COMPACT-Magazin 09-2016
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<strong>COMPACT</strong> Politik<br />
Feuer und Steine<br />
_ von Martin Müller-Mertens<br />
Vor den Septemberwahlen in Berlin: Selbsternannte Antifaschisten<br />
terrorisieren Bürger, Polizisten, AfD-Anhänger und sonstige Andersdenkende.<br />
Vor allem Brandstiftungen halten die Stadt in Atem.<br />
Seit September<br />
2015 gilt die Gegend<br />
auch offiziell<br />
als «kriminalitätsbelasteter<br />
Ort».<br />
Das Tageslicht scheuen Berlins<br />
Linksradikale häufig. Auf dieser<br />
Demonstration am 9.7.2015 hat<br />
der Schwarze Block auch den SPD-<br />
Abgeordneten Tom Schreiber im<br />
Visier. Foto: picture alliance / dpa<br />
Der Angriff begann kurz nach 21:00 Uhr. Am Wismarplatz<br />
im Szenebezirk Friedrichshain starteten 3.500<br />
Linksradikale und deren Sympathisanten am 9. Juli<br />
ihre «Kiezdemo gegen Verdrängung». Die Stimmung<br />
sei «aggressiv und polizeifeindlich» gewesen, hieß es<br />
von Seiten der Ordnungshüter. Steine, Flaschen und<br />
Pyrotechnik hagelten immer wieder auf die 1.800 eingesetzten<br />
Beamten. Auch «Fußtritte und Faustschläge»<br />
musste die Polizisten über sich ergehen lassen. Am<br />
Ende sprach die Behörde von der «aggressivsten und<br />
gewalttätigsten Demonstration der zurückliegenden<br />
fünf Jahre in Berlin». 123 Beamte blieben verletzt<br />
zurück. Der Terror verteilte sich anschließend in der<br />
ganzen Stadt: Noch in derselben Nacht gingen überall<br />
Autos in Flammen auf.<br />
Die Initialzündung für die Krawalle dürfte der 13.<br />
Januar <strong>2016</strong> gewesen sein: Um Falschparker aufzuschreiben,<br />
begab sich ein Beamter der Berliner Polizei<br />
in die Rigaer Straße. Für die Uniformierten ist die<br />
Gegend am Rande von Friedrichshain schon lange Feindesland.<br />
Gleich mehrere damals leerstehende Gebäude<br />
in dieser Ecke Ostberlins wurden 1990 besetzt – ein Teil<br />
bildet bis heute das wichtigste verbliebene Territorium<br />
der linksextremen Szene. In Gangmanier beherrschen<br />
ihre Aktivisten hier Hauseingänge und Bürgersteige.<br />
Seit September 2015 gilt die Gegend auch offiziell<br />
als «kriminalitätsbelasteter Ort». An jenem Wintertag<br />
eskalierte die Situation. Vermummte stießen den<br />
Beamten zu Boden und verschwanden im Haus Rigaer<br />
94, in dessen Hinterhof ein linksradikales Wohnprojekt<br />
sowie im Vorderhaus die Untergrund-Kneipe Kadterschmiede<br />
residieren. Am Abend rückten 550 Polizisten<br />
an, einschließlich Sondereinsatzkommando und Hubschrauber.<br />
Offenkundig eine Revanche-Aktion, sicher<br />
auch mit Blick auf die Landtagswahl am 18. September.<br />
Doch die Polizei wurde fündig: Eisenstangen, Steine,<br />
Grillanzünder für Brandanschläge und Krähenfüße zum<br />
Aufschlitzen von Reifen präsentierte die Behörde einen<br />
Tag später der Presse.<br />
Für Antifa und andere Linksradikale bildete die<br />
Durchsuchung den Anlass für eine neue Serie der<br />
Gewalt. Ende Januar schlug in der Rigaer Straße<br />
ein Müllsack neben Streifenpolizisten auf die Pflastersteine.<br />
«Der Verfolgungsdruck entlud sich», verharmloste<br />
die linksgestrickte Tageszeitung Taz den<br />
Anschlag. Als die Polizei im Juni Teile des Gebäudes<br />
zeitweise räumte – unter dem durchaus vorgeschobenen<br />
Grund des Brandschutzes – fanden die Beamten<br />
neben drei Schlagstöcken auch eine Pistole.<br />
26<br />
Angriffsziel Berlin: Immer wieder terrorisieren<br />
selbstermächtigte Antifaschisten und Autonome die<br />
Hauptstadt. Lange waren es vor allem die Rituale um<br />
den 1. Mai, die für regelmäßigen Ausnahmezustand<br />
und Krawalltourismus sorgten. 20<strong>09</strong> ging die sogenannte<br />
Revolutionäre Demonstration bereits nach<br />
zwei Minuten in einem Steinhagel gegen die Poli-