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Kapitel 1<br />
Ich blieb stehen und drehte mich im Kreis. Egal, in welche<br />
Richtung ich schaute, der Wald wollte einfach kein Ende nehmen.<br />
Durch und durch ein Stadtkind besaß ich keine Erfahrung mit der<br />
Natur. Ich hatte Angst, fühlte mich hilflos und ich hasste<br />
dieses Gefühl. Bei jedem Geräusch zuckte ich zusammen. Meine<br />
Kleidung war zerrissen, ich war schmutzig, von Moskitos<br />
zerstochen und meine Knie waren aufgeschlagen, weil ich ständig<br />
an Ästen hängenblieb oder über Wurzeln stolperte. Fast schien<br />
es, als hätte sich die Wildnis gegen mich verschworen.<br />
Seufzend ließ ich mich auf einem Baumstumpf am Wegrand nieder.<br />
»Wie lange laufe ich jetzt schon durch diesen verdammten Wald?«,<br />
fragte ich mich. Ich wusste es nicht genau, waren es drei oder<br />
schon vier Tage. Das letzte Haus hatte ich vor Ewigkeiten<br />
gesehen und die asphaltierte Straße war längst einem schmalen<br />
Trampelpfad gewichen.<br />
»Ich muss irgendwo falsch abgebogen sein«, überlegte ich. »Wenn<br />
es doch wenigstens aufhören würde, zu regnen.« Ich war nass bis<br />
auf die Knochen und fror erbärmlich, aber noch schlimmer als die<br />
Kälte war der Hunger.<br />
Als ich den Kopf hob und mich umschaute, entdeckte ich ein paar<br />
Meter neben mir einen Brombeerstrauch. Schnell lief ich hin und<br />
begann die Beeren in mich reinzustopfen. In meiner Gier ritzte<br />
ich mir an den Stacheln des Busches die Haut auf.<br />
Mir wurde schwummerig, als ich die Blutstropfen auf meiner Haut<br />
entdeckte und setzte mich wieder auf den Baumstumpf. In diesem<br />
Augenblick fielen mir die merkwürdigen Träume der <strong>letzten</strong> Nächte<br />
ein und ich musste kichern.<br />
Seit ich die Zivilisation verlassen hatte, träumte ich jede<br />
Nacht denselben Traum: