01.03.2017 Aufrufe

CAROLINE. Das Theatermagazin März/April 2017

Mit einer ausführlichen Vorschau auf Premieren, Konzerte und andere Highlights, interessanten Interviews, einer Kinderseite, vielen Fotos, Preisrätseln und so einigem mehr, gewährt das Theater Rudolstadt tiefere Einblicke in Spielpläne und Vorhaben. Für alle, die noch näher "dran" sein wollen!

Mit einer ausführlichen Vorschau auf Premieren, Konzerte und andere Highlights, interessanten Interviews, einer Kinderseite, vielen Fotos, Preisrätseln und so einigem mehr, gewährt das Theater Rudolstadt tiefere Einblicke in Spielpläne und Vorhaben. Für alle, die noch näher "dran" sein wollen!

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4 SCHAUSPIEL/TANZ<br />

ZEIG' MIR, WAS DU FÜHLST<br />

Familientherapeutin Susanne Pester im Gespräch zu Ingmar Bergmans »Szenen einer Ehe«<br />

Foto: Lisa Stern<br />

Johan und Marianne, deren Ehe der Film beleuchtet,<br />

verwenden viel Energie darauf, einen<br />

Konsens auszuhandeln, mit dem der andere<br />

leben kann. Sie versuchen Erwartungen zu<br />

erfüllen, die der andere haben könnte. <strong>Das</strong><br />

führt aber nicht zu Übereinstimmung, sondern<br />

zu einem Gefühl der Beengtheit. Welche<br />

Rolle spielen solche Muster bei Paaren?<br />

Ja, zwischen Paaren entspinnen sich<br />

Beziehungsmuster, mit denen die<br />

Partner versuchen, sich selbst und dem<br />

Anderen gerecht zu werden. Ziel ist es u.<br />

a. gesehen, angenommen, geliebt oder<br />

gar geheilt zu werden. Dabei passiert<br />

es, dass der Einzelne sich selbst zu sehr<br />

zurücknimmt aus Angst vor Zurückweisung<br />

oder in dem Glauben, dem Partner<br />

und der Beziehung damit etwas Gutes zu<br />

tun. Dann entsteht ein Mangel, der nicht<br />

auf Dauer kompensiert werden kann,<br />

ohne auf der Beziehung zu lasten.<br />

In Ingmar Bergmans Film kommt es zur<br />

Scheidung, als Aggressionen plötzlich so offen<br />

wie nie zum Ausbruch kommen. Aber ist der<br />

Ausbruch nicht gerade eine Chance?<br />

Wenn individuelle Bedürfnisse auf Dauer<br />

nicht erfüllt sind, reagieren Partner in<br />

vielen Fällen wahlweise mit Rückzug<br />

oder mit Angriff. Kommt Aggression<br />

offen zum Ausbruch, ist das ein Zeichen<br />

dafür, dass man zu lange gewartet hat.<br />

Denn den Anderen zu verletzen war nie<br />

die ursprüngliche Intention. Es ist von<br />

großer Bedeutung, dass man seine Gefühle<br />

und seine Sicht auf die Beziehung<br />

vorbehaltlos ausdrücken und einander<br />

mitteilen kann.<br />

Im Film setzen sich Individualität und<br />

Selbstbestimmtheit gegen die Vorstellung der<br />

Zugehörigkeit zu einem anderen Menschen<br />

durch. Machen unsere heutigen Ansprüche<br />

das Zusammenleben mit einem Partner<br />

schwieriger?<br />

Ich denke, sie sind sowohl Chance als<br />

auch Herausforderung für das Halten<br />

dauerhafter Beziehungen. Heutzutage<br />

sind es weniger gesellschaftliche Normen,<br />

Zwänge und Erwartungen, die<br />

uns in Beziehungen halten, sondern wir<br />

müssen bzw. vielmehr dürfen uns dazu<br />

entscheiden, mit einem Menschen, den<br />

wir lieben, zusammen zu sein. Die Herausforderung<br />

dabei ist, dass wir lernen<br />

müssen, uns selbst anzunehmen und zu<br />

lieben. Nur dann ist es auch einem Partner<br />

möglich, mit uns dauerhaft glücklich<br />

zu sein. Je besser es gelingt sich zu<br />

zeigen und den anderen zu sehen, desto<br />

größer ist die Wahrscheinlichkeit, eine<br />

glückliche Beziehung zu führen. Oft<br />

ist es klüger, genauer hinzuschauen<br />

und herauszufinden worum es wirklich<br />

geht, statt voreilig Kompromisse zu<br />

schließen.<br />

<strong>Das</strong> Interview führte Johannes Frohnsdorf.<br />

Susanne Pester bietet als Erziehungswissenschaftlerin<br />

und Familientherapeutin in ihrer<br />

Jenaer Praxis Therapien für Paare an.<br />

SZENEN EINER EHE (Scener ur ett<br />

äktenskap) von Ingmar Bergman<br />

Regie: Aljoscha Westermann<br />

Bühne und Kostüme: Angelika Wedde<br />

Es spielen: Ulrike Gronow, Rayk Gaida<br />

• PREMIERE: 18.03. / 20 Uhr<br />

Schminkkasten<br />

• Nächste Termine: 19. + 24.03. / 20 Uhr /<br />

22. + 23.04. / 20 Uhr<br />

DIE SEELE ERZÄHLT NICHT,<br />

SIE TANZT<br />

Ballett-Doppelabend<br />

Musik von Johann Paul von Westhoff<br />

und »alva noto« sowie Ólafur Arnalds<br />

Kooperation mit dem Theater Nordhausen<br />

Choreografie: Ivan Alboresi/Pedro Lozano<br />

Gómez / Bühne: Ronald Winter<br />

Kostüme: Elisabeth Stolze-Bley<br />

Mit: Ballett TN LOS!<br />

• Termine: 22.04. + 05.05. / 19.30 Uhr<br />

21.05. / 18 Uhr<br />

Theater im Stadthaus<br />

Foto: Tilmann Graner

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