacKozie)<br />
20 Ein Sprung in den Januar 2016: Eine stürmische Nacht in der<br />
21
Pro ! vs. Kontra! zum Videobeweis Lauf gegen Rechts 2017:<br />
… Ein Beitrag gegen Faschismus, Rechtspopulismus und Rassismus<br />
Zur neuen Saison wird der Videobeweis eingeführt. Die Meinungen<br />
hierzu sind in der ÜS-Redaktion gespalten. Zeit also, mal einen<br />
Befürworter und einen Kritiker zu Wort kommen zu lassen.<br />
Entscheidet selbst!<br />
Videobeweis? Pro!<br />
Thomas Tuchel brachte es nach einer Fehlentscheidung auf den<br />
Punkt: „Es kann nicht sein, dass die Schiedsrichter es nicht wissen,<br />
aber jeder im Stadion mit einem Smartphone weiß es Sekunden<br />
später.“ Der Videobeweis soll den Sport fairer machen, damit<br />
Fehlentscheidungen geringeren Einfluss auf das Spiel haben. Ich<br />
finde Fehlentscheidungen ätzend und frage mich sowieso, warum<br />
der Videobeweis erst jetzt kommt. Macht es allen Beteiligten<br />
wirklich so viel Spaß, die Schiedsrichter zu bepöbeln? Ich kann<br />
mich nur bedingt freuen, wenn wir durch einen unberechtigten<br />
Elfmeter gewinnen, und meine Wut kocht über, wenn eine Abseitssituation<br />
zum Gegentor führt. Das ist unfair. Warum sollte<br />
es in solchen Situationen nicht jede erdenkliche Hilfe für Schiedsrichter<br />
geben? Der Fußball ist ein Milliardengeschäft und vollgepumpt<br />
mit unseren Emotionen. Leider wird er von Amateuren<br />
mit limitierten technischen Hilfsmitteln geleitet. Falsche Pfiffe<br />
können Abstiege bedeuten und Existenzen bedrohen. Es geht um<br />
zu viel, als dass wir wichtige Entscheidungen in die bloßen Hände<br />
von Amateuren geben sollten. Klar, auch mit Videobeweis wird<br />
es weiterhin gravierende Fehlentscheidungen geben. Aber wenn<br />
drei von vier Fehlentscheidungen korrigiert werden können, wie<br />
es die DFL nach der ersten Testphase berichtet, wäre das ein großer<br />
Schritt. Ich bin es jedenfalls leid, der Schauspielerei auf dem<br />
Spielfeld zusehen zu müssen. Ob sich die Spieler noch zu einer<br />
dreisten Schwalbe hinreißen lassen würden, wenn der Videobeweis<br />
da wäre? // timbo<br />
Videobeweis? Kontra!<br />
Der „Kicker“ befragte 45.000 Leser*innen, und Dreiviertel entschieden<br />
sich für die Einführung eines Videoschiedsrichters! Ob<br />
dabei tatsächlich alle wussten, worum es eigentlich geht? Ich wage<br />
es zu bezweifeln, zumal auch ich bei meiner kurzen Recherche<br />
überrascht wurde. Lediglich in vier Situationen nämlich darf der<br />
Videoschiri überhaupt einschreiten: bei Tor, Elfmeter, Roter Karte<br />
und bei Kartenvergabe-Verwechslungen – und das auch immer<br />
nur bei „klaren Fehlentscheidungen“! Es bleibt also viel Spielraum.<br />
Eine kleine Statistik aus der BuLi-Hinrunde besagt zwar,<br />
dass 44 krasse Fehlentscheidungen in 33 Fällen vom Videoassistenten<br />
(der übrigens gar nicht im Stadion sitzt) hätten aufgeklärt<br />
werden können. Aber, ganz ehrlich: Das ist es mir echt nicht wert,<br />
dass der ohnehin schon viel zu oft unterbrochene Spielfluss dadurch<br />
noch gebremst wird. Zumal der Unparteiische im Zweifelsfall<br />
ohnehin das letzte Wort hat – gegebenenfalls nach zusätzlicher<br />
Sichtung strittiger Szenen auf einem Fernsehschirm an der<br />
Seitenlinie. Vielmehr sollte einmal das Thema der sogenannten<br />
„Tatsachenentscheidung“ überdacht werden. Beispiel aus dem<br />
Januar: Köln-Kicker Modeste, der Darmstadt-Gegenspieler Sulu<br />
zwar „eine sportwidrige Schlagbewegung“ (Sportgericht) verpasste,<br />
aber nachträglich allein deshalb nicht gesperrt werden konnte,<br />
weil Schiedsrichter Kampka den Zweikampf zwar gesehen, aber<br />
anders bewertet hatte. Hätte er das Duell gar nicht wahrgenommen,<br />
wäre Modeste im Nachhinein gesperrt worden, weil dann<br />
keine „unangreifbare Tatsachenentscheidung“ vorgelegen hätte.<br />
Für mich ist das absurd: Hier werden Tatsachenentscheidungen,<br />
selbst wenn sie nachweislich falsch waren, als unumstößlich festge<strong>zur</strong>rt,<br />
beim Videobeweis hingegen können diese inkorrekten<br />
Tatsachenentscheidungen jedoch wieder annulliert werden.<br />
// Ronny<br />
Am 28. Mai 2017<br />
wird zum 6. Mal der<br />
Lauf gegen Rechts<br />
(LgR) stattfinden.<br />
Der erste LgR 2012<br />
fand als Teil der<br />
Mobilisierung gegen<br />
den Naziaufmarsch,<br />
den sogenannten<br />
„Tag der deutsche<br />
Zukunft“ (TddZ), als Demo/Lauf links rum um die Alster statt.<br />
Der TddZ konnte mit großem Erfolg <strong>zur</strong>ückgedrängt werden.<br />
In den weiteren Jahren wurde mit dem Lauf gegen Rechts ein<br />
deutliches Zeichen gesetzt, um weiter gegen den TddZ, der jedes<br />
Jahr in einer anderen Stadt stattfindet, aufmerksam zu machen<br />
und aktiv dagegen zu mobilisieren.<br />
Mittlerweile hat sich die politische Situation weiter verschlechtert.<br />
Rechtspopulisten der sogenannten Alternative für Deutschland<br />
(AfD) machen mit rassistischer Hetze mobil, zusammen<br />
mit anderen faschistischen Organisationen aus den europäischen<br />
Nachbarstaaten. Der thüringische AfD Fraktionsvorsitzende<br />
Björn Höcke und andere in der AfD scheuen sich nicht, ihr<br />
nationalsozialistisches Gedankengut öffentlich zu verbreiten.<br />
Auch wenn die AfD häufig versucht, sich nach außen von der<br />
NPD und der Nähe zu faschistischen Strukturen zu distanzieren,<br />
gibt es deutliche Verstrickungen mit der extremen Rechten.<br />
Zudem tritt die AfD offen rassistisch auf und spricht sich gegen<br />
Geflüchtete in Deutschland aus. Eine plurale, offene Gesellschaft<br />
ist ihr ein Dorn im Auge.<br />
Auch der Hamburger Landesverband der AfD hat über die Jahre<br />
einen deutlichen Rechtsschwenk gemacht. In der Bürgerschaft<br />
hört man seit einem Jahr fast nur noch AfD-Beiträge von den<br />
rechten Hardlinern: Dem ehemaligen Schill-Funktionär Dirk<br />
Nockemann, dem deutsch-nationalen Alexander Wolf, dessen<br />
Burschenschaft Danubia in Teilen vom Verfassungsschutz<br />
überwacht wird und dem Landesvorsitzenden Bernd Baumann,<br />
der in seinen Reden<br />
gegen Geflüchtete<br />
agitiert. Der Abgeordnete<br />
Ludwig<br />
Flocken, ein übler<br />
Rassist, der dem<br />
thüringischen Björn<br />
Höcke in nichts<br />
nachsteht, wurde<br />
nicht von der Partei<br />
ausgeschlossen und darf weiter – wenn auch fraktionslos – gegen<br />
Geflüchtete u.a. hetzen. Flocken hatte in der Vergangenheit bei<br />
der NPD-nahen Bewegung MV-Gida gesprochen und versucht<br />
dort neue Potenziale zu erschließen.<br />
Da der Lauf gegen Rechts 2017 im Vorfeld einer Bundestagswahl<br />
steht, wollen wir dieses Jahr ein klares Zeichen gegen Faschismus,<br />
Rechtspopulismus und Rassismus in der AfD setzen. Im<br />
kommenden Wahlkampf wird es zu wiederkehrenden menschenverachtenden<br />
Äußerungen vom rechten Rand kommen.<br />
Diese dürfen nicht salonfähig werden. Es gilt dagegen zu halten<br />
und sich aktiv für eine offene Gesellschaft einzusetzen, die alle<br />
unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religionszugehörigkeit<br />
oder sexueller Orientierung frei leben lässt. So halten wir es in<br />
unserem Verein und das sollte auch außerhalb des Millerntors<br />
gelten: Refugees welcome - fight fascism!<br />
Alle Einnahmen beim Lauf gegen Rechts gehen als Spende an<br />
das HAMBURGER BÜNDNIS GEGEN RECHTS (//keine-stimme-den-nazis.org)<br />
und an zahlreiche antirassistische Initiativen,<br />
die mit ihrer Arbeit verschiedene Aktivitäten veranstalten und<br />
unterstützen, um den Vormarsch der Rassisten zu stoppen. Wir<br />
möchten noch auf die internationalen Wochen gegen Rassismus<br />
vom 13. bis 26. März 2017 (//internationale-wochen-gegen-rassismus.de)<br />
erinnern. Auch in Hamburg finden dazu Veranstaltungen<br />
statt, wie z.B. „Elses Geschichte“ im Kulturhof Dulsberg.<br />
Fight Facism Refugees Welcome! // Anke und Christian aus der<br />
Marathonabteilung<br />
22 23
FC St. Pauli FuSSball-Archiv von Fanräume<br />
sucht Helfer*innen<br />
Die 1. Frauen (schon wieder) in Bielefeld<br />
Moin!<br />
Wir basteln derzeit für das Fanräume-Archiv, das räumlich im<br />
Fanladen beheimatet ist, eine Datenbank. Darin werden alle Bücher,<br />
Fanzines, hunderte Fotos aus dem Übersteiger-Archiv und<br />
sonstige Werke erfasst und können dann anhand von Schlagworten,<br />
Titeln oder Autoren gefunden werden.<br />
Die Datenbank ist nach dem Wikipedia-Prinzip aufgebaut und<br />
basiert auf eben jenem Programm.<br />
Wir suchen daher:<br />
• Menschen, die sich mit dem Wiki-Programm auskennen<br />
(und ggfs. wissen, wie man falsch eingegebene Unterkategorien<br />
entfernt oder wie man Fehler in Kategorie-Titeln ändert)<br />
• Menschen, die Lust haben, bei der Erfassung von Titeln zu<br />
helfen (stundenweise oder am WE, wiederholt oder einmalig)<br />
Da sich unser schnuckeliges kleines Archiv im Millerntor-Stadion<br />
befindet, müsstet ihr für das Erfassen vor Ort sein können,<br />
für die Beantwortung unserer Wiki-Fragen könnt ihr euch aber<br />
überall auf der Welt befinden. Wenn ihr euch für Fußball interessiert,<br />
ist das schön, aber für das Erfassen der Bücher, Fotos und<br />
Fanzines nicht ausschlaggebend.<br />
Zum Umfang: Wir haben derzeit mehrere Meter Fanzines (FC St.<br />
Pauli und andere Vereine) sowie fünf Regalmeter FCSP-Literatur,<br />
fünf Regalmeter zu den Themen Bundesliga/EM/WM, vier Regalmeter<br />
Biografien, fünf Regalmeter Literatur zu anderen Vereinen<br />
sowie Bücher über Groundhopping, Gewalt, KOS, Gesänge in<br />
Stadien und mehrere Regalmeter zu Fußball generell.<br />
Bitte meldet euch auf unserer Facebook-Seite unter @fanraeumearchiv<br />
oder auf Twitter unter @FRArchiv .<br />
Vielen Dank fürs Weitersagen oder Mitmachen!<br />
Die Archiv-Crew von Fanräume e.V<br />
Das Frauen-Team weiter auf<br />
Erfolgskurs und im Bielefelder-Paadie-Fieber<br />
Am Bielefeld-Wochenende waren<br />
wir nach längerer Zeit mal<br />
wieder auswärts und trafen zufällig<br />
im Rock Café in Bielefeld<br />
unsere 1. Fußballfrauen. Wir<br />
nutzten die Gelegenheit, um<br />
mit dem Trainer der ersten, Kai<br />
Czarnowski, auf die gelungene<br />
Hinrunde in der Regionalliga Nord <strong>zur</strong>ückzublicken und über<br />
seinen Abschied als Trainer zum Saisonende zu sprechen.<br />
In der Sommerpause war die Ungewissheit vor der 3. Liga groß.<br />
Lina Rosemann stieß als weitere Trainerin zum Team von Coach<br />
Kai hinzu. Dennoch fragten sich viele, ob das Team den Klassenerhalt<br />
schaffen kann. Doch schon während der Sommervorbereitung<br />
wurde deutlich, dass das große Plus des Teams die Eingespieltheit<br />
und der vorhandene Teamgeist ist. Es wurde hart<br />
gearbeitet und das sollte sich auszahlen, denn insbesondere in<br />
der Schlussphase entschieden die Kiezkickerinnen viele knappe<br />
Spiele für sich.<br />
Sechsmal konnte das Team ein Spiel nach Rückstand drehen oder<br />
zumindest noch einen Punkt holen. Nach dem zwölften Spieltag<br />
belegen die 1. Frauen mit acht Siegen, zwei Unentschieden und<br />
drei Niederlagen einen hervorragenden dritten Tabellenplatz. Die<br />
Heimspiele in der FeldArena verfolgen regelmäßig mehr als 200<br />
Zuschauer*innen! Somit wächst auch die Begeisterung im Umfeld<br />
des FC St. Pauli für den Frauenfußball weiter.<br />
Die Winterpause wurde ebenfalls genutzt, um eine Kooperation<br />
mit dem ENDO Reha-Zentrum der Helios-Klinik in der Holstenstraße<br />
einzugehen. Dort können unsere Kiezkickerinnen<br />
ab sofort, individuell oder als Team, die Fitnessräume und den<br />
Saunabereich nutzen. „Aufgrund der durch die Teilnahme an<br />
der Regionalliga Nord gestiegenen körperlichen Belastung bin<br />
ich froh, dass wir das hinbekommen haben“, zeigt sich Trainer<br />
Kai erfreut. „Wenn wir jetzt noch die Möglichkeit hätten, einmal<br />
wöchentlich auf Rasen zu trainieren, wären die Trainingsbedingungen<br />
perfekt“, blickt der Coach, der im Dezember leider seinen<br />
Rückzug zum Ende der Saison angekündigt hat, nach vorne.<br />
Die 2. Liga im Kopf<br />
Etwas Wehmut kommt bei der Trainersuche auf, schließlich betreut<br />
Kai über 13 Jahre die 1. Frauen und trägt großen Anteil daran,<br />
dass sich das Team in seiner Amtszeit zu einem der besten Teams<br />
anderer Funktion weiter der<br />
1. Frauen treu bleiben und organisatorische<br />
Aufgaben rund<br />
um das Team übernehmen. So<br />
machte er sich Anfang Februar<br />
gemeinsam mit Sanna Barudi<br />
auf den Weg in die DFB-Zentrale<br />
in Frankfurt, um an einer<br />
Schulung <strong>zur</strong> Zulassung für die<br />
2. Frauen-Bundesliga teilzunehmen.<br />
„Aktuell ist das zwar noch<br />
keine Option und auch kein Thema, aber wir wollen schon mal wissen,<br />
was eines Tages auf uns zukommen könnte“, so Kai. Die Einladung<br />
vom DFB kam übrigens aufgrund der sportlichen Situation,<br />
denn als aktuell Dritter der Regionalliga Nord haben unsere Girls<br />
in Brown rein theoretisch noch Chancen, den Durchmarsch in die<br />
zweite Liga zu schaffen.<br />
Zufrieden zeigt sich Kai mit der Vorbereitung auf die Rückrunde:<br />
„Wir wollen versuchen. die gute Hinrunde zu bestätigen. und wenn<br />
wir am Ende unter den ersten fünf einlaufen, ist es eine tolle erste<br />
Regionalligasaison!“<br />
Schon wieder Bielefeld<br />
Vom 18.2. auf den 19.2. 2017 fuhr das Team nahezu geschlossen<br />
nach Bielefeld, um die Profis zu unterstützen (Foto). Gerade in<br />
Bielefeld angekommen, ging es für die 1. Frauen in das Rock Café,<br />
um Bundesliga (HSV – Freiburg 2:2) zu schauen und den Rückrundenstart<br />
einzuläuten.<br />
Wie Kai uns am nächsten Tag berichtete, wurde es noch eine lange<br />
Nacht. Kiezkickerin Nina Philipp – gebürtige Bielefelderin - führte<br />
durch das Bielefelder Nachtleben. Am nächsten Morgen zeigten<br />
sich die meisten gut erholt und es ging ab <strong>zur</strong> Bielefelder Alm.<br />
Aufgrund des späten Ausgleichstores war die Stimmung auf der<br />
Rückfahrt doch etwas betrübt, da das Unentschieden unnötig war.<br />
„Die Fahrt war aber insgesamt ein voller Erfolg. Es hat sich erneut<br />
gezeigt. wie gut der Teamgeist bei uns ist. und das erfreuliche ist<br />
einfach, dass alle sich nicht nur auf dem Platz, sondern auch neben<br />
dem Platz gut verstehen“, so Trainer Kai abschließend.<br />
Hier die kommenden Spiele, Support wird ausdrücklich gewünscht:<br />
05.03.2017 um 14 Uhr Duwo 08 – FCSP<br />
12.03.2017 um 15 Uhr FCSP – Burg Gretesch<br />
18.03.2017 um 14 Uhr Jesteburg – FCSP<br />
Den weiteren Spielplan seht bitte unter //fcstpauli-frauenfussball.<br />
de/1-frauen-tabelle-spielplan/ nach.<br />
Solltest du Interesse haben, Teil des Trainerteams der 1. Frauen zu<br />
werden, kannst du dich unter trainergesuch@fcstpauli-frauenfuss-<br />
24 im Hamburger Frauenfußball entwickelt hat. Kai wird jedoch in ball.de bewerben.<br />
25
26 27
Klassenkampf gegen Karlsruhe<br />
Es gibt Spiele zwischen dem FC St. Pauli und dem Karlsruher<br />
Sport-Club, an die erinnere ich mich oft und gerne <strong>zur</strong>ück. Zum<br />
Beispiel an einen 1:0-Heimsieg gegen die Badener aus dem Jahre<br />
1989. Aus mir heute unerklärlichen Gründen, verfolgte ich das<br />
Spiel von der Gegengeraden aus unter Einfluss von Halluzinogenen<br />
(für solch jugendlichen Leichtsinn war ich eigentlich damals<br />
schon zu alt...). Das hatte <strong>zur</strong> Folge, dass um mich herum schon<br />
ausgiebig der einzige Treffer des Spiels bejubelt wurde, während<br />
Dirk Zander bei mir im Kopf noch nicht einmal den finalen<br />
Sieg-Torschuss abgegeben hatte! Eine weitere Begegnung mit<br />
dem KSC, die sich häufig in meine Tagträume schleicht, ist das<br />
bis heute legendäre 2:0 aus dem Jahre 1991. Das Spiel war bereits<br />
nach 4 Minuten entschieden, und gefeierter Held des Tages war<br />
erneut Dirk Zander, der bis heute gültige Geschichte als schnellster<br />
„Doppelpacker“ der Bundesliga schrieb. Auch ein Spiel aus<br />
der jüngeren Vergangenheit blieb mir auf gar liebliche Art und<br />
Weise im Gedächtnis kleben: Der 4:0-Auswärtssieg aus der Saison<br />
2009/10. Freistoßkönig Matze Lehmann 2, Rouwen Hennings<br />
und Marius Ebbers schossen damals einen klaren 4:0-Auswärtssieg<br />
heraus – und allen Augenzeugen war klar, dass diese Mannschaft<br />
tatsächlich das Zeug hat, in die Bundesliga aufzusteigen<br />
(was dann ja am Ende auch tatsächlich klappte!).<br />
Es gibt natürlich auch Spiele gegen den KSC, die ich bewusst<br />
versuche zu verdrängen: Spontan fällt mir da eine 0:4-Auswärtsklatsche<br />
aus 1996 ein, als Stani früh vom Platz flog und uns<br />
Tor-Krokodil Sean Dundee mit einem Dreierpack fast im Alleingang<br />
auseinandernahm. Auf dem Heimweg hörten wir die Ton<br />
Steine Scherben und weinten um Rio Reiser, von dessen viel zu<br />
frühem Tod wir kurz zuvor erfahren hatten. Schlimm waren auch<br />
die letzten 3 Heimspiele gegen die Blau-Weißen, die wir allesamt<br />
verloren haben - und zwar verdient! Sehr verärgert war ich auch<br />
nach dem Hinspiel im Wildparkstadion. Da hatten wir den Gegner<br />
fast eine Stunde lang absolut im Griff, führten völlig verdient<br />
durch unseren Sturmtank „Atze“ mit 1:0, hatten die Chance auf<br />
2:0 (und später auf 2:1) zu stellen – und mussten uns am Ende<br />
doch nur mit einem Punkt zufriedengeben (1:1).<br />
Trainer beim KSC war damals noch Tomas Oral, der nach einer<br />
1:2-Heimniederlage gegen Greuther Fürth am 15. Spieltag (nach<br />
nur gut 5 Monaten im Amt) gehen musste. Sportdirektor war damals<br />
noch Jens Todt, der seinen Stuhl schon ein paar Tage früher<br />
als Oral räumen musste – und heute in direkter Nachbarschaft bei<br />
unserem Lokalrivalen in gleicher Funktion seine Brötchen verdient.<br />
Mal sehen, wie lange sich der durchaus sympathische Todt<br />
auf diesem Schleudersitz hält?<br />
Die sportlichen Geschicke rund um den Wildpark werden seit<br />
Jahresbeginn vom Tandem Mirko Slomka (Trainer) und Oliver<br />
Kreuzer (Sportdirektor) geleitet – auch diese beiden sind in unserer<br />
Heimatstadt ja wahrlich keine Unbekannten. Beide durften<br />
sich im Mai 2014 beim HSV zunächst als Retter feiern lassen, ehe<br />
sie wenig später mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt wurden.<br />
Slomka wirkte auf den allmächtigen Investor Klaus-Michael<br />
Kühne von Anfang an „gequält und weinerlich“, Kreuzer wurde<br />
von ihm als „Drittligamanager“ verunglimpft. Augen auf bei der<br />
Vereinswahl, werte Herren!<br />
Das gilt in erster Linie für Herrn Kreuzer, der sich danach ja<br />
tatsächlich auch noch als Sportchef des TSV 1860 München ausprobierte<br />
– und dort am notorisch unberechenbaren Geldgeber<br />
Hasan Ismaik scheiterte – Kreuzer dürfte froh sein, wieder im<br />
beschaulichen Karlsruhe zu sein, wo seine große Spielerkarriere<br />
einst seinen Anfang nahm, und er zuvor bereits erfolgreich als<br />
Manager tätig war.<br />
Gleich im ersten Rückrundenspiel gab es unter der neuen Führung<br />
ein berauschendes 3:2 gegen Arminia Bielefeld – aber danach<br />
gab es nur noch wenig Grund zum Jubeln: 1:1 in Bochum,<br />
1:2 bei den Münchner Löwen und zuletzt 1:2 gegen Union Berlin.<br />
3 Spiele ohne Sieg, Anfangseuphorie um den neuen Trainer längst<br />
verflogen und vor dem Gastspiel am Millerntor ist der KSC mindestens<br />
genauso sehr unter Druck wie wir.<br />
Und unsere Jungs? Ganz ehrlich, nach der schwachen Hinrunden-Ausbeute<br />
mit 11 Punkten und dem trostlosen Rückrundenstart<br />
gegen einen schwachen VfB Stuttgart (0:1), fehlte mir<br />
doch ein wenig die Phantasie, um noch an den Klassenerhalt zu<br />
glauben. Nach den starken Auftritten in Braunschweig (2:1) und<br />
gegen Dresden (2:0) kehrte dieser Glaube allerdings in Überschallgeschwindigkeit<br />
<strong>zur</strong>ück – und ich weigere mich auch nach<br />
dem bitteren „Tollschock“ in der Nachspielzeit auf der Alm, diesen<br />
Glauben wieder zu verlieren. Warum auch? Das total verunsicherte<br />
Häuflein Elend aus der Hinrunde präsentiert sich<br />
wieder als eine lauf-, kampf- und spielstarke Einheit – das Trainerteam<br />
um unseren Cheftrainer Ewald (kurz: „Chewald“) hat<br />
in er Winterpause ganze Arbeit geleistet. In der Defensive stehen<br />
wir kompakt und machen kaum noch nennenswerte Fehler, das<br />
Umschaltspiel funktioniert sehr viel besser und die Anzahl der<br />
echten Torchancen nimmt deutlich zu. Es klappt natürlich noch<br />
nicht alles. Oft fehlt es am letzten Pass, in anderen Situationen<br />
fehlt uns die Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor. Natürlich<br />
hätte Cenk Sahin in Bielefeld den Sack zumachen können<br />
(müssen), natürlich hätte ich mir von ihm hier und da gewünscht,<br />
dass er den Pass spielt und nicht dribbelt. Aber er ist halt so, wie<br />
er ist. Ein Freund von mir formulierte es neulich so: „Der treibt<br />
mich wirklich in den Wahnsinn, trotzdem bin ich froh, dass wir<br />
ihn haben“ - das unterschreibe ich sofort!<br />
Während Rückkehrer Lenny Thy wohl noch etwas Zeit braucht,<br />
ehe er wieder der Spieler ist, den wir im Mai letzten Jahres nach<br />
Bremen ziehen lassen mussten, haben die anderen beiden Winter-Transfers<br />
schon eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie<br />
echte Verstärkungen sind: Johannes Flum ist genau der Souverän<br />
auf der Sechs, den wir nach den Abgängen von Ratsche und Alushi<br />
in der Hinrunde so sehr vermisst haben, Mats Möller Daehli<br />
war in Braunschweig bis zu seinem Crash mit Patrick Schönfeld<br />
Angriff lief über den kleinen, schmächtigen und technisch-versierten<br />
„Raumdeuter“. Ich würde mich freuen, ihn gegen den KSC<br />
wieder auf dem Platz sehen zu dürfen, auch wenn seine Vertreter<br />
Choi und Buchtmann in den letzten beiden Spielen jeweils getroffen<br />
haben.<br />
Heute steht für unsere Helden gegen den punktgleichen Karlsruher<br />
SC also das nächste Duell gegen einen direkten Konkurrenten<br />
im Abstiegskampf auf dem Programm – und ich hoffe, dass ich<br />
mich irgendwann mit großer Freude an diese Partie <strong>zur</strong>ück erinnern<br />
darf.<br />
Auf halluzinogene Drogen werde ich im Stadion definitiv verzichten.<br />
Meine Nervosität werde ich versuchen mit Kippen, Kaffee<br />
und Nägelkauen zu bekämpfen. Und am Ende hoffe ich, dass ich<br />
mindestens einmal mehr zu „Song 2“ von Blur feiern darf, als laut<br />
„Scheiße!“ zu schreien…<br />
Tipp: Die Stimmung am Millerntor wird ähnlich genial wie gegen<br />
Dresden, Aziz Bouhaddouz (es war nicht die allerbeste Idee, die<br />
Ewald je hatte, als er Aziz in Bielefeld vom Platz holte, denn es<br />
war das Ende aller Gegenangriffe, weil keiner mehr vorne war, der<br />
mal einen Ball behaupten konnte!) und Cenk Sahin schießen für<br />
uns einen 2:1-Sieg heraus und wir klettern das erste Mal seit einer<br />
gefühlten Ewigkeit (5 Monate!) über den Strich!<br />
Tschüß,<br />
Euer Käpt’n Braunbär<br />
P.S. „Don‘t mention the war!“ (Basil Fawlty)<br />
P.P.S. „Karlsruh‘, Karlsruh‘, wir küssen euch zu“ (#fairgesänge)<br />
// Foto A.Gramelsbacher<br />
28 für mich der beste Spieler auf dem Platz. Nahezu jeder gefährliche<br />
29
Während in Villariba noch gefeiert wird,<br />
wird in Villabajo bereits abgeschoben...<br />
Dienstagabend, 29.11.2016, Barcelona, día cuatro. Die Coaching<br />
Crew des FC Lampedusa St. Pauli hat die Trainingsjacke gegen<br />
das kleine Schwarze getauscht. Eine halbe Stunde später sitzt<br />
auch die Frisur. Das Make-up bringt etwas Glanz in unsere leicht<br />
übermüdeten Augen.<br />
Eine monatelange Planung liegt hinter uns, hunderte von<br />
E-Mails mit den Veranstaltern des City to City Barcelona FAD<br />
Award 2016, der Ausländerbehörde. Jede Menge Papierkram war<br />
nötig, um schließlich 11 Spielern diese Reise zu ermöglichen. Die<br />
letzten beiden Tage vor dem Abflug waren von Verhandlungen<br />
mit der Airline, die uns noch im letzten Moment einen Strich<br />
durch die Rechnung machen wollte, geprägt. In großartiger<br />
Teamarbeit mit den Gastgebern, der Stadt Barcelona und dem<br />
FC Barcelona, bestätigte die Holding der Airline 15 Stunden vor<br />
Abflug dann doch noch, dass der FC Lampedusa St. Pauli mit<br />
allen gebuchten Spielern reisen darf.<br />
Auf die Idee, dass eine Airline die Reisedokumente der Bundesrepublik<br />
Deutschland anzweifeln könnte, war nun wirklich<br />
niemand von uns gekommen. Man lernt nie aus. Zwei der jungen<br />
Spieler, die wir gerne mit nach Barcelona genommen hätten,<br />
wurden noch während der Beantragung gezwungen, innerhalb<br />
einer Woche das Land zu verlassen. Das war schon schlimm genug!<br />
Die Spieler machen sich ebenfalls frisch und wir sind sehr gespannt,<br />
wer heute Abend das „Hemd des Tages“ wird, eine der<br />
Lieblings-Competitions beim FC Lampedusa St. Pauli.<br />
In fünf Minuten sollen wir von unseren großartigen Gastgebern<br />
an der Rezeption des Hostels abgeholt und <strong>zur</strong> Preisverleihung<br />
des City to City Barcelona FAD Award 2016 gebracht werden,<br />
dem eigentlichen Anlass für diese Reise.<br />
„Bing bing“ – eine WhatsApp flattert in das Zimmer der Coaching<br />
Crew. Einer unserer FCLSP-Spieler, der am Vormittag<br />
einen Termin in der Ausländerbehörde hatte. Wir hatten den<br />
ganzen Tag nichts von ihm gehört, und machten uns schon Sorgen,<br />
dass er bestimmt auch innerhalb von einer Woche das Land<br />
verlassen muss und jetzt vor lauter Kummer alle Endgeräte ausgemacht<br />
hat.<br />
Schon der erste Satz im Sperrbildschirm bringt uns <strong>zur</strong>ück auf<br />
den Boden der Tatsachen.<br />
„...it‘s not a good situation, I‘m in a closed camp right now near<br />
the airport. I have to stay here till 2/12 and then they will deport<br />
me...“<br />
Jetzt bloß nicht in Tränen ausbrechen und Ruhe bewahren. Für<br />
eine zweite Schminksession ist definitiv keine Zeit mehr.<br />
Warum gerade jetzt, wenn wir in Barcelona sind? Warum nicht<br />
noch eine Verlängerung? Er musste doch sowieso jeden Montag<br />
<strong>zur</strong> Ausländerbehörde, um seine Duldung für eine weitere Woche<br />
verlängern zu lassen. Warum soll sich der FC Lampedusa St.<br />
Pauli nicht verabschieden dürfen?<br />
Warum wird der neue „Abschiebegewahrsam“ der Hansestadt<br />
Hamburg mit unserem Mittelfeldspieler aufgefüllt, während wir<br />
gerade im internationalen Rampenlicht stehen und einen Preis<br />
bekommen für hervorragende Projektarbeit? Warum wird ausgerechnet<br />
an einem Heimspieltag des FC St. Pauli abgeschoben?<br />
Und warum bitte wird unser Habibi als fünfter Mensch überhaupt<br />
in dieser neuen Hafteinrichtung weggeschlossen?<br />
Und dann auch noch ALLEINE mit 20 24/7-Angestellten der<br />
Ausländerbehörde und einem Sicherheitsdienst, während wir in<br />
Barcelona seit vier Tagen auf Händen getragen werden, weil wir<br />
unter die letzten drei von insgesamt 100 eingereichten Projekten<br />
des City to City Barcelona FAD Award 2016 gekommen sind?<br />
Was stimmt denn eigentlich mit unserer Welt nicht? Wenigstens<br />
lässt uns dieses Kopfkino, was jede von uns sicherlich in<br />
unterschiedlichsten Nuancen abspult, nicht im Tränenmeer versinken.<br />
Man wächst mit seinen Aufgaben, wie es gemeinhin so<br />
heißt. Gemein!<br />
Natürlich war uns allen bewusst, dass dieser Schmerz mit zu unserem<br />
Projekt gehört, und dennoch zeigt die Behörde für Inneres<br />
und Sport der Hansestadt Hamburg immer wieder neue Schattierungen<br />
ihrer fiesen Fratze. Umso willkürlicher die Abschiebungen<br />
angesetzt werden, desto dreister werden die Methoden.<br />
Doch Jammern hat noch nie jemandem geholfen.<br />
Nur HELFEN wollen wir schon gar nicht und integrieren können<br />
WIR nur in Strukturen, die das zulassen. Allein die Tatsache,<br />
dass die Behörde für Inneres und Sport EINE Behörde ist,<br />
spricht für sich. Vielleicht wurde deswegen unserem Habibi wenigstens<br />
im Erstaufnahme-Container-Lager ein Bett in einem<br />
Zimmer mit Aussicht auf das Trainingsgelände des FC St. Pauli<br />
gegeben? Zynismus bringt uns eben manchmal zum Lachen,<br />
wenn sonst nichts mehr hilft.<br />
Wir tun, was man in dieser Situation tun muss. Ruhe bewahren!<br />
Ein kurzes Telefonat mit dem Anwalt und der Verlobten unseres<br />
Mittelfeld-Habibis und dann müssen wir auch schon los.<br />
Das Team merkt, dass etwas nicht stimmt, manche fragen,<br />
manche nicht. Wir wollen den mitgereisten Spielern nicht ihren<br />
30 31
einzigen und ersten Urlaub ihres Lebens vermiesen, die Ängste<br />
und Sorgen, die sie in Hamburg <strong>zur</strong>ück gelassen haben, kommen<br />
früh genug <strong>zur</strong>ück. Sie sollen Spaß haben und für ein paar Tage<br />
ihre Probleme vergessen.<br />
Die Absurdität kommt so langsam in unseren Köpfen an. Man<br />
gewinnt einen Preis für ein Projekt, für das man seit drei Jahren<br />
alles gibt, international bekannt ist, und wird dann so brutal<br />
wieder in die grausame Realität <strong>zur</strong>ückgeholt. Drei Tage hatten<br />
wir hier so viel Spaß, so tolle Menschen um uns, haben großartige<br />
Gespräche geführt und stets die sehr interessierte Presse an<br />
der Hacke.<br />
Und Hamburg? Sperrt einen unserer Spieler alleine ins Gefängnis,<br />
was sie nicht mal so nennen wollen und eklige Begriffe wie<br />
„Ausreise-Gewahrsam“ dafür erfinden? Und auch noch genau<br />
dann, wenn wir gerade nicht in der Stadt sind? Unser Habibi!<br />
Nun ist er die Nummer 5 im neuen Abschiebeknast am Hamburger<br />
Flughafen.<br />
Immer wieder dreht sich die gleiche Schleife in unseren Köpfen.<br />
Vor dem Rathaus Barcelonas ist alles weihnachtlich geschmückt.<br />
Der Timetable ist eng. Weder für eine Entspannungszigarette<br />
noch für einen erneuten Make-up-Check bleibt Zeit. Die wasserfeste<br />
Mascara hält einzelnen Kullertränen zum Glück tapfer<br />
stand. Im Vorzimmer der Bürgermeisterin Ada Colau treffen<br />
sich alle Gewinner*innen und Preisverleiher*innen. Alle stürzen<br />
sich auf uns. „Was für ein tolles Projekt“, „So schön, dass ihr da<br />
seid“.<br />
Eigentlich würden wir uns jetzt bedanken und freuen. Nach<br />
Feiern ist uns irgendwie nicht wirklich zumute. Wir versuchen,<br />
uns nichts anmerken zu lassen. Doch warum sollen wir unsere<br />
aktuelle Situation für uns behalten? Der Vizepräsident der FC<br />
Barcelona Foundation, Jordi Cardoner, ist der erste der sich der<br />
Realität stellen muss. Alle schütteln den Kopf, sind sprachlos. Es<br />
soll auch den gesamten Abend so bleiben.<br />
Und schon geht die Tür auf und Ada Colau betritt den Raum,<br />
kurze Begrüßung und los geht‘s. Wir versuchen uns auf unsere<br />
Rede zu konzentrieren, noch mal alles Wort für Wort durchzugehen.<br />
Unsere Dankbarkeit für den Preis, für diese Einladung<br />
soll schließlich gebührend transportiert werden. Eine von uns<br />
wird zwei Minuten Catalan sprechen, die Zweite wird dann die<br />
Rede auf Englisch fortsetzen. Beschäftigungstherapie in der aktuellen<br />
Situation.<br />
Schließlich managen wir alles souverän, das anschließende Shakehands<br />
und der Foto- und Pressemarathon tun gut, zeigt das<br />
doch, dass wir anscheinend irgendwas richtig machen.<br />
Auf jeden Fall schaffen wir Bilder und das werden wir auch weiterhin<br />
tun.<br />
„Wenn Ihr was braucht, meldet Euch“, ist einer der zentralen<br />
Sätze des Abends, ganz gleich, mit wem wir reden.<br />
Das tut richtig gut, das macht einem warm ums Herz und füllt<br />
unseren Akku für die nächsten Monate. Und den werden wir in<br />
Hamburg ganz sicher zu 100 Prozent geladen brauchen.<br />
„Wir würden gerne Eure Bürgermeisterin Ada Colau klonen<br />
und sie mit nach Hamburg nehmen“, antworten wir.<br />
Wenn es am schlimmsten ist, sind wir meistens am witzigsten,<br />
da wir wissen, dass wir es ernst meinen.<br />
Und jetzt gehen wir mal vor die Tür, eine Zigarette rauchen und<br />
im Knast anrufen, der ja angeblich kein Knast ist, drum gibt es<br />
wenigstens free Wi-Fi!<br />
Gastartikel und Teil 1 einer Trilogie vom<br />
FC Lampedusa St. Pauli<br />
SUPPORT YOUR LOCAL<br />
MUSEUM !<br />
Those were the days: Dienstag, 25. September 2012. FC St.<br />
Pauli vs. VfR Aalen. Ein Zweitliga-Spiel, wie es grauer kaum<br />
sein könnte, und der Himmel passt dazu. Trotzdem liegt<br />
Spannung in der Luft: „Museum statt Goliathwache“. Mit<br />
der Rückkehr des Jolly Rouge und der vermutlich weltersten<br />
Ganzstadion-Choreo für eine gemeinnützige Bildungseinrichtung<br />
schreiben die Supporter des „Magischen FC“ einmal mehr<br />
Fankulturgeschichte.<br />
Heute ist längst klar: Jede Pappe und jeder Flyer, jedes Transparent<br />
und jede Fahne, jeder Blopgpost, jeder Sprechchor,<br />
jede E-Mail und jede Aktion (längst nicht nur an diesem 25.<br />
September) – sie alle haben sich gelohnt. Längst ist die Fläche<br />
im Norden der Gegengerade für den Verein gesichert, längst ist<br />
1910 – Museum für den FC St. Pauli e.V. Mieter, und längst hat<br />
der Ausbau begonnen.<br />
ENDLICH FUSSBODENHEIZUNG IM STADION<br />
In den letzten Wochen hat das FC St. Pauli-Museum dabei<br />
große Fortschritte gemacht: „Voran St. Pauli“ heißt es auf der<br />
Südtribüne, „Voran Museum“ in der zukünftigen Ausstellungsfläche<br />
in der Gegengerade. Wer, wie viele Mitglieder und Aktive<br />
von 1910 – Museum für den FC St. Pauli e.V., die Gelegenheit<br />
nutzte, um in den letzten Wochen hineinzuschauen oder auch<br />
mitzuhelfen, konnte sich zum Beispiel über ein angenehmes,<br />
aber auch irritierendes Gefühl freuen: Warme Füße am Millerntor<br />
– mitten im Winter.<br />
Der Grund: Die neue Fußbodenheizung muss <strong>zur</strong>zeit auf voller<br />
Kraft laufen, damit etwaige Probleme schon in der Bauphase<br />
auffallen. Wobei an dieser Stelle festzuhalten ist, dass die Fußbodenheizung<br />
nicht auf ein gesteigertes Komfortbedürfnis der<br />
„Museums-Hoschis“ <strong>zur</strong>ückgeht, sondern schlicht damit zu tun<br />
hat, dass jede andere Lösung zu viel Platz und Flexibilität für<br />
die Flächennutzung gekostet hätte.<br />
VIEL GLAS UND EIN TRESEN FÜRS FOYER<br />
Neben dem fertig verlegten Fußboden samt Heizung und diversen<br />
Kabeln ist die auch nach außen sichtbare neue Glasfront<br />
des zukünftigen Museums-Foyers einer der vielen geschafften<br />
Schritte auf dem Weg zu einem „Museum wie es die Welt noch<br />
nicht gesehen hat“. Sogar der Tresen im Foyer (wie so vieles im<br />
FCSP-Museum gebaut von der Hamburger bontempo-Gruppe)<br />
nimmt Formen an, und ein Büro mit Glasfenstern nach außen<br />
und zum Foyerbereich macht vorstellbar, wie in Zukunft hier<br />
auch „hinter den Kulissen“ gearbeitet werden kann.<br />
Wann das Foyer feierlich eröffnet wird? Noch steht kein<br />
Termin fest, doch eins ist sicher: Schon 2017 werden die ersten<br />
(zunächst noch temporären) Veranstaltungen auf der Fläche<br />
stattfinden, wie etwa die geplante Ausstellung über den FC St.<br />
Pauli im „Dritten Reich“.<br />
MINIATUR-MILLERNTOR: ODDSET-POKAL UND 230 NEUE<br />
FIGUREN<br />
Parallel hat sich auch in der „Zweigstelle Rindermarkthalle“<br />
einiges getan, wo bekanntlich seit Ende letzten Jahres das Miniatur-Millerntor<br />
der Stadionmodellbauer Holger und Veronika<br />
Tribian ausgestellt wird (wer es noch nicht gesehen hat: hin da,<br />
der Eintritt ist frei!). Unter anderem bekam die Vitrine, die das<br />
Modell schützt, neue, größere Scheiben verpasst – und als besonderes<br />
Highlight wird jetzt auch der legendäre Oddset-Pokal<br />
dort ausgestellt („Nie was gewonnen? Von wegen!“).<br />
Inzwischen sind rund 1800 Figuren im Modell vertreten, die<br />
magische „1910“ ist also nicht mehr weit entfernt. Wer auch<br />
dort „einziehen“ möchte: Gutscheine gibt es bei FinoVino in der<br />
Rindermarkthalle, bei jedem Heimspiel am 1910-Container vor<br />
der „Süd“ und auch online unter: www.miniatur-millerntor.de<br />
VIEL GESCHAFFT – VIEL VOR<br />
Eins bleibt bei allen Fortschritten aber entscheidend wichtig:<br />
Auch jetzt ist das FC St. Pauli-Museum kein Selbstgänger. Nach<br />
wie vor gilt: Support your local museum! Durch Zeit, Geld,<br />
Erwerb von Museums-Merchandise oder Gutscheinen für Stadionführungen<br />
(am 1910-Container oder unter shop.1910-museum.de),<br />
durch Kauf des FC St. Pauli Albums (empfohlen vom<br />
Übersteiger!) oder natürlich durch eine Mitgliedschaft, die es<br />
schon für 2 Euro im Monat gibt und die uns enorm weiterhilft.<br />
www.1910-museum.de // Christoph und Sönke<br />
32 33
Moin moin, liebe Übersteigerleser*innen !<br />
Herzlich willkommen zu den ersten Fanladennews des neuen Jahres.<br />
Los geht´s…<br />
Die neue Feindseligkeit<br />
Am 27. Januar fanden sich auf Einladung des Fanladens wieder<br />
gut 150 Personen am Denkmal der verfolgten Vereinsmitglieder<br />
auf dem Harald-Stender-Platz ein, um den Opfern des<br />
Holocausts mit einer Kranzniederlegung und einer Schweigeminute<br />
zu gedenken. Anschließend gingen alle gemeinsam in<br />
die Fanräume, wo Jörn Kreuzer vom Institut für die Geschichte<br />
der deutschen Juden einen sehr informativen Vortrag zum<br />
Thema „Deportation der jüdischen Bevölkerung Hamburgs<br />
ab 1941“ vorbereitet hatte. Jörn beschloss den Vortrag mit den<br />
Worten „Wegschauen und mitmachen darf nie wieder Option<br />
sein!“ Anschließend gab Michael Pahl vom Museum 1910 e.V.<br />
noch einen Ausblick auf die Ausstellung „Der FC St. Pauli im<br />
Dritten Reich“, welche im Frühjahr eröffnet werden soll. Dank<br />
geht an Jörn und Michael, sowie wieder einmal an Stefan<br />
Groenveld für die tollen Fotos, an die AFM und Fanräume e.V.<br />
sowie das Präsidium des FC St. Pauli für die Unterstützung.<br />
Am 4. Februar wurde in der Alsterdorfer Sporthalle der 25.<br />
Millerntorcup – das Hallenturnier der eingetragenen Fanclubs<br />
des FC St. Pauli ausgetragen. Wie immer eine Runde Veranstaltung,<br />
vielen Dank an alle Teilnehmer*innen. Besondere<br />
Glückwünsche gehen an die Teams von Bright Side (Fairplaypokal<br />
für eine denkwürdige „Schnick-schnack-schnuck-Aktion“)<br />
und Britt‘s Eleven (Sieger*innen Spaßgruppe UND Pokal<br />
für den besten Gesamtauftritt – vermutlich jüngstes Team,<br />
mit einigen sehr sehenswerten Toren, inkl. Fallrückzieher!).<br />
Den Pokal für den Turniersieg überreichte Tom Happe dem<br />
Non-League-Team vom FC Hamburger Berg, welche einen<br />
Startplatz für Ihr großartiges Engagement für geflüchtete<br />
Menschen erhalten hatten. Wir gratulieren!<br />
Am 23. März wird es einen antifaschistischen Viertel-Rundgang<br />
unter dem Motto „Auf jüdischen Spuren durch Eimsbüttel“<br />
geben. Organisiert wird die Veranstaltung von der<br />
Geschichtswerkstatt Eimsbüttel, der HSV-Fanbetreuung, dem<br />
HSV-Fanprojekt sowie dem Fanladen St. Pauli. Treffpunkt ist<br />
am 23.03. um 18:30 Uhr an der U-Bahn Schlump.<br />
Auf vielfachen Wunsch wieder da: Wunderschöne Kapuzenpullis<br />
im Black-Flag-Style. Für schlanke 40,- Euro erhältlich<br />
im Fanladen.<br />
Die nächsten Auswärtsspiele<br />
Am Samstag, den 4. März fahren spielen wir um 13:00 Uhr bei<br />
München blau. Zu diesem Spiel bieten wir eine Bahngruppenfahrt<br />
an. Die Fahrt ist ausverkauft. Hinfahrt: 4:41 Uhr ab<br />
HH-Altona, 4:56 HBF, 5:07 Harburg. Umsteigen in Nürnberg.<br />
Ankunft in München HBF 10:39 Uhr. Rückfahrt: 17:21 Uhr ab<br />
München HBF. Ankunft in HH-Altona 23:10. Fahrpreise: 86<br />
Euro normal und 73 Euro für AFM-Mitglieder. Eintrittskarten<br />
für das Spiel sind noch bis zum 28. Februar im Fanladen<br />
erhältlich.<br />
Am Freitag, dem 31. März um 18:30 Uhr spielen wir bei Erzgebirge<br />
Aue. Zu diesem Spiel bieten wir eine Busfahrt vom<br />
Millerntor (Südkurve/Ecke Gegengerade) an. Abfahrtszeit:<br />
9:00 Uhr. Voraussichtliche Rückkehr in HH ca. 4:30 Uhr<br />
am nächsten Morgen. Fahrpreise: 40 Euro normal und 34<br />
Euro ermäßigt für AFM-Mitglieder. FANCLUBS können<br />
vom 25. Februar bis zum 12. März von ihrem Vorbestellrecht<br />
Gebrauch machen. Der freie Verkauf der Tickets sowie der<br />
Verkauf der vorbestellten Tickets beginnen am 21. März im<br />
Fanladen.<br />
Am Freitag, dem 7. April um 18:30 Uhr spielen wir in Nürnberg.<br />
Zu diesem Spiel bieten wir eine Busfahrt vom Millerntor<br />
(Südkurve/Ecke Gegengerade) an. Abfahrtszeit: 7:30 Uhr.<br />
Voraussichtliche Rückkehr in HH: ca. 5:00 Uhr am nächsten<br />
Morgen. Fahrpreise: 47 Euro normal und 40 Euro ermäßigt<br />
für AFM-Mitglieder. FANCLUBS können vom 4. März bis<br />
zum 19. März von ihrem Vorbestellrecht Gebrauch machen.<br />
Der freie Verkauf der Tickets sowie der Verkauf der vorbestellten<br />
Tickets beginnen am 28. März im Fanladen.<br />
Nutzt Euren Fanladen – er ist sehr gut. Im Ausnahmefall<br />
virtuell unter www.stpauli-fanladen.de oder facebook.com/<br />
fanladen. Aber am liebsten natürlich wie immer analog und<br />
persönlich von Dienstag bis Freitag zwischen 15:00 und 19:00<br />
Uhr sowie an den Heimspieltagen. Wir freuen uns auf Euch!<br />
Euer Fanladen-Team: Justus, Maleen, Romy, Stefan, Sven und<br />
Zoe<br />
Das kam nach dem Stuttgart-Spiel nicht überraschend: Für<br />
das Dresden Spiel weist der Verein darauf hin, dass auf der<br />
Gegengrade, der Haupttribüne und in der Südkurve keine<br />
Fanutensilien von Dynamo Dresden erlaubt sind.<br />
Irgendwie hatte sich da was angedeutet. Im Übersteiger-Blog<br />
kam es nach dem Spiel gegen Stuttgart zu einer ausführlichen<br />
Diskussion des Verhaltens einiger Stuttgarter Fans.<br />
Bemängelt wurde die Art und Weise, wie der ärgerliche<br />
Siegestreffer der Stuttgarter beim 0:1 bejubelt wurde. Es ist<br />
normal, dass bei Auseinandersetzungen im Stadion der Ablauf<br />
der Dinge nicht mehr einwandfrei zu rekonstruieren ist.<br />
Es waren ja immer die anderen. Wir haben nur reagiert!<br />
Ist ja auch eigentlich egal. Es hat ja immer mal Probleme<br />
dieser Art gegeben.<br />
Damit muss man eigentlich als Fan leben können. Ich besuche<br />
ja auch gern Auswärtsspiele des FCSP und trag da auch<br />
gern meinen Schal. Und bejubele Tore des FCSP – kommt ja<br />
selten genug vor.<br />
Wie soll ich mich denn jetzt verhalten? Im fremden Stadion<br />
die Klappe halten und so tun als wäre mir der Sieger des<br />
edlen Wettstreits egal? Gibt es da irgendwo eine schriftliche<br />
Verhaltensrichtlinie für Auswärtsspiele? Wie schaffe ich es,<br />
den entsprechenden Ultras nicht die Stimmung zu verderben?<br />
Was tue ich, wenn selbsternannte Rächer der Enterbten<br />
nächste Woche in Bielefeld mich auffordern, meine St. Pauli<br />
Nadel abzunehmen?<br />
Das sind Fragen, die ich mir als Fan nicht stellen möchte.<br />
Das soll hier auch kein Angriff auf die Entscheider in<br />
der Vereinsführung sein. Die werden schon Gründe für<br />
diese Anweisung haben. Aber eigentlich geht es hier ans<br />
Eingemachte. Ich möchte auch weiterhin meine Kumpels<br />
aus anderen Städten mit in meinen Block nehmen können.<br />
Dabei möchte ich auch keine Verhaltensregeln vermitteln<br />
müssen. Wo bleibt denn da der Spaß? Die neue Situation<br />
wird uns allen noch gewaltig schaden und die Stimmung<br />
im Stadion verschlechtern. Warum ist es nicht möglich, den<br />
Fans anderer Teams den Freiraum zuzugestehen, den wir für<br />
uns auch beanspruchen? Wenn übermotivierte Freunde des<br />
Ballsports Fans des gegnerischen Teams bedrohen, ist eine<br />
Grenze überschritten. Nach den Ereignissen von Dortmund<br />
ist es umso wichtiger, der neuen Feindlichkeit in den Stadien<br />
entgegenzutreten. Wo soll das noch hinführen? Es kann<br />
auch bei uns so kommen wie in Griechenland. Da dürfen<br />
Auswärtsfans gar nicht mehr ins Stadion.<br />
Wollen wir das?<br />
// hjp<br />
Anwaltsbüro Schulterblatt 36<br />
Britta Eder • Nina Kromm<br />
Gerrit Onken • Hendrik Schulze<br />
Alexandra Wichmann<br />
Strafrecht • Familienrecht • Mietrecht • Verkehrsrecht<br />
Verwaltungsrecht • Sozialrecht-ALG II • Arbeitsrecht<br />
Polizei- und Ordnungsrecht • Versicherungsrecht<br />
Haftpflichtversicherungsrecht • Allgemeines Zivilrecht<br />
Schulterblatt 36 • 20357 Hamburg<br />
Tel. 040 - 43 28 05 80 • Fax 040 - 43 28 05 810<br />
34 35
Till Rolli Fahrer<br />
Moin Till, was ist guter Support für dich? Auch im Bettchen<br />
die Spiele hören (Anmerkung: Till kann nicht nur nicht gehen,<br />
sondern ist auch fast blind), wenn St. Pauli spielt, auch im<br />
Krankenhaus (wo Till schon oft und über viele Monate ausharren<br />
musste). St. Pauli tragen, wo auch immer – Trikot, T-Shirt,<br />
Zimmer und auch aufm Arm. Immer da sein nach Möglichkeit.<br />
Und nicht weinen, wenn St. Pauli verliert. Ein Bier drauf trinken<br />
und abgehakt. Meckern und fluchen kann ich ja, wenn ich<br />
tot bin. Und für dich, Jenny? Hingehen, anfeuern, unterstützen<br />
– ganz egal, wie es gerade läuft bei St. Pauli und bei uns. Fragt<br />
mal Björn Weidlich (Behindertenbeauftragter von St. Pauli,<br />
Mitglied vom Fanclub “Ey; die Hunde“), der weiß auf jeden Fall<br />
mal, wie‘s geht!<br />
Infos zu Till. Jenny und Luca<br />
Wer wir sind: Moin, ich bin Till, 43 Jahre alt, Langenhorner, seit<br />
2011 in der AfM, seit 2008 wegen Krankheit auf ‚nem Rolli-Platz,<br />
inzwischen im E-Rolli mit AfM-Radio über Kopfhörer<br />
für Blinde. In der Lehre als Maurer war das für Lehrbengels<br />
Pflicht, St.-Pauli-Fan und Gewerkschafter zu sein ... oder es<br />
war zumindest besser, wenn du das warst, weil so ziemlich alle<br />
Gesellen St.-Pauli-Fans waren. Ich bin so Anfang der Neunziger<br />
zum FC St. Pauli gekommen. Bin dann immer mit ‚ner Horde<br />
Punker-Kollegen zum Spiel gegangen. Das war noch die Zeit,<br />
in der man ohne Karte zum Stadion kam und sich einfach noch<br />
eine gekauft hat, oder auch mal eine Dauerkarte durch den<br />
Zaun gereicht bekam – in der Gegengraden – wo wir immer<br />
standen, damals als ich noch stand und ging.<br />
Ich bin Jenny, Tills Frau, 44 Jahre. Zum Geburtstag hat mir Till<br />
eine Mitgliedschaft in der AfM geschenkt. Bin auch Anfang der<br />
Neunziger zu St. Pauli gekommen. Ebenfalls immer mit ‚ner<br />
Horde Punks hingegangen. Es war jedes Mal wie ein Familientreffen<br />
(aber is‘ ja heute auch nicht viel anders, man kennt<br />
sich). Ich weiß noch, dass ich gewarnt wurde, als ich das erste<br />
Mal ins Stadion ging, dass ich mein Bier besser vor dem ersten<br />
Tor austrinken sollte. Wusste erst nicht, warum ... bis es dann<br />
soweit war. Das Tor fiel und alle Becher flogen hoch … und<br />
meiner runter. Mein Bier war weg und die “Bierdusche” tränkte<br />
meine Klamotten. Damals gab es ja noch diese leichten weichen<br />
Plastikbecher. Nun ja, das war ja nicht weiter schlimm, als<br />
Punk war man Bierduschen damals ja von fast jedem Konzert<br />
gewohnt. Ich weiß auch noch, dass es in der Gegengeraden<br />
immer so voll war, dass wir manchmal froh waren, wenn<br />
den Ball und ganze Spielverläufe. Die Stimmung war immer<br />
grandios. Heute stehen wir ja doch recht ruhig bei den Rollifahrern,<br />
direkt unter der Sitztribüne der Haupt. Dort allerdings<br />
wechselnd, mal mehr <strong>zur</strong> Süd, mal fast an der Mittellinie<br />
und manchmal beim Gästeblock (was uns aber eher nicht so<br />
gefällt). Obwohl man sagen muss, dass es bei den Rollifahrern<br />
eher ein freundschaftliches Miteinander mit den Gästefans ist<br />
(hört, hört, die Gegenleserin). Beim letzten Spiel haben wir uns<br />
immer gegenseitig bemitleidet und uns danach noch ‚ne ganze<br />
Weile gut unterhalten.<br />
Unsere Tochter Luca ist 12 und seit 2015 Mitglied bei den<br />
Rabauken. Seit sie 5 Jahre alt ist, kommt sie mit ins Stadion und<br />
fühlte sich dort von Anfang an wohl. Alle sind immer super lieb<br />
zu ihr und sehr hilfsbereit. Da konnte sie auch immer schon<br />
allein zum Klo oder sich ‚ne Sprite kaufen und man musste<br />
keine Angst haben, dass sie irgendwie wegkommt. Beim „Kessel<br />
Braun Weißes“ hat sie dann auch ‚n Foto von ihrem damaligen<br />
Lieblingsspieler Rzatkowski machen können. Außerdem war<br />
sie ganz stolz, als Tschauner sie lobte, da sie mit einem Foto der<br />
beiden zu ihm ging und ein Autogramm wollte: „Guck mal,<br />
so macht man das. Man macht erst zusammen ein Foto und<br />
kommt dann später damit und lasst sich das signieren.“ Da war<br />
sie mächtig stolz. Als Einlaufkind hatte sie dann auch noch<br />
mal ein großes Glück, als sie mit Rzatkowski auflaufen durfte.<br />
Eigentlich wollte sie diese Hand ja nie wieder waschen, aber mit<br />
der Zeit kam sie dann doch davon ab.<br />
Ich weiß, warum ich hier sitze und das ist nicht fürn Arsch . . .<br />
Es ist wieder Spieltag und wir freuen uns wie immer wie Bolle<br />
aufs Spiel ... aber bei uns läuft die ganze Nummer, wie bei vielen<br />
Dingen, eben etwas anders.<br />
Wenn wir „Das Herz von St. Pauli“ singen, sind wir alle gleich<br />
und zu den „Hells Bells“ klopft unser Herz genauso wild wie bei<br />
allen anderen im Stadion, aber unser Weg dahin ist eben etwas<br />
anders.<br />
Wir stehen immer bei den „Nichtgehern“, weil man ohne Beine<br />
eben etwas schlecht gehen kann, aber zum Glück erspart man<br />
sich die Überlegung, welche Schuhe dem Herrn (Till) heute<br />
genehm wären. Gut, ich (Jenny), die Begleitung macht sich<br />
darüber ja nun doch Gedanken ... aber nur kurz, ehrlich!<br />
Aber das Ganze fängt ja nun mal bei den Tickets an. Das geht<br />
bei uns etwas anders als bei den gehenden Fans. Wir schreiben<br />
eine „Bewerbung“ ans Ticketcenter und hoffen jedes Mal, dass<br />
es klappt. Es gibt halt oft mehr Rollifahrer, die ins Stadion wollen,<br />
als es Plätze gibt. Dann das bange Warten, ob es wat wird.<br />
Wenn wir dann ‚ne E-Mail vom Ticket-Center bekommen,<br />
ist es jedes Mal wie ein „Glücksmoment“, wenn es heißt: „Du<br />
wurdest ausgelost“. Yeah!!!!!! Millerntor, wir kommen!<br />
Vor dem Spieltag überlegt der Herr dann immer schon tagelang,<br />
was er denn anziehen soll, und nervt damit täglich seine<br />
ganze Familie, inklusive Kater Oskar. Oskar ist jedoch der<br />
einzige, der es gleichmütig hinnimmt und für den gutes Braunweiß<br />
Katzenfutter mit Milchschaum wäre.<br />
Am Spieltag den Rolli gesattelt und den Herrn in die gewünschte<br />
Klamotte geprügelt. Auf <strong>zur</strong> U-Bahn. Hoffentlich ist der<br />
und während des ewig langen, lahmen Aufstiegs Richtung<br />
Bahnsteig dem wunderschönen monotonen und völlig sinnfreien<br />
Piepton lauschen.<br />
Auf dem Bahnsteig den Rolli erst einmal an der richtigen Stelle<br />
positionieren, da wo der Bahnsteig erhöht ist, sonst kommen<br />
wir nicht rein. Und jetzt bloß schön grade rein fahren, sonst<br />
rutschen die hinteren Reifen in die Lücke <strong>zur</strong> Bahnsteigkante.<br />
Der Herr nimmt es gelassen, die Begleitung gerät ins Schwitzen.<br />
Geschafft.<br />
Das Umsteigen wird noch ein Spaß. An Spieltagen fährt fast<br />
immer nur die alte U-Bahn, da muss man im Grunde ein Stück<br />
hoch hüpfen. Gestaltet sich mit ‚nem schweren E-Rolli etwas<br />
schwierig. Ganz davon abgesehen, dass die meisten Gehenden<br />
meinen, sie müssten unbedingt noch vor dem Rollifahrer in<br />
die Bahn steigen und sich dann wundern, dass sie noch aus<br />
dem Weg gehen müssen, damit der Rolli noch rein passt ... aber<br />
bitte nur ein winzig kleines Stückchen. Ich für meinen Teil<br />
hätte es manchmal gerne, wenn Till einfach mal ein paar Füße<br />
überfährt, damit sie sich für das nächste Mal merken, dass man<br />
besser mal etwas mehr Platz macht.<br />
Aber wenn St.-Pauli-Fans in der Nähe sind und es Schwierigkeiten<br />
beim Ein- oder Aussteigen gibt, dann sind wir jedes Mal<br />
froh. Der Rolli klemmt mal wieder mit den Hinterrädern in der<br />
gefürchteten Lücke und sofort ist ‚ne Horde Fans da, die das<br />
120 Kilogramm schwere Gefährt einfach in die Bahn wuppen,<br />
ohne großes Tamtam. Wunderbar! Dazu muss ich natürlich<br />
noch eine gute Freundin zitieren, welche HSV-Fan ist. Als sie<br />
mal Begleitung von meinem Mann war und Probleme in der<br />
Bahn hatte, standen auch gleich alle parat. Sie sagte: Also das<br />
war so klasse, alle haben einfach so geholfen, beim HSV hätte<br />
das sicher nicht so gut geklappt. Das macht uns natürlich stolz<br />
auf unsere Fans.<br />
Bei St. Pauli angekommen, ist dann alles unproblematisch. Reservierte<br />
Karten geholt und den Kopfhörer aus dem AFM-Container<br />
bei Thommy besorgt. Leider kann der Herr auch noch<br />
schlecht gucken ... kann so etwa bis kurz über die Nasenspitze<br />
weit sehen ... und wie gut er hören kann, darüber streiten wir<br />
noch ...<br />
Nun aber rein. Die Ordner kennen einen schon alle. Wir sind<br />
da ja nicht allzu viele im Rollibereich und einige sind eben<br />
immer da. Man kennt sich, man grüßt sich.<br />
Super ist bei den Rollifahrern die Nähe zum Spielfeld. Man<br />
kann einfach mal die Hand über die Bande reichen und den<br />
Spielern zu ‚nem guten Spiel gratulieren. Ein Autogramm<br />
bekommt man so eventuell auch mal etwas leichter - ab und an<br />
Der Herr hat mal ein schönes Foto beim Spiel der U-23 in Norderstedt<br />
mit Schnecke gemacht. Wir hatten dann später einmal<br />
im Millerntor unseren Behindertenbeauftragten Jörn gebeten,<br />
Kalla zu fragen, ob er es signieren würde. Gesagt, getan. Wir<br />
warteten auf Jörn, aber der kam nicht wieder. Stattdessen kam<br />
Schnecke selbst mit dem signierten Foto über die Bande gehüpft<br />
und ließ sich noch zu einem kleinen Klönschnack nieder.<br />
Unser Nico (gehört zu den “Gehern” im Rollibereich) macht<br />
sogar des Öfteren eine eigene Choreo. Und das ganz alleine.<br />
Wenn er dann Luftballons, Fähnchen oder ähnliches verteilt,<br />
machen alle, denen es möglich ist, immer gerne mit. Seine<br />
Freude über seine gelungene Choreo ist immer zu schön und<br />
rührt mich manchmal sogar zu Tränen (... bin aber auch nah<br />
am Wasser gebaut).<br />
Es gibt bei den Rollstuhlfahrern die unterschiedlichsten<br />
Gründe, warum sie nun gerade hier stehen/sitzen. Körperliche<br />
Einschränkungen oder geistige und da stört es denn auch eben<br />
keinen, wenn einer beim Mitfiebern sabbert. Das ist auch eine<br />
Form von Freiheit.<br />
Text + Fotos: Jenny Wolff<br />
Human photography<br />
Layout<br />
Grafik Design<br />
Jörn Manzke<br />
manzke@freigeist-design.de<br />
36 wir überhaupt mal was vom Rasen sahen ... geschweige denn Fahrstuhl nicht kaputt. Ah, super, er geht. Also rein in das Ding<br />
wird auch mal ein Trikot rüber gereicht.<br />
37
Fanzines<br />
Bücher<br />
Erwin Nummer 81<br />
Unabhängiges OFC-Fanmagazin<br />
ERWIN. Klingt zwar nicht<br />
nach dem schönsten Namen,<br />
aber dafür hat das Fanmagazin<br />
der Offenbacher Kickers<br />
einiges zu bieten. Vor 23 Jahren<br />
ging das Fanzine zum<br />
ersten Mal auf dem Biberer<br />
Berg in Umlauf. Und schnell<br />
wird klar, dass sich in der<br />
Redaktion und hinter jedem<br />
Artikel eingefleischte Fans<br />
befinden. Stadionneubau,<br />
Zwangsabstieg, Punkteabzug:<br />
Liebes- und Leidensgeschichte,<br />
die nicht nur unser<br />
Magischer FC durchlebt,<br />
sondern auch andere Vereine,<br />
mit genauso hingebungsvollen<br />
Fans im Rücken, die<br />
treu bleiben. Beim Lesen<br />
der tagebuchartigen Spielberichte<br />
der Kickers aus der<br />
Stadt südlich des Mains wird<br />
man von den emotionalen<br />
Artikeln in das Geschehen<br />
mitgerissen. Nicht nur über<br />
Spieltage wird berichtet, sondern<br />
der Fan und Leser wird<br />
auf dem Laufenden gehalten,<br />
wenn es um Entscheide<br />
über Insolvenzanträge geht.<br />
Liebe, Wut und Herzblut:<br />
ERWIN hat das alles - und<br />
für über 80 Seiten voller<br />
Fußballleidenschaft sollten<br />
gerne die 2 € bezahlt werden.<br />
Vor allem, weil die Hälfte<br />
davon (sowie auch Spenden<br />
und Trinkgelder) direkt in<br />
die Entschuldungs-Kampagne<br />
des OFC investiert werden,<br />
um weiterhin an dem<br />
Traum festhalten zu können,<br />
irgendwann mal wieder in<br />
der Profiliga zu spielen. Die<br />
Hoffnung stirbt wie immer<br />
zuletzt und zu wünschen<br />
wäre es den hingebungsvollen<br />
Fans. Also: lesen, es<br />
macht Spaß und lässt einen<br />
oft an unseren Verein denken!<br />
ERWIN, Luisenstraße 61<br />
HH, 63067 Offenbach, erwinbuero@web.de,<br />
2 € // SR<br />
Kiezkieker #94<br />
Kontakt: //kiezkieker-fanzine.net<br />
und kiezkieker@<br />
gmx.de<br />
Erfreut über die Nummer<br />
94, die ich beim Aufstieg zu<br />
den Stehplätzen in Braunschweig<br />
käuflich erwerben<br />
konnte. Und wie der Titel<br />
schon besagte …“Immer<br />
noch eine Handbreit Wasser<br />
unterm Kiel!“ So begann<br />
auch die Fahrt morgens um<br />
neun vom Bahnhof Altona,<br />
locker, freudig und mit tollen<br />
Gesprächen. Die Fahrtzeit<br />
verging im Bahn-Flug,<br />
das Spiel noch schneller<br />
und die kleinen Pieksereien<br />
der Ordnungskräfte waren<br />
auch nur eine kleine lästige<br />
Randerscheinung und<br />
schnell vergessen. „Fick dich<br />
3. Liga“ wird wieder ernst<br />
genommen und die Mannschaft<br />
spielt wieder Fussball!<br />
Erfreulich auch dieser KK<br />
mit vollen 42 Seiten und Stickern.<br />
Schön die Seiten „Du bist<br />
als St. Pauli-Fan wirklich alt<br />
geworden, wenn du…“, z. B.<br />
“Sonny Wenzel für den letzten<br />
fähigen Stürmer beim<br />
FCSP hältst“. Von Witte<br />
kommen „Die drei Fragezeichen“,<br />
eine Voranalyse und<br />
Einschätzung der Saison.<br />
Diesmal viel Fotomaterial<br />
verbaut, weil wohl einige<br />
Schreiber*innen ausgefallen<br />
sind. Aber immer schön, das<br />
Heftchen durchzublättern<br />
und viel Lob an Ben, das<br />
Heft in diesem Rhythmus<br />
rauszubringen. //hog<br />
und dann erreichten uns<br />
noch: Plastic bomb, Monkey,<br />
Fan geht vor, bash, Kapeiken<br />
Post und und und ...<br />
Alan Jewell, Bertram Job<br />
Ali – Tribut an eine Legende (1942-2016)<br />
Die Nächte mit Muhammad Ali gehörten zu den Highlights<br />
meiner Kindheit: Mein Vater weckte mich kleinen Buttje<br />
damals nachts auf, wenn das deutsche Fernsehen (bei uns zu<br />
Hause natürlich alles noch in schwarzweiß) die WM-Kämpfe<br />
von Cassius Marcellus Clay live zeigte. Und mein Dad und<br />
ich fieberten natürlich mit dem unvergleichlichen jungen<br />
Mann aus den USA mit, der durch den Ring sprang wie eine<br />
Mischung aus Gazelle und Gibbon und seine Gegner damit<br />
<strong>zur</strong> Verzweiflung brachte. Nun sind sie beide im vergangenen<br />
Jahr gestorben: Ali Anfang Juni, mein Vater drei<br />
Wochen später.<br />
Ich kickte damals zunächst ein paar Jahre auf den Grandplätzen<br />
des FC St. Pauli, doch die Auftritte von „The<br />
Greatest“ überzeugten mich, und ich startete meine kurze<br />
Box“karriere“ beim Traditionsboxverein BC Sportmann in<br />
der Seilerstraße, wo ich mit meinen Eltern seinerzeit auch<br />
wohnte und <strong>zur</strong> Schule ging. Mein Trainer damals: Olympiagoldmedaillengewinner<br />
Dieter Kottysch. Fußball war<br />
damit erst einmal passé. Leider zogen wir dann weg aus St.<br />
Pauli, und auch der aktive Faustkampf fand damit – nach<br />
dutzenden von anstrengenden Trainingseinheiten, aber nur<br />
drei Punktkämpfen und einer blutigen Nase – sein schnelles<br />
Ende. Nur die Liebe zum Boxen und insbesondere zu Ali<br />
blieb stets bestehen. Das hatte natürlich nicht nur mit den<br />
sportlichen Glanzleistungen des Kriegsdienstverweigerers zu<br />
tun, sondern auch mit dessen expliziter Haltung zu wichtigen<br />
Dingen des gesellschaftlichen Zusammenlebens.<br />
Der vorliegende Bildband (Großformat, Hardcover, durchgehend<br />
farbig) dokumentiert in eindringlicher Manier und<br />
mit bis dato teilweise noch unveröffentlichten und vielen<br />
seltenen Fotos das Leben des besten Boxers aller Zeiten, ohne<br />
dessen Vita etwa zu heroisieren oder glattzupolieren. So<br />
werden beispielsweise auch traurig machende Bilder gezeigt,<br />
die Ali in fortgeschrittenen Stadien seiner Parkinson-Erkrankung<br />
zeigen. Für kompakte und kompetente Texte in<br />
diesem Fotobuch sorgt der renommierte Boxsport-Journalist<br />
Bertram Job.<br />
Verlag Die Werkstatt,<br />
ISBN 978-3-7307-0311-2, 112 Seiten, 16,90 Euro // Ronny<br />
Elektro- und Hybridfahrzeuge<br />
38<br />
39
Bühne am Hafen 2017<br />
THE REAL<br />
MCKENZIES<br />
SPERMBIRDS<br />
44 LENINGRAD<br />
RUDE PRIDE C3I<br />
ARRESTED DENIAL FAHNENFLUCHT<br />
SKA ´N SKA BARAYAN FRO-TEE SLIPS<br />
RADICAL RADIO FCKR BRUTALE GRUPPE 5000<br />
CUICO CAPTAIN CAPGRAS TINNITUSSIS LES PÜNKS<br />
KOLLMARLIBRE<br />
5.-7. MAI 2017 Tosca<br />
ÜBERWACHUNGSMODUL RUSTY ROBBER LEGS<br />
LOVE MUSIC - HATE FASClSM!<br />
Tonträger<br />
– Going Going Going<br />
!K7 Records<br />
„Going back to my roots“ – ein<br />
formidabler Soulklassiker von<br />
Lamont Dozier aus dem Jahr<br />
1977 – stand nun zwar musikalisch<br />
nicht unbedingt Pate<br />
für das achte Studioalbum des<br />
Austro-Duos Tosca, „Going<br />
Going Going“. Doch „back to the<br />
roots“ geht es hier allemal, denn<br />
Richard Dorfmeister und Rupert<br />
Huber besinnen sich ihrer instrumentalen<br />
Wurzeln. Ohne Retro<br />
zu klingen, knüpft die über 20<br />
Jahre alte Mini-Band an Sounds<br />
an, die man schon immer irgendwie<br />
mit den Wiener Soundtüftlern<br />
in Verbindung gebracht hat:<br />
Dub, Elektro, House, Disco & Co.<br />
Das „Update“ (Huber) funktioniert<br />
heute genauso wie früher.<br />
Für mich zudem fast schon ein<br />
musikalischer Quantensprung<br />
gegenüber dem Vorgänger „Outta<br />
Here“ aus 2014. // Ronny<br />
zeitlich gab es Bandpausen, -auflö-<br />
40 41<br />
sungen, -Reunions, Nebenprojekte<br />
und Sonderkonzerte, ehe man sich<br />
entschloss, doch wieder zusammen<br />
was zu machen. Das Ergebnis ist<br />
ein in meinen Augen fulminantes<br />
Gitarrenpopalbum, das irgendwie<br />
und irgendwo zwischen Michel<br />
van Dyke und Bernd Begemann<br />
changiert. Thematisch geht es in<br />
mehreren Songs unter anderem<br />
auch um Geschlechterrollen und<br />
das Queer-Outing von Sänger Alex<br />
Tsitsigias (aka Saskia Lavaux).<br />
Anspieltipp: „Sterne“, der – neben<br />
dem Titeltrack – Schlüsselsong auf<br />
dieser wirklich sehr guten Platte. //<br />
Ronny<br />
Jeb Loy Nichols – Country<br />
Hustle<br />
City Country City<br />
Ich habe einige Zeit überlegen<br />
müssen, woher ich diese Stimme<br />
und musikalische Anmutung kenne;<br />
bis dann schnell die Erleuchtung<br />
kam: Natürlich – die genialen<br />
Fellow Travellers, die zwischen<br />
1990 und 1995 mit ein paar Alben<br />
deutlich auf sich aufmerksam<br />
gemacht hatten, standen hier Pate.<br />
Jeb Loy Nichols war (Mit-)Gründer<br />
dieser Kombo, die im Grunde die<br />
gleiche Mucke wie der Songwriter<br />
heute solo machte, nur mit ganz<br />
viel Dub-Elementen: Country,<br />
Folk, LowFi-Rap, Blues, Funk,<br />
Soul. Seit 1995 ist Nichols ohne feste<br />
Band allein unterwegs und hat<br />
seither ein knappes Dutzend Alben<br />
veröffentlicht. Das Vorliegende<br />
hat der in Wyoming geborene und<br />
lange auch in Texas, New York und<br />
London lebende Musiker auf seinem<br />
eigenen Label veröffentlicht,<br />
und es wäre sehr wünschenswert,<br />
wenn dem ewigen „Geheimtipp“<br />
mit diesem Album auch mal ein<br />
kommerzieller Erfolg gelänge. Übrigens:<br />
Die Platte erscheint erst am<br />
17. März, und am 26. April spielt<br />
der Künstler live im Hamburger<br />
Nochtspeicher! // Ronny<br />
Fermin Muguruza &<br />
Chalart58 presenten Black<br />
is Beltza ASM Sessions –<br />
Irun Lion Zion in Dub (Vol II)<br />
Kasba / Galileo MC<br />
Fermin Muguruza ist ein baskischer<br />
Musiker und hat gemeinsam<br />
mit Chalart58 befreundete<br />
Künstler aus verschiedenen Kulturen<br />
für dieses hervorragende<br />
Reggae/Ragga/Dub-Musikprojekt<br />
eingeladen, um gemeinsam ein<br />
unterhaltsames aber gleichwohl<br />
bleibendes Werk auf den Weg zu<br />
bringen. Charlart58 aka Gerard<br />
Casajús und Muguruza hatten<br />
sich während der 2003er-Tournee<br />
von Manu Chao kennengelernt,<br />
und seither haben sich die Jungs<br />
nicht aus den Augen verloren.<br />
Entstanden ist ein hochmodernes<br />
Album, das in jeder Hinsicht<br />
auch internationalen Standards<br />
absolut gerecht wird und der<br />
Beletage des Genres zuzuordnen<br />
ist. Klasse! // Ronny Fermin<br />
Muguruza ist ein baskischer<br />
Musiker und hat gemeinsam mit<br />
Chalart58 befreundete Künstler<br />
aus verschiedenen Kulturen für<br />
dieses hervorragende Reggae/<br />
Ragga/Dub-Musikprojekt<br />
eingeladen, um gemeinsam ein<br />
unterhaltsames aber gleichwohl<br />
bleibendes Werk auf den Weg zu<br />
bringen. Charlart58 aka Gerard<br />
Casajús und Muguruza hatten<br />
sich während der 2003er-Tournee<br />
von Manu Chao kennengelernt,<br />
und seither haben sich die Jungs<br />
nicht aus den Augen verloren.<br />
Entstanden ist ein hochmodernes<br />
Album, das in jeder Hinsicht<br />
auch internationalen Standards<br />
absolut gerecht wird und der<br />
Beletage des Genres zuzuordnen<br />
ist. Klasse! // Ronny<br />
A Projection – Framework<br />
Tapete Records<br />
Schon komisch, dass das Debüt<br />
„Exit“ der Stockholmer Band<br />
gänzlich an mir vorbeigegangen<br />
ist, obgleich es 2015 ebenso auf<br />
Tapete erschien wie das aktuelle<br />
zweite Werk des Schweden-Männerquintetts.<br />
Referenzen an die<br />
Musik des „New Wave“/Postpunk/Indie-Ensembles<br />
sind für<br />
mich unter anderem Joy Division,<br />
Editors, Swans, Prince Of The<br />
Blood (wer kennt die eigentlich<br />
noch?), The Cure, Sisters Of<br />
Mercy. Inhaltlich soll die Band<br />
für sich selbst sprechen: „Wir<br />
wollten, dass das Album unser<br />
Leben und unsere persönlichen<br />
Erfahrungen ungeschönt widerspiegelt.<br />
Darum ist das Ineinander<br />
von Licht und Dunkel, von<br />
Freude und Verzweiflung das bestimmende<br />
Thema.“ Alles Klar?<br />
Das Ganze gibt’s als CD, Vinyl<br />
(+CD) und als Download. Und<br />
am 25. April live im Hafenklang<br />
zu begutachten – soll sich lohnen.<br />
Anspieltipp: der Opener „Hands“.<br />
// Ronny<br />
Seydu – Sadaka (The Gift)<br />
Fol Música / Galileo MC<br />
Der in den 1980er Jahren aus<br />
Sierra Leones Hauptstadt Freetown<br />
über Nigeria und London,<br />
wo er jeweils einige Zeit lebte,<br />
nach Spanien geflüchtete Künstler<br />
hat bereits zusammen mit Fela<br />
Kuti, Yousso N’Dour und Cesaria<br />
Evora musiziert und gilt als einer<br />
der besten Percussionisten seiner<br />
neuen Heimat. Das dritte Album<br />
arbeitet mit dem vonehmlich<br />
in Liberia und Sierra Leone<br />
bekannten Afro-Musikstil „Palm<br />
Wine Music“, auch als Maringa<br />
bekannt. Von Seydu verpoppt<br />
ist dabei ein sehr melodisches<br />
Album entstanden, wo auch Jazz<br />
und Reggae ihre Rolle spielen.<br />
Lyrisch entscheidet sich Seydu<br />
nicht zwischen persönlich und<br />
politisch, sondern lässt beide Seiten<br />
zu ihrem Recht kommen – im<br />
Schrottgrenze – Glitzer Auf<br />
Beton<br />
Tapete Records<br />
Deutschsprachigen Indierock vom<br />
Feinsten kredenzt das in Peine<br />
gegründete und Anfang der 2000er<br />
Jahre nach Hamburg umgesiedelte<br />
Quartett auch auf seinem siebten<br />
veröffentlichten Album – das<br />
mutmaßlich musikalisch poppigste<br />
Werk seit dem Debüt 1995. Zehn<br />
Jahre sind vergangen, seit Vorgänger<br />
„Schrottism“ die Ohren der<br />
Hörer*innen erreichte – zwischen-
Tonträger<br />
Idealfall in einem Song vereint.<br />
// Ronny<br />
Cairobi – Cairobi<br />
Week Of Wonders<br />
Uff, was für eine schrill-bunte<br />
und vielschichtige Mischung an<br />
Musikgenres, die hier auf dem<br />
Full-length-Debüt von Cairobi,<br />
die früher Vadoinmessici hießen,<br />
zu hören ist: Psychedelic, Krautrock,<br />
Latino-Folk, Tropica, Indieund<br />
Afro-Pop, Jazz et al. Nicht zu<br />
Unrecht hat mein Lieblings-Radiosender<br />
Byte.FM (leider nur<br />
über Internet bzw. Internetradio<br />
zu empfangen) aus dem<br />
Heiligengeistfeld-Hochbunker<br />
dieses Album um Mastermind<br />
Giorgio Poti zu Jahresbeginn<br />
zum „Album der Woche“ erklärt.<br />
Das italienisch-französisch-mexikanische<br />
Quartett, beheimatet<br />
in London, Berlin und Rom,<br />
experimentiert freudig mit zeitgenössischer<br />
Synthie-Popmusik,<br />
ohne dabei ein austauschbares<br />
Sammelsurium von Stilen entstehen<br />
zu lassen. Hübsch! // Ronny<br />
Jim James „Eternally Even“<br />
Capitol<br />
Eine Platte mit einem bösen<br />
Clown auf dem Cover kann man<br />
auch ablehnen. Böse Clowns<br />
haben so viele Menschen verschreckt<br />
und die amerikanischen<br />
Wahlen so manipuliert, dass einer<br />
der ihren nun dieses seltsame<br />
Land führt. Jim James sieht nicht<br />
wie ein Clown aus. Hauptberuflich<br />
ist er bei MY MORNING<br />
Gitarrengott und schreibt die<br />
meisten Songs.<br />
Warum macht er dann eine<br />
Soloplatte? Auf ETERNALLY<br />
EVEN glänzt er nicht durch<br />
Gitarrensoli, es dominieren<br />
knarzige Orgeln und symphonische<br />
Arrangements. Live auf der<br />
Bühne markiert er den verrückten<br />
Prediger: Lange Haare, langer<br />
Bart, Hemd mit Westernschleife<br />
und hässlicher Anzug. Dazu<br />
bewegt er sich befremdlich, so<br />
eine Art Hippie-Tanz, wie er<br />
in meiner Jugend sehr oft von<br />
blumenberockten Studentinnen<br />
praktiziert wurde. Im Plattenladen<br />
(gibt es noch welche?)<br />
wird diese Art Musik unter<br />
„psychedelisch“ abgelegt. Die<br />
Songtexte befassen sich mit dem<br />
American way of life und wirken<br />
sehr resignativ. Für vernünftige<br />
Leute gibt es im Moment auch<br />
nix zu lachen! Der Song „Same<br />
Old Lie“ wird von bezauberndem<br />
Backgroundgesang veredelt<br />
und behandelt die Stimmung in<br />
Amerika vor den Wahlen. Jim<br />
James hat auch einen Song nur<br />
für die Gegengerade geschrieben,<br />
der heißt „ We ain‘t getting any<br />
younger“. Der geht ab wie Bolle.<br />
Da rockt das Altersheim!<br />
hjp/02.02.2017<br />
Channel Rats – Worst Days<br />
Channel Rats Records<br />
Von unweit des Millerntors kommen<br />
diese gut 25 Minuten Musik<br />
für auffe Ohren. Die Channel<br />
Rats existierten bereits von 1982<br />
bis 1988 (mit einem ersten Proberaum<br />
im Keller eines Seniorentreffs)<br />
und fanden vor gerade mal<br />
fünf Jahren „aus Spaß“ zwecks<br />
Teilnahme an einem Festival in<br />
der Hafenstraße wieder zusammen.<br />
Seitdem spielen die fünf<br />
Unterwelthausener Nager regelmäßig<br />
auf Hamburgs Bühnen<br />
kleinerer und mittlerer Größe<br />
zum Pogen auf. „Worst Days“<br />
Eigenregie produzierter und im<br />
Eigenvertrieb herausgebrachter<br />
Tonträger und bietet reifen, gut<br />
abgehangenen, aber im Herzen<br />
trotzdem wild gebliebenen,<br />
eingängigen Old-School-Punkrock<br />
mit kettensägenartigem<br />
Lead- und gefälligem Background-Gesang,<br />
bei dem auch live<br />
– ob nun im Wohnzimmer, in<br />
Keller-Kaschemmen auf St. Pauli<br />
oder anderswo in Stadionnähe –<br />
keine Füße still bleiben dürften.<br />
Anhörenswert sind insbesondere<br />
das Titelstück, das bereits auf<br />
dem „Waterkant-Hits“-Sampler<br />
von 1983 enthaltene „Night On<br />
The Graveyeard“, „Leave The<br />
Lights On“ und der Schmunzler<br />
„Mickey Maus“. //MacKozie<br />
One Step Ahead – Hinter<br />
Fassaden<br />
Riot Bike Records/ Antifaschistische<br />
Aktion<br />
One Step Ahead existieren schon<br />
seit 2010, wird höchste Zeit für<br />
ihre erste Veröffentlichung.<br />
So verging seit der Verkündung<br />
2015, eine erste Scheibe<br />
produzieren zu wollen, bis <strong>zur</strong><br />
Veröffentlichung im Januar 2017<br />
reichlich Zeit. Aber es hat sich<br />
wirklich gelohnt. Gesehen habe<br />
ich die Band zum ersten Mal im<br />
Gängeviertel, ich glaube 2015?<br />
Und dort spielten sie wieder am<br />
24. Februar 2017 im Rahmen<br />
ihrer Album Release Tour. Die<br />
Antifaschistische Aktion, die auf<br />
dem Plattencover prangt, wird<br />
auf Vinyl und Live voll umgesetzt.<br />
Den Rest des Covers kann<br />
ich leider nicht richtig deuten.<br />
Auf Nachfrage bei Riot Bike wurde<br />
ich an die Band verwiesen, lass<br />
ich mal offen … Da ich bei LPs<br />
immer mit der B-Seite anfange,<br />
habe ich gleich den Titel der LP<br />
als Song in den Ohren - „Hinter<br />
Fassaden“ wird in die Bürgerstuben<br />
geschaut. Herrlich schneller<br />
Punk mit Texten wie „Anhänger<br />
und Patrioten kein Fussbreit für<br />
Nazi Idioten“. In „Desprecio“ die<br />
aus dem Spanischen übersetzte<br />
Textzeile „keine Aktion ohne<br />
Reaktion“. Es geht gegen sexuelle<br />
Diskriminierung und Macho-Gehabe<br />
in den Songs „Straight white<br />
male“ und „Importprodukt“. Die<br />
Songs sind rau, hart und real. Die<br />
Hardcore-Punk-Songs rütteln<br />
uns auf. Es ist nicht zu spät,<br />
steh auf und tu was und das mit<br />
voller Überzeugung und ganzem<br />
Herzen, wollen uns Gunnar (was<br />
für Drums!! + Vocal) und Robert<br />
(Gitarre + Vocal) mit Verstärkung<br />
von Jan und Peter zusingen,<br />
zuschreien und wachrütteln. Und<br />
das passt, wie Nazi in der Tonne.<br />
11 Stücke und auch in Englisch<br />
wird gesungen, „Superlative<br />
Conspiracy“ will die neue Weltordnung<br />
einfordern. Live und auf<br />
Vinyl (nur 500er Auflage, also<br />
jetzt kaufen), unbedingtes Muss.<br />
Die Tour geht weiter, besonders<br />
im Osten, da die Band aus<br />
Limbach-Oberfrohna kommt:<br />
10.03. Halle, 11.03. Aachen, 17.03.<br />
Straussberg, 18.03. Dessau usw.<br />
//facebook.com/ONExSTEPxA-<br />
HEAD /hog<br />
Notjemeinschaft Peter Pan/<br />
Zujezogen 03 -<br />
Solipladde für Welcome<br />
United 03<br />
DIY-Maxi-CD<br />
Die Notgemeinschaft Peter Pan<br />
hat in Kooperation mit den Babelsberger_innen<br />
von Zujezogen<br />
03 eine Solipladde aufgenommen.<br />
Um die 150 CDs in mehreren<br />
Auflagen - alles handgefertigt,<br />
vom Cover, Booklet bis zum<br />
handgeschriebenen Vorwort.<br />
Darauf enthalten sind 4 Songs,<br />
inklusive einer Neuaufnahme<br />
(„Pro KarLi Version“) des NPP-<br />
Songs „Genie & Wahnsinn“.<br />
Die Solipladde enthält zudem<br />
ein 8-seitiges Textheft und ein<br />
blau-weißes Siebdruckpappcover.<br />
Aus dem Vorwort:<br />
„(…) Die Idee zu dieser Maxi-CD<br />
hatte ihren Ursprung vor gut<br />
zwei Jahren, im Frühsommer<br />
2014, als wir mit der Notgemeinschaft<br />
<strong>zur</strong> fünften Geburtstags-<br />
fete des Fanclubs „Zujezogen<br />
03“ nach Potsdam eingeladen<br />
wurden. Im Vorfeld unseres<br />
Auftritts in der wunderschönen<br />
„La Datscha“ am Havelstrand<br />
gab es bandintern den Vorschlag,<br />
unseren Song „Genie & Wahnsinn“<br />
zu einer Art nachträglichen<br />
Hymne auf die erfolgreiche „Pro<br />
KarLi“ Initivative der Babelsberger<br />
Fanszene umzudichten.<br />
Der Grund dafür war eigentlich<br />
ziemlich simple: unser alter Sänger<br />
Sibbe hatte den Originalsong<br />
einst für seinen besten Freund<br />
Charly Traktor geschrieben. Da<br />
lag es nahe aus jenem „für Charly“<br />
ein „Pro KarLi“ zu machen.<br />
Gesagt, getan. […] Als im Herbst<br />
2015 dann die TV-Doku über<br />
„Welcome United 03“ in der ARD<br />
lief, entstand beim Schauen die<br />
Idee zu einer Solipladde, welche<br />
zusammen mit den Zujezogenen<br />
nun in die Tat umgesetzt wurde.“<br />
Die „Solipladde“ erschien am<br />
Sa.20.August 2016 beim DFB-Pokalspiel<br />
im Karl-Liebknecht-Stadion<br />
gegen den SC Freiburg und<br />
ist gegen eine freiwillige Spende<br />
für Babelsberger*innen ab 03<br />
Euro (für Münchner*innen ab<br />
18,60, für St. Paulianer*innen ab<br />
19,10 Euro, für Rostocker*innen<br />
ab 65 Euro) zu haben. Auch der<br />
leider ausgestiegene Ex-Sänger<br />
von NPP ist auf „Action now!“<br />
vom „Here to stay“ Sampler,<br />
sowie der Altversion „Genie und<br />
Wahnsinn“ zu hören. Sämtliche<br />
Einnahmen gehen direkt an<br />
Welcome United 03. Das gute<br />
Stück ist auch als Download<br />
gegen Spende (s.o.) auf der<br />
Bandcamp-Seite erhältlich und<br />
ab heute auch im Fanladen zu erwerben.<br />
Die Notgemeinschaft ist<br />
am 8.4.17 im Schokoladen in Berlin<br />
zu Gast. Ein weiterer Auftritt<br />
wird am 10.06. in Barcelona beim<br />
Fanclubturnier des CF Catalunya<br />
sein. // hog<br />
UK Punk Explosion Quartett<br />
– Kerresinhio Quartett<br />
40 Jahre Punk, das muss doch<br />
vermarktet werden. Nach dem<br />
Quartett aus 2012 nun das aus<br />
2016.<br />
Und warum nicht mal wieder ein<br />
Quartett, was du spielen kannst<br />
wie du willst. Keine Regeln, keine<br />
Gewinner, aber viel Spaß dabei.<br />
32 Karten, 32 Bands aus UK,<br />
von Buzzcocks bis Sex Pistols,<br />
von The Fall bis Joy Division.<br />
Abgefragt werden so bedeutende<br />
Sachen wie Gründungsjahr (von<br />
1977 Cock Sparrer bis 1988 Leatherface),<br />
Erstveröffentlichung,<br />
Anzahl Veröffentlichungen. Hier<br />
gewinnen eindeutig mit 85 Veröffentlichungen<br />
„The Fall“. Mann,<br />
habe ich wenig Scheiben von<br />
denen im Regal. Zweiter werden<br />
„The Stranglers“ mit etwas mehr<br />
als der Hälfte (59) gefolgt von den<br />
„UK Subs“ (54). Kürzester Song<br />
(1 Sekunde, „Napalm Death“)<br />
und längster Song (34.16, The Varukers)<br />
können gespielt werden.<br />
Aber was der Kerresinhio-Faktor<br />
ist, musste ich erst nachlesen.<br />
Hier wurden die Veröffentlichungen<br />
der Bands ermittelt, Singles<br />
und LPs, eine Jury hat den<br />
Gesamtwert ermittelt, der stellt<br />
dann den Kerresinhio-Faktor<br />
dar. Hier gewinnen „Wire“ und<br />
verlieren „The Exploited“ und<br />
„The Stranglers“. Naja, darf man/<br />
frau nicht so ernst nehmen. Die<br />
Kurztexte auf den Karten sind<br />
sehr interessant und mit einem<br />
Anspieltipp wie „We’re all Punks<br />
and we dont care“ versehen. Na,<br />
von wem war das noch? Das Spiel<br />
ist handnummeriert und auf 2016<br />
Verkaufsexemplare limitiert.<br />
Meine Nummer bewegt sich im<br />
oberen Drittel. Pro verkauftes<br />
Exemplar gehen 50 Cent an die<br />
Unterstützungsstiftung Kinder<br />
in Hamburg e.V., zum Wohle<br />
Hamburger Kinder in finanziellen<br />
Notlagen. Zu erwerben<br />
ist das Quartett natürlich über<br />
Kerresinhio Quartett und bei<br />
Sam, wenn er dann unterwegs bei<br />
Konzerten ist. //kerresinhio.de/<br />
und //unterstuetzungsstiftung.<br />
hamburg.de //hog<br />
Blut Hirn Schranke - S/T<br />
Kidnap Music<br />
Haudi - Hier gibts auf die Fresse!<br />
Textlich und musikalisch ist das<br />
mal ein Debütalbum, dass sich<br />
hervorragend hören lässt. Im<br />
Stil erinnert mich das Machwerk<br />
etwas an Pascow oder Marathonmann.<br />
Indirock mit kritischen<br />
Worten die man sich gut reinziehen<br />
kann. Nach der Single,<br />
die 2016 auf dem Markt kam,<br />
hier nun ein volles und rundes<br />
Werk, bei dem es Spaß macht<br />
der Tätigkeit der Plattennadel zu<br />
fröhnen und das eckige Vibrato<br />
der runden Boxen zu erleben. Ich<br />
kann das Ding empfehlen. Ein<br />
wirklich leckerer Einsteiger. Man<br />
darf gespannt sein, was da noch<br />
so kommen mag. //Jörn<br />
Embryo - It Do<br />
Trikont<br />
„Seit 1969 haben sie den halben<br />
Globus bereist und überall<br />
mit Musiker gespielt, ob Fela<br />
Kuti, Ravi Shankar, Trilok<br />
Gurtu, Charlie Marano oder<br />
Mal Waldron. Embryo sind die<br />
ultimative Weltmusik-Krautrock-Formation!<br />
In 28 raren<br />
Tracks aus dem Archiv von<br />
Embryo-Leader Christian<br />
Burchard wird die abenteuerliche<br />
Geschichte der Band<br />
nachgezeichnet und im Booklet<br />
ausführlich kommentiert und<br />
mit seltenen Fotos illustriert.<br />
Eine 40-jährige Reise in ein<br />
Abenteuer ohne geographische<br />
und musikalische Grenzen.“ ...<br />
So beschreibt Trikont die urlate<br />
Band, die sicherlich musikalische<br />
Beachtung verdient. Mir<br />
persönlich liegt allerdings der<br />
Sound nicht wirklich, da ich<br />
doch eher Gitarrenverhaftet bin.<br />
Dennoch bin ich ja offen für<br />
andere Musikrichtungen und<br />
Stile - wenn ich mal einen meditativen<br />
Abend brauche, dann<br />
wird dieses Album sehr sicher<br />
bei mir auch mal den CD-Player<br />
erobern. //Jörn<br />
Bitume - AKU<br />
Rookie Records<br />
Manchmal ist es doch eine<br />
schöne Sache, wenn man ältere<br />
bands erst via „mach mal ne<br />
REzi“ entdeckt. Bitume ist im<br />
Jahre 2000 gegründet worden<br />
und macht seit dem grundsoliden<br />
sehr sauber gespielten Punk. Ich<br />
habe das neue Album „AKU“ ein<br />
paar mal hören müssen um mich<br />
zu entscheiden wie ich das Ganze<br />
nun wirklich einschätze. Doch<br />
am Ende blieb mir ein klares „Leckerbissen“<br />
als Fazit. Hier sind 13<br />
Songs die eine schöne Mischung<br />
als altem und neuem Punkrock<br />
sind. Für diejenigen, die die Band<br />
schon vor mir kannten sicher<br />
ein Highlight in der Sammlung,<br />
denn das Album ist wirklich goßartig<br />
umgesetzt, sauber gespielt<br />
und abgemischt und einfach eine<br />
runde Sache. Bitume-Anhänger<br />
kommen hier voll auf ihre kosten<br />
und auch diejenigen, die ihnen<br />
noch nicht begegnet sind werden<br />
sich mit Sicherheit an diesem<br />
Album erfreuen können. Ich tue<br />
es! // Jörn<br />
42<br />
JACKET aktiv. Dort agiert er als ist tatsächlich ihr allererster, in<br />
43
Die anderen seiten<br />
Geh 30! Leb 30!<br />
Am 13. Mai jährt sich zum 30. Mal die Besetzung eines Studienraumes<br />
an der damaligen Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP), aus<br />
der, nach sechs Wochen HWP-Streik, das Café Knallhart entstanden<br />
ist. Ein Grund, gemeinsam an der heutigen Fakultät für Wirtschaft und<br />
Sozialwissenschaften zu feiern, zu erzählen, zu diskutieren oder sich<br />
einfach zu treffen.<br />
Natürlich können wir nicht die kompletten sechs Wochen Besetzung<br />
zelebrieren, aber eine soll es dann schon werden! Dafür werden wir uns<br />
vom 9. bis 14. Mai den Freiraum nehmen und was Knallhartes auf die<br />
Beine stellen. Neben dem verdienten Hedonismus soll auch die Politik<br />
nicht zu kurz kommen, wir streben eine Kombination aus beidem an.<br />
Freut euch also auf ein Programm, das sowohl euren Wissensdurst stillt<br />
als auch leckeren Kaffee (damals Sandino Dröhnung, heute Sandino<br />
Organico von El Rojito) parat hält - zu den Feierlichkeiten soll auch der<br />
Antirepressionskaffee am Start sein. Dem Hunger wird etwas zu essen<br />
entgegensetzt (damals sind wir mit Bananen und Brötchen angefangen)<br />
und ein sattes Bühnenprogramm präsentiert. Während wir uns mit<br />
den allgemeinen Vorbereitungen auseinandersetzen, freuen wir uns<br />
natürlich über jegliche Hilfe und Unterstützung. Gerade Menschen, die<br />
vielleicht zu anderen Zeiten das Knallhart aufgebaut und belebt haben,<br />
sind herzlichst eingeladen, ihre Ideen, Wünsche und Anregungen<br />
mit einzubringen. Schreibt gerne ‚ne Mail an: cafe-knallhart@riseup.<br />
net oder kommt vorbei, Von Melle Park 9 an der Uni. Sagt es auch<br />
ehemaligen Studienkolleg*innen weiter, besonders denen aus dem 57.<br />
Lehrgang.<br />
Das politische Jahr 2017 in Hamburg steht bislang vor allem für den<br />
G20-Gipfel, der mitten in der Stadt durchgedrückt werden soll. Lasst<br />
uns dem gemeinsam etwas Solidarisches entgegensetzen, Kämpfe<br />
miteinander verbinden und KNALLHART für ein besseres Leben ohne<br />
Kapitalismus eintreten.<br />
Die vorläufige Planung sieht folgendermaßen aus:<br />
Montag: Plenum, Vorbereitungen<br />
Dienstag: Vortrag (Vorschlag: Ale Dumbsky anfragen) und Film (Vorschlag:<br />
Vinciennes - Die revolutionäre Uni)<br />
Mittwoch: Soli-Kochen (Knallo übernimmt reguläre Solischicht) mit<br />
Kuchen + Kicker-Turnier & Dart<br />
Donnerstag: Soli-Kneipe, Kneipenquiz, „Erzähl-Kneipe“<br />
Freitag: Hip-Hop-Konzert, Party (Techno)<br />
Samstag: Kinderspace, Umsonst-/Flohmarkt, Spiele, Keller anmalen,<br />
Konzerte, Party (DnB ...) ...<br />
Sonntag: evtl. Frühstück<br />
https://www.facebook.com/Café-Knallhart-200714583300442/<br />
Die anderen seiteN<br />
Holger Stanislawski, ex St.<br />
Pauli-Profi, mit dem man noch<br />
schnacken konnte, und Teilhaber<br />
an einem Hamburger Supermarkt<br />
in der Dorotheenstraße, hat seine<br />
Absage an den Bundesligisten SV<br />
Darmstadt 98 St.-Pauli-gerecht<br />
begründet. „Wenn Verstand und<br />
Herz nicht zu 100 Prozent ja sagen,<br />
dann sollte man im eigenen<br />
Sinne und im Sinne des Vereins<br />
absagen“, sagte der 47 Jahre alte<br />
Stani bei sport1.de<br />
Boykott der türkischen Trainingslager<br />
bei den deutschen<br />
Fußballklubs, aufgrund der bescheuerten<br />
Politik des türkischen<br />
Präsidenten Erdogan. Fuhren<br />
2015 noch 16 der 36 Profiklubs<br />
in die schönen Trainingslager<br />
wie Belek, boykottierten 2016<br />
alle Bundesliga-Klubs die Türkei.<br />
Wer will schon in einem faschistischen<br />
Staat trainieren. Hut ab<br />
für dieses deutliche Zeichen!<br />
„Der Spiegel“, ähnliche Auflage<br />
wie „Der Übersteiger“, aber dafür<br />
drei Mal so alt, ist 70 geworden.<br />
Gegründet 1947 in Hamburg,<br />
führte der Artikel „Bedingt<br />
abwehrbereit“ 1962<br />
zu einer Staatskrise, die zunächst<br />
Gründer Rudolf Augstein ins<br />
Gefängnis und später den Lügner<br />
FJS aus seinem Amt als Verteidigungsminister<br />
katapultierte. Die<br />
Spiegel-Sympathisanten riefen<br />
damals vor dem Knast „SPIEGEL<br />
tot – Freiheit tot“ oder „Augstein<br />
raus – rein mit Strauß“.<br />
Die diesjährige Jubiläumsfeier<br />
im Hamburger Rathaus wurde<br />
genutzt, um auf die Krise der<br />
Demokratie und des ehrlichen<br />
Journalismus aufmerksam zu<br />
machen. Populisten wie Trump,<br />
AfD, Le Pen, dazu Fake News im<br />
Netz usw. müssten mit anständigem<br />
Journalismus bekämpft<br />
werden. Jetziger Spiegel-Chefredakteur<br />
Klaus Brinkbäumer:<br />
„Recherchieren, was stimmt, und<br />
sagen, was ist.“ Eben auch unser<br />
Motto! Weiter so und Stachel in<br />
der Politik setzen.<br />
Harry L. aus Neumünster mit<br />
seinen Physio- und Mentaltrainern<br />
ist nun doch nicht Trainer<br />
beim FCSP geworden. Gut so.<br />
Auch wenn wir am 17.12.16 schon<br />
Schlimmes befürchteten wegen<br />
der kurzfristig angesetzten Pressekonferenz<br />
am 18.12.2016, die<br />
dann „aus familiären Gründen“<br />
wieder ebenso schnell abgesagt<br />
wurde. Die familiären Gründe<br />
liegen auf der Hand. Ewald<br />
gehört als Trainer der ersten<br />
Mannschaft zum Club.<br />
Es ist schon schwierig, Auswärtsspiele<br />
unserer Mannschaft in einer<br />
Location in Hamburg im TV<br />
zu sehen. In Schleswig-Holstein<br />
ist das fast unmöglich. Umso<br />
erfreulicher ist die Tapasbar<br />
„Temptation“ an der Hafenspitze<br />
2, in 24340 Eckernförde. Leckere<br />
Paella zum Sattwerden für unter<br />
10 Euro. Frischer Fisch und<br />
Steaks gibt es auch und Getränke<br />
wie Cocktails und Whiskey, tolle<br />
Auswahl. Service und Geschäftsinhaber<br />
sind sehr zuvorkommend<br />
und eine ganz tolle Aussicht auf<br />
den Hafen hat man noch dazu,<br />
wenn man am Fenster einen Platz<br />
bekommt und sich nicht gerade<br />
das Spiel im TV ansieht.<br />
„Das braune Netzwerk“ ist ein<br />
Dokumentarfilm der ARD über<br />
die zunehmend entfesselten<br />
Fascho-Rufe auf den Straßen.<br />
Hassgesteuert gegen Merkel,<br />
Flüchtlinge, Demokratie und<br />
Rechtsstaat. Was mit Pegida<br />
begann, ist mit dem hoffentlich<br />
kurzfristigen Wahlerfolg der<br />
AfD zu einer neuen, wütenden<br />
Bewegung geworden. Sehr zu<br />
empfehlen. Auch die Identitären,<br />
faschistische intellektuelle Vordenker,<br />
vor denen der Übersteiger<br />
schon 2015 warnte, werden<br />
beleuchtet. Dieser Film macht<br />
Angst, aber wir können und<br />
müssen uns wehren!<br />
//www1.wdr.de/mediathek/<br />
video/sendungen/die-story/<br />
video-das-braune-netzwerk-100.<br />
html<br />
Absage der Autogrammstunde<br />
von Suicidal Tendencies am<br />
23. Januar im Fanshop auf der<br />
Reeperbahn. Grund: Die Band<br />
wurde für das von den Böhsen<br />
Onkelz organisierte Matapaloz-Festival<br />
gebucht. Die Band<br />
Ignite, die ebenfalls dort gebucht<br />
wurde, hat sich nach Protesten<br />
ihrer Fans von sich aus bereits<br />
<strong>zur</strong>ückgezogen. Ich wollte die<br />
Scheibe der Suicidal Tendencies<br />
rezensieren, aber alleine wer bei<br />
den Onkelz zusagt ist bei mir unten<br />
durch. Wer mit Nazis singt,<br />
ist selbst ein Nazi. Geht kacken!<br />
Nachgereicht aus ÜS 126:<br />
Der Sportsday in der Budapester<br />
Sporthalle sollte ein großer Event<br />
werden. Leider gab es kaum Werbung<br />
im Viertel und so waren<br />
dann auch wenig Interessierte<br />
dort. Die Marathonabteilung war<br />
zwar auch dabei, aber für die hat<br />
sich fast niemand interessiert.<br />
Viel spannender waren Boxen,<br />
Blindenfußball und Tischtennis.<br />
Wer mehr erfahren möchte: //<br />
fcstpauli.com/news/fc-st-paulisportsday/<br />
Eine Schweigeminute wurde<br />
vor dem Spiel gegen Kaiserslautern<br />
für die Verstorbenen des<br />
Flugzeugabsturzes in der Nähe<br />
von Medellin (Kolumbien)<br />
abgehalten, darunter waren auch<br />
19 Spieler vom brasilianischen<br />
Erstligisten Chapecoense, die<br />
zum Südamerika-Cup unterwegs<br />
waren. Eine beeindruckende<br />
Minute für alle im Stadion.<br />
Football Leaks, die Enthüllungsplattform,<br />
wartet mit riesen Steuerbetrugsskandalen<br />
unserer ach<br />
so idolhaften Fußballer auf. Der<br />
„Spiegel“ veröffentlicht, welche<br />
Fußballer windige Steuerschlupflöcher<br />
mit Briefkastenfirmen<br />
betreiben, um ihre Millionen<br />
nicht versteuern zu müssen. Bestimmt<br />
auch bei uns im nächsten<br />
Heft ein Thema, bei den Boys<br />
in Brown wohl eher nicht. Die<br />
zahlen alle brav.<br />
... und dann waren da noch:<br />
Das KIEZHELDEN-Konzert im<br />
KNUST Hamburg zugunsten der<br />
Flüchtlingshilfeprojekte des FC<br />
St.Pauli, mit Jupiter Jones, das<br />
Komitee für Unterhaltungskunst<br />
und Abramowicz, sowie Felgen<br />
Ralle als Moderator.<br />
Der Zeckensalon, der jeden<br />
ersten Donnerstag im Monat ab<br />
20 Uhr im Fanladen St. Pauli<br />
Termine:<br />
Die Antifaschistischen Hafentage<br />
„WOLF HOFFMANN“<br />
finden vom 19. Bis 21. Mai u.<br />
44 45
Die anderen seiteN<br />
46<br />
a. im Gewerkschaftshaus, im<br />
Kölibri, am „Bullenhuser Damm“<br />
und dem KZ „KolaFu“ statt.<br />
Schwerpunkt ist der 80. Jahrestag<br />
der Zerstörung der baskischen<br />
Stadt Guernica. Veranstalter ist<br />
die Willi-Bredel-Gesellschaft<br />
und Geschichtswerkstatt e.V. //<br />
agdaz.de<br />
Die Nacht der Legenden, Konzert<br />
veranstaltet von den Skinheads,<br />
findet am 25.03.2017 in den<br />
Fanräumen statt. Komintern<br />
Sect, RAS und Haddocks sind zu<br />
hören und sehen. Restkarten gibt<br />
es im Jolly zu 15 Euro.<br />
Das junge Monkeys wird 2 Jahre<br />
alt. Wir gratulieren und wünschen<br />
euch und uns noch viele<br />
geile Konzerte, Fußball-Pubs und<br />
Geburtstage. Weiter so!<br />
…war schon unser Cover vom ÜS<br />
#120 im Frühjahr 2015 und soll<br />
auch diese Saison helfen „Oben<br />
bleiben“.<br />
Rollifahrer*innen und andere<br />
Inklusionsabhängige wünschen<br />
sich mehr Inklusion vom FCSP.<br />
Wenn ihr Ideen, Meinungen<br />
oder Anregungen habt, schreibt<br />
uns doch bitte an redaktion@<br />
uebersteiger.de . Wir wollen im<br />
kommenden Heft ÜS #128 das<br />
Thema etwas breiter angehen.<br />
Wut auf RB-Leipzig-Fans,<br />
warum? Thilo Danielsmeier vom<br />
BvB-Fanprojekt, sagt, Einfluss<br />
nehmen auf seine Fanclientel<br />
ist schwierig. Es waren bei den<br />
Angriffen auf RB-Familien, Jugendliche<br />
dabei, die sich sonst für<br />
Flüchtlinge einsetzen. Warum<br />
ziehen diese Jugendlichen dann<br />
mit Hogesa-Anhänger*innen und<br />
anderen gewaltbereiten Menschen<br />
in die Schlacht? Hier muss<br />
endlich mal eine Entschärfung<br />
für RB-Leipzig her. Schließlich<br />
ist ohne Kommerz, der ganze<br />
Bezahlwahnsinn im Fussball<br />
nicht möglich.<br />
Die Turbojugend veranstaltete<br />
am Holocaust-Gedenktag eine<br />
Kleidersammlung für Flüchtlinge<br />
im Schlemmer-Eck. Wie viel gesammelt<br />
wurde können wir nicht<br />
schreiben, aber eine tolle Idee ist<br />
es allemal.<br />
Die Club-Awards wurden im<br />
Klubsen im Januar vom „Clubkombinat<br />
Hamburg“ an die<br />
besten Hamburger Clubs vergeben.<br />
„Club des Jahres“ wurde der<br />
Resonanzraum im Bunker. Das<br />
Moloch vom Gängeviertel e.V.<br />
räumte gleich zwei Mal ab – es<br />
wurde als „Bester neuer Club“<br />
und mit dem Publikumspreis<br />
ausgezeichnet. Congratulations.<br />
Jan-Philipp Kalla muss immer<br />
wieder explizit genannt werden,<br />
wenn es um soziale Hilfsprojekte<br />
geht. Nun hat er mit seinem<br />
Freund, Sven Flohr, den „Friends<br />
Cup“ geründet (//friendscup.de).<br />
Monatlich treffen sich Freunde<br />
zum Fussballspielen, Baggerrennen<br />
oder Mini-Olympiade.<br />
Die Spendenbox ist so groß<br />
geworden, dass ein Förderverein<br />
gegründet wurde. Unterstützt<br />
werden <strong>zur</strong> Zeit das Kinderhospiz<br />
Sternenbrücke, Hamburg Leuchtfeuer,<br />
die Krankenstube für<br />
Obdachlose und ein Boxprojekt<br />
auf St. Pauli. Na dann mal hin da!<br />
Stolpersteine in Magdeburg<br />
wurden von Schülern am Holocaust-Gedenktag<br />
mit Zahnbürsten<br />
gereinigt, damit die<br />
Namen der Menschen, die in der<br />
Nazizeit deportiert und ermordet<br />
wurden, auch zu lesen sind. Auch<br />
soll die Sauberkeit Menschen<br />
darauf aufmerksam machen,<br />
nicht auf die Stolpersteine zu<br />
treten, sondern sie zu achten,<br />
als Mahnung, dass so etwas nie<br />
wieder passieren darf! Ella und<br />
Siegfried Salomon wohnten in<br />
der Susannenstr. 6 in Hamburg.<br />
// stolpersteine-hamburg.de<br />
40 Jahre Gorleben… und kein<br />
Ende. Am 12. März 1977 fand die<br />
erste Demo auf dem Atomkomplex<br />
statt. 16.000 Atomkraftgegner<br />
wurden übelst von der Polizei<br />
gedemütigt. Die ersten vierzig<br />
Jahre sind eine Erfolgsgeschichte,<br />
aber leider ohne Happy-End. Am<br />
18. Februar fand der Aktionstag,<br />
mit den bekannten Trecker-Konvois<br />
und Kundgebung statt.<br />
Die kulturellen Landpartie im<br />
Wendland findet vom 25. Mai bis<br />
5. Juni statt, am Pfingstfreitag<br />
die „Widerstandsparty“ vor den<br />
Gorlebener Atomanlagen //ausgestrahlt.de<br />
No G20 Infoabend im Gängeviertel<br />
am 9. März 2017 in der Kneipe<br />
der Interventionistischen Linken<br />
ab 21 Uhr. //das-gaengeviertel.<br />
info<br />
Fußball und Liebe steigt wann?<br />
Hallo zusammen,<br />
alle sprechen über Hass.<br />
Hasskommentare, Hass auf der<br />
Straße. Wie sollen wir diesen Zustand<br />
in das Positive umdrehen?<br />
Einfach: Wir sprechen über Liebe.<br />
Das Konzept der „Love Speech<br />
Therapy“ scheint ein probates<br />
Mittel der negativen Stimmung<br />
in Deutschland, Europa und der<br />
Welt etwas entgegen zu setzen.<br />
Nicht wir allein, sondern mit den<br />
Menschen die das Leben ohne<br />
Grenzen und der Vielfalt des<br />
menschlichen Daseins lieben.<br />
Ab 01. März 2017 startet Laut<br />
gegen Nazis offiziell mit der<br />
Kampagne. Im Vorwege haben<br />
sie bereits über Facebook, Übersteiger<br />
#126 und Twitter dazu<br />
aufgerufen, ganz persönliche<br />
Statements & Fotos zu senden.<br />
Online arbeiten sie über www.<br />
lautgegennazis.de an einer „Love<br />
Speech Therapy“ Homepage.<br />
Hier werden LgN in Zukunft die<br />
Menschen vorstellen, die etwas<br />
zu sagen haben. „Love Speech<br />
Therapy“ ist keine reine plakative<br />
Aktion. Es soll Menschen auch<br />
für die anstehende Bundestagswahl<br />
motivieren. Jede Stimme<br />
zählt bekanntlich. Geplant sind<br />
zudem Aufklärungsveranstaltungen<br />
und Handouts <strong>zur</strong> Wahl, die<br />
den Wahlgang leichter machen.<br />
Einzelne Workshops und eine<br />
intensive Aufklärungsarbeit für<br />
2017 sind in Planung.<br />
Love Speech Therapy<br />
Ein Plädoyer für die „Liebe“<br />
<strong>zur</strong> Freiheit und Demokratie<br />
„Love Speech Therapy“ Wahlkampfplakate/Jury<br />
entscheidet:<br />
Laut gegen Nazis sucht Sponsoren<br />
und Partner, die mit in den<br />
Bundestagswahlkampf ziehen.<br />
Zwischen den Wahlplakaten der<br />
Parteien sollen die „Userinnen<br />
und User“ platziert werden. Mit<br />
ihren Statements zu unserem Leben.<br />
Geplant ist diese Aktion in<br />
fünf Medienstädten in Deutschland.<br />
Eine Jury, die zum Sommer<br />
2017 die besten eingereichten<br />
zehn Statements & Fotos der<br />
Kampagne bewertet. Jene werden<br />
dann entsprechend auf A1<br />
Plakaten in den Straßen der fünf<br />
Städte ausgestellt.<br />
Links <strong>zur</strong> Kampagne:<br />
http://www.lautgegennazis.de/<br />
hass-gib-uns-liebe-love-speechtherapy-du-gestaltest-mit/<br />
https://www.facebook.com/<br />
LoveSpeechTherapy/<br />
Der offizielle Video-Spot zu<br />
den „Internationalen Wochen<br />
gegen Rassismus 2017“ in Zusammenarbeit<br />
mit der Bundesliga<br />
Stiftung -Liebe ist stärker als<br />
Rassismus-<br />
Der Regisseur Oliver Tietgen<br />
ist in diesem Jahr für den Spot<br />
„Liebe ist stärker als Rassismus!“<br />
verantwortlich. Bereits 2015<br />
drehte und produzierte er den<br />
offiziellen Spot unter dem Titel<br />
„Pass auf-was Du sagst“.<br />
Die Anfragen in Richtung<br />
Fußball Bundesliga und an<br />
prominente Persönlichkeiten für<br />
Videostatements laufen.<br />
Pressestelle: Büro LÄRM / Make<br />
A Noise - Laut gegen Nazis e. V.<br />
Jörn Menge<br />
www.lautgegennazis.de www.<br />
lautgegennazis.de/blog www.<br />
facebook.com/istlaut<br />
Make A Noise | Büro LÄRM<br />
| Eschelsweg 4 | 22767 Hamburg<br />
Pressestelle: Laut gegen Nazis e.V.<br />
Tel.: 040-22867561 | Fax: folgt<br />
E-Mail: jm@makeanoise.de<br />
Aleen Solari, bekanntlich ex-Fanladenmitarbeiterin,<br />
ist von Februar<br />
bis Juni in der Galerie der<br />
Gegenwart und verschiedenen<br />
Orten innerhalb und außerhalb<br />
der Kunsthalle, anzutreffen.<br />
Die Ausstellung, „WARTEN.<br />
Zwischen Macht und Möglichkeit“<br />
hat eröffnet und wer nicht<br />
mehr warten will, geht einfach in<br />
die tolle Ausstellung, die Godot<br />
schon immer empfohlen hätte.<br />
www.warten-kunsthalle.de<br />
SHIRTS, HOODIES, BÜDDEL<br />
UND MEHR!<br />
WWW.PINKMACABRE.DE<br />
WIR BEDRUCKEN AUCH<br />
EURE KLAMOTTEN, OB FÜR<br />
FANCLUB, POLITGRUPPE<br />
ODER BAND.<br />
WWW.ZECKENDRUCK.DE<br />
Mit 17 Jahren wurde Anders Petersen<br />
von seinen Eltern aus Stockholm<br />
nach Hamburg verschickt,<br />
um einen deutschen Sprachkurs<br />
zu belegen. Das war 1967. Bis 1970<br />
fotografierte Petersen u.a. das Cafe<br />
Lehmitz auf der Reeperbahn, mit<br />
seinen menschlichen originalen.<br />
Geöffnet hatte das „Tanzlokal“<br />
von 24 Uhr bis morgens um Acht<br />
und beherbergte auch viele, die<br />
kein Dach über den Kopf hatten.<br />
Seine Fotos zeigen die Exzesse mit<br />
Toleranz, das erste Gendering in<br />
Hamburg, Tranvestiten wurden behördlich<br />
bestraft. Als Petersen seine<br />
Fotos im Lehmitz ausstellte, durfte<br />
jeder der sich darauf erkannte, das<br />
Foto mit nehmen. So blieben keine<br />
übrig, aber das Bildband zeugt von<br />
dieser außergewöhnlichen Gaststätte,<br />
die es heute noch in anderer<br />
Form und anderem Platz ist.<br />
PINKMACABRE<br />
F A I R T R A D E L A B E L & Z E C K E N D R U C K<br />
SCHREIBT UNS EINFACH<br />
AN!<br />
i n f o<br />
@<br />
p i n k m a c a b r e . d e<br />
VORAN SANKT PAULI!<br />
47
Döntjes<br />
Die Deutsche Bahn<br />
ist sich nicht zu schade,<br />
Unschuldige für ihre Verspätungen<br />
verantwortlich<br />
zu machen. In den ICE 2028<br />
von Nürnberg nach Hamburg<br />
stiegen am Kölner Hbf<br />
zahlreiche Fans des 1. FC<br />
Köln zum Pokalspiel nach<br />
Hamburg ein. Im Laufe<br />
der Strecke meldet sich der<br />
Zugführer: „Liebe Fahrgäste,<br />
leider haben wir heute<br />
Fußball-Fans an Bord“.<br />
Das wäre nachvollziehbar<br />
gewesen, wenn man entschuldigen<br />
wollte, dass Bier<br />
trinkende, laut singende<br />
Fans die Ruhe der anderen<br />
Fahrgäste störten. Leider<br />
entschuldigte der Zugführer<br />
damit eine 14-minütige Verspätung.<br />
Blöd nur, dass der<br />
Zug bereits mit 10-minütiger<br />
Verspätung am Kölner<br />
Hbf angekommen war ...<br />
Stadion nicht voll – Hoffenheim<br />
jammert<br />
Die TSG Hoffenheim<br />
spielt diese Saison wirklich<br />
ansehnlichen Fußball.<br />
Trotzdem ist das Stadion<br />
nur selten gänzlich gefüllt.<br />
Ein untragbarer Zustand für<br />
Trainer und Manager des<br />
Vereins. Laut TSG-Manager<br />
Alexander Rosen hat „die<br />
Mannschaft so viele freie<br />
Plätze nicht verdient“. Wenn<br />
man bedenkt, dass Hoffenheim<br />
gerade mal 3263 Einwohner<br />
hat, ist das Jammern<br />
auf ganz hohem Niveau.<br />
Selbst wenn man berücksichtigt,<br />
dass Hoffenheim<br />
eine Gemeinde Sinsheims<br />
ist, immer noch großes Mimimi.<br />
Sinsheim zählt 35.175<br />
Einwohner. Das Stadion<br />
fasst 30.150 Zuschauer. Im<br />
Schnitt kommen 26.000 –<br />
28.000 Zuschauer zu den<br />
Heimspielen. Wie sich ein<br />
Plastikverein wie Hoffenheim,<br />
der gerade mal seit 10<br />
Jahren höher als Regionalliga<br />
spielt, hier beschweren<br />
kann, ist uns ein Rätsel.<br />
Stadion verzichtete. Dieses<br />
darf stattdessen ein Jahr<br />
lang den Namen Jonathan<br />
Heimes‘ tragen, eines im<br />
März 2016 an Krebs verstorben<br />
Darmstädter Fans und<br />
Vereinsidols. Bleibt zu hoffen,<br />
dass das Schule macht,<br />
auch wenn sich der Effekt<br />
ein wenig abnutzen könnte,<br />
wenn alle Sponsoren auf<br />
diesen Zug aufspringen.<br />
1860 in den Medien, weil sie<br />
nicht in den Medien sein<br />
wollen<br />
Dass 1860 München – ähnlich<br />
wie der HSV – von einer<br />
Negativ-Schlagzeile in die<br />
nächste stolpert ist ja nichts<br />
Neues. Neu ist, dass sich der<br />
Verein durch Entzug von<br />
Akkreditierungen davor<br />
schützen will. Drei regionalen<br />
Zeitungen verweigerten<br />
die Löwen die Dauerakkreditierung:<br />
der BILD, der tz<br />
und dem Münchner Merkur.<br />
„Wir haben uns für diesen<br />
Schritt entschieden, da wir<br />
aufgrund der Berichterstattung<br />
in den letzten Wochen<br />
und Monaten derzeit keine<br />
Basis für eine partnerschaftliche<br />
Zusammenarbeit<br />
sehen.“ (Zitat aus einer<br />
E-Mail des Geschäftsführers<br />
des TSV 1860 an den<br />
Bayerischen Journalisten-Verband).<br />
Nun denn.<br />
So sehr wir den Wunsch<br />
verstehen, dem unterirdischen<br />
Boulevard‘journalismus‘<br />
der BILD und der<br />
tz in den Arsch zu treten:<br />
Dass das Einschränken der<br />
Pressefreiheit nicht gerade<br />
für Ruhe, sondern für<br />
Empörung in der Medienlandschaft<br />
sorgen dürfte,<br />
hätte den Verantwortlichen<br />
bei den Löwen klar sein<br />
müssen.<br />
Altes von den Alten + Neues von den Alten<br />
Musik aus dem Grab - Wiederentdeckt<br />
50 Jahre Musikbesessenheit<br />
lassen sich nicht so einfach<br />
wegwischen. In dieser Zeit ist<br />
viel passiert. Um den Jüngeren<br />
die Musikgeschichte etwas<br />
näher zu bringen, möchten wir<br />
in jedem Übersteiger unsere<br />
musikalischen Highlights aus der<br />
Vergangenheit rezensieren, die<br />
auch heute noch gehört werden.<br />
Ich hoffe, ihr habt Spaß dabei;<br />
wir schon!<br />
La Düsseldorf – VIVA<br />
Warner Music Group – Grönland<br />
Records<br />
Mit freundlicher Unterstützung<br />
von Wikipedia! La Düsseldorf<br />
war eine deutsche Rockband,<br />
die 1975 aus der Gruppe Neu!<br />
hervorging. Die Songs von Neu!<br />
werden jetzt auf Grönland Records<br />
wiederveröffentlicht, dem<br />
Label von Herbert Grönemeyer,<br />
mit dem auch alte Zeiten wiederbelebt<br />
werden sollen. Seitenhieb<br />
an die Grönemeyer-Agentur, die<br />
Übersteiger-Anfragen nicht beantwortete.<br />
Ignorant eben! Mitglieder<br />
von La Düsseldorf waren<br />
der ehemalige Kraftwerk-Schlagzeuger<br />
Klaus Dinger (Gesang,<br />
Gitarre, Keyboards, +21. März<br />
2008), Thomas Dinger (Gesang,<br />
Perkussion, + 9. April 2002)<br />
sowie Hans Lampe (Perkussion,<br />
Elektronik). Typisch für die Musik<br />
von La Düsseldorf sind lange,<br />
über weite Strecken instrumentale<br />
Stücke, die mit Klangkollagen<br />
und Gesang ergänzt wurden.<br />
Die Musik von Neu! und La<br />
Düsseldorf übte großen Einfluss<br />
auf die Musik von Brian Eno und<br />
David Bowie aus. Bowie nannte<br />
La Düsseldorf „the soundtrack of<br />
the Eighties“. Das ist es auch für<br />
mich. Aber auch die ersten Punkklänge<br />
wurden vernommen, in<br />
„White Overalls“, 2:07 Minuten<br />
kurz und richtig fetzig. „Geld“ ist<br />
eine fast vierzig Jahre alte Hymne<br />
aller Punks: „Geld regiert die<br />
Welt mein Freund, egal ob‘s uns<br />
gefällt, mein Joint, Geld ist nichts<br />
und Geld ist alles VIVA, es lebe<br />
unsere Welt, die Liebe und das<br />
Leben.“ Als Meilensteine gelten<br />
die 1976 herausgebrachten Songs<br />
„Düsseldorf“ und „Time“. 1978<br />
hatten sie mit dem Titel „Rheinita“<br />
aus dem Album „Viva“ einen<br />
großen Erfolg, unter anderem<br />
in den Hörfunkhitparaden<br />
„Schlagerrallye“ und „Diskothek<br />
im WDR“ (WDR 2). Der Song<br />
ist ohne Gesang, zum Träumen,<br />
Tanzen und in Erinnerungen<br />
schwelgen. Die Rhythmuswechsel<br />
sind einfach genial. Die Alben<br />
der Band wurden nach jahrelangen<br />
Rechtsstreitigkeiten zwischen<br />
Bandmitgliedern und Plattenfirmen<br />
im September 2005 in<br />
Deutschland wieder- beziehungsweise<br />
erstmals auf CD veröffentlicht,<br />
jedoch nach kurzer Zeit<br />
wieder vom Markt genommen.<br />
Am 23. September 2006 fand<br />
sich das letzte Aufgebot von La<br />
Düsseldorf auf der Düsseldorfer<br />
Königsallee zu einer entspannten<br />
Fotosession zusammen. Klaus<br />
Dinger beabsichtigte, unter dem<br />
Arbeitstitel „Japandorf“ sämtliche<br />
Werke von La Düsseldorf mit<br />
den japanischen Musikern Masaki<br />
Nakao, Miki Yui, Kazuyuki<br />
Onouchi und Satoshi Okamoto<br />
neu einzuspielen. Viva (1978),<br />
Individuellos (1980), Blue (1989<br />
/ 1999), Neondian (Mon Amour)<br />
(2006); //klausdinger.com/news/<br />
und groenland.com/kunstler<br />
//hog<br />
„Back to the roots“ lautet auch<br />
bei Mainz 05 und PETAR<br />
SLISKOVIC (26) das Motto: Der<br />
Stürmer, der zuletzt beim<br />
Halleschen FC in der 3. Liga<br />
gekickt hatte, kehrt auf Leihbasis<br />
zum dritten Mal zu seinem<br />
Heimatverein <strong>zur</strong>ück, um dort<br />
möglicherweise mit seinen Toren<br />
die zweite Mannschaft vor dem<br />
drohenden Abstieg in die<br />
Regionalliga zu bewahren.<br />
Ebenfalls kräftig vom Abstieg aus<br />
selbiger Liga bedroht ist der SV<br />
Wehen Wiesbaden. Nun zog<br />
Chefcoach TORSTEN FRÖH-<br />
LING (50) die Konsequenz und<br />
trat am 6. Februar von seinem<br />
Posten <strong>zur</strong>ück – wahrscheinlich<br />
kam er damit seinem sich<br />
anbahnenden Rauswurf zuvor.<br />
Vergleichbar verhielt es sich auch<br />
bei FABRICE-JEAN PICAULT<br />
(27). Ähnlich wie bei Goethe<br />
(„Halb zog sie ihn, halb sank er<br />
hin und ward nicht mehr<br />
gesehn“) drängte der FC den<br />
Spieler, sich einen neuen Verein<br />
zu suchen, den er nach einem<br />
Vorspielen Ende Januar prompt<br />
auch im US-Team Philadelphia<br />
Union aus der MLS (Eastern<br />
Conference) fand. Viel Glück,<br />
Fafà. Viel Erfolg wünschen wir<br />
auch FELIX LUZ (35) und<br />
FABIAN BOLL (37), die Ende<br />
Januar gemeinsam ihre<br />
Trainer-A-Lizenz bestanden<br />
haben. Schon ein wenig länger im<br />
Trainergeschäft ist inzwischen<br />
ANDRÉ SCHUBERT (45), nun<br />
aber auch schon wieder ohne Job,<br />
nachdem sich Borussia Mönchengladbach<br />
am 20. Dezember des<br />
vergangenen Jahres von ihm<br />
getrennt hat. Schubert war dort<br />
seit September 2015 Übungsleiter.<br />
Ebenso geschasst wurde im<br />
Dezember ACHIM HOLLE-<br />
RIETH (43): Entlassen wurde er<br />
in der Monatsmitte vom<br />
abstiegsbedrohten Nordost-Regionalligaaufsteiger<br />
FSV Union<br />
Fürstenwalde, wo Hollerieth erst<br />
zum Juli die Mannschaft<br />
übernommen hatte. „Holler“ fiel<br />
allerdings weich, denn schon ein<br />
paar Tage später unterschrieb er<br />
in derselben Liga beim Tabellenletzten<br />
TSG Neustrelitz. Neu im<br />
Amt ist auch wieder ZLATAN<br />
BAJRAMOVIC (37), der seit<br />
Jahresende als Co-Trainer unter<br />
Karlsruhes neuem Chefcoach<br />
Mirko Slomka fungiert. Die<br />
beiden Übungsleiter kennen sich<br />
aus gemeinsamen Zeiten beim<br />
Hamburger SV. Nur knapp einen<br />
Monat ohne Anstellung blieb St.<br />
Paulis ehemaliger A-Jugendspieler<br />
Norbert Meier (58), der nach<br />
seiner Beurlaubung Anfang<br />
Dezember 2016 beim Bundesligisten<br />
Darmstadt 98 bereits<br />
Anfang Januar beim Zweitligisten<br />
1. FC Kaiserslautern einen<br />
neuen Kontrakt unterschrieb. So<br />
leicht hat es ROBERT PALIKU-<br />
CA scheinbar nicht, denn seit<br />
seiner Trennung Anfang<br />
Dezember als Trainer beim<br />
abstiegsgefährdeten Oberligisten<br />
TSV Meerbusch, wo er zweieinhalb<br />
Jahre amtierte, gibt’s heute<br />
noch keine neue Perspektive für<br />
den 38-jährigen Kroaten. Mehr<br />
oder minder war es eine<br />
gemeinsame Entscheidung von<br />
Coach und Verein, zumal<br />
Palikuca aus beruflichen<br />
Gründen (unter anderem<br />
übernahm er mehr Kaderplanungs-<br />
und Scouting-Aufgaben<br />
bei seinem Arbeitgeber Fortuna<br />
Düsseldorf) immer kürzer treten<br />
musste. Auch GERALD<br />
ASAMOAH (38) ist heute bei<br />
seinem Herzensverein administrativ<br />
tätig: Im November<br />
vergangenen Jahres übernahm er<br />
die neu geschaffene Position des<br />
U23-Managers bei Schalke 04.<br />
Beim SC Eltersdorf (Bayernliga<br />
Nord) hat inzwischen BERND<br />
EIGNER (44) angeheuert, der<br />
zuvor beim Ligakonkurrenten 1.<br />
FC Sand als Chef auf der Bank<br />
saß. Auch JÖRN GROSSKOPF<br />
(50) hat wieder einen Verein<br />
gefunden: Nach seiner Entlassung<br />
beim Nord-Regionalligisten<br />
SV Eichede hat der Coach im<br />
Januar nun doch beim Oberliga-Aufsteiger<br />
Wedeler TSV<br />
unterschrieben. Dort also, wo er<br />
Neuer Trend: Imagegewinn<br />
durch Symbolkraft<br />
Neuerdings zahlen Sponsoren<br />
nicht mehr unbedingt<br />
dafür, dass das Stadion<br />
ihren, sondern einen nicht<br />
kommerziellen, symbolkräftigen<br />
Namen trägt und<br />
erhoffen sich genau dadurch<br />
einen Imagegewinn. So wird<br />
der Unternehmer Klaus-Michael<br />
Kühne den HSV-Fans<br />
mit Sicherheit trotz nerviger<br />
Einmischung in alle sportlichen<br />
Belange in positiver<br />
Erinnerung bleiben, allein<br />
weil er ihnen ihr ‚Volksparkstadion‘<br />
<strong>zur</strong>ückgegeben<br />
hat, nach all den peinlichen<br />
‚Nach-welcher-Insolvenzfirma-sie-gerade-heißt-Arena‘-Jahren.<br />
Auch Nürnberg<br />
musste sich lange mit<br />
unwürdigen Stadionnamen<br />
herumschlagen. Nun dürfte<br />
der lang gehegte Wunsch<br />
der Fans, das Stadion nach<br />
dem Nürnberger Fußballhelden<br />
Max Morlock zu<br />
benennen, wahr werden. Die<br />
Consorsbank will ab März<br />
eine sechswöchige Crowdfunding-Kampagne<br />
ins Leben<br />
rufen und das Dreifache<br />
dazu geben, falls Fans und<br />
Geldgeber in diesem Zeitraum<br />
800.000 € sammeln.<br />
Das würde dem Stadion<br />
drei Jahre lang den Namen<br />
Max Morlocks garantieren.<br />
Der Chemiekonzern Merck<br />
polierte sein Image damit<br />
auf, dass er auf seine Na-<br />
48 mensrechte am Darmstädter //rakete<br />
49<br />
eigentlich schon einmal zugesagt
Neues von den Alten<br />
hatte, dann aber zu Eichede ging.<br />
Dafür rückt DANIEL DOMIN-<br />
GO (40), der zuletzt die Chefrolle<br />
innehatte, ins zweite Glied und<br />
wird Großkopfs Assistent. In<br />
Wedel unterschrieben hat Ende<br />
Januar auch der 20-jährige<br />
Stürmer FURKAN PINARLIK,<br />
der viele Jahre in der Jugend und<br />
der U23 des FC St. Pauli kickte<br />
(in der aktuellen Hinrunde sechs<br />
Einsätze und ein Tor) und nun<br />
auf Wunsch des neuen Trainergespanns<br />
bei den Elbstädtern<br />
eincheckte. ROBERT SUBASIC<br />
(24), ebenfalls ehemaliger<br />
U23-Spieler St. Paulis, wechselte<br />
in der Winterpause vom<br />
Hamburger Oberligisten FC<br />
Süderelbe zum Bezirksligisten<br />
Croatia Hamburg. Ebenso wie<br />
der oben erwähnte Picault war<br />
auch ARMANDO COOPER (29)<br />
einer der wenigen Spieler beim<br />
FC St. Pauli, die vom Verein<br />
während einer laufenden Saison<br />
freigestellt wurden – Cooper galt<br />
im August 2015 zwei Wochen<br />
lang als „verschollen“. Eben<br />
dieser Cooper schrieb Ende<br />
vergangenen Jahres Geschichte,<br />
weil er mit seinen starken<br />
Leistungen den MLS-Klub<br />
Toronto FC als ersten kanadischen<br />
Verein bis ins US-Profiliga-Finale<br />
beförderte; hier<br />
unterlag man allerdings nach<br />
Elfmeterschießen den Seattle<br />
Sounders. Auch vom 22-jährigen<br />
LAURYNAS KULIKAS (28<br />
U23- sowie ein Profimatch für St.<br />
Pauli) hatte man sich überall ein<br />
wenig mehr versprochen. Nun<br />
hat „Laury“ auch Eintracht<br />
Norderstedt, wo er zu Saisonbeginn<br />
einen Neuanfang wagte,<br />
bereits wieder verlassen; der<br />
gebürtige Kieler Stürmer<br />
wechselte im Januar zum<br />
Südwest-Regionalligisten TSV<br />
Steinbach. Ebenfalls neu<br />
orientiert hat sich JULIAN<br />
KOCH (26), der während der<br />
Wintertransferzeit von Fortuna<br />
Düsseldorf an Ferencváros<br />
Budapest mit seinem Trainer<br />
Thomas Doll abgegeben wurde.<br />
Auch ENIS ALUSHI (31) kickt<br />
bereits wieder woanders: Auf<br />
Leihbasis kehrt er dem 1. FC<br />
Nürnberg bis zum Sommer den<br />
Rücken, um bei Israels Erstligisten<br />
Maccabi Haifa gegen den Ball<br />
zu treten. Auch MARVIN<br />
DUCKSCH (22) ist momentan<br />
auf Leihbasis unterwegs: Der FC<br />
St. Pauli schickte seinen Stürmer<br />
bis zum Saisonende zum<br />
Drittligisten Holstein Kiel.<br />
Umgekehrt stürmt bekanntlich<br />
für uns bis zum Ende der<br />
Spielzeit LENNART THY (25),<br />
den sich der FC von Werder<br />
Bremen geborgt hat. Ganz weg ist<br />
zu meinem absoluten Bedauern<br />
der erst 19 Jahre alte JACOB<br />
RASMUSSEN, der zu Jahresbeginn<br />
auf eigenen Wunsch und für<br />
kleine Ablöse zu Rosenborg<br />
Trondheim wechselte. Abwehrmann<br />
Rasmussen war bei St.<br />
Paulis U23 mein Lieblingsspieler,<br />
bei dem ich enormes Potenzial<br />
gesehen habe. Zum selben Verein<br />
wechselte völlig überraschend<br />
und, wie es offiziell heißt, auf<br />
eigenen Wunsch, VEGAR<br />
EGGEN HEDENSTAD (25), der<br />
erst zu Saisonbeginn vom SC<br />
Freiburg zu uns transferiert<br />
worden war. Man munkelt von<br />
einer Ablösesumme in Höhe von<br />
ungefähr 500.000 Euro. Kein<br />
schlechtes Geschäft, wenn man<br />
bedenkt, dass der Norweger<br />
ablösefrei zu uns kam. Für mich<br />
sportlich aber nicht nachvollziehbar<br />
– zumal in unserer immer<br />
noch prekären Tabellensituation.<br />
Ein anderer ehemaliger<br />
Hoffnungsträger beim FC St.<br />
Pauli, DENIZ HERBER (24), ist<br />
mittlerweile in Hamburgs<br />
Kreisklasse gelandet: Bei der<br />
zweiten Elf von HT 16 soll er mit<br />
dafür sorgen, dass der Aufstieg in<br />
die Kreisliga glückt. Auch ESAD<br />
MORINA (20) war mal so ein<br />
Nachwuchstalent, in das im<br />
Sommer 2015, als der Spieler aus<br />
Hoffenheim ans Millerntor<br />
wechselte, viele beim FC St. Pauli<br />
hohe Erwartungen setzten.<br />
Nachdem der Deutsch-Albaner<br />
von unserer A-Jugend dann zum<br />
Jahresbeginn 2016 in die<br />
Vereinslosigkeit katapultiert<br />
wurde (ich weiß bis heute nicht,<br />
warum), unterschrieb der<br />
Stürmer und mehrfache<br />
Jugendnationalspieler nun im<br />
Januar 2017 beim Niederrhein-Landesligisten<br />
Rot-Weiß<br />
Oberhausen II. Aussortiert<br />
wurde auch KEVIN SCHIND-<br />
LER (28), der noch im Januar von<br />
Trainer Torsten Fröhling (siehe<br />
oben) aus dem Kader des SC<br />
Wehen Wiesbaden gestrichen<br />
wurde. Selbst aus dem Kader des<br />
SC Victoria II freiwillig<br />
eliminiert hat sich St. Paulis<br />
Ex-U23er DAVID EYBÄCHER<br />
(28), der nun nach der Winterpause<br />
beim ambitionierten<br />
Hamburg-Altonaer Klub FC<br />
Teutonia 05 die Abwehr stärken<br />
will. Als oberster Jugendkoordinator<br />
soll Eybächer dem SC<br />
Victoria allerdings erhalten<br />
bleiben. Auch MARC LANGE<br />
(27) und PATRICK FRANKE<br />
(20) kickten dereinst bei unserer<br />
U23. Lange wechselte im Januar<br />
innerhalb der Oberliga Hamburg<br />
vom HSV Barmbek-Uhlenhorst<br />
(aka BU) zum SC Victoria.<br />
Franke lief noch im letzten<br />
Monat des vergangenen Jahres<br />
nach einem halben Jahr VfB<br />
Stuttgart II <strong>zur</strong> Hammer<br />
Spielvereinigung (Oberliga<br />
Westfalen) über – Frankes<br />
Jugendverein bis <strong>zur</strong> D-Jugend.<br />
JOSEPH-CLAUDE GYAU (24),<br />
den der FC St. Pauli 2012/13 von<br />
der TSG Hoffenheim ausgeliehen<br />
hatte, wechselte <strong>zur</strong> Rückrunde<br />
ablösefrei von Borussia<br />
Dortmund II <strong>zur</strong> SG Sonnenhof<br />
Großaspach, nachdem Dortmund<br />
zweieinhalb Jahre zuvor noch<br />
120.000 Euro an die TSG zu<br />
zahlen hatte. Zum Abschluss,<br />
anlässlich des 15-jährigen<br />
Jubiläums der Weltpokalsiegerbesieger-Partie<br />
vom 6. Februar<br />
2002, noch zwei Protagonisten<br />
von damals, die in dieser Rubrik<br />
in den vergangenen Jahren nicht<br />
mehr vorkamen, mit ihren<br />
letzten beziehungsweise heutigen<br />
Tätigkeiten: MORTON BERRE<br />
kickt 41-jährig immer noch in<br />
der dritten norwegischen Liga,<br />
wo er für Skeid Oslo aufläuft, und<br />
MARCEL RATH, gleichaltrig mit<br />
Berre, der noch 2015 für Stahl<br />
Eisenhüttenstadt II in der<br />
Brandenburg-Liga kickte,<br />
arbeitet laut „Kicker“ heute als<br />
Kurierfahrer in der Stadt seines<br />
Heimatvereins. // Ronny<br />
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