Lehrveranstaltung Statik der Baukonstruktionen IV - Fachgebiet ...
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1.5.1 Wandscheibe<br />
Das erste Beispiel ist eine Wandscheibe aus Stahlbeton. Das Berechnungssystem ist<br />
im (Bild 1.2) dargestellt. Die Konstruktion ist 33.70 m lang und 11.00 m hoch. Die Dicke<br />
schwankt zwischen 0.50 und 1.00 m. Sie ist nur in einem Teilbereich auf Pfählen gegründet,<br />
so daß sich links und rechts von <strong>der</strong> Pfahlgründung große Auskragungen ergeben,<br />
vgl. (Bild 1.2). Im Berechnungssystem wird die Pfahlgründung, die aus 20 Bohrpfählen<br />
von 0.60 m Durchmesser und 9.00 m Länge besteht, durch Vertikal– und<br />
Horizontalfe<strong>der</strong>n erfaßt. Die Steifigkeit <strong>der</strong> Vertikalfe<strong>der</strong>n ist pro Pfahl zu berechnen. Sie<br />
beträgt C V = EA Pfahl / L Pfahl ≈ 10 6 kN/m. Für die Horizontalfe<strong>der</strong>n sind 30% von diesem<br />
Wert anzunehmen. Es gilt C H = 0.3 C V.<br />
Wandscheiben dienen vorrangig zur Aussteifung von großen Gebäuden und nachrangig<br />
zur Ableitung großer Vertikallasten in den Baugrund. Das System im (Bild 1.2) ist<br />
z.B. als Querscheibe in einem Krankenhaus angeordnet. Die einwirkenden Vertikallasten<br />
sind zu resultierenden Einzellasten zusammengefaßt. Die genauen Angriffspunkte<br />
sind in Abhängigkeit <strong>der</strong> vorgegebenen Abmessung zu schätzen.<br />
Die Elementierung <strong>der</strong> Wandscheibe (Bild 1.2) erfolgt mit 961 finiten Vierecks–<br />
Scheibenelementen. Dadurch ergeben sich 1063 gemeinsame Knotenpunkte. Die<br />
Knotenpunkte sind Informationsträger <strong>der</strong> Verschiebungen u 1 (cm) und u 2 (cm) , die<br />
sich infolge <strong>der</strong> Einwirkungen in Längs (X 1 bzw. X)– und Höhenrichtung (X 2 bzw. Y)<br />
einstellen. Die Höhenstreifen <strong>der</strong> vertikalen Verschiebungskomponente u 2 in <strong>der</strong><br />
verformten Fläche sind im (Bild 1.2.1) dargestellt. Durch die ausschließlich vertikale<br />
Lastrichtung fallen die Werte <strong>der</strong> horizontalen Verschiebungskomponente u 1 sehr klein<br />
aus. Auf eine Darstellung wird daher verzichtet.<br />
Die Elemente sind Informationsträger <strong>der</strong> Kräfte n 11 (kN/cm), n 22 (kN/cm) und<br />
n 12 = n 21 (kN/cm), die sich infolge <strong>der</strong> Einwirkungen in <strong>der</strong> Scheibe einstellen. Die<br />
Kraft n 11 tritt in allen Querschnitten Höhe × Dicke entlang <strong>der</strong> Längskoordinate X 1<br />
auf und die Kraft n 22 in allen Querschnitten Länge × Dicke entlang <strong>der</strong> Höhenkoordinate<br />
X 2 . Ihre Verteilung in <strong>der</strong> unverformten Fläche in Form von Höhenstreifen ist in den<br />
(Bil<strong>der</strong>n 1.2.2 und 1.2.3) dargestellt. n 11 ist auf die Höhe und n 22 auf die Länge <strong>der</strong><br />
Wandscheibe bezogen. Die Kräfte n 12 = n 21 erfassen die Wechselwirkung zwischen<br />
diesen Richtungen, die sich aus dem flächigen Verhalten von Scheiben ergibt. Dieser<br />
Effekt stellt im Vergleich zur Theorie <strong>der</strong> (Druck– und Zug)–Stäbe das eigentliche Neue<br />
<strong>der</strong> Scheibentheorie dar und ist ohne Kenntnis dieser Theorie nicht zu erklären. Die Verteilung<br />
<strong>der</strong> Kräfte n 12 = n 21 in <strong>der</strong> unverformten Fläche in Form von Höhenstreifen ist<br />
im (Bild 1.2.4) dargestellt.<br />
Die erzielten Ergebnisse sind aus baustatischer Sicht plausibel. Mit Hilfe von (Bild 1.2.1)<br />
kann <strong>der</strong> Verschiebungszustand kontrolliert und mit Hilfe <strong>der</strong> (Bil<strong>der</strong> 1.2.2 bis 1.2.4) die<br />
Bemessung <strong>der</strong> Wandscheibe durchgeführt werden.<br />
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