Architektur in der Kunst - Kunsthof Bahnitz
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Jobst Günther<br />
Mitte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>t, 2004<br />
Acryl, Holz 140 x 100 cm<br />
Courtesy the artist<br />
JOBST GÜNTHER<br />
«Das Thema me<strong>in</strong>er Arbeit ist Geschichte, nicht l<strong>in</strong>ear<br />
erzählt o<strong>der</strong> gar illustriert, son<strong>der</strong>n die Überlagerung und<br />
Durchdr<strong>in</strong>gung historischer Zeiten und Räume. Dem<br />
entspricht die Collage und vielschichtige Übermalung von<br />
Fotografien archäologischer <strong>Architektur</strong>reste und<br />
Funde.’Babylon I und II’ zeigen e<strong>in</strong>erseits das mythologisch<br />
vielschichtige Thema: Bau des babylonischen Turms mit<br />
anschließen<strong>der</strong> Zerstörung und Sprachverwirrung,<br />
an<strong>der</strong>erseits werden <strong>Architektur</strong> und Straßen dieser<br />
versunkenen Stadt evoziert.Die beiden Bil<strong>der</strong> mit dem Titel<br />
‘Mitte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts’ verweisen auf die zentralen<br />
Katastrophen, den II. Weltkrieg und Auschwitz. Der äußeren<br />
Zerstörung <strong>der</strong> Kulturdenkmäler <strong>in</strong> den deutschen Städten<br />
entspricht die radikale Absage an Menschlichkeit und<br />
Kultur durch Auschwitz» (Jobst Günther).<br />
Jobst Günter bezieht sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Bil<strong>der</strong>n auf unser<br />
soziales, kulturelles und historisches Gedächtnis mit<br />
konkreten und symbolischen Konstruktionen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
historischen Raum.<br />
Günter legt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Bil<strong>der</strong>n historische Schichten frei,<br />
macht diese sichtbar und br<strong>in</strong>gt somit diese <strong>in</strong> unser<br />
Bewusstse<strong>in</strong>.<br />
Er stellt neue Bezüge unseres historischen<br />
Kulturbewusstse<strong>in</strong>s her, die unser abendländisches<br />
Kulturverständnis, das von Generationen zu Generationen<br />
als kulturelles Erbe und Bildung übertragen wird, reflektiert.<br />
Dabei s<strong>in</strong>d die uns bekannten historischen Ereignisse mit<br />
ihren architektonischen Konstruktionen und Monumente<br />
aus verschiedenen Kulturepochen, oftmals stellvertretendes<br />
Symbol von dem Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es Prozesses von Zerstörung<br />
und Zerfall, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um zu e<strong>in</strong>em Neubeg<strong>in</strong>n und zu<br />
Verän<strong>der</strong>ungen führen kann. Jobst reflektiert dabei die<br />
Machtstrukturen die auf das e<strong>in</strong>zelne und kollektive<br />
Individum e<strong>in</strong>wirken und die Frage nach Schicksal o<strong>der</strong><br />
Mitverantwortung an <strong>der</strong> Bestimmung unserer «condicione<br />
humana», die unserer menschlichen Existenz, sowie unser<br />
Handeln bis <strong>in</strong> die Gegenwart prägen.<br />
Text: Bodo Rau<br />
Jobst Günther<br />
Babylon I, 2005<br />
Acryl, Papier 120 x 85 cm<br />
Courtesy the artist