s'Positive Magazin 02.2017
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RETO KLÄY<br />
demy. Doch Geld und Ressourcen waren<br />
nicht vorhanden. Um den Klub und mich<br />
selbst weiter zu bringen, bildete ich mich in<br />
Konditions- und Ernährungslehrgängen etc.<br />
weiter und landete schliesslich beim Lehrgang<br />
über Psychoneuroimmunologie.<br />
Sie veränderten in Langenthal vieles.<br />
Das Ziel einer Fördergruppe war, ausgewählte<br />
Spieler speziell zu coachen,<br />
mit ihnen Spezialtrainings durchzuführen<br />
und sie damit möglichst lange<br />
an den SCL zu binden. Yannick Blaser<br />
war der erste, den ich persönlich betreute.<br />
Ihn traf ich später in Zug wieder. Aber<br />
die Initialzündung erfolgte mit Sven Bärtschi.<br />
Er war als Lehrling beim SCL angestellt.<br />
Sven hatte damals von fast jedem anderen<br />
Klub eine Vertragsofferte, und ich sass mit<br />
ihm und seiner Mutter an einen Tisch, um<br />
zu sehen, wie es weitergehen könnte. Sven<br />
teilte uns mit, sein Ziel sei die NHL. Ich<br />
machte ihm das Angebot, ihm dabei zu helfen<br />
und ihn persönlich zu betreuen. Wir<br />
wurden uns einig und verbrachten dann<br />
viele Stunden zusammen. Vier Jahre später<br />
unterschrieb er in der NHL einen Millionenvertrag.<br />
Doch ich betreute auch weitere<br />
Spieler persönlich.<br />
Die jungen Talente wollen Spielpraxis. Die<br />
Spezialtrainings allein dürften sie nicht<br />
in Langenthal gehalten haben.<br />
Das war das Wichtigste. Wir sorgten dafür,<br />
dass diese Spieler immer auf dem höchstmöglichen<br />
Level eingesetzt wurden. Gegebenenfalls<br />
liehen wir sie nach Biel oder<br />
Langnau aus, behielten jedoch die Ausbildungseinheiten<br />
bei uns.<br />
Welches sind die Aufgaben eines Sportchefs?<br />
Viele Leute haben den Eindruck, ein Sportchef<br />
schaue sich Spieler an, schliesse Verträge<br />
ab und suche den Trainer. In meiner heutigen<br />
Tätigkeit machen diese Aufgaben etwa<br />
fünf Prozent des Zeitaufwands aus. Ich habe<br />
die Verantwortung für den ganzen Sportbereich.<br />
Dies betrifft eine NLA-, eine NLB- und<br />
diverse Nachwuchsmannschaften, inklusive<br />
die Finanz- und Budgetverantwortung. Dieser<br />
Bereich ist riesig. Klar ist die NLA-Mannschaft<br />
das Hauptthema. Aber es hängt enorm<br />
viel hinten dran.<br />
Weiterbildung ist<br />
für Reto Kläy ein<br />
ständiges Thema.<br />
Für sich selbst –<br />
und für den Klub.<br />
«Als Sportchef trage ich die<br />
Verantwortung für eine NLA-,<br />
eine NLB- und die Nachwuchsmannschaften,<br />
inklusive des<br />
Budgets und der Finanzen.»<br />
Unterscheiden Sie sich von anderen<br />
Sportchefs?<br />
Das glaube ich schon. Dies ist allein schon<br />
in meinem Aufgabenbereich begründet. Auf<br />
jeden Fall bin ich von meiner Ausbildung her<br />
breit abgestützt. Es ist nicht ausgeschlossen,<br />
dass ich deswegen in Zug gelandet bin.<br />
Ist es ein grosser Unterschied, Sportchef<br />
einer NLB- oder einer NLA-Organisation<br />
zu sein?<br />
Wenn man die Aufgabe mit Leidenschaft<br />
angeht, ist beides mit sehr viel Aufwand verbunden.<br />
Aber mein jetziger Job in Zug unterscheidet<br />
sich schon von dem in Langenthal.<br />
Die Aufgabe hier ist viel<br />
umfangreicher, es sind auch viel<br />
mehr Leute involviert. Wir operieren<br />
mit einem ganz anderen Budget<br />
und auch die Medienpräsenz<br />
ist viel grösser.<br />
Sind Sie noch oft in Langenthal?<br />
Ja, das bin ich. Meine Freundin<br />
wohnt immer noch hier. Allerdings<br />
habe ich nicht mehr so oft<br />
die Gelegenheit, mir Spiele des<br />
SCL anzuschauen, was schade ist.<br />
Bei Ihrem Wechsel von Langenthal nach<br />
Zug schien eine engere Zusammenarbeit<br />
zwischen den beiden Klubs möglich.<br />
Die Zusammenarbeit zwischen zwei ambitionierten<br />
Teams ist oft schwierig. Die Ansprüche<br />
können zu Konflikten führen. Hinzu<br />
kommen logistische Probleme, denn die<br />
Nachwuchsspieler, um die es geht, müssen<br />
hin und her geführt werden, und wissen zeitweise<br />
nicht mehr, wohin sie gehören. Das<br />
Wichtigste aber ist, dass ich nicht über das<br />
andere Partnerteam bestimmen kann. Wenn<br />
ich einen Spieler, von dem ich gerne möchte,<br />
dass der im Powerplay eingesetzt wird, nach<br />
Langenthal gebe, kann ich dies vom SCL<br />
nicht verlangen. Dort gibt es genügend Spieler,<br />
die in Überzahl eingesetzt werden können,<br />
und die Ansprüche der Fans und Sponsoren<br />
an die eigene Mannschaft sind hoch.<br />
Mit unserem eigenen NLB-Team ist dies<br />
anders. Hier kann ich mit den Coaches reden<br />
und ihnen sagen, wie ich welchen Spieler<br />
gerne eingesetzt haben möchte. Im Pflichtenheft<br />
der Coachs der Academy steht nicht<br />
ein bestimmter Tabellenrang, sondern dass<br />
sich jede Saison zwei bis drei NLA-Spieler<br />
entwickeln sollten.<br />
Deshalb ist es kein Drama, dass Ihr NLB-<br />
Team die Playoffs verpasst hat, obwohl es<br />
lange Zeit gut unterwegs war?<br />
Das ist richtig. In der Academy wird gut gearbeitet.<br />
Wir hatten sechs Spieler in der U20-<br />
Nationalmannschaft. So viele wie nie zuvor.<br />
Viele Spieler wurden bereits auf Stufe NLA<br />
eingesetzt. Das Erreichen der Playoffs wäre<br />
trotzdem gut gewesen. Wir wollen die jungen<br />
Spieler auf Sieg programmieren. Es soll<br />
ihnen nicht gleichgültig sein, ob Spiele gewonnen<br />
oder verloren werden.<br />
Der EVZ schliesst die aktuelle Qualifikation<br />
in den vordersten Positionen ab.<br />
Nächstes Jahr ist es genau zwanzig Jahre<br />
her, seit die Organisation ihren ersten und<br />
bisher einzigen Meistertitel gewann. Steht<br />
jetzt nach zwanzig Jahren der nächste<br />
Titel an?<br />
Das ist eine gute Frage (lacht). Ich rede nicht<br />
gerne über den Meister. Aber es wäre zumindest<br />
gut, wenn mal wieder eine Wachtablösung<br />
stattfinden würden.<br />
32 s’Positive 2 / 2017