Rundbrief der Emmausgemeinschaft - Ausgabe 04|15
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
gar kochen, nach kurzer Zeit bereits à<br />
la carte Gerichte.<br />
Doch die Zeiten verdüstern sich wie<strong>der</strong>,<br />
<strong>der</strong> Restaurantbesitzer gerät<br />
finanziell ins Trudeln – Peter geht.<br />
Und immer wie<strong>der</strong> Alkohol... Dann<br />
ein weiterer schwerer Schlag: Mit<br />
dem Motorrad rutscht er in einer Kurve<br />
aus. An seiner linken Körperseite<br />
sind sein Fuß und seine Hand fast<br />
abgerissen. Metall versteift bis heute<br />
seine gebrochenen Knochen.<br />
Die erste Liebe<br />
Nach dem Krankenhaus ist seine<br />
nächste Station Emmaus – zum<br />
Glück. „Sonst würde ich jetzt nicht<br />
mehr leben – ich hätte mich versoffen.“<br />
Dazwischen stürzt Peter noch<br />
bei Arbeiten an einer Brücke aus 18<br />
Metern ins Wasser – und überlebt,<br />
diesmal ohne Intensivstation.<br />
Bei Emmaus entdeckt er seine „erste<br />
Liebe“ wie<strong>der</strong> – die Kochkunst.<br />
Heute kocht er in <strong>der</strong> Küche des Emmaus-Wohnheims<br />
Viehofen mit Leidenschaft<br />
und ist glücklich: „So gut<br />
wie jetzt, ist es mir schon lange nicht<br />
mehr gegangen!“ Ans Trinken denkt<br />
er nicht mehr. Peter weiß: Ohne die<br />
Zuwendung <strong>der</strong> Emmaus-MitarbeiterInnen<br />
würde die Welt heute an<strong>der</strong>s<br />
aussehen.<br />
Peter Schön ist ein Phänomen, ein<br />
„Stehaufmännchen“, das trotz dunkelster<br />
Momente im Leben sein Lachen<br />
und seine Fröhlichkeit nie verloren<br />
hat.<br />
Die wahren Wun<strong>der</strong> geschehen oft<br />
im Stillen…<br />
Christian Veith<br />
Mit-Mensch<br />
von Karl Rottenschlager<br />
Abschied<br />
in Würde<br />
In den europäischen<br />
Städten steigt die<br />
Zahl <strong>der</strong> „anonymen<br />
Begräbnisse“. In St.<br />
Pölten hat sich eine<br />
Initiativgruppe (Pfarrer<br />
Karl Höllerer und Emmaus-MitarbeiterInnen)<br />
daher ein Ziel gesetzt: Bei allen<br />
Begräbnissen sollen - auch wenn keine<br />
Angehörigen mitgehen - einige Menschen<br />
den Verstorbenen auf seinem letzten Weg<br />
begleiten. Es ist jedes Mal berührend,<br />
wenn – wie zuletzt beim Begräbnis von<br />
Herbert – Pfarrer Höllerer und eine kleine<br />
Schar von „Emmäusen“ (Gäste, Zivildiener,<br />
MitarbeiterInnen vom Haus Kalvarienberg)<br />
schweigend hinter dem Sarg bis<br />
zum Grab mitgehen, um dort für den Verstorbenen<br />
zu beten und Abschied zu nehmen.<br />
Bei Herbert fanden sich keine Angehörigen.<br />
Dennoch war es ein Abschied<br />
in Würde. Wohnheim-Mitarbeiter Franz<br />
Zöchling dankte Herbert am offenen Grab<br />
für seine Weggemeinschaft und würdigte<br />
dessen Mitarbeit und Hilfsbereitschaft<br />
bei Emmaus. Ein Zivildiener stellte eine<br />
große Blumenschale an das Grab. Den<br />
Abschluss bildete ein Gebet des Priesters<br />
und ein gemeinsames „Vater unser.“ Nach<br />
dem Begräbnis trafen sich - Teil <strong>der</strong> Trauerarbeit<br />
und eine alte Tradition - Gäste,<br />
Zivildiener und MitarbeiterInnen in einem<br />
Gasthaus zu einem bescheidenen Mahl.<br />
Auferstehung ist unser Glaube - das Wie<strong>der</strong>sehen<br />
unsere Hoffnung.<br />
Foto: Böswart