Das Magazin des Sports in Baden-Württemberg - Badischer ...
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6<br />
SPORTMEDIZIN<br />
„Wunder-Vitam<strong>in</strong>e“ kritisch sehen<br />
Interessantes Sportmediz<strong>in</strong>isches Symposium an der Universität tüb<strong>in</strong>gen, das<br />
gleichzeitig auch als LSV-tra<strong>in</strong>erfortbildung diente<br />
Wer nicht dabei war,<br />
der hat zweifellos etwas<br />
verpasst, denn das<br />
Sportmediz<strong>in</strong>ische Symposium<br />
„Gesund heitsmanagement und<br />
Dop<strong>in</strong>gprävention im Leistungssport“<br />
war nicht nur <strong>in</strong> Bezug auf<br />
die Namen der referenten hochkarätig<br />
besetzt. Es war auch <strong>in</strong>haltlich<br />
<strong>in</strong>teressant, nicht zuletzt<br />
auch für Nichtmediz<strong>in</strong>er. Und das<br />
s<strong>in</strong>d Lan<strong>des</strong>tra<strong>in</strong>er <strong>des</strong> LSV ja <strong>in</strong> aller<br />
regel, für die die Veranstaltung<br />
im rahmen der Neueröffnung der<br />
Abteilung Sportmediz<strong>in</strong> der Universitätskl<strong>in</strong>ik<br />
tüb<strong>in</strong>gen u.a. als<br />
Fortbildung diente.<br />
In se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>führung machte der<br />
LSV-Hauptgeschäftsführer Ulrich<br />
Derad e<strong>in</strong>mal mehr deutlich, dass<br />
der Lan<strong>des</strong>sportverband seit jeher<br />
e<strong>in</strong>e „Null-Toleranz-Politik“ gegenüber<br />
jeglichen Dop<strong>in</strong>g-Manipulationen<br />
verfolge. Durch Prof.<br />
Heiko Striegel, den Anti-Dop<strong>in</strong>g-<br />
Beauftragten <strong>des</strong> LSV, und <strong>des</strong>sen<br />
Aktivitäten, nicht zuletzt auch<br />
durch zahlreiche präventive Aus-<br />
und Fortbildungen, tue man alles,<br />
um sich gegen derartige Manipulationen<br />
zu wehren. „Dop<strong>in</strong>g<br />
berührt die Glaubwürdigkeit <strong>des</strong><br />
<strong>Sports</strong> und ist <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>ster Weise zu<br />
legitimieren“, so Derad gegenüber<br />
den Lan<strong>des</strong>tra<strong>in</strong>ern.<br />
Prof. Striegel <strong>in</strong>formierte sodann<br />
über aktuellste NADA- und WA-<br />
DA-Verbotslisten, verdeutlichte<br />
die Fallstricke, vor denen sich der<br />
Sportler und Tra<strong>in</strong>er zu schützen<br />
habe und nannte am Beispiel von<br />
Aspir<strong>in</strong> die Problematik, mit der e<strong>in</strong><br />
dieses Medikament E<strong>in</strong>nehmender<br />
sich ause<strong>in</strong>andersetzen müsse, um<br />
nicht gegen die vorhandenen Regularien<br />
zu verstoßen. Striegel erläuterte<br />
<strong>des</strong>weiteren, welche Datenbanken<br />
im Internet für jeden<br />
zugänglich zu benutzen seien, um<br />
selbst zu wissen, welches Medikament<br />
<strong>in</strong> welcher Zusammensetzung<br />
erlaubt oder nicht erlaubt sei.<br />
Prof. Tim Meyer aus Saarbrücken,<br />
u.a. Teamarzt der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft,referierte<br />
anschaulich zum Thema „Regeneration<br />
im Leistungssport“ und<br />
erläuterte an mehreren Beispielen,<br />
Der LSV-Anti-Dop<strong>in</strong>g-Beauftragte<br />
prof. Heiko Striegel<br />
referierte <strong>in</strong><br />
tüb<strong>in</strong>gen.<br />
Foto: Spägele<br />
Nahrungsergänzungsmittel<br />
und<br />
Vitam<strong>in</strong>pillen<br />
werden gegenüber<br />
e<strong>in</strong>er gesunden<br />
Ernährung<br />
oftmals überbewertet.<br />
Foto: adpic<br />
wie sog. Erholungseffekte – je nach<br />
Sportart – zum Teil zu völlig unterschiedlichen<br />
Ergebnissen führten.<br />
Anwendungen wie Kaltwasser,<br />
Massagen, Kompressionskleidung<br />
oder entzündungshemmende Mittel<br />
seien als e<strong>in</strong>zelne Parameter oft<br />
überbewertet und würden über<strong>in</strong>terpretiert.<br />
E<strong>in</strong>e Gesamterholtheit<br />
sei wichtig, <strong>in</strong>sbesondere natürlich<br />
genügend Schlaf.<br />
Weniger ist mehr<br />
<strong>Das</strong> Thema „Nahrungsergänzungsmittel“<br />
stand im Mittelpunkt der<br />
Ausführungen von Hans Braun<br />
von der Deutschen Sporthochschule<br />
<strong>in</strong> Köln. Er machte deutlich,<br />
dass es e<strong>in</strong> Irrglaube sei, Nahrungsergänzungsmittel<br />
seien e<strong>in</strong>e<br />
Möglichkeit, Topergebnisse zu<br />
liefern. Viele Deutsche, nicht zuletzt<br />
auch im Breitensport, griffen<br />
zu häufig zu Pillen, Kapseln<br />
und Dr<strong>in</strong>ks. Über 400 Substanzen,<br />
die Vitam<strong>in</strong>e, M<strong>in</strong>eralstoffe oder<br />
Pflanzenprodukte enthielten, würden<br />
<strong>in</strong>zwischen angeboten. Braun<br />
g<strong>in</strong>g so weit zu sagen, dass „Nahrungsergänzungsmittel<br />
vor allen<br />
D<strong>in</strong>gen von Jugendlichen nicht<br />
e<strong>in</strong>genommen werden sollten. Es<br />
gibt ke<strong>in</strong>en Beweis, dass normale,<br />
reale Lebensmittel schlechter s<strong>in</strong>d<br />
als Pulver“, so der Kölner Diplom-<br />
Ernährungswissenschaftler. E<strong>in</strong>e<br />
zu hohe Aufnahme von Vitam<strong>in</strong>en<br />
kann sich sogar negativ auswirken.<br />
Was Kraftsport anbetrifft, kann –<br />
bei Männern mehr als bei Frauen<br />
– e<strong>in</strong>e Ergänzung mit Prote<strong>in</strong>en<br />
s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>. Für Freizeitsportler<br />
sei dies aber unnötig. E<strong>in</strong> großes<br />
Problem stelle zudem die Verunre<strong>in</strong>igung<br />
von derartigen Produkten<br />
dar, was dann wieder, und so<br />
schloss sich der Kreis, bei Dop<strong>in</strong>gkontrollen<br />
zu Buche schlagen könne.<br />
Braun empfahl <strong>des</strong>wegen, sich<br />
beispielsweise unter www.koelnerliste.com<br />
gründlich zu <strong>in</strong>formieren<br />
bzw. Mediz<strong>in</strong>er vor E<strong>in</strong>nahme derartiger<br />
Nahrungsergänzungsmittel<br />
zu kontaktieren.<br />
Joachim Spägele<br />
Sport <strong>in</strong> BW 12 | 2012