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Evita Ausgabe März-Mai 2017

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GESUNDHEIT aktuell<br />

SCHLAFMEDIZIN –<br />

GRENZÜBERSCHREITEND<br />

UND INNOVATIV<br />

Die Schlafmedizin hat es in den zurückliegenden beiden Jahrzehnten erreicht, sich von einer reinen Grundlagenwissenschaft zu einer Fachrichtung<br />

zu entwickeln, die, interdisziplinär agierend, medizinische Standards zur Diagnostik und Therapie von über 70 Schlaf störungen gesetzt hat.<br />

2000 Experten aus zahlreichen medizinischen<br />

Disziplinen sowie aus Psychologie und Naturwissenschaften<br />

kamen zur 24. Jahrestagung<br />

der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung<br />

und Schlafmedizin (DGSM) im Dezember 2016<br />

in Dresden zusammen, um wissenschaftliche<br />

und klinische Fortschritte in der Schlafmedizin<br />

zu diskutieren.<br />

Von schlafbezogenen Atmungsstörungen,<br />

Chronobiologie, Vigilanz und Tagesmüdigkeit<br />

über den Bezug von Schlaf und Depressionen,<br />

Herzinsuffizienz, COPD/Asthma und Schlaganfall<br />

über spezielle Themen wie Klartraumforschung,<br />

Beziehungsqualität, Schlaf in extremen<br />

Situationen, Smartphone Apps und<br />

Schlafstörungen bei der Bundeswehr hielt das<br />

wissenschaftliche Programm wieder ein großes<br />

Spektrum bereit. Insgesamt wurden 105 Vorträge<br />

in 24 Symposien sowie weitere Sessions<br />

mit freien Vorträgen und Kurzvorträgen,<br />

61 Poster-Präsentationen, TA-Fortbildungsprogramme,<br />

Lunch-Workshops, ein Kolleg Schlafmedizin<br />

und ein Fortbildungscurriculum „Hausärztliche<br />

Schlafmedizin“ angeboten.<br />

Es gab gemeinsame Symposien mit den Deutschen<br />

Gesellschaften für Pneumologie, für Kardiologie,<br />

für Biomedizinische Technik, für Neurologie<br />

sowie für Psychiatrie, Psychotherapie,<br />

Psychosomatik und Nervenheilkunde. Neu in<br />

diesem Jahr war die Sitzung „Generationen im<br />

Dialog“, bei welcher die Professoren Marianne<br />

Schläfke und Hartmut Schulz, beide Schlafmediziner<br />

der ersten Stunde, zur Quintessenz ihres<br />

wissenschaftlichen Wirkens referierten und<br />

gleichzeitig die wissenschaftlichen Arbeiten<br />

der aktuellen Preisträgerinnen Marion Kuhn<br />

(DGSM-Nachwuchsförderpreis 2016) und Isabel<br />

Brandhorst (Promotions-Nachwuchsförderpreis<br />

„Becker-Carus“ 2016) vorgestellt wurden.<br />

Die 24. Jahrestagung der DGSM in Dresden hatte<br />

den Schwerpunkt medizinisch-technischer<br />

Innovationen in der Schlafmedizin und war<br />

dementsprechend überschrieben mit dem<br />

Motto „Schlafmedizin: grenzüberschreitend<br />

und innovativ“. Technische Innovationen werden<br />

in den kommenden Jahren dazu beitragen,<br />

schlafmedizinische Diagnostik und Therapie<br />

zu verbessern und patientenfreundlicher zu<br />

gestalten – darüber herrschte allgemeiner<br />

Konsens. Ja mehr noch, die dringende Notwendigkeit<br />

diesen nächsten Schritt in Richtung<br />

„Schlafmedizin 4.0“ zu gehen, wurde übereinstimmend<br />

erkannt. Thematisch war dies auch<br />

im wissenschaftlichen Programm verankert,<br />

beispielsweise mit Symposien zu künftigen<br />

Nutzungsmöglichkeiten von Smartphones bei<br />

der Schlaferfassung und das gemeinsame Symposium<br />

mit der DGBMT zu neuen medizintechnischen<br />

Verfahren.<br />

Im Festvortrag zeigte Prof. Gerhard Fettweis,<br />

Inhaber des Vodafone-Stiftungslehrstuhls für<br />

Mobile Nachrichtensysteme an der TU Dresden,<br />

faszinierende Visionen des künftigen Mobilfunk<br />

der fünften Generation („5G“) auf. Dessen<br />

Möglichkeiten reichen dabei von Internetsicherheit<br />

über Mobilfunk in Echtzeit bis hin zu<br />

Verkehrs-Echtzeitsteuerung und Fern-Operationen.<br />

Die fünfte Netzgeneration ebnet den<br />

Weg in die umfassende Digitalisierung von<br />

Wirtschaft und Gesellschaft und somit ist der<br />

Standort Dresden ein entscheidender Impulsgeber<br />

für revolutionäre Innovationen. „Dresden<br />

war der perfekte Tagungsort für die Jahrestagung<br />

der DGSM, weil die starke informationstechnische<br />

Ausrichtung des Standortes in<br />

Forschung und Wirtschaft neue schlafmedizinische<br />

Anwendungen stimulieren wird. Dresden<br />

ist einer der wichtigsten Technikstandorte<br />

weltweit, wobei die Unterstützung des Menschen<br />

in seiner Gesundheit und seiner Lebensweise<br />

ein zentraler Schwerpunkt neuer Technologien<br />

sein wird“, so Prof. Hagen Malberg,<br />

Direktor des Instituts für Biomedizinische Technik<br />

der TU Dresden. Er bildete in diesem Jahr gemeinsam<br />

mit Dr. Andrea Bosse-Henck, Leiterin<br />

des Schlaflabors der Abteilung für Pneumologie<br />

des Universitätsklinikums Leipzig und Dr.<br />

Steffen Schädlich, Leiter des Schlaflabors der<br />

Klinik für Innere Medizin II des Krankenhauses<br />

Martha-Maria Halle-Dölau die Leitung der<br />

DGSM-Jahrestagung.<br />

Malberg bekräftigte das große Interesse an<br />

schlafmedizinischen Erkenntnissen aus anderen<br />

Bereichen, wie etwa der Automobilindustrie.<br />

Spannende Entwicklungen dazu offerierte<br />

auch der Workshop „VUFO-Expertenforum –<br />

interdisziplinäre Verkehrsunfallforschung“, in<br />

welchem aufgezeigt wurde, welche Synergien<br />

etwa hinsichtlich der neuen Fahrerrichtlinien<br />

und Systeme für autonomes Fahren bestehen.<br />

Es wurde diskutiert, wie schlafmedizinische<br />

Ergebnisse zu Stress, Vigilanz und Einschlafen<br />

im Auto eingesetzt, gemessen und verarbeitet<br />

werden können.<br />

Im Bereich der Verkehrsunfallforschung ist die<br />

DGSM sehr engagiert: Am 9. Dezember 2016<br />

startete eine Kampagne des Bundesverkehrsministeriums,<br />

des Deutschen Verkehrssicherheitsrates<br />

(DVR) und der DGSM, die in den<br />

nächsten beiden Jahren öffentlich aufklären<br />

helfen soll. „Es geht darum, für Schläfrigkeit am<br />

Steuer zu sensibilisieren. Diese ist gefährlicher<br />

als Alkohol am Steuer und verursacht doppelt<br />

so häufig tödliche Unfälle, aber es wird weniger<br />

dagegen unternommen. Hier muss dringend<br />

ein Bewusstseinswandel stattfinden“, fordert<br />

Dr. Hans-Günter Weeß vom Vorstand der Gesellschaft.<br />

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