Melodie TV Magazin 03 04 2017 40-seiter
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WILLY LEMPFRECHER<br />
Ein musikalischer<br />
Schlossherr<br />
FOTOCREDITS: STEFANIE NEURURER, LUDWIG THALHEIMER<br />
Schloss Garnstein<br />
bei Klausen in Südtirol<br />
Der studierte Musikprofessor aus Südtirol ist in<br />
der Musikwelt kein Unbekannter. Ohne Vater in<br />
bescheidenen Verhältnissen im Ahrntal in Südtirol<br />
aufgewachsen, wurde ihm schon als Kind von<br />
seiner Großmutter die Liebe zu Gesang und Musik<br />
vermittelt. „Mit meiner Oma zu singen hat mir den<br />
Alltag verschönert und weckte den Wunsch, nach<br />
Abschluss der Schule selbst Sänger<br />
und Musiker zu werden“,<br />
erzählt Willy heute. Doch<br />
daraus wurde so schnell<br />
nichts, musste er<br />
doch zunächst noch<br />
etwas „Ordentliches“<br />
lernen.<br />
Nach Abschluss einer<br />
Ausbildung als Elektrotechniker<br />
absolvierte er am Konservatorium<br />
in Bozen ein Musikstudium. Es<br />
folgte eine Anstellung als Musikprofessor<br />
und die Gründung seiner<br />
ersten Musik gruppe – „Die lustigen<br />
Ahrntaler“. Trotz anfäglicher Erfolge<br />
reichte dies nicht zum Leben. „Ich<br />
hatte selten Glück mit Managern und<br />
Kollegen. Alleine schaffte ich aber<br />
das Erforderliche nicht“, erzählt Willy.<br />
Kompromisslos und unermüdlich nahm er<br />
beruflich wie privat die Chancen wahr, die<br />
ihm geboten wurden, und bestand trotz<br />
vieler Rückschläge die Prüfungen, die das<br />
Leben für ihn bereithielt. Und auch wenn er<br />
zum erfolgreichen Manager und Patentinhaber<br />
aufstieg – die Musik hat ihn nie losgelassen So<br />
textete und komponierte er für nahezu alle Stars<br />
der Volksmusik. Auf der Bühne und im Scheinwerferlicht<br />
war er aber nie zu sehen. Heute lebt<br />
Mit seinen Liedtexten berührt Schlossherr<br />
Willy Lempfrecher die Herzen seiner Fans und verzaubert<br />
sie mit seinen gefühl vollen Kompositionen.<br />
Willy Lempfrecher auf Schloss Garnstein nahe der<br />
Stadt Klausen in Südtirol. Seine verstorbene Frau<br />
und er entschlossen sich Anfang der 1980er Jahre,<br />
das alte Fami lienanwesen zu erhalten und zu<br />
sanieren. Dass dies so viel Arbeit mit sich bringen<br />
würde, wusste er freilich nicht. „Die erste Zeit traute<br />
ich mich nicht mal über die Zinnen zu schauen.<br />
Fast 60 Meter über dem Wildbach ist verdammt<br />
hoch. Dann musste ich dennoch oft selber raus und<br />
ran ans Gemäuer, was Seilstürze und Verletzungen<br />
zur Folge hatte. Letzten Endes ist Garnstein<br />
aber mit hohem persönlichen Einsatz<br />
zu einem Juwel geworden“, so der<br />
Schlossherr. Platz für seine Musik hat<br />
er in diesen Gemäuern zur Genüge:<br />
„Bei manchen Kompositionen kann<br />
ich nicht ‚kleinlaut‘ agieren. Aber zum<br />
Glück regen sich dann meist nur die<br />
Turmschwalben auf“, scherzt Willy,<br />
der an vielen Plätzen des Schlosses<br />
Muße für seine Lieder findet.<br />
Nach langer Zeit hat er dieses Jahr<br />
ein neues Album aufgenommen,<br />
auf dem er sogar selbst singt. Die<br />
positive Resonanz auf seine Lieder<br />
auch mal wieder selbst zu erfahren<br />
ist wunderschön, sagt Willy. „Wenn<br />
es den Menschen gefällt, was ich<br />
mache, das ist doch der schönste<br />
Lohn. Ich bin dankbar, dass meine<br />
eher außergewöhnlichen Lieder<br />
offenbar vielen Menschen sehr<br />
hilfreich sind, obwohl sie ihnen<br />
anscheinend auch einige Emotionen<br />
abverlangen“, so Willy, der nun auch<br />
über eine Neuauflage seines Buches<br />
„1000 Fragen“ nachdenkt.<br />
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